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IN COMMEMORi\TlON OF XHE VISIT OF
HIS ROYÄl> HIGHNESS
PRINCE HENRY OF PRUSSIA
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ON BF HALF OF HIS MAJESTV
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THE GERMAN EMPEROR
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URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUR GESCHICHTE '
DES
KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBURG.
AUF YERMLASSUNG SEINER KÖNIGLICHEN HOHEIT DES
KRONPEINZEN VON PREUSSEN.
ELFTER BAND.
BERLIN.
DRÜCK UND VERLAG VON GEORÖ REIMER.
1887.
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URKUNDEN UND ACTENSTCCKE
ZUR GESCHICHTE DES
KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBURG.
POLITISCHE VEEHANÜLÜNGEN.
SIEBENTER BAND.
HERAUSGEGEBEN
TOW
D«- FERDINAND HIRSCH.
PROFESSOR AM KÖNIOSTiDTISCHBM RBALQTMNASiaM ZU BERLIN.
BERLIN.
DRÜCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
1887.
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y-ei^ ^/<^c> //
HARVAi^D COll.pnf LIBRARY
JAN 6- 1905
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Vorwort.
JNachdem der Vater des Unterzeichneten, Professor Dr.
Theodor Hirsch im Jahre 1879 den neunten Band der
„Urkunden und Aktenstücke" vollendet, hatte er sogleich die
Bearbeitung des nächsten Bandes in Angriff genommen, bis zu
Anfang 1881 hatte er einen grossen Theil der betreflfenden
Akten des Berliner Geh. Staatsarchivs durchgearbeitet und er
war eben im Begriflf, die eigentliche Ausarbeitung zu beginnen,
als er durch einten plötzlichen Tod am 17. Februar dieses
Jahres dahingerafft wurde. Die Kommission für die Heraus-
gabe der „Urkunden und Aktenstücke" richtete darauf an den
Unterzeichneten die Anfrage, ob er es unternehmen wollte,
das von dem Verewigten hinterlassene Werk zu vollenden,
und derselbe trug um so weniger Bedenken, diesem ehren-
vollen Rufe Folge zu leisten, als er einerseits dadurch eine
Pflicht der Pietät erfüllen zu können meinte, andererseits
glaubte^ bei seiner Bekanntschaft mit der Handschrift und der
ganzen Arbeitsweise des Verstorbenen leichter als andere im
Stande zu sein, das von demselben hinterlassene Material zu
verwerthen und das Werk in dem Sinne und nach den Ab-
sichten desselben zu Ende zu führen. Freilich erwies sich,
als er an diese Arbeit ging, dieselbe als weit schwieriger und
langwieriger, als er ursprünglich geglaubt hatte. Nicht nur
dasB er sich zunächst durch die nöthigen Vorstudien in dieses
ihm bisher fremde Gebiet einarbeiten musste, vor allem zeigte
sich das von dem Verewigten hinterlassene handschriftliche
Material in einem weit unfertigeren Zustande, als es anfänglich
den Anschein gehabt hatte. Nur für einen Abschnitt, den jet-
zigen dritten dieses Bandes, war das urkundliche Material schon
einigermassen für den Druck vorbereitet und fanden sich auch
einige Vorarbeiten für die Einleitung und die Anmerkungen, im
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VI Vorwort.
übrigen lag allerdings eine grosse Fülle von Elxcerpten aus den
Akten nicht nur für diesen, sondern auch schon für den nächsten
Band vor, dieselben aber waren noch in einem so unfertigen
Zustande, dass gewiss der Verfasser selbst vor der Herausgabe
die Akten selbst noch einmal würde zur Hand genommen
haben, und der Herausgeber jedenfalls sich genöthigt sah, fast
durchweg, namentlich wo es sich um wörtliche Wiedergabe
des Textes handelte, auf diese zurückzugehen. Ausserdem
fand derselbe bei näherer Nachforschung in dem Berliner
Geh. Staatsarchive, dass dort noch eine Menge werthvoUer,
von dem- Verewigten noch garnicht benutzter Akten vorhanden
waren, und überzeugte sich, dass auch aus einigen Provinzial-
archiven Beiträge zur Ergänzung heranzuziehen seien, und er
hat so noch ein bedeutendes weiteres Material zusammen-
gebracht. Um dasselbe verwerthen zu können , hat er sich
dann veranlasst gesehen, den Plan der Arbeit theilweise zu
verändern. Nach der in der Vorrede zum neunten Bande
enthaltenen Ankündigung hatte der Verewigte beabsichtigt,
in diesem neuen Bande zunächst den Einiluss Brandenburgs
auf die deutschen Reichsangelegenheiten während der Jahre
1660—1666, bis zum clevischen Frieden und der Huldigung
Magdeburgs, und dann den Antheil des Kurfürsten an den
polnischen Wirren bis zur Abdankung des Königs Johann
Kasimir und zur Wahl König Michaels (1664 — 1669) dar-
zulegen, jenen ersten Hauptabschnitt hat er, wie es scheint,
in folgende Unterabtheilungen sondern wollen: 1) die Be-
lehnung des Kurfürsten, 2) der Türkenkrieg, 3) die Erfurter
Händel, 4) Brandenburg und die Rheinische Allianz, 5) der
Münstersche Krieg, 6) die Unterwerfung von Magdeburg.
Der Herausgeber hat nun geglaubt, um die Einwirkung des
brandenburgischen Kurfürsten auf die deutschen Ileichsan-
gelegenheiten während jener Jahre in ihrem vollen Umfange
vor Augen treten zu lassen, weiter ausgreifen und auch noch
einige andere Ereignisse und Händel, an denen derselbe mit-
betheiligt gewesen ist, berücksichtigen zu müssen, er hat so
gleich zu Anfang zwei neue Abschnitte über die in den ersten
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Vorwort. VII
Jahren nach dem Olivaer Frieden geführten Verhandlungen
wegen der Garantie des Friedens, der Verlegung des Deputations-
tages und der Berufung des Reichstages und über die 1661
mit dem Kurfürsten von der Pfalz gefllhrten AUianzverhand-
ioDgen und das weitere Verhältnis des brandenburgischen
Kurfürsten zu demselben vorangestellt, dann nachher die Ab-
schnitte 9 und 10, in denen der AntheiL welchen derselbe an
dem lüneburgischen Erbfolgestreite und an dem Wildfangsstreite
(1665) genommen hat, dargelegt wird, eingeschoben, vor allem
aber in Abschnitt 4 die Rolle, welche der Kurfürst auf dem
zu Anfang des Jahres 1663 in Regensburg eröffneten Reichs-
tage während der beiden ersten Jahre des Bestehens desselben
gespielt hat, zu veranschaulichen gesucht, endlich noch in
den Abschnitten 10 und 12 die seit 1663 beginnenden Ver-
handlungen mit dem Pfalzgrafen von Neuburg und den im
Jahre 1666 mit demselben getroffenen Ausgleich, welcher
Gegenstand, wie es scheint, erst in dem nächsten Bande hatte
behandelt werden sollen, sowohl um des chronologischen als
auch sachlichen Zusammenhanges willen hier mitaufgenommen.
Da so die für die deutschen Angelegenheiten urspiilnglich fest-
gesetzten Grenzen bedeutend erweitert worden sind und ein viel
reichlicheres Material hat bewältigt werden müssen, so ist es
nicht möglich gewesen, auch noch die polnischen Angelegen-
heiten in diesem Bande zu behandeln, sondern haben dieselben
für den folgenden aufgespart werden müssen. Das gleiche ist
mit den auf die Unterwerfung Magdeburgs bezüglichen Akten
geschehen, welche nebst den auf die bremisch -schwedischen
Händel und den Abschluss der Quadrupelallianz sowie auf
die Reichstagsverhandlungen der Jahre 1665 und 1666 bezüg-
lichen Materialien jenen nächsten Band eröffnen sollen.
Unter den Materialien des hiesigen K. Geh. Staatsarchivs,
dem natürlich der grösste Theil der nachstehend publicierten
Aktenstücke entnommen ist, verdient eine Quelle hervorgehoben
zu werden, welche erst seit dem Ende des nordischen Krieges
zu fliessen beginnt und welche für diesen Band zum ersten
Male verwerthet worden ist, nämlich die Geheimenraths-Proto-
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VIII Vorwort.
kolle. Allerdings sind dieselben keineswegs so sorgföltig
und ausführlich abgefasst, als man wünschen möchte, meist
stehen nur ganz kurz die Gegenstände, welche zur Sprache
gebracht worden sind, und die betreflfenden Resolutionen sowie
die Namen derjenigen Mitglieder des Geheimen Rathes, wel-
chen die weitere Erledigung der Sache übertragen wurde,
verzeichnet, aber ausnahmsweise sind doch auch ausführlichere
Aufzeichnungen vorhanden, in denen über die gepflogenen
Berathungen Bericht erstattet wird, und es haben hier nament-
lich in den letzten Abschnitten eine Anzahl solcher Protokolle
veröffentlicht werden können, welche tiefere Einblicke in den
Gang der brandenburgischen Politik gestatten, welche die
Motive der gefassten Beschlüsse kennen lehren und zugleich
zeigen, einen wie thätigen und entscheidenden Antheil der
Kurfürst selbst an diesen 'Berathungen genommen hat.
Auch die Benutzung des hiesigen K. Hausarchivs ist
dem Herausgeber gestattet gewesen, demselben ist die Mehr-
zahl der in dem dritten Abschnitte über die Belehnung des
Kurfürsten mitgetheilten Aktenstücke entnommen. Von den
Provinzialarchiven hat das K. Geh. Staatsarchiv in Hannover
eine ganze Reihe von Materialien für die Abschnitte 1, 9 und
11 geliefert, welche in sehr erwünschter Weise die hier be-
findlichen Materialien ergänzen, auch dem K. Geh. Staats-
archiv in Münster sind einige Beiträge zu Abschnitt 11 ent-
nommen, während die auch in dem K. Geh. Staatsarchiv zu
Düsseldorf angestellten Nachforschungen leider zu dem Er-
gebnis geführt haben, dass von dort für die hier behandelten
Gegenstände so gut wie garkeine Ausbeute zu gewinnen
ist. Der Herausgeber benutzt diese Gelegenheit, um den Vor-
stehern und Beamten jener Archive, namentlich den Herren
Geh. Staatsarchivar Dr. Bai Heu und Geh. Archivsecretär Dr.
Meinardus hierselbst und Geh. Staatsarchivar Dr. Ja nicke
in Hannover für die freundliche Hülfe und Förderung, welche
sie seinen Arbeiten haben zu Theil werden lassen, seinen
wärmsten und verbindlichsten Dank auszusprechen.
Berlin, im März 1887. Ferdinand Hirsch.
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Inhalt.
Seit«
Vorwort V
Inhalt IX
1. Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens,
der Verlegung des Deputationstages und der Be-
rufung des Reichstages. 1660 — 1662.
Einleitung 3
Acten 15
2. Die Allianz mit Kur-Pfalz. 1661.
Einleitung 63
Acten 78
3. Die Belehnung des Kurfürsten durch den Kaiser
und die Verhandlungen über die schwedische Be-
lehnung. 1661.
Einleitung 95
Acten 103
4. Der Anfang des Regensburger Reichstages. 1662
—1664.
Einleitung 149
Acten 159
Anhang. Die Obersächsischen Kreistage zu Leipzig (October 1 663
und Juni 1664} und die Zusammenkünfte der Kurfürsten von
Sachsen und Brandenburg zu Torgau und Berlin (December
1663 und Mai 1664) 258
5. Der Türkenkrieg. 1663—1664.
Einleitung 285
Acten 294
6. Die Erfurter Händel. 1663—1665.
Einleitung 351
Acten 360
Anhang. Der Obersächsische Kreistag zu Leipzig. Februar 1665 425
Mater, t. GMch. d. 0 KurfOraten. XI. * t
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X Inhalt.
Seite
7. Brandenburg und die Rheinische Allianz. 1663 —
1668.
Einleitung 437
Acten 442
8. Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Vertrage
zu Dorsten. 1663—1665.
Einleitung 485
Acten 495
9. Der bra un seh weig-lüneburgi sehe Erbfolgestreit.
1665.
Einleitung • 559
Acten • 563
10. Der kurpfälzische Wildfangsstreit. 1665—1666.
Einleitung 589
Acten 595
11. Der Mönst ersehe Krieg. 1665 — 1666.
Einleitung 615
Acten 623
12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg. 1666.
Einleitung 731
Acten 739
Personenverzeichnis 778
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Abschnitt 1.
Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens, der
Verlegung des Deputationstages und der Berufung
des Reichstages.
1660 — 1662.
Mat«r. s. Qctcb. d. Q. Knrfunten. ZI.
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Einleitung.
Die nnsichere und gefahrvolle Lage, in welche sich der Earfürst
Friedrich Wilhelm nach dem Olivaer Frieden versetzt sah, die Besorg-
nisse namentlich vor Schweden, welches nicht nnr in Polen gegen ihn intri-
gnierte, um ihn die Früchte des Friedens nicht gemessen zu lassen^ sondern
sogar, nach den drohenden Aenssernngen einiger seiner einflnssreichsten
Staatsmänner zn schliessen, bereit schien^ mit seiner auch nach dem Frie*
den kriegsbereit behaltenen Armee bei nächster Gelegenheit über ihn her-
zafallen, veranlassten den Kurfürsten, welcher nnr an Oesterreich einen
keineswegs durchaus zuverlässigen Bundesgenossen hatte, und der bei dem
erschöpften Zustande seiner Lande sich genöthigt gesehen hatte, seine
Armee auf ein sehr bescheidenes Minimum zu reducieren, i) Sicherung auf
anderer Seite, bei seinen norddeutschen Nachbaren zu suchen. Die An-
knüpfung dazu boten ihm Anerbietungen, welche ihm von ebendorther
während des letzten Krieges gemacht worden waren.
Der Kurfürst hatte es nicht verhindern können, dass während jenes
Krieges im Jahre 1658 die Kurfürsten von Mainz und Cöln, der Pfalz-
graf von Neuburg, die braunschweigischen Herzoge und der Landgraf von
Hessen- Cassel mit Frankreich und Schweden jene Allianz abschlössen, deren
Spitze ebensowohl gegen ihn wie gegen Oesterreich gerichtet war. Doch
hegte ausser dem Neuburger keiner von diesen deutschen Fürsten wirklich
feindselige Absichten gegen ihn, am wenigsten die braunschweigischen
Herzoge, auf deren Betreiben er früher zur Theilnahme an jenem Bünd-
nis aufgefordert und zu den Verhandlungen über dasselbe hinzugezogen
worden war, welche dann nur sehr ungern dasselbe ohne ihn abgeschlossen
hatten, welche auch nachher sehr wenig Lust zeigten, sich zu kriegerischen
Schritten gegen ihn treiben zu lassen, vielmehr fortgesetzt in Unterhand-
lungen mit ihm blieben. Als im Jahre 1659 ') durch den Einbruch des Knr-
0 S. F. Hirsch, Die Armee des Grossen Kurfürsten und ihre Unterhaltang
während der Jahre 1660-1666 (Historische Zeitschr. N. F. XVII 8. 232 ff.).
^ Vgl, für das Folgende Köcher, Geschichte von Hannover und Braun -
schweig I 8. 283ff.
1*
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4 1. VerhandlangeD wegen der Garantie des Friedens etc.
fürsten nod seiner Verbündeten in Vorpommern der Eriegsschanplatz anch
in das Reichsgebiet verlegt war^ anch die schwedischen Besitzungen im
niedersächsischen Kreise bedroht schienen und Schweden sowohl die Ereis-
hülfe als auch, von Frankreich onterstiitzt, anf Grund der Rheinischen
Allianz, in welcher der Schutz dieser' Mstteren Gebiete ausdrücklich zuge-
sagt worden war, die Hülfe der Allitet:ten in Anspruch nahm, versuchten
die braunschweigischen Fürsten eine Vermittlerrolle zu spielen nnd durch
Herstellung des Friedens oder wenigstens durch Neutralisierung der beider-
seitigen, sowohl der schwedischen Besitzungen als auch derjenigen des Kur-
fürsten im niedersächsischen und westfälischen Kreise, die Kriegsgefahr von
Deutschland und die drohende Einmischung Frankreichs fern zu halten.
Daranf fnssend, dass der Kurfürst selbst ihnen versichert hatte, ^) dass er
und seine Bundesgenossen nur um einen sicheren Frieden zu erlangen Pom-
mern angegriffen hätten, dass er bereit sei, seine dortigen Eroberungen
wieder herauszugeben, und dass er und die Seinigen keine Feindseligkeiten
jenseits der Elbe gegen die schwedischen Besitzungen vornehmen wollten,
wenn die Herzoge sich verpflichteten, keine Angriffe der Schweden gegen
seine dortigen Besitzungen zu dnlden, beschlossen sie Ende September 1659
die Absendung einer Gesandtschaft an den Knrfürsten, welche >) unter Hin-
weis auf die drohende Einmischung Frankreichs, welche auch diejenige
Spaniens nach sich ziehen werde, denselben dazu bewegen sollte zu be-
wirken, dass nicht nur der niedersächsische und westfälische Kreis von
seinen und seiner Bundesgenossen Truppen nicht betreten und die dortigen
schwedischen Besitzungen nicht angegriffen würden, sondern auch dass den
Feindseligkeiten in Pommern ein Ende gemacht und, wenn ein allgemeiner
Friede nicht so bald zu erreichen sei, der Krieg ausserhalb des Reichs-
gebietes geführt werde, wogegen sie sich erboten im Verein mit ihren
Bundesgenossen dahin zu wirken, dass auch die dem Knrfürsten in jenen
beiden Kreisen gehörigen Gebiete von den Schweden nicht angegriffen
würden. Ausserdem gab Herzog Christian Ludwig von Celle seinem
Gesandten noch den besonderen Auftrag, dem Kurfürsten den Eintritt in
die Rheinische Allianz anzuempfehlen. Die Gesandtschaft traf erst am
16. November in dem damaligen Hauptquartiere des Kurfürsten, Barth in
Pommern ein. Das Resultat der dort an den drei folgenden Tagen ge-
führten Verhandinngen') entsprach nur theilweise den Wünschen der braun-
schweigischen Fürsten. Allerdings erklärte sich der Kurfürst bereit, seine
1) Ef. an die braanschw. Herzoge d. Feldlager bei Gesthoff 12./22. August
1659 (8. Pufendorf VIU §27 S. 484. Kocher I S. 284). Relation des vom
Kf. an die Herzoge abgesandten Generals v. Kannenberg d. Minden 30. Sep-
tember 1659.
2} Instruktion für die Gesandten (Freudemann, v. Hardenberg und
V. Kram) d. 12./22. September 1659 (Hannov. A.), theilweise abgedruckt bei
Köcher I S. 651.
>} Protokoll über die Gonferenzen zu Barth 7./17.— 9./19. November 1659
(Berliner n. Hannov. A.) s. Pufendorf VHI §27 S. 484f., Kocher I ä.286f.
^
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BinleitoDg. 5
frühere Zusage, die Elbe sollte nicht überschritten werden, za erneuern, falls
auch von schwedischer Seite nichts gegen seine jenseits derselben gelege-
nen Lande nnternommen werde, und versicherte ferner seine eigene Be-
reitwilligkeit zum Frieden, mass aber die Schuld daran, dass es noch nicht
zu einem solchen gekommen sei, den Schweden bei und verlangte, die Braun-
schweiger und ihre Bundesgenossen sollten auf diese dahin einwirken, dass
sie von ihren ehrgeizigen Absiebten auf Preussen und Dänemark abstehen
und so das Zustandekommen des Friedens ermöglichen möchten, ferner
sollten sie bei Frankreich remonstrieren, dass dieses sich Schwedens nicht
anders als durch Yermittelung des Friedens annehme. Den Beitritt zur
Rheinischen Allianz, welcher ihm als das beste Mittel zu seiner eigenen
Sicherung und derjenigen der beiden Reichskreise vorgeschlagen wurde, wies
er zwar nicht unbedingt zurück, er Hess aber durch seine BcTollmächtig-
ten erklären und wiederholte nachher bei der Abschiedsaudienz selbst, er
könne sich darüber noch nicht kategorisch erklären, er müsse vor allem
erst Sicherheit darüber erhalten ^ ob Frankreich und Schweden in seine
Aufnahme in die Allianz jetzt während des Krieges einwilligten, er müsse
femer erst genauer den Inhalt des AUianzvertrages kennen lernen und er
müsse der Zustimmung seiner Bundesgenossen, des Kaisers und des Königs
von Dänemark versichert sein. Es wurde daher verabredet, später auf
einer neuen Zusammenkunft weiter darüber zu verhandeln.
Der Kurfürst hat dem Kaiser sogleich von diesen Verhandlungen,
den Anträgen der Braunschweiger und seiner darauf ertheilten Antwort
Nachricht gegeben i), er rieth demselben, die braunschweigischen Fürsten,
die ihn selbst darum gebeten hätten, sie dem Kaiser zu empfehlen, auf
jede Weise an sich zu ziehen, und empfahl ferner^), da Frankreich und
Schweden durch ihren Eintritt in die Rheinische Allianz hauptsächlich zu
beabsichtigen -schienen, die anderen Alliierten immer mehr an sich zu fesseln
und von allem, was bei denselben vorginge, Kunde zu erhalten, man sollte
auch ihrerseits es ähnlich machen, sich zu* dem begehrten Eintritt in die
Allianz nicht abgeneigt erklären und weitere Verbandlungen darüber in
Aussicht stellen, um auf diese Weise genaueres über die eigentliche Be-
schaffenheit dieser Allianz und über die Absichten ihrer Theilnehmer zu
^) Kf. an Kaiser Leopold d. Hauptquartier Grimmen 14./24. November 1659.
*) «Worbey ich dan zu E. Kais. M. — ürtheil — stelle, dass alldieweil die
anBwertigen GroDeo mit ihrer Eintretang in diese alliance scheinen za erkennen
za geben, dass ihnen hiernuter es nicht so gross umb Erlangung einer Hülffe
TOD den AUiirten, sondern darumb vornehmst zu thun, wie man solche Alliirte
mehr nnd mehr an sich zu ziehen und iederzeit von demjenigen, was bey ihnen
▼ergehet, Wissenschaft zu tragen vermochte, ob nicht £. Kais. M. gut befinden
würden, dass man diesseits ein gleichmässiges beliebte und zu der begehrten
Biotretong (wan man sonsten nach geschehener Communication die instrumenta
foederis nicht bedenklich fände), sich nicht eben abgeneigt zu seyn erklärte,
soodern alles zu ferner und weiterem Vernehmen, als wodurch mnn der Sachen
eigentlichere Bewantnusse etwan mehr penetriren konnte, ausstellen thäte.'
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6 1. yerhandlüDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
erfahren. Allein der Kaiser wies in seiner Antwort diesen Yorsehlag durch-
aus zurück. Er erklärte ^), die Absicht Frankreichs nnd Schwedens bei der
Rheinischen Allianz sei nur, Zwietracht unter den Reichsfiirsten zu stiften
und dadurch ihre eigenen Pläne zu erreichen. Wenn der Kurfürst sich zum
Eintritt in dieselbe und er, der Kaiser zur Billigung dessen geneigt zeigen
sollten, so würde dieses nur zur Folge haben, dass auch die bisher ihnen
günstig gesinnten Reichsstände ihnen entfremdet würden, da sie dadurch
den Anschein erwecken würden, als wenn sie die Absichten und Mass-
nahmen der Alliierten billigten, ihr eigenes bisheriges Verfahren aber für
unrecht erklärten. Der Kurfürst möchte vielmehr versuchen, die Braun-
schweiger ganz auf ihre Seite hinüberzuziehen und zum Beitritt zu der
zwischen ihnen beiden abgeschlossenen Allianz zu bewegen.
Der Kurfürst hat einen solchen Versuch, von dessen Aussichtslosigkeit
er von vornherein überzeugt gewesen sein wird, nicht gemacht, sondern er
hat auf jene andere Weise, welche er trotz der von dem Kaiser geltend
gemachten Gegengründe für die zweckmässigere gehalten hat, die Verhand-
inngen mit den Brannschweigern fortgesetzt, und diese sind bereitwillig
darauf eingegangen, da auch sie an der Hoffnung festhielten, auf dem von
ihnen eingeschlagenen Wege die Neutralisierung Norddentschlands zu er-
reichen, nnd in diesen Bemühungen fortfuhren, obgleich inzwischen, seit
Ende December 1669, die Friedensverhandlungen zwischen den kriegfüh-
renden Parteien zu Oliva begonnen hatten. Anfang Februar 1660 con-
ferierten die braunschwejgischen Minister v. Heimburg, Langenbeck,
V. Hardenberg und v. Bülow mit den Abgesandten des Kurfürsten,
V. Canstein und Reinhardt zu Tangermünde') und beantragten
0 Kaiser Leopold an Kf. d. Wien 31. December 1659: »da ist unschwer
zu erachten und liegt naoroehr meoniglichen vor Augen, wer nur die Schwedische
actiooes etwas genauer auf die Wag leget, wohin an Seiten der benachharten
Cronen das Absehen bey diesem Allianzwesen gerichtet, dass sie nämlich die
Stände von einander halten und dadnrch ihre Intention behaupten möchten. Ob
nun durch meine Approbation oder E. Ld. wirklichen Beitritt zu einer solchen
Allianz, die unserer, der Gonfoderirten gesambten Interesse garnit vertraglich
ist, der von E. Ld. wohlmeinend intendirte Zweck erhebt werden könnte, und ob
die gesambte übrige Chur-, Fürsten und Stande, die solche auch ihres Orts dem
alten lohl. teotschen Herkommen bis dato anderergestalt nicht als höchst nach-
theilig und verkleinerlich geachtet, ürsuch und Anlass nehmen wurden, sich auf
unsere Seiten zu begeben, wan sie boren — sollten, dass E. Ld. sich auch darzn
verstanden und ich dieselbe meines Orts nit weniger approbirt hätte, darüber
muBS ich bekennen, dass mir in fernerer üeberlegung der Sachen fast andere
und zwar diese Gedanken zu Gemüth gehen, dass fortan kein einiger Stand des
Reichs sich unserer Intention bequemen, sondern wir selbst auch die an selten
der Alliirten geführte consilia dadurch accreditiren, uns aber in uuseren eigenen
actionibus glelchsamb Unrecht geben würden" (s. Pufendorf VIII §27 S.48Ö.).
^ Kf. an Kaiser Leopold, Bericht über die Verhandlungen zu Tanger-
munde d. Göln a. Sp. 7./17. Februar 1660 (Londorp VIII S. 688) , s. Köcher I
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EioleitUDg. 7
wiederam NentriUisiening der Bremisch -YerdischeD and anderntheils der
Halberst&dtischen , Mindeoschen und Cleviscben Lande, ferner EiDstellüng
der Feindseligkeiten in Pommern , wogegen Schweden unter französischer
Garantie sich verpflichten sollte, von dort ans nichts gegen den Kurfürsten
nnd dessen Bundesgenossen zu unternehmen, allein da sie keine sicheren
Beweise weder dafür vorbringen konnten, dass Schweden noch auch dass
Frankreich diesen Vorschlägen wirklich zustimmten, so lehnten es auch die
Brandenburger ab, eine bestimmte Erkl&rnng darauf abzugeben und sagten
nur zu, dass der Kurfürst dem Kaiser und seinen anderen Bundesgenossen
diese Vorschläge mittheilen und deren Meinung vernehmen wollte. Ebenso
fruchtlos endeten die Conferenzen, welche der von dem Kurfürsten nach
Braunschweig geschickte v. Canstein dort Ende März mit den
Ministern der drei braunsohweigischen Herzoge abhielt, i) da die letzteren
auch hier keine festen Zusicherungen geben, sondern nur die* Hoffnung aus-
sprechen konnten, dass Fraukreich und die Kheinischen Alliierten die Garan-
tie für die Aufrechthaltung des Friedenszustandes in Norddeutschland über-
nehmen würden.') Trotzdem gaben die BranuRchweiger diese Versuche
nicht auf, vielmehr, jedenfalls noch ohne Kenntnis von dem schnellen und
einstigen Verlauf der Olivaer Friedensverhandlungen und in der Besorg-
nis, dass Frankreich seine Drohung, wenn nicht bis zum Februar der Frie-
den zustande gekommen sei, die Schweden in dem Westfälischen Frieden
zugesagte Garantie seiner Reichslande zu leisten, wirklich wahr machen
nnd Truppen in Deutschland einrücken lassen werde, gewannen sie*) auch
den Kurfürsten von Cöln und die Landgrafen von Hessen-Cassel und
Darmstadt zor Absendung einer gemeinsamen Gesandtschaft an den Kur-
fürsten, welche diesen dazu bestimmen sollte, die Einstellung der Feind-
seligkeiten in Pommern und die Räumung der dort von den Verbündeten
eingenommenen Plätze zu bewirken, wogegen jene Fürsten sich verpflichten
wollten, im Verein mit den übrigen Mitgliedern der Rheinischen Allianz
von Schweden die Zusicherung zu erwirken, dass dasselbe die im Reiche
gelegenen Lande des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen nicht angrei-
fen wolle, und für die Erfüllung dieser beiderseitigen Verpflichtungen die
S. 285. Der Kaiser antwortet darauf znstimmeDd (d. Wien 3. März 1660), so
lange man nicht wisse, wie sich Frankreich und Schweden za diesen Vorschlä-
gen verhielten, könne man sich aach ihrerseits darüber nicht erklären.
0 8. Kocher I, 8.288.
*) Nachträglich schreiben die braanschweigischen Bevollmächtigten an Gan-
stein (d. Peina 10./ 20. März 1660): » Demselben geben wir hiermit — zu ver-
stehen, dass die Garantie und Yersichernng der Gron Frankreich und der Al-
liirten gegen Einstellung der Hostilitäten und Restitution der Plätze in Pom-
mern verhoffentlich erfolgen und daran kein Mangel erscheinen durfte, massen
man deshalber gehöriger Oerter behnffige Erinnerung gethan und guten Effect
versparet. "
^ üeber diese Ende Februar and März gepflogeoen Vorverhandlungen s.
Kocher I 8. 288 f.
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8 1. VerhftndlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
Garantie za übernehmen. Als die Oesandten Anfang Mai 1660 in Berlin
ankamen, stand der Abschlnss der Friedensverhandlnngen in Oliva schon
nnmittelbar bevor. Sie trugen trotzdem ihr Anbringen vor, doch mit der
den veränderten Gonjnnctnren entsprechenden Yerändernng, dass sie von
dem Kurfürsten forderten, er solle ohne Rücksicht auf den Ausgang die«
ser Friedensverhandlungen, auch für den Fall, dass sich diese selbst oder
die Ezecution des Friedens hinziehen oder Schwierigkeiten finden sollte,
sich zur Einstellung der Feindseligkeiten in Pommern und zur Räumung
des schwedischen Gebietes verpflichten, wogegen sie die Garantie ihrer
Fürsten und der Bundesgenossen derselben dafür, dass auch Schweden sich
aller Feindseligkeiten im Reiche enthalte, anboten.
Die Akten über die mit dieser Gesandtschaft gepflogenen Verhandlun-
gen bilden den Anfang der in diesem ersten Abschnitte zusammengestellten
Dokumente. 0*l>wohl diese Yerhandlnngen nicht zu dem gewünschten Er*
gebnis führten, da der Kurfürst sich zwar bereit erklärte, die Forderungen
jener Fürsten zu erfüllen und die von ihnen angebotene Garantie anzu-
nehmen, aber eine genauere Präcisierung derselben, welche ihm Sicherung
auch gegen etwaige spätere feindliche Schritte Schwedens gewährte, und Auf-
nahme auch seiner preussischen Lande in dieselbe forderte, und sich wie-
derum für verpflichtet erklärte, zunächst die Zustimmung des Kaisers ein-
zuholen, die Gesandten sich aber dahin nicht für instruiert erklärten und
man so nur verabreden konnte, dass die Angelegenheit demnächst auf
einer neuen Zusammenkunft weiter verhandelt werden sollte, sind dieselben
doch dadurch von Wichtigkeit geworden, dass sie dem Kurfürsten die Hand-
habe boten, um weitere Anknüpfungen mit jenen Fürsten zu versuchen.
Während nämlich die brannschweigischen Fürsten und deren Genossen,
nachdem der Friede abgeschlossen, in Ausführung desselben Schwedisch-
Pommern von den Truppen des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen
wirklich geräumt und so die Gefahr, welche sie durch die Unterhandlungen
mit dem Kurfürsten hatteu abwenden wollen, beseitigt war, jene Unterhand-
lungen nicht weiter fortgesetzt haben, hat der Kurfürst, welcher, wie oben
angeführt, auch nach dem Frieden sich von Schweden bedroht sah, die-
selben wieder aufgenommen, und indem er sich bemühte, von jenen Fürsten
eine vertragsmässige Zusicherung jener ihm früher angebote-
nen Garantie zu erlangen, an denselben eine Stütze zu gewinnen ver-
sucht *). Die im Folgenden mitgetheilten weiteren Aktenstücke veranschau-
lichen diese bis gegen Ende des Jahres 1661 fortgesetzten Bemühungen
des Kurfürsten. *) Sie zeigen, wie derselbe, nachdem eine erste briefliche
0 In dem Oeheimenrathsprotokolle vom 25. September/5. Oetober 1660 wird be-
merkt: .Herr Oberpräsident vorgetragen, weil man soviel Nachricht hat, dass die
Schweden so stark armiren nnd nichts abdanken, ob S. Ghorf. D. jemand wegen
der Oarantie an die Alliirten Fürsten sobicken wollten, 2) weil S. Ghnrf. D.
wegen Prenssen nicht garantirt, wie es zu soeben."
^ Dropsen, Gesch. der Frenssiscben Politik III 3 (2. Aafl.) S. lOf. a. 573
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EiDleitnog. 9
Anfrage an jene FtirBten, ob nicht die verabredete ^leitere Zusammenkooft
ßtattfioden solle, frachtlos geblieben, bei der Zasammenkunft mit seinem Schwa-
ger, dem Landgrafen Wilhelm yod Hessen-Cassel auf dem Sparen-
berg (20. nnd 21. December 1660) anf diesen dahin einzuwirken sacht, dass
die y erhandlangen wegen der Garantie fortgesetzt werden, wie er dann
die arsprünglich durch andere Ursachen, den zwischen Earpfalz and
Kare öl n aasgebrochenen Streit and die heraufziehende Türkengefahr ver-
anlasste Sendang Portmanns an den Kurfürsten von Cöln (Janaar 1661)
dazu benutzt, um auch bei jenem die frühere Zusage in Erinnerung zu
bringen, wie er darauf bei der auf Anregung jenes Kurfürsten (Juni 1661)
zu Cöln abgehaltenen Zusammenkunft seiner Bevollmächtigten mit denje-
nigen von Kurcöln, der braunschweigischeo Herzöge und des Landgrafen
von Hessen-Cassel darauf dringen lässt, dass jene ihm von diesen Fürsten
angebotene Garantie wirklich geleistet werde, wie aber diese Versuche ver-
geblich sind, vielmehr, wie schon auf dem Sparenberg der Landgraf ihn
gemahnt hatte, ^mehr auf die Rheinische Allianz zu reflectiren^, so jetzt alle
jene Fürsten ihn zum Eintritt in diese Allianz zu bewegen suchen nnd wie
dann Herzog Christian Ludwig von Gelle Ende 1661 bei Gelegenheit
der Sendung v. Gladebecks nach Berlin diese Mahnung in der eindring-
lichsten Weise wiederholen lässt. Wir wissen von anderer Seite her, dass
der Erfüllung jener Wünsche des Kurfürsten inbetreff der Garantie auch
Frankreich entgegengearbeitet hat, dass König Ludwig XIY*), noch be-
sonders aufgereizt durch den Pfalzgrafeu von Neu bürg, welcher ihm seine
Befürchtung mitgetheilt hatte, Kurcöln und Hessen-Cassel würden bei der
Rheinischen Allianz die Bewilligung der von dem Kurfürsten verlangten
Garantie des Friedens und dessen Eintritt in die Allianz durchsetzen, sei-
nen Gesandten in Frankfurt angewiesen hat, das erstere nicht zuzulassen,
während er den Eintritt des Kurfürsten in die Rheinische Allianz als Mittel,
um denselben von der Verbindung mit Oesterreich abzuziehen, schon da-
mals befürwortet hat. Der Kurfürst seinerseits hat diesen Anträgen gegen-
über dasselbe Verfahren eingehalten, welches er früher dem Kaiser, als er
diesem von jener Aufforderung der braunschweigischen ITürsten zum Ein-
tritt in die Rheinische Allianz Nachricht gab, als empfehlenswerth bezeich-
net hatte*) und von welchem er sich auch durch dessen Widerspruch da-
gegen nicht hat abbringen lassen: er hat diese Anträge nicht ohne weiteres
abgewiesen, sondern zwar Bedenken geltend gemacht, Bedingungen gestellt,
damnter solche, deren Annahme von seiten der Alliierten durchzusetzen aus-
sichtslos schien, aber er hat doch immer eine gewisse Geneigtheit zum £in-
giebt nnr eine kurze Notiz über dieselben, bemerkt aber, dass diese Verhand-
lungen, wenn sie auch fruchtlos -verlaofen sind, doch .för die Aufklärung der
deutschen Verhältnisse von grösstem Interesse sind.*
0 Instruktion Ludwigs XIV. für Gravel vom 28. März 1661 (Gnhraaer,
Kur-Mainz in der Epoche von 1672. II S. l
*) S. oben S. 5.
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10 !• VerhandlangeD wegen der Garantie des Friedens etc.
treten in die Allianz knnd gegeben nnd es wenigstens so einzarichten ge*
wnsst, dass die Yerbandlangen darüber nie vollständig abgebrocben wurden.
So giebt er noch zuletzt in der Unterredung mit y. Gladebeck zwar seinem
Unmnthe über die herrschende Stellung, welche Frankreich im Reiche zu
gewinnen trachte, und über die Abhängigkeit, in welche sich die Fürsten
der Rheinischen Allianz hätten bringen lassen, den offensten Ausdruck, er
erklärt dann aber doch nur, er könne sich nicht so pure zum Eintritt in die
AIHruz verstehen, und lässt durch seine Räthe weiter mit demselben darüber
verhandeln, er besteht auf der von Gladebeck als unannehmbar bezeich-
neten fiinschliessung von Preussen in die Allianz, lässt ihm aber durch seine
Räthe mittheilen, wenn man im übrigen einig wäre, würde man sich auch wohl
über diesen Punkt verständigen. Sicherlich hat der Kurfürst damals nicht die
Absicht gehabt, in die Allianz einzutreten, und er hat die Verhandlungen
darüber hauptsächlich zu dem Zwecke fortführen lassen, um genauer hinter
die eigentlichen Absichten der Alliierten zu kommen, er hat aber ohne
Zweifel dabei auch die Absicht verfolgt, sich eine Brücke offen zu halten,
um, wenn andere Rücksichten ihm doch den Eintritt in die Allianz als ge-
boten erscheinen lassen sollten, die dahin führenden Schritte ohne sich et-
was vergeben zu müssen thun zu können.
Mit diesen Verhandlungen über die Garantie des Friedens kreuzten
und vereinigten sich solche über eine andere Frage, welche schon seit län-
gerer Zeit die Stände des Reichs in Aufregung versetzte, über die Ver-
legung des Reichsdeputationstages^). Die auf Grund der Be-
schlüsse des letzten Reichstages seit dem September 1655 zu Frankfurt
a. Main tagende Reichsdeputation ^ hatte sich nach dem Tode Kaiser Fer-
dinand III. (1657) nicht, wie dieses bisher üblich gewesen, aufgelöst, son-
dern, obwohl der Kurfurstenrath für die Suspendierung gestimmt und das
österreichische Directorium im Fürstenrath seine Vollmacht für erloschen
erklärt hatte, hatte die Majorität im Fürstenrath im Einverständnis mit dem
Kurfürsten von Mainz, dem als Erzkanzler die Leitung der Verhandlun-
gen zustand, die Fortsetzung beschlossen und die Bevollmächtigten dieser
Fürsten hatten dann auch wirklich während der Zeit des Interregnums wei-
tergetagt'). Nachdem dann (Juli 1658) die Wahl und Krönung des neuen
Kaisers Leopold erfolgt war, hatte dieser auf den von dem Kurfürsten
von Mainz an ihn gestellten Antrag, die Fortsetzung der Reichsdeputation
zu genehmigen und derselben neben ihren anderen Aufgaben die Berathung
über die secnritas publica, d. h. über eine Reichskriegsverfassnng zuzuwei-
sen, zwar die Fortsetzung der Deputation gut geheissen aber, um derselben
0 S. Grössler, Der Streit um die Translation der Frankfurter Ordinari —
Reicbsdeputation 1658—1661 (Programm des Gymnasiums zu Stargard in Pom-
mern 1870), eine Schrift, in welcher nur das bei Londorp gedruckte Material
zusammeDgestellt ist.
3) S. Urk. u. Akt. VII S. 633£
») S. ürk. Q. Akt. VII S. 695 ff., VIII S.437ff., Köcher I 8. 227ff
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EinleituDg. H
näher seia zn können, die Yerlegnng derselben nach Regensbarg verlangt,
der Eorfürst von Mainz aber hatte darauf, ohne sich um diese Forderung
za kümmern, die Wiedereröffnung des Depntationstages in Frankfurt auf
den 1. October 1658 angesetzt. Allein nur ein Tbeil der Mitglieder, ausser
wenigen anderen nur ebendiejenigen Kurfürsten und Fürsten, welche sich
inzwischen mit Frankreich und Schweden zu der Rheinischen Allianz ver-
einigt hatten, waren dieser Ladung gefolgt, und als im Januar 1659 der
Kaiser seine Forderung wegen Verlegung des Deputationstages, und zwar
nach Regensburg, wiederholte, erklärten sich die übrigen Kurfürsten und
eine grosse Anzahl anderer Reichsstände bereit, diesem Verlangen zu will-
fahren. Allein die Kurfürsten von Mainz und Göln sowie die übrigen
Mitglieder der Rheinischen Allianz, welche die Versammlung in Frankfurt
beschickt hatten, erkannten in dieser von dem Kaiser gewünschten Ver-
legung nur einen Versuch, ihre Allianz, deren Bundesrath auch zu Frank-
fnrt seinen Sitz hatte, zu sprengen oder wenigstens zn lockern, sie ver-
weigerten daher, jedenfalls schon damals auch von Frankreich aufgehetzt^
die Verlegung als den Reichs Satzungen widerstreitend, mahnten die ande-
ren Reichsstände, ihre Deputierten nach Frankfurt zu senden, und setzten
dort, obwohl diese Mahnung nicht befolgt wurde, so nur die Minderzahl
der zur Theilnahme berechtigten Reichsstände hier vertreten war') und
desshalb von dem Kaiser und den anderen Reichsständen diese Versamm-
long garnicht als rechtmässige Reichsdeputation anerkannt wurde, die
Sitzungen fort, während andererseits ein Theil jener anderen Stände, der
Aufforderung des Kaisers Folge leistend, ihre Deputierten nach Regens-
bnrg sandten, welche aber, da Kurmainz sich fern hielt, zu keinen Ver-
handlungen schreiten konnten, sondern sich unthätig verhalten mussten.
Nun wurden allerdings von verschiedenen Seiten Versuche gemacht, diesen
illegalen Zuständen ein Ende zu machen und den Streit zu schlichten.
Unter Berufung auf die dem Reiche durch die nordischen Kriegswirren
drohenden Gefahren wies Knrcöln im October 1659 Kurbaiern gegen-
über darauf hin , dass der 1654 nur vertagte Reichstag wiederberufen wer-
den müsse, und Kurbaiern, das anfangs dem nicht zugestimmt hatte,
schlug Anfang 1660 im Verein mit dem Erzbischof von Salzburg dem
Kaiser selbst dieses Mittel, als am besten geeignet, um den im Reiche aus-
gebrochenen Zwiespalt zu beseitigen, vor. Ebendieselbe Forderung erhoben
anch die im März 1660 in "Wien erschienenen Gesandten von Kurmainz
und Kurcöln, welche zugleich den Auftrag hatten, den Kaiser zur Räu-
mung Pommerns zn bewegen, allein dieser, welcher fürchtete, dass auf
einem Reichstage die auf Frankreich und Schweden sich stützende Oppo-
sitionspartei noch mehr Anhänger finden und ihm noch grössere Schwierig-
keiten bereiten würde, wies diesen Vorschlag zurück. Seine eigenen Ver-
suche, den Kurfürsten von Mainz, das Haupt dieser Oppositionspartei,
1) S. das Verzeichnis der in Frankfurt anwesenden Gesandten im Diarium
Europaenm VII S. 507, vgl. auch Köcher I S. 284. Anm. 1.
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12 1- VerhaDdlnofi^eD wegen der Garantie des FHedens etc.
zaerst durch das ZogeständDis, dass anf dem Depntationstage der pnnctas
secoritatis vor allen anderen BerathangsgegeoständeD vorgenommen werden
sollte, dann dnreh die Zustimmung zu dem^ znerst von dem Herzoge von
Sachsen-Altenbarg vorgebrachten Vorschlage, dass beide Deputationen,
die in Frankfurt und die in Regen sbnrg tagende, sich an einem drit»
ten Orte, in Augsburg, vereinigen sollten und dass dort auch schon Vor-
berathungen über den Reichstag, dem er, wie er sich ausdrückte, keineswegs
zu entfliehen suche, gehalten werden sollten, zur Nachgiebigkeit zu bewegen,
waren vergeblich, obwohl sie von den anderen Kurfürsten, selbst von Knr-
cöln, befürwortet wurden. Von Frankreich aufgereizt, welches durch
reichliche Geldspenden seinen Forderungen besonderen Nachdruck zu geben
verstand,^) beharrten der Enrfürst von Mainz und die übrigen Mitglieder
der Rheinischen Allianz bei ihrem Widerspruche und liessen die Versamm-
Inng in Frankfurt weiter bestehen. So dauerte der Zwiespalt fort, bis
endlich der Kaiser, durch die immer mehr drohende Türkengefahr erschreckt,
um die Hülfe des Reiches zu erhalten sich zur Nachgiebigkeit entschloss,
zuerst August 1661 sich zur Ansetzung eines bestimmten Termines für den
Reichstag und zur Einholung des Consenses der Kurfürsten dazu, freilich
noch unter der Bedingung, dass vorher die Translation des Deputations-
tages nach Augsburg erfolge, verstand, dann, da Kurmainz und dessen
Bundesgenossen sich auch dadurch noch nicht umstimmen liessen, auch diese
Bedingung fallen Hess und November 1661 einfach den Reichstag ausschrieb.
Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte sich in den früheren Stadien dieses
Streites, entsprechend der engen Bundesgenossenschaft, in welche ihn die
Wechselfälle des nordischen Krieges zu Oesterreich geführt hatten, und
dem gespannten Verhältnis, in welches er, nachdem die Rheinische Allianz
ohne ihn abgeschlossen worden war, zu den Mitgliedern derselben getreten
war, durchaus anf die kaiserliche Seite gestellt Auf jene Aufforderung des
Kurfürsten von Mainz zur Beschickung der von demselben anf den 1. October
1658 wieder nach Frankfurt berufeneu Roichsdeputation hatte er erwidert, >)
dass er sich von der Reassumption derselben nach den bisherigen Erfah-
rungen wenig Nutzen verspreche und dass er, da vorher zu Frankfurt ein
einmüthiger Beschluss inbetreff derselben nicht gefasst sei, vielmehr die
Majorität beschlossen habe, sich darüber zunächst mit dem Kaiser zu ver-
ständigen, dorthin keine Gesandten abschicken werde, bevor er die Mei-
nung des Kaisers und der anderen Kurfürsten erfahren habe, er hatte dann,
als jene Deputation trotzdem zusammengetreten war, die Rechtsbeständig-
keit derselben, da so wenige keine Deputation ausmachen könnten, bestritten ')
1) 8. Ludwigs XIV. lostniction für Gravel vom 28. März und das Be-
Bcript an denselben vom 1. Ootober 1661 (Gahrauer II S. 306. 814).
^ Ef. an den Kurfürsten von Mainz d. Hauptquartier zu Trittan 21. Sep-
tember/1. Ootober 1658 (Londorp VIII S. 448) s. Grössler S. 5.
*) Kf. an denselben d. Feldlager vor Friedrichsode 27. Mai/ 6. Juni 1659
(Londorp VIII S. 558).
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Binleitang. 13
TindKiirniainz dringend gerathen, der von dem Kaiser verlangten Verlegung
derselben nach Regen8borg zuzustimmen, hatte selbst im October 1659
Mathias v. Crockow als seinen Bevollmächtigten nach Regensburg
gesendet, welcher bis zum Juli des nächsten Jahres sich dort aufgehalten
bat. Er hatte ferner versucht auf die braunschweigischen Fürsten
einzuwirken^) und diese zu bewegen, ihre Gesandten von Frankfurt ab*
zurufen und auch nach Regensburg zu schicken, und in der That hatte
jene im October 1659 an ihn abgeordnete Gesandtschaft^) derselben erklärt,
dass sie nebst den übrigen noch zu Frankfurt versammelten Deputierten
dazu bereit seien, freilich unter Hinzufügung der Bedingung, wenn ein „zu
Sicherung der Stände und Verhütung künftiger Consequenz diensames
Mittel^ getroffen werden könnte, und ohne dass sie sich zu einer näheren
Erläuterung dieses sehr unbestimmten Vorbehaltes bewegen Hessen. Dass
€8 denselben mit dieser Zusage keineswegs Ernst gewesen, zeigte sich bald
auf der Zusammenkunft zu Tange rroünde') (Februar 1660), wo die braun-
schweigischen Gesandten entsprechend der gleichzeitig von Kurmainz und
Kurcöln an den Kaiser selbst gestellten Forderung verlangten, der Kur-
fürst solle als bestes Mittel um den Streit wegen der Deputation zu been-
digen den Kaiser um Wiederbemfung des Reichstages ersuchen. Der Kur-
fürst hatte in seinem Bericht über diese Zusammenkunft an den Kaiser
auch dieser Forderung Erwähnung gethan, der Kaiser hatte aber darauf
erwidert], er könne nicht dafür halten, dass der drohenden Gefahr durch
dieses Mittel, wohl aber durch sofortige Erneuerung des Deputationstages
und Erledigung des puncti securitatis daselbst abgeholfen werden könne,
und diesen Punkt, die Gefahren, welche eine Wiederberufung des Reichs-
tages damals, noch während des Krieges, nach sich ziehen würde, hat er
dem Kurfürsten auch durch den im April 1660 nach Berlin abgeschickten
Fürsten Gonzaga^) näher vorstellen lassen.
Bei den in der nächstfolgenden Zeit von dem Kurfürsten einerseits mit
den braunschweigischen Herzogen, dem Landgrafeu von Hessen*
Gas sei, dem Kurfürsten von Cöln und auch mit dem Kurfürsten von
Mainz, gerade den Hauptführern der auf der Frankfurter Versammlung
vertretenen Oppositionspartei, und andererseits mit dem Kaiser geführten
Verhandlungen sind auch diese Fragen betreffend die Verlegung der Reichs*
deputation und die Berufung des Reichstages mehrfach berührt worden und
die nachfolgend abgedruckten Aktenstücke veranschaulichen auch die Stel-
lung, welche der Kurfürst in den späteren Stadien des Streites über die-
selben eingenommen hat^). Sie zeigen, dass er diesen Fragen an und für
1) S. Kocher I 8. 284.
^) S. oben 8. 4 f.
^ S. oben 8. 6 f.
«) 8. Urk. n. Akt. VIII S. 428 ff. und das unten abgedruckte Schreiben des
Kaisers an Kf. vom 5. Juni 1660.
^) Ganz kurz hat Droyseo, Gesch. d. Preass. Pol. III 3 S. 10 ff. diese Ver-
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14 !• VerhandlaogeD wegen der Garantie des FriedeoB etc.
sich nur eine geringe Wichtigkeit beigemessen nnd dass er keineswegs eine
scharf ausgeprägte Parteistellnng in denselben eingenommen hat; im allge-
meinen bleibt er aof der Seite des Kaisers, billigt und unterstützt er dessen
Massnahmen, doch bemüht er sich denselben zu weiterer Nachgiebigkeit
und dadnrch zur Beendigung des Streites zu bewegen. Schon früh scheint
auch er in der Wiederbemfung des Reichstages das geeignetste Mittel
dazu erkannt zu haben. Sofort nach der Beendigung der Olivaer Friedens-
unterhandlungen fragt er bei dem Kaiser an, was derselbe jetzt nach dem
Abschluss des Friedens in betreff des Reichstages zu thun gesonnen sei, er
benutzt dann bald eine Gelegenheit, um unter schicklichem Yorwande sei-
nen Gesandten Ton Regensburg, wo derselbe ganz unthätig hatte bleiben
müssen, abzurufen; bei der Zusammenkunft mit dem Landgrafen von Hes-
sen sucht er allerdings zuerst diesen zur Einwilligung in die Verlegung
der Deputation an einen dritten Ort zu bestimmen, als aber dieser die Wie-
derberufung des Reichstages fordert, erklärt er, er wolle sich auch den
Reichstag gefallen lassen, wenn man ihn nur versichern könnte, dass aaf
demselben auch wirklich die dringenden Angelegenheiten würden in Angriff
genommen werden. In ähnlicher Weise spricht er sich dann auch dem
Grafen Fürstenberg gegenüber aus, bei den Verhandlungen zu Cöln
erklärt er sich für die Berufung des Reichstages, erbietet sich auch dem
Kaiser dieselbe anzurathen, verlangt aber wiederum, man solle dafür sorgen,
dass dort etwas Nützlicheres als bisher verrichtet werde nnd dass man dort
in besserer Einigkeit erscheine. Dem Kaiser gegenüber hütet er sich
wohl, die Berufung des Reichstages geradezu anzuempfehlen oder gar zn
fordern, er berichtet ihm nur, dass die meisten Reichsstände dieselbe ver-
langten und von der Verlegung und Fortsetzung der Reichsdeputation
nichts wissen wollten, ebenso wenig aber missbilligt er dem Kurfürsten von
Mainz gegenüber dessen Verfahren geradezu, doch ermahnt er ihn zu
verhüten, dass nicht ,)durch allzu langsame consilia nnd Anstellung^ die
Türkengefahr noch vermehrt werde. Als der Kaiser sich dann zur Fest-
setzung des Termins für den Reichstag verstanden hat, versucht er die
Kurfürsten von Cöln und Mainz zur vorherigen Abhaltung eines Knr-
fürstentages zu bestimmen, giebt aber, als er dort nicht das gewünschte
Entgegenkommen findet, den Gedanken auf.
hältnisse berührt, genauere Nachrichten darüber hat nenerdiogs Köcher, Gesch.
von Hannover und Braanschweig I S. 283ff. gegeben.
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PropoBition der Enr-Cölnischen, Braunscbweigischen und
Hesaißchen Gesandten.^ D. Cölna. Spree 26.ApriI/[6.Mai]1660.
[Ef. and dessen BaDdesgenossen sowie Schweden sollen sich verpflichten gegen-
seitig ihre Beichslande nicht anzugreifen, Anerbieten der Gktrantie dieser
Znsichemng.]
1660.
Da ihre Fürsten den Znstand im Römischen Keieh so beschaf- 6. Mai.
fen finden , dass, wenn dem nicht vorgebant wurde, eine universale Kriegs-
flarome in demselben zu befürchten sei, so zweifeln sie zwar nicht an des
S^. Intention, das Reich in seiner Sicherheit zu erhalten, weil aber ans den
von der Krone Frankreich einkommenden Schreiben') bekannt sei, dass
diese die in Pommern vorgegangene Expedition pro contraventione pacis
achte und bei nicht erfolgender Abstellung derselben der Krone Schweden
die im Westfälischen Frieden verglichene Garantie wirklich leisten wolle,
80 wünschen die Fürsten, dass es dazn nicht kommen, sondern die in Pom-
mern entstandene Unruhe cessiren möchte; sie haben es sich daher bei der
Krone Frankreich angelegen sein lassen, dass mit Leistung wirklicher Ga-
rantie möchte eingehalten werden, bis man zunächst durch gütliche Mittel
versuche, das Reich wieder zu seiner Ruhe zu bringen und den darin kriC'-
genden Theilen gleichwohl genügende Sicherheit dabei zu verschaffen.
0 Die Gesandten waren: für Earcöln der Geheime Ratb, Westfälische Land-
droat nnd Generalwachtmeister Freiherr Dietrich v. Landsberg, für die braan-
schweigiscben Herzoge die Geheimenräthe Friedrich v. Heimbnrg (Wolfen-
bfittel) nnd Bodo v. Gladebeck (Celle), für Hessen die Geheimenräthe Chri-
stian Pagesteeher (Cassel) nnd Hans Eitel Diede zum Fnrstenstein
(Dannstadt). Vgl. über diese Gesandtschaft Köcher, Geschichte von Hannover
nnd Braanachweig I 8. 289.
*) S. das Schreiben Ludwigs XIV. an die Reicbsdepntation zu Frankfurt
d. Toalonse 5. December 1659, nnd die Schreiben Mazarins an den Kf. von
demselben Datum nnd an die Eurfarsten von Mainz nnd Cöln vom 22. Decem-
ber 1669 (Londorp VIII S. 661. 664f).
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16 1- VerhandlnogeD wegen der Garantie des Friedens etc.
Gestalt dan unsere gnädigste Chur-, Fürsten und Herren nicht
allein ihre mitvereinigte Chur- und Fürsten, sondern auch die Chron
Frankreich vermöge gethaner Erklärunge dahin geneigt und willig
zu sein wissen, von der Chron Schweden eine solche Declaration, dass
von derselben Ew. Chf. D. noch dero Conföderirter im Reich gelegene
Landen nicht sollen invadiref 'werden, wan eine gleichmässige De-
claration nebenst Restitution der occupirten Posten an die Chron
Schweden geschieht, nicht allein zu Wege zu bringen, sondern auch,
da es nöthig, zu Festhaltung solcher gegen einander ausliefernden
Mutualversicherung sich als Garant darzustellen.
Trotz der inzwischcD eröffneten friedlichen Aassichten ersuchen ihre
Fürsten den Ef. doch, sein Absehen nicht aaf den Aasschlag oder die Eze-
cation der Preassischen Tractaten zu richten, sondern, wenn es mit denselben
sieh wider Yerhoffen noch verziehen sollte, gleichwohl nichts desto weniger,
so bald man sich eines instramenti asseryationis werde verglichen haben,
auch zagleieh die Yerordnnng zu thnn, dass die wirkliche Erledigung der
in Pommern enstandenen Unruhe unverlangt erfolgen möge, sie sind zu-
gleich der Zuversicht, dass sich die knegenden Parteien aller Feindselig-
keit gegen beiderseits im Reich gelegene Lande enthalten werden.
Protocollum, so mit den Kur-Cölniscben, sämtlichen Brann-
schweigischen, Hessen Cassel- und Darmstädtischen Gesandten
zu Berlin vergangen den 26. Aprilis und folgende Tage.
6. Mai. Nachdem Kf. dem O.-Präsidenten v. Schwerin und dem v. Canstein
befohlen, mit den Gesandten in Conferenz zu treten, begeben sich diese
gleich am 26. April zu denselben und v. Schwerin erklärt ihnen nach
den Curialien, es käme hauptsächlich darauf an, wie man des etwa zu erlan-
genden Friedens versichert sein könnte. Denn ob zwar in den Polni-
schen Tractaten dies Werk mit Pommern vorkomme und erledigt werden
möchte, so bliebe doch Schweden armirt, führe auch gegen Dänemark ferner
fort, nnd wollte Kf. daher vernehmen, was ihrer Priocipalen Gedanken
hierunter, namentlich was sie der Garantie halber zu tbun gemeint seien.
Zwar möchte man meinen, wenn nur der Friede geschlossen, so habe mau
nichts weiter zu apprehendiren, der polnische nnd letzte dänische Krieg
aber nnd die kurländische actiones bezeigten wohl das widrige.
Die Gesandten erwidern darauf, sie wollten ihre mündlich gethane Pro-
position schriftlich übergeben, dies geschieht am fogenden Tage (27 April),
7. Mai. Kf. lässt ihnen darauf erklären, nach dieser Proposition schiene ihm, als wenn
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EorcölDische, brannflchweigische a. hessische Gesandtschaft in Berlin. 17
die Gesandten nnn, nach Abscblass des polnischen Friedens die Leistung
der Garantie fast fQr nnnöthig hielten, man hätte ihm aber die mündliche Er-
klärung derselben hinterbracht, er lasse ihnen daher vorstellen:
1) ob sie die Proposition ihrer mündlichen Erklärung gemäss ändern
oder desshalb ein anderes schriftliches Memorial übergeben wollten, in wel-
chem die Garantie ohne Restriction offeriert werde.
2) Ef. Ternehroe ungern , als wenn diese Garantie blos auf die Reichs-
lande restringiert werden sollte. Weil ihre Principalen gegen den Kaiser
auch zu Einnehmung der Scblesischeu und anderen Lande sich erklärt, so
hoife Kt, man werde auch Preussen miteinschliessen.
3) Weil sie selbst gestern angeführt, dass man hier nicht billig diese
Garantie zustande bringen könnte, man gleichwohl wissen müsste, worauf
die Garantie sich fandieren sollte, so bäte man, ein Project zu übergeben.
4) Ef. hoffe, man hätte hierbei auch diese Meinung, dass, wenn etwa
die Schweden post pacem Polonicam, ante vel post evacuationem der
▼om Kaiser und Kf. occupierten Oerter ihn infestieren wollten, dass man
ihm dagegen sofort cum effectu assistieren und nicht dieses nehmen wollte,
als wenn es aus dem vorigen Kriege herrührte. Kf. müsste deshalb beson-
ders erinnern, weil er den letzten Friedensbruch gegen Dänemark vor sich
habe, den man nicht für einen Friedensbrnch, sondern dass es noch vom
vorigen Kriege herrührte habe nehmen wollen, und weil ihm die schwedi-
schen Desseins von früher her genugsam bekannt, da man zu der Zeit, als
man auf schwedischer Seite seine Hülfe am höchsten nöthig gehabt, sich
doch nicht gescheut, seine Seehäfen und Lande zu begehren. In der Pro-
position geschehe auch nur der Lande der Conföderierten Erwähnung, Kf. hoffe
nicht, dasR man dadurch die Kaiserlichen Erblande auszuschliessen suche.
Auf das letzte antworten die Gesandten sofort, die angebotene Garan-
tie sei auch auf die Kaiserlichen Erblande gemeint Im übrigen haben
sie die Sachen in fernere Bedenken genommen, haben am folgenden Tage ihre
Resolution schriftlich eingebracht, worauf dann auch Kf. seine endliche 8. Mai.
Resolution ihnen schriftlich zukommen lassen, womit diese Conferenzen
geendigt haben.
Der Gesandten Erklärang auf die ihnen bei der gestrigen
Conferenz vorgestellten 4 puncta wegen der Garantie.
Cöln a. d. Sp. 27. April/[7. Mai] 1660.
[Bedingangen der za ubernehmendeD Oarantie.]
Soviel nun den ersten betrifft, lasset maus bei der — gestrigen 7. Mai.
Tages so mündlich als schriftlich offerirten Garantie nochmalen be-
wenden, kraft derer Ihre gn. Chur- Fürsten und HH. sich verobligi-
ren, wenn S. Durchl. und dero Conföderirten bei der Resolution be-
Mater. s. Gescb. d. 0. KarffirBten. ZI. 2
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lg 1. Yerband]aDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
ständig verharren werden, nicht allein ihre Waffen in Pommern und
anderen E. Schwedischen Reichslanden cessiren zu lassen, sondern
auch die darin occupirte Oerter zu restituiren, sich nebst der Chron
Frankreich und anderen ihren Mitalliirten Chur- und Fürsten als
Garant dergestalt darzustellen, dass weder S. Chf. D. noch dero Con-
föderirten im Reiche gelegene Lande von der Chron Schweden,
die sich auf solchen Fall dazu alschon willfährig erklärt, angefochten
werden sollen, wobei unsere gnädigsten Chur-, Fürsten und Herren
zwar ganz gerne vernehmen, dass auch ausserdem kraft der auf dero
Schluss stehenden Preussischen Tractaten die Hostilitäten in Pommern
cessiren, auch die darin occupirte Oerter restituiret zu werden ganz
gewisse Hoffnung geschöpfet wird, zu S. Chf. D. tragen sie aber das
zuversichtliche Vertrauen, dass da auf allen .unverhofften Fall bei der
Execution des in Preussen vielleicht alschon geschlossenen Friedens
einige Hindemisse in den Weg kommen — — sollten, dass S. Chf. D.
ofterwähnte cessationem armorum und Restitution der occupirten Oerter
in Pommern alsdann auf die Execution des Polnischen Friedens nicht
verweisen, sondern einen Weg als den anderen dazu gegen jetzo offe-
rirte Garantie geneigt sein werden, zumal ausser deme unsern gnä-
digsten Chur-, Fürsten und Herrn sehr bedenklich fallen dürfte, eine
so schwere Obligation über sich zu nehmen.
Gleichwie nun unsere gn. Chur-, Fürsten und HH. dafür halten
müssen, dass S. Chf. D. auf solche Weise genugsam gesichert sein,
also werden sie gleichwohl nicht unterlassen auf nächstem Reichs-
tage sich dahin zu bearbeiten, dass nicht allein der punctus securi-
tatis publicae insgemein recht gefasset, sondern auch zuforderst S. Chf.
D. nach Anleitung dero denen K. Mainzischen und Cölnischen
an den Kaiserl. Hof deputirten Gesandten aufgegebenen Commission
von dem ganzen Reiche gnugsame Sicherheit verschaffet werde, in-
zwischen aber und bis dahin lassen sie es bei ihrem vorigen Erbieten
der Garantie halber bewenden — zweifeln gleichwohl nicht, es werden
S. Chf. D. — wie nöthig es sei, dass die prorogata comitia fürder-
lichst reassumiret werden, erwägen und dieselbe — möglichst beför-
dern helfen. — Indem nun hieraus die Churf. deputirte geheimbte mi-
nistri der anwesenden Gesandten hoher Herrn Principalen eigentliche
— Intention klärlich werden zu vernehmen haben, als hält man die
bei dem dritten puncto begehrte Entwerfung eines Projects für jetzo
überflüssig.
Wohin der anwesenden Gesandten hoher Herrn Principalen in-
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RarcölDiBche, braaDSchweigiBche a. hessische Gesandtschaft in Berlin. 19
tentio bei dem vierten puncto gerichtet, wird yerhofifentlich aus obigem
zur Genüge erhellen. —
Was in^ dem andern puncto wegen Miteinschliessung des Ghurf.
Preussens angefahret, darauf befinden die — Gesandten sich nicht
instruiret, sein aber ihren gn. Chur-, Fürsten und Herrn bei ihrer
Zurückkunft alles fideliter zu referiren erbötig. —
S. Chf. D. Resolution auf der Gesandten Anbringen.
Cöln a. d. Sp. 30. April/[10. Mai] 1660.^)
(Ueber die Garantie ist aof einer nenen Zusammenkanft zn verhandeln, Prenssen
mnss in dieselbe eingeschlossen werden.]
Tragen die Hoffnung, dass der höchste Gott ver- lo. Mai.
mittelst Verleihung eines allgemeinen Friedens alles in vorige Sicher-
heit und gewünschte Ruhe stellen — werde. Wie aber dabei vornehm-
lieh auch auf die Befestigung desselbigen zu sehen, also können S.
Chf. D. die deshalb an Seiten Ihrer Chur-, und Fürstl. Dchl. Dchl.
angebotene Guarantie nicht anders als zu des gemeinen Besten Sicher-
heit zielend erkennen und wohl aufnehmen, nicht zweifelnd, es wer-
den auch der Herrn Abgesandten hohe Principalen darob ferner die
Hand halten, damit was zu Perfectirung dieses alles diensam, ge-
bührend befördert und zum Effect gebracht werde, und aldieweil hiezu
allenthalben weitere Vernehmung, insonderheit auch mit den Cronen
Frankreich und Schweden erfordert wird, von solchen Cronen
dabei die Herrn Abgesandten nichts beständiges, sicheres und eigent-
liches itzo exhibiren, sondern selbst erinnern, dass dieses alles bis
zu solcher weiteren Vernehmung und deswegen absonderlich ange-
stellter Tagefahrt ausgestellet bleiben müsse, dabenebenst auch von
der Herrn Abgesandten hohen Principalen diese Sache an die Rom.
Eaiserl. M. — schon vorher o gebracht ist, so können S. Chf. D.
nicht weniger, als die völlige Abhandlung dieser erwähnten Guarantie
bis zu — Ihr. Eaiserl. M. allergnädigsten Erklärung, wie auch der
angeregten Zusammenkunft ausgestellet sein zu lassen. S. Chf. D.
wird jedoch lieb sein, dass diese Zusammenkunft nicht nur je ehender
je lieber vorgehen möge, sondern versehen sich darnebenst, dass
>) Von demselben Tage ist auch das Recreditiv des Kf. für die Gesandten
datiert.
2*
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20 1- Verhandlangen wegen der Garantie des Friedens etc.
wann I. Kaiserl. M. und S. Chf. D. von ferneren Hostilitäten gegen
Pommern und andere in dem Reiche von den Schwedischen be-
sitzende Länder Inhalten thäten, nachgehends aber I. Kaiserl. M. und
S. Chf. D. ungeachtet dessen, so zu Dan zig etwa verhandelt sein
möchte, von der Cron Schweden im Reiche angegriffen werden
sollten, alsdann der angebotenen Guarantie nach sowohl von der
Cron Frankreich als von LI. Churf. und Fürstl. Dchl. Dchl. kräftig-
lich assistirt werden wird.
So tragen S. Chf. D. kein Zweifel, es werden die Herrn
Abgesandten aus dem letzten Polnischen Kriege angemerket haben,
wie dero Oerter in Polen und Preussen nicht wohl einige motus
vorgehen können, die nicht zugleich das Rom. Reich und dessen Pro-
vinzen miteinflechteten, darwider dann alle vincula im Rom. Reich
vergeblich, nichts aber beständiger dieses zu verhindern vermag, als
wenn diejenigen, so auch dero Oerter Unruhe anzurichten sich unter-
nehmen, durch eine solche Guarantie (die auch S. Chf. D. Preus-
sische und angehörige Länder mitbegreift) davon abgehalten und
gehindert würden, in welche zu verwilligen S. Chf. D. so viel we-
niger Schwierigkeit sich vermuthen können, angemerket, gegen L
Kais. M. der Schlesischen und andern Landen zu einer solchen
Guarantie sich der Herrn Abgesandten Principalen von sich selbst
anerbietig gemacht.
Gesamtrelation von v. Landsberg, v. Heimburg, Bodo v. Glade-
beck, A. Chr. Pagestecher und Hans Eitel Diede zum FürBten-
stein an ihre Principalen. D. Magdeburg 4./ [14.] Mai 1660.
(Hannoversches Archiv.)
[Verlauf der YerhandlangeD. Die an den Kf. zu stellenden Forderungen und die
mit den Alliierten zu beratbenden Punkte.]
U.Mai. Sie haben 26. April bei Kf. in GöId a. Sp. Andienz gehabt and darauf
mit den von diesem deputierten Geheimen Räthen Conferenz gehalten. Sie
legen bei ihre Proposition i), die sie auf Grund ihrer Instruktion und der
durch die bei ihrer Ankunft überall erschollenen Friedensnachrichten etwas
veränderten Conjuncturen aufgestellti und die Antwort; welche Kf. durch den
O.Präsidenten v. Schwerin ihnen hat ertheilen lassen 3), sowie das Protokoll
») S. oben S. 15.
3) 8. 19.
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Karcoloische, braanschweigische u. hessische Gesandtschaft io Berlio. 21
über die Conferenzen. Da die brandenbargischeD Deputierten dafür gehal-
ten haben, dass die von ihnen offerierte Oarantie zn sehr restringiert sei, nnd
begehrten, dass in diesem puncto ihre Proposition durch ein Memorial erläu-
tert werde ') , so haben sie durch eine Declaration die Oarantie nicht nur
auf die Cessation der Waffen und Restitution der oecupierten Oerter in
Pommern ohne einige Reflexion auf die Ezecution der Preussischen Frie-
denstractaten, sondern auch ratione temporis bis auf den folgenden Reichs-
tag KU restringieren für nöthig erachtet, da vermöge der nun geschlossenen
Friedenstractaten, wenn dieselben ratificiert und exequiert werden, die Hosti-
litäten ohne das cessieren und die oecupierten Oerter restituiert werden müssen,
die Fürsten aber gewiss nicht gemeint sein werden, die Garantie zu ver-
sprechen, wenn nicht dagegen die Versicherung geschehen sollte, dass auch,
falls die Execntion der Friedenstractaten verzögert werden sollte, doch die
Hostilitäten in Pommern cessieren und die dort oecupierten Oerter gegen
die offerierte Garantie restituiert werden sollten, zumal sonst der Zweck, das
Reich in Ruhe zu halten nnd die sonst unfehlbar erfolgende französische
Garantie abzuwenden, ganz verfehlt werden dürfte.
Kf. hat sich aber darauf nicht categorice resolviert, sondern in seiner
ihnen übergebenen Resolution^ die völlige Abhandlang der Garantie auf
Commnnication mit dem Kaiser und fernere Vernehmung ausgestellt; sie
haben darauf ihre frühere Deklaration noch einmal schriftlich wiederholt
und Schwerin hat des Ef. Intention dieses puacti halber ad protocoUum
declariert.
Sie hoffen, nachdem Ef. die offerierte Garantie nicht allein acceptiert,
sondern auch zu Ausmachung derselben eine zu dem Ende vorgeschlagene
anderweitige Zusammenkunft beliebt hat, es werde dabei keine andere Mei-
nung haben, als dass gegen Auslieferung des Instrumenti assecurationis Kf.
auch declarieren werde, wofern bei Execntion des Friedens die Pommersche
Restitution stecken bliebe, sollte dieselbe doch kraft besagter Garantie er-
folgen ; wenn daher bei der neuen Zusammenkunft Kf. sich zu solcher Even-
tualversicherung nicht inclinieit befinden sollte, müsste seinen Ministern remon-
striert werden, dass dann auch die Fürsten nicht einsehen könnten, wie
ihnen die Prästation einer Specialversicherung zuzumuthen sei, da Kf., ob
er zwar in Ansehung dieser Garantie die Preussischen Tractaten beschleu-
nigen helfen, doch auf solche offerierte Securität keine Eventualversicherung
des effectus thun wollte.
Sie rathen, die Fürsten möchten je eher je lieber mit den übrigen Al-
liierten und den Ministern der Kronen überlegen lassen, wie das Instr. asse-
curationis am besten abzufassen, ob, wenn Kf. nicht auf die weitere Zusam-
menkunft dringen, sondern auf den Ausschlag der Execution des polni-
schen Friedens sein Absehen behalten wollte, man ihm zu Adjustierung
der mutuellen Securität Ort und Zeit vorschlagen solle, und ob die Alliier-
*) S. 17.
*) S. 19.
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22 1- Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens etc.
ten zafrieden seien « dass Kf. zu Amplectierang der Allianz nocbmals mit
invitiert würde.
Der Kurfttrat an Kaiser Leopold. D. Cöln 2./[12.] Mai 1660.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Mittheilang der Verhandlungen mit E.Cöln, Braunschweig und Hessen. Anfrage
wegen der angebotenen Garantie und des Reichstages]
12. Mai. Er theilt mit, was auf den mit den Gesandten von K. Cöln, Brann-
schweig und Hessen- Cassel and Darmstadt gehaltenen Conferenzen
vorgegangen. Obwohl es nach dem jetzt za Dan zig geschlossenen Frie-
den rathsam ist, diese von Frankreich und den genannten Ständen ao-
gebotene Garantie zu acceptieren, so hat er doch, ohne des Kaisers Willens-
meinung einzuholen, hierin nicht einseitig etwas Hauptsächliches erklären
wollen, ersucht also den Kaiser ihn seine Meinung in betreff dieser Garan-
tie und der dabei angehängten Conditionen, wie auch was er jetzt nach
geschlossenem Polnischen Frieden wegen des Reichstages zu thun ge-
sonnen, wissen zu lassen.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 5. Juni 1660.
[auf das Schreiben vom 2./ 12. Mai. Empfehlung einer Verbindung mit K. Sachsen,
Braunschweig, Hessen und E. Baiern. Eröffnungen Fürstenbergs. Reichstag
unstatthaft. Berufung der Reich sdeputation.]
5. Juni. Dank für die Mittheilung; er ist mit dem, was Kf. in dieser Sache ge-
than, durchaus einverstanden. Er hält es für ihre beiderseitige Sicherheit
am dienlichsten, wenn Kf. sich bei K.Sachsen, dem Hanse Braun-
schweig, Hessen-Cassel und anderen Confidenten dahin bemühe, dass
dieselben sich mit ihnen beiden zu Exeqnierung dessen, was in dem Frieden
geschlossen, contra qnoscumque turbatores pacis verbänden, er seinerseits
will sich ebenso bemühen, dieselben wie auch K. Baiern dazu zn dispo-
nieren.
Es hat zwar der an seinem Hofe bisher anwesende E. Cölnische Christ
Hoflfmeister, Graf Egon von Fürstenberg ihm durch seinen Obristen
Hoflfmeister den Vorschlag einer Allianz contra qnoscumque invasores,
bis man sich hernach auf dem Reichstage einer rechten Reichs- und
Kreisverfassung vergleichen möchte, beibringen lassen, er hat aber den-
selben nur dahin beschieden, er sei nicht ungeneigt, mit K. Cöln und anderen
Fürsten sich in ein solches Bündnis einzulassen, und stelle zn ihrem Be-
lieben, ob sie ihm eröffnen wollten, was für Kur-, Fürsten und Stände man
ihres Davorhaltens dazu weiter einzuladen hätte, und wie sich dieselben
dazu zu verstehen und einzulassen gedächten. Wegen des Reichstages
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Verlegaog der ReichsdeputatioD. 23
hat er dnrch Fürst Gonzaga^) dem Kf. eröffnen lassen, aus was für er-
heblichen Motiven er damals die Reassumption desselben für bedenk-
lich und den damals anf dem Schlnss stehenden Preussischen Tractaten
für hinderlich gehalten, aach jetzt erachtet er es für das beste, man möchte
dem Werk so lange einen Anstand geben, bis man sehe, wie nach vollzo-
genem Frieden sich der Status rernm im Reich anliesse. Nachdem ihm
der Vorschlag') an die Pland gekommen, er möchte sämtlichen Reichsde-
pntierten Ständen schreiben, weil nun der allgemeine Frieden geschlossen,
man sich aber wegen Consolidation des Deputationstages bisher nicht habe
vergleichen können, und da man nun in executione des getroffenen Friedens
begriffnen sei, .ob ihnen gefällig sei, dass künftiges Jahr Anfang März die
gesamten Reichsdeputierten zusammen kämen, um das vorzunehmen,
was auf letztem Reichstage der Reichsdepntation übergeben, wie auch de
praeparatoriis zu dem künftigen Reichstage geredet werden könnte, falls
inzwischen eine Gefahr auskommen sollte, wollte er, der Kaiser, nicht allein
den Depntations-, sondern auch einen Reichstag selbst ausschreiben lassen,
hat er den Grafen v. Fürstenberg zugleich beauftragt, bei K.Mainz,
K. Cöln und anderen ihren Confidenten zu sondieren, ob und wie weit sie
sich zo diesem Vorschlage verstehen möchten, er wird Kf. dann Antwort
mittheilen und auch dessen Gedanken darüber vernehmen.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cöln 9./[19.] Juni 1660.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Aaf das Schreiben vom 5. Jani. Zastimmong zu der Aufhebung und späteren
Reassumierung der KeichsdeputatioD.]
Wegen der verabredeten weiteren Zusammenkunft hat er bisher noch 19. Juoi.
nicht die geringste Nachricht erhalten. Betreffend die Aufhebung der De-
putation und deren Reassumierung im nächsten März will er sich ganz mit
dem Kaiser conformieren und seinen Gesandten ehestens von Regensburg
ZDrückkommen lassen').
0 Ueber dessen Mission an den Kf. (Ende April und Anfang Mai 1660) b.
Urk. u. Akt. VIII S. 428 ff.
*) Dieser Vorschlag stammte nach dem S. 24 mitgetbeilten Schreiben des
Kaisers an den Kf. vom 13. Juli und nach den Mittheilungen, welche der Kur-
fürst von Mainz dem braunschweigiscben Gesandten in Frankfurt Heyland
machte (Köcher I S. 295), von Fürstenberg selbst her; s. auch Ludwigs XIV
Instruktion für Gravel (Guhrauer II S. 306), in welcher der König angiebt,
man bemühe sich den Grafen Egon durch dessen in Paris anwesenden Bruder, den
Grafen Wrlhelm von Fürstenberg, zum Aufgeben dieses Gedankens zu bringen.
') Schon am nächsten Tage (10./20 Juni) beauftragt Kf. seinen Gesandten
KU Regensburg, Matthias v. Grookow, welcher dort seit Oktober 1659 anwe-
send war, aber, zumal nach dem Friedensschlüsse, ganz unthätig hatte bleiben
müsseo, er solle sich erkundigen, ob er ohoe Offension, unter dem Vorgeben
eigener Geschäfte, von dort zurückkehren könne.
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24 1- VerhaDdlaogen wegen der Garautie des FriedeDS eic
Kaiser Leopold an den KurftirBten. D. Wien 13, Juli 1660.
[auf das Schreiben vom 9./19' Jani* Di® Aufhebung des Regensburger Deputa-
tionstagea kann nur nach Auflösung der Frankfurter Versammlung und mit Zu-
stimmung aller Deputierten erfolgen.
13. Juli. — Was nun den von dem Grafen Frantz Egon von Fürsten-
berg ins Mittel gebrachten Vorschlag veegen Aufhebung des Deputa-
tionstages und dessen Reassumirung im nächstkünftigen Monat Martio
— anlanget, finde ich, dass in meinem an Ew. Ld. diesfalls abge-
lassenen — Schreiben meine Intention entweder nit gnugsam expri-
miret oder an Ew. Ld. selten nit allerdings eingenommen sein mag,
sintemaln meine dem Grafen von Fttrstenberg auf diesen seinen
Vorschlag eröffnete Intention dahin gangen, dass, wan er das Werk
bei K. Mainz Ld. auch dahin bringen würde, dass dieselbe ihro die
Aufhebung des Deputationstages und dessen Reassumption im Monat
Martio nächstkttnftigen Jahres zu Regensburg mit belieben Hessen
(weiln er wegen seines Herrn consensus bereits die Zusag gethan) und
ich dessen beständig vergewissert sein würde, dass ich alsdann auch
mit meinen Confidenten aus dem Werk weiter communiciren und nach
derselben eingeholter Gemüthsmeinung mich hinwiederumb erklären,
im wenigsten aber nit, dass ich den Deputationstag zu Regensburg
ihrer aller un vernommener aufheben wollte, ehe man vorhero ver-
sichert sein würde, dass die in Frankfurt sich noch befindende we-
nige Räthe ihre Versammlung aufgelassen hätten, damit dieselbe nit
etwa aus der allzu frühzeitigen Abforderung einer oder anderer Ge-
sandtschaft von Regensburg eine Dissolution selbigen Convents er-
zwingen und hingegen die Frankfurtische Versammlung pro legi-
time et ordinario conventu Deputationis auszuschreien — sich an-
massen möchten. Ich ersuche demnach Ew. Ld. — sie wollen ihren
Abgesandten bis dahin zu besagtem Bogen sburg subsistiren lassen
— und ihm so lange daselbst zu verbleiben anbefehlen, bis wir uns
allerseits nach vernommener K. Mainz- und E. Co Inischer Erklärung
mit einander eines einhelligen Schlusses verglichen haben werden ').
0 Zu diesem Schreiben bemerkt M. v. Crockow, dem der österreichische
Gesandte in Begensburg, Volmer eine Abschrift desselben sugestellt hatte,
(Begensburg 19. Juli 1660) : »so bei mir allerhand Nachdenken verursachet oder
mich in meiner vorigen Meinung mehr und mehr bestärket, es sei nämlich am
Kaiserlichen Hof kein Ernst so wenig einen Deputation- als gemeinen Reichstag
zu halten, sondern gleichsam per circulum immerfort uf etliche Jahre ad seram
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Verlegang der Reicbsdeputation- 25
Der Kurfttrst an Matthias v. Crockow. D. Cöln a. d. Sp.
9./[19.] Juli 1660.
[Befehl von Regeosbarg zurackzokebreD.]
— Ob wir zwar befinden, dass die zu dem R. Deputationstage ver- 19. Juli.
ordneten Kaiserl. Commissarii dahin zielen, dass Ihr Eure Abreise
einzustellen und, ehe man von einander ziehet, vorerst der Kaiserl.
Resolution zu erwarten, so sehen wir doch hingegen je mehr und
mehr schlechtere Apparenz, dass die zu Frankfurt anwesende De-
putirte, zumal nach numehr zwischen allerseits kriegenden Parteien
getroffenen Frieden, sich von dar weg begeben und zuRegenspurg
einfinden werden, sondern es wird auf ein ander Expedient zu ge-
denken sein. Weil nun die Kosten nebenst der Zeit vergeblich an-
gewandt und dergleichen noch weiter geschehen wird, so verbleiben
wir noch der Meinung, dass Ihr unterm Prätext einiger Euch ange-
legener privatorum, und dass Ihr nicht lange auszusein verhofiftet —
zuiorderst bei der Kaiserlichen und dann den — übrigen Gesandt-
schaften Abschied nehmet und Eure Rückreise in dem Namen Gottes
fortsetzet. Eine andere Person dahin zu senden finden wir bei so-
thaner Beschaffenheit nicht rathsam *). —
usque poBteritatem die albie anwesende Abgesandten affzubalten. — - Zu was
Ende oder was vor occnlta consilia darunter stecken, kann möglich das Sieben-
bürgische Wesen und dass man zuvor abwarten wolle, ob man mit dem Türken
in Gute von einander kommen könne oder nicht, die grosste Coosideration sein.
Ob aber der anwesenden Abgesandten Chur- und Fürstliche hohe Herrschaft so
immerhin mit schweren Kosten einig und allein T. Kais. M. zu gefallen die Ih-
rigen alhie so vergeblich werden verbleiben lassen, solches stehet dahin.*
^ Kf. erneuert (d. Göin 30. Juli/9. August 1660} an v. Crockow die Weisung,
sich nach Berlin zurückzubegeben, und theilt ihm mit, dass er, damit inzwischen in
Regensburg nichts verabsäumt werde, den Hof- und Kammergerichtsrath Georg
Friedrich v. Borstell, der sich in Kommission zu Baireuth befinde, beauf-
tragt habe, sich dorthin zu begeben. Derselbe scheint aber dort nicht erschie-
nen ZQ sein, weitere Berichte aus Regensburg sind in den Akten nicht vorhanden,
Kf. entschuldigt sich bei Markgraf Georg Alb recht von Ans p ach (d. Cöln
11./21. Februar 1661), dass er wegen anderweitiger Verhinderung noch zur Zeit
niemand nach Regensburg abschicken und daher auch nicht an den dort zu füh-
renden Verhandlungen zwischen dem Markgrafen und Kurbai ern könne theil-
nehmen lassen, und der Gesandte des Markgrafen, v. Fühel, meldet dem Kf.
(d. Regensburg 15. März 1661), allerseits, namentlich die Kaiserlichen und Kur-
bairischen hätten ihn nach der Gesandtschaft des Kurfürsten gefragt und war-
teten noch immer mit Verlangen auf dieselbe in der Hoffnung, dass dann auch
die sa Frankfurt Anwesenden sich in Regensburg einfinden würden.
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26 1- Verhandlnogen wegen der Garantie des Friedens etc.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln, die Herzoge von
Braunschweig und die Landgrafen von Hessen - Cassel und
Darmstadt D. Cöln a. d. Spree 3./[13.] Juli 1660.
[AnfVage wegen der verabredeten ZosammenkoDft.]
13. Joli. Er fragt an, ob nicht die verabredete weitere Zasammenkanft erfolgen
solle, nnd bittet Ort und Zeit dazn za bestimmen nnd ihre Abgesandten
vornehmlich dahin zn instruieren, wie der Friede exeqniert, erhalten und fer-
nere Infractionen desselben abgewendet werden könnten.
Augüstus, Christian Ludwig und Georg Wilhelm, Herzoge zu
Braunschweig und Lüneburg an den Kurfürsten
D. 21./[3L] Juli 1660/)
[Nothwendtgkeit des Reichstages]
31. Juli. Nachdem inzwischen der Polnische und auch der Dänische Frie-
den zu Stande gekommen sind, wird hofifentlich die daher dem Reiche dro-
hende Gefahr jetzt von selbst aufhören und desfalls keine weitere Be-
mühung bei einem oder andern Theil von nöthen sei. Wohl aber schwebt
das Reich noch wegen in- und auswärtiger Kriege und zu besorgender inner-
licher Empörung in grosser Gefahr, im Reiche ist garkeine Anstalt nnd Ver-
fassung vorhanden, um dasselbe in Sicherheit zu erhalten, eine solche höchst-
nöthige Verfassung kann aber nur von den gesamten Ständen des Reiches
bei dessen allgemeiner Versammlung zustande gebracht werden, sie ersucbeo
daher Kf. auf nachdrückliche Mittel und Wege zu denken, dadurch die
Wiederantretang des schon weit über die bestimmte Zeit erstreckten Reichs-
tages ') unverzüglich befördert nnd so dem Streit und der Trennung wegen
des Deputationsconvents ein Ende gemacht werde.
0 Ein Schreiben ähDlichen Inhalts richten auch die Landgrafen von Hessen-
Caseel und Darmstadi an £f. (d. 31. Juli. 10. Aogost 1660).
^ Der loeret von Karcöln angeregte Gedanke, den Streit über die Ver-
legQDg der Reichsdeputation durch Wiederberufuog des Reichstages la been-
digen (8 Grössler S. 11), ist nachher mit besonderer Lebhaftigkeit von den
braanschweigisc ben Herzogen aufgenommen worden, 8. die Instruktion Her-
xog Christian Ludwigs für seinen Gesandten in Frankfurt vom 21./31. Juli
16^9 (Röcherl S. 6^) und das Schreiben der ausschreibenden Fürsten des
Diederaicbsischeo Kreises an den Kaiser vom 11. :^1. September 1661 (Diarium
Enropaenm VI S. >«\
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Forderaog der Wiedorberufnng des Reichstages. 27
Maximilian Henrich, Kurfürst von Cöln, Augustus, Christian
Ludwig und Georg Wilhelm, Herzoge von Braunschweig,
Wilhelm und Georg, Landgrafen zu Hessen an den Kur-
fürsten D. IL August 1660.
[aaf das Schreiben vom 3./ 13. Jali. Nothwendigkeit der GommanicatioD mit
ihren Mitalliierteo.]
Weil die Sachen mit der veranlassten Zusammenkunft so beschaffen 11. Aug.
sind, dass darob mit ihren übrigen Mitalliierten zu communicieren die Noth-
dürft erfordert, so werden sie diese Commnnication befördern und alsdann sich
gegen Kf. erklären, sie bitten, diesen unumgänglichen Verzug nicht übel
zu vermerken.
ProtocoU was zwischen S. Churf. D. zu Brandenburg ver-
ordneten HH. Commissarien, dem H. Oberpräsidenten Frei-
herm v. Schwerin, H. Generalkriegscommissarius v. Platen,
H. Hoffmarschallen v. Canstein und H. Cantzler v. Jena
einestheils und dan denen Fürstl, Hessischen H. HofFmar-
schall vom Hoff und H. Cantzler Vultejum anderstheils ge-
handelt worden/)
1. Conferenz den 10. Deeember 1660 auf dem Hause Sparenberg.
[Die Garantie. Drobnngeo der Schweden. Die Türkengefabr. Die PoBtangelegen-
heit. Beschwerde über die Gesandten in Frankfurt.]
Die K. brandenburgischen erinnern daran, dass Hessen und an- 20. Dec.
dere bei dem jüngsten Kriege unterschiedliche Male den Kf. ermahnt
hätten, mit Schweden billige Tractaten einzugehen, und dass sie,
damit Kf. deshalb nicht in Gefahr geriethe, ihn dergestalt hätten garantieren
wollen, dass er in keiner Unsicherheit deswegen stehen sollte. K. Cöln,
Hessen, Braun schweig und andere hätten durch Ambassaden es auch
solenniter offerieren lassen, und nachdem mehrmals darüber conferiert worden,
wäre man so weit einig geworden, dass es nur zu weiterer Zusammenkunft
ausgesetzt sei, bei welcher die Garantie abgefasst und in allen Theilen voll-
zogen werden sollte, Kf. hätte nach diesem öfters daran erinnert, dass diese
Garantie zu Werk gebracht werde, es wäre aber bis dato stecken geblieben,
er wollte den Landgrafen erinnern lassen, dieses Werk zur Richtigkeit zu
befördern.
^) Diese Zusammenkanft mit seinem Schwager, dem Landgrafen Wilhelm
▼OD HeBsen-Oassel hielt der Kurfürst auf der Durchreise nach Gleve, wohin
er eich im Deeember (irrig giebt Diarium Europ. VI S. 127 den 26. No-
vember als den Tag seiner Ankunft in Cleve an) begab, um die Verhandlungen
mit den dortigen Ständen zum Abschluss zu bringen. S. Urk. u. Akt. V S. 939.
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28 1- VerhandloDgeD wegen der Garaotie des FriedcDS etc.
Dabey ist yorgestellet worden, dass Schweden viele Dränungen
wider S. Chf. D. auch nach geschlossenen Frieden vernehmen lassen,
welches, ob es schon S, Chf. D. nicht von Consideration zu sein ge-
halten, so wäre es dennoch von solchen Personen geredet, die nicht
ausser Condition seind, gestaltGraf Schlippenbach*) gesagt, sie hätten
nun Frieden gemacht, wollten denselben auch mit allen halten, aber
Sr. Chf. D. konnten sie es nicht schenken. Andere hätten auch der-
gleichen Reden geführet und öffentlich gesagt, Moskau habe nichts,
daran sie sich erholen konnten, mttssten demnach andere suchen, der-
gleichen Briefe dan noch itzo alhier eingekommen, und stelleten die
Schweden die Werbungen noch stark fort.
2) Durch den Streit wegen des Depatationstages sei bisher die Zu-
sammensetzung der Stände verhiodert. Weil aber die Gefahr mehr uud
mehr zunehme, insonderheit wegen des Türken in Siebenbürgen, wel-
cher stark armierte, so wünsche Ef., dass Kar- und Fürsten bei dieser Zeit
zusammentreten, die Gefahr überlegen und auf remedia gedenken möchten.
Weil man vermeinte, E.Mainz habe Nürnberg vorgeschlagen'), so
zweifle Kf. nicht, der Landgraf werde helfen, dass der Tag an einen an-
dern bequemen Ort verlegt werde, gestalt Braun schweig sich desfalls
auf Hessen referiert hätte.
3) Gegenüber') den Eingriflfen des Grafen Taxis wegen des Post-
meisteramts habe Kf. seine und den anderen Stände Befugnis eifrig ver-
fochten und wünsche, dass der Landgraf mit ihm umtrete, die Posten auf
solche Art auch in seinen Landen zu bestellen. Die Stadt Dan zig oder
der König in Polen wollte auch eine Post durch des Kf. Lande anlegen
und auf Stettin gehen lassen und schiene es, dass Schweden ihnen dar-
unter zu fügen suche. Weil es aber beschwerlich, wenn es von Auswär-
tigen geschehen sollte, so hofife Ef. Hessen werde ihm assistieren, er wünsche
auch zu vernehmen, was sie vermeinten, wie Ef. sich zu betragen hätte,
wenn Schweden sich solches Werkes mit Gewalt unterfangen wollte.
4) Kf. beklagt sich, dass die zu Frankfurt subsistierenden Räthe ihm
den gebührenden TiteP) entzögen, und ersucht Hessen dafür zu sorgen,
dass es inskünftige nicht mehr geschehen möchte.
') Ueber Schlippenbachs feindselige Haitong gegen den Rf. und dio
Machinationeo desseibeD in Polen nach dem Olivaer Frieden s. Urk. u. Akt IX
S. 7L78. 149 f. 182.202.
') Diesen Vorschlag liessen die Karfursten von Mainz und Cöln dem
Kaiser durch den von diesem an den ersteren abgesendeten Reichs vicekanzler
v. Waldendorf machen, s. Köcher I, S. 297. 655.
^ Ueber diese PostaDgelegenheit s. Urk. u Akt. IX S. 12.
*) S. Urk. n. Akt. VIII S. 568.
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ZnaammeDkanft mit dem Landgrafen von Hessen. 29
2. Conferenz. 11. December 1660.
[Die Garantie. Empfehlong des Eintritts des Kf. in die Rheinische Allianz.
Nothwendigkeit der Wiederbernfong des Reichstages. Die E. Pfälzische
Ehesache.]
Die Hessischen erklären, sie könnten sich auf die gestern proponier- 21. Dec.
ten Punkte wegen Mangelang einiger nötbigen Sachen hauptsächlich nicht
einlassen, erwidern nur:
ad 1} sie hätten öfters wegen der Garantie an gehörigen Orten Erinne-
rung gethan, bis dato aber wäre nichts geschehen wegen anderer unterlau-
fender Sachen, so es gehindert, sie wollten aber, wenn nöthig, weitere Er-
innerung tbun, damit eine gewierige Resolution erfolge. Die Bedräuungen
hätte ihr Fürst mit Bestürzung vernommen, glaubte aber dennoch, dass es
die Krön Schweden sich annehmen werde, und weil es nicht durch Par-
ticnliersacheo zu heben, so würde Ef. zu rathen sein, mehr auf die Alliance
ZQ reflectieren.
ad 2) Ihr Fürst zweifle, ob durch Translation des Deputationstages
dem Werk zu helfen sei, das zulänglichste Mittel würde sein Reassumtion des
Reichstages, jedoch wenn das andere zulänglicher sollte erachtet werdeu,
wollte er sich gerne conformieren.
ad 3) Graf Taxis gegenüber wolle ihr Fürst gern für der Stände
Gerechtsame miteintreten. Wie er wegen des Danziger Eingriffs dem Ef.
assistieren könne, fände er zwar keine Mittel, würde aber, wenn solche an
Hand gegeben würden, sich derselben nicht entbrechen.
ad 4} Hofften sie nicht, dass das, so sie bei dem Directorio nicht än-
dern könnten, ihnen beigemessen werden sollte, jedoch wenn an Hand ge-
geben würde, wie der Sache zu helfen, wollten sie es gern thun.
Sie erinnern dann noch wegen Renovation der Erbverbrüderung, ferner
dass Ef. sich zur Interposition in der E. Pfälzischen Ehesache erboten,
Qod hoffen, Ef. werde in dierer Angelegenheit in Entstehung der Güte
ferner dem Landgrafen assistieren, sie hätten schriftlich abgefasst, worauf
die Sache jetzt beruhe.
Die E. brandenburgischen erwidern:
ad 1) betreffend die Garantie beruhe die Sache nicht auf der qnaestio:
an? sondern es wäre die Garantie offeriert und vom Ef. acceptiert wor-
den, und mangelte es nur daran, dass es zur Wirklichkeit gebracht würde.
Was sonst erinnert worden, dass es besser sei, des Reichs Securität festzusetzen
oder die Rheinische Allianz nicht ausser Augen zu setzen, so habe Ef.
gleichfalls die Intention, das erstere nicht zu lassen, und wenn von der
Allianz ihm völlige Nachricht gegeben würde, wie es sich gehöre, so wolle
er sich der Eintretung halber so erklären, dass man spüren sollte, dass er
alle Mittel gebrauche, so zur Ruhe des Reiches dienlich seien, nur begehre
er, dass die Completierung der Garantie vorher gehen möge und von dem
Landgrafen solches bei den anderen getrieben werde. Sollte es aber länger
verzögert oder difficultiert und Ef. etwa gezwungen werden, mit Frem*
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30 1- VerbaDdluDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
den solche consilia za ergreifen, so dem Reiche rielleicht schaden köoDten,
so wollte Ef. de innocentia bedungen haben.
ad 2) Kf. Hesse die rationes, ob Reichs- oder Depotationstag besser,
dahin stehen , wollte aber den Reichstag wohl belieben, wenn Hessen ihn
versichere, aoch andere dahin disponieren zu könnem dass man den Reichs-
tag nicht mit anderen Dingen zubringen, sondern znförderst von der Seen-
rität und Befriedigung des Reiches reden wollte.
ad 3} verlangte Kf. von dem Landgrafen nur, was derselbe prästie-
ren könnte, dass er, wenn Schweden sich der Danziger oder Polen au-
nehmen sollte, sich in Schreiben seiner annehmen möchte.
Sie bedanken sich wegen Communication in der K. Pfälzischen
Sache, wollen dem Kf. davon referieren.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 13. Januar 1661.
[Bericht über die Verhandlungen mit Hessen.]
1661.
13. Jan. Kf. hat auf der Reise hieher seinen Schwager, den Landgrafen von
Hessen-Cassel in der Grafschaft Ravensberg gesprochen und die
Gelegenheit benutzt, mit ihm selbst in publicis Unterredung zu pflegen und
auch seine bei sich habende Räthe mit denen jenes in Conferenz treten zo
lassen und absonderlich vorbringen zu lassen: 1) Da die von K. Cöln,
Hessen, Brauuschweig und anderen während des seh wedischeu Krieges
ihm angebotene und von ihm angenommene Garantie noch nicht zur Richtig-
keit gebracht sei, ihm aber viel daran gelegen sei, weil ihm allerhand
schwere Bedräuungen, deren sich der Graf Sehlippenbach gebrauchet,
vorkämen, so ersuche er den Landgrafen, bei den anderen das Werk zu
fördern, damit es ohne Säumnis sustande gebracht werde und er seine
Mesures danach nehmen könnte.
2) Da bisher durch den Streit über den Deputationstag die vertrauliche
Correspondenz unter den Ständen verhindert sei, so dass man nicht insge-
samt die Sicherheit des Reichs in Acht nehmen könne, jetzt aber dem
Reiche von den Türken schwere Gefahr drohe, so wünsche Kf., dass alle
Stände gegen eine solche Gefahr sich insgesamt vereinigten, dazu sei eine
schleunige Zusammenkunft nöthig, ihm scheine die vorseiende Deputation
dazu nicht undienlich zu sein, er ersuche daher den Landgrafen, dieselbe
seinerseits nicht länger zu divertieren zu suchen, vielmehr deren Beförderung
sich angelegen sein zu lassen, zumal da Braunsehweig sich deshalb
auf Hessen bezogen hätte und auch K.Mainz dafür halte, dass die Depa-
tation bequemer an einem andern Ort als zu Frankfurt anzustellen sei.
Der Landgraf habe sich darauf nur so weit herausgelassen: ad 1) er
hätte Erinnerung gethan, wegen der Garantie eine richtige Antwort abzu-
fassen, dass sie noch nicht vollzogen und überschickt wäre, daran wäre die
Verzögerung Ursache, näheres über diese Verzögerung und über den Inhalt
der Antwort hätten die Hessischen nicht angeben wollen, nur endlich hätten
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Zasammenkauft mit dem Landgrafen von Hessen. 31
sie erklärt, dass die oblatio garantiae nur mit gewissen Bedingungen und
modifieata gewesen und dass Ef. zu rathen sei, mehr auf die Alliance zu
reflectieren. ad 2) den Deputationstag hielten sie für kein zulänglich Mittel,
das Reich in guter Harmonie und Sicherheit zu halten, sondern der suspen-
dierte Reichstag sei mit ehestem wieder zu reassumieren. Ef. habe erwidert,
er wolle sich kein Mittel, das Reich in Sicherheit zu bringen, und also
auch nicht einen Reichstag entgegen sein lassen , wenn der Landgraf ihn nur
versichere und auch andere dahin disponiere, dass der Reichstag nicht mit
anderen Dingen zugebracht, sondern vor allem des Reichs Sicherheit fest-
gestellt werde. Der Alliance halber habe er erklärt, wenn nur vorher die
pure angebotene und acceptierte Garantie richtig und ihm von der Alliance
völlige Nachricht gegeben, wolle er sich dergestalt erklären, dass jedermann
daraus verspüren könne, wie er alle Mittel zu gebrauchen begierig sei,
welche zu des Reiches Ruhe und Besten dienlich sein könnten.
So ist man mir doch mit einem mehreren nicht, als mit einem
gemeinen guten Erbieten begegnet, und hat dabei contestirt, dass
Hessen-Cassel dergestalt an Schweden nicht hinge, dass es darüber
seine Schuldigkeit vergessen, oder mir zu einigem Zweifel Ursach
geben sollte, auf dem Reichstag wollte es äussersten Vermögens nach
das Seinige thun, und das würde mir Versicherung genug sein.
Ob nun wohl bis dato weder wegen der Guarantie noch Alliance
mir einige fernere Nachricht oder Erklärung zukommen, es auch vor
diesmal mit Hessen-Cassel nicht weiter zu bringen gewesen, so ist doch
aus der gehaltenen Conferenz so viel zu nehmen, dass sie nunmehro
nach dem gemachten Frieden die vorhero angebotene Specialguarantie
wieder zurückzuziehen, zu der in Instrumente pacis und anderen
Reichssatzungen paciscirten aber sich zu verstehen schwerlich gemeinet
und ihr ganzes Absehen auf einen Reichstag gerichtet sei.
Der Kurfürst an den Geheimenrath Johann v. Portmann.^)
D. Cleve 15. Januar 1661.
[Erinnerung an E. Cöln wegen der Garantie.]
Er soll K. Cöln auch vortragen, derselbe werde sich erinnern, dass 15. Jan.
er nebst den Fürstlichen Häusern Brannschweig und Hessen und an-
*) Portmann war vom Kf. an den Korfursten von Goln geschickt worden,
um laat seiner Instruktion (d. Gleve 12. Jannar 1661) denselben zu bewegen, in
der Wied sehen Streitsache mit Kurpfalz (s. darüber die Einleitung za Ab-
schnitt 2) den Forderungen des letzteren nachzugehen , und ferner um die An-
sicht desselben darüber zn vernehmen, was angesichts der Türkengefahr dem
Kaiser zd rathen sei. Der Kf. sandte ihm dann diese weitere Instraktion nach.
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32 1* Verband luDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
deren während des schwedischen Krieges den Kf. durch Schreiben ond meh-
rere Schickungen za einem billigen Vergleich mit Schweden angemahnt und
dabei anf erfolgten Frieden den Kf. so zn garantieren versprochen, dass
derselbe sich keines Widrigen von Schweden oder jemand anders zu be-
fahren haben solle, dass Kf. die ofiferierte Garantie angenommen ond dass
man allerseits so weit einig gewesen, dass es nnr an der Abfassung noch
ermangelt habe. Wie Kf. nun durch Beförderung des Friedens K.Cölns
und der mitnegotiierenden Fürsten Begehren erfüllt, so hätte er auch erwartet,
dass jene ihrerseits ihrem Versprechen nachkommen, die Oarantie in Rich-
tigkeit bringen oder wenigstens ihn mit einer beständigen und deutlichen
Resolution würden versehen haben. Da aber unerachtet seines Erinnerns
dieses alles nicht geschehen, ihm aber merklich daran gelegen sei, dass er
in dieser Sache Gewissheit habe, so ersuche er K. Cöln dem Versprechen
förderlichst nachzukommen, zumal es ein mehreres nicht wäre, als zu wel-
chem ohnedem ein Mitkurfürst und Stand dem andern sowohl aus dem Ver-
ein als Instrumento pacis und anderen Reichssatzungen verbunden. Sollte
man die Sache difficnltieren oder gar weit von sich werfen wollen, so soll
er dagegen gehörige remonstrationes thun.
K.Cölnische Resolution auf des v. Portmann Anbringen.
Signatum Bonn 18. Januar 1661.
[Bereitwilligkeit die Garantie zu leisten and eine neue Zasammenknnft deswegen
ZQ beschicken. Die Türkengefahr.]
18. Jan. K. Cöln erinnert sich sehr wohl, was für eine Erklärung in seinem
und der Fürstl. Häuser Braunschweig und Hessen Namen der Parti-
culargarantie halber gegen Kf. geschehen sei, er hat auch nach Abschlags
des Friedens bei jenen Fürstl. Hänsern und den übrigen in der engeren
Correspondenz stehenden Kur- und Fürsten wegen Prästation derselben Er-
innerung gethan, was darauf insgesamt für gut angesehen , werde Ef. aas
der in seinem und beider Fürstl. Häuser Namen abgegebenen Antwort vom
29. Novembris ersehen. Sobald Kf. darauf seine Gedanken inbetreff der
in Vorschlag gekommenen Zusammenschickung o£Fenbaren werde, sei er
erbietig y die Seinigen dazu abzuschicken nnd ihnen solche Instruktion za
ertheilen, dass daraus seine zn Kf. stets tragende Affection zu verspüren
sein solle.
Anlangend das Türkische Unwesen, so gehe auch K. Cöln dasselbe
tief zu Herzen, er höre auch, dass der Kaiser nicht ausser Apprehension
sei und an die Kurfürsten und die vornehmsten Fürstlichen Häuser Gesandte,
um schleunige Assistenz nachzusuchen, abschicken wolle. Er glaube,
dass ein fruchtbarer Schluss nicht wohl ohne Unterredung und Beliebung
gesamter Kurfürsten und Stände herauskommen werde, sobald er vernommen
haben werde, was die Kaiserlichen Abgesandten deswegen vorbringen wür-
den, werde er mit Kf. weiter communicieren.
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SendoDg v. Portmanns an Enrcöln. 33
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 8. Februar 1661.
[aof des Kf. Schreiben vom 13. Januar. Der Deputationstag soll sich in Augs-
burg versammeln.]
Dank dafür, dass Kf. sich bemüht hat, den Landgrafen von Hessen- 8. Febr.
Gas sei znr Einwilligung in die Eteassnmption des Deputationstages an einem
dritten Orte zu bewegen. Er selbst ist mit dem Vorschlag de loco tertio
sehr einverstanden und hat seine Gesandten in Regensburg in eventum
dabin instruiert, wenn die dort anwesenden Kur-, Fürsten und Stände an eh
damit zufrieden, und die zu Frankfurt subsistierenden Stände die Stadt
Augsburg pro loco tertio gleichfalls beliebten, ebenfalls für diesen Ort
sich zu entscheiden. Sollte es zum Einverständnis darüber kommen, so
könnte das Werk ohne Zeitverlierung zu Stande gebracht und, bis man
zu einem Reichstag füglich gelangen könne, mit der Deputationshandlung
continuiert und dabei nicht nur die dazu gehörigen Materien erörtert son-
dern auch dasjenige mit beobachtet werden, was die Sicherheit des Rei-
ches bei dieser je länger, je mehr überhand nehmenden Türkengefahr
weiter erfordern wird. Kf. werde seine zu Abwendung dieser Türkengefahr
fuhrenden sorgsamen Gedanken und warum hierzu für diesmal ein Reichs-
tag nicht zulänglich sei , von dem an ihn abgeordneten Reichshofrath und
Obristen, Claudio Grafen von Colalto^) bereits vernommen haben').
Kaiser Leopold an den Kurfürsten- D. Wien 13. April 1661.
[Feindliche Absichten der Schweden gegen Bremen. Gatachten der Kurfürsten.]
Da ihm fast von allen Seiten Zeitung eingekommen, dass Seh we den 13. April.
die Stadt Bremen mit Heeresmacht angreifen wolle, angeblich unter dem
Verwände, weil sie ihm als Reichsstadt den Homagialeid geleistet'), so hat
>) üeber Colaltos Sendong an den Kf. (Ende Januar 1661} s. unten die
Binleitang zu Abschnitt 5.
^ Kf. fordert darauf (d. Gleve 26. Februar 1661) sowohl den Landgrafen
von Hessen als auch die braanschweigischen Herzoge auf, nach dem Wunsche
des Kaisers die Verlegung der Reichsdeputation an einen dritten Ort zu befor-
dern. Landgraf Wilhelm (d. Cassel 2./12. März 1661) erwidert, da nachgehends
die Laufte sich geändert und die Türkengefahr sich vermehrt habe, so dürfe
man sich nicht mit Translation des Deputationstages aufbalten, sondern müsse
den Kaiser ersuchen, sofort den Reichstag zu reassumieren. Das gleiche fordern
die braunschweigischen Herzoge (d. 13./23. Mai 1661), doch erklären sie
sich bereit, in die vorherige Verlegung der Deputation an einen dritten Ort zu
willigen, dafern diese ,in ordine ad comitia und zur Beförderung derselben an-
gesehen*, und ihre Gesandten dorthin zu schicken, wenn auch andere zu Frank-
furt Versammelte das gleiche thäten.
^ Ueber diese Streitigkeiten der Schwedischen Regierung mit Bremen
and die damals von 'der ersteren gegen die Stadt verübten Gewaltthätigkeiten
B. Duntze, Geschichte der freien Stadt Bremen, lY, S. 133 ff. und unten die
Einleitung zu Abschnitt 14.
Mater, x. GMch. d. G. Kurfürsten* XI. 3
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34 1- VerhandlüDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
er sich entschlos.seD, dem ganzen Eorfürstlicben Collegiom davon Mittheilang
zu machen nnd dasselbe zn ersuchen , ihm seine Gedanken darüber zu er-
öfifnen, er giebt dem Kf. in antecessnm davon Nachricht, damit er um so
reiflicher überlegen könne, wie dieser drohenden Gefahr und allem ferneren
Unheil im Reich abzuhelfen sei.
Der Kurfürst an den Kaiser, D. Cleve 4 Mai 1661.
[auf das Schreiben vom 13. April. Bedrohliche Nachrichten über Schwedens
Absichten, Vorkehrungen dagegen.]
Mai. Er theilt dem Kaiser abschriftlich mit, was ihm nicht allein über die Ab-
sichten Schwedens von gewisser Hand zugekommen, sondern wie er auch ab-
sonderlich gewarnt worden ist. ^) Er will nicht hofifen, dass dieses wahr sei,
doch will er sowohl seine Sachen in Acht nehmen, als auch alles thun und
beitragen, was zur Erhaltung der Ruhe im Reiche dienen kann. Wenn ihm
von seinen Mitkurfürsten das kaiserl. Schreiben nebst der Vorhergehendeo
Bedenken communiciert werde, werde er sich weiter erklären, bittet auch
den Kaiser, ihm inzwischen seine Meinung zn eröffnen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz .^) D. Cleve
14. Mai 1661.
[Mittel zur Aufrecbterbaltang der Securitat des Reiches.]
14. Mai. Er hätte gewünscht, dass K.Mainz ihm seine Meinung mitgetheilt
hätte, er selbst verharrt bei der Meinung, dass kein besseres — Mittel
sei, das h. Rom. Reich in seinem Wohlstand und Securitat — zu ma-
nuteniren, denn durch rechtschaffene einmüthige Zusammensetzung der
sämtlichen Glieder und des Hauptes, und ob sich wohl diesem — prin-
cipio bis dato viele Widerwärtigkeiten entgegengesetzet, so hoffe ich
doch, Gott werde die Sache endlich dergestalt richten, damit das irrige
Deutschland seine bekannte Mängel und Gebrechen dermaleins bereue,
Haupt und Glieder in guter Conferenz — für den Riss zu rechter
Zeit treten und die von Gott verliehene Glorie und Kräfte erkenne.
0 S. Urk. Q. Akt. IX S. 243. Nach einer Bemerkung in dem Geheimeoraths-
Protokoll vom 3. Mai hatte der Kurfürst dieses warnende Schreiben von dem frü-
her als Gesandter des Königs von Dänemark zu ihm abgeschickten v. Ahle fei d
(8. Urk. n. Akt. VIII S. 591 ff.) aus Flensburg erhalten.
^ Antwort auf ein Schreiben des Kurfürsten von Mainz vom 26. April, in
welchem derselbe den Kf. von dem Kaiserlichen Schreiben inbetreflf der Bre-
mischen Angelegenheit beoachrichtigt hatte.
M
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Drohende Absichten Schwedens gegen Bremen. 35
£r zweifelt nicht, E.Mai nz werde, wie bisher, seine Sorgfalt allein zu Er-
haltung und Bestätigung des deutschen Friedens anwenden, er hofft anch
nicht, dass jemand zu nenem Kriege Ursache geben wolle. Sollte aber dem
R. Reich etwas Widriges begegnen, so wüssten der Kaiser und alle Stände,
dass er sich niemals dem entzogen alles zo thnn, wozu ihn Vaterlandsliebe,
sein Amt, die Reichsconstitntionen , der Westfälische Friede und andere
dergleichen ?incula verbinden.
Resolntio^) anf die vom E. Cölnischen Abgesandten Grafen
von Fürstenberg bei der Conferenz proponirte Punkte.
[Cleve 16. Mai 1661.]
1) wegen Unterhaltung guten Vertrauens; darzu seind S. Chf. D. 16. Mai.
bereit und wollen nichts unterlassen, was darzu dienlich sein würde.
Schickung nach Beyern.
2) E.Göln meinte hochnöthig, dem Kaiser Hülfe contra Turcam
za senden: wie die Hülfe universal zu machen?
Bb. Müsste durch einen Beichstag geschehen.
K.Cöln möchte desfalls an den Kaiser mit einem bescheidenen
Schreiben suchen, S. Chf. D. wollten für sich in modum consilii auch
schreiben.
3) Wegen der Schweden Vorhaben auf Bremen"), bittet S.
Chf D. Meinung und Bedenken, K. Cöln wollte thun, was J. P. ver-
möchte.
Ob nicht K. Cöln, Maintz etc. an Schweden schrieben, sie hätten
Ternommen, dass sie im Beiche etwas moviren wollten, und sie dehor-
tirten davon abzustehen.
4) dass bei dem Beichstage punctus securitatis der erste sein
sollte.
5) dass besser wäre, Völker als Geld dem Kaiser zu schicken.
6) Wann es sollte zum Bruch kommen, dass das Directorium
aber die Armee einem Churfürsten ohne Ansehung der Beligion ge-
geben werden solle.
7) Wegen Hildesheim, so sich zur Türkenhülfe nicht verstehen
wollen, weil kein Beichstag oder Kreistag noch nicht ausgeschrieben.
8) Ob S. Chf. D. belieben die Zusammenkunft zu Cöln: quod hie.
Was daselbst zu proponiren: Garantie.
') Dieselbe liegt dem Geheimenrathsprotokoll vom 16. Mai bei.
*) 8. oben 8. 33 f.
3*
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36 1* VerhandluDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
9) Wie die Churf. Präeminenz zu erhalten und die alten Fürsten
von den neuen zu unterscheiden.
S. Chf. D. wollen sich quoad primum engagiren, wie es die
Noth erforderte.
Auch quoad secundum, möchte seine Gedanken eröffnen, S. Chf.
D. wollten ihm conformiren.
10) Beschwer wider das Cammergericht zu Speyer und Reichs-
hofrath. Ob Ch. Göln und S. Gh. D. desfalls an das Gammergericbt
ein Gesamtschreiben abgehen lassen wollten, zu vernehmen.
Wegen des Reichshofraths an den Kaiser zu schreiben.
11) Von den G. Staaten und wegen Rheinberg*), ob S. Ghf.
D. durch H. Gopessen sich wollten der Sache annehmen und gute
officia thun, wollte es rasiren lassen.
Rs. S. Ghf. D. wollen die Sache durchsehen lassen.
12) Ob wegen der Religion in Gülichschen und Glevischen etc.
Landen') ein Gewisses zu vergleichen.
S. Ghf. D. sind zufrieden, dass die Gommission ihren Fortgang
nehme.
13) Wegen der Titulatur, wollte Durchleuchtigster geben, S. Ghf.
D. auch dergleichen thun.
14) ein Bedienter, der im Gölnischen 10000 Thaler gestohlen,
abfolgen zu lassen, weil er in S. Ghf. D. Landen sein sollte. Fiat
gegen gewöhnlichen Revers.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 18. Mai 1661.
[Bericht über die Eröffnungen Furstenbergs. Rath K. Coln rrenndlich entgegen-
zukommen.]
18. Mai. Er theilt ihm mit, was K.CöIn darch seinen Geheimenrath Graf Franz
Egon ?. Fürstenberg bei ihm dieser Tage anbringen lassen. E. Göln
habe contestiert, dass ihm an nichts mehr gelegen, als an Erhaltung yon
Ruhe und Frieden im Reiche, dass er sich auch dem Kaiser gegenüber zu
aller möglichen Hülfe gegen den Türken erboten habe und es auch in der
1} Ueber die damaligen durch Eingriffe der Holländer, welche in Rheio-
berg eine Besatzung hatten, in die Verwaltung dieser dem Kurfürsten von Göln
gehörigen Stadt veranlassten Streitigkeiten s. die im Diarium Europ. VI
S. 358ff und danach bei Londorp VIII S. 739 ff. abgedruckten Aktenstucke.
0 S. darüber M. Lehmann, Preussen und die katholische Kirche I S. 60f.
und unten Abschnitt 8 über die Verhandlungen mit Pfalzneuburg.
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Graf Fürstenberg io Berliu. 37
That bezengen wolle, aber er gestehe, dass er nicht glaabe, dass dieser
and anderen Sachen durch eine particnlar und separierte Hülfe geholfen
werden könne, sondern es dürfe dem Kaiser nicht l&nger zn widerrathen
sein, sich zur Berufung eines Reichstages za entschliessen , es könnte ja
Yorher unter den Correspondierenden festgesetzt werden, dass man auf dem
Reichstage keinen anderen Punkt Tornehmen wolle und solle, ehe der punctus
secnritatis seine Richtigkeit hätte und Tollkommentlich eingerichtet wäre.
Ferner wären ihm die Zeitungen wegen der neuen Bremischen Unruhe sehr
za Herzen gegangen, weil er aber, wenn es sich berichtetermassen verhalten
sollte, die Sache und die Mittel hell und klar im Instrnmento pacis befinde,
so hielte er anch nicht für nöthig, dass man sich darüber viel zu bedenken
habe, und wolle er dem Ef. zu solchem Ende communicieren, wie er sich
dieses Punktes halber gegen den Kaiser erklärt habe. Endlich weil £f. in seiner
Antwort sich dahin Terlauten lassen, dass ihm eine Zusammenschickung
seiner mit E.Cölns, des Hauses Braunschweig und Hessens Räthen
nicht entgegen, sondern er dazu geneigt wäre, so erklärte jener, Kf. möchte
der Meinung bleiben und versichert sein, dass E.Cöln nichts mehr desi-
deriere, als zu des Kaisers und dessen Assistierender Interesse cooperie-
ren zn helfen. Kf. hat selbst den Grafen von Fürstenberg mit Fleiss
sondiert, hat aber nichts anders vernehmen oder penetrieren können, als
dass dasjenige, was er vorgebracht, recht gemeinet. Ef. hat sich erboten,
darüber noch weiter mit dem E aiser zn €omninnicieren, uod hat erklärt,
K.Gölns Meinung sei ihm sehr angenehm, er halte für nöthig, darüber
auch mit anderen sich zu unterreden, er zweifle nicht, der Eaiser werde
wenn E.Cöln ihn so versichere, kein Bedenken haben, den von etlichen so
sehr getriebenen Reichstag länger zu verschieben. Ef. glaubt, es würde
zu des Kaisers Bestem dienen, wenn derselbe nunmehr E. Co In wohl mes-
nagieren und dadurch befordern wolle, dass auch andere herangezogen nnd
den übrigen der bisherige Prätext benommen werde, nnd dass man suche
durch allerhand Mittel gegen die sogenannten Alliierten sich dergestrilt zu
bezeigen , damit auf allen Fall der Unglimpf auf ihrer Seite bleibe. Seine
Intention hiebei sei keine andere, als dass sie sich zur special Garantie des
deotschen Friedens verbündeten, daferne sie aber andere Gedanken und Des-
seios führten, so werde man dasselbe nicht besser penetrieren können, als
bei einer Conferenz.
Ef. hat den vom Eaiser an ihn abgefertigten Residenten im Haag
Friqneti) empfangen, derselbe wird berichtet haben, dass Ef. dasjenige,
was er desideriert, schon gethan habe.
*) Ueber dessen Sendnog an den Kf. s. ürk. n. Akt. IX S. 245.
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3g 1. Verhandlnngeo wegen der Garantie des Friedens etc.
Kaiser Leopold an den Kurfllrsten. D. Laxenburg
14. Juni 1661.0
[auf das Schreiben vom 18. Mai. Billigung der verabredeten Zasammenkunft;
Reichs- und Deputationstag. Bereitwilligkeit K. Cöln freundlich entgegenzu-
kommen.]
H.Juni. Dank für die Mittheilnng und trea gemeinte Expectoration. Er ist
mit der von dem Kf. veranlassten Zasammenschlckong einverstanden^ ebenso
dass, wenn von den sogenannten Alliierten abseitige Meinung geführt
würde, man sich gegen dieselben gleichwohl also bezeige, damit auf allen
Fall der ünglimpf auf ihrer Seite bleibe, er zweifelt nicht, Kf. werde ent-
sprechend seiner jüngst an E. Mainz erlassenen Erklärung') seine Abgesand-
ten hauptsächlich dahin instruieren, dass die Sicherheit des Reiches nur
durch rechtschafifene einmüthige Zusammensetzung der sämtlichen Glieder
mit ihrem Haupte ohne Einmischung fremder Potentaten und Händel auf-
recht erhalten werden könne. Betreffend die Frage wegen des Reichstages
werde Ef. aus des Kaisers Schreiben vom 14. Mai ersehen haben, dass der-
selbe bereit sei einen Reichstag zu berufen, wenn man mit der Deputations-
handlung in loco tertio nur solange verfahren werde, bis die zum Reichs-
tage gehörigen Materien soweit vorbereitet seien, dass er etwas zuverlässiger
die Mass nehmen könne, auf was für einen Termin er denselben ansetzen
solle. Er werde nicht unterlassen E.C öl ns gegen ihn contestierte treuher-
zige Affection zu cultivieren. Wie er gegen Ef. mit Dank zu erkennen habe,
^) Zugleich mit diesem erhielt der Kf. auch ein früheres, auch an andere
Kurfürsten gerichtetes Schreiben des Kaisers (d. Laxenburg 14. Mai 1661, die
Ausfertigung desselben für Kurcöln und Kurpfalz ist Diarium Europ. VII
S. 103 und Londorp VIII S. 759 abgedruckt), in welchem sich derselbe dar-
über beklagt, dass ein Tbeil der Reichsstande sein an sie besonders gerichtetes
Hülfsgesnch so ausdeuten wolle, als wolle er ihnen auf solche Weise das jus
snffragii nehmen, und dass diese daher desto eifriger auf Wiederberufhng des
Reichstages drängten. Er habe durch den an Kurmainz abgeschickten Reichs-
vicekanzler diesem vorstellen lassen,"warum er unter den Jetzigen Verhaltnissen
einen Reichstag auszuschreiben nicht für nöthig halte, und denselben auffordern
lassen, den Deputationstag nach Augsburg möglichst bald auszuschreiben, mit
der Versicherung, dass dort auch praeliminariter von dem gehandelt werden
solle, was zur Beförderung des Reichstages dienen könne, und dass er, wenn
er von den Reichaständen die Versicherung erhalten wurde, dass man ohne Weit-
läufigkeit zum Reichstage gelangen konnte, einen solchen alsbald ausschreiben
wolle. Kf. möge den Ständen, welchen jene Einbildung gemacht worden, als
wolle er ihnen das jus snffragii nehmen und dem Reichstage entfliehen, diese
Gedanken benehmen und sie versichern, dass, wenn jener Deputationstag nur
wenige Monate im Schwange sein werde, so dass der Kaiser zuverlässiger be-
stimmen könne, auf welchen Termin der Reichstag anzusetzen sei, er es an
der Ausschreibung eines solchen nicht werde ermangeln lassen.
^ 8. oben S. 84 das Schreiben des Kf. an Kurmainz vom U.Mai 1661.
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DeputatioD6t«g und Reichstag. 39
dasB derselbe alle seine actiones za SolidieniDg ihres beiderseitigen Inter-
esses dirigiere, so werde auch er selbst nichts unterlassen, was zn diesem
Zweck immer mehr würde erspriessen können.
Kuifiirst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. St Martinsburg 15. Juni 1661.0
[Bereitwilligkeit die Sicherheit des Reiches anfrechtsaerhalten and dem Kf. za 15. Jani
assistieren, die Rheinische Allianz.]
Er hofft nicht, dass jemand Ton den Auswärtigen das Vaterland zn
bennrnhigen beabsichtige, sollte es geschehen, so wird auch er mit Rath
Qiid That zu allem beitragen, was zu dessen Abwendnng dienen könne, er
wird nicht ermangeln, deswegen mit dem Kf. zu communicieren, und wenn
dieser selbst wider den Reichsfrieden angefochten werden sollte, ihm nach
aller Möglichkeit, wie er es auch von ihm reciproce erwarte, wirklich zu
assistieren. Gerade zur Erhaltung des Friedens hat er, bis man sich auf nächst-
künftigem Reichstage einer allgemeinen Garantie und Reichssecurität ver-
gleichen möge, die zwischen ihm und anderen Kronen und Reichsständen
aofgerichtete Allianz für das beste und sicherste gehalten und daher auch
bisher dabei als einem in dem Friedensschluss und den Reichssatzungen ge-
gründeten und zu niemandes Offension, sondern allein sich wider alle un-
billige Gewalt zu schützen angesehenen Mittel bebarrt.
Instructio, wonach sich unsere ....ClausErnstv. Platen
und ßaban v. Canstein bei der zwischen uns und K. Cölns
Ijd., auch denen fürstlichen Häusern Braunschweig und Hessen
in der Stadt Co In angesetzten Conferenz zu achten.
D. Cleve 20. Juni 1661.
[FeststellüDg der Garantie. Ef. ist nicht geneigt, der Rheinischen Allianz bei-
zutreten.]
Zweck der Zusammenkunft ist zu überlegen, wie der im Reich erlangte 20. Juni.
Friede erhalten, insonderheit die von jenen Fürsten dem Kf. angebotene
>) Auf ein Schreiben des Kf. vom 4. Juni, in welchem dieser in der Haupt-
sache die in dem Schreiben vom 14. Mai (S. 34) ausgesprochenen Gedanken
wiederholt hatte.
') Knrcoln, die drei Herzoge von Brannschweig und die zwei Land-
grafen von Hessen hatten (18. Mai 1661) den Ef. zur Bescbicknng einer Zn-
sammenknnft in Coln am 14./24. Juni, worüber aach schon Graf Fnrstenberg
in Berlin (s. oben S. 35 f.) verhandelt hatte , eingeladen. Es erschienen dort als
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40 !• VerhandlangeD wegen der Garantie des Friedens etc.
Garantie prästiert und auf einen gewissen Fuss und richtigen Stand ge-
bracht werden könne.
So haben unsere Abgeordnete sich dann über die Particularitaten
mit denselben zu vernehmen. Da dann dahin zu sehen ist, dass diese
Guarantie :
1) auf den MUnsterischen, Osnabrückschen und dann auch den
Olivischen Frieden gerichtet werde,
2) dass alle unsere im Reiche belegene Lande, dabei sie auch,
dass diese auf Preussen extendiret werden möge, zu urgiren und
zu remonstriren , dass daselbst nichts angefangen werden könnte,
welches nicht endlich das Römische Reich mitimpliciren würde,
3) dass anjetzo festgestellet werde insgemein, es sollte einer dem
anderen getreulich gegen alle diejenigen, so etwan gegen den auf-
gerichteten Friedenschluss den andern vergewaltigen würden, eine
mutuelle und reciproque würkliche Assistenz nach jeden Vermögen
leisten und auf jedesmaliges Erfordern dieselbe prästiren. Was aber
die Particularitaten ratione modi, temporis, quanti, directorii und der-
gleichen angehet, darüber können sich unsere Abgesandte mit den
anderen vernehmen, doch darin nichts schliessen, sondern alles zur
Hinterbringung an sich nehmen. Sollten aber die Abgeordneten —
sofort auf die Frankfurtische Alliance und dass wir uns darinne mit-
begeben möchten, kommen und zu vernehmen geben, dass sie ausser
derselbigen sich zu keiner anderen Versicherung verstehen wollten,
so haben die Abgeordnete anzudeuten, dass wir die Frankfurtische
Allianz — an ihren Ort gestellet sein Hessen. Nachdem aber diese
jetzige Zusammenkunft wegen der nicht namens der sämtlichen AI-
Hirten, sondern S. Churf. Dchl. zu Cöl n, des Fürstl. Hauses Braun-
schweig und Hessen angebotenen Guarantie und auf diese Erbietung
veranlasst worden, so müsste da nur dasjenige, wesshalb diese Bei-
einkunft angestellet, alhier in Abhandlung kommen.
Ob nun diese Guarantie vermittelst einer Alliance mit K.Cöln —
Braunschweig und Hessen zu stände gebracht werden sollte, das
könnten wir endlich geschehen lassen, jedoch haben unsere Abges.
hierbei allemal in Acht zu nehmen, dass nichts hierin geschehe, so
Bevollmächtigte Kurcolos Qraf Franz Egon von Fürstenberg und Dr. Alden-
hoven, der drei braonschweigischen Herzoge Dr. Wi tte, von Hessen-Cassel Ge-
beimerrath Pagestecher, von Darmstadt war in Folge des plötzlich (11. Jani)
erfolgten Todes des Landgrafen Georg die Zusammenkunft nicht beschickt
worden. S. über dieselbe Köcher I S. 300ff.
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Zosamniobkuuft zu Cölu. 41
der Kaiser!. Maj. zugegen oder dem mit derselben habenden Bund-
dQss abbrüchig sein könnte. Auch können sie wohl bei Gelegenheit
vor sich den Abgeordneten zu verstehen geben, warum wir zu Ein-
tretung in die Frankfurtische Alliance uns nicht verstehen könnten:
1) dass uns selbige, wie sie eingerichtet ist, unbekannt,
2) darnebenst unwissend, ob alle und jede der AUiirten gemeint
wären sich mit uns zu setzen und auf was Maasse, und ob auch wir
dasselbe zu thun vermöchten.
3) Könnten wir nicht umhin hierbei anzuführen, dass wir bei
dieser Frankfurtischen Alliance nicht die Begegnung empfangen, so
sich billig wo nicht in respect unserer Person, doch in Ansehung, dass
wir von ihnen invitiret gewesen und den Tractaten bis bald zum
Ende beiwohnen lassen, gebühret. — — da dann uns billig be-
denklich sein müsste, in ein solches Bündniss, dabei wir dergestalt
tractiret worden, einzutreten und gleichsam ein Accessorium zu sein.
Mit vorgenannten Chur- und Fürsten, wie auch anderen unsren Mit-
ständen aber wären wir bereit absonderlich — Defensivbündnis ein-
zugehen.
Sollte man nun auf anderer Seite blos bei der Eintretung in die
Frankfurtische Alliance bestehen bleiben, so haben unsere Gesandte
zu vernehmen, wie und auf was Maasse solches geschehen solle und
könne, auch was darunter vor conditiones vorgeschlagen werden
wollen, wie nicht weniger, was vor Sicherheit die Abgeordnete wegen
Schweden und Frankreich geben können, und diesen Punkt end-
lich ad referendum annehmen, doch dabei fügen, dass nicht ihrerseits
fernere Communication gänzlich benommen und abgeschnitten werde.
Im übrigen kann wohl discoursweise, und wann dazu Anlass ge-
geben würde, wegen der Schweden Vornehmen, imgleichen der Tür-
kengefahr halber sich mit den Abgeordneten vernommen werden, und
wann darbei des Deputation- und Keichstages halber von ihnen etwas
moviret wird, darin ist denselben unsere Intention bekannt.
ProtocoUum gehalten zu Colin am Rhein den 28. Juni a. 1661.
In der Proposition der Knr'- und Fürstlichen Gesandten wird als28. Joni.
Zweck der Zosammenkonft bezeichnet, alles, was ad conservationem pacis
in imperio et manutentionem instrumenti pacis immer dien||ph, zn befördern
und danach zu trachten, wie man diesen gemeinsamen Zweck erreichen
könne.
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42 !• Verhaadlaogen wegen der Garantie des Friedena etc.
Die K.brandenburgischen erinnern dagegen daran, dass K. Cöln
and die anderen dnrch besondere Abschickong dem Kf. die Garantie angeboteD
und dass er dieselbe angenommen hätte, dass es also nnr daranf ankomme, dass
diese Garantie recht eingerichtet werde. Das ganze Werk beruhe darauf,
dass man sich zusammensetze, einer dem andern die Hand biete, Kf. meine,
solcher Zweck könne erreicht werden, wenn er sich mit K. CölU; den Häu-
sern Braunschweig und Hessen verbinde, dass einer dem andern mit
allen Kräften und Mitteln assistieren solle, er hoffe, dass man bereit sei, auch
Prenssen mit in die Garantie aufzunehmen. Die K.Cölni8chen, Braun-
schweigischen und Hessischen erwidern darauf: 1) betreffend die zu
Berlin offerierte Garantie, hätten ihre Principalen dahin gezielt, dass des
Kf. Lande im Reiche sichergestellt und die Krone Schweden auch ver-
sichert bleiben möchte, dass ihre Reichslande ex instrumento pacis auch
befreit und die oceupierten Plätze restituiert werden, und also die Reichslande
und negotia von den auswärtigen separiert werden möchten, und hätte maa
diese Separation durch eine absonderliche Declaration genug zu erkennen
gegeben, woranf aber keine Gegendeclaration ?om Kf. erfolgt wäre. Weil
aber der Friede zuOliva nacbgehends geschlossen und exequiert wäre, so
wäre nicht unbillig zu sagen, dass die Sache in anderen Stand gekommen.
2) soviel die nähere Zusammensetzung mit K. Cöln, Brannschweig
und Hessen betrifft, hielten sie, weil diese Zusammeuschicknng mit Vor-
wissen ihrer Alliierten geschehen, für diensamer und hätten Befehl zu verneh-
men, ob Kf. nicht beliebig wäre, sich mit den gesamten Alliierten in nähere
Zusammensetzung zu begeben, und könnte man alsdann de particularibas
weiter reden. Wenn mit ihren Principalen und den Alliierten eine nähere
Zusammensetzung geschehe, würde dadurch die Garantie wirklich befördert
und der Weg zur allgemeinen Reichsdefension gelegt werden.
Die K.brandenburgischen setzen die Veranlassung wegen der
Garantie weitläufiger aus einander, es sei £f. eine Garantie in gemein, nicht
aber auf £xecution des Friedens angeboten worden, dahin gerichtet^ dass
Schweden im Reich sowohl damals als später nichts anfangen und
dass Kaiser und Kf. desshalb gesichert sein möchten. Diese Zusammen-
kunft sei bloss zur Garantie angesehen und solche zwischen ihnen bisher nur
allein tractiert worden. Ob Kf. sich mit andern Alliierten verbinden könne,
dazu wären sie nicht instruiert, Kf. wüsste auch nicht, ob alle Alliierten sich mit
ihm setzen wollten und auf was Weise und Maass solches geschehen sollte.
Des Ef. Meinung gehe dahin, sich mit K.Cöln, Braunschweig und
Hessen dergestalt zu setzen, dass einer gehalten sein solle den andern
bei dem Münsterschen und Olivischen Friedensschluss zu schützen. Dieses
könne gar wohl salvis aliis foederibus geschehen.
Die K.Cölnischen, Braunschw^igischen und Hessisch en: Bei
der Garantie habe man auf den Olivischen Frieden keine Reflexion gemacht,
sondern denselby vielmehr von den Reichsnegotiis separiert. Kf. habe in
einem Schreiben vom 3. Juni 1660 den Zweck der Zusammenkunft also
berahmt, dass der Friede im Reiche erhalten werde. Dieser Zweck könne
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ZusammeDkunft zu GöId. 43
nicht sowohl durch particolier, als durch gemeine ZusammeDsetzung erreicht
werdeD. Anf eine Particnlierconfoederation seien sie nicht instraiert, das Ab-
sehen ihrer Principalen sei nnr darauf gerichtet, wie die Generalgarantie
könnte stabiliert werden, das könnte am besten geschehen durch die Alliance,
die sie schon hätten, wenn Kf. sich mit hinein begeben wolle. Vermöge
ihrer Instruction könnten sie erklären, dass keiner der Alliierten sich ?on
solcher Znsammensetzung mit K.Brandenburg alieniert bezeige.
Die K brandenbnrgischen können nicht einräumeu, dass man bei
der Garantie nicht das Absehen auf den Olivischen Frieden sollte genom-
men haben. Wegen Eintretung in die Frankfurter Alliance, wiederholen
sie, seien sie nicht instruiert, sie wüssten nicht, ob Kf. in dieselbe werde
eintreten können, 1) weil demselben die Contenta niemals in forma commu-
niciert,
2) in dem, so dem Kf. vorgekommen, hätte man gesehen, dass viele
von des Kf. Landen darin ausgesetzet,
3) weil dieselbe mit allerhand beschwerlichen Conditionen für Kf. an-
gefüllt wäre,
4) weil Kf. bei selbiger Alliance unbillig behandelt worden wäre.
Daza ginge die ganze Allianz auf den Dänischen Krieg, so sich nun
ganz geändert , und würden also ganz andere conditiones erfordert werden.
Continuatio, Cöln 29. Juni 1661.
Die K. Cölnischen, Braunschweigischen und Hessischen wün-29. Jani.
sehen, weil die comitia dazu dienen könnten, dass daselbst von Bestäti-
gung des Friedens und der Generalgarantie etwas abgehandelt werde,
des Kf. Meinung, wie dazu zu gelangen, zu vernehmen, und ob die K.
brandenburgischen über die gestern vorgewesenen Punkte, in specie wie
man sich mit den gesamten Alliierten näher setzen könnte, sich ferner ver
nehmen lassen wollten.
Die K. Brandenburgischen: Kf. habe dem Kaiser die Noth wendig-
keit der comitia vorgestellt, namentlich, dass derselbe ohne diese seine de-
sideria wegen der Assistenz gegen den Türken nicht erhalten werde, Kf.
werde bei dieser Intention verharren, hoffe, der Kaiser werde sich zu den
comitiis verstehen. Es wäre darauf zu sehen, dass dann dort etwas nütz-
licheres pro imperio, als bisher geschehen, möge verrichtet werden, vor allen
Dingen müsste der punctus securitatis publicae vorgenommen und müsste da-
nach getrachtet werden, dass man mit besserer Conformität in consiliis auf
solchem Reichstage erscheine.
üeber den Punkt wegen näherer Verbindung mit den sämtlichen Alli-
ierten könnten Gesandte, da es ihnen an Instruction mangele, nur an Kf.
berichten. Es würde ihnen lieb sein, wenn man ihnen an die Hand geben
wollte, wie und auf was Maasse die Verbindung mit den sämtlichen Alliierten
werkstellig gemacht werden könnte, sie wollten es dann dem Kf. referieren.
Die anderen erklären, am folgenden Tage darauf antworten zu wollen.
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44 1» Verhandlaagen wegen der Garantie des Friedeos etc.
3. Congressus, 30. Juni 1661.
30. Juni. Die E. Cölnischen, Braunschweigischen und üessischen
verlesen eine schriftliche Erklärung , sie könnten nicht einsehen^ wie die
angebotene Garantie auf den Polnischen und Olivischen Frieden und dessen
Garantie ausgedeutet werdeu könne. Ebenso wenig könnten sie begreifen,
dass man auf E. brandenburgischer Seite dafür halten wolle, dass was
zwischen dem Ef. und ihren Frincipalen vorgegangen, blos in ihrem und
nicht zugleich auch ihrer Mitalliierten Namen geschehen wäre. Weil die E.
brandenburgischen Gesandten nur instruiert seien, mit den schickenden Kur-
und Fürsten allein sich in einen näheren Verein einzulassen, und zwar der-
gestalt, dass man Ef. auch bei dem Olivischen Frieden garantieren solle,
sie ihrerseits aber nur instruiert seien, im Namen der sämtlichen, diese Ab-
schickung mit concernierenden Alliierten auf das Fundament des Teutschcn
Friedensschlusses mit Ef. über eine nähere Zusammensetzung zu handeln,
sonderlich da Ef. in die mit anderen schon habende Samtalliaoz miteinzu-
treten inclinieren sollte, auf welchen Fall man auch wohl sich getraue dieje-
nige DifiTicultät, welche von selten Pfalz Neubnrgs wegen dessen Exclusion
aus dem Olivischen Frieden gemacht werde, aus dem Wege 2u räumen, so
werde es für diesmal darauf ankommen, dass man beiderseits referiere. Sie
erklären, die Eröffnung, dass keiner von den Alliierten mit Ef. sich zu
verbinden abalieniert sei, hätten sie nicht ex commissione, sondern nur für
sich gemacht. Wenn Ef. sich resolvieren sollte, sich mit sämtlichen Alliieiten
einzulassen, so könnte dieses doch keineswegs so blosser Dinge durch Ein-
tretung in die Frankfurtische Allianz geschehen, zumal da dieselbe nicht auf
des Ef. jetzigen Estat proportioniert wäre, sie stellen den E. brandenbur-
gischen Gesandten anheim, ob dieselben sich in dem Allianzrecess ersehen und
mit einigen Erinnerungen, was Ef. circa modum et conditiones etwa de-
siderieren möchte, um davon zugleich zu referieren, an die Hand gehen
möchten. Ueber die Frage, ob inzwischen, wenn einige turbae dem Kf.
zuwider erregt würden, ihre Frincipalen demselben zu assistieren gemeint,
werde man referieren. Da ihren Frincipalen auf diese und vorige Expecto-
rationen wohl anliegen wird, eigentlich zu wissen, ob Ef. auch mit den übri-
gen Alliierten sich zu vereinigen Belieben trage, welche Resolution, da Ef.
in der Nähe sei, bald eingeholt werden könne, so stehe zu der E. branden-
burgischen Gesandten Gutfinden, ob sie vermeinten, dass man in Erwartung
dessen noch etwas an diesem Ort zu subsistieren habe, oder nicht.
Wegen des Reichstages stellen sie zu bedenken , ob nicht abzuwarten
sei, bis der R.Yicekanzler zu E.Mainz komme, um zu sehen, ob der-
selbe desfalls einige Commission habe , und hernach auf ein Expediens zu
gedenken, wie der Reichstag könnte befördert werden.
Die E. brandenburgischen bitten um Communication der schrift-
lichen abgelesenen Erklärung, die Frage wegen der Garantie wollten sie,
da sie die Akten nicht bei sich hätten, anstehen lassen, ebenso ob, wie
jene behaupten, was früher und jetzt geschehen, nomine aller Alliierten ge-
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ZQsammenkQDft zn GoId. 45
schehen sei, Kf. sei der Meinung, dass er blos mit den Principalen der Ge-
Fandten zn thnn hätte, sie hätten anch bei jetziger Conferenz kein anderes
Crediti? gehabt. Den Punkt wegen Verbindung mit sämtlichen Alliierten
müssten sie, da sie darauf nicht instruiert seien, ganz zu des Kf. Resolution
stellen, hielten auch dafür, dass man sich deswegen hier nicht aufzuhalten
habe, es sei eine Sache Ton hoher Importanz, Kf. werde sich darin nicht
so geschwinde resolvieren, wenn es zu Tractaten käme, so müssten sie da
geschehen, wo alle Alliierten wären.
Darauf Schlass der Conferenz'}.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cleve
9. Juli 1661.
[anf das Schreiben vom 15. Jnni. Dank für die zugesagte Assistenz.
AbwendoDg der Torkengefahr.]
Dank dafür, dass K.Mainz sich ihm gegenüber besonders zu e?en- 9. Juli,
taeller Assistenz erboten habe, er versichert, dass auch er auf begebende Fälle
ihm solche leisten werde, ersucht ihn zugleich zu allem beizutragen, was
zu Abwendung der Türkengefahr gereichen könne, namentlich verhüten
zu helfen, dass dem Türken nicht durch allzu langsame consilia und An-
stellung Gelegenheit zur Ausführung seines blutdürstigen Vorhabens gege-
ben werde*).
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 10. Juli 1661.
[anf die Schreiben vom 14. Mai and 14. Juoi. Knrf. will des Kaisers Intention
befordern, die meisten Reichsstände aber verlangen den Reichstag.]
— Gleichwie ich nun bisher mich allemal beflissen E. Kais. M. lO. Joli.
desideria und bestes, so viel an mir, zu befördern, also werde ich
') Auch von dem Verlanf dieser Znsammenknnft giebt Kf. dem Kaiser (d.
Cleve 9. Juli 1661) Nachricht.
') Knrmainz in seiner Antwort (d. Mainz 1. August 1661, abgedrnckt in
Diariom Borop. VII S. 377, Londorp VIII S. 774), weist darauf hin, vor
allem mfisse die gemeine Securität des Reiches festgestellt werdeo, dieses könne
aber nicht anf einem Depntations-, sondern nur auf einem Reichstage geschehen.
Wenn der Kaiser sich zor Wiederberufang desselben entschliessen sollte, konnte
dort nicht nnr gegen den Türken von selten des gesamten Reiches assistiert,
sondern auch sonst im Reiche gute Ruhe erhalten werden. Darauf erwidert Kf.
W. Cleve lö.Angust 1661, Diarium Europ. VII S.411. Londorp VIII S. 783),
ihm sei gleichgültig, ob Depufations- oder Reichstag, wenn nur der Zweck er-
reicht werde, und stellt Kurmainz anheim, ob nicht dem Kaiser zu willfahren
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46 1- VerbandlangeD wegen der Garantie des Friedens etc.
ferner nicht unterlassen, dasjenige willig beizutragen, was zu Errei-
chung E. Kais. M. guten Intention diensamb sein wird. Wiewohl —
die meisten Reichsstände nochmals die Beschleunigung des Reichs-
tages treiben, die Deputation und deren Transferir- und Fortstellung
decliniren und den Reichstag vor das bequemste und zulänglichste
Mittel halten, dadurch E. Kais. M. nicht allein gegen den Türken
mit einmütiger Zusammensetzung unter die Arme gegriffen, sondern
auch der Friede und die Securität im Reich erhalten werden könne. —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 25. Angust 1661.
[Termin für den Reichstag, vorher soll die Reichsdepatation in Angsbarg zn-
samnientreteii, Kf. sich um K. Mainz's BiDwilligang bemühen.]
25. Aug. — Nachdem mir nun von unterschiedlichen Ständen die Nach-
richt als von E.Mainz*) die Erklärung eingelanget, wann ich den
Reichstag auf einen gewissen Termin ausschreiben würde, dass dadurch
alles höchstschädliche Misstrauen verhütet bleiben — und das Reich
durch Feststellung des Puncti securitatis bei Fried und Ruhe bestän-
dig conserviret, ich aber wider den Türken mehrer und gewisser
Hülff versichert sein und benebens den. Rücken auf allen Fall frei
haben würde — Also bin ich entschlossen und im Werk begriffen,
mich durch meinen R. Vicekanzler, wann anders Ew. und der übrigen
Kurfürsten LL. dero erforderten Gonsens dem Herkommen nach darzu
zu ertheilen kein Bedenken haben werden, mich dahin vernehmen zu
lassen, dass ich den Reichstag gegen den 1. Octobris schierst künf-
tigen 1662 Jahres nacher Regensburg unfehlbar und zu rechter Zeit
auszuschreiben erbietig sei, jedoch mich zu Ihr. Ld. hinwiederumb
gänzlich versehe, sie würden dero mehrmaligem Erbieten und Ver-
sprechen zufolg die Sache wegen Translation des Deputationstages
und der Anfang und praeparatorinm zu einem besseren Grande aaf dem Depu-
tationstag EQ legen eei, weil doch mit dem Gontradicieren schon viele Zeit ver-
gebene verlaofen sei und leicht noch so viel verstreichen könne.
^) S. das ausführliche Memorial desselben (d. Mainz 30. Juli 1661 , gedruckt
Londorp VIII 8. 772flr.), in welchem er entsprechend der ihm von Frankreich
ertheilten Weisung (s. Guhraner II S. 309) nachzuweisen sucht, dass eine Ver-
legung der Reichsdeputation unstatthaft sei, und zum Schluss äussert, alles
Misstrauen werde verhütet und die Stunde bei guter Affection und Treue gegen
den Kaiser erhalten bleiben, wenn sich derselbe darüber erkläre, in welcher
Zeit er den prorogierten Reichstag fortsetzen wolle.
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Reichstag QDd Depatationstag. 47
dahin richten, dass allerseits deputirte Stände sich mit dem förder-
lichsten naeher Augspurg — begeben und diejenige Remissa, so ver-
mög jüngsten Keicbsabschieds praeparatorie ausgemacht werden sollen,
daselbst unverlangt an die Hand nehmcD.
Kf. möge ihm seine Gedanken darüber eröffnen, wenn er gegen die
Ansschreibang des Reichstages kein Bedenken trage , seinen Consens er-
tbeilen and anch K.Mainz dazu zu disponieren helfen').
Herzog Christian Lndwig von Brannschweig und Lüneburg
an den Kurfürsten. D. auf unserm Jagdhause Fuhrberg
4./[14.] November 1661,0
[AokündigaDg der Entsenänng von Beyollmacbtigten za Conferenzen Aber den
Elbhandel.)
Ew. Ld. wird zweifelsfrei annoch in gutem Andenken ruhen, 14. Nov.
wasgestalt ohnlängsthin , da wir Ew. Ld. sehr angenehmen Gegen-
') Kf. in seiner Antwort (d. Cleve 9. September 1661 , gedruckt Diarium
Bnrop. VII 8.445, Londorp VIII 8.786) ertbeilt seinen Consens und zeigt
an, dass er an Knrmainz dem Wunsche des Kaisers gemäss geschrieben habe.
Das Schreiben an Karmainz (Diarium Europ. VII S. 447. Londorp VIII
S. 786) ist Yon demselben Datum, ebenso Schreiben an die anderen Kurfürsten,
denen Abschriften jener beiden Schreiben mitgetheilt werden. Kurmainz er-
widert dem Kf. darauf (d. Mainz 17. September 1661, Diarium Europ. VII
S. 460. Londorp VIII 8. 786), dass er mit der Berufung des Reichstages einver-
standen sei und seinen Consens dazu ertheilt habe, dass er sich aber zu der
Verlegung der Reicbsdeputatioa ausser anderen Gründen schon desshalb nicht
verstehen könne, weil die zu Frankfurt anwesenden Reichsdeputierten darein
nicht willigen wollten. In ahnlicher Weise, unter Berufung auf den Widerspruch
von Kurmainz und der anderen Mitglieder der Deputation zu Frankfurt lehnt
Koreö In die Verlegung ab, während Kurpfalz, Kurtrier, Kursachsen und
Korbaiern ebenso wie Kf. sich einfach zustimmend zu den kaiserlichen Vor-
schlagen erklären und darauf nochmalige aber ebenfalls vergebliche Versuche
machen, Kurmainz umzustimmen s. die Correspondens darüber Londorp VIII
S. 789 ff., vgl. GrösBler S. 17ff.
') Infolge der Zolle und anderweitigen Belästigungen, welche Hamburg dem
Handel, namentlich mit Uo\z und Getreide, auf der Elbe auferlegte, hatte Kf.
mit dem Herzoge Christian Ludwig von Celle Verhandlungen angeknüpft,
um den Elbhandel aus seinen Landen, statt nach Hamburg, auf der Südelbe
nach Haarburg zu leiten. Sohon am 26. September 1661 war auf einer Con-
ferenz der beiderseitigen Bevollmächtigten zu Haarburg eine Convention darüber
vereinbart worden. Nachdem dai n Kf. auf der Rückreise von Cleve nach Berlin
mit dem Herzoge, den ec unterw« gs besuchte, die Angelegenheit persönlich be-
sprochen hatte, sandte dieser Mitte November die Geheimen Eammerräthe Bodo
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48 !• VerhaDdluDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
wart zu geniessen und uns mit deroselben — zu besprechen die Ehre
gehabt, unter anderen die Abrede genommen, dass wegen der be-
haaptenden freien Schiffahrt und Handlung auf dem Elbstrom und
Ratification des derobehuf in unser Stadt Haarburg errichteten Re-
cessus eine Conference einiger aus Mittel unser allerseits Geheimen
Räthe angestellet und sodann desfalls ein endlicher Schluss gemaehet
werden sollte.
Er wird daher seine dazu bereits deputierten Geheimen Räthe in weni-
gen Tagen nach Berlin schicken.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zell 6./[16.] November 1661.
[Greditir für B. y. Gladebeck zu besonderen vertraulieben Unterhandlungen. ]
16. Nov. Nachdem ich zu der mit Ew. Ld. Geheimen Hinistris der Haar-
burgischen Handlung halber anstellender Gommunication meinen Geb.
Cammerrath, den von Gladebeck, deputirt und abgcfertiget, so habe
ich demselben zugleich befohlen, dass er sich bei dieser Gelegenheit
k part bei Ew. Ld. unterthänigst anmelden und meine zu deroselben
tragende — Affection und Confidence mit mehrem contestireu, auch
für die mir neulich gegönnete Besuchung gebührenden Dank abstatten
und danebenst eine und andere Eröffnung thun solle. — — Zwei-
fele *) nicht, Ew. Ld. werden bei unter uns abgeredete Sachen und
deroselben wohl bewusst beständig beharren, deswegen den Monsieur
Gladebeck meine Meinung Dero entdecken wird. Hoffe bald die
Ehre zu haben E. Ld. auf der Reiherbeize hinwieder aufzuwarten
vermöge genommener letzter Abrede.
Relation Bodo v. Gladebeck's an Herzog Christian Ludwig
von Braunschweig und Lüneburg. D. Berlin 20./ [30.] Novem-
ber 166 L (Hannoversches Archiv.)
[VerhandlaDgen mit dem Kf. nod dessen Rätben wegen Eintritts in die Rhei-
nische Allianz.]
30. Nov. Nachdem er dem Kf. das IlandschreibeD des Herzogs übergeben und
dieser daraus ersehen, dass er noch etwas a part ihm vorzobringeni hat er
V. Gladebeck nnd Heinrich Bessel za weiteren Verhandlongen nach Berlin,
and zwischen diesen and den vom Karfürsten deputierten Geheimenräthen Claus
Ernst V. Platen, Otto Grote and Friedrich v. Jena warde der Vertrag
vom 26. November/6. December 1601 (s. v. Morner 8. 256} abgeschlossen, wel-
chen Kf. am 30. November/ 10. December, Herzog Christian Ludwig am
23. December/ 2. Januar ratificierte.
0 Die letzten Worte sind von dem Herzoge eigenhändig hinzugefügt.
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VerhaDdlangeo mit v. Oladebeck. 49
nach der Tafel ihn alleio wieder in sein Gemach gefordert. Als 61. bier aufs
neue ihn seines Herrn Freundschaft versichert und bemerkt, derselbe erin-
nere sich dessen, was zu verschiedenen Malen wegen des Eintretens des
Kf. in die Frankfurter Allianz vorgekommen, dafern Kf. meinte, dass
der Herzog hierzu cooperieren sollte, so möchte er es demselben ver-
traulich an die Hand geben, dankt Kf. dafür sehr höflich, und erklärt,
er vertraue auf des Herzogs freundliche Absichten, ^denn sie ihrestheils
kein ander Interesse als die Wohlfahrt des Rom. Reichs hätten, be-
gehrten auch von dessen Ständen nichts anders, als dass sie bei
demjenigen möchten guarantiret werden, was ihr das Instr. pacis
zueignete, — und obschon ihre consilia beschuldigt werden woll-
ten, als ob sie ganz von Oesterreicb oder Spanien dependirten,
so solle ich jedoch meinem gn. Fürsten und Herrn — versichern, dass
sie weder kaiserlich, weder spanisch, weder französisch, weder schwe-
disch, sondern einzig und allein gut reichisch wären und fUr dessen
Freiheit alle ihre consilia und actiones dirigiren würden, es möchte
auch niemand glauben, dass sie an den Kaiser dergestalt attachiret
wären, dass sie nicht freie Wahl zu reden haben sollten, sie wären
imperatori zu nichts in der Welt obligiret als pro salute imperii und
dessen Defension, und wann imperator diese Stunde etwas dagegen
anfangen würde, so wäre er der ärgste Feind des Kaisers, welches
er imperatori klärlicb sagen und schreiben lassen, auch noch neulich
in puncto comitiorum solche remonstrationes gethan, dass er gewiss
versichert, dass es keiner seiner Mitstände gethan hätte, er hätte sich
aber des Vertrauens, so Ih. Kais. M. zu ihm hätten, bedienet und
deswegen frei heraus geschrieben, wollte auch femer das Seinige
dabei thun. Das Bündnis') zwischen Oesterreich und ihm zielete
auf nichts anders als die Situation der Lande, dass weder Schlesien
noch Böhmen von den Schweden nicht könnte angegriffen werden,
sie müssten denn zuvor sein Land berühren. Wenn nun imperator
den geringsten Widerstand leistete, die Schweden repoussirete oder
nicht alsobald in seinen Erblanden Meister werden liesse, so hätte
er das ganze theatrum belli wo nicht von beiden, so zum wenigsten
von einer Armee im Lande. Weil er nun doch in der äussersten
Gefahr seiner Ruin auf solche zutragende Fälle sitzen müsste, so
wollte er lieber mitspielen als zusehend das Seinige verlieren. In
Holstein hätte ihm zwar der Kaiser das Generalat über die ge-
0 Das Defensiv- und Offeusivbüuduis vom 30. Januar/ 9. Februar 1658 (v.
Mörner, S. 683 f.).
M«ter. s. Qescb. d. 0. Knrfunteii. JU. 4
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50 !• Verhandlangen wegen der Garantie des Friedens etc.
samte conjungiiie Armeen aufgetragen, er hätte es aber niemals
pure aeeeptiren, auch nicht allerdings abschlagen wollen, sondern
hätte das Werk in solcher Balance gehalten, dass es zu nichts scha-
den und ihn nicht gar zu weit verbinden könne.
Mit den Kronen hätte er allezeit in beständiger guter Freund-
schaft gelebt .... Nachdem er aber mit Schweden brechen müssen,
hätte Frankreich auch seinen disgusto merken lassen, hätte mit Neu-
burg sich so arctissime gegen ihn verbunden, dass er genugsam seine
Intention gegen ihn verspüren können. Er hätte gar gute und ver-
trauliche Nachricht, dass Gravel zu Heidelberg dem Eurftlrsten
zumuthen dürfen ^), er solle der Allianz, so er mit ihm, Ef., gemacht,
renunciiren, oder sein König würde ihm alle Freundschaft aufsagen.
Nun würde ja das den deutschen Kur- und Fürsten zum höchsten
Präjudiz gereichen, wenn sie sich von den Kronen sollten fürschreiben
lassen, ob, wie und mit wem sie in Bündnis treten oder unter sich
verbinden sollten. Er hätte gegen Frankreich niemals das geringste
gethan, suchte auch noch nichts anders als seine gute Freundschaft,
hätte auch unter der Hand vertrauliche Nachricht, dass man am fran-
zösischen') Hofe erbötig, wann Kf. ihm, dem Gallo, einen Sehritt
entgegen thäte, wollte man an seiten Frankreich ihr gern drei ent-
gegen kommen; er hätte aber nichts gegen Frankreich gesttndiget,
könnte sich derowegen auch nicht submittiren, sondern liesse sie in
Wachsen und Subsistenz, müsste ihnen trauen, so viel er könnte, und
würde im übrigen ihr guter Freund verbleiben. Mons. Budelweltz')
hätte etliche Mal herausgeschrieben und S. Chf. D. grosse contesta-
tiones gethan, als sie nun endlich bei dem Mons. Lionne weiter
nachfragen und sich gleichsam anmelden lassen, hätten sie eine solche
kaltsinnige Antwort bekommen, dass sich die Zeiten nunmehr geän-
dert, das Werk in einem andern Stand und anderwertig zu überlegen
wäre. Nun wollte der König in Frankreich alle consilia in dem
Römischen Reiche dirigiren und möchten doch die deutschen Kur-
und Fürsten selbsten bei sich erwägen, in was für Esclavität sie sich
und ihre Nachkommen stürzten. Er wiederholete nochmaln — dass
er kein spanisch, noch österreichisch, noch einiges ander Interesse
0 S. anten Abschnitt 2.
'0 S. die Schreiben Wicqneforts an den Oberpräsidenten v. Schwerin
ürk. u. Akt IX S. 591 ff.
3) Podewils, 8. ürk. u. Akt. IX S. 57ö.
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VerhandlangeD mit v. Gladebeck. 51
als nur die Freiheit der freien Reichsstände fovirete — und hoflfe
er noch zu erleben, dass endlich erkannt werden würde, dass die
Brandenburgischen consilia aufrichtig und zu des Reichs Besten ge-
meinet gewesen. Wegen Neuburg hätte er keine sonderliche Re-
flexion. Es hätte derselbe zwar seinen Racken an Frankreich ge-
setzet, er getrauete aber der Gerechtigkeit seiner Sache und hätte
seine final Deduction herausgegeben, die er uns communiciren wollte,
und hätte sieder dem Neuburg acquiesciret und dagegen nichts ein-
wenden können. Er hätte seinestheils die ganze Sache dem GhurfÜrstl.
CoUegio zu dessen Interposition untergeben und könnte leicht er-
messen, wann unparteiisch darin verfahren würde, wie das Urtheil
fallen möchte. Es wären an Spanischer Seiten für diesem einige
Furschlage ins Mittel kommen, dass der Rhein die Grenze zwischen
ihnen beiden sein sollte, weil aber S. Churf. D. darbei gar zu viel
verloren und nichts als die Stadischen Guarnisonen in ihrem Lande
behalten hätten, so hätten sie diese Handelung ausschlagen müssen,
es würde ihr aber lieb sein, wenn das Churf. Collegium je eher je
lieber die Sache reassumiren möchte. Es gaben S. Churf. D. nun zu
allem unparteiischen Nachsinnen, ob bei solcher Bewandnus sie sich
der Direction der auswärtigen Cronen gleichsamb unterwerfen und
ihr Interesse in dero Hand stellen sollten.''
Als Gl. erwiderti auch die consilia des fürstl. Hauses zielten Dur darauf,
die jara statuom zu coDservieren und die gute Harmonie im Rom. Reiche
zu stabilieren, keineswegs aber sich den auswärtigen Kronen zu unterwerfen
oder das Interesse in ihre Hände zu spielen, man könnte also mit Kf. gar
leicht sich rereinigen und würde nur die Frage sein, ob man sich denn
nicht in den mediis auch yereinbaren könnte, antwortet Kf., es sollte ihm
gelbiges nicht entgegen sein, aber in der Frankfurtischen Allianz wären einige
Dinge, darin er so pure nicht willigen könnte, weil er aber des Herzogs
gute Intention darin yerspürte, so wollte er durch Dr. Jena, der in der
Harburgischen Sache mit ihnen negotileren würde, auch dies Werk weiter
mit ihm überlegen lassen.
Den 21. Donnerstags eröffnet ihm Jena, dass er von Kf. Befehl 1. Dec.
erhalten, mit ihm in Conferenz zu treten, wiederholt fast eben dasjenige, was
bereits oben angezeigt ist, giebt dabei aber zu verstehen, dass dem Kf.
das Frankfurter foedus gar zu weitläufig fallen würde, zumal die Interessen
gar zu wunderlich und divers , und solche Personen darin begriffen wären,
die vor diesem des Kf. Diener gewesen und mit denen er kein foedus machen
wurde, als insonderheit der Graf von Wal deck*). Gl. erwidert, die
1) Graf Heinrich VII. von Waldeck hatte 1438 seinen Theil der Wal-
deckecbeD Lande dem Landgrafen Ludwig von Hessen zu Lehn aufgetragen
4*
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52 1- VerhandlaDf^en wegen der Garantie des Friedens etc.
anfängliche Intention dieses foederis sei gewesen, endlich und unter der
Hand das ganze Rom. Reich wieder in eine gute Harmonie zu setzen, wenn
man nur dem noch inhärierte, könnte das foedus nicht zu weitläufig sein,
Graf Wal deck wäre nicht immediate, sondern mediate in demselben, so
dass Ef. weder mit ihm paciscieren noch schliessen dürfte, er hoffe, wenn
die anderen dubia des Kf. nicht wichtiger wären als diese jetzt moyierten,
so würde man sowohl in modo als intentione einig werden.
Dec. Den 23. neue Conferenz mit Jena. Derselbe erklärt, Kf. würde gern
mit allen Ständen des Reiches und sonderlich, wie zu Co In*) vorgekommen,
mit dem Hause Braunschweig, Hessen und anderen sich vereinbaren,
so absolut und ohne Restriction aber in die Frankfurter Allianz zu treten
würde er grosses Bedenken tragen, er hielte vielmehr dafür, dass, wenn die ob-
erwähnten Kur- und Fürstlichen Häuser nebst K. Pfalz in einem bestän-
digen Bündnis ständen, man der Auswärtigen nicht bedürfen, sondern ge-
gen Kaiser und Könige sich genugsam redoutabel machen könnte. Des
Kf. Verbindung mit dem Kaiser sei der Art, dass er sich auch mit an-
deren setzen könnte, wie er wollte. Ol. erwidert, separatim und exclusis
coronis noch zur Zeit im Rom. Reich beisammen zu stehen, wäre bisher
von vielen für imprarticabel gehalten worden und deswegen sei noch neu-
lich die Frankfurter Allianz auf 3 Jahre extendiert worden*), wenn diese
verflossen und Kf. sich inmittelst mit hinein begeben, so würde sich als-
dann überlegen lassen, ob die Stände besser allein oder bei den Kronen
ständen, inmittelst wüssten sich die Alliierten keiner sonderlichen Direction
von den Kronen zu erinnern. Er bittet das Bündnis des Kf. mit 0 ester-
reich zu communicieren, ebenso wie es mit dem englischen geschehen
sei. Jena bemerkt darauf, ob es nicht bei den Alliierten zu erhalten sein
möchte, dass P reu ssen mit eingeschlossen werde. Gl. erwidert, das werde
wohl etwas hart halten, und wenn Kf. seine anfänglichen conditiones gar
zu schwer machte, würde es fast scheinen, als wenn es mit der Beitretung
kein Ernst wäre. Jena hat hierbei so ganz allen von der Sache sich nicht
vernehmen lassen, sondern dahin gezielt, dass man nicht ganz abrumpiereu
möchte, fragte aber nur für sich, ob mau vermeinte, dass die gesamten
Alliierten mit des Kf. Eintretung einig sein würden, ob die Handlung eini-
gen Deputierten könne committiert und ob nicht auch K.Pfalz, als des Kf.
Mitalliierter, könne mit eingenommen werden. Gl. erwidert, an seinem
und seitdeiD stand Waldeck zu Hessen in einem Lehnsverhaltnis , das frei-
lich mehrfache Streitigkeiten veranlasste, diese wurden 1635 durch einen Ver-
gleich beigelegt, welcher auch in dem Westfälischen Frieden (XV § 14) bestätigt
wurde. S. Schulze, Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürsten-
häuser HI S. 378 ff. Vgl. über die Aufnahme des Waldeckschen Hauses in die
Rheinische Allianz und die zweifelhafte Stellung, welche es in derselben ein-
nahm, unten Abschnitt 7 die Relation G. v. Jena's vom 15/25. December 1665.
') S. oben S. 39 ff.
^) Diese Erneuerang der Bheinischen Allianz war am 7. März 1663 erfolgt,
B. Köcher I S. 313 ff.
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YerhandlaDgen mit y. Gladebeck. 53
Hofe sei man der MeinoDg, dass Ef. allen angenehm sei| und wolle man
in diesem and den anderen Punkten zn unterbauen sich bemühen, wenn
man nnr des Kf. beständiger Intention versichert wäre.
Den 27. Vormittags eröffnet ihm Jena des Ef. schliessliche Resoln- 7. Dec.
tion: dass er zwar in dieses jetzige Frankfurter foedus, wie dasselbd in sei-
ner Tollkommentlichen forma bestünde, nicht allerdings treten könnte, son-
dern er müsste für sich noch einige gewisse conditiones machen, er wäre
aber erbietig, nach Veranlassung des jetzigen foederis sich mit den Alliierten
za setzen, er würde aber solchenfalls auch seinen Mitalliierten, den Kurfür-
sten von Pfalz, gern mit einnehmen und von selbigem sich nicht separieren,
and er hoffe, dass dadurch die Allianz dergestalt verstärkt und verbunden
werden sollte, dass man die Wohlfahrt des Rom. Reiches auch ohne aus-
wärtige praeceptores endlich beobachten könnte, jedoch suchte er auch mit
den Kronen nichts anders als beständige Freundschaft zu halten. Sein foe-
das mit Oesterreich wäre er erbötig, auch das Original, zur Collation
zo communicieren , er verhoffte aber, der Herzog würde das Werk dahin
mesnagiereu, dass etwa dem Fürstlichen Hause Brau n schweig, Hessen,
Co In und anderen wenigen die Handlung aufgetragen werden möchte. Als
Gl. wünscht, mau möchte doch zu besserer Facilitiernng des Werkes das
Frankfurter foedus durchgehen und etwaige desideria dabei mittheilen, ver-
langt J e n a Mittheilung eines Exemplares des foedus und bemerkt, Kf. werde
sich nicht gern einigem Directorio unterwerfen, sondern lieber sehen, dass
man ganz keines Directorii Erwähnung thäte, ferner Kf. würde nicht mit
Gravel als Gesandten, sondern lieber mit dem Könige selbst unterschrei-
ben, dafern der König auch nur wegen des Elsass darin wäre, würde Kf.
ihm nicht cedieren. Gl. erwidert, wenn die übrigen Erinnerungen von kei-
ner grösseren Wichtigkeit als diese beiden wären, so würde dem Werk
leicbtlich zu helfen sein, wegen K.Pfalz werde sein Fürst kein Bedenken
tragen, er fürchte aber, dass von Hessischer Seite solches werde diffi-
cnltiert werden^), Jena erwidert, erhoffe nicht, dass es sich daran stossen
werde, das Werk werde sich appaisieren, K. Pfalz habe es in des Kf.
Hände gelegt.
1. December. Gl. fragt Jena, ob man das Frankfurter foedus nicht 11. Dec.
durchgehen und ihre monita vernehmen möchte, zumal er aus dem Cöl-
nischen Protokoll ersehen, dass es den Ihrigen daselbst zugestellt sei. Jena
erklärt, diese Akten seien noch nicht angekommen, und als Gl. sich er-
kundigt, ob einige Bedenken dabei wären, vermeint er, man müsste ihrer-
seits erst wissen, ob die gesamten Alliierten Kf. admittieren wollten, eher
könnte er sich keiner sonderlichen Conditionen vernehmen lassen.
3. December besucht Gl. wieder Jena, dieser erläutert des Kf. Er- 13. Dec.
klärnng dahin, dass Kf. in die jetzige Allianz nicht eintreten würde, sondern
erbötig sei, mit den gesamten Alliierten sich zu setzen, die Articul aus der
^) Ueber die Zwistigkeiteo zwischen Korpfalz und Hessen s. die Ein-
leitoDg zu Abschnitt 2.
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54 1- VerhandluDgeo wegen der Garantie des Friedens etc.
Allianz dnrchzageben und daraus sich zu verbinden. Was er jenesmal von
Französischer Subscription und dergl. erwähnt, würde keine sonderliche
Difficul täten haben, es müsste zoförderst diese quaestio an von den Alliierten
resolviert werden, so würde Kf. sich wohl zur Billigkeit weisen lassen, er
würde aber K.Pfalz nicht verlassen und Freussen gern mit einge-
schlossen sehen. Gl. erwidert, die Prenssische Condition würde schwerlich
bei allen Alliierten zu erhalten sein und also fast aHein capabel sein, das
Werk zu hindern, er wollte nicht hoffen, dass Kf. darauf bestehen würde.
Jeua erwidert, sie wollten Polen und Moskau excipieren, wenn sie nur
wegen Schweden und dessen Beifall gesichert wären, wiewohl sie sie eben
nicht ^ross fürchteten. GK erwidert, er könne dazu keine Hoffnung machen.
14. Dec. 4. December berichtet ihm Jena, dass er mit dem Kf. geredet, der-
selbe bliebe beständig bei der Preussi sehen Inclusion. Gl. fragt» ob sie
zur Handlung wohl jemand nach Frankfurt schicken würden, jener ver-
neint es.
15. Dec. &• December redet Gl. mit C an stein, dass er nicht glaube, dass die
Preus6is(be Inclusion zu erbalten wäre. Jener erwidert, Kf. bestände
zwar darauf, wenn man aber im übrigen richtig wäre, würde sich dieses
wohl finden, man möchte nur nicht die Hand abziehen. Der Für^t von
Anhalt war beim Abschied derselben Meinung und erbot sich zu aller
Cooperation.
Der Kurfürst an Herzog Christian Ludwig von Braunschweig
und Lüneburg. I). Cöln a. d. Spree 2./[l2.] December 1661.
IRecreditiv für v. Gladebeck.]
12. Dec. Als Ew. Ld. nebenst der bekannten und nunmehro abgehandelten
Harburgischen Sache dero Geh. Gammerrath, dem von Gladebeck,
absonderlich und k part befehligen wollen, mich nicht nur Ew. Ld.
beständigen — Affection und Confidence zu versichern, sondern auch
in andern publicis einige vertrauliche Eröffnung zu thun, so habe ich
bei verstatteter absonderlichen Audienz von ihm solches alles wohl
eingenommen, daraus Ew. Ld. gegen mich und unser allerseits ge-
meines Vaterland tragende Affection, Vorsorge und Vigilanz mit
grossem Vergnügen und erfreulich verspüret, und mich gegen ihn,
den von Gladebeck, in eigener Person auch sonsten dergestalt er-
kläret, dass E. Ld. aus dessen Relation meine für deroselben und
dero löbliches fürstliches Haus, auch für allerseits des H. Römischen
Reichs Glieder Wohlfahrt führende Intention verhoffentlich sattsam
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VerbandlaDgen mit v. Qladebeck. 5Ö
abnehmen und alles zu des Vaterlandes, auch unser beider Cbur-
und Fflrstlicben Häuser Besten mesnagiren werden. —
Der KurfQrst an den KurfUrsten von Cöln. D. Cöln a. d.
Spree 4/ [14.] Jannar 1662.
[YorBchlag der Abhaltaog eineB KarfürsteDtages.]
— Nachde;n uns weder des Ausschreibens zu besagtem Reichstage 14. Jan.
halber noch der Deputation wegen etwas gewisses ferner zukommen,
als seindt wir dessen täglich gewärtig, Im übrigen ist E. Ld.
erinnerlich, wie S. Kais. M. in verschiedenen Reichssachen der HH.
Kurfürsten Sentiment begehret ^) , auch ohne das verschiedene Reichs-
händel, absonderlich die Executionsordnung und das Ghurf. Collegium
in specie belangend, unter Händen, so gegen den Reichstag wohl zu
überlegen wären. Solchem nach stellen wir zu E. Ld. reifen !Nach-
dencken, ob nicht rathsam, dass ein KurfUrstl. CoUegialtag ') förder-
lichst möchte ausgeschrieben und gehalten werden, damit, wann wir
gleich nicht in Person beisammen kommen könnten, dennoch die
Sachen durch unsere zusammengeordneten Räthe überlegt — und
zu einem allgemeinen Schlüsse befördert werden möchten, gestalt uns
denn auch lieb sein würde, wenn E. Ld. mit K.Mainz Ld. hieraus
zu communiciren Belieben tragen wollten. —
*) S. das Schreiben des Kaisers vom 13. April 1661 (oben S. 33), in wel-
chem die Kurfürsten zn einem Gutachten in der Bremischen Angelegenheit auf-
gefordert werden. Ein solches Gutachten (d. 2. December 1661) ist wirklich von
Kurmainz abgefasst und darauf von allen Kurfürsten unterzeichnet worden.
Der Kaiser wird darin aufgefordert, falls Schweden wirklich gegen Bremen
etwas Gewaltthatiges vorzunehmen gesonnen sein sollte, dasselbe davon abzu-
mahnen und dahin zu wirken, dass der Streit entweder gütlich oder auf dem
Rechtswege beigelegt werde. Sollte auch dieses nichts verfangen, „so würden
alsdann auch die Reichsconstitutiones und der Friedensschluss weitere Ziel und
Maass geben, was zu Abwendung neuer Unruhe und Erhaltung gemeinen Frie-
dens im Reich ferner hiebei zu thun sein möchte.*' Zu derselben Zeit hatte
der Kaiser von dem Kf. wie auch von den anderen Kurfürsten ein neues Gut-
achten wegen der von Schweden errichteten Warnemünder Schanze und
anderer schwedischer Uebergriffe verlangt (Geheimenrsthsprotokoll CÖln a. d. 8p.
18/28. December 1661\
') Schon im Juni 1661 war vom kaiserlichen Hofe aus die Abhaltung eines
Kurfürsten tage 8 angeregt worden, s. das Schreiben des Kf. an Kurpfalz vom
24. Juni 1661 unten in Abschnitt 2.
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56 1- Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens etc.
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Kurfürsten.
D. Bonn 25. Januar 1662.
[auf das Schreiben vom 4./14. Januar. Bedenken wegen des KurfürstentageB.]
25. Jan. Er hätte gewünscht, dass die Depatation za Frankfurt völlig ergänzt
geblieben, oder man sich der Translation halber hätte yergleichen können,
welchenfalls das Knrf. Collegium beisammen gewesen, ond alle vorfallen-
den Sachen von demselben ad partem hätten überlegt, auch die Jalousie,
welche die Ausschreibung eines absonderlichen CoUeglaltages bei den übri-
gen Reichsständen gebären würde, abgewendet werden können, es werde
ihm jedoch lieb sein, von Kf. zu vernehmen, was demselben hierin für
Gedanken zu Gemüth gehen.
Der Kurfürst an den KurfUrsten von Cöln.
D. Cöln 4./[14.] März 1662.
[auf das Schreiben vom 25. Januar. Der Kurfürstentag kann jetzt nicht mehr
stattfinden.]
14. März. Er hätte die Ausschreibung eines Collegialtages vor dem Reichstage
für sehr nötig und nützlich gehalten, sieht auch nicht ein, wie andere
Stände daraus hätten Jalousie schöpfen können, da aber jetzt der ausge-
schriebene Reichstag nahe vor der Thür, sieht er nicht; wie zu dergleichen
Collegialtage zu gelangen.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 8. Februar 1662.
[Anzeige der Ausschreibung des Reichstages. Der Convent zu Regensburg soll
bis zu Beginn des Reichstages fortgesetzt werden.]
8. Febr. Nachdem er aus der Relation des von ihm hierher berufenen R.Vice-
kanzlers ersehen, dass ein Theil der Stände noch in dem Gedanken ver-
harre, als ob es ihm mit dem Reichstag kein rechter Ernst sei, so hat er
zu Benehmung dieses ungleichen Wahns denselben, wie Kf. aus beikom-
mendem Ausschreiben') ersehen wird, innerhalb 4 Monaten nach Regensbnrg
ausgeschrieben, woraus Kf. erkennen wird, dass er weder den Reichstag zu
verzögern noch unter der für gut befundenen Translation und Reassump-
tion des Deputationstages einige Gefährde oder Verlängerung der comi-
tiorum, sondern vielmehr die Präparierung der dazu gehörigen Materien
gesucht habe. Weil aber unterdessen sein und der mit ihm einstimmen-
^) d. Wien 8. Februar 16r>2 (Diar. Earop. VIII S. 123ff. Londorp VIII
S. 811 ff.).
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Berufung des ReichBtagee. 57
den Stände Respect und Reputation erfordert, dass der Convent zaRegens-
burg nicht aufgegeben werde, so ersucht er Kf., seinem daselbst snbsistieren-
den Gesandten anzubefehlen, dass er sich von dort nicht hinweg begebe,
sondem diese geringe Zeit noch daselbst verharre.
Der Kurfürst an den Kaiser 25. Februar/[7. März] 1662.
[auf das Schreiben vom 8. Febraar. Kf. wird den Reichstag beschickeo, hat
seinen Gesandten von Regeosborg schon laugst abgefordert.]
Kf. wird seine Gesandten gegen die angegebene Zeit mit nöthiger 7. März.
Instruktion nach Regensburg abfertigen.
Belangend £. K. M. gnädigstes Begehren, dass wir den Depu-
tationstag zu Regensburg continuiren möchten, so ist E. E. M. be-
kannt, dass flirlängst verschiedene Stände wie auch ich meine Ge-
sandten von dannen abgefordert, wie denn auch von der Translation
des Tags indessen vielfältig gesprochen und gehandelt worden. Da-
ferne aber £. E. M. die Ihrige dahin zu senden gst. entschlossen
und es nöthig finden, dass ich wiederumb annoch für dem Junio je-
mandes auch dahin sende, so will ich dero gsten Begehren und Gut-
finden zu folgen mich gehorsamst anschicken^). —
Churf. Resolution, so dem Chur - Sächsischen Abgesandten,
Geheirabten Rath und Cämmerern Nickel von Gerstorffen^)
ist ertheilet. D. 4./ [14.] März 1662.
[Ob Kf. den Reichstag personlich besacben werde, ob aaf demselben der Strei-
tigkeiten wegen Translation des Deputationstages Erwähnung zu than. Die
Rheinische Allianz.)
Ob Sie aber Ihres Orts solchen Reichstag persönlich wer- 14. März.
den beiwohnen können, dabei müssen Sie wegen allerhand wichtigen
Motiven billig anstehen, zumablen aus dem Keys. Ausschreiben zu
*) S. oben S. 25. Es ist dieses nicht geschehen. Von den Mitgliedern der
Deputation waren, als sich der Reichstag in Regensborg versammelte, dort ausser
zwei kaiserlichen Deputierten nur noch der K.bairische, K. sächsische und Sach-
sen - Altenbnrgische Gesandte anwesend, s. Gemeiner, Gesch. der öffent-
lichen Yerhandlangen des zu Regensbnrg noch fortwährenden Reichstages I S. 12.
^ In der yon demselben mandlich rorgetragenec and dann auch schriftlich
übergebenen Proposition (d. Göln a. d. Sp. 28. Februar/ 10. März 1662) wird bei
Kf. angefragt, ob er in Person zum Reichstage nach Regensburg zu kommen
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58 1- VerhaDdlnogen wegen der Garantie des Friedens etc.
ergeben, dass noch ungewiss, ob auch I. Keys. M. selbst in Person
dahin kommen werden. Wenn aber I. Keys. M. der Herrn Chur-
fürsten persönliche Gegenwart begehren und deshalb absonderlich an
Sie etwas gelangen lassen wttrden, so würden S. Chf. D. sich als-
dann nach Gelegenheit der Zeit darauf zu resolviren haben, inmit-
telst aber dero Gesandten mit genügsamer Vollmacht — dahin abzu-
fertigen nicht unterlassen.
Was die Translation des Reichsdeputationstags anlanget — seind
mit I. Churf. D. zu Sachsen darin ganz einig, dass solche eine Sache
gewesen, darin sowohl der Keys. M. hohe Autorität als des Churf.
coUegii Respect nicht wenig interessire, dass wider alt ^Herkommen
einige wenige sich den majoribus wiedersetzet und also die Fort-
setzung des Deputationstags gehindert haben, allermassen S. Churf.
D. solches in dero Schreiben dabevor gnugsam zu erkennen gegeben.
S. Churf. D. hielten auch wohl nöthig, dass man dienliche Wege
ergreifen könne, wodurch sowohl dieses inskflnftige verhütet als die
bei dem Reichsdirectorio eingerissene Mängel und Missbräuche, wor-
aus dieses zum Theil entstanden, remediret und abgestellet werden
möchten. Alldieweil aber solche Streitigkeiten wegen des ausge-
schriebenen Reichstages nunmehr cessiren, so stehen S. Chf. D. an,
ob nicht zu Erhaltung und Stiftung guten Vertrauens und damit nicht
andere nöthige und nützliche deliberationes dadurch aufgehalten wer-
den, solches silentio zu involviren — und solches umb so viel mehr,
weil I. Keys. M. in dem Ausschreiben davon keine Meldung thun.
Sollten aber I. Keys. M. davon in der Proposition einige Anregung
thun oder von der andern Seite etwas moviret werden, so wird man
auch dieserseiten nicht unterlassen können, die Nothdurft und was
das Herkommen und die Reichssatzungen erfordern, zu beobachten,
wie dann S. Chf. D. — dero Gesandten uff allen Fall darüber in-
struiren wollen.
gedenke, was za thnn sei, wenn der Kaiser auf dem Reichstage die Sache wegen
der Translation des Deputationstages vorbringen sollte, nnd ob, falls der Kaiser
dieselbe mit Stillschweigen übergehe, Kor-. Fürsten und Stände jenes ungebahr-
Hche Verfahren etlicher weniger ungeahndet lassen durften, ferner was Kf. von
der zwischen einigeo Reichsständen aufgerichteten Allianz halte, von der K.Sachsen
gehört, dass sie den Reichsconstitutionen zuwiderlaufende Bestimmungen ent-
halte, ob Kf. mit der Ausschreibung eines Obersächsischen Kreistages nach
Leipzig einverstanden sei und welche Bewandnis es mit dem zwischen dem Kf.
und Herzog Christian Ludwig von Braunschweig wegen des Eibhandels
abgeschlossenen Vertrage (s. oben S. 47 f.) habe.
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VerhandlnDgen mit v. Gersdorif. 59
Ueber die von einigen Ständen uffgerichtete Alliance hätten S.
Ghf. D. jederzeit Klage geführet und davor gehalten, dasB obzwar den
Chur-, Forsten und Ständen des Reichs unverboten, sowohl unter
sich als mit frembdeu Potentaten, Herrschaften und Republiquen Al-
liancen und Bündnis aufzurichten, dennoch diese also beschaffen,
dass sie den Fundamental gesetzen und Reichsverfassung zuwider zu
laufen scheine, indem nicht allein, wie von S. Chf. D. zu Sachsen wohl
angeführet, darin nicht enthalten, wenn ein Stand von einem Alliirten
angegriffen würde, dass demselben vermöge der Reichsexecutions-
ordnung und andern Satzungen wider den alliirten aggressorem Hülfe
wiederfahren sollte, sondern vielmehr das contrarium darin zu be-
finden. S. Chf. D. hätten zwar es an gnugsamen Remonstra-
tionen nicht mangeln lassen, wäre aber wenig oder gar nichts atten-
diret worden, und wäre derselben auch die alliance von den Alliirten
nicht in forma communiciret worden, ausser was vor weniger Zeit
von S. Chf. D. zu Co In geschehen, so S. Chf. D. Abgeordneten davon
zu Co In ^) bei einer Conferenz Copei zustellen lassen. Wie es sonst
damit vor Jahr beschaffen, würden S. Chf. ü. zu Sachsen ohnzweifel
wohl Selbsten Nachricht haben, indem die Alliirten allmählig mehr
Stände darein zu ziehen sich angelegen sein lassen, auch bereits einige
dieselbe anzunehmen bewogen, und von neuen unter sich renoviret
haben. Gestalt auch einige S. Chf. D. selbsten sich darein zu be-
geben angetragen, dabei aber S. Chf. D. bisher nicht unbillig ange-
standen. Und halten S. Chf. D. fast ausser Zweifel, dass sie bei
gegenwärtigem Reichstag noch mehr Stände mit darein zu bringen
sich äusserst bemühen werden. Dannenhero S. Chf. D. würde lieb
gewesen sein, wenn S. Chf. D. zu Sachsen sich hierunter etwas ferner
herausgelassen, ob dem Werk also zuzusehen oder was dabei zu thun
sein möchte. —
1) 8. oben S. 39 ff.
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Abschnitt 2.
Die Allianz mit Kur -Pfalz.
1661.
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Einleitung.
Zu dem Karfürstea Karl Ladwig von der Pfalz, dem Sohne des
QDglürklieheD Friedrich V., welcher, nachdem er darch den Westfälischen
Frieden von seinen väterlichen Landen nnr die Unterpfalz mit der achten
Kur erhalten hatte, dort im Jahre 1649 zur Regiernng gekommen war, hatte
Karfiirst Friedrich Wilhelm, obwohl beide dnrch nahe Verwandtschaft
and durch dasselbe religiöse Bekenntnis verbunden waren, doch bis zum
Jahre 1661 in keinem näheren Verhältnis gestanden. Im Gegentheil hatte
zuerst der enge Anschlnss Karl Ludwigs an den Kaiser und die Gefü-
gigkeit desselben gegen die österreichische Politik, welche bei der Königs-
wabl zu Augsburg und auf dem Reichstage zu Regensburg (1653 und
1654) zu Tage trat^, das Misstrauen des brandenburgischen Kurfürsten
erweckt, und die Unterstützung, welche dieser in dem Streite Karl Lud-
wigs mit seinem Oheim, dem Pfalzgrafen Ludwig Philipp, wegen des
diesem zustehenden Antheils an den pfälzischen Landen dem letzteren hatte
zukommen lassen^, sowie Ceremonialstreitigkeiten >) bei der Krönung des
neugewählten Königs Ferdinand hatten beide noch mehr einander ent-
fremdet. Als dann 1657 nach dem unerwarteten Tode Kaiser Ferdi-
nand III. Kurfürst Friedrich Wilhelm eine Verständigung mit den
übrigen Kurfürsten anzubahnen versuchte und, wie zu den anderen, so auch
an Karl Ludwig einen Abgesandten schickte, hatte jener sich sehr reser-
viert gehalten«), bei den Wahlverhandlnngen in Frankfnrt hatte sich
dann gezeigt, dass derselbe ganz entgegengesetzt gegen seine frühere Haltung
Oester reich feindlich gesinnt und von Frankreich und Schweden gewon-
nen war ^), wiederum also haben djamals beide Kurfürsten auf der entgegen-
') S. ürk. u. Akt. VI S. 177. 224. 236. 255. 308 und Karl Ludwigs Recht-
fertigung wegen dieses Verhaltens S. 449. Vgl. Haus s er, Gesch. der rhei-
Dischen Pfalz II S. 592 f.
^ ürk. u. Akt. VI S. 305. 347, vgl. Häusser II S. 594.
*) ürk. u. Akt. VI 8.242.
*) 8. ürk. u. Akt. VIII S.438f.
5) 8. ürk. u. Akt. VIII S.463ff. 4ö9, vgl. Häusser II S. 616.
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R4 2. Die AlliaDE mit Kur-Pfalz.
gesetzten Seite gestanden; der brandenburgische Kurfürst hat damals Karl
Ludwig im Verdacht gehabt^), dass er sich ganz an Frankreich hin-
gegeben und sich verpflichtet habe, demselben seine Festungen zu überlie-
fern Damals wurde auch der Kurfürst, freilich zunächst nur vorübergehend,
in die unglücklichen Ehehändel Karl Ludwigs^) mit hineingezogen. Die-
ser hatte sich 1650 mit der Hessischen Prinzessin Charlotte, der Schwester
des Landgrafen Wilhelm VL von Hessen-Cassel, welcher seinerseits
seit 1649 mit der Schwester Friedrich Wilhelms, Hedwig Sophie, ver-
mählt war, verheiratbet. Seine Ehe mit dieser kalten, uuweiblichen und
launenhaften Fürstin hatte sich aber bald zu einer sehr unglücklichen
gestaltet und schliesslich (l6f)7)j nachdem der Kurfürst von Liebe zu
einem Hoffräulein seiner Gemahlin, Luise von Degen feld^ welche wie
er unter den Launen derselben zu leiden gehabt hatte, ergriffen worden, war
es zu einem vollständigen Bruche gekommen. Der Kurfürst, ohne dass er eine
förmliche Ehescheidung zu erwirken versucht hätte, hatte öffentlich die Ehe
mit seiner Gemahlin für gelöst erklärt und das Luise von De gen fei d
gegebene Eheversprechen bekannt gemacht'). Er hatte dann den Versuch
gemacht^), seinen Schwager Landgraf Wilhelm dazu zu bestimmen, dass
derselbe seine Schwester dazu bewegen sollte, Hei d el berg zu verlassen und
zunächst nach einem seiner anderen Schlösser überzusiedeln, allein der Land-
graf hatte sich dazu nicht verstehen wollen. Vielmehr betrachtete man am
Casselschen Hofe das Verhalten Karl Ludwigs gegen seine Gemahlin als
einen dem ganzen Hessischen Hause aiigethanen Schimpf, der Landgraf
verlangte daher, dass derselbe sich mit seiner Gemahlin, weiche sich jetzt
dazu bereit erklärte, wieder aussöhne, und drohte im Weigerungsfälle alle
Anverwandten des Hauses aufzurufen. Davon aber wollte Karl Ludwig
^) Kf. theilt dem Kurfürsten von Sachsen (d. Oölu a. Sp. 15./25. Decem-
her 1657) mit, dass er gewisse Nachricht erhalten, Kurpfals habe nicht nur
Frankenthal Bcbon an Frankreich abgetreten, sondern sei auch Vorhabens
audero am Rhein gelegene Plätze demselben einzuräumen. — Diese Nachricht
ist irrig, Kurpfalz bat damals allerdings mit Frankreich ein Bündnis auf 3
Jahre abgeschlossen, scheint sich aber in demselben nur verpflichtet zu haben,
bei der Kaiserwahl und sonst in den Reichsangelegenheiten die französische
Politik zu unterstützen, wofür ihm jährlich 40,000 Thaler zugesagt wurden, s.
Ludwig XIV. Instruktion fürGravel vom 28. März 1G61 (GuhrauerH S. 307).
^ S. über dieselben Kazner, Luise Raugräfin von Pfalz. Häusser U
5. 609 ff. Rommel, Qeschichte von Hessen IX S. G2ff. Memoiren der Her-
zogin Sophie von Hannover, herausg. von Köcher (Publicationen aus den
K. Preussischen Staatsarchiven IV S. 46 ff. 57 ff. und Einleitung S. 15 ff.). Schreiben
des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz und der Seinen, herausg. von
Holland (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart GLXVII).
^ S. die Ehegelöbnisse Luisens und des Kurfürsten vom 10. Februar und
6. März 1657 und den offenen Brief des letzteren vom 6. März 1657 (Holland
S. 14 ff.).
^) Relation des im April 1657 nach Cassel geschickten Kurpfalzischen Ge-
heimenrathes v. Hoen (abschriftlich im Berliner Geh. Staatsarchiv).
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tSialeitUDg. ' 65
Dichte wisseo, vergeblich versuchte Landgraf G e o r g von Hessen- Dar in -
Stadt, der zusammen mit einem Casselschen Abgesandten za diesem
Zwecke im Juli 1657 nach Heidelberg kam, zu vermitteln^), im Janaar
1658 vollzog Karl Ludwig seine förmliche Vermählung mit Luise v.
Degenfeld und richtete derselben; da die Eurfürstin in Heidelberg
blieb, eineu eigenen Hofhalt in Schwetzingen ein. Darauf wandte mau
sich von Hessischer Seite an die eibverbrüderten Häuser von Sachsen
und Brandenburg, man gab dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm')
und dem Korfiirsteu Johann Georg von Sachsen Kunde von jenen Ereig.
nissen und ersuchte sie auf Grund der nahen Verwandtschaft und der Erb-
verbrüderung auf den Kurfürsten von der Pfalz dahin einzuwirken, dass
derselbe sich zu einer Aussöhnung mit seiner Gemahlin verstehe. Beide
Kurfürsten haben sich auch wirklich dazu bereit erklärt und Kurfürst
Friedrich Wilhelm hat seinem Frincipalgesandten bei dem Wahltage
in Frankfurt, dem Fürsten Johann Moritz von Nassau, den Auftrag
ertheilt^, zusammen mit dem dort persönlich anwesenden Kurfürsten von
Sachsen den ebenfalls dort anwesenden Kurfürsten von der Pfalz zur
gütlichen Beilegung der Streitigkeiten mit seiner Gemahlin zu vermögen.
Allein jener überzeugte sich sehr bald bei Gelegenheit eines Besuches , deu
er Pfingsten 1658 zu Heidelberg machte, dass „die Gemüther schon allzu-
sehr von einander alieniert seien.^^) Vielleicht hat die Entfremdung, welche
bald darauf zwischen dem Kurfürsten nnd dem Landgrafen Wilhelm infolge
des Beitrittes des letzteren zur Rheinischen Allianz eintrat, auch auf diese
Angelegenheit eingewirkt, jedenfalls scheint von brandenburgischer Seite
die zugesagte Einwirkung auf den Kurfürsten von der Pfalz auch nicht
einmal versucht zu sein. Hessischerseits hat man dann auch zunächst
uicht weiter sich bemüht, den Kurfürsten in diese Angelegenheit hineinzu-
ziehen. Als man sich dort 1660 doch zu Verhandlungen mit Karl Lud-
w i g wegen der jetzt auch von der Kurfürstin selbst gewünschten Entfer-
^ S. die Briefe des Kurfürsten Karl Ludwig an Luise v. Degenfeid
vom 4. u. 6. Juli 1657 (Holland S. SOff.)
^ Landgraf Wilhelm an Kf. d. Cassel 12./22. März 1658. Der Kurfürst
von der Pfalz hatte schon Endo 1657 durch v. Brandt den Kf. über diese An-
gelegenheit informieren lassen, s. das Schreiben Karl Ludwigs an Luise v.
Degeofeld vom 3. November 1657 (Holland S. 54).
^ Kf. an Forst Johann Moritz von Nassau d. Göln a. d. Sp. 23. März/
2. April 1658, unter demselben Datum an den Landgrafen Wilhelm.
^} Fürst Moritz von Nassau an Kf. d. Frankfurt 8./18. Juni 1658. Karl
Ludwig, der am 25. Mai Luise v. Degenfeld angezeigt hatte, er bringe zu
Pfingsten Fürst Moritz mit, schreibt derselben am 29. Mai: „Vetter Moritz
ist bej mihr — Er gibt mihr in meiner Sachen gross recht, sagt, er bette es
selbst gethan; wolte gern nach Schwetzingen*' (Holland S. 76f.); 13. Juni mei-
det er (S. 79), ein guter Freund habe verhindert, dass nicht auf der Knrfurstin
von Sachsen Vorschlag alle Kurfürsten sich bei ihm für seine Gemahlin ver-
wendet hätten.
llAt«r. B. Qescb. d. O. Kurfürsten. XI. 5
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66 2- Die Allianz mit Rur-Pfalz.
nnng derselben aas Heidelberg verstand, wandte man sich ansser an den
Landgrafen Georg an das Haupt der Rheinischen Allianz, den Kurfürsten
Johann Philipp von Mainz^ und unter Vermittelnng dieser beiden
Fürsten wurden im August Verhandlungen begonnen, die sich aber zunächst
bis zu Ende dieses Jahres fruchtlos hinzogen, da man über die Bedingungen,
unter welchen diese Entfernung erfolgen sollte , namentlich über die Höhe
der von Karl Ludwig seiner Gemahlin zu zahlenden jährlichen Unterhalts-
summe sich nicht einigen konnte i). Als Kurfürst Friedrich Wilhelm
im December 1660 auf der Durchreise nach Cleve mit dem Landgrafen
Wilhelm auf dem Sparenberg zusammenkam, wurde bei den dort gehal-
tenen Conferenzen ') hessischerseits auch diese pfälzische Ehesache beröhrt
und die Hoffunng ausgesprochen, der Kurfürst werde, wenn dieselbe sich
nicht sollte in der Güte beilegen lassen, dem Landgrafen beistehen, branden-
bnrgischerseits aber scheint keine bestimmte Erklärung darauf abgegeben
zu sein.
Gerade damals nun hat Kurfürst Karl Ludwig einen Versuch gemacht,
mit dem brandenburgischen Kurfürsten in eine nähere Verbindung zu treten.
Derselbe glaubte sich damals durch den Kaiser und den Kurfürsten von
Cöln in seinen Rechten schwer gekränkt und war darüber mit dem letz-
teren in einen Streit gerathen'), welcher schon zu Thätlichkeiten geführt
hatte. Infolge von Streitigkeiten, welche zwischen dem Grafen Friedrich
von Wied und dessen ünterthanen wegen barter von dem ersteren gefor-
derter Frohndienste ausgebrochen waren, hatte Kurfürst Karl Ludwig,
an welchen als den Lehnsherren des Grafen sich die Ünterthanen desselben
gewendet hatten, den Grafen vor sein Lehnsgericht gefordert, derselbe aber
hatte sich dort nicht gestellt, sondern die Sache vor den Reichshofrath
gebracht. Von diesem war dieselbe dem Kurfürsten von Cölii übertragen
worden, derselbe hatte diese Kommission auch angenommen, Bevollmäch-
tigte in die Grafschaft geschickt und diese mit militärischer Gewalt gegen
die aufständischen ünterthanen einschreiten lassen. Der Kurfürst von
der Pfalz, der dadurch seine lehnsherrlichen Rechte verletzt glaubte,
hatte darauf nicht nur bei dem Kaiser Beschwerde geführt, sondern auch
sich an verschiedene andere Fürsten gewendet und dieselben um Verwen-
dung bei dem Kaiser gebeten. Auch an den Kurfürsten Friedrich
^) S. über diese Verhaudlungen die Briefe Karl Lndwigs an Luise v. D.
vom 4. 12.21. August und 2d. October IGGO (HoHaDd S. lODff.) und diejenigen
der Herzogin Sophie von Hannover an Karl Ladwig vom 24. Juni, 8. Juli,
2G. Sept. und 9. October 1660 (Briefwechsel der Herzogin Sophie von Hannover
mit ihrem Bruder, dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, herausg. von
Bodemann (Publ. aus den K. Preuss. Staatsarchiven XXVI) S. 32ff). Ob das
in dem Briefe derselben vom 17. November 1G60 (S. 38) erwähnte Schreiben des
brandenborgischen an den pfälzischen Kurfürsten auch auf diese Ehesache be-
züglich gewesen, Ist nicht zu ersehen.
^ S. das Protokoll darüber oben S. 29 f.
s) S. Diarium Europaenm VII S. 149f.
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ßiDleituog. 67
Wilhelm hatte er eia solches Schreiben *) gerichtet, und dieser hatte darauf
wirklich sich bei dem Kaiser für ihn verwendet ^). Wahrscheinlich dnrch
dieses Entgegenkommen ermnthigt, gab dann Karl Lud wig^), als von Kur-
cölnischer Seite weitere Gewaltschritte erfolgten, dem Kurfürsten Nachricht
hievon und bat ihn, sich seiner anzunehmen und den Kurfürsten von C ö 1 n
zu ermahnen, ?on solchen Schritten abzulassen und ihn in seinen lehns-
herrlichen Rechten nicht weiter zu beeinträchtigen, und er schickte dann
im December 1660 seinen Geheimen Regierungsrath Dr. Arnold Peil zu
dem Kurfürsten, um denselben dazu zu bewegen, ihn auch weiter mit diplo-
matischen und im Nothfalle mit militärischen Mitteln zu unterstützen. Peil
wird Ende December*) bei dem Kurfürsten in Cleve angekommen sein,
über die mit demselben geführten Verhandlungen besitzen wir keine Auf-
zeichnungen, ans den folgenden Schritten des Kurfürsten aber ersehen wir,
dass derselbe durchaus auf die Wünsche Karl Ludwigs eingegangen
ist. Er entsandte im Januar 1661 seinen Geheimenrath v. Portmann an
den Kurfürsten von Cöln und Hess*) demselben vorstellen, dass jene Wieder
Angelegenheit vor die Gerichtsbarkeit des Kurfürsten von der Pfalz gehöre
und dass daher eine Kommission in derselben nicht statthaft sei, und ihn
auffordern, das von jenem schon früher gemachte Anerbieten, beide Theile
sollten ihre Truppen aus der Grafschaft zurückziehen und Kommissare zu
gütlicher Schlichtung des Streites zusammentreten lassen, anzunehmen, zu-
gleich aber andeuten, dass er, wenn derselbe diese Forderungen nicht er-
füllte, dem Kurfürsten von der Pfalz sofort durch Entsendung von Truppen
Hülfe leisten werde. Diese Sendung hatte auch in der Hauptsache den
gewünschten Erfolg, denn der Kurfürst von Cöln behauptete in der Port-
mann ertheilten Resolution^) allerdings, dass er durchaus nicht in die
Rechte des Kurfürsten von der Pfalz eingegriffen habe und dass er zur
Widerlegung der von demselben gegen ihn erhobenen Beschuldigunge s
eine Darstellung des Verlaufes der ganzen Angelegenheit wolle drucken
assen), erklärte aber, dass von seinen Truppen überhaupt nur noch 23 Mann
1) d. Heidelberg 6./ 16. September 1660.
^ Kf. an den Kaiser d. Cöln a. d. Sp. 18. /28. September 1660.
') Knrf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelbersr 13./23 November 1660, darauf-
hin riclitet Kf. ein solches ErmahnungsschreibeD an Kurcöln d. Sparemberg
8./ 18. December 1660.
*) Nach einem Schreiben Kurf. Karl Ludwigs an Kf. (d. Heidelberg
7./ 17. December 1660) war Peil am Tage vorher abgereist.
^ Instruktion far Johann v. Portmann (d. Cleve 12. Januar 1661). Ueber
die anderweitigen Aufträge desselben s. oben S. 31 f.
«) d. Bonn 18. Januar 1661.
^ Dieselbe erschien unter dem Titel: „Umbständlicher Bericht zu Männig-
liefaes WiBsenecbaft, was durch Ihrer Cbnrf. Durchl. zu Collen in der voo Ihrer
Born. Kayserl. Maj. Ihre in Sachen Herrn Friedrichen Graffen zu Wiedt —
gegen desselben ungehorsame Underthanen allergnädigst auffgetragenen Com-
mission verrichtet worden.^* Dagegen erschien von Kurpfalziscber Seite: «Gründ-
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68 2. Die AlliaDZ mit Kur-Pfalz.
sich in der Grafschaft Wied zum Schatz der Person des Grafen befänden,
und dass er aach diese, wenn sich die Unterthanen desselben rahig ver-
halten and der Kurfürst von der Pfalz versprechen werde, denselben hia-
fort nicht weiter za vergewaltigen, abfordern werde. Zagleich aber trat
der Karfürst auch bei dem Kaiser weiter für Karl Ladwig ein. In
Erwiderung eines Schreibens, in welchem ihm dieser*), wie er behauptete,
den wahren Hergang der Sache auseinandergesetzt hatte, theilte er dem-
selben mit,') wie sich dieselbe nach der Angabe des Pfälzers verhalte,
indem er hinzufügte, der Kaiser werde daraus ersehen, dass jener berech-
tigt sei, vor seinem Lehnhof Klagen gegen seine Lehnsleute anzunehmen,
uod ihn aufforderte, denselben bei seinen Rechten zu schützen, den Grafen
von Wied an dessen Lehnshof zu verweisen und den Kurfürsten von Cöln
zur Abführung seiner Truppen anzuhalten.
Was für weitere Aufträge ausser in dieser Wieder Angelegenheit Peil
gehabt hat, wissen wir nicht, es scheint, dass sein Kurfürst erst nachträg-
lich, nachdem er den brandenburgischen Kurfürsten so bereitwillig zu sei-
ner Unterstützung gefunden hatte, auf den Gedanken gekommen ist, mit
demselben überhaupt eine engere Verbindung einzugehen, denn erst vom
28. Februar ist das Creditiv datiert , in welchem er seinen Entschluss, mit
dem Kurfürsten von Brandenburg eine Defensivallianz abzuschliessen,
ausspricht und Peil zu den darauf bezüglichen Verhandlungen bevoll-
mächtigt, darauf sind dann solche Verhandlungen geführt worden,') doch
erst vom 26. April ist das Creditiv des Karfürsten Friedrich Wilhelm
für den von ihm zu dem Abschluss der Allianz bevollmächtigten Geheimen-
rath Friedrich v. Jena ausgestellt. Das Resultat dieser Verhandlungen
waren dann der Allianzvertrag nnd der Nebenrecess vom 6. Mai 1G61,
welche unten zum ersten Male abgedruckt sind. Ueber die Verhandlungen
selbst sind weder in dem Berliner Geh. Staatsarchive Aufzeichnungen vor-
handen, noch haben sich in dem Generallandesarchiv zu Karlsruhe oder
dem K. Bairischen Keichsarchiv zu München solche auffinden lassen.
Einigen Ersatz dafür bietet der ebenfalls unten abgedruckte, in den hie-
sigen Akten befindliche Auszug aus der Instruktion Karl Ludwigs für
Peil, welcher zusammengehalten mit den Erklärungen, welche derselbe
dann in Paris über die Motive dieser Verbindung mit Brandenburg
hat abgeben lassen und von welchen wir durch die Instruktion Lud-
lieber Oegenbericht off den K.CöllDischen oholengst in Truck gegebeoeD also
geoandten UmbständtlichsD Bericht die Gräfflich Wiedische Sache betreffend etc.*
Heydelberg 1661.
0 Kaiser Leopold an Kf. d. Wien 23. November 1660.
') Kf. an Kaiser Leopold d. Cleve 4. Februar 1661.
') In einem Memorial des Karpfälzischen Abgesandten Caspar v. Borcke
(October 1661) wird daran erinnert, dass Kf. zuerst durch den OberprasidenteD
V. Schwerin und daon selbst am 29. März/8. April Peil erklärt habe, er werde
eich in dieser Allianzsache von seiner Schwester, der Landgräfio von Hessen,
nicht irre machen lassen.
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BiDleitaog. 69
wigs XIV. für seinen Ende März nach Frankfurt geschickten Gesandten
GraveP) Kunde erhalten, deutlich genug die Absichten, welche der Knr-
fürst von der Pfalz bei dieser Allianz verfolgt hat, erkennen lässt.
Weniger klar lässt sich ersehen, welche Beweggründe den brandenburgischen
Kurfürsten dazu bestimmt haben, eine solche Verbindung einzugehen, welche
ihm selbst sehr geringe Vortheile zusicherte, dagegen ihm Verwickelung in
diejenigen Händel und Streitigkeiten in Aussicht stellte, in welche der Kur-
fürst von der Pfalz mit seinen Nachbaren und anderen Reichsständen gera-
tben wurde. Dass es an solchen nicht fehlen würde, wird angesichts der
Lage der Kurpfälzischen Territorien, andererseits des Eifers, mit welchem
Karl Ludwig alle Rechtsansprüche seines Hauses durchzuführen suchte,
und der Leidenschaftlichkeit und Hartnäckigkeit, mit welcher er an solchen
Ansprüchen fest hielt, der Kurfürst ebenso gut wie Ludwig XIV. 3) gewusst
haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es vornehmlich der Gegensatz
gegen die französische Politik, der Wunsch zu verhüten, dass auch der
Kurfürst von der Pfalz ebenso wie die Mitglieder der Rheinischen Allianz
ganz in das Schlepptau derselben sich ziehen lasse, gewesen, was ihn zu
diesem Entschlüsse bestimmt hat. Wie wir aus der Instruktion für Peil
ersehen, hat Karl Ludwig durch diesen dem Kurfürsten erklären lassen,
wenn sich ihm nicht eine anderweitige Stütze darbiete, so sehe er sich
genöthigt, eine solche wieder bei Frankreich zu suchen und die vor drei
Jahren mit dieser Macht ahtgcschlossene Allianz zu erneuern, andererseits
ersehen wir aus der Instruktion Ludwigs XIV. für Gravel, dass dem
französischen Könige diese Verbindung des Kurfürsten von der Pfalz mit
dem von Brandenburg, den er für enger denn je an Oesterreich
gekettet hielt, sehr verdächtig erschienen ist und dass er seinem Gesandten
aufgetragen hat, alles aufzubieten, um dieselbe zu vereiteln und Karl
Ludwig dafür zum Beitritt zu der Rheinischen Allianz zu bewegen.
Diesen Zweck, den Kurfürsten von der Pfalz vom Eintritt in die
Rheinische Allianz und von einer Unterordnung unter Frankreich abzu-
halten, hat der brandenburgische Kurfürst durch die mit demselben abge-
schlossene Allianz erreicht, dagegen ist es zu einem wirklich engen Bundes-
Verhältnis zwischen beiden nicht gekommen. Allerdings ist man zunächst,
wie die unten publizierten weiteren Dokumente beweisen, in vertraulicher Weise
einander eutgegengekommen , Karl Ludwig hat sowohl unmittelbar nach
dem Abschlnss der Allianz dem brandenburgischen Kurfürsten die Anträge,
welche ihm von Frankreich gemacht wurden, und die zu seiner Kennt-
nis gekommenen, gegen Oesterreich gerichteten Machinationen Frank-
0 Guhraoerll S. 306f.
^ S. dessen ürtheil über Karl Ludwig (Guhrauerll S. 307): comme c'est
ao esprit pen ferme dans ses amiti^s, fort iotöress^ et telJAment appliqu^ pour
cette raison -U a toarmenter et a cbicaner tous ses voisios et la noblesse de
TEmpire, qa'il en tombe dans nne haioe generale, qui se commnDiqcieroit i aes
Protectenrs, dans des causes le plos souvent iujastes, oü il s'embarasse.
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70 2. Die Allianz mit Kar-Pfalz.
reiche beim Frankfurter Bundesrath, als auch nachher, im October 1661,
die neuen ihm durch Gravel übarmittelten Vorschläge Ludwigs XIV.,
welche dahin giogen, seine Allianz mit Brandenburg illusorisch zu machen
und ihn doch in das engte Abhängigkeitsverhältnis zu Frankreich zu
bringen, mitgetheilt, und der Kurfürst hat nicht nur, indem er seinerseits
dem Kaiser Kenntnis davon gab, diesem die Interessen seines Bundes-
genossen auf das wärmste anempfohlen, sondern auch bei den Verhandlun*
geu, welche er mit Kurcöln, den brauusch weigischen und hessi-
schen Fürsten geführt hat, um mit diesen in ein engeres Bündnis zu treten,
und bei den ersten Verhandlungen wegen seines Beitrittes zur Rheinischen
Allianz auf denselben Rücksicht genommen'), sehr bald aber ist es infolge
davon, dass er sich zu einer Einmischung in jene unglückseligen Ehehändel
desselben bestimmen liess, zu Differenzen zwischen ihnen beiden gekommen,
welche nicht nur das freundschaftliche Verhältnis zwischen ihnen getrübt,
sondern auch das Fortbestehen der Allianz überhaupt auf das ernstlichste
bedroht haben. Wir wissen, dass diese häuslichen Verbältnisse Karl
Ludwigs auch bei den Verhandlungen zu Cleve zur Sprache gekommen
sind. Bei den folgenden Verhandlungen ist von braudenburgischer Seite mehr-
mals daran erinnert und behauptet worden, der Kurfürst habe nicht nur bei
dieser Gelegenheit sich bemüht, eine Aussöhnung zwischen Karl Ludwig
und dessen Gemahlin zu erreichen-), sondern auch, er habe Bedenken getra-
gen 3), die Allianz überhaupt abzuschliessen, ehe jene Sache erledigt sei,
daher habe sich der Abschluss derselben verzögert und bei demselben sei
die Hessische Angelegerheit ausdrücklich ausgenommen worden^), von
Pfälzischer Seite dagegen ist dieses bestritten und behauptet worden, jene
Verzögerung habe andere Ursachen gehabt und bei dem Abschlüsse der
Allianz sei kein solcher Vorbehalt gemacht worden^), es ist daran erinnert
worden^), der Kurfürst habe selbst Peil versichert, er würde sich in dieser
Allianz^^ache durch seine Schwester, die Landgräfin von Hessen, nicht
irre machen lassen, und allerdings konnte von jener Seite darauf hinge-
wiesen werden, dass in dem Allianzvertrage jener Händel keine Erwähnung
geschieht, sondern dass in demselben die Hülfeleistung im Falle eines thät-
lichen Angriffs von selten eines oder mehrerer Reichsstände ohne irgend
welchen Vorbehalt oder Einschränkung zugesagt wird.
Da eine auch nur auszugsweise Wiedergabe des sehr umfangreichen
Aktenmaterials, welches im Berliner Geh. Staatsarchiv über die durch die
^) S. oben S. 52 ff. nnd unten Abschn. 7.
^ Kf. an Landgraf Wilhelm von Hessen d. Cleve 24. Juni 1661.
^ Kf. an Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz d. Cleve 17. Septem-
ber 1661.
*) Kf. an 0. V. Berlepsch d. Königsberg 23. Februar lü63.
^) 0. V. Berlepechs Relation an Kf. d. Heidelberg 22. December/1. Januar
1662/16Ü3, Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 10./ 20. August 1663.
^) S. das Bcbou S. 68 citierte Memorial Caspar v. Borckea .Octpber 1661).
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Eioleitaag. 71
Eiomischong des Kurfürsten in diese sogenannte Kurpfälzische Ent-
fern an gssacbe veranlassten Verhandlungen und Streitigkeiten vorhanden
ist, dnrch den Plan dieses Werkes ausgeschlossen ist, andererseits aber
diese sowohl an und für sich ein gewisses Interesse darbieten, namentlich
weil sie zeigen^ wie eifrig der Kurfürst damals auch bei dieser Gelegenheit
für die Aufrechterhaltung des Friedens im Reiche thätig gewesen ist, als
auch da sie mit auf das spätere Verhalten desselben in dem unten (Ab-
schnitt 10) näher zu behandelnden Wildfangsstreite eingewirkt haben,
so möge hier eine auf jenes Aktenmaterial gegründete kurze Darlegung
derselben folgen.
Nachdem die, wie oben^) erwähnt, seit August 1660 unter Vermittlung
des Landgrafen Georg von Darm Stadt und des Kurfürsten Johann
Philipp von Mainz unternommenen Verhandlungen wegen der Entfernung
der Knrfürstin Charlotte aus Heidelberg, wohin jetzt Karl Ludwig
anch seine neue Gemahlin Luise von Degenfeld hatte übersiedeln
lassen, auch nachdem man sich über den Hauptpunkt, den Betrag der
der Karfürstin jährlich zu zahlenden Geldsumme^), geeinigt hatte, infolge
der Weigerung Karl Ludwigs, auf andere von Hessischer Seite gestellte
Forderungen 3) einzugehen, sich bis in den Sommer 1661 fruchtlos hinge*
zogen hatten, wandte sich Landgraf W ilhelm aufs neue an den Kurfürsten
Friedrich Wilhelm mit der Bitte^), sich der Sache auzunehmen. Der
Kurfürst, jedenfalls in der llofihung, dass der jetzt mit ihm so eng ver-
bündete Kurfürst von der Pfalz seine Mahnungen bereitwillig berücksichti-
gen werde, sagte dieses zu^) und entsandte bald darauf seineu Clevischen
Regierungsratb, den Freiherrn v. Heiden nach Heidelberg, mit dem Auf<
trage ^), zunächst zu versuchen Karl Ludwig zu einer Aussöhnung mit
der Kurfürstin zu bewegen und, wenn dieses vergeblich sein sollte, in den-
^elben zu dringen, die Verhandinngen wegen der Entfernung der Kurfürstin
sogleich, noch während seiner Anwesenheit, und auf Grund der von Hessi-
scher Seite (gestellten Bedingungen zum Abschluss zu bringen. Die Sen-
dung v. Heide ns, welcher Eode Jnli 1661 in Heidelberg eintraf, war
aber ganz erfolglos')" Karl Ludwig zeigte sich sehr empfindlich über
>) S. 65 f.
^ Dieselbe wurde auf 8000 Thaler jährlich festgesetzt, wovon aber einen
Theil (812^ Tbaler), entsprechend den Zinsen des von Hessischer Seite nicht aus-
gezahlten Heirathsgutes, der Landgraf von Hessen zahlen sollte.
^ Dieselben betrafen vornehmlich den Vorbehalt ungehinderter Rückkehr
der Kurfürstin nach Heidelberg, die Sicherstellnng der von Karl Ludwig der-
selben zu zahlenden Summe und die Befriedigaug gewisser anderer von der
Kurfürstin an ihren Gemahl gestellten Geldforderuogen.
0 Landgraf Wilhelm an Kf. d. Cassel 4./14. Juni 1661.
^) Kf. an Landgraf Wilhelm d. Cleve 24. Juni 1661.
^ Instruktion far v. Heiden d. Cleve 11. Juli 1661.
0 Relation v. Heidens d. Heidelberg 23. Joli / 3. Auj^ust 1661 und desseq
Diarium.
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72 2. Die Allianz mit Kar-Pfalz.
diese plötzliche BinmiscboDg des Karfürsten in seine häuslichen Angelegen-
heiten ^ behauptete, derselbe habe sich von Hessischer Seite gegen ihn
einnehmen lassen, wollte von einer Aassöhnnng mit seiner Gemahlin gar-
nichts hören, weigerte sich anfangs auch, anter dem Verwände, dass mit
dem inzwischen erfolgten Tode des Landgrafen Georg die bisherige
Mediation erloschen sei, die Yerhandlnngen wegen der Entfernung fortzu-
setzen , bequemte sich nachher zwar doch daza , verwarf aber einen Theil
der Hessischen Fordernngen und liess einen neuen Yertragsentwarf anf-
setzen, den er als sein Ultimatum bezeichnete. Er entliess Anfang Aogost
V. Heiden mit einer schriftlich abgefassten Resolution, in welcher er sich
beklagte, dass der Kurfürst, durch unwahre Berichte seiner Gegner ver-
leitet, ganz im Widerspruch za den ihm bei Abschlnss der Allianz gemachten
freundschaftlichen Erbietungen die längst abgethanen Aussöhnnngsversache
wieder ernenert habe, ferner dagegen protestierte, dass die Knrfürstin, wie
v. Heiden in seiner Proposition sich ausgedrückt hatte, gefangen gehalten
und angeziemend bebandelt werde, und schliesslich die Erwartung aussprach,
dass man sich weiterer unbefugter Einmischung in seine häuslichen Ange-
legenheiten enthalten werde. Natürlich empfand der Kurfürst eine so schroffe
Abweisung sehr übel. Er antwortete erst nach längerer Zwischenzeit in
einem Schreiben^), in welchem er in nicht minder scharfer Weise seinem
Befremden über diese ebenso für ihn wie für den Landgrafen von Hessen
fast schimpfliche Begegnung Ausdruck gab, trotzdem aber erklärte, er halte
sich für verpflichtet, zu Verhütang der Extremitäten alle gütlichen Mittel
zu versuchen, and daher Karl Ludwig ermahnte, die Entfernungstractaten
doch nicht um nur unbedeatender Dinge willen länger aafzuhalten, sondern
auf Grund der Hessischen Fordernngen zum Abschlass zu bringen. Er
erinnerte bei dieser Gelegenheit an das, was er dieser Sache wegen bei
Abschliessung der Allianz zu Peil gesagt habe, und sprach zum Schluss
die Hoffnung aus, der Kurfürst werde nicht Ursache dazn geben, dass von
Hessischer Seite auf Grund der Erbverbrüderung weiter in ihn gedrangen
werde. Dieses Schreiben hatte zur Folge, dass Karl Ludwig doch ein-
lenkte; er schickte seinen Hofgerich tsrath Caspar v. Borcke zu dem Kur-
fürsten nach Cleve, Hess') demselben versichern, es sei ihm nicht in den Sinn
gekommen, dem Kurfürsten oder dem Landgrafen schimpflich zu begegnen,
er habe vielmehr ans Rücksicht auf den ersteren in seinem Entwurf mehr, als
er eigentlich schaldig gewesen, nachgegeben; freilich aber liess er wiederholen,
jener Entwurf sei sein letztes Wort, weiter könne er nicht gehen. Er liess
ferner, sogar unter ßeifügang von Attesten seiner Hofbeamten, darlegen, dass
der Zustand der Kurfürstin keineswegs ein so kläglicher sei, wie sie und
ihre Verwandten ihn schilderten, liess bestreiten, dass der Kurfürst sich
gegen Peil in solcher Weise geäussert hätte, und schliesslich verlangen,
') Kf. an Karf. Karl Ludwig d. Cleve 17. September 1G61.
') Memorial v. Borcke s s. d. Die daraaf bezügliche Resolution des Kf. ist
datiert Cleve 13, October 16G1.
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ßinleitung. 73
da man Hessischerseits garkeine gegründete Ursache zn Beschwerden hätte,
dasft, falls man von dort aus thätlich gegen ihn vergehen sollte, der Knr-
fürst ihm die vertragsmässige Hülfe leiste. Der Knrfürst hat daranf wieder
gemahnt^ die Sache in der Qüte beizulegen, er übersandte dnrch jenen
V. Borcke einen neuen ihm von Hessischer Seite zugestellten Vertragsent-
worf und machte Vorschläge, wie die noch übrigen Differenzpunkte aus-
geglichen werden könnten. Darauf ist mehrere Monate lang über dieses
Projeet hin und her geschrieben worden, Karl Ludwig nahm die meisten
Vorschläge des Euriürsten an, nun erklärte man aber auf Hessischer Seite
diese Zugeständnisse für sehr unerheblich und bestand auf den anderen von
Karl Ludwig verworfenen Forderungen. Der Knrfürst bemühte sich nach
beid'^n Seiten hin auszugleichen, aber ohne Erfolg, schliesslich hat er einen
Versuch angestellt, die Sache kurz abzumachen. Kurfürst Karl Ludwig
hatte im April 1662 aufs neue v. Borcke zu ihm nach Berlin geschickt,
der Korfürst hatte das von demselben übergebene Memorial nach Gas sei
gesendet, als darauf auch von dort her ein Abgesandter, der Kanzler Vul-
tejus, bei ihm erschien, hatte er mit jenen beiden wegen der noch streiti-
gen Punkte verhandeln lassen, als es zu keiner Verständigung kam, Hess
er sich selbst genauer über die noch vorhandenen Differenzpunkte informie-
ren, traf darauf eine Entscheidung über dieselben und erklärte i) (Anfang
Aogust 1662), wenn diese von einem von beiden Theilen nicht angenommen
werden sollte, so wollte er nichts weiter zor gütlichen Beilegung des Strei-
tes beitragen, auch jenem Theile nicht assistieren, sondern diesen alles
Unglück, das etwa daraus entstehen sollte, verantworten lassen. Jener
Knrpfalzische Abgesandte ist noch bis Anfang September bei ihm geblieben,
mass aber auf jene Forderung des Kurfürsten, dessen Schiedsspruch anzu-
nehmen, keinen Bescheid von seinem Herren erhalten haben. Als auch bis
Mitte November keine Antwort von demselben eingetroffen war*), beschloss
der damals schon in Königsberg befindliche Kurfürst nochmals durch
Abschickung eines Gesandten, des Obristen und Schlosshauptmanns zu
Berlin Otto v. Berlepsch auf ihn einzuwirken. Er beauftragte den-
selben»), von dem Kurfürsten Karl Ludwig eine Erklärung auf seine
Vorschläge zu fordern, wenn diese zustimmend laute ^ darauf zu dringen,
dass die Sache sofort mit Zuziehung der anderen Vermittler zum vollstän-
digen Abschluss gebracht werde, sollte aber Karl Ludwig seinen Schieds-
spruch nicht annehmen^ demselben zn erklären, der Knrfürst könne dieses nur
so aufnehmen, dass jener die Sache aufhalten und den bedrängten Zustand
seiner Gemahlin noch schlimmer machen wolle, er werde daher zusammen
mit dem Landgrafen von Hessen auf andere Mittel zur Rettung derselben
^ Kf. an Karf. Karl Ludwig d. Cöln a. Sp. 30. Jali/9. August 1662.
^ Irrig behaupten Reiger,Die aussgeleschte Ror-Pfalz-Simmerische Stamm-
Linie S. 66, und Rommel, Gesch. v. Hessen, IX S. 64, dass 16G2 wirklich ein
EntferouDgavertrag abgeschlossen sei.
') iDStraktioD für v. Berlepsch d Köoigsberg 15. November 166^.
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74 2. Die Allianz mit Knr-Pfalz.
denken müssen. Sehr bald aber, nachdem er v. Berlepsch diese Anf-
träge ertheilt hatte, traf ein Sehreiben Karl Ludwigs^) bei ihm ein, in
welchem derselbe anzeigte, dass infolge von Streitigkeiten, welche zwischen
ihm nnd dem Landgrafen ron Hessen- Darmstadt über die Besetzung
der Pfarre in der beiden gemeinschaftlich gehörigen Stadt Um Stadt ans-
gebrochen waren, der Landgraf Truppen in diese Stadt geschi(!kt und sei-
nen dortigen Amtskuecbt habe missbandeln nnd gefangen setzen lassen ,'^
dann bald darauf die weitere Anzeige'), dass stärkere Darmstädtische und
auch Casselsche Truppen sich dort festgesetzt hätten, verbunden mit der
Aufforderung, beide Landgrafen von solchen Thätlichkeiten abzumahnen und
ihm kraft der Allianz Truppen zu Hülfe zu schicken. Einen Monat später^)
folgte dann die Erklärung Karl Ludwigs, er könne jetzt infolge der von
Hessischer Seite verübten Gewaltthätigkeiten die Entfernungstractaten nicht
fortsetzen, sondern müsse dieselben auf spätere Zeit aussetzen. Der Kur-
fürst forderte darauf Karl Ludwig auf^), zunächst zu versuchen den Streit
wegen Umstadt auf gütlichem Wege beizulegen, wozu Berlepsch mithel-
fen solle, gelinge dieses nicht nnd sollten von Hessischer Seite noch weitere
Gewaltthätigkeiten erfolgen, so werde er ihm die vertragsmässige Hülfe
schicken. Zugleich beauftragte er Berlepsch^), sich zu bemühen, jenen
Streit gütlich beizulegen, wenn der Kurfürst von der Pfalz seine Vermittc-
lung annehme, sich nach Darmstadt und Cassel zu begeben und die
Landgrafen zu ermahnen, da von ihnen der Anfang mit den Thätlichkeiten
gemacht sei, diese einzustellen und Umstadt wieder zu räumen. Ber-
lepsch war inzwischen in Heidelberg angekommen und hatte sich hier
bemüht Karl Ludwig zu bewegen , trotz jener Streitigkeiten die Entfer-
nungstractaten wieder aufzunehmen, aber vergebens, derselbe halte nur
jene dem Kurfürsten, selbst gegebene Erklärung wiederholt, er könne Ehren
halber jetzt mit Hessen nicht verhandeln, und es war zwischen beiden schou
zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen'). Infolge jener neuen Wei-
sungen des Kurfürsten begab sich Berlepsch Anfang Januar 1663 nach
Darmstadt und dann nach Cassel und er bewirkte hier ohne besondere
Schwierigkeiten, dass die Landgrafen sich der Mahnung des Kurfürsten
fügten und die Räumung von Umstadt zusagten^). Im März erfolgte die-
^) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 28. October/7. November 1662.
^) S. über diese seit dem October spielenden Händel die Diarium Europ.
IX S. 435 ff. 482 ff. und Londorp VIII S. 889 ff. abgedruckten Schriftstücke.
s) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 17./27. November 1662.
*) Derselbe an Kf. d. Heidelberg 16./ 26. December 1662.
^) Kf. au Kurf. Karl Ludwig d. Königsberg 18. December 1662.
^ Kf. an V. Berlepsch d. Königsberg 20. Deceinber 1662.
^ V. Berlepschs Relatiouen voi»> 20. und 22. December 1662, nach der
lezteren bat sich Karl Ludwig heftig über den Fürsten von Auhalt be-
schwert, der jetzt beim Kf. als Premierminister alles dirigiere und der sich von
Hessischer Seite gegen ihn habe einnehmen lassen.
^) V. Berlepschs Berichte aus Darmstadt und Cassel vom l./ll. und
13./ 23. Januar 1663.
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EiDleituDg. 75
selbe wirklich und dqd versachte der inzwischen nach Heidelberg
zurückgekehrte v. Berlepsch infolge neuer Anweisungen des Kurfürsten »)
?0D Karl Ludwig eine kategorische Erklärung auf dessen Vorschläge in
der Entfernungssache zu erlangen. Anfang April erhielt er endlich eine
solche, in der aber nur in einigen Punkten die Vorschläge des Kurfürsten
angenommen, im übrigeü an den alten Forderungen Karl Ludwigs fest-
gehalten und noch allerhand für die Kurfürstin ungünstige und verfängliche
Vorbehalte gemacht wurden. Vergeblich versuchte Berlepsch durch
mündliche und schriftliche Vorstellungen Karl Ludwig zu weiterer Nach-
giebigkeit zu bewegen, endlich entschloss er sich, mit der letzten Declara-
tion des Kurfürsten hervorzutreten, er erklärte erst den Käthen Karl Lud-
wigs und dann diesem selbst, dass unter diesen Umständen der Kurfürst
Hessen assistieren und auf andere Art für die Kurfürstin eintreten müsse,
nod reiste, als auch diese Drohung ohne Wirkung blieb, von Heidel-
berg ab'). Unterwegs hielt er in Um Stadt mit dort eingetroffenen Pfälzi-
schen nnd Hessischen Kommissaren eine Conferenz behufs Schlichtung der
Umstädtischen Streitsache, welche aber seinem Berichte nach auch durch
die Schuld der Pfälzischen Abgesandten sich fruchtlos zerschlugt). Nach-
träglich Hess ihm Karl Ludwig noch ein neues Project in der Entfernungs-
sache zugeben, welches aber auch von den Vorschlägen des Kurfürsten
mehrfach abwich. Wenn schon die Berichte v. Berlepschs den Unwillen
des Kurfürsten über das Verhalten des Kurfürsten von der Pfalz hatten
erregen müssen, so noch mehr ein bald darauf eintreffendes Schreiben des
letzteren,^) in welchem derselbe sich heftig über v. Berlepsch beschwerte,
der ohne Grund die Tractaten abgebrochen, sich Drohungen nnd sogar die
Aufkündigung der Allianz erlaubt habe, zugleich aber auch dem Kurfürsten
selbst vorwarf, dass er sich durch die parteiischen Hessischen Berichte
gegen ihn habe einnehmen lassen, nnd schliesslich erklärte, wenn derselbe
doch Berlepschs Auftreten gutheissen und Hessen assistieren sollte, so
werde er aller Welt seine Unschuld darthun und seine Sicherheit und Ruhe
mit allen erlaubten Mitteln zu erhalten snchen.. Der Kurfürst erwiderte
darauf in einem sehr geharnischten Schreiben*), er erklärte zunächst, er
0 Kf. an V. Berlepsch d. Königsberg 4. und 23. Februar 1663.
^ V. Berlepschs Relation s. 1. 11. /2L April 1663, sein Recreditiv ist vom
9. April. Vgl. über die letzten mit ihm geführten Verhaudiangen die Briefe
des Kurfürsten Karl Ludwig an Luise v. D. vom 12. März, 3. und 9. Mai
1663. (Holland S. 115. 119. 123.)
3) V. Berlepschs Relation aus Cassel 28. April/7. Mai 1663.
*) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 20./30. April 1663.
*) Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Königsberg 26. Mai 1663, darin beisst es,
die Kurfurstin müsse geschehen lassen, «dass gleichsam in ihrem Angesicht
eine andere Frauensperson gehalten, welche sie aus ihrem Ehebette und von
dem Recht, welches ihr der Kurfürst vor Gott uo^ der Kirche irersprochen, mit
grosser Gewalt ▼erdrungeu.'' Kf. müsse sich derselben annehmen, «damit der
ganzen Welt gezeigt werde, dass eine geborene deutsche Prinzessin, vermählte
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76 2. Die Alliaot mit Knr-Pfals.
könne nicht befinden, dass Berlepscb wider seine Instro^tion gehandelt,
sieb Drohungen erlaubt und die gütliche Beilegung des Streites ycrbindert
habe, ging dann aber auf die Sache der Kurfürstin und die unwürdige
Behandlung, welche dieselbe zu erdulden habe, näher ein, erklärte, er müsse
als naher Verwandter sich derselben annehmen, und verwahrte sich endlich
dagegen, dass die zwischen ihnen beiden abgeschlossene Allianz auch auf
diesen Ehebande! bezogen werde. Dieses Schreiben blieb längere Zeit
ohne Antwort, inzwischen starb am 16. Juli 1663 Landgraf Wilhelm von
Hessen und für seinen unmündigen ältesten Sohn übernahm seine Gemahlin
Hedwig Sophie, die Schwepter Friedrich Wilhelms, die vormund-
srhaftliche Regierung. Diesen Umstand benutzte der Kurfürst als Vorwand,
nm doch wieder mit Karl Ludwig anzuknüpfen >) und denselben aufs neue
zu ermahnen, die Entfernnngssache zu einem gütlichen Abschlass zu bringen.
Inzwischen aber, aus welchem Anlass ist nicht ersichtlich«), hatte die Kur-
fürstin Charlotte wirklich Heidelberg verlassen und war nachCassel
übergesiedelt, wo sie hinfort geblieben ist. So war das eingetreten, was Karl
Ludwig von jeher gewünscht hatte, er hat der Rurfürstin in den nächsten
Jahren jene für ihren Unterhalt festgesetzte Summe zahlen lassen, aber er
wollte keine bindenden Verpflichtungen deswegen eingehen, er lehnte daher
in seiner Antwort an den Kurfürsten') unter Hinweis darauf, dass er nach
des Landgrafen Tode nicht wüsste, mit wem er unterhandeln solle, und
dass seine Gemahlin abgereist sei und von ihm die früher geforderte
Summe ausgezahlt erhalte, weitere Verhandlungen ab und wiederholte, als
der Kurfürst sich trotzdem den Anschein gab^), als habe er seine Antwort
für eine zustimmende gebalten, und neue Vorschläge zu einer Verstand:-
Karfärstin . und mit den vornehmsten Kar- und FarstlicheD Häasern alliirte
Färfltin dergestalt nobst ihren hohen Anverwandten nicht dürfe beachimpft und
durch ihre gewesene Dienerin nnd Aufwärterin gemartert werden." Karl Lud-
wig schreibt an Luise v. Degenfeld 7. Juli 16(33 (Holland 8. 131): ^Chor-
Brand. hatt mihr ein annüts und mitt vielen Unwahrheiten gespicktes Schreiben
zugeschickt. Werden es der Gebühr beantworten.*" Die Herzogin Sophie mel-
det demselben 11. Juli 1663 (BodemannS. 60), Kf. solle 2000 Mann bereithalten,
nm die Hessen zu unterstützen, und solle sehr angehalten über dessen Vertrag
mit Pfalz Neuburg sein.
0 Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Jagdhaas Romitten 1. September 1663.
3) Aus den Schreiben Karl Ludwigs an Lnise v. I>. vom 14. Juni und
14. September 1663 (Holland S. 129. 132) ergiebt sich, dass in der Zwischenzeit
die Abreise der Kurfärstin erfolgt ist. Irrig lässt Hausser 11 S. 612 die
Kurfurstin 1662 nachCassel zurückkehren, Reiger, die aussgeleschte Ghur-
Pfalz- Simmerische Stammes -Linie Si 71 erst 1665, wogegen schon der Ver-
fasser der neuen Auflage (1735) Joannis (S. 202 f.) Bedenken erbebt.
*) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 12./22. October 1663. üeber die
Entsendung eines neuen pfälzischen Gesandten v. Brunn an Kf., der Anfang
December 1663 in Berlin eintraf, erfahren wir nur durch den Brief Karl Lud-
wigs an Luise v. D. vom 28. December 1663 (Holland S. 136.)
*) Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Cöln a. Spr. 14. /24. December 1663.
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EinleitaDg. 77
gong machte, diese Weigeroog in der bestimmtesten Weise 0- Als aber
der Kurfürst nnn wieder mit Aofkündigung der Allianz drohte, lenicte er
doch wieder ein and bequemte sich (März 1664) zu neaen Verhaudlangen,
bei denen der Knrfürst, welcher sich auch erboten hatte, die Garantie des
abznschliessenden Vertrages zn übernehmen, die Vermittlerrolle spielte, es
aber nicht verhindern konnte, dass dieselben wieder dieses und das ganze
folgende Jahr (1665) ohne Ergebnis sich hinzogen. Auf erneute Bitten von
Hessischer Seite machte der Karfürst (Anfang 1666) den Versach, durch
den zur Beilegung der durch die Wildfangsstreitigkeiten veranlassten Hän-
del nach Heidelberg abgeschickten Freiherrn v. Mahren hol tz die Erle-
digung der Sache zustande zu bringen, das gelang aber wieder nicht, da
Kurfürst Karl Ludwig 3) sich anfangs garnicht auf diese Sache einlassen
wollte, dann aber erklärte, nur wenn verschiedene Aenderungen in dem Pro-
jecte des Kurfürsten vorgenommen würden, dasselbe annehmen zu können.
Nachdem dann Hessischerseits auf alle diese Forderungen eingegangen
war, erklärte sich Ende 1666 Karl Ludwig') zur Ausfertigung des Ver-
trages bereit, es wurde darauf verabredet, in Regens bürg durch die dort
auf dem Reichstage anwesenden Gesandten aller drei Parteien diese Aus-
fertigung und die Auswechselung der betrefifenden Documcnte vornehmen
zu lassen , aber dort zogen sich die Verhandlungen darüber wieder das
ganze Jahr 1667 hin. Endlich zu Ende dieses Jahres kam es so weit,
dass der Kurfürst das von der Kurfürstin, der Landgräfin und ihm selbst
unterzeichnete Exemplar des Vertrages nach Regensburg zur Auswechselung
gegen das von dem Kurfürsten Karl Ludwig unterzeichnete Exemplar
hinschickte^), aber nnn wurden von Pfälzischer Seite wieder neue Vorwände
her?orgesacht, um diese Auswechselung weiter und weiter hinauszuschieben,
so dass diese Verhandlungen doch zn keinem Abschluss gekommen sind^).
0 Knrf. Karl Ludwig an Rf. d. Heidelberg 18./28 Januar 1664.
^ V. Mahrenholtzs Relationen aus Heidelberg 8./ 18. Januar und aas Speier
15./ 25 Januar 1666.
^ Rarf. Rarl Ludwig an Rf. d. Heidelberg 29. Noven)ber/9. December 1666.
▼gl. das Schreiben desselben an Luise v. D. vom 27. October 1666 (Holland
S. 178.)
*) Rf. an die Gesandten in Regensburg d. Cöln a. Spr. 17./27. December 1667.
^) S. über die später (1679) wieder erneuten Bemühungen der Rurfurstin
Charlotte in dieser Angelegenheit die Briefe Rarl Ludwigs an seine Schwe-
ster, die Herzogin Sophie, vom 1. Februar, 4./14. und 18./28. October 1679 und
die Briefe Hopbiens vom 10. October und 25. December 1679 (Bodemann
S. 344 IT.).
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Auszug aus der Instruktion des Kurfürsten von der Pfalz fiir
seinen Abgeordneten Dr. Peil (s. 1. et d. c. Februar 1661).
[Kf. möge seioe BemäboDgen, sich mit dem Könige von England anssasöbnen,
unterstützen, ihm rathen, ob er die Allianz mit Frankreich erneuern solle, selbst
ihm bei Behauptung seiner Rechte Hülfe leisten.]
Er hat dem Kf. auseinanderzusetzen, in welchen Verhältnissen K.
Pfalz in England früher gelebt babe, wie er durch die Noth gezwan-
gen gewesen sei, sich so zn halten, dass er das Parlament nicht offen-
diere^); er habe sich dadurch das Missfallen des jetzigen Königs zugezogen,
wolle aber jetzt einen Gesandten nach England schicken und hoffe, die
Sache zu verglimpfen; Kf. möchte dabei gute officia anwenden, auch ein-
rathen, ob etwas Fuss auf die englische Freundschaft zu machen, weil er
ex antecedentibus gesehen, dass wenig darauf zu fussen.
Er soll ferner dem Kf. und dessen Geh. Rath v. Schwerin von der
zwischen K.Pfalz und der Krone Frankreich getroffenen Alliance sattsa-
men Bericht geben and dabei anführen , dass er tempore interregni , da
Baiern armiert gewesen, um den ihm und seinem Kurhause zustehenden
Vicariatum zu disputieren und für sich zu verfechten, und da er von den
wenigsten Ständen im Reich in seiner so klaren Befugnis Beifall bekom-
men, sich in diese Alliance, um sich und seine Lande vor unbilliger Gewalt
zu schützen, zu begeben gemussiget worden, und dass darin nichts ent-
halten, so wider die Kays. Mt., das Reich und dessen Constitutiones laufe,
und ob zwar obgedachte Alliance ad tempus, nämlich auf drei Jahre
geschlossen gewesen, nunmehr aber solche Zeit expirieret, so hielte er doch
gänzlich dafür, Kf. würde es ihm nicht verdenken, wenn er sich um Pro-
longation derselben bei Frankreich (welches dazu nicht ungeneigt),
bemühte. Es sei denn, dass Kf. es für besser erachtete, mit Frank-
reich allein in guter Nachbarschaft und Freundschaft zu stehen, ohne sich
in eine Particularverbündnis wiederum einzulassen, welchenfalls Peil andere
Vorschläge von Kf. oder dessen vertrautem Ministro, H. v. Schwerin,
V S HäufiTser II S. 564.
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Gesandtschaft Peil's. 79
welchem er allein, was diesen nnd vorigen Pnnkt anlangt, za commnni-
cieren , vernehmen solle , wie er sich auf andere Weise gegen seine Wider-
sacher manntenieren könnte.
Peil soll den Kf. nnd dessen Minister ersncben, durch dessen Auto-
rität ihn bei seines Kurhauses uralten Regalien, Rechten und Privilegien
(darin vornehmlich die Unter- Pfälzischen Lande bestehen, und wenn die-
selben ihm geschmälert und genommen werden sollten, er in keiner Consi-
deration sein würde, in Betrachtung die Lande klein nnd mit grosser Schul-
denlast beschwert, auch er selbst mit vielen oneribns beladen) erhalten zu
helfen und zu dem Ende ihm seine Assistenz zur Behauptung seiner Gerecht-
same angedeihen zu lassen, und zwar einestheils mit seinem Voto auf
Reichs- nnd anderen Tagen und mit nachdrücklichen Schreiben gehörigen
Orts, anderntheils auch, da es nöthig, mit der That dem Instr. pacis und
Reichsconstitutionibus gemäss, [falls er dagegen angegriffen werden sollte.
Hiebei soll er dem Kf. wohl zu Gemüth führen, dass falls in ihn ferner mit
Gewalt nnd Thätlichkeiten (wie jetzt von E. Cöln in der Wieder- Sache,
welche er ob summum in mora periculum vor allen andern zu treiben hat)
sollte gedrungen werden, er zu Rettung seiner juriuro und Gerechtsame end-
lich sich gemüssigt sehen würde, sich anderer und fremder Hülfe, (deren
er doch lieber entübrigt sein wollte), zu gebrauchen, nnd stelle er lieber
Kf. zu bedenken anheim, ob derselbe ihm zu dieser Extremität rathen
und nicht vielmehr selbst durch die jetzt an Hand habende Mittel ihm in
seiner klaren Befugnis Assistenz leisten wollte, dagegen wäre er erbötig,
nicht allein des Kf. und dessen Kurhauses Interesse bei allen Begebenheiten
nach Möglichkeit zu befördern, sondern sich anch zu einer proportionierten
Reciprocation zu obligieren.
Defensivallianz zwischen Kurfürst Friedrich Wilhelm von
Brandenburg und Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz.
D. Cleve 26. April/[6. Mai] 1661.0
Zu wissen. Demnach zwischen der Ghurfürsten zu Branden- 6. Mai.
barg und Pfalz Churffirstlichen Durchleuchtigkeiten höchstlöblichen
Vorfahren vor vielen und langen Jahren eine sonderbahre vertraw-
liche Freundschafft gestifftet, dieselbe zu allen Zeiten und Gelegen-
heiten j wegen der nahen Anverwandnuss, dazu gekommener Einig-
keit in der Religion, auch gemeinen Interesse beständig erhalten und
fort für fort auf beyderseits hohe Nachkommen gepflanzt und fort-
gebracht worden, auch bis auf gegen werttige Stunde der Durch-
leuchtigste Fürst und Herr, Herr Friederich Wilhelm, Marggraf zu
*) luhaltsaogabe bei v. Mörner, S. 251.
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80 2. Die Alliaoz mit Kor-Pfalz.
Brandenburg, des Heyl. Rom. Reich» Ertzkämmerer und Churfarst,
zu Magdeburg u. s. w. und der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr
Carl Ludwig, Pfalzgrave bey Rhein, des Heyl. Rom. Reichs Ertz-
schatzmeister und Churfürst, Hertzog in Beyern, als beyderseits re-
girende GhurfUrstliche Durchleuchtigkeiten durch Gottes Gnade da-
rinnen nicht nur unverrttckt verharren, besondern auch dieselbe zu
Gottes Ehre, des Heyligen Römischen Reichs Nutzen und Besten, zu
Beybehaltung nöthigen Vertrawens zwischen Haubt und Gliedern und
dann zu dero eigener Ghurfürstenthumben, FUrstenthumben und Lan-
den gutem Gedeyen, Ruhe und Wohlstand je mehr und mehr zu be-
festigen und zu stiften gemeinet und bedacht seyn, unnd zu Errei-
chung solchen Zwecks und damit jedwedes Theil bey dem Seinig'en
ungekränckt seyn und bleiben, und keinesweges betrübet oder de facto
beleydiget werden möge, eine nähere Verständnuss und Defensivbiind-
nuss für ein zulangendes Mittel gehalten. So haben Ihre Churf&rst-
liche Durchleuchtigkeit zu Brandenburg mich dero Geheimen Raht und
Cantzler des Fürsten thumbs Halberstatt Friedrichen von Jena mit
gnugsamer Vollmacht und Pienipotenz versehen, Ihre Ghuritirstliche
Durchleuchtigkeit zu Pfalz aber mich dero Geheimen und Regierung-s-
raht Arnold Peilen gleichergestalt bevollmächtiget mit dem gnädig-
sten Befehl, dass wir unns beyderseits zusammen thun, die Sache
mit einander überlegen und eine Defensivbündnuss tractiren und
schliessen selten. Alss wir nun crafft habender vorangezogener 6e-
waldt und Befelch darüber mit einander zu verschiedenen Mahlen con-
feriret, so baben wir uns über nachfolgende Articul und Puncta ein-
mtlhtig und gründlich verglichen.
I.
Unnd soll nun zwar zu anfangs diese Defensivbündnuss auf des
Heyl. Rom. Reichs Constitutiones und auf den zu Ossnabrugg und
Münster abgehandelten und beschlossenen Frieden gegründet und ge-
meint seyn.
IL
Darauf beyderseits Ihre Ghurfürstliche Durchleuchtigkeiten ein-
ander rechtschaffene beständige Freundschafft versprechen. Es will
und soll auch ein Theil des andern und dessen Ghurfürstenthumben,
FUrstenthumben und Landen Nutzen, Frommen und Aufnehmen suchen
und nach aller Möglichkeit befördern.
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Der AUiaDzvertrag. 31
III.
Zu welchem Ende jedes Theil schuldig und gehalten seyn soll,
demjenigen Tfaeil, welches wieder die Reichsconstitutiones , den
Teutschen Frieden und Freyheit, altes Herkommen und aufge-
richtete Verträge ahn seinem Churffirstenthumb, der Marggrafschafft
Brandenburg oder Pfaltzgrafschafft bey Rhein, sambt dazu gehörigen
FOrstenthumben , Landen, Leuthen, Mannen, Underthanen, Schutzver-
wandten, Angehörigen, wie auch sonsten allen andern Regalien,
Privilegien, Recht und Gerechtigkeiten im Heyl. Römischen Reich
Teutscher Nation, sie haben Nahmen wie sie wollen, auss was Ur-
sache oder unter was für Prätext und Schein es auch seye, betrübet
und angefochten wtirde, nicht nur mit schleuniger Interposition , son-
dern auch auf Reichs-, GoUegial-, Deputation-, Creyss- und andere
dergleichen Tage und Zusammenkunfften, und dann ausser solchen
bey der Eayserl. Mayestät, denen Herrn Churfbrsten, Fürsten und
Ständen in gesambt oder auch absonderlich, wie auch bey ausslän-
dischen Potentaten und Republiquen mit allen möglichen officiis ver-
tretten und assistiren, gestalt denn beyde hohe Paciscirende sich auch
nebenst deme craift dieses verbunden, auf vorgedachten Reichs- und
anndere Diäten, auch wo es sonsten nöthig und thunlich, zu des Hey-
ligen Römischen Reichs Besten und zu Beybehaltung der alten Teut-
schen Freyheit, des Reichs Praeeminenz und ihren eigenen Regalien,
Privilegien, Recht und Gerechtigkeiten, Churfttrstenthumben, sambt
dazu gehörigen Fürstenthumben , Landen und Leuthen, Mannen,
Unnderthanen , Schutzverwandten und andern Angehörigen im Reich
Teutscher Nation Ruhe und Tranquillität, die consilia zu con-
jungiren, verträwlich von allem und jedem zu jeder Zeit mit ein-
ander zu communiciren, und sich dergestalt in ihren votis zu ver-
einigen, die Ihrigen auch dahin anzuweisen.
IV.
Dafern aber wieder VerhofFen bey dem offendirenden Theil keine
Gtttte etwas verfangen, sondern derselbe ungeachtet aller angewandten
Officien noch weiter und de facto verfahren, oder da auch stracks
und zugleich er die That zur Hand nehmen und einen von beyden
hohen Paciscirenden dero Churfürstenthumb und dazu gehörige Fttr-
stenthumb, Lande, Leuthe, Mannen, Underthanen, Schutzverwandte
und andere Angehörige im Römischen Reiche Teutscher Nation auss
lfmt«r. c. Gesch. d. 0. Kurfürsten- XI. G
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82 2. Die AUians mit Kor-Pfals.
was Ursache oder unter was vor Prätext und Schein es immer wolle,
mit Gewalt angreiffen und beleidigen oder ahn Exercirung dero Pri-
vilegien, Regalien, alt Herkommen, Recht und Gerechtigkeit ein oder
mehr Stände oder Glieder des Reichs auf einige Weise oder Wege
thätlich hindern oder turbiren wdrde, so sollen zwar die gQttliche
Mittel nicht zurdck gesetzt werden, nichts desto weniger aber ein
Theil dem andern zu assistiren und auf geschehene Notification und
Requisition alssbald, ohne Aufenthalt und Saumnuss, wQrckliche Hülffe
zu schicken schuldig und verbunden seyn, massen beyderseits Ihre
Churfttrstliche Durchleuchtigkeiten sowohl der Anzahl halber, alss auf
was Weise und Manier solche Hülffe am füglichsten zu Werck^ zu
richten, sich in einem Nebenrecess verglichen haben.
V.
Unnd obwohl die officia und die Assistentz auf Reichs-, Collegial-,
Deputations-, Creyss- und andern Tagen, inngleichen bey der Kayser-
lichen Mayestät, Churfttrsten, FQrsten und Ständen, auch ausswerttigen
Potentaten und Republiquen auf beyderseits Ihre Churfttrstlichen
Durchleuchtigkeiten obgedachte ChnrfQrstenthumb und die dazu ge-
hörige Ftlrstenthumbe, Lannde, Leuthe, Mannen, Unnderthanen, Schutz-
verwandte und andere Angehörige, wie auch Regalien, Privilegien,
Recht und Gerechtigkeiten im Römischen Reich Teutscher Nation,
nichts überall davon aussgenommen, allein gemeint und angesehen,
so soll doch die würckliche Hülffe, so des Pfattzgrafens Churfürstliche
Durchleuchtigkeit crafft dieses und des Nebenrecesses zu leisten
schuldig, ahn selten Ihrer Ghurfürstlichen Durchleuchtigkeit zu Bran-
denburg nicht weiter verstanden oder begehrt werden, dann sofern
das Hertzogthumb Gleve, Grafschafft Marck und Ravensberg mit ihren
Zubehör von einem oder mehr Stännden oder Gliedern des Reichs an-
gefochten oder beleidiget werden sollten.
VI.
Dafem auch bey, vor oder nach geschehener Notification und
Requisition oder auch wehrender Httlffleistung der Requisitus von
andern thätlich solte angegriffen werden oder gegen den Erbfeind,
wie auch sonsten Ihrer Kaysserlichen Mayestät und dem Römischen
Reich wttrkliche Hülfe leisten mflsste, so solle derselbe, wann er die
in diesem Bündnuss und Nebenrecess versprochene Hülffe noch nicht
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Der AUtanzvertrag. 83
geschickt, solche zarückzubehalten oder die albereit geschickte wie«
der abzufordern befugt, der Requirent auch selbige ohne Aufenthalt
sofort folgen zu lassen schuldig seyn.
VII.
Unnd alss diese Defensivbtlndnuss sambt dem dabej aufgerich-
teten Nebenrecess in ihren Articuln und Glausuln nur von zukünftigen
Thätlicbkeiten und Fällen zu verstehen, also solle solches alles von
dato die zehen nechst nach einander folgenden Jahre seine Grafft
und Wttrckung haben, und die Zeit tlber nicht nur von beyderseits
hohen Paciscirenden, sondern auch von dero Successoren und Nach-
kommen trewlich und unverbrüchlich, doch mit diesem Verstände ge-
halten werden, dass wann einer unter ihnen mit einem aussländischen
Könige oder Republicque solte in Streit gerahten, desselben sich der
ander gegen solche anzunehmen durch diese Bündnuss weiter nicht
gehalten seyn soll, alss die Reichsconstitutiones und Westphälische
Frieden verordnen und mit sich bringen.
Unnd haben wir dazu bestälte und zu anfangs genante Gevoll-
mächtigte über diese Bündnuss zwey gleichlautende Exemplaria heut
dato aufgerichtet, verfertigt und gegen einander aussgegeben, damit
dieselbe von beyderseits Ihren Ghurfttrstl. Durchleuchtigkeiten inner-
halb vier Wochen von dato des Schlusses und geschehener unsserer
Underschrifft genehm gehalten und ratificiret, die ratificationes auch
gegen einander aussgewechselt werden ^).
Zu mehrer Beglaubigung haben wir dieses alles unterschrieben
und besiegelt So geschehen zu Gleve den 6. May/ 26. Aprilis Taus-
send sechshundert ein und sechzig.
Friderich von Jena. Arnoldus Peil D.
Nebenrecess.
Kund und zu wissen seye hiemit Jedermänniglich , demnach
zwischen Ihrer Ghurfttrstlichen Durchleuchtigkeit zu Brandenburg
an einem, dann Ihrer Ghurfürstlichen Durchleuchtigkeit zu Pfaltz am
andern Theil den 6. May/ 26. Aprilis eine Defensivalliance beliebet
0 Die Ratification dee Allianzvertrages nnd des Nebenrecessea ist von
Karl Ludwig aasgestellt Heidelberg 9. / [19.] Mai 1661, von Kf. Gleve 18./
28. Mai 1661.
6»
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84 2. Die Allianz mit Ror-PfalE.
und aufgerichtet und dabey beyden hohen Paciscenten gefallen, einen
und den anndern Punct vorgedachter Defenslybündnuss nicht einzu-
verleiben, besondern dieselbe in diesen Neben- und Secreten Recess
zu verfassen, dass darüber beederseits höchstgedachter Ihrer Chur-
fttrstlichen Durchleuchtigkeiten Gevollmächtigte folgendergestalt sich
vereiniget undt verglichen:
I.
Unnd wollen nun zufolge geschlossener AUiance und da der-
selben gemeess von Ihrer Churfürstlichen Durchleuchtigkeit zu Pfaltz
die Notification und Requisition auf die im Haubtrecess enthaltene .
Fälle und Bedingungen diesem Bündnuss gemeess geschehen, Ihre
Churfürstliche Durchleuchtigkeit zu Brandenburg hundert zu Ross und
dreyhundert zu Fuss tüchtiger geworbener und bewehrter Mannschafft
ohne Auffenthalt und Säumnuss zuschicken.
II.
Ingleichen verbinden sich des Pfaltzgrafen Churfürstliche Durch-
leuchtigkeit auf geschehene Notification und Erfordern auf gleich-
massige im Haubtrecess enthaltene Fälle und Bedingungen diesem
Bündnuss gemeess Ihrer Churfürstlichen Durchleuchtigkeit zu Bran-
denburg sobald und gleichfallss ohne einige Verzögerung zweyhun-
dert und fünffzig Mann guter tüchtiger geworbener und bewehrter
Musquetirer ahn statt der Hülife zu senden.
III.
Die Hülffe solle von beyden Theilen biss ahn des Requirenten
Gräntzen geschickt und biss dabin von demjenigen, welcher sie schickt,
unterhalten werden. Sobald aber die Mannschafft gedachte Gräntzen
erreicht, so bald ist dieselbe von demjenigen nach seiner Verpfle-
gungsordnung mit aller Notthurft zu versehen und zu verpflegen,
welchem sie zu Hülffe kommen, es wehre dann Sach, dass der Orth,
wo mann die Hülff benöthiget, näher alss die Gräntzen oder bey-
seits gelegen, auf welchen Fall auf des Herrn Requirenten Begehren
der commandirende Officirer mit der Hülffe dahin zu gehen beordert
seyn solle. Mit dem Unterhalt aber und Verpflegung bleibt es da-
bey, dass sobald die Völcker über des Herrn Requisiti Gräntzen ge-
bracht, der Herr Requirent dieselbe vorhergesetzter Massen über
«ich nehme.
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Der Alliaozvortrac^ , 85
IV.
Unnd wenn die Httlff nun in des Bequirenten Gräntzen und von
ihme angenommen ist, so soll die Mannschafft und OüBcirer dessen
Commando und Befehl, welchem sie zugeschickt, allerdings und nicht
minder als ihres Herren Gebott gehorsamen. Doch soll der Officirer,
welcher mit der Hülffe geschickt wird, nicht schuldig oder gehalten
seyn einem Befehlshaber, der mit ihme in gleicher oder geringerer
Charge stehet, zu pariren.
So geschehen zu Gleve den 6. May/26. Aprilis Tausendt sechs-
hundert ein und sechzig.
Friderich von Jena. Arnoldus Peil U.
Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an Dr. Peil. Datum ut
in litteris 25. Mai/ [4. Juni] 1661.
[MiUheiluDg der von Gravel in dem RheiDischea Allianzrath gemachten Propo-
sitioD wegen der Türkenhülfe. Ob man nicht die Hülfscontingente zariick-
bebalten solle.]
PS. Auch — habt Ihr K.Brandenburgs Ld. zu remonstriren 4. Juni.
und dero — äentinient zu vernehmen, wann occasione der vom Pabst
vorgeschlagenen Türkenhülfe die von Frankreich durch Mr. Gra-
velles in seiner dem Allianzrath zu Frankfurt den 30. Mai st. n. ge-
thanen nachdenklichen Proposition *) — projectirte Zusammenziehung
der Rheinischen Conföderirten neben den Französischen Völkern zu
Werk gerichtet werden sollte, was etwa diejenige, so nicht in der
Allianz begriffen, vor Reflexion darauf zu machen haben würden,
und ob es denselben rathsamb sei in Erwartung solchen Falls sich
von Völkern und Mitteln zu entblössen und dieselbe I. Kais. M.
vertröstetermassen zuzuschicken, und ob nicht I. Kais. M. dazu zu
bewegen sein möchte, dieselbe bei so gestalten Sachen von Schick-
und Unterhaltung solcher Völker zu dispensiren ^).
0 Dieselbe entspricht durchaus den Weisangen, welche Ladwig XIV. in
der Instruktion vom 28. März. 1661 ^Guhraaer IL S. 297 ff.) Gravel ertheilt hatte.
*) KT. erwidert darauf nur (d. Gleve 10. Juni 1661), auch ihm komme Gra-
vels Proposition sehr nachdenklich vor uod er wolle ihm künftig seine Gedanken
darüber mittbeilen, zugleich giebt er ihm NTachricht von der auf den 29. Juni in
Co In mit Kurcoln, den brauuschweigischen und hessischen Fürsten verabre-
deten Zusammenkunft (s. oben S. 39 ff.)
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gg 2. Die Allianz mit Kur-Pfalz.
Der Kurfllrst an Kaiser Leopold. D. Cleve 11. Juni 1661.
[Mittheilang der ihm von K-Pfalz aber die fransosischeD Antrage gemachten Er-
öffnangen. Verwendung für K.Pfals.]
11. Juni. Er übersendet eine Abschrift der Proposition, welche Gravel oeolich inn
Allianzrathe vorgebracht, der Anträge, welche derselbe K.Pfalz wegen
dessen Eintrittes in die Allianz gemacht, nnd der ?on diesem darauf er-
theilten Antwort.
Ich stelle zu Ew. Kais. M. ferneren Höchsterleuchteten Nachsinnen,
ob Sie vermeinen, dass etwa K.Pfalz durch ein gnädigstes kaiser-
liches Schreiben bei der bisher erwiesenen guten Bezeigung beständig
zu verharren zu animiren, und ob Ew. Kais. M. darbenebenst gnä-
digst geruhen möchten, an den Reichshofrath die Verordnung ergehen
zu lassen, damit Ihre Ld. (wie sie sich beklagt) etwas gelinder trac-
tiret und darum absonderlich auf dieselbe künftig mehrere Reflexion
genommen werde, weil Ew. Kais. M. sich dadurch eines kurf&rst-
lichen voti mehr zu versichern. —
Kurfttrst Karl Ludwig au den Kurfürsten. D. Heidelberg
7. /[l 7.] Juni 1661.
[Der B.Vicekanzler verlangt Abhaltung eines Knrfarstentages.]
17. Juni. Glückwunsch zn der abgeschlossenen Allianz.
PS. Sein am Kaiserlichen Hofe befindlicher Abgesandter, Obristlent-
nant Johann v. Arentin hat ihm berichtet, dass der R. Vicekanzler
ihm in discnrsu zu verstehen gegeben, es müsste ein Collegialtag gehalten
werden. Da er Termuthet, der R. Vicekanzler, der, wie verlaute, ehe-
stens herauswärts ins Reich kommen werde, werde dergleichen anfs Brett
werfen, so bittet er Kf. ihm sein Sentiinent darüber zn eröffnen. Er selbst
hält einen Collegialtag nicht für unrathsam and will, wenn Kf. dabei
kein Bedenken habe und der Kaiser einen solchen verlange, 'gern damit
einstimmen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten Karl Ludwig. D. Cleve
24. Juni 1661.
[Der in Wien vorgeschlagene Karfärstliche Oollegialtag.l
24. Jnni. Dank für die guten Erbietnngen , ferner für die communicierte Nach-
richt, was der R. Vicekanzler eines vorseienden Collegialtages halber
gedacht. Sollte auch an Kf. etwas gebracht werden und er sehen, wie
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Verwendang fär K.Pfalz beim Kaiser. S7
ein solcher GoIIegialtag io Vorschlag gebracht werden, aoch was für Sachen
daranf vorkommen möchten , so wird er sich darauf erklären and solches
dem Kurfürsten communicieren. Ihm soll sonst keine zu des Rom. Reiches
oder seiner Mitkurftirsten ins Mittel kommende Zusammenschickung zu-
wider sein.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 29. Juni 1661.
[aaf die Schreiben vom 6. u. 11. Jani. Sendang des R.Vicekanzler8 an K.Mainz.
Berücksichtignng der Verwendang des Rf. für K.Pfalz.] >
Dank für die Mittheilungen. Er hat seinen Beichsyicekanssler29. Juni.
Wilderich Freiherren von Walder sdorff an E.Mainz abgeordnet,
denselben seiner aufrichtigen Intention und alles dessen zu versichern, was
zu Erhaltung der allgemeinen Wohlfahrt erspriesslich und zu Maturierung
des von einigen Kurfürsten und Ständen so hoch verlangten Reichstages
selbst zulänglich und beförderlich sein könne.
Was dann . nächst diesem die nach Ausweisung Ihres letzten
Schreibens wegen Animir- und Beibehaltung des Churfttrsten zu Pfalz
Ld. gethane wohlmeinende Erinnerung betrifft, wollen Ew. Ld. mir
beständig zutrauen, dass gleich wie ich meinestheils Ihrer Ld. alle
Affection zu jeder Begebenheit zu erweisen geneigt bin, also
ich derselben auch dasjenige widerfahren lassen werde, was Ihre
die justitia immermehr attribuiren wird, habe dahero — meinen
Reichshofrath dahin angewiesen, dass er hierauf seinen mir gelei-
steten treuen Pflichten nach gebührende Reflexion machen und Ihro
Ld. Gerechtsame — beobachten wolle.
Korfttrst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurftiraten. D.
Heidelberg 28. October/[7. November] 1661.
[Alittheilung neuer französischer Anträge.]
£r theilt ihm mit, was Üravelles dieser Tage im Namen des Königs 7. Nov.
▼on Frankreich bei ihm angebracht und welche Antwort er darauf
ertheilt hat, bittet Ef. ihm seine Gedanken darüber mitzutheilen und diese
vertrauliche Communication dergestalt zu mesnagieren^ dass ihm keine Unge-
legenheit deswegen zuwachsen möge.
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gg 2. Die Allianz mit Knr-Pfals.
Propositiöii de Mons. Gravelles attouchant le renouuellement
de TAlliance aaec la France
et
La resolution la dessus de S. A. E. Pal.* le 25. Octob. 166L
25. Oct. M. Gravelles a propoß6 & S. A. E. Pal.f que le Roy Treschrestien,
voyant que S. A. E. troaaoit de la dilficnltö a entrer dans rAlliance du
Rhin, desiroit de reoouoeller le dernier Traitt6 particulier fait aoec S. A.
E., raais qu'il y falloit, ponr precaution, changer et adiouster quelques
Articles, assanoir:
Qn'en attendant que S. A. E. entre dans la Confederatioa qui a
6t6 conelue entre S. M.** Tresch.»« et quelques Electeurs et Princes de
r Empire ä Mayence le 15. d'Aoust de Taun^e 1658, S. A. E. se conforme
cependaut aux Conseils et anz resolutions de la d.* Confederatioa en tout ce
qui regardera la seuret^, le bien et la libert6 de TEmpire.
Que S. A. E.« declare , que le Traitt6 qu'Elle a fait auec M. TElec-
teur de Brandebourg ne nuira et ne pourra deroger eu rien Ä celluy
qu'Elle fait auec S. M.'^ Trescb.°« et qu'en toutes les rencontres oil les
iuterests et les desirs de lad. M.^^ se tronueront contraires aus Sentiments
dud. Electeur de Brandenbourg sad. A. E. promette d'opiner dans
le College Electoral soit ä la Diete generale, soit daus les autres Assem-
blees pnbliques par Elle mesme on par ses Ministres conformement aux
intentions de S. M.^ Tresch.°« en tout ce qui regardera le bien de TEnopire.
Que S. A. E. s'estant engagö dans le mesme Traitt6 fait auec led.
Electeur de Brandenbourg de se communiquer reciproquement tous
leurs Conseils dans les affaires publiques, promette et s'oblige que nonob-
stant cette Clause Elle ne communiquera rien aud. Elect' de Branden-
bourg tant qu'il demeurera engagö dans des jnterests contraires qui
puisse nuire a ceux du Roy, et ne luy donnera aucune connoissance de
ce que S. xM.^ Trescb.°<> pourra luy auoir confi^ de ses intentions si ce
n'est auec le consentement prealable obtenu de sa M.^^ Tresch.°«.
Que le Roy Trescb. ne youloit pas se mesler des differends particuliers
de S. A. E. (ayant expressement nomm6 ceux qui regardent les Leibeigene)
autrement que par Tentremise de ses bons Offices et exortations.
Que sad. M.*« Tresch.»« desiroit fort que S. A. E. fust en bonne intelli-
gence auec la Maison de Hessen Cassel, roais qu'il ne disoit pas cella
comme une coodition sine qua non; que le Roy y prenoit interest parce
qu'ayant est^ pendant la derniere guerre en une estroite alliance auec cette
maison 14 et l'ayant a present renouuell6e, il ne voudroit pas que faisant
alliance auec S. A. E. ses alliös vescussent en mesintelligence ensemble.
Sur ce que dessus S. A. E. luy fit donner pour response et resolution:
Que S. A. E. ne doutoit pas que led. S.' Gravelles ne se souuienne
des conditions auxquelles S. A. E. s'offrit de traitter auec luy lors qu'il fut
icy au Mois de May de cette ann^e; Surquoy il se chargea d'obtenir un
plein pouuoir de S. M.'* Trescb."«.
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Französische Anträge an K.Pfalz. 89
Qoe S. A. E. n'a scea remarqoer par sa proposition et ce qu'il a dit
aus GoDseillers de S. A. E., qu'il ait est^ pourven aasdites conditionS;
mus bieo qoe le Traitte qa'll propose scmbloit batter directement i Inj
oster la libert^ de son suffrage en tout ce qal regardera la seuretö, le bien
et la liberf6 de TEmpire^ en TobligeaDt ä se conformer aox Conseils et
resolations de quelques Electenrs et Princes de FEmpire Alliös de sa M.^^
Trescb.B® en vertu de la Coufederation conclne a Mayence le 15. d'Aout
16Ö8- Ce qne ne se ponnoit faire sans donner grand sniest de Jalousie
a S. M.^ Imp> et aux antres Electenrs, Princes et Estats de TEmpire
qni ne sont pas de cette Confederation et particulierement ä M. TElecteur
de ßrandenbourg proche parent et Alliö de S. A. E.
Que S. A. E. n'auoit Jamals desirö que S. M.^* Tresch."« interrompe
le cours de la justice de l'Empire en faveur des droits de S. A. E. mais
seulemeot d'en estre assist^e par ses bons Offices et contre la voye de fait.
Que pour le diffeiend anec M. le Landgrave de Hessen Cassel S.
A. E. ayant satisfait M. FElectenr de ßrandenbourg sur les expediens
que led. Electear de ßrandenbourg a proposö pour adiuster les points
lesquels i son auis estoient encor a decider et entrepris d'y disposer aussi
M. le Landgrave, il n'y auoit lieu de doutter^ qu'il n'arriue ä un bon
aeoord.
Que 8. A. E. se promettoit, que S. M.** Trescb.»« aura la bont6 de
ne pas trouver mauuais que les affaires estans en ces Termes, S. A. E. de-
menre daus ceux du Traitte de paix, qu'elle obseruera tousiours de tout
&ont pouuoir, et particulierement en tout ce qui regarde les interests de
sa M.'« Tresch.«», la seuret6, le bien et la libert6. de TEmpire et que S.
M.*^ Tresch.^* ne lairra pas de continuer a S. A. E. sa faueur et son appny
pour le ßien de ses interests en conformit6 du dit Traittö. Enquoy S.
A. B. prioit le d. S/Grauelles de vouloir employer ses bons Offices.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln a» d.
Spree 18. November 1661.
[auf das ScbreibeQ vom 28. October/7. November. Die AnmassuDg Frankreichs.
AafrechterbaUuDg der Allianz.]
Dank für die vertranlicbe Communication. 18. Nov.
Und gleichwie wir das Gravellische An- und Vorbringen der-
gestalt beschaffen zu sein befinden, dass dasselbe von mehrer Con-
sequenz und dahin angesehen zu sein scheine, wie man ferner einen
und den anderen Reichsstand an sich ziehen möge, also können wir
gleichwohl nicht begreifen, wie im H. Römischen Reich und dessen
öffentlichen Versammlungen oder sonsten unser als eines Reichscuhr-
fbrsten für die Ehre WUrde, Ruhe und Wohlstand unsers geliebten
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90 '^' Die Allianz mit Kur-Pfalz.
Vaterlandes teutscher Nation führende Intention und Rathschlftge mit
dem Könige oder Cron Frankreich concurriren and dahero gegen
einander sein werde, viel weniger, wie der König oder Cron von
Frankreich, nachdem das Reich dem Instrumento pacis seinerseiten
ein vollkommenes GnQgen gethan, bei den Cuhrfttrstlichen oder an-
dern Conventen etwas zu erinnern. Zwar ist es uns dabei leid, wie
der Gravelli seines Königes und unser Interesse ftir zwo wider-
wertige Dinge halte, und seind versichert, dass wir darzu unsers
Orts die geringste Ursach nicht gegeben, als wir aber bei Lebzeiten
des Cardinal Mazarini ungeachtet aller geschehenen Remonstration
in der That erfahren, dass Frankreich von seinen alten Maximen
und mit unserm Cuhrhaus von vieler Zeit hero gehalten genauen
Gorrespondenz abgelassen und soviel möglich wider uns und unser
Interesse an allen Orten stark gearbeitet, so haben wir auch unsere
Conservation so gut wir gekonnt sonsten suchen und beobachten
müssen. Und demnach Ew. Ld. sich albereit wohl und dergestalt
erkläret, wie es einen getreuen Cuhrfttrsten — gebühret, überdem sich
zu beständiger und fester Haltung des mit uns aufgerichteten Bund-
nus nochmals erbieten, also versichern wir Ew. Ld. hiermit gleich-
falls reciproce zu aller beständigen und der Allianz gemässenen
Freundschaft. Und weil sowohl das Reich als auch iedweder Cuhr-
fürst, Fürst und Stand desselben nicht nur mit dem Könige und
Cron Frankreich, sondern auch anderen auswertigen in gutem Ver-
trauen und Nachbarschaft zu leben, auch wir absonderlich vor uns
keines anderen gemeinet sein, so sehen wir nicht, warumb — je-
mand der auswertigen von dem Reich oder demselben zugethanen
Cuhrfttrsten, Fürsten und Ständen etwas anders und weiters zu be-
gehren haben. Es ist Ew. Ld. aus denen alten und neuen Geschich-
ten mehr dann zuviel bekannt, dass das H. Römische Reich niemals
sich in besserem Stande befunden, als wenn es seine Sachen vor
sich allein gehabt, denen Benachbarten zur Feindschaft keine Ursache
gegeben und sich aller fremden Sachen soweit entschlagen, das wird
verhoffentlich mit Gottes Hülfe auch noch ietzo das beste — sein. —
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Französische Anträge an EiPfalz. 91
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree 18. No-
vember 1661.
[Mittheilnng der Eröffnnngen von E.Pfalz. Frankreichs anmassendes Auftreten
im Reiche.]
Er theilt demselben das Anbringen Gravelles an K.Pfalz und dessen 18. Nov.
Erklärung darauf mit, bittet den Kaiser, ihm seine Meinung darüber zu
eröffuen.
Es will fast das Ansehen gewinnen, dass nachdem Münster und
Trier*) sich auch in die also genannte Frankfurtische Allianz be-
geben, man die annoch wenig ttbrige Stände vollend hineinzuziehen und
dergestalt das arbitrium im H. Römischen Reich per indirectum an
sich zu bringen suche, welches, wie es eine Sache von der aller-
grössten Wichtigkeit ist, also werden E. Keys. M., zumal gegen be-
vorstehenden Reichstag deroselben — reichlich vorzusinnen wissen
nnd ihro belieben lassen, das Werk unbeschwert in geheimb zu
halten. —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 29. No-
vember 1661.
[auf das Schreiben vom 18. November. Der Anmassang Frankreichs muss ent-
gegen getreten werden.
Dank für die Mittheilung. Kurpfalz hat in seiner Antwort an 29. Nov.
Gravelle das Werk gar reiflich nnd wohl überlegt, was das für eine
Freiheit des Reiches sein würde, wenn dessen vornehmste Sänien sich an
eine so gestalte Allianz binden lassen sollten, vermöge deren sie sich des
höchsten Kleinods ihrer Gerechtsame und Libertät zu begeben, und sich
deren nur so weit zu gebrauchen befugt sein sollten, als es der Krone
Frankreich Interesse zulassen würde. Auch er wie Ef. ist der Meinung,
dass man auf diese als eine der allerwichtigsten Sachen eine absonderliche
Reflexion zu machen nnd wohl vorzusinnen habe, damit solchem weit aus-
sehenden Beginnen gesteuert werden möge. Kf. möge sich bemühen, K.
Pfalz bei seiner gnten Intention zn erhalten.
*). Bischof Christoph Bernhard von Münster war schon im Januar 1661
der Rheinischen Allians beigetreten (s. Tucking, Geschichte des Stifts Münster
anter Christoph Bernhard von Galen S. 82; Köche.r I S. 299.)» Kurfürst Karl
Kaspar von Trier im Angnst desselben Jahres. (Gnhraajer II S. 311, Mignet,
N^goeiations relatives ä la succession d'Espagne sous Loais XIV, U B. 19.)
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Abschnitt 3.
Die Belehniing des Kurfürsten durch den Kaiser und
die Verhandlungen über die schwedische Belehnung.
1661.
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Einleitung.
Nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm im Juli 1642^) durch Kaiser
Ferdinand III. die Belehnuug mit seinen Reichslanden und den böhmi-
schen Lehen empfangen hatte, hatte der Tod dieses Kaisers und die
Erhebung des Sohnes desselben, Leopold I. zur kaiserlichen Würde
(18. Juli 1658) auch für ihn eine neue Lehnsempfängnis nöthig gemacht.
Da die damaligen kriegerischen Yerhältnisse die Ausführung derselben
innerhalb der eigentlich vorgeschriebenen Jahresfrist unstatthaft erscheinen
liessen, so hatte zu Ende derselben der damals auf dem Feldzuge in Jüt-
land abwesende Kurfürst die Geheimen Räthe in Berlin angewiesen'),
dnrch seinen Residenten in Wien, Andreas Neumann, um Verlängerung
dieser Frist nachsuchen zu lassen, schon jetzt aber die zu einer solchen
Belehnnng nöthigen Vorbereitungen zu treffen, die Instruktion, Vollmachten,
Creditive n. s. w. für den Geheimen Rath Johann Friedrich ▼. Loben
and jenen Andreas Neumann, welche er damit zu betrauen gedachte,
anzufertigen. Der Kaiser hatte dann auf das Gesuch Neumanns zu-
nächst durch ein Decret vom 23. Juli 1659 den Termin auf 6 Monate, bis zum
23. Januar 1660, und als der Kurfürst infolge der Fortdauer der kriege-
rischen Verwickelungen zu £nde 1659 um eine weitere Prolongation nach-
suchen liess'), durch ein neues Decret vom 19. Januar 1660 auf weitere
6 Monate bis zum 23. Juli, dann auf ein nochmaliges Prolongationsgesuch^)«
welches mit der bevorstehenden Reise des Kaisers nach Steiermark und
andererseits damit, dass der Kurfürst infolge des Todes seiner Mutter und
des eben erfolgten Friedensschlusses seine Minister zu allerhand anderen
Abschicknngen gebrauchen müsste, motiviert wurde, auf weitere 3 Monate,
bis zum 23. October 1660 verlängert. Diesen Termin scheint der Kurfürst
wirklieh einzuhalten beabsichtigt zu haben. Rechtzeitig Hess er die Vor-
bereitungen, welche vorher doch unterblieben sein müssen, treflfen, Anfang
») 8. ürk. u. Akt. I S. 790.
^ d. Feldlager bei Coldingen in Jätland 30. Juni / 10. Juli 1659.
') Kf. ao A. Neomann d. Hauptquartier zu Barth 3./ 13. November 1659.
*) Kf. an A. Nenmann d. Goln a. d. Spree 3./13. Mai 1660.
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9G ^' ^i® Belehoang des KarffirsteD n. 8. w.
Jali wurde eine Instruktion für jene beiden Bevollmächtigten durch den
Geheimenrath Friedrich v. Jena aufgesetzt, der Entwurf desselben wurde
am 31. Juli im Geheimen Rathe verlesen, darauf auch an Neumann mit-
getheilt und demselben aufgetragen, was er dabei etwa zu erinnern habe
rechtzeitig anzumelden, auch die in den fränkischen Fürstenthümern regie-
renden Vettern des Kurfürsten, Markgraf Albrecht von Anspach and
der minderjährige Markgraf Christian Ernst von Baireuth, denen
kraft der Dispositio Achillea und des dieselbe bestätigenden Geraer Haas-
Vertrages die Mitbelehnung zur gesamten Hand mit den Kurlanden zustand,
wurden von der Absiebt des Kurfürsten in Kenntnis gesetzt und aufgefor-
dert, Bevollmächtigte nach Wien zu senden. Schliesslich aber hat der
Kurfürst doch noch einmal eine neue Prolongation des Termins nach-
gesucht. In einem Rescripte an Neumann*) schreibt er, derselbe werde
aus seinem vorigen Rescripte ersehen haben, dass er gewünscht habe, die
Belehnungssache jetzt zu Ende zu bringen.* Da er sich aber aus dem In-
strumento pacis und sonst ferner habe berichten lassen, dass der König
von Schweden als Herzog von Pommern zu der Zeit, wann er mit
Pommern belehnt werde, durch seine Bevollmächtigten die Mitbelehoung
zu empfangen habe, und dass er, der Kurfürst, verpöichtet sei, demselben
den von dem Kaiser für die Belehnung angesetzten Termin vier Monate
vorher anzuzeigen, so solle Neu mann dieses dem Kaiser vorstellen und
denselben ersuchen, wegen dieser ihm nicht eher beigefallenen Ursachen
einen weiteren Indult auf wenigstens 6 Monate zu gewähren, und in der
That bewilligte der Kaiser durch Decret vom 12. November, dem Antrage
Neumanns entsprechend, eine weitere Prolongation auf 8 Monate bis zam
23. Juni 1661.
Es Ist durchaus unglaublich, dass man brandenburgischerseits, wie der
Kurfürst hier vorgiebt, jenes durch den Westfälischen Frieden Schweden
zugesprochene Recht der Mitbelehnung über Hinter pommern und Gam-
mln und die noch weiter gehenden Rechte, welche der Kurfürst in dem
Stettiner Grenzrecess von 1653 dieser Krone hatte einräumen müssen, ein-
fach vergessen und dass man sich erst nachträglich derselben erinnert
haben sollte, vielmehr ist ganz offenbar, dass der Kurfürst zu Anfang die
bewusste Absicht gehabt hat, jene Rechte Schwedens, und zwar nicht so-
wohl die aus dem Westfälischen Frieden als vielmehr die ans jenem
.Stettiner Recess abzuleitenden, unberücksichtigt zu lassen. In dem West-
fälischen Friedensinstrument ^) war Schweden nur die Simultaninvestitur
mit Hinterpommern und Caromin znerkannt worden, ohne dass dabei
Näheres über die Modalitäten festgesetzt oder bestimmte Verpflichtungen
für den Kurfürsten daran geknüpft wären, erst durch den Stettiner Re-
cess vom 14. Mai und die im Anschlüsse an denselben zu Stockholm am
24. Mai 1653 abgeschlossenen Specialconventionen waren solche festgesetzt
») d. Cöln a. d Spree 13./ 23. September 1G60.
0 Inslr. pacis Osnabr. X, § 4 b. auch XI. § 1*2.
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EiDleitoDg. 97
und zDgleich die Schweden eingeräaniten Rechte bedeutend erweitert wor-
den. Einmal nämlich hatte sich der Kurfürst dort verpflichten müssen i),
wenn yom Kaiser der Termin für die Lehnsempfangnis festgesetzt sei, den-
selben yier Monate vorher dem schwedischen Könige anzuzeigen , damit
derselbe rechtzeitig seine Bevollmächtigten zur Entgegennahme der Simul-
taninvestitur über Hinterpommern und Gammln an den Kaiserlichen Hof
entsenden könne. Ferner aber hatte der Kurfürst') dem Könige und der
Krone Schweden die früher den Herzogen von Pommern kraft der
Erbvertrftge zustehende Anwartschaft auf die Neumark, das Land Stern-
berg und die Schlösser Vierraden und Löckenitz samt deren Oebiet
nnd demgemäss auch die Simultaninvestitur mit diesen Landen zugestehen
müssen. Dieses auch im übrigen so ungünstigen Vertrages, welcher ihm
nur im Drange der Noth abgepresst war, hat der Kurfürst bei nächster
günstiger Gelegenheit sich zu entledigen gesucht, und eine solche schienen
die glücklichen Waffenerfolge gegen Schweden im nordischen Kriege, in
dessen letztem Stadium ein grosser Theil des Schwedischen Pommerns von
den Truppen des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen besetzt wurde, dar-
zubieten. Allerdings hat er, ohne grosse Schwierigkeiten zu machen, bei den
Friedensverhandlungen in 0 1 i v a und den gleichzeitigen Verhandlungen mit den
Braunschweigischen Fürsten und deren Genossen*) in die Räumung
und Wiederabtretung dieser eroberten Plätze eingewilligt, aber jenen Ver-
trag betrachtete er als durch den Krieg hinfällig geworden. Er verweigerte
die von Schweden geforderte ausdrückliche Erwähnung und Bestätigung
desselben in dem Olivaer Friedensvertrage und gab ganz offen kund, dass
er denselben nicht für zu Recht bestehend anerkannte. In einer bald nach
dem Abschluss des Friedens, sicherlich auf seine Veranlassung erschienenen
Flugschrift^) wird auf das eindringlichste die Ungerechtigkeit und Gewalt-
samkeit, mit welcher Schweden bei den Stettiner Tractaten gegen den Kur-
fürsten verfahren, geschildert, die Ungerechtigkeit und Unbilligkeit der
Bestimmungen des Recesses dargelegt und dem Kurfürsten die Befugnis
zugesprochen, ohne Rücksicht auf denselben sich wieder in den Besitz
') Stettiner Grenzrecess § 27 (Dähnert, Sammlung gemeiner n. besonderer
Pommerscher und Rügischer Landes -Urkunden I S. 140), vgl. Specialconven-
tioD I (Dahnert S. 160).
») Stettiner Grenzrecess §29 (3.143), s. Specialconvention II (8. 170).
>) S. oben S. 4ff.
*) Sammarium prooessns, qao erga serenissimam et potentissimnm electorem
Brandenbnrgicnm contra instrnmentam pacis, pragmaticas imperii sanctiones, dei,
natnrae, gentium oroniaqae iara circa restitaendam Pomeraniam ulteriorem apud
ita dictos limitam tractatus Stetini habitos magna iniastitia atqae aperta vi
osa est Saeeia (s. 1. 1660). Ohne Zweifel ist es diese Schrift, welche des Kf.
Gesandter in Paris, v. Brandt, ins Französische übersetzt, um sie dem Car-
dinal Mazarin zu überreichen (s. Urk. n. Akt. IX S. 580), und aaf welche der
aebwediache Reichskanzler 1663 v. Grockow gegenüber hindeutet (Urk. n. Akt.
IX 8.751).
Haler, s. Gesch. d. 0. Kurfurtteik JLT. 7
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98 3. Die Belehnnng des Knrfarsten n. s. w.
dessen zu setzen , was ihjn von Rechts wegen zakomme, und der Korförst
hat noch nach dem Friedensschlüsse bis in den Herbst 1660 hinein am
französischen Hofe Unterhandinngen führen lassen ^)y welche dahin zielten,
nnter französischer Einwirknng von Schweden eine günstigere Grenzlinie
in Pommern nnd den Verzicht auf den Antheil an den Colberger SeezölleD,
welchen es sich anch in dem Stettiner Recess ansbedungen, zn erwirken.
Allein diese Bemühnngen waren ganz erfolglos nnd einerseits die Erkennt-
nis, dass diese Pläne jetzt doch nicht ansführbar seien, andererseits der
Wnnsch, Schweden, dessen feindselige Haltung gegen ihn gewiss znm Theil
dnrch dieselben hervorgerufen war, seinerseits keinen Vorwand zn dem
befürchteten kriegerischen Losbrechen darzubieten, haben den Knrfürstea
bewogen, einznlenken und wenigstens eine directe Verletzung der Bestim-
mungen des Stettiner Vertrages zu vermeiden. Er hat daher, nachdem er
von dem Kaiser die erbetene weitere Prolongation des Termines für die
Lehnsempf&ngnis erlangt hatte, rechtzeitig im Januar 1661 dem Könige
von Schweden, allerdings ohne des Stettioer Vertrages Erwähnung zu
thnn, nur nnter Berufung auf das demselben dnrch den Westfälischeo
Frieden zugesprochene Recht der Simultaninvestitur Anzeige von dem ihm
dazu gestellten Termine und von seiner Absicht, zu demselben Bevoll-
mächtigte nach Wien zu senden, gemacht*). Die schwedische Regentschaft
erwiderte darauf*), dass auch sie im Begriff sei, eine Gesandtschaft nach
Wien zu schicken, um dort die Belohnung mit den Schweden durch den
Westfälischen Frieden zugefallenen Reichslanden zn betreiben, nnd dass
sie Sorge tragen werde, inbetreff der Simnltaninvestitur das, was ihr nach
dem Friedensinstrument obliege, auszuführen. Zugleich machte dieselbe
dem Kaiser die Anzeige ^), dass sie, sobald es die Jahreszeit erlaube, eine
Gesandtschaft wegen der Lehnsempfängnis zu ihm schicken werde, nnd
sie entsandte vorläufig ein Mitglied derselben, den „in den Uerzogthümeru
Bremen und Verden bestellten Regierungsrath^ Schweder Dietrich
Klei he, welcher schon 1655^) in Wien die damals vergeblichen Verhand-
lungen wegen der Belehnung geführt hatte, dorthin vorans, um zunächst
die Rechte Schwedens bei der Belehnung des Kurfürsten wahrzunehmen.
Derselbe reiste am 10. Mai von Stockholm ab, sah sich aber genöthigt, sich
nnterwegs länger aufzuhalten. Die Schwedische Regierung in Stettin
ersuchte daher den Kurfürsten^, falls Kl ei he nicht zn dem bestimmten
1) S. V. Brandts Berichte ans Paris (Urk. a. Akt. IX S. 580 ff.).
*) d. Cleve 13. Januar 1661 (abgedruckt in , Bericht und Bewandois der In-
vestitnrsache zwischen den Römisch Kaiserlichen nnd K. Schwedischen May.'
Stralsund 1662, aach lateinisch „Repraesentatio etc.* Beil. F.)
*) Schwedische Regentschaft an Kf. d. Stockholm 9. Februar 1661.
«) Dieselbe an Kaiser Leopold d. Stockholm 16./ 26. Februar 1661 (Bericht
nnd Bewandois (Repraesentatio) Beil. D )
*) S. Heyne, Der schwedische Investiturstreit 1648—1664. Progr. Weilbarg
1883 S. 11 ff.
^ d. Stettin 4/14. Mai 1661.
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BinleitiiDg. 99
Termine io Wien eintreffeD sollte, seine Gesandtschaft 8 bis 14 Tage auf
denselben warten zu lassen, und der Kurfürst befahl dem entsprechend
r. Löbeb^), der urspründlich Anfang Juni hatte abreisen sollen, seine
Reise noch 14 Tage aufzuschieben, y. Loben begab sich daher zunächst
noch auf seine Güter , reiste erst am 28. Juni von Peitz, wohin er das
übrige Gesandtschaftspersonal beschieden hatte, ab und traf am 14. Juli in
Wien ein, wo inzwischen auch Kl ei he schon erschienen war.
Die nachfolgenden Akten yeranschaulichen den Verlauf der von den
Gesandten des Karfürsten dort geführten Verhandlungen, welche erst im
Oetober ihren Abschluss gefunden haben. Die lange Verzögerang der-
selben und die Schwierigkeiten, welche die Gesandten zu überwinden hatten,
worden h auptsächlich' durch drei Umstände veranlasst. Erstens durch einen
zwischen den beiden Vettern des Kurfürsten, welche die Mitbelehnung zu
empfangen hatten, dem Markgrafen Alb recht von Anspach und dem noch
unmündigen Christian Ernst von Bai reuth ansgebrochenen Präcedenz-
Btreity welcher zur Folge hatte, dass die erwartete Gesandtschaft des letz*
teren nicht in Wien erschien. Zweitens durch die von Schweden auf
Grund des Stettiner Recesses erhobenen Ansprüche, namentlich die For-
derung, dass dasselbe nicht nur zur Simultaninvestitur über Hinterpom-
mern und Cammin, sondern kraft der durch jenen Recess der Krone
Schweden zuerkannten Ezpectanz auf die Neu mark und die benachbarten
Gebiete auch zur Mitbelehnung über die Kurlande zugelassen werde, und
dass der Kurfürst von dem Kaiser die Bestätigung jenes Recesses ver-
langen solle. Endlich drittens durch die von kaiserlicher Seite erhobene
Forderung, dass nicht wie früher alle Reichslande des Kurfürsten in einen
Lehnsakt znsammengefasst und demgemäss auch nur ein Lehnsbrief über
dieselben ausgestellt, sondern dass über die von demselben durch den
Westfälischen Frieden erworbenen Lande, für welche damals zum ersten
Male die Belehnung nachgesucht wurde, besondere Belehnungsakte vorge-
nommen und eigene Lehnsbriefe ausgestellt, und dass der Kurfürst beson-
dere Lehnsgebühren für dieselben bezahlen solle.
Die erste Schwierigkeit wurde dadurch gehoben, dass der Kurfürst,
welcher mit Markgraf Albrecht zusammen die Vormundschaft über Markgraf
Christian Ernst geführt hatte, für den letzteren, welcher gerade damals
die Volljährigkeit erlangte >), von dem Kaiser einen Indult erwirkte, dass er
erst später sowohl die Belehnung mit seinen eigenen Landen als auch die
>) d. Oieve 6. Jooi 1661.
>) Christian Ernst (geb. 27. Jali 1644) hatte am 27. Jali 1661 das 18. Jahr
erreicht. Er hatte die letzten Jahre auf Reisen im Auslände zagebracht, jetzt
auf der Rückkehr erschien er bei dem Eurfürsteo in Cleve, dieser resignierte
dort (25. September 1661) anf die Vormundschaft und überliess ihm die Regie-
rong, welche er dann, nachdem er am 29. Oetober in Baireuth eingezogen war,
wirklich übernommen hat. S. Rensohel, Des Dnrchlenchtigsten Chnr- und
Fürstlichen Hauses Brandenburg Stammbaum (Bayreuth 1666) S. 115.
7*
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1(X) 3. Die BelehDung dei Kurfürsten n. s. w.
Mitbelehnnng mit denen des Rnrfürsten empfangen dürfe *), worauf an dem
Belehnungsakte nur die Anspachische Gesandtschaft Tfaeii genommen hat.
Den Schwedischen Forderungen gegenüber hatte der Kurfürst von vorne
herein seine Gesandten angewiesen, sich durchaus passiv zu verhalten, d. b.
es dem Schwedischen Gesandten zu überlassen, ob er die Erfüllung der-
selben beim Kaiser durchsetzen könne oder nicht An diesem Verfahren
hat er dieselben conseqnent festhalten lassen, und seine Voraussetzung,
dass man kaiserlicherseits in dieser Angelegenheit in seinem Interesse han-
deln werde, hat sich durchaus erfüllt. Der Kaiser, welcher nach dem
Olivaer Frieden Schweden in nicht minder gespanntem und feindseligeoi
Verhältnis gegenüberstand als der Kurfürst, hat unter Berufnng darauf,
dass die in dem Stettiner Recesse vorbehaltene Einhoiuug der kaiserlichen
Ratification bisher nicht erfolgt sei und dass in demselben Schweden Rechte
zugesprochen seien, welche zu bestätigen er durch die goldene Bulle und
seine Wahlcapitulation verhindert sei, die Berücksichtigung jener schwe-
dischen Forderungen verweigert, und wenngleich es Kleihe gelang, die
Verhandlungen längere Zeit aufzuhalten, so hat er doch nicht verhindern
können, dass diese endlich den Wünschen des Kurfürsten gemäss ihren
Abschluss fanden, dass die Belehnung desselben mit den Kurlanden ohne
seine Zuziehung erfolgte, worauf er sich auch von derjenigen mit Hinter-
pommern fern gehalten und sich begnügt hat, die Ausstellung eines
kaiserlichen Decretes zu erwirken, in welchem erklärt warde, dass das bei
der Belehnung des Kurfürsten Vorgegangene den aus dem Westfälischen
Frieden herstammenden Rechten Schwedens nicht präjudicieren solle. Jenen
von kaiserlicher Seite aufgestellten Forderungen entgegen hatte der Kur-
fürst seinen Gesandten aufgetragen, dahin zu wirken, dass für die Aequi-
valentlande keine besonderen Lehnsbriefe ausgestellt, sondern dass dieselben,
ebenso wie früher Pommern, mit in den Hauptlehnsbrief aufgenommen würden,
die Verpflichtung zur Bezahluog besonderer Gebühren hatte er vollständig
abgelehnt. In dem ersten Punkte hat er sich nachher den Wünschen des
Kaisers insofern gefügt, als er, damit den nach dem Westfälischen Frieden
Schweden zustehenden Rechten Genüge gethan werden könne, zuliess, dass
zwei Belehnungsakte, der eine für die K u r 1 a n d e und die A e q u i v al e n t e, der
andere für Hinterpommern und C a m m i n, vorgenommen, und dass bei dem
letzteren Schweden die Zulassung zur Empfangnahme der gesamten Hand
gestattet wurde. In dem zweiten Punkte, in Betrefif der von kaiserlicher
Seite geforderten Gebühren, hat er in der Hauptsache seinen Willen durch-
gesetzt. Nur für Hinterpommern erklärte er sich bereit, die Regalien
zu entrichten, und als die Reichskanzlei und der Reichshofrath damit nicht
zufrieden waren und durch immer weitere Verzögerung der Belehnung ihre
Forderungen durchzusetzen suchten, drohte v. Loben, dass er abreisen
und die ganzen Verhandlungen abbrechen würde. Schliesslich liessen sich
0 Dieselbe hat erst am 1. August 1663 stattgefunden (Diarium Europ.
X S. 498).
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Einleitung. 101
die Reichskanzlei, die Hofämter nnd die niederen kaiserliehen Beamten mit
der Zahlung ziemlich unbedeutender Summen (im ganzen c. 1300 Tbaler)
zofriedenstellen, während der Reichshofrath , welcher den Betrag des von
ihm beanspruchten Laudemium der Generosität des Kurfürsten anheimge-
stellt hatte, ganz leer ausging.
Zu Anfang des nächsten Jahres 1662 erschien^) in Wien jene früher
angekündigte grosse schwedische Gesandtschaft, um dort die Be-
lehnnng ihres Königs mit den Reichslanden und bei dieser Gelegenheit zu-
gleich die Bestätigung des Stettiner Recesses durch den Kaiser sowie die
Erfüllung anderer Forderungen, welche schon 1655 durch Kleihe gestellt
worden waren, zu erwirken. Gleichzeitig schickte die schwedische Regent-
schaft an den Kurfürsten den Yicekanzler von Vorpommern v. Sternbacb,
am bei demselben über die Haltung, welche y. Loben Eleihe gegenüber
eingenommen hatte, Beschwerde zu führen und auf Grund des Steltiner
Recesses von dem Kurfürsten zu verlangen, dass derselbe jene Forderun-
gen Schwedens in Wien unterstutzen und dort selbst die Bestätigung des
Stettiner Recesses nachsuchen solle. Die am Schluss dieses Abschnittes
abgedruckten Akten zeigen, wie der Kurfürst sich diesem Ansinnen gegen-
über verhalten, wie er gerade daraus, dass die Erfüllung desselben als
vertragsmässige Pflicht von ihm gefordert wurde, Gelegenheit genommen
hat, dasselbe auf das entschiedenste abzulehnen, und wie er auch in Wien
seinen Residenten Neu mann dieselbe passive Rolle wie früher hat weiter-
spielen lassen.
An dieser ablehnenden und feindlichen Haltung Schweden gegenüber
bat der Kurfürst auch noch weiter, bis in das Jahr 1663 hinein, festgehalten.
Sie zeigt sich in der Instruktion des Kurfürsten vom 2. August 1662 ') für
seine Gesandten zum Reichstage in Regensburg, auf welchen der Kai-
ser, nachdem die Verhandlungen mit jener schwedischen Gesandtschaft
sich fruchtlos zerschlagen hatten, die ganze schwedische Belehnungssache
rerwiesen hatte, ebenso auch in der seinem nach Schweden geschickten
Gesandten v. Krockow mitgegebenen Instruktion vom 31. October 1662 3)
nnd in den zu Anfang des nächsten Jahres im Geheimen Rathe des Kur-
fürsten gehaltenen Berathungen*). Dieselbe ändert sich erst, nachdem der
Korfürst in diesem Jahre eine wirkliche Aussöhnung und eine engere Ver-
bindung mit Schweden als nothwendig erkannt hat. Schon in einem Re-
*) S. Heyne, Der schwedische iDvestitarstreit S. 17.
*) S. unten Abschnitt 4.
') ürk, u. Akt. IX S. 743.
*) Nach dem GeheimenrathsprotokoUe vom 9. Januar 1663 befiehlt Kf. in-
folge der Nachrichten v. Krockows von der Armatur der Schweden seinen Ge-
heimen Bäthen, dass ein jeder" von ihnen sein schriftliches Bedenken aufsetzen
solle, «was sie vermeioten, dass, wenn solche Zeitung continuieren sollte, Ef.
zu thun, was für Aktionen zu machen, wie er sich zu verhalten, woher die Mittel
zu Debmen.*
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102 3* I)id BelehouDg des Karffirsten n. 8. w.
Bcript ao 7. Krockow vom 1. JqdI 1663^) erklärt er sich bereit, als wei-
teren Beweis seiner Freundschaft die begehrte Bestätigung des Stettiner
Vertrages und die Belehnung Schwedens mit Pommern beim Kaiser und
Reichstage zu recomroandieren '), und da man damals auch am kaiserlichen
Hofe, in dem Wunsche, 7on Schweden Hülfe für den Türkenkrieg zu er-
langen, geneigter war den Forderungen desselben zu willfahren, so nahmen
die seit dem März 1664 in Regensburg wiederaufgenommenen Yerhand-
langen') einen günstigen Verlauf uud endeten damit, dass am 5. Mai der
schwedische Gesandte dort die Belehnung empfing und in dem von dem
Kaiser ausgestellten Lehnsbriefe der gesamte Stettiner Recess und noch
besonders die in demselben Schweden zuerkannten Anwartschaften bestätigt
wurden, worauf der Kurfürst am 19. October 1664 im Beisein schwedischer
Kommissare die Erbhuldigung in Hinterpommern entgegengenommen hat.
h Urk. u. Akt. IX 8.755.
') S. das Rescript an die Reichstagsgesandten v. 9./19. December 1663 unten
Abschnitt 4.
») S. Heyne S. 21f.
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Instruction*), wornach sich Unsere . . . Johan Friederich
Freiherr v. Loben ^) . • . und Andreas Neamann^) bei Em-
pfahung der Reichs Lehn zu achten. D. Cleve 4. Mai 1661*).
[Waram die Belehoung erst jetzt aachgesucht wird; auf das Beispiel K.Sach8eD8
uDd K.Baierns zu achten; die far Pommern gewonnenen Aeqaivalente; die
Belohnungen zu gesaroter Hand, von welchen die über Gleve, Jülich, Berg zu
sondern sind; Abfindung der Reichs -Kanzlei.]
AU nach Absterben der R. Keys. M., weylandt Ferdinand III. IftW-
— und darauf erfolgter ordentlicher Wahl der jetzigen R. Keys. M. 4 Mai.
Wir uns so balde erinnert, wohin Uns Unsere Pflicht und Schuldig-
keit derer von dem H. Rom. Reiche zu Lehn tragenden — Lande wie
auch aller anderen Anwartunge, Privilegien, Gnaden und Gerechtig-
tigkeiten halber anwiese, und dass Wir dieselbe zu rechter Zeit zu
suchen hätten, so seind Wir zwar derselben mit der gewöhnlichen
Mutbung gehöriger Maassen und zu rechter Zeit nachkommen. Dem-
nach aber beides die R. Keys. M. ausser dem Reich in Ungarn eine
Zeit lang sich aufgebalten, dan auch Uns Krieges - Expeditiones
zugestossen, wodurch Wir und daher verursachter Abwesenheit von
Unsern Landen die Lehn wttrcklich empfangen zu lassen bishero ab-
0 Die ivlohtigsten Akten für diese Belehnungssache finden sich im K. Haus-
archiv SU Berlin. Pufendorf hat dieselben benutzt und giebt auf Grund der-
selben (IX §29—31 8. Ö67flf.) eine kurze Darstellung dieser Ereignisse.
*) y. Loben hatte schon bei der ersten Belehnung des Kurfürsten 1642, eu-
sammen mit dem damaligen Residenten desselben in Wien, Rebeneck, als
Bevollmächtigter fungiert, s. ürk. u. Akt. I S. 790.
*) Andreas Nenmann, seit 1646 Resident des Kurfürsten in Wien, s.
ürk. u. Akt. IV S.890.
*) Das Goncept dieser Instruction, von Friedrich v. Jena geschrieben,
trägt ursprünglich das Datum vom 9./19. Juli 1660, es wurde am 31. Juli im Ge-
heimen Ratbe verlesen, nachher aber auf den 4. Mai 1661 umdatiert, s. oben S. 96.
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104 3. Die BelehDUDg des Eurrürsten a. 8. w.
gehalten, deshalb auch von I. Keys. M. auf geschehenes geziemendes
Anhalten verschiedene gnädigste Indulta ertheilet und numehro end-
lich zur Abstattung der Würcklichkeit und solennen Lehns-Empfahung
der Monat Junius dieses Jahres dazu berabmet — so haben Wir
Uns resolviret das Werk nicht länger anstehen zu lassen, besondern
zumal Wir in Unserer Residenz wieder angelanget, der verlangete
Friede durch Gottes Gnade erfolget und dahero die vorgewesene Ver-
hinderungen guten Theils bei Uns aufhören, dasselbe — zu seiner
Endschaft und Richtigkeit zu befördern, weswegen ihr, der Freih.
V. Loben, euch dan zu rechter Zeit von hinnen aufmachen sollet,
damit ihr euch mit Unserm Rath und Residenten Andreas Neu-
mannen zuvorhero — die Sache mit einander zu überlegen Zeit und
Gelegenheit haben möget.
Ges. haben darauf zu sehen, dass die Solennien wie sie vor Alters
im karfürstlichen Hause gebräuchlich waren, beobachtet und der Lehns-
eid in der alten Form geleistet, sie selbst ganz wie die von K. Baiern
und K. Sachsen recipiert und traktiert werden, zumal Neu manu vor
diesem berichtet hatte, dass die K.Mainzischeu gegen jene zurückge-
setzt worden seien. Doch werden sie sich so zu betragen wissen, dass
keine unnütze Skrupel erweckt, oder ohne Grund die Hauptsache aufge-
hoben werde. Bei der Audienz haben sie die Proposition so wie sie 1638
and 1642 abgelegt, jedoch mit Berücksicbtigang der seither im Besitzstand
eingetretenen Veränderungen abzulegen, so dass in specie des Hcrzogthums
Magdeburg, wie auch der Fürstenthümer Halberstadt, Minden und
Camin, auch der Snchung der gesamten Hand an das Herzogtham
Mecklenburg, das Fürstenthum Ratzeburg und sonst überall der ge-
samten Hand für unsere Vettern, die Markgrafen zu Nürnberg mitgedacht
werde, ausser was die Herzogthümer Jülich, Cleve und Berg nebst den
dazu gehörigen Landen betrifft, an welchen den Markgrafen weder die ge-
samte Hand noch sonst ein ander Recht zusteht. Ges. erhalten zwei Haupt-
Vollmachten, eine zu Empfahung der ordentlichen männlichen Reichslehen,
darunter auch die Aeqnivalentlande inbegriffen, und eine für die Cleve-
Jülich-Bergischen Lande, and sie haben diese Lehnssacbe, absonder-
lich die Angelegenheit der Aequivalente, bei den anwesenden Ministris
aufs beste zu recommandieren und dabei sich der beifolgenden Creditive ^)
zu bedienen.
0 Sie erhalten solche ausser an den Kaiser, die verwittwete Kaiserin aod
den Erzherzog Leopold Wilhelm an Wenzel Franz Easebias Herzog
von Sagan und Forst von Lobkowitz, an Johann Weichardt Fürst von
Anersperg, an Johann Ferdinand Fürst von Portia, an Dod Annibal
Gonzaga, an den Hofmarschall Graf Stahremberg, den Geheimenrath Graf
V. Traun und den Oberkämmerer des Erzherzogs Leopold Wilhelm, den Grafen
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iDStraktion der Gesandien. 105
Und ob wir wohl — dafür halten müssen, dass die Belehnung
ttber die Jülich-Gleve-Bergischen und zugehörigen Lande so wenig
vor jetzo als vor diesem erfolgen möchte, so ist jedennoch — die
Belehnung — mit ganzem Fleiss zu suchen — (damit) uns die ge-
ringste Schuld der bis anhero unentschieden gebliebenen Sachen nicht
beizumessen, auf den äussersten Fall aber unser Recht — zu ver-
wahren. Und nachdem wir — jetzo auch zugleich mit denen
in dem Instrumento Pacis erhaltenen Aequivalent - Landen , als
Magdeburg, Halberstadt, Minden und Gamin belehnet werden
müssen und dahero die Kotturft erfordert, dass die Lehnbriefe dar-
über als die ersten, und weil die Lande geistliche Güter gewesen,
wohl und ohne einigen Scrupel oder Praejuditz, absonderlich der-
gestalt eingerichtet werden mögen wie unser Haupt- Lehnbrief über
unsere Chur-, Herzogthümer und andere Fürsten thümer, und dass dem
Papst oder andern Päpstlern zu gefallen keine vorträgliche oder son-
sten einige andere Glausula reservativa hieringerückt werde — , so
sehen wir nicht, wie wir dergleichen Glausul gar oder doch auf
den äussersten Fall anderer Gestalt zulassen können, als dergestalt:
„doch uns und dem h. Reich an unser Obrigkeit und sonst männig-
lich an seinen Rechten und Gerechtigkeiten, so weit sie dem Instr.
Pacis gemäss und demselben auf keinerlei Weise oder Wege zuwider
und entgegen, unvorgreiflich und unschädlich." Dieweil auch —
diese Aequivalent- Lande gegen das abgetretene Pommern uns zu-
kommen, wir aber wegen Pommern keine absonderliche Lehnbriefe
empfangen, sondern dieses Herzogthum mit in unsern Hauptlehnbrief
gesetzt ist^ — so haben •— (Ges.) dahin es zu vermitteln, da-
mit auch alle diese Aequivalent - Lande zugleich mit in unsern
Hauptlehnbrief gebracht und keine Sonderung gemacht werde. —
Sie haben aber nichts destoweniger dasjenige, was vorhin der Glausul
halber erinnert, in Acht zu nehmen, und dass bei denen Aequivalent-
Landen unter andern gewöhnlichen Rechten aller schiffreichen und
anderen Strömen und Wasser gedacht und sonsten alle Hoheit und
Recht, sowohl ob als unter der Erden beobachtet, und bei Halber-
stadt Acht gegeben werde, hiermit Uns weder der Probstei halber
noch auch sonsten einiges Präjuditz zugezogen, sondern alles ohne
voo Schwarzenberg (sämtlich datiert Cleve 4. Mai 1661), aasserdem Doch an
Ö6D Erzherzog Carl Joseph und an zahlreiche andere Hof- and Staatsbeamte,
welche letzteren sie aber nicht abgegeben, sondern wieder zarückgebracht haben
B. noten die Hanptrelation vom 6./ 16. October.
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106 3. Die BelehDUDg des Kurfärsten q. s. w.
Nachteil — ausgefertigt werde. Und was ietzo wegen der Probstei
im FOrstentum Halberstadt erinnert, das ist auch bei Minden in
Acht zu haben, weil uns Minden mit eben den Juribus in allen
Stücken ttbergeben, mit welchen uns Halberstadt im Instr. Paeis
zugeeignet.
Weil wir auch — in dem Hauptlehnbriefe zugleich zu gesam-
ter Hand das Angefälle des Herzogthums zu Mecklenburg'), des
Fttrstenthums zu Wenden, der Grafschaft Schwerin mitsamt denen
Landen Stargardt und Rostock mit ihren Herrschaften etc. wirk-
lich empfangen und damit zugleich belehnt werden, nunmehro aber
vermöge des Friedensschlusses ') das beste Kleinod des Landes als
Stadt und Haven Wiszmar, Land und Amt Pohl, Insel Walfisch
und Amt Neuen Kloster mit allen Pertinentien zu Erlangung des
Friedens her- und denen Schweden hingegeben und dagegen anstatt
eines Aequivalents das Ftlrstenthum Ratzeburg mit aller Zubehör
von dem h. Rom. Reiche abgetreten, die Herzoge von Meckelnburg
damit belehnet und dergestalt jetztgedachtes Ftlrstenthum anstatt des
Abganges dem Herzogthum Mecklenburg wiederzugelegt worden,
80 haben Ges. darauf zu achten, dass der Hanptlehnbrief in Betreff die-
ses Punktes io eotsprechender Weise geändert werde.
Zn dem Akt der loyestifar sind auch Bevollmächtigte der Herren Vet-
tern, Markgrafen zu Brandenborg für die gesamte Hand zuzulassen*), so
^) Darch den swischeo Karfarst Friedrich IL voo Brandenbnrg nnd den
Hersögen Johann V. und Heinrich IV. von Schwerin nnd Heinrich von
Stargard am 12. April 1442 abgeschloeseoen Wittstocker Vertrag war dem Eur-
fürsten nnd dessen Nachkommen für den Fall des Erlöschens des gesamten
Mecklenburgischen Mannsstammes die Succession in den Mecklenburgischen
Landen zugesichert worden. Dieser Vertrag war noch in demselben Jahre 1442
von Kaiser Friedrich III bestätigt worden, nnd seitdem wurde bei jeder Kaiser-
lichen BelehnuDg für Kurbrandenburg dieselbe auch auf das AngeflLlle der Mecklen-
burgischen Laude erstreckt, s. Sc hülse, Die Hausgesetse der regierenden deut-
schen Fürstenhäuser II S. 19L
') S. Instr. pacis Osnabr. X, § 6. XII, § 1.
^ Auf Grund der Dispositio Achillea und des diese bestätigenden Ge-
raer Hausvertrages von 1598 sowie des diesen wiederum bestätigenden Onoltz-
bacher Vertrages von 1603 stand den in Anspach und Baireuth cur Regie-
rung gekommenen jüngeren Linien des HohensoUerschen Kurhauses die An-
wartschaft auf die Kurfürstlichen Lande und die Milbelehnnng mit denselben su.
In Anspach (Onoltzbach) regierte damals (1654 — 1667) Markgraf Albreoht,
in Baireuth (Culmbach) war nach dem Tode des Markgrafen Christian 1655
dessen früh verwaister unmündiger Eukel Christian Ernst zur Regierung ge-
kommen, für welchen bis su seiner Volljährigkeit (1661) Kurfürst Friedrich
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iDStruktion der GesandteQ. 107
wie andererseits für die Sparoeckiscben nnd Hallersteinischen Reichs«
leben, welche die Herren Vettern in Franken inne haben nnd besitzen, die
gesamte Hand für den Ef. zn snchen ist. Anch sollen die Ges. den
Markgrafen Albrecht in der E>itzingi sehen 8ache^) gegen Würzbarg
unterstützen nnd bei dem Kaiser eine dem Vorschlage des Markgrafen ent-
sprechende Resolution aaswirken.
In Betreff der Kanzlei -Gebühren ist anstreitig, dass ein Karfürst
für Urkunden, die seine Eurlande angehen, nichts zn zahlen schuldig ist;
die Aeqaivalente hat die letzte Wahl • Kapitulation ') ausdrücklich für tax-
frei erklärt. Für Pommern hat schon des Kf. Vater 1638 7000 Thaler,
und überdies für die Hofämter jener so wie der jetzige Ef. 1642 ein Dop-
peltes gezahlt, und da ihm überdies nnr ein Theil von Pommern zugefallen
ist, so ist er am so weniger verbunden, noch einmal für die Aequivalent-
lande za zahlen. Alle diese Forderungen haben Ges. deshalb abzuweisen.
Für Camin, obgleich dasselbe in dem Friedensschluss nicht ausdrück-
lich zu einem weltlichen Fürstenthum erhoben ist, fordert Kf. doch, da
laut des Friedensschlusses') selbst die Eanonikate nach dem Tode ihrer
jetzigen Inhaber erlöschen sollen, dieselbe Belehnnng wie für die übrigen
Aequivalente.
Die Geheimen Räthe in Berlin (v. Loben, v. Somnitz, v. Blu-
menthal und Tornow) an den Kurfürsten. D. Colin a. d. Sp.
4/ [14] Juni 1661.
[Eventnelle Forderangen der Schweden.]
Sie fragen mit Bezug anf y. Loben s Absendung nnter anderm an: U.Juni.
Die Schweden werden, wie in Oliva so anch jetzt, es dahin zu bringen
suchen, dass die mit ihnen zu Stettin 1650 (sicl) aufgerichteten Grenz-Pacta,
wie es mit den pommerscben Erbverträgen bei den jedesmaligen Beleh-
nangen der Pommerschen Herzoge gebräuchlich gewesen, vom Eaiser
absonderlich confirmiert oder wenigstens die darin specificierten nnd dem
Wilhelm und Markgraf Alb recht die Yormundscbaft führten, 8. Benschel,
Des Darchleuchtigeten Char- und Farstlicben Haases Brandenburg Stammbaom
S.lllflf.
0 S. Instr. pacis Osnabr. IV § 23 nnd die genauere Darstellung dieses
Streites bei Ren sehe 1 S. 127.
*) Wahlcapitulation Kaiser Leopolds I. d. Frankfurt 18. Joli 1658 § 17
(Londorp YIII S. 354): «auch sollen diejenige Chur-, Fürsten und Stande,
welche vermog des Friedensschluss Länder haben abtreten und davor andere
aonehmen müssen, zu keiner neuen Cantzley- oder Lehngebühr vor die über-
kommene flertzog* und Fürstenthumen und Landen vor das Mahl angehalten
werden, oder darzn einigerley Weiss verbunden sein.*
*) Instr. pacis Osnabr. XI § 5.
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108 3. Die Belehoang des Kurfärsten a. s. w.
Ef. abgegrenzten Orte dem Lehnbrief inseriert werden. Nun ist zwar ein
Unterschied zwischen Erbverträgen nnd Grenz-Pacten, sie finden anch nicht,
dass in den letzteren wegen der kaiserlichen Confirmation etwas enthalten.
Demnach bittet v. Loben um Instraktion für den Fall^ dass sie hiernnter
einigen Beifall erlangen sollten.
Des Ef. Vorfahren haben bei den Pommerschen Belehnnngen noch
1626 daranf gedrangen, dass wegen der Anwartschaft anf solche Länder
ihre Abgesandten zur Mitberührnng des Evangelienbaches and Schwerdtes
verstattet werden möchten, sie haben aber solches nicht erhalten, son-
dern sich mit Anrührung des Mantels der Pommerschen Gesandten bc-
gnijgen müssen. Nun finden sich in den Stettiner Greoz-Pacten die Worte:
per contactnm vexilli nnd werden sich die Schweden daranf beziehen,
dagegen wird Loben die Worte: solitas solennitates und solito more
halten 0 nnd sich von dem alten Gebrauch nicht begeben, bis ihm deshalb
Befehl des Enrfürsten zukomme.
Der Kurfürst an die Geheimen Räthe in Berlin. D. Cleve
21. Juni 1661.
[Auf die Relation vom 4/14. Juni. Die Frage wegen GoDfirmation der Grenz-
pacten und der Cerimonieo bei der Belehoung mit Pommern ist dem Eaiser
anheimzustellen.]
21. Juni. — In Betreff der Confirmation der Stettiner Grenz-Traktate
durch den Kaiser haben sich die Gesandten auf den Fall» wenn es vor«
kommen sollte^ defectu mandati und dass sie darüber nicht instruiert zu
entschuldigen, und dass sie daher weder dagegen zu reden noch auch
darinnen zu willigen hätten, sondern sie müssten es zu Ihro Kaiserl. Maj.
Gefallen stellen, was Sie hiernnter für Recht und sonst dem Instrumeuto
Pacis gemäss befinden würden. Es würden doch ohne das alle Confirma-
tiones salvo jure tertii und also auch dieses dergestalt eingerichtet werden
müssen. Was aber die Solemnia Investiturae wegen Hinterpommern
anlangt, scheu wir nicht, wie man von Schwedischer Seite, da sie nur die
gesamte Hand an Hinterpommern haben, dieselbe aber dem Reichs-
herkommen nach anders nicht denn durch Angreifung des Mantels ge-
schieht, ein mehres werde praetendieren können, wiewohl auch endlich
0 Der betreffende Passus des Stettiner Grenzvertrages von 1653 (§27)
lautet: lode obteoto ab Imperatore termino investiturae renovandae is similiter
quatoor ante mensibus S. Regiao Maiestati Sneciae ad modam supradictam a
Saa Sereoitate Electorali sigoificandas est, quo S. Regia Maiestas euos ad so-
litas circa recipieodam simaltaneam investituram per contactnm vexilli aoleoDi-
tates peragendas matare satia ad aalam Caesaream ablegare simultaneamque
iovestituram saper ducatu nlterioris Pomeraniae episcopatnque Camminenst so-
lito more recipere possit (Dähnert, I 8.140).
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Schwedische Forderangen. 109
dergleichen Solemnia nicht so eigentlich uns sondern den Stylnm Curiae
angehen, nnd so wird solches gleichfalls zu Ihr. Kais. M. Verordnung
stehen. Ges. haben sich aber darüber mit den Schwedischen in keinen
Dispntat noch auch über die Grenz - Traktaten und die darin enthal-
tenen Worte in Streit einzulassen, damit es nicht das Ansehen gewinne,
als wenn sie diesen Traktat dadurch auch approbierten. — ▼. Loben wird
darüber mit den Kais. Ministris in Zeit conferieren und vorbauen, dass
keine Neuerung uns zum Präjudiz zugelassen werde.
Lorenz Christoph v. Somnitz an den Kurfürsten. D. Colin
a. d. Sp. 25. Juni/ [5. Juli] 1661.
[ZnaammeDkanft mit dem Vorpommerscben Kanzler v. Sterobach.]
Er ist am 20. [30.] mit dem Schwedischen Kanzler zu Stettin^) in Zeh- 5. Jali.
denick^ zusammen gewesen. Derselbe bat angebracht: 1) Ef. hätte zu Graf
DohDa')| der neben seinen eigenen Geschäften auch beauftragt gewesen
sei, den Kf. der Freundschaft seines Königs zu versichern, gesagt, jener
contestiere zwar seines Königs Freundschaft, er würde aber eben berichtet,
dass die Schickung aus Schweden nach Warschau*) zu seinem Nachtheil
angesehen, 2) der Franzose de Bourdeaux^) habe gegen Kf. im Namen
des Schwedischen Königs Sachen ausgebracht, die das gute Vertrauen
zwischen diesem und Kf. stören möchten, 3) Sehnolsky habe aus Frank-
furt berichtet, dass der Kaiser den Deputierten einiger Reichsfürsten ein Me-
morial wegen der bedrohlichen schwedischen Kriegsrüstungen*) habe zu-
gehen lassen. Sein König habe ihn beauftragt, die Nichtigkeit dessen, so
Misstrauen verursachen könnte, zu weisen, und des Königs friedliche In-
tention gegen Kf. zu bezeugen. Wegen der Schickung in Polen, so sei
Graf Skitte^) aufgetragen, einige Sachen, die Polen und Schweden an-
') Der Schwedische Kanzler in Vorpommern Heinrich Coelestinv. Stern-
bach hatte (d. Stettin 2./12. Juni 1661) v. Somnitz aufgefordert, mit ihm zu
einer geheimen BesprechuDg zuBammeüzukommen, v. Somnitz hatte (d. Berlin
5./ 15. Juni) dem Kf. davon Mittbeiiang gemacht uod demselbeo angezeigt, dass
er gesoDoen sei, dieser Aufforderung Folge zu leisten, er wolle anhören, was
jener vorbringen werde, und sich ihm gegenüber sehr vorsichtig halten. Rf. ge-
nehmigt dann diese Zusammenkunft (d. Cleve 20. Juni 1661).
^ Zehdenick an der Havel, Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Templin.
*) S. über dessen Aufenthalt am Hofe des Kurfürsten zu Cleve (März —
April 1661) ürk. u. Akt. IX S. 733.
*) Gemeint ist die Sendung Steno Bjelkes, der Ende Mai 1661 als schwe-
discher Gesandter in Warschau angekommen war, s. Urk. u. Akt. IX S. 253.
Diarium Europ. YlII S. 347.
*) S. Urk. u. Akt. IX S. 737.
^ 8. darüber ürk. u. Akt. IX S. 739 u. oben S. 55.
') Irrig, der Gesandte hiess Bjelke.
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110 3. Die Belehnaog des Earfdrsten a. s. w.
giDgeo^ za tracüeren, aber dabei auch Acht kd haben, dass die Frenod-
Schaft mit Ef. nicht verletzt würde. Boardeaoz betreffend könote
der König, was derselbe nach seiner Abreise ans Schweden am kurfürst-
lichen Hofe geredet oder geschrieben, nicht für das seinige erkennen. Die
Armatur sei nothwendig den Moskowitern gegenüber, mit denen der
Stillstand nur bis in den Herbst danre 0- Er betheoerte darauf des Königs
freundschaftliche Gesinnungen und bat Somnitz, Kf. zu ersuchen, da
sein König mit demselben in engere Correspondenz zu treten wünsche,
Ef. möchte sich erklären, ob dergleichen fernere Correspondenz ihm ge-
fällig und ob er jemand dazu deputieren wolle. Somnitz yersieberte da-
gegen, dass auch Kf. znr Erhaltung des Friedens und der Freundschaft
geneigt sei; was mit Bonrdeaux passiert, wisse er nicht; dass Graf
Schlippenbach sofort nach dem zu Olira geschlossenen Frieden sich
vermerken lassen, dass der Krone Schweden nicht angenehm sein würde^
wenn El hing dem Kf. tradiert würde, wäre zu verschiedenen Malen be-
richtet, auch erweckte bei manchen Nachdenken, dass berichtet werde, der
Friede zwischen Schweden und Mose au sei geschlossen und dennoch
Schweden in ziemlicher Armatur, zumal an Orten, die von Moscan weit
entlegen, bestehen bliebe. Sternbach sagte dagegen, mit dem Frieden
mit Moscan habe es bisher misslich gestanden, ihre Armatur, zumal in
Deutschland, könne niemand ärgern. Feldmarschall Königs mark habe
in Bremen die Verpflegung auf die Hälfte reduciert, in Pommern seien
2 Regimenter zu Ross, welche, sobald der Friede mit Moscan richtig, cas-
siert werden würden, ob Reichsadmiral Wrangel herauskommen würde,
sei sehr nngewiss. Graf Schlippenbach wäre dem Kf. bekannt gewesen,
auf sein Reden wegen El hing hätte man nicht viel zn sehen.
Wenn ich meine einfältige Gedanken sagen soll, ist nicht ohne,
dass es zum Theil auf ein Sondiren, wie man etwa gegen Polen
und 0 esterreich gesinnt, angesehen gewesen sein mag, sonsten
aber kommt es mir so für, als wenn die Leute was für hätten und
E. Churf. D. sich gerne vorher versichern wollten, dann die Sincera-
tion — war sehr gestudieret — auch that er, als wenn Schweden
f&rchtete, dass E. Churf. D. wider sie was fürnehmen möchte, gestalt
er dann einmal unter andern erwähnte, man möchte ja nicht das
praevenire spielen —^ däuchte mir also wohl, dass sie was fürhaben
müssen, wohin aber ihre Intention gerichtet sein mag, dess wegen
konnte man aus seinen Discursen nichts gewisses nehmen. Von dem
Muscowi tischen Kriege und dessen Conduite auf Entstehung des
0 Aehnliche freandfichaftiiche und berohigende Erklärangen erhielten da-
mals die Gesandten des Kf. v. Hoverbeck nnd v. Dobrczeuski in Waracbaa
von dem dortigen schwedischen Gesandten Bjelke (s. deren Berichte vom 4.
u. 7. Juni Urk. u. Akt. IX S. 257. 259) und ebenso der damals von dem Kf.
nach Stockholm geschickte v. Ledebnr (s. ürk. u. Akt. IX S. 736 ff.).
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Zasammenkanft y. SomnitK*8 mit v. Steiobach. 111
Friedens redete er unverholen; wann er von Reichssachen redete,
wollte er behaupten, dass Schweden im Römischen Reich was fürzu-
nehmen keine Lust hätte. — Wie ich ihm sagte, dass neulich von
Wien geschrieben, dass I. Kais. M. alle Werbung eingestellet und
daher wollte geschlossen werden, dass die Siebenbürgische Sachen
zum Accommodement kämen, hörete er was hoch auf und fragte, wo
I. Kais. M. auf solchen Fall ihre Völker lassen würden, die sie schon
in ziemlicher Anzahl hätten. Von den Polen sprach er also, als wenn
zwischen ihnen und Schweden noch nicht alles richtig, weil die Grenze
an der Düne noch nicht gezogen, auch weil er fÜrgab, sambt hätte
der Bischof von Craco mehr Anhang in Polen als der jetzige Erz-
bischof, däuchte mir umb so viel mehr, dass er nur umb ausforschen
willen solche Fragen movirete, er hat aber von mir nichts widerliches
gegen Polen vernommen. —
Der Kurfürst an v. Loben. D. Cleve 12. Juli 1661.
[ZneammeDkanft za ZehdeDick. Mittbeilong davon an Fürst Portia.]
— Schon vor seiner Abreise nach Wien werde v. L. verstanden haben, 12. Juli,
dass zwischen dem Schwedischen Kanzler in Stettin und dem Kanzler
in Hinterpommern mit des Kf. Consens 20. Jnni st. v. [30. Jnni] zu Zeh-
denick eine Conferenz stattgefunden hat. Der Schwede hat den Wunsch
seines Königs und der Krone, mit Kf. in Freundschaft zu leben, kund
gegeben und contestiert, dass sie das, was der Franzose de Bourdeaux
zur Stömng des guten Vertrauens ausgesagt, für das ihrige nicht agno-
scierten, vieiraehr wünschten sie mit Kf. in engere Correspondenz zu treten,
und wollten ihm annehmliche Bedingungen anzeigen lassen, und jener hat
angefragt, ob Kf. die Conferenz zur Anhörung solcher Vorschläge conti-
noieren lassen wolle. Kf. hat dies nicht wohl declinieren können und
Somnitz die Fortsetzung aufgetragen^). Ges. soll dieses dem Fürsten
>) Kf. weist (d. Cleve 12. und 22. Juli 1661) v. Somnitz an, Sternbach
mitzatheilen, dass er beauftragt sei, eine neue Zosammeokaoft mit ihm zn halten,
ermahnt ihn aber, dort nar za vernehmen, in welcher Weise die nähere Cor-
respondenz zustande gebracht werden sollte, und sich seinerseits nicht auszu-
lassen. Somnitz berichtet ihm darauf (5. October 1661), er habe Sternbach
von jenen Befehlen des Kf. Mittheilung gemacht, aus dessen Antworten aber
sei za ersehen, «wie sie von der vorhin gesuchten Conferenz abstehen, einige
Particnlarprätensionen als die Waldeckische und Biorenklauische treiben," es
scheine, als wollte Sternbach an die Hand geben, «dass E. Chf. D. in Schwe-
den schicken, nnd von Ihrer Seite nunmehro dergleichen Conferenz oder Cor-
respondenz begehren möchten.* Darauf erwidert Kf. (d. Cleve 11. October 1661),
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112 3. Die BelehnoDg des Karfürsten n. s. w.
Portia vertranlich, jedoch ohne Vorzeigoug dieses Schreibens, com-
monicieren and ihn ersnchen, dass er solches dem Kaiser hioterbringe,
sonst aber noch geheim halte, bis man vernehme, was bei dieser Conferenz
vorgehen wird.
V. Loben an den Kurfürsten. D. Wien 5./ 15. Juli 1661.
[Ankunft in Wien. Türkeogefahr]
15. Jali. ▼. L. hat bei seiner gestrigen Ankunft in Wien den Schwedischen
Gesandten Elej nnd den des Markgrafen Albrecht von Onoltzbach,
Grafen yon Hardeck vorgefunden. Nenmann hat Nachricht, dass anch
der Cnlmbacher bald eintreffen werde. Die Türken haben eine nene Armee
von 40000 M. nach Siebenbürgen geschickt, denen zn widerstehen nnd anf
alles ein wachsames Auge zu haben, Montecncnli an die Türkische und
Graf V. Staren berg an die Siebenbürgiscbe Grenze geschickt sind, Sta-
renberg aber, der nur 6000 M. hat, wird nichts tentieren dürfen. De
Sonches hält sich hier auf nnd wird wegen der Competenz mit Monte-
cncnli wohl nicht nach Ungarn, sondern nach seinem Gonvernement zn
Brunn gehen. Inzwischen giebt der Sultan viele Friedensversichernngen,
denen man aber nicht traut, sondern in aller dienlichen Gegenverfassnng
begriffen ist, anch an den Werken Wiens fleissig arbeitet <), so dass um
die Stadt hernm viele stattliche Gebäude, Klöster und Gärten umgerissen
werden müssen. PS. Der Kaiser hat sich mit einer Spanischen In-
fantin versprochen, was noch ganz geheim gehalten wird.
V. Loben an den Kurfürsten. D. Wien 24. Juli 1661.
[auf das Rescript vom 12. Juli. Mittheilung an Portia.]
24. Juli. Fürst Portia dankt für die Mittheilnng, derselbe glaubt, dass die
Schweden nnd Franzosen sich alle Mühe geben würden, das zwischen
dem Kaiser nnd Brandenburg bestehende vertraute Bünduis wo nicht zn
zerbrechen, so doch zu schwächen. Er billigt, dass Ef. die Fortsetzung
der Verhandlungen gestattet hat, man werde die Pläne jener besser daraas
kennen lernen.
er finde nicht oothtg, dass Somnitz über die in des Schwedischen Kanzlers
Schreiben berührten Punkte sich in Schriftwechselung einlasse, sollte von jeDem
ferner etwas Schriftliches ao ihn gelangen, so solle er alles bis za des Ef.
Rückkehr anstehen lassen.
^) üeber diese damaligen Befestigungsarbeiten in Wien s. Diarium Europ.
VII 8.377; Vni S. 66.
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Erste Verhandlaogeo. 113
Aus dem Diarium v. Löben's und Neumann's über ihre Ver-
handlungen in Wien vom 5./ 15. bis 20./30. Juli 1661.
Nach Uebergabe seines Creditivs an den Oberkämmerer Grafen v. Lam- 15. Juli,
berg am 5./15. Juli erhält v. Loben am Nachmittage des 8./18. Audienz 18. Jnli.
beim Kaiser, welcher ihm möglichste Beschlennigong der Belehnang za-
sagt, am 9./ 19. bei der yerwittweten Kaiserin, in deren Namen Graf Ma- 19. Juli,
radas antwortet, während Erzherzog Leopold durch seinen Oberhofmei-
ster Grafen t. Schwarzenberg den Empfang wegen Unwohlseins ab-
lehnt. Schon am 6./ 16. hat N euman n Abschriften der früheren Lehnsbriefe 16. Jali.
und die üblichen Memorialien dem Reichs- Hofrath übergeben, hat aber
zugleich vernommen, dass die neue Belehnung nicht in einem Lehnsbriefe
restringiert, sondern yerschiedene Briefe ausgefertigt werden sollten, damit
den Erb- und Hofämtern die Regalien nicht entgingen.
7./17. Juli verhandelt Neumann mit Klei he. Dieser erklärt, seine 17. Jali.
Negotiaton bezwecke: 1. Negotia regia, 2. Simultan-Investitur für Pommern,
3. die Schwedische Belehnung mit den Reichslanden. Die Simultan-Investltur
umfasse auch alle Stettiner Tractaten. Da er über die letzteren noch Infor-
mation aus Stettin erwarte, so hoffe er, wir würden ihm Zeit lassen, zumal
da über die Schwedische Belehnnug bei seiner vorigen Anwesenheit 0 zwar
ein Projekt') entworfen wäre, bei dem es jedoch noch allerlei zu bedenken
gäbe. Auch sei zur Theilnahme an diesem Schwedischen Actus ein Herr
Sparr, aus einer der ältesten und vornehmsten Schwedischen Familien,
bestimmt, der aber auch erst in 5 Wochen hier sein werde. Im übrigen
wünsche sein König — und das habe er schon vor v. Ledeburs') Ankunft
las Auge genommen — mit dem Kf. gute Freundschaft und I^achbarschaft
zu halten. Ueber das seit 14 Tagen herrschende Gerücht, als seien Irrun-
gen zwischen Dänemark und Schweden ausgebrochen, äusserte K leihe
sich dahin, Dänemark habe seine Miliz noch nicht ans Holstein abgeführt,
auch in Holstein Contribution erhoben und suche auch Femern an sich zu
bringen. Darüber habe Schweden in Copenhagen sich beschwert und er-
warte Abhülfe.
Unter Bezeugung, dass auch der Kf. Freundschaft und gute Nach-
barschaft wünsche, erklärten wir, dass uns aufgegeben sei, unser Geschäft
0 K leihe war Bchon Ende 1654 von König Karl X. Qastav nach Wien
geschickt worden, um die Belehnang mit den durch den Westfälischen Frieden
tichweden zogefalleDen Reichslanden zu betreiben, hatte aber schliesBlich nach
fruchtlosen Verhandlaogen 1657 abreisen mässen. S. Heyne, Der schwedische
Investiturstreit S. 11 ff.
^ Dasselbe ist abgedruckt in Bericht und Bewandnis (auch lateinisch
erschienen unter dem Titel: Repraesentatio inter S. Caesaream Maiestatem et S.
Regiam Maiestatem actorum de negocio investitarae etc. Stralsund 1663} Beil. B,
danach im Diarium Europ. VIII S. 428 u. Londorp VIII 8.844.
») S. Urk. u. Akt. IX S. 733ff.
Mater, x. Gesch. d. G. Knrfursteo. XI. 8
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114 3. Die BelehnaDg des Karfüraten a. e. w.
bald zu beendigen, in Betreff des Stettiner Traktates* nns defectn mandaci
zn entschuldigen, uns aber gefallen zu lassen, was der Kaiser darin für
Recht erklären werde; übrigens verlange nicht einmal der Stettiner Traktat
die Inserierung der Licent-CouTention in den Lehns-Akt.
Vom 13./28. — 16./26. Jnli verfassen und überreichen die Gesandten
dem Reichshofrath die Anträge (Memonalien) wegen des Ef. eigner Be-
lehnung und wegen der gesaraten Hand, wobei ihnen der Präcedenzstreit
des kürzlich mündig gewordenen Markgrafen Christian Ernst von Gul m-
bach mit seinem Vetter Albrecht von Onolzbach Schwierigkeiten be-
reitet, da die Gesandtschaft des Culmbachers deswegen erst nach 6 Wochen
26. Juli, eintreffen will. Am 16./ 26. Juli meldete sich Eleihe an und stellte in
zweistündigem Discurs 9 Forderungen auf: 1) vertrauliche Besprechung
wegen der gesamten Hand unter gegenseitiger Mittheilung der Instruktionen,
2) in den Lehnsbrief des Kf. sollte bei solchen Landen, in denen Schweden
die Anwartschaft und gesamte Hand zustehe, diese Expectanz mit inseriert
werden, damit die verbündeten Häuser i) nicht deswegen mit Schweden
in Streitigkeiten geriethen, 3) Vorlage des Antrages, den Ges. wegen de.s
Investitur -Akts machen würden, 4) ob man des Königs dabei gedenken
werde? 5) im Pommerschen Lehnsbrief sei des Schweden zukommenden
Halbscheids der Liceoten zu erwähnen, 6) Mittheilung, wie man in demsel-
ben über das Herzogthum Pommern sich äossern wolle, 7) ob wir befeh-
ligt seien, die Confirmation des Stettiner Recesses zu begehren? 8) Ef.
solle sich verpflichten, nicht nur in direkten Anschreiben, sondern auch einem
Dritten gegenüber den Eöoig Majestas statt Regia Dignitas zn nennen;
in solchem Fall werde Eleihe dem Ef. in der Vollmacht an den RHof-
rath das Prädicat Serenissimus Celsissimus geben, 9) wie in vorigen Zeiten
zwischen den Eurfürsten und den Herzogen von Pommern^ so solle es auch
im Pommerschen Lehnsbrief zwischen dem Ef. und Schweden in Betreff
der gesamten Hand gehalten werden.
Wir erwiderten: ad 1) beim bevorstehenden Lehnsnegotium wäre es
von uns auf alle von Eaiser und Reich dem Ef. zustehenden Lande ab-
gesehen, in welchen terminis wir präcise verbleiben würden, der kgl. Ges.
aber werde, was er ratione simultaneae Investiturae dabei zu verrichten,
auch wohl in Acht zu nehmen wissen. Ef. habe seiner Obliegenheit ge-
mäss dem Könige zn rechter Zeit Nachricht gegeben und werde auch sonst
0 Sachsen and Hessen, denen kraft der Erbverbräderang mit dem Bran-
denbargischeD Haase die Anwartschaft auf dessen Lande zustand. Nachdem
durch den Erbvertrag mit den Herzogen von Pommern vom 30. Juli 1571 (s.
Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. B) Kurfürst Johann Georg
diesen die Anwartschaft auf die Neumark, das Land Sternberg n. s. w. zuge-
sprochen hatte, war in der Erneuerung jener Erbverbrfiderung (d. Naumburg
30. März 1614) dieses Anrecht der Pommerschen Herzoge auf jene Lande aus-
drücklich anerkannt worden (Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. T).
Vgl. Schulze, Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstenhäuser H
S.38ff.
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VerhandlangeD mit Eleihe und Schütz. 115
allem, was den Pactis gemäsF, nichts in den Weg legen, 2) der gesamteD Hand
Schwedens im Korf. Lehnsbrief zu gedenken, wäre nicht Herkommens.
Was jener wegen der Erb verbrüderten anführte, gehöre nicht hierher; das
Instromentum Pacis zeige ihm, was es damit für ßewandnis habe. Der-
gleichen zu movieren würde ohne das. beim RHofrath nnr za Weiterungen
Anlass geben nnd ich, ▼. Loben, hätte Befehl, bald möglich mich zo ex-
pedieren, ad 3) würde nnr in generalibus bestehen nnd Schwedens in spe-
cie nicht gedenken, ad 4) die Reqnisita der Belehnnng würden im RHof-
rath examiniert, ad 5), 6) nnd 7) wären wir nicht instruiert, ad 8) der
Titulatur wegen würden wir alles an den Ef. berichten und dessen Befehle
erwarten, der Ges. würde am besten thun, diejenige Vollmacht einzuliefern,
wodurch dem Ef. am wenigsten zu nahe getreten wird, ad 9) was zwischen
dem Kf. nnd den Pommerschcn Herzogen vorgegangen, sei vigore pacto-
ram initorum geschehen, jetzt Hesse man es bei demjenigen, was die pu-
blica und andere pacta mit sich brächten, denen man von Seiten des Kf.
za inhaerieren begehre. — Eleihe bedauerte, dass wir in einem und an-
deren uns nicht anders erklärt hätten, lehnte auch unsere Einladung, bei
ans zn Mittag zu bleiben, mit seinen Geschäften ab, Hess sich aber um
4 Uhr bei Ne,umann zu Besuche anmelden, was dieser aus Besorgnis,
dass jener ein anderes zu Disputat bringen würde, ausschlug.
Eleihe betreibt jetzt die Simultan -Investitur, hat deswegen um eine
besondere Audienz nachgesucht und trachtet danach, nachdem er unsere
Auslassungen vernommen, sich beim RHofrath zn insinuieren. Deshalb
wurde für gut angesehen, dass ich, Neumann zum RHofrath Schütze,
welchem in Abwesenheit des H. Lindenspührer das von uns eingesandte
Lehnsbriefs - Project übergeben worden, mich verfügte. Ich bemerkte
ihm, dass Ef. die vom Eaiser ertbeilte Anwartschaft auf Schwerin und
Ratzebnrg freudig aufgenommen habe, aber gegen die beabsichtigte
Sonderung der Aequivalente in einem besondern Lehnsbrief remonstrieren
müsse, da diese Laude nur ein Surrogat für das, was Ef. amore pacis
in Pommern aufgegeben hätte, seien, und fragte, in wie weit er sonst
mit unserm Entwürfe übereinstimme. Schütz antwortete: In Betreff
Schwerins und Ratzeburgs wären im RHofrath allerhand Bedenken pro
nnd contra vorgekommen, über welche zu entscheiden man dem Eaiser an-
heimgegeben habe (N. weiss, dass der Eaiser zu Gunsten des Ef. entschieden
hat). Auch wie der Lehusbrief einzurichten, beruhe auf des Kaisers Willen.
Wie man Pommern, magnum tractum Germaniae, in den Eur- Lehns-
brief habe inserieren können, befremdete viele nicht wenig. Weil aber
Eaiser und Reich hieran soviel nicht gelegen wäre, so stünde dahin, was
der Eaiser thun werde. — Auch verspüren wir, dass man das Herzog-
thnm Magdeburg, weil es im Instr. Pacis nur als eine Expectanz be-
zeichnet ist, nicht ebenso wie die bereits in Besitz genommenen Aequiva-
lente in den Lehnsbrief inserieren will , und bitten wir Ef. uns darüber zu
instruieren.
PS. 1. D. Wien 20./30. JnH 1661.
8*
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\IQ 3. Die BelehDQDg des KurforsteD n. s. w.
28. Juli. Vorgestern war Kleihc wiederum bei Neuro an n und erhob gegen
unser Vorgehen allerlei Einwendungen; namentlich forderte er mit Beru-
fung auf eine Urkunde und gethane Versprechungen, dass er beim Lehos-
akt mit den übrigen Lehne -Empfängern niederkniee, das Eyangelienbach
berühre und den Knopf am Schwerdte küsse n. s. w. Ich erinnerte
K leihe, er möge dem Wesen seinen Lauf lassen und vor der Zeit nicht
unnöthige Sorge tragen; es würde im RHofrath alles adjustiert werden,
den Schweden günstigen Urkunden stünden Resolutionen entgegen, nath
welchen Usus und Observanz in contrarium liefen. Klei he sucht mit Fleiss
Gelegenheit, das Lehnsnegotium in Conferenzen und dadurch in Weit-
läuftigkeiten zu ziehen, was wir abzuschneiden uns möglichst bemuhen
wollen. —
29. Juli. Gestern haben wir beim Fürsten Fortia Visite abgelegt und ihm die
Lehns-Sache recommendiert. Porti a contestierte, dass, indem er dem EI.
zu Willen sei, er auch des Kaisers Nutzen förderte. Kf. werde nicht be-
reuen, dass er mit dem Kaiser in gutem Vertrauen stünde ; man würde den
Schweden nicht mehr einräumen, als was ihnen vermöge des Instr. Pac.
gebühre. Er empfing uns oben an der Stiege und begleitete uns bis an
die Kutsche, wie auch Tags vorher Fürst Lobkowitz gethan.
30. Juli. PS. 2. Nach Abfassung obiger Relation meldete sich Herr Johann
Ludwig Herwig Smoldt gen. Schütz und brachte an 1) der RHof-
raths-Secret'ir hätte ausser Befehl die kaiserliche Resolution wegen der
Expektanz auf Schwerin und Ratze bürg herausgegeben, welche man
deshalb gerne geheim gehalten haben wolle, damit es nicht durch allzufrühe
Eröffnung zu Contradiction anderer gerathen möchte, zumal Sachsen-
Lauen bürg bei den Friedens -Traktaten anf diese Lande praetendiert
und es durchgesetzt habe, dass sein Protest dem Instr. Pac. inseriert
wurde ^), wogegen vom Kf. nichts eingewendet noch auf die den Schweden
in Mecklenburg zugewachsenen Länder etwas bedingt sei. Falls nun
auch S. Lauenburg eine Prätention darauf nicht zustände, *so würden
doch diese Lande eveniente casu et in defectum domus Mecklenb. Kaiser
und Reich heimfallen, wo dann der Kaiser dieselben dem Reiche zu in-
corporieren verbunden wäre. Nun hätte aber der Kaiser in Consideration
gezogen die grossen und hohen Merita des Kf., indem er durch Hingebung
der vornehmsten Theile der Pommerschen Lande das ganze Reich obli-
gieret, und wolle ihm daher desto eher in solcher Anwartschaft condes-
cendieren.
2. In Betreff des Lehnsbriefes seien zwar die Aequivalente statt
Pommerns gegeben und Pommern im Hauptbriefe begriffen; das sei aber
darum geschehen, weil der Kf. und sein Vater noch nicht in possesslone
solcher Lande gewesen , um bei obhan denen Kriegslänften ihre jura desto
mehr zu bestärken ; jetzt sei alles in sicherm Stande, die Aequivalente aber
absonderliche Herzog- nnd Fürstentbümer, welche auch absonderliche Ses-
') S. Instr. Pacis Osnabr. XII § 1.
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VerhandluDgeD mit Kleibe and Schatz. 117
siones and Vota aaf dorn Reichstage führten. Doch stünde es den Qes.
frei, solche rationes anzuführen , welche den Kaiser und RHofrath bewegen
möchten, alles in Einen Lehnsbrief kommen zu lassen.
3. Die über die Recorapensländer ertheilten Lebnsbriefe würden com
insertione teztQum Instrument! Pac. expediert werden. Dass der Kaiser
hiervon nicht abgehen könne, habe diesen Qrund, weil der Stadt Bremen
auf keine andere Weise pro tuenda libertate et immedietate Imperii könnte
geholfen werden, daher auch die Schweden sich dem Entwürfe dieses Lehns-
briefes heftig widersetzten, der Kaiser aber davon nicht ablassen wollte.
Wollte man nun dem Kf. willfährig sein, so würden die Schweden sofort
gleiches verlangen und die Stadt Bremen in Gefahr bringen, um deren
Conservation der Kf. sich so dringend beim Kaiser verwandt habe. Auch
sei das Project des Lehnsbriefes so eingerichtet, dass es in anteceden-
tibns quam sequentibns auf ganz Pommern, wie es 1638 und 1642 ver*
liehen, laute, obzwar dieses in medio etwas restringiert würde, welches die
Schweden, wenn sie Gommunication des Lehnsbriefes begehren würden
— es stünde dahin, ob man ihnen dieselbe abschlagen könnte, — nicht
eingehen oder zugeben würden. Man hätte sich sonst zwar wohl zu ver-
sichern, dass man ihnen nichts übriges einräumen würde,, es wäre hingegen
bekannt, wie sie bald, wenn man ihnen irgend wie nahe kommen wollte, von
contraventiones Pacis zu reden anfingen; man dürfe ihnen dazu keinen
Anlass geben.
4. würde sonderlich auch wegen Magdeburgs dem Instrumento Pac.
nachzugeben sein, in welchem dasselbe als eine Ezpectanz bezeichnet sei,
and könnte der Kaiser davon nicht abgehen in Erwägung, dass der jetzige
Administrator dieses Land noch in Possess habe, auch unlängst damit be-
lehnt sei. Wollte man diese Expectanz dem Hanptlehnsbriefe inseriert
wissen, so könnte derselben an dem Ort, wo der Expectanz auf das Her-
zogthum Mecklenburg Meldung geschehe, gedacht werden. Wollte man
auf Ausfertigung eines Lehnsbriefes allein beharren, so müsste man beim
Kaiser per memoriale einkommen, damit es demselben per votum könne
Torgetragen werden, und alsdann könnte über die Einrichtung desselben
gesprochen werden, uns anheimstellend, ob wir ein anderes Concept dem
RHofrathe darüber vorlegen wollten. Damit aber dies ganze Kur- und
Fürstliche Lehns-Negotinm desto füglicher eingerichtet und dem Kaiser auf
einmal vorgetragen werde, wäre von nöthen, dass auch wegen Culmbachs
die Requisita prodnciert würden. Zwar habe der Kaiser wegen des ans-
schreibendeq Fürstenamts sich für Onolzbach resol viert, doch erwarte
er vom Kf. als caput familiae Anträge, wie beide Fürstenthümer zu ver-
gleichen seien.
Hierauf wurde von uns in kurzem so geantwortet: ad 1) man werde
die kaiserl. Resolution nicht ausbreiten, ad 2) Aequivalcnte könnten nur
ex natura surrogatorum judiciert werden, ad 3) hätte es mit dem Kf. eine
andere Bewandniss als mit anderen, da Kf. im vorigen Lehnsbrief ganz Pom-
mern erbalten , ad 4) Magdeburg sei nicht Anwartschaft, sondern ein dem
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11g 3. Die BelehDQDg des Karfarsten a. s. w.
Kf. bereits gehnldigtes Herzogtbnm, wenn auch Kf. die Nntzniessang
ad dies Titae dem Administrator nicht streitig maciien wolle. Ein neues
Projekt darüber abzufassen, erscheine ihnen bedenklich, doch wolle Neo-
mann sich in seinem Hanse mit dem Secretar darüber besprechen. Anf
Cnlmbach sei nicht zn warten.
Schütz, indem er dies dahin gestellt sein liess, gab zu verstehen,
dass, wenngleich alles in Einen Lebnsbrief gebracht würde, Kf. doch
der Entrichtung der Regalien für die Erbämter wegen Magdeburgs, Hal-
berstadts, Mindens und Camins sich nicht entziehen werde, sprach
es aber nicht ausdiücklich aus, so dass wir es unbeantwortet Hessen. Dar-
auf kam er auf das Landemium, welches der RHofrath wegen Magde-
burgs begehrt: Anno 1688 habe des Ef. Vater die Zahlung nur deshalb
anstehen lassen, weil er noch nicht zum wirklichen Possess in Pommern
gelangt sei, der RHofrath hoffe daher, Kf. werde das Landemium jetzt ab-
führen lassen, und stelle dessen Betrag dem Kf. als einem „mOdreichen^
Herrn anheim. Wir versprachen in unserer Relation dessen zn gedenken.
Der RHofrath behauptet, dass alles, was 1638 bezahlt, der Kanzlei
zugekommen sei und er, der RHofrath, daran gar nicht participiert
habe. Bei diesen^ ersten Lehns - Negotium nach dem Friedensschlüsse
thäten sich allerhand Difficultäten vor und noch andere dürften sich bei
Abfassung des Lehnsbriefes zeigen; wenn man nun den RHofrath, der
an den Emolnmenten der Kanzlei nicht participiert, nicht bedenke, so
könnte dieser leicht Hindernisse bereiten, welche Zeit- und deshalb grossen
Kostenaufwand verursachen möchten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 3. August
St. n. 1661.
[Verhandlangen mit dem Reichshofrath Schütz.]
3. Aag. RHofrath Schütz hat heute bei v. Loben vorgebracht, dass gestern
Kleihe den Kaiser schriftlich, den RHofrath mündlich 1) um Abschrift
aller unserer Eingaben, 2) um Zulassnng zu dem für unsere Belehnung an-
gesetzten Termine mit Bezug auf die Simultan -Investitur gebeten, auch
gefordert, dass bei der Belehnung auf Grund des von Kaiser Rudolf (d.
Regensbnrg 12. Ang. 1594) den Herzogen von Porom ern ertheilten Privi-
legiums sämtliche Gesandte neben einander anf den Knieen das £vangelien-
buch berührten und den Knopf des Schwerdtes küssten, dass ferner 3) die
Stettinischen Pacta den Lehnsbriefen inseriert, auch 4) das sogen. Direc-
torium Ceremoniarum ihm, Kleihe, ausgeantwortet werde. Weil dies nun
morgen dem Kaiser referiert werden solle, die Punkte aber wichtig und
dem Kf. nachtheilig sein könnten, so hätte man gemäss dem zwischen dem
Kaiser und Kf. herrschenden Vertrauen erst unser Sentiment darüber ver-
nehmen wollen. V. Loben bat Schütz gedankt und verheissen, dass
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VerbandlaDgen mit Schutz. 119
Neu mann sich darüber mit ihm besprechen solle, dabei aber bemerkt:
ad 1) scheine K leihe nur Gelegenheit za suchen^ durch aufgefundene
Scrapel die Sache auf die lange Bank za schieben, wie er schon darin
kand gebe, dass er Aufschub bis dahin verlange, dass der Principal-
Gesandte Fh. v. Sparr, von dessen Aufbruch es noch still sei, angelangt
wäre, und die Schwedische Hauptbelehnnng über die in Deutschland gele-
genen Lande yorhergegangen sei, wogegen sie befehligt seien, sobald nur
der Cnlmbachische Gesandte gekommen wäre, die äusserste Beschien-
nignng zu betreiben, ad 2) hielten sie dafür, dass der Kaiser nicht darein
willigen werde, weil es gegen das Herkommen nnd auch den kurfürstlichen
Gesandten bei den Belehnungen mit Pommern nicht gestattet worden sei,
aoch läge darin ein Präjudiz für die Vettern des Kf , indem zu besorgen, die
Schweden möchten diesen Actus für sich erzwingen und jenen gar einst
io der Succession vorgreifen wollen. Wir Ges. würden uns der Belehuung
enthalten, ehe wir dergleichen uachtheilige Dinge gestatten sollten. Gegen
4 wäre nichts einzuwenden. Dass der Stettinischen Pacta im Lehnsbriefe
gedacht werde, werde Kf. nicht gestatten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 6. Augast
St. n. 1661.
[Weitere VerhaodloDgeD mit Schütz.]
Neumann hat gestern mit Schütz das zwischen diesem und v. Lö- 6. Aag.
beu Verhandelte nochmals besprochen. Es sei zu befürchten, meinte er,
dass wenn die Schweden die Simultan -Investitur, auf die sie so dringen,
weg hätten, sie uro die Hauptbelehnnng, woran Kaiser nnd Reich beson-
deres Interesse haben, sich nicht bekümmern dürften. Zwar könne ihnen
die Simnl tan- Investitur nicht denegiert werden, wenn sie binnen einem Jahre
nach eztradiertem Olivischen Frieden gefordert würde. Da aber dieser
Termin am 4. oder 14. Angnst zu Ende gehe, stünde es beim Kaiser, ob
er sie ihnen später gestatten wolle. Kf. fürchte aber, dass die Schwe-
den, nachdem sie dieselbe erlangt hätten, nicht allein den posteris, son-
dern auch dem Kf. selbst allerhand Einträge in den anfälligen Ländern
ond deren Administration machen werden. Der nächste Weg, allen zu
besorgenden moris vorzubeugen, werde sein, wenn die Investitur des Kf. der
Simultan -Investitur vorhergehe. — Der RHofrath, welcher vorgestern und
gestern das Lehnsnegotium berieth, hat beschlossen, der Kaiser könne
nicht zugeben, dass der Schwedische Gesandte dem völligen Actus Investi-
turae, zumal wenn Kf. mit der Kur belehnt würde, beiwohne, daher müssten
3 Actus gehalten werden 1) wegen der Kur, 2) wegen Pommern und
Camin, 3) wegen der anderen Lande; auch die Regalien für die
Erb- nnd Hofämter würden sich dann leichter bestimmen lassen; die ver-
schiedenen Actus nach Nenmanns Vorschlage in Einen Lehnsbrief zu
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120 3. Die Belehnuug des Karfürsten n. s. w.
bringen, hat man nicht für thaalich gehalten Ges. rathen, Kf. möge
2 Actus, einen für alle anderen Lande, den anderen für Pommern gestatten,
dann würden die Begalien nur für Pommern zu zahlen sein. Freilich
würden die Schweden wegen der im Stettiner Traktate gewonnenen An-
sprüche auf Märkische Gebiete auch bei der Investitur der Rurlande hin-
zugezogen werden müssen. Dieser Uebelstand, der auch dem Kaiser nicht
genehm sei, werde jedoch beseitigt, wenn die Schweden zuerst zum Em-
pfang der Reichslehen aufgefordert werden; dem würden sie nicht nach-
kommen, schon weil der Principal -Gesandte nicht zur Stelle ist, Kf. sei
dann nicht schuldig, auf diese Belehnung zn warten, der Kaiser ebenso
wenige die Schweden zur Simultan-Investitur zuzulassen',' ehe sie sich dem
Reiche verpflichtet haben. Kf. wolle bestimmen, ob im Lehnsbriefe das
Herzogthnm Stettin auszulassen, da man nicht genau wisse, was dazu
gehört, und ob für den Pupillen*), da v. Stein noch immer nicht ange-
kommen ist, ein Ind'nlt zu fordern sei, damit durch ihn die Belehnnng des
Kf. nicht aufgehalten werde. —
Der Kurfürst an die Gesandten in Wien, D. Cleve
16. August 1661.
[auf das PS. vom 20./ 30. Juli. VerhaltaDgsbefehle.]
16- Aug. In dem Streite zwischen Onolzbach und Baireuth hat Kf. als
Vormund eine Interims-Verordnung gemacht. Da aber am 27ten die Vor-
mundschaft endet, so wünscht Kf., dass bei diesem Actn Investitnrae beide
Theile sich so betragen möchten, damit der Streit zu des Hauses Respect
und ohne Aergernis zu Ende gebracht werde. Ges. sollen den Kaiser
zur Ausstellung einer Erklärung zu bestimmen suchen, dass, obgleich Onolz-
bach diesmal Culmbach vorgehe, solches der Baireuthischen Linie
zu keinem Praejudiz gereiche, zumal da bei Empfabung der gesamten
Hand an den Kur- und anderen Landen des Kf. Baireuth ohne das dem
Hause Onolzbach vorgehe. Ges. sollen auf Einen Lehnsbrief bestehen;
Kf. ist zufrieden, dass der Belehnnng mit Hinterpommern hinzugefügt wird :
„wie es im Instr. Pac. enthalten und wegen der Grenzen in Stettin 1653
verglichen ist.** In Betreff Magdeburgs sollen Ges. eine Abschrift des
dem Administrator ertheilten Lehnsbriefes begehren und examinieren, ob das
Instr. Pac. darin angezogen ist. Mecklenburg und Magdeburg dürfen
nicht zusammen gestellt werden, da Kf. auf Mecklenburg erst nach Ab-
gang des ganzen Mannsstammes mitzusprechen hat. In Betreff des Laude-
mium erwartet Kf., was deshalb vom RHofrath praetendiert wird, Ges. sollen
ihnen ihrerseits keine Hoffnung geben. Bei dem Acte der Investitur kann
Schweden nicht mehr praetendieren als des Kf. Vettern. Dem Gesuche
der Schweden nach einer Confirmation des Stettinischen Grenz -Tractats
^) Markgraf Christian Ernst von Baireuth s. oben S. 99.
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VerhandluDgen über die schwedischen Forderaagen. 121
Bolleo sie nicht widersprechen. Sie sollen auf den Empfang der Lehn,
so weit es die Enr-, die Länder im Reiche nnd in Böhmen betrifft, so-
fort bestehen, woranf v. Loben sich sogleich znrUckzabegeben hat. Wenn
man aber wegen Pommerns am kais. Hofe nicht sogleich fertig und einig
werden kann, so sollNenmann solches ferner allein respicieren, und kann
der Hanpt-Lehnsbrief so lange ausgestellt bleiben, bis man wegen Pommerns
in Richtigkeit ist.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 10./20. August 1661.
[Weitere Yerhandlnogeo mit Wolkenetein nod Schütz wegen der schwedischen
Forderangen].
Der Vicepräsident ?. Wolkenstein und RHofrath Schütz haben20. Aug.
uns gestern in einer Conferenz im Namen des Kaisers eröffnet: der Kaiser
wünsche, wie in anderen Dingen, so auch darin dem.Kf. zu willfahren,
dass die Belebung förderlichst und unico actu geschehe, aber die Postu-
late der Schweden enthielten mehrere Formalia nnd Materialia, vor deren
Ausgleichung der Lehnsakt nicht vor sich gehen könne. Formalia:
Schweden verlange mit den Agnaten ad contrectationem evangelii et gladii
zugelassen zu werden und begründe das auf eine zwischen Brandenburg
und Pommern früher geübte Observanz , auf die Observanz des kaiser-
lichen Lehnshofes und auf den Stettinischen Recess, in welchem dies aus-
drücklich Schweden zugesagt sei. Nun sei dem Kaiser die Observanz
zwischen Pommern und Brandenburg nicht bekannt, am Kaiserhofe fände
sich aber bei der Kanzlei das Contrarium, es habe nämlich 1626 Kurfürst
Georg Wilhelm auf sein Anbringen wegen der Solennien den Bescheid
erhalten, dass zwar dergleichen in den Lehnsbrief eingerückt, niemals aber
zur Wirklichkeit gelangt sei. Der Stettinische Recess sei vom Kaiser
nicht ratificiert, obgleich beide Tbeile die Ratification desselben reserviert
hätten, 1) auch werde die Ratification von keinem Theile gesucht, dieser
^) Der betreffende Passus des Stettiner Recesses (§ 29) lautet (Dähnert I
8.148): Caeteram cum S. Regiae Maiestati Reguoqae Sueciae per Instrumeotom
Pacie Don modo Citerior Pomeraoia et Bugia ac simultauea investitora
in reliquam eiusce partem, sed etiaro omoia autecessorum Oucam Pomeraoiae
jura ac ezpectantiae atqae ita qaoqae ezpectantia et simultauea investitura iu
Neo-Marchiam necnon et in castra Vierraden ac LÖckeoitz eorumque adperti-
Dentia bona eis Marchicos fioes in Pomerania sita coocessa et collata siot,
IQ eam quidem concessionem et expectantiam sab S. Caesareae Maiestatis rati-
ficatiooe Ser. D. Blector Braodenbargicus ejusque soccessores Decnoo agoati
omoes hisce deouc coDseotiuDt idqae cum declaratibne sequenti: nempe
ei coDtingat — S. Electorem BraDdenbargicum eiusque totam domum et familiam
Electoralem absque prole maeeula deficere, quod eo casu S. Regia Maiestas Reges
Begnumque Sueciae in hasce ditiones succedere earumque vacuam possessioDem
praevia supradicta Caesarea ratificatione arripere, iuterea autem casu ema-
Dente simultaoea investitura gaudere debeant.
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122 3. Die BelehDUDg des KurfärsteD n. s. w.
Recess könne also vorläofig Kaiser und Reich nicht hiuden, und der Kaiser
sei nicht gesonnen, ans dem Herkommen zn schreiten und Schweden das
einzuräumen, was man des Kf. Vorfahren zu vergönnen Bedenken getra-
gen. Ad Material ia finde der Kaiser bedenklich, die Verleihung uui( o actu
vorzunehmen , die Expectanz auf die Neumark widerspreche der Verpflich-
tung des Kaisers, vom Reiche nichts zu veräuBsern, zugleich auch der golde-
nen Bulle, wonach die Kurlande ungetheilt bleiben sollen. Der Kaiser
wünsche aber zu wisseu, ob Ges. es für den Kf. für zuträglich erachteten,
den Actum zu theilen, oder wie sie meinten, dass die Schwedischen Forde-
rungen abzuwenden seinen. Wir antworteten: wir stellten die Formalia
in des Kaisers Erkentnis, meinten aber, dass die Forderung an die Schwe-
den, vorerst ihre eigenen Feuda zu suchen, alles beseitigen werde, dng^en
erklärten wir uns gegen die Trennung der Actus und für sofortige Beleh-
nung des Kf. Der Krone Schweden könne per decretum versichert werden,
dass ihr diese Belehnung nicht praejndiciere, sondern, wenn sie für ihre
eigene Lehen praestanda praestiert, ihre Befngniss offen gehalten werden
solle; ich, v. Loben, hielte mich schon bis in die sechste Woche hier auf,
der Kf. bedürfe meiner und ich müsste auf Beschleunigung dringen.
Jene bestanden dennoch auf Theilung des Actus; dem Kaiser würde
es schwer, anders zu verfahren, nachdem Kf. einmal selbst den Schwe-
den die Theilnahme bewilligt habe, die Schweden aber, wenn mau
ihnen dies direkt abschlüge, Ursache nehmen könnten, mit ihrer Belehnung
zum Nachtheile des Reiches zurückzuhalten, die Simultan -Investitur über
Hinter-Pommern und Camin wolle der Kaiser, indem er nur so weit sich
erkläre, als das Instrumentum Pac. es verlange, so restringieren, dass es,
nullo colore, nicht weiter sollte extendiert werden können. Schliesslich
theilten die Kaiserlichen vertraulich mit, dass sie befehligt seien, mit den
Schweden in Conferenz zu treten, doch nur über einige Formalia. Heute
Morgen hat Schütz an v. Loben geschrieben, die Relation an den Kai-
ser sei coucipieit, der gesamte RHofrath wünsche die Sache zum Con-
tento des Kf. einzurichten, Klei he habe Aufschub für die Conferenz erlangt.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 13./23. August 1661.
[CoDferenz der Kaiserlichen mit Kleihe, dessen anscheinende Vertraulichkeit.]
23. Aug. Der Kaiser hat befohlen, die ihm übergebene Relation zurückzulegen,
bis die Conferenz mit dem Schweden gehalten sei; diese ist heute vor sich ge-
gangen. Nach derselben zeigte Kleihe den Gesandten an, dass in derselben
an dem Eide etwas desideriert worden und seine Forderung, dass in der Voll-
macht der Titel des Königs von Schweden dem des Kaisers vorgesetzt
werde, nicht gebilligt sei. Ges. Hessen sich durch diesen Schein der Ver-
traulichkeit nicht bestimmen, jenen, was er sichtlich mit dieser Mittheilnng
bezweckte, mit dem Resultate ihrer Conferenz bekannt zu machen.
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VerhandloDgen fibor die Bchwedischen ForderangOD. 123
Der Kurfürst an v. Löben und Neumann. D. Tornhout in
Brabant 24. August 1661.
[auf die Belatioo vom 6. Angnst. Die Schwedisohen ForderoDgeo. Rechte des
Kf. auf HoheosollerD.]
Beide sollen die am Schlnss seines Rescripts vom 16. Angnst gegebene 24. Aag.
Ordre strenge befolgen, insbesondere sollen sie verhüten, dass ihm auf
keine "Weise von den Schweden duich die gesamte Hand an Hinter-
pommern, Neumark, Vierraden und Sternberg eine Coneurrenz in
der Regierung wegen selbiger Lande introdueiert werde, und ist nöthig,
dass das mit ausdrücklichen Worten praecaviert werde. Wofern aber der
Schwede in seinen Memorialien diesen Punkt nicht berühre, sollen sie auch
deswegen nichts erinnern, und würde sodann gleichwohl Schweden nicht
mehr begehren können, als andere im Reiche simultanee Investierte. Was
die Titulatur anbetrifft, so ist dem Schweden glimpflich anzuzeigen, dass
er in Wien für die Krone Schweden als Reichsstand erscheint, und dass
dem £f. nicht allein von allen Kur- und Fürsten, sondern auch vom Kai-
ser der Titel Serenissimus gegeben wird. Wenn Kf. aber mit seinem
Könige als König von Schweden correspondierte , so hätte man sich der
Titulatur halber verglichen. Sollte jener aber damit auch auf C am in deuten,
so sollen sie ihm anzeigen, dass Kf. damit vermöge des Instr. Pac. zu beleh-
nen ond befngt sei, alle Länder, mit welchen er belehnt sei, in seinen Titel
aufzunehmen. Dass dem Kaiser durch den Stettiner Vergleich das Werk
erschwert sei, könne er leicht glauben und hätte er es gern anders
gesehen und gewünscht. Wenn sie aber am kaiserl. Hof seinen damaligen
Znstand, und dass Kaiser und Reich, wie sie wohl schuldig gewesen, bei
der Sache nichts hätten thun wollen, bedächten, so würden sie von sich selbst
gestehen, dass man ihn und das Reich in solchen Zustand gesetzt, wie
derselbe jetzt wäre. Kf. hätte aber dadurch dem Reiche nicht praeju-
dicieren wollen noch können. Und obgleich seine Vettern den Ver-
gleich ratificieret, so wären doch die Erbverbrüderten nicht weniger
dabei interessieret, welche doch weder dazu ihren Gonsens gegeben
hätten, noch deren sonst dabei mit einem Worte gedacht sei. Kf. wollte
den Schweden den Vergleich nicht disputieren, und würde Confirmation
und Ratification zu des Kaisers Belieben stehen. Sollten die Schweden
jetzt oder dereinst, wenn die Belehnung über Hinter-Pommern, Neu-
mark etc. absonderlich empfangen würde, bei dem Actu luvest, vorzu-
sitzen begehren, so ist ihnen zu antworten, dass sie nur als herzogliche Ab-
geschickte anzusehen seien, und ohnedem der, welcher nur simultanee investiert
wird, dem principaliter Belehnten nachsitze. Ihr wüsstet auch, dass bei
der in Frankfurt a. M. geschlossenen Allianz der König von Schweden
in der Ordnung als ein Herzog gesetzt sei, seine Gevollmächtigten auch in
dieser Ordnung unterschrieben. Den R.Hofratb Schütz können sie auf
des Kf. Erkenntlichkeit hoffen lassen.
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124 3. Die Belehnaog des Knrfursten a. s. w.
Dieweil anch unser Eurhaas ans dem Hohenzollerischen Hanse
seinen Ursprnng hat, dasselbe auf gar schwachen Füssen nnd fast auf dem
Falle steht/) es aber in nnserm Archivo zu Colin a. d. Spr. an eigentlicher
Nachricht mangelt, so soll Neu mann sich bemühen, aus der RHofrathsre-
gistratur einige Nachrichten darüber einzuziehen, und nebst y. Lö ben beim
Kaiser und den vornehmsten Ministern Ansuchung thnn, dass der Kaiser
über das Hohenzollersche Reichslehen, weil es mit unseres Hauses An*
fang — nnd unsere Vorfahren es vor diesem allezeit gehabt, nicht zo
unserm Präjudiz disponiere, sondern unser altes Recht von neuem bestätige.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 21./31. Auguöt 1661.
[anf das Resor. vom 16. Aug. EotscheidaDg des Kaisers wegen zweier
Belehpungsactus. Das Laodemiam für den BHofrath.]
31. Aug. Schütz hat uns im Namen des Kaisers gemeldet, dass die ßelehnong
in 2 Actns, einem für die Knrlande nnd Markgraf Albrechts Reichslehen,
und einem für Hinterpommern und Camin erfolgen könne, wofern im
Taxamte gebührende Richtigkeit gemacht wäre, die Schweden sollten zur
Mitbelehnnng gelangen, wenn sie ihr Memorial nach des Kaisers Willen ander*
ten, doch dürften sie nur den Mantel berühren. Wir erklärten uns mit den Ac-
tibus zufrieden, doch dürfe der Schwede nur bei dem letzteren anwesend sein.
Dass in dem einen Lehusbriefe alle Lehen, auch die Böhmischen, zusammenge-
^ fasst werden, will der Kaiser nicht zugeben, schon das sei eine besondere
Gnade, dass nicht über jedes Fürstenthum ein besonderer Lehnsbrief ausgefer-
tigt würde. Nach dem Schluss der Conferenz sondierte v. L. Schütz, wohin
und auf eine wie hohe Summe der RHofrath wegen des Laudemii zielte.
Er meinte, wegen des Quanti werde jener alles des Kf. , als eines weitbe-
rühmten liberalen Herrn und Potentaten Willkür lediglich anheim stellen.
*) Von den drei Linien, unter welche nach dem Tode des Grafen Karl L
von Hohenzollero (1576), der 1558 der Alleiobesitzer und Stammhalter der
ganzen schwäbischen Linie geworden war, die Besitzungen desselben getheilt
worden waren, war die jüngste (die Heigerlocher) schon 1634 auegestorben, ans
der älteren (Hechinger) war, nachdem Fürst Eitelfriedrich V 11. Juli 1661 ge-
storben war, nur dessen schon sechzig Jahre alter Bruder Philipp Christoph
übrig, welcher sich erst im nächsten Jahre 1662 vermählte, nachher aber noch
mehrere Söhne bekommen hat. Graf Mein r ad I. von der mittleren (Siegmari nger)
Linie (1638 — 1681) hatte mehrere Söhne. S. Schulze, Die Hausgesetze der
regierenden deutschen Fürstenhäuser III S. 632 ff. Schon 1488 hatten die Sohne
des damals gestorbenen Grafen Jost Nicklas eine Üebereinkanft getroffen, dass
sie einander beerben, für den Fall ihres allseitigen erblosen Ablebens aber das
Baus Brandenbarg zu Erben einsetzen wollten. Schulze a.a.O. S. 551.
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Verzögerang darch Eleihe. 125
Ges. fragen schliesslich an, ob Markgraf Christian Ernst, der
27. Jali 1644 geboren, als majorenn zu betrachten sei, da annas inceptns
pro completo nicht gehalten werde.
V. Loben an den Kurfürsten (eigenhändig). D. Wien
28. August / 7. September 1661.
ISchwterigkeit mit Kleihe zq verhandelD, derselbe sncht die Sache hiDznzieheo].
Da uns von Berlin über die Armatar und die besorglichen Einfälle der 7. Sept.
Schweden viel geschrieben wird, auch allerlei Zeitungen umlaufen, die nur
bestimmt sind, den Kaiser und RHofrath irre zu fähren, so lege ich bei,
was der Rath und der Hauptmann von Kolbatz^) mir überschrieben hat.
Mein hiesiges Geschäft geht schwer und langsam weiter, und wenn auch
gestern eine neue Conferenz mit den Deputierten des RHofrathes gehalten
ist, nach welcher keine weitere Verhandlung mehr Btaltfinden darf, so fürchte
ich doeb^ durch Eleihe noch lange aufgehalten zu werden. Mit Kleihe
ist übel zn negotiieren, und kann man wohl nicht in gutem an ihn kommen,
raassen er, wie freundlich man sich auch gegen ihn behauptet, dennoch
io seiner eingebildeten Meinung continuieret, selbiges mit Yergessung aller
Rationen, redet ohne Aufhören von seines Königreiches grosser Macht, dass
sie ein Heer von 30 completeu Regimentern NationaWölker aus dem König-
reich ohoe Nachtheil schicken und damit, wohin sie wollten, gehen könnten,
und dass man alles aus Furcht vor dieser eingebildeten Macht thun müsse,
wie er sich dann nicht gescheut uns seinen Secretar mit einem Entwurf,
wie er es haben wolle, auf den Hals zu schicken, und solches Concept ohne
seine, sondern nur des Secretars Unterschrift, was Ursache gewesen, dass
wir ihm den Aufsatz zurückgesandt und uns defectn mandati entschuldigt
haben. — Ich verspüre wohl, dass seine Intention dahin geht, den Haupt-
actus 80 lange aufzuhalten, bis die Sache wegen des Stettinischen Yer-
gleirhes am kaiserlichen Hofe und bei Kf. so weit stabiliert werde,
dass die darin enthaltenen Lande und Plätze mit Hinterpommern und
*) Derselbe (Franz v. Feiend schreibt an v. Loben (d. Kolbatz 9/19. Angnst
ICiJl), die Gerächte von den kriegerischen Absichten' der Schweden bestätigteu
sich nicht, es solle in Schweden ein grosser Geld- und Proviantmangel sein, auch
in Pommern, namentUob io Rügen sei unerhörter Misswachs, uud die Vor-
pommerschen Stände hätten durchgesetzt, dass die deutschen Soldaten abgedankt
und schwedische Nationalvölker in die Festungen nothdarftig verlegt werden
sollten, welche mit Eommisbrod und Käse zufrieden wären. Es scheine daher,
als wären die Schweden des Krieges müde, nicht so sehr ihres Willens sondern
ihrer unzureichenden Mittel wegen, nur W ran gel sei kriegerisch gesinnt, die an-
deren Häupter der Regierung seien friedlich und wurden wohl, zumal während
der Minderjährigkeit des Königs, besonders im Römischen Reich, nicht so leicht
Krieg anfangen.
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126 ^« I)ie Belehnnog des Kurforsteo a. 8. w.
Ca min zusammen gezogen, er za dem Hauptactus gelassen und hernach
alles in des Ef. Hanptlehnsbricf gebracht werden möge. Ef. wolle bei
Zeiten daran denken, wie seinem Ansinnen, welches nicht lange ausbleiben
wird, zu begegnen und zu antworten sei. Ich fürchte, dass das Geld des
Schweden an den Orten, da man es nicht verhüten kann, die Gedanken und
guten Concepte verändern dürfte. So machen mir auch die von den RHof-
raths-Deputierten geführten Worte nicht wenig Nachdenken, indem uns auf
mein Anbringen, dass ich mit dem Schwedischen Legato sonderlich wegen Be-
stätigung des Stettiner Recesses mich einzulassen nicht instruiert sei, alsbald
von jenen vorgehalten wurde: der Kaiser hätte zu Kf. das Vertrauen, der-
selbe würde bei diesem Werke nicht allein auf sich und sein Kurf. Haus
sehen, sondern zuvörderst auf des Kaisers hohes Amt und das h. Römische
Reich selber, wobei H. v. Wolkenstein auch erwähnte, dass dem Kaiser
und Reiche nimmer zu rathen^ dass ausländischen formidablen Potentaten
so stattliche Festungen, als Cüstrin und Driesen mit ihren beifliessenden
Strömen wären, in ihrer Hand gelassen würden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve 23. September 1661.
IZurückweisnog der Forderang des Grafen Schwarzeoberg. Die Belehnnog kann
in zwei actas erfolgen, der Schwedische darf nur bei der Investitar mit Hinter-
pommero, nicht bei der mit der Knr zugegen sein, der Stettinische Becess in den
Lebosbrief nicht eingerückt werden, Kf. will für Hioterpoinmern die einfachen
Regalien erlegen].
Sept. Gereichet uns anfangs zu sonderbarem gnädigsten Gefallen, dass ihr
euch zu demjenigen, was der Graf von Schwartzenberg^) wegen des Erz-
herzogs Ld. begehret, nicht verstanden. Wir befehlen euch auch hiemit
gnädigst und ernstlich, dass ihr euch darzu durchaus nicht bequemet. —
Wie uns dann auch nicht wenig zu Gemüth gehet, dass der Graf von
Schwartzenberg von einigem actu submissionls Erwähnung gethan und
dahero auch von dem Kaiserl. Hause ein Argument ziehen und vor einen
Erzherzog eben dasjenige haben wollen, was ein Römischer Kaiser präten-
diret. Wir haben uns deshalb — bei dem Fürsten von Portia — be-
schweret, werden die Sache mit andern unsern Herren Mitchurfürsten, Fürsten
und Ständen communicieren und davon auf künftigem Reichstag weiter reden.
Soviel das Lehnsnegotium betrifft, so zweifeln wir nicht, ihr werdet
unser gnädigstes Rescript de dato Tnrnhout ^) vor Ankunft dieses erhalten und
ans demselben unsere fernere Meinung und dass wir in die zweeen Actus
1) S. unten die Hanptrelation der Gesandten. Ueber Graf Adolf v.
Schwartzenberg, den Sohn des früheren braodenbnrgischen Ministers, s. Wolf,
Fürst Wenzel Lobkowitz S. 72. Vgl über diesen Vorgang Pnfendorf IX
§ 31 (S. 569 f.).
^ S. oben S. 123.
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üegebährliche Forderang des Grafen Schwarzenberg. 127
gewilliget gesehen, haben. Dass aber der Schwedische bei dem acta in-
vestitnrae, wann wir mit der Chur belehnt werden, sein könne oder solle,
dazu können wir nns keineswegs verstehen, wir mögen «ach nicht absehen,
ans was für einem Schein er solches Sachen oder prätendiren könne. Und ob
wir es wohl nochmals dabei bewenden lassen, dass wir den zu Stettin aaf-
gerichteten Rccess vor uns nicht anfechten oder dispatiren and sonsten alles
dasjenige thun wollen, was in Instromento Pacis enthalten, dieweil ihr aber
nntertbänigst berichtet, dass I. Kaiser!. M. aas vielen erheblichen Ursachen
bedenken, den Schweden contra Instrnmentnm Pacis an der Neu mark etc.
die gesamte Hand za geben, so könntet ihr ante actum investiturae ein —
Memorial übergeben, und in demselben berichten, was die Schweden ans dem
Stettinischen Vergleich an die Nen mark, Sternberg etc. prätendirten, and
dass, weil wir den Vergleich dazumal eingehen müssen, ietzo nicht gemeint,
denselben zu disputiren, sondern müssteu das übrige, was I. Kais. M. vor
sich and des Reiches wegen dabei zn verordnen allergnädigst gemeinet, zu
dero allergnädigstem Gefallen stellen, doch dass die Ghurlande keineswegs
separiret ond getrennet werden, ihr begehretet durch die Belehnung, welche
uns geschähe, dem Könige und der Krohn Schweden an deren Befugnissen
nichts zn pr&judiciren und deswegen vor euch proteistando bedingen, und
darauf könnet ihr in Gottes Namen (wenn es nicht albereit geschehen) die
Belehnung in zween actibus vor sich gehea lassen und bei Hinterpommern
und Camin den Schwedischen zur Empfahung der gesamten Hand zulassen.
Ob wir auch wohl wegen der in Instrumento Pacis überkommenen
Lande weder ratione regalinm noch sonsten ichtwas gestehen, so wollen wir
doch endlich zufrieden sein, dass ihr, wie ihr euch albereit herausgelassen,
wegen Hin terpommern die regalia eiufach erleget, zu einem mehreren aber
euch durchaus nicht verstehet. Sollte m^u euch auch dieserhalben oder
auch wegen der Schweden über die Gebühr aufhalten wollen, so habt ihr
anzuzeigen, dass ihr endlich de diligentia Protestation einlegen und ihr, der v.
Loben, euch wieder zurückbegeben wolltet. Dass sich Ihre Maj.
gnädigst resolviret, alle unsere Lehen in einem Lehnbrief endlich bringen
zu lassen, dafür werdet ihr euch gebührend bedanken. Dass der
Stettinische Vergleich unserm Lehnbriefe eingerüeket werde, das kann nicht
sein, wie weit aber derselbe bei Pommern, der Grenzen halber, zu gedenken,
deswegen haben wir euch albereit gemessenen Befehl neulich zukommen
lassen.
Der Kurfürst an Fürst Portia. D. Cleve 23, September 1661.
(Conc. F. V. Jena.)
[Beschwerde aber die Forderang des Grafen Schwarzenberg, dass die Gesandten
dem Erzhersoge Leopold Wilhelm gleiche Ehren wie dem Kaiser erweisen sollen-l
£w. Ld. wollen aus beiliegendem Extract vernehmen , was der Graf 23. Sept.
7ü Schwarzenberg wegen des H. Erzherzogen Leopolp Wilhelms
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128 3. Die BelehnoDg des EnrfarsteD u. a. w.
zu Oesterreich Ld« an ansere itzo zu Wien subsistirende Gesandten, dass
nemblich Hochg. S. Ld. von ihnen eben solche Submission und Ehre als
Ihrer Kays. M. selbst bei der Proposition und Andienz triboiret werden
müsse, prätendiren dürfen. Nun befrembdet nns solches alles nicht unbillig
und können wir uns in diesen des Grafen von Schwarzenberg gegen
unseren Gesandten geführten ungereumbten und unrermnteten Discursen fast
nicht schicken. Sinthemal uns im Rom. Reich von keinem Kaiser mehr
als nur von einem das geringste wissend. Wann auch sein, des Grafen
von Schwarzenberg, Argument fest stehen sollte, dass nemblich allen
denjenigen, so auf dem Ealserl. Schlosse wohnen, wie er rermeinet, auch
Eaiserl. Ehre angethan werden müsste, so geben wir Ew. Ld. zu bedenken
anheimb — was vor eine seltsame und wunderliche Folgerung daraus
erwachsen würde, haben derowegen solches E. Ld. vermittelst dieses mit
wenigen vorzustellen eine Nothturft befunden und werden nicht unterlassen
dieses Schwarzenbergische ungewöhnliche und neuerliche Anbringen auch un-
sern H.H. Mitcburfürsten wie auch andern Fürsten und Ständen zu remonstri-
ren und daraus bei künftigem Reichstage der Nothturft nach zu commuoicieren.
Unterdessen ersuchen wir E. Ld. — Sie belieben es bei allerhöchstg. Ihrer
Kays. M. dahin zu vermitteln, damit dieses mehrobg. Grafen von Schwarzen-
berg gebührend vorgehalten und auch von Ihrer Kays. M. der H.H. Chur-
fürsten Praeeminenz, Recht und Befugniss denen Reichsfundamentalsatzun-
gen gemäss auch an Ihrem Kays. Hof conserviret — werden möge. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 14./24 Sep-
tember 1661.
[Belehunog mit deo Karlaoden.]
24. Sept. Nachdem der Kaiser endlich den ersten actum auf heute gegen 10 Uhr
zu Ebersdorff angesetzt, haben sich die sämtlichen Gesandten vorher
um 8 Uhr in v. Löbens Logement eingefunden und sind sie in sechs
Kutschen, darunter die v. Löbens und des Grafen von H ardegg mit 6, die
anderen mit' zwei Pferden bespannt waren, nach Ebersdorff gefahren.
Dort ging dann der actus um halb elf mit eben den Cerimonien, welche in
dem Directorio beschrieben, vor sich. Das Gemach war fast klein und mit
Zusehern sehr angefüllt, darunter sich auch des Schwedischen Gesandten
Secretarius und andere Bediente befanden. Der Kaiser bezeugte sich bei
dem ganzen actu ganz gnädig, nahm den Hut sowohl bei unserem Heran-
nahen als Abtritt sehr tief ab. Zu seiner rechten Hand stand der O. Mar-
schalk Graf von Starenberg mit dem blossen Schwert, an der linken aber
ein Graf von Hoheozollern als Erbkämmerer. Der H. Yicepräsident
Graf von VVolckenstein that im Namen des Kaisers auf unsere und der
Gevollmächtigten Markgraf Albrechts Proposition die Antwort, wie er
uns dann auch die formulam juramenti, so wir nachsprachen , vorlas. Der
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Die Belehnnog mit den Karlandon. 129
Kais. O. Hofmeister Fürst von Portia hielt nebst dem Grafen von Hoben-
zollern das Evangelienbach. Sonst standen ringsherum noch verschiedene
Kaiserliche Minister, welche dem actns bis za Ende znsahen. Nach En-
dignng desselben wurden wir wie auch die anderen Fürstl. Markgräflichen
Gesandten vom O.Hofmarschall , welcher nn^ des Tages vorher einladen
lassen, tractiert, und ist sonsten vor diesmal wegen der Regalien, ausser
das» der Hofmarschall in seinem and der anderen Erb- and Hofämter Namen
deshalb Erinnernng that, ons nichts in den Weg gelegt worden, vermuthlich
weil dieser actus vornehmlich das Chnrfürstenthum concernieret, weswegen
keine regalia entrichtet werden, wir dürfen ans aber nicht einbilden, dass
man davon still schweigen würde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 18./28. Sep-
tember 1661.
[Weitere Verzögerangen.]
V. Loben hat zufolge des Kf. Befehl and nachdem er die Verzögerung 23. Sept.
und Schwierigkeit, so sich wegen der Schwedischen gesamten Hand er
eignet, vermerkt, sich bemüht, dass dessen unerwartet die anderen Reichs-
uod Böhmischen Sachen zur Richtigkeit gebracht werden möchten, allein man
hat an Kaiserl. und R.Hofraths Seiten keines von beiden zurücksetzen wollen,
sondern die Conferenzen mit dem Schwedischen Abgesandten und uns pari
passa fortgesetzt, und man ist willens, nun den particularen Actus über
Hinterpommern und Gamin, und zwar noch vor dem böhmischen,
vorgehen zu lassen. Dieser Actus wird nun wohl bald nach der Rückkehr
des Kaisers von Neustadt vor sich gehen, sie bitten daher am weiteres Geld,
da die ihnen mitgegebenen und per Wechsel übermachten 8000 Thaler nicht
ausreichen.
PS. Heute Mittags 12 Uhr haben sich bei mir, v. Loben, drei Per-
sonen angegeben, davon einer sich für einen Notar, die anderen beiden
aber für Zeugen ausgaben, der Notarius berichtete, er sei vom Schwedischen
Oesandten an mich, v. Loben, geschickt, ich fiel ihm darauf ins Wort,
sagend, dass ich nicht allein Gesandter wäre, und darauf kam Neu mann
aaf Erfordern auch dazu, da er dann continaieret und nichts mehr gesaget
als nämlich wegen des Stettinischen Recesses, welches er etliche Mal wie-
derholte, nnd weil er nun sich nicht zu explicieren wusste, die andern bei-
den aber ihm einhelfen wollten und sagten, dass es defectu mandati und
wegen der Belehnung wäre, dabei aber die Schrift, so er in der Hand
hatte, weder von sich selbst zeigte noch auch wir zu sehen begehrten, so
haben wir ihm angedeutet, dass wir ans in ihre Reden nicht zu finden
wüssten, und wenn sie sich nicht besser und deutlicher zu vernehmen geben
könnten, sie sich nur wieder, woher sie gekommen, zu begeben hätten.
Zugleich haben wir denselben vorgehalten , dass wir mit dem Schwedischen
lf»t«r. X. Gesch. d. O. Kurfilrston. XI. 9
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130 3* 'Oie Belohnung des EurfqrBten n. 8. w.
Gesandten nichts zn thnn , nnd sie , sonderlich der Notarias, es schwer zu
verantworten haben würden, dass sie sich dergestalt gegen I. MaJ. gebrau-
chen Hessen, als welche den Karfürsten wie andere Kar- and Fürsten belehnt
hätte, nnd wann sie diesfalls etwas anzabringen hätten, daselbst Sachen
nndy was ihnen darüber begegnen würde, erwarten Itnöchten. Womit dieselbe,
nachdem sie sich entschuldigt, sich zwar zurückbegeben, wir aber des
Schwedischen Gesandten Intention daraus klärlich genug abnehmen können,
dass es nämlich ihm nor darum zu thnn, wie er einige acta formieren und
sich vielleicht deren etwa hernach bedienen möchte, derhalben wir 'desto
mehr Ursach gehabt, uns auch diesmal nicht viel mit ihm einzulassen.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 25. September/
5. Oetober 1661.
[BelehnuDg mit den' Böbmiscben Lehen. Entwurf des Generallehobriefes.]
5. Oct. Vorgestern ist im Kaiserlichen Geheimen Rath beschlossen worden, dass
die Böhmischen Lehen heute, Mittwoch um 10 ühr zu Ebersdorf
empfangen werden sollten, und ist solches nunmehr auch wirklich erfolgt.
Gestern Nachmittag haben sie auch endlich das Project des Generallehns-
briefes erhalten, sie werden sich bemühen , dass derselbe noch etwas mehr
nach des Kf. Intention eingerichtet und womöglich noch vor v. Löbens
Aufbruch ausgefertigt werde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 28. September/
8. Oetober 1661.
[ßesorgoisse vor den Absichten Schwedens, v. Lobens Verabschiedung auf-
geschoben.]
8. Oct. Sie freaen sich, dass auch Kf. in seinem Rescript vom 23. Sept. sich
dahin ausgesprochen, dass der Belehnungsact über die Kurmark Branden-
burg nicht gethcilt werden dürfe. Sie haben sich dahin bemüht, nicht nur
wegen des Befehles des Kf. vom 14/24. August, darauf Acht zu haben,
alle Concurrenz in der Regierung zu vermeiden, sondern auch weil v. Lo-
ben als Deputierter zu den Hinterpommerschen Landtagstractaten und zum
F. Pommersches) Leichenbegängnis zu Stettin^) wohl vernommen, womit man
schon damals von Schwedischer Seite umgegangen, indem der Schwedische
0 Das Leicbenbegänguis des letzten Pommerschen Herzogs Bogislav XIV.,
welches erst, nachdem die Streitigkeiten zwischen Schweden und dem Kf. über das
Erbe desselben durch den Stettiner GrenKreccss beendigt waren, am 25. Mai 1654
za Stettin gefeiert wnrde, 9. v. Bobleu, Die Erwerbung Pommerns durch die
Holienzollern S. 35 f.
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Belehnang mit den böhmiscben Lehen, mit Hinterpommern n. Camin. 131
Abgesandte Lilienstrohm^) ihm über der Tafel vorgeworfen, dass Kf.
neben der Lotberiscben auch die Reformierte Religion in Hinterpommern
einführen wollte nnd dass Schweden wegen seiner Anwartnng nnd gesamten
Hand solches nicht leiden würde, woher nicht zweifelhaft, dass dergleichen
ans solchem vermeinten principio herfliessendes Eingreifen nun hiernärhst
nach wegen der Neumark werde prätendiert werden, wenn die mit ihnen
anfgerichtete Stettinische Pacta also simpliciter sollten confirmicrt und sie
zur gesamten Hand auch über solche Provinz admittiert worden sein.
PS. Loben hat sich 28. Sept./8. Oct. beim Kaiser Audienz erbeten,
um von demselben Abschied zu nehmen, dieser aber hat von ihm verlangt,
er solle sich noch ein paar Tage gedulden, dann werde der Kai&er ihm
fernere Resolution seines Abschieds halber zukommen lassen.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 5./ 15. Oc-
tober 1661.
[Belehnung über Hinterpommern und Camin. v. Löbens Verabscbiedang.]
Auf ihr eingegebenes Memorial wider das abermalige Anmutben wegen 15. Oct.
so vieler Regalien und nach einfacher Erlegung derselben ratione des Her-
zogthums Hinterpommern beim Taxamt ist ihnen die Belehnung über Hin-
terpommern und Camin angekündigt, auch darauf gestern Morgens
um eilf Uhr zn Ebersdorff verrichtet worden, ratione solennium ging
es ebenso wie bei den anderen Belehnungen zu, ausser dass, weil ich, der
Freiherr v. Loben, mit einem catarrho befallen gewesen, ich, Nenmann
die Proposition und Danksagung auf den Knieen gethan.
Obgleich der Schwedische Gesandte noch des Abends vorher, als
v. Loben ihm von der Ansage zu solcher Belehnung berichten lassen,
in Zweifel gestanden, ob er dem Actu beiwohnen wollte, nnd zugesagt,
dass er ihn solches noch an demselben Abend wollte wissen lassen, so
ist doch weder solches erfolgt, noch auch er am folgenden Morgen bei dem
Airtu gegenwärtig, sein Secretarius aber dabei als ein spectator befindlich
gewesen. Dem R.Hofrathssecretar Schütz gegenüber hat er erklärt, er
wolle sich bei den Kaiserlichen Geh. Räthen bemühen, dass der Actus noch
differiert würde').
V. Loben hat gestern gleich nach dem Actus sich vom Kaiser und den
dort anwesenden Kais. Ministris verabschiedet, will heute dasselbe bei den
>) Jobann Nicodemus Liliestrom, Vicepräsident von Vorpommern s.
ürk. u. Akt. IV S 923 ff.
*) Bei der Abschiedsvisite, welche v. Loben dem schwedischen Gesandten
macht, erklärt dieser, er sei deswegen nicht bei dem Belehnnngsakt erschienen,
„weil ihm mit der Titulatur, lateinischer Sprache nnd sonst nicht gefugt sei, und
well in dem ihm communicierten Hanptbelehnungsproject des Karförsten demselben
etliche Sachen attribuiret worden, deren er sich schon vorlängst begeben hätte.*
9*
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132 3- l^>e ßelehnuDg des Karfarsten n. a. w.
hiesigen und dem Schwedischen Gesandten thun und übermorgen, Montag,
seine Rückreise antreten.
V. Löben's und Andreas Neumann's Hauptrelation. D.
Wien 6./16. October 1661.
16. Oct. Nachdem wir vom 5./ 15. Juli ab von Posten zu Posten berichtet, wie
es mit dem Lehnsnegocio daher gegangen, und dasselbe durch allerhand
Hindernisse bis in die zwölfte Woche hingezogen und endlich von I. Eais. M.
veranlasst worden, dass E. Cbf. D. von I. Eais. M. und dem Reiche recog-
noscierende Leben nicht, wie vor diesem, una vice eodemqne actu, sondern
wegen der durch den Frieden von 1648 erfolgten Veränderung und darin
der Krone Schweden auf Hinterpommern und Camin ertheilten Expectanz
in duobus separatis actibus ertheiU, und zwar in dem anderen die Schweden
zu gesamter Hand admittiert werden sollten, so achten wir unnöthig , alles
der Länge nach hier zu wiederholen, und wollen nur dasjenige berühren,
was zu diesem Belehnungswerk eigentlich und hauptsächlich gehört und
woraus bei künftigen Fällen die Series actorum soviel klärlicher erhellen
könne. Und zwar weil der Ingrcss dieser Handlung von Ueberreichung
der zwei Creditive an I. Kais. M., das eine tanqnam ad Caesarem, das
andere tanqnam ad Bohemiae regem, und der darauf folgenden Audienz
17. Jali. gemacht worden, so sind die Creditive zwar bald am vierten Tage nach
V. Lobe US Ankunft, weil L M. die Tage vorher verreist gewesen, dem
Kais. O.Kämmerer, Graf v. Laraberg, durch den Secretarius Leg?Uionis
18. Jali. überreicht, die Audienz auch des andern Tags daniuf durch einen kaiserl.
Trabanten gegen 3 Uhr Nachmittag angesagt und dabei die Proposition
sowohl wegen der Reichs- als Böhmischen Lehen durch mich, v. Loben,
^ vorgelegt worden. Bei der verwittweten Kaiserin, bei deren Vice-Oberhof-
meiscer,Graf v. M aradas, die Creditive gleichfalls abgegeben waren, erhielten
19. Juli, wir Tags nachher 4 Uhr Nachmittags im Favoritenhause im Beisein Dero
Hofdamen Audienz, wobei die Kaiserin durch Dero Vice -Oberhofmeister
Antwort ertheilte. Das Creditiv an Erzherzog Leopold Wilhelm hat
der O.Kämmerer Graf v. Schwarzenberg zwar an sich genommen, des
Fürsten Unpässlicbkeit aber anfangs zur Entschuldigung angewandt, warum
die Audienz zur Zeit ihren Fortgang nicht haben könne. Als aber diese
Ursache cessierte, brachte der Graf ein anderes Obstaculum in den Weg,
dass nämlich der Fürst, als vom kaiserlichen Hause und der auf der kaiser-
lichen Burg wohnte, sowohl als der jüngere Erzherzog Carolus Jose-
phus bei diesem vassallagii et submissionis actu ebeudergleicheu Tracta-
ment als der Kaiser mit dem Hutdeckeu und sonst praetendierten , dessen
wir uns aber, nachdem wir bei dem anwesenden ehemaligen Kursächsischen
Priucipal-Gesandten v. Burckerode uns vorher erkundigt hatten, in dem
Wege billig verweigert, und daher diese Visite und Audienz gar zurück-
geblieben, was S. Chf. D. 13./23. August approbiert. An die kaiserl. Mi-
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Hauptrelation der GesaDdteD. 133
nUtros und fast alle Geheime und Reichs - Hofräthe hatten wir Creditive;
wir haben sie aber nur an die vornehmsten abgegeben; and bei der ab-
gestatteten Visite nnser Anbringen vornehmlich auf die Beförderung des
Lehnswerkes und Recommendation der Jüliohschen Belehnung gerichtet.
Unterschiedliche haben uns darauf zu Gaste geladen und sonst alle Ehren
angethan. Während wir mit den Visiten zu thun hatten, hat man bei der
Canzlei nicht ermangelt, diejenigen Urkunden, deren Confirmation nach-
gesucht wurde ^ abschreiben und vidimieren zu lassen.. Da ferner der Ge-
neral-Leb üb rief propter dispositionem lostrum. Pac. wesentlich hat geändert
werden müssen, so haben wir uns bemüht, sonderlich dem R.Hofrath
Schütz diesfalls E. Chf. D. Intention beizubringen, damit er dieselbe be-
fördern helfe. Nächstdem wurden folgende Memorialia dem R.Hofrath über-
geben: 1) M. pro Investitura, 2) M. über die Belehnung des Chf. mit
den Jülich-Cleve-Bergschen Landen, 3) M um des Chf. gesamte Hand an
allen und jeden der Vettern in Franken tragende Reichs- Leben, 4) M. um
Ertheilang eines Scheines wegen der. etwa noch mangelnden Pommernschen
Urkunden. Obzwar zu wünschen gewesen wäre, dass auf diese Memorialia
gewierige Resolution hätte erfolgen und, wie vor diesem, die Belehnungs-
actns bald angesetzt werden wollen, so hat doch solches aus deu angege-
benen Ursachen, theils aber auch weil die Culmbachischen Gesandten erst
23. Aug./2. Sept. ankamen, eher nicht geschehen können, ausser dass der
kais. Coromissar mit uns sowie mit dem Schwedischen Gesandten Conferenzen
pflog, darüber an den R.Hofrath referiert und verschiedene Gutachten an
den Kaiser abgefasst wurden und endlich eine Resolution ertheilt wurde, 24. Sept.
wornach der erste Belehnungsactus am 14./24. Sept. um 10 Uhr Vormittag
zu Ebersdorf vor sich gehen solle, was Tags vorher communiciert wurde.
Gleichwie nun vorher auf E. Gbf. D. Rescript vom 6./ 16. August wir uns
mit dem Culmbacher Abgesandten deswegen vereinigt, dass Markgraf
Christian Ernsts Lehen vor diesmal nicht empfangen, sondern solches
bis zur Antretuog Dero Regierung differiert werden möchte, gestalt dem
wir deswegen die Indulta auf 2 Monats Frist erhalten, auch E. Chf. D.
Befehl vom 23. Sept. zufolge noch um fernere Prorogation angehalten
worden, so ist es auch dabei verblieben und sind also vor diesmal nur
E. Chf. D. und des Markgrafen AI brecht zu Onolzbach Lehen uno actu
empfangen und die gesamte Hand dabei reciproce beobachtet worden.
Auf nnser erstes Memoriale haben wir die Griginal-Documenta und Confir-
mationes erhalten, welche mit den zuvor mitgetheilten Kopeien collationiert
und richtig befunden worden. Und weil E. Chf. D. General - Lehenbrief,
dessen Concept ausm R.Hofrath communicieret worden, und die davon de-
peadicrende Generalis Confirmatio sowohl wegen der von uns beigefügten
Notalen und Erinnerungen, welche noch zur Zeit vom R.Hofrath nicht
allerdings attendiert werden wollen, als auch weil solches LehenbriefsPro-
ject den Schweden communiciert worden, bisher noch zu keinem Stande
haben gebracht werden können^ so werde ich, Neumann, E. Chf. D. fer-
nem Befehl sonderlich wegen der völligen Insertion des Art. XI. Instru-
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134 3 Die BelehDang des Kurfürsten u. s. w.
menti Fac. and in demselben enthaltenen Paragraph!: Civitati vero Magde-
bargensi, gehorsamst erwarten, auch Dero Intention za erreichen mir äus-
serst angelegen sein lassen, wiewohl Schütz, von dessen Direktion das
Werk grossentheils dependiert, uns dazu jüngst 28. Sept./8. Oct. fast wenig
Hoffnnng gemacht.
Nachdem es dann mit der Belehnung von Hinterpommern und Camin
wegen obiger Difficultäten sich ziemlich verweilet, auch der vielfaltigen
Regalien halber noch immerfort Zumuthungen geschehen; so dass der
Tax- Amts- Verwalter aus vorgegebenem Befehl des O. Hofmarschalls sich
noch 2 Tage vorher angemeldet und angedeutet, es würde dieser Actus
luvestiturae nicht ehender vorgehen, bis man von den verschiedenen Fürsten-
thümern die Regalien entrichtet hätte, wir aber dagegen ein abermaliges Me-
morial an den Kaiser dem O.Hofmeister Fürsten v. Portia haben überbringen
lassen und derselbige sich entschuldigt, und dass solcher angeforderten
Regallen halber dem Actus kein Hindernis zugezogen werden solle,
versichert, so ist hierauf die^e Belehnung über Hinlerpommein und
14. Oct. Camin am 4. / 14. October Vormittags um 11 Uhr zu Ebersdorf verrichtet
worden. Vorher hat man uns das Directorium Ceremoniarum communiciert,
dabei aber zu beobachten, dass obwohl des kgl. Schwedischen Ablegati darin
and quo loco et ordine er seine Stelle zu halten, gedacht wird, derselbe
doch bei solchem Acta nicht erschienen ist, hat sich vielmehr bemühet,
damit derselbe differieret werden möchte. Von dem Expectanzbriefe auf
Hinterpommern and Camin, wie auch von dem decreto assecurationis,
dass dieser mit dem Chur- und Fürstlichen Hause Brandenburg allein vor-
gegangene Actus luvestiturae über Hinterpommern und Oamin dem Könige
und der Krone Schweden an ihrem ex Instr. Pacis zustehenden Jure si-
multaneae luvest, nicht solle praejudicierlich sein, so man dem Schwedi-
schen Gesandten eriheilt, sind uns Copiae, wie auch was derselbe wegen
der praetendierenden gesamten Hand und Expectantia auf die Neumark etc.
beim R.Hofrath eingegeben, communiciert worden.
Beim Hinterpomnierschen Lehnsakte hat Neu mann statt des mit
einem Katarrh befallenen v. Loben die Proposition und Danksagung auf
den Knicen abgelegt. Die Belehnung über die Jülich -Cleve- Bergischen
Herzogthümer, welche die Gesandten zweimal schriftlich forderten, wird
ebensowenig jetzt als früher erfolgen, es ist ihnen aber der gewöhnliche
Schein darüber, dass sie diese Lehen gebührlich gesucht hätten, ertheilt
worden, und als der Churfürstlich Sächsische Anwalt gegen ihre Forderung
protestierte, haben Ges. dagegen eine Reprote Station eingereicht. Zu den
Lehen der Vettern in Franken sind Ges. zwar zu denen des Markgrafen
Albrecht am 14/24. Sept. zu gesamter Hand zugelassen worden. Weil
aber Markgraf Albrechts Lehnsbrief von Adjustierung des churfürstlichen
dependiert und vorher nicht ausgefertigt werden kann, auch Markgraf
Christian Ernsts Belehnung noch bevorsteht, wo auch die Investitur
über die Sparneck- und Wallersteinschen Reichslehen geschehen wird, so
wird Neu mann erst küuft'g zu den betreffenden Lehnsbriefen gelangen
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Hauptrelation d«r Gesandten. 135
köooen. Auch einen Schein darüber^ dass die etwa noch nicht vorgelegten
Pommerschen Privilegienbriefe dem Kf. nicht schädlich sein sollen, und die
Erlaabnisy in den Registraturen der R.Hofraths- Kanzlei sich danach umzu-
sehen, bat Neumann noch nicht erhalten; hat aber bereits die Registratur
danach durchsucht und giebt ein Verzeichnis derer, die er dort gefun-
den hat.
In Betreff der vom Tfixamt geforderten Regalien und der Prätension
des gesamten R.Hofraths Collegii ratione Laudemii ist zwar jetzt keine
fernere lustanz gethan, sondern alles in £. Cljf. D. Belieben gestellt, so
stehen sie doch annoch in dem festen Gedanken, £. Chf. D. werde von
sich selbst ihnen eine Gnade widerfahren und sie Dero Liberalität und
Müdigkeit empfinden lassen. Sonst baben wir dem Rescript vom 23. Sept.
zufolge noch vor dem Actu über Hinterpommeru uncf Camiu die einfachen
Regalien wegen Hinterpommern beim Taxamt abtragen lassen^). Dem
Markgrafen Albrecht haben wir befohlener Maassen in der Kitzingischen
Sache alle mögliche Assistenz geleistet.
Der Kurfürst an Fürst Portia. D. Cöln a. d. Spree
4./ 14. November 1661.
[ZarückweisuDg der Forderaag des Qrafeo Schwarzenberg.]
Wir haben aus E. Ld. Beantwortung de dato Ebersdorf vom 18. Octo- 14. Nov.
bris 3) so viel wahrgenommen, dass sie zwar der Meinung sein wollen,
samt hätte unser — Freiherr v. Loben dasjenige, was ihm der Graf
V. Schwarzenberg wegen der von desH. Erzherzogen Ld. prätendierten
Submission angezeiget, nicht wohl eingenommen, gleichwohl dabei in denen
Gedanken stehen, dass, weil der actus investiturae ein actus submissionis,
des H. Erzherzogs Ld. aber auf dem Kaiserlichen Schlosse sich anfbielten,
0 Laut der den Akten builiegenden QaittaQgen sind bezahlt worden:
an die Reichskanzlei wegen ausgefertigter Kaiserlicüer Gonfirmationsbriefe
für Kf. 168 Thaler 20 Gr.
an die Hofämter (8 ä 120 Fl.) 960 Fl.
die Geh. Reichssekretäre (2 ä 24 Fl.) .... 48 FI.
den ReichBtaxator 20 Fl.
den Reiohsregistrator 20 Fl.
die KaozlisteD in gesamt 30 Fl.
für die Kapsel __, 3^ Fl.
1081 Fl. « 720 Thaler 20 Gr.
an die Kaiserlichen ünterofficiere (darunter
gerechnet auch 100 Thaler an A. Neumann
und 15 Thaler an dessen Schreiber.) 537 Thaler
zusammen 1426 Thaler 10 Gr.
^ Dieselbe fehlt in den Acten. Vgl. über die Sache oben S. 126 ff.
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136 3. Die BelehDQDg des Karfärsteo a. 8. w.
in ihrer Macht und Gewalt nicht gestanden, uusere des Lehos halber ab-
geschickte Gesandten als formelle Gesandten zu qualificieren und zu trac-
tieren. Wan aber nosere Gesandtschaft die Sache anders nicht als E. Ld.
eingenommen, sie uns auch nie anders daron — referieret, — also müssen
wir nochmals bekennen, dass uns dergleichen Anmuthen — nicht wenig
befrembdet und von mehrer unzulässiger Conseqnenz vorkommet. Dan gleich-
wie kein Cuhrfürst, Fürst und Stand des H. Römischen Reichs gegen
jemand anders als dem Kaiser und dem H. Römischen Reich bei der Lehns-
empfängnis einige Submission zu erzeigen schuldig, also werden sie auch
keinem unbeschadet ihrer und des Reichs Gerechtsame und Hoheit ein-
räumen können, dass er von Submission rede und dasjenige an sich nehme
und ziehe, was dem zeitlichen Kaiser und dem H. R. Reiche einzig und
allein gebühret, und weil es nun keine andere Beschaffenheit mit des H.
Erzherzogen Ld. Beginnen hat, und das Argument, dass L Ld. auf dem
Kais. Schloss sich aufhalten, uns oder andern des H. R. Reichs Cuhr-
fürsten, Fürsten und Ständen nicht praejudicieren und die von ihnen ge-
schickten Gesandtschaften qualificieren oder disqualificieren kann, demnach
so müssen wir es nochmals bei unserm vorigen an E. Ld. abgelassenen
Schreiben bewenden lassen.
Andreas Neumann an den Kurfürsten. D. Wien 15. Fe-
bruar 1662.
[EiDBOodoDg der GeneralcoDfirmatioD, die Anfertigung des Lehosbriefes
verzögert sich.]
15. Febr. Er übersendet die GeneralconfirmHtion der Privilegien und Rechte des
£f. Die der Kanzlei zugestellten Monita sind meist beobachtet worden,
bei einigen Punkten aber wäre es erforderlich gewesen, an den R.Hofrath
zu gehen, er hat dieses vermieden^ weil es danu dem Schwedischen Able-
gatus kund geworden wäre und zur Contradiction hätte Anlass gegeben
werden können. Die Ausfertigung des Lehnsbriefes wird, wie Schütz ihm
gesagt, mit Fleiss nicht stark betrieben, da man des Kf. Intention, ab-
sonderlich in betreff der Klausel wegen Magdeburg, zu befördern sonst
nicht ungeneigt sein würde, jetzt aber, ehe es mit dem Schwedischen Lehns-
brief seine Richtigkeit erlangt, Difficultäten geben dürfte, da die Schweden
sogleich darauf fallen und die Auslassung des coutextus Instrumenti Pacis
gleichfalls prätendieren würden.
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YerhaDdlnDgeii mit v. Sternbach. 187
Proposition des Pommerschen Kanzlers Heinrich Coelestin
V. Sternbach an die Deputierten des Kurfürsten. D. Cöln
a, Sp. 17./ 27. Februar 1662.
[Klage über v. Loben, die Schwedische BelehouDg, Kf. soll die BestatigUDg des
Stettinischeo Recesses dnrch den Kaiser befördere]
Sein König hat gehofft, dass die anlangst in Wien gewesenen Abgc^ 27. Febr.
sandten des Kf. dessen Neigung zur Herstellung der alten Freundschaft mit
Schweden durch die That bewiesen und mit dem Schwedischen Abgesandten
Kleyhe über die Beförderung dessen, was zwischen Schweden und Kf.
in Kraft und Anleitung des Instr. pacis in Stettin abgehandelt worden, ver-
trauliche Commnnication gepflogen haben würden. Der Baron t. Loben
aber bat nicht allein nicht gestehen wollen, dass er von Kf. Ordre hätte,
mit demselben über das, was besagten Stettinisehen Recess anginge, zu
communicieren, sondern gar negiert, dass er von solchem Recess etwas
wüsste, daher er auch so viel weniger nötbig zu haben vermeinet, sich
im geringsten darum zu bekümmern, massen er, der Baron v. Loben
noch weiter, als ihm Kleyhe ein und anders, wovon er gemeint, dass
dass es denselben auf andere und bessere Qedanken werde bringen können,
gleichwohl in gebührender Moderation zu Gemüthe führen lassen, mit ein
Haufen ungestümer Worte ausgefahren, alles sinistre gedeutet und vermit^
telst des daraus gemachten Quereis sich desto besser aller correspondence
äasaern zn können gehalten. Derselbe hätte dann nicht gesucht zur Con-
firmation desjenigen, was zwischen beiden Principalen abgehandelt, zu ge-
langen, sondern darauf bestanden und es geschehen lassen, dass ihm die
Investitur in antiquis terminis conferiert worden. Demzufolge hat sich
Kleyhe entschliessen müssen, von dem ihm sonst committiert gewesenen
actn simultaneae investiturae wegzubleiben. Da der Kaiser demselben ein
Beeret, kurz vor der Kurfürstl. Lehnsempfängnis, hat zustellen lassen,
dass dieselbe den Rechten des Königs und der Krone Schweden nicht
präjudicierlich sein sollte, so habe sein König sich damit contentieren
lassen müssen, er glaubt auch, dass jene Bezeigung nicht mit des Kf.
Willen und auf sein Geheiss geschehen sei, da er aber im Werk begriffen
ist, jetzt am Kaiserlichen Hofe das negotium investiturae principale be-
') In dem für denselben ausgestellten Creditiv (d. Stockholm 12./ 22. December
1661) erklärt die schwedische Regentschaft, sie habe gehofft, dass die Abgesandten
des Karfürsten am Kaiserlichen Hofe eingedenk des Stettiner Recesses mit
ihrem behufs der Belehnung dorthin geschickten Gesandten in commani Interesse
et simultaneae investiturae negotio communicare sustinerent. Da sie jetzt ihre
Gesandten zur Lehnsempfängnis nach Wien geschickt hätten, enteendeten sie
zugleich Sternbach an den Kf, um mit demselben darüber und über andere
ihm aufgetragene Dinge zu verhandeln. Vgl. über die Sendung desselben die
Berichte des gleichzeitig in Berlin anwesenden französischen Abgesandten de
Lesseins (Urk. u. Akt. H 8.255. 257).
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138 3- 1^10 BelchouDg dee KurffirsteD a. b. w.
treiben zu lassen; and seine dazu Bevollmächtigten^ schon auf der Reise
sind, und ihm sehr daran gelegen ist, die Belehnung über alles, wozu er
in kraft des Westflllischen Friedensschlusses und des daraus geflossenen
Stettinischen Recesses berechtigt, zn erlangen, Ef. aber die Gonfirmation
selbigen Recesses bei dem Kaiser mit zu befördern aus gedachtem lustru-
mento verpflichtet ist, so ersucht der König den Kf., dass er dessen allen
sich erinnern und nunmehr von seiner Seite einen Ministrum benennen und
verordnen wolle, welcher mit den Schwedischen Abgesandten am Kaiser-
lichen Hofe vertraulich communicicre und die Confirmation auf alle dien-
liche Wege dergestalt befördere, dass dieselbe entweder in einem abson-
derlichen Instrumento expediert, oder auch in dem Lehnbrief mit einge-
führt werde.
Resolution des Kurfürsten auf v. Sternbachs Proposition.
D. Cöln a. Sp. 19./[29.] Februar 1662.
[ZurAckweisaag der Beschwerdeo gegen v. Löbeo, Verweigeraog der Goopera-
tioo am kaiserlichen Hofe.]
29. Febr. Kf. hat aus Sternbachs Vortrage die Beschwerde über v. Loben
und die jetzige Forderung des Königs vernommen und demselben folgende
Resolution zn ertheilen anbefohlen. Wie Kf. dem Könige die Zeit der
vom Kaiser angesetzten Investitur angezeigt und, da am Kaiserl. Hofe über
des Schwedischen Ablegati Suchen einige Schwierigkeit sich ereignet, seine
Abgeordneten bis in die fünfzehn Wochen in Wien habe verweilen lassen,
so lebe er auch der Zuversicht, v. Loben werde sich gegen K leihe so
betragen haben, wie die Aflfectiou, welche der Kf. gegen den König hege,
fordere.
Gestalt dan auch S. Ghf. D. sehr lieb gewesen wäre, wenn durch
besagten K. Schwedischen Ablegati fast harte und bedräuliche Re-
monstration — , dass er zwischen I. Kön. M. und S. Chf. D., wenn
er [Loben] ihm in seinem Begehren nicht allerdings fftgete, Weite-
rung und Unheil stiften würde, bemeldter Freih. v. Loben nicht
hätte dürfen veranlasst werden, dieselbe zu Herzen und zu Gemttthe
zu ziehen. — Anlangend die S. Ghf. D. angestellte Assistenz und
0 Es waren Peter Sparre, Vicepräsident des Kgl. Hofgerichts io Stock-
holm, und David Mevint, Vicekaosler des Tribanals io Wismar. Sie kamen
mit grossem Gefolge im April 16G2 in Wien an, s. Diarium Enrop. VUI S. 308.
AuBrührlichen Bericht über die dort von denselbeD geführten VerhandluDgen mit
zahlreichen Urkuodeobeilagen enthält die von Mevius verfasste Schrift: „Bericht
und Bewandnis," (RepraeseDtatio) Stralsuad 1663. S. oben S. 113; vergl. auch
Heyne S. 17 ff.
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VerhandlaDgen mit v. Sternbacb. 139
Cooperation, so seind zwar S. Chf. D. die zwischen I. Kön. M. und
deroselben befindliche Blut- und nachbarliche Freundschaft und Cor*
respondenz — zu cultiviren und zu erhalten allerwege entschlossen. —
Aldieweil Sie aber yernehmen mQssen, welchermassen die besagte
Cooperation ex pacto und als ein debitum gefordert wird, und aber
aus keiner Convention oder Pacto dergleichen etwas aufzubringen oder
zu erweisen, dass S. Chf. D. sich dazu verbindlich gemacht, I. Eon.
M. auch selbst erkennen werden, mit was für einer neuen Beschwerde
8. Chf. D. sich dergestalt beladen wQrden, als setzen Sie zu dersel-
ben das freundvetterliche Vertrauen, sie werden S. Chf. D. mit sol-
chem Ansinnen fernerhin verschonen und sich allewege versichert halten,
dass S. Chf. D. sonsten deroselben angenehme Freundschaft und ge-
fällige Dienste nicht allein den Pactis, sondern auch der nachbar-
lichen Freundschaft zufolge zu erweisen sich willig werden erfinden
lassen.
Zweites Memorial v. Sternbachs. D. Cöln a. Sp. 27. Fe-
bruar/[9. März] 1662.
[WiederboloDg der Beschwerden über v. Loben. Kf. iat durch sein Versprechen
dasQ yerpflichtet, die Ratification des Stettiner Grenzrecesses durch den Kaiser
zu befördern.]
Wiederholung der Beschwerden gegen ▼. Loben wegen seines Ver- 9. März
haltens gegen KI ei he, Darlegnng verschiedener Gründe, aus denen Kf.
verpflichtet sei, zur Ratificierung des Stettinischen Grenzrecesses durch
den Kaiser zu cooperieren.
I. Churf. D. aber haben aus diesem allen ohnfehlbar zu urtheilen,
dass I. Kon. M. umb keiner andern Ursaeh vrillen, als dass dero-
selben daher, dass I. Churf. D. die Ratification des Grenzrecesses nicht
suchen lassen, die simultanea investitura gehörigermaassen hat wollen
difficultiret werden, dero Durchl. darunter ersuchen müssen. — —
In Erw&gung, dass zwischen I. Kön. M. und I. Churf. D. ein gewisser
Vergleich getroffen, derselbe dergestalt ratificiret, dass von I. Churf.
D. nomine suo et successorum suorum bona et electorali fide ver-
sprochen und angenommen, nicht zu gestatten, dass sothanem Ver-
gleich auch von andern auf einigerlei Weise zuwider gehandelt werde.
Gleichwie nun I. Kön. M. ihrerseits was im Kamen der Kön. M.
und Cron Schweden solchergestalt ^benermassen verheissen und ver-
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140 3* 1^1^ Belehonng des Kurfürsten u. s. w.
schrieben, Ihrer Ghurf. D. ufrichtig und Königlich zu halten — sich
angelegen sein lassen, also verlassen sich dieselbe nicht minder uf
die Erf&llung I. Ghurf. D. gegebenen Wortes, dass nämlich, weil die
Kais. M. die Ersuchung umb die Ratification des Stettinischen Re-
cessus vor noth wendig hSlt und, solange sie darumb von I. Ghurf D.
nicht reqniriret worden, die Investitur Ihrer Kon. M. also, wie es
dero Sicherheit erfordert, förmblich zu thun nicht verstehen will, I.
Ghurf D. die Requisition thun zu lassen kein Beschwerde nehmen,
viel weniger, als ob aus keiner Gonvention oder pacto dergleichen
etwas ufzubringen oder zu erweisen wäre, sich bedeuten lassen werden.
Dann zum Fall es also angesehen werden sollte, ob hätten die Gon-
trahentes sub hujusmodi formalitate verborum: dass sie die Ratifica-
tion oder Gonfirmation des Grenzrecesses bei der Kais. M. entweder
separatim oder conjunctim beschaffen wollten, sich nicht verbindlich
gemacht, würde doch bei so gestellten Sachen, da die Ratification ge-
suchet zu werden der Kais. Hof vor noth wendig genommen, — der
Gontrahirenden Theile Intention, Wille und Meinung gewesen sein,
dass sie zugleich solche Ratification suchen sollten. —
Erklärung des Kurfürsten auf des Schwedischen Abgesandten
anderwärtiges Memorial. D, Cöln a. Sp. 17. /[27,] März 1662.
[Wiedorholuog der frnhereo Erklärung. Ef. hat kein derartiges Versprechen
gegeben.]
27. März. Kf. läset betreffend die Beschwerde gegen v. Loben es bei seiner
früheren Resolution bewenden.
Den Hauptpunkt belangend, so will zwar bemeldter Herr Able-
gatus auf die Erfüllung S. Churf. D. gegebenen Worte dringen. Nun
seind zwar S. Churf. D. dero gethanen Versprechen allezeit fllrstlich
nachzukommen beständig gesinnet, als aber, dass deswegen einiges
Wort gegeben, nicht dargethan worden, noch dargethan werden kann,
und im übrigen S. Churf. D. diesesorts sich hierunter in einige Dis-
ceptation einzulassen Bedenken tragen, so wollen sie auch gleichfalls
dieses passus halber auf dero Resolution sich beziehen. Und weil
von dem K. Schwed. H. Ablegato eine und andere Erklärung, so in
dieser Sachen am Kais. Hofe soll gefallen sein, und dadurch man
sich auf S. Churf. D. beziehen wollen, angeführt wird, davon aber
Sr. Churf. D. bis hieher sonsten nicht das geringste zu Ohren gekom-
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Verhandlangen mit v. Sternbacb. 141
men, so werden S. Ghurf. D. des Zustandes der Sachen sieb erkun-
digen, und wie sie Ihrer Kön, M. dasjenige, wozu sie rechtswegen
befuget, zu streiten garnicht gemeinet, als leben sie auch der guten
Zuversicht, man werde auch an Ihr. Kön. M. selten mit neuen be-
schwerlichen Anstellungen sie zu behelligen fernerhin kein Belieben
tragen ').
Der Kurfürst an Andreas Neumann. D. Cöln a. Sp.
29. April /[9. Mai] 1662.
[Verhandlangen mit v. Sterobach. Kf. ist nicht yerpflichtet, die Ratification des
StettiniRchen Yertrages vom Kaiser sn fordern.]
Kf. giebt demselben Nachriebt von den dem Kanzler v. Stern bach er- 9. Mai.
theilten Resolutionen und befiehlt ihm, sich auch dem Schwedischen 6p-
sandten in Wien gegenüber demgemäss zn verhalten.
Was in specie die im besagten Pommerischen Grenzreeess ge-
meldete Expectanz auf die Neumark belanget, da ist euch ohne
Zweifel erinnerlich, dass wir darin sub ratificatione Caesarea consen-
tiret und also, nachdem wir solche ratificationem als eine conditionem
zu unserer Verwahrung, damit wir weder dem Reiche noch dem
Kaiser praejudicirten, a parte Suecica selbst requiriret, so seind wir
ja die von uns ihnen angestellte Gondition zu praestiren nicht schuldig.
Es giebt auch das protocollum, dass unsere Gommissarii bei diesem
Punkte bedungen, wenn es etwa deswegen Streit abgeben sollte, der
Kön. Maj. zu Schweden selbigen auszuführen obliegen würde. Ihr
habt euch aber mit den Schwedischen hierüber nicht einzulassen, son-
dern defectum mandati vorzuschützen. Und wie man alhier dem
Schwedischen Ablegato versprochen'), dass man weder hierunter
was hindern noch befördern wollte, als habt ihr euch danach zu
achten.
*) Das Recreditiv des Knrfärsten für v. Sternbach ist datiert vom 26. März/
5. April 1662. Ueber dessen Abreise and die ihm ertheilte Resolution des Kf.
s. auch Lesseins* Bericht vom 11. April (Urk. und Akt. II S. 275.)
') S. Lesseins' Bericht vom 11. April, dem der Kf. selbst von diesem Ver-
sprechen Nachricht gegeben hatte.
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142 3. Die BeleboQog des Knrfarsten q. b. w.
Andreas Nenmann an den Knrftirsten. D. Wien
3./ 13. Mai 1662.
[Die Forderongen der Schweden in b.treff des Lehnbriefee werden nicht erfüllt
werden.]
13. Mai. Den Schwedischen Gesandten hat man ein Dekret 0 zngefertigt,
Donnerstag l./H. Mai die Lehen zu empfangen, und ist Sonntag vorher
mit ihnen conferiert worden. Sie bestanden hier darauf, dass ihr Lehns-
brief möchte adjustiert und die Monita beobachtet werden, die sie später
schriftlich eingaben '), in welchen sie hauptsächlich eingerückt haben wollen :
jas fortificandi mare alluens, Oommendas, Monasteria, Recessnm Steti-
nensem und einen General - Passns wefi;en der Stadt Bremen. Man wird
zwar endlich ante actum Investiturae ein Goncept des Lehnsbriefes herans-
geben, aber nach dem Inhalt des Instrnm. Pacis und weiter ni« bts hinein-
seteen nnd alsdann ihnen freistellen, ob sie die Lehen empfangen wollen
oder nicht; die Insertion des Stettin. Recesses will beim RHofrath nicht
angenommen werden; ob der Kaiser im Geheimen Rathe sich dazu ver-
stehen wird, stehe dahin, wird gleichwohl schwerlich davor gehalten. Die
Gesandten lassen sich verlauten, wenn man's nicht machte, wie sie verlangen,
dass sie davon ziehen wollen, worauf man es wird ankommen lassen, weil
man geneigt gewesen ihnen zu geben, was das Instrum. Pacis mit sieh
fuhrt. Und weil der Kaiser Estat macht, am 9./ 19. nach Presbnrg zu ver-
reisen, so werden sie sich bald resol vieren müssen, was sie thun wollen,
indem auf den Ungarischen Landtag wenigstens ein Vierteljahr hingehen
wird und sie nicht nachfolgen werden.
Andreas Nenmann an den Kurfürsten. D. Wien
10. /20. Mai 1662.
[Der Kaiser will den Stettiner Recees nicht ratificiereo.]
20. Mai. Er übersendet die Monita der Schweden gegen das Projekt des Lehns-
briefes. Man hat im RHofrath ein neues Projekt aufgesetzt nnd meint ein
Temperament aufgefunden zu haben, wie man dem Instr. Pacis nachgehen
and doch des Stettin. Recesses halber das Werk in suspenso halten könne.
Es will sich aber nicht schicken, und ist der Kaiser damit nicht zufrieden
gewesen, welchem im Interesse des Erzhauses die Auslegung der Expec-
tanzen und die Genehmigung des Stettiner Recesses, was Artikel 29 an-
betrifft, nicht genehm ist. Die Schwedischen Gesandten berufen sich auf das
h d. 4. Mai 1662 (Bericht und Bewandnis (RepraeseDtatio) Beil. H.
Diarium Europ. VIII S. 439. Londorp VIII 8.847).
>) S. Bericht und Bewandnis (Rppraeaentatio) Beil. G. D iarium Europ.
VIII S. 420. Londorp VIII S. 842.
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VerhandlungeD in Wien Aber die schwedische Belehonog. 143
vorhin ausgehändigte Concept, worin der Secretar ohne Befehl den Stetti-
nischen Recess angezogen hat. Alles dependiert von des Kaisers Kati6cation,
welche absqne consensn Statnum vel saJtem Electorum nicht erfolgen kann.
Sollte es znr Belehnung kommen, so kehrt der Kaiser von Presburg, wo
er jetzt ist, zurück.
Andreas Nenmann an den Kurfürsten. D. Wien
17./ 27. Mai 1662.
[Aaf das Rescript vom 29. April/ 9. Mai. Verhandlangen mit den deputierten
Reicbshofratbeu wegen der schwedischen Forderangen.]
Seit Sparr and Meyins hier angelangt, haben mir dieselben keinen 27. Mai.
Anlass gegeben, mit ihnen zn reden. Gestern aber schicicte der Reichs-
Vicekanzler zn mir und begehrte, dass ich zu ihm käme. Er sprach an-
fangs mit mir allein über die Schwedische Belehnung, doch kamen bald
die anderen zu diesem Belehnungswerk deputierten Reichshofräthe (Graf
V. Wolcicenstein, Walderode und Schütz) dazn, worauf er m'r vor-
trug, ich würde wissen, dass man mit jener Belehnung bisher occnpiert ge-
wesen. Die Schweden behan ten nnn anf der Goufirmation des Stettinischen
Recesses, beriefen sich auf des Kf. und der Agnaten Consens, anch dass
ihnen a. 1655 ein Goncept ihres Lehnsbriefes, worin des Stettinischen Re-
cesses gedacht wird'), wäre zugestellt, und trotz der vielen Jahre Iseine
Contradictio sich hervorthäte und dieses alles in Notorietate bestünde, und
begehrten daher zn wissen, ob der Kaiser, was von keinem widersprochen
worden, vor sich difficnltieren wolle. Alle bisherigen Remonstrationes hätten
nichts verfangen, sie beharrten vielmehr darauf, dass der Rec. Stett. durch
das Instr. Pacis veranlasst nnd also in demselben fundiert, anch in dem
neulichen Olivischen Frieden Artic. 1 bestätigt wäre, dass sie ohne dessen
Insertion oder Confirmation die Lehen nicht empfangen könnten, anch
weder des Instr. Pacis noch des vorstehenden Recesses gesichert sein
würden. Er wolle nun vernehmen, ob wegen des Ef. ich etwas dabei an
Hand zn geben hätte, weil der Kaiser nicht gern wollte, dass dem Kf. nnd
dessen Hanse Ungelegenheit entstehen sollte. Ich erklärte, dass ich über
diese Dinge keinen Befehl hätte, dem Sternbach habe Kf. gesagt, dass er
das, wozn er verpflichtet gewesen, praestiert habe, und zu weiterem nicht
verbunden sei. Das 1655 abgefasste Concept eines Schwedischen Lehns-
briefes sei, so viel Neu mann vernehme, ein unvollkommenes Werk, doch
wäre ihm davon weiteres nicht bewusst, viel weniger, wie es mit dem an-
*) Der belreffende Passus desselben lantet: ea latitudioe partis oricutalis,
proat inter Regios et filectorales commissarioB circa ezactionem limilam cae-
teroroQiqae minutioram definitionem Stetini die 4. Mail a. 1G.^)3 pecnliari et ab
otriusque partis principalibus ratihabita recessu pleue convootum est.
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144 3* ^10 BelehnuDg des KnrfurBten a. s. w.
geblichen Consens der Markgrafen bewandt sei. Nachmittag theilt Schätz
Neamann mit, das Werk sei noch mit ziemlichen Difficultäten amfangeo,
die Schwedischen Abgesandten wollten von ihren Monitis nicht weichen
nnd drohten davon zn ziehen, wofern man ihnen nicht deferierte. Was nun
nach den eintretenden h. Pfingsttagen weiter vorgehen and aus dem Werke
endlich werden wird, steht zu erwarten.
Andreas Neumann an den Kurflirsten. D. Wien
14. /24. Juni 1662.
[Kaiserliche Besolation, neues Memorial der Schweden.]
24 Juni. In der Schwedischen Lehnssarhe ist, nachdem der Kaiser einige zu-
rückgebliebene Geh. Räthe nach Fressburg convociert, resolviert^, sie
ihnen secnndnm tenorem Instr. Pacis zu geben und mit dem übrigen an
den Reichstag zu verweisen. Sie haben aber durch ein Memorial cathe-
goricam resolutionem auf ja oder nein begehrt, und soll das Memorial
ziemlich hart eingerichtet, auch Wiedererstattung der verursachten Kosteu
und Schäden darin bedingt sein. Ob sie mit solcher Bedrohung etwas her-
ausbringen werden, steht zu erwarten; dem Verlaut nach macheu sie sich
reisefertig.
Andreas Neumann an den Kurflirsten. D. Wien
21. Juni/ I.Juli 1662.
[Neue Resolution des Kaisers. Abreise der Behwedischeo Gesandten.]
1. Juli. (auf ein Resciipt des Kf. vom 28. Mai, worin er angewiesen ist, sich in
das Schwedische Belebnungswerk weiter gar nicht einzulassen.) Uebersende
hiermit der Schwedischen Gesandten rationes, so zu Behauptung ihres In-
tents dem Reichshofrath hinterbrachte), deren ungeachtet sein Kais. M.
darbei geblieben ^) , dass die Sache ad comitia zu remittieren , worauf die
Gesandten am verschienen Dienstag nach Presbnrg gereiset, von Ihr. Maj.,
wie geschehen, Abschied zu nehmen, und sein gestern wieder anhero kommen,
willens anstehende Woche ihre Rückreise anzutreten, nehmen ihren Weg
0 Die Kaiserliche ResolutioD vom 18. Juni 1662 in Bericht nnd Bewaodais
(Repraesenlatio) Beil. N. Diarium Europ. VIII S. 644. Londorp VIII 8.868.
^ Memorial der Schwedischen Gesandten vom 21. Juni 1662 in Bericht
und Bewandnis (ßepraesentatio) Boil. 0. Diarium Burop. VIII S. 652. Lon-
dorp VIII 8.869.
^ Zweite Kaiserliche Resolution vum 28. Juni 1662 in Bericht und Be-
wandnis (Repraesontatio) Beil. P. Diarium Europ. VIII S. 668. Londorp
VIII 8. 873.
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Abreise der schwed. OesandteD. Drohende AbaichteD Schwedens. 145
über Prag. Der Baron Sparr soll sich im Bremischen aufhalten, Kleihe
aber nach Schweden gehen wollen, mündliche Relation zu erstatten und
sodann den Reichstag za besnehen, dem Snolsky anch beiwohnen soll.
Ewald V. Kleist^) an den Kurfürsten. D. Sternberg
31. Oetober/[10. November] 1662.
Er hat dem Kf. am 23. aus Dargnn berichtet, was zwischen dem 10. Nov.
Schwedischen Reich6admiral und ihm wegen der Investitur über die Ex-
pectantien im Discars vorgegangen. Der Camiusche Kapitular Weissen-
fels hat ihm zu verstehen gegeben, man fürchte schwedischerseits , dass
Kf. sich der Occasion, da am kaiserl. Hofe der Belehnuug über die im
Grenzrecess ^exprimierten Expectantien widersprochen wird, dahin bedie-
nen wolle, dass der ganze Grenzrecess möchte umgestossen werden, und
dass solches ohne Krieg nicht würde geschehen können. Er hat das aber
durchaus verneint. Sonst wird man gewahr, dass von schwedischer Seite
so bald keine Investitur mehr wird gesucht werden, sondern man es darauf
ankommen lassen will, ob die Zeit käme, da man sie offerieren würde, wie
denn auch die Schickung auf den Reichstag so bald nicht geschehen wird.
Der Yerdruss auf den kaiserlichen Hof ist sehr merklich und die Begierde,
des Reichs Stände gegen denselben zu animieren, auch daher abzunehmen,
dass der R.admiral oftmals wiederholte, der Kaiser bemühe sich sehr, die
Krone Polen an sich zu bringen und fomentiere daher die Conföderation,
wenn es ihm gelinge, sei es um des Reichs Freiheit gethan, und dieselbe
noch mehr in Gefahr als 1629. Diese Materie, nebst dem, was wegen
Lothringen das französische Interesse ist, scheint die vornehmste bei den
Conferenzen gewesen zu sein, welche der Reichsadmiral occasione des
Schwalbachschen Bades*) mit etlichen Kur- und Fürsten gehalten.
Bei K.Mainz ist er zweimal und dieser ebenso oft bei ihm gewesen, er
soll sogar atif dieser Reise selbst bis in Frankreich gewesen sein, dessen
wahrer, eigentlicher Grund nicht zu penetrieren gewesen ist. Daran aber
ist kein Zweifel, dass zwischen Frankreich und Schweden das Concert
ganz fertig, und je geheimer es gehalten wird, je mehr und besser dieje-
nigen, welchen an diesem Geheimnis gelegen, sich vorzusehen haben.
1) Ewald V. Kleist, Geheimer Rath, 1649—1651 Gesandter des Kf. in Stock-
holm (8. lY S. 843 ff.}, 1656 und 1657 wiederholt als Gesandter nach Dänemark
and zu König Karl X. Gustav entsendet (s. VIII S. 113 ff. 124 ff. 175 ff. 228 f.).
^ Wrangel war (Diarium Europ. VIII S. 643) incognito am 5. Juli 1662
in Frankfurt angekomoien und von dort über Mainz, wo er stattlich empfangen
wurde, nach Lange nach walbach gereist. Ende August kam er dann (Diar.
Europ. IX, S. 186) inCöln an und reiste von hier über Holland nach dem Her-
zogthum Bremen.
Mater, s. Gesch. d. G. Karfürstcn. XI. 10
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146 3- 1^16 Belehonng des Kurfürsten n. s. w.
Die National -Regimenter in Schweden sind ganz complet nnd rühmt
man sie 30000 Mann stark, davon über 15000 Mann zu Felde gehen können,
ohne was im Bremischen vorhanden, und soll jetzt mit Königsmarck
wegen Werbungen des Orts für Schweden gehandelt werden.
Bei dem allen bleibt dennoch Gott Richter auf Erden.
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Abschnitt 4.
Der Anfang des Regensburger Reichstages.
1662 — 1664.
10*
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Einleitung.
Als der im Jahre 1653 in Regensburg zusammeDgetretene Reichstag
im Mai des folgenden Jahres geschlossen wurde, obwohl die Mehrzahl der
demselben durch das Westfälische Friedensinstrument zugewiesenen Reichs-
verfassungsfragen noch nicht ihre Erledigung gefunden hatten, war be-
stimmt worden ^), dass derselbe behufs Vollendung dieser Aufgabe nach
zwei Jahren, am 17. Mai 1656 sich wieder versammeln und dass inzwischen
eine der wichtigsten und schwierigsten unter jenen Fragen, diejenige be-
treffend die casus restituendorum ex capite amnestiae et gravaminum,
d. h. die Ausführung der Bestimmungen des Friedensinstrumeutes über den
kirchlichen Rechts - und Besitzstand, durch die jetzt streng paritätisch zu-
sammengesetzte ordentliche Reichsdeputation, welche auf den 1. October
1654 nach Frankfurt a. M. berufen wurde, in Angriff genommen werden
sollte. Die letztere ist, allerdings erst ein Jahr später, im September 1655,
in Frankfurt zusammengetreten, hat dort, freilich ohne irgend etwas Er-
hebliches auszurichten, bis zu Ende der Regierung Kaiser Ferdinand III.
getagt, ein Theil ihrer Mitglieder bat dann eigenmächtig auch nach dem
Tode dieses und nachher nach der Wahl des neuen Kaisers Leopold I.,
trotzdem derselbe ihre Verlegung nach Regensburg forderte, ihre Sitzun-
gen dort fortgesetzt und hat so Veranlassung zu jenen Streitigkeiten ge-
geben, welche im ersten Abschnitte dieses Bandes behandelt worden sind.
Dagegen ist der Reichstag weder an jenem festgesetzten Termine noch
überhaupt während der Regierung Ferdinand III. wieder zusammenberufen
worden, und auch dessen Nachfolger hat sich lange gesträubt, jene Zusage
seines Vaters zu erfüllen. Eine wirkliche Erledigung und Ordnung aller
jener noch offenen und streitigen Fragen der Reichsverfassnng lag über-
haupt durchaus nicht im Interesse der kaiserlich - österreichischen Politik,
und am wenigsten konnte diese damals, nachdem gerade im Gegensatze
zu ihr ein Theil sowohl der katholischen als auch der protestantischen
*) Reichstagsabscbied 7on 1654 § 191. 192 (v. Meiern, Regenspargische
BeiebstagB-HaDdlnDgen H S. 138 f.).
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150 4- ^^^ Anfang des Regensbarger Reichstages.
Fürsten sich mit Frankreich nnd Schweden zur Rheinischen Allianz
vereinigt hatte, hoffen, dass eine solche ihren Wünschen gemäss werde
zustande gebracht werden können. Daher hat der Kaiser dem ihm zu-
erst von einigen befreundeten Fürsten zu Anfang des Jahres 1660 ge-
machten Vorschlag'), jenem Streite über die Verlegung der Reichsdepu-
tation durch Wiederberufung des Reichstages ein Ende zu machen, welcher
bald auch von den Fürsten der Oppositionspartei wiederholt wurde, kein
Gehör geschenkt, und auch, als zu Ende dieses Jahres infolge der üblen
Wendung, welche die Siebenbürgischen Wirren nahmen, die Gefahr eines
neuen Türkenkrieges heraufzog, und er sich entschloss, für einen solchen
die Hülfe der deutschen Reichsstände in Anspruch zu nehmen, hat er zu-
nächst unter dem Vorwande'), dass Gefahr im Verzuge sei, auf anderem
Wege, durch besondere Verhandlungen mit den einzelnen mächtigeren Für-
sten und Städten diese Absicht zu erreichen gesucht. Allein nur ein Theil
derselben zeigte sich willfährig, und den Fürsten der Oppositionspartei gab
gerade dieses Hülfsgesuch des Kaisers Gelegenheit, mit um so grösserem
Nachdrnck die Berufung des Reichstages zu fordern. Das Haupt derselben,
der Kurfürst von Mainz, verlangte in der Resolution, welche er dem an
ihn abgeschickten kaiserlichen Gesandten ertheilte^), als das beste Mittel,
nm einmütbig dem Türken entgegenzutreten, die Wiederberufung des Reichs-
tages und sagte nur für den Fall, dass es vor derselben zum wirklichen
Ausbruch des Krieges kommen sollte, die Stellung von Hülfstruppen zu.
Noch entschiedener war die Sprache, welche der Pfalzgraf von Neuburg
führte <), und in ähnlicher Weise machten auch die Braunschweigischen
») S. oben Abschn. 1 S. 11.
^) Vortrag der kaiserlichen Gesandten an die Reichsstände wegen der Tür-
kenbülfe (Diar. Europ. VI 8.235. Londorp YIII 8.744): , Dieselbe thun sich
zwar des alten Herkommens guter maassen bescheiden, dass dergleichen An-
suchen and Begehren auf einer allgemeinen Reichs- oder Kreisversammlung ge-
schehen sollte, nachdem aber mehr bedeutete vor Augen stehende Gefahr ein-
zigen Verzug nit leidet und dargegen bekannt ist, wie schwer, kostbar und lang-
sam es mit solchen Zusammenkünften hergehet, so haben I. K. M. nothwendig
diesen nähern Weg der absonderlichen Schickung ergreifen — müssen.
^ Diar. £urop. VI 8. 240. Londorp VIII 8. 746. Ueber die später von
Kurmainz gestellten Bedingungen 8. Ludwig XIV. Instruktion für Gravel
(Guhrauer II S. 305).
*) Resolution von Pfalz -Neuburg an den kaiserl. Gesandten Grafen zu
Konigseck, d. Düsseldorf 6. Februar 1661 (Londorp VIII 8.747): er ver-
weigert eine bestimmte Erklärung, weil eine einseitige Hülfe nicht allein dem
Kaiser wenig nützen, ^sondern von den Mitständen eine solche Specialdeclara-
tion als ein Vorgriff in eine allgemeine Reichssache aufgenommen und ungleiche
Gedanken erwecken werde", dagegen zweifle er nicht, wenn der Kaiser die
Reichsstände zu einem Reichstage förderlichst berufen werde, dass dieselben
ohne ZeitverlieruDg denselben beobachten und zu Abwendung der Gefahr freudig
concurrieren werden, und dass im Fall der Feind vor Ablauf des im Reichstags-
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EioleituDg. 151
Fürsteo, der Herzog ?oq Würtemberg, der Landgraf von Hessen-
Cassel u. a. ') ihre Hülfeleistnng von der Berafang des Reichstages ab-
häDgig. Der Kaiser versuchte diese Opposition dadurch zu beschwich-
tigen, dass er in einem Schreiben, welches er am 14. Mai 1661 an den
Kurfürsten von Mainz und auch an die anderen Kurfürsten richtete^), im
Princip in die Bernfung des Reichstages einwilligte und gegen die Deu-
tung, welche man jenen besonderen Hülfsgesuchen an die einzelnen Reichs-
stände gegeben hatte, als wolle er auf solche Weise denselben ihr jus'
suffragii nehmen und dem Reichstage entfliehen, protestierte. Aber er
erklärte doch wieder, dass er unter den jetzigen Verhältnissen die Aus-
schreibung des Reichstages nicht für thuulich halte, und verlangte, dass zu-
nächst der Deputatioustag nach Augsburg verlegt werde, mit der Versiche-
rung, dass dort auch praeliminariter von dem gehandelt werden solle, was
zur Beförderung des Reichstages dienen könne, und dass er, wenn er von
den Reichsständen die Versicherung erhalten werde, dass man ohne Weit-
läufigkeit zum Reichstage gelangen könne, einen solchen bald ausschreiben
wolle. Allein dieser Versuch, zu dessen weiterer Durchführung er den
Reichsvicekanzler v. Waldersdorf nach Mainz schickte, scheiterte voll-
ständig. Der Kurfürst von Mainz und dessen Bundesgenossen verharrten
einerseits bei ihrem Widerspruch gegen die Verlegung der Reichsdeputation,
andererseits beschlossen sie auf den Vorschlag Ludwigs XIV., welcher
so in geschicktester Weise die Bemühungen sowohl des Kaisers als auch
des mit diesem Hand in Hand gehenden Papstes zu vereiteln wusste^),
zwar dem Kaiser Hülfstrup^en anzubieten, aber unter Bediogungeu, von
denen man im voraus wusste, dass derselbe sie nicht annehmen werde,
nämlich dass die gesamten Alliierten als solche im Verein mit Frankreich
ein besonderes Hülfsheer schicken wollten. Obwohl dieses Anerbieten ihm
uicht officiell mitgetheilt wurde, bewog doch die Kunde von diesen Ab-
sichten der Alliierten den Kaiser, zumal da die .Gefahr eines Krieges mit
den Türken immer ernstlicher heranzutreten schien, zu weiterem Nachgeben.
Zu einer solchen Demüthigung, die Hülfe des so verhassten und bisher so
viel geschmähten Rheinbundes anzunehmen, wollte er sich nicht verstehen,
leichter als mit diesem schien es doch möglich sich mit einem Reichstage
zu verständigen, so erklärte der Kaiser schon im August 1661^), dass er
den Reichstag auf den L October des nächsten Jahres ausschreiben wolle,
auBschreiben benannten Termins losbrechen sollte, die Reichsstände „in ADsehnng
des ausgeschriebenen Reichstages anerwartet des BeichsschlaBses'* dem Kaiser
beispringen werden.
') 8. Kocher, Gesch. von Hannover und Brauoschweig I S. 307. Sattler,
Gesch. des Herzogthums Würtenberg X S. 10 f. Vgl. oben Abscho. 1 S. 29.
^ Diar. Eorop. VII S. 103. Londorp VIII S. 759. S. oben Abechn 1 S.34.
*) 8. Guhrauer H S. 297 ff. Köcher I S. 307 ff.
*) 8. das Schreiben des Kaisers an den Kf. vom 25. August 1661 oben Ab*
schnitt 1 S. 46.
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152 4> I^or ÄDfaog des Regensbarger Reichstages.
erbat deo CoDsens der Karfürsten dazo, stellte freilich nochmals das Ver-
langen, dass zunächst der Depntationstag in Augsburg zusammentreten
solle, Hess aber, da der Kurfürst von Mainz und dessen Bundesgenossen
bei ihrem Widerspruche dagegen verharrten, schliesslich diese Forderung
fallen und schrieb am 8. Februar 1662^), unter Hinweis auf die immer
weiteren Uebergriffe der Türken in Ungarn und ihre bedrohlichen Rüstun-
gen, sowie andererseits darauf, dass er „schon sonst gemäss dem letzten
Reichsabschied entschlossen gewesen sei, zu fernerer Abhandlung der aus-
gestellten Punkte und zu Erhaltung yon Friede und Einigkeit den proro-
gierten Reichstag zu reassumieren^^ den Reichstag und zwar schon auf den
S.Juni dieses Jahres nach Regensburg aus. Als Aufgabe desselben
wurde in diesem Ausschreiben nur bezeichnet, es solle berathen werden,
wie dem Türken kräftig und nachdrücklich gesteuert, derselbe von den
kaiserlichen Erblanden abgehalten und dadurch auch das Römische Reich
in beständiger Ruhe und Sicherheit erhalten bleiben möge, doch enthielt
jene vorhergehende Erklärung wenigstens indirect das Zugeständnis, dass
auf demselben auch die auf dem letzten Reichstage unerledigt gebliebenen
Fragen wieder aufgenommen und auch über die securitas imperii, über eine
Reichskriegsverfassung berathschlagt werden sollte-
Das Verhalten des brandenburgischen Kurfürsten in den der wirk-
lichen Bernfung des Reichstages vorhergehenden Streitigkeiten und Verhand-
lungen ist schon oben im 1. Abschnitt näher dargelegt worden, die nachfolgend
milgetheilten Akten sollen die Wirksamkeit veranschaulichen, welche der-
selbe durch seiue Gesandtschaft auf dem Reichstage zunächst während der
beiden ersten Jahre des Bestehens desselben ausgeübt hat. Die Auswahl
aus dem ungemein umfangreichen Aktenmateriale ^ ist von dem Gesichts*
punkte aus getroffen worden, dass diese Auszüge neben der besonderen
Aktion des Kurfürsten und seiner Gesandten auch den allgemeinen Verlauf
der Reichstagsverhandlungen erkennen lassen sollen. Allerdings liegt eine
auf urkundlicher Grundlage beruhende Geschichte') jenes Reichstages vor,
doch bietet dieselbe, für welche vornehmlich reichsstädtische Gesandtschafts-
akten benutzt siod, weder ein ganz vollständiges Bild der dortigen Vor-
gänge, noch finden diese immer die richtige Beleuchtung und Würdigung,
0 Diar. Earop. VIII S. 123ff. Londorp VIII S. 811ff. Fachner v. Eg-
gen stör ff, Vollständige SammluDg aller von Anfang des noch fürwährenden
Teutschen Reichstages de anno 1663 biss anhero abgefassteo Reicbsschlüsbe
I S. 1 ff.
'-*) Ausser den sehr zahlreichen und ansführlichen , mit vielen Beilagen aus-
gestatteten Relationen der Gesandten nnd den Sitzungsprotokollen liegt noch
ein voD 6. v. Jena eigenhändig geführtes nioht minder umfangreiches Dia-
rium vor.
^) Gemeiner, Geschichte der öffentlichen Verhandlaogen des zu Regens^
burg noch fortwährenden Reichstages, I. II. Nörnberg 1794. 95. Auffallender
Weise sind auch die Verhandlungen dieses Reichstages von Pufendorf fast
ganz unberücksichtigt gelassen worden, dagegen sind die Hauptmomente der-
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BinleitoDg. 153
so dasB eine Ergänzong derselben ans anderweitigen Quellen keineswegs
als überflüssig erscheint.
Die wirkliebe Eröffnung des ursprünglich auf den 8. Juni 1662 be-
rufenen Reichstages hat sich sehr lange hingezogen. Als die branden-
bnrgische Qesandtschaft Anfang September in Regensburg ankam, waren
dort ausser den kaiserlichen Kommissaren, deren Haupt, der Erzbischof von
Salzburg erst wenige Tage vorher seinen Einzug in die Stadt gehalten
hatte, nur wenige andere Gesandten anwesend, erst allmählich in den näch-
sten Monaten fand sich eine grössere Zahl zusammen, am 2. December
kündigte der Erzbischof von Salzburg an, dass der Kaiser die Ver-
lesung der Proposition und damit die Eröffnung des Reichstages auf den
20. Januar 1663 festgesetzt habe, an diesem Tage fand dieselbe wirklich
statt und darauf haben die Sitzungen begonnen. Gleich zu Anfang trat
der Gegensatz der Parteien hervor; während der Kaiser und die demselben
willfährige Majorität im Kurfürsten- und Fürstencollegium zunächst nur
den ersten Funkt der kaiserlichen Proposition, die Berathung über die dem
Kaiser gegen die Türken zu leistende Hülfe, in Angriff nehmen wollte,
verlangte die Oppositionspartei, die Rheinischen Alliierten, und unter ihnen
namentlich die weltlichen Fürsten, welche auf Anregung und unter Leitting
von Pfalz -Neuburg im April 1662 zu dem „Pürstenverein" zusammen-
getreten waren 1). auf deren Seite sich aber bald auch einige andere Fürsten
und zeitweilig auch die Reichsstädte stellten, auch gleichzeitige Vornahme
der beiden anderen Punkte, der Reichskriegsverfassung und der durch das
Friedensinstrument auf den Reichstag verwiesenen Fragen, namentlich über
die Wahlcapitulation, doch konnten die letzteren damit nicht durchdringen,
und 80 hat der Reichstag angesichts der immer drohender herannahenden
Türkengefahr sich bis zum Juli ausschliesslich mit den die Türkeuhülfe
betreffenden Fragen beschäftigt. Entsprechend den Weisungen, welche er
seinen Gesandten schon in ihrer Instruktion ertheilt hatte, lässt der Kurfürst
dieselben während dieser Verhandlungen durchaus die Wünsche und For-
derungen des Kaisers unterstützen^ freilich aber bedingt er insgeheim aus,
dass er selbst mit Rücksicht auf die Gefahren, welche ihm im Norden
durch die feindselige Haltung Schwedens und Polens und durch die
Streitigkeiten mit den preussischen Ständen drohten, von der Leistung der
Hülfe entbunden sein sollte. Anfang Juli erhielten diese Berathungen über
die Türkenhülfe mit der Ueberreichung eines Reichsgutachtens an den
Kaiser, in welchem sich das Kurfürsten- und die Majorität des Fürsten-
collegiums zu der Zahlung von 50 Römermonaten auf ein Jahr, die Al-
selbeo schon von Droysen, Gesch. der Preuss. Politik 111,3 S. 28ff. hervor-,
gehoben worden, neuerdings sind dann die dortigen Vorgänge, aber nor des er-
sten Jahres 1663, genauer von Köcher, Gesch. von Hannover und Braunschweig
I S. 321 ff. dargestellt worden.
^) 8. Sattler, Gesch. des Herzogthums Wurtenberg X S. 19. Köcher,
I S. 316 ff.
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154 4* I^er Anfang des Regensbnrger Reichstages.
liierten, denen der Kaiser nun doch dieses Zugeständnis machen mnsste,
ZQ der Stellang eines entsprechenden Truppencorps unter besonderen, oiit
dem Erzbischof von Salzburg vereinbarten Bedingungen^ von den Städten
nur ein Theil zur Zahlung von 20 Römermonaten erboten, einen vorläufigen,
sehr ungenügenden Abschluss, und es wurden nun die anderen Fragen vor-
genommen. Nach langen Streitigkeiten darüber, in welcher Ordnung über
dieselben berathen werden sollte, einigte man sich Anfang September d^hin,
dass in der nächsten Zeit nur die Reichskrieg6verfassung, vom 1. November
an aber abwechselnd mit derselben auch die Wahlcapitnlation berathen
werden sollte. Obwohl inzwischen der Krieg in Ungarn begonnen hatte
und bei den glücklichen Erfolgen der Türken bald auch die deutschen
Erblande des Kaisers in ^ä(;h:^ter Nähe von denselben bedroht wurden,
wurden die Verh.indlungen über die R eic hs kr iegs Verfassung zunächst
rein theoretisch und mit derselben L;mü;8amkeit und Uneinigkeit wie vorher
geführt, so dass erst Anfang December ein einhelliger Bcv^^chluss der drei
Collegien zu stände kam, nach welchem ein jeder Reichsstand das Triplum
seines alten Anschlages bereit halten sollte. Kurfürst Friedrich Wil-
helm, der inzwischen dem Kaiser ein besonderes Hülfscorps geschickt
hatte, hat sich allerdings auch nn jenen Berathungeu betheiligt und die-
selben durch gute Rathschläge, welche er ertheilen Hess, zu fördern ge-
>ucht, er hat aber fortgesetzt darauf gedrungen, dass dieselben beschleunigt
und dass vor allem der augenblicklich drohenden Gefahr gegenüber wirk-
lich Hülfe geschafft werden solle; in der Erkenntnis, dass ein nach dem
bewilligten Triplum aufgestelltes Reichsheer (c. 30,000 Mann) nicht aus-
reiche, verlangt er, dass man sich zunächst über eine grössere Zahl von
Truppen (er schlug 60,000 Mann vor) vergleichen und dann erst überlegen
solle, wieviel die einzelnen Reichsstände dazu zu stellen hätten, er dringt
darauf, dass die Fragen wegen einer beständigen Reichskriegsverfassung
und wegen der gegenwärtig zu leistenden Türkenhülfe von einander ge-
sondert und dass zunächst, da die höchste Gefahr im Verzuge sei, nur die
zweite erledigt werde. Nur dieses letztere ist erreicht worden, im übrigen
aber nahmen die Verhandlungen, auch nachdem Ende December der Kaiser
und dadurch veranlasst die übrigen Kurfürsten und zahlreiche andere Für-
sten persönlich in Regens bürg erschienen waren, (Kurfürst Friedrich
Wilhelm hat die Frage, ob auch er der an ihn ergangenen Einladung
dorthin Folge leisten solle, ernstlich in seinem Geheimen Rathe erörtern
lassen, aber sich schliesslich namentlich mit Rücksicht darauf, dass die
Wirren in Polen seine Anwesenheit im eigenen Lande erforderten, ent-
schlossen, dieselbe abzulehnen) denselben schwerfälligen Verlauf wie vorher,
zu der Bewilligung einer grösseren Streitmacht wollte man sich nicht ver-
stehen, und Monate vergingen, ehe man sich über die Einrichtung und Aus-
rüstung des nach dem Triplum aufzustellenden Reichsheeres, welches, da
die Truppen der Alliierten ein besonderes Corps für sich bildeten , auf
20,000 Manu augeschlagen wurde, namentlich über die Besetzung der
höheren Befehlshaberstellea einigen konnte. So hat sich diese Reichsarmee
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EioIeitoDg. 155
erst Mitte Juli 1664 mit der kaiserlichen Armee unter Monte cnccoli ver-
einigt und hat nur ao den letzten Kämpfen, denen schon im September
der von dem Kaiser auf eigene Hand abgegchlossene Friede ein Ende
machte, mit wenig Ruhm Thell genommen. Der Kurfürst hat sich die von
dem Reichstage in diesen Angelegenheiten gefassten Beschlüsse gefallen
lassen, hat nach wie vor die Forderungen des Kaisers unterstützt, hat
aber seinerseits unter Berufung darauf, dass er dem Kaiser ein besonderes
Hülfscorps geschickt habe^ und dasp dieses stärker sei, als das nach dem
Triplam auf ihn fallende Contingent betragen würde, jeden Beitrag zu den
Kosten des Reichsheeres abgelehnt.
Die mit der Türkenhülfe zusammenhängenden Fragen haben bis gegen
Ende des Jribres 1664 den Reichstag üo überwiegend beschäftigt; dass
neben ihnen und der Erfurter Angelegenheit, welche zeitweilig im Sep-
tember und October die ordentlichen Reichstagsverhandlungen ganz in's
Stocken brachte, nur noch ein anderer wichtiger Punkt, nämlich die Wahl-
capitalation, in Angriff genommen worden ist. Nach dem am 26. Sep-
tember 1663 gefassten Beschlüsse sollte vom 1. November dieses Jahres an
diese Frage abwechselnd mit der Reichskriegsverfassung berathen werden,
dem zufolge waren im October die kurfürstlichen Gesandten zu vertrau-
lichen Besprechungen über diese Angelegenheit zusammengetreten, am
19. November fassten sie eine Declaration ab, in welcher die Zugeständnisse,
zu denen sich die Kurfürsten aus freien Stücken bereit erklärten, angegeben
wurden, und |);ellten am 23. November dieselbe dem Directorium des Fürsten-
collegiums zu. Diese Zugeständnisse waren aber so unbedeutend, dass die
Fürsten, insbesondere die Mitglieder der Oppositionspartei, damit durchaus
nicht zufrieden waren, vielmehr wurden von denselben ähnlich wie schon
auf dem vorigen Reichstage Forderungen erhoben, welche darauf hinzielten,
den Kurfürsten bei der Abfassung der Wahlcapitulation gänzlich die Hände
zu binden und so die Prärogativen derselben auf das äusserste zu be-
i^cbränken. Doch wurden auch die Verhandlungen über diese Frage so
hinausgezogen, dass dieselben bis zu Ende des Jahres nicht über die vor-
bereitenden Stadien hinausgekommen sind. Innerhalb des Fürstencollegiums
selbst DQachte sich der Gegensatz zwischen den weltlichen und den
geistlichen Mitgliedern desselben geltend, zunächst traten nur die er^teren
und zwar unter Ausschliessung der Gesandten derjenigen kurfürstlichen
Häuser, welche als Inhaber von Fürstenthümern auch diesem Collegium
angehörten, zusammen und stellten ein Gegenproject einer „beständigen^
Wahlcapitulation auf. Nachdem sie Anfang Juli 1664 damit fertig gewor-
den waren, traten nun die Geistlichen, von denen auch die Vertreter der
kurfürstlichen Häuser, darunter auch der des brandenburgischen Kurfürsten,
hinzugezogen wurden, ihrerseits zusammen, um über das kurfürstliche Pro-
ject zu berathen, erst Ende November wurden sie mit ihren Bemerkungen
zu demselben fertig und erst Anfang Decembcr haben dann die Berathun-
gen darüber im pleuuni des Fürstencollegiums begonnen. Kurfürst Fried-
rieh Wilhelm hat auch jetzt in dieser Frage dieselbe Haltung einge-
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156 4- I^or Anfang des Regensbürger Reichstages.
Qommea wie auf dem vorigen Reichstage^ er hat allerdings gegenüber jenen
so weit gehenden Forderungen der Pürstenpartei an der Behauptung der
wesentlichen, in den Reichsgesetzen und dem Herkommen begründeten
Vorrechten der Kurfürsten mit Entschiedenheit festgehalten und hat zu
diesem Zwecke unter diesen selbst eine festere Vereinigung zn begründen
versucht, aber er hat sonst gegen billige Forderungen der Fürsten zur
Nachgiebigkeit gerathen. Er hat gleich zu Anfang, als ihm jene kurfürst-
liche Declaration, die den Charakter eines Ultimatum trug, mitgetheilt wurde,
erklärt, die Fürsten würden sich sicherlich nicht mit diesen Zugeständ-
nissen begnügen, und darein gewilligt, dass mit denselben weiter darüber
verhandelt werde, ebenso hat er nachher, obwohl er vorher das Gegentheil
gewünscht und gefordert hatte, nachgegeben, dass diese Verhandlungen im
plenum in ordentlicher Weise geführt wurden.
Neben den eigentlichen Reichstagsgeschäften haben die brandenbur-
gisclien Gesandten in Regensburg in diesen Jahren auch andere Verhand-
lungen zu führen p:ehabt, sie erhielten den Auftrag, beim Kaiser die Resti-
tution von Jägerndorf zu betreiben, sie sind mit den Gesandten des
Pfalzgrafen von Neuburg und mit denjenigen Fürsten, welche sich zur
Vermittelung der Streitigkeiten desselben mit dem Kurfürsten erboten, in
Unterhandlungen getreten, und haben, freilich schliesslich ohne Erfolg, zu-
nächst in der Streitfrage über das Directorium im wei>tfäli sehen Kreise
einen Ausgleich anzubahnen versucht, ihnen wurden dann im Jahre 1664,
nachdem der Kurfürst sich entschlossen hatte, der R he ini selben Allianz
beizutreten, die darauf bezüglichen Verhandlungen mit dem jetzt auch in
Regensburg anwesenden Bundesrathe übertragen; auch über diese ander-
weitige Thätigkeit derselben geben die hier mitgetheilten Akten Auskunft.
Die Gesandtschaft, welche Kurfürst Friedrich Wilhelm im August
1662, jedenfalls in der Voraussetzung, dass auch dieser Reichstag eine
nicht allzu lange Dauer haben werde, nach Regensburg schickte, war eine
sehr zahlreiche und ansehnliche, sie bestand aus den beiden Mitgliedern
des Geheimen Rathes Clans Ernst v. Platen und Carl Caspar
V. Blumenthal, aus dem Halberstädtischen Regierungs- und Landrath
Curt Asche v. Mahrenholtz und dem Frankfurter Professor Dr. Gott-
fried V. Jena, denen 4 Edelleute und ein stattliches anderweitiges Ge-
folge beigegeben wurden. Die lange Verzögerung der Eröffnung des
Reichstages, dann das unerwartete Hinziehen der Verhandlungen desselben
haben aber den Kurfürsten bald veranlasst, namentlich aus Rücksicht auf
den grossen Kostenaufwand, dieselbe einzuschränken. Schon Anfang De-
cember 1662, also noch ehe die eigentlichen Reichstagsverhandlongen be-
gonnen hatten, wurde v. Blumenthal abberufen, um die Gesandtschaft
nach Paris zu übernehmen, im Mai 1663 wurde auch v. Platen und der
grössere Theil des Gefolges zurückgerufen, so dass nur v. Mahrenholtz
und Jena, jener als Vertreter des Kurfürsten im Kurfürsten-, dieser im
Fürstencollegium, mit bescheidenem Gefolge in Regensburg zurückblieben.
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Einleitung. 157
Der erstere war schon im Jahre vorher 0 (Januar — Februar 1661) zu
einer diplomatischen Sendung an den dänischen Hof verwendet worden,
er ist bis zu seihem Tode (29. October 1674 ^) in Regensburg geblieben,
ohne, wie es scheint, dort eine bedeutende Rolle zu spielen, der letztere
hat hier zum ersten Male die diplomatische Carriere und zugleich diejenige
Stellung angetreten, in welcher er nachher lange Jahre verblieben ist, und
in welcher er eine hervorragende Thätigkeit entwickelt hat. Gottfried
von Jena'), der jüngere Bruder des Geheimen Rathes und Halberstäd-
tischen Kanzlers Friedrich von Jena, 1620 in Zerbst geboren, hatte
wie jener sich der jaristischen Laufbahn zugewandt und nach Absolvierung
seiner Studien auf den Universitäten Wittenberg, Giessen und Mar-
burg und nach längeren Reisen sich als Docent der Rechte in HeideU
berg niedergelassen, war dann aber 1655 als Nachfolger seines damals
von dem Kurfürsten als Geheimer Rath in dessen unmittelbare Nähe ge-
zogenen Bruders als ordentlicher Professor der Rechte an die Univer-
sität Frankfurt a. 0. berufen worden. Dort hat er sich neben seiner
akademischen Thätigkeit durch die Anfertigung von Rechtsdeductionen und
Gutachten hervorgethan, er wurde dafür von dem Kurfürsten mit dem Titel
eines Geheimen Rathes beehrt und 1662 als Mitglied der Reichstagsgesandt-
schaft nach Regensburg entsendet. In dieser neuen Stellung als Ver-
treter des Kurfürsten auf dem immer verlängerten und schliesslich in eine
ständige Versammlung verwandelten Reichstage ist er ein Viertel Jahrhun-
dert lang, beinahe bis zum Tode des Grossen Kurfürsten, bis zum Sommer
1687 *) verblieben, nnd er hat dieselbe auf das geschickteste und würdigste
») S. ürk. u. Akt. IX S. 719f.
>) Irrig setzen Cos mar nnd Elaproth, Gesch. des PreussischeD Geheimen
Staatsraths S. 362 seioen Tod anf den 18. September 1689 ao; O. v. Jena mel-
det (d. Regenshurg 19./29. October 1674), dass v. M. an diesem Tage Nachmittags
3 Uhr nach ganz kurzer Krankheit (er hat noch die vorhergehende Relation vom
15./25. October unterzeichnet) gestorben sei. ^
') S. Isaacsohn in der AUgem. deutschen Biographie XIII S. 762.
*) Irrig giebt Isaacsohn a. a. 0. an, G. v. Jena sei trotz der zu Anfang
des Jahres 1687 zwischen ihm und dem Kf. entstandenen Differenzen anf seinem
Posten in Regenshurg bis über den Tod des Kf. hinaus verblieben. Allerdings
wurden jene Diflferenzen ausgeglichen, der Kf. versichert ihn (d. Potsdam
22. März/ 1. April 1687) wieder seiner früheren Huld und Gnade, gewährt ihm
aber zunächst einen dreimonatlichen Urlaub, um seine in Brescia sich aufhaltende
Tochter daselbst zu besuchen, und weist ihn an, sodann sich zur Beobachtung
seiner obliegenden Funktionen im Herzogthum Magdeburg wieder einzufinden,
nimmt aber (d. Potsdam 29. Mai / 8. Juni 1687) den ertheilten Urlaub wieder zurück
nnd befiehlt ihm, sogleich nach Halle sich zu begeben, und J. meldet von dort
am 2./ 12. Juli desselben Jahres, dass er dort angekommen sei. Nach seinem
Abgange verwaltete zunächst der schon 1680 ihm beigegebene C. Schonheck
allein die Gesandtschaftsgeschäfte, bis der Kf. noch in demselben Jahre Ernst
V. Metternich und Wolfgang v. Schmettau zu seinen Gesandten beim
Reichstage ernannte.
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158 4- Der Anfang des Regensburger ReichetageB.
and zar volleo Zufriedenheit seines Herren ausgefüllt. Mit einer gründ-
lichen Kenntnis der verwickelten staatsrechtlichen Verhältnisse verband er
eine scharfe Beobachtungsgabe; und auch mit den damaligen Künsten der
diplomatischen Intrigue hat er sich schnell vertraut gemacht; bei aller Ent-
schiedenheit; mit welcher er die Rechte und Interessen seines Herrn ver-
trat, zeigte er sich doch mild und versöhnlich, er war von angenehmen
Umgangsformen und hat sich so auch bei seinen Genossen in Regensburg
allgemeiner Achtung und Beliebtheit erfreut.
Als Anhang sind diesem Abschnitte die auf die Versammlungen des
Obersächsischen Kreises zu Leipzig (October 1663 und Juni 1664)
und auf die beiden Zusammenkünfte des brandenburgischen Kurfürsten mit
dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen (December 1663 und Juni
1664) bezüglichen Akten beigegeben. Dieselben Fragen; welche den Reichs-
tag beschäftigten; namentlich die Abwehr der Türkengefahr und die Er-
furter Händel, sind auch auf diesen Zusammenkünften zur Sprache gekom-
men. Von Interesse sind dieselben namentlich deswegen; weil sie zeigen,
wie der Kurfürst den damals angesichts der Türkengefahr auch im Ober-
sächsischen Kreise gemachten Versuch der Organisierung einer Landes-
vertheidigung unterstützt, wie er zugleich sich bemüht hat, einerseits eine
Vereinigung desselben mit dem benachbarten Niedersächsischen Kreise,
in welchem eine ähnliche Einrichtung begründet war, herbeizuführen, anderer-
seits eine besondere Verbindung mit Kursachsen und anderen benach-
barten Fürsten zur gegenseitigen Hülfeleistung zu stände zu bringen, wie
er ferner sich bemüht hat; überhaupt mit Kursachsen in ein näheres
und engeres Verhältnis zu treten, welche Versuche aber durch die un-
schlüssige und zweideutige Haltung des sächsischen Kurfürsten vereitelt
worden sind.
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Instruktion der Reichstagsgesandten. 159
Instruktion, womit wir — unsere liebe getreue Claus Ernst
V. Platen — , Christoph Casparn Freiherrn v. Blumenthal — ,
Gurt Aschen von Mahrenholtz — und Gottfrieden v. Jena auf
den am 8. Juni 1662 ausgeschriebenen Reichstag naher Re-
gensburg abgefertiget haben. D. Cöln a. d. Sp. 23. Juli/
[2. August] 1662.
Sie sollen, obwohl die kaiserlichen Eommissarien wohl nicht zum fest- 2. Aug.
gesetzten Termin eintrefifen werden, doch im Juli in Regensburg sich
einfinden, v. Platen soll im Kurfürstlichen Collegio des Kf. Stelle halten
und Freih. v. Blumenthal das Wort führen, im Fürstenrath aber v. Mah-
renholtz wegen Hai berstadt und Pommern, v. Jena wegen Minden
and Camin reden und votieren^).
Als Funkte der Berathschlagnng bezeichnet das kaiserliche Ausschreiben,
d. Wien 8. Februar*), dass:
1) Yon der Sicherheit des Reiches und wie dem Türkischen Yorbruch
in dasselbe als auch in die Kaiserlichen Erblande zu wehren,
2) von der dnrch den Friedensschluss und letzten Reichsabschied zur
allgemeinen Erörterung verwiesenen Reichsangelegenheiten zu handeln
sein wird.
Woneben dann einige andere absonderlich uns und unsere Lande
angehende, dann auch diejenige Sachen, so uns sonsten recomman-
dieret, zu beobachten sein werden.
I. Türken hülfe. Ges. sollen dafür stimmen, dass solch Werk zu-
erst .vorgenommen werde, zuförderst aber rathen, dass der Kaiser quibus-
cnnqne honestis conditionibus Frieden mit dem Türken machen möchte;
sollte dies nicht möglich sein und zur Deliberation kommen, ob und wie
') S. die ähnliche Geschäftsvertheilnng in der laBtraktion für die Gesandten
aat dem vorigen Reichstage, Urk. u. Akt. VI S. 164.
') Diarium Europ. VIII S. 123ff. Londorp VIII S. 811 ff. Pachner
7. Eggenstorff, Vollstäodige Sammlaog aller von Anfang des noch fürwäh-
reuden Teutschen Reichstags de anno 1G63 biss anhero abgefassten Keicha-
schlösse I S. Iff. Vgl. oben S. 56 u. 152.
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160 4- ^^f Anfang des Regenaburger Reichbtages.
weit sich das Reich dieses Krieges anznnehmen habe, so befindet Kf. in
Anbetracht der aach deni Reiche durch die Türken drohenden Gefahr die
Hülfe für nöthig. Betreffend 1) die Frage, wie stark die Hülfe sein solle,
kann Ef. jetzt noch nichts resolvieren, sondern will sie erst auf empfan-
genen Bericht hierüber instruieren. Einwendungen wegen Moderation der
Matrikul u. dgl. sollen nicht beachtet, sondern deren Erörterung auf an-
dere Zusammenkünfte verschoben werden.
Jedoch haben unsere Abgesandten bei den Kaiserlichen Commis-
sarien ingeheimb zu bedingen, dass, da es anjetzo an nnsern Gren-
zen sehr trübe aussiebet und wir umb unserer Lande aus der Nach-
barschaft anscheinenden Gefahr willen eben jetzo noch in kostbaren
Verfassungen stehen müssen, wir zu solcher allgemeinen TürkenhQlfe
für diesesmal und ehe wir von der obgesagten Gefahr befreiet, wie
gerne wir auch wollten, etwas beizutragen nicht vermöchten, und
hoffeten also, Ihre Kais. Majestät hierunter uns nicht verdenken, son-
dern das Türkische Wesen vielmehr dahin richten würden, dass durch
Gelegenheit desselben andere nicht Anlass nehmen möchten, Sie und
uns zu beleidigen und zu infestiren.
Betreffend die Fragen: 2) ob die Hülfe in Völkern oder Geld beste-
hen, 3) wenn Völker zu senden, wie es mit ihrem Unterhalt, 4) wie es mit
dem Commando und der Direktion des ganzen Wesens zn halten sein
solle, hält Kf. die Geldhülfe für die geeignetste, doch da auch hierbei
Schwierigkeiten sind und er zu diesem Werke diesmal überhaupt nichts
beitragen kann, können sich die Gesandte den Majoribus accommodieren ;
5) wie das Geld aufzubringen, wird am passendsten der Ausschlag nach
den Römermonaten gemacht werden, auch nach den Beschlüssen früherer
Reichstage auswärtige christliche Potentaten, auch die Eidgenossen, der
Ritterorden und die unmittelbare Reichsritterschaft um Geldhülfe und Sen-
dung yon Truppen angegangen werden können; 6) wegen der Artillerie,
ist es wie früher zu halten, dass die Könige von Ungarn diese anzuschaffen,
die Kreise etwas Feldgeschütz ihren Völkern mitzugeben haben. Betref-
fend 7) die anderweitige Sicherheit des Reichs, so scheinen Gefahren für das-
selbe jetzt nicht zu fürchten zu sein, man müsse Streitigkeiten mit aus-
wärtigen Mächten jetzt nicht anregen, aber doch dafür sorgen, dass das
Reich in unvermutheten Fällen nicht gar bloss stehen, sondern ein jeder
der Executionsordnung gemäss sich bezeigen möge.
II. Punkte, welche durch das Instrumentum paci s auf einen
allgemeinen Reichstag verwiesen, aber auf dem vorigen Reichs-
tag nicht völlig abgethan sind.
1) Justitialia. Betreffend Abthoung der Mängel bei dem Reichskam-
mergericht, Verbesserung der Ordnung desselben sowie der Reichshof-
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loBtruktioD der Reichstagsgesandten. 161
' rathsordoung sollen Ges. in a]Ien zweifelhaften Fällen erst an Kf.
referieren. Eine Revision der Eammergerichts-Matriknl ist, nachdem
aaf dem letzten Reichstage Erhöhung der Gehälter der Assessoren
und sonstigen Officianten desselben beschlossen ist ^), nothwendig.
Betreffend die Präsentation der Assessoren von evangelischer Seite
sollen Ges. dahin sehen, dass Ef. im niedersächsischen Kreise mit zar
Präsentation gezogen werde, im westfälischen Kreise aber den einen
evangelischen Assessor allein präsentiere. Auch in der Kanzlei soll
die Parität der Religionen durchgeführt, die Visitation derselben nicht
.durch K.Mainz allein, sondern mit Zuziehung anderer, darunter
auch evangelischer Stände, erfolgen. Bei der neuen Reich shofraths-
Ordnung^) sollen die Monita der Stände'} berücksichtigt, in dem
Reichsbofrath selbst die Zahl der evangelischen Mitglieder vermehrt wer-
den, so dass die Parität wirklich beobachtet werden kann; Qes. sollen
auch dahin wirken, dass den evangelischen Mitgliedern grössere Re-
ligionsfreiheit gewährt werde.
2) Ecclesiastica. Bei Erledigung der Restitutionsfragen sollen Ges.
ihr Absehen auf das Instr. pacis, den Nürnbergischen Executions-
recess und den arctior modus exequendi richten.
3) Politica. In betrefif der Herstellung der Parität im Kurfürsten-
collegium auf Deputationstagen soll es, da über andere Vor-
schläge Kur- und Fürstencollegium sich nicht haben verständigen
können, bei dem alternierenden quarto voto^), das auf ein interim bei
jüngster Deputation eingeführt ist, verbleiben. In der Frage wegen
der Pluralitas votorum in collectis') hat Kf. sich jetzt für die
von den evangelischen Fürsten vorgeschlagene^) Distinktion entschie-
den, dass nicht bei voluntariae, sondern nur bei necessariae coUectae
die majora zu gelten hätten, und zwar nur, wenn die Majorität wenig-
itens zwei Drittel der Vota betrage. Wenn zwei Drittel der Vota
nnius collegii eine collecta für necessaria erklären, so soll dieselbe
dafür zu achten sein.
Verhandlungen über die Frage wegen einer beständigen Wahl-
capitulation ^) haben die Ges. sich zu bemühen zu verhüten, sollten sie
0 BeichstagsabBchied von 1654 § 11 (v. Meiern II Anhang S. 97); 8. Urk.
u. Akt. VI S. 294.
2) 8. V. Meiern I S. 1133fr. Urk. u. Akt. VI S. 436. 450.
.») V. Meiern I S. 1135 f.
^) Reichstagsabschied von 1654 § 191 (v. Meiern II Anhang S. 138). S. Urk.
u. Akt VI S. 319ff. 348. 400f. DroysenlU, 2 S. 87ff. Kocher I S.lOSff. 149.
^) S. über die darüber anf dem letzten Reichstage geführten Verhandlungen
Droyeen HI, 2 S. 86 ff. Köcher I S. 108ff. 149.
h 8. Urk. u. Akt. VI S. 320f.
0 S. über die Verhandlungen darüber anf dem letzten Reichstage und die
Stellungnahme des Ef. Urk. q. Akt. VI S. 375 ff. 400ff. Droysen a. a. 0.
Köcher a. a. 0.
Mater, x. Gesch. d. O. Kurfürsten XI. 1 1
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162 4* Der Anfang des Regensbarger Reicbstages.
doch vorgenommen werden, so sollen sie darauf sehen, dass in einer solchen
Capitulation den Rechten der Kurfürsten nichts vergeben werde; es wird
sich schwerlich practicieren lassen, eine solche Capitulation aufzusetzen,
darin nach Gelegenheit der Zeit bei künftigen Fällen nichts zu ändern
vorfallen sollte.
Wegen der Achtserklärungi) soll die Bestimmung der Wahlcapi-
tulation^ wiederholt und dem Reichsabschiede inseriert werden, dass kein
Stand des Reiches ohne der gesamten Stände Erkenntnis und Einwilligung
oder wenigstens der sieben Kurfürsten bei einer Collegialvcrsammlung in
die Acht erklärt werden dürfe; der Punkt des letzten Reichstagsabschieds ^,
worin dem Kammergericht die Achtserklärung ex solo capite contumaciae
zuerkannt wird, soll geändert werden.
Wegen Verbesserung der Defensions- und Executionsord-
nung ist auch Kf. der Meinung, dass diese wohl eingerichtet und es nur
dahin zu bringen sei, dass sie wirklich ausgeführt werde, doch soll der
Punkt der Executionsordnung geändert werden, dass erst ein Kreis seine
Macht allein versuchen und erst, wenn diese sich nicht als ausreichend er-
weist, andere Kreise herangezogen werden sollen, vielmehr muss sofort die
Hülfe nach der Gefahr und Macht des Feindes eingerichtet und einem
solchen mit gesamter Macht begegnet werden.
Es soll eine Verbesserung der Polizeiordnung vorgenommen wer-
den, auf Grund der auf dem niedersächsischen Kreistage zu Braunschweig
1654 gemachten Vorschläge, doch muss allen Ständen freigelassen werden,
nach Gelegenheit und Zustand ihrer Lande die Polizei einzurichten, nur
dass darin nichts, so der allgemeinen Polizei direct entgegenlaufe, festge-
setzt werde.
Im Kriege unbefugterweise eingeführte Zölle^) sollen abgeschafft, neue
gemäss der Wahlcapitulation ^) nur mit Zustimmung des Kurfürstencolle-
giums gestattet werden. Ges. sollen sich bemühen, dass DonaiArörth
restituiert, dass dasPostwesen geregelt werde. Wenn, wie zu erwarten,
die Mitglieder des Deputationstages, über dessen Translocation es zu
^) Vgl. die ähnlichen Vorschriften in der Instruktion für die Reichstagsge-
sandten vom 16. December 1652 (Urk. a. Akt. VI S. 153 f.) and die Instruktion
für dieselben vom 21. Mai 1653 (S. 218).
3) Wahlcapitulation Kaiser Leopolds I. (d. Frankfurt 18. Juli 1658) § 28
(Londorp vm 8.357).
^ Eine solche Bestimmung findet sich dort nicht, vielmehr werden in § 36
die im Fall der contumacia bisher gebräuchlichen Wege, entweder auf die Poen
der Acht oder Immission ez primo vel secnndo decreto zu procedlereui unter-
sagt und in § 162 dem Kammergericht vorgeschrieben, nur in soweit es demsel-
ben vermöge der Reichsabscbiede und der KGordnang gebühre, zur Achtserklä-
rung zu schreiten.
^) Vgl. die ähnlichen Vorschriften in der Instruktion für die Reichstagsge-
sandteo vom 16. December 1652 (Urk. u. Akt. VI 8. 160).
*) Wahlcapitulation Kaiser Leopolds I. §21 (Londorp VIII S. 355).
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Instruktion der Reicbstagsgesandten. 163
so heftigen Streitigkeiten gekommen ist, Bestätigong alles dessen, was sie
getban ond verrichtet ^ vom Reichstage fordern, so müssen zunächst die
actus ond Handlungen, deren Confirmation gesucht wird, specificiert werden,
doch wünscht Kt^), dass diese Sache, als welche sehr stachlich ist, weil
diese Streitigkeiten nunmehr cessieren, nicht möchte angeregt werden.
III. Punkte, welche Kf. in particnlari concernieren:
1) Man untersteht sich") ihm ratione der Stifter und Bisthümer Bran-
denburg, Havelberg undLebns und der Herrschaften Rupp in,
Schwedt und Vierraden absonderliche collectas anznmuthen; dies
ist durchaus ungegründet, doch sollte wegen dieses Punktes von den
anderen Reichsständen nichts moniert werden, so haben auch Ges. ihn
zu übergehen. Weil bei diesem Reichstage Redressierung der Matricul
vorgenommen werden soll, so haben Ges. sich zu bemühen, dass
eine Redressierung') derselben auch inbetreff der unrechtmässig be-
lasteten Lande Cleve, Mark und Ravensberg, ferner Hinter-
pommern, Halberstadt und Magdeburg vorgenommen werde.
2) Gegenüber der Stadt Magdeburg*), welche die im Instr. pacis ver-
glichene Eventual- Erbhuldigung verweigert und einen Immediatstand
beansprucht, haben Ges. sich zu bemühen, dass dieselbe nicht die
vom Kaiser geforderte Bestätigung des Privilegium Ottonianum erhält,
vielmehr Rath und Bürgerschaft der Alten Stadt Magdeburg von
ihrem Unfug und Widersetzlichkeit abgemahnt, hingegen zur Ablei-
stung des Eides angewiesen, und, falls sie sessionem et votum bean-
spruchen sollten, zurückgewiesen werden, auch die Forderung der-
selben wegen Ausdehnung ihres privilegii muniendi et fortificandi auf
alle eine Viertelmeile Weges um die Stadt liegende bona privatorum
und wegen Verhinderung der Wiederaufbauung der beiden Land-
städte Neustadt und Sudenburg sind ganz ungegründet. Ges.
sollen sich in diesen Sachen mit den Gesandten des Administrators
vereinigen.
3) Ges. haben die Rechte des Kf. zu wahren, falls wegen der Jülich-
schen Sncces sionssache auf dem Reichstage etwas vorkommen
sollte, oder falls die Stadt Herfordt^), obwohl sich dieselbe mit
ihm verglichen, oder die Städte Wesel und Duisburg^ als freie
0 S. oben S. 58 f.
^ Tgl. die ganz ähnlichen Vorschriften in der Instruktion vom 16. Decem-
ber 1652. (ürk. u. Akt. VI S. 152 f.)
») ibid. S. 152f.
*) ibid. S. 161. Näheres über diese Streitigkeiten mit Magdeburg nnten
in Abschn. 13.
^) ibid. S. 162. Die Stadt hat allerdings 1653 auf dem Reichstage Versuche
gemacht, ihre Reicbsstandschaft geltend zu machen, 8. ebendaselbst S. 166 f.
195 f. 220.
ö) ibid. S. 163.
11*
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134 3. Die Belehnung des Earfarsteo q. 8. w.
Reichsstädte sesßionem et votam beanspruchen, oder der Cardinal
V. HarrachO angebliche Rechte auf die Probstei Halberstadt
vorbringen sollte.
4) Der König von Schweden') hat vom Kf. dessen Assistenz nachge-
sucht, um vom Kaiser mit der Pommerischen Belehnnng auch zugleich
die Ratification des Grenzrecesses zu erlangen, Kf. hat dieses aber
abgeschlagen, Ges. sollen sich darauf nicht einlassen, sondern anstatt
voti die dem schwedischen Gesandten ertheilte Resolution 3) vorlesen.
5) Kf. hat sich bisher nicht entschlossen, der Aufiforderung einiger Stände
und des Königs von Frankreich, der AUiance derselben beizu-
treten^), nachzukommen; sollte auf dem Reichstage von diesen des-
wegen etwas an die Ges. gebracht werden, so haben sie zu erklären,
darauf nicht instruiert zu sein , es aber an Kf. referieren zu wollen.
6) Gegenüber etwaigen Klagen einzelner Stände über Belegung mit Durch-
zügen oder Quartier im letzten Kriege wider Schweden sollen Ges.
nachweisen, dass Kf. keine Schuld daran trage. Andererseits aber
sollen sie dafür, dass Kf. erst im fünften Jahre nach dem Osnabrück-
sehen Frieden in den Besitz von Hinterpommern gekommen,
Schadenersatz oder, dass dem Kf. deswegen einige caduc Lehne zuge-
wandt werden, fordern.
7) Sollte wegen der Posten*) etwas vorgehen, so sollen Ges. sich
darüber beschweren, dass der Kaiserliche Generalpostmeister Graf
Taxis sich erlaubt hat, des Kf. Recht, in seinen Landen Posten anzu-
legen^ anzufechten, und dahin wirken, dass diesem sein unbegründetes
Vornehmen und die harten Reden, die er in seinen Schriften gebraucht
hat, verwiesen und Kf. bei seinem Rechte geschützt werde.
IV. Schliesslichen nun auf diejenige zu kommen, so unsere
Assistenz und Hülfe bedürfen und uns zum Theil darum er-
sucht haben:
1) Ges. sollen mit den anderen evangelischen Ständen zusammen beim
Kaiser Fürbitte für seine evangelischen Unterthanen wegen mehrerer
Religionsfreiheit einlegen.
2) sollen sie sich der Interessen des Kurfürsten von der Pfalz, der Kf.
darum ersucht hat^, annehmen.
I) ibid. S. 164; vgl. die Relation der Gesandten vom 17. Juli 16.53 (S. 25G).
>) S. oben Abschn. 3 S. 137 ff.
») 8. oben S. 138. 140.
♦) 8. die Verhandlungen mit Lesseins ürk. u. Akt. II S. 243 ff. IX S. 600 ff.
^) S. schon die Vorscbriftea in der lustruktion vom 16. Oecember 1652. (Urk.
n. Akt. VI S. 164 f.) Vgl. Stephan, Geschichte der preassischeo Poat S. 39 ff.
^ Auf Grund der zwischen ihnen 6. Mai 1661 abgeschlossenen Allianz (s.
oben Abscbo. 2) hatte Kurfürst Carl Ludwig den Kf. ersucht, ihn auf dem
Reichstage zn unterstützen.
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lostraktioD der ReichstagsgesandteD. 165
3) Kf. hat versacht, den Streit zwischen den beiden brandenburgi-
schen Hänsern in Franken') über die Präcedenz and das ausschrei-
bende Fürstenamt und Direktorium im fränkischen Kreise zu schlich-
ten; wenn sie sich nicht beruhigen, so sollen Ges. sich weiter um
einen Vergleich Jbemühen und vorschlagen, dass jene inzwischen ihnen
das Votum in beider Häuser Namen überlassen, auch sollen sie die
Kitzinger Sache derselben gegen K.Mainz') und die Forderung
des Markgrafen Christian Wilhelm') gegen den Administrator von
Magdeburg unterstützen.
4) Der Herzog von Mecklenburg hat des Kf. Assistenz gegen Schwe-
den wegen des Warmünder Zolles^) nachgesucht; Ef. hält Schwe-
den dazu nicht für befugt und sollen Ges. demgemäss ihr votum
eip richten.
5) Ges. sollen den Heermeister, Fürsten zu Nassau, bei seinen Be-
mühungen wegen der 3 Ordenscomtureien Mirow, Nemerow und
Wildenbruch*) unterstützen.
6) Der Kaiser hat vom Kf. sein Gutachten über die Lothringische
Translation, über die von Frankreich geforderte Huldigung der zehn
Städte im Elsass und wegen der Strass burgischen Huldigung
gefordert. Kf. ist über diese Punkte nicht genügend informiert, Ges.
sollen zusehen, was darüber für Information ertheilt wird, und wohin
andere zielen, und danach sich in ihrem votum richten oder an ihn
referieren.
Ges. sollen alles jederzeit unter sich insgesamt wohl überlegen und
0 S. oben Abschn. 3 S. 99.
^ S. darüber ReDSchel, Des DurchleiichtigsteD Cbur- and Färstlichea Hauses
Brandenbarg Stammbaum (Bayreuth 1666} S. 127.
') Des Grossoheims des Ef., des ehemaligen, seit 1632 katholisch geworde-
Deo Administrators von Magdeburg. Die Streitigkeiten desselben mit dem
jetzigen Administrator von Magdeburg, Aagast von Sachsen, betrafen die
ihm aus dem Erzstift zu zahlenden rückstandigen Alimentgelder, b. Ürk. a.
Akt IV S. 905.
*) S. die darüber schon auf dem vorigen Reichstage 1653 vorgebrachten Kla-
gen bei V. Meiern I S. 356 ff.
^) Durch den Westfälischen Frieden (Art. XII § 3) waren dem Hause M ek-
le nburg als Entschädigung anch die daselbst gelegenen Johanniterordens-Com*
tareien Mirow und Nemerow zugesprochen worden, doch unter der Bedin-
gung, dass dasselbe die Einwilligung des Ordens erwirke und diesem sowie dem
Kurfürsten von Brandenburg als Patron desselben die üblichen Leistungen fort-
entrichte. Der Orden protestierte aber dagegen und forderte nicht nur die
Responsgelder, sondern nach dem Tode des Herzogs AdolfFriedrich 1658 auch
die Rückgabe der Comtureien selbst, und auch der Kf. unterstützte dieses Be-
gehren. S. über die darüber bis zum Jahre 1693 sich hinziehenden Streitigkeiten
Lisch in Jahrbücher des Vereins für Meklenburgische Geschichte und Alter-
thamskunde IX S. 67 f.
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16ß 4. Der Aufung des Begeusburger Reichstagee.
nichts ohne gemeines Gutbefioden thun, votieren oder handeln, alles fleissi^
protocoUieren and dem Ef. von allem , was passiert, bei allen Posten aas-
führlichen Bericht senden.
V. Blumenthal, v. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten.
D. Regensburg 25. Augu8t/[4. September] 1662.
[Aokanft. Qeringe Zahl der Anwesenden.]
4. Sept. Sie sind gestern hier angekommen, v. Platen') hat sich in Jadenbach
von ihnen getrennt und ist noch nicht eiugetroflfen. Der Erzbischof von
Salzburg') ist am 19./29 August hier angelangt*), will aber, weil nur we-
nige Gesandte anwesend sind, wieder abreisen und Graf Wolkenstein
hier lassen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln *a. d. Spree
26. August/[5. September] 1662.
[Wie sie sich gegen den französischen Gesandten verhalten sollen.]
5. Sept. Er sendet Abschriften der Berichte Becks über seine Audienz beim
Könige von Frankreich und über die mit demselben wegen Einenernng
der Allianz gehaltenen Discurse, sowie seines Rescripts an denselben*).
Sollte der französische Gesandte ihnen gegenüber diese Sache berühren,
und die nene Instruktion, welche Kf. ihnen darüber zufertigen will, noch
nicht angelangt sein, so sollen sie dieses demselben anzeigen, inzwischen
demselben mit aller Courtoisie und Vertraulichkeit begegnen und des Kf.
Geneigtheit zur Freundschaft mit dem Könige versichern.
0 V. Platen begab sich zunächst za den Markgrafen von Ansbach und
Baireath,um eine Ausgleichung des zwischen denselben aasgebrochenen Präce-
denzstreites (s. 8. 165) zu versuchen. Er meldet dem Ef. 26. Augnst/ö. September
aus Baireath, Markgraf Albrecht von Ansbach wolle den Vorschlag des Kf.
nicht annehmen, beide Markgrafen wollten sich auf dem Reichstage der Session
enthalten und ihr votum einem anderen auftragen.
^ Erzbischof Gnidobald von Salzburg, kaiserlicher Principalkommissarius;
neben ihm hatte der Kaiser den Reichshofraths-Vicepräsidenten Grafen von
Wolckenstein and den Reichsbofrath Crane zu Kommissarien bestellt. Die
österreichische Gesandtschaft bestand aus Graf von Weissen wolf, -Freiherr
V. Volroar, Dr. Scherer and Dr. Höcher. S. Diar. Earop. VIII S. 567.
^ S. die Beschreibung seines Einzuges Diar. Europ. IX S. 188 ff.
<) S. Urk. u. Akt. IX S. 615 f.
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ÄDkanft der Gesandten. Aensserungen des Erzbischofs von Salzburg. 167
Die Gesanflten an den Kurfürsten. D. Regensburg
l./ll. September 1662.
[Absichten der Depatierten in Frankfurt. Cerimonialstreit mit dem Erzbischof
von Salzburg.]
y. Platen ist vor drei Tagen auch von Baireuth hier angelangt. 11. Sept.
Es scbeiDt mit dem Reichstag sehr langsam and schläfrig daherzugehen;
die za Frank fort Snbsistierenden werden sich wohl nicht so geschwind
hier einfinden; wie ihnen der knrsächsische Gesandte Dr. Strauch mitge-
theilt, wollen dieselben , um ihre bisherigen actiones zu beschönigen nnd
den Convent mit Manier anfzoheben, einen DepntationsabsQhied verfassen
nnd sich hier nicht einlassen, ehe selbiger vom ganzen Reich confirroiert
worden. Ges. haben sich heute bei dem Kaiserlichen Principal -Commissa-
rias, dem Erzbischof von Salzburg, zur Visite anmelden lassen; da derselbe
aber erklärt hat, sie so behandeln zu wollen, wie er andere kurfürstliche
Gesandte zu Salzburg zu behandeln pflegte , und sich geweigert, ihnen, wie
sie verlangt, die Präcedenz und Oberhand und den Titel Excellenz zu geben,
so haben sie die Visite aufgeschoben und fragen bei Ef. an, wie sie sich
dem gegenüber zu verhalten haben. ^)
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
22. October st. v. / [1. November] 1662.
[Visite bei dem Erzbischof von Salzburg.]
V. Blumenthal hat den 20./. 30. Audienz beim Erzbischof von Salz- l.Nov.
bürg gehabt. Nach Erörterung des Präcedenzstreites, wobei jener sowohl
als V. Bl. auf ihren Behauptungen nnd Forderungen beharren, spricht der
Erzbischof über den Reichstag, beklagt, dass es mit demselben so schläfrig
herginge, auf seine Anfrage beim Kaiser, ob er, ohne auf die anderen
Stände zu warten, mit der Proposition verfahren solle, habe er noch keine
Antwort, ja er wäre versichert, dass man zu Wien weniger auf den Reichs-
tag als alhier gedächte. So gefiele ihm die Kaiserliche Conduite bei jetzi-
gem Türkenkriege auch gar nicht, sagte, er hätte Leute, die sich zu gar
nichts resolvieren könnten. Der Feldmarschall Monte cucoli wäre zwar ein
capabel jSnbjectum, allein gar zu speculatif, langsam nnd behutsam. Zum
Schlnss erwähnt er des päpstlichen und französischen Streites'), giebt dem
Papste auf das höchste Unrecht und erklärt, derselbe disgnstiere alle tent-
0 Kf. erwidert darauf (d. Cüstrin 17./ [27.] September 1662), sie sollten auf
ihrer Forderung bestehen, wenn dieselbe nicht erfüllt würde, den Erzbischof
einzeln und ohne Solennitäten besuchen, aber in den Geschäften fleissig mit ihm
communicieren.
^ 8. Ranke, Franzosische Geschichte III S. 295 ff.
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168 4- Der Anfang des Begensbarger Reichetagee.
sehen Fürsten; er hätte ihm neulich einen Brief geschrieben, den er ans
Fenster zn stecken Bedenken tragen würde; er wünschte nnr, dass durch
genauere Zusammentretnng der teutschen Fürsten 0 dem Pabst ein solcher
Knoten möge vorgelegt werden, den er nicht aufzulösen vermöchte.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 10./ 20. No-
vember 1662.
[Aensserungen des Erzbischofs von Salzburg.]
20. Nov. V. Platen und v. Blumenthal sind gestern einer Einladung des
Erzbischofs von Salzburg zur Mittagsmahlzcit gefolgt; dabei erzählte der
Erzbischof^ er hätte an den Kaiser gelangen lassen, weil man den Frieden
mit den Türken für gewiss hielte, so würde nicht zu rathen sein, den An-
fang des Reichstages von der Hülfe der Stände zq Beibehaltung der kaiser-
lichen Armatur zn machen, sondern man solle zunächst die auf dem letzten
Reichstage unerledigt gebliebenen Reichssachen, namentlich punctum securi-
tatis imperii vornehmen, und würde der Kaiser darauf bedacht sein müssen,
dass den gravaminibus imperii abgeholfen werde; wenn solches geschehen,
würde sich am besten von der Elülfe reden lassen. Er wüsste zwar, dass
er damit bei den kaiserlichen ministris schlechten Dank verdiente, der Kaiser
hätte ihm aber doch anheimgegeben, wenn die KMainzische Hauptgesandt-
schaft käme^), mit derselben und dem kurfürstlichen CoUegio zu überlegen,
wie die Proposition am füglichsten einzurichten sei. Man glaubt aber allge-
mein, dass die Proposition vor dem neuen Jahre nicht geschehen werde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 23. November/
[3. December] 1662.
[FestaetzuDg der Eröffoang des Reichstages.]
3. Dec. t>er Erzbischof von Salzburg hat zn gestern Nachmittag erst um V32
die kurfürstlichen und dann um VaS die fürstlichen Gesandten zu sich berufen;
V. Mahrenholtz ist zu dem ersten, Jena zu dem zweiten Termin erschie-
^) Auch Rarfürst Johann Philipp von Mainz billigte das Vorgehen Lud-
wigs XIV. gegen den Papst, und Ludwig XIV. selbst hat damals eine Yereini-
gUDg des französischen und deutschen Klerus gegen denselben gewünscht, s.
die Rescripte des Königs an Gravel vom 28. September und 28. October 1602
(Guhrauer, Karmainz in der Epoche von 1672, II S. 341.344).
^) Anfang November ist in Regensburg als Gesandter für K.Mainz nur
Dr. Ettinger anwesend, erst am 25. November kommt der Kaozler Mehl,
18. Januar 1663 der Principalgesandte, Bischofvon Worms, an, letzterer stirbt
daselbst am 13. März 1663 (S. Diar. Europ. IX S. 508. X S. 4. 132.).
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EröffQUDg des Reichstages. 169
neu , auf dem ersten theilte der Erzbischof mit, dass der Kaiser für den
20. -Janaar st. n. die Proposition festgesetzt habe, und fragte, ob die kur-
fürstlichen Gesandten damit einverstanden wären; auf ihre bejahende Er-
klärung theilte er dieses dann nachher den fürstlichen Gesandten mit, die
sich auch zustimmend erklärten.
Dieselben^ an den Kurfürsten. D. Regensburg 12. /22. Ja-
nuar 1663.
[Eröffnung des Reichstages.)
Vorgestern, Sonnabend den 10./20.') wurde die Reichstagsproposi- 22 Jan.
tion') eröffnet; obgleich sowohl auf der geistlichen als weltlichen Bank
ao die 40 Stände fehlten. Freitag Nachmittag fand vorher im Hause des
EMainzischen Kanzlers Mehl eine Zusammenkunft der kurfürstlichen Ge-
sandten statt, worin über allerhand Gerimonialien , worin die Präeminenz
des Kurfürsten zu wahren, verhandelt wurde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./ 25. Ja-
nuar 1663.
[Beschlüsse über die Beihenfolge der zu berathenden Gegenstände und den
modus tractandi.]
Dienstag den 13./23. Januar wurde die erste Session^) gehalten; die in 25. Jao.
beiden Collegien ad deliberandum vorgetragenen Punkte waren:
1) nach welcher Ordnung die in der kaiserlichen Proposition enitialtenen
Materien vorzunehmen?
2) was für ein modus tractandi hierin zu halten sei?
Beide Gollegien beschlossen: 1) die vom Kaiser in der Proposition
gemachte Ordnung zu observieren, also zunächst von der Hülfe gegen den
0 V. Blamenthal, den Kf. für die Gesandtschaft nach Paris bestimmt hatte,
(s. Urk. u. Akt. IX S. 616) hat inzwischen 4. December Begensburg verlassen
and ist zunächst nach Berlin gereist (Diar. Europ. IX S. 508.)<
^ S. die aosfuhrliche Schilderung der Eroffnongssitzung Diar. Europ. X
S. 5ff.; Theatr. Europ. IX S. 8ö7f.; Gemeiner I S. 17 ff.
^ In derselben (Diar. Europ. X S. 12ff.; Londorp VIII S. 963; Pachner
V, Eggenstorff I 8. 7 ff.) werden drei Punkte zur Berathuog gestellt: 1) Hülfe
gegen die Türken, 2) Erhaltung der Rohe und Sicherheit des Reiches, 3) Erle-
digung der nach dem Friedensschluss zu vollziehenden und auf den Reichstag
verwiesenen Gegenstände, es wird aber verlangt, dass zunächst der erste erle-
digt werde.
«) S. Gemeiner I S 23ff.
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170 4. Der AnfaDg des Begensburger Reichstages.
ErbfeiRd za handeln, doch so, dass die in den beiden letzten Pnnkten be-
griffenen Materien nach Möglichkeit zugleich mit vorgenommen würden.
2) die Dinge sollten ordentlich in pleno vorgetragen werden, doch dass
nach der Sachen Beschaffenheit zn Zeiten anch deputati solche vorzuneh-
men verordnet würden.
Ges. erbitten vom Ef. Anweisung inbetreff der Türkenhülfe, ob sie auf
das Geld oder anf das Volk gehen, und wieviel sie bewilligen sollen. Sie
haben wegen des Fürstenthums C ammin ein Memorial ^) dem Erzbischof von
Salzburg übergeben.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19. / 29. Ja-
nuar 1663.
[Gespräch Jenas mit Grane, AndeatuDg, dass Kf. nicht zu der Türkenhülfe bei-
tragen könne.)
29. Jan. Heute wird die zweite Sitzung gehalten werden. Weil dort über die
Türkenhülfe berathen werden soll, haben Ges. es für nöthig gehalten, den
Kaiserlichen Eommissarien von weitem zn verstehen zn geben, dass Ef.
diesesmal sich an der Leistung von Volk oder Oeld nicht betheiligen könne.
Daher hat sich Jena zu Crane begeben und zunächst als Verwand
angefragt, ob dem Kaiser mit Volk oder Geld mehr gedient sei. Jener
antwortete, der Kaiser würde hierin indifferent sein und den Ständen solches
anheimstellen. Im Discurs kamen sie auf die vom Ef. geführten Kriege und
wie Kf. auch jetzt noch in Waffen bereit stehen müsste, und Jena be-
merkte darauf, dass Ef. wohl für entschuldigt gehalten werden würde, wenn
er für diesmal mit der Hülfeleistung verschont zn sein suchen müsste. Da
aber jener hierauf nicht antwortete, so merkte Jena, dass er keine Instruk-
tion oder Macht in diesem Werke hätte, weshalb er es auch nicht für ge-
rathen hielt, sich deshalb deutlicher herauszulassen. Ges. bitten Kf. um
Anweisung, was von ihnen hierin ferner zu thun sei, sie bitten zu erwägen,
ob es nicht räthlich sei, dass Kf. selbst an den Kaiser schriebe, und ob
dem Dinge nicht besser zu Wien als hier abgeholfen werden könne.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 22. Januar /
1. Februar 1663.
[Vorgänge in der Sitzung vom 21./ 31. Janaar.]
Febr. In der gestrigen zweiten Session*) wurde im kurfürstlichen Collegio
deliberiert, auf welche Weise die Türkenhülfe einzurichten sei, und be-
^) Loodorp VIII S. 967 f., darin wird verlangt dass dem durch den Wetit-
fäÜBchen Frieden säcularisi arten Bisthum Cammin die ihm gebührende Stelle im
Fürstenrathe angewiesen werde.
2) S. Gemeiner I S. 27flF.
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Erste BerathQDgen. 171
scblossen, gewisse Fragen abzufassen und solche ad deliberundum in colle-
giis zu proponieren. Im Fürstenrath kam erst die Sache wegen der Ses-
sion für Cammin vor, dann proponierte das Direktorin m die Frage, ob dem
Kaiser gegen die Türken zu helfen wäre, welches auch beliebet ward, doch
dass die anderen Materien specificiert, zugleich mit vorgenommen und ab-
gehandelt werden möchten.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 26. Januar/
5. Februar 1663.
[Die Sitzangen vom 21./31. Jannar nnd 24. Januar / 3. Februar.]
Genauerer Bericht über die Vorgänge in der zweiten Session. Die 5. Febr.
Kurfürsten hatten für unnöthig erklärt, vom Kaiser Information wegen des
ungarischen Wesens zu verlangen, ebenso dass die im 2. und 3. Punkt der
Proposition enthaltenen Materien von den Directorien specificiert würden,
sondern man sollte erst den ersten Punkt abhandeln. Im Fürstenrath
verlangte ein Theil znnächst nähere Information und Specificierung jener
Punkte, die Majorität aber erklärte sich dagegen; doch bestritten einige,
darunter alle Alliierten, dass es wirklich die Majorität gewesen. In der fol-
genden «Sitzung (24. Januar /3. Februar^) behaupteten die Alliierten, die Ma-
jorität sei eine ganz geringe gewesen, um 2 oder 3 vota sollte nicht der
anderen Meinung hintenangesetzt werden, doch blieb es dabei. Weil aber
auch die Städtischen Information über die ungarischen Verhältnisse und
subdivisionem secundi'et tertii puncti begehrten, wurde endlich verwilligt,
dass bei den Kaiserlichen Kommissarien Information könne eingezogen
werden, doch dass dadurch der Handlung des ersten Punktes kein Auf-
schub gemacht, und dass inzwischen die directoria den 2. und 3. Punkt
subdividiertcn und materias tractandas spezifizierten.
Die Alliierten haben wohl 50 Punkte aufgesetzt, welche alle auf
diesem Reichstage abgehandelt werden sollen. Ihre vota richten sie auf
einerlei Weise ^n und nennet einer des andern ohne Unterschied ein vor-
treflfliches votnm, mit ihnen stimmen und treten auch zusammen: Sach-
sen-Altenburg, Brandenburg Culmbach und Bamberg.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 2./12. Fe-
bruar 1663.
[auf die Relation vom 15./ 25. Januar. Kf. verlangt von der Leistung der Tür-
kenhülfe entbanden zu werden.]
— Solchem nach habet Ihr, was sothane Htllfe belanget, zwar da- 12. Febr.
hin zu votiren, dass wir, gleich anderen getreuen Churfürsten, Ftlrsten
'} S. Gemeiner I S. 30ff.
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172 4. Der Anfang des Regensburger Beiclistages.
und Ständen des Reiches dieselbe zu thun bereit und erbötig wären.
Gh. |:Dieweil Euch aber zum Theil bekandt, wir uns auch nicht anders
erinnern, als dass es Euch in Instructione mitgegeben, dass, wann es
zu der wQrklichen Leistung der Hülfe oder Abführung der Römer-
monat vor diesem gekommen, wir von dem Keyser zuvorhero ver-
sichert worden, dass wir zu der Würklichkeit nicht gehalten, also
habet Ihr auch itzo mit dem (jrafen von Wolckenstein und Granen
deswegen ä part im Vertrauen zu reden und es gleichfalls dahin zu
beforderen, auch auf solchen Fall I. Keys. M. in diesem Stück mit
euren Yotis an Hand zu gehen. :|^)
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
2./ 12. Februar 1663.
[Sitzang vom 30. Januar/ 9. Februar, Gespräch mit der österreichischen Oesandt-
schaft wegen Befreiung von der Türkenhulfe.]
12. Febr. Die Direktoren des kur- und fürstliclien Collegiam haben sich zasam-
mengethaDy den ersten Pankt in Specialfragen dividiert^) und zugleich da-
bei einige Nachricht von dem siebenbürgischen Zustand gegeben; 3) daraaf
• wurden 30. Januar/ 9, Februar*) alle 3 Collegia berufen, um über diese
Specialmembra zu rathscblagen. Kurfürsten- und Fürstencollegium be-
schlossen, sogleich zur Deliberation zu schreiten, doch wurde nichts rechts
verglichen, weil die Frankfurter Alliierten sich nicht eher herauslassen
wollten, bis auch der 2. und 3. Punkt der Proposition subdividiert und
roateriae tractandae spezifiziert seien; die Städtischen entschuldigten sich
defectu mandatorum.
Der Kaiser begehrt nach dem zur Diktatur Gegebenen eine starke
Oeldhülfe, da aber weder in dem kaiserlichen Ausschreiben noch der Pro-
position etwas davon enthalten, so werden sich Ges. vorläußg defectu man-
dati entschuldigen und des Kf. Resolution abwarten.
Bei einer Visite d^r österreichischen Gesandtschaft am 31. Jan./lO. Febr.
erklärte dieselbe, der Kaiser wünsche lieber Geld als Volk, Ges. erwiderten,
auch sie seien auf Geldbülfe instruiert, Kf. aber hoffe, dass der Kaiser die
Erschöpfung seiner Lande und, dass er noch beständig in Wafifen bleiben
müsse, berücksichtigen werde; jene erklärten darauf, sie erkennten, dass
Kf. Ursache habe, sich in Verfassung zu halten, und wüsste man nicht.
^)S. oben S. 160. Kf. wiederholt diese Weisung am 6. März 1663.
2) S. Pachner v. Bggenstorff I. S. llff.
3) Diar. Europ, X S. 30ff. (irrig als vom 19./ 29. Januar). Londorp VIU
S. 965.
*) S. Gemeiner I S. 33£r.
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BerathaogOD über die Tärkenbülfe. 173
wenn man in Ungarn orcnpiert, wessen man sich a tergo zu versehen hätte,
was sie wegen des Contingents des Kf. angeführt, würde sich schon finden.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./ 15. Fe-
bruar 1663.
[Sitzung vom 3./ 13. Februar. Parteinahme eines Theiles der Allierten für
die Städte.]
Die Berathschlagung über die 3 membra von Punkt 1 ist am 3./13. Fe- !•''>• F**br.
broar*) durch das Conclusum der Städtischen') verzögert worden; gestern')
ist im kurfürstlichen und fürstlichen Colleglo wieder beschlossen worden,
dass man die Frage, quomodo die Turkenhülfe zu leisten sei, vornehme
und die Reichsstädte ermahne, sich diesem Beschlnss zu accommodieren.
Es fangen sonsten etliche von denen Herrn Alliirten im Fürsten-
rath an, ob sie gleich auf vorigem Reichstage ganz anders gesinnet
gewesen, der Städte sich anzunehmen*), und wollen lieber, dass die-
selbige sofort mit im Anfange, ehe die beide höhere Collegia ver-
glichen, zur Re- und Correlation gezogen würden, und das städtische
Votum so viel als das Churfürstliche oder Fürstliche gelte. Man
Biebet wohl, dass sie vermeinen, wann solches geschehe, es zu ihrem
Zweck dienlich sein würde. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 18. Fe-
bruar 1663.
[Weserzoll des Grafen von Oldenburg.]
Der Graf von Oldenburg hat, trotz der Vorstellungen desKf. am Kai- 18. Febr.
serlichen Hofe, vom Reichshofrath erwirkt, dass er über den für einige Jahre
erlangten WeserzoU nach seinem Belieben disponieren darf; doch werden
davon sowohl die Rechte des kurfürstlichen CoUegiums als auch des Kf.
besonderes Interesse betroffen, der Reichshofrath ist nicht befugt, sich
dergleichen Concessionen anzumassen, der Zoll darf ohne Zustimmung des
0 In der Relation steht irrthümlich 6./16. Janaar.
*) 8. Gemeiner I 8.37. Darin verlangen dieselben genauere Information
über den Türkenkrieg, erklären, dass sie über mehrere Punkte der dictierten Sub-
division ohne Instruktion seien, und fordern zunächst Erledigung der Fr ob
die Majorität die anders Stimmenden verbindlich mache, Revision der Matrikel u. a.
>) S. Gemeiner I S. 38ff.
*) S. Gemeiner I S. 39.
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174 4. Der Anfang des Regensbarger Reichstages.
karfürstlichen Coll^giuuis nicht alieniert werden. Ges. sollen dieser Sache
wegen mit den anderen karfürstlichen Gesandten commanicieren.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
9./ 19. Februar 1663.
[Nachgiebigkeit der Städte.]
19. Febr. Die Reichsstädte haben sich soweit accommodiertO, dass die Frage,
wie dem Kaiser die Hülfe wider die Türken ea leisten^ hente in Delibera-
tion gezogen werde, doch mit der Bedingung, dass sie in materia collec-
tarum per plura sich nicht wollten binden lassen und dass die noch anre-
vidierte Matrikai ihnen nicht nachtheilig sei. *
Die Pfalz- Nenbargischen Gesandten') haben privatim Jena eine
Schrift") mitgetheilt, welche der Pfalzgraf in der Jülichschen Successions-
sache hat drncken lassen, deren Verfasser der jetzt verstorbene Kanzler
Sillemann sei. Sie gedachten, dass, wenn sie das votam wegen der Jülich-
schen Läader sachten, des Kf. Gesandten mit ihnen wohl amtreten würden,
and wünschten, dass die ganze Jülichsche Sache per sententiam decidiert
werden oder dass ihr Herr and der Ef. einmal persönlich zusammen kommen
möchten, damit ein endlicher gänzlicher Vergleich getroffen werde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19. Februar /
1. März 1663.
[Geldhülfe ist beschlossen worden. Vorschläge wegen des qoanti.]
1 März. Alle drei Collegien haben sich für die^Hülfe in Geld entschieden*), nnd
soll nun ein gemeines Gutachten abgefasst und den kaiserlichen Komrais-
sarien übergeben werden. Jetzt wird man de quanto and de modo collec-
tandi rathschlagen, Ges. erbitten dafür nähere Instruktion.
Einige der geistlichen Fürsten schlagen 60 Römerraonate, 20 pro prae-
terito, 20 pro praesenti und 20 pro futnro vor. Im Fürstenrath ist von
einigen, namentlich Wü rzb u rg, gerathen worden, dass ein gemeines Eriegs-
heer zu der Stände und des Reiches Sicherheit möge aufgerichtet werden,
0 B. Gemeiner! S. 40.
') Der Christ nod Hofrathsprasident Wolf Jacob Ungelter v. Diessen-
hansen und der Hofrath Dr. Oarrer (üiar. Eürop. IX 8.508).
') Lucii Veronensis de saccessione in jara ditionesque Jaliae, Gliviae,
Aiontiam, Marchiae et Ravensbergae etc. dissertatio, refutatio, apologia anno 16G0
tertium recognita, s. anten Abechn. 8.
*) S. über die Verhandlungen darüber Gemeiner I S. 4lff.
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' BerathnDgen über die Tüjkenhulfe. - 175
dessen man sich contra queracnnqne sofort zq bedienen hätte; Ges. bitten
anch deswegen am Instruktion.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 26. Februar /
8. März 1663.
[Reservatum der Alliierten.]
Das Reichsgutachtan bat noch nicht übergeben werden können, weil 8. März.
die Alliierten evangelischen Theiles nnd einige andere das reservatum
hineinrücken wollen^), dass sie zur Leistung der Hülfe wider den Türken •
sich nicht verbindlich machen wollen, wenn die im 2. nnd 3. Pnnkt der Pro-
position begriffenen Materien auf diesem Reichstag nicht ausgemacht werden
sollten. Das kurfürstliche und die Mehrheit des fürstl. Colleginms wollen
es auslassen, unterdessen steht dessbalb das ganze Werk still. Die Alliier-
ten erklären, sie wollten solche Versicherung, weil sie erfahren hätten, so-
bald iQan mit dem ersten Pnnkt fertig sei, wollten die Kurfürstlichen davon-
ziehen; überhaupt feind sie gegen das kurfürstliche Collegium nicht zum
besten gesinnt.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 2./12. März 1663.
IDas Beichfigutachten. Gespräch mit Graf Wolckenstein über Befreiung des Kf.
von der Türkenbülfe.]
Das Reichsgutachten 2) ist nun glücklich zustande gekommen und wird 12. März,
den kaiserlichen Kommissarien per deputatos übergeben werden.
Qes. sind heute bei dem Grafen v. Wolckenstein gewesen und haben
bei ihm, was Kf. ihnen wegen der Türkenbülfe befohlen, angebracht, auch
gemeldet, was der Kaiser deswegen dem Kf. schon für Vertröstung gegeben.
Er erklärte darauf, dass der Kaiser dem gethanen Versprechen wohl gnä-
digst nachkommen lassen würde, er wollte es mit H. Cranen besprechen,
den sie morgen auch besuchen wollen.
0 S. Gemeiner I S. 44ff.
^ d. 12. März 1663 (Diar. Europ. X 8. 124 ff. Londorp VIII S. 967
Pachner v. Eggenstorff I S. 13), aber die vorhergehenden Verhaodlaogen
s. Gemeiner I S. 48. Dasselbe wnrde am 15. März den kaiserlicheD Kommissa-
rien übergebeq, darauf erfolgte eine zustimmende kaieeriicbe Resolution vom
2. April 1663 (Londorp VIII S. 969f. Pachner v. Eggenstorff I S. 15),
in welcher der Kaiser verlangt, dass ihm aufs eheste mit einer absonderlichen
erheblichen Hülfe assistiert werde.
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176 ^- Der Anfang des Regensbarger Reichstages.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
12./22. März 1663.
[Sitzung vom 9./ 19. März. Verschiedene Abstimmung io betreff der Leistung
der Türkenhulfe.]
22. März. I^iG Frage, wie die Türkenhulfe za leisten, ist 9. /19. vorgenommen
worden, ini kurfürstlichen Collegium haben Mainz, Cöln und Baiern
für Volk, sie, Sachsen und Pfalz für Geld gestimmt, Trier hat sich
nicht entschieden erklärt. Im Fürstenrathe stimmten alle Alliierten und
einige andere für Volk, andere für Geld, andere Hessen sich garnicht her-
aus, andere wieder stellten allerhand Bedingungen. In dem endlich abge-
* fassten Conclusum ist enthalten:
1) Anordnung eines allgemeinen Gebetes.
2) Ausländische Potentaten sollen um Hülfe angerufen, auch die Reichs-
ritterschaft und die Hansestädte dazu gezogen werden.
3) Ratione auxilii hätte sich die Majorität für Geldhülfe erklärt.
Es scheint, dass diejenigen, so Volk, und diejenigen, so Geld gewilligt,
bei ihrem Erbieten werden gelassen werden, sonderlich da es eine frei-
willige Hülfe ist, und der Kaiser wird au^ wohl damit zufrieden sein.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
12./ 22. März 1663.
[Befreiung des Kurfürsten von der Türkenhulfe.]
22. März. Als gestern der Graf v. Wolckenstein und Herr Grane ihnen
die Gegenvisite gemacht, haben sie den Punkt wegen Befreiung des Kf.
von der Türkenhulfe wieder vorgebracht. Beide erkannten die rationes,
welche sie angeführt, für erheblich, erklärten aber, sie könnten darüber
nichts rcsol vieren, erboten sich aber, deswegen an den Kaiser zu refe-
rieren und die Sache auch vor dem Erzbischof von Salzburg geheim
zu halten. Ges. sind in Zweifel, wie sie sich inzwischen, bis sie Bescheid
erhalten, verhalten sollen, werden aber wohl mit ihren votis wie bisher fort-
fahren müssen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
17./27. März 1663.
[auf die Relationen vom 19. Februar/ 1. März und 2./ 12. März. Die Türkenhulfe.
Das Würzburger Projeet Die Neuburgische Sache]
27. März. ^a Kf. sieht, dass inbetreff der Türkenhulfe noch zur Zeit wenig Stat zu
machen, so befiehlt er den Ges. sich zu bemühen, dass der Kaiser auf
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BerathongeD über die Tarkeohülfe. 177
allen Fall sich eines gewissen za versichern habe. Das von Würzburg be-
antragte Heer znr Defensiou des Reiches contra quoscunque anbetreffend,
lässt er sieh die Sache an nnd für sich nicht zuwider sein, wünscht aber
erst nähere Auskunft darüber. In der Nenburgischen Sache kommen
3 Punkte vor:
1) ratione voti, ob sie auch von Seiten des Kf. solches prätendieren und
den Nenburgischen unterstützen sollen. Darüber, ob es'vortheilhaft,
sollen Ges. erst ihre Meinung äussern.
* 2) wegen des westfälischen Kreisdirectoriums nnd der Bemü-
hungen von Osnabrück, Münster nnd Brannscbweig eine Ei-
nigung darüber zu vermitteln: Kf. ist bereit dazu, will mit der Alter-
nation zufrieden sein, doch so, dass er den Anfang mit dem Direc-
toriö auf dem Kreistage mache..
3) wegen eines hauptsächlichen Vergleiches. Er will sich auch darin
so zeigen, dass man erkennen soll, dass er zu Friede nnd Einigkeit
geneigt sei.
Die Gesandten an den Kurflirsten. D. Regensburg
20./ 30. März 1663.
[Erneueradg der Rheinischen Allianz.]
Von der Frankfurter Allianz haben sie Nachricht, dass diese zwar auf 30. März
3 Jahre prolongiert sei^), dass die dort befindlichen Gesandten sich aber
alle separieren 3), auch der französische Gesandte Gravel und der schwe-
dische Schnoltzki seien entweder schon auf der Reise hieher oder doch
znm Aufbruch bereit, von den Reichsstädten befinde sich keine in der Al-
lianz nnd wolle man solche auch nicht aufnehmen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 6. April 1663.
[aaf die Belatioo vom 12./22. März. Unterstützung der kaiserlichen Fordernng.]
— Dieweil wir nun nicht zweifeln, es werde :| Ihre Key. Mt. [: die G.April,
von Euch angefahrte und in der kundbaren Wahrheit bestehenden
Ursachen :| bei sieh wohl gelten lassen und sich unserem Verlangen
0 I^ie Rheinische Allianz war am 7. März 1663 auf drei Jahre (Aagast
16*14—1667) verlängert worden (Dumont VI, 2 8.453). S. M.igDet, Nögociations
relaiivea i la saccession d'Espagne II 8. 19. Köcher I S. 314.
') Am 12. März heschloss der Bundesrath zu Frankfurt die Uebereiedelung
nach Regeosbnrg, doch hatten schon vorher die meisten Mitglieder der Allianz
ihre Gesandten dorthin geschickt, s. Rocher I S. 313f.
Mater, x. Gesch. d. Q. Kurfürsten XI. 12
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178 ^* I>er Anfang des Regensbarger Reichstagefl.
nach erklären, | : also habet Ihr gegen vorgedachte : | beide Commis-
sarien zu gedencken, dass, weil Ihr nicht zweifeltet, es würde auf ihre
geschehene Relation die kaiserliche Resolution so, wie wir dicRelbe
begehrten, einkommen, also wolltet Ihr in solchem Vertrauen kraft
habendes unsers aussdrucklichen Befehls sie ratione modi et quanti
so, wie sie es desideriren möchten, in Euren Votissecundiren, gestalt
Ihr dann auch, wie itzo gedacht, solches zu thun und allen mü^
liehen Fleiss mit guter Manier anzuwenden, damit Ihre Key. Mt. in
diesem Sttlck zu ihrem Intent ie eher ie lieber gelangen möge. | : —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
30. März/ 9. April 1663.
[BeratbuDgen über das Qaantum der Türkenhülfe.]
9. April. VergaDgeneo Freitag >) ist eine Session gehalten and die qnaestio quanti
(wie gross die Hülfe in praesenti and in fnturam dem Kaiser zo leisten)
berathen worden, doch ist niemand weder im Karfürsten- noch im Fürstenrathe
gewesen, der darüber etwas gewisses determinieret hätte, auch Ges. haben
sich za keinem qaanto erboten, sondern gefordert, die kaiserlichen Kom-
missarien möchten angeben, mit was für einem quanto dem Kaiser gedient
wäre. Sonnabend ist Mahrenholtz bei H. Crane gewesen und hat ihn
gefragt, auf was für eine Samme eigentlich der Kaiser zielte, und ob schon
Antwort von demselben inbetreff der Forderung des Kf. diesmal von der
Leistung der Hülfe entbunden zu werden, eingetroffen sei. Crane ant-
wortete, die kaiserlichen Kommissarien wären nicht instruiert, den Ständen
etwas ratione quanti vorzuschlagen, doch gab er auf M's. wcitejes Drängen
endlich zu verstehen, dass im Salzburgischen Votum 60 Römernionate
pro praesenti und, wenn es zum Kriege komme, jährlich 50 Monat in futu-
rum ofiferiert worden, in dem Pfalz-Lauternschen Votum aber hätte
man sich besser und, wie er redete, hurtiger heransgelasseu und pro prae-
senti 100 Römermonate gewilligt, welches dem Kaiser gewiss zum Gefallen
gereichen wurde. Auf ihren Bericht an den Kaiser wegen der Forderung
des Kf. sei noch keine Antwort erfolgt, der Kaiser würde aber gewiss die
gefährdete Lage des Ef. berücksichtigen. Er wüsste auch nicht anders, als
• dass derselbe dem Kf. durch eine Gesandtschaft schon vor d'esem Ver-
sicherung gegeben, dass er von seinem Antheil befreit werden sollte, wobei
er es wohl werde bewenden lassen. Nachdem nun am 30. März/9. April
wieder ratione quanti zu Rath angesagt, aber von der österreichischen Ge-
sandtschaft bei voriger Session gar übel empfunden, dass niemand ausser
^) Ueber diese Sitzung vom 27. März/6. April nnd über die folgende vom
30. März/9. April 8. Gemeiner I S 52f.
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Berathangen aber die Türkenhälfe. 179
Salzburg nnd Pfalz-Lau tero ein quantam habe benennen wollen, haben
sie beschlossen, obwohl sie darauf nicht instruiert sind, auf Rati6kation
des Kf. 100 Römermonate vorzuschlagen, dafür haltend, dass, weil Kf. dabei
nichts zutragen wolle, wie er ausdrücklich habe bedingen lassen, es ihm
gleich sein werde, ob viel oder wenig verwilligt werde, und dass dadurch
Kf. bei dem Kaiser sich soviel angenehmer machen werde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 3./ 13. April 1663.
[Vorschläge wegen des Quantum.]
Sie haben 100 Römermonate für die Türkenhülfe vorgeschlagen. Die, 13. April.
welche sich anfänglich zu Volk erboten, haben erklärt, dem Kaiser, wenn
es zum öffentlichen Kriege käme, 8000 Mann oder mehr mit der nöthigen
Artollerie auf ein Jahr, im Nothfall noch länger, auf ihre Kosten stellen zu
wollen, doch da Verschiedene noch keine bestimmte Erklärung abgegeben, ^
ist man noch zu keiner Re- und Correlation geschritten.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 6./16. April 1663.
[Abstimmung wegen des Quantum der Tärkeohülfe.]
Heute ist wieder Sitzung gewesen; im Kurfürstencollegium hat dieMa-ic. April,
jorität auf 50 Römermonate gestimmt, auch sie haben sich dem accommo-
diert. Im Fürst^rath hat die Majorität auf 50 Römermonate ratione prae-
teriti et praesentis auxilii geschlossen, von der künftigen Hülfe werde künftig
zu reden sein.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 17. April 1663.
[Abberufung v. Platens.]
Kf. sieht sich der grossen Kosten wegen genöthigt, seine Gesandtschaf- 17. April,
ten möglichst einzuziehen, daher erhält v. Platen den Befehl, nach Berlin
zurückzukehren^), v. Mahrenholtz und Dr. Jena sollen dortbleiben und
ihren Staat und Suite so einrichten, dass sie monatlich mit 600 Rtbl. aus-
kommen.
0 V. Platen reist am 15. Mai ab.
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180 I^ei* Anfang des Begensburger Reichstages.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Kegensbarg
16./26. April 1663.
[Resolotion des Kaisers auf die Forderung des Kf. Verlangen des Administra-
tors von Magdeburg]
26. April. Vorgestern hat ihnen Crane die Antwort des Kaisers auf seinen,
ond des Grafen Wol(!ken8tein Bericht wegen der brandenburgischen For-
dernng mitgetheilt, dieselbe lautet:
Wie nun erstbesagten ChurfQrsten zu Brandenburg Ldn. sieh
gegen uns woll versichert wissen, dass wir derselben in allen müg-
lichen Dingen zu willfahren geneigt seind, also werden wir Ihrer Ldn.
desideria des Orts dergestalt beobachten, dass Sie damit zuversichtlich
woll vergnügt und hinwiederumb beursacht sein werden, unsere dem
Rom. Reich und der gfinzen Christenheit sowoU alss unsern beider-
^ seits der Gefahr am nächsten gelegenen Land und Leuten zum besten
angesehene Intention Ihres Theils nicht weniger zu secundiren.
Ges. fragen an, ob Kf. es dabei bewenden oder aber noch etwas dess-
halb erinnern lassen wolle, und stellen anheim, ob er deswegen an Crane,
welcher sich dieser Sache voruehmlich angenommen, schreiben wolle. Der
Gesandte des Herzogs August von Sachsen, Administrators von Magde-
burg, hat ihnen mitgetheilt, sein Herr habe mit Kurs ach sen einen Ver-
gleich geschlossen, wodurch er die landesfürstliche Hoheit über etliche Aem-
ter erhalten ^), er beanspruche daher Session und votnm im Fürstenrath. Der
Kaiser habe bereits seine Zustimmung dazu erthcilt, an Kf. wäre deswegen
auch geschrieben, und er wünschte zu wissen, was ihnen hierin zu thun
anbefohlen sei. Sie haben erwidert, dass sie noch keine Resolution des-
wegen erhalten hätten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
17. /27. April 1663.
[Ges. sollen ihr V^otnm in betreff des Qaaotam redressieren.]
27. April. — Im übrigen so ist euch unsere eigentliche Meinung ratione
subsidii, welches Ihter Keys. M. zu leisten, aus mehren Rescripten zur
gnüge bekannt, und hättet ihr euch daher auf mehr Monate als an-
dere herauslassen sollen, und weil wir sehen, dass ihr darinnen das
pfalzische Votum gefolget und. sub spe rati euch auf 100 Monat in
futurum herausgelassen, wir :| aber vielmehr den Dank bei Ihrer Keys.
^) S. Opel, Die YereiuiguDg des Herzogthums Magdeburg mit KorbrandeD-
burg 8: 7.
Digftized by VjOOQIC
Die TürkeDhülfe. Das von dem Admio. von Magdeburg gesachtc Votum. 181
M. ZU haben verlangen, dass wir anderen und nicht andere uns vor-
gehen, {: solchem nach so habt ihr dahin zu sehen, damit ihr mit
guter Manier euer Votum, als welches sub spe rati abgeleget,:| der-
gestalt redressiret, I : dass ihr in euren Yotis an und furbringet, dass
ehe und bevor eure unt. Selation bei uns einkommen : { unser gnädig-
ster Befehl ratione quanti eingelanget. Was nun die Keyserliche, als
mit welchen ihr daraus vorhero zu communiciren, begehren möchten,
dass ihr ratione quanti sowohl wegen des künftigen als vergangenen
votiren sollet, darnach habt ihr euch zu richten, doch dass eure Vota
auf eine höhere Summa als die pfalzische ist, und, wann die Eeyser-
liehen es zu determiniren Bedenken hätten, zum wenigsten auf 150
Monat eingerichtet werden, | : und dass, wan inskunftige ein mehres fttr
des Reiches und der Christenheit Bestes notig sein möchte, damit nach
Beschaffenheit der Sachen continuiret werde. Dass aber einem andern
als dem Keyser die Disposition über dem Geld gegeben werde, das
halten wir gar nicht f(ir zuträglich, und werdet ihr daher, wie ihr
alleweil zu unserm gnädigsten Gefallen gethan, femer im Votiren
fortfahren. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
27. April / 7. Mai 1663.
[EröffnuDgen des nenen PfalzneDbargisohen Gesandten.]
Der K.Sächsische Gesandte hat aufs neue wegen Session und Vo- 7. Mai.
tum des Administrators, Herzog Augast, Eriniieruog gethan. Pfalz-Neu-
bürg hat einen seiner vorigen Abgesandten, v. Didinghansen, abge-
fordert und an dessen Stelle den v. Rauten stein, der früher in Polen zu
01i?a bei den Tractaten ^), auch zu Frankfurt a. M. gewesen, hieher ge-
sandt, welcher sofort, als er das erste Mal in den Fürstenrath gekommen,
Jena zugesprochea und sich zu Fortsetzung der Freundschaft, in der je-
ner mit dem früheren Abgesandten gestanden, erboten. Als sie dann priva-
tim von der Jülichschen Sache gesprocbcn, erklärte er, es sei für beide Theile
nützlich, wenn ein endlicher Vergleich aufgerichtet würde, und dass ein
jeder mit des anderen Assistenz der Jülichschen Lande halber ein votum
suchen könnte.
') S. ürk. u. Akt. Vm S. 711.
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Ig2 DerAnfaiig des Regensbarger Reichstages.
Gottfried V. Jena') an den Kurfürsten. D. Regensburg
8./ 18. Mai 1663.
[Versöholicbe AeasseraDg des Pf. NeabnrglBchen GesandteD. VerhandliiDgeD
wegen des für den Administrator von Magdeburg verlaDgten Yotums.]
Mai. Vorgestern wurde das vom Reichsdirectorio abgefasste Reicbsgut-
achten') den Ständen per dictatnram mitgetheilt und worden denselben Tag
alle eonsilia berufen, doch ist es noch zu keinem Schlass gekommen.
Der Pfalzneubnrgische Gesandte v. Rauten stein hat mit J. vertrau-
lich geredet, er hätte über ihr früheres Gespräch") seinem Fürsten berichtet,
dieser wäre damit wohl zufrieden und wünsche, J. möge dem Kf. berichten,
dass er zu einem beständigen Vergleich wohl geneigt sei, und könnten dazu
einige Interponenten vorgeschlngen werden; J. hat erklärt, darüber an Kf.
berichten zu wollen, und erwartet von diesem Instruktion.
Wegen der Forderung des Administrators von Magdeburg hat er mit
dem E. sächsischen Abgeordneten Strauch verhandelt und dabei des Kf.
Forderung vertreten, dass jener ratione loci nichts den Fürstenthümern des
Kf. Präjudicierliches prätendieren dürfe.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 11./21. Mai 1663.
[Berathangen über das Reichsgatachten wegen des Qaantnm.]
21. xMai. Trotz dreier Sitzungen (Freitag, Sonnabend und heute) ist doch das
Reichsgutachten noch nicht zustande gekommen^), im kurfürstlichen Colle-
gio ist jetzt eine vollständige Conformität erzielt, nachdem der Kurcölnische
auch zu 50 Römermonaten sich erboten , gleichwohl ist angezeigt worden,
dass Kf. sie inzwischen auf 100 Monat, auch wohl noch mehr instruiert
habe. Die bewilligte Sutnme soll in zwei Terminen, künftigen Michaelis
und Ostern 1664 erlegt werden.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./25. Mai 1663.
[Das Reichsgatachten ist zustande gekommen. Bevorstehende Berathang wegen
des futurum auxiliam.]
25 Mai. Das Reichsgutachten ^) ist glücklich zustande gcfkommen und heute
durch Deputierte den kaiserlichen Koramissarien übergeben worden. Der
*) v: Mahrenholtz war nach Halberstadt gegangen, um dort die für die
Gesandtschaft bestimmten Gelder flüssig zu machen.
^ S. über dasselbe und über die vorhergehenden Verhandlungen Gemei-
ner I S. 55ff.
») S. oben S. 181.
0 S. Gemeiner I S. 63ff.
*) d. 13/23. Mai 1663 (Londorp VIU S. 971 flF. Fachner v. Eggen-
storff I S. 18 f.).
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Die Tarkenhälfe Die Forderung des Admin. von Magdeburg. 183
Erzbischof von Salzburg hat darauf- io seiner Antwort erklärt, man
möchte jetzt zuerst das futurum anxilium abhandeln, weil der Bruch und
Krieg mit den Türken sehr wahrscheinlich wäre, der Kaiser würde sich
Volk so lieb als Geld sein lassen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 26. Mai 1663.
[Die kaiserliche ResolutioD, die Forderung des Administrators von Magdeburg.)
— So viel die keys. Kesolution, welche euch von Cranen com- 26. Mai.
municiret, belangt, da sind wir der Meinung, dass ihr andeutet, dass
wir die Kesolution also verstünden und annehmen, als wir es von
Ihrer Keys. M. desideriret. — Was des H. Administratoris zu Magde-
burg Ld. prä^endirte Session und Votum ratione Querfurt betrifft,
da lassen wir es nochmals bei unserm jüngsten Bescript ^), und habet
ihr euch durch keine majora davon bringen zu lassen, als welche uns
und anderen das jus iam in ipso Instrumento pacis quaesitum nicht
entziehen oder nehmen können, auf solche Weise könnte einer, der
allererst in Fürstenstand erhoben, durch die majora denen älteren vor-
gezogen werden, welches doch injustum und inauditum. —
Gottfried v. Jena an den Kurflirsten. D. Regensburg
18./28. Mai 1663.
[Berathnng über die künftige Hülfe, Forderang, dass auch der punctos securi-
tatis zugleich vorgenommen werde.]
Gleich am Sonnabend sind wieder die OoUegia berufen worden, nnd 28. Mai
heute') ist dann der Punkt von der künftigen Hülfe ordentlich vorgenom-
men, doch noch kein Beschluss gefasst worden. Im kurfürstlichen waren
die plara (Cöln, Trier, Mainz und Baiern) für Volk; Branden-
burg beantragte, da das kurf. coUegium vorher einmütbig auf Geld ge-
stimmt und der Kaiser erklärt hätte, dass ihm ebenso mit Geld wie mit Volk
gedient, möchte man sich npch zur Zeit auf 50 Hömermonate au Geld er-
0 Ein solche» ist in den Akten nicht erhalten, der Inhalt desselben ist aus
den spateren Rescripten nnd Relationen der Gesandten ersichtlich. Kf. willigt
ein, dass der Administrator für sein Fürstentham Sachsen-Qaerfart Sits nnd
Stimme im Färstenrath erhalte, will aber nicht zugeben, dass derselbe, wie er
verlangt, mit den übrigen sächsischen Häusern zusammen vor seinen Färsten-
thümern die Stelle erhalte.
^ S Gemeiner I S. 69 f.
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134 4. Der Aufang des Regensbarger Reichstages.
klären, auch damit, so lange der Türkenkrieg währte, continuieren, wovon,
in Betrachtung die Matricnl sehr geschwächt, etwa ^000 Mann, wenn die
andern zum 'Kriegsheer nöthigen Dinge mitgerechnet würden, erhalten wer-
den könnten. Mit geringerm wäre kein genügsamer Widerstand zu thun
oder was Fruchtbar! iches zu verrichten. K.Mainz verlangte, dass der punc-
tus securitatis zugleich mit der Türkenbülfe vorgenommen werde, die Ma-
jorität aber erklärte sich dafür, dass dieses erst nach ausgemachtem erstem
Punkt in Richtigkeit zu bringen sei. Auch im Fürstenrath stellten die
Alliierten und wenige andere dieselbe Forderung, dass die Sicherheit des
Reiches sofort und zugleich mit der künftigen Hülfe abzuhandeln wäre.
E. V. Platen an den Kurfürsten, Berlin 22. Mai /
[1. Juni] 1663.
[Vorschlage der K.Mainzischen oud K.Gölnischen wegen der künftigen
ReicbsverfasBung.]
1. Joni. Er ist vorgestern hier angekommen, will nur berichten, dass, als er von
einigen Gesandtschaften, darunter der K.Mainzischen und K.Gölni-
schen, Abschied genommen, von denselben ein Discnrs wegen der künfti-
gen Reichsverfassung angefangen wurde. Der K.Mainzi8che Kanzler Mehl
erklärte, sein Herr sei auf den Gedanken gekommen, es müsste nothwendig
im Reiche eine beständige Kriegsverfassung eingerichtet werden, und zwar
müsste, da den alten Reichsverfassungen und der Execntionsordnung fast nie
nachgelebt sei und die Hinderung unter anderem aus der Matricul herrührte,
etwas ganz neues gemacht werden, nämlich:
1) der Kaiser müsste sich mit den Ständen und diese unter sich zu.
mutueller Hülfe auf das kräftigste verbinden.
2) auch die auswärtigen benachbarten Kronen, namentlich Frankreich
und Schweden, müssten hinzugezogen werden, so dass auch diese
sich mit dem Reiche zu mutueller Hülfe verbänden.
.3) es müsste jederzeit ein vollkommenes Kriegsheer aus geworbener
Mannschaft mit Generalen, sonstigen Officieren, Artollerie und Muni-
tion in Bereitschaft gehalten werden, wozu jeder Stand das seinige
contribuieren müsste.
4) Jedem Stande müsste freie Hand gelassen werden, wie hoch er sich
anschlagen und was er bei solchem gemeinnützigen Werke thun wolle.
Er hat darauf nur erinnert, *ob es auch dem Reiche zuträglich sein
würde, sowohl die Fremden so weit in des Reiches Affairen zu mischen,
als auch sich zu ihrer mutnellen Defension contra quoscunque, da sie oft
viel Streit mit ihren Nachbaren hätten, zu verbinden.
Bei dem K.Gölnischen Gesandten D. Aithofen hat es fast gleichen
Discnrs gegeben, derselbe hat nur noch hinzugefügt, dass man Frankreich
und Schweden ohnedem wegen der abgetretenen Reichslande zur Garantie
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Project einer Beichskriegsverfassoog. Forderung des Admin. v. Magdeb. 135
verbanden sei, die sie sehr weit (z.B. Schweden im polnischen Kriege)
eztendierten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 1. Juni 1663.
[Geneigtheit za einem Vergleich mit Pfalz -Netiburg.]
In betreff der Forderung des Administrators von Magdeburg wieder- 1 Juni,
holt Kf. seine frühere Entscheidung. Mit dem Pfalzneuburgischen
Gesandten soll Jena ferner reden und ihm andeuten, Kf. sei geneigt, wenn
Pfaizneuburg es beliebe, sich mit ihm in gutes Yei trauen zu setzen
und einen gütlichen Vergleich nicht auszuschlagen, er wolle erwarten, was
jener ratione modi compositionis und personarum median tinm vorschlagen
werde, und werde sich dann darauf erklären.
V. Mahrenholtz und Gottfried v. Jena an den Kurflirsten.
D. Regensburg 25. Mai /4. Juni 1663.
l K.Sachsens Forderung wegen des Administrators. Die Angriffe gegen die
Beformierten.] *
Die kursächsischen Gesandten haben wieder die Sache des Administrators 4. Juni,
vorgebracht und verlangt, Oes. sollten wenigstens sub spe fati demselben den
Vorsitz vor Halberstadt und consequenter den anderen Fürstenthümern des
Kf. verwilligen, sie haben aber erklärt, des Kf. Befehl abwarten zu müs-
sen, und dabei dessen Weisung gemäss bemerkt, Kf. hätte K. Sachsen und
dem Administrator zu Liebe rem ipsam, nämlich sessionem und votum,
verwilligt, in der Zuversicht, es werde das alte Vertrauen zwischen ihnen
erhalten und in K.Sachsens Landen nicht ^ut geheissen werden, des Kf. .
Religionsverwandte wider den Keligions- und Osnabrückischen Friedens-
schlnss zu beschweren^), v. Gersdorf erwiderte, der Kaiser hätte dem Ad-
ministrator schon sessionem unti votum concediert, wenn er aber die Stelle
bei den anderen sächsischen Häusern nicht erhielte,, werde er Session und
Votum nicht begehren. K.Sachsen würde an dem, was privat doctores
gegen einander schrieben, kein Gefallen tragen, und falls einer^ dass er
sich vergriffen, wie dann nöthig wäre, überwiesen werden sollte, würde er
aUdann solchen in seinen Landen nicht dulden. Was Calovius geschrie-
ben, deshalb hätte er sich entschuldigt.')
0 S. über diese theologischen Streitigkeiten, durch welche das gegen die
UniverBitat Wittenberg gerichtete Edict des Kf. vom 21. Aogast 1662 veranlasst
worden ist, Hering, Nene Beitrage zur Gesch. der evangelisch -reformirten
Kirche in den Prenssiscb - Brandenbnrgischen Ländern II S. 160 ff. nnd unten im
Anbang die Akten über die Zusammenkunft des Kf. mit K.Sachsen za Torgau.
^ Hering a a. 0 S. 172 ff.
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186 4- I^or Aofang des Regeosbarger Reichstages.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbarg
29. Mai/ 8. Juni 1663.
[Droheode Nachrichten von der Türkeogefahr.]
8. Juui. Vor wenigeD Tageo ist der Graf Lacroa von Wieo angekommeD , um
dem Erzbischof von Salzburg die Türkengefahr vorzustellen^), der darauf
auch beiliegendes Schriftstück') über den ungarischen Zustand den Ständen
per dictaturam mitgetheilt hat, darüber ist heute deliberiert'), aber weder
im kurfürstlichen noch fürstlichen Coilegium zu einem Schluss gekommen;
im ersteren wurde erklärt, da der Kaiser an alle Kurfürsten dieser Sache
halber Gesandte geschickt, müssten sie deren Befehl abwarten; im Fürsten-
rathe wird es wohl zu keinem einmüthlgen Beschluss kommen, die Alliierten
verlangen, dass der punctus securitatis mit der künftigen Türkenhülfe zu-
gleich vorzunehmen sei, werden es aber nicht durchsetzen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./15. Juni 1663.
[Berathungen wegen der küoftigeo Türkenhülfe.]
ir).Juni. Der künftigen TürkeuhüITe wegen ist es im Fürstenrath noch zu kei-
nem conclusum gekommen, wegen der Verschiedenheit der Meinungen und
da sich noch etliche 20 defectu instructionis entschuldigt. Die Alliierten^
welche sich zu Volk erboten, sind gestern und vorgestern bei den K.Maia-
zfschen versammelt gewesen, um sich zunächst unter sich wegen der Con-
ditionen, unter welchen sie die Völker schicken wollen, zu vergleichen, sie
werden dann ihre Bediugungen dem Erzbischof von Salzburg mittheilen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19./29. Juni 1663,
[UneiDigkeit iobetreff der zu leistenden Türkenhülfe.]
29. Jaui. Mit dem futuro amilio wird es nun bald zu Ende kommen, doch bleibt
es ratione quanti sowohl im fürstlichen als auch städtischen Collegio bei
der Difformität, muss also das allgemeine Reichsgutarhten secundum con-
clusa difformia eingerichtet werden und ist es daher zu keiner durchgehen-
den Qleichheit (welches wohl vor diesem im h. Reich niemals geschehen)
zu bringen. Die Alliierten haben ihre (abschriftlich beiliegenden) Condi-
tionen übergeben.
^) S. das Schreiben des Kaisers an den Erzbischof von Salzburg d. Lazen-
burg9. Mai 1B63 (Diar. Burop. X S. 207 f. Londorp VIII S. 971).
«) x)iar Knrop. X S. 260ff. Londorp VIII S. 973. Pachner v. Eggon-
Btorff I S.20.
^ G eoieioer I S. 72.
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Die Türkengofahr. Berathungen über die TürkeDhülfe. 187
Nach Erledigung des ersten Punktes wird es jetzt bald znr Verhand-
lung über den zweiten, die Sicherheit des Reiches, kommen; Ges. erwarten
darüber des Ef. Willensmeinnng.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
6. Juli St. V. 1663.
[auf die Relation vom 29. Mai/8. Jnoi. Mahnnogen an die Reichsstande , die
Türkenbulfe ernster auzagreifen. Eigene Bulfserbietnngen des Kf.]
— Wir betrüben uns über, dergleichen Verzögerung und gefährlichen 16. Juli.
Aufenthalt nicht wenig und dass man des Erbfeindes dessein nicht
mit mehreren Ernst und Eifer zu Herzen nimmt. — Ihr habet dahero
unsertwegen dies Werk beweglich und glimpflich vorzustellen —
dass gleichwohl, da der Allerhöchste annoch Mittel genug verliehen,
solchem allen in Zeiten mit dessen göttlichen Beistand vorzukommen
und abzuwehren, diejenigen eine schwere Verantwortung über sich
und ihre Nachkommen ziehen würden, welche durch andere Respecte
die Defension des Vaterlandes zu hindern oder doch zu divertiren
suchen, und weil wir versichert wären, dass unter allen Gliedern des
Reiches niemand wäre, welcher an solcher Auflage zu participiren
begehrefe, vielmehr alle Kräfte und Mittel wider Gottes und des Vater-
landes Feind anzuwenden begierig, so wollten wir ihnen allen und
jeden als ein getreues Mitglied die Beförderung dieses Werkes bester-
massen recommandiret haben, und weil wir Euch neulich albereit
gnädigst anbefohlen, dass 'Ihr unsertwegen 150 Römermonat willigen
solltet, also lassen wir es nochmals dabei bewenden, und haben wir
denn, nachdem die Keys. M. durch eine eigene Abschickung ') uns
die instehende Gefahr repraesentiren lassen und umb schlünige Hülfe
an Volck, Munition und Geld beweglich anhalten lassen, deroselben
alsofort einige Völcker zu Ross und Fuss, etliche hundert Centner
Pulver, etliche tausend Stuck Kugeln und Granaten und dann hun-
dert tausend Rthaler versprochen, das Geld albereit wirklich gezahlet,
und sollen die Volcker und Munition, so bald es Ihre Keys. M. noti-
ficiren und begehren werden, marchiren und geliefert werden, wel-
ches alles Ihr bei guter Gelegenheit zu erwähnen und dahin mit allen
Vleiss Euch zu bemühen, damit vor allen Dingen der punctus der
0 üeber diese Sendung Lisola's an den Kf. s. unten Abschn. 5.
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188 4. Der AnTang des Regensburger Reichstages.
Türkenhülfe vest gesetzet und durch keine andere Materie divertiret
werde. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
10./20. Juli 1663.
[MittheilaDgeo RautensteiDS.]
20. Juli. In pnblicis ist in 14 Tagen niclits geschehen, die Stände sind so lange
nicht ZQsammen berufen worden, da man erst die kaiserliche Resolution
auf das Reich sgutacht^n erwartet, vermnthlich wird der Kaiser^nicht mit
dem^ was bisher bewilligt, zufrieden sein, sondern eine andere, besser ein-
gerichtete, coiiforme und st&rkere Hülfe begehren.
PS. Der Pfalz-Neuburgische Gesandte, Rautenstein, hat Jena an-,
gezeigt, sein Herr hielte das, was hier wegen eines gütlichen Vergleiches
geredet sei, für aufrichtig geroeint und schlage seinerseits den König von
Frankreich und den Bischof von Münster als Interponenten vor, wün-
sche die Sache aber vorläufig noch geheim zu halten.
Dieselben an den Kurfürsten D. Regensburg 17./ 27. Juli 1663.
[Die kaiserliche Reaolation anf das Reichsgatacbteo.]
27. Juli. Die kaiserliche Resolution i) auf das Reichsgutachten ist nun erfolgt
und werden jetzt, nach 3 Wochen, die Stände zusammenbernfen werden,
doch ist zu fürchten, dass keiner oder wenige sich anders oder zu einem
höheren quanto erbieten werde ^ man meint, der Kaiser werde geschehen
lassen^), dass jetzt der panctus securitatis angegriffen werde, doch mit dem
0 d. 24./14. Juli 1663 (Kondorp VIU S. 981f., Pachner v. Eggenetorff
I 8.33). Darin verlangt der Kaiser, dass die ez causa praesentis et praeteriti
temporis bewilligte Geldhülfe anticipiert werde, dass diejenigen Reichsstande,
welche weniger als 50 Römermonate bewilligt, den anderen beitreten, dass für
die auf dieses Jahr bewilligte Geldhülfe bestimmte und zwar möglichst nahe
Termine festgesetzt und dass, da zu besorgen sei, dass der Krieg in diesem
Jahre nicht werde beendigt werden, zeitig wegen fernerer Hülfe Beschlnss
gefaset werde, dass ferner diejenigen, welche Volkshulfe bewilligt hätten,
ihre Truppen sofort anmarschieren liessen, damit er dieselben Ende Juli oder
Anfang August zur Hand habe, die vorgeschlagenen Bedingungen habe er schon
durch deu Erzbischof von Salzburg auf die Billigkeit adjustieren lassen. (S.
den Vertrag mit den Alliierten wegen der von diesen zu stellenden Hülfstruppen
d. Regensburg 11. Juli 1663 Diar. Europ. IX S. 406 ff., Londorp VUI S. 977,
Pachner v. Eggenstorff I S. 30f.)
^ Der Erzbischof von Salzburg theilt (d. Regensbnrg 27. Juli 1663). dem
K. Mainzischen Direktorium den Inhalt der kaiserlichen Resolution mit und
stellt anheim, da die Gesandten deswegen erst Instruktion von ihren Principalen
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Die Törkenhülfe. Die secnritas imperii. 189
'Vorbehalt, wenn die Türkengefahr nicht nachliesse, den pnnctns anzilii zu
resssamieren.
Ges. haben den inzwischen angelangten französischen Gesandten G ra -
Tel besucht und wegen des Tractaineuts garkeine Schwierigkeit gefunden.
E.B airische und K. Mainzische Truppen sind schon auf dem
Marsch nach Ungarn.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
20./30. Juli 1663.
[BemerkoDgeD in betreff der secaritas imperii. Geneigtheit zar Verstan-
dignng mit Pfalz-Nenbarg.]
Kf. bedauert , dass es der Türkeugefahr gegenüber nicht zu etw.is 30. Juli.
Rechtschaffenem gekommen ist; er selbst will für das Vaterland und die
Christenheit beitragen, soviel ihm der Allerhöchste Vermögen und Kräfte
verleihe.
1) Wann nun der punetus securitatis imperii vor und in Delibera-
tion kommen sollte, so habt Ihr unsertwegen in beiden Collegiis das
Votum dahin abzulegen, dass wir verhoffeten, man werde uns im
h. röm. Reich das Zeugniss geben, dass wir bis anhero nichts anders
gesuchet, dann dass die Ruhe und so teuer erworbene Friede — er-
halten und conserviret werden möehte. Da hätten wir nun wohl bei
uns kein zulänglicher und sicheres Mittel finden können, dann dass
zuforderst im h. röm. Reiche zwischen Haupt und Gliedern ein rech-
tes und höchst nöthiges Vertrauen und Verständnuss gestiftet und be-
festiget werde, und hätten auch zu keinem andern Zweck alle unsere
eonsilia und actiones gerichtet, möchten aber nicht eigentlich wissen
oder sagen, woran es sich bis anhero gestossen, befindeten aber dieses
bei uns, dass so lange im Reich selbst zwischen den Gliedern und
dem Haupt und dann denen Gliedern unter sich selbst ohne An- •
sehn und Unterschied der Religion kein rechtes Vertrauen gestiftet,
alle factiones, studia und Misstrauen aufhöre, an der Securität des
Vaterlandes vergeblich und ohne Effect gearbeitet werde. Wir er-
beten uns und wollten ferner in der That mit Gottes Hülfe beweisen,
dass wir unserem Eeyser, zumal dem gegenwärtigen, welchem doch
auch nicht das geringste zu imputiren oder beizumessen, dass er
erwarten würden, inzwischen d.n punctas seonritatis vorznnehmeD und die Ver-
baodlnDgen wegen der Anticipation fortzusetzen (Diar. Enrop. IX S. 428ff.y
Londorp VIII S. 979f).
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190 ^' C^or AofaDg des Regenaborger ReichBtages.
einigen Stand betrübet oder zu Weiterung Uraach und Anlass ge-*
geben, allen schuldigen Respect leisten und gegen alle und jede un-
sere Herrn Miteburfürsten, Fürsten und Stände dergestalt betragen
wollen, wie es einem getreuen und redlichen Gliede des Vaterlandes
gebühret und die Grundgesetze und andern des Reiches Constitutionen
erfoderten, und nebenst ihm des h. röm. Reichs Ehre und Ruhe —
samt der vor diesem erworbenen Reputation, Praeeminentz und Glorie
mainteniren und nach äussersten Kräften und Vermögen vertreten
helfen wollten»
2) Negst diesem so gehörte zu der Securität des Reiches, dass
dasselbe mit allen Benachtbahrten in gutem Verständnuss stunde und
bliebe. Unter den Benachtbahrten wären Frankreich und Schweden
die vornehmsten, wann nun fler mit denselben zu Ossnabrugg und
Münster aufgerichtete Friede beständig gehalten und dasjenige, was
beiden aus obgedachtem Frieden zukommet und würcklich tradiret,
gelassei) wurde, so hätte es mit beiden Cronen seine gute Richtigkeit
und würden sie auch an ihrem Ort nicht weniger den Frieden un-
verbrüchlich zu halten geneiget sein.
3) — bestünde die Sicherheit des Reiches auch mit darin, dass
sich da s h. röm. Reich von niemand zu nahe treten Hesse oder gar
zu viel leidete, denn auf die Wei^e käme es in Verachtung, wurde
man sich aber einmal und einmüthig des Vaterlandes Interesse ange-
legen halten und dasselbe mit Nachdruck secundiren, so wurde sich
auch wohl hernachmals einer und der andere bedenken, dasselbe
zu lacessiren.
4) — so hätte man nun über hundert Jahr bis gegenwärtige Zeit
an einer guten Ordnung, wie nemlich ein Creyss dem andern und
ein Stand dem andern im Nothfall assistiren und mit Hülfe erschei-
nen sollte , gearbeitet, man hätte aber gleichwohl kein besseres be-
finden können, als das Fundamentum, • welches in der Executions-
ordnung vom Jahr 1555 enthalten, wir hätten auch wohl so viel
wahrgenommen und in der That erfahren, dass es nicht so sehr au
guter Ordnung als an denenjenigen ermangelt, welche denselben Ord-
nungen kein Gnüge thun und denenselben nachkommen wollen, ge-
stalt man sich dann bisdahero so wenig auf die allgemeine Reichs-
verfassungen, Executionsordnung und was darauf mehr erfolget, als
auf particulär Verbandnusse, Vereinigung, Etbverbrüderung und der-
gleichen zu verlassen gehabt, wurde demnach dahin vornemlich mit
zu arbeiten sein, dass nach Anweisung der Executionsordnung die
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Die Becorita imperii. 191
Sache vorgenommen, was in der Executionsordnung nicht zureichend,
verbessert, was mangelhaft, hinzugethan, und absonderlich darauf das
Absehen gerichtet werde, damit der Ordnung, welche gemachet und
beliebet, ein rechter Nachdruck gegeben werde, damit die bedarfen-
den Stände darauf sich auf allen Nothfall verlassen und darauf Staat
machen können.
5) — wurde nöthig sein, dass Haupt und Glieder alle ihre con-
silia einzig und allein auf das h. röm. Reich und desselben wahres
Interesse wendeten und sich davon durch kein fremdes Absehn, es
sei auch dasselbe wie es wolle, abwendig machen lassen.
6) So wurde auch für das sechste nicht undienlich sondern zur
Sicherheit des Reiches nothig sein, dass ein perpetuus miles im h.
röm. Reich unterhalten wurde, welcher nicht so sehr in numero als
in robore und in geübten und tapferen Soldaten und OfGcieren be-
stünde und dass dieselben ordentlich und ohne Abgang besoldet wür-
den, und diese letztere securitatis media alle wurden sich leichtlich
finden, wann nur das erste seine gute Richtigkeit hätte.
Dieses wären unsere treugemeinten privat Gedanken für die
Sicherheit des Vaterlandes und wollten der übrigen gleichfalss ver-
nehmen und an unsern Ort alles getreulich beitragen helfen. Und
diese unsere Meinung nun habt Ihr in Euren Votis verbotenus, wie
dieselbe alhier zu befinden, abzulegen, der übrigen Churfursten, Für-
sten und Stände Meinungen und Vota vleissig protocoUiren zu lassen
und uns unt. zu berichten.
Ges. sollen den franzöbischen Gesandten Gravel visitieren und des
Kf. freundschaftliche Gesiunuug gegen die Krone Frankreich contestiereo.
PS. Rautensteio sollen sie auf seine neuliche Erklärung von selten
des Et. versichero, dass auch von diesem die Sache aufrichtig gemeint
sei, er wünsche aber^ dass dieselbe zunächst im geheimen nud ohne Hin-
zuziehung von Vermittlern zwischen ihren beiderseitigen Räthen abgethan
werde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
24. Juli/ 3. August 1663.
[BerathoDgen über den panctas secnritatis.]
Vorgestern, Mittwoch, sind die Stände wieder zusammenbernfen wor- 3. Aug.
den 9 nachdem K.Mainz eine Art Proposition') betreffend punctum securi-
0 d. RegeoBburg 19./29. JuU 1663 (Diar. Burop. IX S. 430. Londorp
VllI S. 980f. Pachoer v. BggeDStorff I S. 44), s. Gemeiner I S. 83 f.
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/
192 4- I^cf Aofang des.BegeDBbarger Reichstages.
tatis hat öffeDtlich dictieren lassen, über welche Neuerang der Erzbischof
von Salz barg sehr angehalten ist. Im karfürstlichen Collegio propo-
nierte das K. Main zische Direktorinm, dass nach abgehandeltem ersten Punkt
nun der punctus securitatis vorzunehmen sei, er hätte seine Gedanken darü-
ber schon schriftlich mitgetheilt. Die meisten (auch Oes.) stimmten darauf
dafür; dass dieses K.Mainzische Memorial erst den Principalen einzusenden
und deren Meinung zu erwarten sei; im Fürstenrath brachte das öster-
reichische Direktorium den punctus securitatis so vor, wie er in der kai- '
serlichen Proposition enthalten ist, die Umfrage wurde aber nicht zu Ende
gebracht, die Mehrzahl hat bisher verlangt, dass die Directoria diesen Punkt
in membra subdividieren und dann solche proponieren möchten^). Sach-
sen-Altenburg, auch BrandenburgCulmbach und Braunschweig
beantragten, dass die Capitulatio perpetua zuerst vorgenommen werde.
Dabei scheint die Intention eines oder anderen zu sein, den statum des R.
Reichs anders zu formieren, man wünscht, die von den Kurfürsten depen-
dierendcn Gesandten solange aas dem Fürstenrath los zu werden, bis die
das kurfürstliche CoUegium und dessen Präeminenz angehenden Dinge zu
Ende gebracht sind. Ges. aber wollen zu bewirken Sachen, dass diese
Frage noch etwas zurückbleibe.
Graf Hohenlohes), General der Frankfurter Alliierten, ist hergekom-
men, dieselben halten viele Zusammenkünfte, bei welchen sich auch der
französische Gesandte einfindet.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
30. Juli / 9. August 1663.
[VerhandluDgen über den panctas securitatis.]
9. Ang. Die Umfrage im Fürstenrath ist 24. Juli/ 3. August ') fortgesetzt und
beendet worden, es wurde beschlossen, dass die fürstlichen Directoria mit
dem K.Mainzischen sich zusammen thun, den punctum securitatis in ge-
wisse membra subdividieren und solche in eine Ordnung, wie sie vorzuneh-
men, bringen sollten. Es wurden von verschiedenen Seiten verschiedene
Punkte, die zuerst zu behandeln seien, vorgeschlagen (so die Wahlcapitu-
lation, von ihnen selbst der punctus restituendorum). Mittwoch wurde das
^) V. Jena in dem Votum für Halberstadt verlangt: 1) das Direktorium
möchte diese Punkte so vortragen, dass nicht bald unter den Stauden oder Golle-
gien Streit entstehe; 2) man möchte zuerst das Reich ^egen des Türken Einbrach
in Sicherheit setzen, 3) zugleich aber den punctum restituendorum vornehmen,
der nach dem FriedensschluBs zuerst zu erledigen sei. Er erklärt zugleich, dass
das von E. Mainz Dictierte keine Proposition sein könne, dass dem Fnrstencol-
legium überhaupt ausser seinen Direktoren niemand etwas zu proponieren habe.
>) S. über denselben Theätr. Europ. IX S. 8G3 ff.
^ S. Gemeiner I S. 85.
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Berathnngeo über die vorsunehmeodea GegeDataode. 193
knrfurstliche Collegiom allein convociert, E.Mainz wünschte, man möchte,
sich näher herauslassen, man erklärte aber, man habe zunächst das E.Uain-
zische Memorial den Principalen eingeschickt, man wünsche, weil im Fürsten-
rath der pnnctus secnritatis sehr weit extendiert werde, die directoria möch-
ten sich zasammenthun und diesen Punkt in gewisse capit^ dividieren, damit
nicht die beiden CoUegien über verschiedene Materien deliberierten, beson-
ders wäre die Executionsordnung zu verbessern; E.Mainz will aber vorläufig
diese Snbdivision nicht übernehmen, bis man sich specialius erklärt hätte.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
7./17. August 1663.
[Die Erklärung des Korfärsten. Weitere Berathuogen über den panctus
securitatis.]
Ges. haben des Ef. Rescript vom 30./20. Juli am 4./14. August erhalten 17. Aug.
und bei heutiger Zusammenkunft 0 dessen Meinung befohlenermassen in
ihren votis in beiden Collegien verbotenus vorgetragen; es wurde dieses
nicht allein mit guter Attention in beiden collegiis angeh(5rt, sondern auch
gar wohl aufgenommen und fast hoch gehalten. Im kurfürstlichen Colle-
gium gingen die majora dahin 2), dass eine Provisionalverfassung zu des
Reiches Sicherheit ehestens zu machen sei, damit man einer Reichshülfe
sowohl gegen den Erbfeind als contra quosvis invasionis casus versichert
wäre, und dass auch die Ezecntionsordnung revidiert werden müsse. Im
Fürstenrath erklärte sich die Majorität wieder dafür, die directoria möchten
zunächst den Punkt in gewisse membra subdividieren und diese den Stän-
den mittheilen. Die allermeisten auf der weltlichen Bank bestehen aber
dsirauf, dass die perpetua capitniatio zunächst abgehandelt werde, deuten
in Privatgesprächen auch das votum des Ef. dahin, weil darin vorgestellt
werde, dass das innerliche gute Vertrauen ^wischen Haupt und Gliedern
zuerst zu stabilieren wäre, während Ges. daraus schliessen^ dass zuefst die
Executionsordnung und der perpetnus railes weiter abzuhandeln sei; sie er-
bitten des Kf. Gedanken über die perpetnierliche Capitulation.
Dieselben an den Kurfttrsten. D. Regensburg
14./ 24. August 1663.
[Weitere BerathnDgen über die zu behandelnden Gegenstände.]
Das kurfürstliche Collegium hat endlich per majora beschlossen '), 24- Aag.
dass die Executionsordnung zu revidieren sei, im Fürstenrath^) aber hat
^) S. Gemeiner I S. 89ff.
^ S. ddn E.Mainzischen Avisationszettel d. 17. August 1663 (Londorp
vra S. 983).
') 12./22. Augnst s. Gemeiner I S. 92.
*) S Gemeiner I S. 89 ff.
Mater, c. Ge«ch d. G. Rnrrursten. XI. 13
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l94 ^' ^^^ ADfaog des Begensbarger Reichstage^.
•
es wegen der VerscbiedeDheit der Meinungen noch zn keinem wirklichen
Bescblnss kommen können; die Alliierten aof der weltlichen Bank (denn
die Geistlichen nehmen es sich nicht i»n) und andere, damnter die kur-
fürstlichen Hänser zum grösseren Theil mit sind, dringen daranf, dass die
Capitnlation zuerst Yorgenommen werde; sie selbst haben in Ermangelung
besonderer Instruktion verlangt, dass zuerst die Executionsordnung und
Verfassung im Reich, auch der puuctus restitnendorum zn Ende zu briu*
gen and dann der defectns comitiorum zn corrigieren sei. Einige im Für-
stenrath lassen sich verlauten, Ef. würde denjenigen, welche die Einrichtung
der perpetnierlichen Capitnlation zuförderst urgicrten, nicht abfallen, weil er
auf dem vorigen Reichstage^) durch seine Qesandten im Fürstenrath sol-
ches Werk habe secundieren lassen.
Der Kurfürst an die GesaDdten. D. Königsberg
31. August 1663.
[ErhaltQog der kurfürstlichen Prärogativen.]
31. Aug. Ges. sollen sich die Erhaltung der kurfürstlichen Prärogativen') an-
gelegen sein und sich auf keine Weise ans dem Fürstenrath excludieren
lassen. Ef. ist betrübt über die Vorgänge auf dem Reichstag und fürchtet,
dass nur noch grösserer Zwiespalt dadurch entstehen wird. Wenn diese
Materie im Fürstenrath vorkommen sollte, sollen sie erklären, sie müssten
darüber erst an Kf. referieren, bis sie Resolution erhielten, möchte mit dem
conclusum innegehalten werden, im Kurfürbtenrath haben sie sich möglichst
mit Baiern und Sachsen zn conformieren.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg.
21/31. August 1663.
[Berathang über die zu behandeluden Gegenstände. Frankreichs Erbieten zar
Türkenhülfe.]
31. Aug. Man hat sich noch immer nicht verglichen, welche Materie zuerst vor-
zunehmen sei; im Fürstenrath verlangen die meisten Weltlichen zuerst die
Wahlcapitulation, die anderen, darunter auch Halberstadt, haben be-
schlossen, mit der Wahlcapitulation zugleich eine Verfassung im Reich
aufzurichten, und zwar solle über beides in pleno verhandelt, zugleich der
punctus restitnendorum durch Deputierte vorgenommen werden. Dieser
Beschlus!? derselben ist heute durch das österreichische Direktorium den an-
^) S. Droysen lU, 2 8.98 f.
^ S. das Rescript des Kf. ao seine Gesandten anf dem Reichstage vom
r>/15. Februar 1654 (ürk. u. Akt. VI S. 400).
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PeststelloDg der vorzuDeliineDdeD QegeDBtäDde. 295
deren mitgetheilt worden, dieselben haben sich aber noch nicht daranf
erklärt.
Die Alliierten haben Bomb ach zum General-Major bestellt, ihre Trup-
pen sollen schon anf dem Marsch sein. Frankreich erbietet sich zam
simpel Allianceanschlag, 800 z. Pf. und 1600 z. F. nnter denselben Bedin-
gungen, wie die anderen Alliierten, zo schicken.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
28. August/?. September 1663.
[Feststellung der zu behandeloden Gegenstände; allgemeine Zufriedenheit mit dem
Votum des Kf. wegen der Wahlcapitulation.]
Im Fürstenrath ist es endlich, nachdem Halb er Stadt erklärt, weil 7. Sept.
sich immer nene Difficultäten ereigneten und man diese wichtigen Dinge
nicht in pleno tradieren wolle, müsse es seine Meinung zurückziehen, an
sich halten und nene Instruktion erwarten, zu einer Einigung gekommen'),
nämlich zugleich mit der allgemeinen Reichsdefension und der Wahlcapitu-
lation anzufangen und damit bis zu Ende der Sachen zu continuieren , zu-
gleich aber auch den pnnctus restituendorum , diesen per deputatos, die
beiden anderen aber in pleno zu verhandeln; anch Halberstadt hat sub
spe rati eingewilligt^
Sonst wird es *Ew. Chf. D. sehr wohl gedeutet, dass das von
dero dependirende Halberstadt — sich der Capitulation nicht wider-
setzet — sondern gütlich und aus Liebe zu Stiftung innerlichen Ver-
trauens in dero eheste Handlung gewilliget, und seind dergestalt beide
Tbeile mit Halberstadt Aber die massen wohl zufrieden und stellen
sich mit Gebehrden sehr freundlich. —
Der Kurfürst an die Gesandten* D. Insterburg
10. September 1663.
[auf die Relation vom 14. /24. August Zusammengehen mit K.Baiern und E.Sach-
sen gegenüber den bei der Wahlcapitulation beabsichtigten Nenemngen.]
Ef. erneuert seine Anweisung, mit den K. Bairischen und K. 10. Sept.
Sächsischen vertraulich zu communicieren , wie man sich den im Für-
stenrathe beabsichtigten Neuerungen gegenüber zu verbalten habe. Sie
sollen femer zu penetrieren versuchen, was eigentlich bei der Capitulation
prätendiert werde und anf welche Weise man dieselbe eingerichtet haben
0 S. das Oonclasam 7om 26. Augoat / 5. September Londorp VIII S. 983,
vgl. Gemeiner I 8. 98f.
13*
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196 4- ^®r Anfang des Regenabarger Reichstages.
wolle, ferner sollen sie berichten, wer neben den Alliierten, Alteubnrg
und Cnlmbach noch dieses Werk wider das unstreitige Recht der Kur-
fürsten treibe. Man hat sowohl bei Anfrichtung der Wahlcapitniation auf
dem vorigen Reichstage zu Regensburg als auch bei der Wahl des jetzi-
gen Kaisers 1658 die Erinnerungen aller Stände berücksichtigt; es ist also
den Vorschriften des Instr. pacis sattsam Genüge geschehen. YorläuGg,
bis Kf. ihnen weitere Resolution gesandt, sollen sie erklären, sie hätten in
betreff der Capitulation wegen Ferne des Weges noch keine Instruktion
erhalten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
4/ 14. September 1663.
[Streit zwischen Kur- and FürstencoUeg über Vornahme der Wablcapitulatioo.
Klagen Bremens über Schweden. Freandliche Erklärungen des schwedischen
Gesandten.]
14.Sept Das kurfürstliche Collegiuna hat beschlossen i), dass zuerst nur die
Reichs ?erfassung und erst nach deren Abhandlung die Wahlcapitulatiou
vorzunehmen sei. Vorgestern kamen darauf beide höhere Collegia zur Re-
und Correlation zusammen, die Sache wurde aber nicht verglichen. Inmit-
telst geht etlicher Meinung im kurfürstlichen Collegio dahin , lieber gütlich
sofort zu verwilligen, dass die Capitulation mit der Reichs Verfassung zusam-
men verhandelt werde, Ges. werden sich der Majorität anschliessen.
Der Deputierte der Stadt Bremen >) hat geklagt, dass der Herzoglich
Bremische Gesandte die Exclusion der Stadt vom Reichstage verlangt und
gefordert habe, dass die Stadt ihre Quote zur Türkensteuer dem Herzog-
thum erlegen solle, er fürchtet Thätlichkeiten und bittet um Unterstützung.
Der Schwedische Gesandte wegen Bremen hat in Privatdiscursen
mit Halberstadt erklärt, die Krone Schweden und ihre ministri hätten
es mit Brandenburg imm«r ehrlich gemeint, wenn Kf. mit derselben in
gutem Vertrauen stünde, würde es für beide Theile der grösste Nutzen sein,
Halberstadt hat geantwortet, dass Kf. dazu bereit sei.
0 S. das Conclusum vom 2/12. September Londorp VIII, S. 986, vgl. Ge-
meiner I S. 94.
3) Dr. Burchard Eden. Schon am 27. Januar 1663 hatte der Schwedisch-
Bremische Gesandte (Snol skt) einen Protest gegen die Zulassung der Stadt zum
Reichstage eingereicht (Londorp Vm. S. 966), wogegen Eden um Schutz der
Reichsimmedietät der Stadt beim Beichetage eingekommen war (L o nd orp a. a. 0.).
Vgl. Dnntze, Gesch. der freien Stadt Bremen IV S. 138.
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WahlcapitalatioD. Tarkeogefabr. 197
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg.
21. September 1663.
[aaf die Relation vom 2d. August/ 7. September. NothweDdigkeit schneller Hülfe.
Die flülfssendung des Kf.]
I Ges. werden nochmals angewiesen, sich wegen des modi tractandi ma- 21. Sept.
terias nach den E.B airischen und K.Sächsischen zn richten. Kf. ist
dorchaus nicht dagegen, dass nach Anweisung des Instr. pacis die Wahl-
capitnlation vorgenommen und womöglich eine perpetua eingerichtet werde,
angesichts der traurigen Nachrichten ans Ungarn und Oesterreich aber
hält er es vor allem für nöthig, dass ein jeder sofort nach Kräften Hülfe
leiste. Es wird ja an der Capitniation nichts versäumt und es kann
ohne Gefahr des Reiches damit auf einige Wochen Anstand haben.
Ihr habet es in beiden CoUegien anzuzeigen und unsertwegen zu
bitten, dass man jetzt nicht so sehr auf die Matricul oder Gleichheit,
sondern auf die Noth sehen und schicken möge, was man könnte;
auf allen Fall und wann es nicht verfangen will, so seind wir ent-
schuldiget und haben wir gethan, was in unserm Vermögen gewesen.
Wir schicken Ihrer M. 1000 Musquetirer, 500 Reuter und 600 Tra-
guner, guter tüchtiger und geübter Mannschaft, und werden uns des
Vaterlandes und der Christenheit Elend mit Gottes Hülfe ferner an-
gelegt sein lassen. Inskunftige werden wir euch des Defensions-
werks halber specialius. instruiren, weil wir durchaus nicht rathen
können, dass man durch langsame Handlung und Conditionirung die
Hülfe aufhalte oder dieselbe allererst nach geschlossener und ver-
glichener Defension resolviren und schicken wolle, dann da wurde
I ^ dieselbe wenig nutze sein und verfangen. —
Der Kurfürst an dieselben. D. Königsberg 21. September 1663.
[Zosammengehen mit K. Mainz. Qes. solleD in die Vornahme der Capitniation
einwilligeD.]
Der Enrfurst vonMainz, dem Kf. sein votnm wegen der secnritas publica 21. Sept.
mitgetheilt hat, hat in seinem Antwortschreiben (d. Mainz 4. September) er-
klärt, dass er darüber mit Kf. einig wäre und seiner Gesandtschaft in Re-
gensbarg befohlen habe, mit der brandenbnrgischen vertraulich zu confe-
rieren, Kf. befiehlt daher den Gesandten, mit der K. Mainzischen Gesandt-
schaft wegen der Türkengefabr, der Präeminenz des kurf. Collegiams und
der Sicherheit des Reichs vertraulich zu communicieren. —
Und können wir endlich geschehen lassen, dass man so v^eit die
Capitniation vornehme, als solches in Instrumento pacis gegründet,
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198 4. Der Anfang des Regensbnrger Reichbtages.
in welchem doch dem Cuhrflirstlichen Collegio nichts entzogen. Ihr
habt hierunter mit aller Behutsamkeit zu procediren und lieber eine
Sache, daran ihr zweifelt, bis zu unserer gn. Resolution auszustellen. —
Die Gesandten an den KurfUrsten. D. Regensburg
11./21. September 1663.
[Furcht infolge des Streifzoges der Tataren und Tarken.]
21. Sept. Wegen des Streifens der Türken und Tataren*) ist nicht nur
grosses Geschrei, sondern auch Flüchten in Böhmen, Voigtland, Ober-
pfalz und den benachbarten Landen gewesen, so dass die Leate, eine
Meile von dieser Stadt wohnend, sich und das Ihrige nicht mehr getrauet,
auch alhier die Stücke auf die Bastions gebracht worden, doch hat sich
dies jetzt, nachdem diese streifenden Parteien zurückgegangen, wieder ver-
loren.
Die Gesandten an den Kf. D. Regensburg
17. /27. September 1663.
[VerstäDdignng zwischen dem kurfürstl. and fürstlichen CoUeginm. Forderungen
der Fürstlichen bei der Wahlcapitolation.]
. 27. Sept. Nachdem das fürstliche Collegium das von dem kurfürstlichen vorge-
schlagene Temperament'), dass nämlich securitas allein bis zum 1. No-
vember zu tractieren und alsdann die Capitnlation zu combiniereri sei,
gebilligt, sind vorgestern, Mittwoch, beide höhere Collegia zur Re- und
Correlation geschritten und haben sich endlich verglichen').
V. Jena hat erfahren, dass die Forderungen der Fürstlichen wegen
der Wahlcapitulation sich auf folgende Punkte richten :
1) ratione banni.
2) rat. teloneorum, dass künftig neue Zölle zu bewilligen, nicht den
Kurfürsten allein zustehen solle.
3) rat. postarum.
4) rat. belli et pacis, dass ehe solche vorgenommen würden, alle Stände
darüber zu vernehmen wären.
5) rat. eligendi regem Romanornm^ dass zunächst alle Stände zu verneh-
men, ob solches bei Lebzeiten eines römischen Kaisers nützlich und
') S. darüber unten Abschn. 5.
^ S. Gemeiner I S. 95 ff.
>) Kor- und Fürstliches Conclusom vom 16./ 26 September Londorp VlII
S. 986.
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Türkengefahr. VerBtandigoDg über die zu berathendeD Gegenstände. igg
uöthig sei; weno sie es für gut befinden würden, sollten die Kurfürsten
nachher nach ihrem Belieben w&hlen, wen sie wollten.
Dieselben an den Kurfllrsten. D. Regensburg
25. 8eptember/5. October 1663.
[Mittheilang der MahnaogeQ des Kf. Grosserer Eifer seit dem Tatareneinfall.]
Bei Torgestriger Session haben Ges. nach des Kf» BefehP) in ihren 5.0ct
votis erinnert, dass männiglich sofort nnd noch vor aasgemachtem Defen-
fiionswerke sich in Verfassung stellen und die vorhandenen Völker alsobald
anmarschieren lassen möchte, Ef. hätte schon eine ziemliche Anzahl tüchti-
ger Mannschaft anziehen lassen. Einige erklärten sich hierauf ziemlich^
etliche aber nahmen solches ad referendnm an, es scheint, es hätte der
nenliche Streif der Tataren^ und der dadurch weit und breit entstan-
dene Schrecken verursacht, dass manche die Gefahr etwas besser zu be-
herzigen anfangen wollen.
800 Pfalz-Neuburgische und 1000 Münsterische Musquetiere,
letztere mit 12 Regimentsstücken und Mörsern, sind nach Oest^rreich durch-
marscbiert *
Gottfried v. Jena an den KurfUrsten. D. Regensburg
2./ 12. October 1663.
[EinigoDg über den modus tractandi materias. Verhältnis der Gesandten
zu Gravel.]
Die 3 Collegieu haben sich über den modus tractandi materias nun 12. Oct.
dahin verglichen, dass nach verflossenem October die Sicherheit oder Ver-
fassung des Reichs 4 Tage und dann wieder die Capitulation 4 Tage alter-
native in pleno tractiert werde. Nachdem durch die directoria die Ver-
fassung des Reichs in 11 Punkte eingetheilt') nnd diese per dictaturam
den Ständen mitgetheilt worden, begann am vergangenen Mittwoch die
Berathnng. Im kurf. Colleg wurde nur beschlossen, bei Stellung des
Fnsses die Reichsmatrikul zu beobachten Im Fürstenrath ist noch ni(?ht6
geschlossen worden.
Freih. von Blumenthal hat^) (21. Sept.) aus Paris geschrieben,
1) S. das Rescript vom 21. September oben S. 197.
^ 8. oben S. 198 nnd unten Abscbn. 5.
') Subdivisio des punctuB securitatis d. 8. Octüber/28. September 1663. Pach-
ner V. BggenBtorff I S. 46f. Gemeiner I S. 105 f.
*) S. V. ßlumeuthals Relation an den Kurfürsten, d. Paris 11/21. September
1663 (Urk. n. Akt. IX 8.659.)
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200 4. Der Anfang des Regensbarger ReichsUgeB.
LjODiie habe das vertraoliclie Verhältnis zwischen hiesiger Gesandtschaft
und Gravel gerühmt, and sie aufgefordert, da dieses seiner Negotiation
zustatten kommen könne, darin fortzufahren; sie bitten, Kf. möchte ihnen
etwas an die Hand geben, dadurch sie Gelegenheit erhielten, zu Zeiten
Gravel mehr zu sprechen. Derselbe hat neulich Jena in seiner Eigen-
schaft als für das Fürstenthum Nas sau, Votierenden besucht, sich zu allen
Diensten erboten, erklärt, er menge sich in nichts, suche Eintracht zu er-
halten ^ der König von Frankreich habe sich sogar zum Dupel- und Tri-
pelanschlag zur Türkenhülfe erboten, der Kaiser aber habe es nicht anneh-
men wollen.
Gottfried V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
9./ 19. October 1663.
[Berathungen über die beiden ersten Punkte der Reichskriegsverfaesong.
Beschwerden gegen die Matrikai.]
19. Oct. In beiden höheren Collegien ist über die 11 Punkte berathschlagt, doch
nur die beiden ersten') recht angegriffen w<nrden. Der Fnss wird ohne
Zweifel nach der Reichsmatrikul und dere§ Anschlag eingerichtet werden,
das Quantum aber kann erst dann seine Determination erlangen, wenn zu-
nächst klar gemacht wird, was die Matrikul und deren Simpel-Anschlag
wirklich austragen.
K.Trier und K.Cöln haben 20000 z. Fuss und 50000 z. Ross vor-
geschlageui einige im Fürstenrath 40 bis 50000, andere meinen, um die
Sache schneller zu erledigen, solle man sich mit denen, die sich über ein
zu hohes Contingent beschweren, gütlich einigen. Einige Stände in dem
Niedersächsischen Kreise (Magdeburg^, Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenbnrg-Güstrow, Sachsen-Lauenburg) bringen schon ihre
Beschwerden über allzugrossen Anschlag ad dictaturam und wollen um
Moderation oder Rectification derselben anhalten. Da diese Frage sicher
vorkommen wird, schlägt Ges. vor, Kf. möchte allen seinen Provinzen und
Landen befehlen, ihre gravamina über das allzngrosse Contingent aufzu-
setzen und möglichst bald herzuschicken.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
19. /9. October 1663 (eigenhändig).
[Vertrauliche Berathnng des kurfurstl. Coilegiums über die Wahlcapitolation.
Klagen über die kaiserlicheo Mioister.]
19. Oct. Das kurfürstliche Collegium hat schon vor einigen Wochen beschlossen,
über die Capitulation vertraulieb zu verhandeln, ein gemeinsames Gutachten
^ S. über diese VerbaudluDgen Gemeiner I S. 108 ff.
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ReichskriegayerfaBBUDg und WahlcapituIatioD. 201
abzufassen nnd den Principalen zn übersenden. Doch ist diese Familiär*
conferenz erst am 2./12. gehalten worden, doch ist dort nur sine ordine dis-
carriert nnd endlich beschlossen worden, dass ein jeder Gesandter seine
Gedanken schriftlich am 7./ 17. dem directorio übergeben sollte, daraus
dann das gemeinsame Gutachten abzufassen wäre. Doch ist auf den be-
stimmten Tag damit nicht innegehalten worden , da Jena aber mit seinem
[beiliegenden] Gutachten fertig erschien, erbat es sich Director Mehl
zur Commnnication, erklärte, dass er damit ganz einverstanden sei nnd es
seinem Kurfürsten zusenden wolle ^). Das Collegium hat auch beschlossen,
um die Sache geheimer zu halten, selbige remotis secretariis oder proto-
collistis zu verhandeln, so dass die Gesandten selbst die Protokolle und
Relationen abzufassen haben.
Hiebe] wurde auch erinnert und abgeredet, dass ein iet weder
seinem gn. Herrn Oberen gebührlichst in geheim hinterbringen sollte,
wie theils der Herren Fürstlichen sich verlauten Hessen, dass Keys.
Maj. vornehmste Ministri dem ßegiment im Rom. Reiche bei diesen
gefährlichen Läuiften nicht wie es sich gebührete vorstünden, und
dass denen Herrn Churfürsten zukäme, hierin zu wachen und Sorge
zu tragen, Keys. Maj. deshalben zu erinnern und abzurathen, sich
des Werks bei diesen Läufften selbst mit anzunehmen. Schiene zu
befahren, wann dieses länger anstünde, und die Herrn Churfürsten
sich nicht interponirten und auf des Reichs Wohlfahrt selbst mit
sehen, auch etwas der Regierung sich mitannehmen, dass die Herrn
Fürsten etwas hierin tentiren möchten. —
• Der KurfUrst an die Gesandten. D. Königsberg
12./ 22. October 1663.
[Bei der drohenden Gefahr ist zuerst die DefeDsioDSverfassaDg schnell zu er-
ledigen.]
Angesichts der Türkengefahr, und nachdem der Kaiser ihm die Noth 22. Oct.
in einem besonderen Schreiben ') vorgestellt und begehrt hat, die Hülfe ohne
einig ander Absehen zu Regensburg zu poussieren, befiehlt er ihnen,
da die Türken für das nächste Jahr mit einer unglaublich grossen Macht
gegen Ungarn sich herausbegeben und absonderlich gegen Teutschland den
Krieg eifrigst fortzusetzen beabsichtigen sollen, dem kurfürstlichen und
fürstlichen Collegio dieses zu remonstrieren und dahin mit höchstem Fleiss
zu cooperieren, damit man bei solcher Beschaffenheit die Hauptreflexion
0 16/26. October sendet er auch Abschriften der Gatachteo von Trier, Cölc,
Baiern, Sachsen und Pfalz dem Kf. ein.
>) d. Wien 3. October 1663 s. unten At>8übn. 5.
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202 4* I^er AofaDg des Regensburger Beichetagee.
vor allen Dingen auf die Rettung des Vaterlandes — richten möge,
damit in Betrachtung dieser jetzterwähnten Gefahr die Defensions-
Verfassung vor allen andern Sachen vor die Hand genommen, ohne
Yerlierung einiger Zeit verglichen, und wann dieselbe zur Richtigkeit
gebracht, alsdann des GhurfUrstlichen Collegii selbsteigener Meinung
nach von der Gapitulation nach Ausweisung des Instrumenti pacis
und der Guldnen Bull gebandelt werde, man auch auf keine Matrikul
oder auf einen langwierigen modum wegen Aufbringung der Hflife
sein Absehen richten, sondern dieselbe schleunigst schicken möge, wie
solche ein jetweder zu thun vermag. —
Gottfried V. Jena an den KurfUrsten. D. Regensburg
16./26. October 1663.
[BewaffnoDg des Landvolks io den Kreisen. Vorschläge wegen Beilegang des
Streites über das Directoriam im Westfälischen Kreise.]
26. Oct. Es wird noch über den Foss, darauf die Reichsverfassong zu stellen,
verhandelt. Es ist anch beschlosseo worden, dass in allen Keichskreisen
die tüchtigen Landvölker armiert und in Bereitschaft gehalten werden
sollen^ um sie im Nothfall zn gebrauchen. Im Schwäbischen Kreise ist
es schon ausgeführt; der bairische, fränkische und schwäbische
Kreis wollen eine Zusammenkunft veranstalten, um sich wegen Hülfeleistung
zu vergleichen. Ein Theil der w est phäli sehen Stände klagt, dass wegen
Unrichtigkeit des directorü der Kreis Schaden leide und nicht zusammen-
komme; dem Anspruch Münsters, dass ihm vorläufig das Direktorium
allein gegeben werde, hat Ges. und ebenso Pfalz-Neuburg widersprochen,
Ges. hat vorgeschlagen, es vorläufig dem Kf. allein zu überlassen. Er
übersendet das jetzt von K.Mainz dem kurfürstlichen CoUegio communi-
cierte Verfassungsproject.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Marienwerder
in Preussen 5. November 1663.
[Der Anschlag zur Reichsdefension ist ungenügend, eilige Hülfe notbwendig.]
5. Nov. Die Berichte vom 8./ 18. und 9./ 19. October hat Ef. auf der Reise
nach Brandenburg erhalten, er kann erst nach seiner Rückkehr nach Berlin
ihnen ausführlicheren Befehl darauf zukommen lassen. Vorläufig verweist
er sie wegen der Gapitulation anf sein Schreiben an K.Mainz,
Die Anzahl der 20000 Mann z. F. und 6 000 Reuter, worauf die
Reichsdefension gerichtet werden sollte, finden wir nicht allein ge-
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Die ReichsknegsverfassiiDg. 203
ring, sondern aueh nicht proportioniret, wovon wir Euch hienegst
unsere fernere Meinung wissen lassen wollen. Dass man aber der
gegenwärtigen Gefahr vom Türken durch dieses Mittel zu begegnen
gedencken wollte, würde im geringsten sich nicht practiciren lassen,
and bestehet der Kachdruck und das pondus derjenigen Hülfe, welche
I. Kais. M. geleistet werden soll, furnehmlich in der Eilfertigkeit und
wnrcklicher schleunigster Anstalt. —
Ef. sendet bei, was er deswegen an die meisten Fürsten geschrie-
ben hat').
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regens-
burg 29. October/8. November 1663.
[auf das Reaoript vom 12/22. October. Berathungen über das qaaDtum der Reichs-
verfassang.]
Das Quantum der ReichsTerfassoog hat noch nicht festgestellt werden 8. Nov.
können, weil anfänglich einige Geistliehen , welche eine beträchtliche Yer-
ringernng ihres alten Anschlages am Kais. Hofe aasgewirkt, Ursache zur
Yerzögerong gaben >), die aber nun damit stille sind, jetzt aber hat das
Salzbnrgische Direktorium allein das Werk verzögert, welches für sich
die Moderation zn behaupten sucht '). Ges. haben nach Befehl die grosse
Gefahr beweglich vorgestellt und ihrerseits sab spe rati sich zn dem alten
Matrikulanschlag für diesesmal und salva fotura rectificatione erklärt, wenn ^
alle anderen Kurfürsten, Fürsten und Stände das gleiche leisten wollten.
Dieselben an den-Kurfllrsten. D. Regensburg
5./ 15. November 1663.
[Bescbluss des Triplom. Versöhnliche Erklärang des PtNeubargischeo Ge-
sandten. Erklärung des Kurfärstencollegs wegen der Wahlcapitalation.]
Wegen der Reicbsdefension haben sich endlich beide höheren Gollegia 15. Nov.
dahin verglichen *), dass ein jeder Stand .mit dem triplnm seines alten An-
schlages an geworbener Mannschaft sich gefasst halten solle, um solche
zn stellen. Wie aber die Reichsmatrikul und deren Moderation be&tändig-
*) d. Königsberg 15./25. October 1663 s. unten Abschn. 5.
') Ueber diese Streitigkeiten wegen Moderation s. Gemeiner I, S. HO ff.
*) S. Gemeiner I, S. 115.
*) S. das ConclusomiLect. 7. November 1663. Londorp VIII, 8. 992., vgl.
Gemeiner I, S. 116.
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204 4 Der Anfang des Kegeosbnrger Reichstages.
lieh einzorichten, <lavon wäre sno loco zu reden , unterdessen aber sollte
hier mit den gravatis vermittelst der Kreise provisionaliter gehandelt werden.
Das reichsstädtische Collegiam ^) bat sich zwar die ProTisionalmoderation
gefallen lassen, allein zum gedachten triplo .sich noch nicht verstehen wollen
und einmüthig erklärt, dass dieses Defensiqnswerk nicht von einem immer-
währenden, sondern nur von einem zeitlichen, pro durante periculo et necessi-
tate, zu verstehen sei, auch K.Sachsen, K.Pfalz und einige im Fürsten-
rath meinen ebenso nnd halten perpetuum militem für unnöthi^, die meisten
aber meinen, dass eine wirkliche perpetnierliche Verfassung aufzurichten sei.
Betreffend das Directorium im «Westfälischen Kreise scheint es mit
des Kf. Satisfaction dermaleins zum Ende zu gelangen. Der Pfalz -Neu-
burgische Gesandte hat v. Jena einen Eztract aus dem Vergleich mit
Brandenburg von 1647 ') zugestellt mit der Erklärung, dass er davon bisher
nichts gewusst, und weil die Hauptsache sei, dass den Cleve- und Jülich-
schen Landen zwei Vota auf Kreistagen verwilligt würden, so habe er mit
den Gesandten der anderen Kreisstände deswegen geredet, mit Begehren,
es an ihre Principalen zu bringen, und ihnen die Nützlichkeit und Billig-
keit dieses Ausgleiches remonstriert. Ges. haben sich darauf noch nicht
erklärt, sondern erwarten des Kf. Befehl.
PS. Das Knrfürstencolleg hat jetzt auf Vorschlag von K.Mainz be-
schlossen, den Fürsten und Ständen eine schriftliche Erklärung^ was es in
beire^der Wahlcapitolation einzugehen willens, semel pro semper zuzustellen;
sie senden den Entwurf dazu ein. Sie hoffen, da im Fürstenrath unterschied-
liche anfangen sich mitius auszulassen, es werde noch so ziemlich ablaufen.
Die desideria der Fürsten sind ausser den früher erwähnten >): jus fa-
ciendi foedera inter se et cum exteris, suffragia statuum, si leges universales
ferendae, und der Kaiser möchte sich solcher ministrornm gebrauchen, die
dem Reiche nicht etwa schädlich sein möchten.
Geheimenraths-Protocoll. D. Cöln a. d. Spree
9./ 19. November 1663.
[Ob Kf. persÖDlich nach Regensbnrg sich zum Reichstage begeben und das
Reichsgeneralat aDoehmen solle.]
praes. 8. Ohf. D. I. F. 6. v. Anhalt. Graf v. Doboa. Freih. v. Schwerin. Freih.
V. Loben, floverbeck. Platen.
19. Nov. Kf. proponiert die Frage, weil der Kaiser ihm geschrieben ') und begehrt,
dass er persönlich auf den Reichstag nach Regensburg kommen möchte,
ob ihm bei gegenwärtigem Zustande zu rathen sei, solche Reise zu thun.
0 S. Gemeiner I S. 116 f.
^ ProviBionalvergieich zwischen Kf. and dem Pfalzgrafen Wolfgang Wil-
helm von Neuburg vom T.April 1647(Londorp VI 8. 241 ff.) s. ürk. u. Akt.
IV S. 335.
») Oben S. 198.
^) Dieses Schreiben des Kaisers liegt den Akten nicht bei.
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Entflchlass des Kf., nicht persönlich nach Regensbarg zq geben. 205
O. Präs. V. Schwerin erklärt sich dagegen:
1) weil S. Chf. D. m solchem Lande, das in Frontieren vieler
Potentaten gelegen, da viel Unruhe ist, ut in Polen, item in
Schweden solche Sachen vorgehen, da der Effect im Vorjahr
zu sehen sein wird. •
2) der Effectus itineris ist dubius.
3) die Mittel, die sie haben, vielm.ehr zur Defension ihrer Lande
als auf eine .kostbare Beise zu verwenden; scheinet, dass es
dem Kaiser nur blos darum zu thun, dass S. Chf. D. die andern
Churflirsten und Stände dazu treiben soll, welches wohl ein Ge-
sandter thun könnte.
Auch die anderen änssern sich in ähnlicher Weise, endlich Kf. : Sie
hielten davor, dass sie hohe Ursache hier zu bleiben:
1) wo es also ist, dass es mit Polen also abgelaufen, dass sie
vom Moskowiter geschlagen.
2) die potissima ratio, warum der Kaiser mich dahin haben will,
scheinet, dass ich die Brücke niedertreten solle, welches aber
nicht zu vermuthen, zumahlen meine eigene Vettern sich nicht
nach meinen votis richten wollen.
3) weil man wegen Schweden nicht weiss, was sie vorhaben
möchten gegen diesen künftigen Sommer. —
An den Kaiser könnte man also schreiben, hätte ihr Schreiben
erhalten, und wie gerne ich wollte,* und wegen der grossen Beise , so
ich itzo gethan, und wegen meiner Unpasslichkelt, so mir itzo zu
begegnen pfleget, würde sich nicht wohl thun und ich solche Hinreise
nicht verrichten können. —
Wegen des Generalats anzunehmen hätten S. Chf. D. gross Beden-
ken, sie wüssten, wie es ihren Vorfahren ergangen, denen man kein
Geld gegeben und hätten ihre grösste Schuldeif dadurch gemacht; wä-
ren auch allerhand Völker, da man die Officiere noch auch die Gemei-
nen kennete und daher schwerlich was rechtschaffenes auszurichten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
13./ 23. November 1663.
[Die Declaration des Kurfürsten- ao das FürBieocoUeg. Der Erfurter Streit.].
Vorigen Montag hat das kurfürstliche CoUegium seine jetzt revidierte 23. Nov.
schriftliche Declaration ^) dem Directorium des fürstlicbeD Collegiums zu-
V Dict. 10. November 1663, Londorp VIII, S. 992 f. 8. Gemeiner I, S. 119.
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206 4- ^^f Anfang des Regensbnrger Reichetages.
gebtellt, nach Verlesaug dieser Proposition aber ist die Umfrage nicht zu
Ende geführt worden, da alle verlangten, dass diese Erklärung per dicta-
turam zu commonicieren sei , was auch geschehen ; seitdem ist es noch za
keiner Sitzung gekommen. Die Fürstlichen sind seither in ihrem Begehren
mitiores und temperati nnd nicht mehr so importan, es scheint auch, dass
die vom Kf. an die meisten Fürsten abgelassenen Schreiben') nicht allein wohl
aufgenommen sind, sondern auch eine gute, erspriessliche Wirkung haben
werden.
Die K. Mainzische Gesandtschaft hat ihnen vor 3 Tagen die ge-
druckte Relation') der Kaiser!. Commissarien nnd des Heroldes, die wider die
Stadt Erfurt die Acht publicieren sollten, zugeschickt, auch ihnen gestern
ein Schreiben von E. Mainz an Kf. in dieser Sache mitgetheilt. Der K.
fiächsische Qesandte Strauch hat auch mit ihnen über die Sache gesprochen,
Boineburg habe ihm gesagt, K.Maiuz wolle vorläufig keine wirkliche
Belagerung der Stadt vornehmen, aber dieselbe durch 100-200 Reiter in-
commodieren lassen, das Haus Sachsen werde aber dazu nicht still bleiben
können; Strauch wünscht, dass die Execation aufgeschoben werden möge,
damit inzwischen die Stadt, in welcher der Rath zur Parition erbötig und
der Pöbel allein jetzt regiere, durch andere geringere Mittel zur Schuldig-
keit gebracht werde, und bittet, Kf. möge auch in diesem Sinne an K.Mainz
schreiben.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
17./27. November 1663.
[aaf die Relation vom ö/lö. November.* Bemerkungen aber den BeBchlnss wegen
des Triplumi die Erkläroog des Pfalz-Nenbargiechen, das Schreiben des Kurfürsten -
College. Der zu erwartende spanische Oeaandte.]
27. Nov. Kf. ist erfreut, dass das kurf. und fürstl. Collegium sich auf ein trip-
lum verglichen, hoflfti auch die Städte werden sich dazu disponieren lassen,
Ges. haben sich dahin zu bemühen und zu sehen» dass niemand aus dem
kur- und fürstlichen Collegio durch der Städte Opposition sich abwendig
machen lasse.
Die Moderation betreffend, gönnen v^ir dieselbe den gravatis gar
gerne, jedoch muss vor allen Dingen dahin gesehen werden, dass
solche Materie die wirckliche Aufbringung der Assistenz nicht hin-
dere. Ob der miles perpetuus sein solle, der itzo vom Reich aufge-
bracht wird, halten wir anitzo nicht von der Zeit, davon zu delibe-
riren, sondern es wird die Zeit, die Gefahr und die Minderung der-
0 S. oben S. 203 und nnten Abschn. 5.
3) S. Diar. Europ. XS.929ff. Londorp VIII S. 9d6ff. Vgl. nnten Abschn. 6.
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Die Erfarter Angelegenheit. BeschlusB des Triplam. 207
selben inskttnftige hierzu mehr Anlass und Licht geben können,
dannenhejo Ihr dahin zu rahten habet, dass man itzo alle solche
onnöthige Dinge bei Seit setze und blos und allein sich mit recht-
schaflFener Hülfe gegen die besorgliche Macht des Türken im Früh-
ling gefasst machen solle. — Gleichwie uns auch lieb zu vernehmen,
dass der Neuburgische Gesandte nunmehr erkennet, dass wir Theil
an der Direction im Westphälischen Greise haben, also erinnern wir
uns auch wohl, was wir uns im Jahr 1647 mit dem Pfalzgrafen von
Neuburg deshalb verglichen, und wann. es auch von Neuburgischer
Seite bishero nicht wäre gehindert worden, so möchten die zwei Vota
längst eingewilligt sein; wir wollen aber ehest an die Westphälische
Creisstände schreiben und zweifeln im geringsten nicht, sie werden
sich alle willig darzu verstehen, nur habet Ihr bei dem Pfalzneu-
burgischen anzuhalten, dass ihrerseits desgleichen geschehe.
Kf. ist mit dem Schreiben des kurfürstlichen ao das fürstliche Colie-
gium sonst wohl zufrieden, besorgt aber, es möchte dem letzteren noch
nicht vollkommene Satisfaktion geben, er hätte daher lieber gesehen, dass
man es nicht als nltimam resolutionem ausgegeben; Ges. sollen sich bemü-
hen, die anderen kurfürstlichen Gesandten dahin zu disponieren, dass sib
sich mit den Fürstlichen vergleichen, jedoch sei dabin zu sehen, dass der
Präenifnenz der Kurfürsten kein Nachtheil geschehe.
Mit dem Gesandten, Graf Carlo Archinto, welchen nach der Mel-
*dang des hiesigen spanischen Gesandten^) der König von Spanien nach
Regeasburg schicken werde, sollen sie gute Correspondenz unterhalten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
20. /30. November 1663.
Im Fürstenrath ist über die Declaration der Kurfürsten berathen wor- 30. Nov.
den*), und kann das Kurfürstencolleg vorläufig mit den Beschlüssen wohl
zufrieden sein. Der Versuch, es dahin zu bringen, dass die monita per *
deputatos zusammen getragen und dann in pleno 'deliberiert würden, um
dadurch einen oder andern, so etwas hinderlich fället, auszuschliessen , ist
vereitelt worden. Es scheint, dass es im Fürstenrath selbst wegen Viel-
heit der Köpfe und unterschiedlicher Inclinationen in materia capitnlationis
allerhand Difficultäten geben dürfte.
^) Sebastian d*(Jcedo s. anten Abschn. 5.
s) S. Gemeiner I 8. 120 ff.
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208 4. Der Anfaog des Regensbarger Reichstages.
Der Kurfürst an die . Gesandten. D. Cöln
21. November/[l. December.] 1663.
[auf die Relation vom 13./ 23. November. Wie über die DecIaratioD der Ear-
fürsteD zu verhandeln und die Reichskriegsverfassung einzurichten sei. Ver-
fahren des Ef. in der Erfurter Angelegenheit.]
1. Dec. Ef. zweifelt sehr, dass die Fürsten sich mit dem in der Declaration
der Kurfürsten Enthaltenen begnügen werden, meint also, dass, wenn die-
selben darauf bestehen, dass die materia capitulationis ordinario modo vor-
genommen werde, man ihnen dieses zugestehen , die Declaration loco con-
clusi repetieren und darauf ihr conclusum begehren solle. Darum aber
darf der ponctos defensionis nicht ins stocken gerathen; Kf. hält den An-
schlag auf 3 Römerzüge, welcher kaum 30,000 M. zu Ross und Fuss aus-
tragea würde, für viel zu gering, man müsse sich zunächst eines gewissen
quanti an Mannschaft z. R. und z. F. vergleichen und alsdann, wie solche
von den Ständen aufzubringen und unter dieselben zu vertheilen, überlegen,
das quantum auch so einrichten, dass man nach Gelegenheit auch offensive
agieren könne; der Anschlag sei zum wenigsten auf 60,000 Mann, 40,000
z. F. nnd 20,000 z. R., zu machen, dahin sollen Ges. ihr votnm einrichten.
Man wird in Regensburg schwerlich, wie eigentlich der Krieg zu führen,
ein gewisses verordnen können, sondern man wird das Absehen nur daranf
zu richten haben, damit es an Volk, Geld, Munition, Proviant und anderen
nöthigen Stücken nicht ermangele.
in der Erfurter Sache i) hat K.Sachsen bisher noch nichts an ihn
gelangen lassen, ausser dass gestern der G. Wachtmeister Arnim her-
gekommen nnd dabei einige Apertur gethan, wohl aber bat Kf. von den
Herzogen Friedrich Wilhelm und Ernst von Sachsen, von E.Mainz
und der Stadt Erfurt Schreiben erhalten, er hat darauf an K.Mainz ge-
schrieben und demselben gerathen, die Vollstreckung des banni bei diesen
gefährlichen Zeiten nicht zu eifrig zu urgieren, sondern den Sachen auf
einige Zeit Anstand zu geben , da sich ohne Zweifel andere Mittel an die
Hand geben würden, die Stadt zum Gehorsam zu bringen.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
27. November/ 7. December 1663.
[aof das Rescript vom 17. Nov. Beschlnss der Reichsstädte. Umtriebe der Pf.-
Nenburgischen. Nene Berathnngen aber die Reichskriegsverfassung.]
7. Dec. I^ic Reichsstädte haben sich per majora zum duplum erklärt und zwar,
dass etliche dasselbe nicht in Mannschaft, sondern mit Geld oder anderen
zum Kriege dienlichen Dingen abtragen wollten.
^) S. über diese Erfurter Angelegenheit unten Abschn. G.
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Erfarter und Westnilische Kreisangelegenheit Reichskriegeverfassang 209
Die Neaborgi sehen Gesandten haben zwar Jena den Eztract aus
dem Vergleich von 1647 mitgetheilt und auch sonst nichts anders bezeugt,
als ob sie darwider nichts zu sagen hätten. Allein er hat kürzlich er-
fahren, dass sie heimlich bei den Ereisständen und sonst die Ausfuh-.
rang der verglichenen Alternation zu hindern und es dahin zu spielen
suchen, dass Pfalz-Nenburg allein das directoriuro circnli provisionaliter
aufgetragen werde. Jena hat dagegen eifrig bei den Ständen remonstriert
und die Rechte des Kf. verfochten, und hat dieses vornehmlich die Pfalz-
Neaborgischen und Catholischen und auch andere, so dubii amici, stutzig
gemacht, dass er vorgegeben, er vermuthe, dass, sobald sich jemand unter-
stände einen Kreistag auszuschreiben, Ef. incontinenter desgleichen thun würde,
es stände dahin, zu welchem die meisten Stände kämen. Wenn Kf. in der
Sache an die Kreisstände schreiben wollte, wird dieses hofifentlich gute
Früchte tragen.
Im Fürstenrath hat man bei der kurfürstlichen Declaration erinnert,
dass dieselbe gar zu general sei^ und verlangt, dass das kurfürstliche Colle-
giam sich specialius herauslassen möchte.
Nachdem man 4 Tage von der Capitulation gehandelt, wurde den
21. materia defensionis reassumiert % doch ist es im Kurfürstenrath noch zu
keinem Conelnsnm gekommen und im Fürstenrath ist man in drei Sitzungen
Doch nicht mit der Umfrage fertig geworden. Ges. haben sich vorläufig
defectu instrnctionis entschuldigt.
Der Kurflirst an die Gesandten. D. Cöln
l./[ll.]December 1663.
(Abgelesen in Consilio am 30. November/ [10. December] in praes. S. Chf. D.
und anderer geheimbten Käthe.)
[aaf die Relation vom 20. /30. November. Bemerkungen über die 11 Funkte, be-
treffend die ReichskriegsverfasBung.]
Bei der andringenden Türkengefahr müssen der punctus securitatis n d^q^
publicae in quoscunqne casus und, wie der gegenwärtigen Türkengefahr zu
widerstehen, vor allen Dingen abgethan werden, Ges. haben darauf zu
dringen, dass diese zwei Casus getrennt und der letztere, als wobei snm-
mum periculum in mora, zuerst abgethan werde. Kf. wiederholt seine
vorige Weisung, der Anschlag müsse wenigstens auf 60,000 Mann gemacht
werden, sie sollen denen von den Städten zureden, dass sie sich in solcher
allgemeinen Noth mit den kur- nnd fürstlichen Collcgiis conformieren.
Auf die 11 überschickten Fragen^ bemerkt Kf. vorläufig:
ad 1) Er ist damit zufrieden, dass der Fnss der Verfassung auf die
Reichsmatrikul salva moderatione genommen werde.
>) S. Gemeiner I S. 123 ff.
>) S. oben die Relation vom 2./12. Oktober S. 199.
Uftter. c. Qescb. d. G. Kurfurtsen. XL 14
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210 4. Der Ad fang des BegeDsburger ReichBtages.
ad 2) ratione der beständigen Verfassung auf künftige Fälle ist er mit
dem Triplum einverstanden, für die gegenwärtige Türkengefahr aber genügt
die Tripulhülfe nicht.
ad 3) Ein Regiment z. F. hat aus 10 Compagnieeu, und jede Com-
pagnie ans 150 gemeinen Knechten, ohne prima plana, ein Regiment z. R.
aus 10 Compagnieen und jede Compagnie aus 100 gemeinen Reutern zu
bestehen. Die Stände, welche ein Regiment oder eine Compagnie stellen,
haben alle Officiere zu bestellen, solche, deren Contingent nicht soviel aus-
trägt, müssen zusammengesetzt und eine Disposition gemacht werden, was
ein jeder von Officieren annehmen und bestellen soll.
ad 4) So lange die Völker nicht zusammengeführt werden, haben sie
in dessen Pflicht zu stehen, der sie wirbt und unterhält, wenn sie aber zu-
sammengeführt werden, sind sie in des Reiches, des Kaisers und der ge-
samten Stände Pflichten zu nehmen, bleiben aber daneben in dessen Pflicht,
der sie schickt
ad 5) Das Oberdirectorium muss den^ Kaiser und den Ständen des
Reiches bleiben, welche sich auch wegen Bestellung der Generale werden
zu vergleichen haben. Den Generalen wird das Directorium, wenn's zur
Action kommt, anzuvertrauen sein, doch muss dem Stand, dem durch dieses
Corpus Hülfe geschieht, so lange in seinen Landen agiert wird,' der Vorzug
gelassen werden. Die Generalität wird durch gemeine Wahl des Kaisers
und der Stände, wie in andere Reichssachen Herkommen ist, zu bestellen
sein, und muss dabei das Absehen vornehmlich auf die Capacität def Person
und derselben Erfahrenheit gerichtet werden. Ein Kriegsrath ist nöthig,
über die Ali; der Besetzung desselben will Kf. erst die Vorschläge anderer
i hören und sich dann resolvieren, es werden aber auch dazu Leute, die
nicht allein studiert, sondern auch des Krieges erfahren sind, zu nehmen s§in.
ad 6) Das ganze Werk ist nur zur Defension des Reiches in gemein
und eines jeden Standes contra qnoscunque invasores, dabei dann blos
auf das factum invasionis und nicht quo jure quave injuria der Invadent
oder Friedebrecher dazn bewogen, zu sehen ist. Ob die ganze Verfassung
oder die Hälfte oder weniger zu senden oder aufzufordern, wird ex viribus
invadentis zu judicieren sein. Sobald ein Tumult im Reich entsteht, ist
ein Reichstag auszuschreiben, aber mit der Hülfe kann so lange, dass alle
Stände darin consentieren oder ein gemeines Reichsconclusum herauskomme,
nicht verzogen werden.
ad 7) So lange die Völker nicht aufgefordert werden, steht jedem
Stande des Reiches frei, ^ie seinigen zu verpflegen, wie er will, wenn sie
aber aufgefordert werden, so müssen sie einerlei Verpflegung erhalten, über
welche man sich zu vergleichen hat.
ad 8) Ein jeder Stand hat Magazine einzurichten, daraus er zur Zeit
der Noth der Soldatesque entweder gegen bare Zahlung Proviant zukommen
lassen oder einen Vorschuss thun könne. Einquartierung wird nicht abzu-
wenden sein, aber jeder Stand hat seine Völker selbst zu unterhalten.
ad 9) Competenz der Officiere wird dadurch verhütet werden können^
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Die ReichskriegsverfassiiDg. 211
wenn nicht junge Leute, sondern alte, geschickte und capable Männer dazn
genommen werden, und weiss man, wie die Chargen anf einander folgen,
unter denen, die in gleicher Charge stehen, werden die, so die Charge bei
diesem Werke am längsten bedient haben, vorgehen, oder will man, dass
die Obersten einander in dem Rang und Ordnung, wie sonst Kur- und
Fürsten nnd Stände, folgen, so kann Kf. auch damit zufrieden sein. Den
Generalen aber müssen alle Christen indifferent parieren.
ad 10) Wegen der ArtoUerie, Munition nnd dergleichen wird zwar ein
Anschlag, wie viel bei einem Feldzug nöthig, zu machen und solcher unter
alle Stände proportionaliter zu vertheilen sein, doch mnss jeder Stand da-
von einen grösseren Vorrath bereit halten, um, wenn er beleidigt wird,
soviel« in der Eile nöthig hergeben zu können.
ad 11) Die Wachsamkeit und dass ein Stand dem anderen bei Zeiten,
wenn etwas vorgeht, Nachricht geben mnss, findet sich von ihm selbst.
Dieses haben wir in der Eile aufsetzen lassen. — Ihr habt aber
vor allem dahin zu sehen, dass zufoderst das Werk, wie der jetzigen
Türkengefahr zu begegnen, erörtert und fest gesetzet werde, in der
beständigen Verfassung aber befinden wir die Sache der Wichtigkeit —
dass man sich hierin nicht übereile, sondern dem einen nnd dem
andern Zeit zu lassen , damit er von dem, was votiret, seinen Princi-
palen Relation thue, derselbe sich darin ersehen und desto besser
resolviren könne. Gestalt Ihr solches zu erinnern und Euch, was wir
Euch hierin befohlen, dergestalt zu gebrauchen, wie Ihr sehen werdet,
dass sich die andern herauslassen, darnach Ihr Euch auch zu richten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
2./[12.]December 1663.
[WahruDg der Rechte des Rf. auf einer etwaigen Zasammenkanft des West-
fälischen Kreises]
Da auf dem 1653 zu Essen abgehaltenen Westfälischen Kreistage^) 12. Dec.
dem Ef. allerhand Präjudicia und Torten zugefügt sind, so ist zu verhüten,
dass ihm dergleichen femer begegnen möge. Die Streitigkeiten mit Nen-
barg wegen des Ausschreibens und Directoriums lässt er für jetzt dahin-
gestellt sein, Ges. sollen aber, wenn eine Zusammenkunft der Rreisstände
erfolgen sollte; darauf bestehen, dass, wenn die ihm wegen des Herzog-
thums Cleff, des Fürstenthums Minden, der Grafschaften Marck und
Ravensberg zustehenden vier vota in Zweifel gezogen werden sollten,
') 8. ürk. u. Akt. VI S. 474 ff,
14^
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212 4- I^or Anfang des Regensbnrger Reichstages.
er sich zu nichts ratione dieser Lande verstehen, noch sich zu Effectuierung
dessen, was vom Kreise beschlossen werden sollte, verbunden erachten werde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
4./14. December 1663.
[Verhandlungen aber die BeichskriegsverfasBung. Das Directorinm im West-
fälischen Kreise.]
14. Dec. Sie haben die Vorschläge des Ef., dass zuvörderst das Quantum des
'Simpelanschlages in Richtigkeit gesetzt werden möge, und dass der An-
schlag zum wenigsten auf 40000 z. F. und 20000 z. R. zu machen und
offensive zu agieren sei, vorgestellt , aber ohne Erfolg, manche Stände
wollen sich auch zu dem Triplnm nicht, ausser salva moderatione, ver-
stehen, die Städte verharren bei dem Dnplum.
In materia defensionis ist eifrig berathen^) und über alle 11 Punkte
sowohl im kurfürstl. als fürstlichen Collegium ein Gonclusum abgefasst
worden.
Gegenüber den Bemühungen Pfalz-Neuburgs, das Directorium im
westfälischen Kreise allein *zu erhalten, hat man für nöthig erachtet, im
Mindenschen Voto anzuführen, dass die Alternation verglichen, auch den
Ereisständen erspriesslich sei, und dass die zwei Vota nicht difficultiert
werden könnten. Es scheint, dass diese vorgebrachten Motive manchen
Gesandten ziemlich afficiert und anf den rechten Weg gebracht haben,
auch der Pf alz- Neuburgische Gesandte, der zuerst gereizt geantwortet,
bat (ebenso wie manche andere um Gommunication der Erklärung, die auch
gewährt wurde. Die Pfalz'neuburgischen haben inzwischen nochmal,
dass sie zur Güte nicht ungeneigt, erklärt, von Münster aber scheint es,
dass es solches lieber gehindert sähe.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
7./[17.] December 1663.
[Kf. wird nicht selbst nach Regen sbarg kommen.]
17. Dec. Endlich geben wir euch gn. zu vernehmen, dass zwar I. K. M.
inständig bei uns angehalten, in Person nach Regenspurg zu kom-
men, dass wir auch nicht ungeneigt gewesen, wenn nicht die Weit-
läufigkeit unsrer Regierung, Situation der Lande und, dass wir jeder-
zeit auch unser Absehen ufif Pohlen und was aldort passirt, haben
müssen, uns daran gehindert, daher wir bewogen, uns bei I. K. M.
') S. Gemeiner I S. 124 ff.
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Westfälisches Kreisdirectormm. Schwedische Belehnang. 213
za entschuldigen , so auch I. K. M. in Gnaden angenommen. — Werdet
euch demnach bei Ankunft I. K. M. und denen andern in Person
ankommenden Chur- und Fürsten umb Audienz anmelden, solche Ent-
schuldigung wiederholen, I. E. M. unsere beständige Affection zu dero
und des Reichs Wohlfahrt wie ingleichen bei andern Chur- und Ftlr-
ßten versichern, —t
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
9./[19.] December 1663.
[BefördeniDg der schwedischen Belehnnng.]
Da er aus S c h w e d e n Nachricht erhalten^), dass man dort wegen der 19. Dec.
schlechten Behandlnng der nach Wien geschickten Gesandtschaft^) sehr
disgnstiert und nicht gemeint sei, fernere Ansuchnng der Investitur halber
ZD thnn, aach sich wegen des Snccnrses wider den Erbfeind nicht so zn
bekümmern, wie es nöthig ist, befiehlt er ihnen, E. Mainz dieses vorzu-
stellen und ihn zn veranlassen, am kaiserlichen Hofe dahin zn wirken,
dass Schweden aufs neue zur Empfahung der Lehen invitieret werde,
auch sollen sie selbst bei den kaiserlichen Ministris die Sache befördern.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
18./28. December 1663.
[Ankunft des Kaisers. Berathang der kurfürBtlichen Gesandten üher die dem-
selben abzustattende Visite.]
Der Kaiser ist Sonnabend den 12./22. hier angekommen 3) , durch 'sei- 28. Dec.
nen Einzng und durch die katholischen Feiertage sind die Berathnngen
unterbrochen worden, so dass es in materia defensionis noch zu nichts weiter
gekommen ist. Kf. möge sie instruieren, wen er bei det bevorstehenden Wahl
des Reichsgenerals vorgeschlagen haben wolle, und ob er geneigt sei, seine
Völker dem Ober-, Niedersächsischen und Westfälischen Kreise zu conjun-
gieren und einige Gelder zu den Kreiskassen zu contribuieren.
Die Reformlernng der Reichsmatrikul wird ein sehr schwieriges und
lange dauerndes Werk sein, Ges. geben zu bedenken, ob es nicht dienlich
wäre, wenn eine ganz neue Reichsmatrikul gemacht würde.
^) S. die Relationen v. Krockows aas Stockholm vom 17. und 29. November
1663 (ürk. o. Akt. IX S. 760. 763).
') 8. oben Abschn. 3 S. 142 ff.
») S. Diar. Europ. X S. 913f. Theatr. Europ. IX S. 874,
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214 4- I^^r Anfang des Begensbnrger Reichstages.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 24. December
1663/3. Januar 1664.
[Vorschlag des Kaisers wegen der Tarkenhülfe. Von der immerwährenden Reichs-
kriegsverfassnng ist es still geworden. Drohangen Rantensteins gegen den
Paderbornschen Gesandten. Visiten bei E.Mainz und dem Kaiser. Empfehlang
der schwedischen Belehnang.]
3. Jan. Der Kaiser hat am letzten SoDDabend seine Meinnng wegen des Hülfs-
werksO in allen Collegien verlesen lassen, dass zuerst der Fuss oder das
einfache Quantum in Richtigkeit zu bringen sei, der Vorschlag wurde so-
fort allgemein angenommen.
Von der immerwährenden beständigen Verfassung und in Bereitschaft
stehender Soldatesque wird es etwas stille, und haben einige Stände dazu
wenig Belieben. Das Haus Oesterreich hat zu dieser Sache auch keine
Lust, wie denn dessen Directorium im Fürstenrath vor etlichen Wochen
Jena ersucht hat, solche hindern zu helfen. £r hat geantwortet, dass er
solches öffentlich nicht thun dürfe, aber gerathen, dass sich das oester-
reichische Directorium nicht mehr opponiere, sondern sich anstelle, als in*
dinierte es dazu, dadurch würde es eher erhalten, dass das Ding stecken
bliebe, als per manifestam contradictionem. Nachdem nun Oesterreich sich
also bezeugt, ist es davon ziemlich stille geworden und hat es niemand so
stark mehr urgiert.
Ueber die Antworten auf des Kf. Schreiben an die Westfälischen
Kreisstände ^ haben Oes. noch nichs erfahren. Nup der Gesandte des
Bischofs von Paderborn, Meiuders hat Jena auf sein Nachfragen er-
klärt, sein Herr wäre zufrieden, dass die zwei im Vergleich von 1647 ge-
dachten Vota verwilligt würden, und dass Ef. das Directorium alternative
führe. Als er solches dem Pfalz -Neuburgischen Gesandten Rautenstein
offenbart, habe sich dieser verlauten lassen, ob der Bischof haben wollte,
dass sein Herr demselben mit sechs oder siebentausend Mann ins Land
fallen sollte, der Bischof verliesse sich aber auf Kf. Ob nun zwar diese
aus Unbesonnenheit ausgestossenen minae wohl wenig zu fürchten, so be-
richtet er doch dem Kf. davon und wird sich dieselben hier sonderlich zu
Nutze zu machen wissen.
Sonnabend den 19./ 29. haben Ges. bei K.Mainz') die Visite abge-
legt; derselbe bedauerte des Kf. Abwesenheit, sprach seine Freude aus,
dass beide in materia defensionis et capitulatlonis eines Sinnes wären, wollte
auch, dass den Türken zuförderst begegnet und alsdann erst die perpe-
tuierliche Verfassung eingerichtet würde. £r befinde sonst noch hier zur
1} Dict. 19./29. December (Londorp vm, S. 997 f. Pachner v. Eggens-
torff I 8.55.).
*) S. das Rescript des Kf. vom 17./27. November 1663 oben S. 207.
*} Derselbe war am 20. December in Begensburg angekommen s. Diar. B arop
X S. 913.
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WestfaÜBches Kreisdirectorium. Schwedische Belehnaog. 215
Zeit wenig gethan, wolle aber dem Kaiser frei zureden nnd das Werk bei
dessen Ministris mit gelinden nnd anderen Worten nrgieren. Wegen der
schwedischen Investitur^), welche Sache Ges. ihm empfohlen, würde er
Sorge tragen. An demselben Nachmittag 5 Uhr haben sie dann Audienz
beim Kaiser gehabt und sind auf das ehrenvollste behandelt worden.
Am Montag machte Jena einen Besuch bei Fürst Auersperg, um das An-
suchen des Kf. ^egen der schwedischen Investitur vorzubringen, der-
selbe erklärte, dass vom Reich shofrath legitime darin verfahren sei, was aber
etwa ausser diesem sonst vorgegangen, damit wäre er nicht in allem einig
gewesen, wollte diese Sache beobachten , Oraf Windischgrätz') sei nach
Schweden geschickt, mit dem könne davon geredet werden. Yorgestern
hat Jena auch aus derselben Ursache Fürst Portia besucht; derselbe
erklärte, dem Könige von Schweden sei zu Wien die Investitur nicht
abgeschlagen, sondern er sei wegen der unterschiedlichen. Interessenten an
die Reichsstände verwiesen worden, es würde auch vermuthlich hier wie-
der vorkommen, er wollte der geschehenen Erinnerung eingedenk sein.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 29. December 1663/
[8. Januar 1664.]
[auf die Belation vom 18. /28. December. Beantwortung der Anfragen der
Gesandten.]
Wegen Benennung des Reichsfeldhauptmanns hat er ihnen in einem s. jan.
besonderen Rescript^) die Nothdurft befohlen, wegen Benennung gewisser
Personen zu den Kriegsräthen will er zunächst die Vorschläge vonseiten
der Vorsitzenden abwarten. Ob er seine Völker mit anderen Ereisvölkern
nach Situation eines jeden Landes conjungieren oder absonderliche Regi-
menter daraus formieren wolle, darauf kann er sich noch nicht erklären,
sondern will vorher die particuliere Repartition erwarten, sich auch nach
anderen Fürsten, welche in verschiedenen Kreisen Länder haben, richten.
Auch inbetreff der Capitulation will er zunächst erwarten, was von den
Fürsten dabei wird erinnert werden. Die alte Matrikul ganz zu verwerfen
und eine ganz neue zu machen, hält er nicht für rathsam, das würde eben-
soviel Difficnltäten geben, doch sollen Ges. ihm ihre Gedanken darüber
ausführlicher mittheilen.
1) S. das Bescript des Ef. vom 9./19. December 1663 oben S. 213.
') S. über dessen Sendung nach Stockholm Diar. Europ. XI S. 63.
') S. das folgende Bescript vom 30. December/9. Jaoaar,
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216 4- Der AnfaDg des Regensbarger Reichstages.
Der Kurfürst an die Gresandten. D. Cöln 30. December 1663/
[9. Januar 1664.]
[Conferenz mit E.SachseD io Torgan. Vorschläge wegen des Gommando der
Reichsarmee. Die Jägcrodorfer Sache. Gütliche Beilegung der Erfurter Sache.
Unterstützung der Forderung des Administrators von Magdeburg.]
9. Jan. Er tbeilt ihnen die Resultate der mit K.Sachsen za Torgaa^) gehalte-
nen Conferenz mit. K.Sachsen hat ihn für das Gommando der Reichsarmee
vorgeschlagen, er hat aber verschiedene Bedenken dagegen vorgestellt.
Sollte nun diese Materie daselbst furkommen — so habt Ihr unser
Votum auf Ghur-Saehsens Ld. — abzulegen, in Erwägung dieselbe
nicht allein für ihre Person der Rötn. K. M. und dem ganzen Reich
ausser allem Zweifel angenehm, sondern auch wegen dero mit denen
oesterreichischen Erblanden meistentheils an^grenzenden Estats bei
dem Werk zum hogsten interessiret wären. Im Fall aber auch I. Ld.
sich desfalls entschuldigen mogten, so könnet Ihr in unserm voto auf
Hertzog Friedrich Wilhelms Ld. zu Sachsen-Altenburg zielen.
K.Sachsen will persönlich nach Regensbnrg gehen und hat zuge-
sagt, dort des Kf. consilia und Intention , sowohl in publicis; als in den
particnlieren Angelegenheiten seines Hauses zu befördern, besonders beim
Kaiser wegen Restitution des Fürstenthums Jägerndorf zu intercedieren,
welche hochimportierende Sache Ges. aufs fleissigste zu befördern haben.
In der Erfurter Sache sollen Ges. vorstellen, dass man billig aller-
band occasiones zu innerlichen Troublen verhüten müsse, K.Mainz könnte
darum doch zu seiner Intention und Befugnissen gelangen, wozu sie dem-
selben des Kf. Assistenz und Interposition offerieren sollen.
Ges. sollen die Sache des Administrators von Magdeburg wegen Vo-
tum und sessio den Wünschen desselben gemäss secundieren ^).
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
1./ 11. Januar 1664.
[Beschlüsse über die Reichshälfe. Das Westfälische Kreisdirectorium.]
11. Jan. Das kurfürstliche und fürstliche Collegium haben sich am 30. Decem-
ber zu einem gemeinschaftlichen conclusum^) über die Reichshülfe geeinigt;
von den Städten^) haben nur 14 erklärt, das Triplum erlegen zu wollen.
0 S. uDten den Anhang.
^ Dazu hatte sich Kf. auf der Zusammenkunft mit K.Sachsen zn Torgau be-
stimmen lassen s. ebendaselbst.
3) Londorp VIII S. 993 (wiederholt IX S. 1), Pachner v. Eggenstorff
I S. 58. 6. Gemeiner I S. 127 ff.
*) Das CoDclasum derselben Lect. 7. November. Londorp VIII S. 993 ff.
(IX 8. 2ff.), 8. Gemeiner I S: 135 ff.
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Zusammenkanft zu Torgaa. Westfälisches Kreisdirectorium. 217
Im karfüsrtlichen Gollegium ist am 28. durch das Directoriam proponiert
worden, dass vom Reich an Pfalz-Neuburg oder Münster geschrieben
and Erkundigung eingezogen werden solle, was ein jeder Stand im West-
fälischen Kreise an Y ölkern geschickt oder sonst coutribniert, und welcher
noch in Rest sei, dem aber hat Mah renhol tz als den Rechten des Kf.
präjudicierlich widersprochen, und Jena hat darauf Boineburg Vorstel-
langen gemacht und diesen dahin gebracht, dass er, was vom Westfälischen
Kreisdirectorio vorgekommen, aus den Protokollen hat auslöschen lassen.
Jena hat die Gelegenheit benutzt, um die Drohungen Rautensteins gegen
den Paderbornischen Oesandten^ anderen mitzutheilen und sich darüber
zu beklagen, Rautenstein hat ihm darauf erklärt, die Sache verhielte
sich anders, als der Paderbornische sie erzählt habe.
Der Schwedische Gesandte Schnolski hat sich sehr für die Bemühun-
gen der Ges. bei K. Mainz in der Investitursache bedankt. ^
Dienstag haben sie den spanischen Gesandten, Grafen d'Archinto
besucht. Vorgestern hat K. Baiern hier seinen Einzug^) gehalten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
6./[16.] Januar 1664.
[BemerkuDgeD zu der Beichskriegsverfassung. Die Drohangen BaatensteiDS.
Aufnahme Fürst Badziwills in den Füratenrath.]
Weitere') Bemerkungen und Vorschläge zu den einzelnen Punkten der i6. Jan.
Reicbskriegsverfassung.
Die Antwort des Pfalz-Neuburgischen an den Paderbornschen
Gesandten kommt ihm sehr insolent vor, er kann nicht glauben, dass der
Ffalzgraf demselben solches sollte in Instruktion gegeben haben, doch darf
man das nicht hingehen lassen, sondern jener soll befragt werden, ob er
solches auf seines Herrn Befehl gethan. Falls der Paderbornsche Gesandte
Bedenken tragen sollte, dieses zu thun, soll Jena bei Gelegenheit mit Zu-
ziehung eines anderen Gesandten ihn deswegen zur Rede stellen. Dem
Paderbornschen aber sollen sie mittheilen, Kf. hoffe nicht, der Pfalzgraf
werde so verfahren, sollte es aber geschehen, so werde Ef. ihm mit aller
Macht assistieren.
Ges. sollen die Bemühungen des Fürsten RadziviP), zur Session und
Votum im Fürstenrath zugelassen zu werden, unterstützen.
^} S. die BelatioD vom 24. December/3. Januar oben S. 214.
2) S. Diar. Enrop. XI S. 18. Theatr. Burop. IX S. 874.
3) 8. oben S. 214.
*) 8. über den schon auf dem vorigeD Reichstage von demselben gemachten
Yersnch, die KeichestandBchaft zu erlangen, Urk. u. Akt. VI S. 209. 450.
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218 4. Der Anfaag des RegeDsbarger Reichstages.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 7./[17.] Januar 1664.
[HuifegesQch bei den Niederlanden.]
17. Jan. Da es wegen der Hülfe und Defension wider den Türken bei den
Reicbsdeliberationen so langsam hergeht, hat Kf. durch einige seiner Räthe
in den Niederlanden Hülfe sollicitieren lassen^). Ges. sollen K.Mainz
und den kaiserlichen Ministern davon Mittheilang machen, damit diese da-
hin wirken, dass die Oeneral Staaten von dem ganzen Reiche hierzu ersucht
oder er beauftragt werde, im Namen des ganzen Reiches dergleichen bei
denselben zu sollicitieren.
* Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
8./18. Januar 1664.
[Das Votum des Rf. im Westfälischen Kreise. Bemühungen Magdeburgs, seine
Ansprüche auf Reichsunmittelbarkeit durchzusetzen. Bewilligung für den
Provi:Änt.]
18. Jan. Der Osn ab rück sehe Gesandte hat ihnen erklärt, dass er beauftragt
sei, Kf. im Westfälischen Kreise für seine Clevischen Lande ein Votum za
verwilligen nnd auch des Directoriums wegen an die Hand za gehen. Auch
Münster erklärt sich in ähnlicher Weise günstig. Ges. glauben, Kf. thue
sehr recht, wenn er es zunächst bei einem Votum dort bewenden lassen
wolle; wenn er jetzt auch solche für Mark und Ravensberg forderte,
würde es nur Weitläufigkeit verursachen.
K.Mainz hat ihnen durch Boinebnrg Copie einer Supplication der
Stadt Magdeburg^) mitgetheilt, worin sich dieselbe auf die erdichtete Otto-
nische Freiheit und das eztendierte Festungsrecht stützt. Ges. schlagen
vor, Kf. möchte desswegen an K.Mainz schreiben; derselbe könne dieses
Attentat der Magdeburger sehr zurückhalten, oder anch etwas ' deswegen
proponieren lassen. Die Magdeburger haben ausserdem ihr Gontingent nnd
Contribatiou dem Erzbischof von Salzburg, als kaiserlichem Principal-
kommissar, offeriert nnd hier erlegen wollen, sind aber damit abgewiesen
worden. Der Sjndic'us I d e u ist noch hier, der Bürgermeister Rosen stock
ist schon längst nach Hanse gereist.
Im kurfürstlichen CoUeg ist auf Remonstration des Kaisers per ma-
jora beschlossen worden , 4 Römermonate zur Anschaffung von Proviant
^} S. unten Abschn. 5.
') d. 19. December 1663, darin wird K.Mainz ersnchti auf dem Reichstage
dahin zu wirken, dass der die Stadt Magdeburg betreffende Paragraph des
Westfälischen Friedens zur Ausführung gebracht werde, s. über diese Be-
muhuDgen Magdeburgs beim Reichstage Hoff mann, Otto von Guericke her-
ausg. von Opel S. 164 f.
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Westfölisches Kreisdirectoriüm. BemühangeD Magdeburgs. 219
ZQ bewilligen 0, die Gesandten von E. Sachsen, E.Pfalz und aocli sie
haben sich defectu instrnctionis entschuldigt.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
15./25. Januar 1664.
[Der Pf.Neubargische Gesandte Giese. Die JägerDdorfsche Sache ist bei Fürst
Portia yorgebracht worden. Wünsche des Kaisers in betreff der Besetzung des
Beichsgeneralats.]
In publicis ist, obgleich der Eaiser sich nnn schon bei fünf Wochen hier 25. Jan,
befindet, auch die Stände sich öfters versammeln, wenig fortgeschritten^)..
Pfalz-Neuburg hat an Stelle Eautensteins seinen Obersten Kanz-
ler 6 bis e hieher geschickt, derselbe hat Jena freundlich zugesprochen, sein
Herr wolle dem Ef. sessio et vota im Westfälischen Kreise nicht difficul-
tieren, wenn er nicht befürchtete, dass daran das verglichene. directorinm
alternativum hinge und daraus folge.
Mahrenholtz hat Freitag dem Fürsten Portia eine Visite gemacht
und dabei Gelegenheit genommen^ der Jägerndorf sehen Sache zu ge-
denken und des Ef. Recht und Praetention kurz anzuführen, er vermerkte
aber wohl, dass jener sich in etwas alterierte, er antwortete gar kürzlich,
er hätte nicht vermuthet, dass diese Sache jetzt vorkommen würde, und
wäre darin nicht eigentlich informiert, wollte doch gerne sein Bestes und
Möglichstes zu des Kf. Satisfaction thun. M. hat ihm, damit er sich nicht
ans Mangel der Information zu entschuldigen hätte, eine Copie der ihm
vom Kf. zugeschickten species facti übergeben, die jener auch angenom-
men hat.
P. S. Soeben hat sie Herr Hoc her, welcher wegen Oesterreich
im Fürstenrath das Directorium führt, besucht, hat ihnen einen Gruss
des Kaisers und dessen Dank für ihr bisheriges Comportement, zu-
gleich die Bitte mitgetheilt, sie möchten dahin wirken, dass nicht fernere
Weitläufigkeit und Aufschub verursacht werde; vor allem sei nöthig, dass
das Generalat versehen und der Obriste Feldhauptmann vorhanden sei;
der Kaiser incliniere dahin, dass das Reichsgeneralat dem Markgrafen
zu Baden, der ein teutscher Fürst, bei 20 Jahren in Kriegen geübt und
dessen Valor bekannt sei, aufgetragen werde, er hätte auch beabsichtigt,
des Kf. Generalfeldmarschall Sparren dem Markgrafen zu adjungieren;
trüge derselbe aber Bedenken, unter diesem zu stehen, so wollte der Kaiser
ihn bei seiner eigenen Armee, welche Graf Montocucoli commandiert,
^) Kf. in einem Rescript vom 19./29. Januar ertheilt seine Zastimmnng dazn.
') S. über die den ganzen Januar sich hinziehenden Verhandlungen, welche
sich hauptsächlich darum drehen, auch die Städte zur Einwilligung in das Tri-
plnm zu bewegen Gemeiner I S. 138 ff.
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220 4* ^^^ Anfang des Begensburger Reichstages. ^
als mit dem er in guter Freundschaft gelebt, accommodieren, er gedächte
auch den Pfalzgrafeo von Snltzbach, den General Würtz nnd an-
dere in seine Dienste za nehmen. Der Kaiser hielte für nicht nöthig , den
Eriegsrath mit absonderlichen Snbjectis za bestellen, derselbe könnte ans
den Generalen nnd anderen Eriegsbedienten formiert werden. Da die
Alliierten die Ihrigen nicht zn den Ereisvöllcern stossen lassen und auch
ihren eigenen General behalten nnd unterhalten wollten, so würden die
übrigen Stände die Unkosten für die Reichsgeneralität allein tragen müssen.
Dieselben an den Kurfürsten, D. Regensburg
21./31. Januar 1664.
[K. Mainz und Münster habe ihre Yermittelaog in dem Streit wegen des
Directoriams im Westfölischen Kreise angeboten.]
31. Jan. Sie haben die Vorschläge des Ef. wegen einer Hülfesuchnng bei den
Generalstaaten E.Mainz mitgetheilt, derselbe hat sich zur Beförderung
der Sache erboten; namentlich Munition werde von dorther leicht geliefert
werden können. Ges. haben bei dieser Gelegenheit demselben die West-
fälische Ereissache empfohlen; er erbot sich zu allem Guten, dem Ef.
werde es sehr nutzlich sein, wenn die Sache in Güte beigelegt würde; er
wäre bereit, dazu mitzuhelfen und in eigener Person den Traktaten beizu-
wohnen. Auch der Bischof von Münster, dem Jena als Nassauischer
Gesandter seine Visite machte, erbot sich von selbst zur Vermittelung ; er
erklärte, es wäre der Wahrheit ganz zuwider, dass er mit Pfalz-Neu-
b u r g wegen des Directoriums ein pactum, dass kein anderer zu demselben
gelangen solle, aufgerichtet; er sei zwar mit Pfalz-Neuburg alliiert,
machte daraus aber nicht causam communem. Wenn dem Ef. E. Mainz
angenehm wäre, wollte er mit demselben communicieren.
Im städtischen Collegium hat sich die Majorität nun auch zum Triplum
erklärt 0? cloch wollen sie zwei Drittel an Soldaten, das dritte an Geld und
Munition leisten.
Der Kurfilrfst an die Gesandten. D. [Cöln] 26. Januar/
[5. Februar] 1664.
[auf die Relation vom 15./25. Januar. Was die Gesandten in der Jägemdorfer
Sache tban sollen. Feldmarschall Sparr.]
5. Febr. — In der Jägern dorfischen Sache wird die Nothdurft erfodern,
dass Ihr ein kurz Memorial abfasset, simpliciter umb Restitution des
Herzogthumbs anhaltet und solches I. E. M. abgebet und Resolution
begehret. Sollte bei einer Conferenz oder sonst auch angetragen
1) S. Geroeiner I S. 145 f.
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Westfälisches Kreisdirectoriom. Jägerndorfer Sache. 221
werden, dass I. K. M. uns an Geld, wie sie sich vor deme yerneh-
men lassen '), Satisfaction thnn wollten, so habet Ihr solches pure zu
refusiren, und dass Ihr solches nicht einmal ad referendum annehmen
durfftet, Euch vernehmen zu lassen, — wann aber in Vorschlag käme,
uns an Land und Leuten ein Aequivalent zu geben, so habet Ihr
solches ad referendum anzunehmen und, was man uns eigentlich geben
will, mit Fleiss zu erkundigen, und könnet Ihr hierin den Spani-
schen Gesandten auch umb Assistenz ersuchen').
Auch Ef. findet es höchst nöthig, dass der Feldhanptmann baldigst
benannt werde, lässt es aber deswegen bei seiner früheren Resolntion. ')
ünsern Feldmarschall Sparren aber, weil wir uns selbst in De-
fension zu setzen entschlossen, von uns zu lassen, — können wir uns
noch zur Zeit nicht erklären. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. Januar/ 8. Februar 1664.
[Vorschlag einer ZasammenkoDfi der Weatfaiiachen Kreisstände. Das Beichs-
gntachten wegen der Türkenhülfe. Yerhand langen mit den kaiserlichen Ministem
wegen der Jägerndorfer Sache.]
Zu Erledigung der Westfälischen Kreissache dürfte sehr dienlich 8. Febr.
sein, wenn die Westfälischen Kreisstände zusammen kommen könnten. Ges.
schlagen vor, dass sie eripächtigt werden vorzuschlagen, dass diese Stände
ohne Cleve nnd Jülich, nur einmal und allein des streitigen Directorii
halber, zusammen kämen, nnd dass ihre Gesandten dazu von Münster
convociert würden, doch müsste Minden mit dabeisein.
Zu Ernenernng der Erbverbrüdernng*) finden sie sowohl die*K ur s äch s i-
sehen als anch Hessischen Hänser sehr incliniert, sie haben eine bal-
dige Zusammenkunft, um de praelinlinaribus et generalibus zu reden, vor-
geschlagen.
In puncto der Verfassung wider den Erbfeind ist es endlich zu einem
Reicbsgntachten ^) gekommen, welches dem Kaiser durch das K. Mainz i sc he
') zuletzt 1659, s. ürk. u. Akt. VIII S. 371.
^ In einem Bescript vom 30. Janaar/9. Febraar weist Rf. sie an, auch K.Mainz
nnd R.Baiern am Cooperation in dieser Sache anzngehen.
3) S. oben S. 216.
*) S. die darüber aaf der Zasammenkanft zu Torgau zwischen Kf. nnd
K.Sachsen getroffenen Verabredungen unten im Anhang.
^} d. 18. Januar 1664: Diar. Europ. XI S. 36 ff. Londorp IX S. 235 f.
Pachner v. Eggenstorff I S 58 Die kaiserliche Resolution darauf d.
28.Januar/7. Februar 1664: Londorp IX S. 296 ff. Pachner v. Eggenstorff.
IS. 62. Vgl. Theatr. Europ. IV S. 1101. Gemeiner I S. 147f.
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222 4- I^^r Aofang des Regensbarger Reichstages.
Directorium übergeben worden ist, doch hat das reichsstädtische Collegiom
eine besondere Specification ausgestellt, wie viel diese oder jene Stadt con-
tribuieren wolle/
Die Jägerndorfsche Sache hat Mahrenholtz ferner den Fürsten
von Auersperg nnd Lobkowitz vorgestellt, sie contestierten sonderbaren
Eifer gegen Kf., entschuldigten sich aber, sie wären nicht eigentlich in-
formiert, die Sache würde am besten dem Grafen von Nostitz, als Böh-
mischem Kanzler, bekannt sein. Mit diesem hat M. auch davon geredet,
hat aber aus seinen Discursen erkannt, dass er nicht gern davon hörte, nnd
Hess derselbe fast schlechte Affection vermerken.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
3./[13.] Februar 1664f
[auf die Relation vom 21./ 31. Jannar. Kf. hält an dem Vergleich wegen des
Westfälischen Directorinms fest, verlangt Berufung eines Kreistages.]
13. Febr. — Wegen des WestpfäHseben Creyss-Directorii, weil wir darin
einen richtigen Vergleich *) mit Pfalz-Neu burgs Ld. vor uns haben,
können wir uns anderergestait nicht erklären, als wie wir Euch neu-
licher Zeit gn. in Befehl gegeben. — Und weil wir, wo nicht aller,
doch der meisten Westpfälischen Greyss- Stände Ver willigung des
duplicis Yoti et sessionis in Händen haben — so halten wir, dass
hiedurch die Sache seine Richtigkeit habe und die Gondition, so dem
Pacto annectiret, purificiret sei, also dass es nun an nichts ermangelt,
als dass sich der Ffaltzgraf dem Vergleiche accommodire, und man
also nach Inhalt solches Vergleichs zum Ausschreiben des Greyss-
tages schreite. Habt demnach aus solchen Schreiben, darin das du-
plex Votum zugestanden wird, einen Extract zu machen und sowohl
Sr. Ld. dem Ghurfürsten zu Maintz, als dem Bischöfe zu Münster
vermittelst gebührender Danksagung vor ihr gutes Erbieten solches
vorzutragen und dieselbe zu ersuchen, dass sie solches dem Pfaltz-
grafen von Neuburg vorstellen und dieselben dahin disponiren wollen,
dass sie es auch ihrestheils bei dem Vergleich bewenden lassen mögen,
gestalt darauf die Ausschreibung des Greysstages nach Anweisung
des Vergleichs communi nomine von uns und dem Pfaltzgrafen nebst
Münster wirklich geschehen kann. — Was die gänzliche Hinlegung
des Successionsstreits anlanget, finden wir dabei wegen der vielen
'} Gemeint ist der Vergleich vom 6. April 1647 s. oben S. 204.
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Westfälische and Jägerndorfer Sache. 223
Interessenten allerhand Difficultäten, wollen euch aber mit ehestem
unsere Meinung dartiber wissen lassen. Inmittelst aber könnet ihr
' alle gute Contestationes unsertwegen thun. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
5./15. Februar 1664
[Gerächte vom Abschluss der Allianz des Rf. mit FraDkreich. Reichsscblass
wegen des Proviantweseqs.]
Die Rheinische Alliaozsache belangend, ist hier ungefähr vor 15. Febr.
10 Tagen ans Paris Nachricht gekommen, dass Kf. mit dem Könige von
Frankreich am 14. Jannar habe schliessen lassen ^)y auch geneigt wäre,
in diese Allianz zn treten. Daranf haben Ges. an selten der HH. Alli-
ierten sofort fast mehr Liebe, AflFectioa und Vertrauen verspürt und wahr-
genommen, dass dieselben auf des Kf. Person sonderbare Reflexion machen,
ihn zum Alliierten wünschen und den grossen Nntzen hervorheben, den er
dadurch dem Yaterlande erweisen werde. Einige andere aber, die, ob sie die
besten Freunde, wir nicht wissen, darunter anch die Pfalznenburgischen
sein mögen, nnd die ihr eigenes Interesse und Nutzen durch diese neue
obhandene genauere Freundschaft nicht befördert sehen, Hessen ihnen wohl
lieber sein, wenn das Werk seinen Fortgang nicht gewinne.
Betreffend die materia defensionis ist es wegen des Proviantwesens zn
einem allgemeinen Reichsschluss^ gekommen, dass ein jeder Kreis noth-
wendige Proviantbediente bestellen, auf 6 Monat Proviant anschaffen und
seine Völker versorgen solle; die Alliierten aber wollen sich deswegen nicht
in Unordnung nnd Weitläufigkeit setzen.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
12./22. Februar 1664.
[Memorial an den Kaiser wegen der Jägerndorfer Sache. VerhandluDgeo über
die zu ernennenden Beichsgenerale.]
Wegen der Restitution von Jägern dorf haben sie ein kurzes Memorial 22. Febr.
für den Kaiser abgefasst nnd diesem in einer Audienz vorge^ern übergeben.
Der Kaiser antwortete ; dass er allemal geneigt gewesen, dem Ef. seine
Affection zu erweisen, wobei er auch künftig verharren würde, er wollte
das Memorial durchlesen und ihnen darauf seine Resolution zukommen
lassen.
1) Diese Gerüchte waren irrig s. ürk. n. Akt. IX S. 672 ff.
') d. 11/1. Februar 1664 (Pachner v. Eggenstorff I S.69.) 8. Gemeiner
I S. 148 ff.
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224 ^* I>er Anfang des Begensburger Reichstages.
Ueber die ßen^nnang der Generalität ^ ist vorgestern in den Collegien
die Berathung begonnen worden. Im Korfürstenrath ist es noch zu keinem
Schloss gekommen, im Fürstenrath ist die Umfrage nnr bis Sachsen-
Gotha gebracht. Des Ef. Person ist von Magdeburg, Pfalz- Laatern
und Pfalz-Veldentz vorgeschlagen worden, sonst ist auch Pfalz- Nen-
burgs, Pfalz-Salzbachs and Baden-Badens gedacht worden and
sind noch zur Zeit die plura für Baden-Baden vorbanden').
Der Reichspfennigmeister, Freiherr v. Hohen feldt, hat gegen Jena
erwähnt, dass manche Stände ihren alten Matrikular- Anschlag selbst mode-
rierten und die Römermonate danach erlegten, Ges. fragen an, ob Ef. für
seine Lande es nicht ebenso machen wolle.
Der KurfUrst an die Gesandten. D. Cöln 16./[26.] Februar 1664.
[Information für den Kaiser in betreff der dnrch v. Blamenthal mit Frankreich
geführten Verhandlungen.]
26. Febr. — Nachdem sowohl der keyserliche als königl. hispanische sich
anitzo bei unserm Hofe befindende Minister sich dessen vermerken
lassen'), dass die durch unsern Geheimbten Raht, den Freiherrn
von Blumenthal eine Zeit hero mit dem Könige in Frankreich
gepflogene Handlung^) bei beiden Höfen allerhand Nachdenken ver-
anlasset, und wir leicht ermessen können, dass daraus bei entste-
hender gründlichen Nachricht von dem, was vorgangen, leicht ein
Misstrauen erwachsen dürfte, so haben wir, umb demselben vor-
zukommen, die prorogirte Preussische Alliance ^) in extensa copia
euch beigefügt uberschicken wollen. So ihr — Ihrer Keyserl. M. bei
bequemer Gelegenheit in unserm Namen zu. communiciren und dabei
gebührend zu berichten haben werdet, welchergestalt, da uns sonsten
in allem, was unserstheils erinnert oder desideriret worden, deferiret,
') S. Gemeiner I S. 151ff.; sehr irrig wird dort (S. 152) behauptet: „Unter
den deutschen Fürsten bewarb sich sonderlich der Ghurfürst von Brandenburg
um die erste Stelle. '^
^ S. „Specification derjenigen Generalen , so bey der den 20. Februar 1664
gehaltenen Session in unterschiedlichen votis in Vorschlag gekommen''. (Diar.
Europ. XI S. 81 ff).
3) S. das Protokoll über die am 8./18. April 1664 zu Berlin mit Lisola und
Ucedo gehaltene Conferenz unten Abschn. 5.
*) S. Urk. u. Akt. IX S. 620 ff. Die Verhandlungen waren damals noch keines-
wegs zum Abschluss gekommen, schienen aber damals (s. y. Blumenthal s Re-
lation vom 1Ö./25. Januar 1664 S. 673) demselben nahe zu sein.
*) Pufendorf 1. IX § 60 (S. 602).
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MittheÜQDg über die Verbandlongen mit Frankreich. 225
wir uns dennoch keineswegs dabin hätten wollen lenken lassen, dass
wir nachgeben sollten ^), dass des Königs AUiirte mit Kamen speci-
ficirt, unserseit aber der mit Ihrer Eeyserl. M. habenden AUiance
per expressum nicht mitgedacht würde, wie aber endlich das Expe-
diens ins Mittel kommen, dass der von beider Theile Alliirten dispo-
nirende Artikel in general terminis eingericht werden könnte, und man
französischer seiten sich daran vergnügen lassen, hätten wir solches
mit Fug und Glimpf nicht ausschlagen können. Als nun hierunter
nichts vorgangen, so Ihrer Keyserl. M. Interessen zuwiderliefe oder
der mit deroselben aufgerichteten Alliance entgegen wäre, so haben
sich dieselbe zu versichern, dass wir deshalb nicht weniger dann vor-
hin ihr und des H. R. Reichs Bestes und Aufnehmen unserm Vermögen
nach zu befordern uns jederzeit werden angelegen sein lassen.
Der von Frankreich bei dieser Negotiation endlich ausge-
würkten Guarantie') über den dem Instrumento pacis Olivensis zu Ver-
sicherung unsrer Jurium beigefugten Articulum separatum, wofern es
der Discurs nicht mit sich bringt oder auch Anlass dazu gegeben
wird, achten wir nicht nöthig sei zu gedencken, weil alles, was des-
halb im jetztgedachten Frieden disponiret, Ihrer Keys. M. gevoUmäch-
tigte Gesandte mit gut gefunden und Sie selbst in dero extradirten
Keyserl. Ratification approbiret.
Es hat auch mehrgemelter unser Geheimbter Raht eine Declara-
tion *) ausgestellet, dass wir uns mit denen in der so genannten
Rheinischen Alliance stehenden Gronen, Chur- und Fürsten mit ver-
bünden wollen. Es soll aber auch (welches Ihr ebenmässig zu ver-
sichern habt) nicht anders dann mit Beibehaltung unsers Ihrer Eeyserl.
M. zutragenden schuldigen Respects und vermittel&t solcher Modi-
ficationen geschehen, dadurch des H. Rom. Reichs Ruhe und Sicher-
heit bestätiget werde. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensborg
19./29. Februar 1664.
[Gespräche mit E. Mainz und Munster. Bestellung der BeichsgeDeralitat. Das
Westfälische Kreisdirectorium.]
Ges. habeo eiae Audienz bei E. Mainz gehabt. Wegen der Hülfe- 29. Febr*
Buehoog bei den Generalstaaten will derselbe veranlassen, dass zunächst,
0 S. ürk. u. Akt. IX S. 629 ff.
») Pufendorf l. TX § Gl S. 602 f).
') Eine solche Declaration ist nachher nicht von Blumen tbal, sondern von
Mater, z. Gesch. d. Q. Knrfürsteo. XI. 15
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226 4- ^^r Anfang des Regenaborger Reichstages.
zur Beschleanigung der Sache, nnr ein Schreiben vom karfürstlichen Colle-
giom an Kf. abgelassen werde, worin derselbe ersucht wird, im Namen des
Reichs Hülfe gegen die Türken von den Niederlanden zu erbitten. In der
Jägerndorfschen Angelegenheit erklärt er, nicht genügend informiert
zu sein, erbietet sich aber, nicht nnr selbst zu helfen, sondern auch das
kurfürstliche Collegium zur Intercession zu veranlassen. Auch wegen des
Westfälischen Ereisdirectoriums will er das Seinige thun, er erwähnte
wieder eines endlichen Hauptvergleichs. Jena ist auch beim Bischof
von Münster gewesen und hat im Namen des Kf. für dessen Anerbieten
gedankt und ihn gebeten, Pfalz-Neuburg, der in wenigen Tagen hier
erwartet wird, dahin zu disponieren, dass er das Directorium alternativum
nicht länger difQcoltiere. Der Bischof zeigte sich sehr befriedigt, kam auch
bald auf das Hauptwerk und erbot sich, ohne alle Passion zu dessen güt-
licher Beilegung zn cooperieren, er bezeigte gegen den Kf. ganz besonderen
Respekt, erklärte sich bereit, mit dem Pfalzgrafen wegen des Direktoriums
zu reden, hielt dafür, dass, wenn das Hauptwerk beigelegt werden könnte,
dieses sich von selbst geben würde. Er fragte, nach welchem Jahr die
Religion einzurichten, ob nach 1609 oder 1624. Jena hat sich mit Mangel
an Instruktion entschuldigt, aufgefordert aber, seine Privatgedanken za
entdecken, erklärte er, diese Sache werde sich schwerlich mit Fug nach
a. 1624 regulieren lassen, da durch die von den possedierenden Fürsten
ausgestellten Reversalen die Unterthanen ein qnaesitum jus hätten.
Es stehet dahin, wie Ihre F. 6n. eigentlich intentioniret, allein
dürfte Ew. Ch. D. darunib mehr. nützlich als nachtheilig fallen, weil
Sie die Reputation gerne werden haben wollen , dass Sie diesen so
lange gedauerten Streit und wichtige Sache schlichten helfen, und
dass Sie vermeinen, als ein Nachbar beständige Ruhe zu haben.
In den Reichscollegien ist über die Bestellung der Generalität ver-
handelt worden, Ges. haben in beiden Collegien K.Sachsen nnd, wenn
dieser ablehnte, Herzog Friedrich Wilhelm von Altenbnrg vorge-
schlagen. Die meisten im Kurfürstenrath und auch ein Theil der Fürsten
meinen, dass zur Zeit noch kein Reichsfeldhauptmann, sondern nur die
Feldmarschälle oder General-Lieutenants zu verordnen seien, daher sind
auch der Markgraf von Baden und Pfalzgraf von Sultzbach nnr
zn Feldmarschällen vorgeschhigen worden. Pfalz-Neuburg hat nur
ein einiges Votum bekommen, hingegen seindt Ew. Chf. D. von allen
denen, so vermeinen, dass ein Reichsfeldhauptniann oder Generalis-,
simus nöthig sei, dazu genannt worden, dabei dann ausführlich de-
monstriret, wie niemand zu finden, der mit allen denen zu diesem
wichtigen Werke gehörigen nöthigen Qualitäten, Experientz, Valor
dem Kf. selbst (Pafendorf 1. IX §63 S. 603) ausgestellt worden, dnd auch
während der Verhandlangen in Paris ist nur von einer solchen die Rede s. Urk.
u. Akt. IX S. 671 ff.
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Das westfälische Ereisdirectoriam. ßestellaDg der Eeichsgeiieralitat 227
und Glück begäbet sei, als Ew. Chf. D. höchste PersoD. Auf E.
Sachsen und Sachsen-Altenburg hat ausser uns keiner der Vor-
oder Nachsitzenden gestimmt. — So wird auch wohl das Westfählische
Kreysdirektorium und die darin competirende sessiones und vota zum
billigmässigen Stande zu bringen, das allerdurchdringendste Mittel sein,
dessen Ew. Chf. D. — vor etlichen Wochen erwähnet, dass Sie näm-
lich von denen Jülich- und Gleveschen Landen so lange keine Onera
beitragen wollten, bis dasjenige Ihr eingeräumet wäre, was andern
ultro vergönnet wird. —
Dieselben an den Karfürsten. D. Regensbnrg
26. Februar/ 7. März 1664.
[BestellQDg der Reicbsgeneralitat. Audienz bei K. Sachsen. Wänsche der Alli-
• ierten in betreff der Verbandlaogen mit Kf.]
Im Eurfürstencolleg, wo Mainz, Trier, Baiern and der hente vor T.März,
acht Tagen hier angekommene Kurfürst von Sachsen persönlich zugegen
waren, sind gewählt worden ^):
znm Generallieatenant z. if. Graf Georg Friedrich t. Waldeck,
Gen.-Feldzengmeister und Generallientenant z. F. Gr. Franz Fagger,
Gen.-Wachtmeister z. R. Herzog Hans Adolph v. Holstein,
Gen.-Wachtmeister z. F. Freih. ?. Bngg und Holtz;
zu Kriegsrathsdirectoren sind ernannt:
Bischof zu Münster, der dies Amt auf seine eigenen Kosten ver-
walten will, und
Markgraf zu Baden-Durlacb.
Zu Kriegs- oder Assistenzräthen, auf Vorschlag von K. Sachsen:
T. Haubitz und Graf Lynar.
Ges. haben wegen mangelnder Instruktion zu allen diesen, ausser Mark-
graf Leopold Wilhelm von Baden^) und Graf Ljnar^), nichts sagen
können.
0 S. das karfürstlicbe CoDclasum vom 27. Februar/ 8. März Diar. Earop.
XI S. 8öf.
^ Derselbe hatte schon am 30. October 1663 nnd dann nochmals am 7. Februar
1664 Kf. ersucht, seine Ernennung zum Reichsfeld mar schall zu befBrdern, und
Kf. hatte ihm seine Unterstützung in einem Schreiben vom 6/16. Februar zugesagt,
8. das Bescript des Ef. an die Gesandten vom l./ll. März 8. 229.
') Kf. hatte durch Rescript vom 9./ 19. Februar nach Verabredung mit
E.Sachsen die Gesandten angewiesen, denselben vorzuschlagen.
15*
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228 ^' I^^r Anfang des Regen sburger Reichstagefl.
Im Fürstenrath sind die anderen Stände mit Ansschlnss der Alliierten 0
zusammengekommen und haben gewählt'):
zum Qen.-Lieutenant z. Pf. Graf Georg Friedrich v. Waldeck'),
General über die Cavallerie Herzog Ulrich zu Würtemberg,
Gen.- Feldzeugmeister und General von der Infanterie Graf Franz
Gen.- Wachtmeister z. Pf. Herzog Hans Adolph v. Holstein,
Gen.- Wachtmeister z. F. Gustav Adolph v. Baden und Baron
y- Bugg,
von Bestellung des Kriegsraths und des Directoriums desselben ist dort
noch nicht geredet worden.
K. Sachsen hat ihnen vorgestern Audienz ertheilt und auf die von
ihnen vorgetragenen 4 Punkte: Erneuerung der Erbverbrüderung, Schreiben
an Polen wegen der Königswahl, Restitution von Jägerndorf und Abschaf-
fung der Missbräuche der Zünfte und Innungen, ihnen vergnügliche Ant-
wort ertheilt.
. Die Gesandten der Alliierten erklären, dass die monita des Ef. ^) zu
dem Allianzvertrage hier, wo sie alle bei einander und bevollmächtigt wären,
am füglichsten samt dem ganzen Werk sich einrichten lassen- würden.
K. Mainz schickt an Kf. das Schreiben des kurfürstlichen^ Colleginms
wegen Hulfeleistung der Niederlande zum Türken kriege.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln l./H. März 1664.
[Die Jägerodorfer Sache and das Westfälische Kreisdirectoriam. Reichsgene-
ralität. Des Kf. Leistung zur Türkenhülfe.]
11. März. Die Jägerndorfsche Sache sollen sie fleissig poussieren, da der
Kaiser nicht lange dort verweilen wird und die, so der Sache nicht wohl
wollen, daher Gelegenheit nehmen möchten, sie bis zur Abreise der Kaisers
zu trainieren, da sie dann wieder wie früher ins Stocken gerathen würde.
Eine gleiche Verzögerung fürchtet er wegen des Westfälischen Kreis-
direktoriums, zumal da K.Mainz und Münster immer davon abstrahieren
und auf die Vergleichung des Hauptstreites kommen, welches doch nicht
^) 8. über die Verhaadlungeo mit den Alliierten, weiche darauf beatandeo,
ihren Truppen se.lbst eioen Chef zu geben und weder an den ADordnaogen für
die übrigen Eeichstruppen noch an den Beiträgen für dieselben Tbeil zn nehmen,
Gemeiner I S. 153 ff.
^ S das fürstliche CoDclaaum Diar. Europ. XI S. 88.
^ Derselbe theilt dem Kf. 13. März seine Ernennung mit, £f. beglückwünscht
ihn darauf am 1Ö./25- März und ersucht ihn um Mittheilungen über die Kriegser-
eignisse, welcher Aufforderung auch Wal deck durch Briefe vom 15. Mai, 12. Juni,
15. Juli und ein uodatiertes Schreiben entsproctien hat.
*) S. UDten AbscbD. 7.
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Bestellang der BeichsgeDerftlität. 229
so geschwinde wird erreicht werdeo können. Ges. sollen aosdrüeklich er-
klären, dass Kf.; wenn nian ihn darin länger aufhalten and nicht za der
Session und Votum und alternierendem Directorium nach Inhalt des Ver-
gleiches wolle kommen lassen, von seinen Westfälischen Landen weder zu
der Türkenhülfe noch zu anderen Reichs- oder Kreisoneribus das geringste
beitragen wolle. Wegen der Religion kann Kf. nicht von den Reversalen
nnjd dem terminus 1612 abstehen.
Wegen Benennung der Generalität ist Kf. einverstanden damit, dass
die Bestellang eines obersten Reichsfeldhanptmanns vorläufig ausgesetzt
werde; er würde gern sehen, dass Markgraf Leopold von Baden die
Feldmarschällcharge erlange, ist auch zufrieden, dass Herzog Ulrich von
Würtemberg Gen.-Leutnant über die Cavallerie, Graf Fug^er Gen.-
Leutnant zu Fuss, der Herzog von Holstein Gen.- Wachtmeister zu
Ross, und wünscht, dass Herzog August von Holstein, der seine Völker
comniandiert, bei der Reichsarmee Gen.- Wachtmeister zu Fuss werde.
Was sonst uns an Völkern wegen aller unser Lande zu der Tri-
peltOrkenhülfe zukommt, habet Ihr aus beigehendem Uffsatz^) zu er-
^) yUfifsatz, was S. Chf. D. zum eiDfachen und zum dreifachen Römerzuge
kompt nach der Nürnberger Repartition, darin aber S. Chf. O. dero Lande zum
Theil sehr graviret befinden:
Einfach Triplum
z. Robb
z. Fuss
60
277
ChurbraudeDburg
13|
83
Pommeru
6
28
Gamin
14
66
Halberstadt
10
16
Minden
35
161i
Cleve und Mark
2
8
Hohenstein, so S. Chf. D. uff
sich nehmen
6
17
Ravensperg
146J ü56Jt
Nun haben S. Chf. D. bei der keyBerÜchen Armee:
500 z. Robb, ist also zu viel
machet z. Fuss
600 Dragoner, thun z. Fuss
1100 z. FuBB, bleibt
wäre nach soh hem Calculo zu viel
Seinen Ständen gegenüber hat der Kf. ganz anders gerechnet. In dem Aus-
schreiben zu dem kurmärkischen Landtage (d. Coln 22. Januar/ 1. Februar 1664)
giebt er als das auf die Kurmark nach dem doppelten Triplum (zur Reichs- und
Kreishulfe) fallende Contingent an: 860 z. Robb und 2712 z. Fuss; für Halber-
stadt (und ähnlich für Pommern) 140 z. Robb, 48 z. Fubb; für Minden 100 z.
Robb, 48 z. Fubb; für RaveuBberg CO z. Robb, 51 z. Fubb; für Cleve und Mark
350 z. Robb, 484 z. Fubb (in dem Rescript an Beinen Statthalter in Cleve, den
z. Robb
z. Fuss
180
831
41
249
18
84
42
198
30
48
105
484
iil
6
24
18
51
440
1969
60 z. Robb
■ 180
1200
1100
2480
521
Mann.«
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230 4. Der Anfang des Regeasburger Reichstages.
sehen. Ob nun zwar in dem Simpelanschlag einige unser Lande
graviret sein, und wir deswegen Moderation begehren, so lassen wir
es doch wegen des Volkes dabei bewenden, weil wir — schon Ihr.
E. M. mehr Völker als uns zukommen, wann vor 3 zu Fuss ein Reuter
und vor 2 zu Fuss ein Dragoner gerechnet wird, — zugeschicket haben,
so wir hierzu zu emploiren oder wegen der Türkenhülfe rechnen wollen,
doch uns, ob dieselbe zu andern Reichsvölkern gehen, oder bei der
Eeyserl. Armee bleiben sollen, die Resolution vorbehalten. Sollte es
aber zu Schickung einiger Gelder wegen Unterhaltes der Generalität,
Artollerie oder dergleichen kommen, so werden wir uns der Modera-
tion, so andere Eurem Vermelden nach thun, auch gebrauchen und
soviel uns gut deucht einschicken.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
4/ 14. März 1664.
[Das Westfälische Kreisdirectorium. Audienz beim Kaiser.]
14. März. ^i^ Reichsarmee, welche Ton den nicht zur Rheinischen Allianz ge-
hörenden Ständen zusammengebracht wird, soll sich ungefähr auf 4000 z. R.
und 16000 2. F. belaufen i).
Sonst geht es in allem hier ebenso langsam von statten wie früher,
auch wegen des Westfälischen Kreisdirectorii steht es noch in vorigen
terminis. Sie haben in Privatdiscursen erklärt, Ef. würde, wenn seine
Forderungen nicht erfüllt werden sollten, seine westfälischen Länder exi-
mieren, ufn sie als souverain zu besitzen. Der Bischof von Münster
ist zu Pfalz -Neu bürg, der seine Reise hierher aufgegeben hat, gereist,
um ihn zu bestimmen, des directorium alternativnm wegen nicht länger zu
difTicultieren , zugleich angeblich, weil der Pfalzgraf einen seiner Prinzen
zum Hoch- und Teutschmeister befördert zu sehen wünscht.
Vorigen Montag hatten Ges. Audienz beim Kaiser, condolierten dem-
selben zum Tode des Erzherzogs Carl Joseph'), recommandierten den
Prinzen Johann Moritz von Nassau vom 5. Februar giebt er letzteres sogar
auf 365 z. Boss, 1946 z. Fuss an, s. Urk. u. Akt. V S. 99*2). Die kurmärkischeo
Stände aber haben dagegen remonstriert und in ihrem Memorial vom 8./ld. März
daraufhingewiesen, dass in.deh Beichsanschlägen und Matrikeln die Enrmark
nur zu einer simplen Anlage von 60 z. Ross und 277 z. Fuss gefanden werde.
^) Diese ganz ungefähre Berechnung war in der^Sitzung vom 19./29. Februar
aufgestellt worden s. Gemeiner I S. 154.
^ Erzherzog Carl Joseph, Bruder Kaiser Leopolds, Deutschordenshoch-
meister, Bischof von Passau, Breslau und Olmütz war 16 Januar 1664 zu
Linz gestorben s. Diar. Europ. XI S. 627.
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VermHtelang der Streitigkeiten mit Pf. Nenburg. 231
Herzog zu Brannscbweig^) und Landgrafen za Hessen^ za dem va-
Gierenden Hoch- und Tcatscbmeister- , aacb Bisthümern, tbaten Apertnr')
des französischen prorogierten foederis, übergaben die Artikel in extensa
forma mit angebängten Contestationen und Versicherung beständiger Treue
und baten um kaiserliche Resolution auf das Memorial wegen der Restitution
von Jägerndorf und wegen Camins. Der Kaiser antwortete auf alle
4 Punkte ordentlich, bedankte sich für die Condolenz und Apertur und
that im übilgen allergnädigste Vertröstung.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
11. /21. März 1664.
[Münster und K.Mainz erbieten sich zur Vermittelang mit Pfalz-Neubarg. Mark-
graf von Baden BeichsfeldmarBcbali. Der neue Kalender]
Der Bischof von Münster hat, nachdem er von dem Besuche bei 21. März,
dem Pfalzgrafen van Neuburg zurückgekommen, Jena, mitgetheilt, der
Pfalzgraf habe sich, nachdem er ihm hart ^ugeredet^ bereit erklärt, gütlich
zu tractieren, er selbst sei bereit, als Vermittler zu fungieren, und könnte
zunächst nur punctus directorii et religionis abgehandelt werden, da dann
Kf. noch einen Evangelischen zu adjungieren hätte, und kam dabei der
Gesandte der Frau Landgräfin von Hessen-Cassel in Vorschlag. Auch
E.Mainz hat sich abermals zur Interposition erboten und sich auch bereit
erklärt, zunächst nur punctum directorii et religionis anzutreten, auch Frh.
V. Boinebnrg hat seinen Wunsch zu erkennen gegeben, Kf. bei dieser
Gelegenheit einen Signalen Dienst zu erweisen.
In publicis ist man etliche Wochen garnicht fortgeschritten ^), auch die
Bestellung der Geneiale hat sich verzögert, einige Stände wollen den
Markgrafen von Baden nicht, doch ist es endlich im Kur- und Fürsten-
rath zu Beschlüssen gekommen, aus denen aber noch nicht ein einheitlicher
gemacht worden ist, doch ist der Markgraf von Baden zum Feldmarschall
ernannt worden. Von Bestellung eines Reichsfeldhauptmanns ist vorläufig
abstrahiert worden.
Im kurfürstl. Collegio ist vorgekommen, ob nicht endlich der neue Ka-
*} Johann Friedrich, Bruder der regierenden Herzoge Christian Lud-
wig von Celle und Georg Wilhelm von Calenberg, der 1651 zur katho-
lischen Kirche übergetreten war, s. Kocher I S. 358 ff.
') Friedrich, jüngster Sohn des Landgrafen Ludwig V. von Hessen-
Darm Stadt, seit 1636 zur katholischen Kirche übergetreten, seit 1638 General-
prior des Malteserordens in Deutschland, seit 1655 Cardinal. Kf. hatte durch
Kescript vom 13./23. Februar die Gesandten angewiesen, sich für beide beim Kaiser
zu verwenden.
^ 8. das Rescript des Kf. vom 16./26. Februar oben S. 224.
*) 8. Gemeiner I S. 157 ff.
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232 4. Der Anfang des Regensburger ReichBtajres.
lender angenommen nnd ein Reiehskalender genannt werden könnte >); K.
Sachsen hat sich daza bereit erklärt, man hofft es auch vom Kf., da seine
preussischen und clevischen Länder and aach die meisten Nachbaren sich
desselben bedienen.
R. Mainz wünscht wie die übrigen Kurfürsten TOtum et sessionem im
Fürstenrath, etwa wegen des Eichsfeldes oder Kheingaues. Die Re-
novation der Erbyerbrüderung wird schwerlich bei E. Sachsens An-
wesenheit, der in 14 Tagen von hier aufbrechen will, vorkommen, sie er-
innern wegen dieser und anderer Sachen dessen Gesandten öfter.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cölnl5./25. März 1664.
[AusDahmestelluDg der Alliierten. Die EriegsrathsdirectoreD. Monita zu der
VerpflegUDgsordinanz.]
25. März. — Befinden sonsten dem Reiche wenig vorträglich zu sein, dass
zwischen denen Alliirten und andern Reichsständen gleichsam eine
Division gemacht wird, und diese absonderlich und jene auch abson-
derlich ihre Generalität setzen, selbige absonderlich unterhalten und
keine gemeine causam machen wollen. Es scheint solches einer
Trennung im Reiche nicht unähnlich, daraus leicht mehre Weiterung
entstehen kBjüu, — Und wenn es noch dahin zu bringen, dass man
der Alliirten Armee mit der andern Stände in ein Corpus brächte,
und nicht diese des Heichs und jene der Alliirten, sondern beide
zusammen die Reichsarmee nennete, so wurde dadurch vielen besor-
genden Confusionen vorgebauet werden. Es scheinet aber, dass es
damit schon zu späte und dass man also uff ander Media, Uneinig-
keit zu verhüten, wenn die Noth die Conjunction erfodern sollte, wird
bedacht sein müssen, so doch daruff beruhen wird, dass man gewisse
Regeln setze, welcher Feldmarschalk das oberste Commendo und den
Vorzug haben und wie die andern Generals von beiden Corporibus
und die Regimenter einander folgen sollen.
Ef. kann nicht einsehen, weshalb zwei Reichsfürsten zu Direktoren des
Eriegsraths genommen werden, sie dürfen keine andere Gewalt als die
anderen Eriegsräthe, nur den Yorsftz haben.
Monita zu dem Entwarf der VerpflegangsordinauZi namentlich meint Ef.,
da die Reichsarmee oft neben und mit der kaiserlichen agieren würde, so würde
es am passendsten sein, diese Verpflegnug nach der kaiserlichen einzurichten.
0 S. das kaiserliche Decret vom 4. April 1664 (Londorp IX S. 250. Pach-
ner V. Eggenstorff I S. 80).
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VerhaltoD der Alliiorten. VersammlaDg der Westfälischeo Kreisatände. . 233
Die Gesandten an den Kurfürsten, D. Regensburg
18./ 28. März 1664.
[Herzog Angast von Holstein. Versammlang der Westfälischen Kreisständo.
Erbverbrüderung. Neue vota.]
Wegen des Herzogs Augast von Holstein, den Ges. aaf Befehl 28. März,
des Kf. zum Generalmajor bei der Reicbsarmee vorgeschlagen, ist be-
schlossen^), dass er dazn angenommen sein solle, wenn die kurfürstlichen
Truppen zum Kreiscorps stiessen.
Der Bischof von Münster hat die Westfälischen Kreisstände,
welche nicht der Rheinischen Allianz angehören, der Türkeuhülfe halber
zu sich geladen; Jena, obwohl nicht eingeladen, hat sich auch dorthin
begeben und hat seine Stelle zur Rechten des Bischofs von Münster einge-
nommen, doch wurde dort ohne Ordnung geredet, einige ersuchten Jena,
Kf. möchte doch (wie Münster, Pfalz- Neuburg, Paderborn und
Osnabrück sich erboten) ausser dem triplo noch das simplum cum di-
midio bewilligen, er erklärte darauf, wenn seinen desideriis a circulo ein
Genügen geschehen, möchte er wohl sub rato was thun. Wegen der Erb-
verbrüderung hat bei K.Sachsens Anwesenheit nichts vorgenommen werden
können, da dieser durch Tisiteu, Gastereien u. s. w. an diesem und der-
gleichen mehr verhindert worden. Er will in 8 bis 10 Tagen abreisen und
dann bald Kf. besuchen. Pfalz-Sulzbach sucht Session im Fürstenrath,
dasselbe soll auch K. Baiern für die Oberpfalz, Münster für Strom-
berg und andere, etwa 12, beabsichtigen. Da im Fürstenrath schon über
90 vota sind', so wäre besser auf Mittel zu denken, dieselben zu vermiudera
als zu vermehren.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
23. März/ [2. April] 1664.
[auf die Relation vom 11/21. März. Die Streitigkeiten mit Pfalz Neuburg. Ein
einheitlicher Kalender]
Kf. hat gern vernommen, dass K.Mainz und Münster sich zur Ver- 2. April,
mittelung mit Pfalz -Neu bürg erboten haben. Wegen des directorii aber
ist ein richtiger Vergleich vorhanden, und kann Kf. nicht zugemuthet werden,
sich desselben zu begeben und in neue Traktaten einzulassen. Ges. sollen
dieses K.Mainz und Münster remonstrieren und sie ersuchen, dem Pfalz-
grafen zuzureden, diesem Vergleich, wie Kf. erbietig sei, nachzuleben. Die Re-
ligionssache aber hängt von gewissen vom Kaiser dazu verordneten Kommis-
0 S. das ConcluBum d. 26./ 16. März 1664 (Di ar. Euro p. XI S. 124fif. Lon-
dorp IX S. 247. Pachner v. Bggenstorff I S. 77 f).
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234 Der Anfang des Regeosbarger Reichstages.
sarieni) ab, welche wieder ihre Subdelegierten verordnet haben (aaf des Kf.
Seite sind es: Herzog Aogost von BrauDschweig-WoIfeabü ttel,
Fürst Friedrich von Anhalt und der neulich verstorbene Für.<t von Nas-
sau-Dillenbnrg), bei denselben ist die Sache instruiert und sie haben
alle Acta nnd Informatioues in Händen, daher zweifelt Kf., ob die Sache
von ihnen avociert werden und er sich in andere Traktaten einlassen könne.
Da ihm aber lieb sein würde, dass dieser Streit ehest abgethan werden
möchte, so sollen Ges. mit den betreffenden Gesandten reden, ob sie hierauf
von ihren Herren mit instruiert seien, dann könnte er wohl geschehen las-
sen, dass es dort zu gelegener Zeit vorgenommen werde und K.Mainz
und Münster sich zugleich mit interponierten.
Wegen des Feldhauptmanns, Feldmarscballs und der Instruktion für den
Reichskriegsrath willKf. sich den Majoritätsbeschlüssen conformieren. Er
ist auch einverstanden damit, dass durchgehende einerlei Kalender einge-
führt und dazu der neue gebraucht werde, doch soll es nicht das Ansehen
haben, als wenn es in Respect des Papstes geschehe. Ges. sollen darüber
mit anderen evangelischen Ständen conferieren.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
25. März/4. April 1664.
[Der Reichskriegsrath. Schwedische Belehnung. VerwendaDgBSchreiben des
KurfurateucoUegs wegoo Jägerndorf.]
4. April. Im Fürstenrath war vorigen Freitag beschlossen worden, dass kein
eigener Kriegsrath gebildet werden solle, am Mittwoch aber ist das Gegen-
theil beschlossen worden und haben sich auch die meisten Alliierten erklärt,
zu demselben beitragen zu wollen, damit das Kreis- und der Alliierten Cor-
pus hierdurch zusammengehalten würden^).
Die Kreisvölker sollen den 14./24. April zu Ungarisch Altenburg
auf dem Rendezvous sein, es ist aber dazu noch wenig Apparenz; ehe man
hier alles, wie es sein soll, einrichtet, dürfte der Sommer meistentheils
vergehen.
Den Schweden ist die formula investiturae zugestellt worden, dazu sie
ihre monita gethan, und soll, wenn sie es begehren, der Stettinische Ver-
gleich dem Lehnsbrief eingerückt werden. Ges. fragen an, ob sie eine Copie
des Lebnsbriefs begehren oder aber es so geschehen lassen sollen').
0 DieselUen waren 1651 bei Gelegenheit des Vergleichs zwischen dem Ef.
und dem Pfalzgrafen eingesetzt worden s. diesen Vergleich vom 11. October 1651
(Londorp VI S. 632).
^ S. Gemeiner I S. 164 f.
3) Kf. (d. Colu 5./15. April 1664) erklärt sich damit einverstanden, dass der
Stettinische Recess dem schwedischen Lehnsbrief wörtlich inseriert werde, beauf-
tragt aber die Gesandten, eine Abschrift des letzteren vor seiner Ausfertigung
zu verlangen und ihm einzuschicken. *
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Reichsgeceralität und Kriegsratb. JägerDdorfer Sache. 235
Wegeu der Restitution von Jägerndorf haben sie das von dem Knr-
fürstencolleg dem Kaiser einzureichende Memorial selbst abgefasst und dem
Freih. v. Boineburg zugestellt, heute soll dasselbe im Kurfürstencolleg
vorgelesen und eingerichtet werden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cölu
• 29. März/[8. April] 1664.
[auf die Relation 7om 18./28. März. Ef. will zur Bezahlung der Reichsgenerali-
tät nicht beitragen.]
Kf. will sich die Beschlüsse wegeu der Generalität, deren Bezahlung 8. April.
und was demselben anhängig, wohl gefallen lassen, weil seine Völker schon
bei der kaiserlichen Armee sind und schwerlich zu dem Reichscorpus kom-
men werden; er erwartet daher, und Ges. sollen dahin wirken, dass man
ihn mit dem Zutrag zum Unterhalt der Generalität, Anschaffung des Pro-
viants und was hiervon dependieret, verschone, zumal da er über die
Yolkshülfe dem Kaiser auch ein ansehnliches an Munition (200 Gentner
Pulver) zugeschickt hat.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
31. März/ 10. April 1664.*
[Kommiseion wegen der Jülicb-Cleveschen Religionssache. Reichskriegsrath.]
Wegeu der Kommissarien in betreff der Religionsangelegenheit in den 10- April.
Jülich-Clevescben Landen haben sie durch den Residenten Neu mann
Erkundigungen eingezogen. An Steile des Fürsten von Nassau-Dilien-
burg ist dessen Sohn eingesetzt worden, hat aber dawider excipiert; der
Wolfenbütte Ische Gesandte hat erklärt^ dass er mit Vollmacht versehen
sei, das gesamte fürstl. Anhaltische Haus hat das votum dem Sachsen-
Gothaischen Gesandten aufgetragen, welchem von dieser Sache nichts
bewusst ist, und mit Nassau-Dillenburg ist es noch nicht richtig,
Jena führt dieses Votum, Pfalz-NeubuTg wird aber vermuthiich gegen
ihn excipieren lassen. Ges. glauben, dass hier in dieser Sache schwerlich
etwas Fruchtbares wird verrichtet werden können^), zumal ingemein da-
für gehalten wird, dass gegenwärtiger Reichstag sich in kurzem endigen
dürfte.
Wegen des Kriegsraths haben, da auch die Alliierten an demselben
Theil haben wollen, das kurf.- und fürstliche Collegium die Einsetzung.
1) Auch Kf. (d. Coln 12./22. April 1664) erklärt auf Grund dieses Berichtes,
die Kommission werde sich dort bei dem Reichstage nicht füglich expedieren
laeBen,
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236 4- ^cr Aofang des RegenRburger Reichstages.
von vier Kriegsrätheo beschlossen*), die Reichsstädte wollen auch zwei
dazu ordnen, worüber man aber noch nicht einig ist. Ueber die Befugnisse
der Reichskriegsraths-Directoren wird etwas concipiert werden.
Das von den Ges, entworfene Empfehlungsschreiben des Kurfürsten-
collegiums in der Jägerndorfer Sache ist im Colleginra angenommen
und wird von K.Mainz dem Kaiser insinuiert werden. Ges. bekommen
auch nunmehr etwas bessere Hoffnnng dieser Sache wegen als zuvor, in-
dem sie vernommen, man solle an Seiten des Kaisers entschlossen sein,
deswegen mit ihnen in Conferenz zu treten.
Ges. übersenden den im Kurfürstencolleg angenommenen Entwurf einer
constnntis capitulationis, der jetzt den Fürtten übergeben ist.
K.Mainz prätendiert votum et sessionem im Fürstenrath für Lorsch,
auch Fürst Porti a fängt an dergleichen zu suchen^).
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 8./ 18. April 1664.
[Beibülfe zur Artillerie. Zusammenkunft der Evangelischen. J
18. April. Im kurf. Collegio haben sich dieser Tage alle, ausgenommen sie und
die K.pfälzische Gesandtschaft, erboten, dem Kaiser wegen der Artillerie
8 Römermonate zu zahlen^).
Die gesamten Evangelischen Fürstlichen hielten unter Vorsitz von
Magdeburg eine Zusammenkunft und beriethen über 6 Punkte:
1) Religionsfreiheit für die seh lesischen ünterthancn.
2) Monita wegen der Reichshofrathsordnung.
3) Visitierung des Reichshofraths durch K.Mainz allein.
4) wegen der Sache des Herzogs Christian von Mecklenburg*) und
der ihm angeblich vom Kaiser ertheilteu Dispensation.
5) was bei der Erfurter Achtsache zu thun.
6) wegen Klagen evangelischer Unterthanen im Stift Bamberg.
£s wurde beschlossen^):
ad 1. Wegen der evangelischen kaiserlichen Erbunterthanen solle
K.Sachsen durch eine Deputation aufgefordert werden, persönlich dem
^) CoDclusum vom 30. März/9. April 1664 (Londorp IX S. 251. Pachner
V. Eggenstorff IS. 82). Die InstriiktioD für den Reichskriegsrath vom 17./27. März
Londorp IX S. 244 ff.
^ 8. die betreffenden kaiserlichen Decrete vom 31. und 27. März 1664.
Pachner v. Eggenstorff I S. 79. 85.
^) S. Gemeiner I S. 173.
*} S. ürk. u. Akt. IX S. 646.
') S. diese Bescbiüsse (d. Regensburg 28. März (?), dict. 4./ 14. Mai 1G64)
bidi V. Scbaurotby Vollständige Sammlung aller Conclusorum, Schreiben und an-
dt^rer übrigen Verhacdiungen des bochpreisslichen Corporis Evangelicorom I.
S. Öl8.
L
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ZaBammenkaoft der EvaDgeliecheo. 237
Kaiser zuzureden, dass dasjenige erbalten werde, was dem Instr. pacis
gemäss sei^).
ad 2 und 3. Die Reiehsbofrathsordnong sei durcbzugeben, die nöthigen
monita zu verfassen und bernach eines gewissen zu yergleicben und zu be-
obachten, dass solcbe Ordnung zu wirklieber Observanz komme. Inzwiscben
solle K.Mainz ersuebt werden, mit der beabsiebtigten Visitation einzubalten.
ad 4. Wegen des Herzogs C brist ian von M ekle nburg solle durch
die Deputierten mit K. Sachsen vertraulich communiciert werden, dass den
Evangelischen dadurch nichts beschwerliches zustehen, sondern das ausge-
wirkte kaiserliche Decret wieder cassiert werden möchte^, hernach solle
auch mit dem französischen Gesandten Gravel daraus geredet werden.
ad 5. An die Stadt Erfurt wolle man ein bewegliches Schreiben
abgehen lassen, um sie zur Parition zu ermahnen, worin aber der wider sie
gebrauchte Process nicht zu billigen.
ad 6. Wegen der evangelischen Unterthanen im Stift Bamberg
könne die von ihnen verlangte Kommission nrgiert werden.
K.Sacbsen ist gestern, der Bischof von Münster vor eHugen Tagen
abgereist, Feldm. Sparr gebt beute zu Wasser nach Wien.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
15./25. April 1664.
[unterhalt der Reichsgeneralitat. KaiBerliche Bestätigaog des Testamentes
des Kf.]
Ges. haben im Fürstenrath umständlich vorgestellt, warum Ef. seine 25. April.
Truppen zu der kaiserlichen Armee hat stossen lassen, und dass ihm daher
nicht zngemuthet werden könne, zu Unterhaltung der Kreis-Generalität,
Anschaffung des Proviants und dergl. etwas zu contribuieren. Die Kreis-
stände sehen ein, dass ihnen der Unterhalt der Generalität und vieler an-
derer Dinge sehr schwer fallen dürfte, aus welchen Ursachen und Unge-
wissbeiten das ganze Werk stecken bleibt.
Die vom Kf. über seine inter serenissimos filios aufgerichtete Dispo-
sition ') begehrte Confirmatiou durch den Kaiser wird in wenigen Tagen,
wie ihnen zugesagt worden, ausgestellt werden.
^) S. (las deswegen an den Kaiser gerichtete Schreiben der Evangelischen
Staude, d. Begensburg 13. April 1664, v. Schanroth II S. 19.
') S. das Schreiben derselben von demselben Datum, v. Schaaroth II
S. 172.
>) Das Testament des Kf. vom 23. März 1664, die kaiserliche Bestätigang
ist vom 29. April 1664 datirt, s. Droysen, Das Testament des Grossen Kur-
fürsten S. 9 (Gesch. der Pr. Pol. IV 4 S. 133).
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238 I^or AnfaDg des BegeDsburger Beicbstages.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
22. April/2. Mai 1664.
[HiDziehuDg der Jägerndorfer Sache. Die schwedische Belehonng.]
2. Mai. Iq der Jägerndorfschen Sache geschieht trotz aller ihrer Bemühuo
gen nichts, es ist den kaiserlichen Ministern damit kein Ernst and sie
suchen nur diese Sache anfznschieben. Die Schwedischen Gesandten
haben ihnen eine Abschrift des Lehnbriefs mitgethcilt, die Investitur selbst
soll anf heute angesetzt sein.
In den Collegien ist bisher yornehmlich von Unterhalt der Generalität,
Besetzung des Generalstabs und der Eriegskanzlei verhandelt worden*).
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
26. April/[6. Mai] 1664.
[Beilegung der Erfurter Sache.]
6. Mai. Der Rath von Erfurt hat in einem Schreiben^ um seine Cooperation
gebeten, damit die Stadt wieder aus der Acht erledigt werde. Ges. sollen,
.wenn diese Sache vorkommen sollte, sich derselben annehmen und dahin
wirken, dass sie gütlich beigelegt werde, insonderheit aber dabei in Acht
nehmen, dass K.Mainz dadurch nicht disgustiert werde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. April / 9. Mai 1664.
[Eioführang Portias. Die neuen vota. Besolatioo wegen Jägerndorfs. Schwe-
dische BelehnuDg.] 1
9. Mai. Fürst Portia hat die begehrte Session erlangt') und ist vom Erz^
bischof von' Salzburg in den Fürstenrath eingeführt worden; es werden
so viel neue vota gesucht^), dass man sich nicht wohl darin schicken kann,
und es dürfte aus Inclination, Freundschaft, gegenwärtigem oder künftigem
Interesse fast allen gefügt werden, ob zwar viel nützlicher wäre, die vota
zu verringern und zu contrahieren. Wenn noch mehrere recipiert werden
1) S. Gemeiner I S. 176ff.
>) d. 14./24. April 1664 s. unten Abschn. 6.
^ S. Gemeiner I S. 162. ^
*) Vgl. die Relation vom 18./28. März oben S. 233. Die kaiserlichen Decrete
betreffend die Admission von E.Cöln und Herzog Jalius Heinrich von
Lanenburg für Engern und Westfalen (d. 25. April) und von Münster für
Stromberg (d. 2. Juli 1653, dict. Regensburg 5. Mai 1664) bei Pachner v.Eggen-:
Btorff I S. 90. 92.
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Kaiserliche Resolation wegen Jagerndorf. 239
sollten, erkläreo etliche Häuser, sich garnicht mehr dnrcb majora binäeQ
lassen za wollen.
InderJägerndorfschen Sache haben sie endlich beifolgende kaiserliche
Resolntion *) erhalten, darinnen nurten die vor diesem gebotene Summe,
von welcher man anfänglich alhier nichts wissen wollte, agnosciret
und confirmiret wird. Wir haben zwar ein mehreres gewünscht und
die Restitution des Landes prätendiret, weil aber keine andere Re-
solution zu erhalten gewesen, haben wir diese uns zugeschickte —
angenommen, und stunden gar nach so langem Verzug in Furcht, man
werde uns ohne alle Antwort lassen.
Am 25. haben die Schwedischen Gesandten die Reichsbelehnnng
empfangen^), am folgenden Dienstag Dänemark die über Holstein.
Der Kaiser ist gestern nach Linz abgereist^). K.Mainz wird anch in
3 — 4 Tagen abreisen.
*) d. Ratisbonae 6. lAaii 1664: »Der Rom. Key. auch zu HangarD and Bo-
bemb Kooigl. Majestät, unserm allergDädigsten Herrn ist ausführlich vorgetragen
worden, was bei deroselben H. Conrad Aschen von Mahrenholtz und H.
Gottfried von Jena auf gnädigsten Befehl Ihrer Churf. Durchl. zu Branden-
burg wegen des Fürstenlhumbs Jagerndorff angebracht, seiot auch böchstbesagter
Ihrer Key. und Königl. Maj. die vielfältig und hocherspriessüche Dienste, welche
dero hochlöbl. Ertzhaus Ihre Churf. Durchl. und dero hochgeehrte Vorfahren
ganz rühm- und annehmlich geleistet und noch weiters zu leisten vermögen, wohl
bekannt, welche ansehnliche merita, gleich wie Ihre Key. und Konigl. Maj. zu
dero danknehmigen Gemäth ziehen und hoch estimiren, also hätten Sie auch wün-
schen mögen, Selbe mit der hiebevor vertrösteten Erkantnuss der einroalhundert
und achtzigtausend Reichsthaler zu begegnen und Ihro Durchl. mit der Bezah-
lung an die Hand zu gehen. Es ist aber Ihro Durchl. selbst wohl bekannt und
menniglich vor Augen, in was kummerhaften Zustand Sie sich leider der Zeit
befinden und nit allein dero Cammergefäil aufs höchste erschöpfet, sondern auch
seithero des Welitzkischen Salzes Mittel Ihro entfallen und dergestalt wider
Ihren Willen und Zuversicht dasjenige zu prästiren nicht vermögen, wessen Sie
sich hiebevor gegen Ihre Durchl. vernehmen lassen. Haben derohalben zu
Deroselben das gnädig freundoheimliche Vertrauen, Sie diese so beschwerliche
Zeit selbst erwägen und in dessen Ansehung in gutwilliger Geduld stehen wer-
den, mit dieser Versicherung, dass sobald Sie die hierzu erforderte Mittel haben
wurden, Sie die hievorige willfahrige Erklärung berührter Summen Bezahlung
ins Werk setzen und sich dergestalt bezeigen wollten, dass Ihro Durchl. Ihrer
Key. Maj. Affection und dankbares Gemüth in der That verspüren sollen. **
In seinem Schreiben an den Kf. (d. Regensburg 7. Mai 1664) bezieht sich der
Kaiser auf diese Resolution und ersucht Kf.*. „bei jetzigen kummerhaften Zu-
stand sich hierinuen von Selbsten finden und wegen Werkstelligmachung unserer
hievorigen willfahrigen gnädigsten Erklärung noch in etwas in Geduld stehen*'
zu wollen.
«) S. oben Abschn. 3 S. 102.
^ S. Diar. Europ. XI S. 226.
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240 4- ^^^ Anfang des Regensbarger Reichstages.
Der Kanzlist Preasse geht heute mit der vom Kaiser confirmierten
Disposition^) nach Berlin zurück.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./15. Mai 1664.
[Verhandlangen des Earfürsten von Mainz and des schwedischen Gesandten mit
Pfalz-Nenbarg ]
15/ Mai. Zu Pfalz Neu bürg, welcher sieb, um den Kaiser zu Straubing auf-
zusuchen, in der Nähe in einem Kloster aufgehalten hat, sind K.Mainz
und der schwedische Gesandte Schnolski gefahren und haben mit dem-
selben, wie sie den Ges. mitgetheilt, wegen des Jülichschen Religions-
streits und des Westfälischen Kreisdirectoriums geredet; der Pfalzgraf
hat erklärt, er sei an dem Vorgegangenen nicht Ursache^ ein Beamter')
hätte über Befehl gehandelt, sei auch dafür bestraft und des Dienstes entr
setzt. £r wäre geneigt , das Religionswesen auf ein gewisses und bestän-
diges kommen zu lassen, und würde das Directoriutn nicht eher yerwilligen.
K.Mai DZ bittet, Kf. möchte es nur noch jetzt in statu quo auf ein Interim
lassen und nicht ferner zu einer oder anderen Execution schreiten, damit
die Sache dadurch nicht schwerer würde; auch die Pfalz-Neuburgischen,
mit denen sie wegen der Sache geredet, und der Schwedische raten,
alles vorläufig in dem jetzigen Zustande zu lassen, bis entweder die Inter-
position oder die Kommission zum Ende gelange.
Der Kurfürst an die Gesandten. D, Cöln
11./21. Mai 1664
[aaf die Relation vom 29. April/9. Mai. Die neuen vota. Beitrag zu dem Unter-
halt der Generalität and der Artillerie. Die kaiserliche Resolotion in der Jägern-
dorfer Sache.]
21. Mai. Wegen der gesuchten neuen vota (ausgenommen Querfurt) sollen
Ges. auf die Inconvenientien, welche aus Multiplication derselben entstehen,
und wie durch dieselben dem Reich so garkein Nutzen zuwachsen würde, hin-
weisen. Wenn anderen neue Sessiones zugestanden würden, so behalte sich
anch Kf. vor, dergleichen wegen der Neu mark, der Stifter Brandenburg
Havelberg undLebus und der Grafschaften Ruppin und Vierraden
zu suchen.
Was andere Kur- und Fürsten zu den Unterhalt des Kriegsrats
und der Artollerie verwilligen, lassen wir dahin gestellet sein, Ihr
1) S. oben S. 237.
^ Rautenstein. S. oben S. 214. 217. 219.
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Die Denen vota, die Erfurter nnd Bremer Sache. ' 241
aber habt Euch dazu nicht zu erklären, sondern uns die freie Hand,
ob wir dazu etwas geben wollen oder nicht, vorzubehalten.
Mit der Keyserl. Resolution wegeii Jägerndorff können wir nicht
zufrieden sein, ^eil aber nach Abreise Ih. K. M. bei gegenwärtigem
Reichstage dabei schwerlich ein mehreres wird können gethan werden,
als werden wir die Notturft desshalb sonst beobachten lassen. —
Die Gesandten an den Kurfttrsten. D. Regensburg
20./30. Mai 1664.
(Die Denen vota. Die Erfnrter Sache. Beschwerden Bremens aber die Schwe-
dische Regiernng.]
Durch ihre and der meisten anderen Weltlichen Bemübangen ist es 80. Mai.
dahin gebracht worden^ dass die neuen prätendierten sessiones et vota, aas-
genommen Qnerfurty Salzbach und Lorsch^ verschoben worden sind,
sie haben es aber nicht verhindern können, dass aach C ammin, obwohl es
sich bei demselben nur um den ihb za assignierenden Ort handelt, den
übrigen gleichgestellt worden ist.
Za Anschaffang and ' Unterhaitong der Aitillerie ist wegen des Kf.
nichts verwilligr, sondern die Sache von ihnen so beobachtet worden, dass
als diejenigen Stände, welche hiezu contribuieren , specificiert worden, Kf
darnnter nicht befindlich gewesen.
Von der Stadt Erfurt Acht ist es eine Zeit lang ganz still gewesen,
man hört von keiner Handlang, welche hier vorgenommen werden sollte,
auch von dem, was zwischen E.Mainz and K.Sachsen hier deswegen ab-
geredet sein mag, ist keine weitere Nachricht, als dass K.Sachsen den zu
ihm namens der evangelischen Stände abgeschickten Depntierten versichert
hat, dass von K.Mainz der Religion in der Stadt kein Nachtheil zugezo-
gen werden würde, dass aber ein Reichsstand sein Recht prosequiere,
könne mau demselben nicht verdenken.
Die Fürstlichen haben jetzt die vom kurfürstlichen Collegio projec-
tierte beständige Capitulation unter Händen und stellen in Aassicht, dass
sie bald mit ihren monitis dazu fertig sein wurden.
Die Stadt Bremen^) beschwert sich beim Kaiser über die Schwe-
dische Regierung, dass diese der Stadt Gefälle in den unter schwedischer
Territorialhoheit stehenden Dorfschaften arrestiert, weil sie ihr Contingent
an der Contribution nicht zu der Landkasse geliefert; ferner darüber, dass
sie trotz zweier kaiserlicher Decrete nicht im Niedersächsischen Kreise ad
*) S. Dnntse,- Qesch. der freien Stadt Bremen IV S. 138. 146 und unten
den Abscbo. über die Bremischen Handel.
Mater, z. Gescb. d. G. Karfursten. ZI. IG
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242 ^- Der Anfang des Regeusbarger Reichstages.
Yotum et' Sessionen) zugelassen worden, der Kaiser will wieder in dieser
Sache ein Gutachten der Kurfürsten^) fordern.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
7./ [17.] Juni 1664.
[Beförderung der Tärkenhulfe. Wegen Beilegung der Streitigkeiten mit Pfalz-Neu-
burg erwartet Ef. Vorschläge.)
17. Juni. Da man mit den Berathungen über die Reichsdefension gegen die
Türken noch immer nicht zu Ende gekommen ist, sollen Ges. sich der Be-
förderung der Sache annehmen, wobei dann das Absehen nicht blos auf
dieses Jahr, sondern auch, weil leider der Frieden mit den Türken in so
kurzer Zeit nicht zu hoffen, auch darauf zu richten sein wird, wie es ins-
künftige und zwar so lange der Krieg währet zu continuieren, und dass
man auch von Zeit zu Zeit recrutiere.
'In der Westfälischen Directions* und J ül Ichs che n Religionssache
sieht er nicht, so lange keine Vorschläge geschehen, wie er ihnen weitere
Information oder Vollmacht geben könne, doch hat er an seinen C le-
vis eben Statthalter und Regierung geschrieben und ihr Gutachten, wie
aus der Sache zu kommen und was für Mittel und Vorschläge sich dazu
finden möchten, gefordert, unterdessen sollen Ges. denen, welche sich
zur Interposition erbieten, dafür Dank sagen und sie bitten, ihre Vorschläge
zu eröffnen.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
10./ 20- Juni 1664.
20. Juni. Es wird jetzt über die Instruktion des Reichsfeldmarschalls, des Reichs-
kriegsraths und der Directoren desselben berathschlagt '), dann soll darüber
verhandelt werden, wie lange diese Reichshülfe dem Kaiser zu leisten sei ^).
0 lieber das frühere Gutachten der Kurfürsten in dieser Bremischen An-
gelegenheit 8. oben Abschn. 1 S. 33 f. und 55.
^ S. Oemeiner I S. 19ü. Die Instruktion für die Reichskriegsrathsdirek-
toren d. 22. Juni 1664 Londorp IX 8. 264. Pachner v. Eggonstorff I
S. 111 ff.
*) Ef. erneuert in Bezug darauf (d. Cöln 21. Juni/1. Juli 1664) seine In-
struktion vom 7./17. Juni, dass wegen der Dauer der Hälfe keine bestimmte Zeit
festzusetzen, sondern dieselbe, so lange der Krieg dauere, zu leisten und von
Zeit zu Zeit, namentlich im nächsten Herbst, zu ergänzen sei.
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Bevorstehende Auflösung des Reichstages. Wahlcapitulation. 243
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
24 Juni /4. Juli 1664.
[ Wahlcapitulation.]
Die Gapitolation ist von den weltlichen Fürstlichen wieder dnrcbge- 4. Juli,
gangen und nach ihrer Meinung eingerichtet und darauf den geistlichen
übergeben worden, um deren Willen ebenso zu vernehmen. Dieselben wer-
den hente dazu zusammenkommen und haben auch Ges., die als Isurfürst-
liehe von den Weltlichen nicht gerufen worden waren, eingeladen; einer von
ihnen wird sich auch dort einfinden. Das jus adcapitulandi, welches das
kurfürstliche CoUeg sich reserviert, ist in dem von den Weltlichen ge-
machten Aufsatz g^anz ausgelassen worden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
5./15. Juli 1664.
[Angebliche Absicht, den Reichstag aufzulösen.]
Er theilt ihnen mit, was K.Pfalz an ihn wegen Aufhebung des Reichs- 16. Juli,
tages und dass derselbe in einen Deputatioustag möge verändert werden
gebracht, sowie seine Antwort darauf und ein darauf bezügliches Schreiben
an K.Sachsen ^). Sollte etwas wegen Dissolntion des Reichstages vor-
kommen, so sollen sie sich nach seiner dort ausgesprochenen Meinung richten.
G. V. Jena') an den Kurfürsten. D. Regensburg
15./ 25. Juli 1664.
(auf das Rescript vom 5./15. Juli. Berathungen der Geistlichen über die Wahl*
capitulation.]
Es soll daftkin getrachtet werden, dass die etwa • beabsichtigte Disso- 25. Juli.
Intion des Reichstages verhütet bleibe, oder aber, wenn ein Deputationstag
beliebt würde, solcher ohne alle Trennung angetreten, auch die Reise der Ge-
sandten von hier auf Nürnberg oder Augsburg unerwartet eines neuen
Ansschreibens gerichtet und die Handlungen daselbst fortgesetzt werden.
Die Instrulstionen für den Reichslsriegsrath, den Feldmarschall und die
General- Commissarien sind jetzt fertig'); inzwischen haben die Verhand-
lungen über die Capitulation von selten der geistlichen und einiger welt-
lichen Stände, welche von den Weltlichen vorher ausgeschlossen waren,
begonnen.
') Diese Schreiben liegen den Akten nicht bei.
*) V. Mahrenholtz war wieder nach Halberstadt verreist.
') S. über diese langwierfgen Verbandlungen Gemeiner I S. 205 ff.
16*
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244 * 4. Der Anfang des Regensburger Reichstages.
. Man hat auch dort das von den Kurfürstlichen abgefasste Project zu
Grunde gelegt, gleich über das Prooemium aber waren die Meinungen sehr
verschieden, schliesslich hat die Majorität sich für die Fassung: ,,So ist ein-
mal ein Project derselben vom Churf. Collegio abgefasst, in allen dreien
Käthen für Hand genommen, berathschlaget und endlich erdeutete CapitA-
lation erkläret worden, wie folgt,^ entschieden.
Wegen Rekrutierung der Reichsarmee ist einmüthig beschlossen wor-
den^), dass alle Stände deq Abgang ihres Contingents an Mannschaft
spätestens bis Mitte September aus eigenen Mitteln zu recrutieren schuldig:
sein sollen.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
22. Juli / 1. August 1664.
[Oesuch des Kaisers um Beihülfe zur Artillerie. YerhandlaDgeD der Geistlichen
über die Wahlcapitulatioo.]
l.Aug. Nachdem es mit den Instruktionen und Rekruten seine Richtigkeit er-
langt, ist materia assistentiae fast gänzlich abgethan. Doch lässt der Kai-
ser nun wieder um etliche Römermonate zu Anschaffung und Einrichtung ei-
ner nöthigen Artillerie anhalten '). Die Alliierten wollen sich hierin gänzlich
eximieren, weil sie deswegen mit dem Kaiser einen besonderen Vertrag
gemacht, auch manche andere Stände zeigen wenig Neigung, dazu zu con-
tribuieren; Ges. wollen nach ihrer Instruktion dahin arbeiten, dass dem
Kaiser zu diesem hochnöthigen Dinge ein Zuschub geschehe. Bei den
weiteren Verhandlungen wegen der Capitulation hat namentlich der Passus
wegen der Wahl eines römischen Königs bei Lebzeiten eines Kaisers grosse
Schwierigkeiten gemacht, die Majorität der Geistlichen hat beschlossen,
diese Frage vorläufig auszustellen. Diese Verhandlungen zeigen, dass die
meisten Fürsten entweder das Recht des kurfürstL Collegii zu schmälern
oder das, was ihnen zu gute in der entworfenen Capitulation enthalten, auf
Rechnung zu nehmen und nach und nach mehr an sich zu z|jehen gedenken.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Eegensburg
29. Juli/ 8. August 1664.
[Qesuch Erfurts. Glückliche Kämpfe bei Parkan und au der Raab.]
8. Aag. Wegen der Stadt Erfurt hat sich einer bei ihnen angemeldet und
das instrumentum paritionis und ein. Memorial übergeben, worin der Rath
die Gesandten ersucht, nachdem nun die Einführung der Gebetsformel
erfolgt sei, sich zu Gunsten der Stadt zu verwenden und auch bei Ef. ihre
0 Dict. 23./13..Juli 1664. Pachner v. Egg^nstorff I S. 125.
2) S. Gemeiner I S. 218 ff.
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WahlcapitalatioD. Glückliche Kämpfe gegen die Tarken. 245
Sache za recommendiereo. Er hat geantwortet, Kf. hätte sich deswegen
schon beim Kaiser verwendet und hätte aach der Gesandtschaft dem ent-
sprechende Befehle 1) ertheilt.
PS. Der Erzbischof von Salzburg hat ihm gestern Abend noch
spät eben eingetrofifene Briefe des Kaisers mitgetheilt, welche melden, dass
General de Souches Barchan erobert und die Donaabrücke bei Gran
zerstört'), und dass die conjungierte Armee die Türken, welche mit ganzer
Macht die Raab haben passieren wollen, nach langem Gefecht^) glücklich
zurückgetrieben und einige Tausend erschlagen habe.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 2./ 12. Augast 1664
[BewilliguDg der Beibülfe zur Artillerie. Wahrung der Rechte der Kurfürsten.]
Kf. befindet für billig, dass dem Kaiser wegen der Artillerie von den 12. Aug.
Reiehsständen, aber ebenso auch von den Alliierten mit einigen Römer-
monaten an die Hand gegangen werde; in betreff der Höhe des Beitrages
sollen sie sich nach den Vorsitzenden im kurfürstl. Colleginm richten.
In betreff der Capitulation findet Kf., dass man nunmehr den Kurfürsten
recht ans Herz greife, indem man ihnen die freie Wahl eines römischen
Königs vivente imperatore zu entziehen und selbige allen Ständen gemein
zn machen gedenkt^ Ges. haben bei ihrem Widerstände dagegen zu behar-
ren, da hierin der Kurfürsten Recht kl^r durch die Observanz bestätigt
ist. Kf. könne daher die Aussetzung dieses Punktes nicht verwilligen, es
sei denn, dass in den Reichsabschied gesetzt würde, man hätte sich über
diesen Punkt nicht vergleichen können und die Kurfürsten hätten sich ihr
Recht vorbehalten.
G. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regeüsburg
5./ 15. August 1664.
. [BecrutieruDg. Beitrag zur Artillerie. Verpflichtung der Landstande zu den
LegatioDskosten beizutragen. Erklärung Oravels.]
Die Recrutiernng ist bewilligt, die Mannschaft soll Mitte September in 15. Aug.
Ungarn sein. Gott gebe, dass die Zeit besser, als verwichen, mit der
1) S. das Rescript vom 26. April/6. Mai oben S. 238. Kf. weist darauf die
Gesandten (d. Cöln 9./19. August 1664) an, in betreff dieser Erfurter Angelegenheit
die Meinung der anderen Kurfürstlichen, namentlich von K.Mainz zu sondieren.
*) S. darüber unten Abschn. 5.
^ Gemeint ist die Schlacht bei St. Gotthard am I.August 1664. S. das
Schreiben des Kaisers andenErzbiecbofvon Salzburg (d. Wien 4. August 1664)
und die Relationen des Markgrafen Leopold von Baden (d. Fürstenfeld
4. August 1664) und des Grafen Hobenlobe (d. Feldlager bei St. Gotthard
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246 ^' ^^f Anfang des Regeosburger Ruichbtages.
Reichbhülfe beobachtet werde, ein Theil der Kreise hat die Ihrigen erst im
Juli oder gar im Angnst geliefert, von manchen Mannschaften wird wohl
wenig oder garnichts übrig sein, daher wird die Recrutierong sehr schwer
fallen und wohl nicht viel anders als anf eine neue Leistung des tripli
aaslanfen.
Nachdem das Korfürstencollegiom schon am 6./ 16. Mai sich zu 8 Rö-
mermonaten als Beihülfe zur Artillerie erboten, hat jetzt anch die Majorität
des Fürstenrathes beschlossen i), dem Kaiser dazu einen Beitrag za leisten.
Ebenfalls ist beschlossen worden^), dass die Landstände nnd Unter-
thanen die Legationskosten zu Reichs-, Deputations- und Kreistagen mit-
tragen sollen.
Der französische Gesandte Gravel hat neulich gegen Jena erwähnt,
dass die Tractateu zwischen denl Könige und dem Kf. den Schloss er-
reicht') nnd er den Befehl hätte, wenn Sachen, des Kf. Interesse betreffend,
vorkämen, solche von seiten seines Königs za secandieren^).
Derselbe an den Kurfürsten D. Regensburg
12./ 22. August 1664.
[Beitrag zar Artillerie. Erklärung der Alliierten.]
22. Aog. Wegen der Artillerie ist es noch nicht zar Re- nnd Correlation ge-
kommen, da das im Fürstenrath gemachte Conclnsnm mehr eine Erzählung
unterschiedlicher Meinungen, als ein gleichstimmender gewisser Schluss ist.
Die geistlichen Fürsten sind noch mit der Berathung über die Wahl-
capitulation beschäftigt. Punctus gravaminum et restituendorum bleibt noch
immer cum magno gravamine gravatorum unangegriffen.
Derselbe an den Kurfürsten. D, Regensburg
19./29, August 1664.
[Verhandlungeu im Farstenrath über GoDtinaaiion der Türkenhülfe.]
29. Aog. üeber die Continuation der Hülfe wider den Erbfeind») ist im Fürsten-
rath eine Umfrage gehalten, aber sehr ungleich gestimmt worden, viele
2. Aagust 1664) an die ReichstagsgesaodteD Diar. Europ. XI S. 423ff. Lon-
dorp IX S. 274ff.
1) 8. Gemeiner I 8. 218 f.
») S. Gemeiner I S.219.
^ S. über die neaen, zum Abscblass fahrenden Unterhand langen v. Blamen-
thals in Paris, Jani bis Aagust 1664, Urk. u. Akt. IX S. 682 ff.
«) Ef. weist darauf die Gesandten an (d. Göln 16./26. Aagust 1664), Gravel
dafür za danken and zu verBicbern , dass auch er sich werde angelegen sein
lassen, die billigen Interessen des französischen Königs zu befördern.
^) S, über diese Verhaüdlangen Gemeiner I 8. 221 ff.
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WabIcapitalatioD. ErfurtcTr Sache. 247
haben die EntscbeiduDg darüber noch verschieben wollen, um, wenn der
Kaiser in puncto capitnlationis und sonst ihnen nicht zu Willen wäre, ihm
die Assistenz entziehen zu können, nnd da sie fürchten, dass, wenn es mit
dem puncto auf etliche gewisse Jahre seine Richtigkeit erlangte, der Reichs-
tag werde aufgelöst werden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Oöln 29. August /
[8. September] 1664.
[Behandlung der Wahlcapitulationssache. Die Erfurter Angelegenheit.]
Wegen des punctus capitnlationis hat das gesamte kurfürstliche Golle- 8. Sept.
gium zu verhüten gewünscht, dass man hierüber zu keinen ordentlichen
Deliberationen , noch weniger aber zu den gewöhnlichen Re- nnd Corre-
lationen kommen möchte, Ges. sollen also danach handeln und dahin wirken,
dass man sich sonst extraordinarie wegen der monita des fürstlichen Colle-
ginms vergleichen möge.
Die Erfurter Sache findet Ef. so beschaffen, dass, wenn E.Mainz
bei seiner Resolution, die Stadt mit Gewalt zu bezwingen, verbleiben sollte,
daraus leicht ein grosses Feuer im Reich angesteckt werden könnte. Da-
her hat er an E.Mainz geschrieben und Berlepsch an denselben ge-
schickt, um ihn von der vorhabenden Expedition abmahnen zu lassen i).
Ges. sollen inzwischen mit der interessierten Eur- und Fürsten Abgesandten,
als Sachsen-Altenburg, Weimar und Gotha, aber nicht weniger
mit den Egl. Schwedischen nnd Braunschwe'igischen und Hessi-
schen daraus communicieren. Sollten dieselben dahin zielen, dass nomine
imperii an E.Mainz geschrieben und derselbe davon dehortiert werden' solle,
haben, sie solches mit zu befördern.
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regens-
burg 2./12. September 1664.
[Berathaogen und Massregeln der Evangelischen in der Erfurter Angelegenheit.]
In den gemeinen Reichsgeschäften ist diese ganze acht Tage her nichts 12. Sept.
gehandelt worden^, weil glaubwürdige Eunde gekommen, dass E.Mainz
Truppen zusammengezogen, zu denen auch lothringische Truppen gestossen,
um die Execution an £rfurt zu vollstrecken, auch würden dazu noch et-
liche tausend französische, um Metz stehende, und andere Völker erwartet.
Dorch diese Zeitung sind die evangelischen Fürsten bewogen worden, vor
acht Tagen» 26. August/ 5. September, aus der gemeinen Rathsstube ab-
') S. unten Abschn. 6.
^ 8. Gemeiner I S. 224 ff. Kocher I S. 3d4f.
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248 ^' ^6f Aofang des RegeDsburger ReichstageB.
zutreten and sich in der Depntationsstube allein zu versammeln, dahin auch
Halber Stadt ans dem kurfürstlichen Collegio gerufen worden. Die De-
liberationen sind auch Sonnabend nnd Sonntag fortgesetzt worden, manche
waren der Ansicht, man sollte den österreichischen Gesandten andeuten,
dass, wenn der Kaiser diesem gefahrdrohenden Wesen nicht steuerte und
K.Mainz zurückhielte, die evangelischen Stände den Rath nicht mehr be-
suchen, keine Recruten schicken, ja ihre in Ungarn stehenden Vülker zurüclc-
rufen würden; Jena aber erschien dies noch zur Zeit zu heftig und er
schlug gelindere Mittel vor. Darauf wurde für gut befunden, davon zu ab-
strahieren, und geht der vom Magdeburgischen Directorio abgefasste Schluss ^)
dahin, im Namen der Evaogelischen an den Erzbischof von Salzburg,
H. Gravel und an die österreichische Gesandtschaft gewisse deputati
abzusenden, die das in dem coucluso Enthaltene remonstrieren sollen.
Am Montag liess der knrsächsische Gesandte, H. Strauch, alle
evangelische Kur-, Fürst-, Graf- und Städtische in sein Quartier laden, wo
auch Mahrenholtz^) sich einfand. In seiner Propositiou wurde des Er-
furter Wesens specialiter nicht gedacht, sondern nur generaliter vorge-
tragen, wie ein Theil der Augsbnrgischen Religionsverwandten schon lange
begehrt, einen solchen Convent zu halten, und weil nunmehr der punctus
restituendorum et gravaminum vorkommen sollte, da auch von der Visitation
•und Ordnung des Reichshofraths zu reden, wollte er vernehmen, was die
Stände hiebei oder auch sonst zu erinoern hätten, darauf der kurpfäi zische
sofort auf Erfurt gefallen nnd ausgeführt, wie dieses das allerwichtigste
sei, dessen Meinung die Nachstimmenden gefolgt, da dann das bereits ge-
machte fürstliche concli^um in Umfrage gestellt, welches in der Hauptsache
unverrückt geblieben, doch vom Knrsächsischen Directorium ein conclusum')
im Namen aller obgedachter Stände aufgesetzt worden. Es hat sich auch
sonst anfangs der Kursächsische dieses Dinges gar wenig angenommen,
vielleicht aus Mangel der Instruktion, welches mancherlei Gedanken er-
weckt hat*). •
Ges. haben, obwohl man ihnen sehr angelegen, die deputationes an den
Erzbischof von Salzburg und Gravel «u übernehmen, sich doch ent-
schuldigt und sich nicht eben sonderlich interessieren wollen, da ihre In-
struktionen sie zu nichts mehr, sls geschehen, anweisen» Die öster-
reichische Gesandtschaft hat Jena ersucht, dem Convent beizuwohnen,
nm zu verhüten, wenn etwas dem gemeinen Wesen oder der Verfassung
wider den Türken Nachtheiliges vorkommen sollte.
0 S. CJooclusum priocipam EvaDgelicoram d. 26. Augast 1664 die wegen
der Erfarter Sache vorzakehrende Massregeln betreffend, v. Schaoroth I S. 521.
') Derselbe war am 5. September wieder nach Regensborg zurückgekehrt.
^ S. Relation was bei gesamter Evangel. Stande Zusammenkanft den
29. Aagasti 1664 wegen furhabender Ch. Mainzischer Ueberziehung der Stadt
Erfurt furgekommen, v. Schaarotb 1 S. 523.
^) S. über K.Sachsens Verhalten iu dieser Erfarter Angelegenheit anten
Abschn. 6. • *
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Die Erfarter Aogelegenheit. 249
Dienstag und Mittwoch sind darauf die deputati bei dem Erzbischof
YOD Salzburg und der österreichischen Gesandtschaft gewesen, der
£rzbi6chof erklärte, er sei darauf nicht instruiert, hätte auch keine Nach-
rieht vom Anmarsch fremder Truppen, K.Mainz gebe die besten Versiche-
rungen, er wolle aber den Vortragt, den er schriftlich begehrte und erhielt«
dem Kaiser Yorstellen nnd die Sache recommendieren, er ermahnte aber, dar-
über die publicas deliberationes nicht zu unterlassen. Die österreichische
Gesandtschaft erwiderte ähnlich, erklärte, dass dieses kein ad comitia ge-
höriges Ding, Erfurt kein Stand des Reiches, der Kaiser durch die Ca-
pitulation in dergleichen Processen gebunden, auch sonst an diesem Handel
ganz unschuldig sei.
Bei Gravel hat die Deputation nicht ausgerichtet werd(;n können, da
derselbe sich mit Unpässlichkeit entschuldigte, worauf beschlossen wurde,
ihm etwas schriftlich zu schicken >), mit der ßitte, es seinem Könige zu re-
commendieren.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regerisbarg
9./ 19. September 1664.
[Die Erfurter Sache.]
Die Erfurter Sache hat wieder veranlasst, dass in den anderen Ge- 19. Sept.
Schäften, nichts hat gehandelt werden können, di» die Gesandten der Augs-
burgischen Confessionsverwandteu Fürsten coutinuierlicb a part darüber be-
rathen haben. Am 30. August sind im Namen derselben Hal-berstadt, *
Würtemberg, die Fränkischen Grafen nnd die Städte Regensburg
und Golmar an die österreichische Gesandtschaft deputiert worden,
da dann von Halberstadt die Sache ausführlich und beweglich vorge-
stellt und gebeten worden ist, dieselbe dem Kaiser schleunigst zu hinter-
bringen und zu remonstrieren, dass mit der Execution zurückgehalten,
super paritione erkannt und auf allen Fall auf Mittel gedacht werden möge,
die einer und ander zu apprehendieren nicht ürsach hätte; man sei durch-
aus nicht gemeint, die Rechte von K.Mainz in Zweifel zu ziehen. Zu-
gleich sind von der gesamten Augsburgischen Confessions verwandten Ge-
sandten Schreiben') an den Kaiser, K.Maiuz, die Reichskriegsraths-
directoren und einige ausschreibende Fürsten gerichtet, auch an Gravel
^) 8. denselben und die darauf von dem Erzbischof von Salzburg ertheilte
BesolutioQ (d. 30. August 1664), bei v. Schauroth I S. 527 ff.
') S. Indiculus ratiooum, qnae Ohristianissimae suae Regiae Maiestati per-
saadeant, ut non tan tum ab opprlmenda civitate Erfurtensi regias maaus absti-
nere sed et Emin^ntissimo d. Electafi Moguntino, ut civitati parcat, auotor esse
velit, bei v. Schauroth I S. 538 ff.
^ S. dieselben, sämtlich datiert Begensburg 3./[ld] ^ptember 1664, bei
V. Schauroth I S.öSOff.
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250 4- Doc Anfang des Regensbnrger Reichstages.
Information gegeben worden. Die Aagsbargischen Confessionsverwandten
Fürstlichen haben auch nnterschiedlich an die Katholischen gebracht *)» ^^^
die Erfnrter Sache im Fürstenrath conjnnctim deliberiert werden möchte,
allein dieselben haben sich dazu nicht bequemen wollen, theils vorschützend
Mangel an Instruktion, die Sache gehöre nicht ad comitia, sei schon an
den Kaiser ausgebracht und stünde erst dessen Resolution zu erwarten,
theils gaben sie auch vor, dass jeder Fürst berechtigt sei, seine Unter*
thanen zum Gehorsam zu bringen, und würde, wenn sich andere daraus
hielten, keine Weitläufigkeit oder Unruhe im Reiche entstehen.
Dieselben an den Kurfttrsten. D. Regensburg
16,/ 26. September 1664.
[Die Erfurter Sache.]
26. Sept. Wegen der Erfurter Sache haben die Augsbargischen Confessions-
verwandten Fürstlichen auch diese acht Tage oft berathen und haben be-
schlossen, dieses Werk sei von solcher Wichtigkeit, dass es vor allen an-
deren in den drei Reichsräthen vorzunehmen sei, und wird das Magdebur-
gische Directorium solchen wiederholten Beschluss den Katholischen um-
ständlich hinterbringen, doch steht zu vermuthen, dass sie dieses Begehren
auch jetzt abzulehnen suchen werden. Sonst ist nicht zu merken » dass
einige Gesandten zu der rechten Realität genngsam instruieret^ und werden
anch die anmarschierenden Truppen durch den Kur- und Oberrheinischen^
* Niedersäcbsischen und Fränkischen Kreis ohne Hinderung gelassen.
Der Kurfttrst an die Gesandten. D. Cöln
20./ [30.] September 1664.
[Oes. sollen sich Erfurts annehmen, doch wegen dieser Sache die Beiohsdelibe-
rationen nicht ausgesetst werden.]
30. Sept. — In der Erfi^rtischen Sache habt Ihr wohl gethan, dass Ihr
Euch der Stadt, dass dieselbe a banno imperii absolviret und dass
Ghur Mainz von der vorhabenden Militarexecution abgemahnet
werden mochte, mit angenommen, allermassen wir dann auch uns
äusserst angelegen sein lassen'), Ghur Mainz Ld. von solchen Extre-
mitäten abzumahnen. Wiewohl es das Ansehen gewinnet, dass es
0 S. ExtractuB Fürstlicher Protocolloram dd. 3./ 13. Sept — 26. Oct./5. Nov.
1664 betreffend dasjenige, was wegen der Erfurtischen Sache aod deren Propo-
sition auch Inseriroag in das Conclusun zwischen denen Färstlich- Evangelischen
und üatholischen vorgegangen, bei v. Schanroth I 3. 554 ff.
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Die Erfarter AogelegeDheit. 251
nunmehr -schon 80 weit gekommen und die Sache nicht zu remediren,
indem die Churmainzischen Truppen schon wirklich vor die Stadt
gerückt sein auch zwischen ihnen und der Stadt, dem eintreffenden
Bericht nach, schon viel Hostilitäten rorgegangen. So habet Ihr den-
noch darin zu continuiren und wie dieses Feuer wieder zu leachen
mit anderen Evangelischen zu überlegen, gestalt wir solches zu Wege
zu bringea ebenermassen continuiren und unsern Berleps ') an
C hur- Mainz L. abgeschickt haben. Dass man aber darumb sich
gar des Raths enthalten und alle andern Sachen wolle stecken lassen,
davor stehen wir an, und habet Ihr, wie Ihr solches schon wider-
rathen, zu suchen die Evangelischen zu disponiren, dass sie sich
wieder bei den ordinären Berathungen einfinden. -~
Die Gesandten an den KurfUrdten. D. Kegensburg
23. September / 3. October 1664.
[Die Erfurter Sache. Abschlass des Friedene mit den Türken.]
•
Da die Evangelischen und Katholischen in ihrer angleichen Meinung 3. Oct.
wegen Voraebmang der Erfurter Execations- Sache verharren nnd jeder
Theil deswegen absonderlich zusanomenkommt, so hat nochmals nichts an-
deres vorgenommen werden können. Ein kaiserliches Decret vom 20. Sep-
tember 1664^ verwirft die Parition der Erfurter nnd lässt es bei der
declaratio banni bestehen, wofern nicht die Stadt plene pariere nnd E. Mainz
als pars laesa für sie intercediere.
Von den Alliierten ist jetzt die Eidesformel für die R.Eriegsräthe fest-
gestellt worden ; es dürfte aber der ganze panotas assistentiae und also auch
diese Dinge ihre abhelfliche Maasse erlangt haben, nachdem heute in den
Reichscollegiis durch die directoria öffentlich verkündigt worden, wie der
Friede mit den Türken gebchlossen, auch die Feindseligkeit zwischen den
in Ungarn stehenden Armeeen bereits aufgehoben sei% und sollten die con-
ditiones pacis den Ständen ehest communiciert werden.
^) S. über dessen Sendung unten Abschn. G.
^ S. das Schreiben des Kaisers an den Ef. von demselben Datum unten
Abschn. 6.
*) S. die Schreiben des Fürsten Portia an die Beichskriegsdirektoren (d.
Eberstorf 28. September) und dieser an die Reichstagsgesandten (d. Wien
19./29. September 1664) Diar. Enrop. XI S. 501 ff. Londorp IX S. 279,
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252 ^' I^or Anfang des Begensbarger Reichstages.
Die Gesandten an den Knrftirsten. D. Regensbnrg
30. September/ 10. October 1664.
[Wiederbeginn der ordentlichen Reichstagsverhandlungen. Die jetzt vorzaneb-
menden Pankte.]
10. Oct. Die BemühoDgen der EvangelischeD; die Execotion gegen Erfart zu
verbäten, sind vergeblicb gewesen, die Feindseligkeiten haben schon be-
gonnen, die französische Cayallerie steht schon Yor der Stadt, die Infanterie
marschiert durchs Würzburgische dorthin.
Die ordentlichen Deliberationen haben wieder begonnen, auch die Evan-
gelischen haben sich dazn bequemt, bei der Umfrage im Fürstenrath über
vier vom Herzog Johann Adolf von Holstein übergebene Pnnkte^
aber haben sie in ihren votis der Erfurter Sache gedacht nnd die Katho-
lischen nochmals vergeblich ermahnt, sich mit ihnen zu gemeinschaftlichen
Schritten bei K.Mainz zu vereinigen.
Da sich die Conjuncturen wegen des mit den Türken geschlossenen
Friedens, über welchen verschieden geurtheilt wird, merklich geändert haben
und von der Hülfeleistung nicht mehr geredet werden darf, wollen nunmehr
die Evangelischen punctum securitatis, restituendorum et gravaminum und
das Polizeiwesen vorgenommen, auch die Gapijtulation beschleunigt und also
gegenwärtigen Reichstag continuiert haben^ die Catholischen aber erwäh-
nen hievon nichts und scheint^ dass sie die Dissolution dieses Gonvents ihnen
nicht möchten zuwider sein lassen, doch soll der Erzbischof von Salzburg
den Winter über hier anszuhalten resolviert haben.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
7./ 17. October 1664.
[Streit wegen Erwähnung der Erfurter Sache. Anzeige des Friedens mit
• den Türken.]
17. Oct. lieber die in dem Memorial des Herzogs von Holstein enthalteneu
Punkte ist es noch zu keinem Schluss gekommen, da sich Evangelische
und Katholische wegen der von den ersteren dabei verlangten Erwähnung
der Erfurter Sache nicht haben einigen können').
Der Kaiser hat betreffend den mit den Türken abgeschlossenen 20jäh-
rigen Stillstand und dessen Conditionen an den Erzbischof von Salzburg
ein Schreiben ^) gerichtet mit Begehren, solches den anwesenden Gesandten
mitzutheilen.
M S. Gemeiner II S. 4.
^ S. Gemeiner II 8.6 0*. v. Schauroth I 8.554 ff.
*) D. Bbersdorf 5. October 1664 Pacbner v. Eggenstorff I S. 136 ff.
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ErledigQDg der Erfurter Angelegenheit. Der Frieden mit den Türken. 253
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
14./24. October 1664.
[Schlichtang des Streites zwischdo den Evangelischen und Katholischen über
die Erfurter Sache. Die neu proponierten Punkte.]
Nachdem die Nachricht der Uebergabe vod Erfurt elDgetroffen, haben 24. Oct.
endlich die Katholischen nachgegeben, dass dem concluso ^) folgende Worte
beigerückt würden: ^£s haben die H.H. Angsbargischen Gonfessions Ver-
wandten in ihren votis einige Erinnernngen wegen Erfnrt gethan, hingegen
aber die H.H. Gatholisehen es bei ihren vorigen, dieser Sache halber ge-
thanen Erklärungen bewenden lassen^, nnd dieses ist alles, dämm man sich
und die übrigen Reichsgeschäfte in die siebente Woche aufgehalten. Nach
diesem erfolgten Vergleich sind in allen • drei RathscoUegiis nachfolgende
Punkte proponiert worden:
1) Wie der Herzog von Holstein, welcher Reisekosten prätendiert,
2) Der F. ßaden-Durlachsche Secretarius, der dergleichen nnd einen
Recompens fordert, zn expedieren.
3) Wie dem Kaiser wegen des nötificierten Friedens za antworten.
4) Wie es mit der R.Kriegsratfas-Directoren nnd Generalität Erlassung,
deren rückständiger Gage etc. und Abführung der Völker zu halten.
5) Was an den Gen. Kriegs- Commissanus zu schreiben.
. Beschlüsse darüber sind noch nicht zustande gekommen. Da Kf. beim
Kreiscorpo nicht concurriert, ist von ihnen zu dem allermeisten wenig ge-
sagt worden, da sie decisive hierüber nicht votieren können.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbufg
.21./31. October 1664.
[Beschwerden über den vom Kaiser eigenmächtig geschlossenen Frieden. Fort-
setzung des Reichstages.]
Alle dem Türkenkriege noch anhängende Dinge sind erörtert und abgethan 31. Oc.
worden '), auch das Glückwunsch- und Dankschreiben an den Kaiser wegen
des getroffenen Stillstandes ist schon abgegangen, es hat deswegen einige
Difficultäten ^ gegeben, da mehrere Fürstliche mit dem gemachten Frieden
nicht zufrieden gewesen und in ihren Votis erwähnt, der Kaiser hätte vorher
den Ständen von den vorseienden Traktaten Mittheilung machen und ihre Mei-
nung und Gutachten einholen sollen, im kurfürstlichen Colleg hat der K.C öl-
nische dergleichen vorgestellt, doch ist er von niemand secundiert worden
und ist es dabei geblieben. Nach geendigter Umfrage im Fürstenrath hat
dns österreichische Directorinm glimpflich auf jene Anschuldigungen
0 d. 15./25. October 1664 (Londorp IX S.280f.), s. v. Schauroth I S. 688 f.
*) 8. den Reichsschluss vom 19./29. October 1664 (Londorp IX S. 283.
Pachner v. Bggenstorff I S. 138*flf.).
3) S. Gemeiner 11 S. 8.
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254 4* I^er Anfaflg des Regensbarger Reichstages.
geantwortet 0- Der Kaiser hat dorch dasselbe versichern lassen , er wolle
cooperieren, dass trotz des erlangten Friedens die veranlassenden Materien
angegriffen , ausgearbeitet und also der Reichstag ferner continniert werde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
28. October / 7. November 1664.
7. Nov. Die Angsburgischen Confessionsverwandten nnd die Katholischen kom-
men der Gapitnlation wegen absonderlich zusammen, die auf die Religion
bezüglichen Dinge, welche einzurücken begehrt werden, zu überlegen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
4./ 14 November 1664.
[Wiederaufbabme der BerathuDgeo über die Wahlcapitalatioo. K.Gölns Antrag,
wegen des vom Kaiser eigenmächtig gesdilosseaen Friedens Klage za fuhren.]
14. Nov. Auf das Drängen der Evangelischen , welche deswegen eine Deputation
an den Erzbischof von Salzburg geschickt, haben die Katholischen die
Berathung der Gapitnlation Sonnabend wieder aufgenommen , haben aber
beschlossen, die Hauptsachen, das prooeminm, den epilogns, die electio
regia Komanorum und bannnm bis zuletzt zu lassen, trotzdem Ges. dagegen
remonstriert. Ebensowenig konnten Ges. am Montag, bei der Berathung •
des Postwesens, mit ihrem Widerspruch dagegen, dass dasselbe ein regale'
nnd reservatum Gaesaris sei« oder wenigstens, dass auch ein künftiger Kai-
ser dasselbe haben müsste, durchdringen. De modo deliberandi et tractandi
capitulationis materiam ist abermals geredet, aber zwischen beiden Parten
im Fürstenrath noch nichts verglichen wordeu, die Evangelischen, mit ihnen
auch Ges., bleiben dabei, dass alles extra plennm, wie angefangen, zu trac-
tieren und zu schliessen sei, die anderen wollen es dagegen in pleno haben.
Wenn sonst, wie aus allen bisher vorgegangenen Dingen zu sehen, das
kurf. CoUegium mit den Katholischen allein zu thun hätte, würde alles, wie
es Vor diesem gewesen, bleiben, wie denn die geistliche Bank allemal, wenn
die Weltlichen darauf gedrungen, es mit Stillschweigen übergangen , auch,
dass sie es vornehmen müssten, fast genöthigt sind.
K. Göln hat beantragt, alle Kurfürsten sollten, wenn sie dem Kaiser
zu dem Frieden gratulierten, eine kleine Ahndung thun, dass solcher ohne
des kurfürstl. Gollegii Yorbewusst und Rath eingegangen sei.
'} Schriftliche Information des Hochl. Oesterreichischen Directorii an den
Fürstenrath auf dem Reichstag in Regensbarg von den Ursachen des mit den
Türken in Ungarn geschlossenen Stillstands (d. 14. /24. October 1664) Diar.
Earop. XI S. öOdff. Londorp IX S. 309ff.
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Wahloapitnlation. Paoctas restitaeDdoram. Türkenfrieden. 255
Dieselben an den Kurfttrsten. D. Regensburg
ll./21..November 1664.
[Verhand langen über den punctus restitaendoram und über die Wahlcapitalation.]
Endlich Mittwoch den 9./ 19. November sind die schon auf yorigem 21. Nov.
Reichstage ad ponctam restitnendornro Deputierten (darunter aus dem kur-
fürstlichen Collegium auch Brandenburg) zubammmen gekommen und ha-
ben gemäss dem bereits am 24. October 1668 gemachten conrlusum be-
schlossen, dass die zu Frankfurt gewesenen Deputat! Relation erstatten
sollen, was yorgegangen und warum man dazumal nichts frnchtbarliches
habe verrichten können. Es ist wenig Aussicht auf einen erwünschten Aus-
gang dieser Sache.
Die Katholischen sind nunmehr mit ihren monita wegen der Capitula-
tion fertig, haben aber die wichtigsten Punkte unerörtert gelassen. In der
Postsache haben Ges. verlangt, dass dem Kf. in seinen Landen allein
das Recht zustehen sollte, dessen sich der Kaiser in seinen Erbländern
im Postwesen bediente, der österreichische Gesandte Hess sich gar
freundlich vernehmen, doch ist es bei allgemeinen Vertröstungen geblieben.
Der Erzbischof von Salzburg^) ist nach Hause gereist, hat aber er-
klärt, in kurzem wieder zurückzukehren.
Der Kurfürst an die Gesandten [s. 1.]. 15.;[25.] No-
vember 1664.
[auf die Relation vom 4./ 14. November. Postwesen. Kf. billigt die Art des
FriedensschlusBeB.]
Wegen des Postwesens kann er nicht einräumen, dass es 'ein* solch 25. Nov.
Reservatum imperatorum sei, dass den Ständen deswegen in ihren Landen
alle Disposition benommen würde; der Kaiser habe seine Erblande selbst
von dem Reichspostamt ezimiert, daher könne ^r dieses anderen Kur- und
Fürsten nicht absprechen.
Ob aber bei Ihr. Keys. M. Anhang, zu thun, dass sie vor Schlies-
sung des Friedens von dem kurfürstlichen Collegium kein Gutachten
begehret, dabei stehen wir an. Der Krieg ist bisher hauptsächlich
nur I. K. M. wegen Ungern angegangen, und hat das Reich nur Hülfe
geleistet, die Stände selbst haben das Subsidium nur pro voluntario
gehalten — und, das das Principaliste ist, so wollen in Kriegssachen
die Zeiten nicht zulassen, weitläuftige consultationes anzustellen und
vieler abwesender Stände Gutachten einiuhol'en. — Wir haben auch
1} S. Diar. Europ. XII S. 2f.
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256 « 4. Der Anfang des Regensbarger Reichstages.
I. E. M. ZU dem Frieden schon grataliret ') und desgleichen werden
andere unsere Herren MitchurfÜrsten ohne Zweifel auch schon gethan
haben. — Daher wir davor halten, dass man damit zurückzuhalten,
in noch mehrer Erwegung, dass I. E. M. auch darumb die Traktaten
geheim gehalten, damit dadurch die Stände durch geschöpfte Hoffnung
des Friedens nicht in den Deliberationen und Fortsetzung der Eriegs-
rüstungen schläfferig gemacht werden, welche considerationes uns dan
dahin bewogen, dass wir I. E. M. in diesem Punkt wohl entschul-
diget nehmen. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 23. November /
3. December 1664:.
[Abfährung der Besatzung aas Erfort]
3. Dec. Da trotz der vor erfolgter Redaction von Erfurt sowohl von E.Mai nz
als auch von E.Sachsen üod demEaiser gemachten Hoffnung, dass so-
bald die Stadt zur Parition und Submission gebracht, das fremde Eriegs-
volk wieder abgeführt und alles in vorigen Stand gesetzt werden solle, eine
ansehnliche Besatzung französischer nnd knrmainzi'scher Völker bis dato in
der Stadt gehalten wird, welches den im Ereise und den benachbarten Stän-
den kein geringes Nachdenken billig verursacht, so sollen Ges. deswegen
mit d6n Gesandten der hierbei interessierten Hänser, namentlich mit den
knr- und fürstlichen Sächsischen communicieren nnd mit denselben über-
legen, wie E.Mainz dahin zu disponieren sei, diese ansehnliche Besatzung
aus der Stadt abzuführen'). Was dazu gut befunden wird, sollen sie mit
allem Eifer nud Ernst befördern.
Die. Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
25. November / 5. December 1664.
[Die Wahlcapitulation soll im plenum des Ffirstenrathes weiter behandelt werden.]
5. Dec. Im Fürstencolleg ist von Geld- nnd Proviantrechnnngen und den Prä-
tensionen einiger Officiere und Bedienten gehandelt nnd fast alles abgethan
worden*). Wegen der Capitulation haben Evangelische und Eatholische zu
keiner durchgehenden Gonformität gelangen können, haben daher beschlossen
0 S. das Schreiben des Kf. an den Kaiser vom 20./30. October 1664 unten
Abschn. 5. «
^ 8. die Schreiben des Ef. an K.Mainz und an Herzog August von
Sachsen vom 23. November / 3. December 1664 unten Abschn. 6.
. ^ S. Gemeiner II S. Uff.
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Erfurter Sache. Wablcapitnlation. 257
am die Sache nicht länger aufzuhalten^ dass ein jeder seine Meinung in
pablico sagen möchte; aoch die übrigen kurfürstlichen Gesandten haben
darein gewilligt, in der Hoffnung, die Katholischen geistlichen würden es
durchgehend mit den Kurfürstlichen halten und also die majora machen.
Es dürfte aber mit nichten erfolgen, da nicht wenige derselben sich mit
Salzburg, welches ad partes Evangelicorum ziemlich incliniert, confor-
mieren^).
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
26./16. December 1664.
Mriteria capitulationis ist noch im vorigen Stande; Ges. haben aber 16. Dec.
unterdessen das Werk ganz in der Stille so herumgeworfen, dass die meiä*-
ten im Fürstenrath und auch die Kurfürstlichen das Werk nur extra plenum
vornehmen wollen.
In puncto restituendorum ist nichts geschehen, auch die Relation an
die 3 Reichscollegia von den früheren Deputatis nicht verglichen, viel we-
niger abgestattet, und hat man etliche Tage her die Proviantrechnuug
durchgesehen.
^) £f. erwidert darauf (d. GöId 5./ [15.] December 1664), wenn ee nicht an-
ders zn verbäten sei, wolle aoch er in die Beratbung darnber in pleno willigen,
er halte es auch nicht für rathsam, über die qnaestiones praejodicialies viel Dis-
pntierena zu machen, Ges. sollten nnr dahin wirken, dass den Karfarsten ihre
althergebrachten Vorrechte und das jns adcapitnlandi verblieben.
Mater, z. Oeseh. d. G. Karfursten. XI. l7
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Anhang
Die Obersächsischen Kreistage zu Leipzig (October 1663 und
Juni 1664) und die Zusammenkünfte der Kurfürsten von
Sachsen und Brandenburg zu Torgau und Berlin (December
1663 und Mai 1664).
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurftlrsten.
D. Dresden 3./[13.] Juli 1663.
[Vorschlag der Bernfong eines Obersächsischen Kreistages.]
13. Juli. Er zweifelt nicht, dass der kaiserliche Abgesandte Graf Isola bereits
in Königsberg angehingt und bei Kf. dieselben Anträge auf Succars bei der
Türkengefahr wie Graf Dietrichstein bei ihm gestellt haben werde. Ob-
gleich er sich nach Gelegenheit der Zeit und Beschafifenheit zu etwas er-
klärt hat^), anch solches aufzubringen im Werk begriffen ist, hat der Kai-
ser aufs neue durch ein Handschreiben vom 23. Juni um Beschleunigung
der Hülfe nachgesucht. Da auch der Obersächslsche Kreis durch die Tür-
kengefahr bedroht ist, auf dem Reichstage zu Regens bürg aber es sehr
langsam und wunderlich zugeht, so beabsichtigt er eine Versammlung der
Obersächsischen Kreisstände zu berufen, bittet Kf. ihm seine Gedanken
darüber za eröffnen.
^) Laut dem beiliegpoden Dankschreiben des Kaisers vom 23. Juni hatte
sich K.Sachsen zur Lieferung von 300 Centner Pulver und zar Stellung einer
Compagnie Beiter von 125 Mann nnd von 1000 Mann zu Fass erboten. Dem
Wunsche des Kaisers entsprechend, welcher erklärte, dass ihm bei diesen Gon-
jnnctoren mit Fnssvolk mehr gedient sei, schickte er nachher ein Regiment Fuss-
volk (1174 Mann in 6 Compagnieen), welche, nachdem sie am 16. September von
dem Kurfürsten zu Torgau gemustert waren, am 26. September deu Marsch nach
Ungarn antraten, s. Schuster und Francke, Geschichte der sächsischen Armee
I 8. 85.
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Bern fang eines ObersäcbsischeD Kreistaged. 259
Der Kurfttrst an den Kurfürsten von Sachsen^).
D. Königsberg 31. Juli 1663.
[auf das Schreiben vom 3./ 13. Jali. Vorschlag einer Verständignng der Kur-
fürsten untereinander. Znatimmang znr Berufung eines Kreistages.]
Ef. dankt für die Mittheilang und dass E.Sachsen sich die angewöhn- 31. Juli,
liebe Art zn Regensburg zu Herzen nehme. Da man dort, wie er höre,
den Fundamentalgesetzen und dem statni reipublicae Romanae zuwider-
laufende und vornehmlich die Eurfürsten und deren Fräeminenz touchierende
Dinge vorhabe, so werde ohne Zweifel E.Sachsen eine rechtschafiPene
vertrauliche Correspondeuz zwischen den Eurfürsten darüber für nöthig er-
achten, wie die Sache recht anzugreifen und ob man hieraus a part oder
collegialiter oder durch . Schickung sich unterreden solle, auch was sonst
mehr dabei zn beobachten sein werde, damit die Harmonie im Reiche er-
halten werde. Mit der Berufung des Ereistages ist er einverstanden').
Instruktion für den Geh. Hof und Kammergerichts Rath, auch
Vicekanzler zu Cöln a. d. Spree, Lucius v. Rahden auf den
Obersächsischen Kreistag. D. Königsberg 24./ 14. Sep-
tember 1663.
[Sicherung des Kreises, schleunige Entsendung der noch rückständigen Kreis-
. truppen.]
Ef. hat dem E aiser schon 1000 Musketiere, 600 Dragoner und 500 24. Sept
Reiter zu Hülfe geschickt, will auch ferner sowohl daselbst als bei dem
Obersächsischen Ereise das Seinige thnn. Das Werk ist so beschaffen,
dass man sich durch lange Deliberationen nicht aufhalten darf, das beste
ist, jeder Stand soll das Seinige so beitragen und eine solche Mannschaft
an die Hand schaffen, welche zu Sicherung der Grenzen ausreicht, und diese
Mannschaft soll aus des Ereises Mitteln unterhalten werden, dabei aber ist
nicht nöthig, kostbare Generale und andere hohe Officiere zu bestellen, falls
nicht das Defensionswerk zu eztendieren sei und die Nothdurft eine stärkere
^) Schon vor Empfang des Schreibens vom 13. Juli, das erst am 25. Juli in
Königsberg anlangte, hatte Kf. seinerseits (d. Königsberg 20. Juli 1663) K.-
Sachsen mitgetheilt, dass er Anstalten treffe, dem Kaiser Hülfe zu senden
und seine Lande in Vertheidigungezustand zu setzen, und angefragt, welcher
Hülfe er sich im Nothfalle von demselben zu versehen habe und ob und was er
meine, dass dieses Punktes halber im Kreise zu berathschlagcn und zu thun sei.
*) K.Sachsen theilt darauf Kf. mit (d. Dresden 2./12. September 1663), dass
er, zumal nachdem durch den Einbruch der Tataren in Mähren alle benachr
harten Lande in Schrecken gesetzt seien, den Kreistag nach Leipzig auf den
27. September berufen habe.
17*
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260 4- ^01* Anfang des Begensbnrger EeichsUgds. Anhang.
Verfassung erforderte. Zugleich soll er erinnern, dass die Stände, welche
dem Kaiser noch keine Hülfe geschickt, dieselbe auf das äasserste beschlea-
nigen mögen. Sollte weiteres vorgebracht werden, so hat er sich defectu
mandati ond dass dem Kf. das Aasschreiben erst am 23./ 13. zugekommen
sei, zn entschnldigen.
Kreisabschied des Obersächsischen Kreistages.
D. Leipzig 10./[20.] October 1663.
[Kreisverfassnng nach dem Triplam. Anweisung an die Gesandten in Regensburg.
Zahlung vorlanfig eines Bomermonates zur Ereiskasse.j
20. Oct Zur Vertheidigang des Kreises ist das Triplnm des auf dem Kreistage
1657 festgesetzten Simplum, das ein jeder Stand bereit halten solle, bewilligt
worden ; jeder Stand soll sein Contingent an Volk *) möglichst schnell, $p&-
testens binnen 2 Monaten aufbringen, dem Kreisobersten Anzeige davon
machen und dessen Ordre wegen der Zusammenführnng, Verpflichtung und
Musterung erwarten; zugleich sollen die Stände ihre XJnterthanen mit Ge*
wehr versehen nnd dann fleissig ezercieren lassen, damit sie im Nothfall auf-
geboten werden können, ihre Grenzen und Festungen wohl besetzen und auf
unbekannte Reisende nnd durchstreichende Leute fleissige Aufsicht halten.
Es ist eine Liste der Officiere nnd Gemeinen, wie stark die Regimenter
sein and welche Stände ihre Völker zusammenführen sollen, wie viel davon
unter jede Compagnie und Fähnlein zn bringen, was einem jeden zum
monatlichen Sold zu geben, und wie es mit der Artillerie, Munition und
anderem zn halten, gemacht worden.
Jeder Stand hat sein Contingent selbst zu unterhalten, doch soll das-
jenige, was in gemein auf hohe Befehlshaber, Stabspersonen und andere
Kriegsbediente, Artillerie, Munition, Kundschaft und anderes aufzuwenden,
in gemein nach dem Anschlag eines jeden entrichtet werden.
Sollte die Gefahr sich vergrössern and die türkischen Truppen weiter
einbrechen, so ist dem Kreisobersten, Nach- nnd Zugeordneten anheim-
gestellt, einen Theil des Fussvolks in Dragoner zn verwandeln.
Um schnelle nnd zuverlässige Nachricht von den Kriegsereignissen zn
erhalten, soll eine Gorrespondenz mit dem Statthalter in Prag nnd dem
Oberamt in Schlesien eingerichtet und Gorrespondenten an verschiedenen
Orten bestellt werden.
Ein Kreiszahl' nnd proviantmeister soll bestellt werden. Die Gesand-
ten in Regen sbnrg sollen von ihren Frincipalen Befehl erhalten, den
^) Der Anschlag nach dem Triplam betragt im ganzen: 807 Mann z. Rose,
3513 z. Fqss, 23736 Rtblr., davon fallen anf:
K.Brandenburg 180 z. R 831 z. F. 5484 Bthlr.
Pommern 102 « 600 , 3624 ,
Cammin 18 , 84 , 552 ,
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Obersacbsischer Kreistag zu Leipzig. 261
punctum srcuritatls aufs schleunigste abzuhandeln und so die wirkhclie
Hülfeleistnog desto eher zu Staude zu bringen.
Die benachbarten Kreise sind zum Beistand aufzufordern.
Ein Römermonat soll spätestens innerhalb 2 Monaten in die Kasse
gezahlt und, da dieses wahrscheinlich nicht zureichen wird, von dem Kreis-
obersten, auf vorhergehende Gommunication mit den Nach- und Zugeordne-
ten, noch ein oder zwei Monate ausgeschrieben werden.
Diese Verfassung soll^ wenn die Gefahr durch Friedenshandlung oder
sonst sich endigen sollte, auch ihre Endschaft erreichen.
Die Stadt Erfurt soll durch ein Schreiben ermahnt werden, mit Geld,
Geschütz und dergl. zu dieser Verfassung beizutragen.
Aus V. Rahdens Relation. D. Leipzig ll./[21.] Oetober 1663.
5./15. Oetober ist auf die Frage, ob diese Hülfe im Kreise zu behalteo 21.0ct.
oder dem K.a i s e r auf Begehren etwas davon zu schicken sei, per majora be-
schlossen, dass, wenn die deliberationes auf dem Reichstage sich verzögerten
und der Kaiser in äusserster Gefahr Hülfe begehrte und die benachbarten
Kreise sich dazu auch verstehen wollteu, der Kreisoberste solches den an-
deren Kreisständen notificieren und nach deren eingelangter Meinung mit
dem Nach- und Zugeordneten einen Schluss wegen Zuschickung der Hülfe
machen solle. Doch soll dieser Schluss dem Kreisabschiede nicht inseriert
werden, damit, weil derselbe dem Kaiser zugesendet wird, dieser nicht
Anlass nehme, die in eventum gewilligte Hülfe sofort zu begehren.
7./17. Oetober wird beschlossen, den Kaiser in einem Schreiben zu er-
suchen, dass die Ezecution wider Erfurt etwas suspendiert und nicht
K.Mainz, sondern dem Obersächsischen Kreise befohlen werden möchte.
10./20. Oetober wird beschlossen, zwei Schreiben an Erfurt zu richten,
in dem einen die Stadt um Beitragung zur Defension dieses Kreises, in dem
anderen ^) zu Parition der zwischen ihr und K.Mainz publicierten Urtheile
anzumahnen.
Die Lüneburgischen Gesandten, welche für Walkenried an dem
Kreistage Theil nehmen, haben in voto Erwähnung gethan, dass eine ge-
nauere Correspondenz zwischen diesem und dem Niedersächsischen Kreise
gestiftet werden möchte, und, als solches von den anderen nicht attendiert
worden, von Rahden privatim begehrt» solches dem Kf. zu berichten.
') Beide sind datiert Leipzig 10./[20.] Oetober 1663, das letztere gedruckt
Üiar. Europ. X S. 759. Londorp VIII S. 935 f.
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262 ^' I^or Aofang des Regensborger Beichetages. Aohang.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Dresden 2./[12.] December 1663.
[SeodoDg Pflag'8 v. Eottwicz behafs näherer Verabredung über die gewüoBcbte
persönliche ZuBammeokanft.]
12. Dec. Er hat aas der Relation seines Oeh. Eriegsraths und G. Wachtmeisters
Wolf Christoph v. Arnimb») sich vergewissert, dass Kf. wünsche'),
wegen erforderter persönlicher Erscheinung auf dem Reichstage und auch
wegen anderer die Wohlfahrt des Reiches, insonderheit auch die Angelegen-
heiten des kurfürstlichen collegii concernierenden Materien mit ihm zu con-
ferieren. Auch er selbst verlangt nicht weniger danach, ehe er sich auf die
Reise dorthin begebe, sich mit Kf. vertraulich zu besprechen, und da Kf.
ihm die Bestimmung von Ort und Zeit anheimgegeben, so sendet er behufs
näherer Verabredung seinen Kämmerer und Trabanten -Hauptmann Hie-
ronymus Siegmund Pflug zu Kottwiez^.
Actum Torgau 187 [28.] December hora 3 postmeridiana auf
churfürstlichem Schloss in des Freih. v. Schwerin Gemach.
Praes. Churf. Sachs. Geh. Rath Freiherr v. Frisen und
Ü. Präs. Freih. v. Schwerin.
28. Dec. V. Schwerin erinnert an die vor 6 Jahren zu Lieh tenb er g zwischen
beiden Kf. gehaltene Zusammenkunft^), welche die einstimmige Wahl des
jetzigen Kaisers, Beendigung des damaligen Krieges und andere segens-
reichen Folgen gehabt habe, daher habe auch Kf. diese Zusammenkunft
gewünscht. Derselbe verspüre zu seinem Leidwesen auf dem Reichstage
sehr wenig Ernst bei dem Defensionswerk und der Beförderung des vom
1) (Jeher die Verhandlaogen mit demselben findet sich nur folgende Notiz
in dem Geheimenraths- Protokoll vom 21. November/ 1. December 1663: »Reeo-
Intion, 80 H. Hoverbeck dem K-Sächsischeo Abgeschickten H. v. Arnheim
geben soll: dass S. Gbf. D. hätten wänscben mögen, dass es ihr möglich wäre,
da sie nur erst ins Land kommen , solche ferne Reise dabin zu thnn, würde ihr
lieb sein, wenn gleichwohl K.Sachsen dahin ziehen mochte and des Reiches Beste
befördern. Wegen K. Main zs Sache mit Erfurt hätte man ihm geschrieben, da-
fern es auch begehrt würde, wollten S. Chf. D. alle gute officia aach media-
toria anwenden. ''
*) Schon in einem Schreiben an K.Sachsen vom 15./25. November spricht
Kf. die Hoffnung aus, es werde die von ihm jüngst vorgeschlagene persönlicbe
Zusammenkunft bald stattfinden.
^ Kf. erwidert (Cöln 8./18. December 1663), er habe nach Besprechung mit
Kottwicz beschlossen, sich am 18./ 28. bei K.Sachsen in Torgau einzufinden.
*) December 1657, s. Pufendorf 1. VII § 33 (Ö. 417f.). ürk. u. Akt. VIII
S. 470.
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ZusammenknDft za Torgau. 263
Kaiser begehrten Saccurses, es sei za besorgen, dass der Winter verfliess<>n
werde, ohne dass dieses wichtige Werk zur Richtigkeit gelange. Bei den
dem Reiche aber nicht nur von den Türken, sondern auch von andern be-
nachbarten Kronen, welche stark rüsteten, drohenden Gefahren achte sich
Ef. verpflichtet, die Sache mit behörigem Nachdruck zu befördern und bitte
K.S. ihm zu eröfifnen, wie dies Werk am füglichsten anzugreifen sei. Kf.
wünsche zu wissen, ob K.S. allein zu Richtung eines ezercitus oder allein
zu einer Geldhülfe oder theils auf Geld, theils auf Volk incliniere, was er
ferner wegen des Hauptes, dessen Commando das Heer zu untergeben, für
Absichten hätte. Weil auch bei einer Armee, wozu ein jeder Stand seine
Leute schickt, vielfältige confasiones nothwendig entstehen, ob es nicht
am rathsamsten sei, mit dem Haupte, welchem die Armee untergeben wer-
den solle, zu capitulieren , dass derselbe die Armee selbst, jedoch unter
des Reiches Pflichten werbe.
2) Da aber die Erfahrung bezeuge, dass es mit solcher allgemeinen
Hülfe langsam zugehe, die Gefahr abör den Landen beider Kurfürsten am
nächsten sei, so fragt er au, ob sie nicht zur Defension der Grenze ent-
weder allein oder mit Zuziehung einiger Nachbaren auf eine Verfassung
bedacht sein wollten, und was K.S. solchen Falles wegen Anzahl der
Mannschaft und sonst conditionieren wolle.
3) Da, wie die Reichstagsakten ergeben, das einmüthige Zusammen-
gehen der Reichsstände auch dadurch gehindert wird, dass zwischen dem
kur- und dem fürstlichen Collegium allerhand Streitigkeiten, namentlich
wegen der verlangten capitulatio perpetua, vorfallen, so sieht Kf. zwar^),
wie wenig die Prätensionen des fürstlichen Collegiums fundiert sind und
man ihuen schon soviel zugestanden hat, dass sie damit zufrieden sein
könnten. Da er aber fürchtet, dass die Fürsten sich .hierin sehr hart-
näckig zeigen und auf fremde Kronen, welche sie darin bestärken, verlassen
werden, gleichwohl aber die Wohlfahrt des Reiches erfordert, dass man
mit ihnen in Einigkeit und Frieden verbleibe, so wünscht Kf. zu wis-
sen, wohin K.S.s Gedanken hierin zielen, damit man diesen Punkt zu Re-
gensburg desto einmüthiger zur Richtigkeit befördere, welche Einmüthig-
keit zu Wege zu bringen auch K. Mainz 2) sehr beflissen ist.
4) Kf. wäre deswegen und aus anderen Ursachen gern selbst nach
Regen sbnrg gekommen, da ihm aber solche Verhinderungen zngestossen
seien, welche nicht nur statum publicum sondern auch seine eigenen Län-
der concernierten, so müsse er, namentlich wegen des sehr fremden und
verwirrten Zustandes in Polen, seine Grenzen in Obacht nehmen und habe
sich deswegen beim Kaiser entschuldigt. Kf. wünsche zu wissen, was K.S.
zu thun gedenke; wenn derselbe nach Regensbnrg gehen sollte, werde
er seine dortigen Gesandten anweisen, die Intentionen desselben nach Mög-
lichkeit zu befördern.
0 S. das Rescript des Kf an die ReichBtagsgesaadten vom 27. November
1663, oben S. 207.
^ S. das Rescript an dieselben vom 21. September, oben S. 197.
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264 4* I)®r Anfang des Regensbnrger Beicbstages. Anhang.
5) Aoch vom Polniscben Wesen halte Ef. nicht für nndienlicb, K. 8.
nähere Information za geben. Dort wäre zwar die Conföderation aufge-
hoben^), aber der Adel wäre noch immer von Mibstranen erfüllt, weil das-
jenige, was versprochen worden, nicht gehalten und noch immer stark
gearbeitet werde, einen französischen König bei Lebzeiten des jetzigen mit
Verlost der Freiheit ins Reich zn fuhren. Als das allergefährlichste fürchte
Ef., dass es zwischen dem Hofe und den Ständen zn solchen Extremitäten
kommen möchte, dass aoch aoswärtige Kronen dazo schlagen oder wohl
gar vom Hofe dazo sollicitiert werden möchten. Da non diese Trooblen
das Rom Reich gar leicht implicieren könnten und es allein daranf ankäme,
dass entweder de electione vivo rege garnicht geredet oder, wenn solches
geschehen sollte, der Republik ein solches Sobjectom vorgeschlagen werde,
von dem weder dieselbe noch die Nachbaren einige Jalousie zo befahren,
so wurde es Ef. lieb sein, wenn K.S. sein Ontachten darüber ertheilte, ob
es nicht zoträglich wäre, dass die Krone Polen vom ganzen Rom. Reiche
ersncht werde, einen solchen König und ans solcher Familie zo wählen,
der keinem der benachbarten Potentaten oder Stände Ombrage geben
könnte.
6) Aoch habe Kf. K.S. nicht verbergen wollen, was er jetzt in Frank-
reich und Schweden negotiieren lasse. Der König von Frankreich')
hätte nach dem Olivaer Frieden öfters zo verstehen gegeben, dass ihm die
Renovation des vorigen Bündnisses angenehm sein würde, aoch zo dem
Ende an Kf. einige Schickongen^ gethan, Kf. hätte, da jene vorige Allianz
bloss in Instr. pacis fondiert und zo keines Standes Beleidigong angesehen
sei, solche Offerte ohne Offension nicht abschlagen können ond deswegen
zor Erneuerong solcher Allianz einen nach Paris geschickt^), die Sache wäre
längst richtig gewesen, wenn Frankreich nicht hätte etwas weiter gehen
wollen, wozo sich Kf. garnicht verstehen wolle. Gleiche Beschaffenheit
hätte es mit der Gesandtschaft in Schweden, woselbst die Regierang ihm
zom öfteren Freondschaft ond die Renovation der Allianz angeboten hätte ^),
Kf. in der Hoffnong, dass solches zur Erhaltong des Friedens gereichen
werde, habe darein eingewilligt^). Es wäre ihm auch Bericht zogekommen,
von dem er jedoch nicht wüsste, ob er fondiert wäre, dass Frankreich
von dem neolich katholisch gewordenen Herzog von Mecklenburg^)
0 S. ürk. u. Akt. IX S. 385 f.
») ürk. u. Akt. IX S. 591 ff.
') Ueber die Sendung L es seine' an Kf. (Janaar bis April 1662), s. Urk.
u. Akt. II S. 243 ff., IX 8. 599 ff.
*) Ueber die Sendung v. Blumentbals nach Paris (seit Januar 1663) 8.
Urk. u. Akt. IX S. 620 ff.
») S. oben Abschn. 3 S. 109 f.
^ 8. aber die Sendung v. Erockows nach Schweden (seit December 1662)
Urk. u. Akt. IX S. 742 ff.
f) S. Diar. Europ. X S. 642 f. Urk. u. Akt. IX S. 661, über solche Ge-
rüchte Diar, Europ. XI S. 620. Urk. u. Akt. IX S. 674.
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ZasamineDkQDft zu Torgau. 265
sein ganzes Herzogtham oder doch einen grossen Theil desselben an sich
zu erhandeln beabsichtige.
7) K.S. habe schon 1647 bei den Münsterschen Tractaten wegen Er-
neuerung der Brbverbrtidernng zwischen Sachsen, Brandenburg
und Hessen erinnern lassen, auch 1657 sei die Sache zu Lichtenberg
vorgekommen und habe Kf. versprochen^ das Werk nach Möglichkeit zu
fördern. Kf. meine, dass die Confirmation von Kaiser und Reich bei dieser
Conjunctur wohl zu erlangen sein werde.
8) Kf . danke K.S., dass er seine Verordnung wegen der Witten-
bergischen Universität^) so, wie sie gemeint sei, aufgenommen habe
Es sei weder geschehen, um jene hochberühmte Universität zu beschimpfen,
noch um seinen Lutherischen Unterthanen in ihrer Religion Eintrag zu
thun, noch gar um K.S. zu nahe zu treten, sondern Kf. suche nur seine
Lande in Ruhe und Einigkeit zu erhalten.
9) Kf. erinnere sich, dass auf der vorigen Zasammenkunft eines Cere-
moniels Erwähnung geschehen, wie sich Kur- und Fürsten sowohl in Person
unter einander, als auch gegen auswärtige königliche und andere Gesandte,
und wie sich die Gesandten unter einander zu comportieren. Weil aber
nichts Beständiges abgeredet und inzwischen sich in Regensburg und
anderen Orten allerhand Neuerungen zugetragen, so verlange Kf. K.S.s
Meinung darüber zu vernehmen, damit man sich eines gewissen hierunter
vergleichen könne.
10) Kf. bitte K.S. um Intercession beim Kaiser, namentlich wenn er den-
selben persönlich in Regensburg begrusse, inbetreff der Restitution von
Jägerndorf.
11) Kf. habe, sobald er vernommen, dass die Häuser Sachsen bei
der Stadt Erfurt interessiert seien, K.Mainz von der beabsichtigten
Ezecntion abgemahnt^). Wenn K.S. ihm seine fernere Meinung wegen
dieser Sache eröffnen wolle, so werde er nicht unterlassen, dessen Interesse
weiter nach Möglichkeit zu fördern.
12) Kf. wolle vorstellen, welchen Schaden und Ungelegenheit seine und
die benachbarten Lande bei den von Alters so angestellten Gilden und
^) Das Edikt des Kf. vom 21. Angost 1662, in welchem allen br'aDdeqbnr-
gischen Unterthanen, welche Theologie and Philosophie studieren wollten, der
Besuch der Universität Wittenberg verboten wurde. Dasselbe war veran-
lasst worden durch eine von der dortigen theologischen Fakultät in demselben
Jahre herausgegebene Schrift, betreffend das 1661 zu Gassel zwischen lutheri-
schen und reformierten Theologen gehaltene Colloquium, in welcher eine Ver-
einigung zwischen beiden Gonfeasionen für unmöglich erklärt und den Reformier-
ten der Name der' Evangelischen abgesprochen worden war. S. Hering, Nene
Beitrage zur Geschichte der evangeliscb-reformirten Kirche in den Preussisch-
Brandenborgischen Ländern II S. 160 ff. Brandes, Geschichte der kirchlichen
Politik des Hauses Brandeobarg I S. 233 ff. Vgl. oben S. 185 and Urk. u. Akt.
IX S. 767.
^ S. das Schreiben des Kf. an K.Mainz vom 25. November 1663, unten Ab-
schnitt 6.
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266 4- ^^^ Ad fang des Regeosburger ReichBtages. Anhang.
Zünften») fmpfinden, und ünfragm, ob K.S. nicht diensam finde, auf
einem Kreistage oder adf gegenwärti(i:eni Reichstage darauf zu dringen,
dass solche Zönfte entweder aufgehoben oder dergestalt modificiert würden,
dass dadurch nicht andere geschickte Leute sich in diesen Landen nieder-
zulassen abgehalten werden möchten.
V. Friesen erklärt, er werde über diese proponierten Punkte seinem
Herrn referieren und danu antworten.
Actum Torgau 19./[29.] Üecember hora 9 antemeridiana praes.
Freih. v. Friesen und Freih. v. Schwerin.
29. Dec. V. Friesen erklärt nach abgestattetem Danke:
ad 1. Inbetreff der Türken hülfe. E.S. wisse nach den eingekom-
menen Relationen nicht anders, als dass die Volkshülfe in allen Reichs-
coUegien beliebt worden, nnd es sei nicht wohl abzusehen, wie dies zu än>
dern, es könnte doch einem jeden Stand, der etwa wenig Volk gebe, Geld
zu zahlen gestattet werden. Auch auf dem jüngsten Kreistage zu Leipzig
sei beschlossen worden^), da:>s all^ Stände des Obersächsischen Kreises sich
mit einer gewissen Anzahl Volk ohne Geld gefa<st halten sollten. InbetrefiF
des Quantum habe K Baiern schon längst im kurfürstl. Collegium die
Frage angeregt, ob nicht der Türkenkrieg besser ofi'ensive als defensive
zu führen sei. Diese Frage wäre zwar noch nicht vom Directorium pro-
poniert, sollte es aber noch geschehen, so müsste eine weit grössere Hülfe
erfolgen, über welche am füglichsten auf dem Reichstage durch den Kaiser
selbi>t zu verbandeln sei. Auch K.S. erkenr:e, dass man die Armee mit
einem qualificierten Haupte versehen müsse, er habe schon längst gehört,
dass vom Kaiser deraKf. wegen Uebernahme des Reichsgeneralats Antrag
geschehen, er wünsche zu vernehmen, ob dieser Antrag erfolgt sei und wie
sich Kf. darauf erklärt habe ; ihm wäre diese Nachricht sehr angenehm ge-
wesen^ da er zu Kf. ganz besonderes Vertrauen hege, nnd er sehe keine
Ursache, warum Kf. dieses ausschlagen solle. Ueber die Einrichtung der
Capitulation bei der Reichsarmee sei am füglichsten zu Regeiisburg zu
schliessen und dabei die Executionsordnung zu Grunde zu legen.
ad 2. Auch K.S. erkenne eine solche Verfassung zur Sicherung
der Grenzen für nothwendig. Doch sei dem auf dem letzten Kreistage
einigermassen providiert worden, indem die Stände beschlossen hätten, dass
die Türkenhülfe aus zwei Theilen bestehen solle, von denen der eine wider
die Türken, der andere zur Vertheidigung der Grenzen z'ü gebrauchen sei.
*) Ueber die auf die Abstellung der Zunftmissbräuche gerichteten Bestre-
bungen und Massregeln des Kf. s. Moritz Meyer, Gesch. der Preussiscbeu
Handwerkerpolitik 1 S. 63 ff.
3) S. oben ö. 240.
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Zasammenkanft zn Torgan. 267
Aach hätte er daneben sein Absehen auf eine Landesverfassung gerichtet,
wonach von beiden Kurfürsten zur Sicherang ihres Estats eine Anzahl ge-
worbener Völker, etwa 3000 z. F. and 1000 z. R., aufgebracht und unter-
halten werden mussten.
ad 3. K.S. sei erfreut darüber, dass im kurfürstl. Collegium ein solches
Temperament, wie in K.brandenb. Proposition erwähnt, gefunden sei, er hoffe,
dass die Fürsten sich damit befriedigen lassen, und, wenn dieses nicht ge-
schehen sollte, Ef. die wohlhergebraehte Präeminenz der Kurfürsten sich
aufs beste werde recommendiert sein lassen, bitte zugleich um Communi-
cation des Schreibens von E.Mainz an Kf.; an ihn wäre bis jetzt nichts
gekommen, aasser was Reiffenberg') mündlich gedacht.
ad 4. E.S. bedauere, dass Ef. nicht nach Regensbnrg kommen
könne, er selbst werde der kaiserlichen Einladung folgen, erwarte aber erst
Nachricht, wer von den übrigen Kurfürsten bereits zur Stelle sei.
ad 5. Ein an P ölen zu richtendes Gesamtschreiben des Reiches Hesse
E.S. sich nicht missfallen; wie es einzurichten sei, werde sich am besten
in Regensburg verhandeln lassen. Man werde zu verhüten haben, dass
keiner Partei in Polen einige Jalousie gegeben, vicinis regnis keine un-
gleiche impressiones erregt, alles aber mit Vorwissen und Gefallen des
Kaisers vorgenommen werde.
ad 6. Die Erneuerung der Allianzen des Ef. mit Frankreich und
Schweden halte auch er zur Erhaltung guter Correspondenz mit den
Nachbarreichen für sehr dienlich.
ad 7. Die Erneuerung der Erbverbrüderung wünsche er auch
sehr, die näheren Verbandlungen darüber könnten am passendsten in Re-
gensbnrg geführt werden.
ad 8. Das Edikt des Ef. wider die theologische Facultät zu Wit-
tenberg habe K.S. nicht anders aufgenommen, als es gemeint gewesen,
wiewohl er dessen Commnnicntion vor der Ankündigung gewünscht hätte.
Aus einem Schreiben, welches er bald nach Auslassung des Ediktes am
23. Januar erlassen^, könne Ef. ersehen, dass er nicht gemeint sei, seinen
Theologen unbefugte Eingriffe zu gestatten, auch Kf. werde gewiss geneigt
sein, alles, was ratione dieses Ediktes sowohl bei anderen Evangelischen
ungleiche Opinion erwecken könne als auch sonst bedenklich sein möchte,
aus dem Wege zu räumen.
ad 9. Das Ceremoniale betreffend erwarte man das Project des
Kf., wie man 1657 übereingekommen sei.
ad 10. Für die Restitution von Jägerndorf wolle K.S. alles thun,
was Kf. wünsche.
0 S. aber desBen Sendung an K. Sachsen, welche zu dem geheimen Vertrage
zu Torgau vom 30. November 1663 geführt hatte, Heibig, Johann Philipp von
Mainz und Johann Georg IL von Sacbsen während der Erfurter Wirren, 1650—
1667 (Archiv für die Sächsische Geschichte III) S. 415 ff,
») S. Hering, Neue Beiträge II S. 172 ff.
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268 4 I^er Anfang des Regeosbargör Reichstages. Anbang.
ad 11. K.S. erkenne mit Dank, dass Kf. seine Gedanken dahio ge-
ricbtet, dass die yod K.Mainz gegen Erfurt gerichtete Executton sas-
pendiert werde, auch er hätte sich gegen den jüngsten K.Mainzischen Ab-
gesandten in gleicher Weise erklärt, er könnte nicht anders merken , denn
dass dieses etwas gefruchtet^ indem K.Mainz die Völker wieder zarück-
gezogen, hätte aber ohnlängst nicht ohne Befremdung vernommen, dass der-
selbe wieder von Herzog Ernst einen Pass durch dessen Lande gefordert
hätte. Sollte dieses auf einen gewaltsamen Angriff angesehen sein, so
laufe dieses der von dem Baron v. Boynebnrg zu Regeneburg gethanen
Erklärung zuwider^ dass man nichts Thätliches gegen Erfurt vornehmen,
sondern erwarten werde, was man zu Regensburg zu Conservierung der
Reputation und Rechte von K.Mainz im kurfürstl. CoUeginm oder sonst
ergreifen werde. K S. habe daher seine dortigen Gesandten dem ent-
sprechend instruiert, er werde schwerlich wegen seines Interesse geschehen
lassen, dass eine solche Stadt sub praetextu dieser Execution occupiert und
seiner Protection entzogen werde.
ad 12. K.S. vermeine, dass dieser Punkt auf dem Reichstage erörtert
und die Innungen dergestalt eingerichtet werden müssten, dass die hohe
Landesobrigkeit sich vorbehalte, selbige zu restringieren oder zu modificieren.
Ferner hätte K.S. an Kf. zu bringen begehrt, was wegen des dem
Herzog August zu Sachsen neulich zu Regensburg vom Kaiser und
den meisten Ständen bewilligten voti et sessionis vorgegangen i). Er hoffe,
Kf. werde das Werk nicht ferner difficulticren, bei der Aufrufuug des votnm
solle nicht Quer fürt genannt werden und also kein neues votum sein,
sondern das alte Sächsische votum bleiben, recommendiere solches nochmals
aufs beste.
Schwerin dankt und erklärt, darüber dem Kf. referieren zu wollen.
Actum Torgau 19./ [29.] December 1663 hora 4 postmeridiana.
29. Dec. Schwerin erklärt: ad 1. Obzwar Kf. dafür halte, dass das in Re-
gensburg bewilligte Triplum bei weitem nicht zureiche, so wolle er es
doch dabei bewenden lassen, weil er befürchte, dass, wenn man etwas neues
proponieren liesse, solches mehr zur Behinderung als zur Beförderung der
Sache ausschlagen könnte, zumal weil die Städte sich so gar widerwärtig
bewiesen. K.S. möge dabin wirken, dass, wenn die 24000 Mann, auf welche
er das Triplum berechne, aufgebracht wären, man auf mehr Succurs be-
dacht sein möge, weil bekannt, dass solches corpus in solchen Quartieren
leicht zerschmelzen werde. Auch gefiele dem Kf. das K. Bairische votum
so uneben nicht, da alles vergebens sein würde, wenn man nicht zum hello
offensivo wider den Türken überginge. Wegen des General-Commando der
Reichsarmee sei am kaiserl. Hofe und andern Orten viel Redens und Für-
') S. oben S. 180 ff.
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Zusammenkatift eh Torgan. 269
schlageiis gewesen. Wie aber Kf. bei allen Occasionen zu erkennen gege-
ben, daes die Regierung so vieler Lande und andere Angelegenheiten ihm
nicht gestatteten, ein so schweres Werk über sich zu nehmen, absonderlich
da er beim Reiche auch keinen grossen Eifer verspüre, die Hülfe mit Nach-
druck zu leisten, so wäre auch ferner an ihn deshalb nichts gebracht wor-
den. Ef. wünsche, dass der Allerhöchste ein solches Haupt erwecken
wolle, 80 dieser Last genugsam gewachsen^ und dass einer aus dem K.-
Säc heischen Hause sich damit beladen lassen wolle, er wolle dieses nach
allen seinen Kräften befördern helfen, E.S. möchte sich darüber ezpecto-
rieren.
Kf. halte es auch für zuträglicher, wenn die Reichsarmee nicht von
einem Haupte geworben werden soll, dass die Werbungen in den Kreisen
von einem jeglichen Kreisobersten geschehen, da es viel Weitläuftigkeit
geben würde^ wenn die Werbungen von so vielen Ständen sollten angestellt
werden. Er besorge, wenn dieses in Regensburg proponiert werden sollte,
daas es nur Verzug verursachen dürfte, weil die meisten Gesandtschaften
sich defectu mandati entschuldigen würden, daher würde ihm lieb sein, wenn
K.S. sich zu einer Defensionshülfe verstehen wollte, welche, ob sie zwar
zu allen Occasionen nicht zureichend, doch zur Abwendung der Gefahr
hochnöthig sei, er erbiete sich zu einer gleichmässigen Hülfe und erwarte
nor, wie hoch K.S. solche determinieren wolle, auch werde ihm lieb sein,
wenn die Ereishülfe zustande gebracht werden könnte. —
ad 5. E.S. möge Sorge tragen, dass das Schreiben an Polen behut-
sam eingerichtet werde, Kf. sehe es nicht gern, dass fremde Kronen, ab-
Bonderlich Frankreich, daraus OfiFension ergreife. —
ad 10. IL ES. möge die Jägerndorfer Sache befördern, Ef. wolle
dem Begehren zufolge entwerfen lassen, wie etwa das Schreiben einzurich-
ten sein möchte, er werde sich ebenso die Erfurter Sache aufs beste re-
commendiert sein lassen.
Das desiderium des Herzogs August finde Ef. auf aller Billigkeit
beruhend und es sei ihm lieb, dass die evangelischen vota vermehrt würden,
es würde damit auch keine Schwierigkeit geben. Es wäre nur Streit ratione
loci, und dass seine Vettern von Baireuth sich beschweren möchten.
Daher wünsche Ef. zu wissen, wie sich dieselben etwa darüber erklärt hät-
ten, er halte dafür, dass es nicht gross zu bedeuten hätte, was für ein Ort
dem Herzoge August assigniert würde.
V. Friesen danfkt und sagt zu, E.S. werde über die verglichenen Punkte
seinen Gesandten in Regensburg gemessenen Befehl zukommen lassen
and auch in publicis mit dem Kf. alle gute Correspondenz continuieren,
nur wegen des letzten' Punktes hofifte er, Kf. werde das desiderium des
Herzogs August per mandata an seine Gesandtschaft so secundieren lassen,
dass ihm nicht allein votum und sessio an sich selbst, sondern auch der Ort;
wo das K.Säch8ische Hans seine vota ablegt, gestattet werde.
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270 4* D^r Anfang dee Regeneburger Reicbstages. Anhang.
Actum Torgau 20./[30.]December 1663 hora 10 matutina.
30. Dec. V. Friesen erklärt als Antwort K.S.s, derselbe sei mit Kf. darin einig,
dass zum Türkeukriege 24000 Mann nicht zulangen, man wolle daher in
Regensbnrg Yotieren, dass man nach deren Aufbringung dem Kaiser mit
noch einem considerablen Corpo secnndiere. K.S. wünsche zum Anführer
ein Haupt von Ansehen, hoffe, dass Kf., wenn das Werk direct an ihn ge-
bracht werde, sich mit dieser Function werde beladen lassen, er hoffe, dass
wenn ein Haupt von solcher Autorität dazu käme, der Eifer im Reich
grösser sein werde. Die a parte Verfassung von K.Sachsen und K. Bran-
denburg werde ohne Abbruch der Kreisverfassnng verstanden, also dass
die 4000 Mann zu beiderseitiger Defension zu gebrauchen. Da K.S. dem
Kaiser ein starkes Regiment gesandt, was andere Kreisstände nicht gethun,
so dürfe dieses Regiment und auch was Kf. für den Kaiser gethan die
Kreishülfe vertreten und wolle man die anderen Kreisstände ermahnen, sich
in gleicher Weise anzustrengen. Wenn K.S. und Kf. jeder mit 4000 Mann
gefasst wären, könnte solches eine bastante Reserve sein, die Grenze zu
vertheidigen nnd im Nothfail auch zur Assistenz gegen die Türken zu ge-
brauchen *).
Im Streite der collegia verspricht K.S. in Regensburg gute officia,
für die Erb Verbrüderung Mittheilung der nöthigen Archivalien; er will in
Regensburg im Interesse beider wirken, dafür soll Kf. als Nachgeord-
neter im Kreise dafür sorgen, dass daheim alles in Ruhe and Frieden bleibe,
und die Wünsche Herzog Augusts unterstützen^).
Infolge des Beginnens des Eisganges auf der Elbe bricht Kf. sogleich
auf, so dass keine Conferenz mehr gehalten werden kann, seine Bagage
muss über Dresden zurückgehen.
Geheimenraths- Protokoll. D. Cöln a. d. Spree
19. /[29.] Januar 1664.
[Conferenz mit General Würtz.]
29. Jan. H. Kanzler Jena referiert von der Conferenz, so er mit H. Würtz
1) Auf eine Anfrage K.Sachsens vom d./13. März 1664, ob Kf., nachdem sie
zu Torgaa verabredet hätten, 3000 Mann z. F. und 1000 z. R. zur Sicherung
ihrer Lande parat zu halten, noch bei seiner damaligen Mein&ng verharre, antwortet
Kf. (d. Cöln 15/25. März 1664): ,So haben wir auch soviel Völker anf den Bei-
nen, dasB wir demselben, was wir zu Torgan mit E. Ld. verabredet, wenn es
die Noth erfordert, jederzeit, sonderlich was das Fussvolk anlanget, ein wnrk-
liches Genüge leisten können, und zn den Reutern können wir auch leichtlich
gelangen, also daes wir es unserstheils bei solcher Abrede nochmals bewenden
lassen und von E. Ld., wie Sie es halten wolle, fernere Erklärung erwarten.*'
^ S. das Rescript des Kf.'an die Beichstagsgesandten vom 9. Januar 1664,
in welchem er denselben die Ergebnisse der Torgaaer Zasammeukanft mitthoilt
und ihnen die entsprechenden Weisungen ertbeilt, oben S. 216.
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Gonfereoz mit Würtz. ZosammeDkooft mit R. Sachsen za Berlin. 271
gehalten 1); weil er über der Gratulation noch etwas mehr anzobringeD, ob
er Apertur davon thon wollte.
Würtz bat erklärt, er sollte, nachdem Kf. an die Pommersche Regierung
geschrieben und die Noth des Türken vorgestellt, sie dieses dem König
commnniciert und derselbe des Kf. Vorsorge wohl aufgenommen; vernehmen,
1) wie Kf, vermeine, wie es wegen der Defension contra Turcam einzurich-
ten, 2) hätte er wissen wollen, wie die negotia der Tractaten in Schweden
ständen. Dann fragte er an wegen der Rheinischen Allianz, ob Kf. hinein-
treten wolle. Es ist ihm erklärt worden, Kf. hätte sich erklärt, aber es wä-
ren etliche Punkte darin, so nach dem jetzigen Znstand nicht könnten bestehen.
Es wird berathen, was ihm wegen der Verfassung gegen den Türken
zu sagen sei, Kf. entscheidet:
1) zu reden von der Defension, wie wir die Grenzen gegen die Ca-
naillen [vertheidigen wollen], ihm zu sagen und zu commnnicieren, was mit
K.Sachsen vorgegangen.
Ob man nicht Mecklenburg, Braunschweig-Lüneburg auch
dahin disponieren könne, dass sie uns assistierten. Gewiss wäre es, dass
es das beste, wenn man ein Haupt hätte, dem man das Geld gebe, aber
das wird schwerlich geschehen.
Was von Krockau geschrieben, kann man ihm commnnicieren, und
möchte H. Würtz auch seine Meinung sagen.
ProtocoUum was bei Anwesenheit I. Chf. D. zu Sachsen alhie
zu Cöln an der Spree aufm Schlosse im April 1664 die Churf.
Sachs. Herren Geheimen Räthe des Herrn Oberpräsidenten
Freiherm von Schwerin Gn. proponiret haben.
1. Conferenz. ProtocoU dessen, v^as die K.Sächs. H.H. Ministri, der
Freiherr v. Friesen und General-Lieutenant Wolf Christian v. Arnheim
den 24. April 1664 dem Churbrand. H. Oberpräs. Freiherrn v. Schwerin
proponiret.
V. Friesen erklärt, K.8. hätte inKegensburg mit Freuden die grosse 4. Mai.
Sorgfalt verspürt, welche Kf. zur Erhaltung der Sicherheit im Reiche öffent-
lich bezeigt, und dass zwischen den beiderseitigen Gesandten gute Ver-
traulichkeit gepflogen, er habe auch befohlen, solche Vertraulichkeit zu con-
tinuieren. K.8. habe, wie er zu Torgau zugesagt, die Jägerndorf er
Sache sofort dem Kaiser schriftlich vorgestellt, auch dieselbe in Regeusburg
beim Kaiser mündlich und beim kurfürstl. Collegio recomniendiert und er-
biete sich, auch ferner darin alle gute officia zu thun Betreffend die ver-
') S. ürk. u. Akt. IX S. 775. 778. Würtz war wahrscheinlich von der
BchwediBcheo- Regierung nach Berlin geschickt worden, um dem Kf. zu seiner
glücklichen Heimkehr aus Prenssen zu gratulieren.
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272 4- ^^^ Ad fang des Begensbarger Reichstages. Anhang.
abredete reciproque Assistenz habe K.S. schon angefangen, za deren
Ezpedierung Anstalt zn machen, es wäre ihm lieb gewesen zu vernehmen,
dass Kf. sich mit dem Schwedischen O.Lieuten. Würtz deshalb vereint
nnd dessen Gedanken ihm mitgetheilt habe % die beabsichtigte Znsammen-
schicknng von Gesandten lasse er sich desto mehr gefallen, je vortbeilhafter
es für den ganzen Kreis wäre, dass dergleichen gute Verfassung geschehe.
Nachdem neulich der Niedersächsische Kreis auf ein Triplum an Völ-
kern und ein Simplum an Gelde geschlossen, und da es gute Facilität geben
könnte, wenn diese beiden Kreise zusammenhielten, wünsche er des Kf. Ge-
danken darüber zu vernehmen, ob man den Obersächsischen Kreis dazu
disponieren und zu diesem Zweck eine Kreisversammlung ausschreiben solle.
K.S. danke dafür, dass Kf. in der Erfurter Sache wirklich die Ver-
mittelung betrieben hätte, dessen Schreiben an K.Mainz sei nicht ohne
Effect gewesen. Da er aber bemerke, dass der Kaiser stark auf die Pa-
rition dringe, gleichwohl aber verlaute, dass der gemeine Pöbel so unge-
zogen sei, dass der Magistrat nicht mehr Macht hätte denselben zur Raison
zu bringen, auf welchen Fall K.Mainz sicher auf die Ezecution dringen
werde, so wäre er sehr besorgt und wünsche von Kf. zu vernehmen, was
vor die Hand zu nehmen, damit demselben vorgekommen und gefährliche
Consequenzen verhindert würden.
V. Schwerin bezeugt des Kf. Freude über diesen Besuch, bittet mit
der Bewirthung nach Gelegenheit der Zeit vorlieb zu nehmen und verspricht
Antwort auf die proponierten Punkte.
2. Conferenz. Den 25. April 1664.
5. Mai. V. Schwerin erklärt: ad 1) Kf. danke für die Bemühungen K.Ss. in der
Jägerndorfschen Sache, da aber darauf bisher noch kein effectus am
kaiserlichen Hofe erfolgt sei, Kf. aber gemeint sei, in dieser Sache ein-
1) Kf. hatte (d. Cola 22. März/l.April 1664) K.Sachseo mitgetheilt, er habe
neulich mit dem Schwedischen 6.Li6uteoant v. Würtz bei dessen Anwesenheit
in Berlin, gemäss der in Torgan getroffenen Abrede, wegen einer Defensions-
verfassnng der vornehmsten Stande des Ober- and Niedersächsischen Kreises
gegen die Türken verhandelt (s. darober das oben S. 270 f. mitgetheilte Qeh.Baths-
ProtokoU vom 19./29. Jannar 1664); derselbe habe jetzt (in einem Schreiben an
den Karsten von Anhalt, d. Stettin 10./20. März 1664) berichtet, dass man in
Schweden bereit sei, das Werk za befördern und auch andere Stände des
Niedersacbsischen Kreises, das Haas Braunschweig, Mecklenburg und Hol-
stein aufzunehmen. Kf. habe sich darauf zur Beschickung einer Zasammenkonft be-
reit erklärt und als Ort derselben Goslar, Magdeburg, Tangermünde, Salzwedel and
Lüneburg vorgeschlagen; er ersucht K.Sachsen, auch an dem Werke mitzuhelfen
und wogen Ort und Zeit seine Meinung zu eröffnen. Darauf hatte Herzog Mo-
ritz von Sachsen, als Statthalter für seinen noch in Begensburg abwesenden
Bruder, geantwortet (d. Dresden 31. März/ 10. April 1664), er werde dieses dem
Kurfürsten bei dessen bald bevorstehender Bäckkehr melden, nnd gebeten, so
lange zu warten. S. auch ürk. u. Akt. IX S. 778.
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ZnsammenkoDft mit K. Sachsen sa B^rliD- 273
mal eioe endliche Richtigkeit zu treffeo, so ersuche er E.S., ihn auch fer-
ner dabei za anterstützen.
ad 2) £f. halte anch jetzt für nöthig, aasser der Reichshülfe aaf De-
fension der Grenze hedacht zn sein. Er habe zwar gemeint, dass das
vom Obersächsisehen Kreise bewilligte Triplam zur Ereisdefension angese-
hen sein solle, da er aber hente vernommen, dass es auf die zq Regensburg'
gewilligte Tripelhülfe zn verstehen sei, so wolle er sich mit K.S. gern
hierunter conformieren, wenn man nach dem Beispiel des Niedersächsischen
Kreises auch eine solche absonderliche Hälfe thnn möchte-, er stelle ganz
K.S. anheim, wie dieses werkstellig zn machen sei.
ad 3) in der Erfurter Sache, da K.S. selbst erkenne, dass der Kai-
ser und K. Mainz auf die Parition dringen würden, und wünsche, dass die
Stadt billig parieren solle, so erbiete sich Kf., dieselbe dazu zu ermahnen.
Er gebe auch zu bedenken, ob es nicht rathsam sei, im Falle die jura, jvelche
beide Kurfürsten zu Sachsen und zu Mainz an diese Stadt prätendierten,
noch streitig wären, dass sie beide sich zuförderst darüber verglichen, was
einem jeden zustehen solle, und K.S. alsdann sich erbiete, er und sein
H^ns und erforderlichen Falls der gaUze Obersächsische Kreis wollten' die
Stadt dazu bringen, dass sie dasjenige, was man alsdann E.Mainz zuge-
stehen werde, acceptieren solle, wozu Kf. seine Hülfe zusage.
lieber die anderen Torgauer Funkte wolle er nicht proponieren, da er *
sehe, dasB K.S. so sehr wieder wegeile. Da aber von den Gesandten zu
Regensburg berichtet werde^ dass, sobald der Kaiser aufgebrochen, man
deliberieren wolle, ob der Reichstag continuiert oder in einen Deputations-
tag verändert werden solle, wünsche Ef. E.S.s Gedanken darüber zu ver-
nehmen. Noch einen anderen Punkt halte Kf. für nöthig, hier zu repe-
tieren. Bei neulicher Zusammenkunft sei desideriert worden ^}, dass das von
Kf. wider die theologische Fakultät zu Wittenberg erlassene Edikt ge-
mildert werde. Ef. habe das auch so viel bei ihm gelten lassen, dass er
seitdem wider den Inhalt des Edikts diejenigen, welche nur von Wittenberg
gekommen, zum ministerio befördert hätte, und er hätte es noch ein wenig
ansehen wollen, wie sich die Theologi anf E.S.s harten Verweis verhalten
würden, da dann das Edikt nicht allein von sich selbst dahin gefallen, son-
dern Ef. auch den jungen studiosis den Besuch von Wittenberg erlaubt
haben würde. Allein zu seiner grossen Bestürzung sei neulich ein grosses
weitläuftiges Scriptum der Wittenberger theologischen Fakultät hervor-
gekommen '), worin dergleichen harte, anzügliche und erschreckliche Redens-
arten enthalten , als noch nie sich in Schriften zwischen diesen streitenden
evangelischen Eirchen gefunden: Ef. wolle davon, dass in diesem Scriptum
den reformierten Glaubensgenossen die Seeligkeit ganz abgesprochen werde,
und anderem abseben, darüber aber könne er nicht umbin zum höchsten
') S. oben S. 265. 267.
• ^ Diese Schrift führte deo Titel: Zeugnisse der theologischeo Fakultät und
Ministeriaois , dasa die Calvinische und Zwinglische Lehre verdammlich sei*, s.
Hering, Neue Beiträge II S. 179.
Mater, x. Oeicb. d. G. Kurfunteu. XI. ]8
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274 4. Der Anfang des Regensbarger ReichaUges. Anhang.
za klagen, dasB dieses Scriptnm eigentlich gegeo ihn gerichtet, dass darin
welter gegangen sei, als es Theologis gezieme, dass sie hieranter .aach
wider den Religionsfrieden und das Instr. Pacis handelten, dass sie auf
ganz nnverantwortliche Weise ihn und seine Vorfahren beschuldigten, als
hätten sie ihre getreuen Lutherischen Unterthanen aus dem Lande yertrei-
ben wollen, u. s. w.
Kf. stelle zu K.S.s Belieben, was er gegen die Autoren dieses
Buches wegen ihres Ungehorsams verordnen wolle, und sei nicht gemeint,
ihm hierüber etwas vorzuschreiben, bitte aber K.S. es künftijg nicht übel
zu entpfinden, wenn er solche Mittel- gegen dieses Scriptum der Witten-
berger Theologen gebrauche, die den autoribus ihren Unfug öffentlich zeu-
gen und seine getreuen Unterthanen warnen könnten, sich vor diesem
Scriptum zu hüten.
T.«Frie6en versichert darauf, dass weder sie, die Deputierten, noch,
wie sie meinten, ihr Kurfürst, von dem Buch der Wittenberger wisse, der-
selbe werde sich gewiss darauf so erklären , dass Kf. zufrieden ' sein und
das gute Vertrauen zwischen ihnen nicht gestört werde, sie würden hier-
über wie über das andere referieren. ' •.
3. Conferenz. a meridie eodem die den 25. April 1664.
5. Mai. V. Friesen erwidert: Wegen der Assistenz wolle K.S. eine Zusam-
menkunft des Obersächsischen Kreises zu Montag nach Trinitatis an-
setzen, die Verhandlung mit dem Niedersächsischen Kreise könnte
bei dieser Zusammenkunft gleichfalls besprochen werden, wie denn, wann
ratione modi die Kreisobersten es festgestellt, die Sache leicht einzurichten
sein werde, weil im Niedersächsischen Kreise dergleichen schon angestellt
sein solle. Da aber indessen Brandenburg und Sachsen leicht die
erste Gefahr treffen könne, so stelle er anheira, ob* man sich nicht hier-
unter schon praeliminariter in quanto und modo succurrendi einigen wolle.
NB. Dieses ward hernach also declariert, dass 'es nic^t allhier abgehandelt
werden sollte, sondern erst auf dem bevorstehenden Convent.
K.S. danke für des Kf. Erbieten, Erfurt zu disponieren, dass die Strei-
tigkeit beigelegt werde. Nachdem von Regensburg eine Schickung an
Erfurt geschehen und sie zum schuldigen Gehorsam anermahnt worden,
wünsche er erst zu erfahren, was solches gefruchtet; wenn solcher Bericht
einkäme, wollte er ferner Apertur davon thun und bitte er, dass Kf. dann
seinem Erbieten nachkommen wollte. Er tvüsste aber nicht, dass wegen
der jurium mit K.Mainz Streit entstanden sei, als bis zu der neulich von
demselben begehrten Qebetsformel , vermeinte sonst, ob nicht der Parition
dadurch abzuhelfen, wenn untersucht würde, was eines jeden Intention in
dieser Sache gewesen, und hernach das Werk vel per interpositionem yel
per coromis«ionem gehoben würde.
W^gen der Erb v erbrü(leruiig werde Kf. von seinen Gesandten er-
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ZasammoDkanft mit K.Sachseo eu Berlio. 275
fahren habend), dass die Gesandten d^r drei Uäaser deshalb beim Kaiser
hätten einkommen wollen.
Das Buch der Wittenberger Theologen kenne E.S. nicht, er
werde es einfordern und examinieren lassen und, wenn es sich also befinde,
als angezogen worden, solche Verordnung ergehen lassen, dass man spüren
solle; er wbHe, dass dem Instr. pacis und den Reichsgesetzen nachgelebt
und, soviel Gewissens halber geschehen kann, nachgekommen werde.
£.S. sehe es gern, dass der Reichstag continniert werde.
4. Conferenz. Dfcn 26. April 1664.
T. Schwerin erklärt, Ef. bitte um Fortsetzung der Recommendation 6. Mai.
in der Jägerudorfer Sache. Ba er vernehme, dass K.S. ehestens znm
Kaiser nach Prag kommen werde, so bitte er dort die Sache zu recom-
mendieren/
Kf. sei mit Zeit und Ort für di^Obersächsische Kreisverfassnng
einverstanden. Modus und Quantum der gegeiüseitlgen Assistenz bedürfe reifer
Deliberation, vorläufig meine er, weil beide Kreise sich von allem aufgebrachr
ten Volk nicht würden entblössen wollen, hätte man zu begehren, es möchte
die HäMie der aufgebrachten Völker zur Bewachung der Grenzen beider
Kurfürstenthümer hergegeben werden, deren Unterhalt aus den Kreisen er-
folgen müsse. Da K.S. zur Besetzung seiner Grenzen von diesen Truppen
mehr vonnöthen haben werde, so werde 'er mit einem Drittel jener Hälfte
zufrieden sein, die er ins Crossensche und einige andere Orte an dem Neuen
Graben verlegen werde, K.S. werde etwa die SecbsstÄdte in Acht zu neh-
men haben. Auch werde der attaquierte Tbefl von dem anderen, der dies
nicht zu befahren habe, succurriert werden müssen, worüber die Officiere
zu beordern seien.
Für die Continuierung des Reichstages werde auch Kf. durch seine
Gesandten wirken lassen.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Dresden 13./[23.] Mai 1664
[Berufung eines Kreistages nach Leipzig.]
Nachdem die jüngst zu Brannschweig fersammelt gewesenen Ge- 23. Mai.
sandten der Stände des Niedersächsischen Kreises bei den Ober-
sächsischen beantragt haben, dass Tcrmitteist Zusammenschickuug beide
Kreise sich vereinigen möchten, wie die Assistenz bei diesen höchstgefähr-
lichen Zeiten einzurichten , nachdem ferner der Obersäehsische Kreis das
im vorigen Jahre zu Leipzig bewilligte Triplum dem Kaiser bat gänz-
lich zur Hülfe senden müssen und derselbe daher bei der aufs n^ue dro-
_ _ _ ^
0 S die Rotationen derselben vom 21. und 28. März 16^)4, (oben S. 2d2f.).
worin sieklageo, dass K.Sachsen auch um diese Angelegenheit sich nicht kammere.
18*
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276 4- ^^^ Anfang des Regensbarger Reichstagen. Anhang.
henden Türkengefahr ganz ohne Yerfassang steht, hat er nach Torheriger
persönlicher Unterredung mit Ef. und dem Herzoge voo Alten barg eine
Ereisversammlang anf den 13. Juni nach Leipzig ansgeschrieben, am vor-
nehmlich za bereden , ob, gleich dem Niedersächsischen Kreise, noch «in
anderweitiges Triplnm an Volk und Simplom an Geld zu des Kreises Yer-
sicherang eilend zasammenzubringen und wie die Grenzen zu besetzen, auch
was mit dem Niedersächsischen Kreise der reciprocierlichen Hülfe nnd
Assistenz halber zu tractieren und wer deshalb abzuschicken sein möchte.
Kf. möchte die Versammlung beschicken.
PS. Er empfiehlt seinen Gen. Lieutenant Wolf Christo pb v. Ar-
nimb zum General über die- Ei^eistruppen.
Instraction für ansere Hof- nnd Kammergerichts- nnd Halber-
stftdtische Regiernngs- nnd Kammerräthe Philipp Wambold
von Umstadt nnd Johann Bndendach. D. Cöln a. d. Spree
. • 7./[17.] Jnni 1664.
[Aafbriognng eines Krmsheeres; Sicherang- der Grenzen; Vereinigong mit dem
Niedersäcbsischeo Kreise. Die Erfurter Sache.]
• •
17. Jani. 1) Ef. erachtet für nöthig, dass ausser der gemeinen Reichshülfe,
welche im Felde wider den Türken agieren muss, zur Defension des Krei-
ses ein Triplnm an Volk nnd Simplum an Geld spätestens in 2 Monaten
aufgebracht und dabei die 1663 gemachte Eintheilung der Comptfgaieen,
Regimenter u. s. w. beibehalten werde. Was Kf. für seine Eurlande von
den vorigen Bewilligungen noch schuldig (etwa 1828 Reichsthaler), erhalten
Oes. mit sur Ablieferung in die Kreiskasse, was Kf. wegen Hinterpom-
mern und Cammin von den seit 1656 ge willigten Römermon^ten noch
zuzutragen hat, soll auch ehest erfolgen.
2) SoHten die kaiserliche und Reichsarmee sich vor dem Erbfeind re-
tirieren müssen, so müssen alle Völker des Kreises zusammengezogen nnd,
da^ die beiden Kurfürstenthümer zunächst von dem Angriff bedroht sind,
diese vornehmlich geschützt werden, Kf. würde dann Crossen, Frank-
furt a. 0., Beeskow und die Oerter dahernm in Acht nehmen uiid will,
da K. Sachsen mehr Oerter zn besetzen hat, mit einem Drittel des Kreis-
volks zufrieden sein, und müsste im Nothfall ein Theil dem anderen un-
gesäumt succurrieren.
3) Kf. wünscht Vereinigung mit dem Niedersächischen Kreise zu
gegenseitiger Hülifeleistung, es muss sofort eine Abschickung dortbin erfol-
gen,, dieselbe würde am besten von K.Sachsen, Kf. und Sachsen- Alten-
burg g^cheheu, Kf. will dazu seinen Halberstädtischen Regiernngsrath
Johann Butendach bestnimen. Da die Siehe) heit des Obersächsischen
Kreises besonders darauf beruht, dass die Grenzen der Ober und Nie-
der-Lausitz wohl verwahrt werden, so sollen Ges. anfragen, ob K.S.
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InstraktioD für die GesandteD zam ObersächsiacheD Kreistage. 277
dazu die KreLshüliü mit gebräacbeo wolle, doch müsste er dann a part
dieser Lande wegen zu diesem Defensionswerk zutragen.
4) Ef. ist einverstandeii damit, dass W. Chr. v. Arnimb als Oen.
Lieutenant das Commando über die Kreistruppen tibertragen werde, doch
darf ihm, bevor er nicht wirkliche Dienste thnt, die Tolle Verpflegung nicht
. gereicht werden. Diese Verfassung darf erst aufhören'; wenn die Gefahr
beseitigt ist Die Artillerie betreffend bat schwere Stücke der Stand her-
zugeben, in dessen X<ande agiert wird, wegen der Feldstücke kann es bei
dem bleiben; w^s auf dem vorigen Kreistage beschlossen ist.
In dem Notificationsschreiben an den Kaiser kann erwähnt werden,
derselbe möchte wegen des Proviants für die Armeeen, Beschirmung der
Frenzen und Festungen gute Anstalt treffen und den Ungarn, Schlesiern
und Mähren das cxercitinm religionis nicht ferner hemmen lassen.
Auf diesem Kreistage ist auch die Erfurter Sache zu überlegen.
Ges. sollen Torschlagen, dass nomine des Kreises einige Völker in die
Stadt entweder mit Zulassunjg des Raths und der Bürgerschaft gelegt
oder sonst hineingebracht würden, um die Aufrührerischen so viel besser
zum Gehorsam zu bringen und den Kreis zu verwahren, dass nicht an-
dere auf Mittel, sie zum Gehorsam zu bringen, bedacht sein dürfen, sodann
müsste man trachten, dass die Stadt mit K.Mainz ausgesöhnt werde und
demselben Satisfaction geschehe, doch so, .dass ihm nicht mehr, als wozu
er vorher befugt, attribuiert werde, dann würde es sich wegen des Kaisers
und Reiches hernach auch wohl finden.
Nebenmemorial für die Kurfürstlichen Abgesandten zu. dem
Kreistage, D. Cöln 7./[17.] Juni 1664.
[Die besondere VerfasBUDg zwischen E.Sachsen und K.Brandenburg. Zuziehung
Schwedens. Besetzung des Kreisgeneralats. Znlasauog Herzog Augusts von ^
Sachsen zum Kreistage.]
Die von K.Sachsen auf der Zusammenkunft zu Torgau angeregte 17. Juni,
absonderliche Verfassung beider Kurfürstenthümer hält Kf. in Anbetracht
der Gefahr und, da es mit solcher Kreishülfe so langsam dahergeht, auch
jetzt für nöthig und zuträglich. £r lässt es bei dem dort verabredeten
Quantum (3000 z. F. und lOOO z. R.), doch könnte zur Erleichterung der
Unterthaneu hierin die Kreishülfe mitbegriffen werden.
Well aber gegen einen mächtigen Feind diese Verfassung zu schwach
sein würde, so wünscht Kf., dass auch Schweden, mit welchem er schon
deswegen verhandelt hat i), und andere fürstliche Häuser dazugezogen werden.
Wenn die K. Sächsischen damit übereinstimmen, so könnte mit den an-
wesenden Schwedischen Gesandten sofort daraus communiciert , das
ganze Werk aber müsste auf eine besondere Zusammenkunft verschoben
^) S. oben ftj. 271.
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278 ^^^ Anfang des Regensbarger Reicbstaget. Anhang.
and zn dieser auch die anderen, welche welter dazu zu ziehen, eingeladen
werden, inmittelst bliebe doch das, was Kf. mit K.Sacbaen abgeredet; in
seinem vigor. • •
Nachdem nachträglich Fürst Emanuel Ton Anhalt bei Ef. angehalten,
dass er zu der Charge als General über die Rreistruppen employiert würde,
so lässt Kf. Fich denselben, doch nur im Fall E.S. TOn dem v. Arnimb
abstehen sollte, gefallen.
Nachdem E.Sachsen bei Ef. angehalten, dass eic seinem Bruder, dem
Administrator Ton Magdeburg, bei diesem Kreistage Session und Totnm
wegen Querfurt gestatten und ihm, wie in Regensburg, darin gegen zu
erwarten^^e Opposition assistieren möchte, und Ef. ihm auf dem Reichstage
dieses zugestanden hat, so sollen Qes. darein willigen und jenen dabe#
unterstützen.
Wambold and Badendach an den Kurfürsten^ D. Leipzig
15./[2B.] Juni 1664.
[Besprechung mit den K.Sächsisohen Qesandten. Eröffnung des Kreistages.]
25. Juni. 12./22. Juui Bind sie in Leipzig angelangt, haben aber ausser den E.S&ch-
sischßu Abgesandten nur den für Vorpommern, Obristen Wulff, vorgefunden.
13./ 23. Juni haben sie die E. Sächsischen besucht und angefragt, wie
E.S. in betreff der Aufnahme von Schweden in die besondere Verfassung
denke; jene erklärten aber, da auf der neulichen Conferenz zu Berlin
davon nichts vorgekommen, sondern nur dieser Ereistag, Bewilligung noch
eines Simplum und Verbindung mit dem Niedersächsischen Ereise, so hätte
man geglaubt, Ef. hätte seine Meinung geändert. Vergeblich remonstrierten
sie dagegen, jene behaupteten, darüber nichts in Instruktion zn haben.
9 y. Arnim, der etwas mehr Affection zu dieser Verfassung als die beiden
ander.en zeigte, berichtete, ;K.S. hätte unter dem Namen des Landvolks
wohl 8000 M. recht geworbene Völker auf den Beinefi. Als sie darauf
fragten, ob sich E.S. zur Besetzung der Grenzen in der Lausitz der
Kreishülfe bedienen wolle, konnten sie darauf auch garkeine kategorische
Resolution erhalten. In der ersten Sitzung 14. /24. Juni wurde nach Ver*
lesung der Creditiye die Froposition von den E.Sächsischen abgelegt, heute,
15./25. Juni, in der zweiten Sitzung wurde der erste Punkt der Proposition,
Aufbringung eines zweiten Triplum an Mannschaft und Simplum an Geld,
verhandelt. Die Verfassung selbst wurde durchgehends für nothwendig befnu"
den, die meisten aber wollten von einer Werbung nichts hören, sondern
stimmten auf Bewehrung des Landvolks oder auf ein Simplum oder hoch*
' Btens ein halbes Triplum geworbener Völker.
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Obersachsischer Kreistag eu Leipzig. 279
Dieselben>n den KurfUrsten. D. Leipzig 18./[28.] Jani 1664.
[Verhandlnngeo auf dem Kreistage.]
Am 16. /26. hat sich endlich die Majorität für das Triplam an Volk 2d. Juni,
and Simplum an Geld erkl&rt. Betreffs des zweiten Punktes* (Bewahrung
der Grenzen) waren aach die Meinungen sehr ungleich , die Majorität ent-
schied endlich am 17./27. dahin, dass dieser Punkt sich am besten bei der
bevorstehenden Gonferenz mit dem Niedersächsischen Kreise würde erörtern
lassen, dass auch eine Besichtigung der Grenzen nöthig sei, diese aber,
ebenso auch, auf welche Weise das Triplum zu employieren, den Ereisäni-
tern anheimzugeben sei. Nachmittags wurde Punkt 3, Bestellung eii^es
Generals, vorgenommen und von K.Sachsen G.L. v. Arn he im b empfohlen,
wegen Verschiedenheit der vota aber konnte noch kein rechtes oonciusnm*
gemacht werden. Heute (]d./28.) wurde über Punkt 4 berathen und fast
einstimmig beschlossen, dass die Zusammenachickung mit dem Nieder -
sächsischen Kreise nothwendig sei, und wurde dieselbe den Kreisämtern,
K.Sachscn, K-Bran^denburg und Sachsen* Altenburg übertragen.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Erfurter Sache vorgebracht und
fast einstimmig beschlossen, an den Kaiser und an K.Mainz zu schreiben,
dass die Stadt, nachdem dort die innere Unruhe beseitigt und sie schon
völlige Parition geleistet, vom Banne befreit werden möge. Gestern Nach-
mittag bei der Gegenvisite der K. Sächsischen haben sie sich vergeblich
bemüht, deren eigentliche Intention in betreff der absonderlichen Verfassung
zu erfahren, dieselben erklärten nur, man solle noch nicht mit^den Schwe-
dischen communicieren, sondern erst den Ausgang dieses Tages und der
Cbnferenz mit dem Niedersächsischen Kreise abwarten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 22. Juni/
[2. Juli] 1664.
[K.Sachsen^verweigert die besondere Verfassung. Die Erfurter Sache.]
Da auch aus dem Beantwortungsschrefben K. Sachsens hervorgeht, 2. Juli.
dass derselbe die absonderliche Verfassung nicht für vorträglieh hält, so
sollen sie deswegen keine weitere Anregung thun. Dass Erfurt den kai-
serlichen Mandaten völlige Parition gethan, kann Kf. aus dem, was bisher
ihm zugekommen, der Formul des. Gebets und anderem, nicht befinden, Oes. .
BoUen darüber gewissen Bericht einziehen und, wenn es sich nicht befindet,
ihrer Instruktion nachleben.
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280 ^^f AofaDg des Regenaburger Reichstages. AohaDg.
Die Gesandten an den KurfÜröten. 1). Leipzig 27. Juni /
[7. Juli] 1664.
[Die letEteo YerhaodlaDgen aaf dem Kreistage.]
•
7. Juli. Nachdem am 2()./.30. and 21./31. Jaoi zanäcbst darch eiue Deputatioo
mit G. L. V. Aruimb verbandelt und dann beschlossen worden war, anter
den von dieser mit demselben verabredeten Bedingungen demselben das
Commando der Kreisvölker zu übertragen, wurde am 23. und 24. wegen
Verbesserung der Verpflegungsordnung verhandelt und ausserdem beschlos-
sen, dem Proviantmeister wegen der Correspondenz monatlich SO Thalcr
zi^ seiner Oage zuzulegen. Am 25. wurde der Abschied verlesen, G.L.
V. Aruimb dem Kreise verpflichtet und das Notificatiousschreiben an den
Kaiser 1) mit der inserieiten Verwendung für Erfurt verlesen, und als Ges.
beantragten, denselben wegen Beischaffung des Proviants für die Armee
in Ungarn, Bewachung der Grenze und Gestaltung des exercitii religlonis
in seinen Erb! luden zu erinnern, beschlossen, deswegen besondere Schrei-
ben abzufassen. Am 26. wurden dieselben, sowie die revidierte Verpfle-
gungsordnnng verlesen und dann der Kreistag geschlossen
Ereis^bschied des Ober&ächäischen Kreistages. D. Leipzig
25. Juni/ [5. Juli] 1664.
[BewilliguDg eines neaen Triplum an Volk und vorlaufig eines Simplum an Geld.
iQspiciurung der Grenzen. Ernenoung v. Arnims zum General der Kreistruppen,
Korohöffers zum Kreiszahl- und proviantmeister.]
5. Juli. Da das im vorigen Jahre beschlossene und wirklich aufgebrachte Tri-
plum an Volk, nachdem auf dem Reichstage dem Kaiser vom ganzen
Reiche ein 'triplum bewilligt worden, nach Ungarn geschickt und so die
ganze Kreisverfassung dahin angewendet ist, ist in anbetracht der foft- .
dauernden Gefahr beschlossen worden, ein neues Triplum aufzubringen,
wozu ein jeder Stand sein Contingent binnen zwei Monates bereit zu halten
hat. Zugleich hat jeder Stand Vorkehrung zu thun, dass im Nothfalle ein
allgemeines Landaufgebot erfolgen kann.
Die auf dem vorigen Kreistage angefertigte Liste der aufzubringenden
Völker und dje Bestimmungen über die Vertheilung derselben unter die
einzelnen Stände, über Besoldung, Artillerie, Munition u. s. w. sind revi-
diert und neueingerichtet worden und sollen in dieser Gestalt pro norma
dienen.
0 Dasselbe (d. 25. Jani/ö. Joli 1664) bei v. Tettau, Die Reduktion von
Erfurt und die ihr vorangegangenen Wirren (Jahrbücher der K: Akademie gemeio-
nätziger Wisse Dschaften zu Erfart. Neue Folge. III S. 334 f.; Inhaltsangabe
Diar. Europ. XI S. 383.
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Obersachs) scher Kreistag zu Leipzig. 281
Zq dem auf dem vorigen Kreistage bewilligten Simplum an Qeld ist
nocb ein anderweitiges Simplum binnen Monatsfrist zur Kasse zu liefern
bewilligt worden y auch soll im Fall der Nöth von dein Kreisobersten mit
Zustimmirog des Nach- nnd Zugeordneten noch ein Monat ausgeschrieben
werden.
Betreffend die Sicherung der Grenzen des Kreises gegen Böhmen nnd
Schlesien hin, ist zunächst Inspiciemng derselben und Berichterstattung
darüber an den Kreisobersten beschlossen worden. Ob aber solche Qrenze
mit Land?ölkern zn besetzen nnd das Triplum von den Geworbenen zu
mehrerem Nachdruck beisammenzuhalten nnd an den bedrohten Ort zn
stellen, ist bis nach der mit den Niedersächsischen Kreisdepntierten
jvegen reciprocierlicher Assistenz beider Kreise zu haltenden Conferenz
ausgesetzt worden.
Das Commando über das KreiBcorpo ist dem G.Lieutenant v. Arnim b
übertragen worden, derselbe spll nur einen G.Adjutanten unter sich haben
nnd soll dafür vom 1. September an ausser der Kriegsoperation monatlich
233 Rthlr. 8 Groschen, wenn er aber zn Felde gehen und gegen den Feind
agieren mnss, 466 Rtbir. 16 Groschen erhalten. Zum Kreiszahl- nnd pro-'
viantmeister ist der Obriste Wachtmeister Johann Kornhöffer ernannt
nnd demselben für sich und seine Leute 100 Rthlr, dazu noch für Füh-
rung der Correspondenz 30 Rthlr. monatlich bewilligt worden.
Die Kreisrechnnngen des Raths von Leipzig sollen durch eine De-
putation geprüft werden.
Dieser Kreisabschied soll dem Herkommen nach dem Kaiser nnd den
4 benachbarten correspondierenden Kreisen communiciert werden.
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Abschnitt 5.
Der Ttirkenkrieg.
1663 — 1664.
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Einleitung.
Der Krieg*, welchen Kaiser Leopold T. in den Jahren 1663—1664 ge-
gen die Türken zu führen gehabt hat, ist veranlasst worden') durch die
Siebenbürgischen Wirren der Jahre 1658 — 1662, und dies6 wiederum
haben ihren Ursprung in den Verwickelungen des nordischen Krieges.
An diesem Kriege hatte auch, und 'zwar auf schwedischer Seite, der unter
türkischer Oberhoheit stehende Grossfürst von Siebenbürgen, Georg
Rak'oczy II. Theil' genommen. Von König Karl Gustav durch das
Versprechen eines Theiles von Polen angelockt, war derselbe, ohne die
Zustimmung dos Sultans einzuholen, 1657 mit Heeresmacht in Polen ein-
gefallen, aber sein Unternehmen hatte den unglücklichsten Ausgang gehabt;
Ton seinem schwedischen Bundesgenossen, welcher inzwischen seine Waffen
gegen Dänemark gewendet hatte, im Stich gelassen, war er von den
Polen und den mit diesen verbündeten Tataren geschlagen worden; fast
sein ganzes Heer war vernichtet worden, und er selbst hatte als Flüchtling
in seine Heimat heimkehren müssen. Zugleich aber hatte er sich durch sein
unvorsichtiges Unternehmen die Ungnade des Sultans Muh am ed IV. zuge-
zogen. Dieser, welcher mit Folen in Frieden geblieben war und dasselbe durch
die von ihm abhängigen Tataren hatte unterstützen lassen, erklärte Rakoczy
für abgesetzt,' lies^ da derselbe Widerstand leistete, Truppen in Sieben-
bürgen einrücken und ernannte, ohne sich um das Wahlrecht der dortigen
Stände zu kümmern, einen anderen Magnaten Barcsai, welcher sich zu
härteren Bedingungen verstehen musste, zum Grossfürsten. Aber die Mehr-
zahl der Siebenbürgen hielt an Räkoczy fest, und so wurde dieses Land
während der Jahre 1658 — 1660 der Schauplatz eines wechselvollen und ver-
heerenden Krieges, in welchem schliesslich Rakoczy unterlag. Im Mai
166Q wurde er in dem entscheidenden Treffen bei Szaroosfalva geschla-
gen und tötlich verwundet und starb bald nachher in Gross Wardein.
') 8. V. fingel, Geschichte des Ungarischen Reiches V S. Iff. Zinkeisen,
Geschichte des Osmauischen Reiches IV 8. 871 ff. Pohler, Oesterreichs Türken-
krieg 1603— 16G4 (Programm des köutgl. Friedrichsgymnasinms zn Frankfurt a. 0.
1879; dasselbe behandelt nyr die Vorgeschichte dos Krieges bis 1660},
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286 * . ^' ^^^ Türkenkrieg.
Das türkische Heer zog darauf gegen diese feste Stadt, die klefne Besatzung
derselben vertheidigte sich mit der grössten Tapferkeit, mosste aber endlich
am 30. Augnst' capitulieren. Doch die Anhänger Rakoczys setzten den
Widerstand fort und erwählten 1. Januar 1661 dessen früheren Feldherren
Kemeny Janos znm Grossfürsten, aber die Pforte wollte denselben nicht
anerkennen, sie erzwang, nachdem Barcsai in dessen Hände gefallen und
von ihm getötet war, die Erhebung eines anderen Magnaten Michael
Apaffy zum Grossfürsten und Hess, als Kemeny den Widerstand fort-
setzte, 1661 aufs neue ein Heer in Siebenbürgen einrücken.
Die oesterreichische Regiernng hatte in diesen Wirren bisher eine
sehr zweideutige Haltung eingenommen. Sie hatte die Bitten Rakoczys um
Hülfe zurückgewiesen, hatte denselben aber inKgeheim zum Widerstände
ermuntert und ihn in seiner Bedrängniss 1658 zum Abschluss eines Ver-
trages, bewogen, in welchem er vier Festungen dem Kaiser zu übergeben
zugesagt, und diese Festungen waren dann auch durch die Truppen
des in Oberungarn stehenden kaiserlichen Generals de Sonches besetzt
worden. Als dann die Türken Tor Gross Wardein erschienen, hatte
die Besatzung in Wien um Hülfe gebeten, der Kaiser hatte auch de
Solches den Befehl «rtheilt, der Stadt» Entsatz zu bringen, allein der Be-
fehl war zu spät gekommen und dessen Truppenmacht zu schwach ge-
wesen, als da^s er demselben hätte Folge leisten können. Nach dem Falle
der Stadt hatte dann die oesterreichische Regierung in Gonstantinopel
drohende Vorstellungen gemacht, sich des Wahlrechts der siebenbür-
gischen Stände angenommen und zugleich verlangt, dass diejenigen sie-
ben oberungarischen *Comitate, welche sie früher Rakoczy ebenso wie
dessen beiden Vorgängern Bethlen Gabor und Georg Rakoczy
I. auf Lebenszeit überlassen hatte und welche sie jetzt als heimgefallen
betrachtete, ihr zurückgegeben würden, aber die Pforte wollte davon
nichts wissen und so kam es, obwohl keine förmliche Kriegserklärung er-
folgte, 1661 zum Ausbruch der Feindseligkeiten in Ungarn. Diese i) wur-
den zunächst von beiden Seiten mit sehr ungenügenden Streitkräften ge-
führt. Der kaiserliche Feldmarschall Montecuccoli, welcher mit etwa
25000 Mann bei Comorn stand, erhielt den Befehl, nach Siebenbürgen vor-
zugehen und Kemeny Janos zu unterstützen. An Air Theiss bei To-
kai angekommen, fand er das türkische Heer unter dem Pascha Ali von
1?emeswar bis dorthin vorgedrungen^ aber derselbe wagte keinen Kampf
und zog sich vor ihm zurück, Montecuccoli folgte demselben bis in das
Innere von Siebenbürgen, besetzte Klansenburg, aber sein Heer litt in
dem ausgesogenen Lande, deäsen Bevölkerung den Kaiserlichen wider-
willig; ja feindlich gegenübertrat, die grösste Noth, so begnügte er sich
damit, Klansenburg mit Besatzung und Proviant zu versehen und' ein
0 S. iZinkeiaeo a. a. 0. IV S. 901ff. Rinteleo, die Feldzüge Monte-
caccolis gegen die Tarken von 1661—1664 (Oesterreichische militärische Zeit-
Bcbrift I, 1 S. Iff). Campori, Raimondo Montecaccoli S. 360ff.
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BiQloitaog. 287
kleines Truppencorps bei Eemeny Janos znrückznlassen, dann kehrte er
nach Oberongarn in die Winterquartiere zurück, während auch die Türken
sich nach Temeswar zurückbegaben.
Zu Anfang des folgenden Jahres 1662 fand Kemeny Janos bei ei-
nem Versuche^ seinen Gegner Apaffy zu überwältigen, seinen Untergang.
Apaffy verlangte (darauf von dem Kaiser Anerkennung und Räumung«
der von den Truppen desselben besetzten Plätze , der Kaiser wies diese
Forderungen zurück, knüpfte aber mit der Pforte zuerst durch den nach
Constantlnopel geschickten Hofkammerrath Be^is, dann durch seinen
dortigen Residenten Rennig er Unterhandlungen an, welche von den Tür-
ken das ganze Jahr hindurch hingezogen wurden, während dieselben gleich«
zeitig gewaltige Rüstungen yeranstalteten. Trotzdem erneuerte der Wiener
Hof, welcher zumal bei der schwierigen Stimmung der Unghrn den Krieg
zu yermeiden wünschte, (den im Mai 1662 in Pressburg versammelten Reichs-
tag hatten die protestantischen Stände, weil ihre Klagen abgewiesen worden
waren, verlassen, und auch die übrigen hatten die Entfernung der deutschen
Truppen aus dem Lande verlangt) Anfang 166§ die Unterhandlungen und
schickte den Freiherrn de Goes an den türkischen Hof. Anfangs zeigte
sich der Sultan. zu Unterhandlungen bereit, beauftragte Ali Pascha mit
denselben, und zwischen diesem und d e G o e s sowie dem demselben beige-
gebenen Renniger kam es in Temeswar zum Absc&luss eines Präli-
mioarvertrages, nach welchem der Kaiser zwei von jenen ungarisch A Comi-
taten zurückerhalten, dafür aber Apaff j anerkennen und in die Schleifung
der von dem Banns von Croatien, Graf Niclas Zriny neu angelegten
Festung Serin war willigen sollte. Der Kafser ratificierte diesen Vertrag,
als nun aber de Goes und Renniger sich zu dem Grossvezier Achmed
Köprili begaben, welcher inzwischen an der* Spitze eines grossen Heeres
bis Belgrad vorgerückt war, wurden sie- von diesem auf das hochmüthigste
empfangen, die Ratification des Vertrages verweigert und neue, geradezu de-
müthigende Bedingungen (Zahlung einer Kriegscontribntjpn und Erneuerung
des früheren Tributs) gefordert, auf welche sie nicht eingehen konnten, und
sie in Haft behalten. So brach der Krieg wieder aus und zwar für den
Kaiser, unter den ungünstigsten Aussichten, da derselbe dem türkischen
Heere von 120,000 Mann, welches ^icht nur Ungfirn, sondern auch seine
deutschen Erblande bedrohte, von eigenen Truppen nur etwa 28,0OP Mann
entgegenzustellen hatte, von denen ein Theil in den sicbenbürgischen und
ungarischen Plätzen zerstreut lag.
Allerdings hatte der Kaiser gleich beim Beginn dieser Verwickelungen
versucht, sich Unterstützung von Deutschland her zu verschaffen, er hatte
zu diesem Zwecke zunächst, da er die Berufung eines Reichstages zu ver-
meiden wüneclite'), bald nach dem Falle von Gross Wardein, zu Ende
des Jahres 1660, Abgesandte an die einzelnen Kurfürsten und an die mäch-
tigeren Fürsten und Reichsstädte geschickt, um von diesen eine Beihülfe
») 8. oben 8. 150.
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288 5- I>er Türkenkrieg.
womöglich an Geld für die gegen die Türken zn treffenden Rüstungen so
erwirken. Bei dem Kurfürsten von Brandenborg, welcher damals in
Cleve verweilte, erschien Anfang 1661 der kaiserliche Reichshofrath nnd
Kämmerer, Obrist Oraf Claadios Colalto, welcher schon so Anfang des
' Jahres 1660 znsammen mit seinem Schwiegervater, dem Fürsten Qonsaga,
*zo demselben nach Berlin gesendet gewesen war '). tJeber die mit dem-
selben geführten Yerhandlongen finden sich jetzt in dem Berliner Geheimen
Staatsarchiv keine Anfzeichnongen, solche scheinen aber noch Pofendorf
vorgelegen zo haben , ond ans dessen Angaben *) , welche durch gelegent-
liche Aeusserungen ') des Kaisers, des Kurfürsten und der Gesandten des-
selben auf dem Reichstage bestätigt werden, geht hervor, dass Colalto
dem Kurfürsten die Gefahr eines Türkenkrieges, nachdem durch die Be-
setzung von Gross Wardein der Waffenstillstand von 1649 gebrochen
sei, vorgestellt und Hülfe von ihm selbst sowie Verwendung deswegen bei
anderen Fürsten gebeten hat, dass der Kurfürst*), sich dazu bereit erklärt
und Zahlung von 100000 Thalern Subsidiengeldern versprochen, insgeheim
aber sich ausbedungen hat', dass er diese Summe nicht gleich zu zahlen
brauche, sondern der Kaiser dieselbe erst, wenn es wirklich zum Kriege
kommen sollte, verlangen sollte. Die versprochenen Schritte» bei anderen
Fürsten hat der Kurfürst gethan % er hat damit aber ebenso wenig Erfolg
gehabt wie der Kaiser selbst, und so musste sich dieser, am Hülfe zu er-
halten, Anfang 1662 zur Berufung des Reichstages entschliessen. Welche
Rolle der Kurfürst auf demselben, gespielt, wie er sich insbesondere in den
Verbandlongen über die Türkenhülfe verhalten hat, geht aus den in dem
vorigen Abschnitte mitgetheilten Aktenstücken hervor nnd ist auch in der
Einleitung zu demselben kurz dargelegt worden. Der Kurfürst hat auch
dort während der die ganze erste Hälfte des Jahres 1663 sich hinziehenden
Verhandlungen darüber die Forderungen des Kaisers nachdrücklich unter-
stützt, freilich aber hat er sich wieder insgeheim ausbedungen, dass er selbst
von der von dem Reiche zu leistenden Hülfe entbunden sein sollte. Dieses
ja nicht gerade besonders rühmlich erscheinende Verhalten erklärt sich
daraus, dass der damals in Preussen befindliche Kurfürst angesichts der
ihm von Schweden und von Polen her drohenden Gefahren sowie seiner
') 8. ürk. n. Akt. VIH S. 421. 428.
») L. IX § 77 (8. 620).
*) S. das Schreiben des Kaisers an Kf. vom 26. Mai 1663 ond disn Öericht
der Oesandteo ans Regensbarg vom 9. April (oben S. 178.) Der Kf. bemerkt
10 einem Bescripte an die Gesandten vom 6. März 166H, er habe, als der Kaiser
Colalto zu ihm nach Cleve geschickt, sich willfährig wegen der Tarkenhalfe erklärt.
*) In dem Oeheimenraths-Protokoll vom 11; Februar 1661 wird bemerkt: ,,Der
H. 0. Präsid. verlesen das Concept einer Resolution, so dem kaiserl. Abgeord- '
netea Grafen Colalto wegen gesuchter Tärkenhülfe gegeben worden.*"
^) Naph den Geheimenraths-Protokollen vom 11. Februar und 5. Mars lässt
Kf. sowohl die Colalto ertheilte Resolution als auch ein in Aogelegcnheit der
Türkenhülfe nn den Kaiser gerichtetes Schreiben den übrigen Kurfürsten mittheilen.
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Eioleitüog. 289
Streitigkeiten mit den Prenssischen Ständen es für nothwendig erachtete,
die sehr beschränkten Mittel an Truppen und Geld, welche er besass, za-
sammenznhalten , um dieselben im Nothfall dort im Norden zum Schntz
seiner eigenen Lande nnd zur Wahrung seiner Interessen in verwenden.
Andererseits aber ist es sehr wahrscheinlich , dass auch er ebenso wie an-
dere dem Kaiser weniger günstig gesinnte Fürsten Zweifel daran gehegt
hat, ob denn wirklich die Gefahr des Türkenkrieges so ernstlich sei, nnd
ob nicht der Argwohn, welcher von französischer Seite auch ihm gegen-
über geäussert wurde 0 9 dass der Kaiser nicht daran denke, gegen die
Türken Krieg zu führen, sondern dass er die unter diesem Vorwande von dem
Reiche zu erlangenden Mittel zu ganz anderen Zwecken zu verwenden ge-
denke, gegründet sei. Aus den Berichten, welche er von seinem Residenten
in Wien, A. Neu mann erhielt, erfuhr er, dass man am kaiserlichen Hofe
eifrig bemüht sei, den Bruch mit den Türken zu verhüten, dass noch bis
in den Sommer 1662 hinein die Aussichten auf Erhaltnug des Friedens
günstig schienen, nachher klangen die Nachrichten* allerdings drohender,
zu Anfang 1663 aber, gerade als die Reichstagsverhandlungen begannen,
kam die Kunde von dem zu Temeswar abgeschlossenen Waffenstillstände
nnd erst Ende Juni, nachdem man erfahren hatte, dass der Grossvezier
jenen Vertrag verworfen habe und mit seinem Heere im Auzuge sei, konute
kein Zweifel mehr darüber bestehen, dass der Krieg wirklich vor der Thür
stehe. Am kaiserlichen Hofe ht man schon Anfang Mai infolge der Nach-
richten über die tüikischen Rüstungen von der Aussichtslosigkeit der Frie-
densverhandlungen überzeugt gewesen, angesichts der drohenden Gefahr
und in der Erkenntnis, dass vom Reichstage wenig, am wenigsten eine
schleunige Beschaffung von Hülfe zu erwarten sei, entschloss sich der
Kaiser anfs neue, Gesandtschaften an einzelne ihm freundlich gesinnte^Für-
sten zu senden und von diesen die sofortige Sendung von Hülfstruppen zu
erbitten. Mit diesem Auftrage erschien Ende Juni bei dem noch immer in
Königsberg weilenden Kurfürsten der demselben schon von den Verhand-
lungen der Jahre I6ÖT—I66O») sowie von seiner späteren Thätigkeit als
Gesandter in Polen') wohlbekannte Freiherr de Ligola, dem bald auch
ein spanischer Gesandter d'Ucedo folgte. Damals hatte der Kurfürst
freiere Hand, schon Anfang Mal waren die Streitigkeiten mit den Preussir
sehen Ständen geschlichtet und ein den Wünschen des Kurfürsten entspre-
chender Landtagsabschied zustande gekommen^), auch die Aussichten in
Polen hatten sich günstiger gestaltet und ebenso hatten die seit Anfang
0 S. Urk. Q. Akt. H S. 261f. 26df. Vgl. die Schreiben Ludwigs XIV. au
Gravel vom 4. Januar, 27. Mai, 14. Juni und 9. September 16G2 (Quhrauerll,
S. 321. 332 334: 341).
») 8. Urk. u. Akt. VIU 8. 212ff. 346ff. 702ff.
») 8. Urk. u. Akt. IX, 8. 29 ff.
*) S. Pufendorfl. IX§50 (S. ö89f.). Droysen, Geach. der Preuss. Politik
UI, 2 8. 454.
Mater, s. Gescb ä. 0. Knrfurston. XI, ^9
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2iK) 5- I>^r Türkenkrieg.
des Jahres in Schweden durch v. Krockow geführten Verhandlungen gc*
rade damals einen ernsteren Gang genommen *), der Kf. war so im stände,
dem bedrängten Kaiser Hülfe zu leisten, and er hat dieses anch wirklich
in nacbdrurklichsfer Weise gethan.
Die in diesem Abschnitt mitgelheilten Akten heginnen mit den vom
Juli an bis Anfang September 1663 mit Li sola geführten Verhandlungen,
dieselben verfolgen dann die Schicksale des von dem Kurfürsten dem Kai-
ser unter Führung des Herzogs August von Holstein zu Hülfe geschick-
ten Truppencorps und sie veranschaulichen zugleich die Bemühungen, welche
der Kurfürst ebenso wie auf dem Reichstage und im Obersächsischeii
Kreise auch bei anderen Reichsfürsten und in den Niederlanden im Inter-
esse des Kaisers aufgewendet bat Des ruhmvollen Antheils, welchen die
brandenburgischen Hülf^truppen an dem Feldzuge des Jahres 1664 auf dem
oberungarischen Kriegsschanplatze genommen haben, ist in den von kaiser-
licher Seite veröffentlichen Berichten wenig gedacht worden und auch in
den auf diesen beruhenden späteren Darstellungen dieser Kämpfe ist davon
wenig zu fiuden'), zuerst Fufendorf) hat auf Grund der von ihm be-
nutzten Relationen des Herzogs von Holstein einen zwar gedrängten,
aber die wesentlichen Funkte berührenden Bericht darüber gegeben und
nenerdings hat dann Drojsen*) sowohl diese militärischen Ereignisse als
überhaupt die Thätigkeit, welche der Kurfürst während dieses Türkenkrieges
entfaltet hat, in eingehender Weise dargestellt und gewürdigt
Wenn der Kurfürst in so eifriger und wenigstens theilweise erfolgreicher
Weise den Kaiser in diesem Türkenkriege unterstützt hat, so hat er dabei
doch keineswegs seine eigenen Interessen ausser Acht gelassen Er hat bei
den Verhandlungen mit Li sola es durchgesetzt, dass der Kaiser den Sold
und Unterhalt der ihm zn Hülfe gesandten Truppen übernahm, und da er unter
Berufung darauf, dass dieses dem Kaiser überlassene Corps stärlfer sei als
das Contingent, welches er nach der Reichsmatrikel zu dem Reichsheere
hätte stellen müssen, jeden Beitrag zu der Ausrüstung und dem Unterhalt
dieses lezteren ablehnte, so hat er wenigstens Geldopfer auf diesen Krieg
nicht verwendet, im ^egentheil selbst während dieser Zeit an den Heeres-
kosten sparen können^). Zugleich hat er diese Gelegenheit benutzt, um
eine alte und schon mehrmals vorgebrachte Forderung an den Kaiser zu
erneuern. Schon auf dem letzten Rei« hstage^^) (1653), dann bei Gelegenheit
der Kaiserwahl Leopolds L (165H) und nachher auch während der durch
die Bundesgenossenschaft im nordischen Kriege veranlassten Verband
0 S. ürk. u. Akt. IX S. 755.
^ S. Droyeen, Beiträge zur Kritik Pufendorfa 8. 89 ff.
») L. IX § 77. 78. S. Droysen a. a. 0.
*) Gesch. der Freuss. Folitik lU, 3 8. 30 ff.
^) 8. Hirsch, Die Armee des Grossen Karfürsten S. '242f.
«) S. ürk. n. Akt. VI 8. 201f. 207. 209. 2nff. 2-2öff. 271.
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. Eioleitnog. 291
lungen ^) hatte der Karfürst die alte Forderang seines Hauses aof die
Zurückgabe des Fürstenthumsi Jägern dorf oder auf eine wenigstens tfaeil-
weise in Landgebiet bestehende Entschädigang dafür geltend gemacht, aber
diese Bemühangen waren bisher immer erfolglos gewesen, der Kaiser hatte
sich znletzt in der dem nach Wien geschickten Oeheimenratbe Friedrich
Y. Jena am 5. Januar 1669 ertheilten Resolution') nur zu einer Oeldent-
schädiguDg im-6etrage von 180,000 Thalern bereit erklärt. Doch hatte der
Kurfürst die Sache nicht ruhen lassen, schon Ende December 1661, als
die Berufung des Reichstages schon als sicher gelten konnte, hatte er in
seinem Geheimen Rathe') die Frage erörtern lassen, ob er nicht wieder
schon jetzt bei Zeiten wegen der Satisfaction für Jägern dorf am kaiser-
lichen Hof anhalten und> wenn diese nicht erfolgte, diese* Sache an den
Reichstag bringen sollte, und Anfang Mai 1662 hatte er dann wirklich an
den Kaiser ein Schreiben gerichtet^), in welchem er nach Recapitulation
der bisher in dieser Angelegenheit geführten Verhandlungen, bei denen, wie
er klagte, sein Haus allezeit mit dilatorischen Resolutionen vergeblich auf-
gehalten worden sei, und nochmaliger Auseinandersetzung des Sachverhaltes
') S. ürk. 0. Akt. VIII S. 339ff. 366flf. 500. 513 f.
*) ürk. u. Akt. VITI S. 371.
^ Geheimenraths-Protokoll vom 18./28. December 1661 ; sam Schluss heisst
es: „Es ist aber ans diesem allen bei dem Discars verblieben nod kein Schluss
geworden.*
*) d. CöId 28. April/ 8. Mai 1662. Der Schluss lautet: «.Ich werde dahero ge-
nöthigt En. Keys. M. nochmals gauE gehorsambst — zu bitten, Sie wollen in
Betrachtang meiner sonderbaren . Dienste und offenbaren klaren Rechteos nun-
mehro geruhen, den jetzigen Detentorem, den Forsten von Lichte ost ein — an-
zobefehlen, sofort mein Herzogthnm Jägerndorf zo raomeo ond mich damit nicht
länger aofbalten zo lassen. Damit aoch Eo. Keys. M. mit dieser Sache so viel
ond allein nicht mehr behelliget. werden dÖrffen, will ich mich bei so bewandten
Umstanden zogleich an mein Herzogthomb ond dessen oorechtmässigen Deten-
torem — halten ond werde also aof des Detentoris fernere Verzögerong mit Eu.
Keys. M. gnädigsten Permission ood Zolass sehen, wie ich ehest wieder zo der
wfirklichen Possession — gelangen könne. Welches mir dann weder Eo. Keys.
M. noch aoch jemand anders gestalten Sachen nach — nicht verdenken, son-
dern vielmehr mir dazo behulflich sein werden. Gleichwie ich aber dieses alles
an Eo. Keys. M. nicht deshalb bringe, als wenn ich mich mit dem Detentore, da
das Recht so latfge nicht zo erhalten ond ich dazo noch destitntos nod objeotost
rechtlich einlassen wollen, also bedinge ich aoch hiermit nochmals zom aller-
feierlichsten ond getröste mich Eo. Keys. M. guädigsten Beistandes.*' In dem
Geheimenraths-Protokoll vom 14./24. April wird bemerkt: „Ein Goncept Schreibens
an I. Keys. M. wegen Jägerndorffische Restitotion von H. Oantzl. Jena verlesen
worden. H. Plateo vermeinte, es sei etwas zo hart eingerichtet. S. Chf. D.
sagten, da?s Sie diese Sache schon zo Osnabrogge hätten wollen anhängig machen,
Graf Traotmannsdorff hätte aber gesagt, man mochte es nicht thon, dann
I. K. M. wollte S. Chf. D. gewiss Satisfaction geben, man sollte es derowegen
•0 lassen, wie es wäre*.
19*
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292 ö. Der TürkeDkrieg.
aad der Rechtsfrage den Kaiser ersuchte, in Aobetraebt ^seiner sonderbaren
Dienste und offenbaren klaren Rechts^ dem Detentor, Fürsten von Lichten-
stein anznbefehlen, sofort das Herzogthum ihm abzutreten, widrigenfalls er
erklärte entschlossen zu sein, sich selbst in den Besitz desselben zu setzen.
Dieses Schreiben scheint garnicht beantwortet worden zu sein, der Kurfürst
aber hat nnn die Gelegenheit, welche ihm die Bemühungen des Kaisers,
für den Türkenkrieg seine militärische Hülfe und sonstige Unterstützung zu er-
langen, darboten, dazu benutzt, um mit allem Nachdruck diese Sache wieder
zu betreiben. Er hat sofort bei den ersten Verhandinngen mit Li sola die
Rückgabe von Jägern dorf gefordert, hat dann das Erscheinen des spa-
nischen Gesandten an seinem Hofe dazu benutzt, um von dem Könige von
Spctnien die Zusage zu erwirken, jene Forderung beim Kaiser zu unter-
stützen, er hat dann einerseits bei den weiteren Verhandlungen, welche
nach seiner Rückkehr nach Berlin mit jenen beiden Gesandten geführt
wurden, eben dieses Verlangen wieder vorgebracht, andererseits durch seine
Gesandten in Regensburg während der Anwesenheit des Kaisers daselbst
diese Sache betreiben lassen, dabei auch sich die Fürsprache des Kurfür-
sten von Sachsen und nachher des ganzen kurfürstlichen Collegiums zu
erwirken gewusst. Trotzdem waren auch diesesm^^l seine Bemühungen ganz
vergebens, nachdem Li sola und der spanische Gesandte ihn mit unbe-
stimmten Versprechungen hingehalten, in Regens bürg die kaiserlichen
Minister die Verhandlungen monatelang verzögert hatten, erfolgte schliess-
lich am 6. Mai 1664 die Resolution des Kaisers *), in welcher derselbe nur
auf sein früheres Versprechen, dem Kurfürsten eine Eotscliädigungssnmme
von 180 000 Thalern zu zahlen, Bezug nahm, aber erlclärte, dass er in seiner
jetzigen bedrängten Lnge ausser Staude sei, diese Summe zu bezahlen, und
dass der Kurfürst sich daher vorläufig gedulden müsse. Der Kurfürst hat
darauf erklären lassen, dass er sich mit einer solchen Resolution nicht zu-
frieden geben könnte, und hat, als der Kaiser im Augnst 1664 mit ihm
wegen Sendung weiterer Hülfstruppen verhandeln Hess, seine Forderung
erneuert, jetzt sogar geradezu die Gewährung jener Hülfe von der Erfüllung
derselben abhängig gemacht, aber auch jetzt nichts ausgerichtet, da der
Kaiser sich inzwischen zum Frieden ent^chlossen hatte und so auf die Sen-
dung der Hülfbtruppen verzichten konnte. Wie der Kurfürst diese Miss-
erfolge aufgenommen, warum er trotz derselben doch immer wieder jene
Forderung erneuert und mit welchen Nebengedanken er sich schon damals
getragen hat, das erfahren wir aus einem, wenige Jahre Später von ihm
aufgezeichneten merkwürdigen Entwürfe znr Erwerbung Schlesiens'), in
welchem er dieser wiederholten Bemühungen um die Wiedererwerbung von
Jägern dorf gedenkt und erklärt, er habe in der Hoffnung auf eine günsti-
gere Zukunft sich durch die Fru< htlosigkeit derselben keineswegs betrüben
') S. oben S. 239.
^ Rauke, Genesis des Prenaslschen Staates S. 518ff; dieses Schrirtstuck
fällt in die Zeit zwidcben 1667 und 1671.
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EinleitQDg. 293
lassen'), dann aber aoseiiiaadersetzt/ welche Rechte er und sein Haus für
den damals in naher Aussicht erscheinenden Fall des Aossterbens des
Habsburgischen Hauses auf ganz Schlesien geltend machen und mit wel-
chen Mitteln dieselben durchgeführt werden könnten.
^) „lomittels, anf das es nicht in Vergas geratüD mochte, offtera ErioDeniDg
tbuo lassen, worauff aber weuig oder gar nichts erfolget ist, wessen Ich mich
keineswegs betrübt habe, denn eio Freondt borgt dem aidereu biss zur gele-
geoen Zeitt."
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Kaiser Leopold an den Kurfürsten. *D. Wien 26. Mai 1663^.
[Die Tärkeogefahr. Bitte nm Hälfe.]
26. Mai. £r bat dem Reichstage voQ der drohenden Türkengefabr Nachricht*)
gegeben, zugleich aber noch an einzelne Stände besondere Gesandtschaften
geschickt. Zum Ef. sich zu begeben hat er den Reichshofrath , Freiherrn
Franciscns de Lisola, beauftragt*)! da er aber bei dem unsicheren
Gesundheitszustande desselben zweifelt, ob derselbe sich rechtzeitig bei
Kf. einfinden werde, so stellt er ihm durch dieses Schreiben seine bedrängte
Lage vor. Er hat nichts unterlassen, was zu einem friedlichen Vergleiche
hätte führen können, hat nach Möglichkeit gerüstet und Vorkehrungen ge-
trofifcn, dieselben reichen aber gegen die Uebermacht des Feindes nicht aus
und tr braucht Hülfe, er bittet daher Kf., ihm solche durch rechtzeitige
Sendung von Truppen, Eriegsniunition und Geld zu leisten.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 25. Juni 1663.
[Drohende Nachrichten von den türkischen Absichten. Bitte um Hülfe.]
25. Juoi. Er theilt dem Ef. die Berichte seiner an den Grossvezier geschickten
Gesandten*) mit, welche zeigen, dass dieser schon den Marsch angetreten
0 Schreiben ähnlicheD Inhalts^hat der Kaiser unter demselben Datum auch
an andere Fürsten abgelassen, 8. Diar. Europ. X S. 328 ff. Londorp VIII
8. 973f. • '
'j S. die Relation der Beichstagsgesandteo vom 8. Juni 1(363 oben Abschn. 4
S. 186.
*) Schon in einem Schreiben vom 2. Mai 1668 hatte der Kaiser dem Kf. an-
gezeigt, dass er Lisola zu ihm senden würde. Der Resident des Kf. in Wien
Andr. Nenmann meldet von dort am 12. Mai, Lisola habe sich heate von ihm
verabschiedet, wolle morgen abreisen and über Breslau und Danzig a grandes
journöes seine Reise zam K f. nach Königsberg aasführen. Ueber die Besorg-
nisse, welche Lisolas Gesandtschaft zam Kf. in Frankreich wie in Schwe-
den erweckte, s. Urk. u. Akt. IX S. 647. 755.
*) Es liegen der Bericht Rennigers aas Griechisch Weissenburg vom
H.Juni und die Berichte von de Goes und Renniger vod demselben Datam
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Sendang Lisola's. 295
uud bei deu Traktateu ganz uubilüge Bediuguugen gestellt hat^ und er-
sucht deoselben, ihm mit allem, was er an Volk, Geld und Munition immer
eutrathen könne^ s^hlennigst an die Hand zu gehen, zugleich seine eigenen
Lande in Vertheidigungszustand zu setzen, damit man dem Feinde wenig-
stens Widerstand leisten könne, bis von den anderen Reichsständen grösse-
rer Succnrs komme.
Der Kurfürst an den Fürsten Portia. D. Königsberg
3. Juli 1663.
[Bereitwilligkeit, die WüDScbe des Kaisera zu erfulleo, seine GegenfordorangoD.]
Wir zweifeln nicht, Ew. Ld. werden aus — des Freiherrn von 3. Juli.
Isola Relationen mit mebrem ersehen, was gestalt wir unb in allen
von demselben proponirten Punkten und Sachen Ihrer Key. M. alier-
gnädigsten Intention gemäss erkläret haben, — also haben wir
auch zu Ew. Ld. das Vertrauen, Sie werden Dero Wohlverniogenheit *
nach unsere Angelegenheiten und billigmässige desideria, insonderheit
wegen des Ilerzogthumbs Jägerndorf bei I. Key^ M. hinwiederumb
bestermassen recommendiren, damit uns darin alle behörige Satisfac-
tion wiederfahre und wir zu unsern so klaren Befugnissen dermaleins
kommen mögen. —
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Königsberg
17. Juli 1663.
[auf das Schreiben vom 25. Juni. Zusage von Hülfe.]
Dank für die Mittheilnogen, Kf. hofift, dass wenigstens der grössere 17. Juli.
Theil der Reichsstände das Ihrige bei der Sache thun werde.
So viel mich belanget, so haben E. Key. M. so viel Staat auf
mich zu machen, als ich nur immer bei meinem £. Key. M. bekann-
ten Zustand werde thun können, ich zweifei auch nicht, es werde der
Freiherr von Lisola E. Key. M. meine Erklärung allerunterthänigst
zu wissen gemacht haben, es ist auch solchem zufolge von mir albereit
die Ordre gestellet, dass zwene hundert Gentner Pulver zu E. Key. M.
über ihre Andieos beim Grossvezier (Lundorp VIII 8. 925 flf., erstere auch Diar.
Europ. X 8. 334ff.) und das Schreiben des Grossveziers an den Fürsten Lob-
kowitz vom 20. Juni 1663 .Diar. Europ. X 8 343ff. Loodorp VlII 8. 930) bei.
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2% i>. Der Tärkeokrieg.
Diiipo«ition naebm Fraokfort an der Oder gebracht werden. Wann
ieh auch nar Xachriehl erhalten, mit was far Sorten an StQekkugeln
und Granaten E. M. gedienet, will ich deroselbea etliche tausend
Stück nachm vorgedacbten Frankfurt schicken, so viel Völker als ich
ror diesmal entrathen kann, wann E. Key. M. Erklärung einlanget,
marcbiren lassen und in meinen Landen alle mngliche Anstalt und
Verfassung machen, auch mich mit allerhand Notdurft an Munition
und Magazins versehen. —
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein*). D. Königs-
berg 20. Juli 1663 (conc. Fürst Job. Georg v. Anhalt).
{Aas welchen. Truppen er das Hälfsheer gegen die Türken, dessen Anfähraog
ihm fibertragen wird, zusammensetzen soll.]
20. Jnll. Nachdem Wir Ihrer Key. M. einige Völker zum Succurs nach der
Hchlesien zu schicken resolviret und dazu eine Compagnie zu Pf. uud
2 Comp. Dragoner von Unseren Preussischen Völkern, imgleichen
500 M. von Ew. Ld. ßegiment und 500 von dem Goltzischen Regi-
ment neben der in Unser Grafschaft Ravensperg liegenden Esqua-
dron Dragoner*) dcstinirt und verordnet, auch Ew. Ld. aus sonder-
barem zu Deroselben tragenden Vertrawen das Commando über diese
Volker aufgetragen: als zweifeln wir nicht, Sie werden solches gern
und willig Ober sich nehmen, wie wir Ihro dan fernere Instruction
Ihres eigentlichen Verhaltens halber hiernegst zuschicken werden.
Inmittelst haben Wir vorberUrter Unserer Squadron Dragoner Ordre
gegeben, mit dem fttrderlichsten sich auf den Marche nach Unserer
Ghur Brandenburg zu begeben und ihres ferneren Verhaltens halber
von Ew. Ld. Ordre zu erwarten, wie Wir dan auch Unserm G.W. v.
Goltzen anbefohlen, 500 M. von seinem Regiment in Bereitschaft
zu halten, damit sie auf fernere Ordre zu Ew. Ld. stossen können,
Welche von Dero Regiment gleichergestalt 500 M. zum March parat
') August, Eweiter Sohn des Hersogs Joachim Ernst von Holstein-Plön,
geb. 9. Mai 1635, war 1669 in den Dienst des Kf. getreten und war Generalwacht-
meister und Oberst des im Halberstädtischen und in der Altmark stehenden In-
fanterieregimentes, s. Hirsch, Die Armee des Grossen Rurfürsten und ihre Unter-
haltung während der Jahre 1660— 1606 (Histor. Zeitschr. N.F. XVII S. 234 ff.).
^) S. ebendaselbst S. 284.
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Bildaog eines Hülfscorps. 297
ZU halten und solche in 4 Compagnien jede ad 125 M. yertheilen zu
lassen belieben wollen; jedoch muss denen dabey comniandirenden
Officieren angedeutet werden, dasB wan hiernegst diese Volker wiede-
rumb in Unsern Landen ins Quartier gehen würden, alles dabey wie'
derumb in den vorigen Stand und auf die jetzige Verpflegung gerichtet
werden soll; die beim Graben 0 arbeitenden Soldaten können Ew. Ld.
dabey lassen, und diese 500 M. von den andern, so in Halberstadt
und der Alten Mark logiren, unterm Coramendo Dero Obristlieutenant
Sparren') marchiren lassen. —
Der Kurfürst an den Feldmarschall v. Sparr. D. Königs-
berg 20. Juli 1663.
[ADordnuogeD iabetreflf der dem Kaiser za Hülfe zü schickeDden Truppen.]
£r hat dem Kaiser Succars ao Volk versprochen, dazu eine Com- t^O. Joli.
pagoi^Kciiter und zwei Cümpaguiceii Dragoner von den P reu ssischeu
Völkern, fünfhundert Mann von dem Golzischen und fünfhundert von dem
Holsteinischen Regiment nebst der in der Grafschaft Ravensberg logie-
renden Esquadron Dragoner destiniert, anch über alle diese Völker das
Commando dcmG. Wm. Herzog zu Holstein aufgetragen. Sparr soll dieses
Werk befördern und dem G. Wni. Golz die nötbigen Ordres zukommen lassen ;
die 500 Mann desselben, sollen in 4 Compagnieen vertheilc und die nöthigen
Officiere bei denbclben bestellt, die Fahnen aber aus dem kurfürstlichen
Zeughause genommen und darauf diese Völker dem Commando des Herzogs
von Holstein untergeben werden, auch mit G.Fzm. Dörfling soll er
dessen Esquadron halber communicieren, welche er nach der Ankunft in der
Mark Brandenburg in drei Compagnieen vertheilen und die dritte einem
qualificierten guten Officier untergeben kann. Er soll wegen dieser Sache
anch mit dem Oberpräsidenten und den Geh. Räthen in Cöln reden, damit
wegen des Marsches, Nachtlager u. s. w. die nöthigen Anstalten bei Zeiten
getroffen werden.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 1. August 1663.
[Dank für die sagesagte Hülfe.]
• Ich habe sowohl aus Ew. Ld. Schreiben vom 17ten nächst ver- i.Aug.
wichenen Monats als auch aus — des Freiherrn von Li sola Relation
') Der 1661 begonaeoe „Nene Graben'', spätere Friedrich- Wilhelms-Canal ,
welcher die Oder oberhalb Frankfurt mit der Spree verbindet, s. über die Yer-
weoduDg von Soldaten dabei Hirsch a. a. O. S. 239.
*) Anselm Casimir Ferdioand v. Sparr, Vetter des Feldmarschalls, s.
V. Möruer, Märkische Kriegsohprsteo S 27.
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298 ö. Der Turkenkrleg.
mit mehrerm vernotuiuen, nicht allein mit was fttr treameinender
guter Resolution Ew. Ld. sich erboten, über die vorhin bewilligte
Mannschaft noch bis in die 300 Reuter und 300 Dragoner mit zu
Bchicken, sonderu auch in was f&r gute Verfassung Sie Ihre eigne
Länder wider allen besorgenden Vorbruch des Erbfeinds zu setzen
im Werk sein.
Dank dafür.
Convention in betreff der von dem Kurfürsten für den Türken-
krieg zu stellenden Hüifstruppen. Signatum Königsberg
23. August 1663.
23. Aug. Nachdem S. Ch. D. zu Brandenburg sich gegen den Keys.
Herrn Abgesandten den Freiherrn de Tlsola erkläret, der Rom.
Key. M. einige von Dero Völkern, als nämlich 1000 Mann zu Fuss,
400 Reuter und 600 Dragoner zum Succurs gegen den Erbfeind%uzu-
schicken, als sein deswegen nachfolgende Puncta abgeredet und —
von dem Herrn Abgesandten unterschrieben worden: 1. S. Ch, D. ha-
ben anfänglich vervvilliget, dass die Reuter und Dragoner zur Monte-
cucolischen Armee'), jedoch diesseit der Donaw und nicht darüber
geführt werden mügen. 2. Die Fussvölker aber gehen nicht weiter
als in Schlesien. 3. Alle Trouppen, welche S. Ch. D. Ihrer Keys. M.
zuschicken, werden an Unterhalt, Verpflegung, Proviant und Quartieren
als in Diensten auf Zug, Ritt und Wachten denen keys. Völkern nach
Proportion überall gleich tractiret. 4 Wan S. Ch. D. dieser Völker
Selbsten von Köthen haben und solche zum Theil oder alle abfordern,
oder I. Keys. M. deren nicht mehr bedürfen würden, müssen solche
ohne einzigen Abgang in solchem Stand und Anzahl, wie sie anitzo
geschickt werden, und zwar ohne einzige S. Ch. D. Kosten oder
Gefahr auf den Grenzen der Chur und Mark Brandenburg geg^n
Schlesien wieder geliefert werden. 5. Weil auch Ihre Key. M. diese
Trouppen auf Dero Kosten unterhalten und verpflegen lassen, so be-
halten Sie dahingegen diejenige 100 M. Rthl., welche jüngsthin an
Ihre Key. M. bey Ihrer Kgl. M. zuHispanien von S. Ch. D. cediret
und abgetreten^), und wollen Sie dessfals hiernegst von Ih. K. M.
*j Dieselbe stand damals nördlich von der Donau in der Nähe von Pressburg,
•8. Diar. Europ. X S. 571.
^ Bei Gelegenheit der Sendung v. Blumenthals an den spanischen Hof
(d. Urk. U.Akt. IX S 574f.) hatte König Philipp IV. dem Kf.,« solange derselbe
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Conventioo mit Lisola. 299
niehts ferner praetendiren. 6. Sonstea soll diesen Trouppen so wohl
im Feld als in den Quartieren ihr Exercitium Religionis nach der A.
C. in Predigten, Administration der Sacramente, Begräbnissen und
andern Dingen ungehindert verstattet, ihnen auch zu solchem End
ihre Frediger gelassen und sie darin keinesweges geirret werden.
7. Wen die Musquetirer in einige Plätze verlegt werden sollten, solchen-
falls lassen S. Ch. D. geschehen, dass sowohl die Officirer als Gemeine,
sa lang sie in den Plätzen liegen, zugleich in I. Keys. M. Eidespflicht
mitgenommen werden. 8. Die Compagnien zu Pferd und Dragoner sollen
unter keine andere Regimenter vertheilet werden, sondern in ihren ab-
sonderlichen Squadronen sowohl bey Occasionen als in Märchen und
Quartieren bestehen bleiben. 9. Gleicher gestalt sollen die Fussvölker
iü dtiin Büudnia mit dem Kaiser verbleiben werde, eine jahrliche Subsidie von
100000 Tbalero versprocheo, deren Zahlanj; durch den spanischen Gesandten in
Wien, Marqais de laFuente, geschehen sollte. Der Kf. hatte darauf mehrmale
(5. Jali, 18. August und 12. October 1660) von diesem letzteren die Zahlung jener
Summe gefordert, aber von demselben immer, zuletzt noch 12. März 1661, die
Antwort erhalten, dass ihm deswegen aus Spanien keine Nachricht zugekommen
sei. Bald darauf aber war bei dem damals in Gleve residierenden Kf. ein Abge-
sandter des Statthalters der spanischen Niederlande, des Marquis de Uarazena,
mit einem gehreiben desselben (d. Brüssel 2{5. März 1661) erschienen, in welchem
dieser dem Kf. mittheilte, sein König habe ihn beauftragt demselben auzuzeigen,
dasB er beschlossen habe, diese Summe ihm jetzt und auch künftig auszahlen zu
lassen, und auf die Mittheilung davon hatte auch la Fuente dem Kf. geschrieben
(d. Wien 4. Mai 1661), er hab« von seinem Könige den gleichen Auftrag erhalten
und hoffe das Geld dazu aus Neapel zu empfangen; die Zahlung war aber auch
darauf nicht erfolgt. Jetzt .nun (3. Juli 1663) richtete Kf. ein Schreiben an
den Vicekönig von Neapel, Grafen von Fenneranda, in welchem er denselben
ersuchte, dem Ueberbringer gegen eine demselben mitgegebene Quittung
100000 Thaler von jenen ihm zugesagten Geldern auszahlen zu lassen, und vom
4. Juli liegt eine schriftliche Erklärung Li sola s vor, dass er vom Kf. eine
Quittung über 100000 von dem Vicekouig von Neapel an denselben zu zahlende
Thaler empfangen habe, welche der Kf. dem Kaiser als Bulfsgelder zum Türken-
kriege überlassen habe (s. auch unten das Dankschreiben des Kaisers vom
23. September 1663). Infolge der Versprechungen, welche der eben damals bei
dem Kf. eingetroffene spanische Gesandte Ucedo demselben machte, dass ihm
ausser jener dem Kaiser cedierten Summe noch weitere 100000 Thaler in Neapel
gezahlt werden sollten, hat der Kf. versucht, vermittelst eines in Wien lebenden
italienischen Kaufmanns Pestalozzi diese Summe zu erhalten, die darüber b'is
in den Juli 1665 fortgesetzte Gorrespondenz aber war ganz erfolglos. Ucedo
erklärt in der am 18. April 1664 zu Berlin mit dem Fürsten Anhalt, O.v. Schwe-
rin und Lisola gehaltenen Gonferenz (^s. das Protokoll derselben unten), dass,
wenn der Kf. in die Rheinische Allianz treten sollte, sein König das versprochene
Geld nicht geben könne.
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300 5. Oer Tnrkenkrieg.
•
nicht hin und wieder vertheilt, sondern ihnen die Quartiere in der
Nähe bey einander assigniret werden, und wen. es ja die Noth erfor-
derte, solche etwas zu verlegen, zum wenigsten 2 Compagnien bey-
sainmen verbleiben. 10. Die Lieferung der Trouppen geschiehet auf
den Schlesischen Gräntzen, und werden I. Keys. M. gewisse Commis-
sarien zu deren Empfahung verordnen. 11. Das Kriegsrecht so wohl
in civilibus als criminalibus neben freier Aunehm- und Absetzung der
Officirer bleibt einig und allein bei S. Ch. D. und denen jenigen,
welche die zum Succurs geschickte Trouppen commandiren, und soll
ihnen dessfalls im geringsten kein Eintrag noch Schoiälerung geschehen.
Instruction, vrornach sich Unser — General Wachtmeister,
Obrister z. F. und freundlicher lieber Vetter Herr Augustus,
Erbe zu Norvregen, Hertzog zu Schlessvrig-Holstein etc. bey
denen I. Keys. M. zu Hulf geschickten Trouppen in ein und
anderm zu achten. D. Königsberg 24. August 1663.
(conc. Fürst J. G. von Anhalt.)
[Wiederholang aod Erläuterung der in der Cooveotion getroffeDeu Verabredongeo.]
24. Aug. Nachdem — Wir — der Conditionen halber — auf welche diese
Hülfe geschickt werden soll — mit dem bei uns anwesenden — FH.
de risola weiter verglichen, als haben Wir zuvorderst dasjenige,
was Wir wegen des Commando über diese Völker für diesem Ih. Ld.
geschrieben, hiemit nochraal wiederholen und solches — Ih. Ld. —
auftragen wollen, der — Zuversicht, Ih. Ld. dasselbe Dero gethanen
Erbieten gemäss willig über sich nehmen und sich dergestalt dabei
comportiren und bezeugen werden, wie es der Sachen Notturfi und
Dero selbst eigener hoher Ruhm erfordert.
2. Die zu diesem Succurs destinirten Völker bestehen in nach-
folgenden Trouppen: 500 M. z. F. von Ih. Ld. unterhaböndem Regiment,
500 z. F. vom Golzischen Regiment, die Derflingsche Esquadron
Dragoner, so in der Grafschaft Ravensberg bishero gestanden, 300
Dragoner, so aus dem Herzogthumb Preussen geschickt werden, das
Fürstl. Radzivilsche Regiment z. Pf, von 400 Reutern, welches
auch aus dem Herzogth. Preussen geschickt wird. —
3. Von obspecificirten Völkern nun können Ih. Ld. an die Dörf-
ingsche Esquadron Dragoner und die 1000 M, z. F. solche Ordre
«rgehen lassen, dass sie sich zu behöriger Zeit und zwar dergestalt auf
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lustiuktion für Herzog Aagust von Holstein. 301
den March begeben, damit sie ohngefähr gegen den . . . bey Grön-
berg in Schlesien aufm Rendezvous anlangen können, gestalt dan ge-
gen solche Zeit die Preussische Trouppen auch daselbst ankommen
werden.
4. Denen Officiren muss beim March ernstlich anbefohlen werden,
allenthalben scharfe Ordre und Disciplin zu halten und an denen Or-
ten, welche sie berühren, nicht die geringste Insolenz zu verüben,
noch zu einigen Klagten Ursach zu geben, welches dan desto mehr
von denselben zu praetendiren , weil ihnen aus ihren jetzigen Quar-
tieren ein Monat Sold mit auf den March vermog ergangener Ver-
ordnung gegeben werden soll, wie dann auch Ih. Ld. die Vorsehung
zu thun wissen werden, damit den Beambten und Obrigkeiten der
Oerter, so der March treffen wird, in Zeiten Notification davon ge-
schehe, damit in ein und anderm die benotigte Anstalt von denselben
gemacht werden könne. Welcher gestalt und auf was Weise aber der
March durch die Mark Brandenburg zu nehmen, solches werden Ih.
Ld. mit denen zu Colin a. Sp. hinterlassenen Oberpraesidenten und
G.H.Rhäten wie auch mit dem G.Feldmarschall Sparren zu verab-
reden haben, damit alles in guter Ordre und ohne Beschwerung der
Unterthanen geschehe.
5. JNicht weniger werden Ih. Ld. nach der Schlesie denen Keys.
Oberampt- Bedienten in Zeiten von Ihrer Ankunft Notification thun,
damit sie von einigen Commissarien auf den Grentzen empfangen, die
Trouppen darauf besichtiget, in die Quartier geführet und mit behöri-
ger Verpflegung versehen werden mögen.
6. Worauf dan ferner Ih. Ld. auf die Conservation und Bey-
behaltung dieser Trouppen fleissig und sorgfältig achten werden, in-
sonderheit damit solche dem Versprechen gemäss mit behörigen Quar-
tieren versehen 'und ihnen ihr Tractament und Verpflegung jedesmal
richtig gegeben werde, die Officirer auch keinen Unterschleif und
Partirerey dabei gebrauchen, sondern denen Gemeinen und Unteroffi-
ciren das ihrige ohne Abzug reichen mUgen.
7. (Convention § 2. 9. und 7.)
8. (Convention § 8.)
9. (Convention § 3.)
10. (Convention § 4.) Also werden Ih. Ld. zu beobachten wissen,
dass diejenige, so etwa abgehen, versterben, verlaufen oder für dem
Teind bleiben mögten, alsofort wieder ersetzet und zu solchem End
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302 5. Der Tärkeokriegr.
die nötige Eecruyten und Werbegelder ausgezahlet, von den OflSeiren
auch zur Werbung und Gompletirung ihrer Coropagnien wQrcklicli
angewendet werden mugen.
11. (Convention- § 4.)
12. (Convention §6.)
13. Das völlige Kriegsrecht über diese Trouppen behalten Ih.
Ld. und die dabei commandirende hohe Officirer in civilibus et cri-
minalibus, welche aber auch auf eiukommende Klage unverzögerte
Justiz zu administriren, alle unverantwortliche Excesse gebührend be-
straffen und darin sich dergestalt bezeigen müssen, damit Niemand
mit Fug über sie zu klagen • Ursache haben möge.
14. Inigleichen bleibt sowoU Ih. Ld. als denen andern Regi-
mentern und Squadronen die Bestell- und Annehmung der etwan ster-
benden oder sonsten abgehenden Officirer, wobey dan dieser Unter-
scheid zu halten, i&ss wen beim F. Radziviischen Regiment wie
auch bey denen Esquadronen der Dragoner einige Officirer vom
Lieutenant an zu rechnen für- dem Feinde bleiben oder sonsten bei
währendem Feldzuge abgehen würden, Ih. Ld. solche mit Communi-
cation der hohen Officirer an diejenige, welche dazu für andern qua-
Kficiret, wieder vergeben mögen. Würde aber ein Christ- Lieutenant,
Ober Wachtmeister, Rittmeister oder Capitain abgehen, solchenfalls
können zwar Ib. Ld. interimsweise das Commando jemand anders
auftragen, die Charge und Compagnie aber bleibt alsdan denen, wel-
chen das Regiment und die Esquadronen gehören, wieder zu verge-
ben, und soll dessfalls anff Ih. Ld. Bericht alsofort behörige Ordre
gestellet werden.
15. Das Commando bey ein oder andern furfallenden Occasion
betreffend lassen wir zwar geschehen, dass die Keys. Officirer, allsie
auch gleich jüngere Officirer als die unserige wären, »den Unserigen,
so mit denselben in einem Grad und Charge sein, furgezogen wer-
den. Wen aber unsere Officirer höhere Charge als die keyserliche
bedienen, solchenfalls- müssen sie auch denselben' nicht cediren noch
sich von ihnen commandiren lassen.
16. Wegen der Gefangenen ist verabredet, dass alle Unsere
Officirer, welche vom Feind gefangen werden mögten, auf I. Keys. M.
Kosten wiederumb befreiet und rangooniret werden sollen; hingegen
gehören auch alle von unsern Völkern eingebrachte Gefangene Ih.
Keys. M., welches Ih. Ld. also zu beobachten wissen werden.
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InatruktioD für Herzog Aagnst vod Holstein. 303
17. Schliesslich stellen wir es Ih. Ld. frei, ob Sie bey 3er In-
fanterie in Schlesien verbleiben oder mU der Cavallerie und den Dra-
gonern zur Keys. Armöe gehen wollen. Und werden dieselben sich im
übrigen gefallen lassen, mit Uns wie anch mit Unserra CF^Marschall
fleissig zu correspondiren und Uns bei allen Posten, was etwa furge-
Jiet, zu berichten. Wünsche Ih. Ld. damit eine glückliche Reise, und
dass diese Expedition und Dero führende Conduite zu Gottes Ehren,
der Rom. Keys. M. allergnädigsten Wohlgefallen und Ihr selbsten zum
unsterblichen Ruhm gereichen mögeO-
Die Geheimen Käthe an den Kurfürsten. D. Coln a. d. Spree
24. August 1663,
[ÄukonftFirDemonts, dessen Bitte, den Marsch der Hiilfstrnppen za beschleunigen.]
Der G.Feldzeagmeister uud Landebhanplmann des Fürstentboms Glo- 24. Aog.
gaa, V. Firnemont, ist hier angekommen, hat sich bei ihnen angemeldet
und auf Grand eines im Auszüge vorgelegten Schreibens L isolas um
Bescbleanignng des MarRcbes der brandenbnrgischen Hülfstruppen gebeten,
da die Türken schon bei Gran ständen nnd die Hülfe, wenn sie sich ver-
zögere, zu spät kommen würde, zugleich wollte er Zeit und Ort, wo er
die Truppen an der Grenze erwarten sollte, besprechen, v. Platen, der
mit ihm, da der Oberpräsident bettlägerig war, verhandelte, hat das Säu-
men des Herzogs von Holstein entschuldigt, der seine Truppen aus ver-
schiedenen Orten, bis aus dem Raveiisbergischen her, zusammenziehe und
deFFen Officlere wegen Mangel an Pferden uud Wagen noch nicht zum
Marsch parat seien, doch sollte der Aufzug möglichst beschleunigt werden^).
0 Unter demselben Datum (Königsberg 24. August 1BG3) erlasst der Kf. A'u-
weidDogen an G.Fm. Sparr, sich des Marsches der Truppen aosunebmen und
wegen des von denselben eiozuschlagendeo Weges sich mit den Gehefmeo Rathen
in Berlin zu verständigen, ao G.Wachtm. Goltz; die von seinem Regiment
Commandierteo in Bereitschaft su halten, an G.Wachtm. Marwitz, mit seiner
Eskadron Dragoner aufsubrecben und weitere Ordre vom Herzog von Holstein
ZQ erwarten, und an die Geheimen Räthe in Berlin, dem Herzog von Holstein
Kommissare entgegenzuschicken, welche die Truppen bis an die schlesische
Grenze bringen sollen, und sich wegen des einzuschlagenden Weges mit G.Fm.
Sparr zu vergleichen.
^ Kf. erwidert (d. Kiauten 31./21. August 1663), er habe schon bei vorij?er
Post Ordre ergehen lassen, dass die Truppen ihren Marsch beschleunigen sollten,
und er hoffe, dass dieselben in kurzer Zeit sich ^n der schlosischen Grenze
Btelleo wurden. Er habe ursprünglich nur die im Ravensbergischen stehenden
Dragoner versprochen, nachher aber noch die in Preusaen vorhandenen drei Com«
pagnieeo hinzugethan.
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304 5. Der Türkenkrieg.
Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg
1. September 1663.
[Bitte Dm BescbleauigUDg des. Marsches der Hülfstruppeo.]
1. Sept. Kf. möge die nöthigen Befehle zur Beschleonigung des Marsches seiner
Hülfstnippen ertheilen^). Baron Vernemont, der deswegen in Berlin ge-
wesen, schreibe ihm, dass dieselben noch keine andere Ordre als sich bereit
zu halten hätten, er selbst erfahre, da<a auch die hiesigen Truppen noch
keinen Befehl znra Marsch erhalten hätten. Er fürchtet, dieselben würden
zu spät kommen.
Der Kurfürst an den Freilierrn de Lisola. D. Insterburg
4. September 1663.
[auf das Schreiben vom \. Sept. Die Marschbefehle sind ertbeilt]
4. Sept. — Sobald man jüngetenhin wegen der Conditionen einig gewesen,
[haben] wir alsofort denen in Teutschland stehenden Trouppen Ordre
ertheilet, aufs schleunigste aufzubrechen und ihren March nach denen
Schlesischen Grenzen zu zu nehmen, wir Zweifeln auch nicht, dieselben
werden anitzo in March begriflfen sein und in kurzer Zeit bei Grünen -
berg anlangen, wie dann gleicher Gestalt denjenigen Compagnien,
welche aus diesem unserm Herzogthumb geschicket werden sollen, die
Ordre zum March bereits ertheilet und denenselben auf den 17. dieses
das Rendezvous im Ambt Marienwerder bei der Weixel assi-
gniret.
Der Kurfürst an den Herzog Augustus von Holstein. D.
Insterburg 9. September 1663.
9. Sept. Die preussischen Compagnieen sind auf dem Marsch, er soll seinen Marsch
so beschlennigen , dass er gegen den 10. October auf der schlesischen
Grenze sein könne.
') Auch der K aiser hatte in eioem Schreiben (d. Wien 20. August I6G0) den
Kf. gebeten, indem er ihm von dem unglücklichen Gefecht, welches Graf For-
gatsch den Türken geliefertiiatte, von der Belagerung von Neu hau sei und der
Vereinigung der Tataren, Walachen und Moldauer mit dem Türkischen Heere
(s. Oiar. Kurop. IX S. 486 ff. 579ff. 591. Theatr. Europ, IX S. 947ff.^ Mit-
Uieilung machte, seinen offerierten Succurs möglichst accclerieren %vl lassen.
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Anmarsch der brandenborgiBcheD HüIfstruppeD. 305
Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg
19. September 1663.
[Eroeate Bitte um Beechleunigang des Marsches der Hulfstrnppen.]
Er beschwört den Kf. aof Grund der in einem beiliegenden Briefe von 19. Sept.
de Soucbes enthaltenen Nachrichten über den Einfall der Tataren in
Mähren^) und die bedrohte Lage der kaiserlichen Provinzen, und da er von
einigen Officieren gehört, dass dieselben einige Tage auf dem Rendezvous
bei Marienwerder bleiben und langsam marschieren wollen, seinen Officieren
den Befehl zu ertheilen; den Marsch auf das äusserste zu beschleunigen.
Der Kurfürst an den Freiherrn de Lisola. D. Rositten
20. September 1663.
[Ursache der Verzogernog.]
— Was unsere Truppen betrifft, so ist Euch genugsam wissend, 20. Sept.
dass dieselbe den ganzen Sommer parat gewesen, und sobald man
der Konditionen nach Wiederkunft des Secretarii von Wien, welcher
zimblich lang aussenblieben, einig worden, — denselben auch anbe-
fohlen, solchen aufs möglichste zu beschleunigen — wie dann solche
Ordren annoch bei dieser Post von uns wiederholet werden'). —
0 8. Diar. Europ. X S. 594 ff. Londorp. VIII, S. 932f., Theatr. Europ.
IX S. 952. Aach v. FernemoDt in einem Schreiben an die Geh. Rathe in Berlin
(d. Gr. Glogan 17. September 1663) giebt denselbeo Nachricht von diesem Ein-
fall in Mähren, von den Befürchtnogen , dass aach die Hauptmacht der Feinde
sich gegen Mähren und Schlesien wenden werde, and von den dort getroffenen
VertheidigangsaDBtalten, and bittet am BeBchleooigang des MarscheB der Hülfe-
troppen. Andr. Neamann meldet aus Wien (<i. September 16G3), die Tataren
seien aber die Waag gegangen, setzt^^n jeneeits der Donao alles in Brand, streiften
bis ans Marchfeld, man erwarte sie etandlich vor den Donaabrücken. S. aach
den Bericht der Gesandten aas Regensbarg vom 21. September oben Abschnitt 4
S. 198, and ürk. a. A kt IX 8. 863.
^ Unter demselben Datam ergeht an den Herzog von Holstein diö Ordre,
wegen der zanehmenden Gefahr seinen Marsch za beschleaaigen; falls die Ravens-
bergischen Dragoner noch nicht bei ihm angelangt seien, solle er die Fossvölker
voraas nach Schlesien marschieren lassen and O.Wachtm Marwitz befehlen, ihm
anfs Bchleanigste za folgen. Die preussischen Reiter ond Dragoner hätten Be-
fehl erhalten, nicht auf seine Ankanft zu warten, sondern ihren Marsch nach der
schlesischen Grenze fortzasetzen.
Maler, z Gesch. d. G. Kurfü raten. XI. 20
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306 &• I>er Tärkenkrieg.
Herzog Augnstns von Holstein an den KarfQrsten.
J). 8. 1. 12./[22.] September 1663.
[auf das Rescript vom 9. September. Ursache seiner Verspätung ]
22. Sept. __ Bin anitzo in vollem Marsch begriflfen, werde nicht manquiren
auf die bestimmte Zeit an die schlesiscfae Grenze anzulangen und
wollte ich schon weiter fortsein, wenn nicht die Derflingsche Dra-
goner so langsam wären, ob ich sie schon mehr als zu zeitig zum
Aufbruch beordert habe ^). Es scheinet, der Oberst Marvitz sei was
nachlässig, er entschuldiget sich, wie auch der 6. major Eller *) schrei-
bet, dass sie mit die Sattel nicht haben können fertig werden. —
Kaiser Leopold an den KurfUrsten. D. Wien 23. Sep-
tember 1663.
[Dank für die Hfilfe. Bitte, die Fosstnippen bis Mähren vorrücken za lassen.]
23. Sept. Er hat dorch L is ol a Nachricht von dem Jlülfserbieten des Kf. erhalten.
So nimb ich die bewilligte sowohl Volk, als die bei der Cron
Spanien ausstehende hunderttausend Reichstlialer *) GeldhQlf zu freund-
gnadigem Dank an und ersuche solchem nach Ew. Ld. — dass Sie
die Völker ehest mQglich, und zwar die Reuterey und Dragoner wo-
hin sie destiniret, auf das schleunigste fortziehen, die Infanterie
aber, weil dieselbe, als ich vemimb, alte versuchte Rnedht sein und
die Zeit vor dem Winter kurz, wenigst bis in Mähren, welches ihro
nur umb ein geringes weiter als Schlesien entlegen, fortgehenlassen
wollen. —
Memoire & S. A. E. de Tenvoy^ d'Espagne,*) Pr. Königs-
berg 3. Octobris 1663.
[Zablong der Snbsidien. Anflösang der Rheinischen Allians. Aafnahoie des
Königs von Spanien in die Oeneralgarantie des Reiches. Erledigung der Jägern-
d orfer Angelegenheit]
3. Oct. S. M. le roi mon maistre par sa lettre du 29 d'aoust me com-
mande de reiterer les remerciments a S. A. E. tant du secours qu'elle
0 Aach am 27. September meldet er dem Kf. von Zossen ans, er sei dort
angelangt und würde schon weiter sein, wenn er nur die Dragoner fortkriegen
könnte, von denen er noch nicht wisse, ob sie ober die Elbe seien.
^ Qouverneur des Sparenberg im Ravensbergischcn.
^ S. oben S. 299.
^} Im Jnli 1668, bald nachdem Lisola in Königsberg erschienen war, hutte
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Antrage des spanischen Gesandten. 307
donne a Tempereor que pour la perseuerance qu'elle tesmoigne dans
sa bonne resolation de lie 86 point separer des interests de la tres
auguste maison et de ne uouloir entrer en aucune [alliance] a son
preiudice et sans son inclusion.
Elle m'aduertit aussi, qu'elle a despeschö de nouueau au Vice
Roy deNaples, affin qa'il haste le premier payement des cent mille
escus, et luy donn6 en celä tant de presse et des ordres si preeis,
qu'elle veut meme, qu*il laisse toutes autres eonsiderations et dif&eultä
en arriere pour satisfaire a cette Obligation, de sorte que celuy, a
qui V. A. E. en a donn6 la Charge, serä fort bien receu et bien traittä, et
il en serä de mesme h qui que ce soit, qu'il plairrä a S. A. E. enuoyer
en cour d'Espagne.
S. M. tesnioigne desirer et trouuer fort a propos que Ion tra-
uaille a desfaire doucement la ligue du Rhin, en quoy Ion negotie a
present non sans esperance de succes, les electeurs ecclesiastiques
sich dort auch ein spanischer Gesandter Sebastian d'Ücedo eingefanden (s.
Pafendorf 1. IX § 58 (S. 598), 64 (8. 604); Droysen m, 3 S. 29 nennt denselben
irrthümlich Macedo). König Philipp IV. in seinem Creditiv (d. Madrid 6. October
1662) nennt denselben: in nostro Mediolanensis statns exercitu praeciponm no-
strnm antigrapbum und bezeichnet als den Aaftrag, den er demselben ertheilt, dem
Kf. seine Freundschaft zn bezeugen und dieselbe noch mehr zu befestigen.
28. Mai 1663 melden der Oberpräsident v. 8chwerin*and die Geheimen Räthe
in Berlin dem Kf., dass nach einer Mittheilang A. Nenmanns aus Wien der Ge-
sandte dort angekommen sei nnd nach Berlin reisen wolle, und fragen an, wie
sie sich demselben gegenüber verhalten sollen, worauf Kf. (d. Königsberg 7. Juni
1663) sie anweist, denselben zu ihm dorthin zu verweisen. In einem am 23. Sep-
tember daselbst übergebenen Memoire spricht derselbe dem Kf. auf Grund eines
Schreibens seines Königs vom 15. August dessen Dank für die ihm, dem Gesand-
ten, bereitete freundliche Aufnahme und für die Zuneigung, welche Kf. gegen den
König und dessen Haus bezeugt habe, ans, versichert, dass das Versprechen
wegen der Subsidienzahlung'(8. oben S. 299) in Neapel zur Ausführung gebracht
werden wurde, ferner dass derselbe in betreff des Ceremoniells (darüber hatte
schon V. Blumenthal 1660 (s. Urk. u. Akt. IX S. 572) den Auftrag gehabt, mit
dem spanischen Hof zu verhandeln) die näheren Vorschläge des Kf. erwarte,
welche er, der Gesandte, inzwischen eingesandt habe; er macht ferner dem Kf*
Anzeige von der Verlobung des Kaisers mit der Infantin (dieselbe war .am
27. März (s. Diar. Burop. X S. 242) zu Madrid publieiert worden) und entschul-
digt, dass dies nicht schon früher geschehen sei, damit, dass man am spanischen
Hofe nicht gewusst habe, wohin man den betreffenden Befehl an den Gesandten
schicken solle, endlich ersucht er im Auftrage des spanischen Gesandten in
Wien Marquis de laFuente den Kf, seinen dortigen Gesandten anzuweisen,
mit demselben in nähere Verbindung zu treten. — üoedö ist dem Kf. nachher
von Königsberg nach Berlin gefolgt und ist bis Ende December 1664 bei dem-
selben geblieben.
20*
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ö. Der Tärkenkrieg.
cominencant d'ouurir les yeux et de conoistre, que les uns de cette
ligue ne sont pas conformes a Tiaterest des princes de Tenipire, et
si la chose reussit en cette conformitö, Ion aura ueritablement ce qae
Ion desire, mais Ion ne \siUBe- pas pour cela de juger, qu'il sera fort
apropos, que S. M. seit comprise dans la garantie generale de Tem-
pire, ce qui ne luy peut estre refusä comme membre de ce corps,
ayant mesnie extremement approouä la proposition de faire une ligue
entre S. M. I. et les autres princes de Tempire, qui uoudront y en-
trer pour la commune seuretä.
Desirant aussi a S. A. E. toute sorte de satisfaction eile ordonne
au duc deMedina de las Torres, son premier ministre, de traitter
aucc Tanibassadeur de Tempereur pour trouuer le moyens d'aiuster
raflfaire de Jcgersdorff a rentiere satisfaction de S. A. E., a quoy
S. M. et le duc de Medina apporteront toute sorte d'application,
afßn que S. A. £. seit pleinement contente.
Kaiser Leopold an den Kurfltrsten. D. Wien
3. October 1663.
[Die DefeDsioDSverfassong auf dem Reichstage.]
3. Oct. Die Türken haben Nenhänsl genommen, der Saltan soll im nächsten
Jahre selbst ins Feld ziehen wollen, die Eiblande des Kaisers und die an-
grenzenden Lande sind in grosser Gefahr. Daher hat er durch den Erz-
biechof von Salzburg den Reichstag aufgefordert, den punctum defensionis
wenigstens provisionaliter nach eines jeden Vermögen einzurichten. Er er-
sucht Kf. seine Gesandten anzuweisen, dazu mitzuwirken, dass zunächst
diese Defensionsverfassnng znt^ta:ide gebracht und erst nachher von der
Capitulation gehandelt werde.
Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg
4. October 1663.
[Die Infanterie soll bis Mähren vorgehen. Wunsch einer schnellen Beendignng
der prenesischen Wirren.]
4. Oct. — Sa Majeste Imperiale se sent fort obligee des secours, qu'il
a pleu ä V. A. S. luy envoyer — eile souhaitte seulement pour comble
de faueurs, qu'il plaise a V. A. S. envoyer un ordre a M. Ic prince
d'Holstein, a ce que Tinfanterie puisse passer jusques en Moravie,
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Marsch der brandeoburgtscheo Hülfstroppen. 309
ou eile sera bien traittee et conservee aussi soigneusement que si
elles demeuroient en Silesie, le principal interest a present est de
eonserver ce pays et le preserver de rinondati<^n de ces barbares,
qui pourroient facilement penetrer plus' outre. Si les ennemis nous
voyent prepares a la deffence, ils modereront leur audace, mais s'ils
voyeut nos trouppes dispersees ailleurs et la Moravie desgarnie, cela
leur donnera courage d'y entrer. — Je luy despesche mon secretaire,
affin que, s'il est possible, il me rapporte les ordres de V. A. pour M.
le prinee d'Holstein et que je puisse expedier le Courier sans delay.
Nostre cour est dans une grande impatience de voir V. A. S.
hors de ces embarras de Prasse pour pouvoir de plus pröz commu-
Diquer auec eile et songer a la commune seuret^. II Importe de ter-
miner icy les affaires en toutes facons, j'en souhaitte a V. A. S. un
succez tel, qu'elle peut desirer, esperant, que Dieu benira la justice
de la cause commune et qu'il confondra a la fin ceux, qui auront de
mauvais desseins. —
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Freystadt
zwei Meilen von Grüneberg 25. September/ 5. October 1663.
[Das Rendezvoue der Trappen soll za Frejgtadt sein, Zustand der Truppen, noch
keine Anweisung wegen der Quartiere.]
— Berichte derselben, dass ich gestern als den 4. dieses bei 5. oct.
Grüneberg angelanget mit den commendirten 500 Mann meines Begi-
ments, weil aber die Kais. Commissarii nicht vor gut befunden, dass
der Bendevous der sämbtlichen Truppen dort sein sollte, so habe ich
mich mit ihnen verglichen, dass es alhier, wo ich itzo stehe, sein
sollte. Die Preussischen als Goltzschen auch die Derfflingsche
Dragoner stehen itzo alle umb Crossen, und hab ich ihnen befohlen,
den Marsch hie her zu richten, damit Ghurf. 6n. Lande nicht von
unnöthigem Stilliegen mQgen beschweret werden. Ich will hoffen, es
sei solche Ordre unterweges gehalten, dass E. Gh. Gn. desswegen
keine Elachte vorkommen werde. Von den Preussschen Dragonern
seind 150 zu Fuss, von den Bavensperschen bei 60, das Fussvolk
und Beutter seind noch im guten Stande. Ich habe schon zu unter-
schiedliche Mal an das Oberamt geschrieben, umb mich zu erkundigen,
wo die Quartier uns werden assigniret werden, so wollen sie noch
von nichts wissen und schreiben, dass deswegen von I. Kais. M. noch
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310 ö. Der TörkeDkrieg.
nichts befohlen* Ich schreibe auch diese Post deswegen an dem Fürst
Conzaga und Lobcovitz als Krieges Präsidenten. Und weil das
Oberamtjbegehret, dass ich mit den Truppen den graden Weg nach
Breslau marschieren soll, so werde ich, sobald sie nur etliche Tage
ausgeruhet, demselben nachleben. —
Der KurfUrst an den Kaiser. D. Königsberg 7. October 1663.
[auf das Schreiben vom 23. September. Die Fusstnippen sollen nach Mähren
marschieren. Erinnerong wegen Jägerndorfs.]
7. Oct. — Auf dass Ew. Key. M. ferner sehen und erfahren möge, dass
ich derselben nach Müglichkeit willig und gern an Hand gehe, so
habe ich den Herzog von Holstein beordert'), dass er die Fussknecht
nachm Mähren marchiren lassen solle, und will ich nicht zweifeln,
weil sie albereit in der Schlesie ankommen, sie werden auch nu
ehest in Mähren sein — habe auch das sichere Vertrauen zu E.
Key. M., Sie werden endlich meiner gerechten Jägerndorfischen
Sache ihre abhelfliche Mass geben und mich dadurch zu Dero Dienst
noch freudiger machen. —
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Wanse^ 21. October st n. 1663.
[Streit wegen der Quartiere.]
21. Oct. Gleich itzo bekomme ich Schreiben von Breslaw, dass Bie auch
das Fussvolk hier im Lande nicht behalten wollen, sondern wollen,
wir sollen zur Armee gehen, habe ich mich deswegen auch resolviret,
auch die Reutter und Dragoner nicht abfolgen zu lassen, sondern will
mich im bischofflichen NeuB(?) setzen mit ßeutter, Dragoner und
Fussvoik und dorten so lange stehen, bis sie sich entweder ein an-
ders resolviren, oder Ih. Chf. Gn. ein anderes befehlen. Es scheinet,
sie achten unser nicht, weil es gegen Winter, wollten unser wohl gern
wieder los sein. —
') Kf. ertheilt demselben (d. Königsberg 7. October 16G3) den Befehl, die
Fuasknechte bis nach Mähren, aber nicht weiter, marschieren nnd in gute Oerter
legen zu lassen.
^ Wansen, an der Ohlau im Regierungsbezirk Breslau, s.w. von Brieg.
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Streitigkeiten wegen der Quartiere. 311
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zobten 22. October st n. 1663.
[Verdächtiges Verhalten der kaiserlichen Behörden, üble Lage seiner Truppen.]
— Berichte deroselben nochmals — dass sie uns hier weder 22. Oct.
Quartier noch Verpflegung noch nichts gestehen wollen, wollen, wir
sollen zur Haubtarmee gehen. Ich weiss nicht, was ich vor Gedanken
schöpfen soll, sie reden hier, ob sollten wir auf das Fürstenthumb
Jegerndorff oder Schweinitz und Gaur einig Absehen haben.
Selbe Gedanken ihnen zu benehmen, habe ich ihnen die Punkten, so
in meiner Instruktion von Ih. Churf. Gn. auf das Quartier und Ver-
pflegung gehen, abcopiren lassen, werde sehen, was sie nun machen
werden. Ich habe neue Munition von ihnen begehret, wenn wir ja
auf die Grenze gehen sollten, welches mir auch abgeschlagen worden,
bin also übel daran und sehe ich nicht, wie wir ein paar Monat hier
ohne unsern Buin subsistiren werden, ja nicht den November aus. Ich
habe E. Gbf. D. schon neulich berichtet, wie dass wegen des weiten
Marsch über 100 Dragoner von beiden Spuadronen zu Fuss, wie
auch bei die Reutter wohl 50. —
Die Beutter stehen itzo in der Grafschaft Gl atz*), ich will mit
den Reuttern zur Seuchen Armee gehen, welche 1500 Mann stark und
bei Eremsier stehet, und werde das Fussvolk unter Conduite des
Ob. L. Sparren hier stehen lassen. —
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Königsberg
22./ 12. October 1664.
[auf das Schreiben vom 3. October. Ratl^schlage inbetreflf der Kriegführang.]
Er wird seiner Gesandtschaft in Regensburg dem Wunsche des 22. Oct.
Kaisers gemäss Weisung zugehen lassen *).
0 Qottfr. von Jena sendet aus Regensburg dem Kf. ein Schreiben der Bob-
mischen Regierung an den Erzbischof von Salzburg (d. Prag 22. October 1663),
welches ihm dieser mitgetheilt hat. Darin wird geklagt, dass 600 Dragoner und
400 Reiter brandenbnrgische.Hnlf8truppen mit zwei Stäben und sehr vielem Tross
nach Böhmen gekommen seien, welche nur der Ordre des Herzogs vorn Holstein
parieren wollten, «sich unbewusst der Regierung und ohne einigen von dem Kaiser
vorher eingelangten Befehl sich von Selbsten logieret, stattlich traotieren lassen
nnd von keiner Zahlung melden". Der Erzbischof wird gebeten , sich bei den
brandenborgischen Reichstagsgeiaandten zu verwenden, dass diese Truppen wieder
von dort fort und nach Oesterreich, oder wo sonst der Kaiser befehle, abgeführt
wfirden und dass sie in den kaiserlichen Landen der dortigen Regierung den nöthigen
Respect erwiesen.
*) S. das Rescript an die Gesandten in Regensburg vom 22. October 1663
oben Abschn. 4 S. 201.
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312 5. Der Türkenkrieg.
E. Key. M. werden besser thun, wann Sie alles, was müglich,
zusammenziehen und das Hauptwerk des Erbfeindes vornehmlich re-
spiciren, weil doch ohnmQglich mit zertheilter Macht und einzelnen
Trouppen oder Regimentern ihme Abbruch zu thun oder sein Dessein
zu brechen. — Deroselben will ich auch aus aufrichtigen getreuen
Herzen als ein getreuer Churftirst ohnmassgebig rathen, ob es nicht
müglich denen Evangelischen in dero Erblanden mehrere Gewisseus-
freiheit zu gönnen, und zweifele nicht, es werde solches zu E. Key.
M. merklichen und unausbleiblichen Nutzen und Besten gereichen, zu-
mal sie dergleichen unter den Türken zu gemessen. —
Der Kurfürst an die Fürsten von Brannschweig^ Hessen^ Wür-
temberg, Altenburg, Gotha, Weimar, Anspach, Oalmbach, Sim-
meni, Mecklenburg, Anhalt and den Administrator zu Halle.
D. Königsberg 15./ 25. October 1663.
[MabnoDg, aaf dem Reichetage für die Törkenhülfe zu wirken ]
25. Oct Er weist auf die dem ganzen Reiche drohende Türkengefahr hin, be-
klagt, dasB man anf der gegenwärtigen Reichsversammlnng so wen'g Eifer
in Beschützung der Christenheit und Rettung des Kaisers zeige , sondern
lieber die Zeit mit solchen Sachen, welche bei weitem nicht so pressant
seien, zubringe, ersucht denselben zur Herstellung des so nöthigen extra-
ordinären Defensioaswerkes mitzuwirken und seine Gesandten zu Regens-
burg dahin zu instruieren, dass diese Materie, und zwar, wenn nicht eher,
doch vor Ausgang des Winters und vor Herannahen des Frühlings erledigt
werde *).
') Darauf antwortet zuerst Herzog Ernst von Gotha in einem langen Schrei-
ben (d. FriedeoBtein 28. October /[7. November] 1663), in welchem er erklärt, er
sei mit Kf. durchaus darin einig, dass in solcher Gefahr das Reich hohe Ursache
habe, sicn anders und besser anzogreifen. Doch ständen dem manche alten
Schäden hinderlich entgegen: das grosse Misstraaen und die Zerrüttung unter
den Ständen in geistlichen und weltlichen Sachen, der verderbliche Eigennutz
und die bei den Vorfahren nicht erhörte Pracht und der Luxus, der «mit Oppression
und EnervatioD der armen Unterthanen*' an den meisten Orten getrieben werde,
sowie die Mängel der Justiz. Er sei bereit, nach Kräften zu helfen, und er ersucht
den Kf., der sowohl zur Abwendung der Gefahr von aussen als auch zur inner-
lichen Besserung des gefahrlich laboriereoden Status publici viel beitragen könne,
beideilei Zwecke bei den ReichBConsoltationeD in Obacht zu Lehmen, dass neben
der Kriegsbereitschaft wider den auswärtigen Feind auch die Harmonie zwischen
Haupt und Gliedern des Reichs und dieser Glieder Proportion und Correspondenz
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Die brandeDbnrgischeD Hülfstruppen in Mähren. 313
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Riesen-
burg 4 November 1663.
[auf das Scbreibeo vom 21. October. Wiederholang der Ordre vom 7. October.]
Er ersieht, dass dem Herzoge eeiue Ordre noch nicht zugegangen ist, 4. Nov.
wiederholt daher dieselbe, dass er auf Ordre' des Kaisers seine Fussvöliser
bis nach Mähren, aber nicht weiter, gehen lassen solle, wegen der Reuter
ond Dragoner aber bleibe es bei der vorigen Abrede und Verordnung.
Es verwundert ihn nicht wenig, dass man sich der Völker nicht mehr an-
nimmt and derselben sich besser zu bedienen sucht.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. *D. Bei
Troppau 5. November st. n. 1663.
Er hat des Kf. Ordre vom 7. October erhalten , marschiert heute nach 5. Nov.
Troppau, um dort nach Mähreu überzugehen. F.Zm. Souches schreibt
ihm, dass seine Quartiere im Olmützschen und Stern bergseben Kreis
sein sollen. Die Truppeu siud in gutem Stande.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Sterenberg 12. November 1663.
[Die Quartiere in Mähren.]
Er hat nunmehr die Quartiere in Mähren, wie eine beigefügte Speci- 12. Nov.
fication angiebt, bezogen. Die Quartiere sind ziemlich gut, von Geld will
man aber noch nichts wissen, sondern vertröstet ihn auf den Landtag ')>
welcher den 18. dieses zu Brunn gehalten werden soll. Die türkische Ar-
mee steht noch bei Neuhäusel, den F.Zm. de Souches hat er, da der-
selbe von hier abwesend ist, noch nicht gesehen.
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein.
D. Oöln a. d. Spree 9./[19.] November 1663.
[Forderung schärferer DiBcipIin.]
Da die kaiserlichen Minister Klage geführt haben, dass seine Truppen 19. Nov.
schlechte Ordnung und Disciplin halten, Kf. auch nach i^eiuer Rückkehr
hieher vernommen hat, dass dieselben auch auf dem Durchzuge durch seine
befördert werde. — Auch von deu andereo Fürsten trafen im Laufe des November
Schreiben mit äholicheo allgemeineu Erbietungen fin.
*) S. den Extract aas der diesem Landtage vorgelegten Proposition Diar.
Europ. X 8.887.
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314 5. Der Türkenkrieg.
eigenen Lande nicht aller Orten gleich gute Disciplin gehalten, so weist er
ihn an, seiner Instruktion gemäss bei allen seinem Commando anvertrauten
Völkern scharf und ernstliche Ordre zu halten und die vorfallenden Inso*
lentien exemplariter zu bestrafen, auch die Officiere zu Haltung scharfer
Disciplin bei Vermeidang der Ungnade des.Kf., Entsetzung ihrer Chargen
und nach Befinden Leib- und Lebenstrafe anzuweisen.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Sterenberg 28. November 1663.
[ZusammentrefifeD mit de Souches, dessen ForderoDg, io Böhmen Quartiere za
beziehen, und andere verdächtige Reden.]
28. Nov. Er hat vom Kaiser Befehl i) erhalten, seine Reiter und Dragoner mit
F.Zm. de Souches eine Cavalcade nach Ungarn^) unternehmen zu
lassen. Obwohl darin nicht enthalten war, dass er selbst mitziehen sollte,
hat er sich doch entschlossen, dieses zu thun, um besser auf die Leute
Acht zu haben, da er gehört, de Souches wolle die Dragoner in den un-
garischen Bergstädten diesen Winter lassen, wo sie unfehlbar hätten cre-
picren müssen.
Wie ich nun den 24. dieses bei Hung. ßadisch, wie meine Ordre
vom F.Zm. lautet, mich eingefunden und gleich zum de Souches bin
geritten, mich von ein und andern zu bereden, so hat er mir gleich Or.
der ertheilet, wieder in die Quartier zu gehen; und wie ich mich darüber
beschweret, wendete er vor, der Feind hätte sich zurückgegeben und
hätte uns bei sich itzo nicht nöthig, und dass er bastant genug wäre, das
Sächsche Fussvölk allein hin zu convoyiren, wo es diesen Winter stehen
bleiben sollte^), sagete darneben, dass L Maj. mir Order ertheilen würden,
mit FussYolk und allem in Bohemen Quartier zu beziehen. Weil aber
Ih. Ghurf. Gn. Order lautet, das Fussvölk nicht aus Mähren gehen zu
lassen, so werde ich mich an Churf. Gn. Order halten. Der .F.Zm.
versicherte mich darneben, dass Ih. Maj. nicht gesinnet wären, uns mit
Verpflegung versehen zu lassen, sondern praetendirten, dass Ew. Churf.
Gn. selbe gleich andern Churf. selber bezahlten, und haben wir bis
datto noch nichts empfangen, werde desswegen Ew. Churf. Gn. gnä-
0 d. Wien 11. November 1663.
^ S. Diar. Enrop. X S. 920. Der Haaptsweck derselben, Novigrad und
Leweoz zu entsetzen, wurde nicht erreicht.
^) Die K.eächsicheD Hnlfstruppen, 1174 Mann z. Fuss unter dem O.Lieutenant
JohüDü Christoph Brand v. Lindau waren Ende September in Böhmen an-
gelangt; und bezogen die Winterquartiere in Oberangarn in der Gegend von Krem-
üitE. S. Schuster und Francke, Gesch. der Sächsischen Armed I S. 85.
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Klagen über schlechte DUclplin. AeasseraDgen de Soaches. 315
dige Verordnung erwarten. Er gedachte, dass, so Ew. Churf. Gn. ßich
nicht resolviren würden, diese Völker Ib. Maj. ganz zu schenken, dass
sie selbe aucb nicht unterhalten würde, verspräche mir auch darbey,
dass, wen Ib. Churf. Gn. solches eingehen würden, Ib. Maj. gesinnet
wäre, bey der Armee mich als General Wachtmeister zu bestätigen.
Wie ieh- aber vorwandte, dass so lange Ew. Churf. Gn. mich in dero
Dienste gnädig leiden wollten, ich keinen anderen Herrn verlangete,
ward er sehr still. Und ob dieses nun zwar blosser Discours, so habe
ich doch Churf. Gn. hiermit gehorsamst ersuchen wollen, wenn sie
sich hierzu resolviren sollten, weil ich nicht zweifele, dass fleissige
Ansuchung hierumb geschehen wird, dass sie doch meiner nunmehro
4 Jahr lang geleistete Dienste in Gnaden eingedenk sein wollten und
mich aus dero Dienste so gar nicht zu verstoszen, zumahlen ich nicht
gesinnet, ausser Diensten Churf. Gn. mich hier zu engagiren.
Herzog AugUBtus von Holstein an den Kurftirsten.
D. Sterenberg 30. November st. n. 1663.
[aaf das Rescript vom 9./19. Vertheidigang gegen die Vorwurfe wegen schlechter
Disciplin, Klage über die Verpflegung. Meuterei. Neue Quartiere in Böhmen.]
In den Earfürstlichen Landen weiss er nicht, dass auf dem Marsch ir- 30. Nov.
gend eine Klage erhoben sei, die nicht sofort remediert worden, er verlangt,
dass die Kommissare, welche ihn durch die Mark geführt, ihre Klagen
schriftlich aufsetzen. In den Kaiserlichen Landen ist er von Anfang an
schlecht tractiert worden, man hat ihm keine Verpflegung noch Quartier
geben wollen, so hat er an vielen Orten snbsistieren müssen, doch sind da-
bei besondere Excesse nicht vorgefallen und ist strenge Jnstiz geübt worden.
Man bleibt hier dabei und will ihm keine Verpflegung geben, er hat seit-
dem er in den kaiserlichen Landen ist nicht mehr als 7000 Gulden empfangen.
Li sola hat nach Breslau geschrieben, Kf. hätte ihm 40000 Rthlr. zu Be-
zahlung der Leute mitgegeben ; wenn solche Reden bei den Soldaten laut-
bar werden sollten, so könnte das üble Folgen haben, schon vor etlichen
Tagen hat des Landhofmeisters Wallenrodt Compagnie gar eine Meuterei
angefangen, indem sie behauptet, es restierte ihnen noch so viel aus Preussen,
sie hätten von dem Landhofmeister noch ao 4000 Rthlr. zu prätendieren ;
er hat dem O.L. Koller befohlen, es zu untersuchen.
PS. Man verlangt von ihm, er solle mit allen seineu Truppen nach
Böhmen gehen, er erwartet des Kf. Ordre.
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316 5. Der TürkeDkrieg.
Der Kurftlrst an Herzog Augustus von Holstein. D. Colin
22. November /[2. December] 1663.
[Verwendang der Truppen. De Soaches' AensseraogeD.]
2. Dec. Niichdem der Kaiser begehrt Oi dass die Infanterie weiter vorrückea
solle, gestattet er, dass dieselbe bis nach Mähren gehe, za Verrichtung
der Inipresa aber soll unr die Hälfte der Völker hergegeben und ausdrück-
lich bedungen werden, dass dieselben nach verrichteter Expedition wieder
in die Quartiere zurückkehren sollen, Reuter und Dragoner dagegen können
wohin es der Dienst dos Kaiser fordert employiert werden. Den Bericht
über de Souches' Discurse hat er mit Befremden gelesen und deswegen an
den Kaiser geschrieben'), er erwaitet ausführlichen Bericht über die bishe-
rige Verpflegung.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Sterenberg 4. December 1663.
[Quartiere in Böhmen.]
4. Dec. Der Kaiser hat der Landesbauptmaunschaft in M ä h r e n befohlen, seinen
Truppen den Monat November zu zahleui dieselbe kann aber mit den Ständen
noch nicht richtig werden. Der Kaiser hat durch F.M. Montecuccoli
ihm befohlen, mit allen seinen Völkern nach Böhmen zu marschieren und
dort die Quartiere vom 1. December an sich zahlen zu lassen, er ninss dar-
auf eiugehen, will aber hier so lange bleiben, bis der volle Monat November
gezahlt ist').
*) lu einem Schreiben an Li sola vom 27. October, welches dieser von Kü-
Stria aus am 7. November dem Kf. zugeschickt hatte.
^ Dieses Schreiben liegt den Akten nicht bei.
3) Am 7. December meldet er, dass er, obwohl ibm der Rest auf den November
noch nicht gezahlt sei, doch um nicht zu Klagen, als ob er des Feldmarschalls
Ordre nicht stracks pariert, Anlass zu geben, morgen nach Böhmen aufbrechen
wolle. Doch steht er noch am 16. in Steruberg und meldet von dort aus an
diesem Tage, die Dragoner, welche am weitesten zurückständen, würden heute
den Marsch nach Böhmen beginnen, er selbst würde noch zwei Tage warten und,
wenn er bis dahin keinen Befehl vom Kf. erhalte, auch mit dem Fussvolk auf-
brechen, am 16. werde er mit allen Truppen bei Landeskron in Böhmen stehen,
wo Kommissare dieselben zählen sollten, .welches mir recht lieb, weil ich ge-
wiss weiss, dass wir bei 200 Mann stärker sind als 2000''. Kf. genehmigt (d.
Cöln 8./ 18. December 1663) die Verlegung der Quartiere nach Böhmen.
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Yerlegnog der Qaatriere nach Böhmen. Confbrenz mit Lisola und ücedo. 317
Protocollura, was bei der Conferenz, so I. F. D. der Fürst
von Anhalt und der H. O.Präsident Freih. v. Schwerin mit
dem Kaiserlichen und Spanischen Gesandten, * dem H. Baron
de Lisola und Don Sebastian d'Ussiedo [gehalten], vorgegan-
gen, am l./[lli] December 1663.
[Massregelo gegen die Türken.]
Fürst Anhalt macht den Ingress, weil die H.H. Gesandten zn unter- ll.Dec.
Bchiedenen Malen bei Kf. Anregung gethau^ dass von dem Türkischen Wesen,
wie auch von den Reichssachen und Polnischen Händeln möchte conferiert
werden, so hätte Kf. diese Conferenz verordnet und möchten sie belieben
anzudeuten, von welchem Punkte man zuerst reden wollte.
Lisola stellt zn ihrer Wahl, welchen Punkt man dieses Mal vornehmen
wolle.
F.Anhalt: Weil die Gefahr von den Türken die gröste, würde das
nöthigste sein, davon zuerst zu reden.
Lisola: Der Kaiser thäte dagegen alles, was in seinen Kräften siehe,
hoffe im Frühling 50000 Mann ins Feld zu fuhren, ziehe selbst jetzt nach
Regensburg, die Assistenz dort zu befördern, er selbst wäre deshalb zurück-
gekommen, um Kf zu dieser Reise zu disponieren, der Kaiser fürchte, andere
möchten sich ein Fxempel daran nehmen, wenn Kf. nicht käme. Wie er
von Königsberg weggezogen, wäre Kf. gar geneigt zu dieser Reise gewesen.
F.Anhalt: Es wäre ihm schon gesagt, was Kf. daran verhindere ^))
dies würde aber dem Kaiser nichts schaden, da Kf. dessen Intention auch
durch seine Gesandten genugsam befördern würde.
L. hat darauf zu wissen begehrt, was des Kf. Meinung wäre, wie es
mit dem Succurs anzustellen, denn, wenn derselbe nach etlicher Stände
Meinung geschickt werden sollte, so würde der Kaiser lieber garkeincn
Legehren.
Schwerin, von F.Anhalt aufgefordert fortzufahren, erinnert Lisola
daran, dass ihm schon angezeigt wäre, wie nöthig es sei, dass der Kaiser
seinen Vorschlag von dem Succurs dem Kf. eröffnete, damit dieser den- .
selben ins Werk zu setzen zu helfen sich bemühen könnte, er hoffe, wenn
der Kaiser sich angelegen sein Hesse, das ganz zerfallene .Vertrauen im
Reich zu restabilieren , dass alsdann alles besser von statten gehen würde.
Es sei ihnen auch angezeigt worden, wie Kf. sich angelegen sein lasse'),
dass alle anderen Sachen zurückgestellt und allein vom Succurs tractiert
werde, es wäre auch von K.Mainz') und anderen Fürston gute Vertröstung
eingekommen, es sei ihnen auch Bericht geschehen, was der R Admiral in
0 S. oben Abscho. 4 S. 204r.
») S. oben S. 197. 201 f.
») S. oben S. 197.
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318 5. Der Turkenkrieg.
Schweden Wrangel für Erbieten von einer Diversion in der WallacheiO
getban.
Lisola: Des Kf. goter Intention halte er sieb versiebert, aber von den
meisten glaube er, dass sie dureb den Saccors des Kaisers Autorität viel-
mehr gänzlich zu untertreten suchten. Das geschwundene Vertrauen zu re-
stabilieren sei keine Sache, welche so geschwinde sich thun Hesse, inson-
derheit da die meisten so gar dependent von fremden Kronen wären, auf
allen Fall wäre besser, dass diejenigen, so es mit dem Kaiser halten, ihre
Macht zusammensetzten und dem Kaiser hülfen, Kf. möchte selbst erwägen,
wie es ihm gefallen würde, wenn Pf. Neuburg oder einem anderen, dem er
nicht vertraue, die Reichsarmee untergeben würde. Die Diversion in der
Wallachei hätte er schon längst am kaiserlichen Hof gerathen, H.Lubo-
mirskj offerierte^ dem Kaiser dazu 8000 Pferde, Wrangel wäre mit
guter Hoffnung zu unterhalten, er glaubte nicht, dass die Schweden die
französische Wahl zu befördern gedächten und daher könnte man es von
ihnen wohl annehmen, jedoch müssten nicht gar zu viel Schweden bei der
Armee sein.
F.Anhalt schlägt vor, dass der Kaiser sich erklären möchte, keine
italienische oder fremde O/Bciere zu der Armee zu geben, Lisola sagt
dieses zu, man würde nur diejenigen nehmen, welche Kur- und Fürsten vor-
schlagen würden. Es würde dem Kaiser am liebsten sein, wenn Kf. es
dahin beförderte, dass die Hülfe zum Theil an Geld, zum Theil an Volk
angenommen werde, denn ohne Geld würde der Kaiser auch seine eigene
Armee nicht unterhalten können, er urgierte uorbmals, dass Kf. seine Be-
denken, wie der Succurs einzurichten, dem Kaiser eröffnen möchte.
Als ihnen hierauf Ouvertüre gethan worden von demjenigen Bedenken,
so neulich im Rath verlesen worden, dass durch 2 Schiffsarmeeen dem Tür-
ken im Archipelago Abbruch geschehen könnte, hat der Spanische
Gesandte weitläufig remonstriert, das3 den Türken am selben Orte garkein
Abbruch geschehen könnte.
Da nun hierauf weiter gefragt wurde, ob von dem Könige von Per-
sien nicht zu hoffen, dass er eine Diversion machen würde, haben sie
angedeutet, dass von demselben das allermeiste geschehen könnte und
dass der Kaiser auch wohl dahin schicken würde, auch gewünscht, dass
der Friede zwischen Mo sc au und Polen getroffen würde, weil dem Tür-
ken auch dadurch sehr wehe geschehen könnte.
F.Anhalt referiert, dass der Herzog von Holstein sehr klagte, dass
des Kf. Truppen Noth litten, Lisola regerierte, dass über ihn grosse
Klage käme, dass er so übel Ordre hielte.
F.Anhalt that Anregung wegen Restitution von Jägerndorf, worauf
beide Gesandte gar gute Vertröstung gethan, dass Kf. ehestens wegen
') S. ürk.u. Akt. IX S. 760.
^} S. Diar. Europ. X S. 701. 818.
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Conferenz mit Lisola und Ucedo. Die Quartiere in Böhmen. 319
eines Aequivalents Resolntion bekommen würde, womit diese Conferenz
geendiget.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Königin Grätz 26. Decemberst. n. 1663.
[EiDrichtQDg der Quartiere Mo Böhmen. Bezahlung der Trappen.]
Er bat jetzt die Quartiere hier in Böhmen bezogen, die 1000 Mann 26. Dec.
z. F. and 5 Compagnieen z. Pf. logieren im Königgrätzer Kreise, die
übrigen 5 Compagnien z. Pf. unter dem Commando des Ob.L. Block
und Ob.W. Marwitz in der Grafschaft Glatz, die Quartiere sind alle
an einander längs der Mährischen Grenze, so dass die Trappen, wenn es
nöthig ist, in kurzem zusammen kommen können. Wegen der Bezahlung
sind sie jetzt anf den November und December contentiert, die Musquetiere
haben je 2Va Rthlr., die Reuter und Dragoner je 4 Rthlr. 20 Gr. erhalten.
Obgleich der Kaiser nur zwei Regimentsstäbe gnt thut, hat er doch drei,
einen z. F. , einen z. Ross und einen bei den Dragonern bezahlt und das .
Geld daher genommen, dass ein Musquetier hier nach der kaiserlichen
Ordinanz 3 Gr. mehr als 2Va Rthlr. kriegt. Die Dragoner und Reiter zu
Fuss sind schon meist remontiert, weil hier die Pferde gar wohlfeil sind*).
Instruction, wonach, unsere — Geh. Clevische Regierungs-
auch Amtscammerräthe und Resident im Hage Werner Wil- ^
heim Blaspeil, Jan Copes und Sylvester Danckelman bei
der ihnen aufgetragenen Commission an die HH. Staten Ge-
neral der Vereinigten Niederlande der gegenwärtigen Türken-
gefahr halber sich gehorsamst zu achten haben. D. Colin
a. d. Spree 7./[17.] Januar 1664.
(Conc. 0. V. Schwerin. Jjcctum in consilio 7./ [17.] Januar 1664.)
[Hülfe gegen die Tarken.]
Hinweis auf die Türkengefahr, die Unzulänglichkeit der Mittel des Kf., 17. Jan.
das langsnme Betreiben des Werkes in Regensburg und anderer Orten,
Kf. wünscht die Niederlande dazn zu bewegen, zulängliche Hülfe zu
leisten, er bemüht sich daher dahin, dass vom Kaiser und dem ganzen Reiche
') In den folgenden Relationen ans dem Januar und Februar meldet der
Herzog nur, dass die Trappen in gutem Stande seien, anch für jene beiden
Monate die richtigen Assignationen erhalten hätten, dass sie aber sehnsuchtig
anf einen gnteo Feldzag warteten, weil hier sonst ,,gar schlechter Zeitver-
treib«* aei.
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320 ö. Der Türkenkrieg.
durch eine expresse Gesandtschaft bei den Geueralstaaten dieses eifrig solli-
citiert werden solle'), inzwischen sollen die Ges. das Werk, nachdem sie
es mit der Prinzessin von Uranien überlegt, die übrigen im Haag,
Danckelmann in den anderen Provinzen betreiben.
In der ersten Conferenz sollen sie nur eine generale gnte Erklärung za
erhalten suchen, nachher aber bei ferneren Conferenzen im einzelnen fordern :
1) Anempfehlung der Sammlung freiwilliger Beiträge an alle Provinzen.
2) Aussendung einer SrhifiPsflotte im Namen der Generalität, um dem
Türken eine Diversion zu machen, oder wenigstens Erlaubnis, dass ei-
nige ihrer Einwohner solches propriis sumtibus unternähmen, in
welchem Falle Ges. sich zn bemühen haben, eine Societät von reichen
Leuten zusammenzubringen, die dergleichen versuchen sollten.
Sollte man aus Furcht, dass die Commercia gehindert würden, keine
direrte Hülfe leisten wollen, so sollen sie vorschlagen, dass die G.Staaten
einige Trnppen licentiieren , sofort aber wieder zur Hülfe gegen den Eib-
feind annehmen lassen möchten, jedoch dürften dann dazu keine Werbegelder
gefordert werden.
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree
22. Februar/ [3. März] 1664.
[Qemeioschaftliche Bemühungen io Holland Manitioo za erhalten.]
3. MäfE. Kf. hat aus einem Schreiben des Kaisers vom 4. Febinar ersehen, dass
derseU}e seinen Vorschlag, zu versuchen eine gute Anzahl Kriegsmnnition
• in Holland zu erlangen, gebilligt und seinen nach Dänemark geschickten
Gesandten, Graf Sinzendorff angewiesen hat, nach Verrichtung seines
dortigen Auftrages nach Holland zu gehen und den angeregten Vorschlag
bei den G.Staaten ins Werk zu richten. Kf. hat seine Räthe im Haag an-
gewiesen*), denselben dabei zu unterstützen.
') S. das Rescript des Kf. von demselben Datum an die Gesandten in Regens-
barg (oben Abschn. 4 S. 218) und die Relationen derselben vom 31. Januar (S. 220).
29. Februar (S. 225) und 7. Mär» (8. 22S). Auf den Vorschlag von K.Maini wurde
die Sache nur an das Kurfürstencolleg gebracht und dieses richtete (d. Regens-
burg 5. Mars 1(;64) ein Schreiben an den Kf., in welchem es denselben ersucht,
bei den Niederländischen Staaten das Hülfsgesuch des EaiserB zu unterstütseo.
Der Kf. schickte dasselbe den Gesandten zu mit der Weisung (d. C5ln 12./22. März
1664) von demselben bei Gelegenheit Gebrauch zu machen und das Werk nach
Möglichkeit zu befördern , doch nichts publice ohne den Rath seiner Schwieger-
mutter und Goncertierung mit dem kaiserlichen Gesandten, dem eben damals
im Haag eingetroffenen Grafen Sinzendorf (s. Diar. Europ. XI S. 176 ff.) vor-
zunehmen, .damit wir uns nicht prostituieren und, im Fall nichts zu erlangen,
vergeblich sollicitieret haben mögen**.
'^ Kf. sendet unter demselben Datum an D laspeil und Copes den be-
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HüIfegesQch in Holland. Marsch der Truppen nach Ungarn. 321
Der Kurfürst an Herzog Augnstus von Holstein. D. Cöln
23. Februar/ [4. März] 1664.
[H. soll den Befehlen des Kaisers gehorchen.]
Nachdem die Söm. E. M. uns gst. zu vernehmen gegeben '), 4. Mars,
wasmassen Sie entschlossen wären, mit dem 'ehesten einige Operation
in Ungarn fürzunehmen, wobei Sie unsere Auxiliarvölker von nöthen,
als gesinnen wir von E. Ld. — , Sie wollen auf allerhöchst Ih. K. M.
Ordre und Befehl sich dazu williglich gebrauchen lassen und das-
jenige, was Ihne desfalss oder sonsten anbefohlen werden mögte, ne-
benst denen Ihrem Commando anvertrawten Völkern ohnweigerlich
exequiren. —
Herzog Angnstus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Königin Grätz 6.März 1664.
[Befehl Montecaccolis nach Ungarn aufzubrechen. ]
£r übersendet ein Schreiben des F.M. Montecuccoli'), in welchem 6. März,
ihm befohlen wird, zn der Armee de Sonches' nach Ungarn zu ziehen.
treffenden Befehl. ~ Diese Versuche, von den Niederlanden Hülfe zu erhalten,
waren ganz vergeblich, Blaspeil und Gopes melden (d. S*6ravenhage 4. März
1664): ,Die Apparenz, etwas zu erlangen, ist so schlecht, dass Ihre Hoheit sehr
bedenklich und schwierig sein, Ew.Chf. D. zu rathen, diese Sache mit Eifer trei-
ben zu lassen^, und (8. März), es werde sehr schwer fallen, der Gomroercien hal-
ber etwas auszurichten, Holland werde sich wahrscheinlich nach England richten,
das ebenso bedeutenden Handel nach den Türkischen Landen treibe, und man
werde dem Gesandten die Bedrückung der Protestanten in Ungarn vorhalten, und
(8. April), Sinzendorf könne nichts aasrichten, daher würde es ganz vergeblich
sein, wenn sie wegen des Kf. in dieser Sache Schritte zu thun versuchten, und
Danckelmann berichtet (Haag 13. Juni), als er im Januar dorthin gekommen,
seien unter dem Eindrucke der von den Tataren in Mähren verübten Gräuel
viele vornehme Personen zur Beisteuer von Geld bereit gewesen, aber die lang-
same Ankunft Sinzendorfv, günstigere Nachrichten aus Ungarn und Oester-
reich, auch eingeschlichene Simultäten hätten die Gemnther erkältet, so dass die
Generalstaaten beschlossen hätten, sich nach den benachbarten Fürsten, nament-
lich nach England zu richten, auch von dort habe Graf Konigseck gemeldet,
dass der Konig wegen des bevorstehenden Krieges mit Holland sich zum
wirklichen Beistand gegen die Türken nicht verstehen könne. (S. anchM^moi-
res du comte d 'Estrad es H S. 244 f. und Alpen, De vita et rebus gestis-
Christophori Bernardi episcopi Monasteriensis I, S. 612 ff.)-
1) Das betreffende Schreiben liegt den Akten nicht bei.
^ d. Wien 29. Februar 16G4, darin theilt der F.M. dem Herzog mit, es solle
ein Corps in Ungarn jenseits der Donau unter dem Commando des G.Fzm. Grafen
Mftter. X. GMch. d. G. Kurfur«teD. XI. 21
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322 5. Der Türkenkrieg.
Obgleich er von Kf. keinen Befehl hat, das Fussvolk dorthin zn führen,
hat er demselben doch erwidert, dass er seiner Ordre nachkommen werde,
er bittet aber den Ef., ihm schleanigst Bescheid znkomroen zn lassen^).
Protocollum dessen, was bei der Conferenz, so I. F. G. zu
Anhalt und der H. 0. Präsident Freih. v. Schwerin mit den
kaiserlichen und spanischen Gesandten,, dem H. Baron de Li-
sola und H. Don Sebastian d'Ussiedo gehalten, vorgegangen
8./[18.] April 1664.
[Klage über das reservierte Verhalten des Kaisers. Die polnische Wahl. Dro-
hencle Forderung der Restitution von Jägerndorf. Wenn Kf. in die Rheinische
Allianis tritt, will Spanien die Snbsidien nicht zahlen.]
18. April. Nachdem F.Anhalt die Conferenz eröffnet, propooiert v. Schwerin:
Kf. hätte in der am 1. December gehaltenen Conferenz'), da von der Ge-
fahr der Türken und des Polnischen Wesens gehandelt, insonderheit
begehrt, dass der Kaiser ihn allezeit wissen lassen möchte, wohin seine Ge-
danken in den vorfallenden Sachen gingen, wiewohl dieses nicht geschehen,
hoffe er, der Kaiser werde aus dem, was zn Regensburg vorgefallen, sei-
nen Eifer und Devotion für das Interesse desselben ersehen haben. Er wün
sehe nun vornehmlich des Kaiser Meinung zu wissen wegen des von dem
Bischof zn Münster desiderierten Directorii über die Reiöhsarmoe, ferner, ob
des Kaisers Begehren wäre, dass, wie es von einigen vorgeschlagen worden^
ein Hanpt aus dem Reich znm Reichsgeneral benennet werde, weiter ob der
Kaiser noch für rathsam hielte, dass man mit anderen Potentaten aaf eine
Diversion in der Wällachei negotiieren sollte, nnd dann, was der Kaiser
intentioniert wäre wegen Verhinderung der französischen Wahl in Polen.
de Souches gebildet werden nnd auch die brandenbnrgischen Hülfstrnppen
zn demselben gehören, er solle daher mit allen seinen Truppen aus seinen jetzigen
Quartieren so aufbrechen, dass er am 29. März in Hradisch ankommen und von
dort weiter nach T re n c h i n in Ungarn marschieren könne, woselbst er weitere Ordres
von deSouches erhalten werde. Beigefügt sind Yerbaltongsvorschriften, darunter
auch die, er solle, in Ungarn angekommen, eine Liste seiner Völker, wie sie sich
effective befanden, einschicken, ferner er werde eine monatliche Verpflegung an-
ticipando erbalten nnd er solle einige OfGciere in den bisherigen Quartieren zu-
rücklassen, um den Völkern die nach und nach fallende Verpflegung nachzu-
schicken.
0 Kf- (d. Cöln 2./ 12. März 1664) wiederholt darauf seine frühere Ordre, er
solle den Befehlen des Kaisers Folge leisten, und wünscht ihm zu dem bevor-
stehenden Feldzuge Glück. Der Herzog meldet am 25. März von Zwittau bei
Brunn aus, dass er auf dem Marsche nach Oberungarn dort angelangt sei.
') S. oben S. 317 f.
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Gonferenz mit Lisola und ücedo. 323
Denn ob ^war Ef. die Allianz mit Frankreich schlösse^), hätte er sich
doch im geringsten nicht verobligiert, solche za befördern, wollte vielmehr
hiernnter das gemeine Interesse beobachten. Die commnnicierte Allianz
wäre zwar in einigen Wörtern aber nicht in Snbstantialibus geändert, so*
bald sie vollends adjastiert, sollte sie in forma wieder communiciert werden.
Die Schwedischen Tractaten') wären noch wenig avanciert; wenn das ver-
sprochene Schwedische Froject einkäme, wollte Kf. auch part davon geben.
Bei solcher Bezeugung seiner Devotion aber sei es dem Ef. sehr,
schmerzlich , dass er trotz aller Promessen nicht za der Restitution von
Jägerndorf gelangen könne, er müsse glanben, die Kaiserlichen Ministri
meinten, da er und sein Vater sich nun bald 40 Jahre hätten mit Vertröstun-
gen abspeisen lassen, so würde dieses das beste Mittel pein also zu conti-
nuieren, Ef. aber wolle sich nicht länger aufhalten lassen, er wolle hiermit
declariert haben'), dass er den Fürsten von Lichtenstein pro injnsto
usurpatore halte und dass er nach soviel gehabter Geduld gegen denselben
alle Mittel, zu dem Seinigen zu gelangen, gebrauchen werde, er wolle zwar
dabei den Respect gegen den Eaiser nicht vergessen, er halte sich aber
versichert, ders^elbe werde ihn mit dem Fürsten von Lichtenstein gewäh-
ren lassen.
Lisola repliciert, er hätte dem Ef. schon längst vorgetragen, der
Eaiser begehre, Ef. möchte seinen Gesandten in Regensburg befehlen,
alles daselbst mit den kaiserlichen Kommissaren zu überlegen und nach
gemachtem Concert zu exequieren, es wird ihm aber entgegnet, dass solches
zwar in geringen Dingen wohl sein könnte, wie die Gesandten auch solchen
Befehl hätten, aber in diesen und anderen wichtigen Sachen könnten die
Gesandten nicht ohne des Kf. Resolution etwas thun.
Lisola fährt darauf fort, was des Bischofs zu Münster prätendierte
Directiou anlangte, würde dem Kaiser lieb sein zu vernehmen, was Ef. da-
von meine, und sich alsdann darnach regulieren; wegen der beiden folgenden
Funkte hätte er noch keine Resolution erhalten. Dtf8 Polnische Werk
anlangend'hielte er davor, wenn man die Election mit Gewalt durchbringen
wollte, so würde der Kaiser sich solchem Dessein opponieren, es wäre
aber schwer, etwas in dieser Sache zu thun, weil man vor Frankreich nichts
geheimes vornehmen könnte, der Kaiser hätte das Vertrauen zu Ef., der-
selbe werde bei der Allianz mit Frankreich seine vorige Affection und guten
Vorsatz nicht ändern; wegen der Rheinischen Allianz hoffe er, Ef.
werde sich besser bedenken, er würde dadurch zu vielen schädlichen Din-
gen gezogen werden, denen er sich dann nicht würde entziehen können.
0 V. Blnmenthal war Aufang April von Paris nach Berlin zurückgekehrt
und wurde finde Mai aufs neue behufs VervoIlstandiguDg und Ratificierung der
Vertrage dorthin geschickt s. Urk. n. Akt. IX S. 679 ff. und über die dem Kaiser
davon gemachten MittheilnngeD oben S. 224 f. 231.
») S. Urk. u. Akt. IX ä. 759 ff.
^ Dieselbe Drohung schon io dem Schreiben des Kf. an den Kaiser vom
7. Mai 16ri2 oben S. 291.
21*
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324 5. Der Tärkenkrieg.
Betreffend die Jägerndorfs che Sache hätte er sich seiner Zosage
gcuQgsam acquLttiert und die Sache mit grossem Eifer recommendiert^ er
hoffe, dass Kf. noch Geduld haben werde und dass das, was er jetst an*
ziehen lassen, keine genommene Resolution, sondern nur die Sache zu be-
fördern gemeint sei.
F.Anhalt und Schwerin, nachdem sie einen Abtritt genommen und
sich unterredet, reassumieren namentlich den Funkt wegen Jägerndorf
pnd erklären, dass solches garnicht acherzweise geredet sondern des Kf.
feste Resolution sei, und dass er auch schon befohlen, solches dem Kaiser
selbst zu schreiben, er sei verwundert, dass man jetzt von der Sache noch
weniger spräche als vorhin. D. Ussiedo recapituliert darauf, was zu
Königsberg und hier in dieser Sache vorgegangen, er habe das Werk auf
das beste dem Könige recommendiert und dieser auch an den Kaiser ge-
schrieben, damit dem Kf. Satisfaction geschehen möchte.
Lisola zeigt darauf an, Kf. habe in Preussen erklärt, dass er mit
einem billigmässigen Aequivalent zufrieden sein *) und sich der fructuum
perceptorum begeben wollte, es wird ihm aber regeriert, Kf. sei jetzt nicht
weiter daran gebunden, weil ihm nicht sofort die Restitution gethan oder
ein Aequivalent gegeben, und wollte er auch davon nunmehr nicht abstehen,
es würde wohl das letzte Mal sein, dass er von dieser Sache auf solche
Art sprechen würde.
Lisola verspricht dieses alles zu referieren. Don Ussiedo erklärt
darauf, dass sein König grosse Jalousie über v. Blumen th als Negotiation
zu Paris genommen*), vornehmlich wenn Kf. in die Rheinische Allianz
sollte treten wollen, weil das Haus Oesterreich dadurch ganz und gar wurde
abandonniert werden, es könnte auch auf solchen Fall sein König das
versprochene Geld') nicht geben, und hat demnach grosse Instanz gethan,
dass Kf. in dieselbe nicht treten möchte.
£s ist dieses letztere ad referendum angenommen und die Conferenz
damit geendigt wordeif.
^) Nach der Angabe des späteren kaiserlichen Gesandten Baron Fridag, der
sich dafür auf des Rf. eigene MittbeiluDgen beruft, ist schon bei diesen Ver-
handlungen mit Lisola die Abtretung des Schwiebaser Kreises als Ersatz
für Jägerndorf zur Sprache gekommen, s. Fri dag s Relation an den Kaiser ans dem
Docember 1689 bei Fribram, Oesterreich und Brandenburg 1688—1700 S. 214.
Nach ebendesselben Angabe ist auch schon durch Lisola Fürst Anhalt ,ei-
uiger reellen Kays. Gnadensbezeugungen vertröstet worden* (Relation vom 22. März
1686 bei Fribram, Oesterreich und Brandenburg 1685—1686 S. 101).
') S. das Rescript des Kf. an die Gesandten in Regensburg vom 26. Februar
1664 oben S. 224.
»> S. oben S. 299.
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Conferenzen mit Lisola und ücedo. 325
ProtocoUum dessen, was bei .der Conferen^, so I. F. D. zu An-
halt und der H. O. Präsident Freih. v. Schwerin mit dem Spani-
schen Gesandten gehalten, vorgegangen ll./[21.] April [1664].
[Die spanischen Subsidien. Eintritt des Kf. in di^ Rheinische Alliane. Die
Jägern dorfer Sache.]
Es wird dem Don Ussiedo angezeigt, Ef. sei durch dessen jüngste2i.Aprn.
Proposition^ sein König könnte*), im Fall Ef. in die Rheioische Allianz treten
wollte, das versprochene Geld nicht geben, ziemlich surprennieret worden,
er wünsche zu vernehmen, ob der Gesandte dieses aus seinem eigenen
moavement geredet, oder ob er von seinem Könige Ordre dazu hätte. Der
König hätte keine Ursache, über v. Blumenthals Negotiation Ombrage
zu jiehmen, jene Alliance wäre eine pure defensive Alliance, die Artikel
sollten communiciert werden, würde darin etwas sein, so wider ihr Interesse
liefe, so wolle Ef. solches evitieren. Wenn aber der Eönig trotzdem Be-
lieben trage, das versprochene auuuum subsidinm nicht ferner zu continuieren?
so wolle Kf. darum seine Freundschaft nicht brechen und sich desto glück-
licher schätzen, wenn er auch ohne solches Geld demselben angenehme
. Dienste erweisen könnte.
D. Ussiedo antwortet, es wäre seinem Eönige Bericht zugekommen,
dass Ef. sich jdergestalt mit Frankreich vertiefte und in eine solche Liga
träte, welche dem Könige und dem ganzen Hause Oesterreich sehr prä-
jndicierlich , darauf hätte der Eönig ihm geschrieben, er könnte es nicht
glauben, und auf solchen widrigen Fall würde er das Geld nicht con-
tinuieren können , da doch noch vom 20. Martii eine indispensable Ordre
ergangen,* an Kf, ohne Aufenthalt das Geld zu zahlen, er hätte auch zum
dritten Mal wegen Jägerndorf an den Kaiser geschrieben, er hielte
davor, wenn Ef. mit dem Hause Oesterreich in fester Freundschaft
stände, bedürfte er der anderen Allianzen nicht. In der Rheinischen
Allianz wäre nichts dem Könige präjudicierlicbes, nnr rapportierte sie sich
auf das Instr. pacis, welches derselbe nicht angenommen, weil darin enthalten,
dass das Reich dem Könige von Spanien keine Assistenz leisten sollte, wie
denn GTammon t und Lionne zu Frankfurt solches gar stark urgiert hätten.
Nach genommenem Abtritt wird ihm repliciert, dass solches ein Irrthum
wäre, das was von Verweigerung der Hülfe an Spanien paciscieret werde,
redete nur de hello praeterito, nunmehr aber stände einem jeden frei, nach
seinem Belieben Spanien zu assistieren, worauf ihm weitläufig die Ursachen
auseinandergestetzt werden, welche K f. obligierten, in die Allianz zu treten,
weiche Spanien nicht schadeten, aber dem Kf. zu statten kämen, und dass
es Spanien und dem Hause Oesterreich selbst vortheilhaft wäre, wenn Kf.
darein trete; er könnte trotz solcher Allianz, wenn das Haus Oesterreich
attaquiert werde. Hülfe wohl schicken.
1) S. das vorhergehende Protokoll vom 15. April 8. 824.
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326 ^- ^^r Türkenkrieg.
D. Ussiedo verspricht dieses nm^tändlich zu berichten und bittet, in
die Allianz eine Ciaasel zu setzen, so dem Hanse Oesterreich zum besten'^
käme, und dass sie auch eine offene Thür dazu behielten. Hierauf ist noch-
mals das Jägern dorfische negotium auf das beweglichste recommendiert
und damit die Conferenz geendigt worden.
Herzog Augustua von Holstein an den Kurfllrsten. D. Im
Feldlager vor Neutra 22. Aprilis ßt. n. 1664.
[Belagerung von l^eutra. Zustand der Truppen.]
22. April. Er ist dem Befehl des Ef., mit nach Ungarn zu ziehen, nachgekommen'):
zuraahlen wir Neutra') vor 6 Tagen belagert, der Feind hat
gleich von Anfang die Stadt verlassen und in Brand gestecket und
sich im Schloss retiriret, welches sehr fest, wir sind aber schon
so weit mit der Mine gekommen, dass ich verhoffe, wir morgen unter
einem Bollwerk sein wollen, es liegen 600 Mann darin. Unsere Armee
bestehet mit Ungern und alles in 10000 Mann'), ich habe mich mit
dem F.M. Souches soweit verglichen, dass ich die Infanterie sowohl
Keyserliche als Sächsche commendire, und der 6. Wm. .Garnier die
Reutter Sonst sind die Lcutte noch in gutem Stande und habe
ich noch nicht mehr als 40 Beschädigte und Dotte. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Im Feldlager unter Neutra
4. Mai St. n. 1664.
[Einnahme von Neutra.]
4. Mai. Vorgestern . . . haben wir Neutra mit Accord erobert, seindt ge-
stern ausgezogen bei 700 Mann zu Ross und Fuss, wackere Xeutte,
und nach Neuheusel convoiyret. Und weil ich die Ehre gehabt mit
Ew. Churf. 6n. mir anvertrauten Völcker die Approche und Mine zu
') S. über den Beginn des Feldzuges in Oberungarn de Souches' Bericht
an den Kaiser s. d. (Jali 1GG4) Diar. Europ. XI S. 448 ff.
^ S. über die Belagerung von Neutra Diar. Kurop. XI S. 197 ff. 451 f.
(Beschreibung und Plan der Stadt und des Scblosses X S. 923 ff.). S. auch
Theatr. Europ. IX S. 1156 und Rintelen in Oesterr. militär. Zeitschrift j
Heft 3 S. 270.
') Diar. Europ. XI S. 197 wird die Stärke der Armee auf 16000 Mann an-
gegeben, wogegen Rintelen a. a. O. S. 270 dieselbe nur auf 8500 Mann ausser
den ungarischen Truppen berechnet.
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BelageruDg vod Neutra. Gefecht bei Czeroowitz. 327
führen, habe ich beim Accord auch die Ehre gehabt, die erste Geisel
zu geben und die Breschen zu besetzen ^). Nunmehr aber wir inner-
halb wenig Tagen yon hier nach Levenza marchiren werden, selbes
zu attacquiren, und ich meine Leute nicht gerne so zertheilen werde
lassen, wird das Schloss Ton den Eeyserlichen besetzet werden
Die türkische Macht, so hier herumb, wird noch zur Zeit über 8000
nicht sein. —
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. St. Creutz
in den Bergstetten 18. Mai st. n. 1664.
[Glückliches Gefecht. Mangelnde Verpflegung. Uebler Zustand der Truppen.]
Sie sind seit dem Aufbrach von Neutra beständig hin und wieder 18. Mai.
marschiert, sind durch schlechtes Wetter an der Belagerung von Levenz
verhindert worden.
Vorgestern') ist uns der Feind mit 20000 Türeken und Tartern
in die ReseiTC gefallen, und weil unsere Armee in allen nicht 8000
war, weil die meisten hin und wieder commendiret, sah es wohl'
zum flbeln Aussschlag aus, aber Gott und des Feldmarschalks Souches
seine gute Conduite haben uns erhalten und haben Ew. Ghurf. Gn.
Leute vor allen den Ruhm, dass sie vor allen das beste gethan, und
ist kein ander Fussvolk als das meine darbet gewest, haben sich wohl
gehalten und im freien Felde mit ihnen gefochten. Ich habe über
50 Mann von Mussquetire, Keutter, Dragoner nicht verloren, unter
welchen ist ein Haubtmann und 2 Leutenambts von Marvitz, der Tür-
ken sind bei 1000 todt und beschädigt, und haben wir unterschiedene
Fahnen bekommen. Ob uns zwar versprochen, dass, wenn wir
schon zu Felde, dass gleichwohl unsere Verpflegung folgen sollte, nun
') Laut Beilage zu dieser Relation betrug der Verlust der brandenburgischen
Truppen vur Neutra an Todten 3 Dragoner, 16 Gemeine und ein Sergeant vom
Fussvolk, an Verwundeten im ganzen 25 Mann.
'; S. über dieses Treffen bei Czernowitz (Ü./ 16. Mai) Diar. Europ. XI
S. 274 ff., woselbst (8. 278 f.) auf Grund eines .Bericht-Schreibens'' vom 17. Mai,
das auch der Relation A. Neumanns beiliegt, auch der Mitwirkung der bran-
denburgischen Truppen Erwähnung geschieht. Auch in einem Neumanns Re-
lation beiliegenden „Extract-Schreiben des H. G.Wm. Garnier'' d. 18. Mai 1664
heisst es: „und hat sich in dieser Occasion die Cavallerie, die es am meisten
getroffen-, sehr wohl comportiret uud voraus die Braudenburgische und Sächsische
Reutter.* S. auch Theatr. Kurop. IX S. 1158 f. Oesterr. roilitär. Zeitschr. I
8. 272.
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328 ö- ^®*' Türkenkrieg.
wir aber ins Feld sein, will man nichts von wfssen, habe ich also
nichts, da ich die Leute mit helfen kann, und sehe nichts als ihre Ruin
vor Augen .... und ist unsere Condition in solchem Fall viel schlim-
mer als alle andern Reichsvölker, weil wir von niemand nichts kriegen
werden. So ist deswegen mein gehorsames Bitten, E. Chf. 6n. gnädig
vor uns an I. Kais. M. schreiben wollen und, im Fall dieses nichts
fruchten werde, mir mit etwas gnädig beistehen, damit ich die
Leutte mit Schuhe und Kleidung helfen könnte* auch die Krancken bes-
ser assistiren könnte, was ich habe gehabt, habe ich schon vorge-
schossen*). —
Derselbe an den Kurfürsten. D. St. Creutz 22. Mai 1664.
[Mangel an LebeosinittelD und Krankheiten.]
22. Mai. Berichte deroselben, dass sieder dem letzten, so ich geschrieben,
nichts Notables vorgefallen, wir liegen hier und wird uns der Hunger
mehr verderben als der Feind, und scheinet, dass man es mit uns
machen will wie ihr alter Gebrauch, die Krankheiten reissen auch
sehr ein, ich habe kaum noch von dem Fussvolk 800 Gemeine Dienst
zu thun, die Dragoner haben auch sehr abgenommen. —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Linz 13. Juni 1664.
[Kriegsnachrichten. Bitte am Mitwirkung des Kf. bei dem Reichstage.]
IB. Jani. Wegen des Anzuges eines starken Eotsatzheeres unter dem Grossve-
zier selbst hat die Belagerung vou Canisa') aufgegeben werden müssen,
GrafStrozzi hat darauf die Türken, als sie versuchten die Mur zu über-
schreiten, zurückgetrieben, ist aber dabei gefallen'). Er selbst ge-
0* Kf. erwidert darauf (d. Cöln 24. Mai/3. Juni 1664), er habe wegen der
Verpflegung der Truppen an Fürst Lobkowitz geschrieben, zugleich von dem
sich bei ihm aufhaltenden kaiserlichen Abgesandten (Lisola) begehrt, dass er
deswegen bei Hofe Vorstellungen mache. 14./24. Juni meldet er, dass er auch
an de Souches deswegen geschrieben habe.
^ Die vereinigten Truppen Zriny's, Strozzi's und Hohenlohe's hatten am
27. April die Belagerung von Canisa begonnen, hatten dieselbe aber infolge des
Anzuges eines grossen türkischen Kntsatzheeres unter dem Grossvezier am 22. Mai
aufgeben und sich nach Serinwar zurückziehen müssen, s. Diar. Europ. XI
S. 204ff. 248ff. Theatr. Europ. IX S. 1166 ff. Oesterr. milit. Zeitschrift. II
S. Iff.
») S. Diar. Europ. XI S. 270. GrafStrozzi hatte sich Anfang 1660 ala
kl
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Mangelhafte Verpflegung der Truppen. 329
denkt den 21. Juni nach Wien zurückzukehren und will alle möglichen
Anstrengungen gegen den Feind machen, bittet den Kf. zu cooperieren,
dass der punctus assistentiae und die Rekrutierung der Truppen und ebenso
die von dem Kurfürstencolleg bewilligte Geldhülfe für die Feldartillerie ^)
unverzüglich ausgeführt werde.
Der Kurfürst an Herzog Angustus von Holstein. D. Cöln
a. d. Spree 7./[17.] Juni 1664.
[Nichterwähnung der Brandenburger in de Souches* Bericht über das Gefecht bei
Gzernowitz.]
Er übersendet ihm eine Abschrift des Berichtes de Souches'*) über 17. Juni,
das Gefecht bei H. Kreuz an die kaiserlichen Geheimen Räthe vom 17. Mai.
Weilln aber darin weder Ew. Ld. noch unserer Völker garkeine
Meldung geschiehet, welche es doch Ew. Ld. und anderer Bericht
nach an ihrer Devoir garnicht ermangeln lassen, als stellen wir dero-
selben anheimb, ob Sie sich hierüber bei vorged. G.Fm. deSouches
nicht glimpflich beschweren wollen, angesehen derselbe darin wohl
anderer Particulieren — Erwähnung gethan. — .
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree
21. Jum/[1. Juli] 1664.
[auf das Schreiben vom 13. Juni. Bereitwilligkeit zur Unteretützung. Ungenügende
Yertheidignngsanstalten in den kaiserlichen Landen.]
Er will des Kaisers Absichten nnterstützen, hat seine Gesandten in 1. Juli.
Regensburg dem entsprechend angewiesen').
Wobei ich jedoch aus treudevotestem Gemüth nicht unterlassen
kann, Ew. Key. M. gehorsambst zu hinterbringen, dass an versehiede-
neu Orten sowohl in- als ausserhalb Reichs vielfältige Beschwerden
geführet werden, dass in Ew. Key. M. eigenen Königreichen und
Erblanden keine gnugsame noch proportionirliche Anstalt zur Gegen-
wehr gemacht werde, daher dann bei vielen nicht allein die Giedanken
BevoHmachtiger Montecuccoli's am brandenburgischen Hofe anfgebalte^n s. ürk.
u. Akt. VIII S. 413.
1) S. oben Abschn. 4 S. 244.
3) abgedruckt Diar. Europ. XI S. 276 f.
') S. das Rescript des Kf. an die Gesandten in Regensburg vom 12 Au-
gust (oben S. 245).
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330 5. Der TürkeDkrieg.
ersteheo, ob wäre es mit diesem Kriege kein rechter Ernst, sondern
es lasset sich auch die Assistenz dannenhero desto träger und an-
williger hin und wieder verspüren, das» man bei der so augenschein-
lichen und täglich wachsenden Gefahr und Macht eines so grausamen
Feindes billig einen wahren Eifer und Ernst yerspUren Hesse und die
Defensions- und Rettungsmittel, so der höchste Gott Ew. Key. M.
herrlichen und reichen Landen gegeben, bei so grosser Noth auch
gebührend gebrauchte. —
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Neutra
1. Juli St. n. 1664.
[de Soucbes' EotscbaldigangeD.]
1. Jali. Er hat sich sofort nach Empfang des kurf. Schreibens [?om 7. Juni] >)
bei de Souches beschwert; da er sich denn überaus sehr entschuldiget
und seine Schwachheit vorwenden, dass er die Schreiben selber nicht
lesen können, sondern habe sich auf seinen Secretario verlassen, wel-
cher, wie er itzo vernehme, vom General Garnier und Obrist Eochari
ein Pferd geschenkt bekommen, w^elches die wahrhaftige Relation ge-
ändert, schicket mir danebens gestern eine Abschrift eines Schreiben
so er an Ew. Churf. 6n. vom 20. Juni abgehen lassen*), ob nun Ew.
0 S. S. 329. *
^ Ueber die Ereigoisse im Juni liegen keine Berichte des Herzogs von
Holstein vor. De Souches hatte am 9. Juni die Belagerung von Leweus
begonnen, am 12. die Stadt gestürmt, worauf die Besatzung am folgenden Tage
gegen Zusicherung freien Abzuges auch das Schloss übergeben hatte. Er hatte
dann auf die Runde, dass ein starkes türkisches Corps jenseits der. Theiss za-
sammengezogen werde, um einen Einfall nach Mähren hin zu nnternehmen, sich
mit der Reiterei und den Dragonern bei St. Benedict und dann bei Frei-
städtl gelagert und das Fussvolk weiter zurück nach den Bergstädten verlegt,
war dann aber, als jenes feindliche Corps bei Neuhäusel erschienen war, mit
der ganzen Armee nach Neutra gezogen, wo dieselbe am I.Juli anlangte, s.
Diar. Europ. XI S. 375 ff. und (de Souches' Bericht) S. 453. Theatr. Europ.
IX S. 1160 f.
^ In demselben (d. Neutra 20. Juni) schreibt de Souches: „Hiermit aber
thae auch meines Orts gehorsamsten Dank ablegen, dass Ew. Chf. D. hochan-
sehnliche Truppen meinem Commando anvertrauet worden, welche in Wahrheit
durchgehend tapfere Leute und so beschaffen seind, dass, wenn selbige nicht
wären, wir mannichmal den Feind nicht so leicht reponssiret haben würden,
bevorab in der Belagerung Neutra, allwo die Fussvölker mit unverdrossener
Mühe die Approchen an des Feindes Werke gebracht und den Belagerten viel
zu schaffen gegeben, in dem Treffen aber bei Czernowitz sowohl Reuter als
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De Sooches Entschaldignog. 331
Churf. Gd. solches werden erhalten haben, stehet darhin, gewiss ist,
dass ich ans allen Actionen sehe, dass er meine Freundschaft sehr
Buchet, und weil ich keine Ehre darin suche, meinen Namen durch
Geld in den gedruckten Zeitungen zu briugen, so kann es leicht sein,
dass andere mir vorgezogen werden. Ew. Churf. 6n. werden aber
allezeit vernehmen, dass wir wie ehrliche Leute thun werden. Itzo
ist der F.M. sehr krank') an den Blutgang, und zweifeln viele, dass
er auffkommen werde, er hat mir das Commando über die Artoglerie
und Infanterie aufgetragen und dem G.Wm. Knie, welcher die Reutter
commendiret, befohlen, in guter Verstandtnus zu leben; sonsten nehmen
die Krankheiten viel Leutte weg — und nehmen unsere Armeen also
ab und der Feind verstärcket sich. Die Türken stehen noch bey
Neuheusssel, wir bey Neutra, morgen aber werden wir nach der
Wage raarschiren. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Freystettel 5. Juli 1664.
[Der Kaiser waDScht noch weitere 1000 Mann.]
Landmarächall v. Traun, der vom Kaiser hieher geschickt') ist, hat 5. Jali.
ihn besucht und geäussert, demselben wäre gute Infanterie sehr nöthig,
wenn derselbe wüsste, dass er keine abschlägige Antwort erhielte^ wollte
er Kf. bitten, ihm noch 1000 Mann zu schicken, Ef. wurde es ein leichtes
sein; sie aus seinen zahlreichen Besatzungen zu nehmen. Abaffi soll mit
30000 Mann im Anznge sein, unsere Arme^ ist nicht mehr 7000, wir werden
also was zu thun haben. Gestern haben sich die Armeeen zu Serinvar
coniungiert ^) und vermuthet man , dass es heute zu einem Treffen kommen
werde.
Dragooer und Fussvöiker mit einer wunderlichen Resolation gefocbten und den
Feind merklichen aufgehalten, dann letztlichen auch vor Lewentz die ersten ge-
wesen Bein, welche mit den Chursächsiechen Fnsdvölkern die Stadt gestürmet
und erobert haben, jedoch über alle des Hertzogen Augusti Heldenmath, wel-
cher ihm auch die geringste Arbeit wider den Feind zu verrichten vor eine Ehre
schätzet, auch mit löblicher Wachsamkeit und väterlicher Vorsorge den Trappen
untern Arm greifet'.
') S. Diar. Europ. XI ö. 453.
'0 S. über dessen Sendung Diar. Europ. XI S. 378.
^) Montecuccoli selbst war, nachdem er den Befehl erhalten hatte, an der
Yertheidigang der durch den Grossvezier schwer bedrängten, bisher von Zriny
und Uohenlohe vertheidigteu Festung Serinwar Theil zu nehmen, am Abend
des 14- Juni dort eingetroffen, ein Theil der kaiserlichen Truppen folgte in den
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332 5. Der Tfirkenkrieg.
Herzog Augustus von Holstein an den Karfttrsten. D.
St. Benedict 20. Juli 1664.
[Glückliches* Treffeo bei LeweoE.] •
20. Juli. Seit seinem letzten Schreiben von Freystettel ist nichts Bemerkens-
werthes passiert, bis auf den 19. dieses, welchen Tag wir aber mit
dem Feind eine so glückliche Bataglie ') geliefert, dass vielleicht in
vielen Jahren dergleichen nicht geschehen in Ungarn. Der Feind
hatte Leventz sieder den 11. dieses belagert, alwo gegenwärtig
waren der Yisir von Offen, der Bascha von Keuheusel, der Fürst
auss Moldaivund der auss der Wallachei, und haben sie sich ge-
rechnet insgesamt den Tartern auf 25000 Mann *). Wess wegen sich
der F.M. de Souches auf erhaltenen Befehl von Hoffe, selben Platz
zu securiren und mit dem Feind zu schlagen, den 16. dieses von
Freystettel aufgebrochen und den 18. zu Nacht an der Gran an-
gelanget, da es denn gleich selben Abend mit dem Feind einige Ren-
contre gegeben, und haben wir selben poussiret, dass der Pas ver-
lassen und uns das Wasser freigelassen worden. Den 19. aber zu
Morgens seindt wir den Fluss Gran passiret, uns auf ienerseiten in
Bataglie gestellet und zwar so, dass der F.M.Leut. Heister*) den
rechten Flügel kommandiret, Knie den linken, ich in der Mitten das
Fussvolk und die Stücke, in allen 9000 Mann, und seindt in solcher
Postur bis auf den Mittag eine viertel Weges von des Feindes Lager
gestanden, Nachmittag aber .commendirte der F.M. den Obersten
Gaprara mit tausend Pferde nebens den Obw. Marwitzen mit 150
Dragonern den Feind zu attacquiren und selben aus dem Lager zu
locken, welcher denn auch nicht faul war, sondern gleich erschien
und sich mit schrecklichen Geschrei und Lärm ins Feld stellte und
näcbsten Tagen, während die Reichsarmee nud das fransösiscbe Hfilfscorps sich
erst nach der Erobernog voo Seriowar durch die Türken (17. und 22. Juli) mit
ihm vereinigten, s. Diar. ßurop. XI S. 353 ff. Theatr. Europ. IX 8. 1189ff.
Oesterr. milifr. Zeitschr. II ä. 18 ff.
>} 8. ober dieses Treffen den aosführlichen Beriebt von de8oucheB an den
Kaiser d. Lewenz 20. Juli 16ü4 (Diar. Earop. XIS.454ff. Londorp IX S. 269 f.).
Der Kaiser theilt denselben . (d. Wien 23. Juli 1G64) dem Kf. mit nnd bemerkt
dabei, er habe daraus auch erfahren, „mit was für tapferer and fast unglaublicher
Resolution'' des Kf. Hulfsvölker sich bei dieser Gelegenheit verhalten hätten.
*) Auf soviel schätzt sie auch de Souches, nath den Aussagen der Ge-
fangenen aber, sagt derselbe, seien es 30—40,000 Mann gewesen.
') Derselbe mit seinem Corps hatte sich am 15. Juli zu Freystattel mit de
Souches' Armee vereinigt.
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Treffen bei Lewenz. 333
auf tiDS loRging, eucbete uns auf beiden Seiten in den Rücken zu
kommen und uns in Gonfusion zu bringen, welches auch bald wäre
geschehen gewesen wegen der grossen Menge. Der F.M. war zum
Obersten Caprara geritten, und weil derselbe poussiret wurde, wurde
dem G.Wm. Knie befohlen, selben mit ein Regiment zu Pferde zu
secundiren. Unterdessen drängete der*Feind aber ie mehr und mehr
auf beiden FlUgeln, selbe zu trennen und uns in den ROcken zu kom-
men, wie denn auf der linken Seite eine Hochte war, welche er oc-
cupiren wollte. Und weil der G.Wm. Knie zum FM. geschicket war,
und also der linke FlUgel ohne Raubt, so befahl mir der F.M.Leut.
Heistef selben zu nehmen und gegen den Berg zu avanciren, wel-
ches ich so glücklich getahn, dass der Feind ist repoussiret worden.
Er hat nochmahl unterschiedlich angesetzet, aber wie wir gleich und
mit guter Ordnung darauf los gedrungen, hat er das Feld gereumet
mit Hinterlassung Stücke, Bagagie und Fahnen, unter den Stücken
ist eine ganze Gartaune. Das Fussvolk ist alles todt geblieben und
sonsten viel Yornehme Leute, gefangen ist niemand geworden, weil
alles ist niedergemachet worden. Die Beute bei der Bagagie ist
gar gross gewesen. Der Verlust unserer Armee ist nicht 80 Mann,
von meinen Leuten, ausser etliche Dragoner, ist nichts geblieben, kein
Fussvolk ist nicht zum Treffen gekommen, weil sie an einen avan-
tagosen Ort standen, wo der Feind nicht leisten wollte. Ew. Churf.
D. Dragoner aber und Reutter haben sich uberauss wohl gehalten,
absonderlich der Obw. Marvitz. — Nun sind wir im Marsch be-
griffeQ nach Gran zu gehen, dem Feind die Brücken über die Donau
zu verderben, wenn uns Gott darzu Glück giebet, sindt wir Meister
diesseit der Donau ins Feld.
PS. Ew. Ghf Gn. berichte auch, dass ich auf diese Völker den
Monat Majum und Junium in Bezahlung von L K. M. erhalten und
hoffe den Julium auch zu kriegen.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Im
Feldlager vor Comorre 3. August 1664.
[EioDabme von Parkan.]
Er übersendet die Gopie eines kaiserl. Handschreibens (d. Wien 23. Juli 3. Aag.
1664), worin er ond seine Trappen wegen der in dem TrefiFea bei Lewentz
bewiesenen Tapferkeit belobt werden.
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334 5. Der Tarkenkrieg.
Wir sind den ersten dieses vor Baracan^i welches sonsten
Gayata genannt wird und vor die Schiffbrücken zu Gran lieget,
gerücket, ein welches selbes Ort wie auch die Brücke zu ruiniren,
es ist ein fester Ort mit zwo Wassergraben und dubbelde Palanquen
und war besetzet mit<1500 Janitzscharen , lieget so nahe unter dem
Schloss von Gran, dass es mit Duppelhacken kann beschossen wer-
den. Wie wir nun davor gekommen, hat der F.M. gleich alle Re-
gimenter zu Fuss mit fliegenden Fahnen darauf los gehen lassen,
da wir uns gleich, ohngeachtes ihr starke Gegenwehr, am ersten
Graben loschiret und angefangen den Graben zu füllen und die Pa-
lissaden umbzuhauen umb zu stürmen, welches gewehret bitf in die
Nacht. Aber sobald es finster geworden, haben sie den Ort sowohl
als die Brücke schandtlich verlassen, Stücke und alles im Stiche ge-
lassen und sich über das Wasser retiriret, hinder sich alles in Brand
gestecket mit Hinterlassung vieler Dothen und Beschädigten, ist dieses
also ein grosses Gelück, welches den keyserlichen Ländern zu grossen
Nutzen gereichet, zumahlen der Feind nun keine Brücke mehr über
die Donaw hat als zu Fest, welches weit abgelegen. Wir haben et-
liche 40 Dothe und 87 Beschädigte. Ich werde in 3 Tagen nach
Wien, mich und meine Bagage, welche alles ruiniret, zumahlen ich mit
guten Pferden im Felde kommen und nun mit Ochsen fahre, wieder
zu renoviren. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Comorre 7. August st. n. 1664.
[BestaDd der Trappen, frühe Winterquartiere. Bitte am Erlaubnis, ea Ef. reisen
zu dürfen]
7. Aug. Er übersendet die Listen '), wie stark (»eine Truppen noch effecti?e an
Gesunden y Kranken und Beschädigten sind, Ef. wird daraus ersehen, dass
dieselben ziemlich im Stande sind. Er wünscht nur etwas Ruhe zu haben,
die Mundierung wieder auszubessern, ehe das Herbstwetter eintritt. Er
bittet um Erlaubnis, wenn die Quartiere bezogen seien und er alles in Stand
') S. über diese Einnahme von Park an den Bericht von de Soncbes an
den Kaiser (d. Feldlager an der Donau, oberhalb Gran 2. August 1664) Diar-
Europ. XI S. 461 ff.
^ Danach zahlen die 4 Gompagnieen e. Robb noch 396 Mann, darunter wirk-
lich dieDSttfauend 22f>, während 22 tot oder verloren sind, die Radziwillschen
Dragoner 255 (davon dienstthuend 239, verloren 12), die Derfflingschen Dra-
goner 322 (davon dienstthuend 239, verloren 5H), die 8 Compagnieen z. Fuss 820
(davon dienstthuend 615, verloren 148).
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EiDDahme von.ParkaD. Bitte des Kaisers am weiteren Succnrs. 335
gesetzt habe, sich zu Kf. begeben zo dürfen^). Man redet hier von gar
zeitigen Winterquartieren, da sie schon im März den Feldzng begonnen
haben.
Kaiser Leopold. Instruktion für Herzog August von Holstein.
D. Wien 20. August 1664.
[Rf. soll weitere Truppen zur RekrntieruDg der Reichsarmee hergeben.]
Er soll den Ef. ersachen, den Ereis&tänden zu Snpplierang ihrer Ver* 20. Aag.
Stärkungswerbung von seiner auf den Beinen habenden alten Soldatesca noch
ein paar tausend Mann wegen der auf dem Verzug liegenden Gefahr zu
überlassen, der Kaiser werde demselben dafür Wiedererstattung und Satis-
faction an Mannschaft oder Geld yerschaflfeo. Der Kaiser wünscht, dass
ihm diese Völker möglichst bald, noch vor AuBgang des September zuge-
sendet werden, er wird Verordnung ergehen lassen, dass dieselben auf
den Schlesischen Grenzen übernommen und gleich den anderen mit dem un-
entbehrlichen Unterhalt versehen werden >).
Geheimenraths-Protocoll. D. Cöln a. d. Spree
l9./[29.] August 1664.
praes. S. Gbf. D. I. F. D. v. Anhalt. H. Gr. von Dona. Freih. v. Schwerin.
Freih. v. Loben. H. v. Hoverbeck. H. v. Platen. H. v. Somnitz.
[Ob Kf. die von dem Kaiser geforderten weiteren Truppen schicken solle.]
Kaiserliches Schreiben und Instruction des Herzog Augusti zu29. Aag.
Holstein') verlesen, darinnen I. K. M. begehret, S. Chf. D. möchten
noch 2000 ihrer ältesten und besten Soldaten vor Ausgang des Sep-
tember schjeken, sollte defalciret werden an den Becruiten oder sonst
Geld davor gegeben werden.
Der Reichs Directoren Schreiben^) in eadem causa verlesen.
S. Chf. D. erinnern wegen des Moscowiters, dass er Miene
machte, in Preussen einzubrechen, 2) wegen derTartaren, die tran-
situm durch Schlesien bei Polen begehren.
0 Kf. ertheilt diese Erlaubnis (d. Cöln a. d. Sp. 17./27. August 16G4).
^) Unter demselben Datum erlasst der Kaiser auch Schreiben ähnlichen In-
halts an K.Baiern und an die Fürsten von Hessen-Gasselund Braunscbweig.
^) S. das vorhergehende Schreiben vom 20. August.
^) Auch diese (der Bischof Christoph Bernhard von Münster und der
Markgraf Friedrich von Baden) hatten sich mit Schreiben desselben Inhalts
wie das kaiserliche (d. Wien 19. August 1664) an den Kf., sowie auch an K.Bai-
ern und die Fürslen von Hessen-Cape el und Braunschweig gewendet.
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336 5. Der Turkenkrieg
F. ZU Anhalt, dass S. Chf. D. noch 1000 Mann dem Ea}8er
schickte, Kaiser wollte vor einen Mann 15 bis 16 Thaler geben, mochte
S. Chf. D. das Geld nehmen, die Hälfte davon zu Werbung anderer
Völker employiren, die andere Hälfte anderswo anwenden.
G. T. Dona: quaestio est, ob S. Chf. D. solle die 2000 schicken,
der Nutzen und Gefahr zu consideriren: das Land würde entblösset,.
die Gefahr vor Moscowiter und Tartaren ist da: meinet es würde
eine Schule der Soldaten sein, so S. Chf. D. ohne ihre Kosten in
fremde Lande hielte, würde also nicht undienlich sein, solche lOÖO
Mann zu schicken, möchten aber nicht lauter alte, sondern auch
einige neue mit darunter sein und sollten von unterschiedenen Re-
' gimentern genommen werden.
H. 0. [v. Schwerin]: S. Chf. D. erwägen die Sache billig wegen
des Moscowiters und die schlechte Anstalt, so in Polen ist. Weil
L K. M. versprochen, S. Chf. D. alsofort in casu necessitatis ihre
Völker wieder folgen zu lassen, conformiret mit denen, die sagen, dass
S. Chf. D. die Völker schicken, vor die angebotene Bezahlung, und
dass wegen Jägern dorf wieder aufs eifrigste vorgestellet und urgiret
werde.
V. Loeben ähnlich.
H. V. Hoverbeck: Es könnte wohl sein, dass Moscau und Tar-
taren etwas thua möchten, aber die Türkische Gefahr sei die pres-
sauste, und wann dieser gesteuert wird, so geschieht es auch den
Tartaren. Von Moscau, meinet er, sei nicht zu befahren, dass er mehr
Feinde machen wollte, da er Polen hat und mit Schweden noch nicht
richtig; meinet, dass die Völker wohl könnten abgefolget werden, so
kämen S. Chf. D. an allen Orten in Consideration, ihre Volker wür-
den in steten exercitio erhalten und die Länder hier würden etwas
subleviret von dem onere zu erhalten.
H. V. Platen: Wann S. Chf. D. dem Kaiser werde willfahren,
dass sie bei der ganzen Welt grossen Buhm erwerben und dass sie
die 1000 Mann schicken könnte. De modo wird müssen gehandelt
werden auf die conditiones, gleich wie die anderen zu schicken, so
können sie selbe auf den Nothfall wieder haben und wären wohl
exerciret.
H. Somnitz: sei wohl gerathen, dass S. Chf. D. mit 1000 Mann
dem Kaiser zu Hülfe komme, auch mit Werbung anderer 1000 Mann
sich anheischig mache. Er habe vernommen von Recruiten, so vom
Reich gewilliget, wann sie solche schicken müssten, hätten sie nichts
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Weitere von dem Kaiser begehrte Hülfsleistoog. 337
davon zu hoffen, wäre also besser itzo zu thun. Wenn Werbung ge-
seheben sollte, dass solche ausserhalb der Lande geschehe.
S. Chf. D.: wird zuerst zu bedenken sein, wie S. Chf. D. sich
vor dem Moscowiter in Preussen zu versichern, darnach wird sich
das andere alles richten. In Preussen^) zu Mdmel 4 Compagnien,
Pill au 400 Mann, 800 Eulenburgische, 150 Pferde, 150 Dragoner;
auf die Lehnpilichtigen ist sich nicht zu verlassen, Landvolk seind
500 ohngefähr, Wibrantzen seind nichts ntttze. Wann sie nicht vor
dem Moscowiter sicher sein, können sie hier nichts resolviren. Man
möchte conditiones bedingen:
1) dass S. Chf. D. möchte in allen andern Landen werben,
2) dass die Truppen stets beisammen bleiben,
3) dass sie den Namen von Brandenburg führen,
4) dass die Stücke, so man erobert, nach advenant getheilet werden,
item die Fähndel.
Res. Sollen 1000 Mann geschickt werden mit gewissen Condi-
tionen, so noch aufzusetzen.
Resolution des Kurftirsten an den Herzog Augustus von Hol-
stein. D. Cöln 20. /[30.] August 1664.0
[BediDgoDgeo, onter denen Ef. dem Kaiser weitere Hülfe schicken will.]
— Nun sein zwar höchstged. S. Chf. D. allezeit begierig gewesen, 30. Ang.
Ihrer Key. M. bei aÜen Occasionen, insonderheit auch bei dem gegen-
wärtigem Türkischen Kriege dero gehorsambste Devotion in der That
zu contestiren — , S. Chf. D. können aber daneben nicht umbhin, Ihrer
Key. M. zu remonstriren, dass alle dero Lande und insonderheit das
Herzogthumb Preussen überall vielfältiger und grosser Gefahr offen
stehen — und es dannenhero deroselben gefährlich ausschlagen könnte,
wenn sie bei solcher Beschaffenheit sich und ihre Lande aller Defen-
sion entblösseten. über dem sein auch höchstg. S. Chf. D. bishero
auch in dero gerechtesten desideriis, sonderlich wegen Restitution des
Herzogthumbs Jägerndorf, so unglücklich, dass ohngeachtet aller
hohen Versicherungen sie bis auf die gegenwärtige Stunde sehen
1) S. Hirsch, Die Armee des Gr. Kurfürsten S. 233. 241.
3) Von demselben Datum ist auch die Antwort des Ef. an die beiden Heichs-
kriegsraths - Directoren , in welcher auf die an den Kaiser ergangene Resolution
verwiesen wird.
Mater, s. Gesch. d. G. Kurfürsten. XI. 22
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338 & ^«r Torktokrieg.
mllMeii, dasB solches von einem Frembden usurpiret werde und man
wegen dessen Bestitation neulich in einer schriftlichen Besolation')
sich noch weiniger and schlechter, als jemals zuvor geschehen, er-
kläret, welchem allem nach S. Chf. D. wohl Ursach hätten, gleich
anderen vielen Beichsständen an sich zu halten und sich mit fernerer
H&Ife nicht zu incommodiren. Nichts desto weniger, weil S. Chf. D.
gleichwohl hoffen, es werden Ihre E. M. endlich dero heharrliche
Devotion gn. erwägen und also auch dieselbe an dero Kaiserlichen
oft versicherten Affection nicht femer zweifeln lassen, insonderheit
aber S. Chf. D. mit förderlichster Bestitution dero Herzogthumbs, wie
auch völliger Satisfaction und Refusion der fructuum perceptorum
et percipiendorum erfreuen*), so wollen S. Chf. D. in solcher festen
Zuversicht f&r diesesmal Ihrer Key. M. mit eintausend Knechten, je-
doch unter nachfolgenden Conditionen abermalen gehorsambst an
Hand gehen:
1) Dass dieselbe mit eben dem Beding auf Ihrer Key. M. selten
und auf die Art und Weise, wie f&r diesem zu Königsberg man sich
mit dem Freiherrn de Lisola verglichen (welche conditiones des
Herzogen von Holstein F. 6n. bekannt sein), ausser was nachge-
hends darunter geändert, Ihrer. Key. M. zum Succurs geschicket wer-
den sollen.
Weiln auch Ihre Key. M., begehret zu dero Diensten noch ein-
tausend Mann gegen Erlegung der Werbegelder und Unkosten werben
zu lassen, so wollen S. Chf D. ohngeachtet aller in dergleichen Fäl-
len fttrgehender Ungelegenheiten Ihrer Key. M. hierunter mit dieser
Condition gehorsambst willfahren, dass deroselben dazu 20000 Bthlr.
erlegt und ausgezahlt werden sollen.
Ihre Key. M. würden sich auch gn. gefallen lassen, einigen Cburf
Officiren die Werbung in der Schlesien solchenfalls zu gestatten,
damit diese Völker desto besser aufgebracht werden möchten. Zu
welchem End dann auch dieses Begiment allzeit den Namen eines
1) S. oben Abschn. 4 S. 239.
*) Der Resident des Ef. io Wien, A. Nenmann, welchen dieser beanflragt
hatte (d. Coln 20./30. Aagnst 1664), dem Herzoge von Holstein in den demselben
übertragenen Geschäften znr Hand za sein, antwortet darauf (d. Wien 31. Angnst/
10. September) , er werde diesem Befehle nachkommen, .wie dann hochbesagte
I. Fürstl. Gn. ?on dem, was Ew. Chf. D. io der Jägerndorfschen Sache dero-
selben committiret, mir Nachricht gegeben, and wie weit ich hierin sn gehen
and was numehr zn thnn, Ew. Chf. D. gnadigsten Befehls gewärtig bin*.
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Weitere vod dem Kaiser begehrte Hülfsleistang. 339
Brandenburgischen Regiments behalten mttsste, wiewohl Bonsten
Ib. Key. M. sich dessen nach dero gn. Gefallen gebrauchen können
und S. Chf. D. nicht praetendiren , dass diese Völker dergestalt und
auf die conditiones wie dero Ihrer Key. M. zum Succurs geschickte
Auxiliar Völker avociret oder sonsten tractiret oder consideriret wer-
den sollten.
Sobald nun Ihre K. M. sich auf obiges gn. erkläret und eine
schriftliche Resolution desfalls Ihrer Fürstl. 6n. ertheilet, welche die-
selbe sofort anhero zu schicken hätten, wollen S. Chf. D. die Völker
marchiren lassen, also dass sie noch ftlr Ausgang des Septembris in
Ihrer Key. M. Erblanden geliefert werden sollen.^) —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien
9. September 1664^).
[BinstellnDg der Eriegsoperationen, Ef. soll die bewilligteD MaDDSchafteD zn-
rückbehalteD.]
Er hat sowohl ans einem Schreiben des Ef. vom 20. Aagast als auch 19. Sept.
aus der Relatioo des Herzogs von Holstein ersehen, dass Ef. sich zu
der ihm aDgesonnenen Ueberlassang von ein paar taaseod Mann bereit er-
klärt hat, er dankt ihm dafür, theilt ihm aber mit, dass er, nachdem die
Türken, während das verbündete Heer sich ausgeruht, die Festungen Grau
undNenhänsel verproviantiert und mit stärkerer Besatzung versehen haben,
so dass in diesem Jahre ein Angriff auf dieselben nicht mehr werde unter-
nommen werden können, ferner wögen der Strapazen, welche die Truppen
würden aushalten müssen, und da auch die Reichskriegsraths-Directoren und
Generale der Ansicht seien, dass in diesem Jahre weitere Operationen nicht
mehr unternommen werden könnten, beschlossen habe, die Reichsstände
nicht um weitere Anticipation der verlangten Völker zu ersuchen. Er bittet
daher Ef., mit der auch von ihm verwilligten Mannschaft zurückzuhalten,
zugleich durch seine Gesandtschaft in Regensburg dahin zu wirken, dass
nicht allein der punctus continuandae assistentiae zur Richtigkeit gebracht
') Wenige Tage darauf, anter dem Eindruck der in der Erfurter Ange-
legenheit eiDgetroffenen Nachrichten, droht Kf. nicht nur, die neube willigten
Truppen nicht zu schicken, sondern auch das Corps des Herzogs von Holstein
aus Ungarn zaruckzurufeD, b. die Schreiben an den Eai ser und an E. Mainz vom
27. August/ 6. September unten Abschn. 6.
^ Vgl. das Schreiben ganz ähnlichen Inhaltes von demselben Datum an den
Brzbischof von Salzbarg zur Mittheilung an die Reichsstände Londorp IX
S. 277.
22*
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340 ^' I^or Türkenkrieg.
ood sofort ins Werk gesetzt werde, sondern auch, dass die noch rück-
ständigen Contigente geworben und für das nächste Frühjahr in Bereit-
schaft gehalten würden.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien
11. September 1664.
[Der Kaiser bedarf der Hülfe vorläufig nicht. Friedensgerücbte.]
11. Sept. Berichte in Eile, dass ich vor 6 Tagen hier angelanget, in Hoff-
nung wegen meiner guten Verrichtung gar angenehm zu sein, habe
desswegen einige Resolution von hiesigen Ministris verlanget, wel-
che mir gestern ist gegeben worden, als nämlich, dass man itzo
der Hülffe nicht bedarff, zumahlen die Resolution, einigen Platz zu
attacquiren, sich schon geändert und man verhoffet, zu Ende Octobris
in die Winterquartiere zu gehen, haben die Bayrische, Salzburgische
und andere, welche schon im Marsch gewesen, contramandiret. Mich
deucht, dass alle die Zurückschickung der Völker etwas andres aut
sich habe und dass man den Frieden unter der Hand ohn Vorwissen
einiges Stande^ des Reichs suche zu schliessen, viele wollen sagen,
es sei schon meistentheils richtig M. Sie haben mir zwar gesaget,
ich möchte Ew. Churf. On. bitten, dass sie diese gefastete Resolution,
Ihre K. M. mit Volk zu assistiren, mochten zu künftiges Vorjahr werk-
stellig machen, ich weiss aber nicht, ob es Ew. Churf. 6n. vortheil-
haftig sein wird, den ganzen Winter Leute auf den Beinen zu halten
umb selbe hernach im Sommer hier crepiren zu lassen. Ich werde
in zwei Tagen wieder zur Armee.
*) Kf. ist durch diese Friedensgerücbte keineswegs überrascht worden. Schon
am 7./17. Juli hatte ihm A. Nenmaon von Regensbnrg aus berichtet, nachdem
der Feind Serin war zerstört habe, meine man, er werde sum Frieden geneigt
sein, dass man aber auch am kaiserlichen Hofe die Gedanken meistens suni
Frieden richte, darauf deute auch die Anfertigung von Silbergeschirr hin, das
wabrscheiolich zu Präsenten bestimmt sei. Derselbe meldet 14./24. Juli: „Kann
man nur den Frieden auf einigerlei Weise erhandeln, so wird man's nicht unter-
lassen' und aus Wien, wohin er am 2. August zurückgekehrt war, 18./23. August,
ein Courier Rennigers melde Inclinatfon des Grossveziers zum Frieden, auch
hier verlange man nichts höheres als den Frieden, und 31. August/ 10. September:
,Mit den Friedensgedanken gehet man noch immerfort umb, und wenn man ta-
liter qualiter zur Facification kommen kann, wird man's nicht ausschlagen, zumal
wegen der Nachrichten aus Spanien, wo der Tod des Königs befürchtet wird."
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AblehDQDg weiterer Hulfstroppen. 341
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Grimnitz
7./[17.] September 16640-
[auf das Schreiben vom 9. September. Verwunderung über die Veränderung
des Entschlusses, Unzuträglichkeiten dadurch für Ef. Die von dem Kf. gelei-
steten Dienste. RestifotiOD von Jagerndorf.]
— Nun muss ich zwar Ew. Key. M. hochsterleuchteten Verstände 17. Sept.
und directorio anheimb gestellet sein lassen, welcher gestalt dieselbe
diesen Krieg — fortzusetzen und was Sie dabei zu thun und zu re-
solviren — gut finden, ich hätt mich aber dieser Veränderung desto
weniger versehen, weil Ew. Key. M. dieser anderweiten Hülfe halber
so eifrige und ernstliehe Instanz bei mir thun lassen, wodurch ich
denn auch bewogen worden, nicht allein die Völker bereits gegen die
Grenzen marchiren zu lassen, sondern auch dabei sofort die nöthige
Officirer^ bestellet — welches alles mir und meinen Landen anitzo
nicht ohne grosse Beschwerde auf dem Halse bleibet. Ich lebe aber
hiebei der unterthänigsten Hoffnung und Zuversicht, Ew. Key. M.
^) 0. Y. Schwerin hatte dem damals von Berlin abwesenden Kf. das Schrei-
(ben des Kaisers vom 9. September zugesendet und in einem Begleitschreiben
d. C51n a. Spr. 6./16. September) gerathen, in der zu ertheilenden Antwort dar-
auf hinzuweisen, dass Kf., nachdem der Kaiser diese Hülfe so eifrig von ihm
verlangt habe, nicht hätte denken können, dass dieselbe nicht wurde angenommen
werden, er hätte schon die nothigen Anstalten dazu getroffen. £r hoffe, der
Kaiser werde seine Willfährigkeit künftig erkennen, namentlich ihm in der Jägern -
dorfer Sache endlich die längst desiderierte Satisfaction widerfahren lassen.
Diesen Vorschlägen gemäss ist das Schreiben ausgefertigt
3) Kf. hatte gleich am 20./ 30. August an den bei der Armee Montecuccolis
stehenden Kämmerer Freiberrn v. Wald bürg geschrieben, ihm mitgetheilt, dass
er ihm das Gommando nebst der Obristlieutenantscharge über die dem Kaiser
zuzuschickenden 1000 Mann übertragen wolle , und ihn aufgefordert, da diese
Trappen von verschiedenen Orten zusammengebracht und möglichst bald nach
den kaiserlichen £rblanden geführt werden müssten, sich, sobald der Herzog von
Holstein die desiderierte Resolution vom Kaiser erhalten haben werde, nach Berlin
zu verfügen, zugleich hatte Kf. den F.M. v. Sparr angewiesen, Wald barg, dem
er jenes Gommando übertragen habe, auf das schleunigste hieher zu dimittieren.
Wald bürg in seiner Antwort (d. im Feldlager unweit der Waag 9/19. September
1664) dankt dem Kf. für das ihm zugedachte Gommando, da ihm aber der Herzog
von Holstein gestern mitgetheilt habe, dass die Sache zurückgegangen sei und
die Völker diesen Herbst nicht marschieren würden, so werde er hier des Kf.
weitere Befehle abwarten. — Andere Officiere dagegen sind von dem Kf. wirklich
schon angestellt worden, am 20./30. September weist derselbe den Oberlicentein-
nehmer Preunel an, 1000 Thaler zur Goutentierung derjenigen Officiere zu zahlen,
welche mach Ungarn zur kaiserlichen Armee hätten gehen sollen, jetzt aber coq*
tramandiert seien.
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342 5- ^^^ Türkenkrieg.
werde meiDe bei diesem Werk und sonsten jedesmal bezeugte gehor-
sambste Devotion und Willfährigkeit hiernegst in keyserlichen Gnaden
erkennen — wie ich denn insonderheit zu Ew. Key. M. das feste Ver-
trauen setze, Sie werden dermaleins denen von dero — Vorfahren
und Ew. K. M. selbst so oft gethanen guten Versprechen und Zusagen
sich gnädigst erinnern und mir in der Jegerndor fischen Restitutiohs-
sache Satisfaction widerfahren zu lassen geneigt sein. —
Otto Christof v. Sparr*) an den Kurfürsten. D. Im Haupt-
quartier Wiskilet 19. September st. n. 1664.
[Waldbarg. ErnenDung des H. v. Holstein zum G.FeldmarschalU Lieutenant.]
19. Sept. Er hat Waldbnrg seine Ernennung notificiert und es so eingerichtet^
dass derselbe seine Compagnie zu Pf. unter dem Obristen Schmidt, wann
es ihm beliebt, quittieren kann. Er hat auch des Kf. NotificationsschreibeD,
dass er den Herzog von Holstein znm G.FeldmarschalU Lieutenant be-
stellt'), erhalten, wird dem gleichfalls Parition leisten und den Herzog da-
für respectieren, und gratuliert demselben zu dieser Charge.
1) Schon Ende Januar 1664 hatte der Kaiser den Gesandten des Ef. in
Begensburg (b. deren Relation vom 1Ö./2Ö. Janaar oben 8. 219) seinen Wunsch
mittheilen lassen, des Ef. G.F.M. Otto Christoph v. Sparr für den Tarkenkrieg
in seinen Dienst zu bekommen, und zwar in der Armee Montecuccolis zu
verwenden. Der Ef. hatte darauf zunächst (5. Februar, oben S. 221} erklart, da
er sich selbst in Defension zu setzen entschlossen sei, so könne er sich wegen
Sparr's noch nicht erklären, doch hatte er dann schon Ende Februar auf direktes
Ersuchen des Kaisers demselben die Erlaubnis zum vorlaufigen Uebertritt in dessen
Dienst ertheilt. Sparr hat sich zunächst gegen Mitte April nach Begensburg,
wo sich damals das kaiserliche Hoflager befand, begeben, von dort reiste er,
wie der ebenfalls dort anwesende Besident des Ef. A. Neu mann am 24. April
meldet, am 18. April zu Wasser nach Wien, um dort einige Wochen zu bleiben
und gute Anstalten zu machen. Er hat sich dann zu der bei Ung. Altenburg
stehenden kaiserlichen Armee begeben, hat Anfang Juni diese von dort nach der
Mar geführt, ist selbst am 20. Juni (s. Diar. Europ. XI S. 357) bei Serinwar
eingetroffen und hat an den dortigen, sowie nachher an den weiteren Eämpfen
bis zu Ende des Feldzages Theil genommen. Am 27. November 1664 schreibt
der Eaiser dem Kf., da ihr beiderseitiger Feldmarschall v. Sparr eine Beise
nach Hause unternehmen wolle, so bezeuge er demselben, dass er durch Tapfer-
keit und Kriegserfahrung sich ganz zu seiner Zufriedenheit bewiesen habe.
*) Wie er den Herzog von Holstein durch Verleihung dieser Charge für
die in dem Turkenkriege geleisteten Dienste belohnte, so erliess der Kf. auch
(d. Cöln 20./30. August 1664) gleichlautende Schreiben an die Obristlieutenants
Block, Koller und Marwitz, sowie an den Obristwachtmeister Sparr, in
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Uothätigkeit der vereiDigten Armee. 343
Herzog Angustns von Holstein an den Kurfürsten. D. Im
Feldlager bey Freystettel 26. September 1664.
[Unthätigkeit der vereiDigten Armee, Erankbeiten.]
— Es gehet itzo hier nehrisch zu, wir seind itzo mit der Haubt- 26. Sept
armee und Reichs, Alliierten und Frantzosche Armee conjungiret '),
seind in allen über 20000 Man') nicht stark. Montecuculi saget
alle Tage von schlagen, aber es wird nichts daraus und wird es auch
wohl schwerlich darzu kommen und sterben die Musquetiere hauffich
weck, und seind in 3 Wochen von denen mir anvertrauten 136 ge-
storben. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Im Lager bey Freystettel
27. September 1664.
[Mangelnde Besahlang, der Friede scheint sicher.]
— es gehet zimlich schlecht zu, man ist uns itzo 3 Monat schul- 27. Sept.
dig und ob man mir zwar bei meinen damaligen Keisen zu Ih. Churf.
denen er ihnen mittheilt» dass der Herzog von Holstein bei seiner Anwesenheit
daselbst gerahmt habe, dass sie nicht allein für die ihrem Commando unterge-
benen Truppen gute Sorge getragen, sondern auch bei den Rencontren und Occa-
sionen gegen den Feind Tapferkeit und gute Resolution bewiesen hätten, und
bezeugt ihnen sein Wohlgefallen darüber.
^) Nach der Schlacht bei St Gotthard (1. August), durch welche der Ver-
such des Grossveziers, die Raab zu überschreiten, von Montecuccoli vereitelt
worden war, hatte sich der erstere gegen Stuhlweissenburghin zurückgezogen,
wahrend Montecuccoli's Armee nach Oedenbnrg hin abzog und dann An-
fang September zwischen Co morn, Raab und Ungarisch- Altenburg Stellung
nahm. Inzwischen hatte die Armee de Sonches', welche aber jetzt, nachdem
dieser selbst sich nach Wien begeben hatte, von dem General Heister befehligt
wurde, sich nordlich von der Donau bei Co morn gelagert und von hier aus Neu-
bau sei eingeschlossen gehalten. Auf das Gerücht aber, dass eine grosse türkische
Armee zum Bntsatz dieser Stadt herannahe, gab Heister seine Stellung auf
und zog sich nach der Schutt zurück, so dass der Grossvezier, welcher inzwischen
(27. August) in Gran angelangt war und die dortige Donaubrücke wiederherge-
stellt hatte, Verstärkungen an Truppen und Proviant nach Neuhäusel werfen
konnte. Darauf ging auch Montecuccoli mit den kaiserlichen, den Reichstruppen
und den französischen Hnlfstruppen am 7. September bei Pressburg über die
Donau und lagerte sich an der Waag bei Tyrna und Freistättl, wo auch Hei-
sters Corps zu ihm stiess, und dort ist die vereinigte Armee bis zum Friedens-
schluss stehen geblieben. S. Diar. Burop. XIS. 483ff. Oesterr. milit. Zeitschr.
ni 8. 23 ff.
>) Oesterr. militär. Zeitschr. III S. S2 wird die Stärke der vereinigten Ar-
meeen auf 40 000 Mann angegeben.
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344 5. Der Türkenkrieg.
Gn. versprochen, es solte alles richtig bezahlet werden, sehe ich doch
itzb, dass man alle Zusage, weil man unser vielleicht nicht gross mehr
bedarf, vergessen. Sie sagen zu Wien noch, der Friede sei nicht
geschlossen, aber in allen Grenzfestungen reiten die Türken aus und
ein, handeln und verkaufen wie sie wollen, haben alle Gefan-
genen, die sie diesen Feldzug gemacht, wieder herüber geschickt ohne
Kaution, gewiss gelaube ich, dass sie uns wollen hier crepiren lassen,
damit man zu nichts mehr dauchlich, ich bitte, Ew. Churf. Gn. wolle
es am keyserlichen Hofe remonstriren und sich unser genedigst an-
nehmen. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Im Feldlager vor Freystettel
1. October 1664.
[Der Friede ist geschlosBeo. Bitte am VerhaltüDgsbefehle.]
l.Oct. — Ich kann — nichts schreiben, als dass der Friede hier rich-
tig*), die conditiones seindt zwar noch geheimb, aber es ist kein
Zweifel, dass es Friede ist. Man weiss nicht, wie man die Auxiliar-
volcker will los werden, man redet, dass man uns in die Bergstette
lägern will, welches ich aber totaliter abgeschlagen und ohne expresse
Ordre von E. Chf. Gn. nicht thun werde.
Er bittet um Verhaltungsbefehle.
Derselbe au den Kurfürsten. D. Wien 8. October st. n. 1664.
[Uebler Zastand seiner Truppen.]
8. Oct. Er hat auf seine letzten Schreiben noch keine Antwort, bittet um Ver-
baltangsbefehle. Es seind bei Reitern und Dragonern über 300 zu
Fuss, von dem Fussvolk ist der Abgang auch bei 400 Mann; in der
mir mitgegebenen Instruction ') stehet, dass diese Volcker Ih. Rom. E.
M. versprochen im selben Stande und Anzahl wieder zu lielBfern, wie
sie sie empfangen. —
^; Der schon am 10. Aagast in dem Hauptquartier des Grossveziers zu Vas-
var auf 20 Jahre abgeschlossene Friede war erst nach der beiderseitigen Rati-
fication am 26. September bekannt gemacht worden, s. Zinkeisen IV S. 932ff.,
das Ffiedensdokument bei Dumont, Corps diplomatique VI 2. S. 2Jf.
^ S. oben S. 301 (§ 10), vgl. auch S. 298 (§ 4).
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Der Friedeo. Uebler Zostand der Hulfetruppen. 345
Der KurfUrst an Herzog Augustus von Holstein. D. Cöln
3./[13.] October 1664.
[auf das Schreiben vom 1. October. Die Truppen sollen im kaiserlichen Gebiet
Quartiere beziehen]
Er ist erfrenty dass der Friede geschlossen, wünscht die Bedingangen 13. Oct.
desselben zn erfahren. Wir wollen sonsten nicht vermuthen, dass Ihre
K. M. die Auxiliarvölcker so gesehwind dimittiren und weggehen lassen
werden, wie uns dan bey dieser Zeit auch deren Verpflegung und Unter-
halt, weil dieses alles unvermuthet kommet, sehr ungelegen fallen
würde, und wollen E. Ld. demnach Gefallen tragen, umb gute Quar-
tiere bey Zeiten anzuhalten, auch austrücklich dabei bedingen, dass
Sie sich mit unsern Trouppen nicht nach den Bergstetten weisen und
verlegen lassen können.
Er will auch an G.Fm. Sparr deswegen schreiben.
Herzog Augastas von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien
14. October st. n. 1664
[Die Truppen sind ohne Sold und Lebensmittel in traurigster Lage.]
Er hat seit seiner Rückkehr von Berlin keine Antwort auf seine ver- 14. Oct.
schiedenen Schreiben erhalten, bittet dringend darum. Ich liege hier mit
grossen Unkosten und solicitire sowohl 4 restirende Monat Sold, als
den Julium, Aug., Sept., Oct., von welchem allem ich nichts erhalten
kan, ob es gleich vorhin zu geben versprochen. Die Trouppen stehen
noch auf die Ungersche Grenze, ohne dass geringste von Lebens-
mittel nicht ist, und gehen die Pferde sowohl von Reuttern als Dra-
gonern alle zu Grunde. — Die Ordre vom Hofe zum Abmarsch habe
ich noch nicht erhalten ich vermuthe sie stundlich.
Herzog Angustns von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien
22. October st. n. 1664.
[auf das Bescript vom 3./13. October. Quartiere sind nicht bewilligt, die Truppen
sind schon auf dem Rückmarsch.]
£r hat sich vergeblich bemüht, Quartiere zu erhalte'n. Man wendet 22 Oct.
mir vor, dass Ih. Mai. schon mehr uns gegeben als uns zukomme,
dass sie selbst resolviret, 8 Regimenter zu Fuss und 5 zu Pferde zu redu-
ciren, und dass also man ihr nicht verdenken könne, dass sie uns nicht
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346 5- Der Turkenkrieg.
hier behalten konte, alle andern Trouppen sind schon marschiret ^),
ich habe auch meine Abfertigung gänzlich von hier und seind I. Churf.
6n. Trouppen schon im Marsch nach Schlesien, 5 Wochen werden
sie wohl zubringen, ehe sie an £. Churf. Gn. Grenze kommen. — Vor
einer halben Stunde ist ein Courier von Chur Maintz hier angekom-
men, berichtet, dass Erfurt auf Discretion übergegangen *), worüber
gross Frohlocken. —
Der Kurfürst an Herzog Augastus von Holstein. D. Göln
20./ [30.] October 1664
[Eventueller BackmarBch der Truppen. ErgäosnDg derselben.]
30. Oct. Er verwundert eich, dass derselbe seine Schreiben nicht erhalten.
Was Ew. Ld. BQckmarche betrift, geben wir deroselben aus un-
serem an Ih. K. H. abgelassenen Antwortschreiben mit mehrem zu
vernehmen, wohin unsere Intention desfalls zielet, sollte man nun am
keyserlichen Hofe der ferneren Quartier und Verpflegung halber viele
Difficultäten machen und sich dazu nicht verstehen wollen, solchenfalls
hatten Ew. Ld. gewisse Commissarien zu begehren, welche Sie mit
der Soldatesque bis auf unsere Gränze begleiteten. — — Inmittelst
haben £. Ld. fest darauf zu bestehen, dass man dem aufgerichteten
Vergleich gemess die Volcker uns in so starcker Anzahl, als wir solche
geschickt, wie ingleichen mit behöriger Montirung wieder lieffere.
Er hat G.Fm. Sparr anbefohlen, daeo zu cooperieren.
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree
20. /[30.] October 1664.
[Glackwunsch znm Frieden. Wunsch, dass seinen Trappen noch einige Zeit
Quartiere gestattet werden, Forderung, dass die vereinbarten Bedingungen erfällt
werden.]
30. Oct. Aus einem Schreiben des Kaisers vom 5. October*), das er aber erst
am 18./ [28.] erhalten, hat er die zwanzigjährige Prorogation des Stillstan-
^) Anfang October war die bisher bei Freistättel vereinigte Armee auf-
gelost worden und hatten darauf die verschiedenen Contingente der Reichsarmee
. sowie die Truppen der Alliierten und das französische Hülfsoorps den Rückmarsch
angetreten.
^ Die Uebergabe von Erfurt war am 16. October erfolgt, s. darüber unten
Abschn. 6.
*) Dasselbe liegt den Akten nicht bei.
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Der Frieden. Rückmarsch der HälfstrnppeD. 347
des mit den Türken, die Ursachen, welche den Kaiser dazn bewogen, ond die
dabei aosgemacbten Bedingungen erfahren.
Wie nun Ew. K. M. für sothane Communication gehorsambst
danke, also wünsche ich, dass dieses Werk zu Ew. E. M. und der
ganzen werthen Christenheit beständiger Wohlfahrt gedeihen und die-
selbe an allen Orten — in friedlichem und ruhigem Wohlstand durch
des Höchsten Gnade erhalten werden möge. Was sonsten meine zu
Ew. Key. M. geschickte Äuxiliarvolker und deren Abführung betrifft,
muss ich wohl bekennen, dass weiln Ew. Key. M. umb dero Ver-
stärkung so inständigste Erinnerung noch ohnlängst bei mir thun
lassen, ich mich nicht versehen können, dass solche mir annoch für
den Winter wieder zugeschicket werden sollten, und also auf deren
Verlegung keine Anstalt gemachet. Wie aber solchem allem so ac-
commodire ich mich hierunter billig Ew. Key. M. gnädigstem Gutfin-
den und werde deroselben mit fernerer Verpflegung meiner Trouppen
wider dero — Intention — keineswegs beschwerlich fallen. — öo
lebe ich doch dabei der unterthänigsten Zuversicht, Ew. K. M. werden
die nachdrückliche Vorsehung thun, damit den Völkern — ihr resti-
render Sold ausgezahlet, daneben auch wegen Montirung der Unbe-
rittenen — gebührende Anstalt gemacht und darauf die Völker dem mit
Ew. K. M. Hofrath, dem Freiherm von Lisola aufgerichteten Vergleich
gemäss bis an die Grenze meiner Chur und Mark Brandenburg wieder
geliefert werden mögen. Sollte es aber ohne Ew. Key. M. höchste
Incommodität geschehen können, dass ihnen noch auf einige Zeit die
Quartiere gestattet werden könnten, würde Ew. Key. M. ich aus vor-
angezogener Ursach wohl sonderbare hohe Obligation desfalls haben.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Breslau
1. November 1664.
[Marsch der Troppen. Der Sold ist bezahlt. BemonueraDg ist nicht zu erlangen
gewesen.]
Er ist hier, am die restierenden Marschmonate za empfangen und am i. Nov.
mit dem K. Amt wegen des Dorebmarsches zu coDieriereD; die Truppen
werden hente oder morgen an der Scblesischen Grenze anlangen und wohl
noch 4 Wochen gebrauchen; bis sie an der Kurraärkischen Grenze bei
Crossen anlangen, da von dem G. Kriegs -Commissario angeordnet ist^),
0 Auch Kf. weist (d. Cöln 24. October/3. November 1664) den Herzog an,
möglichst langsam seinen Marsch fortzusetzen, damit nichts zurückbleibe. In
Schlesien bei Gruneberg könne er etwas stehen bleiben und ausruhen.
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348 5. Der Turkenkrieg.
dass sie nicht aber 2 Meilen des Tages marschieren and den dritten still
liegen sollen. Man hat zq Wien Abrechnung gemacht, was ans au unsenn
Sold restierte, und ist befunden, dass wir dasjenige empfangen, was ans
dem Versprechen des Kaisers gemäss gebührt, da mit Li sola ver-
glichen worden, dass wir den kaiserlichen Regimentern an Bezahlung
gleich gehalten werden sollten, zum Marsch hat der Kaiser ans noch
einen Monat Sold mitgeben lassen. Beifolgende Liste ^) weist den Ab-
gang der Völker und deren jetzige Effektivstärke nach. Wegen Ke-
montierung der Unberittenen hat er sich vergeblich bemüht, man wendet
vor, dass diese Reichs- und Anxiliarvölker völlig zu contentieren eine
Million erfordern würde, wozu man jetzt nicht die Mittel hätte. Man könnte
die Leute wohl ergänzen, da der Kaiser 8 Regimenter z. F. und 5 z. R.
rednciert, aber die Mannschaft ist so liederlich und zerrissen, dass die
Lande des Kf. davon mehr Schaden als Nutzen haben würden.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien
2. November 1664.
[Dank für die Hülfe. Er kann den brandenburgi sehen Truppen keine Quartiere
gewähren.]
2. Nov. Dank für die geleistete treue Hülfe, er ist bereit dieselbe mit gleich-
massiger Gegenbezeigung zu verschulden, auch den Abgang von dem, was
er nach dem mit Lisola getroffenen Vergleich zu erstatten habe, von
seinen Völkern zu ersetzen. Es wäre ihm lieb gewesen, wenn er des Kf.
Völkern in seinen Landen noch einige Ergötzlichkeit hätte gewähren können,
aber die Quartiere für seine eigenen Völker sind so enge, dass er diese
nicht unterzubringen weiss, daher hat er dem Herzog Augustus geschrie«
ben, er möchte seinen Marsch so beschleunigen, da^s er noch vor dem
Winterwetter die Mark Brandenburg erreiche.^
0 Nach derselbeo zählt:
die HolsteiDBche Eskadron 343 Mann,
die Goltzsche Eskadron 331 *"
das Radziwillsche Regiment zu Robb Berittene 324
zo FuBB 62
386
die BadziwillBche Eskadron Dragoner Berittene 197
zu FnsB 57
254
die DerfflingerBche Eskadron Dragoner Berittene 185
zu Fqbb 45
230
zuBaminen also 674 Mann z. F., 386 z. Pf., 484 Dragoner.
^ Die brandenburgischeo Truppen sind Ende November in der Mark wieder
angelangt.
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Abschnitt 6.
Die Erfurter Händel.
1663 — 1665.
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Einleitung.
Wie 80 viele bischöfliche St&dte hatte auch das zum Mainzer Erzstift
gehörige Erfurt^) im Mittelalter seinem geistlichen Herren gegenüber eine
sehr selbständige Stellnog errungen, doch hatte die Stadt nicht die volle
Unabhängigkeit nnd Reichsnnmittelbarkeit erworben, vielmehr hatten die
Mainzer Kurfürsten, anch nachdem dieselbe im Reformationszeitalter pro-
testantisch geworden war, dort einen Theil der Gerichtsbarkeit und die
Landesherrlichkeit über einige Dörfer des Stadtgebietes behauptet, während
andererseits die Sächsischen Fürsten ausi dem Wettioer Hause die Aner-
kennung ihres Schutzrechts über die Stadt und die Lehnsherrlichkeit über
einen Theil der zu dem Gebiete derselben gehörigen Dörfer durchgesetzt
hatten. Während des Dreissigjährigen Krieges >) hatte die Stadt, nachdem
sie 1631 den siegreichen Schwedenkönig Gustav Adolf aufgenommen hatte,
von diesem die Mainzischen Domaoialbesitznngen zum Geschenk nnd die
Zusicherung erhalten, dass sie in den dereinstigen Frieden namentlich ein-
geschlossen, also als reichsnnmittelbar anerkannt werden sollte. Die Schwe-
den, welche, nachdem die Stadt nach dem Frager Frieden demselben bei-
getreten war und die schwache schwedische Besatzung zum Abzug ge-
nöthigt hatte, sich 1636 derselben wieder bemächtigt nnd dieselbe bis zum
Ende des Krieges behauptet hatten, hatten sich bei den Friedensverhand-
lungen wirklich aber vergeblich bemüht, die Anerkennung der Reichsnnmit-
telbarkeit derselben durchzusetzen, und so war durch den Westfälischen
Frieden das frühere keineswegs klare Rechtsverhältnis zwischen der Stadt
und dem Mainzer Erzstifte wiederhergestellt worden. Der ehrgeizige und
') S. V. Tettau, üeber das staatsrechtliche VerhältDis von Erfurt zum
Erzstift Mainz. (Jahrbücher der K. Akademie gemeinuatziger Wissenschaften
zu Erfurt. Nene Folge, Heft I. Erfurt 1860.)
^S. Herrmann, Der Kampf um Erfurt 1636—1638. (Hallesche Abhand-
Inogen zur neueren Geschichte, Heft Xn. Halle 1880.)
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352 6. Die firfarter Handel.
klage Kurfürst Johann Philipp v. Schönborn») zeigte sich aber sofort
bestrebt^ seine Rechte in der Stadt zn befestigen und auszudehnen, und diese
Bemühungen wurden durch innere Zwistigkeiten, welche damals in der Stadt
zwischen dem Rath und der Bürgerschaft ausgebrochen waren, erleichtert.
Auf seinen Antrag bestellte Kaiser Ferdinand III. 1649 eine Kommission,
bestehend aus dem Bischöfe von Bamberg und dem Herzoge von Würtem-
berg^ um sowohl das Erzstift in die Gerechtsame, welche dasselbe vor dem
Kriege in der Stadt besessen, wiedereinzuführen als auch jene inneren Strei>
tigkeiten zu schlichten, und die Subdelegierten derselben, welche im Sep-
tember 1649 in der Stadt erschienen, brachten in der That einerseits den
sogenannten Compositionsrecess vom 4. August 1650 zu stände, durch wel-
chen jene inneren Wirren beigelegt und das Stadtregiment neu geordnet
wurde, andererseits schlichteten sie durch den sogenannten Restitntionsre-
cess vom 18. Juli desselben Jahres auch die zwischen der Stadt und dem
Kurfürsten streitigen Punkte. Die Hanptschwierigkeit dabei hatte die erst
zuletzt von dem Kurfürsten erhobene Forderung bereitet, dass das, wie
derselbe behauptete, früher übliche Kirchengebet für ihn selbst und das
Erzstift in den evangelischen Kirchen der Stadt wiederhergestellt werden
sollte. Obwohl der Rath lebhaft dagegen protestiert und geltend gemacht
hatte, dass ein solches Gebet erst 1626, also nach dem in dem Friedens-
schluss festgesetzten Normaljahre 1624 vorübergehend abgehalten worden
sei, so hatten die Kommissare doch, da ein Theii der Bürgerschaft sich für
die Wiedereinführung aussprach, dieselbe, aber ohne eine bestimmte Formel
für jenes Gebet festzusetzen, in den Restitutionsrecess aufgenommen. Bald
nach der Abreise der Kommissare aber brachen neue Streitigkeiten zwischen
dem Rathe und der von ehrgeizigen Führern, namentlich dem Magister
Volkmat* Limprecht geleiteten Volkspartei aus, welche auch die nächsten
Jahre hindurch fortdauerten. Das Kirchengebet für den Kurfürsten wurde
infolge der Weigerung der protestantischen Geistlichkeit nicht abgehalten,
so erwirkte Kurfürst Johann Philipp im Jahre 1654 die Absendnng
einer neuen kaiserlichen Kommission, des Reichshofraths v. Bohn und des
Kammergerichtsfiskals v. Emmerich nach Erfurt. Das Ergebnis der
Thätigkeit derselben war der sogenannte Additionalrecess von 1655, in
welchem die Streitigkeiten über die Rathswahl geschlichtet, in betreff des
Kirchengebetes aber erklärt wurde, dass es bei den Bestimmungen des
Restitutionsrecesses bleiben solle. Trotzdem wurde dasselbe nicht einge-
führt und auch die inneren Wirren in der Stadt hörten nicht auf, sie wurden
geschürt durch jenen Limprecht, das frühere Haupt der Volkspartei,
welcher auf Betreiben der kaiserlichen Kommissare 1654 als Obervierherr
Mitglied des Stadtregiments geworden war, auch in den nächstfolgenden
Jahren immer wiedergewählt worden war, schliesslich aber, nachdem er sich
0 S. für das Folgende v. Tettan, Die RednktioD von Erfurt und die ihr
voranagegangeDen Wirren 1647 — 1665. (Jahrb. der Erfurter Akademie. Neue
Folge, Heft III. Erfurt 1863.)
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BinleituDg. 353
durch sein ehrgeiziges und hochmüthiges Auftreten auch unter seinen ehe«
maligen Anhängern zahlreiche Feinde erweckt hatte, 1659 bei der Wahl für
das nächste Jahr übergangen war und nun voll Zorn und Hass sich nach
Mainz begab und mit dem Kurfürsten in Verbindung trat. Durch ihu
noch mehr aufgereizt erneuerte dieser beim Kaiser seine Beschwerden über
die Stadt, namentlich wegen der Nicbteinführung des Kirchengebetes und
bewirkte die Absendung einer neuen kaiserlichen Kommission nach £rfurt.
Der Reichshofrath v. Schmidburg, welcher infolge der Erkrankung des
zweiten Mitgliedes derselben, Jenes Reichshofratbs ?. Emmerich, allein
im September 1660 dort erschien, verfuhr auf die willkürlichste Weise, er
setzte sogleich Limp recht wieder zum Obervierherrn ein, entfernte die
Gegner desselben aus dem Stadtregimente, änderte die Zusammensetzung des-
selben und bewirkte mit Limprechts Hülfe von diesem die Annahme einer
von ihm vorgeschlagenen Gebetsformel, allein das Auftreten desselben und
die weiteren Uebergriffe, welche sich der Kurfürst und dessen Beamte und
Anhänger erlaubten, erregten in der Bürgerschaft heftige Erbitterung, das
Kirchengebet für den Kurfürsten, durch dessen Annahme man die landes-
herrliche Gewalt desselben anzuerkennen und damit die Freiheiten der Stadt
zu gefährden fürchtete, wurde trotz weiterer kaiserlicher Mandate nicht
eingeführt, vielmehr Massregeln zum Widerstände vorbereltel. Man hoffte
in Erfurt auf den Beistand des Kurfürsten von Sachsen und der Sächsi-
schen Herzoge, als der Schutzherren der Stadt, welche eine Erweiterung
der Rechte des Mainzer Kurfürsten nicht dulden würden, und in der That
waren ^) sowohl die Ernestiner, die Herzoge Ernst von Gotha, Frie-
drich Wilhelm von Altenburg und Wilhelm von Weimar, als auch
die mit eigenen Herrschaften ausgestatteten Brüder des Kuriürstcn, der
Administrator August von Magdeburg und die Herzoge Christian von
Merseburg und Moritz von Zeitz geneigt, sich der Stadt anzunehmen,
sie berathschlagten darüber, Truppen in dieselbe hineinzulegen, um die
Volkserhebung niederzuhalten und auch etwaigen Gewaltanschlägeu von
aussen die Spitze zu bieten , allein sie wurden gelähmt durch die Haltung
des Kurfürsten Johann Georg U. von Sachsen, welcher sich zu keinem
energischen Vorgehen entschliessen konnte. Erst nachdem im December
1662 eine vierte kaiserliche Kommission, bestehend aus den beiden Reichs-
bofräthen v. Schmidburg und v. Goppel d, in Erfurt erschienen war,
welche auf das gebieterischste Gehorsam und Bestrafung der Widerspäa-
stigen forderte, traf dort Anfang Januar 1663 auch eine Gesandtschaft
des Kurfürsten und der Herzoge von Sachsen ein und versuchte zu ver-
mitteln, die Erfurter zur Annahme der Gebetsformel gegen eine von dem
^) S. Hei big, Johann Philipp von Mainz und Johann Georg IL von
Sachsen während der Erfurter Wirren 1650—1667 (Archiv für die Sächsische Ge-
schichte Iir. 1805) S. 401 ff. Kirch ho ff, IHe Besitzergreifung Erfarts durch
Kurroainz 1664 (Zeitschr. für Preussiacho Geschichte und Landeskunde VIII. 1871)
S. 97 ff.
Mftter. X Oe8ch. 4- 0. KurHireten. XT. 23
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3ö4 6. Die Erfarter Handel.
Mainzer Karfürsten auszustellende, die sonstigen Rechte der Stadt sichernde
Erklärung ZQ bewogen, allein die kaiserlichen Eomniissaie wollten eine Ein-
mischnng derselben nicht dulden, verlangten unbedingten Gehorsam and
bewirkten dadnrch (Juni 1663) einen Ausbrach der Leidenschaft des Volkes,
welcher sich zunächst gegen Limprecht and dessen Genossen richtete,
durch welchen sich aber aach der noch dort ^inwesende kaiserliche Kom-
missar y. Schmidburg bedroht sah, so dass derselbe aus der Stadt floh
and sich za dem Korfürsten von Mainz begab. Auf das Betreiben
dieser beiden erfolgte ein kaiserliches Mandat vom 28. Juli, in welchem
der Stadt nnr eine achttägige Frii^t gestellt wurde, am die kaiserlichen
Befehle zur Ausführnng zu bringen, and, wenn dieses nicht geschehe, die
Kommissare beauftragt worden, die Reichsacht über dieselbe aaszu-
sprechen. In Erfurt war inzwischen die Aofregung immer höher gestiegen,
gegenüber dem Rath, welcher durch Nachgiebigkeit gegen den Kaiser and
den Kurfürsten von Mainz die von aussen drohende Gefahr abzuwenden
sachte, gewann in der Bürgerschaft eine extreme Partei mehr nnd mehr
das Uebergewicht« welche von keinen Zugeständnissen etwas wiesen wollte.
Leicht hätte der Karfürst von Sachsen dorch bewaffnete Unterstützung des
Rathes die Stadt retten können, allein derselbe begnügte sich damit, den
Kaiser zu ersochen, mit der Ezecotion gegen die Stadt noch einzohalten.
Inzwischen aber verlor dort der Rath immer mehr die Autorität and kam
der Pöbel zur Herrschaft. Als Ende September 1663 zwei von den in Mübl-
hauhcn befindlichen kaiserlichen Kommissaren abgeschickte kaiserliche Notare
iu Erfurt erschienen, um dort jenes kaiserliche Mandat zu insinuieren, erhielten
dieselben keine Antwort and worden bei ihrer Abreise von der Menge be-
schimpft. Der Rath sochte daranf durch Zusage des Gehorsams die Kommis-
sare za begütigen, allein diese liessen sich von dem Kurfürsten von Mainz
bestimmen, sofort die Achtserklärang zu publicieren. Am 8. October 1663 er-
schien der Reichsherold Jacob Lidl v. Schwanen feld in der Stadt, um
das Achtsdekret zu verkündigen, aber er samt seinen Begleitern wurden
von der unbändigen und wüthciidcn Menge beschimpft nnd gemisshandelt,
und nur mit Mühe gelang es durch das Einschreiten Besonnener, sie vor
noch Schlimmerem zu behüten und ihnen zur Flucht zo verhelfen. Darauf
schickte Anfang November der Kurfürst von Mainz eine Truppenabtheilnng
gegen Erfurt, diese verübte aber nar in der Nähe der Stadt einige rohe
Gewaltthaten und ergriff vor einem Ausfalle der Bürger die Flucht. In der
Stadt aber herrschte jetzt vollständige Anarchie, nach der Rückkehr der aas-
gezogenen Bürger von der Verfolgung der Mainzischen Truppen kam es
dort zu wilden Ezcessen, der oberste Rathsmcister Kniephof wurde er-
mordet, dann dem seit dem Juni gefangen gehaltenen Limprecht der Pro-
cess gemacht und derselbe am 30. November hingerichtet.
Diese Excesse boten dem Kurfürsten von Mainz die willkommene Ge-
legenheit, mit Gewalt gegen d!e Stadt vorzugehen, um diese dann seiner
Herrschaft vollständig zu unterwerfen. Jener erste Misserfolg seiner Truppen
hatte gezeigt, dass er einer grösseren Macht bedürfe, um dieselbe zu be-
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EioleitaDg:. 355
zwingen, und in der umsichtigsten und geschicktesten Weise hat er nun
seine Vorbereitnngen dazu getroffen. Um zunächst zu verhüten, dass der
Kurfürst von Sachsen, als Schutzherr der Stadt, sich derselben annehme
ond seinen Plänen entgegentrete, entsandte^) er an denselben im October
1663 eine Gesandtschaft bestehend ans dem Domherrn v. Reiffenberg
und dem Dr. Molitor, und diesen gelang es, den schwachen und kurzsich-
tigen Kurfürsten zum Abschlnss des Tor g au er Vertrages vom 20/30. No-
vember 1663 zu bereden, in welchem derselbe sich zur Unterstützung der
Achtsvollstreckung gegen Erfurt verpflichtete, wogegen ihm zugesagt wurde,
dass er die sächsischen Lehndörfer im Erfurter Gebiet als sein Eigenthum
behalten, dass ihm mit dem Kurfürsten von Mainz zusammen in der Stadt
gehuldigt werden, dass er mit demselben zusammen die Stadt besetzen
nnd dass alles Nähere auf einer persönlichen Zusammenkunft beider Kur-
fürsten festgesetzt werden solle. Diese persönliche Begegnung fand zu An-
fang des nächsten Jahres 1664 in Regensburg, wohin beide Kurfürsten
ebenso wie der Kai^ser zur Theilnahme an den Reichstagsverhandlungen
sich begeben hatten, statt, und dort gelang es Johann Philipp den säch-
sischen Kurfürsten durch die Zusage, dass die Torgauer Versprechungen
erfüllt werden sollten, vollständig zu gewinnen und von jeder wirksamen
Intervention zu Gunsten der Stadt abzuhalten. Ebendort aber wusste er
sich auch dem Kaiser, zu dem er als das Haupt der französischen Partei
im Reiche in den letzten Jahren in sehr gespanntem Verhältnis gestanden
hatte, wieder zu nähern und, indem er auf dem Reichstage nnd bei den
Rheinischen Alliierten dessen Bemühungen um Unterstützung im Türken-
kriege beförderte, zu erwirken, dass derselbe ihm gegen Erfurt vollständig
freie Hand Hess. Zugleich wusste er die geistlichen katholischen Mitglieder
der Rheinischen Allianz dazu zu bewegen, ihm die Stellung von Hülfstrnppen
zu dem Feldzuge gegen Erfurt zuzusagen, ebenso von dem Herzoge von
Lothringen die Ueberlassung von Truppen zu diesem Unternehmen zu
erwirken, und endlich bemühte er sich dann auch, von König Ludwig XIV.
bewaffnete Unterstützung zu erlangen. Zu diesem Zwecke') hatte er ur-
sprunglich seinen bisherigen einflussreicben Minister, den Freiherrn v. Boine-
bnrg nach Paris zu senden beabsichtigt, da dieser sich aber bei dem
französischen Könige zu grosser Annäherung an den kaiserlichen Hof ver-
dächtig gemacht hatte, so wurde Ende Juni 1664 ebenjener Freiherr v.
Reiffenberg zu demselben geschickt, und diesem gelang es denn auch
mit leichter Mühe, den französischen König zur Erfüllung der Wünsche des,
Kurfürsten, zur Zusage eines Hülfscorps von 6000 Mann zu bestimmen
während . dieser da'für damals Boineburg der Rache Frankreichs auf-
opfern masste. Im August 1664 sammelten sich die Truppen des Mainzer
Kurfürsten und seiner Verbündeten theils im Eichsfelde, theils im Würz-
burgischen, und Anfang September rückten dieselben gegen Erfurt heran.
') S. U eibig a. a. O. S.415fir.
^ S. Gahrauer, Kur-Maioz In den Epoche von 1672 I. 8. 5.5 ff.
23*
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356 '^- ^i^ Erfurter Uändel.
Der Kurfürst von Br aodeo bürg*) ist in diese Erfurter Händel erst zu
Ende des Jahres 1663, nachdem schon die Arhtserlclärung gegen die Stadt
erfolgt und dieselben damit in ihr letztes Stadium getreten waren , hinein-
gezogen worden, und zwar hat man sich fast gleichzeitig von drei Seiten
aus an ihn gewandt. Der Kurfürst von Mainz hat ibm Anzeige davon ge-
macht, dass er im Begriff sei, die Exemtion ge^^en die Stadt vorzunehmen,
und um seine Unterstützung dabei nachgesucht, die Herzoge von Gotha und
Altenburg haben ihm die sowohl der Stadt als auch dem Sächsischen Hause
von Kur mainz drohende Gefahr vorgestellt und ihn gebeten, bei dem letzte-
ren und bei dem Kaiser sich zu bemühen, dase die gewaltsame Exeeutioii
aufgegeben und die Sache durch Unterhandlungen beigelegt werde, und auch
der Hath von Erfurt hat unter Darlegung der Ungerechtigkeit des gegen
die Stadt eingeschlagenen Verfahrens die gleiche Bitte an ihn gerichtet.
Wie die hier mitgetheilten Akten darlegen, hat der Kurfürst von vorne
herein und nachher fortgesetzt in dieser Angelegenheit eine sehr vorsichtige
Haltung eingenommen. Er hat auf jene Bitten hin im November 1663 dem
Kurfürhten von Mainz Vorstellungen gemacht und ihn zu fiicdliiher Bei-
legung der Sache zu bewegen gesucht, er hat dann auf den Zusammen-
künften mit dem Kurfürsten von Sachsen zu Torgau und Berlin (Decem-
ber 1663 und Mai 1664] mit diesem auch über die Erfuiter Sache verhan-
delt und, ohne Kenntnis von den geheimen Abmachungen desselben mit
Kurmainz und in der Meinung, dass derselbe sich wirklich der Stadt an-
nehmen wolle, wenn dieselbe den schuldigen Gehorsam leiste, sich bereit
ei klärt, mit demselben dabei Hand in Hand zu gehen. Er hat dann auch
im Angust 166 ^ nachdem inzwischen die kriegerischen Rüstungen des
Mai nzer Kurfürsten bekanntgeworden waren und er aufs neue sowohl von
der Stadt Erfurt als auch von dem Herzoge von Gotha gebeten wor-
den war, dazwischenzutreten, siih darauf beschränkt, bei dem Kurfürsten
von Mainz jene Vorstellungen zu wiederholen und seine Vermittelung an-
zubieten. Erbt als er Anfaiig September aus einem Schreiben des Kur-
fürsten von Sachsen ersah, dass derselbe ruhig die Stadt ihrem Schicksal
zu überlassen beabsichtige und dass der Kurfürst von Mainz auch gegen
die bisherigen Beschützer der Stadt, die Sächsischen Herzoge, Drohungen
geäussert habe, entschloss er sich zu nachdrücklicherem Auftreten, verlangte
') Das Verhalten des Rf. in diesen Erfurter Häudeln ist bisher keineswegs
genügend aufgeklärt gewesen. Pnfendorf hat auch diese Angelegenheit gauz
übergangen, v. Tettau, der hauptsächlich auf den Erfurter chrouikaliBchen Dar-
stellungen fusst, ist über diesen Punkt sehr mangelhaft unterrichtet, Kirch-
hoff hat zwar in den von ihm hauptsächlich benutzten Materialien des Weimarer
Archivs darüber manches gefanden, seine Quellen aber sehr flüchtig verarbeitet,
Droysen (Gesch. der Preuss. Politik III, 3 S. 47 ff.) stellt zwar die damalige
Politik des Kf. in ihrem weiteren Zusammenhange in grossen Zügen richtig dar,
doch ist ihm nicht das gesamte in Berlin vorhandene Material, namentlich nicht
die alleriliogs sehr fragmt'Utarischen Nachrichten über die Verhandinngen mit
Reiffeil berg im September 1664 und nachher im März 16GÖ bekaont gewesen.
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Einleitang. 357
vom Karfürsten von Mainz, an den er, um diese Mabonngeu noch eiu-
dringlicher vorznstelleo, seinen Schlosshaaptmann v. Berlepsch schickte,
und auch vom Kaiser Einstellung der Executiou, indem er drohte, sonst
nicht nur die eben zugesagten weiteren Hülfstrappen nach Ungarn nicht zu
schicken, sondern auch seine schon dort befindliche^ Truppen zurückzurufen
und mit Schweden und anderen Kreisständen in engere Verbindung zu
treten, und suchte zugleich durch die ernstlichsten Vorstellungen demKurfürstcu
von Sachsen die Augen über das Verderbliche seiner Politik zu öffnen.
Doch gelang es dem wenige Tage darauf bei ihm anlangenden Mainzischen
Abgesandten, eben jenem Freiherren v. Reiffenberg, indem derselbe ihm
theils über die von seinem Herren bei dieser Expedition gegen Erfurt ver-
folgten Absichten die beruhigendsten Zusicherungen gab, andererseits ihm
dessen Unterstützung in seinen eigenen, namentlich in der Polnischen An-
gelegenheit, und ein Zusammengehen desselben mit ihm auf dem Reichs-
tage in Aussicht stellte, ihn zu beschwichtigen, so dass er von seinem Wider-
spruche gegen die Ausführung der Ezecntion abstand^ an v. Berlepsch
dem entsprechende neue Weisungen sandte nnd nach Verabredung mit
V. Reiffenberg die Erfurter auf das ernstlichste ermahnte, sich den Forde-
rungen des Kurfürsten zu fügen und so die Anwendung von Gewalt zu ver-
hüten, und der Rath der Stadt, welcher inzwischen wieder der unbändigen
Menge Herr geworden war, hat diesen Rathschlägeu folgend sich in der
That bemüht, eine friedliche Lösung der Sache herbeizuführen und so die
Freiheiten der Stadt zu behaupten. Freilich musste Kurfürst Friedrich
Wilhelm bald erkennen, dass auch er von Reiffenberg getäuscht sei,
denn der Kurfürst von Mainz erklärte sich nun nicht mit der inzwischen
erfolgten Einführung des Kirchengebets und der angebotenen Genugthuung
für die verübten Excesse zufrieden, sondern verlangte als Realassecuratiou
die Einräumung der Barg und zweier Thore, d. h. die militärische Be-
setzung der Stadt, und Hess, als diese sich nicht sogleich dazu verstehen
wollte, die förmliche Belagerung beginnen. Kurfürst Friedrich Wilhelm
hat sich dem gegenüber darauf beschränkt, durch Verhandlungen den Kur-
fürsten von Mainz zum Aufgeben oder wenigstens zur Milderung dieser
Forderungen zu bewegen; der Vorschlag, welchen der Rath von Erfurt,
der Herzog von Gotha und auch sein mit diesen Verhandlungen betrauter
Gesandter v. Berlepsch ihm machten >), bevor die Einschliessung der
Stadt vollendet sei, Truppen in dieselbe zu werfen, hat er zwar nicht ganz
von der Hand gewiesen, aber doch sich dafür entschieden, nur, wenn die
Zustimmung des Mainzer Kurfürsten dazu zu erlangen wäre, denselben
auszuführen, nnd da diese, wie voranszusehen war, nicht ertheilt wnrde,
^ 8. unten Berlepschs Relationen vom l./ll., 4./14., 6.yi6., uod 17./27. Sep-
tember und des Kf. Resiripte vom 7./17., 12/22. September und 21. September/
1. Oetober. Irrig behauptet Kirchhoff a. a. 0. S. 188, der Gedanke, Erfurt
durch braudeuburgisühe Truppen zu besetzen, habe einerseits in Berlin, anderer-
seits in Gotha und Weimar seinen Ursprung gehabt.
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358 ^* ^^^ Erfarter Händel.
bat er davon Abstand genommen und offen den Erfurtern erklären lassen,
dass sie von ihm keine weitere Unterstützung zu hoffen hätten. Dem Di*än-
gen der Sächsischen flerzoge, welche noch ganz znletzt (Anfang October
1664) durch eine Gesandtschaft ihn dazu zu bestimmen suchten, sich der
Stadt thatkräftig anzunehmen, bat er nur insoweit Folge geleistet, dass er
sich zur Abschickung einer neuen Gesandtschaft an den Kurfürsten Ton
Mainz behufs Anknüpfung weiterer Unterbaodluugen entscbloss, er bat aber
von vorne herein erklärt, dass er davon wenig Erfolg hoffe, und er bat, als
dann die Kunde kam, dass die Stadt sich inzwischen (16. October) ergeben
habe, die Abschickung jener Gesandtschaft ganz unterlassen. Auch nachher,
als infolge der neuen Befestigungen, welche der Kurfürst von Mainz sofort
in der jetzt von ihm besetzten Stadt vornehmen Hess, des längeren Verblei-
bens der fremden Truppen desselben, der Veränderung der Stadtverfassung
und der Eingriffe in die von den Sächsischen Herzogen beanspruchten
Rechte diese letzteren wieder seine Hülfe in Anspruch nahmen, hat er sich
nur auf gütliche Vorstellungen bei dem Kurfürsten von Mainz beschränkt.
Dass der Kurfürst sich hier so zurückhaltend gezeigt hat, ist nicht
etwa dadurch veranlasst worden, dass er die in diesem ganzen Verfahren
gegen Erfurt und in der scbliesslichen Besetzung dieser Stadt, einer der
wichtigsten Festungen Norddeutschlands, durch jenen ganz an Frankreich
geketteten katholischen Fürsten liegende Gefahr verkannt hätte, im Gegen-
theil er bat seiner Missbillignng und den auch bei ihm dadurch erweckten
Befürchtungen den deutlichsten Ausdruck gegeben, aber er hat sich so vor-
sichtig zurückgehalten, weil er erkannte, dass er selbst, zumal da damals
die Hälfte seiner Truppen fern in Ungarn stand, zu schwach sei, der von
dem Kurfürsten von Mainz aufgebotenen Truppenmacht entgegenzutreten,
weil er sich überzeugte, dass auf Kursachsen garnicht zu rechnen sei nnd
dass er auch von den anderen sächsischen Herzogen und den übrigen pro-
testantischen norddeutschen Fürsten und von Schweden, so laut dieselben
auch ihren Unwillen über das Vorgehen des Mainzer Kurfürsten kund gaben,
keinen wirklichen Beistand zu erwarten habe, nnd weil er sich scheute,
durch etwaigen Widerstand gleichzeitig den Kaiser, unter dessen Autorität
der Mainzer Kurfürst handelte, nnd den König von Frankreich, welcher
demselben seinen Beistand geliehen hatte, herauszufordern und so weitere
Unruhen nnd Gefahren für Norddentscbland heraufzubeschwören. Ausserdem
hat ihn noch ein besonderer Umstand mit dazu bestimmt, nämlich die Rück-
sicht auf Magdeburg, welche Stadt in ähnlicher Weise wie Erfurt ihrem
Landesherren und ihm selbst, dem einstigen Nachfolger desselben, trotzte,
deren Widerstand er schon damals entschlossen war bei günstiger Gelegen-
heit ebenfalls, wenn nothwendig, mit Waffengewalt zu brechen und welcher
er daher keineswegs durch ein nachdrückliches Auftreten für Erfurt gegen
den Kurfürsten von Mainz zu einem Präcedens verhelfen wollte, auf welches
sie nnd ihre etwaigen Beschützer sich ihm gegenüber einstmals berufen
könnten.
Im Anhange ist ein gedrängter Auszug aus den Akten des im Februar
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EioleituDg. 359
1665 zu Leipzig abgehaltenen Obersächsiscben Kreistages, welcher
ein Nachfipiel zu den Erfurter Händein bildet, mitgetheilt worden. Dieselben
sind dadurch besonders von Interesse, weil sie zeigen, wie der brandenbar-
gische Knrfürst^ da der Kurfürst von Sachsen auch hier in seiner passiven
Haltung verharrt und alle Massregeln, welche ein nachdrücklicheres Auf-
treten des Kreises gegenüber den weiteren Uebergriffen des Mainzer Kar-
fürsten ermöglichen sollen, zu hintertreiben sucht, die führende Rolle über-
nimmt und es durchsetzt, dass wirklich einige solche Massregeln, die Auf-
bringung einer freilich gegen seinen Wunsch sehr unbedeutenden Kriegs-
macht, weitere Verhandlungen mit dem Niedersächsischen Kreise wegen
einer schon im Jahre vorher beabsichtigten engeren Verbindung mit dem-
selben und die Forderung, dass bei den Verhandlungen zwischen Kur-
mainz und den Sächsischen Fürsten die Vermittlung anderer Kreis-
stände zugelassen werde, beschlossen werden.
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KnrflirBt Johann Philipp von Mainz an den KurfUrsten. D.
St. Martinsburg in unserer Stadt Maintz 20. October 1663.
[Anzeige, dass er die über Erfurt verhäDgte Acht sa ▼ollBlreckeo im Begriff
Bei. Bitte aoa Unterstütsang.]
20. Oct. Kurzer Bericht über den von der Stadt Erfurt ihm und den kAiserlicben
Mandaten gegenüber beharrlich fortgesetzten Ungehorsam, über die Ver-
kündigung der vom Kaiser über die Stadt verhängten Reichsacht und die
dabei erfolgte Misshandinng des damit beauftragten Reichsherolds.
So seind wir auch, vermög der von der Rom. Kay. M. uns auf-
getragenen Execution zu angeregter Vollstreckung des Kayserlichen
Reichsbanns und Acht, und weiln bevorab die Burgerschafft, wie ge-
meldet, in öffentlichem Uffstand eich befindet und sich unsere Dorff"-
schafften ausszublUndern und in Brand zu stecken ohne Scheu ver-
lauten lassen, im Werck begriffen, dagegen nöthige Verordnung zu
thun und sie von dergleichen Vorhaben ab- und einzuhalten. Und
haben weniger nit auch Ew. Ld. hiemit von allen Nachricht geben
und, weiln nunmehr bey diesen Leuthen der schuldige Gehorsamb und
Rcspect gantz und gar erloschen ist, dieselbe hiebei freundlich ersuchen
wollen, wofern etwan diese unbendige Reichsächter bei deroselben sich
zu beschönen understehen oder sonsten Ihre ein wideriger Bericht ein-
langen sollte, demselben nit allein kein Gehör oder Glauben zu ge-
ben, sondern auch uns hierin in krafft der Churfürstlichen Verein mit
Rath und That zu assistiren, indem einmahl, wan dergleichen Mediat-
Btfttten und Underthanen sotbane — Sedition und Auffstand gegen
ihre Obrigkeit ungestrafft hingelassen — daraus auch bei andern leicht
höchst schädliche Consequentien erfolgen würden — zumahln wir
auch durch die vorhabende würckliche Vollstreckung des Banns nit ge-
meint seind, weder der Statt in ihrem vermög des Friedenschlusses
habendem Religionsexercitio noch auch dem Haus Sachsen in seinen
der Orten habenden und hergebrachten Particularjuribps Eintrag zu thuen.
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Anzeige der beabsichtigten Execntion gegen Erfurt. 361
Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. [Frieden-
stein] 28. October/[7. November] 1663.
[Der St«nd der Erfurter Sache. Bitte um Vermittelung.]
PS.') Auch — müssen Ew. Ld. unserer und unsers gesambten 7. Nor.
Chur- und Fürstlichen Hauses dringender Angelegenheit nach wir
wehemüthig zu vernehmen geben, welcher gestalt die itn Ende des
an Keys. M. — copeylich beigefügten Schreibens') berührte Erfurti-
sche Sache nun dermassen gefährlich worden, dass wir ohne sonder-
bare göttliche Hülfe und Ver^iittelung hoher wohl affectionirter Stände
fast nicht sehen, wie ohne grosses Unheil unserer und anderer Silchs.
Lande und Leute das Vorhaben, welches des H. Churfürsten zu
Maintz Ld. nun mit feindseliger Angreifung gedachter Stadt Er-
furt in^ Werk zu richten suchet, abgehen könne. Was unsers
Hauses Interesse dabei sei, das ist am Keys. Hof, wiewohl ohne ver-
hofften Effect, nun viel Jahr hero angeftthret worden. E. Ld. wollen
— sich aus beiliegender Deduction '), die zwar Glimpf halber — nur
ein und anderen Orts vertraulich communiciret worden, sich vortragen
lassen, worauf das Werk von a. 1648 her bis in den verwichenen
Monat Junium beruhet. Seithero nun hat der Maintzische Antrieb
BO viel durchgedrungen, dass die Acht wider die Stadt publiciret und
der Pöfel zu desperaten Resolutionen dadurch folgends praecipi-
tiret worden. Wir sind wohl versichert, dass E. Ld., als es doch die
letztere keys. Gapitulation*) nicht allein im Fall, da Stände, son-
dern auch da andere in diese äusserste Straf der Acht zu verur-
theilen sind, erfordert, umb solches Urtheil keine Wissenschaft tragen,
also dessen Valor und darauf selbst angemasste Maintzische Execu-
tions-Befugniss nicht agnosciren werden. Was auch auf jüngsten
^) Postscriptum zu dem oben Abschn. 5 S.'313 erwähnten Schreiben von
demselben Datum, der Antwort auf des Ef. Circularschreiben vom 2ö. October 1663.
^ In demselben (d. Friedenstein 14. /24. Juni 1663), der Antwort auf ein
Schreiben des Kaisers (d. Wien 23. Mai 1663), in welchem d«*r8elbe die Turken-
gefahr geschildert und um Hälfe gebeten hatte, erklärt sich der Herzog zur
Hnlfeleistnng bereit, räth aber dem Kaiser, durch Zugeständnisse an die Pro-
testanten in Ungarn sich deren eifrige Unterstützung zu verschaffen und in Deutsch-
land die kriegerische Executiou gegen Erfurt nicht zu gestatten.
*) Jnstitia protectionis Sazonicae in civitate Erfurtensi sive brevis expositio
indubitati juris, quod Ser. Elector et Duces äaxoniae — more majorum et se-
cundom Imperii leges pacisque publioae constitutiones merito ezercent. A. 1663^
mense Junio, verfasst von dem Gothaischon Kanzler Veit v. Seckendorf
(wiederabgedruckt Diar. Europ. XI Appendix, Londorp IX S. 35ff.).
*) Wablcapitulation Kaiser Leopold I. §28 (Londorp VIII 8.357.).
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362 6. Die ErfarUr Häodel.
Creystag zu Leipzig deshalben an Key. M. geschrieben worden*),
das wird E. Ld. von dero Gesandtschaft wohl der Gebühr nach sein
referiret worden. Inzwischen hat es das Ansehen, es werde zu unwie-
derbringlichen Schaden unsers Hauses die mitten in unsern — Landen
gelegene und unserm Hause in so viel Wege verbundene Stadt in
Maintzische Hände und Superioritat fallen, also ihre zimblichermassen
hergebrachte Freiheit, sonderlich was das jus armorum betrifft, ver-
lieren und dannenhero unserm Hause, ja dem ganzen Ober-Sächsischen
Creis ein immerwährendes Präjudiz zumal in Kriegszeiten entstehen — .
Ew. Ld. — wollen ihres hohen Ortes sich zu unsers Hauses und
der gemeinen Wohlfahrt und Ruhe Aufnehmen und Beförderung ge-
fallen lassen, dero Gesandtschaft zu Regensburg furdersamst zu in-
struiren, dass sie diese wichtige Sache — in bessere Wege richten
helfe. Wir sind nebst unsern Herren Vettern erbötig, was nur zu
billiger Vergnügung des H. Churfürsten zu Maintz Ld. immer dienen
kann, aufrichtig zu befördern, allermassen wir dann, ohngeachtet S.
Ld. auf unsere und unserer HH. Vettern bisshero an Sie abgelassene
Schreiben nicht einst mit einer Antwort sich vernehmen lassen, dennoch
uns überwunden, deroselben solche freundliche Anerbietung ^) zu thun
— darauf Sie — Ihres Stifts jura und Sicherheit viel beständiger als
auf die itzo in Sinn gefasste Opportunitäten — bauen könnten. — *)
Der Rath zu Erfurt an den Kurfürsten. D.
2./[12]. November 1663.
[AuseiDandersetzuDg der Sachlage. Bitte um VerwenduDg beim Kaiser und beim
Reichstage.]
12. Nov. Dank dafür, dass Kf. auf dem jüngsten Kreistage zu Leipzig*) sieh
nebst den anderen Kreisständen der Stadt angenommen hat. Da sie fürchten,
^) S. oben Abschn. 4, Anhang S. 261.
>) In dem abschriftiich beigelegten Schreiben an K.Mains (d. Priedensteio
21./31. October 1663) stellt der Herzog demselben die Uebelstände und Gefahren
vor, welche ein gewaltsames Vorgehen gegen Erfurt verursachen würde, und for-
dert ihn auf, sich sunachst auf einer Conferens mit dem Hanee Sachsen über
sein Vorhaben zu benehmen. Ueber die früheren Verhandlungen desselben mit
K.Mainz s. Ki rohhoff, Die Besitzergreifung Erfurts durch Eurmainz (Zeitschr.
für Preussische Geschichte und Landeskunde Jahrg. VIII 1871) S. 108 ff.
*) Auch HerzogFriedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg wendet sich
in einem Schreiben (d. Altenburg 3./ 13. November 1663) an den Kf. mit der
Bitte, bei dem Kaiser und K.Mainz dahin zu wirken, dass letzterer sich all«r
Thätlichkeiten und der unrechtmässigen Ezecution enthalte und es zu gütlicher
Unterhandlung kommen lasse.
*) 8. oben Abscbn. 4. Anhang S. 258 ff.
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VerwendoDgsgesuche ao den Rf. 363
dass ihre Feinde K. Mainz hertig anliegen werden, bei dem Kaiser and dem
kurfürstlichen CoUegio die Sache 8o durcbxatreiben, dass die Execution doch
fortgesetzt werde, so wollen sie kurz vortragen, was bisher sowohl in meritis
als circa processum in dieser Sache vorgegangen. Auseinandersetzung
der Vorgänge von dem Erseheinen der ersten kaiserlichen Kommission im
Jahre 1650 an bis zn der Publicieruug der Reichsacht durch den kaiser-
lichen Herold, welcher bei dieser Gologeuheit allerdings von einzelnen be-
schimpft, aber doch mit Qlimpf entlassen worden sei.
Sie haben jetzt zu ihrer Betrübnis hören müssen, dass K.Mainz die
Execution der Acht übernehmen und dazu seine eigenen und seiner Alliierten
Mittel anwenden wolle. Sie stellen dem Kf. die Ungerechtigkeit des ganzen
Verfahrens vor, bezeugen, dass sie nach Möglichkeit sich gefugt und nach-
gegeben haben, hoffen, dass K.Sachsen sowohl als Kreisoberister als auch
als Scbutzherr nebst dem Fürst!. Hause den Einbruch jener Völker nicht
gestatten werde, bitten aber auch Kf., sich ihrer beim Kaiser und K.Sacbsen
und auf dem Reichstage anzunehmen, damit die Execution, wo nicht gar
abgethan, wenigstens einstweilen suspendiert werde').
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D.
Cöln 15./[25.] November 1663.
[auf das Schreiben vom 20. October. Ratb, die Execution gegen Erfurt vorläufig
Bu anterlassen.]
— Wie wir nun — ganz ungern vernehmen, dass E. Ld. von 25. Nov.
dieser Stadt dergleichen Widersetzlichkeit und Ungehorsam erwiesen,
auch keineswegs zweifeln, E. Ld. werden an Ihrer Seiten nichts ha-
ben ermangeln lassen, was zu gütlicher Hinlegung aller dieser Irrun-
gen und Streitigkeiten erspri esslich sein könne, also können wir E.
Ld. auch nicht verdenken, dass dieselbe auf nachtrQckliche und in
den Reichsconstitutionibus fundirte Weise und Wege Dero Respect
und jura zu mainteniren und die Widerspenstigen zur Raison zu brin-
gen beflissen sein. Wir erkennen uns nicht allein vermög Gburfttrst-
licher Verein schuldig, sondern sein auch von uns selbsten ganz ge-
neigt, E. Ld. in dieser Dero Angelegenheit mit Rath und That zu
assistiren. Stellen aber E. Ld. hocherleuchtetem Kachsinnen anbeimb,
') Beigelegt ist eine Abschrift des Paritions-lDStrameDtes (d. 24. September
1663) oud die Druckschrift: , Gründliche Dedaction aud warhaffter Bericht, dass
die Stadt Erfurt in puncto dess von Ihrer Cburfärstl. Gnadea zu Mayotz bey
derselben gesuchten Kirchen-Gebets uud sonsten keine straffbare Widersetzlich-
keit oder Ungebähr, wie ihr solche uugüllich beygemessen werden will, verübet
etc." 1663 (wiederabgedruckt Di ar. Europ XI Appendix, Londorp IX S. 5ff.).
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364 6. Die Erfurter Händel.
ob nicht diesem Werk bei den jetzigen höchstgefährlicben Conjuncturen
und da unBer geliebtes Vaterland vom Erbfeind des Christlichen Na-
mens in so augenscheinlicher grossen Gefahr begriffen, lieber noch auf
einige Zeit ein Anstand zu geben, als zu wttrcklicher Execution der
publicirten Achtserklärnng, welche ohne überaus grosse Zerrüttung und
Ohngelegenheit des Obersftchsischen Greises und aller dazu gehörigen
Stände, ja des ganzen Römischen Reichs nicht werkstellig gemacht wer-
den kann, noch zur Zeit zu schreiten, wozu dann — E. Ld. desto mehr
geneigt sein werden, weil Sie dadurch Ihren jnribus nicht allein nichts
präjudiciren oder vergeben, sondern auch das — Haus Sachsen sich
dieser Sache sowohl ratione neben E. Ld. in der Stadt Erfurt haben-
den Gerechtigkeiten, als auch, weil solche mitten in Dero Landen ge-
legen, sehr annimbt, der Magistrat auch und viele verständige Leute
an denen bisherigen ungehorsamen und halsstarrigen Proceduren dem
Verlaut nach nicht schuldig, sondern daran ein Missfallen tragen, der
unbändige Pöbel aber jedesmal in gebührendem Zwang nicht gehalten
werden kann, wie solches die gegen den Magistrat selbst verübte
harte Proceduren') genugsamb darthun. Wir haben demnach nicht
unterlassen wollen, E. Ld. dieses — furzustellen, und zweifeln nicht,
Dieselbe werden, so viel es immer möglich, alle hochschädliche Extre-
mitäten und innerliche Trennungen in unserm Vaterlande bei diesen
Leuften verhüten, hingegen aber das hochnötige Defensionswerk und
Aie h Key. M. versprochene Hülfe — auch ferner befordern zu
helfen geneigt sein"^).
0 S. V. Tettau, Die Redaktion vod Erfurt und die ihr vorausgegangeneQ
Wirreo 1647—1665 (Jahrbücher der K. Alcademie gemeioDütziger WisseDschaften
zu Erfurt. Neue Folge, Heft III) S. 115 ff., Heibig, Johann Philipp von Mainz
und Jobann Georg IL von Sachsen während der Erfurter Wirren 1650 — 1667
^Archiv für die Sächsische Geschichte IIL) S. 405 ff.
') Nachdem K.Mainz (d. Schloss Marienberg ob Würzbarg 16. November
1663) dem Kf. den gedruckt erschienenen Bericht der kaiserlichen Kommissarien
und des Reichsherolds über die ihnen in Erfurt zugefügten Real- und Verbal-
injurien (8. Diar. Europ. X S. 955ff., 929ff. Londorp VIII S. 936 ff.) zuge-
sandt und erklärt hat, er müsse darauf bedacht sein, wie solche Leute von dem
angedrohten Ueberfalle seiner angrenzenden Lande ab- und zum schuldigen Ge-
horsam angehalten werden mochten, erwidert derselbe (d. Cöln 2./ 12. Dt^cember
lf;63) in ganz ähnlicher Weise, er könne es ihm nicht verdenken, dass er seinen
Respect und seine Rechte durch nachdrückliche Mittel zu wahren beabsichtige,
bittet ihn aber mit Rücksicht auf die drohenden Conjuncturen die Sache noch
etwas in suspenso zu lassen.
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Verwendang des Ef. bei K.Mainz für Erfurt. 365
Der Kurflirst an die Herzoge Ernst und Friedrich Wilhelm
von Sachsen. D. Cöln 15./[25.] November 1663.
[auf die Schreiben vom 28. Oclober/[7. November] und 3./ [13-] November.
Mittbeiinng der K.Mains gemachten Vorstellungen.]
Er lässt dabin gestellt, was E.Mai oz für Ursache and Faodament zu 25. Nov.
seinen bisherigen Procedaren gegen Erfurt habe nnd wie weit das Haas
Sachsen ratione seiner jurium bei der Sache interessiert sei^ er hält aber
ODter den jetzigen Gonjonctaren die Execation der Acht and die derselben
nothwendig aniclebenden Extremitäten für so bedenklich, dass er K.Mainz
bewegliche Vorstellungen gemacht und gebeten hat, dem Werk znm wenig-
sten einigen Anstand zu geben.
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. Marienberg ob Würzburg 12. December 1663.
[auf das Schreiben vom 15./25. Nov. Die Ansfäbruug der Acht gegen Krfurt kann
zu keinen weiteren Gefahren Anläse geben. Erfurt wird vom Hause Sachsen
aufgestachelt.]
Die Auslüliruüg der Acht gegen seine nngehorsameu Unterthanen in 12. Dec.
Erfurt wird weder die Türkenhüife verhindern noch sonst zu Weiteruageu
Anlass geben, am wenigsten im Obersächsischeu Kreise, da Erfurt als
eine zu K.Mainz gehörige Stadt zum Rheinischen Kreise geholt. Die
Erfurter, welche jetzt gegen alle Bürger und Rathsherren, die Devotion
gegen den Kaiser zeigen, mit Absetzung, Gefängnis und Todesstrate vor-
gehen, werden von Nachbaren, sonderlich von dem Hause Sachsen und
dessen unruhigen Ministris, im Ungehorsam bestäikt, von ihnen werden
Schmähschriften und ^Scarteken^ gegen ihn verbreitet*) und die Schutzge-
rechtigkeit Sachsens zum Vorwande genommen, obgleich in dem zwischen
der Stadt nnd demselben über den Schutz abgeschlossenen Vertrage E.Mainz
ausgeschlossen ist. Er versichert, dass die Völker, welche die Acht aus-
führen sollen, niemand ausser denen, welche sich selbst der Acht theilhafc
machen würden, verletzen würden*).
■) Beigelegt ist die Schrift: Assertio juris Moguutini contra affectatam Ju-
Btitiam Protectionis Sazonicae in civitate Erfurtensi. Moguntini a. 1663 m. Octobri
(wiederabgedruckt Di ar. Burop. XI Appendix, Londorp IX S. 63ff.). Von säch-
sischer Seite wurde darauf veröffeutlicbt: Repetita et necessaria defensio Justae
proUctionis Sazonicae etc. 1664 (Diar. Europ. XI a. a. 0. Londorp IX»
S. 110 ff).
*) Durch ein Schreiben ganz ähnlichen Inhalts (d. Regensburg 10. Januar
1664) beantwortet K.Mainz dasjenige des Kf. vom 12. December 1663.
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366 6 ^io Erfarter Handel.
Der Rath von Erfurt an den Kurftlrsten. D. 1 1./[21.] März 1664.
[Bitte am fernere Unterstutzong.]
21. März. Die Stadt hat die erfrealiche Nachricht erhalten, dass anf das Gesach
vom 2. November 1663 Kf. nicht allein an K.Main s verschiedene beweg-
liche Schreiben hat abgehen lassen ^ sondern anch seine Gesandten in
Regensbnrg zur Vermittelang eines gütlichen Vergleichs instruiert hat')-
Die Stadt dankt dafür and bittet ihn, anch fernerhin dazu zn cooperieren,
dass der Kaiser den erbetenen salvas conductas') bewillige und K.Mainz
zn einem gütlichen Vergleiche bewogen werde, in welchem der Stadt ihre
Freiheiten nnd Rechte gelassen würden.
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. 14./[24]. April 1664.
[Er ist znr EiDfubniDg des Kirchengebetes bereit, bittet nm weitere Unterstfitznng
anf dem Reichstage nnd Schutz gegen etwaige Gewaltmassregeln.]
24. April. Die Stadt ist sehr bestürzt darüber, dass trotz der Verwendung des
Kf., anderer hoher Potentaten nnd ganzer Kreise sie doch weder Aufhebung
der Acht noch freies Geleit erlangt hat; sie ist aber dadurch wieder ziem-
lich getröstet und ei freut, dass gleichwohl die evangelischen Fürsten nnd
Stände durch ihre Botschafter auf dem Reichstage die Sache in die Hand
nehmen') und Willfährigkeit zur Assistenz verspüren lassen, wie der Stadt
durch ein Schreiben jener Gesandten^) und durch den zu ihnen geschickten
k.Fächsischen Commissarius ^) versichert worden. Da aber beides eine ernst-
liche Ermahnung zur Parition in puncto precum in sich gehalten mit Ver-
tröstung, dass die Stadt sodann über die anderen Punkte sattsam gehört
nnd ihr treulich assistiert werden solle, so wollen sie dabei so viel ihnen
*) Kf. hat bisher nur in dem Rescript vom 1. December 1663 an die Ge-
sandten in Regensburg (s. oben Abschn. 4, S. 208) der Brihrter Angelegenheit
gedacht.
^ Zu Anfang des Jahres 1664 war es dem neuen Rathe von Erfurt unter
Leitung des energischen Rathsroeisters G. H. Lndolf gelungen, der inneren
Unruhen Herr zu werden nnd den Pöbel zum Gehorsam zu bringen. Der Rath
hatte darauf den Kaiser nm einen Geleitsbrief für Abgeordnete der Stadt und
um Aufhebung der Acht gebeten, zugleich aber sich auch an die Schwedische
Regierang (d. 12./22. Januar 1664, Londorp IX S. 221) und dann auch an die
zu Regensburg versammelten Reicbsstände (d. 8./ 18. März 1664, Londorp IX
S. 217) gewendet und nm deren Vermitteluog beim Kaiser und bei R.Mainz nach-
gesucht. S. v. Tettau S. 184f. Heibig S. 419.
3) S. die Relation der Gesandten aus Regensbnrg vom 18. April 1664 (S.236).
*) (l. Rogenpbura: 28. März 1664 (Londorp IX S. 219).
^) Meniae, Geheimer Ralh des Herzogs Moritz von Zeitz, über dessen
Sendung nach Erfurt (Uect-uiber 1663 und Anfang 1664) e. Heibig S. 417.
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Erfurt Bncht die Verwendaog des Rf. 367
Dar immer möglich thun, sie hoffen, es werde die Gemeinde die Umstände
in solche Consideration ziehen, dass es zu weiteren Extremitäten nicht
ausschlagen dürfte. Sie bitten Kf., sich ihrer weiter anzunehmen *).
Otto Wilhelm v. Berlepsch^ an den Rathsherren Ludoif in
Erfurt. D. Berlin 27. April / [7. Mai] 1664.
[Rf. will eich der Stadt aDoehmen, hat mit R.Sachsen darüber verhaadeit, doch
mass man zunächst Qewissheit haben, ob die Parition wirklich geschehen.]
Nachdem S. Chf. D. zu Brandenburg, meinem gnädigsten Churf. 7. Mai.
und Herrn, ich das von dem Bath mir jüngsten zugesendetes Schreiben
— Qberreichet, haben sie gnädigst und wohl aufgenommen, dass ge-
meine Stadt bei dero jetzigen unglückseligen Zustande auch bei dero-
selben Zuflucht suchen wolle, und wie Sie dieselben aus der vor Augen
schwebenden Gefahr gern gerettet sehen möchten, auch desshalber
dero zu Regensburg anwesenden Gesandten albereit instruiret, mit
allen Kräften dahin zu cooperiren, ob die Acht suspendirt und ein
salvus Conductus zu erlangen, also haben sie auch bei jetziger An-
wesenheit der Churf. D. zu Sachsen') sowohl mit Deroselben als
Dero beihabenden ministris fleissig tiberlegen lassen, auf was Massen
die Stadt wiederumb in voriger Beruhigung gesetzt und hierzu etwa
ein sicheres und zureichendes Expcdienz erfunden werden könnte.
Weiln nun Eingangs gedachtes Schreiben die Parition, darauf Keys.
M. so feste bestehen, zwar vertröstet, des H. Maenii^) Relation aber
liöchstged. S. Chf. D. zu Sachsen bis dato noch nicht erstattet und
man also keinen gewissen Grund haben können, ob sothane Parition
geschehen oder nicht, auch vielmehr das letztere und dass der Pöbel
sich hierzu noch garnicht wollen disponiren lassen, aus anderweitig
einkommender Nachricht verlauten wilP), so hat dcrhalben, bis zu
') S. das Rescript des Kf. an die Gesandten io Regensbarg vom 26. April/
G. Mai (S. 238).
^ Oberst und Schlosshaoptmann zu Berlin, s. oben Abschn. 2 S. 73.
') S. oben Abschn. 4 Anhang S.271ff.
^ S. S. 3&3 und Abschn. 4. Anhang S. 274.
^) Erst am 19. Mai 1664 warde in Erfurt das Kirchengebet fQr K.Mainz nach
der Formel von 1660, nachdem zavor am 5. Mai die evangelische Geistlichkeit
der Stadt aUerdings noter manchen Vorbehalten ihre Zustimmung dazu kundge-
geben hatte, von den Kanzeln verlesen, doch gab sich bei dem niederen Volke
noch immer grosse ünsufriedenheit darüber kund, s. Diar. Europ. XI S. 379
v. Tettau 8. 179.
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368 6. Die Erforier HäDdei.
eingelangter Gewissheit, die Sache ausgesetzet werdeo müsBen und
vor diesesmal nichts grQndlichers resolviret werden können. Ihre
Chf. D. zu Sachsen reisen heute von hier wieder ab und habe ich
dies in antecessum vertraulich benachrichtigen wollen. —
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt
l./[ll.] August 1664.
[Ihre Sache soll nicht 7or deo Reicbshofrath gebracht, soodero durch Kaiser-
liche Kommissare anf dem Reichstage beigelegt werden.)
11. Aug. Dank für die Verwendung der obersächsischen Kreisfetände in ihrer
Sache beim Kaiser ^y doch sind sie 8ehr betrübt, dass die verschiedeaeii
Intercessioncn und auch die Bemühungen der gesamten evangelischen
Stände zu Hegensburg^) noch Iceine Wirkung gehabt, so dass wegen
mangelnder Resolution sie in ihrem Elend gleichsam verschmachten und
durch Abgang alles Handels und Wandels vergehen müssen, zumal da sie
erfahren, ein Theil der evaugelischen Stände solle der Meinung sein, als
müsste ihre Sache vor dem Beichsbofrath ausgemacht werden. Sie bitten
daher Kf., mit seinen Mitständen darauf bedacht zu sein, dass durch kaiser-
liche Kommission uninteressierter Fürsten und Stände die Sache auf dem
Reichstage vorgenommen und durch gütliche Vermittelnng oder derselben
Ausspruch erörtert, auch die dissentierenden evangelischen Stände zur Cou-
formität gebracht, mittlerzeit aber und ehe solches geschieht ihnen kräf-
tige Versicherung wiederfahre, dass sie vor anderweitigem Verhör mit keiner
Execution belegt werden sollen ').
Der Knrftirst an den Rath von Erfurt D. Cöln
8./ 18. August 1664.
[auf das Schreiben vom l./[ll.] August. Zusage seiner Vermittelnng.]
18. Aug. — Gleich wie wir nun gn. gern vernehmen, dass Ihr demjenigen,
was an selten Chur Mainz in puncto des Kirchengebetes von £uch
erfordert worden, ein GnOge gethan und deswegen gebührende Pari-
tion geleistet, also wollen wir nicht unterlassen uns dahin zu bemtthen,
>) S. oben Abschu. 4 Anhang S. 279 f.
^ S. oben Abschn. 4 S. 237.
^ S. über die gleichseitigen Bemühungen Erfurts bei den Gesandten des J
Kf. in liegensburg deren Relation vom 8. August 1064 (oben Abschn. 4 S. 244).
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Geeache um Vermittelnng des Ef. 369
dass Ihr mit GburMainz Ld. wieder ausgesöhnet und also a banno
liberiret und dermaleinst wieder in ruhigen Stand gesetzet werden
möget*). —
Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. Frieden-
stein 18. /[28.] August 1664.
[Aufforderung an Kf., sich zur Vermittelnng in der Erfurter Sache zu erbieten.]
Angesichts der jetzt in Mainz gehaltenen bedenklichen Deliberationen 28. Aug.
und Präparationen hält er es für dringend nothwendig, dass neben Rela-
xation der Acht das Interesse des Gesamthanses Sachsen vermöge des
von dem Kaiser confirmierten Erbschntzvertrages und anderer mit der Stadt
abgeschlossenen Concordate von einer Commission uninteressierter Fürsten
des Reiches vorgenommen und in zuverlässigeren Stand gebracht, zugleich
die Differenzen zwischen Karmainz and der Stadt geschlichtet werden.
Sollte aber eine solche Commission nicht zu erlangen sein, fragt er an,
ob nicht Kf. allen Theilen znm besten, mit Zuziehung anderer Fürsten sich
zn einer freiwilligen Interposition, der sich K.Mainz hoffentlich nicht ent-
ziehen werde, entsohliessen wollte.
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt
19./ [29.] August 1664.
[Drohende Exekution. Bitte um Verwendung bei Kurmaioz.)
Lothringische Trappen sollen nebst etlichen tausend Mann kurmain- 29. Aug.
zischen Landvolks wider ihre Stadt gebraucht werden. Sie haben sich auf
das äusserste bemüht, den Karfursten zur Versöhnung zn bewegen, aber
vergebens, derselbe hat die Schreiben der Stadt nicht angenommen, dessen
Ministri haben ihnen nicht geantwortet, ja durch dessen Gesandten in Re-
gensburg ist dem Sächsischen Agenten, der ihre Stadt geraume Zeit pa-
trocinierte, verwiesen worden, dass er sich von der Stadt gebrauchen lasse.
Kf. möge deshalb nebst K.Sachsen, den die Stadt gleichfalls angernfen
hat, sich derselben annehmen nnd sich bemühen, dass die Exekntion ver-
hütet nnd die kurmainzischen Prätensionen auf andere Art componiert
würden.
1} S. das Rescript des Kf. an die Gesandten in Regensburg S. 247.
Mftter. s. Oesch. d. G. Kurfürsten. XT. 24
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370 ^- ^>^ Erfurter Händel.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Erfart 23. Augast /
2. September 1664.
[Greditiy für den Rathsherrn Lndolf.]
.Sept. Die Gefahr nähert sich dermassen, dass sie, um Kf. ihretwegen anzu-
flehen, den Ueberbringer , ihren Rathsfreund Georg Heinrieh Lndol-
f e n *) an ihn abgeschickt haben , Kf. möge denselben hören ond mit ge-
wieriger Resolution versehen lassen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
24. August/ [3. September] 1664.
[Abmabnnog von kriegerischen Massregeln gegen Erfart. Anerbieten seiner
Vermittelung.]
3. Sept. Kf. hat gehofft, dass K.Mainz seinen Vorstellnngen Gehör geben und
sich aller Thätlicbkeiten gegen Erfurt enthalten werde.
— Also haben wir hingegen mit BetrQbnisB von verschiedenen
Orten die Nachricht erlanget, dass Ew. Ld. nunmehr andere Resolu-
tion ergriffen und entschlossen sein sollen, die Stadt vermittelst fremb-
der und auswertiger Hülfe anzugreifen und zu occupiren. — Ew. Ld.
werden uns nicht verdenken, dass wir dieser Sachen halber mit un-
serer wohlgemeinten Erinnerung bei deroselben abermahl einkommen,
Ew. Ld. freund- und brüderlich ersuchend, Sie wollen von dergleichen
Fürnehmen — abstehen und sich hierunter anders begreiffen, auch ihre
gefallen lassen, dass die noch übrige Missverst&nde zwischen Ew. Ld.
und der Stadt entweder durch eine Reichscommission untersuchet und
der Billigkeit nach erörtert — oder, dafern zu dergleichen Reichs-
commission so bald nicht zu gelangen und Ew. Ld. dieselbe nicht
anständig sein möchte, solchenfalls anderer uninteressirter Chur- und
Fürsten gütliche Interposition, worunter wir dan auch aus guter
Wohlmeinung die unsere freundbrüderlich offeriret haben wollen, in
diesem Negotio zu belieben. — Sollten nun Ew. Ld. anitzo gegen die
Stadt Erfurt, zumahl dieselbe schuldige Parition geleistet, mit der-
gleichen Extremitäten verfahren und dadurch so grosse unvermeid-
liche Weiterungen und Gefahr im Reich verursachen, könnten dieselbe
leicht ermessen, wie hoch dasselbe die gesambte Stände des Reichs
betrüben würde. —
0 S. oben S. 866 f.
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Verwendung des Kf. fär Erfurt. 371
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 24. August / [3. Sep-
tember] 1664.
[Bitte um Aufhebung der Acht gegen Erfurt und Verhütung dee Herbeiziehecs
fremder Truppen.]
MittheiloDg seiner dem Kurfürsten yon Mainz gemachten Anerbietnn- 3. Sept.
gen wegen gütlicher Beilegung der Erfurter Händel.
Also stelle Ew. K. M. ich — zu bedenken anheim, ob dieselbe
bei so gestalten Sachen und da die Stadt gegen ChurMayntz Ld.
schuldige Parition und Submission erwiesen — geruhen wollen, zu
besserer Erreichung des intendirten Zweckes die — Achtserklärung
nunmehr aufzuheben, auch ChurMayntz von ferneren Extremitäten
gegen die Stadt, insonderheit von Einführung frembder und auslän-
discher Kriegsvölker in den Greis abzumahnen, nicht zwar zu dem
Ende, dass I. Ld. das geringste von ihrem Respect und Gerechtigkeit
entzogen werden sollte, welches ich vielmehr nach Vermögen verhüten
und, soviel an mir ist, dieselbe und dero Erzstift bei ihren zustehenden
juribus mainteniren helfen werde. Ew. Keys. M. werden aber — die
Wichtigkeit dieses Werkes erwägen und zu Verhütung allerhand
Weiterungen alle keyserliche Vorsorge auch ohne mein gehorsambstes
Erinnern tragen, insonderheit aber gn. consideriren, wie hoch Dero
eigenes Interesse bei dem Ihre obliegenden beschwerlichen Kriege
wider den Erbfeind hierunter vertire, und dass diejenigen Völker und
Mittel, welche bei diesem Werke gebraucht werden, viel besser und
nützlicher zur Verstärkung Dero Armeen und Fortsetzung der wider
den Türken — erlangten guten Progressen employret werden könnten.
Der Kurfürst -an den Rath von Erfurt. D. Cöln
24. August/[3. September] 1664.
[auf das Schreiben vom 19. / 29. August. Zusage seiner Intercession bei Kur-
mainz und dem Kaiser, Ermahnung zum Gehorsam.]
— Wie wir Euch nun, nachdem Ihr (wie wir nicht anders wis- 3. Sept.
sen) in allem Euch ChurMayntz Ld. submittiret — endlich bestän-
dige Ruhe und Sicherheit gern gönnen, als wird uns nichts lieber sein,
als dass wir es durch unsere gute Officia dahin befördern könnten,
gestalt wir dann in solcher Intention ChurMayntz nicht aliein von der-
gleichen Extremitäten — abgerathen und zu gütlicher Hinlegung der
24*
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372 ß- Die Erfurter Häodel.
noch Übrigen Differentien einiger uninteressirter Chur- und Fürsten,
auch darunter Unsere selbsteigne Interposition fürgeschlagen, sondern
auch zu besserer Erreichung dieses Zweckes bei der R. Keys. M. umb
Aufhebung der ergangenen Achtserklärung wider Euch facta iam pa-
ritione inständig — Ansuchung thun lassen. Wir wünschen, dass von
allen Seiten hierauf einig guter Effect erfolgen — möge, wollen
Euch aber auch hiebei erinnert haben, Euch hinfüro in allen Stücken
gegen iiochged. H. GhurfQrsten Ld. dergestalt zu erweisen, damit Sie
je mehr und mehr eurer — Submission versichert werden und über
Euch zu klagen keine Ursach haben mögen.
Der Kurfürst an den Kurflirsten von Sachsen. D. Cöln
24. August/ [3. September] 1664.
3. Sept. Er theilt demselben sein an Eormainz gerichtetes Schreiben mit nnd
bittet ihn dringend, ihm in hergebrachtem Vertraaen zu entdecicen, wohin
seine Meinung deshalb gerichtet sei und was er znr Erhaltung von Friede
nnd Einigkeit für das fürträglichste und bequemste erachte.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Waltheimb 25. August/ 4. September 1664.
[Knrmainz mnss bei Exekution der Acht gegen Erfurt freie Hand gelassen werden.]
4. Sept. Er übersendet ein Schreiben yon E.Mainz') wegen der Exekution ge-
gen Erfurt. Aldieweil nun darab gänzlich abzunehmen, was S. Ld.
zu Maintz, die Stadt Erfurt zu gewisser Submission, gehöriger
Satisfaction und künftiger Versicherung zu bringen, fflr ein endliche
Resolution gefast, darzu auch allbereit solchen Anstalt gemacht, dass
meines Ermessens nicht sehe, wie sie ohne gefährliche Weiterung
0 Id demselben (d. Mainz 28. August 1664) kundigt E.Mainz an, dass seine
Truppen gegen Erfurt im Anzüge seien, er verspricht, ohne K.Sachsen s Vorwissen
und Willen nichts zu unternehmen und den Rechten des Hauses Sachsen keinen
Eintrag zu thuo, er wolle auch sonst niemand beleidigen und begehre nur einen
innoxius transitus. Er sei entschlossen, denjenigen „so bisher die Erfnrtische
Aechter fomentiret und in ihrem Ungehorsam durch ihre theils Bediente gehals-
etarrigt haben, der Gebuhr zu begegnen'', (dass dieser Passus in dem sonst ziem-
lich gleichlautenden Schreiben an Kf. von demselben Datum (unten, S. 378
Anm. 3) ausgelassen ist, hat schon Droysen III, 3 S. 50 hervorgehoben), ver-
spricht aber mit solcher Behutsamkeit zu verfahren, dass kein Stand des Reichs
sich zu beschweren haben werde. S. über das Verhältnis E.Sachsens zu E.-
MaiDz Heibig S. 419ff.
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Correspondenz mit K Sachsen und K. Mainz. 373
unbeliebiger Interponenten davon abgehalten werden mögen, mich
aber darbei genugsam versichert, alles mit meinem Zuthun zu reguliren,
als finde nicht, wie wir uns in einigerlei Weiss in solche gefährliche
Sachen einmischen, oder wie man an selten des gesambten Ober-
Sächsischen Greises sich diesem Werck unterziehen könne, dardurch
die Cron Franckreich und andere Alliirte zu irritiren und gleich-
samb Selbsten diejenige Gefahr und Ungelegenheit zu erwecken, welche
man sonsten in alleweg zu verhQten suchet, bevorab da Ihre Kay.
May. in ihrem Handbrieflein ') — ein besonders ressentiment über die
Aechter erweisen, und weil nicht zu zweifeln, es werden Ihre Ld. zu
Maintz Euer Ld. eben dergleichen Zumuhtungen tuhn, als habe
freundbrtiderlicher Schuldigkeit nach nit unterlassen sollen, Ihro meine
GemühtsmeinuDg in Zeiten hierin zu entdecken. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten vou Mainz. D. Cöln
27. August /[6- September] 1664 0-
Lect. in consilio praes. SereDissimo. Fürstl. Dl. von Anhalt. OberPr. Freih.
V. Schwerin. H. v. Hoverbeck.
[Gefahren, welche Earmainzs beabsichtigter Angriff gegen Erfurt heranfbeschwort.
Ernstliche Warnung davor, erneate Aufforderung, seine Vermittelung anzunehmen.
Kf. wird mit Schweden communicieren, muss seine zur weiteren Türkenhülfe be-
stimmten Truppen zurückhalten.]
— Nachdem wir — aus demjenigen, so E. Ld. vom 28. August 6. Sept.
an Ghursachsens Ld. geschrieben und von derselben uns communi-
ciret worden, ersehen, dass E. Ld. nunmehr im Werk begrifiFen wären,
sowohl mit Dero eignen als andern Auxiliarvölkern nicht allein die
Stadt Erfurt, besondern auch andere, welche dieselbe fomentiret, an-
zugreifen, so haben wir nicht unterlassen können, E. Ld. ferner beweg-
lich f&rzustellen, in was äusserste Gefahr — hiedurch die ganze Christen-
heit, das Rom. Reich und anfäuglich dieser Obersächsische Creis würde
0 Beigelegt ist ein Eztract Icaiserli che n Handbriefs an E.Sachsen: ,Ich
bedanke mich des beharrlichen Vertrauens, so Euer Ld. allweg auf mich haben,
und erachte rathsam, seiner Ld. zu Maintz nit nur unhinderlich zu sein, gegen
ihrer aller Schuldigkeit und Respects vergessene Erfurter Aechter zu agiren,
sondern auch dero auf Begehren kräftig zu assistiren und den Fürsten in Gotha
und andere der Stadt Helfere von weiterer Gefahr abzumahnen, sich in die Sache
weiter nicht zu mischen, und werden Eure Ld. wohl thun, die mit Seiner Ld.
za Maintz nähere gute Verstandnuss zu continuiren, angesehen dieses dem Rö-
mischen Reich viel gutes zubringen kann.*
') Schon gedruckt Diar. Europ. XI S. 4B9. Londorp IX S. 226.
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374 6. Die Erfurter Händel.
gesetzet werden, wenn E. Ld. dergleichen Fttmehmen ins Werk richten
würden. Dann ob zwar E. Ld. — versichern, dass Sie ftr dero Völ-
ker nur transitum innoxium begehren, so versehen wir uns doch freund-
brttderlich, E. Ld. werden uns nicht Abel nehmen, wenn wir deroselben
— fttrstellen müssen, dass Sie hierin etwas versprechen, so ausser dero
Vermögen und Kräften ist. Dann wie unmüglich es sei, heutiges Tages
Kriegsvölker in solcher Disciplin zu führen und von allen Exorbitantien
abzuhalten, solches ist E. Ld. und der ganzen Welt bekannt, E. Ld. kön-
nen auch leicht ermessen, dass sich niemand hierauf verlassen, sondern
ein jedweder diesen Anzug als eine gewaltsame Oppression ansehen
und apprehendiren wird. E. Ld. ist — genugsam bekannt, was aus
dergleichen Executionen und oftmalen viel kleineren Feuer für grosse
Inconvenientien und schwere Entzündungen entstehen.
Kf. bittet K.MaiQZ am der Liebe willeo, welche er zum Vaterlande,
dem H. Römischen Reiche trage, es nicht dazu kommen zu lassen, sondern
sein früher gemachtes Anerbieten anzonehmen, er könne sich dabei ver-
sichert halten, dass Kf. nicht ruhen werde, bis er in allen Stücken billige
und gebührende Satisfaction erlangt habe.
Sollten aber E. Ld. — in diesem Vorhaben — verharren — und
daraus unser geliebtes Vaterland — in neue innerliche Unruhe ge-
rathen, — so müssen wir zwar Oott und der Zeit solches anheim-
stellen, wollen aber für der ganzen Welt zum — feierlichsten pro-
testiret haben, dass die Verantwortung und eines jetweden erlittener
Schade von denen allein zu erfordern, welche an solchem Unwesen
schuldig sein, hoffen auch, E. Ld. werden uns nicht verdenken, dass
wir dieses weitaussehende Werk, woran des Obersächsischen Kreises
Wohlfahrt und Verderben hänget, mit anderen Creiseingesessenen,
sonderlich aber der Gron Schweden communiciren, nicht zwar hie-
durch E. Ld. den geringsten Verdruss zuzufügen, sondern nur bloss
und allein umb den Greis in Ruhe zu erbalten und uns für allerhand
Gefahr und Oppression zu präserviren. Wobei wir dann dieses
nicht weinig beklagen müssen, dass wir an unserm guten Vorsatz
hiedurch behindert werden und diejenige 1000 Knechte, welche wir
sonsten in weinig Tagen L Key. M. zu Hülfe zu schicken ent-
schlossen waren'), nunmehr nicht marchiren lassen können, sondern
vielmehr unsere bereits bei der Keys. Armee habende Völker zu re-
vociren und uns deren zu unserer und des Greises Sicherheit zu ge-
') S. oben Abechn. b 8. 335 fl".
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GorrespondeDe mit K Mainz und dem Kaiser. 375
brauchen gezwungen werden, im Fall E. Ld. bei dero Fürhaben fest-
stehen und der Greis in solche motus kommen sollte^).
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 27. August/
[6. September] 1664.
[ VorstelluDg der Gefahren, welche die Ezekntion gegen Erfurt verursachen werde,
dringende Bitte, dieselbe zu verhüten, sonst mnss Kf. seine Hülfstruppeu
zurückrufen. ]
Ew. Keys. M. werden mein gehorsambstes Schreiben vom 24. hu- 6. Sept.
jus^) wegen der Stadt Erfurt verhoffentlich wohl erhalten haben.
Nachdem mir nun seiter von GhurSachsens Ld. die Nachricht zu-
gekommen^ dass GhurMainzs Ld. im Begriff sei, nicht allein die
Stadt Erfurt, sondern auch diejenige, welche derselben Sache fo-
mentiret, und zwar mit frembden Eriegsvölkern anzugreifen, Ih. Ld.
sich auch dabei auf ein von E. Keys. M. gethanes Schreiben bezieben,
worin dieselbe dieses alles approbiren, so hab ich nicht umhin kön-
nen, E. Keys. M. nochmahlen klärlich f&r die Augen zu stellen, was
f&r Gefahr, Noth und Ungelegenheit der ganzen Ghristenheit, dem
Söm. Reich und insonderheit diesem Obersächsischen Greise hieraus
0 An demselben Tage ergeht ein Rescript au 0. W. v. Berlepsoh, er solle
dieses Schreiben persönlich an R.Mainz übergeben und mündlich den Inhalt des-
selben nachdrücklich vortragen, namentlich hervorheben, dass weder Kf. noch
sonst ein evangelischer Stand seine Truppen bei der kaiserlichen Armee lassen
könne, sondern auf seine eigene Sicherheit denlftn müsse, im übrigen solle er
sich des Bathes des Herzogs von Gotha bedienen. Diesem schickt Kf. dieses
Schreiben zu, mit der Bitte, es an v. Berlepsch, der sich vielleicht noch bei
ihm befinde, zu übergeben oder, wenn derselbe schon abgereist sei, es ihm nach-
zusenden. Zugleich ergehen Schreiben an denselben Herzog Ernst von Sachsen,
ferner an Herzog Christian Ludwig von Braunschweig-Celle und an die
Landgräfin von Hessen, in denen Kf. denselben von den Absichten K.Main zs und
seinen dagegen erhobenen Remonstrationen Mittheilung macht und bemerkt, die
Angelegenheit treffe zunächst den Obersächsischen Kreis, werde sich aber, wenn es
zu Thätlichkeiten kommen sollte, über das ganze Reich verbreiten. Ein ähnliches
Schreiben ergeht unter demselben Datum an die Schwedische Regierung in
Stettin, Kf. bittet dieselbe um MRtheilung ihrer Gedanken, wie diesem Unheil bei
Zelten zuvorzukommen sei, und spricht die Zuversicht aus, Hülfe zu erhalten, im
Fall die Sache in grosse Weitläufigkeit und der Kreis in Unruhe gerathen sollte.
S. auch das Rescript an die Gesandten in Regensburg vom 8. September (Abscün. 4
S.247).
*) Oben S. 371.
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376 6. Die Erfurter Händel.
erwachsen wird. Dan weil es an dem, dass dieser Greis mit Ein-
führung und Ueberziehung fremder Völker bedrawet wird, so haben
E. Keys. M. leicht zu ermessen, dass anstatt die Stände des Reichs
sich weiter angreifen werden, E. Keys. M. wider den Erbfeind einige
Httlfe zu schicken, ein jetweder die seinige, so er daselbst hat, vieU
mehr zu eigener Sicherheit wieder revociren und abfordern werde.
— Diesem allen nach will E. Keys. M. nochmalen — gebeten
haben, Sie wollen um dero eigenen hohen Interesses willen — wie
auch zu Erhaltung des so theuer erworbenen Friedens im H. Rom.
Reich und in Erwägung, wie devot sich der Obersächsische Kreis
absonderlich kegen E. Keys. M. allemahl bewiesen, Dero Keys. Aucto-
rität bei diesem weitaussehenden Werk dahin interponiren, damit
Ghurmayntz von dero Fürhaben abstehen und sich daran, dass Sie
sonsten zu dero Intent und Befugsamkeiten ohnfehlbarlich gelangen
sollen, vergnügen lassen. Sollten aber E. Keys. M. wider meine
— Zuversicht dessen Bedenken tragen und bei demjenigen, was Sie
an Chursachsen Ld. geschrieben, verharren, so verhoff ich, E. Keys.
M. werden auch nicht ungnädig empfinden noch Übel deuten, dass ich
bei sothaner Beschaffenheit nicht allein die durch des Hertzogen zu
Holstein Ld. neulich versprochene eintausend Knechte nicht schicken
kann, sondern auch meine bei E. Keys. M. Armee bereits habende
Völker wieder anhero zu meiner und des Greises Sicherheit alsofort
revociren müsse. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Cölu
27. August/[6. September] 16640-
[aaf das Schreiben vom 25. Angust / 4. September. Ernste Mahonog, E. Mainz
nicht die Exekution gegen Erfart mit fremden Trappen sn gestatten, Warnung
vor K.Mainzs Versprechangen, Aafforderang, selbst die Exekution zu übernehmen.]
6. Sept. — Nnn muss ich wohl gestehen, dass ich nicht ohne sonderbare
Bestürzung sowohl GhurMayntz Ld. gefasste Resolution, als auch
dass Ew. Ld. Ihre solches gefährliches Vorhaben mit gefallen lassen,
ja, wie es fast scheinet, das Werk mit zu befordern gedenken, ver-
nommen. Ew. Ld. werden inmittelst aus meinem vom 24ten huius
0 Goncipiert von 0. v. Schwerin, mit eigenhändigen Correctnren des Kf.;
schon gedruckt bei Heibig S. 438f.
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GorrespoDdeos mit dem Kaiser und K.Sacbsen. 377
an Sie gethanen Schreiben') yernommen haben, wie hoch ich diese
Sache apprehendire, von welcher Meinung ich dann auch nochmalen
nicht abstehen kann. Dann ob zwar GhurMayntz Ld. fürgeben,
es sollte diese Expedition ohne jemandes Beleidigung geschehen, ich
auch desfalls an Ihrer guten Intention nicht zweifele, so können doch
E. Ld. leicht ermessen, dass I. Ld. darin mehr promittiren, als Sie
Selbsten prästiren können. Zudem geruhen E. Ld. hochvernünftig zu
bedenken, wie sich dieses Erbieten mit derjenigen klaren Bedräuung
reime, welche in GhurMayntz Ld. Schreiben enthalten, dass Sie
nämlich denjenigen, so bishero die Erfurter fomentiret, der Gebühr
zu begegnen entschlossen wären. Ich hoffe zwar nicht, dass Ew. Ld.
selbst hiedurch gemeint sein werden, welche sich sonsten dieser Stadt
f&r diesem rühmlich angenommen, auch mir noch jüngsthin bei un-
serer Zusammenkunft zu Torgaw dieses Werk zu eifriger Beahndung
fleissig recommendiren lassen^). Dieses aber ist allein hieraus ohn-
schwer abzunehmen, dass gleichwohl Ew. Ld. eigenes hohes Haus
biermit verstanden werde, und muss ich dahin gestellet sein lassen,
wie und welchergestalt E. Ld. solches in Consideration ziehen werden.
Ich aber werde inzwischen denen theuren Pflichten nach,- womit ich
dem Reich verbunden, und tragenden nachgeordneten Ampts halber
alles getreulich rathen und thun, was zu Abwendung der bevorste-
henden Gefahr gereichen kann, gestalt dann E. Ld. mir nicht verdenken
werden, dass ich dieses weitaussehende Werk, woran dieses Obersäch
si sehen Greises Gonservation oder gänzliche Ruin hänget, sofort an die
Cron Schweden und andere Greiseingesessene gelangen lasse.
Ich werde auch bei solchen Gonjuncturen nicht allein keine mehr
Völker wider den Erbfeind schicken können, sondern auch diejenige,
welche ich bereits geschickt, alsofort revociren müssen, welches andere
Evangelische Stände ausser Zweifel auch thun werden. Was nun der
ganzen Ghristenheit, dem Rom. Reich, fürnehmlich aber diesem Ober-
sächsischen Greise hieraus für Gefahr, Schaden und Ungelegenheit
entstehen würde, solches muss ich zu deren Verantwortung und Er-
stattung stellen, die dieses Uebel verursachen und auch nicht genug-
sam abwenden, will auch desfalls und von allen hieraus entstehenden
Inconvenientien aufs feierlichste protestiret haben. Wenn Ew. Ld.
dieses Werk und was Ihr selbst und Dero Ghurfürstlichen Hause da-
0 Oben S. 372.
^ S. AbBcbD. 4 ADbang S. 262 flf.
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9. Sept.
378 6. Die Erfurter Häadel.
ran gelegen, Dero hohem Verstand nach wohl überlegen werden, so
halte ich mich versichert, Sie werden mir dieses nicht (Ibel deuten,
sondern vielmehr meiner treu gemeinten Erinnerungen halber mir
Dank wissen und ^) vielmehr ChurMayntz Ld. beweglich ersuchen, von
diesem Vorhaben abzustehen, und Deroselben vorstellen, dass Sie durch
mein und anderer Interposition zu ihrer gebührenden Satisfaction un-
zweiflieb gerathen, durch die Extremitäten aber leichtlich ihrer Hoff-
nung verfehlen können. Ich bezeuge sonst nochmalen, dass dieses
alles nicht dahin angesehen, ChurMayntz Ld. an Dero Gerechtig-
keiten zu kränken, sondern ich bleibe vielmehr erbötig, so viel an
mir ist, Deroselben zu deren Erhaltung behttlflich zu sein. —
PS'). Ich bitte Ew. Ld. consideriren dieses hohe Werk wohl,
da ich besorge, man werde derselben viel zusagen und versprechen,
und wen der Ohrdt in andere Hände komptt, nichts halten, zu deme
ist es des Keysers Interesse nicht, undt wer diesses dem Keyser
rahten thudt, der ist gewiss kein treuer Diener. ChurMeins Ld.
muss und soll Sattisffaction geschehen, undt werde ich mich hiezu
wilig gebrauchen lassen, aber frembde Völcker in die Ereisse zur Exe-
cntion zu gebrauchen, ist niehmals im Reich erhöret Ew. Ld. wollen
hochuernunftig diesses vberlegen undt bey Zeitten alles Ungeluck ver-
hütten helffen, vndt were das beste, Ew. Ld. weiten die Execution
selber durch Ihre vndt des Kreisses Volcker verrichten, damitt dieselbe
das Werck in Händen behalten, undt werde auff Begehren Ew. Ld. hirin
treulich assistiren, wan es nicht sonst durch Gühte beigelegt wurde.
Geheimenraths-Protokoll. D. 30. AugU8t/[9. September] 1664.
[VerbandluDgeD mit v. Reiffenberg.]
— — Hierauf hat der K.Mainzische Gesandte Freih. v. Reiffen-
berg') bei S. Chf. D. Audienz gehabt. Worauf ein Schreiben an
0 Die Worte: .und vielmehr — verfehlen konneo* sind vom Rf. selbst io
dem GoDcept hinzagefägt.
^ Vom Kf. eigeohändig im Goncept hiozugefügt (von Heibig nicht mitab-
gedmckt).
*) S. über denselben Heibig a. a. 0. S. 420 nnd im Archiv f. Sächsische
Gesch. I S. 292. Reiffenberg war der Ueberbringer eines Schreibens von K.-
Mainz an den Kf. (d. St. Martinsbnrg in Mains 28. Angnst 1664), in welchem
derselbe anknüpfend an das Schreiben des Kf. vom 25. November 1663 (oben
S. 363) erklärt, er habe bisher zu seinem eigenen grossen Schaden mit der Eze-
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Sendung v. Beiffenbergs za Kf. 379
S. Chf. D. vom Könige von Frankreich *) verlesen worden, darinnen
er notificiret, dass er dem Eurf. zu Mainz ein Corps schicket wider
die Erfurter, fis. Man wird ihm remonstriren, dass dieses ein grosses
Feuer anzünden, dass S. Chf. D. K.Mainz geschrieben, ihm zu sei-
nem Recht zu verhelfen, dass es wider das Herkommen, fremde Völ-
ker in den Kreis zu bringen, dass S. Chf. D. wollte ihn mit dero ei-
genen Truppen assistiren.
Als solches durch H. Ober Präsid. und H. Platen dem Gesand-
ten hinterbracht, haben sie wieder rapportiret: Er wttsste, dass S.
Chf. D. an K. Mainz geschrieben im November, darinnen eben die
Motiven, so sie itzo hätten vorbringen lassen. Wäre ihm vom Kaiser
aufgetragen die Execution, Erfurt gehörte nicht zu dem Obersächsischen
sondern Rheinischen Kreise, begehrte nichts als innoxium transitum, £x-
trema wären nicht zu besorgen, den Sächsischen sollten ihre jura blei-
ben, wiewohl sie noch nicht deduciret; würde nicht Respects genug sein,
dass S. Chf. D. sich zwischen K.Mainz und seine Unterthanen inter-
ponirten. * Erfurter hätten das vorige nicht repariret, K.Mainz mttsste
auch seine Sicherheit dabei haben; versichert S. Chf. D. wieder zu
assistiren, wäre ungerne zu fremder Hülfe gekommen, allein weil der
Kaiser mit den Türken empeschiret, hätte er nicht anders gekonnt.
S. Chf. D. meinen ihm vorzuhalten, dass sein guter Credit bei
kotion gegen Erfurt Anstand genommen, in der Hoffnung, die Stadt werde sich
unterwerfen, dieselbe beharre aber in ihrer Widersetzlichkeit , habe weder dem
Kaiser noch ihm Satisfaction geleistet, vielmehr ihre widerspänstigen Handlungen
noch durch die eigenmächtige Hinrichtung solcher, welche in kaiserlichem und
seinem Specialschutz gestanden, und andere Verletzungen seiner Jurisdictions-
rechte vermehrt. Desshalb sei er genötbigt, jetzt die ihm vom Kaiser übertragene
Exekution der Acht zu vollstrecken, er habe es dabei mit seinen eigenen rebellischen
Unterthanen zu thun; er versichert, er wolle die Stadt in ihrer BeligionsabaDg
nicht kränken, auch den Rechten des Hauses Sachsen keinen Eintrag thun, der
Obersächsische Kreis, zu dem Erfurt als pars integra seines Erzstifts garnicht
gehöre, habe dabei nichts zu furchten, er werde alles auf eigene Spesen thun
und bei den Benachbarten nur transitum innoxium suchen. In einer eigenhän-
digen Nachschrift zu Beiffenbergs Greditiv (d. 31. August) bittet er, denselben
nicht als Abgesandten zu tractieren, sondern ihm ohne Cerimonien Zutritt zu
gestatten, damit er alles dieses dem Kf. mündlich vortragen k5nne. Das Becre-
ditiv des Kf. für B. ist schon am 29. August/8. September ausgestellt. Weiteres
über die mit demselben geführten Verhandlungen ergeben das unten mitgetheilte
Schreiben von K.Mainz an Kf. vom 22. September und das Protokoll über die
Verhandlung mit den Sächsischen Gesandten vom 12. October.
1) d. Fontainebleau 25. Juli 1664 (Qrk. n. Akt. U, S. 285f).
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380 6. Die Erfurter Handel.
den Ständen sehr fallen wörde, Sie würden es vor einen Schimpf ach-
ten, wenn er S. Chf. D. Mediation verwürfe.
H. 0. Präs. vermeinte, wann man auf harte Manier mit ihm
sprechen solle, so mtlsste S. Chf. D. auch resolviren, dass ein Nach-
druck erfolge.
S. Chf. D.: Könnte wohl etwas gemildert werden, und wollten
erwarten, was K. Mainz antworten würde auf S. Chf. D. Schreiben,
dass es ohne Ungelegenheit im Kreise nicht würde abgehen; vorzu-
halten, dass er S. Chf. D. nicht assistiret in der Pommerschen Grenz-
sache. Rapportirten wieder: Es liefe auf eine Parität aus zwischen H.
und Unterthan, wenn S. Chf. D. sich interponirten, er suche sonst
durch die arma nichts anderes, K.Mainz besorgte, die Erfurter würden
trotzig reden. Wann S. Chf. D. mit ihm wollten einen Trompeter
schicken, sie vermahnen, dass sie sich accommodiren wollten.
Müssten sich erinnern, was vorher geschrieben, und was mit
Macht K. Mainz sie wollte zur raison bringen, sollten dero wegen
gebührende Satisfaction geben, wo nicht, wollte S. Chf. D. selbst sie
dazu anhalten.
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 31. August/
[10. September] 1664
[EröffouDgen des K.MalDzischeD Abgesandten. Kf. hat die Stadt zur Unter-
werfang ermahnt]
10. Sept. Seit selDem vorigen Schreiben hat K.Mai dz durch einen Abgesandten
ihm loitgetheilt, dass er schon in wirklicher Expedition gegen Erfurt be-
griffen wäre, zugleich aber versichert, dass dieses Vorhaben zu keines
Standes Offension oder Beschwerde gereichen solle. Kf. mass zwar sol-
ches alles dahin gestellt sein lassen, hofft aber, die Stadt werde sich den
kaiserlichen Verordnangen gemäss so gegen K. Mainz submittieren, dass
dieser vollkommene Satisfaction erlange, nnd hat die Stadt ernstlich dazu
ermahnt.
Der Kurfürst an die Stadt Erfurt. D. Cöln a. d. Spree
31. Augu8t/[10. September] 1664.
[Strenge Mahoung zur Unterwerfung anter K.Mainz, sonst müsse Kf. demselben
Hülfe leisten.]
10. Sept. Er hat von Anfang an ungern von ihrer Widersetzlichkeit gegen K.-
Mainz vernommen und, indem er sich bemüht hat, die daraas entstände-
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Mahnaog an Erfort snr ünterwerfnog. 381
nen Streitigkeiten beizulegen, gehofft, sie würden Bich so bezeigt haben,
dass K.Mainz dadnrch seine Ungnade fahren zn lassen bewogen worden
wäre. Er hört aber mit besonderem Missfallen, dass dieses nicht der Fall,
sie vielmehr mit Eingriffen nnd nnverantwortlichen Procednren gegen E.-
Mainz fortfahren, wodnrch dieser bewogen worden ist, zu Conserviernng
seines Respects nnd seiner Rechte nachdrücklichere Mittel zu ergreifen.
Ef. wünscht, dass sie sich anders begreifen nnd dadnrch sowohl den ihnen
drohenden Untergang als auch viele andere in diesem Obersächsischen Ereise
zn befahrenden Ungelegenheiten verhüten mögen. Bisher hat man die
vorgegangenen hochärgerlichen Procednren damit entschuldigen wollen,
dass der gemeine Pöbel sich dergleichen unterfinge, welchen sie nicht alle-
zeit im Zaum halten könnten, nachdem sie aber jetzt ihren Respect wieder-
erlangt und dennoch gegen E.Mainz allerhand Attentate vorgegangen,
dieser aber mit der Exekution gegen sie vom Eaiser beauftragt und zu
deren Vollstreckung genugsam bemittelt ist, ermahnt Ef. sie, so lieb ihnen
ihre Wohlfahrt und die Abwendung der gänzlichen Desolation der Stadt
sei, sich nicht ferner gegen E.Mainz zn opiniastrieren, sondern demselben
in allen Stücken zu submittieren. In diesem Falle will Ef. sich weiter
für sie bei demselben verwenden, andererseits aber wird er nicht unter-
lassen können kraft seines in diesem, der Stadt so benachbarten Ereise
tragenden Amtes sowie der Reichssatzungen und des kurfürstlichen Vereins,
worauf er schon von K. Mainz requiriert ist, demselben zu Ausführung der
kaiserlichen Sentenz allen Zuschub und Hülfe zu leisten >).
1) Abscbriften dieses Schreibeos wurden an Reiffenberg und ao Herzog
Ernst von Gotha mitgetheilt. An den letzteren richtet Ef. nnter demselben
Datum ein Schreiben, in welchem er demselben anzeigt, er habe infolge der
Erklärungen v. Reiffenbergs es für notbig erachtet, der Stadt Erfurt etwas
beweglich zu schreiben und sie ernstlich zu ermahnen, durch demüthigste
Submission E.Mainzs Ungnade und den ihr sonst drohenden Ruin abzuwenden.
Da E.Mainz sich auch durch R. darüber beklagt habe, dass einige von den
Erfurter Rädelsführern sich an des Herzogs Hofe aufhielten und sich auf
seinen Schutz verliessen, so rath er ihm, sich derselben nicht weiter anzu-
nehmen, sondern auch seinerseits die Stadt zu gebührender Submission zu er-
mahnen. Auch an E.Sachsen, den Administrator in Halle und an die Schwe-
dische Regierung in Stettin ergeht unter demselben Datum, an den Herzog von
Altenburg am 5./15. September die Aufforderung, Erfurt, so wie Ef. es ge-
than, zur Submission zu ermahnen. Auch v. Berlepsch erhält Abschriften der
Schreiben an Erfurt nnd ao Herzog Ernst von Gotha und die Weisung, nach-
dem die Sachen in einen andern Stand gerathen und E.Mainz durch seinen
Abgesandten dem'Ef. seine eigentliche Intention und Dessein notificieren lassen,
werde er ans diesen Schreiben ersehen, wohin des Ef. Gedanken nunmehr zielten,
er solle sich danach in seiner Negotiation richten.
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382 6. Die Erfurter Häadel.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Knrftirsten. D.
Dresden l./[ll.] September 1664.
[auf die Schreiben des Kf. ▼om 24. and 27. Aogust Bemahnngen wegen gut-
lieber Beilegang der Erforter Sache.]
11. Sept. — Also haben wir nicht ermaDgelt, die von E, Ld. — treuge-
meinte Motiven reiflich zu consideriren und seind dadurch bewogen
worden, nicht allein an GhurMainz Ld. in gleichförmiger Intention
mit £. L. ansf&hrlich zu schreiben und deroselben die gütliche Hand-
lung mit Suspension der schon ergriffeneu Execntionswaffen wohl-
meinend einzurathen, sondern auch unsern Geheimen Rath Nico In
von Gersdorff an die Rom. Kais. Mt. mit gewisser Instruction ab-
zufertigen und Ih. Mt. die bei der GhurMainz. vermittelst frembder
Auxiliarvölcker vorhabende Execution eintretende wichtige Bedencken
gebührend furstellen zu lassen, könten auch der Sachen anders nicht
denn vorträglich erachten, dafem E. L. auch ihres Orts iemands der
Ihrigen an Kay. Mt. Hof unsäumblich zu schicken, der dasjenige, was
E. L. an Uns in gegenwärtiger Materie gelangen lassen, in dero Na-
men remonstrirte, Gefallen tragen weiten'). —
Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. Frieden-
stein 1. /[!!.] September 1664.
[AasBichten auf eine friedliche Lösang des Erfurter Streites.]
11 Sept. Nach Berlepsch 8 gestriger Abreise ist der K. Main zische Jäger-
meister Wolff Dietrich Tmchsess za ^Wezhaossen bei ihm mit
einem Schreiben seines Kurfürsten erschienen, hat om freien Durchzog für
die Mainzischen Troppen gegen Bezahlong des Aofgangs nachgesucht,
dabei versichert, dass noch diese Wochen an Französischen Völkern
100 Compagnieen z. Foss ond 20 z. Pferde über den Rhein gehen ond
dass nach deren Ankonft der Aofbroch erfolgen solle. Es ist unrecht, dass
der Stadt, welche in der Gebetssache pariert und sich zu Sobmission ond
Satisfaktion erboten hat, in specie nie gesagt worden ist, was man ferner
von ihr desideriere; doch scheinen ja jetzt die Aassichten günstiger, da in
dem Schreiben von E.Mainz die gutwillige Sobmission der Stadt, von dem
1) Ef. erwidert darauf (Coln 7./ 17. September 1664), es freue ihn, dass
E.Sachsen seine wohlgemeinte Remonstration so wohl aufgenommen, an E.Mains
geschrieben und an den letsteren einen Gesandten geschickt habe.' Seinerseits eine
Abscbickuog an den Eaiser zu tbun, halte er nicht für nöthig, zumal er bereits
das N5thige an denselben habe schriftlich gelangen lassen.
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V. Berlepscbs VerhaDdlnngeD mit Herzog Ernst von GothaP 383
Abgesandten aber die Znlassnng einer freiwilligen Interposition nninteres-
aiertor Kar- oder Fürsten nicht gänzlich abgeschnitten worden; er hofft,
wenn Kf. zn diesem Ende eine Abschickung an K. Mainz sende, so könnte
das Werk ohne sonderbare Weitläaftigkeit gehoben werden; er will in-
zwischen mit seinen Vettern anf billige Vorschläge bedacht sein^ bittet Kf.
anch sonst Mittel anzuwenden, nm die militärische Execntion, wenn nicht
zn divertieren, doch zn mildern. Er hat zwar gehofft, E. Sachsen würde
anch eine Schicknng an E. Mainz resolvieren, da es sich aber damit ver-
zieht, so wird die Beförderung von selten des Ef. nm so nöthiger sein.
PS. Inzwischen hat er des Kf. Schreiben vom 27. Angnst/6. Sep-
tember mit dem Beischlnss an Berlepsch erhalten, er dankt, dass Ef. das,
worum er gebeten, schon von selbst beschlossen habe, und hofft, dass vor
erlangter Antwort von den Sächsischen Höfen, an welche gedachter Ab-
gesandte gegangen, nicht mit wirklichem Einbruch werde verfahren werden.
Otto Wilhelm v. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrlehen
l./[ll.]Septemher 1664.
[Verhandlung mit Herzog Ernst von Gotha.]
Er hat sich gestern zu Herzog Ernst nach Gotha begeben und dem- 11. Sept.
selben den Vorschlag des Ef. mitgetheilt, dass die Stadt im Namen des
ganzen Ereises gleichsam in Sequester genommen, mit Garnison versehen
und so E. Mainz durch den Ereis zu gehöriger Satisfaction verholfen
werden solle und daiss der Herzog sich bemühen möchte, auch E.Sachsen
dafür zu gewinnen.
Der Herzog zeigte sich sehr erfreut, zumal er und alle seine Vettern
dieses Expediens jederzeit für das einzige und sicherste gehalten. Da man
erfahren, dass E. Sachsen zu Eemnitz in Musterung seiner Völker be-
griffen sei, hätten ein Theil seiner Vettern, namentlich Halle und Merse-
burg gemeint, man sollte zunächst vernehmen, ob derselbe zu Protektion
der Stadt zu bewegen sein möchte. Apfangs sei auch einige Hoffnung
dazu gewesen, schliesslich aber hätte E.Sachsen sich nur mit Mühe da-
hin bringen lassen, dass Obrist Streytss mit der Leibgarde und 3 anderen
Compagnieen commandiert worden, nur die k.6ächsischen Lehndörfer zu prote-
gieren, derselbe sei wieder nach Dresden aufgebrochen und habe pro ultima
resolutione ertheilt, man wollte mit £f. hieraus communicieren. E. Mainz
dränge fort, seine Artillerie stehe schon bei Königshofen. wo er selbst auch
heute oder morgen anlangen werde, er habe in CasseP) um Verstattung
freien Durchzuges gebeten, denselben auch erhalten und dabei offen mit-
getheilt, dass er von französischen und lothringischen Truppen assistiert
I) S. Eöcher I, S. 335, der schon die Angabe Droysens (III, 3 8. 50),
Hessen habe den Durchmarsch verweigert, berichtigt.
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384 6. Die Brftirter HäDdel.
sei. Der Herzog wolle zwar versachen, da K. Sachsen so yitl Difficol-
täten mache, dass das ganze übrige sächsische Haas die vorgeschlagene
Protektion antrete, da aber die Zeit sehr knrz nnd vor allem daran gele-
gen sei, dass K.Mainz ansserhalb des Kreises gehalten werde, so bitte
er Kf.y noch durch eine eilfertige Abschicknng nach Königshofen za ver-
snchen, ob K.Mainz zn divertieren and auf bessere Gedanken zo bringen
sei, nnd, falls dieses nicht mehr gelinge, aach bei bereits angefangener
Attaqae nicht von der angebotenen Interposition abzustehen, sondern da-
nach zu trachten, ob derselbe nicht an Erlangang billiger Satisfactioft sich
begnügen wolle. Auch wollte der Herzog wissen, ob, falls dieses alles
nichts fruchten sollte, der Stadt mit Gewalt zu assistieren und die Bela-
gerung aufzuheben sei. Er hat erwidert, zu der desiderierten Abschickung
an K.Mainz werde Kf. gewiss geneigt sein, auch in die Besetzui^ der
Stadt zusammen mit dem Hanse Sachsen, allenfalls auch ohne den Kreis-
obersten, würde er wohl einstimmen, auf die letzte sehr schwere und wich-
tige Frage aber hätte Kf. ihn nicht instruiert und hätte ihn auch nicht in-
struieren können, da derselbe gemeint, es könnte durch die vorgeschlagene
Kreisbesetzung diesen extremis vorgebaut werden, er wolle jedoch darüber
ausführlich referieren.
PS. Herzog Ernst, welcher garwohl die dem ganzen Kreise und
namentlich den benachbarten Fürsten durch die ^Occupation von Erfurt
drohende Gefahr begreift, indem K.Mainz danach trachten werde, sie
gleich als ein praoceptor seine untergebenen Schüler unter stetiger Ruthe
zu halten, wie denn bei solcher Conjunctur schon viele alte und verlegene
Prätensionen hervorgesncht würden, bittet Kf., weil K.Mainz wegen der
Erfurter Sache nicht nur seine eigene versprochene fernere Reichshülfe,
sondern auch die anderer Stände zurückhalte, desgleichen auch von K.-
Sachsen geschehe, er möchte ebenfalls deswegen die Seinigen etwas zurück-
halten, wenigstens dessen semblant machen, das würde nicht wenigen Ef-
fect haben. In der Stadt Erfurt ist sehr schlechte Anstalt, so dass er
«ie in gar kurzem verloren schätzt.
Der Kurfürst an den Freiherrn v. Schwerin. D. Gross
Schönbeck l./[ll.] September 1664
[Die dem Erfurter Abgesandten zu ertheilende Antwort.]
11. Sept. — Wir haben uns — referiren lassen, wasgestalt. ein Abgeord-
neter der Stadt Erfurt ') sich aldorten angegeben und bei uns Hülfe
— wider die ihnen bevorstehende Gefahr gebeten. Nun finden wir
— nicht diensamb, dass er eben collegialiter vernommen werde, und
0 Der Rathsmeister Lud elf, s. v. Tettau S. 194.
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SeodoDg Ludolfs nach Berlin. 3g5
könnt ihr ihm demnach en particulier fflrstellen, was wir bishero bei
der Stadt gethan und wie wir es an unsern guten officiis an keinem
Ort ermangeln lassen, umb die besorgte Extremitäten zu verhüten.
Als aber die Sache nunmehr dahin gerathen, dass Ch.Mainz Ld. mit
einer considerablen Macht sie mit Gewalt anzugreifen furhaben, die
Völker auch bereits im March begriflfen und ein Theil derselben wohl
schon ohnfern von der Stadt stehen möchten, so wäre unsers Ermes-
sens zu spät, auf einige Gegenverfassnng anitzo zu gedenken, und
würde die Stadt aller Apparentz nach schon subjugiret sein, ehe — man
«ich in benöthigte Postur desfalls zu setzen vermöchte. Wir könnten
deshalb kein ander Mittel furschlagen, als dass sie bei so gestalten
Dingen sich I. Ld. submittirten und deroselben in allem schuldigen Ge-
horsam — oflFerirten. Wir wollten hoflfen, L Ld. werden sich dadurch zu
milden und gelinden Gedanken bewegen lassen, wie wir denn auch des-
wegen an Sie geschrieben und unserm — Abgeordneten in Befehl gegeben,
sich dahin zu bemühen. Ein mehres könnten wir anitzo bei dem Werk
nicht thun, wann sie auch unsre eigene Stadt wäre und wir noch so
gern sie für allem Ruin und Verderb praeserviret sehen möchten. —
Otto V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Cöln
2./ [12.] September 1664.
[YerhaDdlaDgen mit dem Erfurter Abgesandten, an K.Sacbsen zu richteDdes
Schreiben.]
Er hat den Erfurter Abgesandten bei sich gehabt ond demselben alles, 12. Sept.
was Kf. ihm anbefohlen, angedeutet. Derselbe dankte sehr dafür, dass Kf. ihm
offenherzig habe erklären lassen, dass keine Assistenz zu hoffen, und klagte
sehr, dass K.Sachsen sie niemals habe wissen lassen, was sie thun sollten.
Wenn sie verlassen würden, müssten sie alles eingehen, wasR-Mainz von
ihnen begehrte, er wünschte nur, dass Kf. nndE-Sachsen ihre Leute da-
selbst hätten, was diese ihnen vorschreiben würden, wollten sie willig thun.
Derselbe meinte, man würde künftig bereuen, dass man eine so mächtige
Stadt in der Katholischen Hände hätte gerathen lassen, er hat ihm aber
auseinandergesetzt, was Kf. alles für sie gethan und warum er jetzt nicht
mehr thun könnte, wodnrch jener sich auch überzeugen liess. • Er räth dem
Kf., an K.Sachsen zu schreiben und denselben aufzufordern, als Schutzherr
der Stadt dieselbe wissen zu lassen, wie sie sich betragen solle ^).
') Kf. ersQcht darauf (d. Scboobeck 3./13. September 1664) K.Sachseo, ihm
seine Gedanken zu eröffnen, wie sie sich ferner in dieser Erfurter Sache verhalten
und was sie ferner dazu than sollten, damit die Stadt nicht in die Hände der Katholi-
schen gerathe und die E. Sächsische Schatzgerechtigkeit nicht geschmälert würde.
Mater, z. Gesch. d. O. Karffirsten. XI. 25
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386 ^' I>i® Erfurter Händel.
Der Rath von Erfart an den Kurfürsten. D. Erfnrt
4/ 14. September 1664.
[auf das Schreiben vom 31. Angust/ 10. September. Nochmaliges Erbieten zur
Submission. Bitte am nähere Beseichnnog dessen, was von ihnen verlangt wird.]
14. Sept. Das Schreiben des Ef. bat sie in grosse Bestürzung versetzt, da sie
daraus yernommeD, dass sie bei demselben angegeben worden , als ob sie
es an der schuldigen Submission hätten ermangeln lassen und noch fort-
gesetzt in die Rechte von K.Mainz eingriffen. Ihr Hauptunglück ist, dass
ihr Schreiben, Reden und Schicken nicht so viel fruchten will, dass man
ihnen nur sagte, woran es noch ermangelte und welches die Art und Be-
schaffenheit ihrer Submission sein sollte. Ihre Schreiben an E.Mainz sind
nicht angenommen worden; sie bitten daher Ef., sie zu bescheiden, was für
eine Submission und wie sie dieselbe thun sollen, oder dafern des Kf. Ab-
gesandter, welcher jetzt auf der Reise zu E.Mainz begriffen, auf diesen
Punkt nicht etwa specialiter instruiert sein sollte, demselben zu befehlen,
die capita snbmissionis et paritionis zu erforschen. Sie versichern dem Ef.,
dass sie dessen Verordnung in allertiefstem Respect annehmen und mensch-
licher Möglichkeit nach folgen werden, im Fall aber, dass Kf. in ihre an-
gebotene Submission noch einigen Zweifel setzen sollte, sind sie nochmals
wie zuvor erbötig, die Stadt und deren ganzen Zustand in des Ereises
Hände zu stellen. Sie bitten nochmals Ef., den Extremitäten zuvorzu-
kommen.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Gotha 4./ 14. Sep-
tember 1664.
[Er hat seine Reise sa E-Mains aufschieben müssen, Herzog Ernst wünscht, dass
Ef. vorläufig Erfart besetzen lasse.]
14. Sept. Er hat das Schreiben des Ef. an E.Mainz, aber kein Creditiv für
sich vorgefunden und hat sich daher entschlossen, zunächst hier zu bleiben,
bis er ein solches erhalte, er hat aber das Schreiben an E. Mainz, der
sieh in Würz bürg aufhält, vorausgeschickt mit einem Begleitschreiben,
in welchem er demselben seine bevorstehende Ankunft angezeigt und ihn
ersucht hat, bis dahin seine Truppen zurückzuhalten. £r hofft, E.Mains
werde mit de» Satisfaction, auf die man hier zielt, zufrieden sein, da aber
dazu einige schwere Punkte gehören, welche der Stadt etwas sauer an-
kommen möchten, so wäre zu wünschen, es könnte noch jetzt, indem die
Furcht vorhanden, snb specie defensionis eine Garnison hineingebracht
werden, damit man dem Rath allenfalls gegen den unbesonnenen Pöbel
assistieren könnte, solches könnte gegen E.Mainz gar wohl entschuldigt
werden. Herzog Ernst klagt, dass ein Theil seiner Vettern dieses Punktes
halber wieder unnöthige Difficultäten mache und dass man sich in E.-
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Nenes Erbieten des Ef. zur VermittelaDg. 387
Sachsens Bezeigtingen garnicht zn finden wisse, derselbe meint, E.Mainz
werde die Stadt weit lieber in des Ef., als eines ganz uninteressierten nnd
zugleich so vornehmen Mediatoris, als in sächsischen Händen sehen, und
schlägt vor, dass Ef. sich solchergestalt der Stadt, nm sie znm Oehorsam
nnd znr desiderierten Satisfaction zu bringen, versichern möchte. Da B.
ohne des Kf. Befehl hierin nichts thun kann, so erwartet er dessen Wei-
sungen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln a. ä.
Spree 5./[15.] September 1664
[Nochmaliges Erbieten zur Yermittelnng.]
Wir zweifeln nicht, E. Li. Abgesandter der Freiherr von Beiffen- 15. Sept.
berg werde bei deroselben wieder angelanget und Ihre mit mehreren
referiret haben, wie wir bei dem bekannten Erfurtischen Unwesen
nichts mehr wttnschen, als dass E. Ld. alle gebührende Satisfaction
von der Stadt erhalten möge, die Extremitäten aber, womit selbige
Stadt bedräuet wird, evitiret werden konnten; gestalt wir dan zu sol-
chem Ende an die Stadt in sotbanen terminis geschrieben, dass E. Ld.
verhoffentlicb daraus gnugsam verspüren werden, dass wir dieses alles
aufrichtig meinen. Dieweil uns nun seit des obgemelten Abgesandtens
Abreise diese Nachricht zugekommen, dass E. Ld. selbst wohl darzu
geneiget wäre, dass sich einige Ghur- oder FQrsten zu Erlangung
solchen Zwecks bemObeten, wan es nur von denen geschähe, so ganz
uninteressiret wären, so haben wir nicht unterlassen können, zu Ver-
hütung aller gefährlichen Motuum uns nochmals hierzu wohlmeinend
zu offeriren, mit Versicherung, dass, gleich wie wir bei diesem ganzen
Werk kein ander Interesse haben, dan dass Friede und Ruhe erhalten,
auch E. Ld. als unsern MitChurfÜrsten alle gebührende Satisfaction
wiederfahre, also wir uns auch bei solcher Interposition dergestalt be-
zeugen wollen, dass E. Ld. verhoffentlicb — zufrieden sein werden 0.
^) unter demselben Datum schreibt Kf. anch an E. Sachsen, E.Mainz
scheine geneigt za sein, seine Interposition anzunehmen, jener möge anch
dabin wirken nnd zugleich die Erfurter wissen lassen, wie weit sie sich gegen
K.Mainz erklären sollten.
25*
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388 6* ^i^ Erfurter Händel.
August, Herzog von Sachsen, Administrator von Magdeburg,
an den Kurfürsten. D. Hall 5./[lo.] September 1664.
[Bitte um ÜDterstätsnDg der bäcbsiBchen Gesandtschaft.]
15. Sept. Sein Broder, der Karfürst von Sachsen, hat auf vielfältige gute Re-
monstrationen endlich einige Völker gegen Er fort abgeschickt i) nnd es ist
zn hoffen, nachdem Ef. demselben die höchste Gefahr des Kreises hat remon-
strieren lassen, dass die consilia desselben näher zum Zweck gehen werden.
Er bittet Kf., den von ihm nnd den anderen Sächsischen Herzogen ge-
machten Vorschlag, dass nämlich von K. Sachsen nnd ihnen eine Ab-
schickang sowohl an die Generale als an Erfurt geschehe, um die schul-
dige Parition zu befördern und die militärische Execution zu suspendieren,
zn unterstützen. K.Mainz werde dann gewiss andere Gedanken fassen,
oder, wenn es dieses nicht thäte, der ganzen Welt zu erkennen geben,
dass es anter der kaiserlichen Execution ganz andere Interessen suche.
Ihnen aber werde es dann nicht zu verdenken sein, wenn sie dahin trach-
teten, diese Excessivexekudon ferner einzuhalten und nicht zu dulden, dass
K.Mainz mit auswärtigen Kriegsvölkern den Obersächsischen Kreis in*
festiere und mit dem absoluten Dominat in Erfurt zugleich das jus prae-
sidii daselbst erlange. Allerdings aber sei dahin zu sehen, dass die Stadt
E.Mainz Satisfaction leiste, und wolle auch er sich weiter deswegen be-
mühen*).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D.
Schloss Marienberg ob Würzburg 15. September 1664.
[auf das Schreiben vom 24. Angn8t/3. September. Nichtigkeit der Aasflächte
des Erfurter Rathes. K. Mainz wird die Exekution ausfahren, gegen die Gehor-
samen Gnade oben. Sendung Reiffenbergs an Kf.]
15. Sept. Dank dafür, dass Kf. in seinem Schreiben erklärt hat, K.Mainzs ober-
herrliche Rechte über Erfurt nicht kränken lassen, sondern mit erhalten zn
wollen. Die Ausflüchte des Erfurter Raths, als wenn nur der Pöbel unge-
horsam gewesen sei, sind ganz nichtig, der Rath selbst hat, wie an meh-
reren Beispielen gezeigt wird, sich des Ungehorsams gegen den Kaiser
0 8. onten S. 390 nnd v. Tettan S. 200.
^ Kf. erwidert demselben (Goln 7./17. September 1664), er hoffe von der
Sendung v. Gersdorf fs an den Kaiser (s. ä. 382) guten Erfolg, billige die vorge-
schlagene Absendung ao die Generale und an die Erfurter and sei bereit, die
selbe zo unterstützen. Zugleich aber ermahnt er den Herzog nochmals dazu,Inebst
seinen Brüdern und Vettern aaf die Stadt einzuwirken, dass dieselbe alle
schaldige Parition leiste. ,Denn Ew. Ld. können selbst leicht ermessen, was
für Conseqaentien es bei anderen Städten verarsachen werde, wenn man dieser
in soweit patrociniren wollte, dass sie sich der schuldigen Parition und billig-
massigen Satisfaction entbreche.*
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K.Mainzs FordernDgen. 389
and gegen ihn schuldig gemacht und sich Eingriffe in seine Rechte er-
laobt. Kf. werde daher verhoffentlich die Exekntion gegen solche Frie-
densbrecher „zn einem abscheulichen Exempel^ ohne Hinderung gesche-
hen lassen, die er so auszuführen entschlossen ist, dass dadurch keine
motus im Reiche und Niemandem Schaden verursacht werde, es müsste
denn jemand sich gegen die Reichsconstitudonen und den Friedensschlnss
in dieses Exekutionsnegotium einmischen. Wenn sich die Stadt oder
ein Theil der Bürgerschaft allen gewaltsamen Widerstandes enthalte und
sich willig untergehe, so will er gegen die Gehorsamen Gnade üben und
seine Satisfaction wegen verursachter Kosten und Schadens nur an ge-
meiner Stadt suchen. Kf. wird durch den an ihn gesandten v. Reiffen-
berg weiteres über seine Intention vernehmen*).
V. Berlepsch an den Kurflirsten. D. Erfurt 6./[16.] Sep-
tember 1664.
[Wahrscheinliche Forderaogeo, welche E. Maine an Erfort Btelleo wird. Kf. möge
die Stadt besetzen, vorläufig Trappen in die Nähe schicken.]
Er hat in Gotha aus den Akten zusammensuchen lassen, worin die 16. Sept.
übrigen capita paritionis et submissionis bestehen würden, und der Rath von
Erfurt hat sich darauf erklärt Die schwersten Punkte bei der ganzen
Sache sind: 1) Limprechts DecoUation ^). Man ist zwar geneigt, zur
Reparation dieses Fehlers den Leichnam ehrlich zu begraben, fürchtet aber,
dass es bei der Translocation desselben ohne Assistenz einer Besatzung
wieder zu Ezcessen des Pöbels kommen werde'). 2) Die K.Mainzische
Satisfaction; es ist zu fürchten, K.Mainz werde dieselbe, wozu auch
die mulcta kömmt, ziemlich hoch bemessen, wenn nicht des Kf. Fürbitte
ihn zur Milde bestimme. Jedenfalls werden in Ermangelung baarer Mittel,
die wahrhaftig hier nicht vorhanden, etliche Dorfschaften herhalten müssen.
Der dritte und allerschwerste Punkt ist der der Caution. Wie verlautet,
begehrt K.Mainz zur Versicherung die Burg und ein Thor der Stadt;
dazu wird das Haus Sachsen nicht assentieren. Es scheint dieses
auch so praejudicierlich, dass er nicht sieht, ob man auch des Kreises hal-
1) In einem neuen Schreiben (d. Neustadt 19. September 1664) erklart
K.Main 2, er habe inzwischen von v. Bei ffen berg vernommen, wie wohl Kf.
dessen in seinem Namen gethane Remonstration aufgenommen und sich darauf
anderwärts erklärt habe. Er versichert nochmals, dass er nicht die allergeringste
Zerrättung und Ungelegenheit im Reich beabsichtige, sondern dass er, sobald sich
die Stadt vermittelst Realassecuration so snbmittiere, dass er ihr trauen könne,
die fremden Völker wieder werde fortfuhren lassen.
») S. V. Tettau S. 153.
') Die feierliche Beisetzung der Leiche geschah erst nach der Einnahme der
Stadt am 17, November (v. Tettau S. 154).
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390 6. Die Erfurter H&Ddel.
ber es werde znlasseo dürfen, desshalb wäre höchlich za wünschen, dass
E.Mainz die cantionem iaratoriaoi nnd darbei des Ka^- und Fürstlichen
Hauses Sachsen Oarantie acceptieren möchte. Es wird hier aufs Brod ge-
worfen, man wolle inmittelst dem Kf. die Barg zu besetzen überliefern,
damit dieser hingegen sein Wort für die Stadt geben könnte. E.Sachsen
hätte durch rechtzeitiges Einschreiten die ganze Sache in besseren Stand
bringen können. Die beiden E.Sächsisohen Obersten Neitsch nnd Rambs-
dorff liegen mit 500 Mann zn Hoss und Fnss auf den Dorfschaften *) mit
grossen Eosten der Stadt, wollen sich aber weiters nicht annehmen, als die
Sächsischen Lehnsdörfer zn saWeguardieren, und sind guter Dinge.
Sonsten bittet der Bath und finden es Hertzog Ernsten F. D.
— gleichmäflsig sehr gut, es möchte E. Churf. D. zwei oder drei-
hundert Mann der Ihren in das Stift Halberstadt rücken lassen, da-
mit sie auf allen Fall, weil die Chur-S&chsische gar nichts bei der
Sache thun wollen, nach abgehandelten Dingen dem Bath und Bflrger-
schafft bei Translocation des Limprechts Görper gegen besorgendes
Tumultuiren des vorstädtischen Pövels assistiren oder auch auf vor-
berührten Fall zu Besetzung der Burg näher an der Hand sein möch-
ten. Und will gleichwohl der Bath genugsamb documentiren, dass er
an gehörigen Orten flehentlichst — angesucht, man wolle ihn mit
Yolck und einer Garnison assistiren, damit er den Pöbel im Zaum halten
konnte, er hätte es aber keinmal erhalten können. —
Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 7./[17.] Sep-
tember 1664.
[Er soll Yorlänfig auf die 'in Erfurt gemachten Vorschläge sich nicht erklären,
aber sondieren, ob K.Mains in die Besetsnng Erfurts darch Trappen des Kf. ein-
willigen würde.]
17. Sept. Er erhält das gewünschte Creditiv, soll seine Reise schleunigst fort-
setzen, Ef. hofft, dass, nachdem anch K.Sachsen an K.Mainz deswegen
geschrieben, dieser seine Interposition annehmen werde.
Du hast dich aber insonderheit in Acht zu nehmen, dass, ehe und
bevor Du von GhurMainz eine und andere Sesolution erhalten. Du
daselbst*) zu keinem der vorgeschlagenen Mittel resolvirst, weil
GhurMainz solches vor eine Partialität halten könnte, dannenhero
hast Du auch den Vorschlag, ob man Garnison in Erfurt legen soll,
') 8. V. Tettau S. 200.
>) d. h. in Erfurt.
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Berichte v. Berlepschs. 391
weder zu approbiren noch zu improbiren. Dann wir sehen die Sache
also beschaffen zu sein, dass, wenn GhurMainz die Interposition
und alle gütliche Mittel ausschlagen, dennoch Zeit genug vorhanden
sein würde, dass wir unser Gutdünken darzu geben können. Die
1000 Knechte, so wir dem Keyser schicken wollen, bleiben ohne
das nun alhier, weil I. Key. M. vor Winters dieselben nicht begehren ^).
Dieses aber kannst Du wohl bei GhurMainz sondiren, ob S. Ld. ge-
schehen lassen wollen, dass, wenn man verspürete, dass der gemeine
rasende Pöbel dem Magistrate hinderlich wäre, GhurMainz Ld. alle
Satisfaction zu thun, man dieserseits eine Garnison in die Stadt zu
bringen trachte, durch welche die unbesonnene Bürgerschaft zur
raison gebracht werden könnte *). —
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 7. / [17.] Sep-
tember 1664.
[Bemühongen bei Reiffeoberg und G.Wm. Sommerfeld, den weiteren Yormarsch
der karmaiDzischen Truppen zu inhibieren.]
Gestern hat Baron Reiffenberg en passant, von Dresden kommend, 17. Sept.
bei ihm angesprochen, und da derselbe noch denselben Abend in das Main-
zische Hauptquartier nach Dorla, 2 Meilen von hier, reisen wollte, hat B.
ihm mitgeüieilt, zu welcher raisonnablen Satisfaction und Submission sich
die Stadt Erfurt erkläre, und ihn gebeten, dahin zu wirken, dass bis E.-
Mainz davon Nachricht erhalte, die Truppen nicht weiter vorrückten, was
jener auch versprach. Da aber in der Nacht von den K.Säch8ischen ge-
meldet wurde, dass die Mainzischen doch näher anrücken würden, so hat
er Reiffenberg noch einen Trompeter mit einem Schreiben desselben
Inhalts nachgesandt. Dennoch liegen jetzt die Truppen auf Rendezvous
zu Ton na, nur eine kleine Meile von hier und drei Meilen von Erfurt»
5000 Mann mit 16 Feldgeschützen unter den G.Wachtmeistern Sommerfeld
und Pleuren. B. hat zum üeberfluss auch ein Schreiben an Sommer-
feld gesandt und ihn darin ersucht, dort stehen zu bleiben, hat abej
noch keine Antwort erhalten. Die französischen Truppen sollen noch jen-
seits des Thüringer Waldes liegen, E.Mainz sich in Königshofen be-
finden. Wie auch die Antwort fällt, will B. sofort zu ihm reisen. Er be«
0 S. oben Abschn. 5. S. 339.
*) Ganz ähnlich änssert sich Kf. in einem Bescript an v. Berlepsch vom
9./ 19. September, er habe ans dessen Relation vom 6. /16. September mit Befrie-
digung ersehen, dass man in Erfurt fleissig überlege, wie man K.Mainz befrie-
digen k5nne. Truppen aber nach der Stadt zu schicken, wie Herzog Ernst von
Gotha wünsche, trage er Bedenken, bevor sich E.Mainz vernehmen lasse, dass
ihm solches nicht zuwider sein wurde.
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392 6- I>ie Erfurter Handel.
sorgt, die Stadt, welche sich von aller Welt verlassen sieht, werde sich in
ihrer Desperation dahin bringen lassen, dass sie die Schlüssel zar Barg
und zur Stadt überliefert und Garnison einnimmt.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Gotha 8./ [18.] Sep-
tember 1664.
[Vergebliche Verhandlungen mit Reiffenberg. K.Mains will Erfurt ganz in der
Gewalt haben. Bitte um neue Instruktion].
18. Sept. Da trotz der Versicherungen Reiffenbergs die Armee avanciert, die
Infanterie gestern zu Gräfe ntonna angelangt und die Cavallerie in die
n&chsten Dörfer vor Erfurt fortgezogen ist, hat er sich selbst ins Haupt-
quartier nach Tonna begeben und nochmals Reiffenberg Vorstellungen
gemacht, sonderlich dass die Sache gar in einem anderen Stande, dass man
jetzt mit raison der Stadt nichts Feindliches zumuthen könnte. Jener er-
klärte, er habe zu Berlin zur genüge ausgeführt, dass man desKf. Inter-
Position contra rebelles snbditos nicht annehmen könne, die Sache wäre
durch ihn auch in ganz anderen Stand gesetzt und dem Ef. aller Zweifel
und Ombrage, so er bei dem Werke haben könne, benommen, man müsste
von der Stadt genügsame Assecuration haben und das wäre keine andere,
als ein Thor und die Burg. Darauf hat B. erwidert, der Assecnrations-
punkt wäre das letzte, wenn Submission und Satisfaction erst richtig nnd
die Stadt ihrer Amnestie und Pardon versichert, dann hätte man von der
Assecuration zu reden, man könnte ihr ja nicht zumuthen, sich auf blosse
Discretion ohne alle Gegenversicherung zu ergeben. Darauf war die Ant-
wort, man wolle sie mit Hand und Siegel aller kurfürstlichen Gnade ver-
sichern, dafern sie aber nicht heute die Burg samt dem Thore einräomteD,
müsste man sie mit Gewalt dazu bringen. Darauf hat B. Abschied ge-
nommen und sich hierher begeben.
Weil nun dieses Ansinnen sampt der ganzen Bezeigung so viel
klärlich andeutet, dass man nicht nur eine billige raisonnable Satis-
faction und Submission, sondern die Stadt Erfurt haben will, und
ich also nicht v^issen kann, ob dieses die eigentliche Intention und das
Dessein, so Ghur Mainz £. Ghf. D. durch den von Reiffenberg
notificiren lassen, und ob auch E. Ghf. D. Gedanken, darnach ich mich
in meiner Negotiation richten solle, hierauf zielen, so bitte £. Cbf.
D. v^olle mich ungesäumet gn. berichten lassen, wessen ich mich hier-
bei zu verhalten. Herzog Ernsten F. D. finden rathsamer, dass ich
allhier verbleibe, und vermeinen, ich könne bessere Officia darinnen
praestiren, wann ich mit Tractaten zwischen der Stadt und den Trup-
pen Zeit zu gewinnen suchte, als wann ich also sonder Creditif nach
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V. Berlepschs VerhaDdluDgen mit v. Reiffenberg.. 393
KöDigshofen ginge und inmittelst die Stadt nbern Haufen werfen
Hess — welches ich mir alles umb so viel lieber mit gefallen lassen,
damit ich selbst auch Zeit gewinne, E. Ch. D. gnädigste Resolution
hierüber zu erlangen, welches bei dieser über Halle gehenden Gelegen-
heit zum längsten in 8 Tagen sein kann. —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 20. Sep-
tember 1664.
[Trots der nachträgiicheD ÜDterwerfungserklärung Erfurts läset er es bei der
AchtserkläroDg bewenden. Kf. soll die Aosfubrung derselben geschehen lassen.]
Die Stadt Erfurt hat sich trotz der Achtserklärang nicht zum Gebor- 20. Sept.
sam verstanden, sondern den kaiserlichen Herold anf das übelste behandelt.
Nun ist z^ar dieselbige bei uns anitzo mit underthänigsten
Schreiben einkommen, dardurch sie die würckliche Parition zu laisten
vermaint, nachdeme aber dieselbe theils gar zu spatt und unvollkom-
men einkommen, ab haben wir es umb so vil mehr ihres gethanen
Elnwendens ungehindert bei der ergangenen Aachts £rc]ärung noch-
mals allerdings bewenden lassen müssen. — So haben wir — £. L.
hieyon auf den Fall, Sie hierunter umb ein widriges belanget wur-
den, also hiermit in so yil Nachricht geben wollen, mit dem Ersuchen,
Sie wollen, dafern ichtwas an Sie gebracht wurde, demselben nicht
Gehör oder Statt geben, sondern vilmehr (zumalen gedachtes Ghur-
fbrsten zu Maintz L. uns die Versicherung gethan, dase alles auf
ihren eigenen Kosten — vorgenohmen und niemanden dardurch eini-
ger Schaden zuegezogen werden solte, wir uns auch gegen Ihre L.
yersiehem, dass Sie in diesem allem den Reichs Satzungen nichts zu-
wider vornehmen noch einig Stand des Beichs beleidigen werden) zu
Kühe stehen und unverhinderlich zugeben*). —
^) A. Nenmann meldet aas Wien 21. September/ 1. October 1664, in der
Erfurter Sache sei die Parition der Stadt für insafQcient erkannt, die Acht er-
üeaert und die Stadt angewiesen worden, von K.Mainz Intercession zu erwirken;
das darüber abgefasste kaiserliche Beeret sei dem Anwalt der Stadt erst 8 Tage,
Dachdem es geschlossen, zugekommen. Die Erfurter seien während der Kommis-
BioD wohl disponiert gewesen, sich bei Zeiten in die Sache zu schicken, man habe
sie aber von hier aus mit Vertröstungen, es werde nicht ad extrema kommen,
aufgehalten, als es aber zum letzten Streich, ad decernendum bannum, gekommen,
habe sich einer mit dem anderen conformiert. Er sei letzten Sonntag bei dem
K. Sächsischen Qeh. Bath v. Qersdorff gewesen, welcher über das Decret nicht
wenig betreten war, indem es scheine, als ob man den Erfurtern noch den Weg
2Q eluctieren offen halte and gleichwohl sie in R.Mai nzs arbitrinm stelle.
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394 6. Die Erfurter Handel.
Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 12. /[22.] Sep-
tember 1664.
[auf die Relation vom 8./ 18. Sept. Er soll seine Aufträge an K.Mainz ausrich-
ten. Kf. kann für Erfurt nichts weiter thun]
22. Sept. Kf. hat ungern ans B.'s Relation ersehen, dass derselbe E.Mainz noch
nicht gesprochen hat; er soll sich jetzt sofort zu demselben begeben and
demselben, was Kf. ihm früher zageschrieben , aaf das beweglichste vor-
stellen, namentlich remonstrieren, dass, wenn K.Mainz anf den Fordernngen
wegen Einräumung der Burg und eines Thores bestehe, er dadurch bei
männiglichen die höchste Jalousie und das gewisse Nachdenken erregen
werde, dass er mehr die Stadt unter seine Gewalt absolute bringen, als
seinen Respect und jura zu saWieren gedenke. Da dieses seinen früheren
Versicherungen durchaus nicht conform sei, so hoffe Kf., er werde sich zu
gelinderen Accordmitteln' verstehen.
Dafern Du nun sehen würdest, dasB dieses alles nicht verschlagen
und Ch.Mainz Ld. auf Ihrer Intention fest bestehen würden, so hastu
es endlich gehen zu lassen, wie es will, und denen Sächsischen und
andern interessirten Fürsten und Ständen zu remonstriren, dass wir
es gar anders gewünschet, auch das Unserige bei der Sache gethan.
Weil man aber dieselbe in solchen Stand, worin sie anitzo begrififen
wäre, gerathen lassen und so weinig wir als jemand in Postur wäre,
Ch.Mainz Ld. mit Gewalt zu verhindern, dass Sie Ihr Dessein nicht
nach Belieben ausfahren könnten, so wüssten wir nichts, was wir
weiter dabei zu thun vermöchten, welches Du dann desto behutsamer
zu remonstriren, damit sie desfalls keine Ombrage von uns fassen,
Ch.Mainz Ld. auch zu keinen ungleichen Gedanken gegen uns be-
wogen werden möge, als wenn wir deroselben den etwan von ihr zu
hoffenden glücklichen Ausschlag missgönneten. Wir möchten auch
wohl selbst hiernächst mit einigen unsern Städten nicht ungleiche
Differentien bekommen, worin wir dann auch nicht gern sehen möch-
ten, dass sich andere allzuviel mischen oder sich derselben annehmen
sollten. —
V, Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 12./ [22.] Sep-
tember 1664.
[Boffnung, dass die Unterhandlungen «ich hinziehen werden.)
22. Sept. Auf den Rath des Herzogs Ernst von Sachsen ist er bis zum Ein-
treffen seines Creditivs hier geblieben^ um inzwischen durch gütliche Com-
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y. Berlepsch's Sendang ao K.Mainz. 395
Positionsvorschläge zwischen den K.Mainsischen Geheimen Käthen ▼. Greif -
fenklan und y. Reiffenberg nnd der Stadt das Weik zu protrahieren.
Die Kurmainzischen haben sich zwar ohne Ordre ihres Herrn zu der Inter-
position nicht verstehen wollen, sondern den Deputierten der Stadt, welche
anf freies Geleit am 9ten im Hauptquartier zn Elxleben erschienen'),
selbst ihre Forderungen vorgetragen, er hofft aber doch, die Stadt^ welche
zwar in änsserster Perplezität sei, werde die Sache mit Tractaten etwas
aufhalten, wie denn bisher noch nicht die geringste Hostilität vorgegangen
sei. Er übersendet zwei Antworten von K.Mainz anf seine au denselben
abgelassenen Schreiben*).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. Königshofen 22. September 1664.
{Dank far den Reiffenberg ertheilten Bescheid, Geneigtheit, aaf die WaDsche
des £f. einzogehen, Reiffeoberg soll Dach Beendigung der Erfurter Sache noch
einmal zu Ef. kommen.]
Reiffenberg hat ihm von seiner Verrichtung bei Ef. inbetreff der 22. Sept.
Erfurter Friedensezekution, und auch was Kf. mit demselben absonderlich
wegen einer Zusammenkunft der Kurfürsten und eines engeren und näheren
Vereins zwischen denselben, wie auch des Polnischen Wesens halber und
sonst im Vertrauen geredet, referiert. Er dankt für die willfährige kurbrü-
derliche Bezeigung und für das in ihn gesetzte Vertrauen und versichert,
dass falls dem Kf. dergleichen oder auch sonst Widriges zustehen sollte, er
sich auch ebenso erweisen werde, und dass aus dieser Exekution nicht
die geringste Unruhe entspringen, man vielmehr verspüren solle, dass er
sich wie bisher nur des Römischen Reiches Freiheit und Sccurität, abson-
derlich des kurfürstlichen Collegii Präeminenz und Hoheit conservieren zu
helfen bemühen werde. Da auch er selbst aus den Regensburgischen Hand-
langen nnd sonst genugsam abnehmen kann, dass des Reiches Hoheit und
Sicherheit nicht bestehen werde, wenn nicht das kurfürstliche Collegium
vor anderen Hand anlegen werde, so lässt er sich auch zu solchem Ende
0 S. V. Tettau S. 211.
^ In dem ersten Schreiben (d. Wemeck 17. September 1664) erklärt K.Mai dz,
er wolle sich des Kf. Interpositioo nicht zuwider sein lassen, wenn ihm nur zofor-
derst von der Stadt vermittelet Binräamaog der Barg und eines Thores Real-
aesecuratioD geleistet werde, die Versicherung der Stadt oder des Kf. könne
ihm bei dem verwirrten Zustande in der Stadt nicht genügen. Er sei bereit
y. Berlepsoh in Königshofen, wohin er im Begriff sei sich zu begeben, zn
empfangen. In dem zweiten (d. Neustadt 19. September 1664) theilt er B. mit,
er habe von dem an Kf. abgeschickten v. Reiffenberg Bericht erhalten, wo-
nach Kf. seine Gedanken in der Erfurter Angelegenheit geändert habe, er zweite
nicht, B. werde inzwischen andere Instruktionen erhalten haben,
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396 6. Die Erfurter Händel.
die oähero und engere ZosamoieDsetzüng der Karfursten nicht znwider sein.
Sobald die Erfurter Sache in etwas zur Richtigkeit gebracht , eoll Reif-
fenberg noch einmal za Ef. kommen and desshalb sowie wegen des Pol-
nischen Wesens and anderer Dinge demselben seine Gedanken mündlieh
eröffnen and vernehmen, wie er dem Kf. and dessen Hanse werde dienen
können ').
Philipp Ludwig v. Reiffenberg an den Kurfllrsten. D. Haupt-
quartier vor Erfurt Gispersleben 24./14. September 1664.
[Klage über v. Berlepscb, der die Stadt zur Widersetzlichkeit aufreize.]
24. Sept. Bei seiner Rückkehr von Berlin hat er die Trappen in wirklichem
Marsch %üt Berennang Erfnrts gefanden, so dass die Stadt den Ernst
hätte spüren können. Aber die Einrathangen des Kf. haben dieselbe nicht
abgehalten, za Widersetzlichkeiten zn schreiten, infolge dessen sein Enrfurst
die sonst mit langsamem Marsch znrückgehaltenen französischen Trappen
za avancieren beordert und gestern schwere Stücke hat herbeiführen lassen.
Die Stadt würde schon vor 8 Tagen bei Empfang des Schreibens des Ef.
sich gefügt haben, wenn nicht der Schlosshanptmann v. Berlepsch an-
dere Sentimenten geführt, die seiner jüngsten Negotiation bei Ef. und
dessen gegen seinen Enrfürsten freundbrüderlicher Affection (die ihm etwa
unwissend oder unglaublich) nicht gemäss und zugegen gestanden, und
die Bürgerschaft in Erwartung fremder Hülfe oder Interposition fremder
Potentaten zum Widerstand verleitet, was ihnen zu totalem Ruin gereichen
würde, wogegen nach prästierter realer Yersichernng, für welche die Burg
und zwei Thore gefordert würden, sein Herr die Bestrafung zu mildern
geneigt gewesen wäre. Er hofft aber noch immer, dass die Sache sich in
der Güte accommodieren werde*).
August Herzog von Sachsen, Administrator von Magdeburg,
an den Kurfürsten. D. Schloss Freyburg 15./ [25.] Sep-
tember 1664.
[Bedrohte Lage von Erfort K.Sacheens geheimer Vertrag mit K. Mainz.)
26. Sept. Berichte, dass unsers geliebteu Bruders, des ChurfÜrsten von
Sachsen Ld. Dero vor Erfurt gehabte Völker zu Boss mehrentheils
^) Kf. in seiner Antwort (d. Cöln 28. Septemb6r/8. October 1664) versichert,
dass er wie bisher so aach ferner dazu beitragen wolle, dass E.Mainzs Respect
und Rechte in Erfurt wiederhergestellt werden, räth ihm aber, wenn er dieses
erlangt, der Stadt mit keinen ferneren Extremitäten zuzusetzen, sondern solche
nach Möglichkeit zu verhüten. Die Sendung Reiffenbergs werde er gern
sehen und er werde es an Gontinuation treubrüderlicber Correspondenz nicht
ermangeln lassen.
>) S. V. Tettau S.201.
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Klagen über v. Berlepach. Eröffnangen des Adm. von Magdebnrg. 397
wieder abgefordert und gegen Ungarn fortgehen lassen, auch die
Interposition bei Churmainz nicht eher, als bis es ihm vom Rom.
Kaiser erlaubt und aufgetragen wird, mit antreten will, daher auch
wir an Abschickung auf Mainz und dessen Generales gehindert wor-
den sind, indem nunmehr auch gar dieses betrüblich herauskombt,
dass ChurSachsens Ld. mit ChurMainz vorlängst einen geheimbten
Vergleich dieser Sache wegen unter sich getroffen haben soll, also
dass — der Status in diesem Obersächsischen Greis mit Uebermeiste-
rung der Stadt, alwo die ChurMainzischen bereits an Graben kommen
und die Stadt zu Einräumung der Cyriacsburg *) in Traktaten' stehen
soll, sich ziemlich verändern dürfte.
Er wünscht darüber mit Kf. nächstens in nähere Communication zn
treten*).
Geheimenraths- Protokoll). D. 16./ [26.] September.
Wegen der Erfurtischen Sache, dass S. Chf. D. wollten alles 26. Sept.
tbun, was zu Appaisirung der Sache diente, aber deshalb particulier
Allianz zu machen, wolle er nicht rathen.
H. 0., ob nicht ein Trompeter an E.Mainz zu schicken und
zu schreiben, ob K.Mainz wollte die Sache in S. Chf. D. Hand stellen,
weil die Erfurter sich zu allem Billigen erklärten.
17./[27.] September.
H. Platen referiret von der Conferenz mit H. Gladebeck, dass 27. Sept.
er sehr darauf ginge, dass man wegen der Erfurtischen Sache und
0 Die die Stadt beherrschende Citadelle s. v. Tettaa S. 208.
2) Kf. erwidert darauf (d. Cöln 2d. September/ 8. October 1664), anter den
obwaltenden Umständen sei das beste, Erfurt zu aller möglicher Submission zu-
persuadieren, jedoch vorbehaltlich» dass die Gerechtsame des Sächsischen Hau-
ses nicht verletzt und in statu religionis nichts geändert werde.
^ Diese Berathungen wurden veranlasst durch das Erscheinen des von dem
Herzoge Christian Ludwig von Celle und den anderen braunschweigischen
Fürsten nach Berlin gesandten Gebeimenrathes B. v. Gladebeck, welcher den
Auftrag hatte, dort ebenso wie dieses gleichzeitig andere Gesandte in Cassel und
bei der Schwedischen Regierung in Stade thaten, gegenüber dem drohenden
Vorgehen von K.Mainz und dessen katholischen Bundesgenossen eine engere Ver-
einigung zwischen diesen evangelischen Reicl^sständen zustande zu bringen, s.
Köcher IS. d37ff. (Gladebecks Credit! v ist datiert Fuhrberg 9./19. September,
das Recreditiv des Kf. Cöln 27. September/ 7. October 1664.)
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398 6- ^1® Erfurter Handel.
der dar anlangenden französiscben Hülfe eine Verfassung zwischen
etlichen FQrsten und Ständen machen mtlsste.
S. Chf. D. finden solches nicht gut, gäbe Anlass den CatholiscbeD
zur Gegenliga.
V. Berlepsch an den Kurfttrsten. D. Gotha 17./ [27.] Sep-
tember 1664.
[VerhandlaDgen mit K. Mainz zu KonigshofeD, Ablehnang der Yermitteloog
des Ef.]
27. Sept. Nachdem es vor Erfurt zu Feindseligkeiten gekommen, hat er sich
auf den Ratb des Herzogs Ernst und in der Hoffnung, die Annahme des
von ihm vorgeschlagenen Temperaments, dass die zwei Posten von Ef. ood
K.Sachsen mit K. Mainz zugleich bis znm Aastrag der Sache besetzt
werden sollten, durchzusetzen, zu K. Mainz auf den Weg gemacht, ist 14/
24. zu Königshofen angelangt und hat am Nachmittage bei dem am
Podagra bettlägerigen Kurfürsten Audienz gehabt. Er erkl&rte demselben,
er sei nur gekommen, um zu vernehmen, da Erfurt in allem übrigen zar
Unterwerfung erbötig sei, ob der Kurfürst nicht bei der Forderung wegen
Einräumung der Burg und eines Stadtthores einige Temperamente zulassen
wollte, da sonst der Kreis und die gesamten Evangelischen davon Ombrage
nehmen und Schwierigkeiten machen würden. Der Kurfürst dankte, erklärte
aber, die angebotene Interposition wie auch das Temperament, das B. den
Seinigen schon vorgeschlagen, könne er nicht annehmen, Ef. würde sich
selbst Tort thun, wenn er einen seiner Mitkurfürsteu und dessen rebellische
Unterthanen durch eine solche Interposition in gleichen Grad setzen wollte,
die Stadt hätte ihn 14 Jahre lang gleichsam bei der Nase herumgeführt,
alle gerühmte paritiones wären nur illusiones, wenn aber die Stadt durch
Einräumung der Burg und des Thores ihre Submission realiter zeigte, so
wollte er in den übrigen Punkten des Kf. vorbittliche Interposition gern
admittieren und Gnade üben. Niemand hätte ihm zu contradicieren, Sachsen
sollte bei seinem Rechte bleiben, die Schrift, welche etliche Gesandte zu
Regensburg sich unterstanden herauszugeben '), sollte schon gebührend be-
antwortet werden. Als B. einwirft, das vorgeschlagene Temperament be-
zwecke nur, dass ihm soviel eher zur Submission und Satisfaction verholfen
werde, erwidert er, sie selbst allein hätten es verschuldet, dass es jetzt za
den extrema gekommen. Sollten sie K.Sachsen und Kf. zu Besetznog
der Posten einnehmen, würde es nur neue Weiterungen geben und die Stadt
alles ab ovo wieder disputieren.
^) Das Schreiben der Gesandten der evangelischen Stände an K.Mains d.
Regensburg 3/13. September 1664 (v. Schanroth I S. 535). Die Antwort von
K.Mainz darauf d. KSnigshofen 30. September 1664 ebendaselbst S. 600.
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VerhandlaDgeD v. Berlepsche mit K. Mainz lo KönigshofeD. 399
Aach bei einer zweiten Audienz am folgenden Tage wiederholte er die»
selben Erklärungen and verlangte, B. solle die Stadt zn Leistnng der be-
gehrten Realsnbmission ermahnen, was dieser auch schliesslich, aber mit
der Erklärung, es werde einen ganz conträren Effect haben und die Stadt
dadurch zn mehrerer Desperation veranlasst werden, zusagte. Noch an dem-
selben Tage ist er abgereist, er bekennt übrigens, dass ihm dort alle Civilität,
auch von dem dort anwesenden französischen Oeneral Pradelle wider-
fahren sei, auch dieser habe ihn höflich ermahnt, die Stadt zu gütlicher
Submission zu bewegen.
Er übersendet einen Bericht über die Verhandlungen der K.Main zi-
schen mit der Stadt und die Instruktion der Gesandten der sächsischen
Fürsten, welche sich ehestens zu Berlin einfinden werden, damit Ef. bei
Zeiten seine mesures danach nehmen könne.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Gotha 17./[27.] Sep-
tember 1664.
[Schlechte Vertheidigaogsanstalten in Erfurt. Vorsehläge, wie die Stadt zu
retten sei.]
E.Mainz will Erfurt selbst haben und das wird ihm nicht entgehen, 27. Sept.
denn Rath und Bürger besitzen nicht die geringste Eenntnis, wie man mit
Contreapprochen u. s. w. den Feind von den Werken abhalten könne,
wollen alles mit dem groben Oeschütz yerrichten, wobei sie ihr Pulver
unnütz verschiessen. Die KMainzischen sind während der 4 Tage, dass er
nachEönigshofen gewesen, bis auf den Graben vor dem S. Andreasthor
gekommen und haben zwei Batterieen errichtet, gerade hier ist die
schwächste Stelle der Stadt. So steht es jetzt, kommen noch die Fran-
zosen hinzu, wenn es anders so lange noch währt, so wird es kurze Arbeit
geben. Das einzige Mittel, die Stadt zu retten, ist seines Erachtens fol-
gendes: Es ist wenig Cavallerie, nicht über 1000 Pferde vorhanden, welche
mit der einen Seite von der Attaque bis zur Burg genug zn thun hat, so
dass die ganze Weimarische Seite ansser kleinen Batterieen frei ist.
Hier könnte man noch leicht einen Cavalier mit Reitern und Dragonern
hineinwerfen, der, da die Exekution dem Ereise gebühre, befehligt würde,
sich der Burg, der Stadtthore und aller Posten zu versichern, damit E.«
Mainz ohne Weitläufigkeit behörige Submission und Satisfaction erlange.
K.Mainzischerseits fürchtet man dieses und sucht daher keine Zeit zu ver-
lieren. Alle künftigen Abschickungen, offerierte Interpositionen, Regens-
bnrgische Demonstrationen, Schreiben an Frankreich, auf welche der Säch-
sischen Fürsten consilia allein zielen, werden keinen anderen Effect haben
als des Ef. jetzige Absendung. Falls solches Expediens nicht bald oder
anderer Motive • halber garnicht resol viert werden könnte, möge Ef. ihm nur
mit einem Wort Apertur thun, weil er noch Mittel und Wege habe, der
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400 6. Die Erfarter H&ndel.
Stadt einen Wink zu geben, damit sie durch die begehrte Submission nnd
Einränmung der beiden benannten Posten sich noch etwa nächst des Ef.
Intercession eine Amnestie paciscieren könne. Sonst würde die Stadt sich
nachher entweder ohne eine Capitnlation auf Gnade oder Ungnade ergeben
müssen, oder es auf ein Magdeburgisches Massacre anlaufen. Dazu würde
es K.Mainz für eine Freundschaft erkennen, wenn Ef. von dem Dinge
jetzt retrocedieren wolle, während Ef. demselben, ausser diesem vorge-
schlagenen Ezpediens, nur Yerdruss, doch ohne alten gewünschten Effect,
geben könnte. Er schreibt dieses als des Ef. verpflichteter treuer Diener,
und hat es zu diesem Zweck so adressiert, dass es nur in dessen eigene
Hände komme, er bittet um schleunigen Bescheid.
Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 21. September/
[1. October] 1664.
[auf die beiden RelationeD vom 11. ßl. September. B. soll versachen E. Mainz
zu bewegen, von der Besetzung der Stadt Abstand za nehmen, dann Erfurt zur
Oeffonng der Thore zureden.]
1. Oct. — Nun würde uns wqhl sehr lieb gewesen sein, wann Chur-
Mayutz Ld. gelindere Wege eingehen, unsere Interposition annehmen
und sich der Realassecuration begeben wollten, wir verspüren aber
wohl so viel, dass darzu schwerlich einige Hofifnung vorhanden. Weil
wir auch solches schon längst wahrgenommen und nicht absehen kön-
nen, was man fttr Mittel zu gebrauchen hätte, dieses Werk mit eini-
gem Nachtruck zu hindern, als haben wir Dir bereits unsere Inten-
tion — genngsamb zu verstehen gegeben, wir wollen auch nicht hof-
fen, dass Du ChurMayntz Ld. einige Ursache gegeben, uns etwan
hiernächst in dergleichen Fällen behinderlich zu sein. Sollte sich
sonsten die Stadt für Einlangung dieses noch nicht ergeben haben
und noch Zeit übrig sein, desfalls ferner zu negotiiren, so hast Du
Dich abermalen bei ChurMayntz anzugeben und Dich dahin zu er-
bieten, dass, wann in regard unser und anderer Vorbitte Ih. Ld. sich
dahin erklären wollten, dass nach gethaner Oeffnung und erfolgter ge-
nügsamer Submission und was dem anhängig Sie die Stadt ohne Be-
satzung lassen und Ihre Sicherheit allein darin nehmen wollen, dass
die Mauren dergestalt zugerichtet würden'), damit Ih. Ld. keine fer-
^) Den SächBischen Gesandten gegenüber äussert K f. am 2. October, er habe
Berlepsch Befehl ertheilt, „die Basiernng der Burg nnd Wälle um die Stadl*"
vorzuschlagen, s. Kirchhoff, S. 190.
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Weitere Yerhandlangen mit K.Mains. 401
nere Opposition von der Stadt zu befahren, so wollten wir der Stadt
zureden lassen, dass sie dieses alles begehrtermassen thun sollte,
gestalt Du dann auch hiermit befehliget wirst, auf solchen Fall der
Stadt ihre gegenwärtige Gefahr und was för Unglück ihr bevorstehe,
fflrzustellen und sie dannenhero zu sothaner Oeffnung aufs eiferigste
zu vermahnen. Wflrde aber weder GhurMainz noch auch die Stadt
sich hierzu verstehen wollen, so hastu Dich hierin nicht weiter zu be-
mühen, sondern Dich wieder anhero zu begeben, dann wir nicht ge-
sonnen sein, uns einseitig in dieses Werk ferner zu mischen, sondern
wir wollen erwarten, was der gesambte Greis oder die zu Regensburg
versamleten St&nde schliessen werden.
B. soll Herzog Ernst von dieser Resolution Nachricht geben ^).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. Königshofen 6. October 1664.
[WideraetEliohkeit Erfurts.]
Erfurt hat sich nicht unterworfen nnd nicht die verlangte Realasse- 6. Oct.
curation geleistet, hat sich vielmehr zur Oegenwehr gesetzt , Streifparteien
ausgeschickt, seinen mit kaiserlichen Dehortationsschreiben an Ef., E.Sach-
sen und die anderen Sächsischen Fürsten abgeschickten Trompeter*) bei
Arnstadt überfallen und plündern und demselben die Briefe abnehmen
lassen« Daraus wird Ef. selbst ersehen, dass er mit der Exekution fort-
fahren nnd die Stadt mit Gewalt znm Gehorsam bringen müsse. Er hofft,
Ef. werde ihm vor geleisteter Realassecnration weiteres nicht znmuthen.
^) Ganz ähnliche Weisungen enthalt auch ein Rescript des Kf. an v. Ber-
lepsch vom 26. September/ 6. October; Eom Schlnss ermahnt ihn Kf., keinen
Prätext oder Anlass za geben , dass man von K.Mainzischer Seite , wie schon
geschehen, ihm vorhalten könne, dass er die Stadt in ihrer Widersetzlichkeit
bestärkt habe, ,denn wir beständig gemeint sein, Ghur-Mainz Ld. in dieser
Sache nicht ohnnothig — za disgastiren, sondern vielmehr Dero Freandschaft nnd
Affection, welche uns in dergleichen nnd vielen anderen Fällen nützlich and nöthig
sein kann, zn erhalten."
») 8. V. Tettau S.219f.
Mater, t. Qescb. d. O. Kurfürsten. XI. 26
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402 6. Die Erfarter Händel.
1. Conferenz^), so S. Ohurf. Dchl. zu Brandenbarg Deputirte
H. Oberpräsident Freih. von Schwerin und H. Oberhoftnar-
scball der von Canstein mit denen vom Hause Sachsen ge-
schickten HH. Abgesandten Dietrich von Rundeck und
D. Wexen gehalten, den 2./[12.] October 1664.
12. Oct. I^ie karfürstlichen Depotierteo erklären es für überflüssig zu rekapitu-
lieren, welche Schritte Ef. bisher in der Erfarter Sache gethan. Nachdem
die Abgesandten and deren Frincipale desideriert, Kf. möchte sich noch
weiter interponieren, haben sie ihnen za hinterbringen , Kf. habe sich ent-
schlossen, noch eine Abschickung an E.Mainz abzuordnen, am denselben
za bewegen, von allen Extremitäten abzasteheo. Die Abgesandten möchten
sich darüber erklären, was ihre Principalen bei der Sache za than ent-
schlossen seien, wenn E.Mainz mit den ihm gemachten Vorschlägen nicht
znfrieden sein, sondern auf der Einräumang der Cyriacksbarg und einer
Pforte bestehen sollte. Und wenn auch der Eönig von Frankreich serio
das VFerk embrassieren, den Secoars schicken und dem Werk ferneren Nach-
druck geben sollte, ob sie meinten, alsdann ausser solcher gutlichen Hand-
lung etwas Ernstliches bei der Sache vorzunehmen, und ob sie versichert
wären, dass andere Obersächsische Fürsten und Stände dahin inclinierten,
dass sie diesös Werk nebst dem Fürstlichen Hanse Sachsen mit embrassie-
ren wollten; Ef. wünsche dieses zu erfahren, damit er in seinen Consiliis
0 Auf einer ZnaammeDkooft zu Naamborg hatten die SächsischeD Herzoge
eine Gesandtschaft an den Kf. beschlossen, welche am l./H* October in Berlin
eintraf (S. v. Tettaa 8. 274, Kirchhoff S. 189). Das Greditiv för dieselbe ist
von dem Administrator von Magdeburg, Herzog Augast ausgestellt (Halle
16. September 1664), welcher darin in seinem, seiner jüngeren Brüder und sei-
ner Vettern Namen seinen Geheimenrath und Präsidenten Georg Dietrich
V. Bondeck und den Weimarisehen Hof- und Kammerrath D. Johann Chri-
stoph Wex zu Verhandlungen mit dem Kf. beglaubigt. In einem vom l./ll. Oc-
tober datierten Memorial bezeichnen dieselben als Zweck ihrer Sendung r Nach-
dem Kf. K.Mainz verschiedentlich abgemahnt und zuletzt die Mediation zur
Güte bei demselben unternommen, K.Mainz aber durch Raiffenbergs Sen-
dung seine Intention mit allerhand Vorwänden beschönigt und dahin habe ar-
beiten wollen, dass Kf. von seiner Intention abgehalten werde, sollten sie Kf.
um fernere Continuation der gütlichen Interposition ersuchen, damit K.- Mai uz
in puncto satisfactionis zu leidlichen Bedingungen bewogen, der punctus paritio-
nis bei der Stadt festgestellt und also in allem der Justiz und Billigkeit nach
Satisfaction geschafft, im übrigen hervorkommende und vorlängst gemnthmasste
excessuB und Vorhaben K.Mainz benommen und mit Fleiss präcaviert werden
mochten. Sie legen ausserdem vor: 1) Unmassgebliche Punkten, worauf die
vorhabende Tractaten bei jetsigem Erfurtischen Unwesen einzurichten, 2) Kurzer
Entwurf der Ch.Mainzisohen Prätensionen an und wider die Stadt Erfurt
Vgl. über die mit dieser Gesandtschaft geführten Verhandlungen Kirchhoff
S. 109 ff.
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Gooferenzen mit den Bachsischen Gesandten. 403
Beine Mesures danach nehmen könne, er müsse hierbei eonsiderieren , dass
die meisten Fürstlichen Hänser mit dem Könige in Frankreich jetzt in
Allianz stehen, er habe also wohl zu bedenken, dass er sich in ein solches
Werk einmischen sollte, Ef. wünsche auch vertraute Communication dar-
über zu erhalten, wie K. Sachsen bei diesem Werke jetzt intentioniert wäre,
derselbe habe anfangs in seinem Schreiben erklärt, dass er K.Mainz hier-
nnter gar nicht behinderlich sein wollte, jetzt aber habe Kf. verspürt, dass
er eine andere Resolution gefasst, nnd schliesse daraus, dass er seine Con«
silia geändert. Die von den Abgesandten übergebenen Puncta betreffend,
habe Kf. zwar keine partiknlare Information, er werde aber seinem Abge-
sandten an K.Mainz befehlen, dieselben zu befördern, er hoffe, es würden
sich auch einige von den Sächsischen Ministris dort befinden, von denen
er mehrere Information werde nehmen können. Freih. v. Beiffenberg
hätte dem Kf. hoch betheuert, dass K.Mainz kein perpetuum praesidiam
in der Stadt Erfurt zu halten begehrte, schon der Kosten wegen, und
hätte selbst ins Mittel gebracht, dass E.Mainz auf eine oder andere Stadt,
80 davor cavierte, sehen möchte, doch erklärt, dass K.Mainz sich von
der Stadt, als seiner Mnnicipalstadt, nichts könnte limitieren noch vorschrei-
ben lassen.
Responsio der Sächsischen Abgesandten: Ihre Frincipalen
würden sehr erfreut sein, dass Kf. seine Interposition contiuuieren wolle,
und sie hofften davon guten Erfolg. Dieselben wünschten, dass ihre Con-
silia etwas mehr Stand gefasst hätten, sonderlich bei K.Sachsen als
•Capite familiae, doch wäre neulich Sachsen-Altenburg bei Kur-Sach-
sen gewesen >), und dieser hätte erklärt, wenn KMainz sich nicht zu
gütlicher Handlung bewegen lassen wollte, die Sache auf einen Kreistag
zu bringen, wenn K.Mainz sich nicht zu den auch von ihm genehmigten
Bedingungen verstehen wollte, sollte man der anderen Stände Consilia und
Bedenken darüber vernehmen. Abges. können ferner in particulari ver-
sichern, dass ihre Frincipalen nicht manquieren würden alles dasjenige bei-
zutragen, damit Erfurt in der Consistenz bei dem Obersächsischen Kreise
wie bisher verbliebe. Es ginge denselben sehr zu Gemüthe, dass der König
von Frankreich sich soweit in diesem Werke engagierte, sie hätten be-
absichtigt, an den König eine Schickung zu thnn und demselben in spe-
cialibus rechte Information zu geben, Herzog Bernhard') zu Sachsen
1) io Colditz, 8. Heibig S. 426.
*) Bernhard, jüngerer Sohn des Herzogs Wilhelm von Weimar, geb.
21. Februar 1628, seit dem Tode seines Vaters 1662 Herzog in Jena (s. Bark-
hardt, Stammtafeln der Ernestinischen Linie des Hauses Sachsen, Tafel 3). Den
Akten liegt ein Brief von P. Fuchs an den Oberpräsidenten v. Schwerin (d.
Jena 4./14. October 1664) bei, in welchem derselbe erzählt, wie er auf den Wonsch
jenes Herzogs Bernhard, der einen des Französischen Mächtigen in seinem
Gefolge zu haben gewünscht, mit demselben das französische Lager vor Erfurt
besucht hat, ferner eine Aufzeichnung über die Unterredungen, welche der Her-
26*
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404 6. Die Brfdrter Handel.
sei dazu vorgeschlagen worden nnd hätte es anch übernommen, in der
Furcht aber, zq spät zn kommen , hätte derselbe die Reise unterlassen.
Doch hielten ihre Principalen noch dafär, dass die Schickung fortgehen
sollte, wenn Kf. es für gut und dienlich erachte. Die Behauptung von
K.Maine, dass ihm omnimoda jurisdictio et snperioritas in Erfurt, als
seiner Municipalstadt, zustehe, sei unbegründet; es hätte die Stadt ihre an-
tiqua jura nnd das Haus Sachsen hätte ebenfalls seine jura daran. Sie
wünschten, was Reiffenberg wegen des präsidium perpetuum gesagt,
möchte ernst sein, circumstantiae gäben ein anderes, dass er per praesidium
sich zum Meister der Stadt machen wolle. Wegen der Caution könne
K.Mainz sich nicht beschweren, wenn ^ie vom Hause Sachsen oder dem
Obersächsischen Kreise geschehe.
2. Conferenz, gehalten den 3./ [13.] October 1664, zwischen
die Sächsischen HH. Abgesandten und H. Oberpräsident Freih.
von Schwerin allein, weil H. Canstein andere Qeschäfte zvl
verrichten gehabt*).
13. Oct. ^* Schwerin theilt den Abgesandten mit, wegen der Abschickung
nach Fran.kreich furchte Kf. zwar, dass es etwas eu spät damit sein dürfte,
doch weil man nicht sagen könnte, wie weit es mit der Belagerung von
statten gehen möchte, wurde es nicht undienlich sein, solche Schickung
ehestenst werkstellig zu machen. Kf. habe den Abgesandten mit der heu- ^
tigen Post eingetroffene, die Sache betreffende Stücke mittheilen lassen^.
Er bleibe bei seiner Erklärung, noch eine Oesandtschaft an K.Mains
schicken zu wollen, doch müsste mit solcher Abschickung und Negotiation
etwas behutsam verfahren werden, weil K.Mainz beständig die Interposi-
tion, weil die Sache zwischen Herrschaft und Unterthanen wäre, verworfen
habe, auch weil die Stadt sich sehr gröblich vergriffen und weil man vor-
zog mit General Pradel io Gegenwart der K.Mainzischen Minister und anderer
fraozösischer Herren gehalten, dieselben sind aber von sehr geringem Interesse.
Pradel erklärte, er habe Befehl, den Kampf fortzusetzen, bis Erfurt sich K.-
Mainz unterworfen hätte, im Nothfall auch das franzosische Corps aus Ungarn,
wo schon Friede geschlossen sei, herbeizuziehen.
1) In dem Gehoimenraths-ProtokoU vom 3./ 13. October ist vermerkt: »Das
Protokoll wegen der Oonferenz, so gestern mit den Sächsischen Abgesandten
wegen der Stadt Erfurt gehalten worden, verlesen. Bes. 8. Chf D. wollten die
Expedition thon und an E.Sachsen schreibeu, ob er auch wollte einen schicken.
An H. Berlepsch zu schreiben, dass er herkommen und referieren solle.'
') Es siod dieses das Schreiben von K.Mainz an Kf vom 6. October (oben
S. 401), das Schreiben des Generals Pradel an Erfurt, in welchem er die
Stadt zur Ergebung auffordert, (Diar. Europ. XI S. 492. LondorpIX S. 230)
und ein Schreiben von K. Sachsen mit Abschriften der Schreiben des Kaisers
an denselben, an Kf und an den Obersächsischen Kreis, welche die Erfurter
dem aufgefangenen mainziscben Trompeter (s. S. 401) abgenommen hatten.
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ConfereozoD mit deo Bächsischen GeeandteD. 405
sehen müsste, damit andere Städte nicht darauf fassen möchten, dergleichen
aoch bei Gelegenheit zu praetendieren, sonderlich hätte der H. Administra-
tor solches wohl zu erwägen, weil bekannt, wie die Stadt Magdeburg sich
eine Zeit hero betragen. Sollte aber der glimpfliche Weg nicht succedieren,
so stünde es dahin, wie man das Werk ferner anzugreifen sich unter ein-
ander vergleichen möchte; Ef. wünsche ihre Gedanken hierüber zu yernehmen.
Die Abgesandten danken, dass Kf. bei seiner Intention beharre, auch
sie erkennen an, dass behutsam bei der Sache zu verfahren sei, und dass die
Stadt sich sehr grob vergriffen, doch müsste man nun bedacht sein, wie es
wieder remediert und eines und des andern jura ungekränkt blieben, E. -
Mainzs Ansprüche auf die omnimoda superioritas aber erforderten alti-
orem indagiuem, der H. Administrator befände auch, dass die Erfurtische
Sache ganz anders als mit Magdeburg stehe, also daraus dieser Stadt
kein Präjudiz zuwachsen könnte. Sie bedanken sich für Commnnication
des Schreibens von K.Mainz, es wäre nicht ohne, dass E.Mainz darin
Ton Ef. begehre, dass er sich des Werks nicht weiter annehme, doch mein-
ten sie, die Handlung werde so viel veranlassen, dass E.Mainz sich anders
anschicken werde, weil derselbe anfangs sehr hart zu sein pflegte, aber
sich dann noch endlich behandeln Hesse. Den Excess mit dem Trompeter
könnte man nicht die ganze Stadt entgelten lassen. E.Sachsen hätte an
K.Mainz geschrieben, dass er zufrieden sein möchte, dass ihm drei Thore
eingeräumt würden, worauf aber noch keine Antwort erfolgt sei ^).
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
4./[14.] October 1664.
[auf das Schreiben vom 6. October. Aufforderung zur Milde gegen Erfurt. Ad-
käodigung einer neuen Gesandtschaft.]
— Gleichwie Yfir nun ganz ungern yernehmen, dass die Stadt sich 14. Oct.
aufs neue dergestalt verlaufen, und E. Ld. aus diesem Werk so grossen
Verdruss empfinden, also können £. Ld. sich auch wohl versichert
halten, dass wir dero Begehren zufolge Sie hierunter nicht weiter be-
unruhigen würden, wie wir dann auch so weinig vorhero als anitzo
bei Anwendung unserer Officiorum zu gütlicher Hinlegung aller Streitig-
keiten den geringsten Kegard nicht auf die Stadt, als deren Ohnbe-
sonnenheit und Widersetzlichkeit wir keineswegs approbiren, genom-
men, sondern aus der zu E. Ld. tragenden getreuen und aufrichtigen
Freundschaft wie auch aus wohlmeinender treuen Sorgfalt für die
0 Das Recreditiv des Kf. für die Gesandten ist am 4./ 14. October ausge-
stellt, am Ö./15. hatten sie Abscbiedsaudienz beim Kt S. über dieselbe Kirch*
hoff 8. 19L
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406 6 Die Erfurter Händel.
Beruhigung des Vaterlandes und des gemeinen christl. Wesens Wohl-
fahrt bewogen worden, und wan wir E. Ld. Freundschaft weniger aes-
timirt — würden wir uns der Sache wohl nicht ferner annehmen, —
und E. Ld. Begehren damit einen Gnfige thun. Aldiweil wir aber E. Ld.
unsere Affection — zu contestiren suchen, so können wir nicht unter-
lassen, E. Ld. nochmal — zu ersuchen, Sie geruhen aller dieser —
Exorbitantien ohngeachtet Dero Gnade gegen die Stadt allen anderen
Gonsiliis, insonderheit auch der allergerechtesten Schärfe und Strafe
zu praeferiren — da dieses Werk an verschiedenen hohen Orten in
sonderbare und ganz nachdenkliche Consideration genommen wird,
und im Fall E. Ld. auf eine solche Bealassecuration beständig blei-
ben — die Stadt eine solche Assistenz erlangen möchte, dass E. Ld.
dadurch in grosse Weitläufigkeit gerathen und Dero Intention desto
weiniger besorglich erreichen, auch ex eventu alsdan erkennen würden,
wie treulich mit deroselben wir es gemeint. Und weil wir von diesem
allem so gewisse und beständige Nachricht haben, dass wir darauf
genugsam fussen können, gleichwohl aber auch nichts hoher und lieber
wünschen, als dass E. Ld. mit recht guter und vollkommener Satisfao-
tion aus diesen Händeln kommen mögen, so werden wir die Freiheit
nehmen, erster Tage noch eine Abschickung an E. Ld. deswegen zu
thun, nicht — als wenn wir uns zwischen E. Ld. und der Stadt zu
interponiren — weiniger die Stadt in ihrer Opiniatretät zu verhärten —
gedachten, sondern nur — umb E. Ld. von obigem und was uns desfals
weiter zukommen wird desto mehrere und vertraulichere Nachricht
zu geben und unsere Meinung und Gedanken, wie die Sache etwan
zu E. Ld. vollkommener Satisfaction einzurichten, ohnmassgeblich
furzustellen. Wir zweifeln daneben auch nicht, wen die Stadt sehen
— wird, dass E. Ld. durch unsere Intercession — sich zur Glemenz
und gnäd. Bezeigung disponiren lassen, alsdan werde dieselbe umb
desto eher von ihrer desperaten Resolution abstehen — ').
^) Von demselben [Tage (4./14. October) liegt das OoDcept zu einer Instruk-
tion für die za der Gesandtschaft an ff. Mainz bestimmten Geh.-Rathe v. Bia-
menthal und Friedrich v. Jena vor; darin wird angegeben, diese Gesandt-
schaft sei veranlasst durch die von den Sächsischen Gesandten vorgetragene
Bitte, noch eine Schickung an K.Mainz zu thun und denselben von seinen
Forderungen (Besetzung der Burg und einiger Thore) abzarathen und zum Ein-
gehen auf mildere Bedingaogen, wie jene sie vorgeschlagen, zu bestimmen. Die
Gesandten sollen in Verbindang mit den Sächsischen Gesandten dieses zu er-
reichen suchen, sie sollen K.Mainz erklären, Kf. hätte Berlepsch, weil ihm
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Beabsichtigte neue GesaDdtschaft an K. Mainz. 407
Philipp Ludwig v. Reiffenberg an den Kurfürsten. D- Erfurt
16. /6. October 1664 (praes. 10./[20.] October).
[Anzeige der Uebergabe von Erfurt.]
Erfurt bat sich hente Mittag auf Gnade seinem Earfürsten williglich 20. Oct.
ergeben '), nachdem man ziemlichen Ernst erweisen müssen. Er hat die
Borg mit 400 and zwei Thore anf jeder Seite der Stadt mit 600 Mann
besetzt, nnd ist den guten Unterthanen ihr Frevel leid. Wie sein Herr
alles regulieren und seine Sicherheit festsetzen wolle, davon wird er später
Nachricht geben.
Partialitat ffir Erfurt vorgeworfen worden, abgerufen. Dabei steht vermerkt:
„Weil eben, da diese Instruktion abgelesen werden sollen, die Zeitung einge-
laufen, dasB Erfurt sich ergeben, 00 hat es derselben nicht bedurft. '^ An dem-
selben Tage schreibt Ef. an v. Berlepsch, er habe seit dem 17./27. September
keinen Bericht von ihm erhalten, auch zwei dorthin geschickte Trompeter seien
nicht zurückgekehrt. Da Kf. dem Hause Sachsen neue Verhandlungen mit
E.Mainz zugesagt habe, aber vorher wissen müsse, was bei Erfurt passiert sei,
Bo soll B. sofort zur Berichterstattung zurückkehren. An demselben Tage femer
schreibt Ef. an den Eanzler Fr. v. Jena in Halberstadt und fordert den-
selben auf, nachdem die Sächsischen Fürsten ihn ersucht hätten, sich des Er-
furter Werkes in Entstehung der Güte mit Ernst und Nachdruck anzunehmen,
ein Gutachten einzusenden, ob, wenn alle officia zu gütlicher Gomposition nichts
fruchten sollten, Ef. salva conscientia et justitia weitergehen und K.Mainz in
seiner Absicht, die Stadt durch Realassecuration zum Gehorsam zu bringen,
entgegentreten solle, und ob Kf. dadurch nicht sich selbst, weil ihm das gleiche
von Städten, die ihm zukämen, widerfahren konnte, präjudicieren würde. In
seiner Antwort (d. Halberstadt 8./18. October 1664) lehnt v. Jena es ab, über
Dinge zu urtheilen, von welchen er nur mangelhafte Kenntnis besitze, und weist
nur darauf hin, die Erfurter Sache sei ihm von Anfang an namentlich deshalb
verdächtig vorgekommen, weil nur Katholische dabei interessiert seien, nnd dieser
Verdacht sei noch dadurch bestärkt worden, dass K.Mainz wegen der beabsich-
tigten Ezecntion nicht mit den Reichsständen oder dem knrfürstl. GoUegium
commnniciert, sondern die Sache in Frankreich festgestellt und E.Sachsen
durch Promessen aus der Sache gezogen habe. Ef. müsse bei dieser Sache auch
anf den Polnischen Zustand reflectieren, ,wenn, wie die gemeinen Zeitungen
geben, die französische und schwedische consilia nebenst der Königin noch
nicht ruhen, und wer weiss, ob Frankreich eben soviel Volk wegen Erfurt
hinausschickt, ob es nicht auf allen Fall mit auf Polen angesehen, da dann
Ew. Ghf. D. die Vorwacht haben. Gott weiss, nachdem man am Kaiserl. Hofe
ohne die geringste vorhergegangene Communication mit dem türkischen Vertrage
so sehr geeilet, was mehr für motus daraus erfolgen.**
0 S. V. Tettau S. 223 ff. Der Gapitulationsvertrag vom 6./15. October 1664:
Diar. Enrop. XIS. 619ff. Londorp IX S. 233. Theatr. Europ. IX S. 1125.
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408 6. Die Brfiirter Handel.
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D, Erfurt
7./[17.] October 1664.
(Aoseige der Uebergabe. Bitte am feroere Verwendaog.]
17. Oct. Die Stadt bat sieb vorgestern ergeben nnd gestern die Ciriacsbarg
and zwei Tbore einräamen müssen.
Und nachdem nunmehr die Sache darauf beruhet, dass mit L
Churf. 6n. zu Mayntz, welche in wenig Tagen in Person aich alhier
einfinden werden, die von deroselben prätendirten Übrigen Puncten
abgehandelt werden müssen, bei Schliessung des Accords aber gedachte
H. Generalen sich erkläret haben, dass GhurMainz anderer hoher Her-
ren und Fürsten Interposition ins künftige darbei leiden wollen, also
gelanget an E. Churf. D. unser unterthänigstes flehentliches Ersuchen,
dieselben geruhen gnädigst sich unserer — noch ferner väterlich an-
zunehmen und fl^rdersambst eine solche gnädigste Interposition zu be-
lieben, dass wir sowohl bei unseren noch habenden so geist- als
weltlichen Freiheiten und Gerechtsamen gelassen werden, als auch
leidliche Conditionen in denen prätendirten Satisfactions und anderen
Puncten erlangen mögen. —
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben
7./[17.] October 1664.
[Rechtfertigung gegen die K.Mainsischen Anklagen, uebergabe der Btadt.]
17. Oct. Nachdem er ans den Kescripten vom 12., 21. und 26. September des
Ef. Intention abgesehen nnd vermerkt, dass diejenigen, welche die Sache
viel näher interessiert, sieb nicht dazu haben entschliessen wollen, etwas
von Volk in die Stadt zn werfen (was durch die in den Erfnrtiscben Dorf-
schaften stehenden E.8ächsischen Tmppen noch bis auf die letzte Stunde
ganz leicht hätte geschehen können)^ so bat er selbst wahrgenommen,
dass dem Kf. nicht zu rathen, sieb einseitig des Werkes weiter anzuneh-
men. Die E.Mainziscben aber tbuen ihm Unrecht, wenn sie ihm beimessen
wollen, die Stadt sei durch ihn gleichsam gebalsstarrigt worden, er hat
ihnen angeboten, wenn sie bei der begehrten Einräumung der Burg und
eines Thores nur das allergeringste Temperament admittieren würden, da-
durch man denjenigen, so etwa Präjudiz hieraus besorgen möchten, etlicher-
massen Satisfaction geben könnte, so sollte die Stadt in des Ef. Namen
zn solcher Oeffnung angemahnt werden. Man hat aber darauf bestanden,
er sollte dieselbe ohne alle Condition dazu schriftlich anmahnen, das bat
er nicht gethan, um nicht dem Ef. bei dem Sächsischen Hause, den beiden
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Uebergabe voo Erfurt. 409
Sächsischen Kreisen und den ku Regensbnrg yersammelten Evangelischen
Ständen Verdacht zu erwecken, sondern er hat lieber das Werk gehen
lassen, wie es gewollt
Was den Zastand der Stadt anbetrifft, so wird Kf. schon ans seiner
Relation vom 17. /27. September haben abnehmen können, dass es keine
langwierige Belagerang abgeben würde. Das ist aacb erfolgt. General
de Pradel, der sofort das völlige Commando angetreten ^ ist ungefähr
mit 1000 Pferden am 25. September angekommen, auf sein am 29. insinu-
iertes Schreiben an die Stadt, mit ihm in Communication zu treten, sind De-
putierte derselben ins Lager gekommen, den Erbietnngen derselben gegen-
über ist man darauf bestanden, dass sie nächst der Burg zwei Thore ein-
räumen sollten, alsdann wollte man gegen sie Gnade erweisen und gewisse
Erklärung gegen sie thun. Die Deputierten haben hierauf nichts schliessen
können, sind aber durch die gethanen Bedrohungen und vernommene An-
kunft des französischen Fussvolks, das schon damals 5 Meilen von Erfurt
logiert, desgleichen durch 900 Kanonenschüsse, welche man auf das An-
dreasthor und durch die Dörfer gethan, und 60 wiewohl ohne Schaden ein-
geworfene Granaten so eingeschreckt worden, dass sie 12 Geisseln offeriert
und begehrt, Beiffenberg und Pradel möchten selbst in die Stadt kom-
men, allen Räthen und Vormündern vorzuhalten, was man ihnen, den De-
putierten, angezeigt, wie auch erfolgt. Und haben sonder Zweifel Reif fen-
bergs Bedrohungen einerseits und dann P radeis glimpfliche Worte so viel
gewirkt» dass man gestern die Burg und zwei Thore geöffnet, und sollen
also gestern 2O0O Mann in die Stadt marchiert sein. Die eigentlichen Par-
ticularia des Accords sind ihm, da alles in der Stadt tractiert worden, nicht
bekannt, zwei Schreiben sind ihm zugegangen, danach sich die Stadt zu
französischer Sequestration erboten i), so dasb er nicht eigentlich sagen kann,
ob nicht vielleicht dieses acceptiert wordeii. Er hat aber einen Expressen
im Lager, der ihm diesen Abend alle Umstände mittheilen wird.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D- Uhrleben
9./[19.]October 1664.
[K. Mainz wünscht, dass er noch langer dort bleibe. Erfurt scheint milde be-
handelt za werden.]
Heute von einem Besuch in Erfurt zurückgekehrt, hat er den Befehl 19. Oct.
des Ef. vom 4. October erhalten. Er hat darauf sogleich die Rückreise
antreten wollen, der K.Mainzische Geh.Rath von Greiffenklau hat ihm
aber ein Schreiben seines Kurfürsten gezeigt^ darin derselbe an ihn begeh-
ren lassen, nicht zu verreisen, bis er in Erfurt angelangt, welches unfehl-
bar innerhalb drei Tagen geschehen soll, da er beabsichtige, etwas wegen
0 Dies ist in der^That geschehen, aber ohne Erfolg, s. Droysen III 3 S.
53. 579.
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410 6. Die Erfurter Händel.
einer gewissen Allianz auch sonsten ein uod anders an Kf. bringen zn las-
sen; er will daher noch bleiben. Dass seine Relation nicht eher abgegan-
gen, kommt daher, dass er nichts Gewisses hat referieren können.
In Erfurt bleiben die Borg nnd die Thore stark besetzt, in die Stadt
ist aber niemand einlogiert, nor die K.Mainzischen Ministri liegen im Main-
zischen Ilofe, die Stadt verkauft Lebensmittel zu bestimmten Preisen. Von
der Amnestie sind 8 Personen ansgeschlossen i).
Es scheint, dass die Stadt, indem mau damit zufrieden, dass man sie
nor im Besitz hat, ond mehr dabin zielet, sie zo gewinnen als zo bestrafen,
ziemlich gelinde wird traktiert werden. Wie es aber um die Jura des Han-
ses Sachsen und sonderlich um dessen Erbschutzgerechtigkeit kommen
möchte, kann er nicht sagen. Von Main zischer Seite ist man dem Hanse
Sachsen pure nichts daran geständig, ond auch die Stadt zeigt nicht so
grosses Belieben mehr, die Schntzgelder länger abzustatten. B. freut sich,
dass die Stadt nie vom Ef. zu dieser unconditionierten Oeffnung angemah-
net worden, sondern solches von K.Sachsen selbst >) geschehen ist, so
dass man also ihm inskünftige deswegen nichts beimessen kann«
Die Eurmainzischen haben ihm auf seine Vorstellungen, dass des £f.
Intention nur darauf ginge, durch seine Vorschläge K.Mainz desto schleo-
niger zu seinen Bechten zu verhelfen, dieses vorgerückt: sie könnten wohl
sehen, dass Kf. seine Ordren nicht sosehr ex proprio motu, als der Im-
portunität anderer Leute sich dadurch zu entladen, abgehen lasse').
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. Erfurt 22. October 1664.
[auf das Schreiben vom 4./14. October. Zusage milder Behandlung von Erfurt,
baldiger Entlassung der flülfstrnppen, Unterstutzang anderer gegen aufsässige
Untertbanen, baldiger Absendnng Reiffenbergs.]
22. Oct. Er hat, nachdem er nach der Uebergabe von Erfurt in die Stadt sieb
begeben nnd eben im Begriff gewesen ist, dem Kf. hievon Notification zo
thnn, dessen Schreiben vom 4. October erhalren. Er hat alles Einrathen
des Ef. ganz wohl vermerkt und erkennt sich daher demselben zu sonder-
lichem Dank obligiert. Er selbst ist in höchsten Aengsten und Sorgen ge-
wesen, die Stadt würde noch weiter die französischen Hülfsvölker erwarten
nnd es zu den äussersten Extremitäten kommen lassen, nachdem aber dieses
nicht geschehen nnd die Stadt nach kurzer Beschiessnug sich unterworfen,
1) S. V. Tettau S. 230, dieselben wurden aber nachher (ibid. S. 248) auch
begnadigt.
>) S. das Schreiben K.Sachsens an die Stadt (d. Torgau 2./12. October
1664) Diar. Burop. XI S. 516. Londorp IX S. 232.
») Das Recreditiv für v. Berlepsch isT erat Erfurt 25. October, 1664 aus-
gestellt, Berichte über weitere Verhandlungen liegen aber von ihm nicht vor.
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E. Mainz in Erfurt. 411
wird man auch anderen Orts künftig zn reclamieren um so weniger Ursache
haben, da er, obwohl die Stadt auch noch während des letzten Stillstandes
ganz frevelmüthiger Weise in die 14 Soldaten niedergeschossen und ge-
qnetscht habe, dennoch dieses ans Güte hat dissimulieren lassen, trotz aller
Excesse Rath und Bürgerschaft pordonniert hat und des Kaisers und seine
eigene Satisfaction und Icünftige Assecuration an gemeinem Stadtwesen zu
suchen bedacht ist. Er wird zu Benehmnng aller ungleichen Jalousie, so-
bald er hier seine Gerechtsame und seine Vergnügung wegen verursachter
Kosten und Schadens, wie auch seine künftige Sicherheit auf einen sicheren
Fuss gestellt hat, die französischen und anderen Auzüiartrnppen ohne je-
mandes Beschädigung wieder zurück gehen lassen, so dass der Frieden nicht
turbiert werden soll. Er ist bereit, wo einer oder ander gegen den Priedens-
schluss gedrückt oder beschwert und von seinen eigenen ünterthanen , wie
ihm bescheben, angefochten und beschimpft werden sollte, demselben nach
allem Vermögen zu assistieren. Er wird, sobald die Angelegenheiten in Er-
furt geordnet sind, Reiffenberg an Kf. schicken, um demselben weitere
mündliche Mittheilungen zu machen, auch eine etwaige Abschickung des
Kf. zu ihm wird ihm willkommen sein.
Herzog August von Sachsen, Administrator von Magdeburg,
an den Kurfürsten. D. Halle 15./[25.] October 1664.
[Verdächtige Haltung K. Sachsens. Allians mit Frankreich.]
E. Ld. habe ich jüngsthin — communieiret^ wie so unvermuthet 25. Oct
und fast liderlich die Stadt Erfurt sich bewegen lassen, nach Anlei-
tung eines von meines freundlich geliebten Brüdern, des H. Churf&rsten
zu Sachsen Ld. abgelassenen Schreibens an GhurMainz Ld. sich zu-
ergeben. Nunmehr ist es an dem, dass Ch.Mainz Ld. in Person den
Einzug in Erfurt gehalten, und nachdem Ch.Mainz der Stadt zwar
völligen Pardon bis auf 6 Personen, welche extradiret werden sollen,
zugesaget, so wird man sich nun bald äussern, wie der Effect erfolgen
und S. Ld. den Zustand des Orts in einem und andern einzurichten
vermeinen werden. Ch.Sacbsen Ld. findet sich zu Leipzig, wo-
selbst Sie Altenburg und meines Bruders Moritz Ld. zu sich be-
schieden und auch gegen dieselben fürgegeben, dass S. Ld. die Jura
unsers Chur- und fttrstl. Hauses feststellen, auch wegen des Obersächsi-
schen Greises Interesse einen Creistag ausschreiben wollen, inmassen aut
LL Ldd. geschehene Remonstration Ch.Sacbsen Ld. die sonst auf Er-
furt zu Ch.Mainz vorgehabte Reise etwas eingestellet. Es will aber
nunmehr verlauten, dass Chf. Ld. solche Reise nunmehr nach Abireise
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412 6. Die Erforter Handel.
beider HH. Herzoge Ldd. dennoch furzustellen Vorhabens, auch zu
solchem Ende den Churpriuzen selbst mitzunehmen entschlossen sei.
Und weiln mir Aber das die gewisse Nachricht zukommen^ dass Sr. des
H. Churf. Ld. durch GhurMainzische Unterhandlung mit dem König
in Frankreich sich in gewisse AUiance begeben Oi bo ^tehe ich in
denen sorgsamben Gedanken, es durfte in solchem pacto auch der Er-
furter Sache wegen etwas begriffen sein, und kann dem allem nach
nicht darfttr halten, dass durch diese Zusammenkunft unserm Chur-
haus oder dem Obersächsischen Greise sonderlicher Nuz zu schöpfen
sein könne. — Als ersuche und bitte E. Ld. ich freundvetterlich,
weil deroselben so wohl als mir angelegen sein wird, von diesen
Emergentien grundliche Nachricht zu wissen, Sie wollen Ihre belieben
lassen, — dero Residenten') anzubefehlen, damit die AUiancepuncten
erhoben und furters mir im Vertrauen — communicirt werden.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
19./ [29.] October 1664.
[GratolatioD sar Uebergabe voa Erfurt. Kf. erbietet sich zur Vermittelang iti
den Streitigkeiteo mit dem S&ohfiischen Hanse.]
29. Oct. Nachdem wir yon verschiedenen Orten und insonderheit auch von
Ew. L. Geheimbten Bath dem Freyherrn von Reiffenberg die gewisse
Nachricht erhalten, dass Ew. Ld. dero Intention wider die Stadt Er-
furt in so weit erreichet, dass dieselbe sich nicht allein Ew. Ld.
Onade ergeben — sondern auch zur Realassecuration die Ciriacsburg
neben zweien Thoren bis zu fernerer Adjustirung des ganzen Werks
Ew. Ld. eingeräumet, so haben wir unserer Schuldigkeit und der Ew.
Ld. zutragenden freundbrdderlichen Affection gemäss erachtet, Ew. Ld.
desfalls wohlmeinend zu gratuliren, wie wir uns dann insonderheit
höchlich erfreuen, dass das Werk ohne grosse Weitläuftigkeit und
Blutvergiessen in diesen Stand gerathen, und daneben von Herzen
wünschen, dass femer alle noch übrige Streitigkeiten in der Oüte
— und zu Ew. Ld. guter Satisfaction beigelegt werden möchten, und
0 Ueber diese in der That unter Vermittelang v. Reiffenbergs saerst
2./12. April 1664 sn Regensburg abgeschlossene Aliians (Onmont, Gorps diplo-
matique VI, 3 S. 7 ff.), welche im September 1665 erneuert wurde, s. Heibig,
Die diplomatischen Beziehungen Johann Qeorgs II. von Sachsen su Frankreich
(Archiv fflr Sächsische Gesch. I) S. 289 ff. Dropsen 111,3 S. 41. 578.
*) In Paris.
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Neues Erbieten des Ef. zrüt VermittelnDg. 413
dieweilen bei diesem negotio des Chur- und ftlrstlichen Hauses Sach-
sen Interesse und Jura unter andern in sonderbare Consideration
kommen und wir dann von denen Hertzogen zu Sachsen beider Li-
nien freundvetterlich und inständig ersuchet worden, uns hiebei zu
interponiren und den gütlichen Vergleich durch unsere gute oiScia
zu befördern, wobei Sie uns auch yersichert, dass Ew. Ld. Ihre sol-
che nicht würden entgegen sein lassen, als haben wir uns in solchem
Vertrauen und Zuversicht hiezu gern resolviret und werden nicht un-
terlassen, auf empfangene Nachricht, zu welcher Zeit und welcherends
die Tractaten f&r die Hand genommen werden sollen, unsere Bediente
mit behöriger Instruction auch dahin abzufertigen. —
Der Enrfiirst an Herzog Angast von Sachsen. D. Cöln
20./ [30.] October 1664
[auf das Schreiben vom 25. October. Die Alliaos swischen E.SachseD und
FraDkreich.]
— Sonsten ist mir von einiger Alliantz, welche zwischen bochl. 30. Oct.
I. Ld. und dem Konig in Franckreich obhanden sein sollte, nichts
bewust, nur allein haben I. Ld., wie dieselbe ohnlengst bei mir al-
hier gewesen^), sich zu einiger Inclination bezeuget, mit in die Rhei-
nische Alliantz zu trotten, welches ich den auch L Ld. Haus und
dero hohen Angehörigen nicht undienlich erachten wolte. Inmittelst
werde ich mich zu Paris durch meinen daselbst habenden Bedienten
erkundigen lassen, ob etwa dergleichen furgangen, und E. Ld. davon
yertrawte Nachricht zu geben nicht unterlassen. —
Herzog Angnst von Sachsen, Administrator von Magdeburg,
an den Kurfürsten. D. Halle 15. /[25.] November 1664.
[Klage über E.SacbseoB Verhalten in der Erfurter Angelegenheit, Anfrage, ob
Kf. nicht die Gelegenheit benutzen und mit ihm zusammen Magdeburg be-
setzen wolle.]
E. Ld. habe ich bis dato der Erfurtischen Sache halber von 2.5. Nov.
deswegen nichts merkliches ferner berichten können, weil meines
freundlich geliebten Brüdern, des Herrn Chur f&rsten zu Sachsen Ld.
mich immer getröstet, dass S. Ld. die halbe Besatzung von Chur-
>) Gemeint ist die Zusammenkunft in Berlin im Mai 1664 (oben S. 271 ff).
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414 6- I>i^ Erfurter HÜDdel.
Mainz Ld. in der Stadt Erfurt werde gelassen werden. — Nachdem
aber nunmehr nach der Alliirten Abzug das Gegenspiel zu Tage kombt,
däss die Besatzung der Orts von GhurMainz und französischen Völ-
kern in 3500 Mann pleibet, ich auch dasjenige, so hochermelt meines
Brüdern Ld. mag vorgebildet worden sein, jederzeit fQr boutade ge-
halten, so ist es nunmehr an dem, dass yon ChurMainz Ld. eine
gütliche Unterredung mit unserm Chur- und Fflrstl. Haus gen Den-
stet^) yeranlasset, auch von ChurSachsens Ld. bewilliget worden,
es scheinet aber alles nurt zu Gewinnung der Zeit und dahin ange>
stellet zu sein, damit inzwischen der zu Aemulation angefangener
Fortificationsbau in Erfurt nurt desto ungehinderter fortgefahret, das
zu guten Theil schon zu Werk gerichtete Dessein mit gleicher Bestel-
ung des Raths von beiden Religionen wider den klaren Inhalt des
Friedenschlusses vollendet und ChurSachsens Ld. inmittelst mit glat-
ten Worten und andern Dingen abgehalten werden. Meinesorts bin
ich zwar genug sorgf<ig, aber dabei so unglttcklich gewesen, dass
alle treuherzige Erinnerung in Wind geschlagen und ich auch dahero
bewegt worden bin, mich schriftlich zu verwahren. Wie betrüblich
ich nun ansehen mflsse, dass dennoch solche hochimportirende Aen-
derung, als ob es nichts zu bedeuten habe, vorgehe und ich dabei
doch keiner Sicherung mich zu getrösten, solches alles gebe ich E.
L hocherleuchteten Verstand — zu erkennen — und habe nächst
Gott die feste Hoffnung zu E. L. gesetzet, Sie werden — des Chur-
fttrsten zu Sachsen Ld. zu besseren Gedanken und näheren Verstand-
niss mit mir bewegen, sondern auch etwa gar mit Zuziehung der E.
') S. Heibig S. 429. Id einem Schreiben vom 15./2Ö. NoTember 1664 Beigen
die Herzoge August und Moritz von Sachsen dem Ef. an, K.SaohseD habe
ihnen mitgetheilt, dass E.Mainz in einem Schreiben vom 5. November sich er-
boten habe, über die von dem Hanse Sachsen in Erfurt beanspruchten Rechte
in Tenn Stadt oder anderswo eine Gonferenz zu halten und dabei die Iirter-
Position anderer Fürsten zuzulassen, und dass E.Mainz sich dber die üblen
Nachrichten beschwere, welche über ihn verbreitet würden. Ef. erwidert darauf
23. November/ 3. December, er werde zu dieser Zusammenkunft seine Bathe
senden, und er beauftragt zugleich Fr. v. Je na, dem er schon 26. October/ö. No-
vember mitgetheilt hatte, dass er, sobald er von den Verhandlungen zwischen
E.Mainz und E.Sachsen Nachricht erlangen werde, ihn an E.Mainz absenden
würde, sich bereit zu halten, um auf fernere Ordre an dieser Gonferenz Theil zu
nehmen. Derselbe bittet aber (Halberstadt 28. November/ 8. December), ihn wegen
seiner Eränklichkeit bei dem jetzigen schlechten Wetter von dieser [Gesandt-
schaft zu entbinden.
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Klagen nnd Vorschläge des AdministratorB za Magdeburg. 415
Schwedischen dahin bedacht sein, wie die isige herfurblickende Un-
ruhe zu des ganzen Greises Sicherheit gestillet werden könne.
Absonderlich erinnern E. L. sich freundvetterlich, welchergestalt
bis dato die Stadt Magdeburg zu keiner Accommodation zu bringen
gewesen. Indem ich nun darfBr halte, dass f&r izo die beste Occa-
sion seie, solchen Orts sich besser zu versichern, so habe ich Gelegen-
heit nehmen wollen, diese Materie mit E. L. in vertrauten Rath zu
bringen. Dafern nun £. L. mit mir hierunter einig, mache ich mich
hiermit erbietig, mit E. L. so wohl des modi halber, wie n&mlich die
Sache anzufahen, als auch welchergestalt das praesidium des Orts
einzurichten, eines gewissen zu verabreden und deswegen in der
Stille vertraute Conferenz zu pflegen. E. L. sind nach mir des Orts
successor und ist dero hohes Interesse darin, dass man dieses Posten
sich zeitlich versichere und anderen Intriguen vortrachte, meines Orts
suche ich nichts anders, als mit E. L. guten Belieben auf allen Noth-
fall eine sichere und bequeme retirada zu haben. —
Der Kurfttrst an Herzog August von Sachsen. D. Cöln
23. November / [3. December] 1664.
[auf das Schreiben vom 1Ö./25. November. Kf. will sich bemühen, dass Erfurt
io Beinern alten Stande bleibe, hält ein Vorgehen gegen Magdeburg jetst nicht
fnr räthlicb.]
Was der Herzog über Erfurt gemeldet, hat Ef. ungern vernommen 3. Dec.
and er will, obwohl bei dieser Sache nichts als Undank zu verdienen ist,
dieselbe doch nicht stillschweigend mit ansehen, sondern darch seine Ge-
sandten in Regensbarg darüber Beschwerde führen lassen') und bei
K.Mainz und E.Sachsen Erinnerung thun, dass die Stadt in ihren alten
Stand gesetzt und allen Nachbaren die deswegen gefasste Ombrage be-
nommen werde. Sollte darauf keine Aendernng erfolgen, so will er mit
ihm und den anderen Interessenten deswegen weiter commnnicieren.
Wegen der Stadt Magdeburg ist zwar Ew. Ld. und meine Be-
fugniss so billig und gerecht, dass uns von niemand verarget werden
könnte, wenn wir auf die von Ew. Ld. in dero Schreiben angeführte
Weise uns uuBres Rechts gebrauchten. Weil ich aber besorge, Ghur
Mayntz Ld. möchten bei diesen Conjuncturen dieses Exempel zu dero
Justification gebrauchen und anziehen, so halte ich fast zuträglicher,
^) 8. das Rescript an die Gesandten in Regensbarg vom 23. Noyemher/3. De-
cember 16G4, oben S. 256.
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416 6. Die Brfiirter H&ndel.
noch einige Zeit damit anzustehen, doch werde ich dem Werk näher
nachdenken und bei der yon Ew. Ld. weiter vertr^^Bteten Communication
nicht allein Dero fernere Gedanken und Vorschlftge erwarten, sondern
auch dabei meine Meinung offenherzig eröffnen. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
23. November/ [3. December] 1664.
[Anfrage wegen der Besatsnng in Erftirt.]
3. Dec. Kf. ist von verschiedenen Ständen dieses Obersächsischen und der be-
nachbarten Kreise ersucht worden, bei ihm wegen Abf übmng der Kriegs
?ölker aus diesem Kreise, nachdem Erfort Paritiun geleistet, anzuhalten.
Ich hab zwar bisher Bedenken getrageui desshalben an Ew. Ld.
etwas zu bringen^ als Dero gute und aufrichtige Intention mir genug-
samb bekannt und dabei nimmer gezweifelt, Ew. Ld. werden wegen
AbfUhrung der frembden Völker schon selbst die gebtthrende Anstalt
machen. Weil ich aber nichts desto weiniger von verschiedenen Or-
ten dieser Sache halber immerhin belanget werde, so hab ich nicht
länger anstehen wollen, Ew. Ld. davon vertraute Nachricht zu geben,
dieselbe dabei ersuchend; Sie wollen in Vertrauen mir etwas von Dero
Intention und Oedanken, welchergestalt Sie es endlich mit der Be-
satzung in der Stadt Erfurt und denen dabei dem Verlaut nach sich
befindenden vielen auswertigen Völkern, als welche den Ständen so
grosse Ombrage und Jalousie verursachet, zu halten gemeint sein. ') —
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Knrfttraten.
D. Erfurt 18. December 1664
[auf das Schreiben vom 23. November/ 3. December. Versicherungen wegen
Abfahning der Trappen.]
18. Dec. Er hat schon vor etlichen Wochen den gröseten Theil der französischen
Truppen entlassen'), und diese sind in guter Disciplin und Ordnung über
0 Kf. ersucht in einem Schreiben von deviselben Datum E.Sachsen, da er
ans dem, was su Regensburg vorgehe, und auch sonst vermerke, dass die
NichtabfShrang der Auziliarvölker viel empfindlicher als die vorgenommene Exe-
kution selbst aufgenommen werde, auf K.Mai na zu wirken, dass durch Abfnh-
rang der Völker die alarmierten Oemnther wieder berahigt würden, zugleich bittet
er ihn, die beabsichtigte Zusammenkunft der Interessierten zu befördern und ihm
von Zeit und Ort derselben Nachricht zu geben, damit er dieselbe auch be-
schicken könne.
*) General Pradel war mit dem Haupttheile der französischen Trappen
schon am 2. November von Erfurt abgezogen, s. v. Tettau S. 240.
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YerhandlnDgeD aber die Besatsnog in Erfurt. 417
den Rhein gezogen, die entgegengesetzten Nachrichten sind nur Aosspren-
gnngen seiner Feinde. Er bat nar noch das Orammontsche Regiment
(4—500 Mann) zurückbehalten und auch dieses wird binnen 14 Tagen, so-
bald er in Erfurt einen ruhigeren Zustand eingerichtet, zurückkehren, dann
wird nur eine kleine Oarnison seiner eigenen Truppen in der Stadt zurück-
bleiben. Das lange Ausbleiben seiner Antwort ist dadurch veranlasst wor-
den, dass er Reiffenberg zu Kf. hat senden wollen, woran er bisher da-
durch yerhindert worden, dass er in Erfurt wider sein Erwarten länger
aufgehalten woifLen ist, er gedenkt aber jetzt selbst nach Würz bürg zu-
rückzukehren ^) und Reiffenberg über Dresden zu Ef. zu schicken^.
ProtocoUum zwischen dem K.Maiiizischen Abgesandten Freih.
V. Reiifenberg und den K.Brandenburgischen HH. Depntirten,
dem H. O.Präsidenten Freih. v. Schwerin, H. G.Kriegs-Com-
missarins v. Platen und Kanzler t. Jena.
1. Gonferenz gehalten den 18./[28]. Martii 1665 in der Geh. Rathsstube.
Auf Aufforderung Schwerins wiederholt Reiffenberg die dem Kf.28. März,
proponierten Punkte:
1) Wegen der Erfurter Sache habe man sich über K.Mainz sowohl
0 Irrig lässt v. Tettaa (S. 253) den Kurfürsten schon am 8. December von
Erfurt abreisen.
^ Rf. theilt diese Antwort 21./ 31. December 1664 dem Administrator
August und dem Herzoge Ernst von Gotha mit. Darauf erwidert der erstere
(d. Halle 26. December/ 5. Januar 166ö), es sei noch wenig Aussicht zur Abfüh-
rung der fremden Truppen, vielmehr hatten die französischen Ofßciere es dahin
gebracht, dass ihnen die Schlüssel der Stadt hätten überliefert werden müssen.
Noch schwerere Klagen erhebt Herzog Ernst (d. Friedenstein 29. December/
8. Januar 1665) über die Gewalttbätigkeiten, welche sich die Mainzer Truppen
auf dem Hin- und Rückmarsch erlaubt hätten, zwar seien die franzosischen
Trappen abgezogen, aber es lägen viele Lothringer in der Stadt und den nächst-
gelegenen Dorfern, ferner vorlaute, dass K.Mainz noch 500 Mann, welche aus
Ungarn kämen, nach Erfurt beordert habe, obwohl dort in dem Gastell auf dem
Petersberge und in der üyriaxburg schon 1600 Mann in Garnison lägen. Dazu
lasse K.Mainz Drohungen wegen seiner Prätensionen gegen die Nachbarn
fallen, er habe den Grafen von Mörsburg aus seinen im Weimarischen Gebiet
belegenen Besitzungen Blankenhain und Granichsfeld vertrieben, sein
Wappen an verschiedenen Orten im Sächsischen Gebiet anschlagen lassen und
sich auch die Erfurter Dörfer, welche Sächsische Lehen seien, angemasst. Da
K. Sachsen zum 3. Febraar einen Kreistag nach Leipzig (s. unten S. 425) aus-
geschrieben habe, so möge Kf. seine dorthin bestimmten Abgeordneten dabin in-
struieren, dass diesen Mängeln abgeholfen werde.
Mater, x. Getcb. d. G. Karfuntep. XI. 27
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418 6. Die Erfurter Händel.
anf dem Reichstage als auch auf dem Kreistage za Leipzig^) be-
schwert, er wolle aber zeigen und seine actiones nachmals so führen,
dass niemand mit Fug über ihn zu klagen Ursachen hätte.
2) Er apprehendierte sowohl die Niederländische als Polnische
Sache bei diesen Gonjnnctaren sehr.
3) K.Sachsen sei in die Erb Vereinigung der Kurfürsten aufgenommen,
die Reversalen seien schon vollzogen und möchte Kf. sie auch vollziehen.
4> Wegen des Streites mit K.Pfalz^, der Allianz gegen dasselbe, Kf.
möge sich hierbei nach dem kurfürstlichen Vereine Hbzeigen.
5) In Regensburg suchten die Fürsten dem kurfürstlichen GoUeg an
seinen Rechten Eintrag zu thun, K. Mainz hielte desshalb eine nähere
Zusammensetzung der Kurfürsten, und dass sie desshalb unter sich
zusammenkämen, für nöthig.
6) K.Mainz beharre in seinem Vertrauen zu Kf. und erbiete sich, ihm
in allen seinen Anliegen zu assistieren.
Schwerin erklärt darauf, sie wollten alles dem Kf. referieren, unter-
dessen aber unvorgreiflich die Punkte mit ihm durchgehen.
ad 1) hörte Kf. manche Klage, namentlich von den Sächsischen
Häusern, dass K.Mainz weitergegangen wäre, Kf. hoffe, K. Mainz werde
es dahin richten, dass, wenn bei der Exekution etwas vorgegangen,
so andern zu klagen Anlass gegeben, er solches nun remedieren werde.
Reiffenberg macht darauf nähere Mittheilungen über die Streitigkei-
ten mit Sachsen-Ootha wegen Wanderschleben und Kranich-
feld.
ad 2) sagen die Brandenburgischen Deputierten, dass es ihnen
lieb wäre, dass er auf diesen Punkt, die Polnischen Conjuncturen, in-
struiert wäre, und möchte er ihnen seine Gedanken darüber eröffnen. Er
erwidert darauf, K.Mainz wünschte gerade von Kf. darüber Nachricht;
so viel er begriffe, käme es auf die Jalousie zwischen Frankreich und
Oesterreich an, Frankreich wollte nicht, dass Polen an Oester-
reich käme, Frankreich zielte nicht eben auf den Duc de Anjou, würde
einen tertinm nicht refnsieren. Sein Herr sei dabei uninteressiert, wünschte
des Kf. Meinung darüber zu wissen, er selbst würde ehest nach Frank-
reich reisen, möchte gern wissen, ob Kf. selbst auf die Krone Absehen
hätte oder wo er sonst hinzielte. Frankreich würde den Fall des Kö-
nigs in Polen nicht abwarten, sondern lieber dort alles in Confnsion und
Ruin gerathen lassen.
Worauf ihm remonstriert worden, dass wegen Kf. die Religion entgegen
stünde, und hätte er daraus zu schliessen, dass Kf. es nicht für sich be-
gehrte, könnte auch wohl einen Französischen leiden, aber bei Lebzeiten
eines Königs werde es schwer zu erhalten sein.
ad 3) erwarte Kf. die Gommunication.
1) S. ODten S. 42r3 ff.
^ S. anten Abscbu. 10.
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ConfereDcdD mit ▼. Reiffenberg. 419
ad 4) wünsche Kf. mehr InfonnatioD in der E.PfälEisehen Sache,
er werde sich ohne Zweifel interponieren und hoffe, die Allierten wärden
inzwischen in Rohe stehen, woranf Reiffenberg näheres über den Wild-
fangstreit mittheilt
ad 5) erklären die K.Brandenbnrgi8chen, dass dem Kf. der Fürst-
lichen Comportement anf dem Reichstage zwar nicht gefiele, er hätte aber
nach dem Ezempel von K«Mainz dafür gehalten, sich etwas in gedulden,
auch in einigem zn weichen, und weil man noch in Tractaten begriffen,
so halte er für gut, dass man es noch etwas ansehe, sonst sei er zn einer
Zusammenkunft bereit, zur Zeit aber möchte es nur Aufsehen und mehrere
Jalousie geben.
ad 6) bedanken sich die K.Brandenburgischen.
2. Conferenz den 20./[30]. Martii 1665.
Die K.Brandenburgischen erklären: 30. Mars.
ad 1) in der Erfurtischen Sache hoffe Kf., dass K.Mainz sich mit
dem, wozu er befugt, vergnügen und die Sächsischen Häuser bei ihren
Rechten lassen würde, sonst werde Kf. dem, der das beste Recht hätte,
beipflichten.
ad 2) das Polnische Wesen betreffend, hätte Kf. nicht ohne Per-
plezität verstanden, dass bei Frankreich die Resolution genommen, lieber
das Königreich in Confusion zu setzen, als dass einer ohne Znthnn Frank-
reichs sollte König werden, auch nicht abzuwarten, dass der König stürbe.
Kf« sei mit dem Könige und der Republik in Polen so verbunden, dass
er solches offenbaren und verwarnen müsste, er versehe sich aber, dass der
Gesandte solches nur für sich discursweise vorgebracht habe. Wäre es
wirklich der Fall, so- glaube er doch, dass Frankreich es schwerlich
durchdringen würde, zumal wegen der weiten Abgelegenheit, und wenn sie
gleich einen in den Troublen auf den Stuhl setzen sollten, würde es doch
keinen Bestand haben, ja Frankreich möchte Oesterreich keinen
grösseren Dienst thun können als auf diese Manier, und ob gleich die Polen
sonst Aversion vor Oesterreich hätten, möchte es doch dadurch mehr Af-
fection erlangen. R. möchte in Frankreich solches remonstrieren und ein-
rathen, der Sache bis zu des Königs Fall Anstand zu geben.
ad 3) Kf. wäre lieb, dass K. Sachsen in den kurfürstlichen Verein
treten wolle, da aber die Einnahme in diesen von dem nächstangesessenea
Kurfürsten geschehen solle, welches er sei, so wolle er sich verseben, dass
die Sache noch iu solchem Stande sei, und wolle demselben bei erster Zu-
sammenkunft nachkommen.
ad 4) bedanre Kf. sehr, dass K.Mainz und seine Verbündeten, ehe
sie den Weg Rechtens oder amicabilem compositionem versucht, K.Pfalz
mit Kriegsmacht überzogen, er bitte ihn zu erwägen, welche üblen Folgen
das haben könne, ehe er zu der That griffe, er wolle auch K.Pfalz er-
mahnen, nicht Ursache dazu zu geben, sondern lieber von seinem Recht
27*
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420 ^' Hie Erfurter Häodel.
etwas ZQ weichen. Sollte E.Pfalz sein Recht missbranchen, so würden sich
andere Wege finden, Ef. verlangte nur zu wissen, wohin E.Mainz eigenüich
ziele und wie alle Unruhe abznwenden und doch niemand beschwert werde.
ad 5) Ob J3tzt ein Gollegialtag zu berufen, stehe Ef. an, es würde
solches Ombrage geben, die E.Pfälzische Sache würde auch hinderlich
sein, man könnte den kurfürstlichen Gesandten in Regensburg auftra-
gen zu überlegen, was zu Erhaltung der kurfürstlichen Präeminenz und
Hoheit nothig; er hoffe, die Fürsten würden sich zum Ziel legen und
möchte nicht rathsam sein, zu mehrer Trennung Anlass zu geben. —
Der E.Mainzische Abgesandte antwortet:
ad 1) Er hätte schon erklärt, dass sein Kurfürst nichts weiter wolle, als
wozu er befugt, wenn aber Sacbsen-Ootha mit Gewalt fortfahren sollte,
müsBte er Gewalt mit Gewalt steuern.
ad 2) was wegen des Polnischen Wesens gedacht, hätte er als pri-
vatus geredet, was er aus Privatcorrespondenzen deshalb aus Frankreich
hätte. Er wolle Frankreich nicht beschuldigen, es würde auch wohl
schwerlich Gewalt gebrauchen.
ad 3) K. Mainz hätte K. Sachsen den Eid schon abgenommen, hätte
aber dem Ef. dadurch nicht zu präjudicieren beabsichtigt.
ad 4) hätte er zu notificieren nöthig befunden, werde künftig ein Ma-
nifest und Deduction herausgeben.
ad 5) nahm es ad referendum.
V. BerlepschO an den Kurfürsten. D. Erfurt 27. April/
[7. Mai] 1665.
[ReiffeobergB MittbeilnDgen über die franzÖBiscb-polniscben Pläne. Zastaade in
Erfurt. Der Streit wegen Wandersleben.]
7. Mai. In deme der Freiherr von Reiffenbergk erstlich vor 4 Tagen
dieser Enden wieder angelanget, habe ich ihm nicht eher als gestern
0 Kf. seigt (d. GöId 10./20. April 1665} dem Hersoge Ernst von Gotha
an, dass er, obwohl er vernommen, dass zwischen demselben and K.Mains nar
noch einige geringe Streitigkeiten wegen Wandersieben übrig seien, y. Ber-
lepsch, welcher ohnedem eine Reise dorthin zu thun beabsichtigt habe, befohlen
habe, an den deswegen etwa stattfindenden VerhandliiDgen Theil zn nehmen und
dieselben durch gnte officia zn befördern. Derselbe weist dann ^./li, Mai
V. Berlepsch an, da er seiner Aufwartung hochlichst benöthigt sei, sich gegen
die Pfingstfeiertage wieder bei ihm einzufinden. Herzog Ernst dankt (d. Frieden-
stein 15./25. Mai 1665) dem Ef. für die Sendung v. Berlepsch's, die Verhand-
lungen hätten aber nicht stattgefunden, da v. Beiffenberg inzwischen nach
Mainz gereist sei. Auf den Rath von E.Sachsen habe er seine Truppen aus
Wandersieben wieder zurückgezogen, trotzdem habe sich Reiffenberg nach
seiner Rückkehr nach Erfurt seiner früheren Verspreohungen nicht erinnern
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V. Berlepschs SendaDg nach Gotha. 421
abordiren können. Von seiner Disgrace ist nichts gewisses zu ver-
nehmen, es vermehret aber die Muthmassungen, dass er ehesten Tages
gegen Haintz abreisen will — er aber Iftsset sich im geringsten
nichts merken und hat an mich begehret, E. Gh. D. seinetwegen —
zu hinterbringen, dass er treulich und mit allem Fleiss nach Frank-
reich berichtet, was er von dersdben zu Berlin vernommen'), und
dass es dero Intention gar nicht sei, sich dem französischen Interesse
entgegen zu setzen, Sie stünden aber in der Beisorge, es würden des
Hofes itzige Consilia alles ubern Hauffen werfen, auch endlich sie
Selbsten necessitiren, dass sie gegen ihren Willen und mit ihrem Ver-
statten zu Securität ihrer Lande sich in Postur setzen müsten. Ob er
nun wohl Nachricht erlanget, dass eben selbigen Tages, als sein Schrei-
ben zu Paris eingelaufen, auch eine expresse Staffetta von der Kö-
nigin ankommen, darinnen sie das Werk sehr leicht gemacht und
dass, sobald die französische Assistenz nur würde in Polen gesehen
werden, -alles gethan sei, nebenst andern viel stattlichen Desseinen, so
dann weiter ohne Schwehrigkeit würden zu effectuiren stehen, so haiteer
doch festiglich darvor, man werde sich nunmehr in Frankreich nicht
praecipitiren, dann er habe seinen Confidenten ausdrücklich geschrie-
ben: je vous ay tout adjustö mais ne vennez pas. Sollte aber ja die
Königin mit ihrem Empressement noch durchdringen, so wollte er,
sobald sich französischer selten etwas movire, E. Gh. D. drei Wochen
oder zum wenigsten 14 Tage zuvor unfehlbar Nachricht darvon geben,
das hätte sie ihm, als einem ehrlichen Mann, der mit Fidelität und since-
rem Gemüthe gegen dieselbe zu procediren gedächte, ganz sicher zu-
zutrauen und nicht Uhrsach, sich dissfalls durch ein und ander Ge-
rüchte alarmiren zu lassen, ohne sie sein Avis erlanget, man würde
auch mit nächstem einen gewissen Envoy6 in höchster Geheimb aus
Frankreich an E. Gh. D. abschicken, doch stände es noch dahin,
ob nicht ihme solche Gommission würde aufgetragen werden.
SchilderuDg der Zostände in Erfurt: die Besatzung zählt nicht über
wolloD, sondern ihm mit Drohangen geantwortet. — An den später zwischen den
Sächsischen Herzogen nnd £. Mainz zu Leipzig geführten Verhandlungen,
welche zu dem Vergleich vom 20./30. December fahrten (s. v. Tettau S. 261,
Heibig S. 431f.)i hat £f. nicht Theil genommen. Die Herzoge von Weimar
and Alten barg in ihrer Anzeige (16./26. and U./24. Jani 1665), dass dieee
Verhandlangen beginnen sollten, bitten den £f. nur, falls dieselben frachtloB sein
sollten, am seine Vormittelong.
>) 8. oben S. 418 f.
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422 6. Die Brfiirter Hände].
1200 Mann, an der Citadelle aber wird Tag and Nacht gearbeitet, die loth-
riogischeo Völker, welche yod hier abgeführt sind, stehen in Franken.
PS. In der Wanderslebenschen Sache ist man nur in pancto
jnris superioritatis und territorii streitig, Reiffenberg hat sich mit einem
von B. gemachten Yermittelangsvorschlage einverstanden erklärt nnd des-
wegen an K.Mainz berichtet; er wird nnn hören, was man Gothaischer-
seits dazu sagen wird.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Leipzig
16./ [26.] November 1665.
[K.Sachsens Mittheilangen inbetreff der MuDSterscheo and Jülichschen Sache.
Reiffenberge Eroffhangen über die MaDstersche Sache, dessen Klagen über des
Ef. QDgaDStiges Urtheil.]
26. Nov. £^r hat erst gestern die ihm vom Kf. ertheilte Intercession ^) bei E.-
Sachsen (der in Colditz and dann zu Altenbnrg abwesend war)
überreichen können, und dieser hat sie sehr gnädig aufgenommen.
Nach solchem haben sie mich ganz allein in dero Gemach ge-
fordert und sowohl von dem itzo unterhandenen Erfurtischen als
auch Münsterischen Wesen weitläufftig mit mir geredet, da ich dann
auf Befragen derselben hinterbracht, dass £. Ch. D. Intention snders
nicht sei als mit allen Kräften dahin zu arbeiten, damit dieses Feuer
bei Zeiten — gedämpfet werden möchte, Sie hätten auch dero Troup-
pen zu keinem andern Ende mitgenommen, als dass sie mit desto
besserem Nachdruck zu dem Handel sprechen und zugleich ihre Posten
auf der Lippe und sonsten, so ganz bloss gestanden, dardurch ver-
sichern könnten. Worauf sie Ew. Gh. D. gute Intention gelobet und
mich bedeutet, dass sie auf Kayserl. Mai. sonderbares Begehren neben
dem H. von Plettenbergh ihren geheimbten Rath den von Gerss-
dorf nach Zell und Ossnabrück zu gleichmässigem Zweck abge-
schicket^), besorgten aber, sie würden nicht viel ausrichten, auch die-
sem Wesen so leichte nicht zu steuern sein und derhalben eine auf-
richtige Zusammensetzung itzo so hoch als sonst iemals vonnöthen
sein, mit welchem sie auf die Jülichsche Sache gefallen und sich
vernehmen lassen, es könnte und müsste selbige nicht länger in der
Unrichtigkeit bleiben, sie wollten nicht ruhen, bis sie sich mit E. Ch.
0 Jedenfalls in einer Privatangelegenheit v. Beriepsch's, Näheres ist aas
den Akten nicht zu ersehen.
^ S. über diese Sendang v. Gersdorff's Köcher I S. 452.
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E.SachfleDfi Eröffonngen an v. Berlepech. 423
D. in Richtigkeit gesetzet, und auf eine solehe Art mit derselben han-
deln, dasB sie ihre aufrichtige Affection daraus verspüren — sollten — ,
von welchen allem sie weitläuftige Discourse gemachet, ich aber, so
gut ich gekonnt, mich — excusiret, dass es mir nicht wohl anstehen
wollte, dieses an E. Gh. D. zu bringen, indem ich nicht wissen könnte,
wie sie es von mir aufnehmen würden, Sie würden schon andere
Wege finden, E. Gh. D. von dero Gemfiths Meinung Apertur zu geben.
Worauf sie dabei beharret, die Sache müsste abgethan sein, wenn E.
Gh. D. sobald nicht abgereiset wären, hätten sie schon resolvirt ge-
habt, expresse diesentwegen zu deroselben zu kommen, es sollte auch,
sobald nur Gelegenheit darzu wäre, noch geschehen, die vielen Mit-
interessenten hätten vormals verhindert, dass man nicht zum Schlüsse
kommen können, die wollten sie itzo darvon lassen und mit E. Gh.
D. ganz alleine tractiren und schliessen, so hätten sie es in der Er-
furtischen Sache auch gemacht und alles, wie es bleiben sollte, mit
dem von Reifenbergh adjustiret.
Bei deo Traktaten ergeben sich noch manche Schwierigkeiten, nament-
lich in poDcto secaritatis; Weimar and Gotha klagen, man verfahre mit
ihnen allza diktatorisch, das jus praesidii et armoram, welches immer bei
der Stadt E rfurt gewesen, dürfe nicht in litem kommen. —
Was den H. von Reiffenbergk anlanget, so habe ich selben
über alle Masse gut Münsterisch funden, er wünschet bei E. Gh. D. zu
sein, wollte derselben viel in unterthänigstem Vertrauen eröffnen und
den eigentlichen Stand des ganzen Wesens dechiffriren, man müsste
Münster so nicht judiciren, als wann es nur auf einem Fusse stünde.
Es hätte mehr Rücken, als man sich einbildete, ob schon Frank-
reich vermöge der Allianz die 6000 Mann schicken müssen, so würde
noch viel darzu gehören, ehe sieOrdre bekämen, mit zuzuschlagen. Wann
£. Gh. D. noch etwas zur Lipstadt oder derer Orten subsistiren
würde, wollte er, so bald er nur mit diesen Tractaten fertig, incognito
zu derselben kommen, dann er werde ohne das nach Münster ge-
hen müssen, er hielt darvor, man werde mit nächster Post Zeitung
haben, dass die Bourtang über die Weser formaliter belagert, und
würde mit 22 halben Ganonen beschossen. Der Bischof von Ossna-
brück hätte wohl 1000 Mann dem Fürsten von Ostfriessland, als
seinem Nachtbahren zugeschickt, die Holländer würden aber nicht
einen Mann von ihm bekommen, noch die Waldecksche Werbung
im geringsten von ihme weiter favorisiret werden, welches ich alles
also gut sein lassen.
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424 6* I^ie Brfarter Händel.
Sonaten ist hiesiger Hof nicht wenig consterniret wegen der itzi-
gen Türekischen Bezeigungen und in Sorge, es werde ehestens zur
Ruptur kommen — und hätten sie gewisse Nachricht, dass ein franzö-
sischer Envoy^ zu Gonstantinopel ankommen, so nicht viel Guts da-
selbst stiften würde.
PS. Es hat mir der H. v. Reifenberg sehr beweglich zu ver-
stehen geben, dass er nicht wüsste, wie er es immer nur ewig ver-
schuldet, dass er bei E. Churf. D. in die Ungnade gefallen, dass sie
so übel von seiner Person und seinen Äctionen urtheileten, sie hätten
gesagt, er wäre ein Entreprenneur , der alle Ding auf seine Homer
nehmen wollte und aller Orten mit dem Kopf hindurch zu dringen
suchte. Ich sagte ihm drauf, — hätte dergleichen nichts vernommen
und wäre mir besser bewusst, was E. Gh. D. vor Estime von ihm
machten. — Endlich kam es heraus, dass ihm der catholische H.
Landgraf von Hessen ') dieses anbracht. Daraufsagte ich, es würde
ihm die Beschaffenheit von des H. Landgrafen Discoursen bekandt sein,
drauf antwortete er, eben dieses hätte ihn auch getröstet. — Inmittelss
ist dieses kein fein Stück. —
0 S. oben Abscbn. 4 S. 231 Anm. 2.
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Anhang.
Der Obersächsische Kreistag zu Leipzig. Februar 1665.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. D.
Dresden 23. December 1664/ [2. Januar 1665J.0
[Aaaschreiben zum Kreistage.]
Nachdem der Friede mit den Türken geschlossen nnd die dem Kaiser 2. Jan.
zn Hülfe geschickten Kreisvölker wieder von demselben entlassen sind,
erfordert die Nothdurft, dass bei so verändertem Zustande von demjenigen,
was darüber anf den letzten Kreistagen in Handlung nnd Beschluss ge- ,
kommen, weiter geredet nnd, wie es sowohl hierin als wegen bestäudiger
Sichernng dieses Kreises zn halten, eine neue Zusammenkunft gehalten
werde, zumal da auch anf dem Reichstage jetzt der Punkt allgemeiner
Beichs - und jeden Standes Sicherheit vorgenommen werden wird , nnd er
von verschiedenen Kreisständen und den meisten zu Regensburg anwe-
senden Gesandten um Ausschreibung eines Kreistages ersucht worden ist.
Er beruft daher einen solchen auf den 3. Februar nach Leipzig und
ersucht Kf, denselben zu beschicken.
0 Nachdem der Kurfürst voo Sachsen (d. Dresden 25. November/ö. De-
cember 1664) dem Kf. angezeigt hatte, dass er eine neue Versammlang des
Obersächsischen Kreises zu berufen beabsichtige, hatte Kf. (d. Cöln a. Sp.
5./ 15. December 1664) zustimmend geantwortet, aber gewünscht, dass „das Aus-
schreiben nicht bloss anf dasjenige, was bei vorigem Kreistage wegen des
Kreises Yerfassong vorgegangen, einzurichten sei, sondern dass dabei in genere
dem Ausschreiben zu inseriren wäre, wie der Kreis in genügsame Sicherheit er-
halten und gesetzt werden könne".
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426 6. Die Erfurter Händel. Anhang.
Instruktion für die zu dem ObersächsiBchen Kreistage be-
stimmten Geheimen Hofkammergerichts-, Consistorial- und
Ravensbergische Appellations-Gerichtsräthe Philipp Wamboldt
von Umbstadt und Johann Georg Reinhart. D. Cöln a. d. Spree
28. Januar /[T.Februar] 1665.
[Allgemeine Beichssecuritat. Sicherung des Oberaachsischen Kreifles. Klagen
des Herzogs von Weimar über bei Gelegenheit der Erfurter Exekution erlittenen
Schaden und Vergewaltigung.]
7. Feb. Nach K. Sachsens AasschreibeD soll auf diesem Kreistage zur De-
liberatioD kommen:
1) W^ie der Pankt allgemeiDer Reichs- and jeden Standes
Sicherheit anf dem Reichstage vorzunehmen und einzurichten sei. Diesen
Pnnkt recht zu erörtern würde aber zu weitläufig fallen, und ist die Sache
auf den Reichstag zu remittieren.
2) Was zu des Obersächsi sehen Kreises besserer Verwahrung und
Erhaltung der Securität desselben am dienlichsten sein möchte. Dazu ist
eine nicht nnr auf dem Papier, sondern in der rechten Realität bestehende
Verfassung nöthig, zumal wegen der Polnischen Unruhe, da sich auch
Frankreich immiscieren möchte, und der Grenzverletzungen in Hinter-
pommern von der Starostei Draheim aus. Dazu inuss das auf dem
letzten Kreistage beschlossene Triplnm auf den Beinen behalten werden ,
doch ist der G.Lieutenant v. Arn heim nicht länger in des Kreises Diensten
zu behalten und auch die mit den Kreisvölkern aus Ungarn kommenden
Officiere und Stabspersonen abzudanken. Die auf dem letzten Kreistage
beschlossene Abschickung an den Niedersächsischen Kreis behufs Be-
festigung der vertraulichen Gorrespondenz mit demselben lässt Kf. sich noch-
mals belieben.
Nachdem der Herzog von Sachsen-Weimar sich beklagt, dass bei
der Erfurtischen Exekution trotz der versprochenen Bezahlung die Seinigen
3282 Rthlr. 16 Gr. lOVs Pf. Schaden erlitten, femer bei dem Durchmarsch
der aus Ungarn zurückkehrenden Westfälischen Kreisvölker ihm und seinem
Vetter, dem Herzog von Eise nach, grosser Schade zugefügt sei, auch
dass noch in Erfurt und den nächsten Dörfern viele Lothringische z. R.
und F. liegen, welche den Leuten grosse Molestien machen, ja dass auch
Bedränungen gegen ihn und das Sächsische Haus durch Veranlassung
einiger K.mainzischen Prätentionen ausgelassen und der Graf von Mörs-
burg aus notorisch Sächsischen Lehnstücken mit Gewalt vertrieben
worden ist, auch noch 500 Mann unter v. d. Leye nach Erfurt gelegt
werden sollen, so sollen die Gesandten cooperieren, damit die Nothdurft
desfalls allerfleissigst beobachtet und das Evangelische Wesen dieser Kreise
der andräuenden und theils schon erfolgten nachtheiligen Beschwernisse
entfreit und gesichert sein und bleiben möge. Doch sollen sie sich erkun-
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Obersächsiscber RreiBtag so Leipzig. 427
digeD, ob die Sachen noch in selbigem Zustande seien, nnd danach ihr yo-
tarn richten.
Aus den Relationen der Gesandten.
Leipzig 4./ 14. Februar 166ö. Die erste Sitzung fand am 3./18. Fe- 14. Febr.
brnar statt; vor derselben besuchte sie der Gothaische Gesandte 0» theilte
ihnen mit, was Sachsen- Gotha undEisenach wegen Erfurt bisher er-
dulden müssen, bat, denselben zu assistieren und von den E. Sächsischen
zu Ternehmen, ob sie deshalb Umfrage anstellen würden. In der Nach-
mittagssitzung, nach mehrfachen Streitigkeiten über Präcedenz und Titel,
hat das Sächsische Directorium die Proposition vorgetragen, die haupt-
sächlich in drei Punkten bestand :
1) Ob die bisherige Kreishülfe zu continuieren sei,
2) Ob wegen der Irrnption, auch der Reichs- und Auziiiarvölker Zurück-
marsch etwas zu erinnern,
3) Weil die Rectificierung und Moderation der Reichsmatrikul bisher viele
Ungelegenheiten verursacht hat, wie solchem abzuhelfen und Richtig-
keit erhalten werden könnte?
Leipzig 7. /[17.] Februar 1665. In der dritten Session am 7./[17.] Fe- 17. Febr.
bruar ist der erste Punkt der Proposition vorgenommen worden; der meiste
Theil der vota ging dahin, dass gegenwärtiger Zustand des Kreises keine
wirkliche Verfassung bedürfe, wogegen Ges. unter Hinweis namentlich auf
den unbeständigen Türkenfrieden, die Polnische Unruhe und die präjudicier-
liche Exekution Beibehaltung der Verfassung nach dem Triplum verlangten.
Sonntag den 5./ [15.] Februar statten sie den K. Sächsischen Ge-
sandten^) die Visite ab, regen dabei zunächst die Frage wegen der reci*
proqnen Assistenz zwischen dem Ober- und Niedersächsischen Kreise an,
worauf jene aber nur erklären, Befehl zu haben, die Sache in Umfrage zu
stellen, dann erwähnen sie die Erfurtische Exekution und die dabei na-
mentlich gegen Sachsen-Gotha ausgeübten Bedrückungen und erkundigen
sich, ob auch deswegen Umfrage erfolgen werde, worüber sich jene aber
nicht herauslassen wollen. Dann beantragen sie noch Erlass eines Schrei-
bens anPolen wegen der neuerdings von Draheim aus in Hinterpommern
verübten Grenzverletzungen, und Remednr der aus den Reprotestationen
der Titel verursachten Uebelstände, zu beidem erklären sich jene bereit.
An demselben Tage hat sie der Schwedisch-Vorpommerische Ge-
sandte, Kanzler zu Stettin '), besucht und seine Verwunderung darüber aus-
') Hof- und Jastizrath Hieb Lndolph.
^ Hofjastiz- und Appellationsrath H. 6. v. Miltitz und Dr. jur. Nicol.
Pfretzschmer.
^ Der Vorpommersche Kanzler Heinr. Coelestin v. Sternbacb, 8. oben
S. 137.
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428 6. Die Erfurter H&odel. Anfaanpc.
gesprochen, dass die bei den jetzigen gefährlichen Gonjancturen so nöthige
YereinigQDg des Ober- und Niedersächsischen Kreises in der Proposition
von dem E.Sächsischen Directoriam garnicht berührt sei and dass in der
Erfurter Sache diejenigen, welche das Unglück am ersten treffen würde,
die Gefahr so wenig ressentierten.
In der vierten Sitzung 6./[16.] Februar Vormittags wird aufs neue die
Verfassung in Umfrage gestellt, E. Sachsen lässt sich wegen anderthalb
Simplum heraus, Ges. beantragen aufs neue das Triplum, doch stimmen ihnen
nur Gotha und Walkenried bei; am Nachmittag in der fünften Sitzung
wird per majora das Conclusum gemacht und die Verfassung auf V/^ Sim-
plum gerichtet, dann darüber berathen, ob, wie K.Sachsen wünscht, Gen.
Lieut. V. Arnimb weiter als Kreisgeneral gebraucht werden solle, wogegen
Ges. und die meisten anderen sich aussprechen.
In der sechsten Sitzung 7./ [17]. Februar erfolgt die Einsetzung einer
Commission zur Einrichtung der Yerpflegungs-Ordonnanz. Bei der weiteren
Umfrage darüber, wie das, was von voriger Kreis Verfassung noch übrig, vol-
lends in Richtigkeit zu bringen sei, werden von verschiedenen Seiten
verschiedene Erinnerungen vorgebracht, darunter auch 9), wie E rf u r t als eine
Grenzstadt des Kreises zu verwahren und zu besetzen, 10), was wegen Be-
festigung dieser Stadt und Aufbauung der beiden Citadellen zu beschlies-
sen, 11), wie dem Hause Gotha zu helfen sei, doch hat das Directoriam
dieselben nur ad referendum genommen.
Der KurAirst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Sp.
ll./[21.] Februar 1666.
[auf die Relation vom 7./ 17. Febr. Das Sächsiscbe Haas and Schweden haben
sich näher aber ihre Absichten in der Erfarter Sache za erklären.]
21. Febr. — Bei dem neunten und zehnten Punkte, welche von dem Vor-
pommerBchen Abgesandten gereget worden, hätte sich derselbe was
besser herauslassen sollen, wie er dafür hielte, dass der Obersächsi-
sche Kreis und das Ghur- und Ffirstl. Haus Sachsen oder sonst ein
anderer Stand zu einiger Besatzung in Erfurt gelangen könnte bei
gegenwärtigem Zustande. Das Chur- und Fürsti. Haus Sachsen ist
Yomemblich dabei interessiret, insonderheit wegen Erbauung der Gita-
dellen, und mtlssen wir vor allen Dingen vergewissert sein, was das-
selbe darbei zu thun gemeinet sei, denn wir uns sonst darunter nicht
entschliessen können. Weil auch diese Erinnerung von dem Vor-
pommerschen Gesandten herrühret, so wird er sich sonder Zweifel
I herausserlassen, wohin die Gron Schweden disfalls inclinire, so viel
zumal die Gitadelle betrifft. —
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Obersächsischer Kreistag zu Leipzig. 429
Aus den Relationen der Gesandten.
Leipzig 1L/[21.] Februar 1665. In der siebenten Sitznng am 21. Febr.
8./ [18.] Februar wird berathen, wie es mit den Generalspersonen, Kreiszahl-
und ProTiautmeistern gehalten werden solle.
In der achten Sitzung am 9./ [19.] Februar fragt das Directorium an, ob,
nachdem der Friede geschlossen, die nähere Vereinigung mit dem Nieder-
sächsischen Kreise noch für nöthig gehalten würde, auf Antrag der Ges.
wird beschlossen, dass das Directorium darüber sich mit dem Braunschweigi-
schen Gesandten für Walkenried vernehmen solle.
In der neunten Sitzung am Nachmittage beantragen Ges. entsprechend
der Instruktion Herzog Christian Ludwigs für seinen Gesandten, dass
Verhandlungen zu Quedlinburg darüber eröffnet würden, die Nachge-
sessenen stimmen fast insgesamt bei, das Directorium aber suspendiert
wieder sein Sentiment, welche Verzögerung der Deliberatiouen grosse Un-
zufriedenheit erregt.
In der lOten Sitzung am 10./ 20. Februar stellt das Directorium den
zweiten Punkt der Proposition in Umfrage, Oes. erklären, darauf nicht in-
struiert zu sein, doch würde Ef. gern yernehmen, was der eine oder andere
der Ereisstände für Beschwerde führte, von denen Sachsen-Gothas über
die bei der Erfurter Exekution erlittenen Bedrückungen und denjenigen des
Grafen von Mors bürg habe er erfahren und wünsche, dass solche Dinge ins
künftige abgestellt blieben. Die Nachsitzenden stimmten meistens dahin, die
Reichssicherheit müsse dem Reichstage überlassen bleiben, zur Beruhigung der
Ereissicherheit aber müsse die Erfurter Sache so vermittelt werden, dass
den Lädierten Satisfaction und denen, welche Ombrage empfinden, Anlass
wieder zu gutem Vertrauen gegeben werde. Als von den K. Sächsischen
das Conclusum wieder suspendiert wird und diese auch die Ute Sitzung
am Nachmittage fruchtlos hinzuziehen suchen, protestieren Ges., nachdem
sie gleich den anderen eingesehen, dass das Directorium so wenig wegen
des Ereises Sicherheit, wohin auch das Erfurtische Wesen sich bezieht, als
der mit dem Niedersächsischen Ereis vorseienden reciproquen Allianz hal-
ber zu progredieren gemeint sei, dagegen, die Zeit mit nnnothigen Discursen
hinzubringen, die ganze Versammlung fällt ihnen bei, es wird erklärt, wenn
das Directorium des Ereises Nothwendigkeit nicht proponieren, sein votum
allezeit suspendieren und kein conclusum herauskommen lassen wollte,
müsste nach der Executionsordnung das Nachgeordnetenamt angelangt wer-
den und die Stände ihre Nothdnrft selbst einander vortragen, und es wird
einhellig beschlossen, dass man das Erfurtische Wesen durch eine güt-
liche Interposition vorerst zu componieren versuchen wolle, wozu Ef., Vor-
pommern und Herzog Christian Ludwig von Braunschweig benannt
werden, und dass an den Eaiser, Frankreich und E.Mainz deswegen
geschrieben werden solle.
Die E. Sächsischen haben der Stände Meinung ad referendum an-
genommen. Der Altenburgische Gesandte hat um Mittheilung des Re-
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430 6. Die Erfurter Handel ADhang. *
verses, welchen K.Mainz dem Kf. durch Reiffenberg unläugst aus-
stellen lassen, gebeten.
Der Kurfttrat an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
14. /[24.] Februar 1665.
[Billignng des Verhaltene der Oesandten. KT. will die InterpositioD bei K.Mainz
mitübernehmen. Der angebliche Mainziscbe Beyers.]
24. Febr. Er billigt, dass die Gesandten nebst anderen die in allen sessionibus
angewandte Snspension des Directorii geahndet haben, sie sollen darauf
bestehen, dass dem Herkommen nach das Directorinm ohne zurückhaltenden
Bericht die conclnsa nach den yotis majoribus mache. Auch wegen der
Vereinigung der zwei Kreise ist er mit ihrem Votum einverstanden.
In der Erfurtischen Sache lassen wir uns gnädigst mitgefallen,
dass die Interposition vorgeschlagener massen fortgestellet werde, nnd
werden wir uns derselben nicht entziehen, wie wir auch geschehen
lassen, dass ihr die deswegen gut befundenen Schreiben, wenn sie
nicht mehres in sich halten werden, als eure Belation meldet, an Kay -
serl. M. und den König von Frankreich mitvoUziehen möget. —
Was ihr schliesslich wegen des Reverses, der von des Ghurfarsten
zu Maintz Ld. durch den Herrn v. Reiffenberg sollen haben aus-
gestellet (sicl), meldet, da wissen wir uns nicht zu erinnern, dass
uns einiger Revers durch den Herrn v. Reiffenberg ausgeliefert
worden. Sollten aber die Fürstl. Altenburgischen Gesandten auf
das Schreiben zielen, welches an uns von ChurMaintz in der Erfurti-
schen Sach ergangen, kann ihnen mit Ertheilung der copia wohl ge-
willfahret werden. —
Aus den Relationen der Gesandten.
23. Febr. In der zwölften Session (13. /23. Febrnar), erklärt das Directorinm,
dass es trotz allen angewandten Fleisses noch nichts, was zu den delibe-
rationibus nöthig, erhalten habe, woraus zu ersehen ist, dass der punctns
interpositionis und conjnnctionis reciprocae mit dem Niedersächsischen
Kreise E. Sachsen nicht beliebig sein mag. In dieser und der folgenden
Sitzung wird die Repartition des halben Tripli vorgenonmien, dann dnrch das
Directorinm die Punkte wegen der anf den Durchmärschen geschehenen Ex-
orbitantien, wegen Moderation der Matrikul und des veränderten Münz-
wesens in Umfrage gestellt, dann in den folgenden Sitzungen die Neube-
setzung der yacierenden Ereisämter und ob ein Römermonat zur Ereiskasse
25. Febr. bewilligt werden solle. In der 16. Session, am 15./25. Februar, lässt das
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Obersachalscher Kreistag bq Leipzig;. 431
Directoriam seine Oedankeu vortragen in betreff der Conjanction mit dem
Niedersächsischen Kreise, dass dieselbe jetzt nach dem Friedens-
schluss annötbig sei nnd nnr bei anderen Ständen ungleiche Gedanken
erregen würde, und wegen der Erfartischen Sache, E.Sachsen habe
gehofft, dass auch die noch übrigen Beschwerden in der Güte würden bei-
gelegt werden, wenn die anderen Stände sich dabei nicht beruhigen woll-
ten, wäre man befehligt, deswegen weitere Umfrage zu thnn.
In den Sitzungen am 15./25. nnd 16./26. Februar wird berathen, wie 25.26.
das YOtum des Directorii mit den votis der Ereisstände zu conformieren Febr.
und das conclusum darüber zu machen sei, ferner über die an den Kaiser,
Frankreich und K.Main2 abzulassenden Schreiben; in betreff der va-
cierenden Ereisämter entscheidet sich die Majorität für Sachsen-Qotha
und Vorpommern. Die Vereinigung mit dem Niedersächsischen
Ereise hat ihre Richtigkeit, doch sollen die Tractaten, damit sie kein Auf-
sehen erregen, erst schriftlich angetreten nnd dann durch Zusammenschickung
eingerichtet werden, auch bei der Mediation in der Erfurtischen Sache
bleibt es.
Am 17./27. und 18./28. Februar wird der Ereisabschied verlesen, an
den folgenden Tagen die Schreiben an den Eaiser, Frankreich und
K. Mainz verlesen und Erinnerungen dazu beigebracht, am 24. Februar/
3. März mit der 24. Sitzung der Convent geschlossen. 3. März.
Kreisabschied. D. Leipzig 20. Februar / [2. März] 1665.
Trotz des mit den Türken abgeschlossenen zwanzigjährigen Waffen- 2. März.
Stillstandes ist doch bei den gefährlichen Conjuncturen die Aufrichtung
eines neuen Verfassungswerkes, anderthalb Simplum, beschlossen wor-
den, doch sollen Officiere, Reuter und Enechte vorläufig auf Wartegeld
entlassen und erst bei angehender Kriegsgefahr von einem jeden Stande
sein Contingent nach der neu verfertigten Abtheilnng gestellt werden.
Sollte der ganze Ereis oder ein Ereisstand von einem anderen ohne Ur-
sache angegriffen oder beschädigt werden, so ist ihm zu rechter Zeit und
mit möglichem Nachdruck Hülfe zu leisten. Diese Verfassung soll beste-
hen bleiben, bis, wenn die Zeiten sich geändert, auf einer anderweitigen
Ereisversammlung davon wieder abzustehen für nützlich befunden werden
möchte. Einen Generalstab dabei zu verordnen ist nicht für nöthig befun-
den worden.
Der Punkt der allgemeinen Reichssecurität ist dem Reichstage
überlassen und beschlossen worden, dass alle Ereisstände ihre Gesandten
auf demselben dahin zu befehligen haben, dass der Punkt dort wirklich
zur Richtigkeit gebracht und nicht auf die Seite gesetzt werde. Um in-
zwischen die Securität des Ereises aufrecht zu erhalten, ist eine spe-
cial Vorsehung nicht für nöthig befunden worden. Den Beschwerungen
und Elagen, welche durch die Erfnrtische Exekution veranlasst worden
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> 432 6 Die Erfurter Händel. Anhang.
siod, wird hoffentlich dorch friedliche Mittel zo remedieren sein, zu diesem
Zwecke soll gütliche Handlang, wozu K.Mainz sich nicht angeneigt erklärt,
mit ZojBiehang friedliebender, bereits vorgeschlagener Kreisstände anternom-
roen and auch an den Kaiser, den König von Frankreich und K.-
Mainz verglichene Schreiben abgeschickt werden.
Die aaf dem vorigen Kreistage beschlossene nähere Zasammen-
setzung in reciprocierlicher Assistenz mit dem Niedersächsischen
Kreise ist nochmals für nöthig erachtet und K.Sachsen samt den Nach-
und Zugeordneten mit der Führung der zunächst schriftlichen und dann
mündlichen Verhandlungen darüber beauftragt worden.
Bestimmungen wegen Verhütung von Vergewaltigungen bei künftigen
Truppendurchmärschen. Wegen Rectificierung der Reichsmatrikai sollen die
auf dem Kreistage 1662 gefassten Beschlüsse ausgeführt, wegen der Münze
soll es bei den auf dem letzten Münzprobationsconvent zu Frankfurt a. O.
beschlossenen Provisionalmitteln bleiben.
Zu den bisher vacierenden Zugeordnetenämtern sind Herzog Ernst von
Sachsen-Ootha und der König von Schweden als Herzog zu Poro-
mern gewählt worden.
Die Gesandten der Stände des Obersächsischen Kreises an
den Kurfürsten zu Mainz. D. Leipzig 20. Februar /
[2. März] 1665 ').
[Aaffordemng, io betreff der Neaerungen in Erfurt gütliche VerhandlangeD unter
Zuziehung anderer Kreisstände zuzulassen, inzwischen zu keiner Beschwerde
Anlass zo geben.]
2. März. Nachdem auf dem noch währenden Kreistage Beschwerde darüber ge-
führt worden, dass E.Mainz in Erfurt den Petersberg zu befestigen
angefangen, eine vor diesem nicht gewöhnliche Erbhuldigung von der Bür-
gerschaft eingenommen, der Stadt Regiment geändert, Burg und Stadt mit
starker Garnison belegt, auch sonst manche Neuerungen vorgenommen, zu
geschweigen des Vorgehens gegen den Grafen von Hatzfeld, und nach-
dem sie, Gesandte, von ihren Principalen meistentheils dahin instruiert
waren, bei dieser Gelegenheit zu berathschlagen, wie des ganzen Kreises
Interesse und insbesondere des Hauses Sachsen jura bei dieser considerab-
len Commun beobachtet und gutes Vernehmen zwischen K.Mainz und
1) K.Mainz fühlte sich durch dieses Schreiben sehr beleidigt, in Schreiben
an Kf. und K. Sachs en (d. Marienberg ob Würzbarg 23. März 1665) beschwert
er sich darüber und weist die io demselben gestellten Forderungen als ganz un-
gebührlich zurück. Auf eine Anfrage K.Sachsens deswegen erwidert Kf. (d.
Göln 7./ 17. April 1665), er halte es nicht fär nöthig, jetzt darauf zu antworten,
sondern wolle abwarten, was etwa auf einem künftigen Kreistage desfalls weiter
vorgehen werde.
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Schreiben der Oborsächsischen Kreisstande an E. Mainz. 433
allerseits Interessenten begründet und erhalten werden möge, so erinnern
sie nur daran, ohne dessen zo gedenken, was die Evangelischen Stände auf
dem Reichstage super meritis caosae et processos für Gedanken geführt^
dass er selbst einem Theil ihrer Principalen die Versicherung gethan, dass
die Erfartische Exekution zu Niemandes Präjudiz und Nachtheil angesehen
sein sollte, und dieselben dadurch in das Vertrauen gesetzt habe, dass er
nur seine und seines Erzstifts alte hergebrachte Rechte wiederherzustellen
beabsichtigt habe.
Weil durch gütliche Verhandlungen hoffentlich am ersten zu be-
ständiger Ruhe und gutem Vernehmen zu gelangen sein wird und K.Mainz
sich bereits dahin hat yemehiTien lassen, zu Beförderung dieses Zweckes
auch etliche Kreisstände mit zuzuziehen, so lebt man der Zuversicht, er
werde inzwischen mit Einhalten des Festnngsbaues , Abführung der Be-
satzung und sonst sich dergestalt bezeigen, dass Niemand sich mit Fug
möge zu beschweren haben.
Uater. s. Gesch. d. G. KurfurBteii. XI . 28
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Absclinitt 7.
Brandenburg und die Rheinische Allianz.
1663—1668.
28 •
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Einleitung.
Die Versuche, welche in den Jahren 1660 nnd 1661 ?on den brann-
Schweigischen und einigen anderen norddeutschen Fürsten, und dann 1662
von dem Könige von Frankreich bei Gelegenheit der Sendung de Les-
seins' an den Berliner Hof unternommen wurden, den Kurfürsten von
Brandenburg zum Eintreten in die Rheinische Allianz zu bewegen, sind,
die ersteren in dem ersten Abschnitte dieses Bandes, die letzteren in den
betreffenden Abschnitten des 2. und 9. Bandes der „Urkunden und Akten-
stücke^ ') dargelegt worden. Obwohl dieselben damals erfolglos geblieben
sind, hat der Kurfürst sich doch bei diesen Verhandlungen keineswegs durch-
aus ablehnend verhalten, im Gegentheil, so übel er es auch empfunden
hatte, dass jene Verbindung ihre Spitze gegen das mit ihm verbündete
Oesterreich und auch gegen ihn selbst gekehrt hatte, und so unwürdig und
nnvortheilhaft ihm auch jene enge Verbindung der deutschen Mitglieder
derselben mit den auswärtigen Mächten Schweden nnd Frankreich und die
Abhängigkeit, in welcher sie sich von denselben halten liessen, erschien, so
bat er doch von vorne herein keine allzugrosse Vorstellung') von der wirk-
lichen Bedeutung und von den seinen eigenen und den allgemeinen deut-
schen Interressen von derselben her drohenden Gefahren gehabt, und er hat
daher keine principiellen Bedenken gegen einen eventuellen Eintritt in die-
selbe erhoben. In den Berathnngen, welche bei Gelegenheit der Verhand-
lungen mit de Lesseins in dem Geheimen Rathe des Kurfürsten über
diese Frage gehalten worden sind, wurden') für das Eingehen auf diese
J) ürk. n. Akt. 11 S. 243 ff. IX S. 599 ff.
') S. die Schreiben TorDow's an den Ef. Berlin 30. November/ 10. December
1658 (Urk. a. Akt. YIII 8.565) ond Ganstein^s an Schwerin 1./ 11. Februar
1659 (a. a. 0. S. 572).
') Geheimenratha- Protokoll vom 15./25. April 1662, hier bringt v. Somnitz
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438 '^' BrandeDbarg and die RheiDische Allianz.
ForderoDg des franzÖBischen Königs dieselben Gründe angeführt, welche
der Kurfürst schon früher dem Kaiser gegenüber^) geltend gemacht hatte,
dass er nämlich so alles erfahren könnte, was bei den Alliierten vorgiage,
nnd dass er „etwas dazn sprechen könnte/ der Kurfürst hat sich damals
schliesslich wirklich zum Eintreten in die Allianz unter den zwei Be-
dingungen, dass er nicht so ohne weiteres in dieselbe anfgenommen
werden, sondern dass zun&chst Yerhandlnngen darüber mit den anderen Mit-
gliedern derselben erfolgen sollten^ und dass er in derselben seine Sicherheit
finde, d. h. dass die gegen ihn gerichteten Bestimmungen des Allianzvertrages
eine den jetzigen Verhältnissen entsprechende Verändernng erlitten, bereit
erklärt, und nicht diese Frage, sondern die Weigerung des Kurfürsten, sieh
in den polnischen Angelegenheiten der französischen Politik anzuschliessen,
hat das Scheitern jener Verhandlungen veranlasst Als nun der Knrfürst za
Ende des Jahres 1662 gerade wegen der ihm in Polen bereiteten Schwierig-
keiten und der ihm von dort her drohenden Gefahren einen näheren Anschlnss
an Frankreich suchte und zu diesem Z wecke den Freiherrn v. Blumenthal
nach Paris sandte, um wegen Erneuerung der im Jahre 1655 mit König Lnd-
wigXlV. abgeschlossenen Allianz zu unterhandeln, ermächtigte er denselben *),
um den französischen König für seine Wünsche zu gewinnen, demselben seine
Bereitwilligkeit, unter jenen früher gestellten Bedingungen der Rheinischen
Allianz beizutreten, anzukündigen, er hat damals sogleich „Erinnerungen^,
betrefi'end die in dem AUianzrecess zu ändernden Punkte abfassen und
Blumenthal zustellen lassen, und als dann im Verlaufe der langen nnd
schwierigen Verhandlungen, welche derselbe in Paris zu führen hatte, sich
herausstellte'), dass in der That nur gegen den Eintritt des Kurfürsten in
die Rheinische Allianz der König zur Erneuerung jenes früheren Allianz-
vertrages zu bewegen sein werde, hat er Ende December 1663 durch eine
schriftliche Declaration ^) sich zur Erfüllung jener Bedingung bereit erklärt,
dann zu Anfang des folgenden Jahres den deutschen Mitgliedern der
Allianz unter Uebersendnng jener „Erinnerungen^ Anzeige davon gemacht
und, nachdem endlich Anfang September^) die Verhandlungen mit Frank-
reich zum Abschluss gekommen waren und dabei der König durch eine
gegenüber Fr. v. Jena, welcher sich gegen eine schriftliche Verpflichtung des
Kf. zam Eintreten in die Allianz aasspricbt, diese Oründe vor. S. auch das
Schreiben 0. v. Schwerin's vom 14./ 24. Januar 1662 (ürk. n. Akt. IX S. 604).
J) S. oben S. 5.
^ S. die Instruktion für v. Blnmenthal vom 8. December 1662 (Urk. u.
Akt. IX S. 622).
*) S. namentlich v. BlamenthaTs Relation vom 20. /30. November 1663
(ürk. u. Akt. IX S. 667).
«) Pufendorf IX § 63 (S. 603). 8. das Besoript des Ef. an v. Blumen-
thal vom 20./30. December 1663 und dessen Relation vom 15. /2ö. Januar 1664
(Urk. u. Akt. IX S. 671. 673).
*) S. ürk. u. Akt. IX S. 692.
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EinleitaDg. 439
GegeodeclaratioD ^) ihm die Zosichernng gegeben hatte, dass er sich be-
mühen wolle, dem Kurfürsten bei seinem Eintritt in die Allianz die von
demselben in einigen Punkten vermisste Sicherheit sn Terschafifen, d. h. da-
hin zn wirken, dass jene ,Erinnernngen^ desselben in dem über seine
Anfnahme abznschliessenden Vertrage berücksichtigt würden, hat der
Kurfürst Ende September seine Gesandten auf dem Reichstage in Regens-
barg, ?. Mahrenholtz und y. Jena beauftragt und bevollmächtigt, mit
den dort anwesenden Gesandten der Mitglieder der Allianz, welche zugleich
den Bundesrath derselben bildeten, über seine Aufnahme in dieselbe in Ver-
handlung zn treten.
Die nachstehend veröffentlichten Akten sollen zunächst diese über die
Anfnahme des Kurfürsten geführten Verhandlungen, dann aber auch die
Stellung veranschaulichen, welche derselbe als Mitglied dieser Verbindung
innerhalb derselben bis zu ihrer Auflösung eingenommen hat. Sie zeigen
zunächst, dass seine Anfnahme, wenn auch die Verhandlungen darüber sich
lange hingezogen haben , keine Schwierigkeiten bereitet hat , zumal da die
Aendemngen, welche der Kurfürst verlangte, durchaus den veränderten
Zeitverhältnissen entsprachen und er den Wünschen der anderen Mitglieder
auch dadurch entgegengekommen ist, dass er vorläufig auf eine Verände-
rung des Bundesrecesses selbst verzichtete und damit zufrieden war, dass
nur in dem über seinen Hinzutritt aufgerichteten Accessionsrecess der
hauptsächlichste' Punkt namhaft gemacht und bei einer künftigen etwaigen
Prolongation des Bündnisses die Aufnahme desselben in den dann neu
abzufassenden Bundesrecess zugesagt wurde. Diese Akten zeigen aber
ferner auch, dass dem Kurfürsten aus seiner Mitgliedschaft an dieser Ver-
bindung keineswegs Schwierigkeiten oder gar Gefahren erwachsen sind.
Als er am 1. April 1665 wirklich in dieselbe eintrat, war das feste Gefüge,
welches dieselbe noch zu Anfang des Reichstages und während des Tür-
kenkrieges zu besitzen schien, schon vollständig gelockert'). Vornehmlich
durch die Erfurter Händel, durch das einseitige Vorgehen von Kurmainz
und der anderen katholischen Mitglieder der Allianz im Einverständnis mit
Frankreich und auch mit dem Kaiser gegen jene norddeutsche protestanti-
sche Stadt, war das lebhafteste Misstrauen der protestantischen Mitglieder, zu-
gleich eine heftige Spannung zwischen Frankreich und Schweden, hervor-
gerufen worden, welche noch durch den Gegensatz in der polnischen Politik
beider Mächte verstärkt wurde. Infolge dessen haben in den Jahren 1665 und
1666 fortgesetzte Streitigkeiten unter den Mitgliedern der Allianz, zuerst bei
Gelegenheit des Lüneburgischen Snccessionsstreites und des Wildfangs-
streites zwischen Kurpfalz und Kurmainz und dessen Bundesgenossen,
dann in dem Münsterschen Kriege und in den Bremischen Händeln
geherrscht, Streitigkeiten, welche die Allianz weder verhüten, noch beilegen,
noch in denen dieselbe als solche eine bestimmte Stellung einnehmen konnte,
1) Pufendorf IX § 63 (S. 603).
2) 8. Uroysen III 3 S. 55.
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440 7- Brandenburg und die Rheinische Allianz.
und durch welche dieselbe immer mehr gelockert und zu jeder Aktion unfähig
gemacht wurde. Als daun im Jahre 1667 der Endtermin derselben heran-
liickte'), da hat allerdings Frankreich sich bemüht 2), eine nochmalige Er-
neuerung derselben zustande zu bringen, es hat in den besonderen Verträgen,
welche es damals, um sich in dem bevorstehenden Kriege um die spanischen
Niederlande gegen Deutschland hin zu decken, mit den Kurfürsten von Cöln
und Mainz, dem Pfalzgrafen von Neu bürg und dem Bischof von Münster
abschloss, si( h au« h dazu die Mitwirkung dieser Fürsten ausbedungen, und
diese haben demgemäss auch bei den folgenden Verhandlungen im Allianz-
rath für die Verlängerung gestimmt, wirklichen Eifer dafür aber hat keiner,
am wenigsten der Kurfürst von Mainz'), der doch einst so lebhaft die Be-
gründung dieser Allianz betrieben hatte, gezeigt, und so ist es B r a n d e n b o r g
und Schweden, welche beide einer weiteren Verlängerung der Allianz wider-
strebten, ohne doch offen und direkt dagegen auftreten zu wollen, durch kleine
diplomatische Künste gelungen, diese Verhandlungen monatelang, bis über je-
nen Endtermin hinaus, hinzuziehen. Als dann schliesslich zu Ende dieses Jah-
res Frankreich durch anderweitige Zugeständnisse namentlich in der polni>
sehen Frage den Kurfürsten sowohl als auch Schweden von ihrem Wider-
spruche abgebracht hatte, da bewirkten die von den braunschweigischen
Herzogen gemachten Weiterungen eine neue Verzögerung, und inmitten der
durch den Devolutionskrieg veranlassten weiteren Verwickelungen sind die
Verhandlungen über die Prolongation der Allianz garnicht wieder aufgenom-
men worden und ist dieselbe so ganz onmerklich zu Ende gegangen.^) Die
Vorgänge innerhalb der Allianz in diesen beiden letzten Jahren 1667 und 1668
stehen natürlich im engsten Zusammenhange mit den gleichzeitigen Ereignis-
sen innerhalb und ausserhalb des Reiches, welche im folgenden Bande wer-
den behandelt werden, und auch über die Rolle, welche der brandenburgische
Kurfürst in denselben gespielt hat, werden erst dort die nöthigen Erläute-
rungen gegeben werden können.
Auch die materiellen Leistungen und Opfer, zu welchen der Knrfürst
durch seine Stellung als Mitglied der Rheinischen Allianz veranlasst worden
ist, sind sehr geringfügig gewesen. Von vorne herein hat er sich nur zum
Beitrage zu solchen Ausgaben verpflichtet erklärt, welche nach seinem Hin-
zutritt zur Allianz derselben erwachsen waren, auch zum Unterhalt der Ban-
desgeneralität hat er unter Hinweis darauf, dass er selbst die nöthigen Offi-
^) Eine genauere Darstellung des Ausganges der Rheinischen Allianz ist
bisher nicht vorbanden, Mignets Angaben darüber sind ganz unzureichend und
auch Droysen und Köcher geben nur einzelne Andeutungen.
^ S. Mignet, N^gociatious relatives ä la succession d'Espagne soub
Louis XIV. II S. 22 ff.
^ S. Guhrauer, Kurmainz in der Epoche von 1672 I S. 95 f.
^) Droysen III 3 S. 153: „Diese grosse französische Organisation im Reich
zerfiel so, dass man nicht einmal sagen kann, wann und wie sie aufhörte.**
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EioleituDg. 441
eiere in seinen Diensten habe, beizutragen sieh geweigert, so hat er über-
haupt nur einmal, im Jahre 1665, sich zur Zahlung von 1250 Thalern in
die Bundeskasse verstanden, welche Summe auf die verschiedenen unter seiner
Herrschaft stehenden Landschaften vertheilt wurde, davon sind 1000 Tha-
ler aus den übrigen Landschaften wirklich eingekommen und im Juni 1666
an die Bundeskasse abgeführt worden, während die von den Cleve-Märki-
8chen Ständen aufzubringenden 250 Thaler auch 1667 noch nicht entrichtet
und allem Anschein nach überhaupt garnicht gezahlt worden sind.
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Der Kurfürst an den Oberpräsidenten v. Schwerin^).
D. Königsberg 22./ 12. Januar 1663.
[BriDDeraDgeD wegen der RheiDischen Allians; aach die Markgrafen von Gulm-
bach und Onolzbach und E.Pfals sind in dieselbe anfzanehmen.]
22. Jan. — Wir haben uns die Rheinische Alliantz der Länge nach vor-
tragen lassen und einige Erinnerungen dabei zu thun nöthig befunden.
Uebersenden Euch demnach dieselben hiebeigefügt, gnädigst befehlende,
ihr wollet solche dem Freiherm von Blumenthal nachschicken.
Ueber das, damit unser Haus bei dieser Alliance so viel als das
Braunschweigische vermittelst dreier Votorum im Allgemeinen Kriegs-
rath zu sagen und zu disponiren haben möge, wäre bei Frankreich
und andern Alliirten es dahin zu richten, dass auch unserer Herrn
Vettern der Markgrafen zu Culmbach und Onoltzbach Ldd. mit
0 Schon vom 8./ 18. December 1662 liegt ein Schreiben y. Schwerin's an
den Kf. vor, in welchem er demselben aaf dessen Befehl eine Gopie der .For-
malia, welchergestalt der Konig von Frankreich in die Rheinische Allians ge-
treten,*' nach der Beilage za der Relation der Gesandten aaf dem Wahltage zu
Frankfurt a. M. vom 4./14. Juni 1658 (s. Urk. u. Akt. VIII S. 549) zusendet,
zugleich ihn an die Vorgänge, welche damals das Zurücktreten des Kf. von den
Allianzverhandlungen verursacht hatten, erinnert und die Hoffnung ausspricht,
dass bei der Erneuerung der Allianz am 3. August 1660 der früher gegen ihn
gerichtete Nebenrecess nicht werde mit erneuert worden sein. Kf. erwidert
darauf (d. Königsberg 29. December 1662), er habe einen solchen Nebenrecess in
den Acten nicht finden können (wirklich war beim Abschluss der Allianz der ur-
sprünglich beabsichtigte Nebenrecess fallen gelassen und die betreffende gegen
den Kf. gerichtete Bestimmung desselben in den ersten Artikel des Hauptrecesses
gebracht worden, s. Köcherl S. 264), er habe aber einige reservata von K.CÖln
gefunden (s. Urk. u. Akt. IX 8.623 Anm. 1), welche er in der Instruktion für
V. Blumenthal habe berühren lassen (s. ebendaselbst S. 623).
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ErinneraDgen des Ef. za der BheiDischen Allianz. 443
eingenommeii werden mögen, wesshalb wir dann an Sie beiderseits
schreiben lassen^).
Also mflsste auch wegen Einnehmung ChurPfaltz') Ansuchung
gethan werden, weil wir bei der Handelung solches zu befordern
versprochen. —
Erinnerungen^), so S. Ch. D. bei der Rheinischen AUiance
beobachtet wissen wollen, [s. 1. et d.]
a. Was im Eingange und ersten Articulo wegen vergangener
Tbätligkeiten und Excessen erwähnet und disponiret, soll auff künff-
tige Fälle gerichtet werden, dass nämlich diese Verbündnuss zu Ver-
hütung und Abwendung beschwerlicher Vergewaltigung, Einquartirung,
Durchzühge, Kriegs Exactionen, unbefuegter Eingriff, Belegung und
anderer dem Erieg anhengender Tbätligkeiten und Insolentien auch
aller anderer besorgender Gefahr etc. auffgerichtet werde.
b. Weil Schweden nunmehr, nachdem der Krieg mit Fohlen
geendiget, auch alsHertzog in Pommern in die Alliance woll wird
angenommen werden, so muss der § „Dabey dann dieses absonderlich^',
als an sich selbst unbillig, S. Ch. D. hochpraejudicirlich und ohne
das in eine r communen Alliance fast unerhörte Bedingung gantz aus-
gelassen werden.
c. [bey dem Beschluss des Prooemii]. Gleichwie sich die welt-
liche Chur- und Fürsten beständig nicht nur vor sieh besondern auch
0 Schon am 15./25. Janaar 1663 ergehen Schreiben des Kf. an die Mark-
grafen Christian Ernst von Baireuth and Albrecht von Anspach, in
welchen dieselben aufgefordert werden, mit ihm zusammen in die Rheinische
Allianz einzutreten. Darauf antwortet Markgraf Alb recht (d. Onoltzbach
11. Februar 1663}| er stehe noch an einzutreten, und bittet zunächst um nähere
MittheiluDgen. Markgraf Christian Ernst erklärt sich in seiner Antwort (d.
Baireuth 23. März 1663) sehr geneigt zum Eintritt in die Allianz, bittet aber, da
es ihm bei dem ruinierten Zustand seiner Lande schwer fallen würde, mit neuge-
worbener Mannschaft aufzukommen, Ef. möchte vorläufig das auf ihn fallende
Contingent übernehmen.
') Eben diese Forderung hatte der Ef. auf Grund der mit E.Pfalz abge-
schlossenen Allianz schon im December 1661 v. G lade beck gegenüber gestellt,
B. oben S. 52 ff.
^ Dieselben liegen auch in französischer Sprache den Acten bei und sind
die Grundlage deijenigen monita (s. dieselben lateinisch Urk. u. Akt. II S. 290ff.),
welche den späteren Verhandlungen zu Grunde gelegt wurden.
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444 7. Brandenburg und die Rheinische Allianz.
vor ihre Successores und Nacbkomraen verbinden, also würde zu ur-
giren sein, dass auch die Geistliche ihre Capitula in so weit verbinden,
dass dieselbe sede vacante darüber halten und dem Eligendo solches
auch mit einbinden wollen.
d. [ad art. 1.] An stadt der Worte: „Alsobald nach beschehener
Notification", so ein vagum ist, soll gesetzet werden: „Die Creysge-
nossen innerhalb drey, die entlegene aber uffs längste innerhalb sechs
Wochen nach beschehener Notification die Hülflfe leisten sollen."
e. [ad art. 2.] An Stadt: „mit allerseits Beliebung'': „mit des
Beleydigten, der die Hülffe gefordert, Beliebung."
f. An Stadt der Worte: „desselben Instruction": „der von den
sembtlichen Alliirten abgefassten und einmUthig beliebten Instruction."
g. [ad art. 4.] Alhier seindt S. Ch. D. einer gantz andern
Meinung und haltens vor billig, dass die Hülff nach Inhalt und Be-
dingung einer jedweden Alliance geleistet werde.
h. [ad art. 6.] Wann Schweden auch als Hertzog in Pom-
mern angenommen werde, haben sie billig die Anzahl der Hülff zu
vermehren, massen dann S. Ch. D. respect aller dero Lande fünfhun-
dert zu Boss in vier Compagnien und tausend zu Fuss in 5 Gompag-
nien willigen.
i. An Stadt: „unverlangt": so was oben bey Lit. d. gesetzet
und die Zeit benennet werde.
k. [ad art. 10.] addatur: in Sachen, die diese Alliance oder Con-
foederation angehen.
1. An Stadt der Worte: „so wenig ietzo als über kurtz oder
lang„: »zeit wehrender Verbündnuss" zu setzen.
m. [ad art. 16.] An stadt: „communi consilio": „auf sein Be-
gehren".
Der Kurftirst an K.Mainz, K.Cöln, K.Trier, den Bischof zu
Münster, das Haus Braunschweig, Hessen -Gassei und Darm-
stadt und Würtemberg. D. Cöln 23. Januar/[2. Februar] 1664.
[Bereitwilligkeit des Kf. zum Eintritt io die Rheiniscbe Allianz. Uebersendung
seiner Erinnerungen zu derselben.]
2. Febr. Es ist E. Ld. ohne unser weiteres Anführen zur gnüge bekannt,
was nun etzliche Jahr hero wegen der also genannten Rheinischen
Alliance und dass wir uns auch zugleich mit alliiren möchten, passiret
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AnerhieteD des Kf. zum Eintritt in die AlliaDz. 445
und Vorgängen. Als nun, nachdem wir die unsrigen vor nuhmero drei
Jahren diesenthalben naher Coln am Rhein') abgeordnet, Ihrer K.
Mt. in Franckreich darauf an uns Abgeschickter^) unter andern
auch[^wegen dieser AUiantz Anregung gethan, wir uns auch in Hand-
lung eingelassen und zu derselben Continuation unsern naher Franck-
reich abgeschickten und alda sich noch aufhaltenden geheimen ßath
den Freih. von Blumenthal genügsame Instruction und Vollmacht
gegeben, so haben wir uns zu der Mitalliirung gegen Ihre K. Mt.
nicht nur nochmals anerbieten, sondern auch unsertwegen einige Er-
innerungen überreichen lassen, und weil wir nicht zweifeln, es werden
diese Monita von Ihr. E. Mt. für nöthig und billig erkannt und das
Werk nuhmero nicht länger aufgehalten werden, so senden wir E.
Ld. dieselbe, ob sie gleich vorhin davon part haben möchten, dennoch
beigeleget zu, damit auch nicht weniger an Ihrer als an französischer
Seite die Sache ie eh und lieber zur Endschaft gelangen wolte. — ')
Der Knrflirst an die Gesandten in Regensburg. D. Cöln
20. /[30.] September 1664.
[Vollmacht zu VerbaadluDgeD über den Beitritt des Kf. zar BheioiscbeD AlliaDZ.]
Nachdem wir numehr resolviret, uns auch auf gewisse Condi- 30. Sept.
tiones und Jahr in die Rheinische Alliance mitzubegeben, so haben
wir Euch zu dem Ende beikommende Vollmacht*) übersenden wollen,
kraft deren Ihr Euch mit denen albereit darinnen stehenden Eönigl.,
Churfttrstl., Fürstl. und anderer Stände itzo zu Regenspurg sich be-
findlichen Gesandtschaften in Handlung einlassen und solche Alliance
auf drei Jahr schli essen könnt. Was die Instruction betrifft, haben
Wir Euch anstatt derselben angefügten Extract aus Unseres Geheim b-
ten Raths des Freiherm von Blumenthal nach Franckreich mitge-
^} S. oben S. 39 ff.
3) de LeBaeios, s. Urk. n. Akt. II S. 243 ff. IX 8. 599 ff.
^ Darauf liegen Antworten vor von den Herzogen Christian Ludwig und
Georg Wilhelm von Braunschweig (d. 6./16. Februar 1664), von der Land-
gräfin Hedwig Sophie von Hessen-Cassel (d. Cussel 4. / 14. Februar 1664),
von dem Kurfürsten Maximilian Henrich von Coln (d. Bonn 14. Februar
1664) und von dem Landgrafen Ludwig vonDarmßtadt (d. Darmstadt 26. Fe-
bruar 1664), in welchen dieselbe ihrer Freude über des Kf. Entschluss und ihrer
Bereitwilligkeit, den Wünschen desselben entgegeneukommen, Ausdruck geben.
*) d. Coln a. Spr. 21. September/ 1. Oetober 1664.
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446 '7* BrandeDburg und die Bheinische Allianz.
gebenen Instruction') zusenden wollen, wornach Ihr Euch bei der
Handlung und Schliessung der Alliance zu achten'). —
y. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten.
D. Eegenaburg 21./31. October 1664.
[Verzogerang der Yerhandlnngen.]
31. Oct. Nachdem drei Wochen seit ihrem ersten Antrag bei E.Mainz, welches
in der Alliance das Direktorium führt, yerflossen, ohne dass sie eine Antwort
erhalten, haben sie am 19. /29. ihren Antrag bei der K.Mainzischen Gesandt-
schaft wiederholt. Diese entschnldigte die Verzögernng and bat, nachdem sie
an demselben Tage die Alliierten berufen, noch 4 oder 5 Tagen es anstehen
zu lassen, damit sie noch einmal zusammen kommen könnten. Oravel
zeigt die grösste Bereitwilligkeit, ebenso der Schwedische Gesandte, und
anch die meisten anderen Alliierten sagen, dass ratione qnaestionis an kein
Zweifel sei.
1) S. ürk. a. Akt. IX 8. 620ff.
*) In einem Rescript vom 11./21. October 1664 bemerkt Kf.: ,ünd werden
erwarten, was sich die Alliirte auf Eoer Anbringen erklären werden, so Ihr aber
jedesmal in einer absonderlichen Relation oder Postsoripto za verfassen, damit
die Acta nicht confnndiret werden, sondern separart bleiben''; demgemäss sind
die Relationen eingerichtet. — Kf. theilt (d. G51n 3./ld. October 1664) dem Mark-
grafen Christian Ernst von Baireuth mit, dass er in Frankreich eine Parti-
cularallianz zu Aufrechthaltung des Instr. Paris tractieren lasse, dabei aber ver-
sprochen habe, sich in die Rheinische Allianz mitzubegebeo , weshalb er anch
seine Gesandtschaft in Regensburg ehest instruieren werde, mit den übrigen
Alliierten diese Allianz zu vollziehen ; wenn der Markgraf und sein Vetter, Mark-
graf Albrecht, sich auch darein begeben wollten, so möchten sie anch ihrem
Gesandten in Regensburg deswegen Kommission ertheileo und werde er dann
solches mitbefördern. Darauf erwidert derselbe (d. Baireuth 10. December 1664),
er und Markgraf Albrecht hatten sich entschlossen, der Allianz beizutreten,
und er hätte seinen Gesandten in Regensburg demgemäss instruiert, er bittet,
Kf. möchte sie dahin unterstätzen, dass ihnen beiden conjnnctim nicht mehr als
eine Compagnie von 60 Pferden und 180 z. F. zugemuthet würden, was Kf. zu-
sagt. Schon 14./24. September hatten v. Mahrenholtz und v. Jena aus Re-
gensburg berichtet, der Gulrobachische Gesandte habe ihnen angezeigt, dass
sein Herr in die Allianz einzutreten beabsichtige, sie hätten darauf den meisten
von der Allianz, namentlich dem französischen und schwedischen Ge-
sandten, des Kf. Intention mitgetheilt. Kf. weist sie 18./28. October an, den Ein-
tritt beider Markgrafen in die Allianz zu befördern.
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VerbandlaDgeD in Regensburg über den BiDtritt des Kf. 447
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
28. October/7. November 1664.
[Bereitwilligkeitserklärang der Alliierten zur Aufnahme des Ef.]
Im Namen der Alliierten sind gestern der KMainziscbe, Braan- 7. Nov.
schweig-Calenbergische und Hessen-Gasselsche Gesandte bei
ihnen gewesen nnd haben die Bereitwilligkeit der Alliierten^ E.Branden-
bürg in die AUiance aafzanehmen, in der höflichsten Form mitgetheilt.
Auf ihre Bitte hat derE.Mainzische sich bereit erklärt, ihnen ein £xem*
plar der Artikel der kürzlich erneuerten Alliance einzuhändigen ^).
Der KurfUrst^an die Gesandten. D. Cöln
9./[19.] November 1664.
[VerhaltuDgemassregelD.]
Sie sollen das ihnen inzwischen gewiss yon den K.Mainzi sehen mitge- 19. Nov.
theilte prorogierte foedns mit dem hiebei gehenden ersten AnfsatZi worauf
die ihnen zugeschickten notae und Erinnerungen gerichtet sind, vergleichen s)
und, dafem derselbe nicht geändert ist, sich bemühen, dass diese Erinne-
rungen dabei gebührend beobachtet werden, für diesen Fall achtet Ef. es
für unnöthig, sie mit einer weiteren Instruktion zu versehen. Sollten sie aber
darin bedeutende Veränderungen oder sonst ihrerseits Zweifel finden, so sollen
sie ihm solches samt ihrem eigenen Outachten berichten. Wegen der for-
^) Die Gesandten übersenden am 4./14- November die ihnen von den
K.Mainsischen zugestellten Haupt-, Prorogations- und Accessionsrecesse, nämlich:
1. Becess aber die Prorogation der Allianz bis zum 14./4. resp. 1Ö./5. August
1667 d. Begensburg 7. März/ 25. Februar 1664 8. Dumont, Corps diplomatique
VI, 2 S.453 (darin eingerückt der ursprüngliche Allianzrecess vom 14./4. und
15./5. August 1658), angehängt der Recess über den Hinzutritt des Bischofs
Johann Conrad von Basel d. Regensburg 10. Mai 1664.
2. Becess wegen Aufnahme des Herzogs Eberhard von Würtemberg d.
Frankfurt 25. JaDuar/4. Februar 1660.
3. Recess über die Prorogation der Allianz bis zum 14./4. u. 15./5. August 1664
d. Frankfurt 81./21. August 1660 (Dumont VI 2 S. 330).
4. Recess über die Aufnahme des Pfalzgrafen Friedrich Ludwig von
Zweibrücken d. Frankfurt 5. März/23. Februar 1663.
Die Gesandten bemerken dabei, sie würden jetzt die vom Kf. anstatt einer
Instruktion ihnen zugeschickten Avertissements (oben S. 443) übergeben, und da
Schweden wegen Vorpommern schon mit eingeschlossen sei, nach des Ef.
Befehl der daher fliessenden Vermehrung des quanti halber Erinnerung thun.
^ Die Gesandten erwidern (18./28. November), sie hatten zwischen beiden
Schriftstücken gar keinen wesentlichen Unterschied gefunden.
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448 7. BrandeDbarg und die Rheiniscbe Allianz.
mala receptionis sollen sie sich nach derjenigen richten, mit welcher andere
Kurfürsteo, namentlich Trier, in diese Allianz anfgenommen sind').
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
11./21. November 1664.
[Uebergabe der monita des Kf. an die Alliierteo.]
21. Not. Sie haben Mittwoch den 9./ 19. November die AdTertissements ') über
den Hauptrecess den K. Mainzischen in deutsc^ier Sprache, die bei der
AUiance gebräachlich, übergeben mit der Bitte, dieselben den Mitalliierten
mitzntheilen , nnd mit dem Vorbehalt, künftig noch weitere Erinnerungen
machen zn dürfen. Zugleich haben sie den monitis die Anzeige hingeznfügt,
dass sie vom Ef. beanftragt seien, auch die gleichzeitige Beception der
Markgrafen von Gnlmbach nnd Onoltzbach zn befördern.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
l./ll. December 1664
[Bereitwilligkeit der Alliierten, des Kf. monita an berncksichtigen, doch Schwierig-
keiten wegen der Domcapitel und des Schwedischen Gontingentes.]
11. Dec. Hente werden sie mit den Alliierten eine Gonferenz bei dem K.Mainzi-
schen Directorio halten, Gravel hat neulich mit ihnen besonders von den
monitis geredet und erklärt, dass er wie auch die anderen Alliierten willig
seien, dem Kf. in allem nach Möglichkeit Satisfaction zu geben. Was die
Successores der geistlichen Kur- und Fürsten und die Capitula, auch die
Vermehrung des Schwedischen Gontingents anlange, so sei zwar das
0 Kf. weist 15./2Ö. November die Gesandten an, wenn von dem von ihm zu
stellenden Truppencontigent die Bede sein werde, aaf 500 b. Pf. and 1000 z. F.
ZQ bestehen, da er sich daza bereits gegen den Konig von Frankreich erboten
habe, zugleich wiederholt er die Forderung, dass, nachdem Schweden auch für
Pommern in die Allianz getreten sei, dessen Gontingent vermehrt werde.
>) Dieselben (lateinisch zusammen mit den Gegenbemerkungen der Alliierten
Urk. u. Akt. II, S. 290 ff. abgedruckt) stimmen im übrigen mit dem ursprünglichen
oben S. 443 abgedruckten Entwurf durchaus überein, nur dass Absatz e (sa Arti-
kel 2) ganz fortgelassen und b folgendermassen formuliert ist: „Da gesaget wird,
dass die K. Mig. zu Schweden nach geendigtem Polnischen Kriege auch als ein
Hertzog in Pommern in diese Bandnuss eingenommen werden sollte, und anjetso
dieser casus seine Erledigung hat, folget von sich selbst und wird als offenbar
von jedermann gestanden werden, dass der Paragraphas dieses Einganges, wel-
cher sich anhebt: „Mit Vorbehalt, dass da", als der S. Ghnrf. D. dnrcbaus prä-
judicirlich und die gleiche Gondition der Herrn Alliirten klärlich choquiret, in
diesem Alliance-Recess nicht mehr stehen bleiben könne.''
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-VerhandlaDgeD über die Aafnahme des Kf. 449
erste den weltlichen, und das andere allen lieb, wann es zu erhalten, alleio
jenes hätte man bereits a. 1657 fahren lassen, nnd von dem Bremischen
Gesandten, dem freundlich zugeredet, wäre nichts zu erhalten, anch
hätte derselbe vordem gar Moderation suchen wollen, vorschützend, das jet-
zige Quantum übertreffe den in der Reichsmatricul befindlichen Anschlag
oltra triplumO-
, Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
9./19. December 1664
[Conferens mit den Alliierten, deren Erklärungen za den monita des Kf ]
Heute vor 8 Tagen haben sie die Gonferenz mit den Alliierten gehal- 19. Dec.
ten, es wurden ihnen die Erklärungen derselben auf die Erinnerungen zu
dem Allianztraktat eröffnet und auf ihre Bitte die schriftliche Mittheilung
derselben zugesagt. Dieselben ^ sind ihuen darauf von dem E.Mainzischen
Directorium zugeschickt worden, und sie senden dieselben ein, sie haben
darauf noch nicht remonstriert, sondern wollen erst die Befehle des Kf. er-
warten.
Dieseiben an den Kurfürsten. D. Regensburg
16./26. December 1664.
[Kriegsrathsinstruction. Geldbeitrag zur AUianzcasse.]
Sie übersenden die 1658 beschlossene Eriegsraths-Instruction'), dieselbe 26. Dec.
ist aber, wie E.Mainz mittheilte, nicht mehr gültig, und über eine neue
habe man sich noch nicht vergleichen können, daher werde des Ef. Rath und
Meinung beobachtet werden können, wenn man künftig für nöthig halten
sollte, eine Instruction aufzusetzen. Zur Unterhaltung der bei der Allianz
in Diensten bleibenden Generale oder zu anderen vorfallenden gemeinen Aus-
gaben werden von einem zu Ross 3 Rthlr. und von einem zu Fuss 1 Rthlr.
ad cassam geliefert, man meint aber, dass, wenn Ruhe und Frieden bleibe,
für das ganze Jahr ein halbes Quantum zu allen Ausgaben genug sein dürfte.
0 Kf. erwidert darauf (d. Goln 17./27. December 1664), die Gesandten sollten
sich bemahen, diese beiden Forderungen durchzusetzen, «welches Ihr doch also
zu mesnagiren habet, dass, im Fall Ihr gleich nichts von beiden erhalten könnet,
wie wir fast aus Eurer itzigen Relation besorgen müssen, dennoch der Schlass
der Alliance darum nicht aufgehalten werde.*"
») S. ürk. u. Akt. II S. 290 ff.
^ d. Frankfurt 15./2Ö. September 1658, abgedruckt Diar. Europaeam I
S. 1089.
Mater. %. Gesch. d. G. Karfunten. ZI. 29
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450 7. Brandenbarg und die Rheioieche Allianz.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. December 1664/
[9. Januar 1665.]
[auf die RelatiooeD vom 9./ Id. und 16./26. December. Die dem Kf. aDStössigeo
Punkte sind vorläufig nur im AccessionsrecesB zu beseitigen, Kf. ist zu Geld-
beiträgen bereit.]
9. Jan. — Ob wir nun zwar gerne gesehen, dass unsre Erinnerungen also-
bald beobachtet und dem Hauptrecess inserirt werden mögen, so wol-
len wir doch, weil vor diesmal einige Aenderung darin nicht zu
erhalten, und man gleichwohl allerseits einig, dass die uns höchst-
präjudicirliche Clausul beim Iten Articul auszulassen, uns vorjetzo
damit vergnügen, dass diese Clausul und andere puncta, so uns zu-
wider, im Accessionsrecess cassiret und annuUiret werden, wobei Ihr
aber ausdrücklich zu bedingen und solches jetzigem Accessionsrecess
mit einzuverleiben, dass bei nächstkünftiger Prorogirung des Hauptre-
cesses derselbe umgeschrieben und dasjenige, so wir dabei erinnern
lassen, attendiret werden solle. —
Ges. sollen die Forderang der fränkischen Markgrafen wegen des Quan-
tum ihres Gontingents ^) unterstützen.
Im übrigen sind wir nicht gemeint, demjenigen, was zu Unter-
haltung der im Dienst bleibenden Generale und andern gemeinen
Ausgaben an Geld communi consensu ad cassam zu liefern, uns zu
entziehen. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 23. Januar/
[2. Februar] 1665.
[Budgültige Forderungen des Kf.]
2. Febr. Ges. haben in ihrer Relation vom 13. /23. Januar in der Befürchtung, die
Alliierten würden eine Erläuterung und deutliche Erklärung der Punkte wün-
schen, welche dem Kf. eigentlich zuwider seien, um Resolution gebeten.
Welche wir Euch hiermit anfügen und ertheilen, dass wir es nun-
mehr bei der Erklärung, so Euch die HH. Alliirten auf unsere Er-
innerungen den 12. /22. December gegeben, in allen Stücken und
Puncten bewenden lassen, nur habet Ihr dahin zu sehen, dass die
Erläuterung, davon n. 2 obgemelter Erklärung gedacht wird, in dem
Accessionsrecesse geschehe und die in dem ersten Articul des Haupt-
0 S. oben S. 446, Aom. 2,
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VerhandlnDgeo aber den Eintritt des Ef. 451
recesses wegen des damaligen polnischen Krieges enthaltene Clausul
cessire. Und habet Ihr mit dem förderlichsten eine formulam des Acces-
sionsrecesses zu entwerfen, darinnen dieser Punkt obbeschriebenermassen
ausbedungen wird, und uns solches Concept ehestens zu ttberschicken'). —
Die Gesandten an den Kurfürsten, D. Regensbnrg
3./13, März 1665.
[Aenderangen der Alliierten an dem AcceasioDsrecess, die Verträge des Kf. mit
Pfalz-Neuburg.]
Sie übersenden das Project des Recesses nebst den Aendeningen, welche 13. März.
die Alliierten beigesetzt haben , sie halten zwar dieselben für ganz unwe-
sentlich, wollen aber doch nicht ohne Zastimmnng des Ef. aaf dieselben
schliessen'). Der Münstersche Gesandte hat vor etwa acht Tagen im
Allianzrath angezeigt, dass Kf. und Pfalz-Nenbnrg') sich nicht allein
der Religion und des Westfälischen Kreisdirectoriams wegen verglichen,
sondern auch ein Defensivbündnis geschlossen haben.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg 24. März/
3. April 1665.
[Verzögerang des AbschlaBses darch den Lünebargischen SuccesBiooBstreit]
Sie haben am 22. März/l. April eine neae Gonferenz mit den Alliierten 3. April
gehabt und denselben des Ef. Resolntion mitgetheilt, mit welcher jene sich
sehr zufrieden zeigten. Der Recess wäre schon vollzogen worden^ wenn
nicht zwischen dem Brannschweigisch-Gellischen und B.-Calen-
b ergischen Streitigkeiten^) aasgebrochen wären, die noch nicht beige-
legt sind, doch wird der Vertrag als vollzogen angesehen und sollen sie
hinfort zu den Conferenzen, wie die anderen, berufen werden.
') Die Gesandten übersenden 3./13. Februar ein solcheB Project, welches
dem K.Trierscheu gleichförmig ist, nur dass am Ende die Cassation der Claasel
des Art. 1 angehängt ist. Kf. erklärt aich 15./ 25. Februar damit einverstanden
und weist sie an, dieses den Alliierten mitzutheilen.
*) Kf. ertheilt 14./24. März seine Zustimmung und befiehlt, die Sache in Rich-
tigkeit zu bringen.
*) Gemeint sind die unter Vermittelung des Bischofs von Münster am
14. Februar 1665 zu Dorsten abgeschlossenen Verträge s. v. MÖrner S. 261ff.
und unten Abachn. 8.
^) Ueber den nach dem am 15. März 1665 erfolgten Tode des Herzogs Chri-
stian Ludwig zwischen dessen beiden Brüdern Georg Wilhelm und Johann
Friedrich auBgebrochenen Successionsstreit a. Köcher I S. 389 ff. und unten
AbBchn. 9.
29*
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452 7. Brandenburg und die Rheinische Allians.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
14./ 24. April 1665.
[loterimserkläruDg der Alliierten; Hersog Georg Wilhelm nimmt die Hülfe der-
selben in Ansprach.]
24. April. Da wegen des Streites zwischen Calenberg and Gelle der Recess
noch nicht yollzogen werden kann, so haben sich die Alliierten bereit er-
klärt, eine schriftliche Yersicherang ansEostellen, dass Ef. des Effects der
Allianz schon jetzt geniessen solle, was sie auch aaf ein interim annehmen
wollen^). Der Calenbergische Gesandte hat eine ansführliche schrift-
liche Dednction den Alliierten mitgetheilt, in welcher Herzog Oeorg Wil-
helm solenniter die Hülfe derselben gegen Herzog Johann Friedrich,
Ton dem er invadiert und aggrediert sei, in Ansprach nimmt.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
21. April/ I.Mai 1665.
[Der Lüneburgische Saccessionsetreit.]
I.Mai. Die Gesandten der Herzoge Oeorg Wilhelm and Johann Frie-
drich haben den Alliierten die entstandenen Saccessionsstreitigkeiten schrift-
lich angezeigt and ist darüber in dem Allianzrath, dem nan aach sie beiwohnten,
Deliberation angestellt and absonderlich die Frage, ob Herzog Johann
Friedrich für einen Alliierten zn halten, in Consideration gezogen worden.
Ein Theil*) hat solches bejaht, weil derselbe ein anstreitiger Saccessor and
entweder das Fürstentham Celle behalten oder Hannover überkommen
müsste, dann sei die Allianz ansdrücklich aaf die saccessores gerichtet and
gäben die Fürstl. Hessischen Häaser ein Exempel, wie es jetzt za halten.
Doch blieb diese Frage, als von grosser Conseqnenz, anentschieden and es
wnrde nnr einmüthig beschlossen, an beide Fürsten zu schreiben and sie
zn gütlicher Schlichtang der Differentien za ermahnen, auch die Schreiben
so einzurichten, dass obenerwähnte, Frage nicht decidiert werde. Herzog
Georg Wilhelms Gesandter ist vor einigen Tagen nach Wien gereist;
ob nun Herzog Johann Friedrichs Gesandter, der im Furstenrath
sitzt, za den AUianzconventen gerufen and admittiert werden wird, steht
noch dahin.
0 Kf. genehmigt (25. April/ 5. Mai) diesen modas.
^ Die Gesandten melden 27. April/ 7. Mai: „Es halten sonst die Herren
Gatholischen davor, dass Herzog Johaoc Friedrich Dorchl. als ein unstrei-
tiger successor eines Furstenthnmbs in der Alliance begriffen, die Evangelischen
aber wollen das zur .Zeit wegen der Contradiction Dero Herrn Bruders Dnrchl.
nicht bejahen, und messen dahero diese jenen and hinwieder jene diesen einige
Parteilichkeit bei."
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Vorläufige Aufnahine des Kf. Der Lilnebargische SaccessioDBstreit. 453
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 12./22. Mai 1665.
[Die Aufnahme der fräDkischen Markgrafen in die Allianz, deren Gontingent.]
Die Aufnahme der Fränkischen Markgrafen In die Allianz ist zu- 22. Mal
gestanden, K.Trier, K.Cöln und Wolfenbüttel verlangen jedoch, dass
dieselben ein grösseres Gontingent stellen sollen, während die anderen mit
dem angebotenen Gontingent zufrieden sind. Gravel erklärte, sein König
hielte dafür, dass nicht so sehr auf dieses qnantnm als auf des Kf. Gon-
tingent und dass demselben hierin Satisfaction geschehe, zn sehen sei.
Da der Markgraf zu Gulmbach sich zu 140 Pferden erboten hat, so hoffen
sie, dieses werde angenommen werden.
Beide Brannschweigischen Fürsten haben den Snccurs der Allianz
in Anspruch genommen. Der Gesandte Herzog Johann Friedrichs
nahm vorgestern im Allianzrath seinen Platz ein, ohne dass jemand wider-
sprach, daher trugen auch sie Bedenken, dergleichen allein vorzunehmen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
4./14 August* 1665.
[Bezahlung der Schulden der Allianz, Beitrag des Kf. dazu.]
Da noch ans dem Türkenkriege her der Cassierer der Allianz Johann 14 Aug.
Ochs 16000 Thaler nebst Interessen zn fordern hat, so hat man zur Ab-
tragung dieser Schulden IVa Simplum gefordert. Qes. haben erklärt, dass
Kf. für Ausgaben früherer Jahre nicht zu haften habe, und stellen dem Kf.
anheim, nur ein volles Simplum einzusenden^).
Allianzka
') Das Simplam des Beitrages zur
Bse beträgt fü
Frankreich
4000 Rthlr.
K.Mainz
1500
K.Trier
700
K.Cöln
1600
K.Brandenburg
2500
Münster
1400
Strassburg
210
Basel
140
Pfalz-Neuburg
1585
Bremen
1150
Ffalz-Zweibrücken
210
Die brannschweigischen Häuser
2160
Würtemberg
500
Hessen-Cassel
500
Hessen- Darmstadt
360
1ÖÖ20 Uihlr.
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454 7* Brandeobiirg and die Bbeioische AUians.
Der Kurfürst an die Gesandteii. D. Cöln
14. /[24,] August 1665,
[auf die Relation vom 4./ 14. August. Kf. will nar Va Simplam beitragen. Die
im Dienste der Allianz stehenden Officiere.]
24. Aug. _ So viel nun anfänglich den gemachten Schluss betrifft, dass
ein jeglicher von den Alliirten ein und halbes Simplum in die Allianz-
Cassa zum Abtrag des von dem Bundes Cassirer Johan Ochs ge-
thanen Vorschusses binnen sechs Wochen zu Franckfurt a. M. einliefern
solle, wollen wir, unsere Willfährigkeit za bezeugen, za schleuniger
Auszahlung eines halben Simpli Anstalt machen lassen, ein mehreres
aber — kann — uns noch vorjetzo nicht zugemuthet werden. So kön-
nen wir uns auch zur Salarirung so vieler hoher Kriegsbedienten')
(des Feldmarschallen Grafen von Hohenlohe Person ausgenommen)
nicht gestehen, sondern wollen allein die Officire, so unseren zur
Bundeshülfe destinirten Auxiliartruppen fUrgestellet sein, mit nötigem
Unterhalt versehen.
Im AUianzratbe ist vorzustellen, es müsse vorgebeugt werden, dass den
von der Allianz dependiereuden und besoldeten Offi eieren nicht gestattet
werde, in fremder Herren Dienst zu treten, namentlich befremdet ihn, dass
dem Gen. Major Gor gas sein jährliches Wartegeld gelassen und daneben
gestattet wird, sich in des Bischofs von Münster Dienst gebrauchen zu
lassen. Ges. sollen gegen die Einwürfe von E.Cöln, E.Trier und
Wolfenbüttel gegen die Reception der fränkischen Markgrafen remon-
strieren.
Der Kurfürst an dieselben. D. Cöln 21./[31.] August 1665.
[Beitrag za der Alliaoz-Casse.]
31. Aug. — So viel nun anfänglich die AUiance-Schulden betrifft, werden die-
jenigen Schulden, so ehe und bevor wir mit in die AUiance getreten.
0 Das Wartegeld für die im Dienst der Allians stehenden Generale nnd
Officiere beträgt jährlich:
FeldmarschaU Graf Hohen luhe 4000 Rthlr.
General Wachtmeister v. Baumbach 2000
V. Leyen 2000
Graf Josias v. Waldeck 2000
Generalquartiermeister v. Gorgas 1333^
Generaladjatant v. Boisrenaud 666f
Feyge 6661
1266l)f Kthlr.
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Beitrag des Kf. zur AlIianzcasBe. Der MüDStersche Krieg. 455
gemachet worden, billig von denen, so hernacher contrafairet worden,
separiret, gestalt Ihr darauf nochmahl zu bestehen. ~ Was aber die
Ausgaben, so nach der Zeit, als wir in die AUiance getretten, vorge-
fallen, anreichet, deshalb haben wir ein halb Simplum ausgeschrieben,
welches ehest eingeschicket werden soll. —
Gottfried »v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
6./16. Oetober 1665.
[MaD»ier8 Hüifsgeauch gegen die Niederlande.]
Man ist mit dem vom Ef. angebotenen halben Simplam zufrieden. Der 16. Oct.
Französische nnd die Angsburgi sehen Confessionsverwandten inclinicren
alle dahin, dem General Gorgas zu schreiben, dass er von Münster
abdanken oder aas dem Dienst der Allianz entlassen sein solle, wahrschein-
lich wird er das leztere vorziehen.
Der Münstersche Gesandte hat die Ursachen, waram sein Herr mit
den Niederlanden den Krieg angefangen, i) nunmehr, nachdem das Feuer
angezündet, im Allianzrath verlesen und Hülfe begehrt. Niemand war
instruiert, Jena als der erste äusserte seine Privatmeinung, man möchte
es noch etwas nnd wie sich die Conjunetnren ereignen möchten, mit an-
sehen, da man sich auf allen Fall und weiteres Anhalten gegen Münster
zur Interposition erbieten könnte. Die anderen stimmten bei, der Fran-
zösische «ontestierte aber noch immer, dass sein König den Staaten 4000
z. R. und 8000 z. F. zu Hülfe schicken müsste nnd würde. Die Angsb.
Conf. Verwandten möchten auch, soviel er spürt, Münster nicht
assistieren. Von den Schwedischen Consiliis wird Ef. wohl bessere
Nachricht haben. J. wird den Allianzrecess unterschreiben und vollziehen
lassen, weil die Hinderungen jetzt aufgehört haben.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
13./ [23.] Oetober 1665.
[auf die Relation vom 6./16. Oetober. Das MÜDStersche Hüifsgeauch ist abzulehnen.]
— Was endlich — des H. Bischoflfen zu Münster bei den Alliirten 23. Oct.
Ständen gesuchte Assistenz und Hülfe belanget, habet Ihr nochmals
bei allen Gelegenheiten vorzustellen, wie übel es von dem H. Bischoflfen
geschehen, dass er ein so gefährliches Werk ohne I. Kays. Maj., des
Beichs und des Kreises Vorwissen angefangen und dadurch das Beich
und den Kreis absonderlich in die höchste Gefahr gesetzet, und habet
ferner flelssig zu urgiren, dass mehrbesagter H. BischoflT von I. Kays.
Maj. und dem ganzen Beich ernstlich dehortiret werde. Wie Ihr dann
0 S. unten Absclinitt 11.
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456 7. Brandenbarg nod die Rheioiscbe Allianz.
auch zu remonstriren, dass die Hülfe von dem H. Bischoff nullo jure ge-
fordert werden könnte, weil er aggressor wftre, dann ob schon vor
diesem die HH. Staten ihm einigen Verdruss angethan, so gebührete
ihm doch nicht, auf solche Art das Reich zu impliciren, gestalt dann
auch dieses nicht ihme, sondern vornehmlich dem Kaiser und dem
Reich geschehen wäre, dahero er billig demselben die Ahndung des-
sen sollte gelassen haben. —
G. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
13./23. October 1665.
[Des Kf. Beitrag zur Allianzcasse. General Gorgas.]
23. Oct. Im Allianzrath ist beschlossen worden, dass Ef. nnr zu dem, was nach
seiner Reeeption ans der Kasse zu bezahlen, beizutragen habe. Oravel,
der das erste votum führt, bat sich bei dieser wie bei anderen Gelegen-
heiten dem Ef. willig und geneigt erwiesen. Als Jena darauf die Erklä-
rung des Ef. wegen Salarierang der auf Wartegeld stehenden Officiere vor-
gebracht, wurde beschlossen, er sollte dem Ef. berichteni dass Schweden
früher gleichfalls dagegen gewesen sei , man habe' jedoch gefunden , dass
dieses ein sonderbares zur Allianz dienendes vincnlum sei und vielen ünge-
legenheiten vorbeuge, man hoffe daher, dassEf., wie Schweden getban^ das
wenige Geld nicht scheuen und auch dazu beitragen werde. In betreff des
General Qorgas trog Gravel darauf an, dass er aufzufordern sei, den
Münsterschen oder den Dienst der Alliierten aufzugeben, Jena unterstützte
diesen Antrag, die Katholiken und andere aber entschuldigten sich mit mangeln-
der Instruction, so wurde die Sache verschoben. Es will aber fast scheinen,
dass wegen der verschiedenen Inclinationen, wie in den Reichscollegien, so
auch in diesem langsam oder gar keine Resolution gefasst werden dürfte.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 27. October/
6. November 1665.
[Beschwerden Munsters gegen Frankreich und die Niederlande, E.Mainzs gegen
K.Pfalz, Pf.Nenbarga gegen Spanien und die Niederlande].
6. Nov. Im Allianzrath beschwerte sich 25. October/ 4. November der Mün-
stersc he Gesandte über den König von Frankreich, dass derselbe, wie
verlaute, den Gen.-Staaten 6000 Mann schicke und zu 12000 Werbegelder
reichen Hesse, und verlas eine Schrift, worin eine gütliche Schlichtung dieses
Streites beantragt wird. Oravel erwiderte nur, dass es seinem König an
genügsamen Ursachen dessen, so geschehe, nicht ermangele , und deside-
rierte Communication. Zugleich übergab der Münstersche noch eine
Schrift wider die Holländer. K.Mainz Hess Klage erheben, dass er
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Beschwerden Müosters, K.Mbidib und Pfalz-Neuburgs. * 457
von K.Pfalz') ohne Ursache feindlich angegriffen sei, verlangte die Bun-
deshülfe und ersuchte die Alliierten, sich mit der Hülfe gefasst zu halten und
auf weiteres Ansuchen solche in simplo zu schicken. Pfalz-Neuburg
beschwerte sich über die Spanische Regierung zu Brüssel, welche Sol-
daten in sein Land lege und sie nicht wolle abführen lassen, und über die
Oen. Staaten, dass sie nicht die Garnison aus Rayenstein nehmen
wollen, einen vornehmen Vasallen aus dem Jülichschen gefangen weggeführt
und die Jesuiten aus Emmerich vertrieben haben ^). Ges. bittet um In-
struktion. Es scheint zu erwägen, dass diese Allianz nicht auf die alten
und vor dem Friedensschluss streitig gewesenen oder entzogenen Dinge
zu ziehen ist, sonst würden die Alliierten unterschiedliche Armeeen im Felde
halten müssen. Dann ist die Allianz nur auf die Defension gerichtet und
soll den Alliierten, wenn jemand etwas anfangen will, zeitige Nachricht
gegeben werden, was Münster garnicht beobachtet hat. E.Mainz mag
wohl die Hülfe noch nicht zur Zeit serio begehren, und wird de justitia
causae und vielen anderen Dingen, die bisher vorgegangen, unterschiedliches
geredet.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
3./ 13. November 1665.
[Bülfegesuche Münsters and Pf.Neabnrgs. Yerzogernng der VoIlziehuDg des
Accessionsrecesses].
Münsterhat begehrt mit einem simplo, Pfalz-Neubnrg mit wirklicher 13. Nov.
Hülfe gegen die Gen. Staaten assistiert zu werden, der letztere hat auch
verlangt, dass die Allianz wegen Abführung der spanischen Truppen aus
seinem Gebiet an Castel Rodrigo') schreibe. Herzog Johann Frie-
drich von Braunschweig hat sich erboten, nachdem sich sein Ge-
sandter V. Rautenstein mit dem seines Bruders, des Herzogs Georg
Wilhelm, Otto v. Mauderode wegen Führung der beiden Brüdern zu-
stehenden vota verglichen hat, an der Allianz von 1658 festzuhalten und
des Kf. Accessionsrecess zu ratificieren. Dieser Recess ist noch nicht
voUzogen, weil die geistlichen und weltlichen fürstlichen Glieder sich über
die Ordnung beim Unterschreiben nicht einigen können*).
1) Ueber diesen Wildfaogstreit s. unten Abschn. 10.
^ Ueber diese Streitigkeiten und Verhandlungen Pfalz- Neu bürge mit den
Niederlanden s. M^moiree du comte d'EstradesII S. 63. 167. 225. 230;
III S. 306. 325. 482. 510.
*) Statthalter der Spamschen Niederlande.
*) G. v. Jena meldet 10./20. November, die weltlichen Faraten hätten den Re-
cess unterschrieben und man hätte auch beschlossen, die fränkischen Markgra-
fen mit dem angebotenen Kontingent von 120 Pferden in die Allianz aufzunehmen.
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458 7- Brandenburg and die Rheinische Allianz.
Recess über den Beitritt des Kurfürsten von Brandenburg zur
Rheinischen Allianz, D. Regensburg 8./ 18. November^) 1665.
18. Nov. Zu wissen sej hiemit, als die in folgendem Recess benandte,
des heyl. Rom. Reichs Chur und Fürsten, unterm dato Franckfurt am
Mayn den 4./14. Augusti des verwichenen 1658 sten Jahres für sich,
Ihre SuccessoreS} Erben und Kachkommen, durch Ihre abgeschickte,
zu dieser Sache instruirte und gevollmftchtigte geheime Ministros,
Räthe und Abgesandte, so wohl unter sich selbst, als auch nachge-
hends unterm dato Mayntz den 5./ 15. berührten Monaths und Jahres
mit der König!. May. in Franckreich gewisse Bundes-Recesse (welchen
hernachmabls auch der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Georg
Landgraff zu Hessen etc. nunmehr christseel. hochlöbl. Andenckens
den 8./18. Junii 1659; der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr
Eberhard, Hertzogzu Würtemberg etc. den 4. Febr./25. Januar 1660,
auff höchstgedachten Herrn Landgraffen Georgens Fürstl. Dchlt. er-
folgten tödtlichen Hintritt der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr
Ludwig, Landgraff zu Hessen etc., anno 1661; der Durchleuchtigste
Fürst und Herr, Herr Friedrich Ludwig, Pfaltzgraff bey Rhein etc.
den 5. Martii/23. Februarii 1663; auf Herrn Landgraffen Wilhelms zu
Hessen Fürstl. Dchlt. christseel. hochlöbl. Andenckens erfolgten tödt-
lichen Hintritt die Durcbleuchtigste Fürstin und Frau, Frau Hedewig
Sophia etc. Wittib, Vormünderin und Regentin, in Vormundschaffts
Nahmen Dero ältesten Fürstl. Princens, des auch Durchleuchtigsten
Fürsten und Herrn, Herrn Wilhelms Landgraffen zu Hessen etc.
anno 1663; der hochwürdige Fürst und Herr, Herr Johann Conrad,
Bischoff zu Basel den 10. Maii 1664; sodann auf des Durchleuchtig-
sten Fürsten und Herrens, Herrns Christian Ludwigs, Hertzogen
zu Braunschweig und Lüneburg christseel. hochlöbl. Andenckens
erfolgten tödtlichen Hintritt der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr
Johann Friedrich, Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg
a. 1665 respective beygetretten und continuiret) aufgerichtet, beschlos-
sen und folgends Ihre Ratificationes unter selbsthäudiger Subscription
und Siegellung darüber gegen einander ausgeantwortet; sodann aus
bewegenden Ursachen nach und nach biss auf den 4./ 14. und 5./ 15.
Tag Augusti 1667ten Jahres erstrecket worden, Allermassen der zwischen
höchstgedachten Chur- und Fürsten auffgerichtete Haupt- und dann
1) InbaltsaDgabe bei Pafendorf IX, § B5, S. 600, v. Mörner S. 268 ff.
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Der Acce8sioD8rec688. 459
mit und benebenst der Königl. Hayt. in Franckreich nacbgehends
verglichene letztere Prorogations Becesse von Wort zu Wort lauten,
wie folget:
Zu wissen sey biemit, als nach dem in anno 1648 etc. [D.
Franckfurt a. M. 4./14. Augusti 1658] 0-
Zu wissen, demnach zwischen etc. [D. Frankfurt a. M. 7. Martii/
25. Februarii 1663]').
Und dann der Durchleuchtigste Fttrst und Herr, Herr Frieder! ch
Wilhelm, Marggraff zu Brandenburg etc. berührte Bundes Becesse
gleichfalls seines Orths zu fertigen und zu ratificiren aus gewissen
Ursachen bisshero zwar angestanden, nunmehr aber dazu sich endt-
sehlossen und erkläret, dass solchem nach höchstbenandte S. Ghurf.
Dchlt. vorgemeldte zu niemands Offension, sondern nur alleine zu
Beschtttzung Ihrer und der sftmbtlichen Alliirten Landt und Leuth
angesehene, auch in denen Beichssatzungen und zumahl dem jüngsten
Westphälischen Friedensschlus gegründete Verfassung mit ob höchst-
benandter Königl. Mayt. auch Chur und Fürsten den 22. Martii/1. Apri-
lis 1665 würcklich eingegangen und mit denenselben sich (ausgenom-
men dessen, so wegen Inhalts des ersten Articuls absonderlich ver-
glichen und am Ende dieses Accessions-Becesses befindlich) verbunden
haben. Thun auch solches hiemit und in Krafft dieses dergestalt, dass
Sie nicht anders, als ob mehr höchstgedachte S. Ghurf. Durchl. gleich
anfangs ob inserirte Becesse mitgefertiget und genehm gehalten hätten,
alle darin gemeldte Assistentz und Hülffe, jedoch offt höchstbesagte
S. Ghurf. Durchl. wegen dero Ghurfürstenthumb und fieichslande mit
Fflnffhundert zu Pferd in vier Gompagnien und Eintausend zn Fuss in
f&nff Gompagnien, die übrige alliirte Ghur- und Fürsten aber mit so
viel Manuschafft, als in mehr berührtem vorgehenden Haupt- und re-
spective Ihrem Accessions-Becess verglichen und enthalten ist, einan-
der treulich leisten und demjenigen, was mit mehrem^darin verhandelt,
gegen einander nachleben und nachkommen wollen. Als aber der
im Isten Articul des d. 4./ 14. Aug. 1658 zu Franckfurt am Mayn
auffgerichteten Haubt Alliantz Becessus befindlicher Paragraphus, wel-
cher sich anfanget: „Wobey dann dieses absonderlich verglichen, ob-
ODiariam Earopaeam I 8.1010. Londorp VIII S. 417. Dumont
VI 2 S. 235.
») Dumont VI 2, S. 453.
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460 7. Brandenburg and die Rheinische Allianz.
wohl die AUiirte weder in gegenwärtigem," und sieh endiget: „ohne
einige Exception wQrckliehe Hülffe und Assistentz zu leisten schuldig
seyn sollen," nach dem in a. 1660 erfolgten Polnischen Frieden an
und für sich selbst erloschen, und demnach S. Churf. Durchl. zu Bran-
denburg selbigen Paragraphum nuhn mehr auszulassen begehret, der
offt angezogene Haupt-Recess aber aus einer und andern Ursachen
vor jetzo nicht umbgefertigt werden können. So erklären und ver-
sprechen obhöchstgenandte Königl. Mayt. in Franck reich auch Chur-
fQrsten und Fttrsten ingesambt und ein jedweder für sich, dass die in
art. 1 "<> jetzt angeführte absonderliche Disposition „wobey dann" und
was davon dependirt, die Königl. Mayt. und Cron Schweden wie
auch S. Churf. Durchl. zu Brandenburg betreffend, hiemit abseyn
und cessiren, und wann diese AUiance kfinfftig prorogiret werden
wird, der offtgedachte Haubt-Becess de a. 1658 umbgeschrieben, er-
neuert und gedachter, art. 1™^ befindlicher Paragraphus und absonder-
lich geroachter Vergleich, höchstgedachte Königl. Mayt. und Cron
Schweden und dann S. Churf. Durchl. zu Brandenburg belangend,
als der bereit von sich selbst cessirt und auffgehoben ist, daraus ge-
lassen werden solle.
Dessen zu Uhrkund und beständiger Vesthaltung ist dieser Re-
cess von allerseits Königl. Chur- und FUrstl. Geyollmächtigten unter-
schrieben und verfertiget, auch davon einem jedweden ein Exemplar
zu dem Ende behändigt worden, damit von allerseits gdster Herr-
schafft die darüber nöthige Ratificationes verglichener Massen von
dato innerhalb sechs Wochen ohnfehlbar beigebracht und gegen ein-
ander ausgewechselt werden mögen. Da aber vor Verfliessung an-
geregter sechs Wochen, oder vor Einlangung der Commutirung aller-
seits hoher Herren Principalen Batificationen, obgedachter AlliirtenCbor-
fürsten und Fürsten oder S. Churf Durchl. zu Brandenburg Chur-
fttrstenthumb und Landen einige Gefahr zuhanden stossen oder auch
zu besorgen stehen solte. So versprechen obgedachte Königliche, Chur-
und Fttrstl. Gesandten im Nahmen Ihrer hohen Herrn Principalen hie-
mit S. Churf. Durchl. zu Brandenburg Gesandte, denenselben, dass
Sie auch in solcher Zeit auff allen zutragenden Nothfall einander ad
mutuum auxilium und zu reciprocirter Assistentz dergestalt und unter
sich verbunden sein sollen und wollen, als ob allerseits Königl. Chur-
und Fürstl. Ratificationes würcklich schon eingelanget, auch gegen ein
ander commutirt und extradiret wehren. Alles getreulich und ohne
Gefehrde. So geschehen zu Regenspurg den 8./ 18. Novembris a. 1665.
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Der AccessioDsrecess. 461
Robertus de Grayel
Christianissimi regis Plenipotentiarias.
Frantz Georg von Schonborn
wegen Chur-Maintz.
Joannes Gbristophorus Aldenhofen
wegen Chur- Colin.
Johan Adam Umbescheiden
wegen Chur- Trier.
Gotfried von Jena
wegen Chur- Brandenburg.
Hans Ernst von Rautenstein
wegen Ihr. Dchl. zu Neuburg.
Georg von Snoilski,
wegen Bremen, Verden und Pommern.
Hans Ernst von Rautenstein
wegen Ihr. Dchl. zu Zweybrllck.
Caspar Alexandri D.
wegen Braunschweig Wolfenbüttel.
Otto Otto von Mauderode,
wegen Braunschweig Lüneburg Zell.
Hans Ernst von Rautenstein
wegen Ihr. Dchl. zu Braunscbw. Lüneb. Calenb.
Sebast. Fried. Zobel,
wegen Ih. F. Dchl. zu Hessen Cassell.
Sebast. Fried. Zobel,
wegen Ih. F. Dchl. zu Hessen Darmstad.
Georg Wilhelm von Bydenbach
wegen Würtenberg.
Gr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
24. November /4. December 1665.
[Schreiben an Castel Rodrigo, General Oorgas, franzöBiBche Antwort auf die
MQDstersche Beschwerde, Haitang der catholischen Mitglieder der Allianz]
Er übersendet den Allianz -Accessions-Recess, den aber Basel und 4. Dec.
MüD8ter wegen des Präcedenzstreites mit den Weltlichen noch nicht un-
terschrieben haben, und die Formel für die Ratifikation; er sendet ferner
(in Schreiben der Alliierten an den spanischen Statthalter Castel Ro-
drigo, welches auf Pfalz-Nenborgs Ansuchen abgehen, aber erst den
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462 7. BrandoDbarg und die BheiDische Allianz.
PriDcipalen vorgelegt werden eoll. Auf Antrag des französischen Ge-
sandten ist beschlossen, an General Gorgas zu schreiben und ihn anfzn-
fordern, den Münsterschen Dienst zu quittieren. Der französische Gesandte
verlas auch eine Interimsantwort auf die Münstersche Beschwerde wegen
des den Gen. Staaten geschickten Succurses.
Die HH. Gatholischen bezeugen sich bei diesem Kriege immer
fröhlicher und bekommen ihre angenehme Zeitung, auch dass Ihre
Maj. der König von En gell and gewiss etliche 1000 Mann unter einem
catholischen General sende, werden sich dennoch, als gesagt wird,
des Wesens, weil es Münster nicht benöthiget, öffentlich nicht an-
nehmen, sondern allein dahin embsig trachten, durch Vorgebung fried-
licher Mittel zu hindern, damit kein Augsb. Conf. Verwandter Fürst
';! denen HH. General Staaten assistire, dafUr haltend, es werde Mün-
I st er mit der engelländischen Hdlfe alsdann bastant sein können, sein
^ jetziges und mehr andere Desseins werkstellig zu machen. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
15./25. December 1665.
[Das Schreiben ao Gastel Rodrigo, freuodschaftliche Erklärung Pfalz -Neabargs,
Antrag K.Gölns aaf Bereithaltnog des Triplum und Einschreiten gegen die wider-
spänstigeo Landstände, die Grafen von Waldeck].
25. Dec. Pfalz-Neubnrg verlangt, dass in das Schreiben an Gaste! Ro-
drigo ein Passns eingerückt werde, in welchem die Spanier, wenn sie
nicht abzögen, mit der Einmischung der Alliierten bedroht würden. Der
Pfalz-Nenbnrgische Gesandte hat Jena bcFucht und erklärt, sein Herr
wünsche jetzt mit Kf. in nähere Vertraulichkeit zu treten. Er hat auch
zu allererst die Ratification des Accessions-Recesses eingereicht. Der E. G öl -
nische Gesandte beantragte 13./23. December, um der Gefahr, dass auch
die Lande seines Herrn mit in den Erleg hineingezogen würden, Torzubeu-
gen, dass man sich in Eriegs Verfassung setze und mit dem Triplum an
Volk gcfasst halte, zugleich wünschte er, dass beschlossen werde, falls
eines Alliierten Landstände bei Beibringung dieses Tripli sich widerwärtig
zeigten, man conjunctim sich zu assistieren habe , dass dieselben dazu und
zur nötbigen Unterhaltung des Tripli angehalten würden. Auch Pfalz-
Neuburg gab eine gleiche Erklärung ab. Es wurde ad referendum ge-
nommen. Jena bittet um Instruction in dieser Sache, die wichtig scheint;
es liege am Tage, dass E.Cöln und Pfalz- Neu bürg auf diese Weise
ihre Untertbanen, welche sich zn Wartegeldern und Unterhalt der Völker
nicht verstehen wollen, vermittelst der Allianz dazu zu bringen suchen.
Bei der Berathung, ob das von den Grafen Ghristian Ludwig und
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Anträge von Pfals-Nenburg n. K.CoId. MisshelligkeiteD noter d. Alliierten. 463
Josi as FOD Waldeck begehrte IntercessionsschreibeD i) an Münster zn
expedieren sei, entstand die Frage, ob das Oräfl. Waldecksche Hans in
der Allianz gewesen und noch sei, die übrigen bejahten, Münster, Pfalz-
Neu bürg und Calenberg dagegen difficultierten es. Die ersteren be-
riefen sich darauf, dass das Haus Waldeck wegen Opposition des Hauses
Hessen betreffend die Lehen nicht wirklich habe aufgenommen werden
können, nachdem aber die Lehnsstreitigkeiten mit Hessen beigelegt und
jenes nicht mehr contradiciere , sondern Waldeck pro foederato erkenne,
sei remoto hoc obstaculo die Sache richtig. Da aber die Prorogation der
Allianz nach Ezpirieruug des gesetzten Termins dazwischen gekommen, so
sei fraglich, ob das Hans Wal deck auf sein Ersuchen zu recipieren, da-
wider yermutbllch Münster sein würde, oder bei der Allianz, falls es noch
darin sei, zu behalten sei. Er bittet auch darüber um Instruction.
Dass an General Gor gas die Aufforderung zur Aufgabe des Mün-
sterschen Dienstes erfolge, ist längst beschlossen worden, aber über die
Form dieser Avocierung hat man sich noch nicht vergleichen können, und
lassen sich auch sonst im Allianzratfa, weil darin unterschiedliche Intentio-
nen, allerhand Brouillerien spüren.
Ef. wird gebeten, j^tzt das halbe Simplum einzuschicken und sich zu
erklären, ob er künftig zur Snlarierung der gesamten Generalität concur-
rieren wolle. Die Aufnahme der Markgrafen von Culmbach und Onolz-
bach ist am 13./23. December beschlossen worden.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. December 1665/8. Januar 1666.
[K.CÖIds nod Pfalz-Nenbnrgs Antrag auf Stellung des Triplum, Misstraueo der
Evangelischen. Schreiben an Gorgas.]
K. Göln und Pfalz-Neuburg urgieren aufs neue einen allgemeinen S.Jan.
Beschluss wegen des Tripli, aber nur Münster secundiert. Die Sache ver-
ursacht den Augsb. Gonf. Verwandten, wie diese sich yertraulich Ternehmen
lassen, allerhand Nachdenken, zumal man gerade heraussagt, man müsse
quovis modo Münster retten. Dazu ist gewisse Nachricht vorhanden, dass
Münster seine Intention vorlängst einem Theile der Alliierten mitgetheilt
und mit denselben Rath gepflogen, und dass er dem Kaiser zu Salzburg
durch den Landgrafen zu Hessen-Homburg remonstrieren lassen, dass
der Krieg gegen die Niederlande ein Religionswesen sei, daher auch, wenn
der firzbischof von Salzburg es nicht beständig widerrathen, ihm 8 Regi-
menter zu Hülfe marschiert sein würden.
0 Dieselben hatten die Alliierten aufgefordert, den Bischof von Munster ab-
zumahoen, seine Drohung, die Waldeckschen Lande dafür büasen zu lassen,
dass ihr Vetter Qraf Georg Friedrich v. Waldeck sich in niederländische
Dienste begeben habe, aaszufähren.
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464 7. Bracdenbarg und die Rheioieche AlHaoz.
Das Schreiben an Oorgas, worin er nicht avociert, sondern nar eine
Erklärung von ihm verlangt wird, ist jetzt endlich nach etlichen Monaten
fertig geworden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve
8./ 18. Januar 1666.
[anf die Relation vom 15./25. December. Das Schreiben an Gastel Rodrigo, der
Antrag K.Colns, das Haas Waldeck].
18. Jan. Sie sollen dem Pfalz-Neobargiscben danken. Das Schreiben an Gas-
tel,Rodrigo darf nur anf gütliche Interposition gerichtet, daher die von
Pfalz-Neubnrg gewünschten Worte nicht inseriert werden, ßetreffend
den Antrag E.Cölns auf Stellung eines Triplum sollen sie sich der Ma-
jorität conformieren^ ebenso in betreff der Receptlon des Hauses Waldeck,
da Ef. diesem Hause hierin nicht zuwider sein will.
G, V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
12./ 22. Januar 1666.
[Beschwerden MiiDatera über die Braunschweigischen Herzoge, der Antrag
E.Cölns und Pfalz-Nenburgs auf Stellung des Triplum.]
22. Jan. Das Schreiben an Gastel Rodrigo ist expediert. Der Münstersche
Gesandte hat sich über Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und den Bischof von Osnabrück beschwert; dass ihre unter Waldeck
stehenden Truppen holländische Fahnen angenommen und im Marsch be-
griffen wären, um in sein Land einzufallen, und ein Dehortationsschreiben
der Alliierten an dieselben, sowie Stellung der Hülfe von denselben ver-
langt. Darauf hat Braun schweig- Celle mit einem Memorial geantwor-
tet, Münster repHciert K.Göln und Pfalz-Neuburg, von Münster
secundiert, urgieren ein Conclusun wegen Stellung des Tripli, es ^aben
sich aber die meisten, auch Jena mit mangelnder Instruction entschut^digt,
ein Theil der Augsb. Conf.-Yerwandten erklärt, dass es überflüssig \und
weitaussehend wäre.
Derselbe an den Kurftirsten. D. ßegensburg 26. JanuarV
5. Februar 1666. \
[Beleidigende Aeusserung des MÜDSterschen Gesandten]. i
5. Febr. Im Allianzrath haben am I9./29. Januar K.Cöln und PfaU-Neuburg
aufs neue das Triplum nrgiert, Münster sich über Frankreichs und Her-
zog GeorgWilhelms von Gelle Verhalten beschwert. Als der Cellische sieb
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Antrag wegen Stellung des Triplam. 465
iD seiner Replik anf das am 10./20. NoTember 1665 von Jena abgelegte bran-
denbargische votum bezog, worio Münster als aggressor bezeichnet ist,
erklärte der Münstersche jenes votnm Hir ein dem Willen und der Ab-
sicht des Ef. nicht entsprechendes, dem dessen mündliche und schriftliche
Contestationen und sonderbare Abschickangen zuwiderliefen. Jena fühlt
sich dadurch beleidigt, er hat nicht geantwortet, um dem Kf. nicht vorzu-
greifen, bittet aber, dass dieser ihm Satisfaction verschaffe^).
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve
9. Februar st. n. 1666.
[Die beantragte Tripelhülfe.]
Er hat in seinem Bescript vom 8./18. Januar sie augewiesen, wegen der 9. Febr.
im Allianzrath vorgebrachten Tripelhülfe sich den majoribus zn conformieren.
Nun ißt zwar unsere Meinung hierunter nicht gewesen, dass die
majora alhier gelten sollten, dahero wir auch hoffen, Ihr werdet die-
ses bestermassen mesnagiret haben. Daferne Ihr nun solches votum
noch nicht abgeleget hattet, so befehlen wir Euch — damit noch an
Euch zu halten, und wann wegen der Tripelhülfe wieder etwas vor-
kommt, zu vernehmen, |: wohin der andern, f&mehmlich der Evange- Ch.
tischen Meinung gehe, und absonderlich zu sondiren, ob auch Frank-
reich hiezu Anlass gegeben, dass solche Proposition auf die Bahn
gebracht worden: |, und uns davon alsofort berichten. Euch aber in-
mittels defectu mandati zu entschuldigen. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
16./ 26. Februar 1666.
[anf das Rescript vom 9. Februar. Die Tripelhülfe. Haltung Frankreichs in
dieser Angelegenheit.]
— Die Frage wegen der Tripelhülfe ist noch res integra und das 26. Febr.
Votum, weil es die Gelegenheit also gegeben, nicht abgeleget worden.
|: Sonst ist gedachtes Anbringen denen Evangelischen sofort zu an- Cb.
fangs sehr nachdencklich vorkommen, Frankreich aber hat zu dieser
0 Kf. erwidert daraaf (ld./23. Februar), Jena habe uor za erwidern, dem
MüDBterschen gebühre nicht, seine vota in Zweifel za ziehen, da er darüber nicht
ihm, sondern dem Kf. Bechenschaft zu geben habe; halte er dieses nicht für
genügend , so habe er bei dem Directorium zu suchen , dass jenem solches ver-
wiesen werde.
Mater. %. Gesch. d. Q. Knrfürstea. XI. 30
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466 7. Brandenbarg and die Rheinieche Allianz.
Proposition keine Anlass gegeben, auch bei denen Deliberationen
Mangelung genügsamer Instruktion unterschiedlich vorgeschützet, doch
endlich, dass er indifferent sei, sich vernehmen lassen. H. Oravel
gedachte auch vor etlichen Wochen gegen mir dem Jena, dass er es
nicht anders als so machen könnte, damit sein König bei etlichen
nicht in Verdacht geriethe, als wollte er zwar Völcker auf den Beinen
haben, aber ungern leiden, dass seine AUiirte sich gleich damit ver-
sehen:!.
Dieselben an den KurfUrsten. D. Regensburg
23. Februar/ 5. März 1666.
[üeber die Tripelhulfe ist kein Beschlaes zastaode gekommen. Neaer Vorschlag
K.Cölns.]
5. März. Im Allianzrath hab^n K. Cöln and PfaIz*Neabarg nochmals ein
Gonclasam wegen des Triplam urgiert und vorstellen lassen, dass ohne dem
ihre Landstände zn den nötbigen Werbegeldern und Unterhaitang der Milie
nicht zn bewegen. Die Katholischen consentierten alle und brachten die
majora, wenn man die Interessenten mitrechnet, za wege, dagegen dissentierten
alle Aagsb. C. Verwandten, dass also kein Schluss erfolgen konnte. Darüber
beschwerten sich der E.Cölnische und Pfalz-Nenburgische und erste-
rer schlug vor, dass im Namen der Allianz an E. Cöln geschrieben werde,
wie man nöthig befunden, dass ein jedweder der Alliierten mit einem Triplo
an Volk sich gefasst halte, damit dieser Brief den Landständen Forgewiesen
werden und die quaestio an dadurch ihre Erörterung erlangen könnte, mit
welchem sich Pfalz-Neuburg conformierte. Sie nnd ein Theil der Nach-
stimmenden haben diesen Vorschlag ad referendnm angenommen. Dann ge-
schah nochmals Erinnerung wegen Einlieferung des Geldes und ob Kf.
nicht auch ebenso wie Frankreich und Schweden zum Unterhalt der
Generalität beitragen wolle.
Der Kurfürst an die Gesandten. D, Oleve
16. /26. März 1666.
[aaf die Relation vom 23. Febr./ 5. März. Das Triplam nicht nöthig, Zahlung
seines Beitrages.]
26, Mär». — Nachdem nunmehr Gott Lob gute Hoffnung vorhanden *), dass
der Krieg zwischen den Gen. Staaten und Münster ehestens bei-
^) Mitte März hatte sich der Bischof von Münster zumAbschlass des Frie-
dens mit deo Niederlanden anter den vom Kf. von ihm geforderten Bedingungen
bereit erklärt, s. unten Abschnitt 11.
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Aoträge K.CöIqs. Beitrag des Kf. zur Bundescasse. 467
gelegfet und der Friede getroffen werden wird, so sehen wir nicht,
wozu das begehrte Triplum an Mannschaft nunmehro von nöthen.
Wegen der Lieferung des Geldes ad cassam, wann Frankreich
und Schweden das ihrige mit zutragen, werden wir auch dasjenige,
so uns zukommt, doch erst von der Zeit an, da die Ratification aus-
gefertigt worden, entrichten *). —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
13./23. April 1666.
[Neuer Antrag E.CoIdb wegen ünterBtätzang aeioer Forderaog der EinraamaDg
Rheinbergs and Stellung des Triplum.]
Im Alliansrath hat 10J20. K.Gö1q beantragt, seine Forderung an die 23. April.
Gen. Staaten wegen Einräumang vonRheinberg^ durch ein Schreiben an
dieselben und auch bei dem hiesigen BeycUmächtigteD derselben zu empfeh*
len, zugleich die Forderung wegen Stellung des Triplum erneuert, indem
die Gonjuncturen sich je länger, je gefährlicher anliessen. Die Katholischen
willigten in beides; Oes. erklärten, darüber referieren zu müssen und dass
nunmehr, da zum Frieden zwischen Holland und Münster gewisse Hoff-
nung sei, ein solches Conclusnm von wirklicher Stellung der Mannschaft
nicht nötig fiein werde, zumal es bei einem und andern ungleiche Gedankeu
erwecken könnte. Dem conformierten sich die Angsb. C. Verwandten, so
dass beides unerörtert blieb. Die Rh ein berg Ische Sache ist anch an
0 Der Bundeskassierer Johann Ochs erinnert den Kf. (d. Frankfurt 25. März
1666) daran, derselbe habe ihm in einem Schreiben vom 25. September 1665 an-
gezeigt, dass er statt der den S.August bewilligten IVs simpla vorerst nur
Vs Monat und nach einem halben Jahre wieder Va Monat an die Bundeskasse
werde einliefern lassen, er habe aber bisher noch nichts erhalten, und er bittet
daher wenigstens diese Abschlagszahlung zu leisten. Darauf theilt Kf. (10./20. April)
den Gesandten mit, zu den auf ihn fallenden 1250 Thalern, welche von ihm auf
seine einzelnen Lande repartiert seien, hätten erst Brandenburg, Ravensberg und
Minden ihren Beitrag (zusammen 725 Thaler) eingeliefert, welche der Ober-
licenteinnehmer Preunel an Ochs senden sollte, in Cleve und Mark werde
er selbst Anstalt treffen, dass die auf diese Landschaften fallenden 250 Thaler
übersandt würden, auch an die Halberstädtische und Hinterpommersche Regie-
rung habe er geschrieben, dass sie das restiereüde Geld (275 Thaler) sofort bei-
bringen sollten. Ochs quittierte darauf (d. Frankfurt 8. Mai 1666), dass Kf. an
ihn in Abschlag der den 8. August 1665 zu Regensburg bewilligten IVa simpla
1000 Thaier zu Leipzig habe zahlen lassen. Nocü am 19./29. Juli 1667 melden
die Qesandten dem Kf., die 250 Thaler von Gleve seien noch nicht eingegangen.
') S. über diese Streitigkeit oben S. 36 und M^moires d'Estrades II
8. 40. 53. 63.
30*
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468 '^' Brandenburg nnd die Rheinische Allianz.
alle Stände nnd an den Kaiser gebracht ^). Man redet hier; dass Schweden
einwillige, 15000 Engelländer an der Weser aussteigen zu lassen und ihnen
Durchzog zu gestatten, und dieses sei die Ursache, warum ein Theil die
Schliessung des Friedens traisniere.
Dieselben an den Kurfürsten- D. Regensbnrg
15./25. Januar 1666.
[Weitere Proroglening der Allianz.]
25. Jan. Im Allianzrath ist Erinnerung geschehen, dass wann sothane bis
auf ein Jahr zu Ende gelaufen, von derselben Prorogation pflegte ge-
handelt zu werden, und weil den 4./ 14. 5./ 15. des künftigen Monats
Augusti zwei Jahr bereit verflossen, als wurde eine jedwedere Gesandt-
schaft um nöthige Instruktion in Zeiten gebtthrend anzuhalten wissen.
Ges. bitten Ef. darum.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve
11. /21. Juli 1666.
[auf die Relation vom 15./ 25. Janl. Prorogierang der Allianz.]
21. Juli. — Diewell wir Euch aber anitzo in specie darauf nicht instruiren
können, so habet Ihr inmittels, wann die Zeit herankommt, zu ver-
nehmen, wie sich die andern hierunter betragen und wohin sie zielen,
da Ihr Euch dann den Majoribus zu conformiren, es wäre dann Sache,
dass Ihr einiges erhebliches Bedenken darbei hättet, auf welchen Fall
Ihr Uns zuvor Bericht einzuschicken und unsre Resolution darauf zu
erwarten habet. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
22. Februar/4. März 1667.
[Yerhandlang im Allianzrath über Prorogierang der Allianz und Zahlung eines
neaen Geldbeitrages.]
4. März Im Allianzrath wnrde 16. /26. Februar vorgetragen, wie das etliche Male
prorogierte Defensiousbündnis sich zum Ende nähere. Da nach Art. 22
^) Kf. beauftragt die Gesandten (13./23. April), dem K.Cölnischen Gesandten
mitzatheilen , dass or seine Minister im Haag beauftragen wolle , den dort an-
wesenden K.Cölnischen Kansler Buschmann in dieser Rheinberger Sache bu
unterstützen.
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VerhaodlaDgeD über Prorogiening der Allianz. 469
des Haoptrecesses ein halbes Jahr zavor, ob dasselbe wieder zn ernenerD
sei, geredet werden solle, so hätte man jetzt dieses zu proponiereD für
oöthig befunden, dahinstellend, ob die Gesandten sich darüber erklären
wollten.
Der französische Gesandte erklärte sich darauf für ermächtigt im
Namen seines Königs zu erklären, dass derselbe zur Prorogation bereit-
willig sein würde. Der K.Triersche erklärte, diese Sache sei noch nie
in Proposition gekommen , daher es ihm an Instruktion mangele. Der E.-
CÖlnische Hess sich vernehmen, sein Herr habe ihn dergestalt instruiert,
dass er sich sogleich für die Prorogation erklären könne, weil aber E.Trier
es ad referendum genommen, wolle er demselben nicht vorgreifen.
Sie, die Gesandten des Ef., erklärten darauf, nachdem sie daran erin-
nert, wie Ef. immer für Erhaltung des Friedens und guten Vertrauens im
Reiche und mit den Nachbaren bemuht gewesen, dass sie zwar, wenn es die
übrigen thäten, sich wegen der Prorogation categorice herauslassen könnten,
dass sie aber, zumal die meisten Vorstimmenden zurückgehalten, auch da-
mit anstehen müssten.
Die übrigen stimmten dahin, dass sie berichten und Instruktion erwar-
ten wollten, der Schwedisch-Bremische^) hing seiuem voto noch an,
es sei bekannt, wie an diesem Orte unterschiedlicher Alliierten Beschwerden
gehört worden seien, die keine Hülfe gehabt, und wie sich schädliche Diffi»
dentien unter denselben ereignet hätten, deswegen sei zu gedenken, wie
alles Miss trauen gründlich aus dem Wege geräumt werden möge.
Diesem nach folgte der Schluss, dass dieser Sache so lange, bis ein jeder
mit genügsamer Instruktion versehen werden könnte, Anstand zu geben sei.
Darauf wurde beantragt, behufs Bezahlung dessen, was man den Gene-
ralen und Officieren, die abgedankt seien und die in den Diensten der Allianz
blieben, schuldig sei, eine neue Anlage zu machen, von den allermeisten
wurde- dieses für nötbig gefunden und beschlossen, auf einen neuen Beitrag
fördersamst bedacht zu sein. Ges. bezogen sich dabei nur auf ihr voriges,
dassEf. nur zur Unterhaltung des G. Feldmarschalls Hob enlo he und des
G. Adjndanten Fayes beitragen wolle.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 5./ 15. März 1667.
[auf die Relation vom 22. Februar/4. März. Kf. wüoscbt Aufhebung der Allianz,
kann sich aber oocb nicht offen erklären.]
— Nun wäre zu wünschen, dass man die Consilia dahin richtete, 15. März,
wie sich die gesambte Stände des h. Rom. Reichs, so wohl Haupt
und Glieder, in ein solch Vertrawen und Vernehmen zu setzen, dass
0 Qeber die damalige Haltung Schwedens s. Mdmoires dn marqais de
Pomponoe pobli^s par Mavidal II S 454 ff .
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470 '^* BraDdenbnrg nnd die Rheinische Allianz.
jeder Stand, der laediret wird, sich Ton allen Ständen einer geschwin-
den Htllfe und Beistandes zu getrösten hätte, und dass es solcher
particulieren Allianz und HUlfeleistung nicht bedürfen möchte, als
welche bei andern Ständen nur Misstrauen yerursachen und die all-
gemeine Einigkeit hindern. Sonsten aber würden wir uns demjenigen,
so in gemein gut und nützlich befunden wird, nicht entziehen. Al-
dieweil aber bei dem Schwedischen Veto angehänget worden, dass
sich einige Diffidentien unter der Allianz eräugnen wollen, und dass
einestheils, so Hülfe praetendiret, keine Hülfe erlanget, da hätte man
vorher zu gedencken, wie alles Misstrauen gründlich aus dem Weg ge-
räumet werden möge, als stehen wir an, uns hierüber hauptsächlich
herauszulassen, sondern halten nöthig, hierunter des H. Schwedischen
Gesandten Meinung etwas genauer zu sondiren und weitere Explici-
rung derer, so zu Misstrauen Anlass und Ursach geben, zu vernehmen.
Unterdessen könnet Ihr unsere Intention zu der allgemeinen Wohl-
fahrt und Ergreifung der Mittel, so dazu dienen, contestiren. Und ob
wir zwar lieber sehen, dass solche AUiance ganz aufgehoben werde,
so haben wir doch gewisse Ursach, warumb wir uns dergestalt ro-
tunde zu erklären noch anstehen*). Wegen der Spesen aber könnet
Ihr bei dem voto, so Ihr bereits abgeleget, verbleiben. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
19. /29. April 1667.
[Neae Verhandlang im Alllanzrath wegen Prorogierang der AlliaDB.]
29. April. Vorgestern, Mittwoch, waren die Alliierten wieder beisammen. In betreff
der Prorogation wiederholte Frankreich seine Geneigtheit daza, ebenso
erklärten sich K.Trier, E.Cöln ond Basel; Brandenburg entschul-
digte sich defectn mandati, Kf. habe aaf die Mittheilang der neolichen Er-
klärung Schwedens, dass vor allem die Differenzen nnd das Misstranen
nnter den Alliierten ans dem Wege geräumt werden müssten, znnächst eine
nähere Erläuterung von jenem Gesandten zu erbitten anbefohlen.
0 Auf die Meldung der Gesandten vom 8./18. März, der K.Cölnische Ge-
sandte habe ihnen mitgetheilt, sein Herr halte die weitere Prorogation der
Allianz für nützlich, weist Ef. dieselben an (20./30 März), jenem für diese Eröff-
nung zu danken und mitzutheilen , er könne sich darin noch nicht resolviereo,
sondern werde abwarten, wohin andere zielen, sie konnten sich inzwischen de-
fectu mandati entschuldigen.
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VerhaDdlaDgen über Prorogierang der Allianz. 471
Schweden-Bremen war anch nicht instraiert; auf die Anfrage
Brandenburgs erklärte Snoilsky priTatim, es bedürfe keiner Deduetion,
da allen bekannt sei, was für Diflferentien und Diffidentien innerhalb zwei
Jahren bei dieser Allianz entstanden, namentlich in betrejQf der Stadt Bre-
men. Wie sein König intentioniert sei, zeige sowohl dessen neulich die-
tiertes Schreiben an den Kaiser, als auch was er, Snoilsky, selbst dem
Directorinm übergeben. Schweden ziele nar ad tranquillitatem et pacem
publicam, wenn man nnr a parte imperii sich auch also bezeugen möchte;
er werde, wenn er über die Prorogation sich zu erklären Befehl erhielte,
sich weiter darüber äussern können.
Die folgenden Stimmen erklärten, instruiert zu sein, wollten aber, bis
Brandenburg und Schweden sich erklärt, ihre Meinung noch zurück-
halten, alle scheinen zur Prorogation befehligt zu sein').
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. April/
[10. Mai] 1667.
[auf die Relation vom 19./ 29. April. Ges. sollen sich wegen der Prorogation
mit dem Schwedischen zu verstandigeD sacheo.]
— Wegen Prorogirung der Rheinischen Allianz geben wir Euch in lo. Mai.
gn. Befehl, desfalls mit dem Schwedischen Abgesandten fleissig zu
conferiren und ihm zu vernehmen zu geben, welcbergestalt Ihr be-
fehliget wäret, Euch mit ihm zu conformiren. Und wann Ihr dann
femer sehen solltet, dass die Continuation dieses foederis nicht zu
hindern, so habt Ihr zwar Euer votum mit dazu zu geben, jedoch
dieses dabei zu bedingen, dass hauptsächlich nichts neues derselben
inseriret, dabei auch diejenige Erinnerungen, so wir vor diesem ge-
than, in Acht genommen und was von uns auszulassen begehret, aus-
gelassen werden möge'). —
*) Die Gesandten melden 10./20. Mai, ausser Schweden, das noch nicht in- f
stmiert, seien alle znr Prorogation geneigt, die Evangelischen theilweise deshalb, i
.weil dieses ein bequemes Mittel sei, wodurch Schweden uod das Haus Braun- \
schweig, zwischen denen das Bremische Wesen einige Diffidentien erweckt, |
wieder in gutes Yernehmeo versetzt und Frankreich verhindert werden könne,
dass es den Katholischen zu gute und den Evangelischen zum Präjudiz im \
Reiche etwas tentiere.''
') Ef. weist die Gesandten (4./14. Juni) an, da bei den Alliierten eine grosse
Ungleichheit in dem quanto des Beitrages herrsche, zu beantragen, dass diese
auf Grund der Reichsmatrikel ausgeglichen werde; wenn bei ihnen ferner wegen '.
der Prorogation urgiert werde, sollten sie diesen Funkt vorbringen und fordern, [
dass hierüber zunächst etwas gewisses verabredet werde.
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472 T' Brandenburg und die Rheinische Allianz.
Die Gesandten an den KnrfUrsten. D. Regensbnrg
24. Mai/ 3. Juni 1667.
[Anfrage des französischen Gesandten. Nener Beitrag zur Bandescasse.]
3. Juni. Der Schwedische Gesandte ist noch nicht instruiert, und steht daher
das Werk stille. Inzwischen hat der fran zösische Gesandte sowohl gegen
denselben als auch gegen sie erwähnt, wie dieses früher geschehen, so würde
auch jetzt ihnen nicht zuwider sein, wenn diejenigen, welche zu Erneuerung
des Bundes befehligt wären, den Recess unterschrieben und den anderen
Raum dazu Hessen'). Doch ist im Allianzrath davon noch nichts propo-
niert worden. Zu Befriedigung der Generalität haben alle Bundesver-
wandten Va simplum ad cassam zu liefern beschlossen, sie aber haben sich,
da sie sich bei der Reception zur Bezahlung der in Bestallung gewesenen
Officiere nicht Terbindlich gemacht, davon eximiert.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
14/24. Juni 1667.
[Neue Yerhandlnng nber die Prorogation der Allianz.l
24. Joni. Bei der Zusammenkunft am 8./18. Juni Hessen sich alle von Erneuerung
des Bundes categorice oder, wie die Braunschweigischen Häuser, implicite
affirmative vernehmen, Brandenburg und Schweden aber entschuldigten
sich mit noch fehlender Instruktion. Doch haben sie privatim geäussert,
dass sie nur auf diese warteten und sonst bereit wären. Frankreich,
K.Trier, K.Cöln und Basel erinnerten, dass zu Gewinnung der Zeit
de quaestione quomodo gehandelt werden könnte, und E. Cöln fügte hinzu,
man könnte immer eventualiter das Prorogations - Project adjastieren und
denen, welche nicht instruiert wären, Platz zum unterschreiben lassen.
K.Mainz, dessen votum vorjetzt zugleich vim conclusi hat, sagte, es hätte
kein Bedenken, sich mit Frankreich und den Gleichstimmenden ratione quaes-
tionis an zu conformieren, und mahnte, dass ein jeder sich bemühe, vor
Ablauf des August mit Instruktion versehen zu werden.
') S. Köcher I 8. 314f.
^ Kf. weist die Gesandten an f7./17. Juni), dem franzosischen Gesandten
nar za erwidern, wenn nur der Schwedische mit seinen Erinnerungen einkommen
nnd sich deswegen erklärt haben wnrde, sollte ihretwegen kein Mangel verspürt
werden.
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VerhaDdluDgen wegen Prorogiernng der AIliaDZ. 473
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Schönbeck
29. Jani/[9. Juli] 1667.
[Die ProrogatioDSsache ist hinzuziehen.]
— Die Prolongation der Rheinischen AUiance betreffend, habt 9. Juli.
Ihr darunter gute Behutsamkeit zu gebrauchen und wollten wir diese
Sache wohl lieber noch etwas trainiret und aufgehalten sehen, wie
Ihr Euch dann dieselbe werdet angelegen sein lassen, und könnet Ihr
Euch darunter auch dessen, was wir Euch der Proportion halber hie-
bevor anbefohlen, wie auch der gegenwärtigen Veränderung bedienen. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 9./[19.] Juli 1667.
[Anweisung, was sie dem französischen Gesandten zu sagen haben.]
— Auch werdet Ihr mit dem Französischen Gesandten wegen 19. Jali.
der Rheinischen Alliance reden und ihm anzeigen, dass wir dieselbe
zu prorogiren nicht ungeneigt, nur müsste dasjenige ausgelassen wer-
den, was fbr diesem en regard des Holsteinschen Krieges darin ge-
gesetzet und dessen Auslassung wir vorhin urgiret haben. So ist auch
der Punkt wegen der Proportion vorhero zu verabreden, wie auch der
Crone Schweden Erinnerungen zu vernehmen, weil dieselbe als ein
vornehm pars paciscens nicht kann zurückgesetzt, noch dero unge-
höret mit der Sache so schleunig verfahren werden. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
19./29. Juli 1667.
[Gravels Erklärungen. Nene Yerhandlang über die Prorogation.]
Gravel hat auf ihr Anbringen inbetreff der beiden ersten Ponkte sich 29. Jnli.
zustimmend geäussert, Schweden, erklärte er, wolle man nicht zurücksetzen,
sondern ihm freilassen in die Allianz zu treten. Er fragte darauf, ob sie,
wenn Schweden sich zur Prorogation nicht verstehen sollte, dennoch wie
die meisten den Prorogationsrecess unterschreiben w.ürden, worauf sie aber
nicht antworteten, sondern sich auf ihr Anbringen bezogen. Nachdem sie
den Befehlen des Ef. entsprechend es so menagiert, dass etliche Wochen
ilber die Prorogation nichts proponiert wurde, berief vorgestern (17./27.Juli)
K.Mainz den Allianzrath und trug vor, da das foedus 4./14. und 5./15. Aug. i
zu Ende gebe, so sei zu bedenken, welches Mittel zu ergreifen, falls die
Instruktionen nicht allerseits eingegangen sein würden, damit keiner ver- ^
kürzt und in omnem eventum post efflnxum terminum solches wichtige Werk i
i
b
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474 7. BrandeDbarg and die Rheinische AlliaoE.
zDstande gebracht werden könnte. Darauf erklärte Gravel, s^iQ König
wünBche die Prorogation nnd wolle, wenn sie nicht zustande käme, dass
alle Welt wisse, dass er keinen Tbeil daran habe, und verlangte darauf
Verlängerung des Termins anf 4 oder 6 Wochen, bis wohin alle genng in-
struiert sein könnten. Ebenso stimmten K.Trier und K. Göln und nach-
her auch Basel, Neuburg und Zweibrücken. Sie, Oes., erklärten,
Kf. sei nicht nngeneigt zur Prorogation, könne sich aber positiv nicht er-
klären, bevor er Schwedens Erinnerungen gehört habe. Ueber den Vor-
schlag der 4 — 6 Wochen wollten sie referieren. Schweden erklärte, noch
keine Instruktion erhalten zu haben, wegen der Extension wolle er hinter-
bringen, er begreife aber nicht, wozu eine solche dienen solle. Die Braun-
schweiger wollten, wenn die Vorstimmenden sich affirmative herausge-
lassen, sich zulänglich erklären, über die Extension wollten sie referieren,
ebenso Hessen-Gassel nnd Darmstadt. K.Mainz war auch derMei*
nnng, keinen zu praeterieren, sondern dahin zu sehen, dass das foedus in
seiner Snbsistenz continuiert werde. Wegen der Extension habe er zwar
kein Bedenken, sich snb rato dazu zu verstehen, da aber mehrere es ad
referendum genommen, wolle auch er berichten. So ist nichts geschlossen
worden. Oes. bitten um Instruktion^ wie sie sich inbetreff der Extension
zu verhalten haben.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 29. Juli/
[8. August] 1665.
(auf die Relation vom 19./29. Juli. Prorogation der Allianz and Extension des
Termins.]
8. Aug. — Wir werden uns der Prorogation halber nicht eher erklären,
ehe wir der Cron Schweden Sentiment und was dieselbe zu thun
gemeint, eigentlich wissen. — Und demnach wir auch nicht sehen,
warumb der Terminus, welcher nunmehro expiriret, auf sechs Wochen
zu extendiren, — also habet Ihr davon gleichfalls zu abstrahiren und
Euch desfalls nicht einzulassen^). —
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Regensburg
9./ 19. August 1667.
[Erklärung des Schwedischen Gesandten.]
1^. Aug. Der Schweden-Bremische Gesandte, H. von Snoilski, hat mir vor-
gestern in originali gezeiget und vorgelesen, was Ihre K. M. in
^) In einer neuen Sitzung des Allianzrathes am d./i3. August, deren Proto-
koll den Akten beiliegt, stimmen die anderen Gesandten dafür, dass die Bxten-
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VerhandlungeD über Prorogierang der Allianz. 475
Schweden aus Stockholm vom 13. Juli dieserwegen an ihn rescribi-
ret — : Dass nämlich Ihre E. Maj. zwar gehoffet, es würden theils
der HH. Alliirten die Augen sein geöffnet worden und gesehen haben,
dass diese AUiance dem Evangelischen Wesen bishero mehr Schaden
als Nutzen gebracht hätte, wann man aber ja damit zu continuiren
vermeinte, so wollte Ihre E. Maj. zu Aufhebung dieses Bündnusses
auch nicht Ursach geben und die andern allein schliessen lassen, und
sollte er, Gesandter, denen Herrn Alliirten, dass er zu Prolongation
dieses foederis Befehl erhalten, Nachricht ertheilen, von dieser Ordre
aber vorher Ew. Chf. D. hiesiger Gesandtschaft part geben und nebst
gebührlicher Danksagung vor die von Ew. Chf. D. in dieser Sache
tesmoignirten Vertraulichkeit^ wie man sich in diesem negotio am ;
besten zu verhalten, Abrede nehmen.
M. dankte und erklärte, Alles demEf. referieren zu wollen. Snoilski [
erklärte ferner, man hätte mit der Sache sich nicht zu übereilen und so
bald herauszugehen, es wäre besser, vorläufig die vorgeschlagene Interims-
Ez tension auf 6 Wochen anzunehmen.
Der Kurftlrst an die Geheimenräthe v. Somnitz und Koppen.
D. Potstamb 13. /[23.] August 1667.
[EröffbuDgeD^des Schwedischen Residenten; was sie demselben vorsustellen haben.]
Es hat sich der Sehwedische Resident diesen Mittag alhier 23. Aag.
eingefunden und uns unter andern notificiret, dass er vom Feldherrn
Wrangel Ordre hätt uns zu hinterbringen, dass Ihre E. M. zu Schwe-
den, nachdeme sie sehr von den andern Alliirten wäre invitiret worden,
die Rheinische Alliantz mit zu prorogiren, sie endlich dem Schnolsky
Commission gegeben hätten, nebst unsern Ministris solche zu proro-
giren. Wir haben ihm bezeugt, dass uns solches zumahlen frembd
iHrkäme, hätten bisshero der Ghron Schweden zu gefallen und umb
unsere Gonsilia desto mehr mit den ihrigen zu conformiren, in diese
Prorogation nicht condescendiren wollen und dannenhero bei Franck- \
reich und andern Interessenten nicht geringen Undank haben müssen, \
nun änderte man so geschwind und wie wir nicht wflssten aus was
Ursachen die Gonsilia, wir sehen nicht, wie wir andere Resolution fas-
sion der Allianz aof 6 Wochen in einen Recess gebracht werde, Branden-
burg, Schweden, die Braanechweiger, Würtemberg und beide Hessen
aber erklären, noch keine Instruktion darüber erhalten su haben.
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476 7. Brandenbarg und die Rheinische Allianz.
Ben und unsere Meinang: ändern konnten. Der Resident wusste ans
hierauf nichts essentielles zu sagten, sondern zog die Schultern, beriet
sich auf seine Nachricht und vermeinte, es würde alles zum guten
Zweck zielen. Ihr habt demnach dieses alles bei den Gonferentzen
zu beobachten, ihm unsere Gonduite bei der Sache fbrzustellen, und
dass uns lieb sein würde, wenn es bei der einmahl genommenen Re-
solution verbleiben könnte, auf allen Fall könntet Ihr sagen, dass
wir das Werk ferner überlegen würden, und könntet Ihr uns nicht
rathen, in mehre Alliantzen, als wir bereits hätten, zu treten, wie Ihr
uns dann auch Eure — Gedanken davon zu melden. — .
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 21./[31.] August 1667.
[Die dem Schwedischen Gesandten zu ertheilende Antwort. Kf. will das Ergeb-
nis der Brannschweiger Znsammenkanft abwarten.]
31. Aug. Was die Rheinische Alliance betrifft, vernehmen wir gern, dass
der Gron Schweden Abgesandter H. Schnolsky Befehl habe, mit
Euch zu communiciren, ehe und bevor er sich der Prorogation halber
erkläret. Wir befehlen Euch hiemit, mit ihm aus der Sache ihrer
Wichtigkeit nach ausführlich zu reden und ihm unsere Gemühtsmei-
nung dahin zu eröffnen, dass, weil wir in andern AUiancen stttnden,
wir uDsers theils darinnen nicht leichtlich weiter eintreten würden,
sehen auch gern, dass er sich mit Euch hierunter conformirte. Jedoch
wollen wir, ehe und bevor Ihr Euch disfalls im AUiantzrath herausser
lasset, erwarten, was zu Braunschweig*), woselbsten die unserigen
mit den fbrstl. Braunschweig- Lüneburg- und Hessischen in De-
liberation auch über diesen Punct begriffen, gut gefunden und resol-
viret werden möchte. Unterdessen habet Ihr unsertwegen in die fUr-
geschlagene Prorogation von 8 Wochen oder einer geringen Zeit
nicht zu verwilligen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 26. August/
[5. September] 1667.
[Festhalten an der früheren Resolution.]
5. Sept. — Wegen Prorogation der Rheinischen Alliantz lassen wir es bei
voriger Resolution bewenden, und haben darbei genugsam erwogen,
1) S. über diese Zasammenkunft Köcher I S. 534 ff.
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VerhaDdlnDgen aber die ProrogieniDg der AlliaDS. 477
wohin sich die Schwedische vernehmen lassen, und ist uns auch
nicht unbekannt, dass ein Theil ganz frantzOsisch affectionirt seind,
woran Ihr Euch aber nicht zu kehren. —
Die Gesandten an den Kurflirsten. D. Regensburg
30. August/ 9. September 1667.
[ErklämDg SDoilstn's.]
Snoilski, dem sie des Ef. Meinnog wegen Prorogation der Allianz 9. Sept.
mitgetheilt, contestierte, dass ihm diese Nachricht sonderlich lieb wäre, denn,
wenn er auch wegen Extension derselben affirmative sich zn erklären nn-
längst instrniert sei, so wolle er doch jetzt, da er über des Kf. Intention
soweit informiert sei, zurückhalten and von dem, was sie ihm mitgetheilty
referieren. Sein König hätte zu Fortsetzung der Allianz bisher schlechte
Lust verspüren lassen und würde, wenn er jetzt vernehme, wie Kf. gesinnt
sei, ihn ohne Zweifel mit anderer Instruktion versehen i).
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Regensburg
20./ 30. September 1667.
[Berathang aber ProrogatioD und vorläufige weitere Extension der Allianz.]
Im Allianzrath wurde am 14./24. die Prorogation besprochen, Frank- 30. Sept.
reich und die übrigen erklärten sich dafür, sowie znnächst für eine neue
Interimsextension auf 6 Wochen, M. sagte, er sei auf eine solche aber-
malige Extension sich vernehmen zu lassen nicht befehligt, woranf der
Schwedische erklärte, nnr bei vollständiger Ueberein Stimmung der Alliierten
sich zn erklären instruiert zu sein. Brannscbwelg-Celle erklärte, er
könne erst, wenn nicht nur über das an sondern auch über das quomodo
Vorschläge gemacht seien, seine Resolution geben, Calenberg und Wolf-
fenbüttel, sie wollten, wenn die Yorstimmenden sich erklärten, sich ver-
nehmen lassen. Es kam daher zu keinem conclusum.
*) Dieselben melden (6./16. September), Snoilski habe ihnen mitgetheilt,
Wrangel habe ihm geschrieben, dass, soviel er zn den Affairen zu sagen
habe, er nicht gern sehe, dass Schweden die Rheinische Allianz continuiere.
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478 7. Bnwdenbarg und die Rheinische Allians.
Die Gesandten an den Knrftirsten. D. Regensbarg
25. October/4, November 1667.
[Schweden will mit Kf. Hand in Hand gehen, wahrscheinliche Haltung der obri-
gen evangelischen Mitglieder der Allianz]
4. Nov. — Von Prorogation der Rheinischen Alliance ist es eine Zeit hero
stille gewesen I dannenhero wir auch nichts gesprochen. Der H.
Schweden-Bremische hat Befehl, sich mit uns hierin zu conformiren
und vor einen Mann zu stehen. Scheiden E. Ch. D. und Schweden
daraus, so dürften allem Ansehen nach die Fürstl. Braunschwei-
gische Häuser und Wtirtemberg dergleichen thun. Alsodann ist
von den Augs. G. V. Pfaltz-Zweybrück und das fürstl. Haus Hes-
sen noch übrig, das erste muss wohl wegen gefährlicher Situation
seines Landes der Nachbarn Meinung hierinnen folgen, das andre
aber dürfte sich wohl von den Catholischen separiren. —
Dieselben an den Kurflirsten. D. Regensburg
6./ 16. December 1667.
[v. Gröbens Gesandtschaft.]
16. Dec. ^i^ ^h. Alliierten sind zwar nicht versammelt gewesen, der Schwe-
disch-Bremische und der Braunschw.-Zellische haben ihnen aber
dasjenige, was der von Kf. an den Herzog von Zelle and den Feldherrn
Graf Wraogel gesandte H. Dechand v. Groben*) wegen Prorogation
der Allianz angebracht ^ und was darauf geantwortet worden, vertraulich
commaniciert.
Der Kurflirst an die Gesandten. D. Cöln
7./ [17.] December 1667.
[&r. hat sich Frankreich gegenüber zur Prorogierang der Allianz bereit er-
klärt, sie sollen dem. Schwedischen Mittheilnng davon machen.]
17. Dec. Aus vorhergehenden unseren Verordnungen werdet Ihr ersehen
haben, welchergestalt wir zu Beförderung des Friedens und umb des
gemeinen Bestens willen unsere Sentimenten wegen Renovirung der
Rheinischen Allianz in etwas geändei-t. Wann dann nun seithero
wir hohe und starke Versicherung von Ihrer E. Maj. aus Franck-
1) S. Kocher I, S.ö69f.
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VerhandlnngeD wegen Prorogiernng der Allianz. 479
reich bekommen '), dass sie den Frieden in Niederland anf leidliche
Conditiones eingehen wollten, und von uns begehret, dass wir uns
zu Prorogation der Rheinischen AUiantz verstehen möchten, und wir
uns hiebei erinnern, dass die Crohn Schweden qjüiaestionem an?
auch schon längst, resolviret, so haben wir zu Beschleunigung eines
so guten Werks und dass wir so viel mehr Vertrauen bei hochge-
dachter I. E. Maj. erlangen, und vermittels dessen den Frieden desto
besser befordern mögen, hierunter nicht ferner difQcultiren, sondern
uns dahin erklären wollen, dass wir uns auf gewisse Conditiones
wegen Einrichtung solcher AUiance mit I. Maj. und anderen zu ver-
gleichen geneigt. Damit nun an Schwedischer Seite es nicht da-
hin gedeutet werde, als hätten wir ipsis insciis und absque commu-
nicatione mit ihnen hierunter etwas vornehmen wollen, so befehlen
wir Euch hiemit, dieses alles dem Schwedischen Abgesandten da-
selbst vorzustellen, auch dabei zu vermelden, dass wir gleichergestalt
dieses alles der Crohn Schweden durch unsem alda habenden Re-
sidenten, wie auch dem R.Feldherrn Wrangein durch sonderliche
Abschickung anzeigen lassen, auch nicht zweifelten, sie würden vor-
hin resolvirtermassen quaestionem an? ferner belieben und sich Aber
die Conditiones mit herausserlassen. Dem Frantzösischen Abge-
sandten habet Ihr gleichfalls anzuzeigen, dass Ihr befehliget, die Rhei-
nische Alliantz nebst anderen zu prorogiren und, wann die andern auch
dazu instruiret wären, Euch über die Conditiones herausser zu lassen.
So viel aber die Conditiones belanget, wisset Ihr Euch zu erin-
nern, was wir desfalls hiebevorn desideriret. —
Wir wollen Euch aber noch ferner wegen der Conditionen in-
struiren, auch indessen gewärtig sein, was andere ratione conditionum
vor Erinnerungen gethan oder au(!h noch thun werden. Im übrigen
habet Ihr auch ein gutes Vertrauen mit obgemeltem frantzösischen
Abgesanten zu unterhalten, den Kaiserlichen aber bei Begebenheiten
zu remonstriren, dass alles, was wir hierunter thun, zu I. Kais. Maj.
eigenen Besten und Beförderung des Friedens angesehen sei^. —
0 S. Droysen III 3 S. 143ff., Kocher I, 8.569.
^ Copieen dieses Rescriptes werden an v. BlumeDthal nach Wien, an
T. Grockow Dach Stockholm uod an Blas peil nach dem Haag geschickt.
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480 T' Brandenborg und die RheiDische Allisns.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
20./[30.] December 1667.
[Besprechaogen mit dem fransösischeD und schwediechen Gesandten.]
30. Dec. Sie haben des Kf. nnnmehr hierüber führende Meinung und zu Wieder-
bringung des Friedens zielende Intention dem französischen und
dem schwedischen Gesandten mitgetheilt.
Der Französische bezeigte sich darüber sehr erfrent, contestierte da-
neben den ernsten Willen, mit Spanien einen leidlichen Frieden einzu-
gehen, welches aber, wie bekannt, ratione loci tractatuum das Werk auf-
hielte. Der Schwedische erinnerte sich gar wohl daran, dass er sich
ratione quaestionis an vor diesem schon affirmative erklärt, ob er gleich
wenige Tage darnach eine etwas anders lautende Ordre empfangen, er
würde es auch, sonderlich weil er an sie in dieser Renoyationssache ver-
wiesen sei, bei seiner einmal gethanen affirmativen Erklärung bewenden
lassen, erbot sich auch der Conditionen oder Erinnerungen halber mit
ihnen vertrauliche Correspondenz zu pflegen.
Weil nunmehr allem Ansehen nach die Frage an geschwinde affirma-
tive resolviert und ad qnaestionem quomodo geschritten werden dürfte, bit-
ten sie Kf. sie anzuweisen, was sie eigentlich zu erinnern und ob sie die
bei der Accession vorgestellten monita jetzt wiederholen sollen ').
I Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
10./[20.] Januar 1668.
[Eröffbungen des schwedischeo Gesandten.]
I 20. Jan. Obgleich die Alliierten neulich versammelt waren, redeten sie doch nur
von der Bezahlung der dem Grafen Hohenlohe schuldigen Gelder. Dem
{ Prorogationswerke ist, wie sie hören, auf Gravels Gutbefinden ein kleiner
[ Anstand gegeben, weil die E.Mainzischeu, dass Ef. sich über die quae-
[ stio an affirmative erklärt, an ihren Herrn berichtet und, wie sie sich zu
verhalten, angefragt, und Pomponne aus Schweden geschrieben haben
solP), es wäre daselbst die Erneuerung des foedus ohne sonderliche Erin-
nerungen beliebt, der schwedische Gesandte Snoilsky davon aber noch
nichts erfahren hat und mit heutiger Post Gewissheit darüber erwartet.
Dessenungeachtet gab Snoilsky ihnen vor wenigen Tagen zu verstehen,
dass er sich noch alleweile mit ihnen in Sachen der Prorogation
der AUiance vertraulich zu communicieren befehligt befinde, und stellte
0 Kf. iDstniiert sie darauf (d. Cöln 20. December 1667/9. Janaar 1668}
genauer und zwar wiederholt er in der Hauptsache nur die früher aufgestell-
ten monita (s. oben S. 443) und fügt zum Schlass hinzu: .Vornehmlich aber habt
Ihr zu bedingen, dass kein Theil hiermit dem Instr. Pacis und anderen Reichs-
constitationibas noch anch demjenigen prajudiciren wollte, was auf diesem
Reichstage würde geschlossen werden.^
^ S. Mömoires du marqais de Pompoune publi^s par Mavidal II S. 470.
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VerhandluDgeD wegen ProrogieniDg der Allianz. 481
demnach vor, wie er zwar, was die qoaestio an belange, es bei der einmal
affirmative gethanen Erkläroog bewenden liesse, es würde aber^ wenn man
ad qnaestionem quomodo schritte, zu erwägen sein^ welchergestalt Frank-
reich vornehmlich darnm, damit es bei damals währendem Kriege mit
Spanien die Hülfe und Durchzüge nach Niederland verhindere, dareinge-
treten sei und auch seine Intention erhalten habe. Nachdem es aber seit-
dem in anderen Stand gerathen nnd der Friede zwischen den beiden Kronen
erfolgt sei, auch der berührte (Westfälische) Friedensschluss ausdrücklich
inter praesentia tunc temporis et fntura distingniere und sage: In fu-
turum vero, si inter ea regna controversiae oriantur, firma semper maneat }
etc. Singulis tamen Statibus liberum sit, hnic illive snppetias ferre, so [
entstehe die Frage, wie der Bund es unter den jetzigen umständen mit
Frankreich zu machen habe, sonderlich da noch nicht erörtert und znm
wenigsten zweifelhaft sei, ob die Hülfe vom Reich dem Burgundischen
Kreise zu leisten oder nicht zu leisten sei. Kf. wäre, wie er ans den mit
dem König von Schweden gewechselten Schreiben ersehe, der Meinung, dass
es ratione transitus et auxilii nunmehr in anderem Stande, welches auch,
was bei den zu Braunschweig*) angestellten Traktaten vorgegangen,
erwiesen, wo, dass dem Kaiser der Durchzug nach Niederland nicht zu
hemmen, ja noch weiter gegangen und resolviert sei, dass man sich dem-
jenigen , der den Succurs verhindern wollte, zu opponieren habe. l
Sie verspüren bis dato soviel, dass der König von Schweden und ^>
auch absonderlich Graf W ran gel zu Erneuerung und Verlängerung der j
Allianz eben kein gross Belieben getragen. Ob aber auf Pomponnes
Remonstrieren ein anders gut befunden, solches stehe ehestens zu ver-
nehmen.
Dieselben an den Kurfürsten. D, Regensburg
24 Januar/[3. Februar] 1668.
[Berathaog im Allianzrath über die ProrogatioD.]
Im Allianzrath wurde am 18./28. Januar über die Prorogation des foc- 3. Febr.
dus votiert. Die anderen beharrten bei ihrer früheren affirmativen Erklä-
rung, sie, Ges., erklärten, wie Kf. schon früher versichert, dass er zur Er-
neuerung des Bundes ganz geneigt sei, so hätte derselbe ihnen auch vor
etlichen Wochen Befehl ertheilt, die Frage ob zu bejahen; in betreJQf des wie
seien sie bereit, nachdem es die Yorstimmenden gethan, ihre Erinnerungen
vorzubringen. Es Iconnte aber doch kein Schluss gemacht werden, da die
Braunschweigischen >) erklärten, erst ihre Principale benachrichtigen zu
müsseuj^ob B r a n d e n b u r gt, Münster und Schweden die quaestio an resol-
viert hätten. Da nun Münster (von dem schon geraume Zeit kein Gesandter
hier war) garnicht, Schweden nur conditionaliter votiert habe, so müssten sie
») S. oben S. 476.
0 Ueber die damalige Haltung derselben s. Köcher I S. 585.
Uater. c. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XI. 31
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482 '7- Brandenburg and die Rheinische AlliaDS.
erst referieren. Snoilski erläuterte allerdings sein vorher abgegebenes
YOtnm dahin, dass es unbedingt affirmative zu verstehen sei, doch erfolgte
kein Beschluss, sondern es blieb dabei , dass diejenigen, welche sich noch
nicht positive erklärt, sich angelegen sein lassen sollten, nähere Resolution
ihrer Principale zu befördern.
Dieselben an den Knrftirsten. D. Regensburg
3./[13.] April 1668.
[Berathnng über die Prorogation.]
13. April Im Allianzrath wurde 28. März/ 7. April die Prorogation wieder in Pro-
position gebracht. Alle, die sich früher affirmative ericlärt, auch Münster,
für w6lches E. Mains stimmt, stimmten aufs neue dafür, die Gesandten der
drei braunschweigischen Fürsten aber entschuldigten sich wieder mit
noch nicht eingegangener Instruktion. Frankreich, E.Mainz und E.Cöln
verlangten zwar, es sollten diejenigen, welche ratione quaestionis an längst
einig, den Allianz - Recess unterschreiben und den übrigen ihre Stellen
offen lassen, dieser Vorschlag wurde aber von den Nachstimmenden mit
Stillschweigen übergangen und der endliche Schluss war, dass diejenigen,
welche sich 18. /28. Januar circa quaestionem an affirmative vernehmen lassen,
nochmals dabei absolute verblieben und es also an dem sei, dass quaestio
quomodo mit ehestem vorzunehmen').
0 Dies ist die letzte Relation der brandenborgischen Gesandten über Ver-
handlangen des Allianzrathes, eine weitere Sitzung desselben hat jedenfalls nicht
stattgefanden. Sie übersenden (30. October/9. November 1668) ein Memorial des
FeldmarschalU Grafen Hohen lohe an die »also genannte gewesene Rhei-
nische Allianz", worin derselbe Bezahlung seines Soldes bis zum 4./14. Angast,
mit welchem Termin das Bündnis zu Ende gelaufen bei, zugleich Gewissheit
wegen ordentlicher Erlassnng seiner Dienste verlangt und bis dahin die ihm in
seiner Gapitulation versprochenen Bestallangsgelder in Anspruch nimmt, und sie
erklären, dass man ihm vordem seiner Entlassung wegen keinen bestimmten Be-
scheid ertheilt, sei daher gekommen, weil damals nicht nur Hoffnung zur Erneue-
rung der Allianz, sondern auch die quaestio an gar affirmative resolviert ge-
wesen und man der Herren Principale eigentlichen Willen nicht habe wissen
können. Dem Kurfürsten Johann Philipp von Mainz, der (d. Schloss Ma-
rienberg ob Wurzburg 22. Mai 1669) ihm Mittheilncg davon gemacht hatte, dass
der König von Frankreich zuerst durch Graf Wilhelm Fnrstenberg und
dann jetzt durch den nach Paris durchreisenden Marquis de Vaubrnn in ihn
habe wegen Prorogation der Rheinischen Allianz dringen lassen, erwidert Kf.
(d. Königsberg l./ll. Juni 1669): , Wegen Prorogation der Rheinischen Allianz
haben meine Gesandten zu Regensbnrg mehr aU fär einem Jahre völlige Instruc-
tion sowohl ratione quaestionis an als quomodo bereits gehabt. Seiter dem
aber ist meines Wissens nichts in der Sache passiret noch an mich — ge-
bracht, wie wohl ich damals, weil alles auf das Instr. Pacis fandiret und zu
Conservation des so theuer erlangten Friedens angesehen ist, kein Bedenken
getragen.*'
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Abschnitt 8.
Verhandlungeu mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge
zu Dorsten.
1663—1665.
3r
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Einleitung.
Die beiden Versnche, welche Earfürst Friedrich Wilhelm 1647
und daDD 1651 gemacht hatte, dorch gewaltsames YorgeheD gegen den Mit-
besitzer der jülich-clevischen Erbschaftslande, den katholischen Ptalzgrafen
Wolf gang Wilhelm von Nenbnrg eine günstigere Regelung der Sacces-
sionsfrage als sie dnrch die nnter seinem Vorgänger 1629 und 1630 abge-
schlossenen Provisional vertrage erfolgt war, dnrchznsetzen, waren von wenig
glücklichem Erfolge gewesen. Allerdings waren ihm in dem neuen Provisional-
vergleich vom 8. April 1647*), welcher den ersten Krieg beendigte, gewisse
Zugeständnisse gemacht, der Besitz vonCleve, Mark und Ravensbergnnd
nach dem Tode des jetzigen Pfalzgrafen auch der vorläufig dessen Sohne
Philipp Wilhelm überlassenen Grafschaft Raven stein, sowie die Zahlung
von 100000 Tbalern innerhalb sechs Jahren zugesagt, die Regelung der kirch-
lichen Verhältnisse in den Erbschaftslanden nach dem Stande von 1609, be-
ziehungsweise 1612 festgesetzt und, falls er die Zustimmung des anderen Kreis*
directors, des Bischofs von Münster, und der übrigen Stände des westfä-
lischen Kreises erlangen könnte, eine besondere Stimme auf den Kreistagen
und ein Antheil an dem Directorium dieses Kreises eingeräumt worden, allein
dieser Vertrag war nicht zur Ausführung gekommen, der Pfalzgraf hatte
nach dem Abschluss des westfälischen Friedens die Forderung erhoben,
dass das in demselben für die kirchlichen Verhältnisse festgesetzte Normal-
jahr 1624 auch in den jülich-clevischen Landen zur Durchführung gebracht
werde, und als dann der Kurfürst aufs neue 1651 die Waffen ergriffen
hatte, hatte er nach dem erfolglosen Ausgange des Feldzuges in dem Ver-
gleich vom 11. October dieses Jahres'), in welchem im übrigen jeuer Ver-
trag von 1647 erneuert wurde ; die Entscheidung der Frage, ob für die
J) 8. V. Mörner 8.136. ürk. u. Akt. IV S. 335ff.
') Londorp VI S. 632. v. Morner S. 164f. S. Urk. u. Akt. VI S. 112.
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486 ^- VerhandlaDgen mit Pfalz-Neabarg. Die Verträge zu Dorsteo
kirchlichen Verhältnisse jener Lande derStatns von 1609 ond 1612 oder von 1624
massgebend sein sollte, einer kaiserlichen, ans katholischen und evangelischen
Fürsten zusammengesetzten Kommission überlassen müssen, welche freilich
nicht in Wirksamkeit getreten ist. Ebensowenig aber^ wie der Kurfürst
war der Pfalzgraf und noch weniger dessen Sohn Philipp Wilhelm mit
diesem Ausgange zufrieden, und zu diesem letzteren, welcher nach dem Tode
seines Vaters (20. März 1658) demselben in der Regierung folgte, hat der
Kurfürst die nächsten zehn Jahre hindurch in dem gespanntesten Verhält-
nisse gestanden. Gleich auf dem Reichstage von 1653 — 1654 trat der feind-
liche Gegensatz beider auf das schärfste hervor. Der Pfalzgraf ^) erneuerte
dort nicht nur die schon von seinem Vater erhobene Forderung auf Ent-
schädigung für die durch den Krieg des Jahres 1651 verursachten Kosten,
sondern er wusste auch im Einverständnis mit den Häuptern der ständi-
schen Oppositionspartei im Clevischen es dahin zu bringen, dass die Be-
schwerden und Forderungen, welche eine von den clevisch- märkischen ver-
eint mit denjülich-bergischen Ständen nach Regensburg gesandte Deputation
dort vorbringen solUe, nur gegen den Kurfürsten gerichtet waren. Er ver-
ständigte sich dann dort mit dem Bischof von Münster dahin, gemeinschaft-
lich ohne vorhergehende Mittheiluug an den Kurfürsten, ja sogar unter Aus-
schliessung desselben einen Kreistag des westfälischen Kreises nach Esseo
zu berufen, um dort eine Kreisarmatur zustande zu bringen, deren Leitunfi:
in katholische Hände gelegt werden und deren Spitze ebenfalls gegen den
Kurfürsten gerichtet sein sollte. Freilich hatten diese Machinationen nur
geringen Erfolg, in der Entschädigungsfrage sah sich der Pfalzgraf bald
von dem Kaiser, dessen Unterstützung er sich gesichert zu haben glaubte, im
Stich gelassen, und jener ständischen Deputation wurde dadurch der Boden
unter den Füssen entzogen, dass sich der Kurfürst inzwischen mit seinen
clevisch-märkischen Ständen verständigte und dass gerade der Punkt, um
welchen sich hauptsächlich die Streitigkeiten derselben mit dem Kurfürsten
drehten, ob derselbe ohne deren Bewilligung befugt sei, Garnisonen und
sonstige Truppen im Lande zu halten, von dem Reichstage zu Gunsten
desselben und der Landesfürsteu überhaupt entschieden wurde. Der west-
fälische Kreistag') kam allerdings im September 1653 zustande und ver-
lief zu Anfang ganz nach den Wünschen des Pfalzgrafen und des Bischofs,
die Abgesandten, welche der Kurfürst dorthin schickte, mussten unter Pro-
test abreisen, eine Defensionsverfassung wurde wirklich beschlossen, die
Kreisämter katholisch besetzt, aber bald wurde der Argwohn der evan-
gelischen Kreisstände gegen die Absichten jener beiden Fürsten rege, und
diese sahen sich genöthigt, die Versammlung eiligst zu schliessen, ehe jene
Beschlüsse zur Ausführung gebracht waren. Um so eifriger war darauf der
Pfalzgraf bemüht, eine neue katholische Liga ins Leben zu rnfen, und im
0 S. ürk. u. Akt. V S. 593.
2) S. Urk. o. Akt. V 8. 594fr. VI S. 190f. 256f. 263f. 274. 343f.
2) S. ürk. 0. Akt. V 8. 604flF., VI S.474ff.
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BinleitnDg. 487
December 1654 warde wirklich zwischen ihm, den Kurfürsten von Trier
und Göln nnd dem Bischof von Münster ein Bündnis^) abgeschlossen, dem
bald auch der Kurfürst von Mainz beitrat und welches der Keim der spä-
teren Rheinischen Allianz geworden ist. Zugleich suchte er jetzt unzufrie-
den über die mangelhafte Unterstützung, welche ihm von kaiserlicher Seite
zutheil geworden war, die Gnnst Frankreichs zu gewinnen. Der Ausbruch
des schwedisch- polnischen Krieges und die Verwickelung des brandenbur-
gischeo Kurfürsten in diese nordischen Händel schien ihm dann günstige
Gelegenheit zu bieten^ seine auf die gewaltsame Erwerbung der rheiDiechen
Besitzungen des Kurfürsten gerichteten Bestrebungen znr Ausführung zu
bringen. Schon im Frühjahr 1656 traf er Rüstungen, er bot'), freilich
ohne Erfolg, dem Könige von Schweden eine Offensiv- und Defensivallianz
an nnter der Bediogung, dass derselbe ihm zum Besitz der gesamten Succes-
sionslande verhelfen sollte. Der Kurfürst von Brandenburg ist von diesen
feindlichen Absichten des Pfalzgrafen wohl unterrichtet gewesen, er bat im
Sommer 1655, um sich dagegen zu sichern, mit Frankreich verhandelt'), ^^
ist dann seinerseits^) zu Ende dieses und zu Anfang des folgenden Jahres, als
er nach dem Abschluss des Königsberger Vertrages mit Schweden glaubte,
sich ans jenen nordischen Verwickelungen herausziehen zu icönnen, nnter dem
Einflüsse seines damaligen hauptsächlichen Rathgebers, des Grafen Wal-
deck, mit dem Plane umgegangen, den Pfalzgrafen mit Krieg zu überziehen und
ihm seine rheinischen Lande zu entreissen, und er hat damals mit Seh wede n
und anch mit Frankreich^) wegen Unterstützung eines solchen Unterneh-
mens verhandelt, doch ist es ihm nicht gelungen, dieselben dafür zu gewin«
nen, und der weitere Verlauf, welchen der nordische Krieg nahm, hat ihn
genöthigt, auch in den folgenden Jahren alle seine Macht auf diesem Schau-
plätze zu verwenden. Dagegen hat der Pfalzgraf sich in den späteren
Jahren dieses Krieges fortgesetzt mit weiteren Angriffsplänen ^) gegen die
rheinischen Besitzungen des Kurfürsten getragen, er ist deswegen zuerst,
80 lange jener der Bundesgenosse des schwedischen Königs blieb, mit Polen,
dann, nachdem derselbe auf die Seite der Gegner Schwedens übergegangen
war, mit dieser Macht nnd dem mit derselben eng verbündeten Frankreich
in Verbindnng getreten, und brandenburgischerseits hat man zu wiederholten
Malen, Ende 1656, dann im Sommer 1657, dann wieder Ende 1658 und
Anfang 1659, endlich noch im Frühjahr 1660 den Einbruch desselben in
Gleve und Mark gefürchtet, doch haben ihn immer die dort getroffenen
Vertheidignngsmassregeln und andere Hindernisse von der Ausführung
>) S. Urk, n. Akt. V S. 778. VIII S. 521.
») S. Urk. u. Akt. V S. 778.
») 8. Urk. u. Akt. H S. 50. 54.
«) S. Urk. Q. AktVn S.540ff. Erdmannsdörffer, Graf Georg Friedrich
von Waldeck S. 365 ff.
s) S. ürk. u. Akt. II S. 81. 86.
^ S; ürk. u. Akt V 8. 780 ff.
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4HH ^' VirrhaDdlasgeo Bit Pfals-Neabiirg. Die Vertrige sa Dcwitea.
dieser kriegerischen Piäoe abgehslteiL Aoeh soost mber trat bei jeder GeJe-
geobeit^ wo die Interessen des Korfürsten mit denen des Pfalzgimlen zn-
f^ammentrafen, der feindlicbe Gegensatz zwtscben beiden zun Vorsdbcin.
Der Ffal/graf gehörte tu den eifrigsten Beförderern jener Rbeini sehen Al-
lianz, deren Abechlnss der Knrfurst za hintertreiben, wenigstens mögliehst
binaaszukcbieben embie, welche aber schliesslich (August 165^) doch ohne ihn
nnd in directem Gegensatz gegen ihn ond das damals mit. ihm Terböndete
Oesterreich zufetande kam, der Karfürst dagegen trat den Plänen, welche je-
ner in Polen rerfolgte, hindernd in den Weg. Nachdem seit dem Jahre 1655
der polnische König Johann Kasimir zu yerschiedenen Malen die Absicht
die Krone niederznlegen kund gegeben hatte, gehörte zn denjenigen, welche
sich Hoffonng auf die Erwerbung dieser Krone machten, aoch der Pfalz-
graf Philipp Wihelro, welcher, da seine allerdings schon 1651 gestorbene
erste Gemahlin «ine Tochter König SiglsmnndsIIl. und Schwester der bei-
den letzten polnischen Könige gewesen war, eine gewisse Verwandtschaft
mit dem polnischen Köuigshause geltend machen konnte. Im Jahre 1659^),
in welchem zuerst die Absicht des von der Königin Luise Marie beherrsch-
ten polnischen Hofes, noch bei Lebzeiten und während der Regierang Jo-
hann Kasimirs die Wahl des Nachfolgers desselben za stände zu bringen,
bekannt wurde, hatte er die Unterstützung Frankreichs für die Erwerbung
der polnischen Krone nachgesucht und, nachdem sein dorthin geschickter Ge-
sandter ▼. Lerodt von dem Cardinal Mazar in eine günstige Zusage erhal-
ten Hatte, einen anderen Gesandten v. Rautenstein nach Polen geschickt'),
um dort in seinem Interesse zu wirken, er Hess durch denselben die For-
derung stellen, dass er in den Frieden, über welchen damals schon die
später in Oliva zum Abschluss gebrachten Verhandlungen beft^onncn hatten,
eingeschlossen werde, damit er, wie er anführen Hess, nach Beendigung die-
ses Krieges nicht in Gefahr käme, von dem Kurfürsten angegriffen zu
werden. Der Kurfürst hat auf die Kunde davon seinen zu diesen Verband-
lungen nach Polen geschickten Gesandten den Befehl gegeben *), sowohl der
Throncandidatur des Pfalzgrafen als auch der Einschliessnng desselben in
den Frieden entgegenzuarbeiten, und es ist denselben auch wirklich gelun-
gen^), sowohl zu Oliva als auch bei den nachher in Warschau inbetrefif
der Ratification des Friedens geführten Verbandlungen die letztere, obwohl
dieselbe von schwedischer und französischer und tbeilweise auch von pol-
nischer Seite befürwortet wurde, zn hintertreiben. Unter diesen Umständen
war ein Versuch, welchen zu Anfang des Jahres 1659 der Bischof von
') S. Plebanski, De successoris designaDdi coDsilio vivo Joanne Casimiro
S. 8Hf. nnd unten die Relation Blas peile vom 12./22. März 1664.
^0 S. Urk. u. Akl. VIII S. 711 f.
») S. Urk. u. Akt. VIII S. 712.
*) 8. Urk. u. Akt. VIII S. 733f. IX 8. 29.42f.
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EiDleitnog. 489
Münster gemacht hattet), eine Beilegoog der Streitigkeiten zwischen den
beiden Fürsten and einen endgültigen Vergleich über die Snccessionsfrage
zustande zu bringen, gänzlich erfolglos gewesen, der Kurfürst hatte sich
allerdings') zu Verhandlungen darüber bereit gezeigt, aber von vorneherein
erklärt, da er und seine Vorfahren bei den früheren Theilungen auf das
schlimmste übervortheilt worden seien, sich nur unter der Bedingung zu
einem solchen definitiven Vergleich verstehen zu können, dass der Pfalz-
graf ihm genügende Abtretungen mache, wogegen jener erwidert hatte'),
auf solche Verhandlungen nur dann eingehen zu können, wenn er sicher
sei, dass der Kurfürst ihm wenigstens die Grafschaft Ravensberg wieder
abtreten wolle.
Auch nach dem Olivaer Frieden hat noch drei Jahre lang dasselbe
feindliche Verhältnis zwischen beiden Fürsten fortbestanden. Der Kurfürst
wirkte fortgesetzt dem Pfalzgrafen in Polen entgegen, vereitelte dessen Be-
mühungen, doch noch nachträglich in den OHvaer Frieden eingeschlossen
oder wenigstens unter die Garanten desselben aufgenommen zu werden, ver-
folgte mit misstrauischen Augen dessen Verhandlungen mit Frankreich und
suchte^) auch den Argwohn des polnischen Hofes gegen dieselben zu erre-
gen, der Pfalzgraf dagegen arbeitete^) den Bemühungen des Kurfürsten,
die braunschweigischen und andere norddeutsche Fürsten zur Ueber-
nähme der Garantie des Friedens zu bewegen, und ebenso den Bestrebun-
gen jener Fürsten, den Kurfürsten zum Beitritt zur Rheinischen Allianz zu
treiben, entgegen. Gegenüber den Bedrückungen, welche der Pfalzgraf
gegen seine evangelischen Unterthanen in Jülich und Berg ausübte, erhob
der Kurfürst^) Beschwerde, suchte auch die Verwendung anderer evangeli-
scher Mächte nach und schritt schliesslich, da diese Massregeln ohne Erfolg
waren, selbst zu Repressalien. Bei dieser feindlichen Stimmung beider
Fürsten waren naturlich die Versuche,, welche in jenen Jahren von franzö-
sischer Seite gemacht wurden, eine Aussöhnung und Verständigung zwi-
schen denselben zustande zu bringen, ebenfalls erfolglos. Die Mission
Lesseins' 1662 an den brandenburgischen Hof scheiterte ausser an dem
Widerstreben des Kurfürsten, die jetzt auf die Erhebung eines französischen
Prinzen, des mit der Nichte der polnischen Königin zu vermählenden Her-
zogs von Enghien, gerichteten Absichten Frankreichs in Polen zu unter-
^) Bischof Christoph Bernhard von Münster an Kf. d. Coesfeld 20.Fe-
bruar 1659.
^ Kf. an den Bischof von Münster d. Wiborg 9./19. März 1659.
^ Bischof von Münster an Fürst Moritz von Nassau d. Coesfeld 4.April
1659.
*) S. Urk. u. Akt. VUI S. 330.
^) S. die loatraktion Ludwigs XIV. für Gravel vom 28. März 1661.
(Guhraoer II 8. 30Ö).
^) 8. M. Lehmann, Preussen und die katholische Kirche I 8. 65 and die
daselbst S. 167 ff. abgedrackteu Aktenstücke.
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490 3* VerbaadlaDgen mit Pfals-Neaborg. Die Vertrage zu Dorsten.
stützen, namentlich auch daran 0? dass derselbe die aofs oeoe rerlangte Ein
Schliessung des Pfalsgrafen in den Olivaer Frieden auf das hartnäckigste
yerweigerte. Das Gerücht, welches dem Kurfürsten im Sommer 1662 sngiog,
der Pfalzgraf wolle, um doch den König ron Franicreich zur Unterstüt-
zung seiner Tbroncandidatnr in Polen zu bewegen, demselben seine rhei-
nischen Besitzungen abtreten, beunruhigte ihn so, dass er deswegen am
franzosischen Hofe selbst Erkundigungen einzog').
Erst im Jahre 1663 ist es zu einer Annäherung zwischen den beiden
bisher einander so feindlich gegenüberstehenden Fürsten gekommen und
haben dann die Verhandlungen wegen Beilegung der zwischen ihnen
schwebenden Streitigkeiten begonnen, deren erste, bis zum Sommer 1665
reichende Stadien durch die in diesem Abschnitt mitgetheUten Aktenstücke
veranschaulicht werden sollen. Die ersten Schritte zu einer solchen An-
näherung sind von selten des Pfalzgrafen geschehen und zwar dadurch'),
dass zu Anfang dieses Jahres die Gesandten desselben auf dem Reichstage
zu Regensburg sich den dortigen Gesandten des Kurfürsten gegenüber zu
freundschaftlichem Verhalten und zu Verhandlungen behufs Schlichtung der
zwischen ihren beiderseitigen Herren bestehenden Streitigkeiten erboten, welche
Erklärungen auf Befehl des Kurfürsten von dessen Gesandten in entgegen-
kommender Weise beantwortet wurden, doch ohne dass es dann hier doch
zu ernstlichen Verhandlungen gekommen wäre. Dass solche seit Anfang
1664 wirklich eröffnet wurden, ist durch Einwirkung von anderer, zunächst
von kaiserlicher Seite herbeigeführt worden. Der Gedanke, im habsburgi-
schen Interesse, um nämlich an diesen beiden Fürsten und dem, wie weiter
zu hoffen stand, nach deren Aussöhnung zu einer engeren Vereinigung zu
bringenden westfälischen Kreise eine Stütze gegenüber der schon damals ihre
Absichten auf die spanischen Niederlande offenbarenden französischen
Macht zu gewinnen, eine Einigung derselben zustande zu bringen, ist, wie
es scheint, von dem kaiserlichen Residenten im Haag Friquet ausgegan-
gen, dieser hat denselben dem kaiserlichen Hofe mitgetheilt, er ist dort
gebilligt und di» Ausführung desselben einerseits jenem Friqnet selbst,
andererseits dem im Sommer 1663, zunächst um die .Hülfe des Kurfürsten
für den Türkenkrieg nachzusuchen, an den Hof desselben geschickten
Lisola übertragen worden. In welcher Weise der letztere^) sich dieses
') 8. ürk. u. Akt. II S. 677. IX S. 613.
>) S. ürk. u. Akt. IX S. 359. 615.
*) S. die Relationen v. Mahrenholtzs und Jenas aas Regensburg vom
19. Febraar, 7. Mai, 18. Mai und 20. Juli 1663 and die Rescnpte des Knrftirsten an
dieselben vom 1. Jani and 30. Juli, oben S. 174 ff.
*) Derselbe hatte schon 1661 in Warschau den dortigen Gesandten des Kor-
ffirsten gegenüber geäussert, der Korfürst thate gut, sich mit dem Pfalzgrafen za
vergleichen and nebst dem Kaiser anscheinend die Bewerbung des letzteren um
die polnische Krone zu fordern, es sei nicht zu fürchten, dass derselbe wirklich
daza gelangen wurde, aber man könne dadarch die Pl&ne der Konigin vereiteln
(ürk. u. Akt. IX, 8.25»).
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EiDleituDg. 491
Auftrages entledigt and wie der damals aach am Hofe des Eurfürsteu an-
wesende spanische Gesandte ücedoi) dabei mitgewirkt hat, darüber ist
bei der Dürftigkeit des diese beiden Gesandtschaften betrefifenden Materials
nichts zn ersehen. Friqnet hat'), wie die nachfolgenden, auch nicht voll-
ständig erhaltenen Dokumente zeigen, zu Anfang des Sommers 1663 sich
einerseits an die Schwiegermatter des Kurfürsten, die verwittwete Prinzessin
Amalie von Oranien nnd an dessen damals im Haag befindlichen Oe*
sandten, den clevischen Regiernngsratb Werner Wilhelm Blaspeil,
andererseits an den dortigen Gesandten des Pfalzgrafen v. Lerodt ge-
wendet, er hat ein anscheinend zufälliges Zusammentreffen der beiden
letzteren in seinem Hause vermittelt und durch diese dem Kurfürsten und
dem Pfalzgrafen seine Gedanken inbetreff eines zwischen ihnen zu treffen-
den Ausgleiches sowie den Vorschlag, zunächst unter der Hand dort im
Haag darüber vorbereitende Verhandlungen anzuknüpfen, mittheilen lassen.
*Der Pfalzgraf ist sogleich — aus welchen Motiven, und ob gleich wirklich
in aufrichtiger Absicht, ist nicht sicher zu erkennen — der Kurfürst nur
zögernd darauf eingegangen, erst zu Anfang des folgenden Jahres 1664
haben die eigentlichen Verhandlungen begonnen, welche zunächst in diesem
Jahre zwischen Blaspeil und Lerodt, dann im folgenden zwischen dem
ersteren und dem Pfalzgrafen selbst als vertrauliche Besprechungen fortge-
führt worden sind. Dieselben sind, obwohl sie zunächst keinen bestimmten
Abscbluss gefunden haben, doch keineswegs erfolglos gewesen. Der Kur-
fürst zeigt sich allerdings zu Anfang in sehr wenig nachgiebiger Stimmung,
er hält nicht nur an der Vorstellung, dass ihm von Rechts wegen die ge-
samten Snccessionslande gebühren, sondern auch an der Behauptung, dass
bei den bisherigen Theilungen sein Haus übervortheilt worden sei, fest, verlangt
daher, nachdem die zu Anfang von kaiserlicher Seite eröffnete Aussiebt, dass
Spanien durch Ueberlassung des Oberquartiers Ton Geldern den Ausgleich
erleichtern werde, sich als ganz nichtig erwiesen hat, von dem Pfalzgrafen die
Abtretung des ganzen Herzogthums Berg oder wenigstens eines Theiles des-
selben und des durch denselben von Knrcöln durch Tausch zu erwerbenden,
ihm behufs Herstellung einer directen Verbindung zwischen Minden und Cleve
sehr wünschenswerthen Gebietes von Reckling hausen. Der Pfalzgraf da-
gegen will davon nichts wissen, nur die Aufrechthaltung des Status quo zuge-
stehen, und so erscheinen die Verhandlungen aussichtslos. Allein die Anschau-
ungen des Kurfürsten werden von Blas peil nnd der Prinzessin von Ora-
nien nicht getheilt, diese suchen nachzuweisen, dass die Ungleichheit zwi-
schen den ihm und dem Pfalzgrafen zugefallenen Theilen keineswegs so gross
sei, und rathen ihm, seine Forderungen zu massigen. Der Kurfürst lässt
sich dadurch zunächst nicht überzeugen, er sucht nun durch die zuerst im
März 1664 gemachte Andeutung, dass, wenn der Pfalzgraf sich semen For-
') S. oben S. 307.
^ S. Pafendorf IX §71—73. 8. 613ff., woselbst schon eine ausfubrliche
Analyse dieser Aktenstücke gegeben wird.
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492 '^' VerbandlaogeQ mit Pfals-Neubtirg. Die Verträge zq Dorsten.
dernngen füge, er dafür dessen Absichten in Polen anterstützen wolle,
denselben zar Nachgiebigkeit zn bewegen. Von nenburgischer Seite wird
dieser Gedanke allerdings begierig aufgegriffen, aber zum Eingeben auf die
brandenbnrgischen Fordernngen will man sieh doch nicht verstehen, da lässt
der Kurfürst Anfang 1665 merken, dass er geneigt sei, dieselben zu massi-
gen, andererseits der Pfalzgraf, dass, wenn der Kurfürst ihm wirklich zur
Erlangung der polnischen Krone verhelfen sollte, er sich zu einer gewissen
Landabtretung verstehen würde, und so nähert man sich schon damals dem-
jenigen Standpunkte, von welchem aus dann im folgenden Jahre wirklich
die Verständigung erzielt worden ist.
Mit diesen geheimen, auf eine definitive Beendigung des ganzen Suc-
cessionsstreites gerichteten Verhandlungen kreuzen sich andere, welche
nur die Beilegung der Streitigkeiten über die kirchlichen Verhältnisse und
über das Directorium des westfälischen Kreises zum Ziele hatten. Auch
diese sind von anderer Seite aus und mit ganz besonderen Nebenabsichten
angeregt worden. Wie bemerkt, hatte der Bischof Christoph Bern
hard von Münster schon im Jahre 1659, jedenfalls veranlasst durch die
damals dem Reiche von dem nordischen Kriege her drohenden Gefahren,
einen Versuch zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen dem Kurfürsten
und dem Pfalzgrafen gemacht, der aber erfolglos gewesen war. Eben-
derselbe hat dann wieder zn Anfang des Jahres 1664 während seines Auf-
enthaltes zu Regen 8 bürg sich gemeinschaftlich mit dem Kurfürsten von
Mainz den dortigen brandenburgischen Gesandten gegenüber zur Ver-
mittelung zwischen beiden Fürsten erboten, der Kurfürst aber, welcher nach
den früheren Vorgängen den Bischof für eng verbündet mit dem Pfalz-
grafen und seinen Ansprüchen auf Theilnahme an dem Kreisdirectorium
feindlich ansah, und der ausserdem gemäss den im Haag getroffenen Ver-
abredungen das Hinzutreten anderer zu den dort schon insgeheim geführten
Verhandlungen zu vermeiden wünschte, hat sich, ohne gerade diese Aner-
bietungen zurückzuweisen, doch nicht weiter darauf eingelassen. Bald dar-
auf aber fasste der durch mehrfache von selten der Niederländer gegen
ihn verübte Gewaltsamkeiten erbitterte ehrgeizige und kriegslustige Bischof,
ermuthigt durch die schon damals zwischen den Niederlanden und England
ausgebrochenen Streitigkeiten, welche den baldigen Ausbruch eines Krieges
zwischen beiden Seemächten voraussehen Hessen, den Entschluss, an den
NiederlandenRache zu nehmen, zu diesem Zweck einerseits mit England
in Verbindung zu treten, andererseits zu versuchen, auch die anderen, durch
die Uebergriffe der Niederländer geschädigten norddeutschen Fürsten , vor
allem den Kurfürsten von Brandenburg und den Pfalzgrafen von Neu bürg,
zu gemeinsamem Vorgehen gegen dieselben zu bewegen. Auch hiefür aber
erschien wieder eine vorherige Aussöhnung jener beiden anscheinend noch
so heftig verfeindeten Fürsten als die nothwendige Vorbedingung, und daher
hat er aufs neue den Versuch gemacht, eine solche zustande zu bringen.
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Eialeitang. 493
Er machte^) im Jani 1664 gegen Blaspeil, den er zu sich nach Coesfeld
eingeladen hatte, darauf bezügliche Eröffnungen, erbot sich auf seiner be-
vorstehenden Reise nach Regensbnrg und zur Reichsarmee mit dem Pfalz-
grafen persönlich zu verhandeln und denselben zur Erfüllung der Forde-
rungen des Kurfürsten inbetreff des Ereisdirectoriums zu bestimmen, er
Hess dann im August dem Kurfürsten mittheilen, dass der Pfalzgraf zu einer
Verständigung wegen jener Angelegenheit und wegen der kirchlichen Ver-
bältnisse in den Jülich -clcvisohen Lande bereit und erbötig sei, mit ihnen
beiden eine Defensivallianz abzuschliessen, und forderte ihn zur Beschickung
einer deswegen zu haltenden Zusammenkunft auf. Der Kurfürst ist auf diese
Vorschläge eingegangen, auch er hatte angesichts des bevorstehenden Krieges
zwischen England und den Niederlanden die Hoffnung gefasst, bei dieser
Gelegenheit durch entschiedenes Auftreten die letzteren dahin zu bringen; seine
bisher immer vergeblich erhobenen Forderungen wegen einer billigen Regelung
der Hofjserschen Schuldsache und Räumung seiner clevischen Festungen
zu erfüllen, er hatte, um dafür die Unterstützung Englands zu gewinnen,
im August 1664 Christoph v. Brandt nach London geschickt'), er be-
vollmächtigte jetzt im October Blaspeil zu Verhandlungen mit dem Bischof
von Münster und dem Pfalzgrafen vonNeaburg wegen einer Beilegung
jener zwischen ihm und dem letzteren schwebenden Streitpunkte und zum
Abschluss einer Defensivallianz, zu welcher aber, damit dieselbe keinen
verdächtigen Anstrich erhalte, auch andere sowohl protestantische als auch
katholische Reichsstände hinzogezogen werden sollten. Ende December
fanden in Münster Vorbesprechungen darüber statt und es wurden dort
die Entwürfe nicht nur zu zwei über diese Gegenstände abzuschliessenden
Verträgen, sondern auf das Drängen des Bisehofs von Münster, welcher
entschlossen war; gegen die Holländer loszuschlagen, und auch die anderen
Fürsten dazu mitfortzureissen hoffte, auch zu einem dritten Vertrage, be-
treffend ein gemeinsames Vorgehen der drei alliierten Fürsten gegen die
Holländer, falls dieselben nicht auf die Forderungen derselben eingingen,
aufgesetzt. Gegen den letzteren äusserte allerdings der Kurfürst, der im
Gegensatz gegen den Bischof von Münster nicht gewillt war, an dem
Kriege gegen Holland Theil zunehmen, sogleich schwere Bedenken, doch
verwarf er ihn nicht unbedingt. Die eigentlichen Verhandlungen sind dann
im Februar 1665 zu Dorsten zwischen dem dort persönlich anwesenden
Bischof und den Bevollmächtigten des Kurfürsten und des Pfalzgrafen ge-
führt worden, hier wurden von denselben nach kurzen Berathungen auf
Grund jener früheren Entwürfe die drei Verträge vom 14. und 16. Februar
inbetreff der kirchlichen Angelegenheiten in den Jülich -clevischen Landen
') Diese VerhandlaogeD sind von Pufendorf X § 9, S. 648 fast garoicbt, von
Alpen, De vita et rebus gestis Christopbi Bernardi I S. 665, Droysen, Gescb.
der Preuss. Politik 111 3 S. 71f., Tückiog, Gescb. des Stifts Münster unter
Christoph Bernhard von Galen S. 127 anch nur flücbtig berührt worden.
«) S. Pufendorf X § 2. 3 (S. 641 ff.), Droyseu III 3 S. 71.
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494 B. YerhaDdlangeD mit Pfals-Neabnrg. Die Verträge zu DorBteo.
and des westfälischen Ereisdirectoriams, einer Defensivallians zwischen den
drei Fürsten nnd einer näheren Vereinigung derselben behnfs der gegen
die Niederlande zu ergreifenden Massregeln abgeschlossen, von denen die
beiden letzten , weil bisher noch nngedmckt, hier vollständig mitgetheilt
worden sind.
Diese Verträge sind aber nicht snr Äosführnng gekommen, den dritten
haben die Gesandten des Pfalzgrafen überhaupt nicht mit unterzeichnet, und
auch d^r Kurfürst hat denselben, weil er ihm auch in der abgeschwächten
Form, welche er erhalten, noch zu weitgehend schien, verworfen. Die
beiden anderen hat er ratificiert, hat sich aber nachher genöthigt gesehen,
die Ratification wieder zurückzunehmen. Qegen die Bestimmungen des
ersteren über die kirchlichen Angelegenheiten wurden in den clevisch-mär-
kischen Landen selbst sowohl von der evangelischen Geistlichkeit als auch
von den Ständen lebhafte Beschwerden erhoben i), welche der Knrfürst we-
nigstens theilweise als berechtigt anerkennen musste, dem Zustandekommen
jener Defensivallianz aber hat der König von Frankreich, welcher dahin-
ter eine österreichische gegen ihn und gegen die Rheinische Allianz gerich-
tete Intrigue witterte, entgegengearbeitet *) nnd dessen Widerspruch hat der
Knrfürst, freilich sehr ungern, um es nicht zu einem Bruche mit demselben
kommen zu lassen und sich nicht die ihm angebotene Unterstützung seiner
Forderungen gegen Polen zu verscherzen, sich fügen müssen. Die darüber ge-
führten Verhandlungen zwischen Blas peil und dem französischen Gesandten
im Haag, dem Grafen d'Estrades, haben die zuletzt roitgetheilten Aktenstücke
zum Gegenstande. Ludwig XIV. hat in dieser Angelegenheit auch durch
seinen Gesandten in Regensburg Gravel') und auch, wie wir aus der
Correspondenz des Königs mit Estrades ersehen, durch die Prinzessin
von Oranien auf den Kurfürsten einzuwirken versucht, leider liegen in
Berlin weder in dem Staatsarchiv noch in dem K. Hansarchiv irgend wel-
che Documente vor, welche erkennen Hessen, ob nnd in welcher Weise sich
die letztere wirklich dazu hergegeben hat, den Interessen des Königs zu
dienen.
0 S. M. LehmaQD, Preassen und die katholische Kirche I S. 66 und die
dort S. 178 fr. abgedruckten Aktenstücke.
^ S. Wie IVB, SammluDg fragmentarischer Nachrichten über Christoph B.
von Galen, woselbst die auf diese Aogelegeoheit bezüglichen Stucke aas den
Memoiren Estradea' zusammengestellt sind.
^ S. die RelatioDen der braDdenbargiacbeD Reichstagsgesandten vom
7./17. April und 27. April/ 7. Mai 1665.
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Werner Wilhelm Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Graven-
hage 26. Juni 1663.
[Friqneta BemühangeD wegen eines Vergleiches zwischen Kf . nnd Pfais-Neaburg.
Durch denselben vermittelte Zusammenkunft mit Lerodt, Friquets Vorschlag.
Anfrage, an wen er weitere Mittheilungen in dieser Sache adressieren solle.]
Mit Vorwissen Ihrer Hoheit habe ich meine unterthänigste 6e- 26. Juni.
danken wegen des Ew. Ghf. Dchl. sehr wohl gelegenen Oberquar-
tiers von Gelderlandt '), auch wie — man die Gülichsche Succes-
sionssaehe durch einen zuträglichen endlichen Vergleich hinlegen und
die itzige Gonjunctur der Zeiten am füglichsten dazu gebrauchen
könnte, hiebevor nach Hofe gebracht. — Nachgehend habe ich auch
die eigentliche Bewandnus itzg. Saccessionssache und sonderlich was
ab a. 1609 bis anhero darinnen yorgelaafen, auch wie man anitzo
die Handlung zum beständigen und billigmässigen Vergleich anzu-
greifen, femer untersuchet und den ganzen Bericht *) — zu fibersenden
*) Eine solche Denkschrift liegt ans dieser Zeit nicht vor, wohl aber eine
andere 7on unbekannter Hand aus dem October 1664, in welcher die Vortheile,
weiche die Erwerbung des Oberquartiers von Geldern gewähren wärde (die
Einkünfte daraus werden auf jährlich 21,000 Thaler berechnet) ausein anderge-
setst und der Vorschlag gemacht wird, dasselbe als Pfand für die von Spanien
schuldigen j&hrlich 100 000 Thaler (s. oben S. 298 f.) einsubehalten.
^ In dieser den Akten beiliegenden Denkschrift giebt Blaspeil zunächst
eine Uebersicht über den Verlauf des Successionsstreites bis zu den Verträgen
vom 8. und 16.April.l647 (v. Morner S. 136) und vom 20. Mai 1649 (ibid. S.160)
und erörtert dann die Frage, wie ein definitiver Erbvergleich und eu diesem
Zwecke eine gleiche Theilung der Erbscbaftelande herzustellen sei. Er schätzt
Jülich für mindestens ebenso viel werth als Oleve und Berg zusammen, Oleve
ungefähr = Berg und Ravensberg, Berg tae Mark und Ravensberg, Mark
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496 3* Verbandlangen mit Pfalz-Nenburg. Die Verträge zu Dorsten.
dienlich erachtet, wobei ich — nic^t verhalten soll, dass, wie hiesiger
keyserlicher envoy6 H. Friquet der gänzlichen Meinung ist, dass
von der Einigkeit des westphälischen Kreises und sonderlich von
obg. Vergleich der Ruhe- und Wohlstand des ganzen Römischen Reichs
dependire, auch Seiner Keyserl. Maj., Ew. Churf. Dchl. und anderer
Reichsstände bei diesem Niederländischen Staat und andren aus-
heimischen Potentaten zerfallener Respect anderergestalt nicht als da-
durch wieder aufgerichtet werden könne, derselbe sich also damit
eine Zeit hero sehr bemühet und nicht allein ihrer Hoheit darüber
zugesprochen und gebeten, Ew. Churf. Dchl. Wohlmeinung darüber
zu vernehmen, sondern auch seine Gedanken am keyserlichen Hofe
gelangen lassen, alwohe dieselbe in sehr guter Consideration genom-
men seind, wie Ew. Churf. Dchl. aus des keyserlichen Gesandten,
des von Lisola*) Anbringen daselbst ungezweifelt vermerken werden.
Nicht weniger hat er hiesigem Neuburgischen Abgeordneten, dem
Baron de Lerodt, den Vortheil, welchen sein Herr aus dieser Einig-
keit zu erwarten haben würde, dermassen vor Augen gestellet und
schmackhaft gemacht, dass derselbe sich diese Sache allereiferigst
lasset angelegen sein, auch bei seiner vorgestrigen Wiederkunft er-
wähnten H. Friquet versichert hat, dass des Herrn Pfalzgrafen zu
Neuburg F. Dchl. und alle dero ministri nichts herzlichers als eine
beständige redliche gute Einigkeit erwünschten, wie sie solches, wan
es zur Handlung käme, in der That erweisen würden. Darauf der
H. Friquet ferner und zwar dahin gearbeitet, dass der Baron de
Lerodt und ich par rencontre, jedoch in keiner andern Qualität als
== RaveDsberg, Raveostein uod die flandrischeD Güter, Ravensberg =
RaveDstein und diese Güter, 70D 100 Tbeilen machten also:
Jülich 38
Cleve 20
Berg 18
Mark 14
Raveosberg G
RaveosteiD 4
aus. Er macht dann vier verschiedene Vorschläge, wie nach diesem Verhält-
nisse eine gleiche Theiluog getroffen werden könne, weist darauf hin, wie sehr
eine solche erleichtert werden würde, wenn Spanien sich wirklich zur Ab-
tretung des Oberquartiers von Geldern, welches sowohl an Jülich als au
Cleve angrenze, verstände, und stellt schliesslich einen Entwurf der Bedingungen
auf, welche bei solchen Verhandlungen über einen Erbvergleich von selten des
Kurfürsten vorzubringen seien.
*) S. über dessen damalige Gesandtschaft beipo Kf. oben S. 289 ff.
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Erste Vermittlaogeversnche Friquets. 497
priyati, uns begegnet, in seines, des Friquet, Haus zusammenkommen
und daselbst einander in soweit haben kennen lernen, da ich dan von
besagtem Lerodt so vieles gehöret, dass ich glauben muss, die Sache
seie an der Seite wohl gemeinet, welches jedoch die Zeit am besten
geben wird. Wie ich nun bei dieser Occasion derae von Lerodt wegen
der Herrschaft Ravenstein^ welche er zu permutiren und an diesen
Staat gegen ein Aequivalent zu überlassen in Commission hat^), zu
Gemttthe geftihret, dass solche Permutation ohne Ew. Ghurf. Dchl.
speciale Bewilligung sich nicht würde thun lassen und er von mir
eine starke Opposition zu erwarten'), hat mehrg. H. Friquet Occa-
sion gefasset, von der Nothwendigkeit obg. Einigkeit, und wie Seine
Keys. Maj. ein solches so herzlich wünschten, weitläufig zu discurriren,
dabei fügend, dass wir doch dahin bedacht sein möchten, damit ein
so nützlich und hochnöthig Werk zum guten Ende befodert würde —
hielte aber auch dafür, ehe man zur Hauptsache käme oder kommen
könnte, dass man dieses wichtige Werk zuvorhin wohl präpariren —
müsste — dannenhero er fragsweise vorstellen müsste, ob es nicht
rahtsamb, auch das nächste und sicherste sein würde, dass Ihre Ghur-
und FOrstl. Dcht. Dcht. solche praeparatoria hieselbst durch solche
ihre Bedienten, denen sie die Sache gst anvertrauen würden, auf ihre
gst. Ratification zur Hand nehmen, oder zum wenigsten ein Versuch
thun liessen, in Betrachtung es diesergestalt ohne Kosten, ohne Zeit-
verlust, ohne Verdacht und in geheimb geschehen könnte — mit sehr
emsigen Begehren, wan wir ja ohne speciale Ordre hiezu nicht schrei-
ten könnten, wir es zum wenigsten nacher Hoff bringen und bester-
massen recommendiren möchten, wie er auch seines Orts am Kejser-
lichen Hofe zu thun nicht versäumen würde. — Lerod und ich
haben diese Proposition ferner nicht als ad referendum, im übrigen
aber dieselbe zu secretiren und ausser unsem Herren Principalen an
niemanden zu entdecken angenommen. —
PS. — Was im übrigen die Neuburgische Sache betrifft, da habe
ich zwar bisher meine unterthänigsten Erinnerungen an E. Ghf. Dchl.
Hoffmarschaln, den von Ganstein, gerichtet, weiln aber die Sache
nunmehr weiter gehet und ich nicht weiss, ob Ew. Ghf. Dchl. dieselbe
in publiquen Rath gebracht wissen wollen, habe ich mich erkühnen
*) S. über diese VerhandlaogeD Memoires d'Estrades II S. 167 ff.
') 8. den Beriebt des Grafen d'Estrades an Ludwig XIV. ?om 12. Juli
1663 (M^m n ä. 250).
Mater, i. Qeicb. d. Q. Kurfürsteu. XI. 32
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498 8. YerhaDdlaogen mit Pfalz-Nenborg. Die Vertrflge zu Dorsten.
mQssen, den geraden Weg zu Ew. Ghurf. hohen Person zu nehmen, unter-
thänigst bittend, Ew. Ohf. Dchl. geruhen mir durch secretarium Hip-
pel oder sonsten jemand gst. befehlen zu lassen, woran ich mich
künftig, wan etwas weiter vorgehen sollte, zu adressiren, und ob neben
Ihrer Hoheit ich nicht auch des Glevischen Herrn Statthalters F. G.
von allem part zu geben haben solle. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
28. August 1663.
[Vorschläge Friquets.)
^8. Aug. Friquet, welcher eigentlich mit Lerodt hatte zu der Priazessin von
Oranien nach Tarnhoat kommen wolleo, hat ihm, nachdem er demselben
mitgetheilt, dass er noch keine Ordre vom Kf. erhalten, gerathen, damit
nicht das Misstrauen Pfalz-Nenbnrgs, als ob Ef. die Sache nicht ernst-
lich meine, sondern ihn nnr mit Frankreich zn embronillieren suche, ver-
stärkt werde, Lerodt gegenüber dieses nicht zu sagen, sondern die Ver-
zögerang der Verhandlangen mit einer Indisposition der Prinzessin, ohne
deren Beisein er in dieser Sache etwas za than Bedenken trage, za ent-
schaldigen, zngleich Lerodt zu versichern, dass dieserseits die Intention
anfrichtig sei, und diesen darüber aufzuklären, dass die Behauptung des
Bischofs von Münster, er sei von der Prinzessin za verschiedenen Malen
ersucht worden, die Vermittelang in dieser Sache zu übernehmen, unwahr
sei. Im übrigen blieb Friquet bei der Meinung, dass die Haupthandlang
bei Kf. selbst, and zwar soUemniter uod mit Vorwissen aller Alliierten und
Freunde geschehen, hier aber nur der Grund zu solcher Handlang gelegt
werden solle, da sich dann bald offenbaren werde, ob etwas Frachtbarliches
davon zu erwarten sein werde.
Derselbe an den Kurfürsten. D. [Haag] 5. September 1663.
[Besprechung mit Lerodt. Aogebliche VerhaDdlaogen über den beabsichtigten Ver-
gleich auch zwischen den beiderseitigen Gesandten in Regensbarg.]
5 Sept. Der Verabredung^) mit Friquet gemäss hat er Lerodt, welchen er
in dessen Hause getroffen, mitgetheilt, dass die verabredete Zusammenkunft
in Turnhout wegen Uopässlicbkeit der Prinzessin von Oranien nicht
stattfinden könne, und ihn in betreff der unwahren Behauptung des Bi-
schofs von Münster desabusiert. Lerodt dankte dafür, betheuerte seines
Herrn gute Intention und erklärte sich bevollmächtigt und bereit, in die
Verhandlungen zu treten. Doch theilte er mit, dass seinem Herrn allerlei
0 ö. die vorhergehende Relation ?om 2d. August.
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VerhaDdlangeo Blaspeils mit Lerodt 499
widrige Gedanken beigebracht worden wären, indem diese Yergleicbssaohe, wel-
che der Abrede nach eecretiert werden sollte, zn Regen s barg anf die Bahn
gebracht worden sei, des Ef. Gesandten hätten sich deswegen beidemNea-
bnrgischen Gesandten Raatenstein angegeben nnd diesen gedrängt anzu-
geben, was Pfalz-Neuburg für Mediatoren dabei gebranchen wolle^ aber
nachdem er ihnen dieselben (Frankreich nnd den Bischof von Münster)
genannt, nichts weiter von der Sache gesprochen, so dass es schiene,
als hätte man dem Pfalzgrafen einigen Yortheil absehen wollen, doch hätte
er, Lerodt; alles wieder gut gemacht nnd könnte versichern, dass es von
seinem Herrn aufrichtig gemeint sei. Bl. hat dies zu erwähnen für nöthig
erachtet, da Kf. in seinem Rescripte i) mit angeführt, dass Raatenstein
za Regensburg auch von diesem Vergleich etwas gedacht habe. *)
Der Kurfttrat an Blaspeil. D. Königsberg 14. September 1663.
[auf die Relation vom 28. Aagust. Er ist zu den Yerhandlangen bereit, wünscht,
dass sie ohne Mediation geheim geführt werden.]
— Nun wisset Ihr vorhin *), dass wir uns zu einem billigen Ver- u. Sept.
trag erklärt, seind auch nochmals der beständigen Meinung und haben
Euch vor diesem befohlen^ von dem von Lerad zu vernehmen, wie
und auf was Weise er vermeinte, dass diese praeparatoria anzu-
stellen, zumal wir nicht dafür halten, dass es noch zur Zeit nöthig,
sich einiger Mediatoren bei diesem Werk zu gebrauchen, und zwar
darumb, welches wir Euch zu Eurer Nachricht wissen lassen, dass
der Pfalz-Neuburgische Abgeschickte zu Regensburg Rautenstein
gleichfalls von einem Vergleich Erwähnung gethan, dabei aber zugleich
angezeigt, dass sein Herr sich dabei des Eöniges in Frankreich
und Bischofs zu Münster Mediation gebrauchen wollte, dabenebenst
aber dafür hielte, dass der Eeyser wohl schwerlich die Mediation
mit über sich nehmen würde, daraus wir denn nichts anders muth-
massen können, dan dass man uns auf solche Weise den Vergleich
: I nicht allein schwer sondern auch wohl gar wiedrig machen möchte, Ch.
daher wir der Meinung sein, dass die Sache ohne Mediation, wenn
es Pfalz-Neuburg Ernst, anzutreten und keine mehrere Interessenten
zuzuziehen. :| Ihr habet demnach nochmals mit dem von Lerad zu reden
'} Ein solches ist in den Akten nicht erhalten.
*) S. die Relationen der brandenbargischen Gesandten aas Regeosbnrg vom
27. Äpril/7. Mai, 8./18 Mai und 10./20. Juli 1663 (oben S. 181 f. 188).
'j Ein solches früheres Rescript in dieser Augelegenheit ist in den Akten
nicht vorhandeo.
32*
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500 B. VerbaDdiuDgeo mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu DorsteD.
und Yon ihm zu begehren, dass, dafern es seinem Herrn Ernst, er sich er-
kläre, wo und wann die Traetaten und zwar so viel möglich in der
Stille und in geheimb anzutreten, dnmit man des Interrenirens, Pro-
testirens und anders mehr von einem und dem andern geübrigt sein
könne. Sobald wir nun von Euch darauf Antwort erhalten, so bald
wollen wir uns auch ferner der Personen und der Instruction halber
gn. resolviren ^). — Friquet habt Ihr unterdessen zu Beförderung
unseres Besten zu unterhalten und dieses ihm zu communiciren. Wir
haben auch wenig Hoffnung zum guten Ausgang, wann Frankreich
und der Eeyser zugleich mediatornes sein sollen, daher es zum
besten, beide daraus zu halten. —
Blaspeil an den EnrftlrBten. D. s'Gravenhage
20./ 30. November 1663.
[Vorstellaagen Friqaets wegen der Nothwendigkeit und Nätzlichkeit des eq
schlieeseodea Vergleichs.]
30. Nov. Lerodt ist zu Lüttich bettlägerig und die Bavensteinische Aliena-
ti onssache mnss daher bis za dessen Besserung anstehen.
Nachdem Friquet durch den Baron de Lisola advertirt worden,
dass Ew. Ghf. Dchl. mir gst. aufgegeben, wegen der Neuburgischen
Sache in Handlung zu treten, hat derselbe mit mir davon und zugleich
von der augenscheinlichen Gefahr der Spanischen Niederlande und
der daraus erfolgenden Unruhe des Römischen Reichs und sonderlich
deren daran grenzenden Westfälisch und Rheinischen Kreisen sehr confi-
dent, doch nicht als ein keyserlicher Minister, der deswegen einige
ordre hätte, sondern als ein guter Freund aus sich selbst discurirt,
der Meinung, dass diese andringende Gefahr andrergestalt nicht als
durch den verhofften Vergleich mit Neubnrg würde abzuwehren oder
zu begegnen sein, sintemal der Westfälische Kreis — durch obg.
Vergleich vereinbart und dann auf solche Vereinigung aller Apparenz
nach dieses erfolgen dürfte, dass wegen der nahen Nachbarschaft
und des gemeinen Interesse die Spanische Niederlanden und obg.
1) Kf. ertheilt (d. Königsberg 12. October 1663) Blaspeil Vollmacht zu den
mit Pfalz-Neabnrg wegen Beilegung des Saccessionsstreites sn fübrendon Ver-
handlungen, weist ihn zugleich an, „alles mit behutsamer Sorgfalt und Fürsiohtig-
keit zu menagieren und ratione materialium zwar zu vernehmen, wohin man Pfalz-
neuburgischerseits zielen möchte, sich aber vorläufig darauf noch nicht einzu-
lassen*', und lehnt vorläufig jede Vermittelung ab.
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Friquets EröffonngeD. 501
beide Kreise, auch wohl mit der Zeit dieser Staat, ja Kngellandt
selbst, zu ihrer aller gemeinen Conservation — eine Ligue defen-
sive mit einander aufrichten und nöthige Anstalt besorgen würden,
aller deren machinationes, welche in diesen Quartieren sollten brouil-
liren oder sonsten etwas attentiren wollen, zu widerstehen, zuni we-
nigsten, dass auf obg. verhofften Vergleichsfall Ew. Chf. Dchl. und
Pfalz-Neuburg dahin zu gedenken würden Ursach haben, weil es
fast unmöglich, wan Frankreich sein Vorhaben in den Spanischen
Niederlanden fortsetzen würde, dass nicht auch die Gülich- und Cle-
vische Lande damit involviret und einen guten Theil des Lasts dieser
Unruhe zu tragen haben sollten, und hielte — Friquet dafür, weil
der Gron Hi Spanien bei itzigem ihrer Sachen Zustand so hoch hieran
gelegen, dass dieselbe zu Facilitir und Beförderung obg. Vergleichs und
der dadurch verhofften Ligue lieber etwas von dem ihrigen mit Ab-
tretung eines oder anderen Stücks dazu contribuiren als zusehen würde,
dass ein so hoch importirendes Werk zurückbleiben sollte. Es wäre
aber die höchste Zeit damit, wan hierinnen etwas gutes sollte gesche-
hen, und würde, wan der Fall in Spanien käme, darauf die Gron Frank-
reich, welcher die Zeit fast zu lang würde, bisher nur allein ge-
wartet, es zu späte, zum wenigsten solcher Vergleich und Ligue nicht so
füglich als anitzo zu hoffen und zu finden sein. —
Friqaet schlug daher vor, sie beide möchten in der Stille unterm
Prätext der Havensteinischen Handlung zu Lerodt nach Lüttich
reisen/ dort mit demselben conferieren und die Sache präparieren; die Sache
selbst könnte dann zu Regensburg, wofern nur Kf. persönlich hinkäme
(dass der Pfalzgraf dort zu erscheinen vorhabe, davon häcte er gewisse Nach-
richt), abgemacht werden. Bl. hat sich aber, da seine Instruktion sich so
weit nicht erstreckt, nicht darauf eingelassen. Wenn sie wieder zusammen-
kommen, will er versuchen, von Lerodt noch etwas weiteres zu vernehmen,
wohin man Pfalz -Neuburgischerseits ziele, wiewohl er besorgt, Lerodt,
welcher bisher sehr aufrichtig procedieret, auch seine Instruktion ihn hat
wollen sehen lassen, möchte dadurch argwöhnisch gemacht werden.
Der KurfBrst an Blaspeil. D. Cöln 2./ [12.] December 1663.
[auf die Relation vom 20./30. November. Die VerhaDdluagen sollen fortgesetzt
werden, Blaspeil soll zu eondieren versnchen, zu welchen ZageständDissen sich
Pfalz-Neubarg verstehen und ob Spanien Geldern abtreten wolle.]
Ef. ist zufrieden , dass Bl. sich bisher seiner Instruktion gemäss yer- 12. Dec.
halten und sich nicht tiefer engagiert hat, er soll damit fortfahren.
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502 3- VerhaDcIluDgeD mit Pfalz -Neaburg. Die Verträge zu DorsteD.
Wir können aber inmittelst wohl geschehen lassen, dass Ihr fllr
Euch Erwähnung thut, wann man Belieben trüge, eine beständige
Freundschaft mit uns zu stabiliren — so würde man die Quelle
für allen Dingen, nemblich die ungleiche Theilung, aufheben — müs-
sen. Gleichwie nun reichskundig, dass das Herzogthumb Gulich
allein mehr importirt, als die andern Länder zusammen, so wir be-
sitzen, als würde von sich selbst folgen, dass uns aufs weinigste das
Herzogthumb Bergen abgetreten werden müsste. Es wäre denn, dass
auf den Fall wir mit des Pfalzgrafen Ld. nicht darüber uns verglei-
chen könnten, wie der Keys. Resident im Haag Friquet dessfalss
einige Ouvertüre gethan, der König in Spanien uns ein Theil seiner
Landen dagegen abtreten wollte. Sollte aber dieses nicht gehen, so
I hättet Ihr fQr Euch zu yemebmen, ob des H. Pfalzgrafen Ld. dero
i Prätension anf die ganze Succession nicht etwan zu Gelde schlagen
I wollten, worin wir dann deroselben, wenn nur die Summe nicht zu
i excessiv, wohl Satisfaction geben werden. Jedoch habt Ihr dieses
j alles nur für Euch und als wenn Ihr desfalls von uns nicht befehligt,
j vorzubringen. Ihr habt aus allen diesen Sachen ^allzeit mit -▼- der
i Princessin von Oranien Ld. fleissig zn communiciren und dero Sen-
j timent uns jedesmal zu überschreiben. Weil auch an ein und andern
Orten spargirt worden, als würde uns der König zu Hispanien das
! Oberquartier von Gelderland abtreten, so habt Ihr Euch zu bemü-
' hen, desshalber etwas gründliches zu penetriren. —
Der Kurfürst an Blaspeil D. Oöln 9./[19.] December 1663.
[Die Verhandlungen sollen fortgesetzt werden; wenn Aassioht aaf Brfolg sein
sollte, will Kf. selbst nach Cle?e kommen.]
19. Dec. — Sollten aber unsere Frau Schwiegermutter und Ihr verspüren,
dass bei dieser Handlung einig guter Ausschlag zu hoffen, solchen-
falls habt Ihr beflissen zu sein, den v. Leradt an der Hand zu halten,
und könnet Ihr auch Ih. Ld. alsdann wohl in Vertrauen berichten, dass
wenn wir versichert wären, dass man Neuburgischerseite die Sache
mit Ernst meinete und uns in allen Dingen behörige Satisfaction zu
geben gesonnen, wir das Werk der Wichtigkeit hielten, dass wir gegen
künftigen Frühling nach unserm Fürstenthumb Gleff selbsten eine
Reise nehmen wollten, dahero wir dann, ob wir gleich inmittelst die
Tractaten — continuiret wissen wollten, dennoch auf alle Punkte so
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ForderoDgen des Kf. 503
praeoise niemand instrniren könnten, wir würden uns auch, wenn
wir persönlich daselbst zugegen, in ein und andern besser und eigent-
lich erklären. —
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 30. December 1663/
[9. Januar 1664]
[Die TOD Pfalz -Nenburg za leisteocle Satisfactioo. Das Directoriam im West-
falischen Kreise. Der Religionspuukt.]
— Wofern etwas aus der Sache werden soll, muss uns wegen der 9. Jao.
allzu ungleichen Theilung Satisfaction geschehen, es kombt uns aber zu-
mahlen ungereimbt für, dass man Pfalz-Neuburgischer seite dergleichen
Verkttrtzung auch praetendiren und auf die Bahn bringen will — dess-
wegen wir dan nicht unbillig zu Ersetzung der Ungleichheit das Her-
zogthumb Bergen oder einen guten Strich desselben nebst Raven-
stein mit dieser Condition prätendiren, dass Pfalz-Neuburg bei
derCron Spanien — befordern helfe, damit uns das Oberquartier vom
Herzogthumb Gelderland — abgetreten werden möge, wohingegen wir
auf die Flanderische Güter renunciiren und. solche I. Ld. gänzlich ab-
treten wollen . Was das Directorium auf denen Westphälischen Greis-
tagen betrifft, lassen wir es desfalls bei denen aufgerichteten Vergleich *)
bewenden, und weil wir — der Hoffnung leben, die vota, so uns wegen
unserer Landen competiren, nunmehr ohne ferneren Streit zu erlangen,
als wird dadurch dieser Sache desto leichter ihre abhelfliche Masse ge-
geben werden können. Bei dem dritten Punkt — die Religion belan-
gend können wir Gewissens halber nicht nachgeben, dass solcher
nach dem Instr. pacis, als welches von den Guiischen Landen nicht
disponiret, — eingerichtet werde, sondern es muss billig hierin bei
den aufgerichteten Verträgen und Beversalen') verbleiben.
Bi. soll die Tractaten im geheimen fortsetzen, doch sieht Kf. zur Zeit
noch nicht, wie er ihn näher instraieren soll, sobald ihm aber vom Pfalz-
grafen Erklärung wegen seiner Satisfaction zukommen werde, will er sich
so herauslassen, dass man an seiner Begierde, dies Werk zur Richtigkeit
zu bringen, nicht Ursache zu zweifeln haben soll.
') Vom 8. April 1647, 8. oben S. 485.
') S. M. Lehm an D, Preasseo und die katholische Kirche I 8.58 ff.
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504 ^' VerhanclIaDgeD mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu Dorsten.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 4. Februar 1664
[Verabredung mit Lerodt. Der Vorfall in Regensburg]
4. Febr. Lerodt ist am 29. Januar hier angelangt, bat am 31. bei Ihrer Hoheit
Audienz gehabt, liegt jetzt aber wieder am Podagra bettlägerig, derselbe
und Bl. haben nur in einer kurzen Conferenz verabredet, dass alles, was
vorgestellt nnd debattiert werden sollte, ordentlich protokolliert und vor Reo-
tificiernng der Protokolle nicht weiter geschritten werden solle. Es wird
dieses zwar in die Handlung einige Langsamkeit bringen;, I. Hoheit dringt
aber darauf, dass wegen dessen, was zu Regensburg zwischen dem Neu-
burgischen nnd dem P ade r bor ni sehen Deputierten vorgelaufen'), Satis-
faction gegeben und, bevor Kf. dadurch beruhigt werde, man sich nicht in der
Handlung vertiefe. Dieser Regensbnrger Verlauf ist Lerodt sehr fremd
vorgekommen, da die Verordnungen des Pfalzgrafen an ihn fortgesetzt voll-
kommene Inclination zum billigen guten Vergleich zeigen, nnd er nicht be-
greifen kann, wie der Deputierte zu Regensburg, welcher (ausserhalb
beim Rausch)' ein sehr bescheidener und vernünftiger Mensch sein soll, zu
einer so unzeitigen Thorheit verfaUen sei.
, Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 2./[12]. Februar 1664
[auf die Relation vom 4. Februar. Die VerhandluogeD sind fortzusetzen ]
12. Febr. ^^ ®r ▼on Regensburg und auch sonst versichert wird, dass Rau-
tenstein ausser Befehl seines Herrn nnd allein für sich geredet habe, so
findet er keine Ursache, dass desshalb die vorhabende Handlung aufgehal-
ten werden solle, Bl. soll daher zur Verzögerung ferner keine Ursache
geben ^ sondern zusehen, dass sich Lerodt in etwas ratione realium her-
auslasse.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
1. März St. n. 1664
[VerhandluDgen mit Lerodt.]
I.März. Bericht über verschiedene Besprechungen mit Lerodt, Bl. hat ge-
fordert, dass als Grund des zu machenden Vergleiches vollständig herzu-
stellende^ Gleichheit festzustellen und von den Verträgen von 1629 und 1647
abzusehen sei, während Lerodt behauptete, dass von dem bestehenden
Znstande und dem Vertrage von 1647, durch welchen eine solche Gleich-
heit schon hergestellt sei, ausgegangen werden müsse; darüber ist es zu
sehr ausführlichen Erörterungen gekommen.
^) S. über den dortigen Auftritt zwischeD dem neuburgischeo Gesandten
v. Rautenstein nnd dem paderbornischen Meinders oben 8.214.
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VerhandluDgen Blaepeils mit Lerodt.
505
Der Kurfürst au Blaspeil. D. Cölu 30. Februar (sie!)
[2./12. März] 1664.
[auf die Relation vom 1. März. Der gute Dienst, welchen Ef. dem Pfalzgrafen
erweisen könne.]
— Gleichwie wir Euch nun in der Hauptsache selbst unsere gn. 12. März.
Meinung wissen lassen, also hat es auch dabei nochmals sein Bewen-
den und halten wir im Übrigen dafür, dass, weil man an beiden Theilen
die gütliche Handlunge vorgiebet und contestiret, es nicht nöthig, sich
in meritis causae aufzuhalten. Ihr könnt auch gegen den von Lerad
wohl gedenken, dass wan die Handlunge lange verzögert werden
soll, dürfte uns eine gute Gelegenheit aus der Hand gezogen werden, bei
welcher wir sonsten vor des H. Pfalzgrafen Ld. etwas gutes thun und
dieselbe den rechten Effect der gemachten Vereinigung in der That
zu Vermehrung dero Interesse verspüren könnten; was sonsten dasje-
nige, so zu Regenspurg vorgegangen, betrifft, deswegen haben wir
Euch neulich befohlen, dass die Handlung nicht aufzuhalten, dabei
wir es, zumal der von Lerad auf seines Herrn Befehl gegen unserer
Frau Schwiegermutter Ld, nochmals entschuldiget, bewenden lassen. —
Blaspeil au deu Kurfürsten. D. s'Gravenhage
5./ 15. März 1664.
[Meinung der Prinzessin von Oranien ober den mit Pfalz-Nenbarg abzaecUliessen-
den Vergleich.]
Er hat seiner Instruktion gemäss alle seine Verhandlungen in der 15. März.
Ffalz-Neubnrgischen Sache I. Hoheit mitgetheilt und sie gebeten^ ihre Ge-
danken darüber zu offenbaren, sie hat dieses auch endlich gethan, sonder-
lich über 4 Punkte ^ auf die es hauptsächlich ankäme: 1) Ef. würde wohl-
thun darauf zu bestehen, dass eine Proportion und Anschlag der Lande
gemacht werden müsste, 2) er möchte sich jetzt, wie früher, an die 1614 zu
Xanten festgestellte Proportion halten, 3) die von Neuburgischer Seite
berührten Motive, dass eine Loosung jetzt nicht mehr statthaft sei, sondern
Pfalz-Neuburg das Jülichsche, Kf. das Clevische Theil behalten
müsste, Hessen sich wohl hören, 4) bei Entstehung des Erbvergleiches
würde der Vertrag von 1647 gleichsam perpetuel sein, zumal da er 1651
erneuert sei; I. Hoheit hält es nicht fär wahrscheinlich, dass zwischen den
beiden 1614 gemachten Theilen eine grosse Ungleichheit bestehe, doch
könnte es, um den Pfalzgrafen desto besser zur Billigkeit zu disponieren,
nicht schaden, darauf noch fürs erste zu bestehen, dass Jülich und Berg
weit besser wären als Cleve mit den übrigen Landschaften. Da Kf. für
Ravenstein nur 40000 Rthlr., welche auf die Domainen creditiert worden,
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506 ^' VerbaodliiDgen mit FfAls-Neoborg. Die Verträge zu Dorsteo.
empfaogeD, dieses Stück aber wobi 300 — 400000 Rtblr. werth wäre, so sei
es billig, wenn der ErbTergleicb gemacht würde, dass der Pfalzgraf das-
selbe wieder dem Kf. überliesse. Auch wegen der in Flandern gelegenen
Stücke meint sie, dass dieselben von Rechts wegen dem Kf. geborten,
doch seien dieselben entlegen und wenig werth, man würde also wohlthnn,
sie dem Pfalzgrafen für die von ihm anerhandelten actiones von Knr- Pfalz,
P'falz-Zweibrücken n. a. zu lassen. Man würde aber bei diesem
allen der noch schwebenden Geldrischen CompromisEache nicht vergessen
müssen, sondern zuzusehen haben, dass, wofern den Landen von C 1 e v e da-
durch inskünftig etwas abgehen sollte, der Pfahgraf sich solches pro qnota
zu vergütigen bei jetziger Handlung verpflichte, ferner sollte man bei die-
ser Gelegenheit den Pfalzgrafen dahin disponieren, sich der Staatischen
Schuldsache mit anzunehmen. Die Hoffnung, durch dieses Werk von Spa-
nien etwas zu erhalten, könnte leicht fehlen; es sei zu rathen, dass Kf.
und Pfalz-Neuburg sich zunächst verglichen, weil sie solchen Falls die von
Spanien gesuchte Ligue defensive zu befördern und dabei ihre conditiones
zu machen in der Gewalt hätten.
Bl. hat I. Hoheit auch die Sache wegen des Westfälischen Krefsdi-
rectorinm vorgetragen und sie überzeugt, dass der Pfalzgraf gar kein Recht
habe, dem Kf. das geforderte condirectorium zu verweigern; ebenso die
Sache wegen des Religionswesens, sie meint, dass dieselbe sehr difficil und
weitläufig, aber doch eher so zu erledigen sei, dass, wenn ein jeglicher von
beiden Kur- und Fürsten wusste, was für Lande er beständig haben und
behalten solle, ein beständig Reglement in puncto religionis et conscientiae
gemacht werde.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
12./ 22. März 1664
[anf das Rescript vom 2./ 12. März. Lerodts AeusseraDgen über die poloische
Angelegenheit, Meioaog der PrinzessiD von Oranieo darüber.]
.'März. Nochmalige Auseinandersetzung, dass die Theilung von 1614 keines-
wegs eine so sehr ungleiche gewesen sei.
Im übrigen bin ich gestrigen Tages mitLerodt über den andern
Punct in langes Gespräch gewesen und habe ihm zu anfangs allerlei
Motiven, warumb beiden unsern hohen Herren Principalen an Beschleu-
nigung des vorhabenden Vergleichs merklich gelegen wäre, zu Gemüthe
gefbhret und endlichen dasjenige, was Ew. Gbf. Dchl. ihme bekannt zu
machen mir gst. anbefohlen *), im Vertrauen — communiciret. Darauf
0 S. das Rescript vom 2./12. Msrz oben S. 505.
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Die polnische Angel egenheit. 507
er alsbald gefragt, ob nicht Ew. Chf. Dchl. die Cron Polen damit
meinen möchten, und als ich ihm geantwortet, dass es zwar wohl
sein könnte, ich es aber nicht zu sagen wflsste, inmittelst aber seine
Gedanken dartlber zu wissen begierig wäre, sagt er mir ferner, dass,
als er hiebevor in Franckreich zu St. Jean de Luz gewesen, hätte
man ihme, und sonderlich der Cardinal Mazarin, glaublich zu ver-
stehen gegeben, dass Franckreich vieler Respecten halber gerne sehen,
auch mit Bath und That dazu helfen wollte, damit S. F. Dchl. zu
Neu bürg der Succession in Polen möchte versichert werden und zu
dieser Cron gelangen. Nach Absterben aber des Cardinais Mazarin
wären solche Concepten geändert und gingen nunmehr, wie weltkundig,
die Gedanken dahin, dass man den Duc de Anguien dazu befordern
möchte, und schiene man in Frankreich darauf so festen Staat zu
machen, dass er seines Orts dafür hielte^ dass sich deme zu wollen
widersetzen nichts anders sein würde, als diesem König in Franckreich
in die Augen zu greifen. Er könnte mir aber nicht sagen, was seines
— Herrn Gedanken hiebei wären, es hätte sonsten überall den Na
men, dass die vomehmbste und fast einzige Ursach, warumb Franck-
reich Ew. Chf. Dchl. Freundschaft suchte, diese wäre, dass es mit
der Zeit Ew. Chf. Dchl. Assistenz, umb ermelten Duc de Anguien
zu seinem Intent zu verhelfen oder zum wenigsten daran nicht
hinderlich zu sein, haben und dessen versichert sein möchte. Sollte
es nun in specie dieses sein, darinnen Ew. Chf« Dchl. seinem — Herrn
gutes zu tbun gst. gemeinet, — wünschte er wohl solches eigentlich
zu wissen, umb sich darnach desto besser zu achten, und dürfte er
wohl, weil diese Materie sehr zart, und viel davon zu schreiben aller-
seits gefährlich sein könnte, die Resolution fassen, wan er nur nähere
Nachricht davon hätte, selbsten — in Eil dorthin zu reisen, umb
seinem Herrn diesen Punkt mündlich vorzutragen — und ist wohl
kein Zweifel, wan in diesem oder dergleichen etwas zu thun wäre,
dass solches den vorhabenden Vergleich — sehr facilitiren sollte.
Aach die Prinzessin von Oraolen, der Bl. diesen Verlauf Yorgetrageo,
meinty Lerodt werde am besten thuD, mündlich darüber mit seinem Herrn
zu reden, wie man auch dieserseits sich wohl vorzusehen hätte, damit nicht
Frankreich^ wenn es merken sollte, dass das Vornehmen mit dem Duc de
Anguien nicht fortwollte, die Augen wieder auf den Pfalzgrafen richten
und diesem zu des Ef. Nachtheil zu der polnischen Krone zu verhelfen
sich bemühe, und stelle sie dem Ef. anheim» ob man nicht dessen Willens-
meinung in diesem Stück Lerodt besser zu erkennen geben solle, damit er,
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508 S* Verhandlangen mit Pfalz-Nenbarg. Die Verträge zq Dorsten.
weoD er zu dem Pfalzgrafen reise, demselben gnten Bericht davon geben
und auch dessen eigentliche Erklärung darauf zurückbringen könne.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree
15./[25.]März 1664.
Conc. 0. V. Schwerin eigenhändig.
[auf die Relation vom 5./ 15. März. Verwerfang der Vorschläge der Priozessio
VCD Oranien, Festhalten an höheren Forderungen. Ob auf Spanien zu hoffen.;]
25. März. jy[^ früheren Vergleiche waren nur Provisionalvergleiche und hat man da-
her dabei so eben nicht geachtet, wie die Theilung eingerichtet würde, jetzt,
da die Handlung erblich sein soll, kann Kf. sich nimmer dazu verstehen, dass
auch Pfalz-Neuburg die Hälfte, wenn dieselbe schon gar genau genommen
werde, behalten sollte, denn, wie er versichert ist, dass ihm die sämtlichen
Lande klaren Rechtens wegen insgesamt gebühren, so sieht er auch nicht,
was ihn dazu bewegen sollte, sich der Hälfte solcher herrlichen Lande in
perpetuum su begeben. Der Pfalzgraf hat durch sein Gomportement ihm zu
solcher Liberalität nie Ursache gegeben , auch hat Ef. und seine Posteri-
tät sich vor demselben nicht zu furchten. Die Hinzulegung nur von Ra-
ven stein kann ihm daher nicht genügen. Es ist notorisch, dass das eine
Herzogthnm Gulich alle anderen Lande an Gütigkeit, Macht und Einkommen
weit übertreffe, so dass der Pfalzgraf sich nicht zu beschweren hätte, wenn
ihm dasselbe nebst Ravenstein, Winnenthal und Bresqne zugetheilt
würde.
Wenn eine immerwährende Handlung getroffen werden soll, so ver-
langt Kf., dass ihm. viel andere Vorschläge und Offerten gemacht würden.
Den Vergleich von 1647 hat er observiert und will ihn auch weiter
observieren, es sei denn, dass der Pfalzgraf continnieren sollte, die Evan-
gelischen zu verfolgen und Kf. an dem exercitio des condirectorii zu be-
hindern, dass Kf. aber denselben gleichsam für einen Erbvergleich halten
sollte, daran fehlt so viel, dass er vielmehr gesonnen ist, ehestens auf ei*
nen rechtlichen Ausgleich zu dringen, wie ihm denn auch nicht verdacht
werden könnte, gegen Wiedererlegung der auf Ravenstein ansgezahlteb
40000 Rthlr. propter enormissimam laesionem solches wieder zu repetieren.
Inmittelst aber, wenn uns vorbedeuteter Massen endlich begeg-
net wird, verbleiben wir — geneigt, zu einem Hauptvergleich zu schreiten,
daher Ihr dann ferner fortfahren könnet mit dem Freih. von Leradt
ingeheimb Praeparatorien zu machen. — Zu einer solchen Eintheilung
aber, wie in Eurer Relation enthalten, wenn der Vergleich erblich
sein soll, habt Ihr ihm garkeine Hoffnung zu geben.
Ob von Spanien zu Facilitirung dieses Vergleichs etwas gethan
werden möchte, können wir so eben nicht wissen, indessen aber ist
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Forderangen des Ef. Die polnische Aogelegenheit. 509
gewiss, dass uns desfalls viel Hoffnung gemacht werde. Alldieweil
aber dieses hiebei allemal ausdrücklich vorgegeben wird, Spanien
wolle darumb etwas von dem seinigen thun, damit dieser Vergleich
getroffen werde und Spanien hernach sowohl mit uns als Pfalz-Neu-
bürg in gutem Vertrauen leben und umb so viel mehr Krieg und Un-
gelegenheit der Orten abwenden könne, so halten wir davor, es möchte
Spanien nach getroffenem diesem Vergleich nichts bei der Sachen
thun wollen, doch habt Ihr uns zu berichten, was Ihr desfalls ferner
vernehmen werdet. —
Der Knrfllrst an Blaspeil. D. Cöln 22. März/[1. April] 1664.
[auf die Relation vom 12./ 22. März. £f. kann sich wegen der polnischen Sache
noch nicht naher erklären.]
-— Ihr habt sonsten dem H. von Lerodt zu sagen, dass, wofern i. April,
der Accord für sich ginge und des Herzogs Ld. sich dabei raisonnabel
finden lassen würden, wir alsdan fär dieselbe gern in allen Occasionen
dasjenige befördern helfen würden, was zu I. Ld. Besten und Auf-
nehmen einigermassen gereichen könnte — ehe und bevor aber wir
dessen versichert, hätten wir gross Bedenken uns femer herauszulassen,
und könntet Ihr nicht sagen, ob es mit Polen oder was es eigentlich
wäre. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
5. April St. n. 1664.
[Nene Coofereoz mit Lerodt; dessen Anfrage, ob der Bischof von Munster in die
Verhandlungen eingeweiht nnd zugezogen werden solle.]
Gestern hat eine neue Gonferenz mit Lerodt stattgefunden, dabei er- 5. April,
wähnte derselbe, er habe ans einem Schreiben des ßischofs von Münster
an den Domdechanten Brabeck ersehen, dass sich der Bischof mit dieser
Sache sehr bemühte nnd die Hände darinnen haben wollte. Weil man bis-
her dafür gebalten, alles möglichst insgeheim zq verhandeln, so hätte der
Pfalzgraf sich nicht mit dem Bischof einlassen und demselben von dem, was
hier vorgegangen, part geben wollen, wiewohl derselbe dessbalb express zn
ihm nach Neubnrg gereist sei.') Sollte Kf. gemeint sein, dem Bischof
die Sache zu communicieren und dieselbe dadurch fortsetzen zn lassen, so bat
^} S. die Relation der brandenbargischen Gesandten aus Regensburg vom
11./21 März 1664 oben S. 231.
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510 3- Verhandlangen mit Pfalx- Neubarg. Die Vertrige sa Dorateo.
er, es ihm zu sagen. Bl. hat erwidert, dass er da?on keine Nachricht
hätte.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Oöln 6y[15]. April 1664.
[Die angebotene Maastersche und E. Mainsische Yermittelung.]
15. April. In Regensbnrg ist in dieser Sache nichts weiter Torgegangeo, als
dass der Bischof von Münster gegen die Gesandten des Ef.^), wie auch
gegen Ef. selbst, and ebenso aachK. Mainz sich znr Yermittelang erboten.
Er bat dieses zwar nicht abgeschlagen, aber sich doch zn nichts eigent-
lichem erklärt, er beabsichtigt anch noch nicht, das Werk aaf andere Manier
als bisher fortzusetzen.
Blaspeil an den KurfUsten. D. s'Gravenhage
10./20. Mai 1664
[Vergebliche Verhandlang mit Lerodt. Rath, die FordemDgeo zu massigen.]
20. Mai. Auf einer neuen Conferenz, die er nach seiner Rückkehr hieher mit
Lerodt gehalten, Hess dieser erkennen, dass Ef. in betreff des Condi-
rectoriom im Westfälischen Ereise die desiderierte Satisfaction erhalten
sollte, dagegen wies er Bl.'s. Vorschlag, der Pfalzgraf solle das Herzog-
tbnm Berg oder wenigstens den oberen Theil desselben jenseits der Wnpper
abtreten, Tollständig zurück und blieb trotz aller Remonstrationen dabei, der
Pfalzgraf könne solche ansehnliche Stücke nicht abtreten. L. wird sich
nach seinem Bau, den er im Jülichschen unter Händen hat, begeben, ist
aber bereit, sobald es nöthig sei, zurückzukehren. Bl. glaubt nicht, dass
es möglich sein werde, den Pfalzgrafen zu solchen Abtretungen zu bewegen,
dass man vielmehr, wenn man zu einem Vergleich kommen wolle, die For-
derungen dieserseits mildern müsse. Wenn der Pfalzgraf entweder die drei
Herrschaften Ravenstein, Winnenthal und Bresques oder anstatt
derselben einen Theil von Berg abtreten und auf Ersatz der an andere
Prätendenten ausgelegten Gelder verzichten wollte, könnte Ef. mit guter
Reputation die Verhandlungen fortsetzen, zumal da auch seine Orossmutter >),
durch welche die Glevischen Lande an das Eurhaus gekommen seien, er-
klärt hätte, dass ihr Gleve mit Marck, Ravensberg und Ravenstein
lieber wäre als Jülich und Berg. Doch dürfte es noch seine Schwierig-
keiten haben, den Pfalzgrafen dahin zu bringen.
0 S. die Relationen derselben vom 21/31. Januar, 19./29. Febmar und
11./21. Mars (S.220. 226. 231.) and die Resenpte des Ef. an dieselben vom 3./13. Fe-
bruar, l./ll. März und 23. März/2. April (S. 222. 228.233.).
^ Anna, Oemahlio des Kurfürsten Johauu Sigismund, Tochter des Her-
zogs Albrecht Friedrich von Preussen und der Marie Eleonore, ältesteo
Schwester des letzten Herzogs Johann Wilhelm von Jalicb-Cleve-Berg.
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Verbandlungen Blaspeils mit Lerodt. Erbieteo des B. von Münster. 511
Derselbe an den Kurfürsten. D. Cleve 1. /[!!.] Juni 1664
[Besach bei dem Bischof von Muoster, dessen Klagen über die Holländer und
Anerbieten, einen Vergleich mit Pfalz-Neabarg zu befordern.]
Auf den Wunsch des Bischofs von Münster ist er in den Pfingst- 11. Joni.
feiertagen zu demselben nach Coesfeld gereist. Dort eröffnete ihm der-
selbe, nachdem er in Regens bürg erfahren, dass Kf. zu dieser Frühlings-
zeit in hiesige Quartiere kommen werde ^), habe er sich desto eher zur
Rückreise in sein Fürstenthum entschlossen, in der Hoffnung, Kf. aufwartön
und mit demselben darüber reden zu können, wie die Eintracht im West-
fälischen Kreise endlich wieder herzustellen sein möchte. Er führte die
Uebergriffe an, welche sich die Qeneralstaaten auf dem Reichsboden
erlaubt: die gewaltsame Besetzung der Djler Schanze "), der Herrschaft
Lenth, die Yorenthaltnng von Rheinberg'); mit dem Fürstenthum
Ostfriesland gedächten sie ebenso zu verfahreuf, und Kf. werde am
besten wissen, wie sie es auch mit ihm ungeachtet so vieler genossenen
Freundschaft hielten und machten. Da diejenigen, welche jetzt dort das
Regiment führten, die Landmacht hätten verfallen lassen, so wären sie gar-
nicht in dem Stande, dass man sich so gar sehr vor ihnen zu fürchten hätte,
sondern die Ursache, dass sie es mit dem Reich und den Benachbarten
also anfingen, beruhe nur auf der Einbildung ihrer vorhin gehabten Macht
und Reputation wie nicht weniger auf der Uneinigkeit des Westfälischen
Kreises und des Reiches. Er kam dann auf die noch zwischen Kf. und
Pfalz-Neuburg ausstehenden Streitigkeiten zu sprechen und versicherte,
wie gerne er etwas gutes darin thun wollte. In betreff des Condirectorinm
im Westfälischen Kreise gestand er zu, dass er diesen Punkt bisher nicht
befördert, er hätte aber gehofft, es würden sich Mittel und Wege finden,
die Hauptsache zu vergleichen, dabei dann auch dieser und andere Punkte
ihre Richtigkeit erlangen könnten, er stehe mit Pfalz- Neuburg in sehr
guter Gorrespondenz, würde aber solcher Freundschaft die Einigkeit des
Westfälischen Kreises immerhin vorziehen, dieselbe hätte ihn auch nicht
gehindert, dem Kf., wo er gekonnt, zu dienen, wie er denn zu des Kf. Besten
sich vormals in die Rheinische Allianz nicht hätte einlassen wollen, son-
dern erst nachher«), als dem Reich und Kf. kein Präjudiz daraus zuwachsen
konnte, sich darein begeben hätte, er wolle auch jetzt auf seiner Reise nach
^) S. das Rescript des Kf. vom 9./i9. December 1663 oben S. 502.
^ Dieselbe war wenige Tage vorher, am 4. Jani 1664, erfolgt, s. darüber
and über die sonstigen Streitigkeiten des Bischofs mit den Niederlanden
Tficking, Geschichte des Stifts Munster anter Christoph Bernard v. Galen,
S. 114ff.
3) a. oben 8. 36. ,
*) Der Bischof war erst im Janaar 1661 der Rheinischen AliianE beigetre-
ten, 9. Mignet H. S. 18.
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512 d- Verhandlangen mit Pfalz-Neabarg. Die Verträge tu DorsteD.
der Donau ') en passant Pfalz-N'eabQrg wegen des Condirectoriam zu-
sprechen. Ein Erbvergleich sei nicht so leicht zn hoffen als zu wünscheD,
ein solcher würde aber dem Ef. ebenso viel wo nicht mehr Reputation als
die preussische SouTerainität bei allen anderen Potentaten geben. Bl.
möchte dem Kf. vorstellen, dass auch wenn kein hauptsächlicher Vergleich
zn finden sein sollte, man dennoch darauf bedacht sein möchte, ein gutes
Vertrauen im Westfälischen Kreise zu stiften und so jene unleidlichen Ein-
griffe fremder Herrschaften abzuschaffen und inskünftig zu verhindern^.
Der Kurfürst an Fürst Moritz von Nassau und Blaspeil.
D. Cöln 21. Juni/[1. Juli] 1664.
[auf die Relation vom 16./ 25. Jani. Misstrauen gegen die Absichten des Bischofs
von Münster.]
1. Jali. — Nun kehren wir uns zwar an der H. Staaten Schreiben')
nicht, welches dieselben an I. Key. M. von ged. Bischoflfen homeur
abgehen lassen — sondern hoflfen vielmehr, es werde I. Ld. darin zu
viel geschehen sein, weiln wir uns aber doch auf dergleichen L Ld.
Zusage und Versprechen für diesem zum öfteren vergeblich verlassen,
so können wir auch anitzo nicht verdacht werden, dass wir etwas
behutsam gehen, und ersuchen demnach E. Ld. — Ihrer Ld. bei etwan
erlangter Gelegenheit wissen zu lassen, dass wir zwar erbötig wären,
nebenst ihm eine gute enge Verfassung im Westphälischen Greise zu
befördern, allein ehe und bevor uns wegen der Direction und der von
uns prätendirten votorum gebührende — Satisfaction geschehen, wel-
ches wir versichert wissen, dass es einzig und allein von Ihrer Ld.
*) Der Bischof, zusammeD mit dem Markgrafen Friedrich von Baden
zam Director des Reichskriegsratha ernannt (s. oben S. 227), begab sich im Juli,
um dieses Amt anzutreten, nach Wien and verweilte dort auch, nachdem :m
August der Frieden mit den Türken abgeschlossen worden war, bis zum October
dieses Jahres s. Alpen, De vita et rebus gestis Ghristophori Bernardi I, S.6ö0ff.,
Tücking S. 126.
^ Fürst Moritz von Nassau und Blaspeil melden (d. Gleve 15./25. Juni
1664), wie Friquet ihnen mitgetheilt, habe der Bischof von Münster auch
diesem gegenüber ähnliche firöffnnngen gemacht, sich erboten, dem Kf. das Con-
directorium im westfälischen Kreise einzuräumen, auch Pfalz- Neoburg und die
übrigen Kreisstande dafür zu gewinnen und sich zu bemühen, eine Verständi-
gung zwischen dem Kf. und Pfalz-Neuburg wegen des Religionswesens zustande
zu bringen; auch ihnen scheine des Bischofs Augenmerk nur darauf gerichtet zu
sein, den westfälischen Kreis wieder in gutes Verständnis zu bringen, was auch
für des Kf. Laude sehr erspriesslich sein würde.
^ d. Haag 10. Juni 1664 s. Alpen I S. 647f.
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Erbietaogen des Bischofs von MfiDster.
513
bishero gehindert, würden wir uns dazu nimmermehr verstehen, son-
dern es vielmehr zu hindern und zu hintertreiben suchen. — Wir
sein sonsten im Qbrigen beständig resolviret, so bald es die Gelegen-
heit an Band geben möchte, uns des directorii im Greise anzumassen,
und werden sehen, ob es des H. Bischofs Ld. uns alsdann werden
disputiren und hindern können. —
Fürst Moritz von Nassau an den Kurfürsten. D. Cleve
12, August 1664.
[Vorschläge des Bischofs vod Münster in betreff eio er zwischeD ihm, Ef. und
Pfalz-Neabnrg abzuschliesseDden Allianz.]
Der Bischof von Münster hat durch den hieber geschickten Prior von 12. Aag.
Werden^) ihm eröffnen lassen, dass za Beförderung der Einigkeit im
Westfälischen Kreise er nnd Pfalz-Neabnrg begierig seien, sich mit
Rf. in gnte Verfassung nnd Defensivallianz zu setzen. Pfalz-Neuburg
erbiete sich das Religionswesen interimsweise, bis zum Anstrag durch die
Kaiserliche Kommission, nach der Observanz des Jahres 1624 einzurichten
und solches sofort durch beiderseitige Kommissare werkstellig zu machen,
beide erklärten sich bereit, den Ef. zum Condirectorium im Westfälischen
Kreise zuzulassen und, um solches alles zu effectuieren, durch einige ihrer
Räthe mit Bevollmächtigten des Kf. verhandeln zu lassen, und hätten ihn
aufgefordert, weil dieses solche Sachen wären, dabei allerhand consideranda
vorfielen und welche füglicher münd- als schriftlich vorgetragen werden
könnten, deswegen jemand an Kf. abzufertigen, der von allem referieren und
des Kf. Resolution zurückbringen könnte. Auch er ist derselben Meinung
und schlägt vor, dass sich Blas peil deswegen zu Kf. begeben möge.
Instruction, wonach sich unser — Werner Wilhelm Blaspeil
zu Behandel- und Hinlegung des im Religionswesen daselbsten
enstandenen Streits, auch Festsetz- und Einführung des uns
competirenden condirectorii im Westfälischen Kreis — zu
richten. D. Cöln 4./[14.] October 1664.
(Cone. 0. V. Schwerin.)
[Wie das Religiooswesen und das Condirectorium im Westfälischen Kreise eio-
zurichten. Kf. ist zu einer DefensivalliaDZ mit Münster aod Pfalz-Neaburg be-
reit, wünscht aber auch ZuziehiiDg anderer Reichsstände.]
Er soll zunächst dem Bischof von Münster für dessen Bemühungen 14. Oct.
in der Sache des condirectorii danken, Ef. werde sich dafür gegen denselben
*) Adolf Bor ck. Die Instruktion des Bischofs für denselben ist datiert
Regeosburg 21. Jali 1664.
Mater, x. Oeach. d. Q. Kurfürsten. XI. 33
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514 B. VerhaDdlaogeo mit Pfals-Neabarg. Die Vertrage £n Dorsteo.
und anch gegen den Prior von Werden, der sich diese Sache hat eifrigst
angelegen sein lassen, erkenntlich erweisen.
£r soll mit den Deputierten von Münster nnd Ffalz-Nenburg sn
G ö 1 n oder an einem anderen geeigneten Orte baldmöglichst zusammentreten,
um die allerseits gewünschte Einigkeit im Westfälischen Kreise zu beför-
dern, und zwar, damit diese Zusammenkunft desto weniger Aufsehen errege,
unter dem Verwände des Religionsstreites.
Diesen Religionsstreit anbetreffend, ist in Acht zu nehmen, dasa
von der Kaiserlichen Kommission nicht abgegangen^ noch den Befugnissen
des Kf. und seiner Gülich- und Bergischen evangelischen Untertbanen in
ihrer durch die Reversalen erlangten Freiheit durch diese Interimshandlung
präjudiciert werde. Bl. soll sich daher bemühen, dass das Religionswerk
gemäss dem Düsseldorfer Vergleich vom 8. April 1647 ad prazim des
Jahres 1612 hergestellt werde, sollte man aber Neuburgischerseits sich dazo
nicht verstehen, so will Kf. zwar endlich geschehen lassen, dass diese Frage
durch die Kaiserliche Kommission erörtert und, bis solches erfolgt sei, das
vorgeschlagene Temperament des Jahres 1624 conditioniertermassen ad interim
eingeführt werde, es muss aber in dem Recess des Jahres 1612, als dessen
Kf. sich keineswegs zu begeben gemeint ist, wie auch der Reversalen in
specie gedacht werden. Ueber die Fragen, wie die Evangelischen zu der
a. 1624 gehabten bürgerlichen und Conscienzfreiheit wirklich gelangen, nnd
was für Versicherung sie haben sollten, dass man sie künftig daran nicht
hindere, sollen Statthalter und Regierung zuCleve näher deliberieren, ihr
Gutachten soll Bl. zur Nachachtung zugestellt werden.
Sobald dieser pnnctns religionis erledigt, wäre die Alternation des
directorii im Westfälischen Kreise und wie dieselbe zwischen Kf.
und Pfalz-Neuburg am füglichsten einzurichten, vorzunehmen. Kf. hält da-
für, dass die Gonvocation der Kreisstände durch ihn, Pfalz-Neuburg nnd
Münster conjunctim, nach vorangegangener Communication nnd Verein-
barung, zu geschehen habe. Wegen der Subscription wäre einzuführen,
dass unter allen Ans- und Anschreiben der Kreisdirectoren diese beiden
capita der Unterschriften neben einander, als erstlich wegen des Münster-
schen und daneben wegen des Glevisch-Gülichschen oder Gülich- Cle vischen
directorii gesetzt, das erste von dem Bischof allein, das andere aber von
Kf. und dem Pfalzgrafen conjunctim unterschrieben werde. Falls der Pfalz-
graf darauf bestehe, könne auch darin, wer von beiden zuerst unterschrei-
ben solle, eine Alternation stattfinden. Wegen der Session und Proposition
könnte es so observiert werden, dass auf dem nächstersten Kreistag Kf.,
auf dem folgenden aber Pfalz-Nenburg zuerst dass condirectorium beklei-
deten und täglich abwechselten und im übrigen, da ihnen zwei vota zu-
gestanden worden, ein jeder sein votum libere führte. Das conclusum
werde namens des ganzen directorii abzufassen und zu publiciereu sein.
Alle ezecutiones könnten communi nomine geschehen, worüber auf dem
nächsten Kreistage näher geredet werden könne. Bl. soll darauf dringen,
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iQstraktioD fQr Blaepeil.
515
dass ein solcher Kreistag möglichst bald bemfen and dort alles znm Effect
gebracht nnd festgestellt werde.
Im übrigen sind wir mit mehrhochg. H. Bischofs und H. Pfaltz-
grafens Ld. Ld. allerdings darinnen einig, dass umb einen guten
Grund zur beständigen Einigkeit im Westphälischen Greis zu legen, auch
denen sämptlichen Ständen darinnen mit einem guten Exempel vor-
zugehen und die künftige Verfassung des Greises zu facilitiren, wir
wohl thun werden, uns mit einander nach Anweisung der Reichs-
Constitutionen zu verbinden, also und dergestalt, dass einer den an-
dern auffm Nothfall mit gewisser Anzahl Völker assistire. Damit
aber solche Verbündnus den Benachbarten kein verkehrtes Nachden-
ken gebe, auch andre Stände und Greise im Reich keine ombrage
davon schöpfen, so soll unser Rath in Vorschlag bringen, ob nicht
zu dieser Allianz fort zu anfangs einige mehr und zwar von den
Evangelischen Ständen ebenso viele als von den Gatholischen zu er-
suchen und einzulassen sein, darzu wir dann unser bestes gerne con-
tribuiren und etwan die Häuser Braunschweig, Uessen-Gassel oder
andere mit im Greis Interessirte darzu zu disponiren uns wollten
lassen angelegen sein, dahingegen die andre ebnergestalt Ghur-Göln
oder sonsten jemand von den Gatholischen dazu bewegen könnten. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 29. November /
[9. December] 1664.
[BröffoungeD Downings wegen eioer AlIiaDS des Ef. mit Bngland gegen Holland,
Zasiehang Münsters, Einvernehmen swischen Frankreich nnd England.]
Der englische Envoy^ Dowuing^) hat mit ihm wegen der jetzt zwischen 29. Nov.
England and diesem Staat schwebenden Streitigkeit sehr weitläufig und
confident geredet, anch dabei bemerkt, dass sein König gern sehen würde,
dass Kf., K.Göln, Pfalz-Neubnrg nnd Münster dasjenige, was sie
mit diesem Staat zu desmelieren und worin sie bisher keine Justiz hätten
erhalten können, bei gegenwärtiger Gelegenheit mit Eifer ponssierten und zu
solchem Ende gnte Correspondenz mit einander hielten; sein König dürfte
wohl, wenn man einig werden könnte, sich obligieren, keinen Frieden mit
diesem Staat zu schliessen, ehe Kf. und die anderen Interessenten ihr Con-
tentement hätten. Bl. hat geantwortet, er wolle es referieren, Kf. würde
aber gewiss seinem Envoy6 in England v. Brandt^) seine Intention be-
1) ä. über denselben Urk. u. Akt. IX S. 533.
'; S. Über dessen damalige Verhandlungen in England Pufendorf X § 2
6. (S. 641 ff.)
33*
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516 3. Verhandlongen mit Pfalz -Neabnrg. Die Verträge zu Dorsteo.
kannt gemacht haben, an der guten Correspondenz zwischen Ef. und anderen
Benachbarten hätte er garnicht zu zweifeln, seines Erachtens aber werde
niemand von denselben gern sehen, dass der Staat zn Omnde gehen sollte,
er glaubte anch nicht, dass die Krone England ihre Rechnung dabei finden
würde. D. sagte darauf, dass der Staat conserviert, die Insolenz der Witti-
sehen Partei aber gesteuert werden müsste; v. Brandt könnte darüber
von Ef. noch keine Ordre erhalten haben, anch hätte er, D., alle zn diesen
Sachen dienende Nachricht samt Vollmacht desfalls zn handeln, welches
sich besser hier als in England thnn liesse; sein König reflectierte sonder-
lich auf Kf., und weil nächst demselben Münster mit diesem Staat am
meisten zu thun hätte und zwar über Sachen , welche das römische Reich
in gemein betreffen, so würde er gern sehen, dass derselbe in dem, was
man zusammen verhandlen möchte, mit einbegriffen würde; er bat auch
BL, dem Bischof diese Intention des Königs auf eine fügliche Weise an
die Hand zn geben, welches er anch zusagte.
PS. Downing hat ihm anch gesagt, Kf. brauche garnicht bedenklich
zu sein, sich mit England auf die vorgestellte Condition etwas näher und
fester zu setzen, denn Frankreich und England verständen sich wohl
miteinander. Während die französische Interposition bei hiesigem Staat
wenig attendiert wurde (wie man in Sachen der Evacuation von Rheinberg,
Ravenstein, Leuth undBorkeloe gesehen), würde man durch die mit
England vorgeschlagene Ligne alles gar leicht und in kurzer Zeit (indem
zuletzt England und der Staat sich doch vergleichen müssten) erlangen.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 7./[17.] December 1664.
[auf die Relation vom 29. November/ 9. December. Kf. hat ähnliche Vorschläge
schon in Englaod selbst machen lassen. Bl. soll anch K.CöId and Mäcster zur
Mitwirkung und Beförderang der Verhaodlaogen mit Pfalz-Nenbarg zu bewegen
Sachen.]
17. Dec. — Weil nun solches mit unsrer Intention, welche wir albereit in
Engelland eröflfnen und darüber negotiiren lassen ^), allerdings über-
einkommt — habt Ihr ihm ") demnach weiter zu verstehen zu geben,
dass wir aus treuer Affection gegen den König dieses albereit an die
Hand gegeben und fürstellen lassen, dass es zu dero sonderbarem
Vortheil und Besten gereichen würde, wan bei währendem diesem
Eriege entweder das Reich insgesambt oder einige Ghur- und Fürsten
ihr Interesse gegen Holland anitzo in Acht nehmen, Ihr habt aber
dieses also fürzustellen, damit der Abgeordnete und insonderheit auch
*) Darcb ChriBtoph v. Brandt s. Pafeodorf a. a. 0.
'^ Dowoing.
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EröffDUDgen Downings.
517
der König daraus zu Bpttren, dass, was hierunter geschehen würde, wir
mehr zu Beförderung des Königs Interesse als unserethalben thun wflrden.
Und dieweil hiernegst dieses Werk fümemblich bei des H. Churfürsten
zu Co In Ld. incaminirt werden muss, als befehlen wir Euch, dass
Ihr Euch zu Ihrer Ld. HofQager, jedoch ohne einzigen Caracter und
nur unterm Prätext Eurer Privatgeschäfte mit dem ehesten verfüget,
zuförderst wegen unsrer Satisfaction im Westfälischen Kreise und vom
Pfalzgrafen von Neuburg den Vortrag thut und dieselbe sondiret, wie
sie etwan zu vorgedachtem Werk geneigt sein möchten. Solltet Ihr nun
vermercken, dass sie dazu einige Lust hätten, solchen falls könnet Ihr
Ihre Ld. unseretwegen versichern, dass wir hierin mit ihr umbtreten
und eine gemeine Sache daraus machen wollten, jedoch mit dem Be-
ding, dass I. Ld. dero so oft gethanem Anerbieten gemäss zuforderst
befordern möchten, damit uns von Pfalz-Neuburg wie auch im
Westfälischen Kreise — Satisfaction wiederfahren möchte. — Im
Fall Ihr auch noch bei des Bischofs zu Münster Ld. nicht gewesen,
habt Ihr Euch auch zu deroselben zu verfügen und dieses negotium
auf gleichmässige Art wie bei Ghur-Cöln zu tractiren, daneben aber
auch unsere Satisfaction beim Westfälischen Kreise desto heftiger an
diesem Ort zu treiben, weil Ih. Ld. uns daran bishero so sehr be-
hindert haben.
Was Euch sonsten mehrg. Downing wegen der Cron Franck-
reich und dass dieselbe dieses alles zu befordern geneigt wäre, ent-
decket, solches wäre uns zwar hcfchnöthig zu wissen, ob es auf eini-
gem gewissen Fundament beruhe, wir können aber aus allen Unib-
ständen so viel merken, dass Ihr aus diesen Dingen mit dem Comte
d'Estrades') nicht vertraulich reden dürft, daher wir dieses zu
erfahren ander Mittel gebrauchen werden. — Sonsten wird uns nicht
entgegen sein, dass die Sache aldort im Haag, wenn Downing dess-
fals von seinem König Befehl bekombt, ferner negotiiret werde, und
wollen wir auf solchen Fall unsern — v. Brandt Ordre geben, sich
auf Euer Zuschreiben auch dahin zu verfugen und das Werk aldort
festzustellen, dan weil derselbe in der Sache schon negotiiret, so
halten wir nöthig, dass er mit dabei sei. —
1) Französischer Gesandter im Haag,
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518 8. VerhandlaDgen mU Pfalf-Nenbnrg. Die Verträge eu DorsteD.
Blaspeil an den Kurftlreten. D. Cleve 7./[17.] December 1664
[Neue YerbaDdluDgen mit Lerodt.]
17. Dec. Auf Lerodts Veranlassang hat er vor drei Tagen eine neue CoDferenz
mit demselben gehalten, anf welcher namentlich die Religionsangelegeaheit,
für deren Regelung Bl. das Jahr 1612 als Normaljahr vorschlug, behandelt
wnrde. Da Lerodt den Erb vergleich garnicht berührte, so hat er ihn
nach der Ursache davon gefragt ; jener erwiederte, er, wie sein Herr, hofften,
wenn zunächst die beiden Punkte religionis et condirectorü ihre Erledigung
gefunden hätten, dass dann der Erbvergleich weit besser als jetzt sich be-
handeln lassen wurde. . Bl. musste sich damit begnügen, von anderer
Seite ist er berichtet worden, dass Pfalz-Nenburg den Erbvergleich nie-
mals eifriger als jetzt desideriert habe. Er ho£ft, wenn auch ein solcher zu
des Ef. contento nicht so bald zu finden sein, sondern man bei dem letzten
Provisionalvergleich de a. 1647 bleiben möchte, dass Kf. dennoch die Herr-
schaft Ravenstein daraus ziehen und behalten und inzwischen der Weg
zum Erbvergleich nach wie vor offen bleiben könne.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 14./ [24.] December 1664
[auf die Relation vom 7./ 17. December. Güostige Gelegenheit zur Erfatlang
seiner Zusage, daher baldiger AbscbloBS der VerhandlungeD wüoBchenswertb.]
24. Dec. Er ist damit zufrieden , dass in der Religionssache der terminus des
Jahres 1612 angenommen werde, auch dass der punctus religionis et con-
directorü vor dem Erbvergleich abgethan werde.
Im Fall Ihr aber vermerken würdet, dass auf die in Eurer In-
struktion enthaltene conditiones des H. Pfalzgrafen Ld. sich zum
Vergleich verstehen wollten, alsdann sein wir auch noch geneigt, Ihrer
Ld. darin beforderlich zu sein, was wir mit Euch alhie mündlich gere-
det^). Weil aber dieses Werk also beschaflfen, dass darin geeilet
werden muss, massen dan die beste Gelegenheit anitzo dazu vorhan-
den, so würde gut sein, dass es hierunter je eher je lieber zur Rich-
tigkeit kommen könnte. —
Blaspeil an den Knrflirsten. D. Coesfelt 21./[31.] De-
cember 1664.
[VerbaDdlangeo mit dem Bischof von Mäoster, verabredete ZasammeDkanft za
Xanten.]
31. Doc. Infolge des Rescripts vom 7./17. December und einer neuen Auffor-
derung des Bischofs von Münster hat er sich vor einigen Tagen hierher
>) S. oben 8. 513.
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BlagpeilB VerhandlaDgea mit Lerodt u. dem Bischof von Münster 519
▼erftigt; es ist verabredet worden, dass am 5./1 5. Januar za Xanten eine
Zasammenkunft der Münsterschen , Neubargischen und Brandenburgischen
Deputierten stattfinden soll, nm die puncta religionis et condirectorii zu
vergleichen y und es wird hier dafür ein Recess entworfen, den er mit nach
Cleve nehmen und im Rath vorlegen wird. Da Pfalz-Neuburg erklärt
hat, er wolle , wenn es nur den Namen hätte, dass das Jahr 1624 ange-
nommen werde y zur Erlangung eines vollkommenen Religionsfriedens in
den Gülich* und Gleveschen Landen den Evangelischen diejenigen Kirchen,
welche sie a. 1612 . gehabt hätten, wenn es nur nicht allzuviele wären,, resti-
tuieren, so bittet er Ef., ihm seine Willensmeinung darüber ehe jene Zu-
sammenkunft erfolge mitzntbeilen , zugleich schlägt er vor, da dieser Con-
vent sehr important sein, nnd Pfalz-Neuburg dazu seine ersten Minister,
den Kanzler Giese, den Baron de Lerodt und den Yicekanzler Schnell
senden werde, dass Kf. den Statthalter anweise, entweder selbst mit dabei
za sein oder jemand aus den Adlichen, etwa den Freiherrn v. Spaen oder
einen anderen dazu mit zu deputieren. Sie sind hier auch in Arbeit, einen
Entwurf zu der Allianz nnd Verfassung auszuarbeiten.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 27. December 1664/
[6. Januar 1665.]
[aaf die RelatioD vom 21. /31. December. HoffoaDg auf Schlichtaog des Religions-
Btreits. Die englischen Absichten, Ef. will sich nicht mit in den Krieg gegen
Holland ziehen lasseo.]
Wegen des pnncti religionis hat er an den Cleviscben Statthalter 6. Jan.
rescribiert und hofft, weil man sich jetzt so viel glimpflicher erzeigt, es
werde nunmehr der Sache dadurch geholfen werden. Zur Zusammenkunft
von Xanten hat er Fürst Moritz beordert, den Generalmajor Freiherm
V. Spaen oder sonst noch jemand dahin mit abzufertigen. Wann der
Kreistag angesetzt werden soll, ist ihm gleich, er verlangt aber, dass das
Ausschreiben in seinem Namen mitgeschehe.
Wir haben aus des v. Brant letztem Schreiben wohl soviel er-
sehen, als wan man auch in Engelland den H. Downing etwas zu
hitzig halte und dass er wohl öfters eines und anderes projectiren
möchte — welches nachmals daselbst nicht möchte angenommen wer-
den. Wir verspüren auch, dass man daselbst wohl gar yerlange, dass
wir uns in diesen Krieg impliciren möchten. Ob wir nun wohl bei
dieser Occasion gerne unsre Sachen in Richtigkeit gebracht sehen
möchten, so werden wir uns doch in solchen Krieg nicht mischen, es
wäre dan, dass uns die H. Staaten darzu forciren, Ihr werdet Euch
demnach in Euren Discursen mit dem H. Downing wissen desto
besser in Acht zu nehmen und hiernach zu richten, wie Ihr dan, was
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520 8- Verhaodlangen mit Pfalz- Neabarg. Die Vortrage eq DorBteo.
des H. Bischofen Sentiment hierüber sei, vernehmen und uns ferner
berichten werdet —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cöln a. Rhein 27. December
1664./ 6. Januar 1665.
[OebersendoDg der Vertragsentwürfe, Bemerkangen za deoBelben.]
(). Jao. Er sendet: 1) Das Project des Vergleichs in puncto religionis
et coodirectorii im Westfälischen Kreise^ nnd bemerkt dazu, dass
in puncto religionis ad Interim das Jahr 1624 angenommen sei, er aber
Hoffnung habe, dass der Pfalzgraf den Evangelischen die Orte, die sie 1612
gehabt, restituieren werde; wenn es gelingen sollte, den Effect des Jahres
1612 zu erlangen, brauchte man sich an die Worte nicht so zu kehren. In
puncto condirectorii hat er alle seine Forderungen durchgesetzt, nur ver-
langt Pfalz-Neu bürg, bei dem bevorstehenden ersten Kreistag prima
sessione den Vortrag zu thun.
2) Das Project der Defensivallianz'). Dasselbe ist so abgefasst
worden, damit es aller Welt könne gezeigt werden. Auf die specificiertc
Zahl der Völker einzugehen, hat er kein Bedenken getragen, da Kf. nicht
höher als Münster und Pfalz-Neuburg angesetzt ist, dieselbe ist auf
Wunsch Munsters so hoch genommen, damit alle Welt die Macht dieses
Kreises, wenn derselbe einig sei, abnehmen möge. Münster hat auch auf
Aufnahiue des Artikels 14 wegen des Unterhalts der Ordinarvölker ge-
drungen, welchen der Pfalz-Neuburgische lieber ganz auslassen oder in einen
Nebenrecess bringen wollte, und hat gerathen, man möchte diese Allianz
') Dasselbe stimmt im wesentlichen mit dem nachher zu Dorsten über
diese Paukte abgeschlossenen Vertrage (unten N. I) äberein , nur dass im
Eingänge der Bemühungen des Bischofs von Munster um das Zustandti-
kommen dieses Vergleichs gedacht, dass in dem ersten, die kirchlichen Ver-
hältnisse betreffenden Theile in § 5 nur im allgemeinen von der Bestellang von
katholischen uud evangelischen Schiedsrichtern, von superabitri aber noch gar-
uicht die Rede ist, und dass in § 9 bestimmt wird, der Kaiser, die Stände des
westfälischen Kreises, Frankreich und England sollten ersucht werden, die Voll-
ziehung dieses Vergleichs zu garantieren, ferner dass in dem zweiten das Kreis-
directorinm betreffenden Theil für die gemeinsame Leitung der Kreisangelegen-
heiten auf den wortlich aufzunehmenden Recess, welcher 1653 zwischen MünsttT
und Pfalz -Neuburg vereinbart war, verwiesen wird.
*) Auch dieses stimmt in der Hauptsache mit dem nachher zu Dorsten
darüber abgeschlossenen 'Vertrage (unten N. II) überein, nur dass hier in § 9
unter den zu stellenden Hülfstruppen keine Artillerie genannt und das zuletzt
zu sendende Gontingent auf 1500 Mann z. F. und 900 Reiter bestimmt, und nach-
her in § 13 das eventuell vorzuschiessende Geld auf mindestens 25000 Tbaler
specificiert wird.
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Die Vertragsentwürfe.
521
vom Kaiser confirmieren lassen, damit die Landstände um so weniger Ur-
sache hätten sich zn widersetzen.
Da bei diesem allem der Ffalz-Nenburgische Abgeordnete anf die
Krone Frankreich sehr grosse, fast allzn viele Reflexion hatte und be-
sorgte, dass diese in Nachdenken gerathen dürfte, als wenn dnrch diese
Defensivallianz die Rheinische Allianz aufgehoben, znm wenigsten sehr ge-
schwächt werden sollte, hat Bl. vorgeschlagen, dass der Rheinischen Allianz
in dieser gedacht werde, was ebenso wie der Vorschlag des Pfalz-Neubnr-
gischen, dass neben anderen auch Frankreich von dieser Allianz Ou-
vertüre gegeben werden möge, angenommen worden ist.
3) Das Project wegen gemeinschaftlicher Massregeln zur
Wiedererlangung des von den Staaten ihnen Vorenthaltenen').
Bl. bittet dasselbe möglichst secret zu halten, damit diejenigen an des Kf.
Hof, welche etwa familiäre Correspondenz in Niederland haben, davon nichts
erfahren, ferner dass Kf. sich bei Zeiten mit Anfsetzung seiner Prätentionen
gefasst mache.
Der Bischof von Münster hat für den Fall, dass, wie zu erwarten,
die Reichscommission nichts ausrichten wird, vorgeschlagen, dass auf gemeines
Gutfinden ein jeder selbst so gut er könnte oder wohl communi mann zu
und das Seinige wieder ergreifen möchte; auch Bl. meint, dass dieses der
leichteste und kürzeste Weg sein würde, doch würde es sehr schwer hal-
ten, ein solches Vornehmen der Gebühr bedeckt zu halten, darum ist in
dem Project davon keine Erwähnung gethan, sondern ist alles den Depu-
tierten überlassen worden, deren Instruktion daraufhin eingerichtet werden
muss.
Der Bischof hatte beantragt, dass für den Fall, dass die Völker zu-
sammengezogen würden, Kf., wenn er zugegen wäre, das Obercommando
führe, und, wenn er abwesend sei, man sich wegen eines anderen Oberhauptes
vergliche, der Pfalz-Neuburgische aber erklärte, dass sein Herr nur davon
wüsste, dass man eine Defensivallianz aufrichten wolle, und ihm anbefohlen
habe, dieselbe concertieren zu helfen, dass diese Sache aber weiter ginge
und er vorher davon berichten müsste, auch Bl. hat erklärt, dass er diesert-
wegen nur in genere beauftragt sei, des Kf. Interesse zu befördern, und eben-
falls auf weitere Erklärung desselben warten müsse.
In der Frage, wie man sich zn England zu verhalten, haben sie, ob-
wohl der Bischof über alle Massen resolviert darin ging, viele Gefährlich-
keiten gefunden, trotzdem aber, da wegen des Königs dem Baron de Lerodt
aus England geschrieben worden, dass, wann man sich mit demselben ein-
lassen und für einen Mann stehen wollte, .sie die nothdürftigen Gelder her-
geben würden, das beifolgende Project aufgestellt. Doch meint er selbst,
dass die Sache grosse Gefahren und Bedenken habe, und bittet daher, dass
1) Da dasselbe von dem später zu Dorsten hierüber abgeschloBseDen Ver-
trage erheblich abweicht, so ist dasselbe hier (S. 522) mitgetheilt worden.
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522 8. Verhandlaogen mit Pfalz-Neubnrg. Die Vertrfige za Dorsten.
das Project io allen seinen Theilen wohl examiniert nnd alles der Qebühr
erwogen werde, damit man der Sache weder zu viel noch zn wenig thne.
Er ist sogleich, nachdem er beim Bischof ?on Münste r Obiges verrich-
tet, hieher geeilt, nm nach Bonn zn gehen nnd E. 06 Ins Intention zn son-
dieren, hat aber wegen vielfachen Ungemachs anf der Reise, namentlich des
Eises wegen^ noch nicht dorthin gelangen können.
Aufsatz, wie zu demjenigen, so einem nnd dem anderen ent-
zogen worden, wieder zn gelangen sei contra die H. Staaten.
Nachdem die frühere Uneinigkeit im AYestfälischen Kreise von den
G.Staaten dazn benutzt ist, dem gesamten Kreis nnd insbesondere den drei
kreisausschreibenden Fürsten viel Unbilliges znznfügen, ihnen das Ihrige
vorznenthalteo nnd verschiedentliche Bedrohungen, Gewalt und Unrecht ge-
gen sie zn verüben, alle Vorstellungen deswegen aber bisher fruchtlos ge-
wesen sind, haben die drei jetzt conföderierten Fürsten beschlossen, diese
jetzt anscheinende gute Gelegenheit, da die ELrone England ihnen Hülfe
anbietet, zu benutzen.
Also ist 1) für gut befunden worden , dass ein jeder* seine gravamina
ausführlich deducieren und justificieren solle.
2) Obwohl alle gütlichen Versuche, von den Staaten Restitution nnd
Satisfaction zu erhalten, bisher vergeblich gewesen sind, hat man doch be-
schlossen, diese gravamina zuförderst auf dem Reichstage zu Regensburg
vorzutragen nnd einen Reichsschluss zu erwirken, dass etwa K.Mainz nnd
K.Sachsen oder Baden-Durlach eine gemeine kaiserliche und Reichs-
commission aufgetragen werde, dass dieselben ihre Subdelegierten an einen
Ort dieses Westfälischen Kreises, etwa nach Aachen, schicken nnd von da
aus die billigmässige Restitution und Satisfaction erst gütlich gesinnen,
auf den Weigerungsfall aber h&rter nnd im Namen des Reichs von der Reichs-
Ezecutionsordnung und was derselben anklebend, sprechen sollen.
3) Die drei Alliierten werden zur selben Zeit, wann obgedachte Reichs-
commission wird festgesetzt sein, sich in solche Verfassung zu setzen be*
flissen sein, damit ein jeder Theil die in der Defensivverbündnis bewilligte
Anzahl, samt nothwendiger Munition, Artigleria und guten Officieren anf
die Beine bringen könne. Um aber bei Nachbaren nnd Alliierten kein ver-
kehrtes Nachdenken zu verursachen, werden sie dahin bedacht sein, die Völker
nnter der Hand, etwa durch Verstärkung ihrer Garnisonen oder anf andere
Weise auf die Beine zu bringen nnd sich der öffentlichen Werbung, sonder-
lich im Westfälischen Kreise, soviel thunlicb, enthalten.
4) Wenn von der Reichs-Gommission nichts Fruchtbarliches zu erwarten
und die G.Staaten keine Satisfaction sollten geben wollen, dann wollen die
Alliierten ihre Deputierte zusammenkommen und berathschlagen lassen, wann
und wohin die Völker geführt und wie es weiter damit angefangen werden
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Vertragsentwarf wegen der gegen die Niederlande zu ergreifenden Hassregeln. 523
60II; jeder soll zunächst mit seinen Lenten sein Land bedecken, es soll
aber mit diesen Bundesvölkern anderergestalt nichts als was oblants von
den sämtlicben Depnüerten vermög Instruction beschlossen wird, vorge-
nommen werden. Sollten aber die Provincien einige Force unvermnthet
gegen Münster thun, so soll von K.Brandenburg als nächst angesse-
nein vornehmlich mit Reuterei, wie auch gleichfalls im Fall zunehmender
Gefahr Ton FfaU-Neuburg auf gleiche Weise geschwind succurriert,
und ebenso, falls die mehriste Force auf die Clevische und Märkische
Lande, oder die Jülichsche und Bergische gehen wurde, ebenergestalt
dahin Hülfe, vornehmlich mit Reuterei geleistet werden, wofern aber die
Staaten eine Armada zu Feld fuhren würden, hätte man sich der Völker,
so entgegen zu schicken, auch des Gommando halber zu vergleichen.
5) Die Deputierten sollen sich an einem bequemen Ort so lange als
einige Gefahr obhanden oder sonst einige Operationes zu thun sind zu-
sammenhalten, und diese wichtige Sache dirigieren helfen.
6) Nachdem die Crone Engelland sich vernehmen lassen, dass sie
den Alliierten gern zu ihren Rechten verhelfen und zu solchem Ende sich
mit ihnen in näheres Bündnis einlassen wollte, so soll mit dem englischen Ab-
geordneten im Haag, der dazu bevollmächtigt sein soll, hierüber Unterre-
dung gepflogen und die Handlung auf ein Jahr lang versuchsweise getroffen
werden, mit dem Bescheide, dass während dieser Zeit keiner ohne des an-
deren Vorwissen sich mit dem Estat der Niederlande yergleichen, sondern
mit gemeinem Einrathen dahin getrachtet werden solle, dass einem und
andern Tbeil die begehrte billige Satisfaction zugleich gegeben werde, welches
zu erhalten, hätte man sich dieserseits dahin zu erklären und einzulassen,
dass man immer förderlichst mit einer ansehnlichen Armee zu Ross und zu
Fuss auf und in Gampagne kommen, mit selbigen Völkern aber in obged.
Jahre, es sei denn anf vorhergehende nähere Tractaten, nichts Thätliches
noch Feindseliges vornehmen, sondern dieselben nur in omnem eventum
in Bereitschaft halten wolle, unter der Bedingung, dass Eng eil and alsbald
bei Schliessung dieser Handlung auf jede tausend Mann z. Fuss (darüber
man sich vergleichen wird) zum wenigsten 5000, und auf jede tausend zu
Pferd 25000 Rthlr. Werbegelder, wie dann zum ferneren Monatlichen
derselben halb so viel fournieren und darauf, ehender aber nicht, der ge-
schlossene Vergleich in forma ausgewechselt und zur wirklichen Werbung
geschritten werden solle.
7) Kein Theil darf ohne gemeine Beliebnng ans dem foedus scheiden,
Friede, Waffenstillstand u. s. w. nur einmüthig tractiert und beschlossen werden.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 4./[14.] Januar 1665.
[Verhandlungeu mit E.GoId.]
Nach Verrichtung der ihm an den Bischof von Münster aufgetragenen 14. Jan.
Commission ist er von Coesfeld nach Co In gereist und hat sich bei dem
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524 8- Verhandlungen mit Pfalz-Neabnrg. Die Verträge zu Dorsten.
dort anwesendeD Bischof von StraBsburg^), der aoi K-cölnischea Hofe alle
affaires als Principalmiuister verrichtet, angegeben and demselben seine
Aufträge eröffnet, ist auf dessen Vorschlag darauf nach Bonn gereist und
hat dort Audienz beim Kurfürsten gehabt. Er hat demselben mitgetheilt,
dass die Verhandlungen zwischen Kf. und Pfalz -Neuburg wegen des
Religionswesens und Condirectorium dem Abschluss nahe wären, zugleich
ihm den Wunsch des Ef. mitgetheilt, da sie beide in diesen westfälischen
und angrenzenden Quartieren einerlei Interesse hätten, indem andere die
praesidia in ihren Städten hätten, auch sonst sich verschiedene jura an-
massten, sie aber mit Frankreich alliiert, diese Crone sich auch schon,
aber ohne Effect, ihrer iuterponendo bei den O.Staaten angenommen, dass
sie jetzt bei den günstigen Zeitverhältnissen die oonsiiia beiderseits zu-
sammenfassten und einen beständigen guten Schluss machten, zu welchem
Ende er, Bl., wünsche, mit einem oder anderen seiner Bedienten in nähere
Confereuz zu treten. Der Kurfürst dankte, betheuerte seine Freundschaft
für Kf. und bot seine Dienste zur völligen Hinlegung der Streitigkeiten
mit Pfalz -Neu bürg an, bemerkte aber, er wolle hoffen, weil er mit die-
sem wegen der geistlichen Jurisdiction in einiger Differenz stände, dass
man ihm durch obberührten Vergleich nicht würde präjudicieren wollen.
Nachdem ihn Bl. darüber beruhigt, erklärte er, es werde ihm sehr lieb sein,
dass nach erhaltener guter Einigkeit im Kreis eine gute Verfassung unter
den Benachbarten gemacht würde und dass man bei jetziger Gonjunctur
die consilia zusammenfasste, worüber mit ihm ferner zu conferieren er dem
Bischof von Strassburg Commission geben wolle. Bl. hat darauf mit
diesem in Cöln mehrere Conferenzen gehalten. Bei Besprechung des
Kirchenstreites und Gondirectoriums erhob jener dasselbe dubium wegen
der geistlichen Jurisdiction, Bl. erwiderte ihm, so lange sie nicht zum wirk-
lichen Besitz von Jülich und Berg kämen, ginge sie eigentlich nichts an,
was K. Cöln mit Pfalz-Neuburg deswegen etwa contrahierte oder zu
desmeslieren habe, in den Clevischen und Märkischen Landen aber
werde es damit ebenso gehalten, wie es zn Zeiten des katholischen Herzogs
Wilhelm wäre observiert worden'), wobei sich jener endlich beruhigte, im
übrigen sehr die Beilegung beider Streitpunkte sowie eine Einigung wegen
der Theilnng der Lande anempfahl. Darauf gingen sie auf die Verfassung
des Kreises über, und da der Bischof sich ganz offenherzig äusserte und
damit einverstanden war, dass eine solche gemacht werden müsste, so theilte
ihm Bl. mit, dass schon zu Coesfeld ein Entwurf zu einer solchen auf-
gesetzt sei, Kf. aber habe grosse Bedenken deswegen und werde sich
schwerlich darauf einlassen, so lange er nicht versichert wäre, dassK.Göln
mit eintreten wolle, und er las ihm darauf diesen Entwurf vor. Der Bischof
erklärte sich damit sehr einverstanden, rieth, man möchte dieselbe je eher
je besser schliessen, und versicherte, sein Herr werde alsbald mit hinzutreten.
') Graf Franz Egon v. Pürstenberg.
^) S. M. Lehmann, PreaBsen und die katholische Kirche I S. 26.
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YerhaodlaDgen mit K.Cöln.
525
Hieraof discarrierten sie weiter von der jetzigen GonjoDctar und wie
mao dieselbe am besten benutzen könnte; Bl. fand den Bischof aber ziem-
lich schwierig und nicht so disponiert, dass er ihm das Goesfelder Project
hätte mit genügender Sicherheit prodncieren können, er theilte ihm daher
nur mit, sie hätten in Coesfeld davon geredet, dabei aber allerhand Bedenk-
lichkeiten gefanden, namentlich wie weit man sich mit England einlassen
könne, sie hätten für das sicherste erkannt, dass ein jeder der Interessierten
seine Prätensionen an die Reichsstände zu Regensbnrg bringe und dort
eine Reichscommission aaswirke, durch welche gebührende Satisfaction von
dem Staat begehrt werden könne, and dass man sich inzwischen gemäss
der Defensivallianz in Verfassung stellen and dadurch dem Suchen der
Reichscommission desto mehr Nachdruck geben solle. Der Bischof er-
klärte sich damit einverstanden und war zuletzt auch wegen England so
weit einig, dass man aus jetziger Conjunctur etwas zu profitieren quovis
modo suchen, dabei aber wohl zusehen müsste, sich mit dieser Krone nicht der-
gestalt zu engagieren, dass dieselbe ihre conditiones dadurch mit Holland
nur desto besser machen, hernach aber ihnen die Last auf dem Halse lassen
and sie also Gefahr laufen möchten. Wie es billig sei, dass man das
Seinige wiederzuhaben suchte, so müsste man aber doch sich vorsehen, dass
die Sachen nicht weiter gingen, noch die limites defensionis überschritten
würden.
Bl. ist darauf zurück nach Cleve gereist, ist unterwegs mit dem Ober-
kanzler V. Giese zusammengetroffen und hat mit demselben noch einiges
näher beredet. Die Zusammenkanft, auf welcher der Religionspunkt und
das Gondirectoriam festgesetzt werden sollen, soll zu Dorsten*), welcher
Ort den Städten Cleve, Münster und Düsseldorf fast gleich nahe ge-
legen, am 17./27. dieses Monats abgehalten werden, und werden Münster,
Ffalz-Neuburg und K.Cöln gern sehen, dass zur selben Zeit auch
wegen der Defensivallianz und näheren Verfassung gehandelt und geschlossen
werde, zu welchem Ende auch Kf. Gommissarien ernennen möchte.
Blaspeil an den Kurflirsten. D. Cleve 4./ [14.] Januar 1665.
[auf das Bescript vom 14./ 24. Oecember. Verhaodluogen mit Pfalz-Neubarg und
dessea Kanzler Giese wegen des Erbvergleichs uod der polDischen Frage.]
Er hat den Prior von Werden^), den er auch aus anderen Ur- 14. Jan.
Sachen zu sich nach Göln beschieden, nach Düsseldorf geschickt, woselbst
derselbe sich sub alio praeteztu beim Pfalzgrafen selbst angegeben hat, zu-
letzt auch im Gespräch auf den Erbvergleich gekommen ist and mitgetheilt
hat. Blas peil hätte mit dem Bischof von Strassburg davon geredet
*) a. d. Lippe, im hentigen Regieruogsbezirk Müoster, Kreis Recklioghau-
sen, damals zam K.colnischeD Gebiet gehörig.
') Adolph Borck s. oben S. 513.
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526 8- VerhaDdloDgeD mit Pfali-Nenbarg. Die Verträge zu Dorsten.
nnd verspürt, dass sehr gute HofiTnoog dazu sein würde, wenn Dar der
Pfalzgraf sich ein wenig zur Billigkeit verstehen wollte; Rf. habe die Prin-
zessin von Oranien antorisiert, darüber za verhandeln, and wünsche, dass
der Pfalzgraf mit K. Cöln wegen des Testes Rekling hausen^) zu han-
deln versuche nnd dasselbe dem Kf. offeriere. Obgleich dieser Vorschlag
dem Pfalzgrafen anfänglich etwas fremd nnd fast hart vorkam, wurde
derselbe doch nicht ganz verworfen, sondern verabredet^ der Pfalzgraf
werde die Sache mit seinem Oberkanzler Giese (weil Lerodt abwesend)
überlegen nnd denselben beordern, mit Blas peil zu conferieren. Bl. ist
mit Giese auch zu Nenss Sonnabend den 10. zusammengekommen und
sie haben weitläufig über die Sache geredet. Gie se erklärte aber jenen Vor-
schlag für unbillig und nicht practicabel, hielt es auch nicht für dienlich,
dass mit K. Cöln davon, ehe alles festgesetzt, geredet werde, fragte endlich,
ob Kf. , wenn der Erbvergleich zustande käme, seinem Herrn wohl zu der
Krone Polen, falls dieselbe durch Absterben oder Resignation des jetzigen
Königs sich eröffnen würde, förderlich sein, und ob man diese Gondition
dem Erb vergleich beifugen wolle. Bl. hat geantwortet, wofern er, der
Kanzler, oder sein Herr des Kf. hohe Person und dessen genereuses und
heroisches Gemüth nur recht kennte, würde er an der ersten Frage zu
zweifeln zumal keine Ursach finden, solche Beförderung aber dem Erbver-
gleich als eine Gondition und Nothwendigkeit beizufügen, dürfte dem Kf.
nicht angemuthet werden, weil einerseits das, was Kf. prätendierte, ihm als
ein debitum zukäme und absque uUa conditione gegeben werden müsste,
andrerseits, auch wenn der Erbvergleich erfolgen sollte, derselbe sich nicht
die Hände so werde binden lassen wollen, dass er das, was er aus freien
Stücken zu thun geneigt sei, aus Zwang sollte thun müssen. Sie sind so-
weit ans Capitulieren gekommen, dass Bl. nicht zweifelt, Kf. werde, wofern
nur durch die jetzige Veränderung in Polen die Sachen dort nicht alteriert
würden, endlich auch in diesem Stück zu seinem contento gelangen.
Bl. räth, die Prinzessin von Oranien schriftlich um ihre Interpositiou
zu ersuchen, und will sich dann bemühen, dass auch der Pfalzgraf dieselbe
requiriere*).
0 Kf. hatte schon 29. September/9. October 1664 Blaspeil beauftragt, da
der Pfalzgraf am ersten geoeigt sein würde, ihm den oberen Theil des Herzog-
thums Berg abzutreten, welcher ihm wenig, dagegen für Kar cöln sehr günstig
gelegen sei, sich za bemäheo, dass derselbe dieses Stück an das Erzstift abtrete,
wogegen dieses an ihn selbst das Vest Kecklinghaasen und das Amt
Oettinghaasen, durch duren Erwerbung eine unmittelbare Verbindung seiner
Territorien von Lippstadt bis Cleve hergestellt werden würde, und womöglich
auch das Amt Werle abtreten sollte.
*) Kf. ersucht wirklich (d. Cöln 16./26. Januar 1665) die Prinzessin von Ura-
nien am ihre Vermittelang zur Stiftung eines firbvergleiches mit Pfalz-Neuburg.
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Verhandlungea mit Pfalz-Nenbarg. BemerkungeD des Ef. zu den Becessen. 527
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree
5./ [15.] Januar 1665.
[auf die Relation vom 27. December/6. Januar. Bemerkungen zu den drei
Recessen.]
Den ersten Recess, die Streitigkeiten in puncto religionis et coDdirec- 15. Jan.
torii anbetrefifend, ist Kf. damit einverstanden, dass des Bischofs von Mün-
ster als Mittlers gedacht werde, doch soll nachher der Eingang des zweiten
Theiles verkürzt nnd auch dem Bischof reciproce die Verpflichtung auf-
erlegt werden, nichts einseitig absqne commnnicatione mit den Condirectoren
vorzunehmen« Dass Pfalz-Neuburg bei der nächsten Kreisversammlung
das erste Mal den Vortrag thun will, genehmigt Kf., doch verlangt er, dass
des anderen Tages darauf in seinem Namen die Condirection geführt und
also allemal alterniert werde. Auch mit den Abmachungen inbetreff der
Religionsstreitigkeit ist Ef. sonst einverstanden, nur hält er es nicht für
dienlich, dass das arbitrium den Kronen Frankreich und England
übertragen werde, sondern hält es für besser, dass es bei den zwei vor-
geschlagenen reformierten und katholischen Reichsfürsten gelassen werde.
Der 1653 zu Regensburg zwischen Münster und Pfalz-Neuburg
aufgerichtete Recess darf nicht in forma sondern punctsweise, als wenn
jetzt alles solches verabredet, inseriert werden. Mit Ort und Zeit der
Kreisversammlung ist Kf. einverstanden und erwartet das Concept des Aus-
schreibens.
Den zweiten Recess wegen der Alliance betrefifend, findet Kf. zwischen
dem Fussvolk und der Reiterei, welche zur Hülfe bestimmt sind, keine Pro-
portion. Dass der Kaiser eine eigene Gonfirmation über diese Alliance
geben solle, findet er nicht nötbig, doch könnte demselben wie auch anderen
Kronen und Conföderierten von den Interessenten insgesamt dieses Vor-
haben notificiert und die Allianz communiciert werden.
Bo viel den 3 ten Entwurf belanget, ob wir zwar nichts darinnen
finden, so unbillig und unrechtmässig, auch wohl ermessen, dass es
endlich zu solche Wege gelangen müsse, wan man sich nicht immerhin
Unrecht thun und despectiren lassen will, so befinden wir doch das
Werk so beschaffen, dass man behutsam damit umbgehen und sich
nicht übereilen müsse. Wir verspüren zwar wohl, dass des H. Bischofs
einziges Absehen auf den englischen Krieg gerichtet ist, es ist aber
damit also beschaffen, dass derselbe noch nicht einst recht angegangen,
viel weniger geurtheilet werden kann, wie lang er währen möchte.
Die Nachricht, so wir aus Engelland haben, ist garnicht so beschaf-
fen, dass man solche wichtige weitaussehende und gefährliche consilia
darauf fundiren solle. Das Polnische Werk siebet auch noch gar
weitläufig aus und will nicht zugeben, dass wir uns dergestalt distra-
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528 8- VerhandlaDgen mit Pfalz-Nenbnrg. Die Verträge za Dorsten.
hiren köDneD. Ihr habet Euch aber hierflber in Bolchen terminis zu
erklären, dass sie nicht davor zn halten haben, als wan wir uns dem
Werk gar entziehen wollten.
Dass die gemeine Beschwerung an den Kaiser und das Reich
auf währendem Reichstage gebracht werde, solches lassen wir uns gar
wohl gefallen, auch haben wir gegen Ghur-Mayntz, dass I. Ld. als
Commissarius vom Reiche dazu gebrauchet werde, nichts einzuwenden,
Chur-Sachsen aber ist uns gar bedenklich wegen seiner habenden
Praetension mit hierzu zu ziehen, — halten demnach am besten zu
sein, dass das gesamte Haus Braunschweig nebst Chur-Mayntz
hierzu zu gebrauchen wäre.
Die Stadt Achen halten wir etwas ungelegen zu dieser Zusammen-
kunft und vermeinen, dass Dortmund besser dazu genommen wtlrde.
Im übrigen wOrde uns lieb sein, dass ChurCollen auch zu
dieser Allianz und den gemeinen consiliis gezogen und die Recesse
auf I. Ld. mit gerichtet werden. — Und weil des H. Bischof zu
Monster Ld. sich so gar eifrig und affectioniret zu unserm besten
erwiesen, so habet Ihr gegen L Ld. bei Begebenheit oder auch
schriftlich Euch desfals zu bedanken und zu versichern, dass I. Ld.
an uns allezeit einen getreuen Freund und Nachbaren zu verspüren
haben sollen. —
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree
24. Januar/ [3. Februar] 1665.
[aaf eine Relation vom 15./2Ö. Januar >). Pfalz-Neubarg soll sich kategorisch er-
Iclären, Kf. ist geneigt, sich mit demselben zu vergleichen und dessen Interessen
za fordern]
3. Febr. Er hätte von Ffalz-Neuburg nicht eine so generale sondern eine
solche Erklärung erwartet, welche den freandschaftlichen Versichernngeo,
welche derselbe ihm durch Bl aspeil nnd durch den Landgrafen Georg
Christian von Hessen') hat zukommen lassen, entsprochen hätte. Er
wünscht möglichst bald des Pfalzgrafen eigentliche Meinung, ob derselbe,
wie er ans den von Bl. movierten Einwürfen fast abnehmen mnss, den Ver-
trag und Nebenrecess von 1647 zn disputieren Willens sei^ zu erfahren. Bl.
0 Dieselbe ist in den Akten nicht vorhanden.
^ Der dritte, katholisch gewordene and eifrig im katholischen Interesse tbä-
tige Sohn des ersten Landgrafen Friedrich von Homborgj der 1669 dort
seinem alteren Brader gefolgt ist, s. Bommel, Gesch. von Hessen IV 8. 466 f.
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BemerkuDgen des Ef. zu den Recesseo. Antrage des Landgr. v. Homburg. 529
soll sich daher, falls er hierüber so bald keine Erklärong erlangen kann,
selbst nach Düsseldorf begeben oder dem Pfalzgrafen durch den Bischof
von Münster zureden lassen, sich kategorisch za erklären.
Wir bleiben inmittels nach wie vor allerdings geneiget, uns mit
I. Ld. in aller Billigkeit zu setzen und uns demnächst in allen vor-
fallenden, sonderlich aber der itzt vorhandenen und I. Ld« bekannten
Occasion, welche sich so favorabel anlässt und sich so bald nicht
wieder, präsentiren möchte, I. Ld. ebenergestalt als unser eigen anzu-
nelimen und sotches in der That selbst zu erweisen, dessen Ihr sie
wohl versichern könnet. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 4. Februar 1665.
[Anträge des Landgrafen von Hessen - Hombarg an Pfalz -Nenburg. Briefe aas
England an Lerodt]
Heute wollen er, Freiherr v. Spaen') und Dr. Wusthauss') nach 4. Febr.
Dorsten abreisen. Inzwischen hat er vor vier Tagen wegen der Ver-
gleichungssache mit v. Lerodt sich unterredet. Derselbe hat ihm im Ver-
trauen mitgetheilt, der Landgraf von Hessen-Homburg') sei von Berlin
in Düsseldorf angelaugt, habe behauptet, von Kf. beauftragt zu sein,
jenes Vergleichs halber mit dem Pfalzgrafen zu handeln, und habe den Vor-
schlag vorgebracht, der Pfalzgraf sollte die Herrschaften Ravenstein,
Winnenthal und Bresques gegen die Grafschaft Ravenspurg abtreten,
diese Grafschaft aber, wann er zur Krone Polen käme, wiedergeben; er
habe behauptet Eile zu haben, da er sogleich nach Berlin zurück und von
dort in einer anderen Kommission des Kf. nach dem Kaiserlichen Hof
reisen müsse. Der Pfalzgraf hat demselben geantwortet, er würde ihm zum
höchsten obligiert sein, wenn er es dahin za bringen wüsste, dass Kf. sol-
chen Vorschlag annähme, hat aber Lerodt aufgetragen, von ihm, BL, zu
vernehmen, ob Kf. dem Landgrafen solche Kommission aufgetragen. Bl.
hat geantwortet, er wüsste davon nichts, zweifelte auch daran, da des Land-
grafen Vortrag mit seiner eigenen Instruktion nicht im allergeringsten überein-
stimmte; Lerodt erklärte darauf, dass auch der Pfalzgraf das Anbringen des
Landgrafen für verdächtig halte. Derselbe gab ihm auch einige auf Befehl
des Königs von England an ihn geschriebene Briefe^), in denen vorgeschla-
gen wird, dass man sich doch hier gegen den Staat vereinbaren und zu-
1) Alexander v. Spaen, General Wachtmeister und Glevischer geh. Begie-
gierangsrath, b. ürk. a. Akt. V, S. 840. 945.
0 Adolf WuBthaus, Archivar und Cievischer geh. Regiernngsrath , a.
ebend. S. 175.
3) 8. S. 528.
*) S. oben S. 521.
Mater, s. Gesch. d. G. Knrfü raten. XI. oa
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530 ^- YerhandlaogeD mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge sa Dorsten.
sammeDschlagen möchte , der König wolle, nm darüber zu verhandeln ehe-
stens jemand hieher abfertigen. So viel er verspürt, hat man aber am
Neubnrgischen Hofe noch zor Zeit eben dieselben Oedanken hierbei, wie Kf.
Die Dorstener Verträge.
I.
Vergleich zwischen dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von
Brandenhnrg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu-
bnrg in betreff des Religionswesens in den Jülich-Cleveschen
Landen and des Directoriums im Westphälischen Kreise.
14, Febr. D. Dorsten 4./ 14. Februar 1665 0.
II.
Defensivallianz zwischen den kreisausschreibenden Fürsten
des Westphälischen Kreises, dem Bischof Christoph Bernhard
von Münster, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Branden-
burg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg.
D. Dorsten 4./ 14. Februar 16650.
14. Febr. Zu wissen sey faiemit, Demnach durch Göttliche Gnade die etliche
Jahren zwischen denen Durchleuchtigsten Fürsten und Herren, Herren
Friederichen Wilhelmb Marggraffen zu Brandenburg — an einem, und
Herren Philipp Wilhelmb Pfaltzgraven bey Rhein — am andern Theil,
fürnemblich der Religion undt Kirchenwesens und theils anderer Diffe-
rentien halber gewesene Streit- und Misshelligkeit, durch Interposition
des Hoch würdigsten Fürsten und Herrn, Herrn Christoff Bernhardten
Bischoven zu Münster — zu beyderseits Partheyen gutem Vergnü-
gen beygelegt, und also zwischen höchstgemelten Chur- und Fürsten
beständiges Vertrawen und Einigkeit gestiftet worden, Als ist in Er-
wegung dessen und dass höchstgemelte Chur- und Fürsten nicht we-
niger auss obliegenden Westphälischen Craisambt als gemeinen Pflichten,
womit Sie Ihrer Key. May., dem heil. Reich, diesem löbl. Westphäli-
*) Der Eingang and der zweite das Kreisdirectorium betreffende Theil dieses
Vertrages schon gedruckt bei Lünig Part. spec. Contin. I S. 203. Damont
VI 3 S. 27 ff. Inhaltsangabe des ganzen bei v. Morner S. 262 ff.
^ Inhaltsangabe bei v. Morner 8. 261f.
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Die DefensiTallianz. 531
sehen Graiss und Ihrer aigenen Landt und Leuthen, als von Gott an-
befohlenen Unterthanen verwandt und zugethan, sodann verschiedener
und bevorab der jüngeren Reiehsabschieden halber sieh verbunden
befunden, auff alle menschmögliche Mittel und Wege zu gedencken,
wodurch sie ihres .Orths die in diesem löblichen Westphälischen Craiss
fast zerfallene Verfassung und gemeine Sicherheit wieder in besseren
Standt und Auffnemen bringen mögen ;
Anfänglich ist einhellig und einmQtig fßr guet befunden worden,
dass höchstg. drey respective Chur- und Forsten sich diessfals in
einige Defensionverbttndnus einlassen und dadurch anderen Ständen
mit gutem Bey spiel und Exempel vorgehen, gestalt selbige dardurch
zu gleichmessiger Einfolg sich des gemeinen Wesens und Sicherheit
mit anzunemmen und dazu mit zu concurriren anreitzen und auffmun-
tern mögte; Also ist zwischen höchstg. Chur-, Fttrsten und Herren
respective Ihrer Fflrstl. Gnaden zu Münster in aigner Persohn und
nahmens der übrigen beyden Chur- und Fürsten durch untenbenente
Herren GevoUmächtigte eine auffrichtige undt auff guten teutschen
Glauben gemeinte Vereinbahrung und Verbündtnus nachfolgender Ge-
stalt eingerichtet worden, und zwarn
Zum ersten, dass ein Theil dem anderen auffrichtig, redlich und
wollmeinend einer des anderen Wollfahrt mitbefttrderen und suchen,
und alles Unheil warnen und nach Vermögen abkehren, inmassen
dan diese Verbündtnus gar zu keiner Offension, sondern allein zu Key.
May., des heil. Reichs, vomemblich aber diesses Graisses aigener Landt
und Leuthen beständiger Defension und Abwehrung unbilligen Ge-
waldts angesehen seyn solle, und zwar
Zum anderen zu desto mehrerer Erhaltung undt Bestettigung vor-
gemelten Vergleichs also und dergestalt, dass
Zum Dritten alle und iede Theile iederzeit vertrawliche Gorrespon-
denz unterhalten, und einer dem anderen die etwahn sich eraigende
Gefahr der bevorstehenden Ungelegenheit so baldt immer möglich in
Vertrawen entdecken, in zufallenden Wiederwertigkeiten trewlich zu-
sammen halten, einer dem andern bey- und gleicbsamb vor einen
Mann stehen sollen und wollen, zu welchem Ende
Viertens einer dem anderen auff Nohtfall nach vorhergehender
Requisition in seinen Landen freye Werbungen, Durchzügen und Pas-
sage nach Inhalt der Reichsconstitutionen nach Orthen und Wegen, da
es nötig, verstatten, auch zugeben solle, dass er daselbsten Geschütz
34*
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532 8. VerbandlaDgeo mit Pfalz-Neaburg. Die Vertrage eu Dorsteo.
und Waffen, auch andere Eriegsrüstungen und Notturfft, wie es auch
Nahmen haben mag, fttr die Gebflhr erhandlen möge. Es ist aber
FOnftens diese Defension weiter nicht als auff höchstgem. Chur-
und Fürsten im Westphälischen Craiss gelegene Landen gemeinet. Es
sollen auch
Zum Sechsten ein ieder Theil sich mit Manschafft dergestalt
versehen und fast halten und seine veste Plätze und vornehme 0er-
ther mit aller Notturft dergestalt versorgen und versehen, dass nicht
alleine keinem frembden und wiederwertigen zum Ueberfall zu eigenem
und der Naehbaren Nachtheil Anlass gegeben werde, sondern auch
einer dem andern darauss auff unverhofften Nohtfall die Handt biethen
und zu Hülff kommen könne, inmassen zum
Siebenden ein ieder Theil auff Requisition und Gesinnen des belei-
digten und HOlff erfordernden Chur- oder Forsten alsbaldt ohne einigen
Verzug demselben tausent Mann zu Fuess neben vier sechspffindigen
Feldstflcklein und Zubehoer auch zweyhundert Reuter zuschicken solle,
wie ebenmässig solche Anstalt machen, dass bey beharrender Invasion
und zunemender Gefahr auff Weitererforderen diese Anzahl gedoppelt
und also zum zweiten Mahl tausent Man zu Fuess sambt anderen
vier Feldstflcklein, wie obgemelt, und noch zweyhundert Reutern nach
der Requisition inwendig dreyer Wochen dem gesinnenden zu Hülff
gesonden, auch, da die hohe Noht solches erforderen wttrde, über
ietzgem. Anzahl noch ferner tausent zu Fuess mit ihren Stücken und
zweyhundert zu Pferde dem Nohtleidenden auff sein schlechtes An-
gesinnen und zwar ohne Auffhalten zum längsten inner Monatsfrisl
nach beschehener Requisition und also insgesambt dreytausent Mann
zu Fuess und sechshundert zu Pferdt zugeschicket werden.
Fals aber die Noht und Invasion dergestalt zunemmen wflrde,
dass Landt und Leuthe in öffentlicher Eriegsflamme und also der
gantze Westphälische Craiss in Gefahr augenscheinlicher Ruin gesetzet
wttrde, solle dem beleidigten oder attaquirten ferner nothdttrfftige
Httlffe, und zwar Ober vorige dreytausent Mann zu Fuess und sechs-
hundert zu Ross von iedem alliirten Theil zum wenigsten noch andert-
halb tausent zu Fuess mit sechs Stücklein und dreyhundert Reuteren,
und also in allem neunhundert zu Ross, zum Succurs zugeschicket und
also von ietzigen dreyen Alliirten auff vorgemelte Nohtfälle eine Ar-
mee von achtzehen tausent Mann auff vorerwehnte Weiss und Maass
zusammen ins Feldt gebracht werden, alles aber
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Die Defensivallians.
533
Vors achte mit dieBem ausstrOcklichen Beding, dass hierdurch die
Rheinische Alliantz nicht auflfgehoben noch verschmfthlert, sondern dieselbe
einen als den anderen Weg in ihrem Wesen seyn und pleiben solle.
Zum neundten sollen bey solcher Beschaffenheit allerseits depu-
tirte Eriegsrhäte ahn einem sicheren und etwan von dem Hülffsuchen-
den benenten gelegenen Orth schleunig undt ohne Verliehrung einiger
Stundt zusammen tretten, und wie die Gefahr und der Ueberfall ab-
zukehren und nötige Remediirung vorzustellen seye, mit einander be-
rahtschlagen, gestalt dan nicht allein dasienige, wass alda gut befun-
den undt beschlossen wirdt, nicht weniger als diese Verbündtnus selbst
gelten und gebalten, sondern auch dasienige, wass zu Conserration
undt Verwahrung allerseits Gerechtsambkeiten und iurium ^Ida etwa
vorkommen und geschlossen werden möchte, eine gleichmessige Ver-
bindtlichkeit haben solle.
Zum zehenden sollen die zu HQlff kommende Of&cyrer und Völcker,
sobaldt sie des Hülff begehrenden Herrn Gebieth und Landtschafft
berühren, dessen Commando völlig untergeben seyn, und demselben
allerdings gehorsamen, jedoch dass die Kriegsoperationes nach Gut-
finden des Eriegsraht und des Ober- oder Haubtoificyrers der Auxiliar-
völcker solle vorgenommen und voUnzogen werden, wie dan auch die
Justitz und Disciplin bey den Regimenteren ihrer Gapitulation gemäss,
sonsten aber gestalten Sachen nach bey anderen Officyrern verbleiben
und damit wie gebräuchig verfahren werden solle.
Es soll auch zum eilfften der Hülffbegehrende sich auf allen Fall
darnach richten und solche Anstalt machen, dass er den Zugeschickten
unfehlbar das Brodt, auch den Reuteren die glatt- und rauhe Fütte-
rung reichen, den Soldt aber (deswegen von höohstgem. Ghur- und
Fürsten bey dessen Ausszahlung eine durchgehende Gleichheit zu
halten) solle ieder Herr denn Seinigen monatlich unfehlbar bezahlen,
damit desto bessere Disciplin erhalten werde: falls auch einiger unvor-
sehener Nobt halber ein Herr des anderen Völckern etwas vorschiessen
würde, solle solches ohne einige Weigerung und zu Danck wieder be-
zahlet werden.
Zum zwölfften, damit dan an der geschwinder Hülffleistung desto
weniger Mangel erscheine, so solle ein ieglicher Herr so viel Geldt
in Baarschafft in diesen Graissländeren bereit haben, dass solches
alsobaidt angegrieffen werden könne undt nicht Noht seye deswegen
biss den Landtständen erst durch Landtage die Mittel beyzubringen
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534 8. VerbandluDgeD mit PfalE-Nenbnrg. Die Verträge za Dorsten.
und darauff zu warten, gestalt alsobaldt durch die bahre Pfenning die
erforderende Hülff obvermeldeter massen schleunig und ohne Abgang
geleistet werde.
Weilen sich dan zum dreyzehenden zutragen möchte, dass der
Angegrieffener zu besserer seiner Defensionsverfassung einiger Gelder
bedOrfftig seyn möchte, so ist für gut befunden, dass ein ieder Bundt*
genosser solchen Geldts Vorraht gleich bey Händen haben solle, dass
er den HOlffbegehrenden eine gewisse summa, darüber man sich ver-
gleichen wirdt, gegen gute und gnugsambe Versicherung darleihen
und vorschiessen könne, welche dan inner Jahresfrist ohne Pension
auff guten Glauben wieder bezahlet werden sollen, es were dan Sache,
dass alle Alliirte gleich starck angegriffen und des Ihrigen selbst
nötig hätten, solchen Fals diese Sumb gleich woU zu selbst und ge-
meiner Defension in Bereitschafft seyn solle. Gleichwie dan bey dem
verabschiedet, dass im Fall ein oder ander von den dreyen respective
Ghur- und Fürsten ausser diesen Graisslanden abwesendt seyn würde,
dass nötige Verordnung gemachet und hinterlassen werde, damit alles,
wass hierin verglichen^ gleich als in Gegenwart verrichtet werde.
Weiln dan zum vierzehenden diese Verbundtnus an statt der
ordentlicher Beichs- und Craissdefension und Verfassung zu eines ie-
den Landt und Leuthen eigener Conservation und Verthätigung gemeint,
und im iüngstenn Beichsabschiedt versehen, dass dissfals die Unter-
haltungsmittel die Unterthanen herzugeben schuldig, also wirdt ausser
Zweiffei gestellet, dass hiegegen kein Unterthan oder Landtstandt »ich
werde schweren oder weigeren können und wollen.
Zum funffzehenden solle diese obstehender massen einbedungene
hülffliche Verbundtnus zwar länger nicht als sechs Jahr wehren und
nach Umblauff dreyer Jahren von derselben fernerer Prorogation ge-
handelt werden, die vorhin gedachte Vereinigung at/er in diesem West-
phälischen Graiss immerwehrendt undt bestendig seyn und verbleiben.
Wie dan zum sechszehenden diese Verbundtnuss ieder Zeit vor-
haubts und in corpore vor sich zwischen höchstgemelten dreyen Gbur-
und Fürsten als Craissausschreibenden Herren Directoren zwar ver-
bleiben, deweniger nicht auff gesambtes Gutbefinden auch andere in
diesem Westphälischen Craiss begrieffene Ständte, wofern sie nur der-
gleichen Hülffe, wie obgedacht, auffen Nohtfall würcklich zu praestiren
sich einlassen und verbinden wollen, hierbey eingenommen und in
gestalt eines Zutrits oder per modum accessionis auff vorhergehende
Communication zugelassen werden sollen.
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Die DefdD8i?alliaDz.
535
Zum siebenzehenden sollen und wollen mehr höchstg. im West-
pbälischen Craiss aussschreibende und dirigirende Chur- und Fürsten
diese ihre eingegangene Defensivverbündtnus zuvordrist Ihrer Key.
May. und dem heil. Böm. Beich wie nicht weniger ihren allerseits
guten Freunden und AUiirten, sonderlich denen gekröneten Häubteren
nachrichtlich communiciren, und nicht allein in der mit denenselben
begrieffenen guten Verständtnus beständig verharren, sondern auch von
denenselben in eventum alle Hülff und Assistentz begehren, auch, wie
vorhin gedacht, niemandten ohne gegebene Ursach offendiren, ietz-
gemelte Verbflndtnus auff allerseits Chur- und Fürstliche Würde und
guten teutschen Glauben auffrichtig halten. Und versprechen demnach
beyderseits untengenente Chur- und Fürstliche GevoUmäcbtigte ihrer
gnädigsten Herrn Notification innerhalb vier Wochen hierüber in forma
ausszubringen undt auBSzuwechselen, und seyndt hierüber drey gleich-
lautende exemplaria durch Ihrer Fürstl. 6n. zu Münster gnedigstes
Handtzeichen und Secret, wie auch der Herren GevoUmächtigten aigen-
händiger Unterschrifft und Pittschaiften bekräfftiget worden. So ge-
schehen Dorsten den 4./14. Februarii anno 1665.
Christopff Bernhardt.
A. Freyh. v. Spaen.
Werner Wilhelm Blaspeil.
AdolfiF Wüsthauss D.
III.
Nähere Vereinigung zwischen dem Bischof Christoph Bernhard
von Münster, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Branden-
burg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg be-
hufs gemeinschaftlichen Vorgehens gegen die Generalstaaten.
D. S. Ludgersburg 6./16. Februar 16650.
Zu wissen seye hiemit. Nachdeme die in diesem Westphalischen 16. Febr.
Crayss nun leider viele Jahre hero continuirte Zweyspalt nicht allein
bey vorigen Eriegszeitten sondern auch nach erlangtem allgemeinen
Frieden im heyl. Rom. Reich und noch täglich viele Ungelegenheiten
und Beschwernus verursacht, dahero man obgemelte Uneinigkeit als
die Wurtzel diessen bösen hinwegk zu nemmen zum höchsten nötig
ermessen, auch. nunmehr durch Göttlichen Beystandt es damit so weit
gebracht hatt, dass man sich ins künftig einer guten und beständigen
0 InhaltsaDgabe bei y. Mörner S. 26ö.
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536 8- Verhandlangen mit Pfalz-Nenborg. Die Verträge eu Dorsten.
EinmQhtigkeit in besagtem Graiss versehen kan, zu welchem Ende
auch die Crayssaussschreibende Ghur- und Fürsten sich zu mehrer
Festhaltung gemelter Einigkeit auch bestendiger Defension ihrer
unter diesem Craiss gelegener Landt und Leuthen vermög einer absonder-
lichen davon auffgerichteter Verbündnus näher mit einander verglichen
und gesetzet haben, dass gedachten Craisses aussschreibende Ghur- and
Fürsten auch ferner auff Mittel und Wege zu gedencken und dahin zu
trachten sich genottrengt befunden haben, wie und welcher Gestalt
die bei . wehrender obgemelter Uneinigkeit eingerissene Mängel am
füeglichsten abgeschafft und remediirt werden möchten: und weil man
sich hiebey erinnert hatt, wass massen unter andern auch die HH.
General Staaten der Vereinigten Niederlanden sich der Occasion mehr
erwehnten Uneinigkeit gebrauchet, und höchstgemelten dreyen Craiss-
aussschreibenden und nunmehr confoäderirten Chur- und Fürsten
eine und andere Unbilligkeit zugefUegt, und Sie in viele Wege be-
schwert, auch ungeachtet Sie dessen theils durch vielfältiges freundt-
liches Ansuchen, theils durch gemeine Reichs- und Craissan schreiben,
theils auch ausswendiger Cronen Interposition genugsam erinnert,
abgemahnet und billigmässige Reparation und Restitution gesucht,
solches iedoch bey ihnen so wenig gelten mögen, dass Sie bis
auff heutige Stundt bei der Unfüeg beharren, auch besorglich noch
ferner beharren werden. Als haben höchstgemelte HH. Confoederirte
sich obliggenden Ampts und Gewissens halber zusammen thun und
darüber berathschlagen müssen, wie sie durch zugelassene Mittel mit
Gottes Hülff die Restitution des ihrigen und Reparation unbillig zu-
gefügten Schadens erhalten mögen. Wie es aber die Meinung gar
nicht hatt, das allergeringste zu begehren oder wieder zu forderen,
dazu man nicht vollkommentlich berechtigt und zu repetiren gleichsamb
verpflichtet ist, Als ist anfänglich und vor erst guett befunden worden,
dass ein ieglicher seine gravamina mit allen Ümbständen aussffihr-
lich deduciren und zugleich mit nötigen Beweissstücken iustificiren
solle, nemblich zu dem Endt, dass darauss eines ieden Beftegnüss
und hingegen der HH. Staaten Unbefüegsambkeit und frembdes pro-
cedere männiglichen vor Augen gestellet, und Sie vor der gantzen er-
baren Welt überzeugt werden, gestalt dan darauff die gebührende
Restitution und Satisfaction nach Maass der Rechten zwar begehrt, auff
dem Fall aber gedachte HH, General Staaten sich, wie man verhoffen
will, der Billigkeit nach anschicken und bequemen sollten, nicht so
eben auf die Schärpffe der Rechten bestanden werden soll, und obwoll
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Die nähere Vereioi^Dg. 537
Zum zweyten bemelte HH. General Staaten vorgedachte Beschwer
und deren Abschaffung guten theils durch die Interessirte und Be-
leidigte so selbst als durch theils gemeine und Beichsanschreiben,
sodan auch vermittels ausswendiger Königen und Potentaten Becom-
mendation und Vorsprechungen mehr als ttberflttssig bekandt gemacht
undt vorgestellet, und darauff die billige respective Bestitution und
Satisfaction begehrt, durch solche Weiss und Manier aber (unwissend
auss wass Absehen) biss dato nichts erlangt worden, sondern die de-
siderirte Justitz einen wie den anderen Weg verweigert und verzögert,
auch die desfals verschiedentlich ahn sie gethane Abschickungen
gleichsamb zum Despect und Verkleinerung der beleidigten Chur- und
Fürsten umbgeftthrt, undt gantz unverrichteter Dingen durch unleident-
lichen Verdruss nach Hauss gewiessen haben, So ist dahero (umb
dennoch mit guter Manier und ohne Weiterung aus der Sach zu kom-
men) das zuträglichste und beste Expedient ermessen worden, bey
dem alten in dem Beich hergebrachten und dessen Fundamentalge-
sfitzen und Beichsabschieden befestigten Weg zu verpleiben und ob-
gemelte gravamina zu vordrist bey dem gemeinen annoch wehrenden
Beichstag zu Begenspurg vorzutragen, und in krafft gemeiner Beichs-
Satzungen dahin zu zielen, dass deroselben Billigkeit und Befiiegsamb
insgemein erkandt undt ein Beicjisschluss darauff formirt werde, in-
massen dan die Sache anfangs auff den glimpffligsten Weg zu richten,
dass es nach diessem concluso auff eine Beichsdeputation gebracht,
und Ghur-Mayntz und das gesambte Bauss Braunschweig zuendt eine
gemeine Eeysserliche und Beichscommission auffgetragen werde, dass
dieselbe ihre Subdelegirte in diesem Westphalischen Craiss ahn einem
nechst angelegenem dritten Orth, etwan die Stadt Aachen oder Dort-
mundt, und von darauss die billigmässige Bestitution und Satisfaction
gfietlich zu gesinnen, abschicken mögen, auff den Verweigerungsfall
aber harter und in Nahmen des Beichs von des Beichs Executions-
Ordnung und wass derselben anklebend, sprechen; fals nun wider
Verhoffen die HH. Staaten auff obgemelte HH. Subdelegirten Ange-
sinnen und Verrichtung dessen, was das Beichsconclusum vermag,
zur Baison und Billigkeit nicht zu bewegen weren, und dannoch ein
ied weder billich zu demienigen, worzu er rechtswegen befllegt, ver-
holffen werden muss; Also wirdt man solchen unverhofften Fals auf
andere Mittel und Wege gedencken müssen^ wodurch obgemelte
HH. General Staaten zur billichen Besolution bewogen werden mögen,
und haben die HH. AUiirte mit einander abgeredet, dass zu Erraichung
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538 3* VerhandlaogeD mit Pfalz-Neuborg. Die Verträge zu Dorsten.
diesBes Zwecks Ihre allerseits bevollmächtigte Deputirte zusammen'
kommen und berahtschlagen sollen, was weiter anzufangen, zu welchem
Ende dan dieselbe, so baldt sie rermercken werden, dass obgemelte
Eeysserliche und Reichscommission fruchtlos ablauffen will, ahn einem
oder andern bequemen Orth sich veranlassen, auch so lang biss sie
einige zureichende Mittel aussgefunden, bey einander halten und diese
wichtige Sache ihrer Art und der Gebühr nach überlegen sollen,
worzu zu gelangen solle allerfurderlichst eine Instruction mit gemeiner
Beliebung der HH. Alliirten abgefasset, festgesetzet und gemelten De-
putirten zugestellet werden, inmitteler Zeit solle einer der Confoede-
rirten ohne des andern Vorwissen mit dem Estat der Niederlanden
nicht und noch weniger zu desselben Nachtheil sich setzen, sondern
mit gemeinem Einrahten dahin getrachtet werden, dass einem und
andern Theil die gebührende billiche Satisfaction zugleich gegeben
werde.
Endtlich wollen und sollen die HH. Alliirte sich sambt und son-
ders embssig dahin bemühen, dass man mit den Provincien nach er-
langter Satisfaction in bessere Verständnus auch beständige AUiantz
gelangen möge.
Zu dessen Urkundt und mehrer Festhaltung seyn dieser Becess
drey gleichen Inhalts exemplaria aussgefertiget und durch Ihrer Fürstl.
Gnade zu Münster gnädigstes Handtzeichen und Secret, wie auch
beider Chur- und Fürstl. Dhlt Dhlt. gevoUmächtigten HH. Deputirten
eigenhändige Unterschrifft und Petschaiften bekrefftigt worden. So
geschehen St Ludgersburg den 6./ 16. Februar, a. 1665.
Christopflf Bernhardt.
A. Freyh. v. Spaen.
Werner Wilhelm Blaspeil.
Adolff Wusthauss D.
Freiherr v. Spaen, Blaspeil und Wusthauss an den Kurfürsten.
D. Cleve 24. Februar 1665.
[Bemerkaogen sa den fibersendeten Verträgeo.]
24. Febr. Sie übersenden die Recesse über das Religionswesen und das Gondirec-
torium, ferner über die Defensiv- Verfassung, und über die nähere Vereinigung.
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Die nähere VereiDiguDg. BemerkongeD za den VerirägeD. 539
Wa«i die DefenBiv-Yerfassang anbetrifft, so hatten die Pfalz-Neabargi-
schen verlangt i), dass, weil dieselbe den Landständen yorkomroen würde, die
Artikel 12 — 14 aafigelassen und in einen Nebenrecess gebracht, und die Snmme
der 25000 Rthlr. anf 40000 Rthlr. gekommen, auch sonst einige Limitation
wegen Vorschiessnng derselben hinzugefügt würde, sie und der Bischof von
Münstepr dagegen haben dafür gehalten, dass, weil eben der Stände halber
diese Artikel beliebt worden, es besser wäre, dass sie im Hanptrecess ge-
lassen würden, es sind daher zwei verschiedene Exemplare angefertigt worden,
von denen das eine, in dem die Artikel in dem Hanptrecess enthalten, sie und
der Bischof, das andere auch die Pfalz-Neubargischeu vollzogen haben. Mit
Bezng auf Art. 16 haben sie darauf gedrungen, dass E. C ö I n in das Bündnis
mit aufgenommen werde, zumal da dessen Abgeordneter v. L a n d s b e r g '), der
sonst wegen des Scheidemünzwesens in der Grafschaft Mark nebst einigen
, Amtleuten und Stadtdeputierten nach Dorsten gekommen war, erklärt hatte,
dass er zwar dieser Verfassung wegen nicht plenarie instruiert sei, dass er
aber wohl wüsste, dass es seinem Herrn sehr angenehm sein würde, an
derselben Theil zu nehmen. Auch die Pfalz- Neuburgischen hatten
ihnen zugestimmt, Münster aber hatte Schwierigkeiten gemacht, weil K.-
Cöln die Direction in diesem Verfassungswerk praetendieren werde; doch
haben sie ihm dieses benommen und eine Beitrittserklärung für K. Cöln
abgefasst und dem v. Landsberg nachgeschickt.
Sie hatten den Entwurf eines Gesamtschreibens an die Krone Frank-
reich, in welchem derselben diese Tractaten mitgetheilt werden, abgefasst.
Da aberPfalz- Neu bürg beantragte, dass dieNotification von beiden Theilen
besonders geschehen, von beiderseits Bedienten aber zugleich übergeben
werde, so haben sie deswegen an Beck nach Paris geschrieben.
Betreffend den Recess wegen der näheren Verbundnis ist als Ort für
die Reichscommission neben Dortmund, das Kf. vorgeschlagen, alternative
Aachen gesetzt worden. Dem Wunsch des Ef. nachgebend hat sich
Münster dazu verstanden, dass als Reichscommissarien neben K.Mainz
das gesamte Haus Braunschweig benannt würde, doch hat der Bischof
dabei erinnert, weil die Abgeordneten aus diesem Hause die Sache auf
jetzigem Reichstage gegen die sämtlichen Kurfürsten am meisten getrieben *),
auch ihm selbst in allem ungeneigt erschienen, dass aus diesem Hause
solche Personen, zu denen man sich alles gute versehen könne, gewählt
würden. Sie schlagen den v. Gladebeck dazu vor. Im übrigen haben
sie alle Punkte nach des Kf. Verordnung eingerichtet, zweifeln daher nichts
>) Vgl. oben S 520.
') Schon am 11. Februar hatte Blaspeil von Dorsten aus an Kf. berichtet,
er habe mit dem dort aDwesenden v. Landsberg verschiedeoe Conferenzen
wegen der DefensivverfasBung gehalten und es so weit gebracht, dass er hoffe,
E.Göln und aach Münster und Pfalz- Neu barg wurden sich darin des Kf.
Wünschen bequemen.
*) 8. Köcher I S. 325f.
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540 B. VerhaDdlangeD mit Pfalz -Neubnrg. Die Vertrage zu Dorsten.
derselbe werde sich das Verhandelte gefallen und ihnen die desiderierten
Ratificationen darüber bei Zeiten zukommen lassen 9-
PS. Der Münsterische Geheimeraht und weltliche Hofrichter v. W i e d e n -
brück') hat für seinen Sohn um eine Anwartschaft auf ein Canonicat bei
dem Capitel zu Xanten oder Cra neubnrg, wie auch um einen Gna-
denpfennig oder Bildnis gebeten, sie rathen, da er des Bischofs andere Hand
sei und alle consilia dirigiere, demselben eine Gnade zu gönnen.
Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wusthausen. D.
Cöln 6./[16.] März 1665.
[aaf die Relation vom 24. Februar. Ueberseoduogder Ratificatioo der DefeDsiv-
allianz, die in derselben gemachten AenderuDgen.]
16. März. — Wir haben nachstehenden Vergleich') — reiflich erwogen und
denselben der Euch gegebenen gn. Instruction und Befehlig gemäss
0 y. Spaen räth (d. Gleve 15./25. Februar 1665) dem Kf., da die Dorsten-
sehen Confereozen in Holland schon Verdacht erregt hatten (vgl. Ür.k. u. Akt.
III S. 149 f.) und die WerbaogeD des Kf. diesen noch vermehren würden, dort
nuter der Haod durch Blaspeii versichern za lassen, dass er keine feindlichen
Absichten habe, dass man sich vielmehr im Nothfall aaf seine Frenndschaft. ver-
lassen könne, dass man aber auch gegen ihn und andere benachbarte Fürsten
sich freundschaftlich und nicht in billigen Dingen so hart wie bisher zeigen
müsste. ySonsten halte ich — dafür, da der Krieg zwischen beiden Theilen
continuirt und es unsererseiten an Geldmitteln nicht gebricht, dass das Werk
mit gottlicher Hülfe wohl dahin zu dirigiren sei, am de Witt mit allen seinen
Adbärenten aus dem Sattel zu heben, dagegen aber den H. Prinzen von Ura-
nien aufzuhelfen and zugleich Ew. Chf. D. von der Hafeiserschen Schuld und
Compromisssache zu liberiren.*
>) S. über denselben Alpen I S. 116 ff.
^ Die Defensivalliauz. Das Geheimenrathsprotokoll vom 1 /[ll] März 1665
lautet :
Der Becess zwischen S. Chf. D., Pfalz -Neubarg und Münster wegen einer
Vereinbarung and Verbündnus zur Defension des Westfälischen Kreises verlesen,
2) Nebenartikul wegen einer gewissen Summa Geldes, so stets soll parat
gehalten wejden.
3) Die nähere Allianz zwischen S. Chf. D. and Münster verlesen wegen der
von den Staaten einhabenden Plätze und Städte im Clevisohen und Cölni-
schen Lande: dieses ist nicht placitiret worden.
4) Project der gravaminum, so S. Chf. D. wider die HH. Staaten haben und
nacher Begensburg geschickt and allda proponiret, aach Remedirung ge-
sucht werden soll, verlesen. Bes.: Soll geändert werden. H. Bl aspeil soll
ihnen, den Staaten, sagen, dass S. Ch. D. es bei dem Reiche suchen wollten.
Es soll nur allein auf die Hufeysersche Schald und der von den Staaten be-
schehenen Bedräuung der Ezecution eingerichtet werden, was an die Gesandten
zu Regensburg geschickt werden soll, am daselbst den Reicbsständen zu pro-
poniren.
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BatificatioD der zwei ersteü Verträge. 541
befunden, auch darum gerne ratificiret^) und in all genehm gehalten,
ausser dass bei dem 4ten Punet wir die Werbungen auf die Lande
in dem Westfälischen Kreise gelegen zu restringiren nöthig erachtet.
Bei dem Punct die Schickung der Völker betreffend ist dafür gehalten
worden, es sei ein Irrtum, dass zuletzt gesetzet, es sollte jeder von
den Alliirten noch 1500 z. F. und 300 Pferde, und also in allem 900
Pferde schicken, denn weil die ganze Macht 18000 Mann machen soll,
so mttssten zuletzt nicht nur 300 sondern 900 Pferde geschicket werden,
welches wir auch also haben ändern lassen.
Er übersendet die Ratificatioa in doplo (mit und ohne die Artikel
12—14'), sie sollen dieselbe bei dem zur Extradition angesetzten Termin
aasstellen and dafür von den anderen Theilen gleichmässige Ratificationen
abfordern.
Ps. Ef. will der Bitte v. Wiedenbrücks entsprechend die Expeetanz
für dessen Sohn ausfertigen lassen and der Regierang zu Cleve Befehl
ertheileo, ihm einen Gnadenpfennig auf 100 Rthaler Werth einzaliefern.
Der Knrfttrst an dieselben. D. Cöln 7./ [17.] März 1665.
[ÜebersenduDg des Vertrages in betrefif des Religionsweseas and Directoriums
im Westfälischen Kreise, die io demselben gemachtea Aenderaogen.]
Er übersendet die Ratification») des Vertrages mit Pfalz-Neuborg n.März.
über das Religionswesen und das Directoriam im Westfälischen Kreise,
er bat in demselben aber nöthig gefanden, einige Punkte anders einzurichten,
nämlich in dem Interimsvergleich wegen der Religion hat er:
1) anstelle des Grafen von Lippe die Landgräfin von Hessen-Cassel
dem Bischof von Münster seinerseits als Saperarbiter entgegengestellt and
anstelle des Fürsten von Nassan-Dillenbarg den Grafen Herrmann
Adolf von Lippe zageordnet.
2) dass die Garantie des Vergleichs nicht, wie er erwartet hatte, den
Gen. Staaten übertragen worden, sondern dieselbe anter die im lastr. pacis
enthaltene Garantie gezogen ist, lässt er sich gefallen, er bat aber aas
erheblichen Ursachen, and damit die Sache nicht gar za weit eztendiert
werde, diesen Pnnkt etwas anders einrichten lassen^).
') Die Ratification des Kf. ist datiert Cölo a. d. Spree l./[ll]MSrz 1665.
>) S. oben 8. 520. 539.
3) d. Coln a. d. Spree 7./ [17.] März 1665.
*) Derselbe lautet jetzt: .Schliesslich soll dieser I nterimsvergleicb dem
Mansterschen und Oanabrückischen Friedensschlass gleich gültig and die Gna-
rantie, welche in demselben Friedensschloss begriffen, dergestalt daranff gezogen
sein , dass anff geschehene Requisition die Paciscenten sich derselben dem
gedachten Friedensschlass gemäss annehmen mögen, doch sollen anter die Fa-
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542 3* VerhaDdlaugeo mit Pfalz- Neubarg. Die Vertrage zu Dorsten.
Betreffend den Vergleich über das Directoriam hat er, weil in demselben
alles alternative abgehandelt wird:
1) auch den Passus inbetreff der conclusa so einrichten lassen,
2) will er zwar gestatten, dass, wenn in seinem Namen seine Räthe
unterschreiben, die Reihe nicht eingehalten werde, wenn er aber die Unter-
schrift dnrch eine fürstliche Person verrichten lässt, so mnss diese billig
in einer gleichen Reihe unterschreiben.
3) Wenn er und der Pfalzg^af condirectores, der Bischof von Münster
director genannt werden, so ist dieses irrtümlich, da das ganze Directorium
im Westfälischen Kreise dem Bischof von Münster und dem Herzog
von Jülich indivisum zusteht, er hat diese Bezeichnung daher aasge-
lassen.
Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wusthausen. D.
Cöln 8./[18.]März 1665.
[VerweigeriiDg der Ratification der Allianz mit Münster und Pfals-Neubnrg
gegen die Gen*. Staaten.]
18. März. Was die Particular-Aüianz zwischen des Bischofs zu Münster,
des Herrn Pfalzgrafen zu Neuburg LLdd. und uns betrifft, werdet
Ihr Euch zurück zu erinnern wissen, welchergestalt wir Euch in un-
serem zu Cttstrin den 5. Januar datirtem Schreiben^) g. anbefohlen,
Euch derselben zu entziehen, dannenhero es uns am liebsten gewesen
wäre, wan Ihr solche nicht vollenzogen hättet, insonderheit da sie
auch von Ffalz-Neuburgischer selten nicht vollenzogen worden. Da-
mit aber der Bischof zu Münster wegen Ausbleibung unserer Ratifi-
cation keine Diffidenz zu fassen Ursache habe, so habt Ihr demselben
zu remonstriren, dass für allen Dingen nöthig sein wird, vorhero zu
sondiren, wie sich die Stände zu Regenspurg auf dieses unser Be-
ciscenten diejenifre nicht begriffen sein noch von jemandes reqoirirt werden,
welche auff die Jüliscbe nnd zugehörige Lande der Succession halber in prae-
senii Praetension machen.^
0 S. oben 8.527. Blaepeil erwidert (d. B'Gravenhage 21./31. Mars 1665),
weder er noch seine CoUegen hätten dieses Rescript so verstanden , dass sie
sich der Particnlarallianz ganz entziehen sollten, sondern nnr so, dass Kf. das-
jenige, was wegen England eingerückt nnd sonst nach einiger Weiterang Ge-
schmack hätte, ausgelassen haben wollte, was sie auch sorgfältig in Acht ge-
nommen hätten. Sein Abseben bei der ganzen Dorstenschen Negotiation und
auch jetzt sei, dass Kf. mit den Niederlanden, welche sich schwerlich durch
andere Mittel zur raison wurden bewegen lassen, endlich in eine wirkliche be-
standige Freundschaft wieder komme, während die jetzige nur eine scheinbare sei.
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Verweigerung der Ratification des dritten Vertrages. 543
gehren bezeigen werden, dan sollten dieselbe dabei einige Difficultäten
machen, so würden wir gar zu zeitig den HH. Staaten die Augen
geöffnet haben. Weil wir auch ohne dem gesonnen sein, künftigen
Sommer, geliebts Gott, nacher Gleff zu kommen, so würde es sich
alsdan viel besser schicken, bei solcher Gelegenheit dieses Werk zum
richtigen Stande zu bringen, und würde uns demnach lieb sein, wen
Ihr das von Euch vollenzogene Originale wieder zurücknehmen könntet,
damit es cassiret würde.
Der Kurftirst an Blaspeil. D. Cöln 8./ [18.] März 1665.
[de Witt zn machende Eröffnaogen.]
— Es ist Euch bekannt, was gestalt bei der jüngsten Zusammen- 18. März.
kunft zu Dorsten unter andern in Vorschlag gekommen, dass von
denen sämbtlichen Interessirten zu Begenspurg über der Herren
Staaten böse Nachbarschaft und harte Proceduren geklagt und eine
Reichscommission gesuchet werden sollte. — Nun sein wir auch noch
nicht abgeneigt, uns dieses Mittels zu gebrauchen, wie uns dann auch
solches von Niemand mit Fug verdacht werden kann. Damit wir aber
auch hierin den HH. Staaten die Masse voll geben und von ihnen
nachgehends nicht beschuldiget werden mögen, als wollten wir die
alte Freundschaft ohne Ursach mit ihnen brechen, also habt Ihr dem
de Witt und anderen mehr dieses Vorhaben anzudeuten und sie da-
bei zu versichern, dass, wofern der Staat noch diese Stunde uns ge-
recht werden und sich anders gegen uns als eine Zeit her erzeigen
würde, wir auch bei der alten Freundschaft verharren und dergleichen
Klagten und andere Mittel einstellen wollten, nur könnten wir uns
durchaus mit keinen dilatorischen Resolutionen ferner aufhalten
lassen. —
V. Spaen und Wusthausen an den Kurfürsten. D. Xanten
14./ [24.] März 1665.
[auf die Rescripte vom 6./ 16. und 7./ 17. März. Aufecbiebang des Termins für
die Ratification. Schwierigkeiten, welche in betreff der Durchfübrung des Normal-
jahres 1624 hervorgetreten sind.]
Sie haben die Rescripte des Ef. and die ratificierten Recesse hier, 24. März,
wohin 816 nebst den Regierungsräthen v. Lottnm und Dr. Isinck abge-
ordnet sind, um zwischen den clevischen Ständen, welche hier wegen des
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544 B. VerhandlaogeD mit PfalE-Nenbarg. Die Verträge %n Dorsteo.
QDter ihnen erscholleDen GerüchteR von dem anfgerichteten Interimsrecess
in puncto religionis zasammengetreien sind ^ 9 Einigkeit zu yermittelny em-
pfangen. Die zur Auswechslung der ratificierten Tractaten gegen den
16./26. beliebte Zusammenkunft ist wegen Enge der Zeit und des heran-
nahenden Osterfestes bis nach Ablauf desselben verschoben, aber noch
kein bestimmter Termin festgebetzt worden, namentlich weil sich in dem
Herzogthum Jülich und der Grafschaft Marck in puncto restitntioois
nach der Regel des Jahres 1624 neue und grosse Schwierigkeiten hervor-
gethan haben >), auf welche die Prediger, die dieses Werk eifrig getrieben,
keine Reflexion eigentlich genommen haben« so dass noth wendig auf ein
anderes Ezpediens gedacht werden muss, worüber sie mit Blas peil nach
dessen Rückkehr aus dem Haag sich besprechen und dann dem Kf. refe-
rieren wollen. Sie halten daher die ratificierten Recesse noch geheim.
Der Kurfürst an v. Spaen und Wusthausen. D. Cöln
29. März/[8. April] 1665.
[auf die Relation vom 14./ 24. März. Die Ratification des Reeesses aber die
kirchlichen VerhäitDiBse soll nicht aasgeliefert werden.)
8. April. — Also ist unser g. Befehl nochmals dieser, dass der Recess, so
wegen Reducirung des Exercitii religionis auf den terminus des Jabrea
1624 aufgerichtet und von uns auf ungleichen Bericht ratificiret worden,
nunmehr nach eingelangter vieler Beschwerung der Stände unseres
FQrstenthums Cleve nicht ausgeliefert, sondern bis auf fernere Ver-
ordnung in guter Verwahrung von Euch behalten — werden solle. —
Im übrigen werdet Ihr aus unserm vorigen nunmehr sonder
Zweifel Euch behändigten g. Zuschreiben nicht weniger ersehen haben,
dass wir noch zur Zeit Bedenken tragen den Nebenrecess, so wegen
des Staats der Vereinigten Niederlande in Vorschlag gekommen, zu
ratificiren. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Düsseldorf
4. /[14.] April 1665.
[Reise nach Ooesfeld and Düsseldorf. BemähuDgeo LesseioB' bei Pfalz-Neaburg
gegen die in Dorsten abgeschlosBene Defensivallianz ]
H.April. Er ist einer Einladnag des Bischofs von Münster folgend bei diesem
in Coesfeld gewesen nnd hat dabei Gelegenheit gehabt Torzatragen,
') S. Lehmann I S. 178.
>) ebeodas. S. 66. 178 ff.
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Ziirackzieh. der Ratification des Religionvergleichs. Lesseias bei Pf.-Neab. 545
was Kf. bei der Ratification über die Dorstenschen Verträge zu erinnern
gehabt, daraof der Bischof sich alsbald sehr geneigt und eifrig erwiesen
nnd versprochen, sich nicht nur für seine Person des Ef. Intention zn be-
quemen, sondern auch Pfalz-Nenburg dazu zn disponieren. Auf des
Bischofs Rath hat er sich darauf hieher, nach Düsseldorf, begeben. Er
wird heute Nachmittag bei dem Pfalzgrafen Audienz haben und darauf mit
dem Oberkanzler Giese, dem er schon von dem, was Ef. bei den Dor-
stenschen Trac taten erinnert, Mittheilung gemacht hat, conferieren.
Es ist Bonsten hier am Hoff Monsieur de Lepsin*) französischer
envoyö gewesen und hat ordre gehabt, des H. Pfaltzgrafen F. D. da-
hin zu vermögen, dass die kaiserliche nach den hispanischen Nieder-
landen destinirte troupes keine Passage gestatten wollten, hinkommend
aber habe er nähere Schreiben von seinem Eönig gefunden, dass der-
selbe sich deshalb mit Spanien verglichen. — Dabeneben hätte ged.
H. Lessin') ttber die neulich zu Dorsten gemachte Allianz sehr ge-
klaget und es für eine Invention des Bischoffen zu Münster, welcher
gut Oesterreichs wäre und die Rheinische Allianz nur zu vernichtigen
suchete, ausgerufen, mit Begehren, dass man dieselbe doch wieder
aufheben und cassiren, oder Neuburg davon abtreten, auch den
H. Bischoffen zu Mttnster ebenfalls zum Abstand bewegen und ver-
sichern wollte, dass Frankreich ihm schon zu Borckeloe verhelfen
und mehr andre satisfactiones verschaffen wollte. Was nun hieselbsten
für Promissen werden geschehen sein, habe noch nicht erfahren. Als
aber S. Churf. (sie!) D. darauf nicht resolviren können, hat er vor-
geschlagen, dass man dann zum weinigsten die vorhabende Defensions-
verfassung in den ratione religionis et directorii aufgerichteten Recess
mit hineinlaufen lassen und niemand mehr dazu admittiren wollte, da-
mit es also nicht den Namen einer Allianz hätte, welches S. FQrstl.
D. bei der bevorstehenden Zusammenkunft mit uns zu bereden — an-
genommen, und scheinet fast, als wan Sie dazu nicht ungeneigt wären.
Ich meinestheils sagte dem H. Ober Gantzeler Oiese, welcher denen
MQnsterischen Abgeordneten und mir solches vorbrachte, hierauf, dass
ich nicht begreifen könnte, warumb Frankreich dergleichen zu eigner
Defension angesehene Verfassung nicht zusehen wollte, die der Eaiser
selbst mQsste gutheischen, es wäre dann, dass Frankreich ungern sähe,
') Derselbe, welcher 1662 (s. Urk. n. Akt. II S. 243 ff., IX 8.590) als Qe-
sandter bei Kf. gewesen war, vgl. über diese jetsige Gesandtschaft desselben
Mömoires d'Estrades III S. 97 f.
') S. das Schreiben Ludwigs XIV. an Estradea vom 29. Mai 1665 (M^m.
d'Estrades UI S. 198 ff.).
Mater, c Gescb. d. G. Karffinten. XI. 35
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546 d* VerhaDcIlQDgeD mit Pfalz- Nenbarg. Die Vertrage za Dorsten.
dasB wir einig wären, dazu es jedoch vorher selbst allzeit gerathen und
seine Interposition angeboten hätte. Ich würde sonsten in diesem Sttlck
ohne Ew. Cburf. D. speciale Verordnung keine Veränderung mächen
können, yermuthete aber, dass Ew. Ghurf. D. damit yielleicht wohl
durften zufrieden sein, dass kein anderer, als welcher im Westfälischen
Kreis gehörete, mit eingelassen werden möchte. Vorged. Französischer
Abgeordneter scheint auch am Chur-Cölnischen Hoff dahin gear-
beitet zu haben, dass man daselbsten anders Sinnes geworden und
dahero miteinzutreten, dazu man sich sonsten vorhin gegen mich
ausdrücklich erkläret gehabt, nunmehr Bedenkens ^trägt. —
Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wasthausen. D.
Cöln a. d. Spree 8./[18.] April 1665.
(Brneater Befehl, die Ratification des Vertrages wegen des ReligionsweseoB
nicht auszuliefern; die ParticularallianE entspricht nicht des Kf. Absichten; die
Ratification der Defensivallianz ist anszaliefern , den Vertrag wegen des Direc-
toriums will Ef. gesondert ratificieren.]
18. April' "" WiewohP) wir nun ungern dasjenige wiederaufheben, was
Ihr einmal bis auf unsere Ratification geschlossen, auch wohl vorher
absehen, dass es ohne Widerwillen bei Pfaltz-Neuburgs Ld. nicht
abgehen werde, so müssen wir doch mehr auf das gemeine Beste und
den Wohlstand des Kirchenwesens in unsren Glevischen und Jülichschen
Landen als alle andere Respecten sehen und sind demnach nicht gemeinet
unsren Ständen zu präjudiciren, lassen es vielmehr bei unserem vorigen
Befehlig, dass unsere Ratification nicht ausgeantwortet werden solle.
Weichergestalt aber nun der Unglimpf, so daraus zu besehen, aufs
beste abgewendet werden möge, werdet Ihr selbst bedacht sein. —
Was Ihr danebenst wegen der Particular- Allianz zu Eurer Ent-
schuldigung — angeführet'), lassen wir dahin gestellet. Unsere Mei-
nung aber ist nie gewesen, uns in solche Yerbündnusse einzulassen,
dadurch dem Staat der Vereinigten Niederlande Ombrage möchte ge-
geben werden, dergleichen Bedenken vielleicht auch die Pfaltz-
Neuburgischen gehabt, so dasselbe Project nicht unterschrieben.
Ob und Weichergestalt aber die gravamina, so man wider gemelten
Staat hat, zu Regen spurg zu übergeben, deswegen stehen wir noch
') S. den Anfang dieses Rescripts bei Lehmann I S. 182.
0 S. oben S. 542 Anm. 1.
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BemuboDgen LeBBoins' bei K.GöId and Pfals-Neabnrg. 547
in etwas an und wollen uns disfals, nachdem sieh die Sachen ferner
anschicken, g. resolviren. —
Weil sowohl die Ausschreibung des Kreistages als die Ausant-
wortung der Ratification tlber dem Hauptvergleich in p. der Defensiv-
alliance nicht länger verzögert werden kann, so können wir geschehen
lassen, dass zuförderlichst ein Termin beraumet werde, dabei Ihr die
in Händen habende Ratification der itzgedachten Alliance extradiren
und wegen des Kreisausschreibens Euch mit den Mttnsterschen und
Pfaltz-Neuburgischen vergleichen, zugleich auch dass wir wegen Con-
tradiction der Stände den Vergleich in p. religionis noch zur Zeit zu
ratificiren nicht vermögen, anzeigen könnet. Soviel aber den Vergleich
wegen des directorii anlanget, muss derselbe von den anderen abge-
sondert und umbgeschrieben werden, denn wir solchen absonderlich zu
ratificiren geneigt sein. —
Blaspeil an den Kurflirsten. D. Cleve 8. / [18.] April 1666.
[VerhandlangeD in DüsBeldorf. AbsicbteD Frankreichs gegen Holland.]
Er hat bei den VerhandlaDgeD in Düsseldorf den punctum religio- 18. April,
nis 80 in suspenso gesetzt, dass die Sache nicht ganz abgeschnitten ist, aber
Kf. freie Hand hat, von dem Interims vergleich, wenn er es gutfindet, zu
resilieren. Den pnnctnm condirectorii aber dabei zu separieren oder auch
zum Kreistage zu gelangen und also das directorinm verglicheuerroassen
einzuführen, bevor der Religionspunkt verglichen sei, dazu hat er keine
Aussicht verspüren können.
Der Allianz wegen hat Pfalz- Ne üb nrg auf Andrängen Lessins
an den Bischof von Münster seinen Oberkanzler Giese geschickt, aber
so viel er hat vermerken können, mehr pro forma als dass es ihm Ernst
sei, den Bischof von dieser Allianz zu dehortieren. Dass man dieselbe
aber in eine andere Form brächte und so Frankreich willfahrte, sähe
der Pfalzgraf sehr gern, nnd man hat von ihm begehrt, in des Ef. Namen
darein zu willigen. Er hat erklärt, dazu keine Ordre zu haben, aber vor-
geschlagen aufzusetzen, wie man es verändern wollte, und ihm zuzu-
stellen.
Was nun Frankreich hierbei vor Absehen haben magO« ist mir
zwar unbekannt, aus Holland aber wird mir geschrieben, dass man
daselbsten der gänzlichen Meinung sei, diese Crone suche den Ver-
einigten Niederlanden zu dieser Zeit, da sie mit Engeland so tief
^) S. die Schreiben Ladwigs XIV. an Estrad es vom 29. Mai nnd 12. Jani
1665 (M6m. d'EBtrades III S. 193. 210 ff.}.
35*
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548 8. VerbaodlungeD mit Pfalz- Nenburg. Die Verträge za DoreteD.
engagiret seind, einem anzumahnen oder wohl gar zu überfallen —
möchte wohl sein, dass auch selcher Ursache halber die Gron Frank-
reich diesen Greis gern in Uneinigkeit halten möchte. —
Der Kurfllrst an Blaspeil. D. Cöln ll./[21.] April 1665.
[aaf die Relation vom 4./ 14. April. Die fraozoBiBohe OppoeitioD gegen die
DefeneivalliaDz,]
21. April. _ Was die Defensivallianz anreichet, ist uns nicht wenig frembd
zu vernehmen gewesen, dass der E. Frantzösche Enroyö de Lessin
sich darüber solle beklaget haben, da doch dieselbe zu niemandes
Offension gemeinet und den Reichsabschieden nicht ungemäss ist. Wir
werden hiervon Eure weitere — Relation erwarten, worhin man zu
Düsseldorf dieses Passus halber inclinire. Dass der pnnctus direc-
torii et defensionis (denn wegen der Religion wird es obgedachter-
massen mehr Zeit erfordern) in eine kommen sollte, und zwart auf
Begehren des K. Frautzöschen Abgeschickten, scheint fast bedenklieb,
und wan Ghur-Cöln auch davon sollte abwendig gemachet sein,
wird man das Werk ferner zu überlegen haben. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 12. /[22.] April 1665.
[YerhandluDgeD in Dusseldorf wegen des Erbvergleichs.]
LAprii. PS. Er hat bei seiner jüngsten Anwesenheit in Düsseldorf auch
mit dem Pfalzgrafen selbst wegen des Erbvergleiehs sehr weitläufig geredet.
Der Pfalzgraf zeigte sich von allem auf das genaueste unterrichtet, wasste
seine Intention sehr geschickt darznsteUen, zeigte sich aber auch sehr hart-
näckig auf seinen Goncepten. Sein Absehen ging dabin, dass ein jeder,
was er hätte, behalten und darauf eine vertranlicbe Freundschaft gebaut
werden möchte, er führte auch an , was für Mühe und Beschwer es haben
würde, das Vest Recklinghausen') von K. Cöln loszumachen; auch das
Werk mit der Krone Polen könnte dnrch vielerlei unvorhergesehene Zufälle
entstehen, wenn anch des Kf. Intention zu seinem Besten noch so gut wäre.
Nach längerem Hin- und Herreden nnd nachdem El. versichert, dass Ef.
zum Erbvergleich ohne Recklinghausen sich nimmermehr verstehen
würde, dass sonst, wenn man es bei dem jetzigen Provisional vertrag belassen
würde, Kf. auf Restitution von Ravenstein dringen würde, und dass dann
aach die gute Apparenz zur Krone Polen hinfallen dürfte, war des Pfalz-
grafen endliche Erklärung, er wollte hieb verbinden, wofern er oder einer
») S. oben S. 526.
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TerhandlaDgen mit Pfalz-Neabarg. 549
seiner Prinzen einst snr Krone Polen, es sei mit oder ohne Hülfe und Za-
thnn des Kf.^ gelangen sollte, so wollte er demselben nicht allein das Vest
Recklinghausen verschaffen, sondern auch in mehreren anderen Ange-
legenheiten, sonderlich in Prenssen, ihm zu seinem Contento an die Hand
gehen; man sollte die Yersicherang nur selbst aufsetzen, er wollte sie voll-
ziehen und ihr als ein ehrliebender redlicher Fürst wirklich nachkommen.
Wenn aber er oder die Seiiiigen nach getroffenem Erbvergleich zu jener
Krone nicht kommen sollten, wollte er dennoch mit Kf. die Freundschaft sin-
cere unterhalten und sich auf andere Weise bemühen, dem Kurhause seine
Treue zu beweisen.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 17./ [27.] April 1665.
[VersaguDg der Ratification des Vergleichs wegen der Religion vor genauerer
Prüfung.]
Er wird mehr und mehr in dem Verdacht bestärkt, dass man bei dem 27. April.
Religions vergleich auf katholischer Seite den Vortbeil lange vorher abge-
sehen gehabt und denselben nun desto weniger aus Händen lassen wolle,
er wird daher, bevor er nicht sicher ist, dass die Condition der Evangelischen
durch diese Tractaten nicht verschlechtert wird, dieselben nicht zustande
kommen lassen. Sollte also Pfalz-Neuburg nicht geneigt sein, den Ver-
gleich wegen des directorii absonderlich begreifen und vollziehen zu lassen,
so muss er es dahin stellen und dafür halten, dass derselbe, indem er den
passus religionis mit dem directorio, die doch miteinander keine Verwandt-
schaft haben, durchaus in einem Vergleich gefasst wissen wolle, dabei ein
anderes Absehen habe.
Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Kurfürsten.
D. S. Lüdtgerspurg 30. April 1665.
[Aufforderang zu einer neuen Zasammeokanft behufs Answecbslaog der Ratifica>
tionen. Die französische Forderung.]
Nachdem Pfalz-Neuburg erklärt hat, mit der angefangenen Infor- 30. April,
mation über die particulares casus circa observantiam a. 1624 einzuhalten,
kann er nicht einsehen, dass die Landstände oder sonst jemand Ursache
hätte, die Vollziehung der zu Dorsten abgeschlossenen Verträge zu hem-
men. Dem westfälischen Kreise und dem Kf. insbesondere muss daran ge-
legen sein, dass durch dieses so weit gebrachte Mittel, über welches viele
schon grosse Jalousie bezeigen, der Kreis wieder vereinigt und auf einem
allgemeinen Kreistage zu allerseits Sicherheit die gemeine Verfassung fest-
gestellt werde. Er ersucht daher Kf., anstelle der auf den 26. März nach
Xanten angesetzten, aber von der CleviBchen Regierung abgeschriebenen
Zusammenkunft in die Abhaltung einer anderen einzuwilligen und dort die
Auswechslung der Ratificationen vor sich gehen zu lassen.
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550 8. VerhandlaDgen mit P falz -Neab arg. Die Verträge su Dorsten.
PS. Auch — wird Ew. Gnd. zweifelsfrei durch dero Rath Blas-
piel referirt worden sein, was des Herrn Pfaltzgrafen zu Newbarg
Ld. von dem Anbringen des Französischen Envoy6 daselbst vor Aper-
tur gethan und wasgestalt der König in Frankreich von der ge-
machten Allianz einige ombrage nehmen, und alswenn dieselbe zum
Naehtheil der Bheinischen Allianz und deroselben Ruin angesehen seie,
vorgegeben, auch sich deswegen über uns beschweren wollen, gestait
auch intentionirt sein solle, zu gleichem End den Mens. S. Amant
zu Ew. Gnd. und Ld. abzusenden, inmassen dann des H. Pfaltzgrafen
Ld. vorschlagen, dass die gemachte Allianz nur eine Union in p.'®
directorii zu taufen und aus derselben die clausula invitatoria, so viel
andere in diesem Craiss nicht gesessene Chur-, Fürsten und St&nde
angehet, auszulassen, auch dass dieselbe mit dem Becess in p.*"* reli-
gionis et condirectorii in ein Concept und Modell zu bringen und et-
wan manente rerum substantia — nach laut beigehendem Formular
von neuem umbgesch rieben und gefertiget werden könne, wie dan des
H. Pfaltzgrafen Ld. uns durch dero Neuburgischen Ober Canzlem
von Giese solches vorbringen und — einrathen lassen. Ob nun
zwarn dabei kein sonderbares Bedenken finden und dafür halten, dass
ja durch einen Nebenrecess die clausula invitatoria wohl gemiltert
auch sonst ohne Nachtheil der Substanz eins oder anders wohl geändert
werden könne, so haben wir dannoch uns anderergestalt nicht erkläret,
weilen die Recessen einmal gefertiget und res kaum mehr integra,
auch die Sach zu gemeiner Deliberation gehörig, dass ohne Ew. Gnd.
und Ld. Vorwissen wir uns nicht erklären, sondern die Sache zu
nächstkünftiger Zusammenkunft ausstellen müssen. Als wolle Ew.
Gnd. und Ld. belieben, bei nächster Zusammenkunft sich gleichfalls
hierüber zu erklären — auch endlich der gravaminum halber, wozu
Chur- Colin ihre Gesandtschaft alsbald comroittirt gehabt, an die Ihrige
dero Befeloh zu ertheilen. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
6./ [16.] Mai 1665.
[Verhandlangen mit d^Estrades, der französische König wänscht die Wieder-
vereinignng des Westfölischen Kreises zu vereiteln; in wie weit der Forderung
desselben su willfahren sei.]
16. Mai. Er übersendet den schriftlicben Bericht über die Verhandlungen za
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Der Widersprach Ludwig XIV. gegen die DefeDsivalliaDZ. 5&1
Dorsten, welchen er aof. d'fistrades* abermalige^) Anfforderong dem-
selben ZDgestellt hat').
PS. Auch hat — H. Graf d' Estrades mir vertraulich zu erkennen
gegeben, auch endlich seines iEöniges vor zwei Tagen desfals ein-
kommenes Schreiben') gezeiget, darinnen derselb zu verstehen giebt,
dass er sichs zwar nicht missfallen Hesse, dass Ew. Ghf. D. und Pfaltz-
Neuburg sich der Keligion halber verglichen, begehret aber dabei,
er, Gesandter, möchte im übrigen dahin arbeiten helfen, dass die vor-
habende Union in Westphalen dissipiret würde. ^ Und weil ich aus
höchstg. königlichen Schreiben alsbald ersähe, dass der König die Dors-
tenschen Tractaten nicht so sehr der Rheinischen Allianz halber als
wohl zu Behinderung der Wiedervereinigung des Westfälischen Kreises
gern aufgehoben — sähe, so habe im beigefügten fünften Punkt expresse
hineinlaufen lassen, als wann es schon an dem, dass die Stände des
Kreises zusammenkommen würden, damit der König dafür halten
möge, dass es bereits in soweit ein gethanes Werk sei. — Er, Herr
Gesandter, aber könnte meines Ermessens wohl zum Ueberfluss auch
begehren, dass der König, auf den Fall mehrg. Reden ihm kein
gnugsames Contentement geben, einige Ursachen, warumb dann die
Dorstensche Handelung ihm zuwider (weiln deren sich in höchstg.
dero Schreiben keine funden) anzeigen wollte, die man den HH. In-
teressenten und sonderlich Ew. Ghf. D. vorbringen und also der Sachen
näherkommen könnte. Diesen Vorschlag nahm der H. Graf d' Est rades
an und begehrete, man möchte dann auch dieserseits, bis daran er
von seinem Könige Antwort darauf erlangt hätte, stehen. Ich sagte,
dass, weil ich wüsste, wie geneigt Ew. Chf. D. wäre, seinem Könige,
wo Sie nur könnten, an Hand zu gehen, so wollte ich gern mein
bestes dabei thun. — So halte ich unmassgeblich dafür, dass es dem
Hauptwerk nicht schaden noch präjudiciren würde, obgleich die zu
Dorsten gemachte Allianz in dem wegen der Religion (wann man
zuförderst daniit einig wäre) oder des directorii (wofern man selbigen
^) SchoD am 25. April/ 5. Mai hatte er vou Cleve aus dem Oberprasidenten
V. Schwerin gemeldet, dass Estrades den Statthalter Fürsten Moritz von
Nassan gebeten, er, Blaspeil, möchte ihm einen Bericht über die Verhandinngen
zu Dorsten nnd worauf jetzt alles beruhe, mittheilen.
') Es ist dieses diejenige Denkschrift, welche Ludwig XIV. in seinem
Schreiben an Estrades vom 29. Mai 1665 (M6m. d'Estrades III S. 198) im
Ange hat.
^ Dasselbe ist in den Memoiren Estrades' nicht enthalten.
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5^ 8. VerhandlaDgeu mit Pfalz-Neubarg. Die Verträge zu Dorsten.
Pankt nur davon separiren könnte) aufgerichteten Recess mit hmein
gebracht wärde und dass solchem nach Ew. Chf. D. endlich eine solche
Veränderung geschehen lassen und dem König darunter willfahren
könnten, welchenfalls dann nicht undienlich sein wollte, die Ordre
darüber also einrichten zu lassen, dass der H. Graf d' Estrades daraus
ersehen könnte, dass Ew. Chf. D. diese Aenderung einzig und allein
seinem König zu gefallen zugestanden und — dabei bestünden, dass
die Rheinische Allianz durch mehrg. Dorstensche Handlung im ge-
ringsten nicht solle gekr&nket noch präjudiciret werden. —
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 17./[27.] Mai 1665.
[auf die Relation vom 6./ 16. Mai. Bereitwilligkeit dem WooBche des fraoso-
siBchen KooigB dadurch oachzukommeo, dass die DorBteoBcbe Allians mit in den
RecesB über das ReligioDsweseo und Kreisdirectorium gebracht werde.]
27. Mai. — ^*^ ®^^^ ""^ gnugsamb bekannt, dass wir durch die zu Dor-
sten jüngst gemachte Allianz im geringsten der Rheinischen Allianz
nicht zu präjudiciren gemeinet gewesen, und wir dann soviel aus des
Grafen d'Estrades Discursen vermerket, dass sein König gern sehen
« wollte, dass aus dieser Dorstischen Allianz nicht eben ein particulier
Werk gemacht, sondern solche dem Vergleich, welcher wegen des
Beligionswesens oder des Westphälischen Condirectorii halber auf-
gerichtet wird, inseriret werden möchte, so wollen wir hierin wie in
allen anderen Occasionen unsere Begierde und Verlangen, I. K. M.
unserer aufrichtigen Intention und Dienstfertigkeit zu versichern, gern
in der That erweisen, und befehlen euch demnach gn., dieses bei der
Handlung, wenn mehrg. Grat d' Estrades darauf bestehen wird, also
zu beobachten und die Dorstische Allianz in den wegen der Reli-
gion oder des directorii halber aufgerichteten ßecess mit einzubringen
auch sonsten versichern, dass dieselbe durchaus zu Schmälerung der
Rheinischen nicht angesehen. —
Der Kurfürst an Blaspeil und Gopes. D. Dessau
17./[27.] Juli 1665.
[An d'Estrades zu machende Mittheilungen. Kf. vermuthet, daBs der Verdacht
gegen die Dorstenscben Tractaten von Holland ans eingegeben ist. Rechtfer-
tigung seiner polniBchen Politik, Klage über de Lambree.]
27. Juli. ^^^ d^r französische Gesandter Comte d'Estrade mit £uch
wegen der Dorstischen Tractaten conferiret und was der König in
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Der Widerspruch Ludwig XIV. gegen die DefensivalliaDZ. 553
Frankreich dlBfals an denselben geschrieben'), solches haben wir
aus Eurem an unseren — Schwerin abgelassenen Schreiben') und dem
Euch coramunicirten Extract des Eönigl. Schreibens mit mehreren,
zugleich aber auch die darin angezogenen Dinge mit höchster Ver-
wunderung ersehen. Gleichwie wir nun niemaln einige Intention ge-
habt, dem Könige in Frankreich den geringsten Verdruss zu ver-
ursachen, viel weniger solche pacta einzugehen, wodurch die Rhei-
nische Alliance invalidiret werden könnte, also können wir uns
hierinnen garnicht finden, dass I. K. M. die zu Dorsten neulich vor-
gewesene Tractaten wider unsere bessere Intention dahin deuten
wollen. Es seind die Sachen an sich selbst so gar separiret, dass
wir uns nimmer einbilden können, dass man desfals die geringste
Ombrage nehmen sollte. Weil aber dasjenige, was Ihr hierauf vorg.
d' Estrade remonstriret, nicht vor gnugsamb geachtet worden, wie-
wohl wir nicht sehen, was man dakegen mit Bestand vorbringen
könnte, so wollen wir desfals selbst nach Frankreich schreiben*) und
dem Könige die Sacbe dergestalt vorstellen lassen, dass man uns
des Orts ohne allen Zweifel ausser Verdacht lassen werde. Inmit-
telst könnet Ihr dem d' Estrade anzeigen, dass uns unglaublich vor-
käme, dass dieser Scrupel aus Frankreich selbst herkommen sollte,
sondern allem Vermuten nach müsste derselbe in Holland ent-
sprungen und von denenjenigen Leuten, so uns gern von allen Freun-
den und Verfassungen entblösset sehen wollten, ihnen an die Hand
gegeben worden sein. Wir trügen aber zu ihme das beständige Ver-
trauen, dass, so lange er spürete, dass wir mit seinem Könige auf-
richtige Freundschaft cultivirten und continuirten, er uns nicht ver-
denken, viel weniger hindern würde^ wenn wir uns gegen diejenige,
so sich allerhand nachdenkliche und gefährliche Beden gegen uns
verlauten Hessen und uns einen Verdruss nach dem andern zufügten,
auch in solche Postur setzeten, dass wir uns von denenselben nichts
zu befürchten haben dürften. Die mit seinem Könige aufgerichtete
Alliance erforderte vielmehr, dass uns in dergleichen Dingen die
Hand geboten würde. — Dieses aber wäre uns noch viel frömbder
0 S. das Schreiben Ludwigs XIV. au Estrades vom 12. Juni 1665 (M^m.
d'Kstr. m 8. 210 ff.).
^ Tom 2./12. Mai, welches der Relation vom 6./16. Mai (S. 550) beigegeben war.
') Ein Bolcbes Schreiben liegt den Akten nicht bei, der Inhalt desselben
ergiebt sich aus dem Schreiben Lionnes an Estrades vom 30. August 1665
(Mem. d'Estrades III S. :M)7 ff.;.
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554 8. VerbaDdlangen mit Pfalz -Nenbnrg. Die Verträge su Dorsten.
vorkommen, dass wir beBchuldiget würden, als hätten wir nebst Ihrer
E. M. nicht gleiche Mesures in den polnischen Affairen nehmen
wollen, da doch weder Ihre K. M. noch einige dero ministri ans
oder unsren ministris nur einige Ouvertüre gethan, wohin Ihrer K. H.
Intention gerichtet, ausser dass verhindert werden möchte, dass nie-
mand vom Hause Oesterreich zu selbiger Crohn gelangen möchte,
welches wir dann bishero ganz ohngeschenet gethan, auch noch fer-
ner thun wollten, im Fall es die Noth erfordern sollte, wiewohl, nach-
dem vorbesagtes Haus Oesterreich anizo auf so schwachen Beinen
stehet, nicht zu vermuthen, dass selbiges hierauf einige Reflexion
oder Gedanken haben sollte. Im übrigen wären unsere consilia al-
lein dahin gerichtet, dass Friede und Einigkeit in Polen erhalten und
durch fernere innerliche Unruhe denen frömbden barbarischen Völ-
kern die ThQr zu der Christenheit nicht geöffnet werden möchte,
hielten uns auch versichert, dass — Ihrer K. M. ein solches nicht
missfalien könnte. — Solte auch derselben etwas anders von uns
vorgebracht werden, möchten sie solches sicherlich als eine Unwahr-
heit verwerfen. An unserem Ort hätten wir vielmehr Ursach zu
klagen, dass der französische Gesandte de Lombres allein Ursach
sei, warumb uns die Stadt El hing bis auf gegenwärtige Stunde vor-
enthalten wQrde, weil wir aber dafür hielten, dass solches mehr der
Königinn in Polen zu gefallen, als auf seines Königs Befehl gesche-
hen, Hessen wir solches an seinem Ort und zu seiner Verantwortung
ausgestellet sein und hofften, Ihre E. M. würde dero itzigen Gesand-
ten in Polen anbefehlen, dass derselbe in kraft der königl. vorhin
beschehenen Zusage seine Negotiation in Polen dahin richten sollte,
damit uns die Stadt Elbing ehest abgetreten werden möchte. —
Der Kurfürst an den Bischof von Münster *). D.
Cüln a. d. Spree 4. /[14.] August 1665.
[Kf. wÜDscht AufBchub bis za seiDer Ankunft in Gleve.]
14. Aug. — Wie nun, so viel die Angelegenheit des Westfälischen Kreises
betrifft, wir gern gesehen hätten, dass der Punkt die Religion ange-
hend von dem Vergleich über dem Kreisdirectorio abgesondert wor-
den wäre, gestalt sie an sich selbsten unterschieden, also nachdem
0 anf ein Schreiben des Bischofs vom 24. Juli, in welchem derselbe anfe
neue anfragt, ob Kf. mit der vorgeBchlageoen Zosammenknnft einverstanden sei.
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Rechtfertigang des Kf. gegen die franEÖBischen Vorwürfe. 555
jener wegen yon den Ständen unseres Herzogthumbs Cleve und
Grafschaft Marck viele Beschwerungen eingekommen, und wir ge-
sinnet sind, vermittels göttlicher Verleihung uns mit ehestem dorthin
zu erheben, so werden Ew. Ld. uns nicht verdenken, dass wir die
Sache bis dahin ausgestellt sein lassen. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 16./[26.] August 1665.
[aaf das liescript vom 17./27. Jali. Neue Unterredoog mit d'Estrades.]
Er hat am 8. Aogust ira Haag d'Estrades den Inhalt des Re- 26. Aug..
Scripts des Ef. vorgetragen und fast zwei Stunden lang darüber mit dem-
selben geredet Jener erklärte, sein König habe die diesseits vorgebrachten
Motive, wodorch man zu den Dorstenschen Tractaten veranlasst, erwogen,
aber noch zur Zeit keinen Geschmacic daran finden können, sie kämen ihm
60 vor, als wenn ihn einer bei einem Quartanfieber wollte glauben machen,
dass dasselbe zu seiner Gesundheit diente ^). Er hat darauf erwidert,
dieses Gleichnis passe nicht, Kf. habe umständlich nachweisen lassen, dass
er bei den Dorstenschen Tractaten kein anderes Absehen als auf die Con-
servation und Ruhe seiner Clevischen Lande gehabt hätte. Der Zustand
dieser Lande, dass fast alle considerablen Städte und Oerter derselben
mit Staatischen Garnisonen besetzt seien, wäre bekannt, er hätte aber bis-
her nicht gehört, dass Frankreich sich im geringsten habe angelegen
sein lassen, Kf. dazu wiederum zu verhelfen, während es sich doch K.-
Cölns und Pfalz-Neuburgs eifrig angenommen hätte. Daher dürfte
d'Estrades sich nicht wundern, dass, da andere sich unser so wenig an-
nähmen, wir selbst für uns sorgten; er hoffe, dass der Graf darauf seines
Königs Interposition und Bemühung bei dem Staat würde angeboten haben,
Weichenfalls er weiter von demselben zu vernehmen wünschte, auf welche
Weise solches geschehen sollte, damit Kf. des Effects gesichert sein könnte.
Jener ging aber diese Materie vorbei und contestierte nur, dass er nichts
höheres als gutes Verständnis zwischen seinem König und Kf. wünschte').
0 S. das Schreiben Lionnes an Bstrades vom 24. Jali 1665 (M6m.
d'Estrades III S. 256) und dasjenige Ludwigs XIV. an Estrades vom
29. Angast 1665 (a. a. 0. S. 354).
^ Das Schreiben des Kf. ao d'Estrades vom 20. /SO. September 1665
8. Urk. n. Akt. II S. 305. In seinem Dankschreiben (d. la Haye 17. Novembre
1665) beruft sich Estrades darauf, Blaspeil könne ihm bezeugen: que j'ai
fait tont ce qui a depondu de moy pour porter M.*** les Bstats a donner satis-
faction Ä V, A. 8. ce que je contioueray de faire.
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Abschnitt 9.
Der braunschweig-lüneburgische Erbfolgestreit.
1665.
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Einleitung.
Der am 25. März 1665 erfolgte Tod des Herzogs Christian Ludwig
von Celle hat ganz unerwartet den Aasbrach eines Erbfolgestreites zor
Folge gehabt, yon dem es za Anfang schien, dass er mit Wafifengewalt aas-
gefochten werden and dass er auch weitere Kreise in Mitleidenschaft zie-
hen werde. Der Yater dieses Fürsten, der im Jahre 1641 verstorbene Herzog
Georg von Calenberg, hatte in seinem Testament^ (20. März 1641) be-
stimmt, dass ihm zunächst dieser sein ältester Sohn in dem Fürstenthum C alen-
b er g nachfolgen, dass aber, wenn durch den Tod seines kinderlosen ßruders,
des Herzogs Friedrich von Celle, aach dieses Fürstenthum seiner Fami-
lie anheimfallen sollte, die beiden Fürstenthümer nicht in einer Hand
vereinigt sondern auch ferner und für ewig getrennt bleiben, dass dieselben
aber zunächst vollständig gleich gemacht und dass dann dem ältesten Sohne
die Wahl zustehen sollte, welchen Theil er für sich nehmen und welchen er seinem
nächstältesten Bruder überlassen wollte, den anderen jüngeren Söhnen war eine
Apanage ausgesetzt worden, welche von den beiden älteren Brüdern gemein-
sam entrichtet werden sollte; falls die eine der so zur Regierung gekommenen Li-
1) Abgedruckt Re htm eyer,BraQD8chweig-LäDeburgi8cheChroDikIIIS.1653ff.
Vgl. Köcher IS. 16 nod 390 f., der aber irrthümlich behauptet, der Fall, dass
nach vollzogener Schlichtaog aod Option einer der beiden alsdann regierenden
Herren kinderlos sterben könnte, sei in dem Testament nicht vorgesehen. § 18
desselben lantet: „Wurde es sich auch begeben, dass von anser obgesezter massen
regierender Söhne Linien eine oder die andere nach Gottes ohnänderlichen Willen
über kurz oder lang ohne mannliche Erben ausgehen und also denn mannliche
Erben von unserm tertio vel quartogenito übrig sein würden, af dem Fal sol das
also eröfnete Furstenthumb gar nicht getheilet werden nnd zwarten der über-
bleibenden regierenden Linie die optio von denen also eröfneten und vorhin ge-
habten Fürstenthumben nnd Landen freystehen, das nicht optirte aber zuforderst
af die vom tertiogenito noch vorhandene and so fürderst fallen.^
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560 ^' ^^^ braanschweig-lnDeburgische Erbfolgestreit.
Dien aussterben sollte, so sollte die des nächstfolgeDden Braders heran kommeii,
doch sollte dann wieder dem in dem aaderea Fürstenthum regierendeo
Herzoge die Wahl zwischen den beiden Fürsten thumern zustehen. Dem
gemäss war 0 schon im Jahre 1645 eine Kommission behnfs Herstellnng der
Gleichheit zwischen den beiden Theilen zusammengetreten, die von dieser ge-
troffene Uebereinkanft, welche sich freilich nachher als eine wenig gerechte, für
den Galenbergischen Theil sehr nachtheilige erwies, wurde von den beiden
ältesten Brüdern Christian Ludwig und Oeorg Wilhelm angenommen
und samt dem väterlichen Testament durch den Recess vom 10. Juni 1646 >)
feierlich bestätigt, und als dann am 24. October 1648 Herzog Friedrich starb,
wurde die Nachfolgefrage ohne Schwierigkeiten erledigt, der älteste Sohn
Christian Ludwig wählte für sich den reicheren coUischen Tbeil
und Georg Wilhelm trat dfe Regierung in Calenberg an. Nachdem
beide sich auch über die den beiden jüngeren Brüdern Johann Frie-
drich und Ernst Augu^st zu zahlende Apanage verglichen, hatten auch
diese letzteren im Jahre 1649') das väterliche Testament und jenen Erb-
vergleich von 1646, doch mit dem Vorbehalt^), dass die Frage wegen des
Optionsrechtes bei künftigen Erbfällen durch spätere Vereinbarung erledigt
werden sollte, feierlich bestätigt. Der dritte Bruder Johann Friedrich
war dann ') zum grossen Nf issfallen seiner Angehörigen auf einer Reise
nach Italien 1651 zum katholischen Glauben übergetreten, war aber 1652
in die Heimath zurückgekehrt und hatte sich endlich nach mannichfaehea
Streitigkeiten mit seinen Brüdern verständigt, durch den Recess vom 7. Ja-
nuar 1654^ hatte er aufs neue das väterliche Testament und die Erbver-
träge von 1646 und 1649 anerkannt, wogegen Christian Ludwig ihm, so-
lange er sich im Auslande aufhalten würde, eine Erhöhung seiner Apanage
zugesagt hatte. Er hatte dann meist im Auslande gelebt, Verhandlungen,
welche er wegen seiner Vermählung mit seinen Brüdern angeknüpft hatte,
waren ebenso resoltatlos geblieben wie Versuche geistliche Pfründen zu
erhalten, und er fühlte sich um so mehr zurückgesetzt, als dem jüngsten
Bruder Ernst August, welcher es übernahm, an Stelle Georg Wilhelms
die ursprünglich mit diesem verlobte pfälzische Prinzessin Sophie zu hei-
rathen, die Vermählung (1658) gestattet wurde und derselbe dann im
Jahre 1662 nach dem Tode des bisherigen katholischen Bischofs von Osna-
brück auf Grund der Bestimmungen des Westfälischen Friedens in diesem
0 S. Köcher I S. 17.
2) Rehtmeyer III S. 1665ff., irrig giebt Köcher I S. 18 an, dass sich in
demselben ein Vorbehalt wegen des künftigen OptioDsrecüteB finde.
') Formnla juramenti (16. Februar 1649) im Vaterländischen Archiv des his-
torischen Vereins für Niedersachsen. Jahrgang 1839 S. 75.
*) «Jedoch mit diesem ausdrücklichen Vorbehalt, das der Pnnct der zweiten
und ferneren Option zwischen den Furatenthümbern Zelle and Calenberg hiermit
nicht gemeint, sondern zu fernerer Abhandlang ausgesetzet sein solle''.
') S. Köcher 1 S. 352 ff.
«) Kocher I S. 379f.
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fiioleitUDg. 561
Förfitenthnm znr Regierang kam. Ende 1664*) erkrankte Christian Lud-
w ig so schwer, dass sein baldiges Ableben in Aassicht stand. Da er kin-
derlos war, so kam die Nachfolge in seinem Fürstenthum einem seiner
beiden nächstältesten Brüder zn, wem von diesen aber, stand nicht fest, da
in dem Testamente des Vaters allerdings auch in diesem Falle dem älteren
Bruder das Optionsrecht zugesprochen war, in dem Recesse von 1649 aber
die Frage, ob and wie dieses Recht wieder zur Anwendung kommen sollte,
weiterer Yereinbarnng vorbehalten, eine solche aber nicht erfolgt war. Natür-
lich gedachte Georg Wilhelm jetzt die Regierang in dem grösseren und
reicheren Fürstenthum Celle anzutreten, in seiner leichtsinnigen Weise aber
unterliess er es nicht nur sich mit Johann Friedrich über diese Frage zu
verständigen, sondern er wartete nicht einmal in der Heimath den Tod des
Bruders ab , vielmehr reiste er nach dem Haag und hinterliess nur seinen
Ministern eine Anweisung an die cellischen Minister, nach dem Tode
Christian Ludwigs für ihn von dem Fürstenthum desselben Besitz zu
ergreifen. Diese Sorglosigkeit desselben wusste Johann Friedrich in
geschickter Weise auszunutzen. Auch er hatte sich auf Reisen begeben,
kehrte aber auf die Nachricht, dass Christian Ludwig im Sterben liege,
rechtzeitig nach Celle zurück, wusste dort im voraus die Officiere und
Minister für sich zu gewinnen und nahm, als derselbe am 25. März 1665
starb, ohne Widerstand zu finden und ohne sich um die Proteste der nach
Celle gekommenen Minister seines noch immer abwesenden Bruders zu
kümmern, von der Residenz und dann von dem ganzen Fürstenthame Be-
sitz. Georg Wilhelm, der erst am 2. April in Hannover eintraf, fand so
die vollendete Thatsache vor, war aber keineswegs gewillt, sich derselben
zu fügen, sondern entschlossen, das ihm, wie er überzeugt war, zustehende
Optionsrecht im Nothfall mit Gewalt durchzuführen und für den ihm von
seinem Bruder angethanenen Schimpf Rache zu nehmen. £r traf eiligst
Rüstungen und suchte Bundesgenossen, als Mitglied der Rheinischen Allianz
nahm er die Hülfe der anderen Mitglieder derselben in Anspruch, vor allem
rechnete er auf die Unterstützung des brandenburgischen Kurfürsten
und forderte diesen, der gerade damals im Begriff war 3), der Rheinischen
Allianz beizutreten, ebenfalls auf Grund derselben zur Hülfeleistung auf.
Die nachfolgenden Akten, denen auch einige im Hannoverschen Staats-
archive befindlichen Stücke eingereiht sind, veranschaulichen') die Rolle,
welche Kurfürst Friedrich Wilhelm in diesem firbfolgestreite gespielt
hat. Die Sympathieen desselben haben durchaus der Sache Georg Wil-
helms angehört; mit dem verstorbenen Christian Ludwig war er, ob-
wohl sie beide in ihrer Politik abweichende Wege eingeschlagen hatten,
persönlich befreundet^) gewesen, dem Convertiten Johann Friedrich
0 S. für das Folgende die sehr aasfährliche Darstellung KöchersIS. 889 ff.
») 8. oben S. 437 ff
^ Schon Pufeodorf hat (IX § 79. 80 S. 623 f.) einen AnszQg aas den Akten
mitgetheilt, Droysen III 3 8. 73 ft. diese Angelegenheit kurz berührt
*) S. die spötti sehen Bemerkungen der Herzogin Sophie darüber in ihren
Mater, s.- Gesch. d. G. Kurfürsten. XI 36
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562 9- l)0r brauDSchweig-laDeburgische Brbfolgestreit.
brachte er das gröBste Misstraaen entgegen, um ihn aas Norddeatschland
za entfernen und anschädlich zu machen, hatte er früher dessen Bemühnngen
am die Erwerbung geistlicher Pfründen^), anch den Plan^ ihm die polnische
Krone za verschaffen*), begünstigt, auf das schärfste hat er den jetzt 70d
demselben ausgeführten Staatsstreich, ?on dem er, freilich, wie es scheint'),
mit Unrecht, voraassetzte, dass er von langer Hand her im Einverständnis
mit anderen katholischen Fürsten geplant sei, und das in seinen Augen
hochverrätherische Verhalten der cellischen Minister verurtheilt. Trotzdem
hat er von vorne herein and je mehr er sich überzeugte, dass im Falle
es zu einem gewaltsamen Conflict käme, Johann Friedrich wenigstens
an einem Theil der katholischen Reichsstände einen Rfickhalt haben würde,
den Ausbruch eines solchen Gonflicts zu verhüten und eine gütliche Ver-
einbarung zwischen den beiden Brüdern herbeizuführen gesucht. Daher
bat er statt der von Georg Wilhelm begehrten militärischen Hülfe zu-
nächst nur seine Vermittelnng angeboten und hat durch den zu diesem
Zweck entsendeten Friedrich v. Jena auf das eifrigste die dasselbe
Ziel verfolgenden Bemühungen der anderen Angehörigen des braunschwei-
gischen Fürstenhaases , des alten Herzogs August von Wolffenbüttel
und des jüngsten Bruders Ernst August von Osnabrück unterstützen
lassen. Er hat, als Johann Friedrich die ursprünglich auch von ihm
befürwortete Forderung Georg Wilhelms, denselben zunächst zum Mit-
besitz des cellischen Fürstenthuras zuzulassen, hartnäckig zurückwies, da-
gegen sich zu Verhandlungen über eine neue wirkliche Ausgleichung der
beiden Fürstenthümer bereit erklärte, in Hannover zur Nachgiebigkeit, znm
Fallenlassen des Optionsrechtes und jener Forderung gemahnt, und er hat
durch die unparteiische Haltung, welche sowohl er als auch sein Bevoll-
mächtigter zeigte, allmählich das anfängliche Misstrauen Johann Frie-
drichs überwunden. Wenn die schliessliche Vereinbarung doch ohne
seine Mitwirkung, dadurch, dass anter dem Einflüsse des Grafen Wal deck
die beiden fürstlichen Brüder sich über die Köpfe der Vermittler hinweg
untereinander verständigten, erfolgt ist, so hat wenigstens das Ergeb-
nis derselben seinen Wünschen entsprochen, und er wird die glückliche
Beendigung dieses Zwistes um so freudiger begrüsst haben, als gerade
damals das kriegerische Auftreten des Bischofs von Münster neae Wirren
und Gefahren für Norddeutschland in Aussicht stellte.
Briefen vom 12./22. Januar und 31. October/lO. November 1661 (Bodemann
S. 40, 47).
1) S. oben S. 231.
^ 8. unten die Relation L. Müllers vom 5./15. April 1665.
>) S. Köcher I 8.393.
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Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg an
den Kurfürsten. D. Zell 31. März/[10. April] 1665.
[Aoseige seiDes BegieruDgaantrittes.]
Er hat dem Kf. darch ein Schreiben vom 16./26. März >) den Tod seioes 10. April.
Braders, des Herzogs Christian Ludwig angezeigt, er ersucht denselben
nun, nachdem er die Regierung in den von seinem Bruder ihm rechtmässig
angefallenen Landen angetreten hat, um Fortsetzung der bisher mit diesem
unterhaltenen Freundschaft ^.
Lorenz Müller*) an Herzog Georg Wilhelm von Braun-
schweig-Lüneburg. D. Berlin 5./[15]. April 1665.
(Hannov. Archiv.)
[ResolntioD des Kf. auf sein AnbriDgeo.]
— finde alhie sowohl bei Herrn als ministris, dass das Werk 16. April.
überallemassen apprehendiret werde, und tesmoigniret jedermännig-
0 Dasselbe ist nicht in den Akten erhalten; Herzog Christian Ludwig
war am 15./2Ö. März gestorben.
^ In einem weiteren v Schreiben (d. Zell 6./[16.] April 1665) zeigt derselbe
dem Kf. an, nachdem er von den ihm rechtlich zugekommenen Fürstenthümem
Gelle und Grubenhagen und den Grafschaften Hoya ond Diepholz die Hul-
digung empfangen und vollständig Besitz ergriffen, habe er seinem beim Reichstag
zu Regensburg anwesenden Rath Otto Johann Witte Vollmacht ertheilt, die ihm
f6r diese Fürstenthümer zustehende Session einzunehmen nnd die yota dafür ab-
zulegen, er ersucht den Kf. seine Gesandten in Regensbnrg anzuweisen, den-
selben dabei zu unterstutzen.
*) Hofrath Herzog Georg Wilhelms, welchen dieser, der erst am 23. Mars/
2. April von Holland nach Hannover zurückgekehrt war, unverzüglich beauftragte,
sich zum Kf. und dann nach Schweden und Dänemark zu begeben, um diese
Mächte für seine Sache zu gewinnen. In seiner Instruktion (d. Hannover 24. März/
[3. April] 1665) wird derselbe beauftragt, in Berlin zunächst den Oberpräsidenten
86*
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564 d. Der brannschweig-IüoebargiBche Erbfolgestreit.
lieh Compassion mit Ew. D. jetzigem Zustande. Ihr Churf. D. haben
mir zur Resolution geben lassen, dass, ob es gleich zur Zeit mit Ihrer
Eintretung in die AUiantz nicht zu völligen Ende, sollte Sie doch
solches nicht hindern Ew. F. D. alle mögliche Willfährigkeit zu er-
weisen, und wan es nach der Affection, so Sie Ew. D. zutrfigen,
gehen sollte, würden Sie sofort Ordre geben, dass Ihre Leute also-
bald marchiren und Ew. D. Assistenz leisten sollten. Sie hielten
aber davor, die Liebe, so Ew. D. zu ihren Unterthanen trüge, und
y. SchweriD aod aDdere vorDehme miDistri aufzusacbea, dann bei dem Kf. Aik
dieoE za erbitten und deneelbeD za ersachen, dem Herzog Georg Wilhelm auf
Omod der BheiniBcheD Allianz mit dem daplam seines Contingents gegen Herzog
Johann Friedrich Hälfe zu leisten, dessen Snche den Konigen von Frankreich
and Schweden and anderen Beichsstanden zn recommendteren und durch seine
Gesandten in Regensbnrg dort für denselben wirken zu lassen. Wenn Kf.
sich statt dessen nur zur Vermittelang erbieten und dieses nicht als casus foederis
anerkennen sollte, so soll (*r zwar die Vermittelung nicht aasschlageo, aber re-
monstrieren, dass bei dem Verhalten Herzog Johann Friedrichs keine Aassicht
sei, durch diese alleio das Werk zu heben, und nachweisen, dass dieser Fall
sich allerdings auf die Allianz qualificieren lasse. Sollte er aber damit nicht
durchdringen, so soll er es dahin zu bringen suchen, dass Kf. dem Herzoge aosser
der Allianz mit möglichst vielen Truppen assistiere, und wenn auch dieses nicht
zu erreichen sei, dass derselbe 1000 M. z. Fass und 600 z. Pf. und auch den
Generallieutenant v. d. Goltz vorläufig in seinen Dienst treten lasse; falls Kf.
sich auch daraaf nicht einlassen wolle, dass derselbe sich wenigstens in dieser
Sache neatral halte, seinen Bruder nicht unterstütze und auch die anderen Mit-
glieder der Allianz zn gleichem Verhalten bestimme. In einer aasführlichen an
die Hannoverschen Geheimenräthe gerichteten Relation über seinen Berliner Auf-
enthalt (d. Stettin 8./[18.] April 1665) berichtet Müller, dass er Sonntag
2./12. April dort angekommen sei, am folgenden Vormittage Aadienx beim Kf,
und am Nachmittage eine Gonferenz mit den von diesem deputierten Schwerin
und Canstein gehalten, darauf am 4./14. Vormittags aufs neue zum Kf. be-
schieden sei, der unmittelbar darauf abgereist sei, und dass ihm am Nachmittage
durch Schwerin und Canstein dessen Resolution mitgetheilt worden sei,
wonach derselbe bereit sei, wenn der Vermittlungsversuch, zu dem Jena nach
Celle geschickt werden solle, vergeblich sei, dem Herzoge kraft der Allianz zu
assistieren, die Coromunication mit den anderen Alliierten solle auch erfolgen,
doch dürfe auch der Kaiser nicht abergangen werden, auch die Gesandten in Re-
gensbnrg sollten Befehl erhalten, dort die Gesandten des Herzogs zu unter-
stützen. Mit Generallientenant Goltz hätte Kf. selbst geredet, derselbe sei
nicht abgeneigt, sich von dem Herzoge gebrauchen zn lassen; Kf. liesse den
Herzog um zwei Dinge bitten, 1) um Mitwirkung zur Beseitigung der Hinder-
nisse, welche einem guten Einvernehmen aller Evangelischen entgegenstanden,
namentlich des gehässigen Auftretens der Lutherischen gegen die Reformierten,
2) um Beilegung der Mindischen Grenzstreitigkeiten. Vgl. über Müllerb Sen-
dung Kocher I S.408f.
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Relation L. Müllers. 565
andere Reipecten mehr würden Sie dabin bewegen, die gdtlicbe Inter-
Position S. Cburf. D. vorher gehen zu lassen, zumahlen eine praeci-
pitante Ruptur dem Hauptwerke mehr schädlich als Torträglich sein
würde. Wollten dahero sofort Ihrem Geheimbten Raht und Cantzler
zu Ilalberstadt, Herrn Jena, Ordre zuschicken, nach Zelle zu gehen,
daselbst Herrn Hertzog Johann Friederich F. D. dero ungewöhn-
liche Bezeigung und die darauf vermuthende Weitläufigkeit aufs be-
weglichste zu repraesentiren, zu Verstattung des compossessorii Sie
anzuerinnern und dahin zu bewegen, gewissen Scheidtsleuten, zu
welchen beide Theile ein Vertrauen haben möchten, dieser Sachen
Entscheidung zu untergeben, dabei er ausdrücklich anzeigen soll, dass,
wan S. F. D. sich nicht bequemen wollten, Ihr Churf. D. nicht
unterlassen könnte, kraft eingetretener Älliance Ew. F. D. wttrklich
zu assistiren und gegen die verübte Gewalt zu helfen. Ich erinnerte
dabei, ob nicht vorher eine Gommunication von Hannover aus mit
Herrn Jena, ehe er nach Zelle ginge, geschehen könnte, welches
angenommen worden. Auch wollten Ihr Churf. D. sofort an dero
mit Alliirte schreiben und dieses Werk recommendiren. Soviel die
auswärtigen Kronen aber betreffe, hielten Sie davor, dass der Eeyserl.
Hof zu prämittiren, wohin sie dieses Werk auch wollten Ihres Ortes
gelangen lassen, Frankreich möchte jener Partei vielleicht mehr
zugethan sein. Ich berichtete darauf, wie Ew. D. es schon an den
Eeyser gelangen lassen, auch Ihrem Gesandten zu Regensburg
Ordre gegeben, nacher Wien zu gehen, desgleichen würden auch
Ew. D. an beide Kronen eine Abschickung thun, bäte, Ihr Churf.
D. möchten solches secundiren helfen, druf mir geantwortet ward,
wan Ew. D. solches weiter begehren würden, würde man sich dessen
nicht entziehen. Auch wollen Ihr Churf. D. dero Gesandten zu Re-
gensburg Ordre geben, Ew. D. Gesandten daselbst zu assistiren
und zu wehren helfen, dass Herrn Hertzog Johann Friederichs
F. D. so weinig ad sessionem et votum bei Reichsconventen, als in
der AUiantz admittirt würde, ehe und bevor diese Sache verglichen.
Wollten im übrigen Ew. F. D. zu dem, was immer den Reichsconsti-
tutionen gemäss zu gute geschehen könnte, sich erboten haben, Ihre
Truppen im Halberstädtischen und Mindischen sollten fertig
stehen und, im Fall die Güte nicht zureichen wollte, alle Stunde zu
roarchiren parat sein. —
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566 ^)- ^^^ braaDschweig-lünebargisohe Erbfolgestreit.
Derselbe an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-
Lüneburg. D. Berlin 5./[15]. April 1665.
(Hannov. Archiv.)
[Günstige Stimmuog des Kf; v. d. Qolts; AeasseraDgen des Kf. über die Cel-
lischen Minister nnd nber seine frnhere Absicht, Herzog Johann Friedrich die
polnische Krone zn verschaffen.]
15. April. Gleich diesen Moment komm ich von der letzten Conference,
werden also Ew. D. mir die Eilfertigkeit zu Gnaden halten. Ich
kann nicht genug rühmen, wie der Chur fürst eine gute Inclination
tesmoigniret. Goltzen ^) hat er selber in den Geheimen Rath holen
lassen und ihm vorgehalten, ob er Belieben h&tte, zu Ew. D. ad In-
terim zu gehen. Er ist hie in grosser estime, ist selber bei mir ge-
wesen und willig, halte — daftir, Ew. D. thftten wohl, wenn Sie den
Mann sofort zu sich kommen liessen, anderergestalt würde es hie
übel aufgenommen werden, wann man das Werk mit ihm sitzen
liesse. Er könnte künftig hie viel gutes thun und durch ihn wären
E. D. allezeit des Ghurf. versichert. Jena ist gut hannoverisch gewesen,
ehe ich kommen bin, ist vorgestern nach Halberstat gangen, dieser
Mann ist auch zu mesnagiren. Sonst wftren an hiesige minislros
schon Schreiben von Zellischen ministris angekommen, aber ietzo
sollen sie nicht mehr schaden. I. Ghf. D. detestirten die Gonduite
der Ministren zu Zelle. Als ich gestern allein bei ihr, kam Gan-
stein *), Sie zur Tafel zu holen, da rief diesem der Ghurfttrst und
sagete, die ministri haben zu viele gethan, müssen gestrafet werden,
hohe Bäume würden dazu nöthig sein. Sie hielten das Werk lang
abgemessen zu sein. Von Ihr wäre hergekommen, was von der Pol-
nischen Grone Herrn Hertzog Joh. Friederich vorgewesen*), und
darumb geschehen, einen Gatholischen aus dem Greise weg zu bringen^
hätte auch Hoffnung gehabt durch Ihre Freunde in Polen hierin zu
0 Joachim Rüdiger v. d. Goltz, Generallientenant , Gonvemenr von
Berlin und Chef des in Pommern stehenden Infanterieregiments, s. über den-
selben Urk. n. Akt. IX 8.200, Hirsch, Die Armee des Grossen Karfärsten
S. 234. 238.
^ Raban ▼. Canstein, Geheimerrath, seit 1655 Amtskammerpräsident, seit
1660 auch Oberhofmarschall, s. Isaacsohn, Gesch. des preussischen Beamten-
thams n 8. 122 f.
*) 8. aber diesen Plan, Herzog Johann Friedrich die polnische Krone
zu verschaffen, die Briefe der Herzogin 8ophie von Hannover an den Kur-
fürsten Karl Ludwig von der Pfalz vom Ö./15. August und 6./ 16. September
1660 (Bo de mann S. 34. 36).
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Relation L. MällerB. 567
reussiren — als aber Oladebeck') neulich gesaget, die HH. Brüder
hielten es nicht vor rathsam, hätte der Ghurf&rst es wieder abge-
schrieben. Er möchte wohl wissen, ob Ew. D. solche Meinung ge-
habt, hielte davor, es hätte ja dem Hause nicht schaden können,
jetzo aber glaubete er, Gladebeck hätte es nur vor sich so gesaget,
und die ietzige Comedie schon im Kopf gehabt. —
Der ChurfQrst sagete öffentlich ttber Tafel en presance de la Prin-
cesse Elisabeth'), solche Händel mttssten in Teutschland nicht auf-
kommen, dass die Jüngern Brüder die altern ausdrungen. Glade-
beck ist vor diesem hie in sehr guten Credit gewesen, aber nun redet
man schlecht von ihm'). —
Der Kurflirst an Friedrich v. Jena. D. Cöln
8./[18.] April 1665.
[Kf. hat die ihm von Herzog Georg Wilhelm angetragene Vermittelnng über-
nommen, Jena soll nach Celle gehen, Herzog Johann Friedrich za gütlicher Bei-
legang des Streites zu bewegen Buchen.]
Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg hatlS.April.
jüngst seinen Hofrsth Müller an Ef. geschickt, sich über seines Bruders
Procedor im Herzogthum Lüneburg Zellischen Antheils beschwert, des Ef.
Intcriposition in dieser Streitigkeit requiriert und, wofern Herzog Johann
Friedrich sich zu keinem billigen und gütlichen Vergleich bewegen
lasse, ihn um Hülfe in kraft der Rheinischen Allianz ersucht. Kf. fürchtet,
diese Sache könnte höchst gefährliche motus veranlassen, hat es daher für
nöthig erachtet, sich derselben anzunehmen und das Feuer in der Asche
dämpfen zu helfen, er trägt daher Jena auf; mit dem förderlichsten sich
nach Zell zu verfügen, bei Herzog Johann Friedrich um Audienz zu
bitten, demselben zunächst Condolenz abzustatten und ihm zu erklären,
Kf. Hesse ihn warnen, seinerseits zu diesen brüderlichen Streitigkeiten keine
0 S. oben S. 48.
*) Elisabeth, Tochter des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, seit
1667 Aebtissin von Herford; s. üher ihren damaligen Aufenthalt am Berliner
Hofe den Brief der Herzogin Sophie vom 22. April 1665 (Bodemann S. 58)
und über die einflussreiche Rolle, welche sie dort spielte, den Brief derselben
vom 30. Mai 1G67 (8. 119).
*) In seiner Reltftion aus Stettin vom 8./18. April 1665 bemerkt-Mülier, Kf.
hätte ihm viel von seinen Bauten und Baumeistern erzählt und dabei zu ver-
stehen gegeben, er mochte gern den Baumeister des Herzogs, Lorenzo Be-
dogni (s. Horric de Beaucaire, Eleonore d'Olbreuze übers, von Qrote 8.44)
zu Rathe ziehen, er räth, diesen Wunsch zu erfüllen.
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568 ^' ^^^ braaDBchweig-lünebars^ische Erbfolgestreit.
Veranlassung zn geben, sondern sich vielmehr zn einem billigen güäichen
Vergleich zu verstehen; Kf. getraue sich, Herzog Georg Wilhelm zu
gleichmässigen friedlichen Gedanken zu disponieren, und wolle sich gern
interponendo dieser Sache annehmen.
Kf. wollte zwar sich nicht unterfangen, einiges Vorurtheil in der Sache
zu fällen und dem Herzog zur Schmälerung seines Successiousrechtes zu
rathen; nachdem er aber änsserlich vernommen, ^derselbe wolle seinen Bru-
der von der Erbschaft des verstorbenen Bruders gänzlich aussehliesseu,
müsste er dafür halten, dass, wenn er darauf bestände, sein älterer Bruder
grosse Ursache sich zu beschweren hätte; jedenfalls sei Herzog Georg
Wilhelms als des älteren Recht nicht schlechter und geringer als das sei-
nige. Kf. ersuche ihn daher, seinen älteren Bruder nicht so schimpflich
und schlechter Dinge abzuweisen , sondern ihm zum wenigsten die compos-
sessionem oder simultanea possessionis jura so lange zu gestatten, bis durch
gütlichen Vergleich der Streit beigelegt sein würde. Wenn man das von
beiden Brüdern ratificierte testamentum paternum consideriere und aus dem-
selben dieser Streit entschieden werden sollte, sei Herzog GeorgWilhelm
die Option unter den beiden Fürstenthümern zu lassen, wenigstens würde
derselbe nicht deterioris conditionis in hac successione als der jüngste
Bruder sein und es alsdann zu einer Ezaequation gerathen müssen. Was
Kf. sonst dieses Werkes halber an einige der Alliierten (denn an Frank-
reich und Schweden etwas hiervon zu bringen, erachte er noch zur Zeit nicht
rathsam) gelangen lassen, wird Jena aus dem Beischluss erfahren, er soll Her-
zog Georg Wilhelm nicht allein von dieser ihm aufgetragenen Commission
Nachricht geben, sondern ihm auch, was er zu Zell ausgerichtet und wohin
man sich daselbst erklärt, vertraulich berichten und denselben der treuen Affec-
tion versichern, welche Kf. ihm als einem evangelischen und mit ihm alliierten
Fürsten auch in der That allemal zu erweisen nicht unterlassen würde;
da mit dem Hannoverschen Abgesandten die Abrede genommen ist, Jena
solle nicht eher nach Zell reisen, bevor ihm aus Hannover Nachricht des-
wegen zugekommen, so soll er sich danach richten. Wenn sich die ver-
wittibte Herzogin^) bei dem Herzog befinde, soll er ihr in des Kf. Namen
condolieren, er soll auch Herzog August') fon dieser Commission Nachricht
geben , bei Gelegenheit dessen Sentimente zu vernehmen geflissen sei n und
ihn versichern, Kf. suche bei dieser ganzen Sache nur seine treue Affection
für das Haus Braunschweig zu erweisen und alles in Ruhe und Frieden
zu erhalten. Die zu der Reise erforderlichen Kosten soll Jena vorläufig
vorschiessen.
*} Dorothea, Tochter des Herzogs Philipp von Holstein, die spätere
zweite Gemahlin des Kf.
^ von Wolffenbüttel, s. über deaselbeD Köcher I S. MSS.
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InstraktioD für Jena. VerhaDdlungen mit den Rhein. Alliierten. ' 569
Der Kurfürst an den schwedischen Reichsfeldherrn Grafen
Wrangel. D. Cöln 10./ [20.] April 1665.
[Anzeige, dass er die Interposition in dem braunschweigischen Successionastreit
übernommen, Anfrage wegen der Abeichten Schwedens in dieser Sache.]
£r hat, um den durch den braunschweigischen Successionsstreit zu be- 20. April-
fürchtenden Unruhen zuvorzukommen, einen seiner Geheimen Räthe nach Zell
geschickt und seine Interposition zu gütlicher Handlung angeboten. Da er
aber zweifelt, ob dieselbe angenommen werden wird, und da es scheint,
nls ob Herzog Johann Friedrich auf die von der Regiernng, Soldatesque,
Bedienten und Unterthanen versprochene Treu und Gehorsam, auch viel-
leicht auf auswärtige katholische Hülfe sich verlassend, sich bei der ganzen
Succession mit Macht zu maintenieren suchen und nicht einmal eine Ezä-
quation zu admittieren geneigt sei, so ersucht er W. ihn seine Meinung
von diesem negotio und wohin die Krone Schweden ziele, wissen zu lassen,
damit er seine mesures danach nehmen könne *).
Der Kurfürst an K.Mainz, K.Cöln, Bischof von Münster,
Pfalz-Neuburg und Hessen-Cassel. D. Cöln
12./[22.] April 1665.
[AufTordernng zur Meinungsänssernng in betreff des braanBchweigischen
Succesfiionsstreitea.]
£f. hat die Vermittelung zwischen den Herzogen Georg Wilhelm 22. April,
und Johann Friedrich versucht, weiss nicht, ob er seinen Zweck er-
reichen wird, will auch die Rechte beider Theile dahingestellt sein lassen,
da man aber auf jeden Fall auf Mittel sinnen müsse, im Reiche Frieden und
Rnhe zu erhalten, und da Herzog Georg Wilhelm Hülfe vermöge der
Allianz requirieren könnte, so bittet er, ihm ihre Gedanken in dieser Sache
anzugeben, wie Thätlichkeiten zwischen beiden Brüdern zu verhüten seien,
und ob sie es nicht der Billigkeit gemäss fänden, dass Herzog Johann
Friedrich ermahnt werde, billige Temperamente anzunehmen und seinen
älteren Bruder nicht ganz zu excludieren, sondern wenigstens vorläufig zur
Compossession zuzulassen^.
1} Wrangel erwidert daranf (d. Wolgast 20./[30.] April 1665), er habe dnrch
Möller Nachricht von der Sache erhalten, wünsche gutliche Beilegang der-
selben, was sein König dabei thun werde, darüber erwarte er erst Nachricht.
*) Darauf antwortet zuerst Eurfürst Johann Philipp von Mainz (d. Mainz
27. April 1665), da Herzog Georg Wilhelm im Besitz des Fürstenthnms Galen -
berg sich befinde und nur die Frage sei, ob demselben jetzt die Option am
Fürstenthum Celle gebühre, so werde keine Compossession, sondern nur güt-
liche Interposition nothig sein, die beiden Fürstenthümer würden nur ezäqaurt,
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570 9- ^or braaDBchweig-lüoebargiscbe Erbfolgestreit.
Graf Georg Friedrich von Waldeck ^) an den Kurfürsten.
D. Hannover 17./[27.] April 1665.
[Stand der Dinge, Erklarangen der beiden Herzoge]
27. April. Die Liebe zu Beruhigung meines Vaterlandes hat mich hieher
bewogen. Ich befinde, dass die Sorge nichts zu bekommen Herzog
Johanns Friedrichs — Vornehmen erstes Fundament ist, ob aber
ihre den grossen Vorzug in dem Einkommen zu behaupten zustehe,
werden E. Chf. D. durch dero hohe Autorität naohtrttcklich ein und
anderen Ortes nach eingenommenem Bericht der Gebühr nach ein-
richten lassen können. Herzog Georg Wilhelm wollen E. Chf. D.
Einrathen nach in allem verfahren, — Herzog Johann Friedrich
haben sich erkläret, sowohl in puncto offensionis als satisfactionis das
Interesse betreffend Ihre Herrn Brüdern ein Genügen zu thun, ob
aber solches Ihrer Meinung nach oder wie es billig ist geschehen
werde, solches lehret die Zeit, unterdes hab ich an beiden Orten die
Versprechung erhalten, dass alle Thätlichkeit eingestellet bleiben soll,
and wem die Option daran gebuhrOi durch gütliche Mittel oder anf dem RechtB-
wege entflcbieden werden müssen. Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg
schlägt (d. Grimlinghansen 2. Mai 1665) vor, beide Bruder mochten bei den
Tbeilen, welche sie in Besitz haben, bleiben and nur eine Adäquation derselben
vorgenommen werden, Bischof Christoph Bernhard von Münster (d. St
Ludgersburg 1. Mai 1665) und die Landgräfin Sophie von Hessen (d. Cassel
20./[80.] April 1665) rathen nur im allgemeinen zu gütlicher Beilegang des
Streites, Kurfürst Maximilian Henrich von Co In erklärt (d. Bonn 3. Augast
1665), da es sich nicht, wie dem Kf. vorgebracht zu sein scheine, am Theilnng
der Lande Herzog Christian Ludwigs, sondern um die Option, ob solche
Georg Wilhelm noch einmal zustehe, handle and die Peräquation beider Für-
stenthamer schon früher geschehen sei, so hoffe er, die Sache werde sich bald
gütlich oder durch kurze austrSgliche Wege beilegen lassen. Kf. hat darauf noch
einmal an K.Mainz (d. Cöln 26. April/6. Mai) und an K.Cöln (2./12. Mai) ge-
schrieben, er halte das von ihm vorgeschlagene Temperament der Compossession
nicht nur für billig, sondern auch zur Beförderung des gütlichen Vergleichs für
zuträglich , eine Bzäquation sei keineswegs geschehen , vielmehr sei der
Cellesche Theil weit besser als Calenberg, er bittet, sie auf Herzog Jo-
hann Friedrich dabin einzuwirken, dass dieser seinem Bruder Satisfaction
gebe und sich zu einem billigen Vergleiche verstehe.
') S. ober dessen Antheii an diesen Ereignissen v. Rauchbar, Leben und
Thaten des Fürsten Georg Friedrich von Waldeck, herausg. von Curtse I
S. 230 f. nnd die Briefe der Herzogin Sophie vom 10. Juni und 30. August 1665
(Bodemann S. 89.93).
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YermittelDde Thätigkeit Waldecks. Relation JenaU. 571
bis anderer und sonderlich E. Chf. D. Bath ein anders mit sich führen
wird *). —
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Zelle
29. April/[8. Mai] 1665.
[Verhandlnngeu in Hannover and Gelle, Hoffnang auf gütliche Beilegung
des Streites]
£r ist Sonnabend den 22. April /l. Mai abgereist, Montag früh in 8. Mai.
Hannover^ angekommen und hat an demselben Tage Audienz bei Her-
zog Georg Wilhelm gehabt. Derselbe beschwerte sich auf das höchste
über seinen Bruder, bethenerte aber, dass er die Sache gern womöglich in
der Güte wolle beilegen lassen und dass er dem folgen wolle, was Kf. ihm
rathen werde. Der Herzog Hess ihm nach der Tafel durch zwei seiner
Räthe weitere Information in der Snccessionssache geben. Er versprach
denselben, nach Kräften auf das beste zu negotiieren, wenn ihm nur nicht
die zu Braun schweig bereits angetretene Mediation') im Wege stehen
würde. Nachher hat der Herzog noch einmal mit ihm geredet, anch hat
er Gelegenheit erhalten, mit dem Bischof von Osnabrück zu reden,
beide erklärten sich mit seiner Commission, die Interposition anzubieten und
auf das compossessorium zu dringen, einverstanden. Dienstag gegen Abend
ist er danu nach Celle gekommen, Mittwoch früh hat er sein Creditiv
überreichen lassen, ist aber den Tag nicht zur Audienz gekommen, weil
der Herzog sich angeblich nicht wohl befand, in Wirklichkeit, weil alle Ge-
heime Räthe in Braunschweig waren und man erwartet hatte, dass er
0 Kf. erwidert darauf (d. Cöln 24. April/[4. Mai] 1665), er hoflfe, dass ebenso
wie er selbst anch der Graf sich bemühen werde, zwischen den beiden Brüdern
Versöhnung zu stiften.
>) V. Hazthausen schreibt an L. Müller (d. Hannover 14. /[24.] April
1665): «Von £. Brandenburg ist der Ganzler Jena anhero geschickt worden
und hat nach eingenommener mündlicher Information nicht nur Interposition,
sondern auch in eventum, da die Gute nicht verfangen sollte, Assistence ver-
sprochen. Bei Ronig in Frankreich haben auch gute Verrichtung die dahin
Abgeordnete gehabt." (Hannov. Archiv.)
*) Nachdem Herzog Johann Friedrich die von dem jüngsten Bruder
Ernst August und dem Herzoge August von Wolffenbnttel angebotene
Vermittelung angenommen hatte, hatten seit dem 17./27. April zu Braunschweig
Verhandlungen wegen einer gfltlichen Beilegung der Streitigkeiten zwischen den
Ministern der verschiedenen Tbeile begonnen , welche aber fruchtlos endeten,
B. Köcher I S.406f.412ff.
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572 9- I>C'r braunschweig-läoeburgiache Brbfolgestreit.
über Braonscbweig kommen werde, docb war schon y. Gladebeck>) ver-
schrieben. Derselbe stellte sich auch Mittwoch zeitig ein, Jena disca-
tierte mit ihm und benahm ihm die Meinung, als habe Kf. sich für Herzog
Georg Wilhelm erklärt und demselben wirkliche Assistenz yersprochen.
Donnerstag gegen Mittag wurde er zur Audienz bei Herzog Johann
Friedrich geholt und stellte demselben die gefährlichen Folgen der
Sache vor. Der Herzog erwiderte darauf und führte dabei seine faoda-
menta und jura nach der Ordnung so gut und förmlich an, als es nur Ton
einem der Ministri hätte geschehen können. Er erklärte, er hätte Alles für
Gottes sonderbare Schickung zu achten, dass, da er keinen einzigen Men-
schen auf der Welt gehabt, mit dem er die Sache hätte überlegen können,
dennoch das ganze Land ihn so willig und gern angenommen hätte. Er be-
hauptete die Gerechtigkeit seiner Forderung wegen des jus optionis, erklärte
aber, wenn von beiden Seiten vorgeschlagene Unparteiische befinden wurden,
dass sie nicht begründet sei, so wolle er nachgeben; er walle sein Wort
geben, da^^s er nimmermehr auswärtige oder andere Assistenz suchen oder
etwas mit Gewalt anfangen wolle, wenn nur auch sein Bruder desgleichen
thun werde, sonst werde er sich wehren, so gut er könne. Auf die angebo-
tene Interposition und das begehrte compossessorinm erklärte er sowohl
selbst als auch durch v. Gl ad eb eck, er wolle die Interposition des Kf.
annehmen, wenn sein Bruder zu Hannover und der Bischof zu Osnabrück,
sowie Herzog August in W olffenbüttel damit gleichfalls zufrieden wären
und die Mediation dadurch nicht gestört würde. Sollte die Mediation zu
Braunschweig erfolglos enden und Kf. dann mit Zustimmung seines Bru-
ders nebst andern, die sich dazu erboten, darunter auch der König von Däne-
mark, die Yermittelung übernehmen wollen, so werde es ihm angenehm
sein. Was die Compossession anbeträfe, so könnte er jetzt, wo die Sache
in der Mediation zu Braunschweig sei, sich nicht weiter erklären.
Ew. Chf. D. kann ich sonst wohl gewiss yersichern, dass man
an diesem Ort die Güte der Weiterung vorziehen und, so viel ich aus
Ihro Durchl. Discursen abnehmen können, wohl etwas thun würden,
dass aber das jus optionis oder die Wiederabtretung des occupirten
Herzogthums durch gütliche Traktaten zu erhalten, muss ich — billig
zweifeln. Gott gebe, dass diese Sache beigelegt wird, sonst dürfte
daraus ein grosses Feuer und heftiger Krieg entstehen, weil die Pa-
pisten diesen Herrn nicht lassen werden, ich merke auch wohl, dass
zwischen Pfalz-Neuburg und Ihro Durchl. gutes Verständnis. — Soviel
die hiesige Werbung — belanget, so halte ich dafür, man werde den
Herrn General Majeur Weyer — suchen an sich zu ziehen, — jetzo
') Ueber die Rolle, welche Gladebeck in diesem Erbfolgestreite gespielt
hat, 8. den Brief der Herzogin Sophie vom 22. April 1665 (Bodeman S. 87)
uud Köcher 1 S. 39ö.
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RelatioDeD Jeoa'e. 573
Stehet er annoch in des Kreises Dienst. 6 Compagnien z. Pf. haben
albereit gestanden und darzu wirbet der Obriste Owen er noch 8 Com-
pagnien — H. Christian Ludwigs Fürstl. D. — haben in denen
Guarnisonen 18 Compagnien z. F., jede zu 200 Mann, gelassen, diese
18 Compagnien werden — jedwede auf 100 Mann verstärket und ver-
meinet man auf allen Fall diese aus denen Festungen zu nehmen und
dagegen Ausschuss hineinzulegen. Sie meinen auch, wan kein tertius
darzu käme, mit Hannover wohl zurecht zu kommen. Des hiesigen
Landes Affection hat der Herr, wären aber') Ihre D. Herzog Georg
Wilhelm persönlich im Lande gewesen und hätten vor ihrem Inter-
esse wie dero Herr Bruder fdr dem seinigen vigiliret, so glaube ich
gewiss, Ihre D. wäre vor Dero Herrn Bruder zu der Possession dieses
Landes gekommen.
J. will nan nach Hanno ver zurückreiseDi dann, wenn Herzog Georg
Wilhelm damit zafrieden ist, nach Braanschweig gehen and entweder,
falls er admittiert wird, dort so viel thun als er kann, oder sich wenigstens
dort genauer informieren. Jetzt wird das Gerücht verbreitet, Kf. hätte 4 Regi-
menrer für Herzog Georg Wilhelm beordert. Der Herzog hat einen vom
AdeP) nach Dänemark geschickt, der, wenn es der dortige König gut befindet,
auch nach Schweden gehen soll, man will auch wissen , dass das Ver-
trauen zwischen Dänemark und Schweden zunehme und dass zwischen
dem König in Schweden und der jüngeren Princessin eine Heirath, auch
sonst nähere Intelligenz negotiiert werde.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten.
D, Hannover 2./[12.] Mai 1665.
[Die Verhandiaogen in Braanschweig, Bericht Harenbergs. HoffDUDgeo anf den KT.]
Er ist 29. April/ 8. Mai nach Hannover zurückgekehrt, gedachte 12. Mai.
eigentlich am 30. wieder abzureisen, Herzog Georg Wilhelm aber bat
ihn, seine Reise nach Braunschweig etwas einzustellen, da am 30. seine
Räthe von dort und dann auch die Wolfenbütteischen, die nach Zelle ge<
reist wären, hieher kommen würden. Die am 30./ 9. ankommenden Räthe
berichteten von dem Stand der Verhandlungen') ganz anders, als J. in
Zelle berichtet worden ist, sie hätten nicht gemerkt, dass die Zellischen
*) QaoB ähnlich artheilt die Herzogin Sophie in einem Brief an den Kar-
färsten Karl Ludwig von der Pfalz vom'22. April 1665 (Bodemann S. 86f.)
und in ihren Memoiren (herausg. von Kocher S. 88).
^ Den Schatzrath Sporcke s. Köcher I S. 407.
'; 8. Kocher I 8. 412ff.
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574 d- l)or brauDschweig-lüoebargische Erbfolgeatreit
in pnncto juris optioDis ond compossesgioms etwas remitüeiti nachdem aber
die Adäqaation in Vorschlag gekommen, hätte man sich, um InstroktioD
zu erhalten, hieherbegeben. Am l./ll. Mai kam der Wolfenbütteische
Statthalter Harenberg von Zelle her, er hat loco resolutionis nichts
anderes erhalten als J. und hat ?ermerkt, dass Herzog Johann Friedrich
den Ef. schwerlich^ als Yermitttler annehmen werde'). J. will heute nach
Brannschweig reisen, um zu yernehmen, wie man sich namentlich in
pnncto mediationis erklären werde.
Die HH. Bftthe gedachten auch gegen mir in discursu, daas auf
Ghursachsen nomehro kein Stat mehr zu machen, und dass keine
Hoffnung der Besserung. Man hätte vor diesem Ghursachsen pro
patrono et protectore der Evangelischen gehalten und respectiret, Ew.
GhurfÜrsÜiche D. würden es über sich nehmen mttssen, weil abson-
derlich, jetzo wohl nöthig schiene, dass man sich in Acht nehme. —
Der Kurfürst an den schwedischen Reichsfeldherrn Grafen
Wrangel. D. Oöln 3. /[ 13.] Mai 1665.
[Parteilichkeit der katholischen Beichsst&ode fSr Herzog Johann Friedrich.]
13. Mai. — Erwarte mit Verlangen der Eron Schweden Sentimenten
und Intention wegen des Braunschweigischen Successionsstreites zu
yernehmen — denn meines Erachtens die Sache von nicht geringer
Gonsequenz ist und versiret insonderheit des Evangelischen Wesens
Interesse und Wohlfarth hierunter zum höchsteUf denn die Römisch
Gatholische St&nde Herzog Johann Friedrichs Ld. gross gleich und
recht geben und nicht dafür halten wollen, dass Herzog Georg
Wilhelms Ld. zu klagen befugt sei, wie ich solches aus denen von
Ghur Mainz und Göln wie auch Pfalzneuburg LLdd. [und des
Bischofs zu Münster an mich in dieser Materie abgelassenen Ant-
wortschreiben ') merklich wahrgenommen. —
^} 8. den Brief der HerEOgin Sophie vom 14. Mai 1665 (BodemannS.
>} S. oben 8.569 f.
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Relationen Jena's. 575
Friedrich v. Jena*) an den Kurfürsten.
D. Braunschweig 13./[23]. Mai 1665.
[Die K.Colnische MediatioD. VerhaDdlangen mit beiden Parteien.]
Nachdem man Yon Zellischer Seite der E.CöInischen Mediation') und 23. Mai.
deren Oblation versichert gewesen, hat ihm am'8./[18.] Abends der Zellische
Geh. Rath Dietrich angezeigt, dass sein Herr nunmehr des Kf. Media-
tion pure annehme, am 9./ [19.] ist dann unyermnthet der Geh. Rath
y. Oelss') znm Ef. gereist. Nachdem sich seine ünpässlicbkeit inzwischen
gebessert, hat er am 10. /20. die Mediation wirklich angetreten, und in seiner
Wohnnng hat die erste Zusammenkunft stattgefunden. Die dort von den
Calenbergischen abgegebene Erklärung, Herzog G e o r g Wilhelm werde
sich seines juris senii nicht begeben, wolle aber die Adäquation zugeben,
Herzog Johann Friedrich möchte die ganzen Fürstenthümer quoad
proventus camerales, Festungen und andere Pertinentien und Gommoditäten
in gleiche Theiie theilen, wozu er die Calenbergischen Amts- und Kammer-
rechnungen herausgeben wolle, dann wollte er zwischen diesen die ihm
zustehende Option verrichten, haben sie dann am Nachmittag den Zelli-
schen mitgetheilt, von ihnen aber keine sofortige Antwort darauf erhalten,
weil sie erklärten, sich darüber besprechen zu müssen. Am folgenden Tage
machten diese den einzelnen Mediatoren die Anzeige, dass E.Cöln seine
Mediation gleichfalls angeboten , dass ein Abgesandter desselben schon in
Hannover angekommen sei, dass Herzog Johann Friedrich dessen
Mediation angenommen habe und ho£fe, auch Ef. werde dieselbe zulasssen.
J. hat erklärt , darüber Ordre des Ef. abwarten zu müssen, wenn das Haus
Braunschweig diese Mediation acceptieren wolle, so sollte durch ihn die
Handlung mcht verzögert werden, er müsste aber daran erinnern, dass Herzog
Johann Friedrich des Ef. Mediation, obwohl das ganze Haus Braun-
schweig dieselbe ohne weiteres angenommen, bis zuletzt difficultiert hätte,
er mahnte zugleich, die Gegenerklärung nicht länger zu verzögern. Nach-
mittag 3 Uhr erfolgte dieselbe auch, ihr Hauptinhalt war, sie könnten das jus
primogeniturae seu senii und das jus optionis Herzog Oeorg Wilhelm
nicht zugestehen, ratione adaequationis aber erboten sie sich, dass utrimque
die Amts- und Eammerrechnungen vorgenommen und daraus die Gleichheit
gemacht werde. Da die Calenbergischen in ihrer Proposition die Gleichheit
^) Jena hatte am 6./i6. Mai aas Braunschweig gemeldet, er sei dort am
2./12. Mai angekommeo, aber gleich am folgenden Tage erkrankt, so dass er
Doch jetzt das Bett hüten mässte. Während die Herzoge Anguet, Qeorg
Wilhelm und Ernat Aagnst die Vermittelang des Kf. angenommen hätten,
sei von den Gellischen eine Erklärung darüber noch nicht zu erlangen ge-
wesen, daher weigerten sich die Hannoverschen, bis eine solche erfolgt sei,
in den Yerhandlungen fortzufahren.
^ S. Köcher I S. 416.
>) Friedrich Casimir v. Eltz, s. unten S. 576.
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576 9« Der brauQSchweig-lüDebQrgiscbe firbfolgestreit.
aach anf die FestoDgen and andere commoditates prätendiert, babeo sie den
Zelliscben solches und auf allen Fall etwas wegen der Assecuration und
einer Ouarantie eröflfnet, jene erklärten aber nur, man möchte .zuerst die
camerales proventns vornehmen, hernach wollten sie sich auch wegen der
Festungen u. s. w. erklären, nnd wenn man mit diesen Sachen so geschwinde
nicht fertig werden könnte, wollten sie auch wegen der begehrten Assecn-
ration handeln. Beide Theile reisen jetat zu ihren Prlncipalen, am weitere
Instruktion zu holen. Auch J. bittet um solche; da ferner vorgeschlagcD
isf, wenn die Adäquation sich zu lange verFchleppte, sollte Herzog Job ann
Friedrich eine Festung und einige Aemter loco assecurationis in eines tertii
Hände geben und alle Mediatoren sollten die Garantie dafür, dass was
▼erglichen auch wirklich ausgeführt werde, versprechen, so bittet er uro
Vollmacht des Kf., die Garantie zu versprechen.
S. Churfl. Durchl. gnädigste Resolution gegen den Abge-
ordneten V. EltzeO- D. Cölu 16./[26.] Mai 1665.
[Kf will sich weiter bemüben, einen friedlichen Ausgleich sastande eq bringen.]
26. Mai. Der Abgeordnete hat bei der Audienz mündlich und dann auch in
seiner schriftlichen Proposition erklärt, Herzog Johann Friedrich ge-
denke sich in der ergriffenen Possession des Fürstenthnms Zelle zu erhalten«
nehme aber die von Kf. angebotene Interposition an nnd ersuche Kf., seinen
Bruder, Herzog Georg Wilhelm dahin zu disponieren, keine Thätlich-
keiten anzuwenden, sondern alles anf gütliche Verhandlungen ankommen
zu lassen, und demselben auf alle Fälle keine Assistenz, Vorschub und
Hülfe leisten zu wollen. Kf. wiederholt darauf seine schon durch v. Jena
abgegebene Erklärung, dass er nur um der Ruhe nnd Wohlfahrt des Rei-
ches und des Bestens der Brüder nnd ihrer Lande willen seine Vermittelung
angeboten, da Herzog Johann Friedrich sich jetzt ebenso, wie sein
Bruder schon vorher gethan, zur Annahme derselben erklärt und sich da-
neben zu Erhaltung von Frieden nnd Ruhe begierig bezeugt hat, so will
Kf. V. Jena anbefehlen, sich bei den Traktaten einzufinden und sich za
bemüben, dieselben zum Schluss zu bringen. Kf. hofft, der Herzog werde
sich dabei nach aller raison und dergestalt bezeigen, dass der heilsame
Zweck erreicht werde und also sein Bruder keine Ursache haben möge,
sich um Hülfeleistnng zu bewerben.
Der Kurfürst an Friedrich v. Jena. ü. Cöln
17./[27.] Mai 1665.
[Er soll die Peräqnation befordern. Die E.Gölnisohe Vermittelnng.]
27. Mai. — Sollte man hannoyeriscber Seite zu Beförderung des Friedens
das jus optionis fahren lassen und sich mit der Peraequation, wohin
^) Ueber dessen Sendung an den Kf. vgl. Kocher I 8.415 f.
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V. Eltz in Berlin. Vermittelnde Thätigkeit Waldecks. 577
man dann auch unsers Ermessens zielet, vergnügen wollen, solchen-
falls hättet Ihr dieselbe omnibus modis und zwar dergestalt zu be-
fördern^ dass dabei nicht bloss und einzig die Cameraleinkommen,
sondern auch die commoditas et securitas Status — in gebührende
Consideration gezogen und die Peraequation darnach eingerichtet
werden möge. Bei Admission der Ghur-Gölnischen Direction haben
wir zwar kein Bedenken, wenn die andern interessirte principales
und mediatores damit einig sein, Ihr habt aber wohlgethan, dass Ihr
denen Zellischen einige Empfindlichkeit bezeiget, dass sie Ghur-Gölns
Ld. ganz pure et simpliciter angenommen, unserentwegen aber soviel
Difficult&ten und Wesens gemacht. —
Graf Georg Friedrich von Waldeck*) an den Kurfürsten.
D. Hannover 19./[29.] Mai 1665.
[Glucklicher Erfolg seiner VermiUeloDg.]
Ewer GhurfQrstl. Dchl. gnädigsten Befehl gemäss hab ich mich 29. Mai.
bemühet zu einem gewünschten Accommodement der beiden Herzoge
Yon Braunschweig — ein Fundament zu legen und das Werk zu Ew.
Ghurf. Dchl. höchstvernttnftigen judicio zu bringen mich beflissen.
Nachdemmahlen es numehr zu solchem Stand stehet'), dass Ew.
Ghurf. Dchl. alles nach dero gstem Gutfinden dirigiren und nach dero
Belieben dem Werk den Ausschlag in allem jetzo geben können, als
werde mich ehest von hinnen begeben. —
0 üeber die yermittelode Thätigkeit desselben s. v. Rauchbar ed. Cartse
I 8. 230f., Kocher I S. 411 f. 417.
^ Darch Wal deck 8 BemohangeD bei beiden Herzogen selbst war es am
18./28. Mai zum Abschlnss eines sogenannten Aasecarationsrecesses gekommen,
nach welchem vorlänfig die Festang Eimbeck den Herzogen August und
Ernst August übergeben und, bis die Traktaten zu einem glücklichen Ab-
schlnss gekommen seien, von den Trappen derselben besetzt gehalten werden
sollte. Sollten sich diese zerschlagen, so sollten K.051n und K.Branden-
bürg entscheiden, welcher der beiden Brüder die Schuld daran trage, falls
Georg Wilhelm, so sollte die Festung an Johann Friedrich zurückge-
geben werden, falls dieser, so sollta sie bis zur Verständigung von jenen besetzt
bleiben, s. Köcher I S. 417.
Mater, s. Gesch. d. O. KarfurHteii. XI. 37
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578 d* ^^f braiiDSchweig-laDebttrgische firbfolgestreit.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Braunschweig
27. Mai/[6. Juni] 1665.
[Die KammerrechDODgen sind glncklicb aasgeiiefert worden, weitere zo über-
wiDdeDde Schwierigkeiten.]
6. Juni. Die E. Cölnischen Abgesandten Freiherr v. Landsberg und Nico-
lars*) haben die Mediation wirklich angetreten, gegen die Zulassung des
dritten Grube') aber haben die Galenbergischen remonstriert, weil er früher
und noch jetzt in Hersog Johann Friedrichs Diensten stehe, er soll
wieder abgereist sein. Nach langen Verhandlungen ist es endlich dahin
gebracht, dass beide Theile sich zu Eztradierung der Rechnungen verstan-
den haben, dieselbe ist am 29. wirklich erfolgt, die Rechnungen werden nun
Ton den Gameralibus perlustriert. Unterdessen sind auch die anderen
Punkte in die Hand genommen worden, doch füngt nun erst die rechte Schwie-
rigkeit an, denn 1) wird die Herstellung einer völligen Oleichheit beider Fürs-
tenthümer sehr schwer und langwierig sein, 2) verlangt O cor g Wilhelm,
wenn die Gleichheit hergestellt sei, das jus optionis, Johann Friedrich
aber will dasselbe nicht anerkennen, auch von seinem Fürstenthnm kein
Land abgeben, sich aber sonst zum Abtrag verstehen, Georg Wilhelm aber
will weder Geld noch etwas anderes, sondern Land, 4) verlangt er Satis-
faction für den ihm angethanenen Tort, und wer weiss, was noch mehr vor-
kommen und wie etwa darunter der Bischof zu Osnabrück sein Interesse
beobachten wird. Oeorg Wilhelm will die Tractaten nicht auf die
lange Bank schieben lassen, sondern verlangt für dieselben einen gewissen
Termin. Frankreich soll sich dahin erklärt haben>), dass], wenn die
Gleichheit gemacht, Georg Wilhelm die Wahl zustehen solle und dass,
wenn Johann Friedrich solches difficultieren sollte, Frankreich ihn mit
zur raison bringen und Georg Wilhelm assistieren wolle. Unterdess
soll jetzt de Lumbres hieher unterwegs sein und auch wegen Dänemark
H. Friedrich Alefeld herkommen. £r fürchtet, es dürfte durch mehrere
Mediation die Sache mehr Schwierigkeit bekommen.
Der Kurfürst an Friedrich v. Jena. D. Cöln
30. Mai/[9. Juni] 1665.
[auf die Relation vom 27. Mai/ 6. Juni. Vorschläge inbetrefif einer Einigung. Graf
Waldeck.]
9. Juni. Er hält es für das beste, wenn die Untersuchung der Rechnungen so
lange zurückgesetzt oder wenigstens anderen, mit denen sie nicht zu tractie-
0 Dietrich v. Landsberg, Enrcölnischer Oeheimerrath und General Wacht-
meister 8. oben 8.15, D. Nioolartz, Hildesheimischer Hof- und Kamoierrath.
^ Florian Grube, Karc51nischer Rath und Syndicns des Hildeeheimer Dom-
oapitels; über seine Beziehungen zu Herzog Johann Friedrich s. Kocher I
8.894.
*) Ebendasselbe meldet die Herzogin Sophie ihrem Bruder am 10./20. Jani
(Bodemann S. 89) a. auch Köcher I 8.421.
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VerhaDdluDgeD za BranoBcbweig. Nene Art der VerhandlaDgeo. 579
reo haben, übertragen werde, bis man sich provisionaliter verglicheo, wie
man» wenn die Adäqaation gefunden wäre, sich anschicken wolle. Das
jas optionis gebührt Herzog Georg Wilhelm, er würde aber am rühm-
lichsten thnn, wenn er Friedens halber von seinem Recht abstehen wollte;
sollte man Hannoverscherseits sich dazn geneigt zeigen, so soll J. sich be-
mühen, dass Zellischerseits eine genügende Satisfaction geleistet werde,
und zwar müsste solches darch Abtretung von Land und Leuten geschehen,
weil es ausserdem keine Adäquation der Fürstenthümer sein könnte. Wenn
beide Theile soweit einig sind, könnte von den Mediatioren wegen der
Garantie gesprochen werden.
Graf Waldeck hat Mittheilung von dem durch ihn vermittelten Ver-
gleich wegen Eimbeck*) gemacht; Kf. kann nicht absehen, dass solches
sonderlichen ££fect haben werde, hält es auch für das beste, wenn die
Traktaten nicht dergestalt separiert, sondern alles, was dahin gehört, an
einem Ort und von einerlei Mediatoren abgethan werde, doch ist des Grafen
guter Vorsatz zu loben und er zu animieren, auch weiter seine guten Dienste
zu Beförderung der Traktaten anzuwenden.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. ^^ichfurt, drei Meilen
von Braunschweig l./[ll-] Jiini 1665.
[Neue Art der UnterhaDdlaogen , dadurch erreichte Besaltate, Vorschlage
H. Johann Friedrichs.]
Schon in einem seiner letzten Relation beigegebenen Schreiben an den ll.Jani.
Oberpräsidenten v. Schwerin hat er darauf hingewiesen, dass man auf
Mittel sinnen müsse, die Sache anders als bisher, ohne so grosse Weit-
läufigkeit zu betreiben; es hat nicht an Schwierigkeiten gemangelt, die
anderen Mediatoren dazu zu persuadieren. Der E. Cölnische v. Lands-
berg hat ihm zuerst zugestimmt und mit dem Grafen von Wal deck dieses
Mittel an beiden Höfen secundiert und dann auch die Wolfenbütteischen
dahin vermocht, dass gestern der v. Harenberg mit Jena hieher zu
Herzog Georg Wilhelm gefahren sind, sie werden heute nach Hannover
gehen und dort, so bald der E. Cölnische ankommt, die Sache vornehmen,
darauf nach Celle, und so wechselsweise ab- und zureisen, bis die Sache
entweder in der Güte beigelegt, oder gesehen werde, wo es sonst hinaus
wolle; es sind zwar von den Mediatoren noch einige in Braunschweig,
er weiss aber nicht, was sie da machen können. Zum Beweis, wie weit
sie schon jetzt avanciert, übersendet er die von Herzog Johann Friedrich
vorgeschlagenen Vergleichspunkte 3) , Herzog Georg Wilhelm wird zwar
1) g, S. 577. '
*) Derselbe erbietet sich, an Hereog QeorgWilhelm die Grafschaft H o y a
abzutreten, zu Erbauung einer Festang ihm eine Summe Geldes auszuzahlen und
ausserdem ihm auf Lebenszeit die Grafschaft Diepholz zu überlassen und eine
jährliche Geldsumme zu zahlen, zugleich sich mit Herzog Ernst August zu
37*
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580 '^* ^^^ braaDSchweig-läneborgische Erbfolgestreit.
wobl nicht damit zufrieden sein, wird aber doch aach finden, dass ein guter
Grund, in der Hauptsache fortzukommen, gelegt ist. Den Zellischen bat
Jena nunmehr auch dergestalt zugesprochen, dass sie ihm trauen. InDer-
halb zehn Tagen wird sich erweisen, was zu hoffen, zu Braunschwei^
wären sie schwerlich in einem halben Jahre so weit gekommen, als sie
jetzt sind.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 4./[14.] Juni 1665.
[Vorschläge von Hannoveracher Seite. Die Haaptschwierigkeiten. Aasaichten
für den Fall des Scheitenrs der üoterhaDdlungeD.]
14. Juni. Sie sind 2/12. Juni mit Herzog Georg Wilhelm zusammen nach
Hannover gekommen, haben hier mit ihm und seinen Räthen conferiert
und die von Herzog Johann Friedrich vorgeschlagenen Vergleichs-
punkte vorgelegt. Dieselben sind von Calenbergischer Seite zurückge-
wiesen und von dorther folgende Forderungen gestellt worden:
Ratione adaequationis: Dasjenige, was von der Obergrafschaft Hoja
noch bei Zelle ist, die Grafschaft Diepholz nebst der Untergrafschaft
Ho ja mit der Festung Nienburg; ferner die Vogtei Uten, das Amt
Elbingerode, das 14. Theil von den communen Bergwerken, die andere
Hälfte von Walkenried und dem Amt Schauen und freie Schifffafart
für die Calenbergischen Untertbanen auf der Leine, Aller und Weser.
Ratione optionis: Die Hälfte der Grubenhaglschen Bergwerke,
oder diese ganz, wofür von Calenbergischer Seite alle anderen Bergwerke,
die in Communion stehen, an Zelle gelassen werden sollen; dieses nur
ad dies vitae Herzog Georg Wilhelms.
Ratione satisfactionis : 300,000 Thaler. Auf Zureden der Mediatoren
erklärten die Calenbergischen^ dass sie von der Untergrafschaft Hoya und
der Festung Nienburg nicht abstehen könnten, bei den anderen Punkten
wollte sich Herzog Georg Wilhelm so zeigen, dass man daraus sein
brüderliches Gemüth erkennen könne, und sich von den Mediatoren gern
weisen lassen.
Sie sind darauf nach Zelle gegangen, haben gestern Audienz bei dem
Herzoge und Conferenz mit seinen Räthen gehabt, haben ihnen die Calen-
bergischen Forderungen mitgetheilt und erwarten nun Bescheid darauf.
Die Hauptschwierigkeit macht die Untergrafschaft Hoya; das Amt
und die Festung Nienburg, glaubt er, werden zu erhalten sein, aber
schwerlich das andere Amt Ho ja, denn wenn Zelle dasselbe abtreten
würde, so würde es ganz von der Weser ab sein.
Für den Fall, dass die Traktaten sich zerschlagen und es nicht zu
einer gütlichen Einigung kommen sollte, verlässt sich Herzog Johann
vergleichen und mit ihm eine „auf die Posterität ohne einige fernere, in Ewig-
keit abzascbafifende Option devolvirecde billigmässige Aeqaabilitat*' zu treffen.
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Weitere VerhaDdlangen. 581
Friedrich auf E.Gölo nnd Münster. Es wäre gleichwohl unrecht,
wenn Hannover bei seinem Recht Gewalt leiden sollte, wie jetzt auch
E.Pfalz geschieht. J. will sich bemühen, die Wolfenbütteischen
Intentionen zn penetrieren. Münster könnte durch Drohungen der Gen.-
Staaten in Furcht nnd zurückgehalten werden. E. Göln wird so leicht
wohl nichts wider Hannover thun, weil dieser Schntzherr über Hildes-
heim ist nnd deswegen caressiert werden muss. Der Bischof von Strass-
burgi), welcher die E.Cölnischen consilia dirigiert, Ist bei diesem Werk so-
weit interessiert» dass er vermeint, eine Heirath Johann Friedrichs mit
seiner Schwester»), der verwittibten Ffalzneuburgischen, zu stiften, geht
diese Heirath nicht vor sich, so werden sich wohl auch die consilia am
E. Gölnischen Hofe ändern.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 9./[19.] Juni 1665.
1 Weitere YerhandloDgeD.]
Sie sind bis dato fort und fort von Hannover hierher nnd von hier 19. Jaoi
wieder dorthin gereist und haben sich auf das äusserste bemüht, haben aber
eine gar schwere Negotiation gehabt, und ist zur Zeit noch nichts gewisses
zu melden. Darauf hat es bis dato gestanden, dass Herzog Johann
Friedrich über den Bogen') handeln und auf einmal gänzlich aus der
Sache sein will, Herzog Georg Wilhelm aber sich dazu nicht verstehen
will« weil er noch nicht informiert sei, wieviel ihm eigentlich gebühre, nnd
verlangt, Herzog Johann Friedrich solle ihm sofort etwas an Land und
Leuten abtreten nnd hernach die Adäquation vorgenommen werden. Es
hat diese Woche all gefährlich ausgesehen, Gott wird aber Gnade geben.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 17./[27.] Juni 1665.
[In Hildesheim soll ein Interimsvergleich abgeschloasen werden.]
Man ist übereingekommen, zunächst wegen eines Interimsvergleichs zu 27. Jani.
verhandeln, worauf dann die genaue Berechnung der Einnahmen durch die
Eammerräthe erfolgen soll. Schliesslich hat man beide Herzoge dazu
gebracht, dass Nienburg ad interim an die Herzoge August und Ernst
August ausgeliefert und die Grafschaften Diepholz und Hoja (ausser
dem Amt Hoya) an Georg Wilhelm abgetreten werden sollen, die
Interponenten sowohl, als auch die Räthe beider Herzoge sollen sich
Dienstag Abend in Hildesheim einfinden und sich dort über einen Interims-
^) Graf Franz Bg^oo v. Furstenberg.
>) Maria Francieca, Wittwe des 1653 gestorbenen Pfalzgrafen Wolf-
gang Wilhelm von Neubarg.
') 8. Eöcher I 8. 417.
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582 '•^- Der brauDSchweig-lüneburgische Erbfolgestreit.
recess vergleichen, sobald derselbe vollzogen nnd garantiert ist, soll aach
Nienburg eingeräumt, der Anfang mit der Abdankung gemacht und
dann ferner alles gethan werden, was znr Beförderung des Hauptvergleichs
dienen kann. Sollte man im Bogenbandel sobald nicht fortkommen können,
80 werden die camerales die Rechnungen vornehmen nnd die Interponenten
sich vorläufig wieder an ihren Ort begeben.
Derselbe an den EurfUrsten. D. Hildesheiin
23. Juni/[3. Juli] 1665.
[Verhandlungen aber den Interimsrecesa. Bevorstehende Ankunft Ablefelds und
Kleihe'8.]
3. Juli. Sie sind Dienstag, 20./30. Juni, Abend hier angekommen, haben Mitt-
woch und Donnerstag verhandelt nnd die Sache so weit gebracht, dass sie
hoffen, noch diese Woche den Interimsrecess ^) zustande zu bringen, darauf
werden sie sich der Oarantie halber vergleichen und dieselbe ertheilen,
doch so, dass dieselbe nachher von Ef. und den anderen Mediatoren eigen-
händig erfolge. Darauf aber werden sie versuchen, weil durch diesen
Interimsrecess das Hauptwerk noch nicht gehoben, etwas Hauptsächlichem
auszurichten. Unterdessen hat sich ein Dänischer, Herr Friedrich
Ale fei d in Zelle eingefunden, weil aber auch der Schwedische Herr
Klei unterwegs, und wahrscheinlich zu Hannover angekommen sein wird,
haben noch zur Zeit die Zellischen vorgegeben, dass Alefeld nur in
seinen privatis da wäre.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Hildesheim
l./[ll.] Juli 1665.
[Yerzögening der ÜnterhandlnDgen, Besorgnisse infolge der Truppenbewegungen
des Bischofs von Monster.]
11. Juli. ^^^ Verhandlungen haben sich so lange hingezogen, dass der Intenms-
vergleich noch nicht zustande gebracht ist. Unterdessen alarmiert der
Bischof von Münster und macht fast eine Veränderung in den Traktaten,
indem er mit einer Zahl Völker zu Ross und Fuss sich an der Weser zu
Höxter gesetzt'), man hält dafür, dass die Ankunft dieser Münsterschen
Völker in faveur Herzog Johann Friedrichs geschehe, um einen vor-
theilhafteren Vergleich wenigstens gleichsam snb clypeo für denselben zu
befördern. Doch wird er hier seine desseins ohne scharfe Opposition nicht
zum Effect bringen; das Fürstl. Haus Braunschweig steht auf der Hut,
die Herzoge August und OeorgWilhelm haben ihre Truppen zu Ross
0 Den Inhalt desselben theilt Köcher I S. 418f. mit.
^ 8. Kocher I S. 424 und unten Abschnitt 11.'
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YerhaodiangeD zu UildeBheim. MünsterBche RüstaDgen. 583
ond Fu66 nach der Weser hin beordert; sie haben J. auch Briefe an
den Kf. übergeben ond gebeten, dieselben zn recommendieren. Be könnte
dem Werk hier einigen Nachdruck geben, wenn Ef. wenigstens den in
Halberstadt und Ravensberg stehenden Truppen Ordre ertheilte,
sich zum Marsch fertig zo halten. Der Bischof von Münster wird garzu
hochmüthig, nnd hat das Haus Braunschweig jemals grosse Reflexion
auf einigen Kurfürsten zu Brandenburg gemacht, so geschieht es jetzt').
Derselbe an den Kurfürsten. D. Hildesheim
7./[17.]Juli 1665.
[Fortsetzung der Yerhandlaugen, Tbeilnabme de Lambres' und Eleihe's an den-
selben. Rüstungen des Bischofs von Munster.]
Der Interimsrecess ist noch nicht zur Richtigkeit gekommen, und es 17. Juli,
scheint; als bemühe man sich auf Zellischer Seite, dass garnichts daraus
werde und die Hauptsache vorgenommen werde, wozu sich Herzog Georg
Wilhelm schwerlich verstehen wird. Mr. de Lumbres*) ist nun nebst
dem Schwedisch -Bremischen Präsidenten*) hier auch angekommen und
beide haben der Mediation heute beigewohnt, jener hat den Gharacter
eines Ambassadeurs und Zelle macht auf denselben Reflexion; er hat sich
auch bemüht, die Sache von den Interimstraktaten abzubringen, jetzt aber
hat er erklärt, dass man, wie angefangen, continuieren möge. Der Schwe-
dische wohnt dieser Handlung als herzoglich Bremischer bei und wird ver-
hoffentlich mit uns wohl einig sein und bleiben.
PS. Die Mtinsterschen Truppen stehen noch an ihrem vorigen
Ort und tentieren nichts. Der Bischof lässt stark werben, seine Soldaten
aber sollen wegen schlechten Traktaments ziemlich übel zuMeden sein^).
0 Kf. erwidert darauf (d. Göln d./13. Juli 1665), er habe auf die Nachricht
von dem verdächtigen Yerhalteu des Bischofs von Münster seinen Generalen
zu Halbers tadt, Minden und Ravensberg Befehl ertheilt, sich mit ihren Truppen
bereit zn halte n, so dass sie auf die erste Ordre ins Feld ziehen könnten.
^ S. über ihn Köcher I S. 421.
>) Kleihe.
^ Gleich darauf ist Jena von Hildesheim abgereist Kf. erlaubt demselben
(d. 3./13. Juli 1665) wegen schwerer Krankheit seiner Gattin zn dieser nach
Halberstadt zurückzureisen, auf die Bitte Herzog Georg Wilhelms aber sagt er
diesem (d. 13./2d. Juli) zu, J. solle nach dem Begräbnis derselben zurückkehren.
J. traf am 20. August wieder in Hildesheim ein, inzwischen aber war infolge der
Biowirkung des Grafen Wal deck auf die beiden Herzoge selbst schon die
Einigung zwischen denselben erfolgt (s. Köcher I S. 423ir.). Herzog Georg
Wilhelm dankt (d. Oalenberg 14./2i. August 1665) dem Kf. dafür, dass derselbe
Jena wieder entsendet habe, nnd theilt ihm den Inhalt des mit seinem Bruder
abgeschlossenen Vergleiches mit.
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584 9. Der brauDSchwelg-lunebargische Brbfolgestreit.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Hildesheim
ll./[21.] August 1665.
[Die VerstäodigaDgist id der Hauptsache schon erreicht, Inhalt der Abmachangeo.).
21. Aug. Er ist gestern Nachmittag hfer angekommen und hat erfabreQ, dass
beide Theile den Interimsrecess haben fahren lassen, doch endlich den
modnm des Bogenhandels ergriffen, sich in der Hauptsache ziemlich geschwinde
ohne Zuthun der anwesenden Mediatoren veglichen und einige Punkte auch
schon unterschrieben haben. Der Recess') ist aber noch nicht abgefasst,
die Calenbergischen und Zellischen Räthe verhandeln hier noch über einige
rückständige Punkte ; und dürfte die Sache wohl noch einige Wochen ver>
schleppt werden. Die Hoffnung ist, Herzog Johann Friedrich werde
sich von den consiliis des Hauses nicht separieren, dem Bischof von Mün-
ster auch schwerlich einige Völker überlassen. Herzog Georg Wilhelm
bekommt das Fürstenthum Lüneburg, die Ober- und Untergrafschaft Hoya
samt der Grafschaft Diepholtz, Herzog Johann Friedrich die Für-
stenthüroerCalenbergundOrubenhagen nebst allen ClausthalischeD
und Communion-Bergwerken. Vor diesem hat man von solchen Vorschlägen
nicht hören wollen. Herzog Johann Friedrich bekommt ohne Zweifel
ein mehres an jährlichen Intraden, Herzog Oeorg Wilhelm aber ein
mehres an Land und Leuten, er bekommt auch zugleich Walkenried und
Schauen und 30,000 Rthlr. baar Geld.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Hildesheim
18. /[28.] August 1665.
[Bevorstehender Abschlass der Verhandlungen. Die Mfinstersche Sache.
Haitang Schwedens.]
Aug. Gestern ist ihnen von den Calenbergischen und Zellischen der Inhalt
des zwischen den beiden Herzogen abgeschlossenen brüderlichen Vergleichs 1
mitgetheilt worden.
Wenige von denen Herrn mediatoribus haben davon gewiisst,
und haben wir vor 10 Wochen vor Herrn Herzog Georg Wilhelm
einen bessern und unsers Ermessens vortheilhaftigeren Vertrag ') in
0 Derselbe wurde bu Hildesheim am 2./12., die Garantie desselben durch
die Mediatoren am 6./16. September voUeogen, s. beide Aktenstacke bei Lud ig
IV 4 8. 140, Damont VI 3 S. 44.
>) 8. die Panktation des Erb vergleiche zwischen den Herzogen Georg
Wilhelm, Johann Friedrich and Ernst August und die NebenpnnktatioD,
beide vom 7./17. August 1665, bei Köcher I 8. 617 ff..
*) 8. oben 8. 579.
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AbschliiBB der YerhandlnDgeo. 585
die Hände gehabt — Wir halten daffir, es müssen andere Leute')
darunter aus andern Fundamenten, welche uns nicht bekannt, gear-
beitet haben. Wir werden nun, will's Gott, in wenig Tagen fertig
werden können und alsdann, wenn uns die Münstersche Sache nicht
noch — aufhält, gehen wir in Gottes Namen von hier. — Es ist son-
sten in der Münsterschen Sache noch keine Gonferenz gehalten und
werden Herzog Johann Friedrichs Leute auch dabei sein. — Sind
nun die Gölnischen und künftigen Calenbergischen, jetzo noch
Zellischen, dabei, so wird man sich wohl in Acht zu nehmen haben. —
E.Göln improbieret sonst äusserlich das Münstersche Werk — unter-
dessen ist gewiss, dass von E.Cöln Geld zur Münsterschen Werbung
hergeschossen worden. Mr. Lumbres, der hält des Herrn Bischofs
zu Münster Partei'), dieweil ich aber seinen Eifer in der Religion
kenne, auch seine übrige Discurse mit dem französischen Interesse
nicht übereinkommen, so glaube ich, er rede es vor sich und ohne
Befehl. Frankreich soll suchen sich Herrn Herzog Johann Frie-
drichs Dchl. und dero Miliz zu versichern, es werden auch Ihre
Dchl. nichts thun, was sie wissen, dass Frankreich zuwider. — Der
hiesige Königl. Schwedische erweiset sich gegen mich sehr affec-
tionirt'und contestirt zum öftern, dass die Cron nichts anders suche,
als mit Ew. Chf. Dchl. in — Freundschaft zu leben, ich thue dagegen
desgleichen, hat mir originale königliche Schreiben gezeiget, in wel-
chen ihm befohlen wird, so viel möglich gründlich zu erkundigen, wie
Ew. Chf. D. und das Haus Braunschweig das Münsterische Wesen
ansehen. — Mit der letzten Post ward ihm geschrieben (ich habe das-
Original selbst gelesen), dass im Bath numehro resolviret, dass der
Feldherr Wränge 1 in wenig Wochen mit 6000 Mann Reuter und
Knechte nach Deutschland gehen sollte, umb absonderlich sich denen
Evangelischen zu zeigen, dass sie noch lebeten und sich des Werks
nicht entziehen wollten. Er, der Schwedische, contestirte im übrigen
zum höchsten, dass die Cron das Münsterische Wesen durchaus nicht
billigte, sondern, wie es wäre, zum höchsten apprehendirete. Alle
0 üeber die vermittelnde Thätigkeit des Grafen Waldeck b. die Memoiren
der Herzogin Sophie (ed. Kocher S. 89) , das Schreiben derselben vom
20./30. Angnst 166Ö (Bodemann S. 93), v. Raachbar-Gnrtze I S. 231i
Köcher I S. 429 ff.
^ S. den Brief der Herzogin Sophie vom ll./21.Aaga8t (Bodemann S. 92)
und Köcher I S. 423.
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586 ^' D^r braanschweig-lüoebargischo Erbfolgestreit.
sagen sie auf die Weise, keiner aber will der erste sein und recht
sagen, was bei der Sache zu thun. Ich merke wohl, dass Schweden
noch diese Stunde die Stadt Erfurt nicht vergessen und auf die-
selbe noch Reflexion mache '). —
0 Jeo.a überseDdet 81. Aagnst/lO. September den vod den RatheD beider
Herzoge deo Mediatoren mitgetheilten Beceas; die Recreditive für ihn sind Ton
Herzog Georg Wilhelm Galenberg d./13. September, von Herzog Johann
Friedrich Zell 8./18. September 1665 datiert.
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Abschnitt 10.
Der Kurpfälzische Wildfangsstreit.
1665 — 1666.
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Einleitung.
Durch die am 6. Mai 1661 mit dem Eorfürsten Karl Ludwig von
der Pfalz abgeschlossene Allianz hatte, wie schon oben bemerkt'), der
brandenburgische Karfürst sich der Gefahr ausgesetzt mithineingezogen zn
werden in diejenigen Streitigkeiten nnd Händel, in welche das eifrige und
hartnäckige Bestreben seines neuen Bundesgenossen, durch Geltendmachung
nnd Ausnutzung der alten Gerechtsame und Ansprüche seines Hauses die
durch den Verlust der Oberpfalz erlittene Schmälerung zu ersetzen, den-
selben auch weiter zu verwickeln drohte. Dieses ist dann auch wirklich
geschehen. Zu derselben Zeit, im Frühjahr 1665, als die Ruhe in Nord-
dentschland durch den Ausbruch des lüneburgischen Erbfolgestreites ge-
fährdet wurde, kam es zwischen de m Kurfürsten von der Pfalz und dessen
Nachbaren zu Gonflicten^), welche einen nicht minder gefahrdrohenden Cha-
racter annahmen. Die Veranlassung dazu gaben die Streitigkeiten über das
sogenannte Wild fangsrecht. Seit alten Zeiten*) hatten die rheinischen
Pfalzgrafen über die Unehelichen und Fremden („Wilden*') nicht nur in
ihrem eigenen Gebiete sondern auch in ^den an dasselbe angrenzenden Terri-
torien als über ihre Leibeigenen gewisse Rechte ausgeübt, namentlich gewisse
Abgaben von denselben erhoben, dieses Wildfangsrecht war denselben durch
ein Privileg Kaiser Maximilians I.^) vom 3. September 1518 und auch
1) 8. S. 69.
^ Die Mehrzahl der dareb diese Streitigkeiten veranlaaBten sehr zahlreichen
Flogschriften sind im Diariom Enropaenm, in den Appendices zn Band XII
und XIII, ein Theil derselben anch bei Londorp, Band IX, wieder abgedrnckt.
^ S. die ansführlicbe Darlegung in der von pfälzischer Seite 1666 ver-
öffentlichten Schrift: Jnstitia cansae Palatinae sive defensio juris regalis
Palatini in homines proprios etc. (Diar. Enr. XII App. S. 357 ff., deutsche
Uebersetznng Xni App. S. 89 ff.) und Häusser, Geschichte der Rheinischen
Pfalz II S. 618f.
*) Abgedruckt in Justitia cansae Pal]atinae (Diar. Eur. XII App. S. 376).
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590 10. Der Kurpf&lzische Wildfangsitreit.
durch Privilegien der folgenden Kaiser bis anf Matthias bestätigt und
trotz vielfachen Widerspruchs von seilen ihrer dadurch betroffenen Nachbaren
von ihnen auch wirklich bis zum Beginn des dreissigjährigeu Krieges aas-
geübt worden, und auch Karl Lndwig hatte, seitdem er wieder in den
Besitz der Pfalz gekommen war, die Ansübang desselben sowohl io seinen
eigenen als auch in den benachbarten Gebieten wieder in Ansprach genommen
and zur Durchführung gebracht Doch hatte sich dagegen wieder heftiger
Widerspruch von selten der Herren der benachbarten Territorien, welche sich
dadurch nicht nar in ihren Einkünften sondern auch in ihren landesherrlichen
Rechten beeinträchtigt sahen, erhoben. Schon anf dem Regensbarger Reichs-
tage von 1653—1654 hatten die Bischöfe von Worms und Speier, die Rhein-
grafen und ein Theil der Reichsritterschaft Klage deswegen geführt, dieselben
hatten ganz zu Ende des Reichstages einen Bescbluss erwirkt^), in wel-
chem der Kaiser aufgefordert wurde, durch eine Kommission die Sache
untersuchen zu lassen und den Kurfürsten von der Pfalz anzuhalten, vor-
läufig von der Ausübung der bestrittenen Rechte abzustehen, und Kaiser
Ferdinand IIL hatte darnuf in der That eine solche Kommission einge-
setzt and ein luhibitionsdekret an den Kurfürsten erlassen, allein dieser
hatte*) dagegen unter Berufung darauf, dass dadurch die Bestimmung des
Westfälischen Friedens, durch welche er in alle Gerechtsame seines Hanses
wiedereingesetzt sei, verletzt werde, protestiert und so jene Kommissioni
welche wirklich zu Speier zusammengetreten war, anwirksam gemacht, er
hatte aach einen neuen Versuch'), welchen die Gravierten im Jahre 1661
machten, ein Reichshofrathsdekret zu ihren Gnnsten zu erwirken, vereitelt
and die von ihm in Ansprach genommenen Rechte weiter ausgeübt, ohne
dass zunäcbbt von selten der Gravierten weiterer Widerstand dagegen geleistet
wurde. Anders aber wurde die Sache, als im Jahre 1663 nach dem Tode des
bisherigen Bischofs von W orms der Kurfürst JohannPhilipp von Mainz
Nachfolgei desselben wurde and damit in den Besitz auch jenes Hochstiftes
kam, dessen Gebiete sich überall mit den kurpfälzischen kreuzten und daher
am meisten durch die Ausübung jenes Wildfangsrechts betroffen wurden.
Dieser ehrgeizige nnd energische Fürst, welcher schon von früher her mit
Karl Lndwig verfeindet war, beschloss anf dieselbe gewaltsame Weise
wie gegen Erfurt auch gegen diesen vorzugehen. Er wasste zunächst*)
nicht nur die anderen unmittelbaren Grenznachbaren desselben sondern
>) V. Meiern, Regensporgische Reicbstagsbandlaogen I S. 1130 f. vgl. Vio-
diciae secandam libertatem Imperialem qacrandam Electoram etc.
contra Falatinum Mancipatom aliasque violentias (Diar. Enr. XII App. 5.179)
and dagegen Jastitia caasae Pal. S. 474f.
*) 8. das Schreiben desselben an den Kaiser vom 20./30. September 1655 io
Jastitia caasae Pal. S. 475f.
>) S. Vindiciae S. 180. Jastitia caasae Pal. S. 477. Vgl. obeD
S. 86f.
«) S. Vindiciae S. 181. Jastitia caasae Pal. S. 478ff.
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GioIeitoDg. 591
aach eine Anzahl anderer Heich^stände , welche durch die Ausübnng jenes
Wildfangsrechtes kaum oder nur sehr nuei heblich betroffen waren und daher
bisher an jenen Streitigkeiten keinen Theil genommen hatten, die Kurfürsten von
Cöln und Trier, den Bischof von Strassburg, den Herzog von Loth-
ringen und die gesamte Reichsritterschaft in Schwaben, Franken
und am Rhein zu einem Bündnis zu vereinigen, um mit Gewalt dem pfäl-
zischen Kurfürsten entgegenzutreten und ihm die weitere Ausübung jener
Rechte zu verwehren, und er verwandte dann die zu Ende nies Jahres 1664
von der Belagerung von Erfurt zurückkehrenden kurmainzischen und loth-
ringischen Truppen, um die mit seinen Verbündeten verabredeten Massre-
geln zur Ausführung zu bringen. Jene Truppen wurden im mainzer und
wormser Gebiet, zum Theil, was sogleich zu Streitigkeiten Veranlassung
gab, in Ort^haften, welche dem Bisthum Worms und dem Kurfürsten von
der Pfalz gemeinsam gehörten, einquartiert. Ende December erliessen
darauf die Verbündeten eine Beschwerdesohrift ^ an den Kaiser, in welcher
sie den Pfalzgrafen beschuldigten, auf Grund des angemassten Wildfangs-
rechtes und unter ganz ungebührlicher Ausdehnung desselben sich unerträgliche
Eingriffe in ihre Rechte erlaubt zu haben, und erklärten, da derselbe sich
auf einen rechtlichen Austrag der Sache nicht eingelassen habe, dieses
nicht länger dulden sondern mit vereinter Macht dem entgegentreten zu
wollen. Zugleich Hessen sie als Entgegnung gegen eine von pfälzischer
Seite verbreitete Flugschrift'), in welcher die Anklagen, Kurpfalz habe sein
Wildfangsrecht noch weiter als über die unmittelbar benachbarten Gebiete
hinauserstreckt und bei seinen nenerworbenen Leibeigenen überall sofort
die reformierte Religion eingeführt, als ungegründet zurückgewiesen worden
war, eine Druckschrift*) verbreiten, in welcher nicht nur eben jene Anklagen
wiederholt, sondern auch die Gültigkeit des Wildfangsrecbtes selbst bestritten,
dem pfälzischen Kurfürsten allerhand andere Uebergriffe vorgeworfen und
zum Schluss ebenfalls die Drohung, dass man ihm mit vereinter Macht ent-
gegentreten werde, ausgesprochen wurde« Anfang Mai 1665 Hessen sie
dann durch einen Abgesandten dem Kurfürsten einen förmlichen Absagebriefe)
zustellen, in welchem sie erklärten, falls derselbe nicht mit seinen Ueber-
griffen einhalten und ihnen Schadenersatz leisten würde, zur Gegenwehr
schreiten zu wollen, und unmittelbar darauf wurden die Feindseligkeiten
eröffnet, indem der Kurfürst von Mainz unter dem Vorwande, dass Karl
1) d. 28. December 1664 (Diar. Enr. XU App. S. 16ff.).
^) Wabrhaffter Beriebt über einige Ghor-Pfaltz nogütlich bescbehene
üfflagen, Dero Recht dess Wildfangs and Leibeigenschafft betreffend. (Diar.
Bar. Xn App. S. 1.)
*) Bestandiger Oegen-Bericht wider den in Ihr. ChurfärBtl. Durchl. za
Pfalts Namen ohnlangst in Track aassgegebenen also genannten Wahrhaflften
Bericht etc. (Diar. Ear. xn App. S.d.)
«) d. 17. März 1665 (Diar. Bar. XH App. S. 55), die Empfangsbescbeini-
gung Karl Ludwigs d. Heidelberg l./ll. Mai 1665 (ibid. 8.8.)
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592 d. Der Kurpfalziscbe Wildraogsetreit.
Ludwig die ihm und dem Stift Worms gemeinsam gehörige Stadt Ladeo-
bürg besetzen und einen Theil der Stadtmauer habe einreissen lassen,
seinerseits in diese mitten im pfälzischen Gebiet, zwischen Heidelberg und
Mannheim, gelegene Stadt Truppen einrücken, die wenigen pfälzischen SoU
daten verjagen und dort neue Festungswerke anlegen Hess. Kurfürst Karl
Ludwig Hess sich dadurch keineswegs einschüchtern, er protestierte 0 so-
wohl gegen die wider ihn erhobenen Beschuldigungen als auch gegen die-
sen Gewaltakt, traf Yertheidigungsmassregehi und rief die Hülfe seiner
Bundesgenossen und Verwandten, des Pfalzgrafen von Neuburg, der,
obwohl sonst mit den geistlichen Kurfürsten eng verbunden, doch 1663 mit
ihm ein Bündnis geschlossen hatte'), des Königs von Schweden, der ihm
verschwägerten brannschweigischen Herzoge und auch des Kurfürsten
von Brandenburg an, allem Ansehen nach schien sich hier ein förmlicher
Krieg von grösseren Dimensionen entspinnen zu wollen.
Kurfürst Friedrich Wilhelm hat, wie die nachstehenden Akten zeigen,
auch bei dieser Gelegenheit nach Kräften für die Erhaltung des Friedens
im Reiche gewirkt und sich bemüht, durch seine Mahnungen und seine ver-
mittelnde Thätigkeit den leidenschaftlichen Ungestüm der streitenden Par-
teien in ruhigere Bahnen zu lenken. Obwohl sein Verhältnis zu dem
pfälzischen Kurfürsten damals infolge seiner Einmischung in die Ehehändel
desselben, wie oben dargelegt worden ist*), ein sehr wenig freundschaft-
liches war, hat er sich doch schon zu Anfang des Jahres 1665, als jener
sich über die Einquartierung knrmainzischer Truppen in ihm und dem
worraser Stift gemeinsamen Ortschaften beitlagte^), desselben angenommen^)
und er ist dann, als jene offenen Feindseligkeiten drohten, noch ehe das
Hülfsgesuch desselben bei ihm anlangte, für ihn eingetreten. Ende März
war der kurmainzische Domherr und Geheimerath v. Reif fen her g bei
ihm erschienen und hatte ihm im Auftrage seines Herren sowie der Kur-
fürsten von Cöln und Trier von dem zwischen diesen und jenen anderen
^) S. dessen Schreiben an K.Mainz d. Friedriehabnrg 17./27. Mai 1665
(Diar. Enr. XIX App. S. 133) und seioe Erwiderang aaf das Gesamtachreibeo
der Verbündeten d. Heidelberg 25. Mai/4. Juni 1665 (ibid. S. 57).
^ S. den Brief der Herzogin Sophie von Hannover an Karl Ludwig
vom 16./26. Joli 1660 (BodemaDn S. 60).
3) 8. 70 ff. Die Herzogin Sophie schreibt an Karl Ludwig 10./20. Juni
1605 (Bodemaon S. 69): Poar TEmpereur vons voi^s bien, qu' ii n'est bon a
rieD et qae vons n' avez pas raison, de vons y Her, uy uon plas ä Brandebourg,
car il ne tient pas ce qu* il vons a promis.
*) Knrf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 10./20. December 1664.
^) Kf. an die Kurfürsten von der Pfalz und von Mainz d. Cöln 30. De-
cember/9. Januar 1665; der letztere in seiner Antwort vom 25. Janaar 1665 weist
die Beschwerden des Pfälzers als ganz unbegründet zurück und beklagt sich
seinerseits über die vielfachen Uebergriffe, welche derselbe zum Theil unter dem
Vorwande der ganz widerrechtlich angemassten Wildfangsprätentionen gegen
sein Stift Worms ausübe.
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Einleitung. 593
ReichsstäDden abgeschlossenen Bündnis und den Massregeln, welche dieselben
gegen den Kurfürsten Ton der Pfalz zu ergreifen beabsichtigten, Anzeige ge-
macht. Der Kurfürst zeigte sich aber über das Vorhaben derselben sehr an-
gehalten, er wird durch Reiffenberg mündlich dem Kurfürsten von Mainz
ernstliche Vorstellungen haben machen lassen, an die beiden anderen Kur-
fürsten erliess er das zu Anfang der nachfolgenden Publikation abgedruckte
Schreiben, in welchem er dieselben sehr nachdrücklich auf das Rechts-
widrige und Gefahrdrohende ihres Unternehmens aufmerksam machte und
sie vor allen gewaltsamen Schritten warnte, zugleich richtete er an den
Kurfürsten von der Pfalz ein Schreiben, in welchem er diesen von den
Absichten seiner Gegner unterrichtete, auch ihn aber aufforderte, sich aller
Thätlichkeiten zu enthalten und lieber um des Friedens willen sich in der
Ausübung seiner Rechte zu moderieren, und sich zur Vermittelung erbot,
zugleich forderte er auch den Kaiser auf, einzuschreiten und zu verhüten,
dass diese Streitigkeiten in Thätlichkeiten ausarteten. Als diese Mahnungen
sich als fruchtlos erwiesen und der Kurfürst von der Pfalz, nachdem
durch die Besetzung von Ladenburg von seinen Gegnern der Anfang
mit den Feindseligkeiten gemacht war, auf Grund der Allianz seine Hülfe
in Anspruch nahm, erklärte er sich allerdings bereit, im Nothfalle dieselbe
zu leisten, mahnte aber zunächst nach beiden Seiten hin, die Sache gütlich
beizulegen, und beauftragte, als der Kaiser ihn aufforderte, an den Ver-
mittel ungsverhandlungen, behufs deren er den Reichshofrath Grafen von
Königseck absandte, theilzunehmen , nnd als auch der Kurfürst von
Mainz, zugleich im Namen seiner Bundesgenossen, sich zur Annahme seiner
Vermittelung bereit erklärte, seinen Gesandten beim Reichstage, den Frei-
herrn V. Mahrenholtz, sich zu diesem Zwecke nach Heidelberg und Mainz
zu begeben. Die unten abgedruckten Relationen v. Mahrenholtzs lassen
den Verlauf der von Ende Juli 1665 bis Ende Januar 1666 fortgesetzten,
schliesslich fruchtlos endigenden Verhandlungen erkennen, sie zeigen, wie
gerade die Hartnäckigkeit des Kurfürsten von der Pfalz, welcher wirklich
Hülfstruppen von dem Pfalzgrafen von Neu bürg und dem Herzoge von
Celle erhalten hatte und auf den Schutz Schwedens vertraute, und das
Misstrauen desselben gegen die Vermittler dieselben besonders schwierig
und die Rolle der letzteren zu einer sehr undankbaren gemacht hat. Den
officiellen von diesen geleiteten Verhandlungen gehen andere, bei denen
die Bevollmächtigten des Pfalzgrafen von Neu bürg und des Herzogs von
Lothringen die Vermittlerrolle spielen, zur Seite, durch diese letzteren
wird Ende October 1665 der Oppenheimer Recess zu Stande gebracht,
welcher den Feindseligkeiten ein Ende macht und als Grundlage für die
weiteren Verhandlungen dienen soll. Diese werden unter Theilnahme der
officiellen Vermittler im November zu Spei er eröffnet, werden aber schon
Ende Januar 1666 von dem Kurfürsten von der Pfalz abgebrochen und
dieser ruft nun den Schiedsspruch der auswärtigen Mächte, Schwedens
und Frankreichs an. Diese übernehmen wirklich die Vermittlerrolle,
aber erst nach vielfachen weiteren Streitigkeiten und sogar Thätlich-
Muter. s. Gesch. d. G. Kurfürsten. XI. 38
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594 10. Der Knrpfälsische Wildfangsstreit-
keiten*) beginnen im November 1666 die Gompromissverhandinngen zq Heil-
bronn*), und diese führen endlich im Febmar 1667 zo einem Vergleiche,
dnrch welchen die Streitfragen im wesentlichen zu gansten des Knrftir-
sten von der Pfalz entschieden werden.
0 Korförst Friedrich Wilhelm hat nor durch wiederholte Hahniingeii
zorn Frieden, die er nach beiden Seiten hin hat ergehen lassen, an diesen
weiteren Händein Tbeil genommen.
*) S. Acta compromissi in causa jans Wildfangiatas, conduotas et vecti-
galinm, qnae vertitnr inter eminentisaimnm Bleotorem Moguntinnm tanqnam
episcopam Wormatiensem et Herbipolensem ejasqne foederatoa et serenisaimnin
electorem Palatioam (1667 fol.), darin sam Scblaas Laadnm in cansa Wild-
faogiatas etc. anterzeichoet von Honoratus Gonrtin als franzÖBischem ood
David Mevias aud Martin Boeckell als schwedischen Delegierten (auch
wieder abgedruckt in Diar. Europ. XIV. Appendix).
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Der Kurfürst an den KorfUrsten von Trier »)• D. Cöln
22. März/[1. April] 1665.
[EröffnaDgen Beiffenbergs. Abmahnang vod deo beabsichtigten GewaUmassregeln
gegen K.Pfaiz.]
— Es hat uns der Chur-Mayntzlsche Geheimde Rath, Freiherr i. April.
V. Reiffenberg ') ein Gesamtcreditivschreiben von E. wie auch
ChurMayntzs und ChurCölns Ld. Ld. dieser Tage übergeben und
darauf vorgetragen, dass Ew. und hochgedachter beider HH. Chur-
fürsten Ld. Ld. nebst dem Herrn Hertzog von Lothringen, einigen
Bischöfen, allen Grafen daselbst, samt dem ganzen unmittelbaren Reichs-
adel sich verbunden hätten, wegen der von ChurPfalzs Ld. gebrauch-
ten Wildfangs- und Leibeigenschaftsgerechtigkeit ihre Völker zusam-
menzuführen, mit selbigen in die Ghurpfälzische Lande zu rücken
und nicht allein sich dieses von GhurPfalzes Ld. gebrauchten Rech-
tens zu entschlagen, sondern auch wegen des erlittenen Schadens zu
erholen. Nun erachten wir unnöthig E. Ld. vorzustellen, wie solches
Beginnen wider alle Reichsconstitutiones laufe, auch darauf nichts an-
dres als neue motus, Gegenverfassungen und höchst verderbliche
Consequentien erfolgen, ja einem jeden im Reich Anlass gegeben
werde, des alten Faustrechts sich zu gebrauchen. — Von der
Sachen Beschaffenheit wollen wir nicht urtheilen, sondern seind
vielmehr des guten — Erbietens, GhurPfalzes Ld. zu aller Billig-
keit zu disponiren. Nur allein ist dieses gleichwohl offenbar und be-
0 Ein gleicblaatecdes »Schreiben wird unter demselben Datam auch an
K.Cöln gerichtet.
^ S. aber denselben oben S. 378. Das Creditiv der drei Kurfürsten für den-
selben ist datiert vom 8. Februar, das Recreditiv des Kf. vom 21./31. März 1665,
darin wird aber ausdrücklich bemerkt, dass jenes Creditiv dem Kf. erst vor
zwei Tagen zugegangen sei.
38*
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596 10. Der Enrpfalsische Wildfangsitreit.
kannt, dass Ghur Pfalz im exercitio dieses Rechtens von undenklichen
Jahren her gewesen, dahero es dan ein ganz frembdes Ansehen ge-
winnen wollte, S. Ld. gewaltsamer Weise mit Yorbeigehung des or-
dentlichen Weges des Rechtens und der Justiz zu überfallen. Er-
suchen demnach E. Ld. — Sie wollen Belieben tragen, dero in dieser
Sache gefasste Resolution zurQckzuhalten und nicht allein abzuwarten,
was fttr Antwort wir auf unser an Chur-Pfalzes Ld. abgelassenes
Schreiben erhalten werden, sondern auch, dafern dieselbe wider Ver-
hoffen in der Güte zu E. Ld. contento sich nicht erklären würden,
Ihrer Eeyserl. Majestät als dem Haupte des Römischen Reichs solche
Sache zu Dero Decision zu untergeben'). —
Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an den EurfUrsten.
D. Heidelberg 25. März/[4. April] 1666.
[aaf das Schreiben vom 6/16. Februar. Beschwerden gegen K.Mainz.]
4. April. Die E. Mainzischen Beschwerdeo sind ganz ongegründet, vielmehr
hat ihm dieser die vielffiltigsteD Ursachen zn Beschwerden gegeben. Seit-
dem derselbe Bischof zq Worms*) geworden, hat er dieses Stiftes alte
yerlegene Streitigkeiten nicht allein hervorgesncht, sondern auch viel höher
getrieben, anch als Bischof von Würzbarg zieht er, was immer streitig
gewesen, in Zweifel. Er selbst gründet sein Recht nicht nur anf die Pos-
session, sondern ist versichert , dass diese aaf den Rechten gegründet ist,
übersendet vorläofig eine sammarische Information darüber. Er bittet, Ef.
möchte sich nicht dnrch die E. Mainzischen Vorgeben einnehmen lassen
sondern anf die Sache selbst sehen and den Thätlichkeiten desselben anch
seinerseits kräftig stenern and wehren helfen.
') Unter demselben Datam ergeht auch ein Schreiben an E.Pfalz, in welchem
Ef. demselben mittheilt, er habe von der gegen ihn gebildeten Verbindong er-
fahren, ihn ermahnt, es nicht zn Thätlichkeiten kommen zu lassen und , lieber
in exercitio eines und andern Rechts sich zo moderiren, als sich ond seine
Unterthanen in einen solchen Hazard zu setzen *", und sich zar Vermittelnog er-
bietet, and ein anderes an den Kaiser, in welchem er denselben auffordert, seine
kaiserliche Autorität sofort und mit solchem Nachdruck zu interponieren, dass
jene Streitigkeiten nicht in Thätlichkeiten übergingen, sondern gutlich beige-
legt würden.
^) Johann Philipp war seit 1663 Bischof von Worms, schon seit 1642
Bischof von Würz bürg. 8. über die früheren Streitigkeiten desselben mit
K.Pfalz Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz II 8.617.
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Sendung v. Reiffenbergs za Kf., dessen Erbieten znr Vermittelnng. 597
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Göln
29. März/[8. April] 1665.
[Erbietangen Reiffenbergs. Mahnung zum Frieden.]
Er hat dem von E. Mainz an ihn abgesandten Freiherrn v. Reiffenberg 8. April,
beweglich zugeredet, mnss demselben auch das Zengnis geben^ dass er eine
sonderbare Moderation and Behutsamkeit bei diesem negotio^ wie auch nicht
geringe Devotion gegen E. Pfalz bezeugt habe, empfiehlt diesem daher, sich
desselben zur Beförderung des gütliehen Vergleichs zu bedienen, und wie-
derholt seine früheren Mahnungen zum Frieden i).
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln^) an den Kurfürsten.
D. Schloss Brüel 16. April 1665.
[auf das Schreiben vom 22. März/1. April. Rechtfertigung des Verfahrens gegen
K.Pfalz, Anklagen gegen denselben.]
Er und die anderen gravierten Stände wollen nicht K. Pf alz in seinem 16. April.
Lande mit ihren Völkern überfallen, sondern nur ihre eigenen Territorien
gegen die je länger je mehr zunehmenden Thätlichkeiten desselben schützen.
Die Ausübung des Wildfangsrechtes ist von ihnen stets bestritten, von
E. Pfalz aber gewaltsam durchgesetzt und eztendiert worden, so dass der-
selbe kraft desselben fast alle obrigkeitlichen Rechte sich angeeignet hat
Den Rechtsweg haben die Interessenten längst ergriffen, sie haben auf dem
Reichstage 1653 Klage geführt, der Kaiser hat damals eine Commission
nach Speier bestellt, K. Pfalz aber hat sich derselben nicht gefugt und in
dieser Sache weder Recht noch Richter jemals leiden wollen. Die Gra-
vierten wissen daher nicht, welche Mittel ihnen bleiben, um ihre Gerecht-
same zu schützen.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 20. April 1665.
[auf das Schreiben vom 22. März/1. April. Mittheilung der von ihm in der
Wildfangsstreitsache getroffenen Massregeln.]
Er hat seinem an des Ef. Hof anwesenden Reichsbofrath Freiherrn 20. April.
Johann von Goess aufgetragen, demselben mitzutheilen, was in dieser
1) Kurfürst Karl Ludwig erwidert darauf (d. Heidelberg 11./21. April 1665),
Kfl möchte ihm nähere Mittheilungen über die von Reiffenberg vorgebrachten
Beschwerden machen, er wünsche, derselbe möchte ^»anstatt der oftmals ihm
mündlich und schriftlieh gemachten Sincerationen auch dermaleins derselben
wirklichen Effect verspüren lassen^.
^ Ein Schreiben ganz ähnlichen Inhalts erhält Kf. auch von dem Kurfürsten
Karl Kaspar von Trier (d. Carlich 5. Mai 1665),
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598 10. Der Enrpfälsische Wildfangsstreit.
Streitigkeit die gravierten Stände durch ein ausführliches Elageschreiben
und durch den an ihn abgesandten Freiherrn Johann Werner ?. Blitters-
dorff der Remedierung halber haben sollicitieren lassen und was er des
Ef. wohlmeinender Erinnerung nach darauf sogleich resolviert hat*).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfliraten.
D. Martinsbnrg in nuserer Stadt Mainz 25. Mai 1665.
[Anzeige der Besetzung von LadeDburg.]
25. Mai. Infolge der von E.Pfalz in Ladenburg') verübten Gewalttbaten
und da er die Nachricht erbalten, dass E.Pfalz diese Stadt mit 400 Mann
hat besetzen wollen, hat er selbst dieselbe vorher mit seinen Truppen be-
setzt, bis ihm der zugefügte Schaden ersetzt und er vor dergleichen Gewalt-
tbaten hinfort hinlänglich gesichert sei.
Knrfiir&t Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten.
D. Friedrichsburg 18./ [28.] Mai 1665.
[Die Besetzung von Ladenbarg. Anrnfang der Hälfe des Ef. aaf Grand
der Allianz.]
28. Mai. Ergiebt Nachricht über die Besetzung von Lad enbnrg durch E.Mainz
und über die dort vollführten Gewalttbaten. Er bittet den Ef., sich nochmals
beim E aiser für ihn su verwenden, E.Mainz zu dehortieren, allenfalls
aber uns mit wirklicher Hülff und Assistenz unserer nahen Anyerwand-
nus und Allianz nach förderlichst beispringen und die verglichene An-
0 Beiliegend Abschrift der Beschwerdescbriffi der Alliierten an den Kaiser
(d. 25. December 1664), des Schreibens Kaiser Leopolds an den Markgrafen
Wilhelm von Baden (d. Wien 20. April 1665), in welchem derselbe beaaffcragt
wird, als Ueberbringer eines kaiserlichen Schreibens sich za K.Pf als eu begeben
and denselben zu ermahnen, die Eingriffe and Excesse, über welche sich die
gegen ihn verbündeten Fürsten and Stände beklagten, abzastellen, damit jene
nicht zn gewaltsamen Massregeln genothigt wurden, wogegen der Kaiser dahin
wirken werde, dass die Sache entweder gütlich oder auf dem Rechtswege bei-
gelegt werde (beide gedruckt Diar. Earop. XII Appendix S. 16.52; Londorp
IX S. 337. 346) and der Schreiben des Kaisers an K.Pfalz and K.Mainz vom
20. and 23. April, worio denselben von der Sendung des Markgrafen Mittheilung
gemacht wird.
^ S. «Copia Ohnr-Mayntz an Chur-Pfaltz abgelassenen Schreibens die ge-
waltsame Occupir- und Besetzung der gemeinschaff^tlichen Statt Landenbarg
betreffend. Mit Ghur-Pfältzischer Seiten in margine gesetzten Notatis etc** und
»Oründliche und beständige Abfertigung der Chur-P fältzischen etc. Notaten 1665'
(Diar. Kurop. XIII App. 8. 112. 118).
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Besetzaog von Ladenbnrg. Erbieten des Kf. zur Yermitteloog. 599
zahl Völker durch einen Weg, dass selbige das Ghur-Mainz. und dero
Consorten territoria nicht berühren, uns ehestens zu schicken auch
~ zu avisieren belieben, wann sie in Aufbruch begriffen und welchen
Weg sie auf unsere Lande nehmen werden'). —
Der Kurftirst an den Kurfürsten von Mainz. D. Lehnin
23. Mai/ [2. Juni] 1665.
[auf das Schreiben vom 25. Mai. Neaes Erbieten zar Yermittelnng. Anfrage,
wo die Verhandlungen stattfinden sollen.]
Er erbietet sich aufs nene znr Vermittelong. Da K.Mainz erklärt 2. Jani.
hat, sich des Kaisers loterposition nicht zuwider sein lassen zu wollen, so
will auch er jemand yon den Seinigen zu solcher Mediation abschicken, er
bittet um Nachricht, ob die Verhandlungen zu Regensburg, wo alle In-
teressenten ohnedem jetzt ihre Gesandten haben, vorgenommen werden
sollen^ und mahnt, es inzwischen nicht zo TÖlliger Rnptnr kommen zu lassen >).
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln
a. d. Spree 29. Mai/ [8. Juni] 1665.
[anf das Schreiben vom 22. Mai/ I.Jon i. Anerbieten seiner Vermittelnng.]
Er theilt ihm die Gegenbeschwerden yon K.Mainz und dass er sich 8. Juni,
demselben gegenüber zor Yermittelnng erboten habe, mit, ersucht ihn, wenn
K.Mainz keine weiteren Feindseligkeiten, als was wegen Ladenburg
Torgegangen, tentiere, seinerseits nicht Anlass zu ferneren Weitemngen zq
geben, und sich auch wegen Zeit und Ort der Interposition zn erklären.
1) In einem Schreiben vom 22. Mai/[1. Jnni] berichtet derselbe aufs neue
über die von K. Mainzischer Seite gegen ihn verübten Gewaltthaten, seine Be-
schwerden deswegen beim Kaiser seien ohne Erfolg geblieben, Ef. möchte
nochmals sich bei demselben far ihn verwenden, Eugletch auch beim Könige von
Frankreich es dahin bringen, dass derselbe seine Gegner von Thätlichkeiten
abmahne.
^ Unter demselben Datnm ersucht Kf. den Kaiser, da es schon zu Eztremi-
taten gekommen sei, durch Einlegung seiner kaiserlichen Autorität^ das Feuer
in der Asche eu dämpfen, die Sache „lasse keine Weitläufigkeit zu, sondern
erfordere ein geschwindes remedium*.
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600 10. Der Eurpfalsische WildfaDgSBtreit
Der Earftlrst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln a. d.
Spree l./[ll.] Juni 1665.
[AbmahDüDg von ThätlichkeiteD, Hinweis aaf seine Allianz mit E.Pfalc]
11. Juoi. Er mahnt ihn nochmals von weiteren Thätlichseiten ab, auch E.Pfal z,
hoffe er, werde von solchen abstehen.
Wir verlangen dieses umb so vielmehr, weil wir nicht unbillig be-
sorgen, dass im Fall E. Ld. über alles Verhoffen bei dieser gewaltsamen
Ueberziehung continuiren sollten, wir wegen der mit GhurPf altz L#d.
aufgerichteten Particular-Alliantz mit in diese Sache impliciret werden
dürften, welches wir gerne verbotet sehen möchten. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln
a. d. Spree l./[ll.] Juni 1665.
[anf das Schreiben Tom 18./ 28. Mai. Hoffnung auf gütliche Beilegang des
Streites. Zosage seiner Unterstützung.]
11. Juni. — Lebe — der gänzlichen Hoffnung, es werde nicht allein Ch ur-
Main tz Ld. dero Erbieten zufolge sich nunmehr zu allem gQtliehen
Accommodement bequemen, besondem auch — Eeyserl. May. Dero
ofGcia und hohe Eeyserliche Autorität mit solchem Nachtruck dahin
interponiren, damit allem besorgendem weiteren Unwesen gesteuret
— werden möge. Gestalt wir dann zu solchem Ende abermal an
Ghur-Maintz Ld. geschrieben — daneben auch unseren zu Begens-
purg anwesenden Käthen und Gesandten anbefohlen, sich dahin sorg-
fältig zu bemühen, dass Ghur-Maintz Ld. von denen sämbtlichen
versamleten Beiehs- Ständen von diesem Fflrhaben dehortiret werde.
Sollte nun dieses alles nieht verfangen, so haben Ew. Ld. sich zu ver-
sichern, dass gleichwie wir noch zur Zeit aus demjenigen, so uns dieser-
wegen flirgekommen, nicht anders urtheilen können, denn dass der-
selben durch dieses Verfahren zu viel geschiehet, und die ordentliche
Wege, so in dergleichen Fällen im Reich herkommens, vonChur-Maintz
Ld. ftirbeigegangen und an die Seite gesetzet worden, also wir nicht
unterlassen wollen, sobaldt] Ew. Ld. Erklärung wegen der Me-
diation uns zukommen wird, alle nachdrückliche officia hiebei zu leisten
und sowohl der nahen Anverwandtnuss halber als auch in kraft der
Allianz hiebei dergestaldt zu erweisen, dass Ew. Ld. unsere freund-
vetterliche AfTection daraus zu verspüren haben soll. —
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Die kaiserliche VermitteluDg. Sendung v. Mahrenholtzs. 601
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 23. Juni 1665.
[Uebernahme der VermittelaDg. AnfforderuDg an den Ef., an derselben aach
Theil zu nehmen.]
Er hat dem Markgrafen von Baden anderweitige Commission aufge- 23.Juoi.
tragen, sich zwischen beiden streitenden Theilen zu interponieren , anch
seinem Reichshofrath und Kämmerer Leopold Wilhelm Grafen zn Eö-
nigsegg und Rotteufels Befehl ertheilt, sich sofort zn E.PfaIz und
dann zu E.Mainz zu begeben und beide Theile zu ermahnen, dass sie
sich aller Thätliehkeiten enthalten nnd berührter Commission statt thnn
sollten. Inzwischen hat er des Ef. Schreiben vom 29. Mai/[8. Juni] erhalten,
er theilt ihm die ürstruktion für den Markgrafen von Baden und Graf
Eönigsegg mit und stellt ihm anheim, ob er nicht auch jemand der Sei-
nigen dorthin abordnen wolle, welcher dieses Werk mit beförderte i).
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 22. Juni/
[2. Juli] 166Ö,
[auf das Schreiben vom 23. Jnni. Anzeige der Sendung ▼. Mahrenholtzs an
E.Pfalz and E.Mainz.]
— Weil E. Eeyserl. M. zu Beförderung dieses hochwichtigen 2. Juli.
Wercks diensamb zu sein ermessen, dass auch ich jemand der Itfeinigen
zu der disfalls veranlassten Zusammenkunft abfertigen wollte, so habe
ich darauf sofort meinem zu Regens purg sich annoch befindenden
Oesandten Ghurt Asche von Itfarenholtz gemessene Instruction er-
theilet, sich — gleichfalls zu — Chur-Pfaltz Ld. und dann ferner
zu Ghur-Maintz Ld. zu verfügen und daselbst E. Eeys. Itfaj. höchst-
löbliche Intention schuldigstermassen zu secundiren. —
Der Kurfürst an v. Mahrenholtz. D. Cöln ar. d. Spree
22. Juni/[2. Juli] 1665.
[Auftrag, sich zu E.Pfalz und E. Mainz zu begeben nnd in Gemeinschaft mit
den kaiserlichen Commissaren die Yermittelnng zu Tersnchen.]
— befehlen wir Euch hiemit, Eure Sachen also anzustellen, damit 2. Juli.
Ihr Euch, sobald Ihr erfahren werdet, dass die Eeyserl. Commissarii
>) Auch E.Mainz, indem er (d. St. Martin sbnrg in Mainz 3. Juli 1665) mit-
theilt, dass der Eaiserdem Markgrafen von Baden and dem Grafen Eonigseck
die Yermittelnng aafgetragen habe, stellt dem Ef. anheim, ob nicht aach er
jemand zn diesen Verhandlangen absenden wolle, and erklart, auch seine Mit-
interessenten wären damit einverstanden.
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602 10. Der Eorpfälzische Wildfangsstreit
dabin gehen, gleichfalls zu ChurPfaltz und GhurMaintz Ld. ver-
itlget, zu dem Ende Ihr dann zu Eurer Legitimation beikommende
Creditive sowohl an GhurMaintz als ChurPfaltz' Ld. hiebei zu
empfangen. Und weil wir Euch in dieser Sache über einem und an-
deren, 80 etwan bei dieser Zusammenkunft vorkommen möchte, nicht
eigentlich instruiren können, so ist dieses allein unser gn. Wille, dass
Ihr alle gute und zu Erreichung der Eeyserl. und unserer bei diesem
Werk f&hrenden Intention dienliche officia nach Müglichkeit beitragen
sollet, dass von beiden streitigen Theilen von aller Gewaltthätigkeit
abgestanden und entweder diese Differentien, so ^el immer müglich,
in der Güte componiret, oder die Sache zu rechtlicher Ausführung
verwiesen werden möge. Nachdem auch solches Allerhöchst Ihrer
Key. M. gtr. Intention gemäss, als habt Ihr hierunter dero Abgesandten
bestermassen zu secundiren und zu Beförderung dieses hochnöthigen
Werks alle möglichste Assistenz zu leisten und uns von allem, was
in einem und andern vorgehen, auch ob und wann ein Ort zu einer
Zusammenkunfft determinirt werden möchte, — Bericht abzustatten. —
Kurfttrst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten.
D. Friedrichsburg 24 Juni/[4. Juli] 1665.
[auf die Schreiben des Kf. vom 29. Mai/8. Jani and I./IL Judi. Erneates Ver-
langeo der Leistang der alliansmässigen Hälfe.]
4.Jali. Die ßegrüodaog der Besetzung von Ladenburg K. Mainzischerseits
ist ganz nichtig, derselbe mit seinen Adhärenten hat noch weiter um sich ge-
griffen, dem kann er nicht länger zusehen. Bei so gestalten Sachen, bevor
alles in den früheren Zustand gesetzt worden ist, zu tractieren ist weder
reputierlich noch sicher, zumal da seine durch seinen Geheimen Rath Dr.
Peil und seinen Residenten am kaiserl. Hof Persius über fünf Wochen
betriebenen Sollicitationen so wenig Erfolg gehabt und der Reichsvicekanzler
sich höchst parteilich gegen ihn bezeigt hat. Er ersucht daher Kf. noch-
mals, ihm die in der Allianz verglichene Volkshülfe sobald wie möglich,
laut den expressen terminis der Allianz zuzuschicken und ihm mit der
nächsten Post zu berichten, wie bald und auf welchem Wege er diese
Hülfe zu erwarten habe , damit er der Gewalt Gewalt entgegensetzen oder
doch wenigstens sub clypeo mit seinen Gegnern tractieren könne.
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Sendung v. Mahrenholtzs zur Vermittelang. 603
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz, D. Cöln
4/ [14.] Juli 1665.
[auf das Schreiben vom 24. Jani/4. Jali. MahouDg zn gütlichen Verhandlungen.]
Gewiss IstMahrenboltz schon angelangt und ist man in voller Hand- 14. Jali.
Inng begriffen.
So lassen wir E. Ld. — selbst — uilheilen, wan wir deroselben
itzo Völker zu Hülfe schicken sollten, ob wir uns nicht parteiisch er-
zeigen und zu dieser Mediation und Handelung, von deren glücklichen
Ausgang wir uns gute Hoffnung machen, ganz untüchtig machen
würden. Wir ersuchen demnach E. Ld, — sie wollen dem Werk so
lange Anstand gönnen und sich gedulden, bis man sähe, wohin Ghur-
Mainzes Ld. sich erklären, auch im übrigen bei diesem Werke sich
so erzeigen, dass der allgemeine Friede — beibehalten — auch da-
durch [nicht] die vorseyende gütliche Hinlegung gehindert oder gar
aufgehoben werde. —
V, Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Friedriclisburg
17. /[27.] Juli 1665.
[K.Pfalz wünscht eine Allianz mit dem Ober- and NiedersächBischen Kreise.]
Er ist gestern hier angekommen und ist noch am Abend zur Audienz 27. Jali.
bei dem Kurfürsten vorgelassen worden. Derselbe sprach seinen Dank
dafür, dass Kf. sich dieses Werk so angelegen sein lasse , und zugleich
die Hoffnung ans, dass derselbe, wenn es zur Ruptur kommen sollte, ihm
gemäss der Allianz Hülfe schicken würde, gab im übrigen zn bedenken,
weil er in dem Eurrheinischen Kreise ganz bloss und allein stünde und
die übrigen drei geistlichen Kurfürsten keine ordentliche Kreis Verfassung
haben wollten, sondern sich darcb besondere Bündnisse allein assistierten,
ob nicht ein Mittel zu finden sein möchte, wodurch diesem Unheil abgeholfen
werden könnte, namentlich ob nicht eine Allianz zwischen dem Ober- und
Niedersächsiscben Kreise und ihm zn treffen sei, damit K.Mainz und die-
jenigen , welche von demselben dependierten, sich nicht also zu Meistern
des Oberrheiustroms machten
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Mainz
20./[30.] Juli 1665.
[Erklärung des Kurfürsten von Mainz.]
£r ist vorgestern hier angekommen und hat Audienz beim Kurfürsten 30. Juli,
erhalten. Dieser contestierte, wie augenehm ihm des Kf. luterposition wäre,
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604 10. Der KarpHllsische Wildfaogssireit
Kf. würde ans der Ton ihm . ond^ seinen Bondsgenossen aosgestellten
Erklärung '), die er ihm selbst Torlas, jodicieren, dass man ihrerseits za
aller Billigkeit nnd Erhaltung des Friedens geneigt w&re. Wenn es za den
Traktaten käme, würde man zu gänzlicher Abhelfnng dieser Streitigkeiten
K.Pfalz entweder ein Stück Geldes oder Land und Leute zur Satisfak-
tion und Aufhebung seines privilegii geben und abtreten.
Der kaiserliche Kommissar äusserte, er hätte nicht vermeint, K.Mainz
und die anderen Interessierten würden sich so weit herausgelassen haben,
man müsste nun K. Pfalz beweglich zureden, dass er diese Offerten nicht
ausschlüge. £r hätte überdies noch soviel sondiert, dass K. Pfalz Laden-
bürg wohl ganz bekommen könnte, wenn er K.Mainz wegen der Gemein-
schaft einige Satisfaktion gebe. Auch K. Cöln und K. Tri er, sowie der
Bischof von Speier nnd der Herzog von Lothringen haben ihre Ge-
sandten hier, es soll anch ein engelländischer Gesandter hier gewesen
nnd vor einigen Tagen nach Frankfurt verreist sein, er hat von dessen
Anbringen nnd Verrichtung aber noch nichts erfahren können. Morgen wird
er mit dem Kaiserlichen Abgesandten zu K.Pfalz nach Friedrichs-
burg fahren.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Friedrichsborg
31. Juli/ [10. August] 1665.
[yerE6geniDg der Verhandlaogeo.]
10. Aug. K.Pf alz hat auf die K.Mainzische Erklärung bisher nur erwidert, dass
er zunächst die Antwort des Kaisers abwarten wolle. Da diese nicht so
bald eintreffen kann, so ist Graf Königseck inzwischen in besonderer
Commission zu K.Trier nnd K.Cöln gereist').
1) S. »Abdrack der schriftlichen HaudlaDgeo, so aaff die von der Rom.
Keyserl. Migest. Aliergoädigst beUebte loterposition nnd Abordnung dero Ab-
gesandten, dess Hochwohlgebohmen Grafen, Herrn Leopold Wilhelmen, Grafen
za Königsegg und Rotten fels etc. von Chor-Mayntz nnd dero Consorten an Chor-
PfaltB veräbten Attentaten halber gewechselt worden." (Diar. Earop. XII
App. 8. 277ff.}; daselbst S. 292f. die Erklärung von K.Mains und Consorten
vom 27. Jali 1665.
*) Mahren ho Its meldet am 7./17. August von Friedrichsbnrg aus, K.PfaU
habe sich noch nicht erklart, Konigseck sei noch nicht surück, heute wurden
hier 100 von Pfals-Neuburg zu Hälfe geschickte Reiter ankommen. Die
alliierten Truppen (1000 z. Pferd und 1500 z. Fuss) zögen sich zusammen und
es würden noch inehr nach Ladenburg gelegt.
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VerzogeruDg der Vorhand langen. 605
Derselbe an den KurfÖrBten. D. Friedrichsburg
14/24. August 1665.
[Wenig günstige Aussichten sam Vergleich.]
Seit seinem letzten Bericht vom 7./17. hat es sich hier je mehr und 24. Aug.
mehr zur Roptar angelassen. Yorgestern ritt der Kurfürst wieder mit dem
Grafen von Königseck hinaas, die Völker zn besehen^), nnd fielen unter-
wegs, wie auch nach gehaltener Tafel ziemliche harte Discurse von der
Partialität am Eaiserlicben Hofe in dieser Sache, von K.Mainz und dem
R. Vicekanzler, welches der Graf sich sehr zu Gemütbe zog. Er übergab
noch denselben Tag die kaiserliche Resolution'), der Kurfürst erklärte,
dass er sich darin ersehen wollte. Man erwartet stündlich 3 Compa^nieen
Reiter von den Lüneburgischen *), welche schon zu Frankfurt über den Main
gegangen sein sollen.
Ich sehe sonst fast wenig apparence zu Tractaten, und wenn man
Sr. Ghurf. D. zuredet und eines und anders remonstriret,* antworten
Sie nur, dass Sie erstlich wollen restituiret sein und Ladenburg
wieder haben; wenn die Lüneburgischen Volker ankommen, fürchte
ich, dass es ohngeachtet alles, was der Keyserl. H. Commissarius und
ich vorstellen möchten, wird angegriffen werden. —
Der Kurfürst an v. Mahrenholtz. D. Cöln a. d. Spree
15./ [25.] August 1665.
[Mahnang an E.Pfalz, die Verhandlangen nicht zu verzogern.]
Der Kaiser bat ihn aufgefordert, K.Pfalz zusprechen zu lassen, die25. Ang.
Sache nicht länger aufzuhalten, sondern Bevollmächtigte zu Verhandlungen
zu schicken. Auch Kf. glaubt, K.Pfalz habe keine Ursache, die Verhand-
lungen zu verzögern, befiehlt ihm daher, demselben dazu zuzureden, und
fugt ein in diesem Sinne gehaltenes Schreiben an denselben bei*).
^) 8. den Brief des Karfarsten Karl Ludwig an seine Gemahlin, die
Baugräfin Luise vom 12./22. August 1665 (Schreiben des Kurfürsten Karl Ludwig
von der Pfalz ond der Seinen heraasg. von Holland, Bibliothek des literarischen
Vereins in Stattgart. Bd. GLXVII S. 156).
>) d. Wien 9. August 1665 (Diar. Eur. XII App. 8.295).
^ S. aber diese durch den Schwager des Karfürsten, den Herzog Ernst
August, Bischof von Osnabrück, vermittelte Sendung lunebargischer Hulfs-
trappen nach der Pfalz die Briefe der Herzogin Sophie vom 11./21., 13./23.
und 20./d0. August 1665 (Bodemann S. 91ff.) und Kocher I S. 439.
*) In einem weiteren Bescript vom 2 1./31. August weist Kf. Mahren hol tz
auf dessen Belation vom 14./24. August hin an, falls es zur Ruptur kommen und
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60g ^ 10. Der Korpfälzisohe Wildfaogsstreit.
V, Mahrenholtz an den Eurflirsten. D. Mainz 18. August/
7. September 1665.
[K.PfalzB ForderoDg wegen Sequestrierang Ladeobargs ist von K.Maioz
angenommen worden.]
7. Sept. Weil E.Pfalz darauf bestandeo bat, dass die Garnison ans Laden-
borg abgeführt, nnr ein kaiserlicher Commissarius ohne Völker bis za
Anstrag der Sache hineingelegt ^ nnd darauf zu den Traktaten geschritten
werden solle, so haben er und Graf Königs eck sich hieher begeben nnd
E. M.ainz dabin gebracht, einen Revers, in welchem dieses zugestanden
wird, auszustellen; wenn E.Pfalz, zu dem sie nun zurückkehren wollen,
dagegen nichts zu erinnern hat , so soll derselbe von beiden Tbeilen voll-
zogen^), die Garnison abgeführt und die Traktaten begonnen werden.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Friedrichsburg
11./21. September 1665.
[Ladenbarg ist sequestriert worden, die Verhandlangen sollen su Speier be-
ginnen, er wünscht nach Begensbarg surückzakehren.]
21. Sept. Nach vielen von E. Pfälzischer Seite gemachten Difficultäten ist end-
lich die Sequestration und Evacuation von Laden bürg am vergangenen
Freitag vollzogen worden, künftigen Freitag werden die Traktaten zu
Speier ihren Anfang nehmen, er wird sich auch dort einfinden. Graf
Eönigseck hat sich vorgestern vom Eurfürsten verabschiedet nnd ist
zum Eaiser nach Innsbruck gereist. Der Markgraf von Baden wird
auch, wenn etliche Gonferenzen gehalten, jemand von seinen Räthen an
seiner Stelle verordnen. Auch M. bittet, ihm zu gestatten, nach Re-
gensburg zurückzukehren, er glaubt, dass die Traktaten sehr langsam
hergehen und wohl gamichts daraus werden wird, er findet E.Pfalz so
veränderlich, dass er sich bei der Sache nichts auszurichten getraut*).
der kaiserliche Gesandte abreisen sollte, ebenfalls nach Hegensbarg zarnckza-
kehren. M. erwidert (3./13. September) , er habe dem Befehle des Ef. gemäsd
sich getrealich bemüht, es nicht zar Raptar kommen za lassen, habe sich aber
dadurch nicht angenehm gemacht.
^) S. den Brief des Karfürsten Karl Ludwig an die Baagrafin Luise
vom 30. AagOBt/ 10. September 1665 (Holland S. 162).
*) S. diesen von K.Mainz am 11. September, von K.Pfalz am 30. August/
9. September 1665 aasgestellten Revers Diar. Earop. XII App. S. 135.
*) Kf. ertheilt darauf wirklich (d. Göln 19./29. September 1665) M. die Er-
laubnis, nach Begensbarg zaruckzakehren, und beauftragt denselben, ihm eine
andere geeignete Persönlichkeit für die Fortsetzung der Interposition vorzu-
schlagen, auf die Bitte des Markgrafen von Baden aber weist er ihn an (d.
Cassel 23. October/2. November 1665), noch etwa drei Wochen zu Beförderang
der Interposition in Speier zu bleiben.
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VerhaDdlaogeD zu Speier. 607
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 10./ 20. October 1665.
[Vorschlag der Vermittler. FeindseligkeiteD von K.PfälziBcher Seite.]
K.Pfalz hat aaf das durch die Vermittler vorgeschlagene Angebot ^ 20. Oct.
von 300,000 Gnlden pro abolitione jnrium et privilegii sich noch nicht er-
klärt. Seine Abgesandten bleiben bei allen Conferenzen dabei, dass sie
vorher, ehe sie sich weiter einliesssen, die gravamina der einzelnen Gravier-
ten wissen wollten, jene aber antworten, dass sie solche gravamina schon längst
mitgetheilt und in öffentlichem Druck haben ausgehen lassen and dass sie ra-
tione qualitatis, wenn auch nicht qnantitatis, alle gleich graviert seien. Vor-
gestern kam Zeitung, K.P f a 1 z sei*) mit 6000 Mann vor des Prinzen d e V an d e •
mont') Quartier zu Wurstadt gerückt, habe die Vorwacht chargiert und,
weil die lothringischen und der Alliierten Völker von einander entfernt ge-
legen, es so weit gebracht, dass sie sich bis auf eine halbe Stunde vor
Mainz haben retirieren müssen, auch einen E. Mainzischen Hauptmann
mit 50 Mann gefangen genommen. Die Gesandten der Gravierten haben
sich sehr darüber beschwert, auch der Markgraf von Baden zieht es sich
sehr zu Gemüth, dass bei währenden Traktaten solche Feindseligkeiten vor-
genommen sind.
0 Nachdem in den am 80. September zu Spei er begonnenen Verhandlan-
gen zonächst nur nebensächliche Fragen , die Hauptsache aber garnicht berührt
worden war, da weder K.Pfalz eine Entschädigung für den Verzicht auf seine
Rechte fordern, noch dessen Gegner eine solche anbieten wollten, hatten end-
lich, wie Mahrenholtz am 3./13. October meldet, der Markgraf von Baden und
er, als Vermittler, den Vorschlag gemacht, dass die Gravierten E.Pfalz
300,000 Gulden anbieten sollten. Schon in diesem Schreibee hatte M. gemeldet,
dass es bei Ingelheim zu einem Rencontre zwischen lothringischen Reitern
und pfalzischem Landvolk gekommen sei. Vgl. darüber „Extract Schreibens
ans Nieder-Saulheimb den 6. Octobris a. leßö*" und .Wahrhafftiger Bericht wie
es in Nieder-Saulheimb ist hergegangen." (Diar. Earop. XII App. S. 319 ff.)
^ Vgl. über diese Vorgänge des 4./ 14. October den Brief des Karfürsteo
Karl Ludwig an die Raugräfin Luise von demselben Tage (Holland S. 169)
and die Flugschrift: „Wahrhafter Bericht, welcher gestalt Ch.Pfaltz von denen
zu Speyer bey der Kaiserl. Commission und Churbrandenburg. Mediation ver-
anlassten gütlichen Tractaten abgesprungen und die gravirte CkFürsten, Stand und
immediat Reichs - Ritterschaft mit voller Heeresmacht in ihren Territoriis über-
zogen," und die Gegenschrift: .Wahrhafter Gegenbericht, welcher gestalt nicht
Chur-Pfaltz, sondern Chnr-Mayntz und Gonsorten etc." (Diar. Europ. XII
App. 8. 314 f. 316 ff.)
') Befehlshaber der lothringischen Truppen.
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608 10. Der KarpfalsiBche Wildfaogsstreit.
Derselbe an den Kurfürsten. D, Speier 17./27. October 1665.
[UnterbrechuDg der Traktaten. VerhandlangeD Gieses and Risancoarts.]
27. Oct. Da K.PfaU sich wegen des vorgeschlagenen Aeqnivalents noch nicht
erklärt und seine Gesandtschaft zu sich nach Oppenheim berufeo hat, so
können die Traktaten nicht fortgesetzt werden, inzwischen aber kommen
täglich Zeitnngen, dass es zur Koptnr gekommen ist und allerhand Feind-
seligkeiten vorgehen. Der Markgraf von Baden und er haben den Gesandten
beider Theile deswegen ernstliche Vorstellungen gemacht. Der Markgraf
ist gestern von hier abgereist, hat aber versprochen, in wenigen Tagen
zurückzukehren. Derselbe hat ihm im Vetrauen mittheileu lasben, er habe
Nachricht, dass beide Theile ihre Streitigkeiten den Kronen Frankreich
und Schweden und dem Hanse Braunschweig untergeben und dieselben
zu Schiedsrichtern erwählt hätten, was dem Kaiser und dem Kf., zumal da-
durch deren Mediation zurückgesetzt würde, wohl nicht gefallen würde. Dass
der Pfalzneuburgische KanzlerGiese und der Lothringische Gesandte Ris an-
court bei K.Mainz und K.Pfalz etwas negotiieren ^) und von dem einen
zum anderen reisen, ist sicher und wird von den Gesandten beider Theile
zugestanden ').
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. J). auf
unserm Ambthause Homburg 18. /[28.] October 1665.
[K.Mainzs Beschwerde aber den Ueberfall gegen die Trappen der Alliierten, Ab-
mahnung von weiteren Thätlichkeiten.]
28. Oct. K.Mainz hat sich beklagt*} über den Ueberfall, welchen trotz der zu-
gesagten Waffenruhe K.Pfalzs Truppen gegen die alliierten Truppen unter-
nommen haben.
Nun mUsaen wir zwar von diesen Proceduren, so lang wir von
E. Ld. selten nicht informiret sein, unser Judicium suspendiren, sollte
solche Sache aber auf E. Ld. Befehl, welches wir doch nicht glauben
können, fÜrgangen sein, so lassen wir dieselbe hoch vernünftig judi-
ciren, wie solches nicht allein der Rom. Keys er 1. Maj. und auch
') 8. die Briefe des Earfarsten Karl Ladwig an die Raugräfin Laise vom
15./25. und 21./31. October 1665 (Holland S. 1700-
*) Ef. weist auf diese Relation hin v. M. an (d. Cassel 27. October/ 6. No-
vember 1665), wenn jene Remonstrationen nichts fruchten and es doch zur Rup-
tur kommen sollte, sofort abzoreisen.
*) in einem Schreiben vom 20. October 1665. Kf. erlässt anter demselben
Datam auch an denselben ein Schreiben, in welchem er ihn ermahnt, sich durch
jene Thätlichkeiten nicht sam Abbrach der Traktaten and snr Erwiderung der
Feindseligkeiten bewegen za lassen, and erklärt, falls K.PfaU jene anbefohlen
haben sollte, sich bemühen zu wollen, dass derselbe dafür Satisfaktion leiste.
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YerhandlaDgeD zu Oppenbeiin uDd Speier. 609
uns, indem ein anders versprochen worden, zur Verkleinerung ge-
reichen, besondern auch den furhabenden gütlichen Vergleich gänz-
lich behindern würde und nicht ChurMayntz Ld. verdacht werden
können, sich hierüber zum höchsten zu beschweren und gegen solche
Hostilitäten mit gleicher Bezeigung zu verfahren, wovon wir dieselbe
gleichwohl abgemahnet und gebeten, die Tractaten einen Weg als
den andern zum Schluss befördern zu helfen. — Ersuchen demnach
E. Ld. nochmahlen — Sie wollen mit Zurücksetzung aller ferneren That-
handlung die soweit gebrachte gütliche Handlung femer facilitiren. —
V. Mahrenholtz an den KurfB raten. D. Speier 24 October /
3. November 1665.
[Der Oppenheimer Recess.]
Der E. Mainzische Abgesandte hat ihm sagen lassen, dass die Präli- 3. Nov.
minartractaten zu Oppenheim, zu denen sich Greiffenclao, Giese
und Risanconrt gebrauchen lassen, dahin geschlossen sind^), dass die
Hanptbandlnng hier förderlichst reassumiert, in zwei Monaten geendigt oder in
vier Monaten per compromissum ausgemacht und der hierüber aufgerichtete
Recess dem Markgrafen und ihm zur Ratification hieher geschickt werden
solle, inmittelst wäre ein Waffenstillstand auf 8 Tage publiciert worden.
Dersellje an den Kurfürsten. D. Speier 7. / 17. November 1665.
[Vergleich über die streitigen Pnncte. Pablicierung des Friedens.]
Der Neubnrgische Kanzler Giese ist von Heidelberg nach Mainz 17. Nov.
gegangen und hat die Sache soweit gebracht^ dass die Suspension der jura
während der Tractaten von E.Pfalz angenommen ist und die Alliierten
erklärt haben, während dieser Tractaten in den streitigen Dörfern auf zwei
Stundenweit von Heidelberg, Mannheim und Frankenthal garkeine,
in den übrigen höchstens 5 Mann einzuquartieren. Der Markgraf und er
selbst haben den Recess spe rati unterschrieben. Vorigen Mittwoch [l./ll.]
ist der Stillstand um gewesen und haben beide Theile wieder Feindselig-
keiten unternommen, Sonntag Mittag [5./ 15.] aber ist der Friede publiciert
worden und werden die Völker nunmehr abgeführt, morgen wird man hier
wieder mit den Tractaten beginnen.
>} S. den Oppenheimer Recess vom 21./31. October 1665 (Diar. Burop. XII
App. S. 322 ff. Londor p IX S. 379 f.).
Mater. %. Gesch. d. O. Knrfnrsten. XI. 39
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610 • 10. Der l^urpfalzische WildfaDgsBtreit.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 12.122. December 1665.
jFrachtlofligkeit der hinsigen Verhandlaogen , aDScheinend gehen wieder beson-
dere Verhandlaog^D nebenher.]
22. Dec. Vergeblich haben der Markgraf von Baden nnd er die K.Ffalziscbe
Geeandtschaft ermahnt, einen Anschlag ihrer jnra zu übergeben und eine
Satisfaction und Aeqnivalent zu fordern, jene beßtehen daranf, dass das
Gegentheil eine Offerte, nnd zwar an Land nnd Leuten mache, woraof sich
aber die Gravierten nicht einlassen wollen. Der Neuburgische Kanzler
Giese ist wieder hier gewesen und Sonnabend [9./19.] mit Greiffenclan
nach Mainz gefahren; etliche meinen, er habe von E.Pfalz Vollmacht^
ein Aeqnivalent zu fordern, es sollte aber nicht vor die Gommission gebracht
werden, sondern sie würden wohl wieder, wie zu Oppenheim, ä part trac-
tieren und, wenn ein Recess aufgerichtet, denselben wie nenlich Ihnen ad rati-
ficandum übergeben. Die zwei Monate, welche vermöge des Oppenheimschen
Recesses zu diesen Tractaten angesetzt sind, sind schon bis auf wenige
Tage verstrichen, und ist fast nichts ausgerichtet worden').
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 2./ 12. Januar 1666.
[Verhandlaagen zu Heidelberg wegen der Entschadigaog für K.Pfalz.]
12. Jan. K.Mainz und K.Pfalz haben den Markgrafen nnd ihn benachrichtigt,
dass zu Beschleunigung der hiesigen Conferenzen ihre Deputierten zu Hei-
delberg im Werk begriffen seien, ratione qnanti zu verhandeln. Nach
dem Bericht des Speierschen Kanzlers soll K.Pfalz 400,000 Gulden an
Land und Leuten nnd stehenden Gefällen fordern, und würden, obgleich
es eine hohe Summe sei, die Gravierten sich doch wohl, damit man end-
lich aus der Sache käme, dazu resolvieren.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 15./ 25. Januar 1666.
[Abbrach der YerhandlaDgen.J
25. Jan. Was es mit den Heidelbergischen nnd daher auch mit den hiesigen
Tractaten nunmehr für einen Ausgang genommen, wirdKf. aus der beifolgenden
>) Nachdem M. auch am 19./ 29. December berichtet, dass die Tractaten
nicht vorrückten, weist ihn Kf. 9./ 19. Janaar 1666 an, wenn er merken sollte,
dass man nicht in kurzem mehr Ernst in der Sache bezeige, sich zum Aufbrach
fertig zu halten.
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Abbruch der Verhandiaogen. 611
Protestation der Gravierten *) und dem Sehreiben von K.Pfalz*), darin der
Markgraf and er gleichsam ihre Abdankung und Abfertigung erhalten haben,
ersehen. Er wird des Kf. Rescript zufolge sich nächster Tage nach Re-
gensburg begeben').
^) In derselben (d. Heidelberg 25. Januar 1666) erklären dieselben, nachdem
K.Pfalz die von ihnen bewilligte Summe nicht angenommen habe und dem Oppen-
heimer Recess zuwider das Schloss Hoheneck nicht wolle räumen lassen, revo-
cierten sie alle ihre bisherigen Zugestandnisse und erböten sich zu dem in dem
Oppenheimer RecesB für den Fall, dass es zu keinem gütlichen Ausgleich käme,
verglichenen Gompromiss.
>) In demselben (d. Heidelberg 15./25. Januar 1666) zeigt K.Pfalz ihnen bei-
den an, er habe erkannt, dass es den Alliierten mit den gütlichen Tractaten kein
rechter Ernst gewesen sei, er ernenne, da die Sache nun durch ein Gompromiss
abgemacht werden müsse, die Könige von Frankreich und Schweden zu
Schiedsrichtern und den Kaiser zum Obmann, und dankt ihnen für die bei den
Conferenzen zu Speier aufgewandten Bemühungen. S. auch die Schreiben des-
selben an den Konig von Schweden vom 19./29. Januar 1666 (Diar. Europ. XII
App. S.347) und an den Kaiser vom 10./20. Juli 1666 (XIII App. S. 686).
*) Auf diese Relation erwidert Kf. 2./12. Februar 1666: „ob wir wohl ungern
daraus ersehen, dass sowohl die zwischen ChurMainz und ChurPfaltz vor-
gewesene Handlung als auch die ChurPfälzischen Entfernungstractaten (S. oben
ö. 77) fruchtlos abgegangen , so sein wir doch mit euer desfalls angewandten
Negotiation, so uns auih von anderen gerahmet worden, wohl zufrieden."
39'^
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Abschnitt 11.
Der Münstersche Krieg.
1665-1666.
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Einleitung.
Der Krieg, welchen im Jahre 1665 der Bischof yod Müoster Chri-
stoph Bernhard von Galen^) gegen die Republik der Vereinigten
Nieder! an de unternahm, war ein Akt der Rache für mehrfache Uebergriffe
nnd Gewaltthaten, welche sich dieselben gegen ihn ähnlich wie gegen ihre
anderen deutschen Nacbbaren ') erlaubt hatten. Den Hauptstreitpunkt bil-
dete die schon seit langer Zeit spielende Borkeloer Angelegenheit. Die
zwischen dem Bisthnm Münster und den niederländischen Provinzen Gel-
dern und Overyssel gelegene Herrschaft Borkelo war, nachdem der
letzte rechtmässige Inhaber, Graf Jodokus t. Brunkhorst, 1553 ohne
Nachkommen gestorben war, als erledigtes Lehen ?on dem damaligen Bi-
schof von Münster eingezogen worden, Ansprüche, welche die von weib-
licher Seite mit dem letzten Besitzer verwandten Grafen von Limbnrg-
Styrum auf dieselbe erhoben, waren sowohl von dem Münsterschen Lehns-
gericht als auch von dem Reichskammergericht zu Speier zurückgewiesen
worden. Der Graf Jodokus von Li mbnrg-Stjrum aber hatte sich
darauf an die Regierung von Geldern gewendet, diese hatte trotz des
vom Kaiser unterstützten Protestes des Bischofs unter Berufung darauf,
dass Borkelo unter ihrer Gerichtsherrlichkeit stehe, die Sache ihrem Gerichts-
hof zu Arnheim übertragen und hatte, nachdem derselbe 1615 zu gunsten
des Grafen entschieden nnd das ßisthum Münster zur Herauszahlung der
inzwischen von dort bezogenen Einkünfte verurtheilt hatte, jenen mit Gewalt
dort eingesetzt und die Münsterscbe Besatzung vertrieben. Unterhandlun-
gen, welche der damalige Bischof Ferd in an d, zugleich Kurfürst von Cöln,
mit den Generalstaaten anknüpfte, waren vergeblich, auch ein neuer Spruch
des Reichskammergerichts 1642 wurde um so weniger beachtet, als damals
während des dreissigjährigen Krieges weder der Bischof noch die Reichs-
gewalt im Stande waren nachdrücklich aufzutreten. Bischof Ghristophßern-
0 S. über deDselbeo Joa. ab Alpen, Decadis de vita et rebus gestis
Ghristophori Bernardi episcopi et principie Monasteriensis pars I a. II, Maoster
1694 u. 1703. Täcking, Geschichte des Stifts Münster unter Christoph Ber-
nard von Galen. Maoster 1865.
>) S. Droysen III 3 S. 61 ff.
*) 8. Alpen I 8. 597 ff. Täcking 8. 120ff.
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gl6 11. Der Munstersche Krieg.
hard, welcher bald nach Beendigong jenes Krieges 1651 in Munster zar
Regiemng kam, hatte die Ansprüche seines Stiftes wieder aafgenommen
und hatte ^) 1652 von der Provinz Geldern die Zurückgabe von fiorkelo
gefordert, war aber dort nnd dann auch von den Generalstaaten abgewiesen
worden. Nach längerer Frist, nachdem er inzwischen Anfang 1661 der
Rheinischen Allianz beigetreten war und mit Hülfe der Alliierten sowie des
Kaisers seine nach der Reichsnnmittelbarkeit strebende Stadt Münster unter-
worfen, dabei aber auch wieder die Feindschaft der Holländer erfahren hatte,
hatte er 1663 nene Unterhandlungen mit den Generalstaaten wegen Bor*
kelo angeknüpft, aber') obwohl König Ludwig XIV. durch seinen Gesand-
ten im Haag, den Grafen d'Estrades, sich seiner annahm, hatten jene
doch die Sache hingezogen, ohne dass die Forderung des Bischofs erfüllt
oder überhaupt irgend eine Entscheidung erfolgt wäre. Inzwischen aber
war zwischen ihnen und dem Bischof ein neuer Streit entbrannt infolge der
Einmischung beider Theile in den ostfriesisch-lichtensteinschen
Streit'). Seit vielen Jahren schuldete der Fürst von Ostfriesland dem von
Lichtenstein eine Mitgift von 300,000 Thalern, schliesslich im Jahre 1663
erklärte der Reichshofrath diese Schuld für verfallen und beauftragte den
Bischof von Münster mit der Einziehung derselben. Graf Georg Chri-
stian von Ostfriesland, ausser Stande dieselbe zu bezahlen, suchte Aufschub
und wandte sich an die Generalstaaten, welche sich auch erboten, ihm d<is
Geld vorzustrecken, aber dafür die Einräumung der Dieler Schanze for-
derten. Um dieses zu verhüten, Hess der Bischof (7. December 1663) die
Dieler Schanze von seinen Truppen überrumpeln und besetzen, und als
darauf die ostfriesischen Stände mit Hülfe der Holländer das nöthige Geld
zusammenbrachten und sich zur Zahlung desselben erboten, weigerte er
sich, dasselbe anzunehmen, wenn nicht die Schanze geschleift würde. Allein
nun trafen die Generalstaaten Rüstungen, verlangten drohend die Räumung
der Schanze^ und da jener erklärte , nicht ihnen sondern dem Grafen von
Ostfriesland nach Zahlung der Schuldsumme dieselbe übergeben zu wollen,
Hessen sie nach vergeblichen weiteren Unterhandlungen die Belagerung der
Schanze beginnen und zwangen (4. Juni 1664) die münstersche Besatzung
zur Capitulation. Unmittelbar darauf (17. Juni 1664) erliessen sie an den
Bischof ein Schreiben, in welchem sie von demselben die Rückzahlung der
seit 1553 aus Bor kelo bezogenen Einkünfte in Höhe von 1,500000 Gulden
forderten und im Weigerungsfalle mit Ezecution drohten.
Der Bischof hatte damals den grössten Theil seiner Truppen dem Kai-
ser nach Ungarn zu Hülfe gegen die Türken geschickt, er selbst war, als
er jene Nachrichten erhielt, gerade auf der Reise nach Wien begriffen, um
die ihm übertragene Stellung als Director des Reichskriegsraths ^) anzu-
0 ä. Alpen I S. 90ff.
^ S. Alpen I S. 590ff. Mömoires d'EetradeB II S. 40. 137. l&ü. 230.
356. m S. 240 ff. 246 ff.
') S. Alpen I S. 597 ff. Tücking S. 120 ff.
*) S. oben S. 227.
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EiDleitnng. 617
treten, er war so vorläufig aosser Stande, irgend etwas gegen die Hollän-
der zu unternehmen, aber er war auf das tiefste erbittert durch die ihm
von denselben widerfahrene Behandlung und er hat sich seitdem mit Rache-
gedauken gegen dieselben getragen. £r hat, nachdem der Krieg in Ungarn
schon im September 1664 sein Ende gefunden hatte, sich noch bis Mitte
October in Wien aufgehalten, obgleich nach wie vor Mitglied der Rheini-
schen Allianz war er doch schon im vorhergehenden Jahre ^) während seines
Aufenthaltes auf dem Reichstage zu Regensburg zu dem kaiserlichen Hof in
sehr, enge Beziehnngen getreten, welche jetzt noch befestigt wurden, ohne
Zweifel hat er seine gegen die Holländer gerichteten Pläne demselben
mitgetheilt und hat von dort her billigende und ermuthigende Zusicherungen
erhalten^}, hat vielleicht') seinerseits in Aussicht gestellt, Spanien und
den Kaiser gegen Frankreich, wenn dieses die spanischen Niederlande
angreifen sollte, zu unterstützen, doch ist es jedenfalls zu keinen festen Ab-
machungen gekommen.
Für die Ausführung der Rachepläne des Bischofs schien sich bald eine
günstige Gelegenheit darzubieten. Schon im Sommer 1664 hatten die
Streitigkeiten zwischen England und Holland ihren Anfang genommen,
welche schon damals den Ausbruch eines Krieges zwischen beiden Seemächten
voraussehen Hessen, zu Ende des Jahres kam es dann zunächst in den bei-
derseitigen Colonieen zu Feindseligkeiten, im März 1665 erfolgte die officielle
Kriegserklärung von selten Englands, am 13. Juni wurde eine erste grössere
Seeschlacht geliefert, welche für die Holländer nnglücklich endigte. Der
Bischof hat diese Gelegenheit mit dem grössten Eifer ergriffen, ganz ins-
geheim sandte er im Frühling 1665 den Obristlieutenant v. Wreden nach
England, um dem Könige ein Bündnis gegen Holland anzubieten, und
schon nach kurzen Verhandlungen wurde am 13. Juni zu London ein Ver-
tragt) nnterzeichnet, in welchem der Bischof zusagte, innerhalb 2 Monaten
ein Heer von 20,000 Mann zu Fnss und 10,000 Reitern aufzubringen und
mit demselben gegen die Holländer den Krieg zu eröffnen, wogegen sich
der englische König znr Zahlung von Snbsidien, und zwar für die ersten
drei Monate von 500^000 Thalern in 3 Raten, und für jeden folgenden Monat,
so lauge der Krieg gemeinschaftlich geführt würde, von 50,000 Thalern
verpflichtete. König Karl H., welcher am 21. Juli diesen Vertrag ratifi-
cierte, sandte darauf Lord William Templean den Bischof, dieser ^) begab
0 Schon 1. Februar 1663 meldet dieses Estrade s seinem Könige (M6m.II S.64).
>) In Cleve wirft 20. März 1666 der münstersche dem kaiserlichen Gesandten
vor (Urk. n. Akt. II S. 377): que Temperenr sod maltre avait un roaavais cod-
seil; qu'il embarquait les princea, qui avaient qaelque confiance en Ini, dana des
guerrea et mauvaiaea afifairea et apröa lea abandonnait.
*) So vermntbet Ludwig XIV., a. dessen Schreiben an d'Batrades vom
29. Aoguat 166Ö (M^m. d'Estrades III S. 357;.
*) S. Alpen I S. 670 ff.
^) S. dessen Brief an seinen Vater vom 6. September 1665 (bei Wiena,
Sammlung fragmentariacher Nachrichten über Christoph Bernard von Galen, Fürat-
biachof zu Munater S. 99 f.) and M6m. d'Eatrades III 8.271 f.
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618 11- Der Mönatersche Krieg.
sich aach ganz insgeheim durch die spanischen Niederlande sa deraselben
nach Coesfeld , brachte dort den Traktat zam Abechloss nnd Hess darsof
die erste Rate der Subsidien in Antwerpen an den Bischof aossahlen.
Schon vorher hatte dieser seine Rüstnngen begonnen, wnsste aber den
Zweck derselben so geschickt zq verbergen, dass sich die verschiedenartig-
sten Gerüchte darüber verbreiteten und man auch in Holland trots der
Warnungen Ludwig XIY. sorglos blieb und es verabsäumte, rechtzeitig
die nöthigen Vertheidigungsmassregeln zu treffen. Erst Mitte September
liess der Bischof die Maske fallen , am 14. September sandte er an die
Generalstaaten ein Ultimatum nnd liess , ohne die Antwort derselben abzu-
warten, seine Truppen von verschiedenen Seiten in die niederländischen
Provinzen eindringen. Freilich hat er diesen Kriegt) so planlos und unge-
schickt geführt, dass ,er auch zu Anfang, obwohl die Holländer völlig über-
rascht wurden, nur einen Theil des platten Landes verwüstet und einige
unbedeutende Plätze eingenommen hat und dann, nachdem die Holländer
eilige Rüstungen getroffen und auf ihre Bitte ihnen ein französisehes Hüifs-
corps geschickt war, bald seinen Fortschritten Einhalt gethan worden ist.
In jenem Vertrage des Bischofs mit England war auch dem Kurfürsten
von Brandenburg nnd dem Pfalzgrafen von Neu bürg der Zutritt zu
dem Bündnisse gegen Holland nnd, falls sich dieselben dazu verstehen sollten,
ein Antheil an den von England zu zahlenden Subsidien vorbehalten worden
woraus ersichtlich ist, dass man damals noch die Hoffnung gehabt hat, anch
die Bundesgenossenschaft dieser Fürsten, welche ebenfalls vielfache Unbilden
von den Holländern erlitten hatten und in manche Streitigkeiten mit den-
selben verwickelt waren, zu gewinnen. Versuche dazu hat der Bischof
schon vorher bei Gelegenheit^nnd unter dem Vorwande der Vermittelung der
Streitigkeiten, durch welche jene beiden Fürsten bisher einander entfremdet
waren, gemacht. Diese Bemühungen und das Verhalten des Kurfürsten
denselben gegenüber sind oben in dem 8. Abschnitte dargelegt worden, es
hat sich dort ergeben, dass der Kurfürst, welcher allerdings auch entschlossen
war, die Verwickelung Hollands in den englischen Krieg in seinem Interesse
auszunützen , anfangs auch auf jene weitereu Anträge des Bischofs einge-
gangen ist, so dass er sogar in Dorsten auch über eine nähere Vereinigung
der drei Fürsten behufs gemeinschaftlicher Geltendmachung ihrer Ansprüche
gegen Holland verhandeln liess, dass er aber nachher, nachdem er erkannt
hatte, mit wie kühnen und gewaltthätigen Absichten sich der Bischof trug,
die Ratification jenes dritten Vertrages verweigert und diese Verhandlungen
unter dem Vorwande, sie bis zu seiner für den Sommer beabsichtigten Hin-
kunft nach Gleve verschieben zu wollen, abgebrochen hat'}, während Pfalz-
Neubnrg aus Rücksicht auf Frankreich, welches das ganze Treiben
0 S. ober den Verlauf desselben Aitzema V S. 642ff. Alpen I S.688f.
Tncking S. 133 ff.
3) 8. die Rescripte des Kf. vom 8./18. März (S. 542), 29. März/8. April (3. 544)
und 8./18. April 1665 (S. 546).
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Eioleitang. 619
des Bischofs mit dem grössten Misstrauen ansah und auch in jenem zweiten
zn Dorsten abgeschlossenen Vertrage, der an and für sich sehr anschal-
digen Defensivallianz zwischen den drei Fürsten, einen im österreichischen
Interesse gemachten Versuch ^ur Sprengung der Rheinischen Allianz er-
blickte und daher demselben entgegen wirkte, sich schon in Dorsten selbst
von jenen weiterzielenden Verhandlungen zurückgezogen und jenen Vertrag
von den Seinigen überhaupt nicht hat unterzeichnen las6en\
In diesem Abschnitte sind aus dem sehr umfangreichen Aktenmateriale
die wichtigeren Dokumente zusammengestellt, welche die Politik des Kur-
fürsten während des Krieges selbst von dem Moment an, wo die kriege-
rischen Pläne des Bischofs zu Tage treten, bis zum Abschluss des Clevi-
schen Friedens veranschaulichen. Diese Politik desselben ist^ ganz im
Gegensatz zu dem leidenschaftlichen, rücksichtslosen Auftreten des Bischofs
eine sehr vorsichtige und weitblickende. Wenn irgend einer so hatte der Kur-
fürst Veranlassung, über das Verhalten der niederländischen Regierung ent-
rüstet zu sein, und wohl hat er den Wunscti gehegt, bei dieser Gelegenheit
dieselbe zu nöthigen, wenigstens einen Theil der Ansprüche, welche er an sie
za stellen hatte, zn erfüllen, aber dadurch hat er sich in seinen entscheidenden
Entschlüssen nicht bestimmen lassen» vielmehr hat er erkannt, dass er nach
wie vor in seinem eigenen, im allgemein protestantischen und im europäischen
Interesse auf die Bundesgenossenschaft mit Holland angewiesen sei, dass
er verhüten helfen müsse, dass dasselbe nicht dem doppelten Angriffe von
der See nnd vom Lande her erliege oder sich ganz in die Arme Frankreichs
werfe, daher hat er schliesslich seine Forderungen auf das bescheidenste
Maass herabgestimmt^ um den Abschluss des Bündnisses mit Holland trotz
des Uebelwollens der dort herrschenden Partei zustande zu bringen, und
nachdem dieses gelungen, hat er, um den unberechenbaren Wechselfällen
eines auf deotschem Boden zu führenden Krieges zuvorzukommen^ sich nach
beiden Seiten hin auf das äusserste bemüht, den Frieden herzustellen, ehe
er selbst die Waffen zn erheben brauchte, und hat auch dieses Ziel glück-
lich erreicht. Die hier publicierten Aktenstücke lassen sich entsprechend
den verschiedenen Richtungen, welche nach einander die Politik des Kur-
fürsten verfolgt, in 4 Gruppen sondern. Die erste umfasst die Dokumente
von Mitte Juli bis Mitte Oktober 1665. Dieselben zeigen, wie der Kurfürst,
von vorneherein mit dem Unternehmen des Bischofs, welches den Frieden
anch in Deutschland zu stören droht und dessen letzte Ziele er nicht
zu durchschauen vermag, unzufrieden, auf das ihm von holländischer
Seite angesichts der von demselben drohenden Gefahr gemachte Anerbieten
einer Erneuerung der früheren Allianz bereitwillig eingeht, aber entschlossen
ist, bei dieser Gelegenheit von den Holländern die Erfüllung seiner be-
rechtigten und schon oft wiederholten Forderungen, nämlich die Räumung
wenigstens eines Theiles seiner clevischen Festungen, eine billige Regelung
1) Vgl. Droysen HI 3 S. 75ff., der ebenso wie Pafeodorf 1. X §9—17
(8. 647 ff.) schon einen Theil der hier poblicierten Aktenstücke benatzt bat.
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620 11- ^®r Müostnrsche Krieg.
der Hofeyserschen Schuldsache nnd die Ueberlassung des Genneper Zolls
dnrchzQsetzen, nnd wie er, als jene darauf nicht eingeben wollen, sondera in
der Hoffnung, sich von anderswoher billigere Hülfe verschaffen zo können, sich
an diebraanschweigischen Herzoge wenden and diese um Ueberlassung
ihrer Trappen gegen Subsidienzahlung angehen, um sein Ziel doch za er-
reichen, sich bemüht, diese Fürsten zu engem Zusammengehen mit ihm zu
vermögen, wie er aber trotz der ihm anfangs gemachten Zusagen yon deo-
selben im Stich gelassen wird, wie er indessen, nachdem er zuerst darcb
dieses treulose Verhalten derselben in heftigen Zorn versetzt ist, sich doch
bald beschwichtigen lässt und wieder in ein gewisses Einvernehmen mit den-
selben tritt. Neben den Berliner Archivalien sind hier auch einige inter-
essante Dokumente aus dem Hannoverschen Archive aufgenommen worden.
Eine zweite Periode bildet die Zeit von Mitte October bis Anfang Decem-
her 1665. Der Kurfürst, besorgt gemacht namentlich durch das Herbei-
ziehen der französischen Hülfstruppen durch die Holländer, begiebt sieb
selbst mit dem grössten Theile seiner vorhandenen Truppen, nachdem er
weitere Rüstungen angeordnet hat, nach dem Clevischen und bemüht sich,
um weiteren Verwickelungen und Gefahren vorzubeugen, eine möglichst
schnelle Beendigung des Krieges herbeizuführen, zu diesem Zwecke sacht
er eine engere Vereinigung der mächtigeren benachbarten protestantischeo
Fürsten, auch unter Hinznziehuog einiger katholischer, zustande za
bringen, er verhandelt deswegen noch in Berlin mit dem zu ihm gekomme-
nen schwedischen Gesandten Kleihe, dann unterwegs mit den braun-
schwe igischen Herzogen, Hessen-Cassel und dem Bischof von
Paderborn, entsendet zugleich auch noch von der Reise ans v. Schöning
zum Bischof von Münster, um diesem seine Vermittelnng. anzutragen, aber
der Bischof weist dieselbe trotzig zurück nnd auch die Bemühungen des
Kurfürsten bei jenen anderen Fürsten haben keinen weiteren Erfolg, als
dass der Herzog von Wolffenbüttel und der Bischof von Paderborn,
welcher letztere ans besonderen eigenen Interessen die Beendigung des
Krieges wünscht, sich bereit zeigen, auch ihrerseits auf den Bischof von
Münster einzuwirken und ihn zum Frieden zu mahnen. Ebensowenig er-
folgreich sind die gleichzeitig im Haag fortgesetzten Verhandlungen; aller-
dings zeigen sich Ende October und Anfang November die Generalstaaten
geneigt, die Allianz mit dem Kurfürsten zu erneuern, ihm die eine seiner
clevischen Festungen Orsoy zu übergeben und ihm für die Stellung eines
grösseren Truppencorps, als er durch jene Allianz verpflichtet sein würde,
Subsidlen zu zahlen, und der Kurfürst ist bereit, daraufhin abzuschliessen,
aber nun strebt die antioranische Partei, an ihrer Spitze der im engsteo
Einvernehmen mit dem französischen Gesandten stehende Rathspensionär
de Witt, der von der Flotte nach dem Haag zurücicgekehrt ist, die schon
gemachten Zugeständnisse wieder rückgängig zu machen, so dass man sich
jetzt dort nur gewillt zeigt, dem Kurfürten, wenn er am Kriege gegen Münster
Theil nehme, entweder die Räumung von Orsoy oder Subsidien zu bewilligen,
welche Bedingungen von dem Kurfürsten verworfen werden. Derselbe ver-
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Eioleitang. 621
sncht nun eine Vereinigung der Stände des westfälischen Kreises zustande
zu bringen und durch diese auf beide kriegführenden Theile einwirken zu
lassen, nnd er entsendet deswegen v. Schöning an den Kurfürsten von Cölo
und den Pfalzgrafen von N eu b nrg, aber auch hier gelingt es ihm nicht, diesen
eigentlichen Zweck zu erreichen, sondern er muss sich damit begnügen, dass
auch jene beiden Fürsten zusagen, seine Friedensbemühungen bei dem Bischof
von Münster zu unterstützen. Eine dritte Gruppe bilden die Dokumente aus
der Zeit von Anfang December 1665 bis Mitte Februar 1666. In dieser Zeit
gestalten sich die Verhältnisse für den Kurfürsten dadurch günstiger, dass
einerseits auch der Kaiser sich durch seinen Gesandten F riq u et im Haag um
die Herstellung des Friedens bemüht und dass es diesem gelingt, mit de Witt
ein Frieden sproject zu vereinbaren, welches dann der ursprünglich an den
Kurfürsten geschickte kaiserliche Gesandte de Goes dem Bischof überbringt,
dass andererseits König Ludwig XIV. von Frankreich, freilich aus ganz
anderen Absichten, um die Durchführung seiner auf die Erwerbung der
spanischen Niederlande gerichteten Pläne zu erleichtern, den Münsterschen
Krieg zu beendigen und den Kurfürsten enger an sich zu ketten wünscht
und daher den Abschluss des Bündnisses desselben mit Holland befördert,
dass endlich der Kurfürst selbst, um dieses zu erreichen, den Holländern
entgegenkommt, die Forderung der Räumung seiner clevischen Plätze vor-
läufig fallen lässt und die ihm von englischer Seite durch den nach Cleve
geschickten Gesandten Vane gemachten Anerbietungen zurückweist. So
werden die Verhandlungen mit Holland zunächst im Haag und dann seit
Ende Januar 1666, nachdem v. Beverning als holländischer Bevollmäch-
tigter nach Cleve gekommen ist, dort fortgesetzt und nach vielen Schwie-
rigkeiten, welche das Uebelwollen und die Hartnäclygkeit der in Holland
herrschenden Partei bereitet, werden endlich unter Mitwirkung des auch
dorthin gekommenen französischen Gesandten Colbert-Croissiam 18. Fe-
bruar die beiden Verträge abgeschlossen, durch welche die Allianz des
Kurfürsten mit Holland vom Jahre 1655 mit einigen Modificatiouen erneuert
wird und der Kurfürst sich verpflichtet, gegen Zahlung von Subsidien mit
einer eigenen Armee von 12,000 Mann an dem Kriege gegen den Bischof
von Münster Tbeil zu nehmen, sich aber ausbedingt, zunächst bis zu der
Ratification dieser Verträge, welche in 14 Tagen erfolgen soll, noch einen
neuen Versuch machen zu dürfen, den Bischof zum Frieden unter Jenen
im Haag projectierten Bedingungen zu bewegen. Ueber die mit Bever-
ning in Cleve geführten Verhandlungen sind brandenburgischerseits so
gut wie garkeine Aufzeichnungen vorbanden, als Ergänzung müssen hier
die im 2. und 3. Bande dieses Werkes veröffentlichten französischen und
holländischen Quellen, die Relationen und Correspondenzen Colberts
und Bevernings dienen. Die vierte Gruppe endlich behandelt die von
Ende Februar bis Ende April 1666 geführten Friedensverhandlungen. Sie
umfasst zunächst die Akten der Gesandtschaft Fr. v. Jena's, welcher Ende
Februar von dem Kurfürsten an den Bischof von Münster geschickt
wird, um diesen zur Annahme der im Haag aufgestellten Friedensbedin-
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622 U- I>er Monstersche Krieg.
gangen zo bewegen, and die gleichzeitige Gorrespondenz des Knrfürsten
mit seinen Gesandten im Haag, welche dort eine theilweise Milderung
dieser Bedingungen erwirken sollen. Daran reiht sich das im Ansznge mit-
getheiite Journal C. C. y. Blumenthals über seine Gesandtschaft nach
Paris (Februar — M&rz 1666), welche allerdings nicht unmittelbar die
Münstersche Angelegenheit zum Gegenstande hat, aber doch in diesen Zu-
sammenhang hineingehört, dann die auf die Sendung Joh. de Beyers an
den Kurfürsten von Cöln (Ende Februar und Anfang März) bezüglichen
Papiere. Der Zweck, welchen der Kurfürst bei derselben im Auge hat,
nämlich diesen Fürsten zu bewegen, seine Friedensbemühungen bei dem
Bischof von Münster zu unterstützen, wird nicht erreicht, allerdings sagt
derselbe seine Mitwirkung zu, seine Bevollmächtigten aber haben sowohl
in Münster als auch nachher in Gleve in einer mehr dem Zustandekommen
des Friedens hinderlichen als dasselbe fördernden Weise gewirkt; auf das
Verhalten der leitenden' Rathgeber desselben, der beiden Fürstenberg,
werfen auch die ganz zuletzt abgedruckten Schriftstücke ein sehr eigen-
thümliches Licht. Endlich ist hier in etwas verkürzter Gestalt das von
brandenborgischer Seite über die Friedensverhandlungen in Cleve (28. März
bis 20. April 1666) abgefasste Diarium pnbliciert worden. Dasselbe giebt
natürlich nur über die äusseren Vorgänge Auskunft, zur Ergänzung sind
heranzuziehen die von Aitzema mitgetheilten Auszüge aus den Relationen
Bevernings und die in Band 2 publioierten Depeschen Oolberts, ans
denen man vieles von dem, was hinter den Coulissen entweder wirklich
oder wenigstens nach der Meinung des französischen Diplomaten geschehen
ist, erfährt. Endlich ist hier noch in den Anmerkungen die Gorrespondenz
der Münsterseben Gi^sandten v. Schmising und Wiedenbrück mit
ihrem Herren, welche in dem Geh. Staatsarchiv zu Münster aufbewahrt wird
und deren Benutzung dem Herausgeber freundlichst gestattet worden ist,
verwerthet worden. Dieselbe ist namentlich desswegen von Interesse,
weil sie zeigt, dass der Bischof sich fortgesetzt mit der Hoffnung getragen
hat, durch geheime Verhandinngen mit Frankreich günstigere Bedin-
gungen erlangen zu können, und dass er dann wiederum znletzt durch den
aufs neue an ihn gesendeten William Temple beinahe dahin gebracht
worden ist, das ganze Friedenswerk scheitern zu lassen.
Der Münstersche Krieg hat den Kurfürsten veranlasst, seine Armee be-
deutend zu vergrössern und den grössten Theil derselben nach seinen rhei-
nisch-westfälischen Gebieten hin zu verlegen. Das darauf bezügliche auch
ziemlich reichhaltige Aktenmaterial hat hier nicht berücksichtigt werden
können, eine Darstellung jener militärischen Massregeln hat der Heraus-
geber an einer anderen Stelle ') gegeben.
^) Hiracb, Die Armee des GroBsen Karfürsteo nod ihre UoterhaltuDg wäh-
rend der Jahre 1660-1666 (Bist. Zeitschr. N. F. XVII 8. 244 ff.).
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Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cöln
4./[14.] Juli 1665.
[Die verdächtigen Bastangen des Bischofs, Mahnung, dieselben einzustellen.]
Er hat von den Rüstongen des Bischofs and der Ansammlung von 14. Jali.
Trappen desselben bei Höxter Nachricht erhalten >).
— Ob wir nun wohl nicht eigentlich wissen, — was Ew. Ld. desfals
für ein Dessein haben mögen, so können wir dennoch nicht anders ab-
nehmen, dann dass daraus leichtlich ein und andere Weiterung entstehen,
der Niedersftchsische Kreis dadurch in Unruhe gesetzet und wir nebst an-
deren Fürsten und Gliedern des Reichs wegen unserer darein habenden
Lande und absonderlichen Interesse leichtlich implieiret werden dörfften,
massen dann demVerlaut nach der Herzogen Augusti und George Wil-
helms zu Braunschweig und Lüneburg Ld. Ld. auf diese Ew. Ld.
Action albereit reflectiret und zu Unterbrechung Ew. Ld. Desseins und
allem besorgenden Unheil — fttrzukommen, dero Truppen zu Ross
und Fuss nach der Weser wftrts zu marchiren beordert, denen wir
dann aus obangeführten Ursachen und wegen unserer mit dem Hause
Braunschweig habenden particular Verbündnis nothwendig folgen
und zum weinigsten auf Ew. Ld. actiones ein wachsames Auge mit
0 Durch ein Schreiben der Herzoge August und Georg Wilhelm von
Braunschweig vom 29. Juni/ 9. Juli 1665, in welchem ihm diese zugleich mit-
theilten, dass sie ihren Truppen bereits Ordre ertheilt hätten, nach der Weser
zu marschieren, und ihn aufforderten, «eine im Mindisohen und Halberstädtischen
stehenden Truppen bereit zu halten und dieselben, falls die Münsterschen etwas
Gefährliches vornehmen sollten, sich mit den ihrigen vereinigrn zu lassen. Kf.
hatte (d. Cöln a. d. Sp. 4./14. Juli 1665) dieses angesagt und die betreffenden
militärischen Ordres ergehen lassen. Vgl. Kocher I S. 424f. und oben Ab-
schnitt 9 8.582 f.
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624 11. Der MÜDSterscbe Krieg.
halten niUssten. Weil wir aber viel lieber alle geiährlicbe WeiterangeD
yerbütet — sehen möchten, als haben wir Ew. Ld. zuforderst — wohl-
meinentlich abmahnen und — ersuchen wollen, dass Sie diese — Ar-
matur einstellen — und jedermänniglich alle Ombrage und schäd-
lichen Verdacht, woraus leichtlich mehr Ungelegenheit entstehen kann,
zu benehmen ihro gefallen lassen wollten*).
Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Karfttrsten.
D. Sassenberg 23. Juli 1665.
[anf das Schreiben vom 4./14. Juli. Die TruppenaDBamm langen bei Höxter sind
darch den Länebargischen Erbfolgestreit veranlasst.]
23. Juli. — Mögen Ew. Gnd. und Ld. — nicht verhalten, dass wohl nicht
ohne, dass ?on uns einige Völker nach vorgemelten unseren Stift und
Stadt — abgeschickt, und weilen solches zu unserer eigenen und ge-
meinen Versicherung angesehen und wir dazu durch die zwischen
beiden Herren GebrQderen und Herzogen zu Braunschweig und
Lünenburg vorschwebende Differentien veranlasset worden, alss
können £w. Gnd. und Ld. und andere, welchen solches nur recht
vorkombt, leichtlich ermessen, dass uns nicht dienlich und einzurathen
sein werde, unsere Völker aus vorgemeltem unserem Stift zurtlekzu-
ziehen, aisslang vorgemelte Differentien — in voller Glut von sich
leuchten noch die Armatur in der Nachbarschaft sowohl dieses als
unseres Stifts Corvey wird eingestellet werden. — Also können
wir auch wohl nicht finden, wie der Herren Herzoge August! und
Georg Wilhelms — Ld. Ld. darauf solche Reflection zu machen ha-
ben, dass sie ihre Trouppen zu Unterbrechung solchen Desseins —
nach der Weser zu marchiren beordert, sondern sein vielmehr der Mei-
nung, dass vorgemelt Ihre Ld. Ld. so wenig unsere Verfassung als
wir die ihrige verdächtig zu halten haben. —
Sobald jener Streit beendigt ist, wird er seine Trappen von der Weser
wieder abführen.
^) Unter demselben Üatam erlässt Kf. auch ein Schreiben an den Kaiser,
in welchem er diesem von den verdäcAtigen BÖBtangen des Bischofs Nachricht
giebt and ihn ersacht, denselben zar Einstellang derselben za ermahnen, am
folgenden Tage achreibt er an den schwedischen Beichafeldherren , Grafen
W ran gel und ersacht diesen, bei seiner jetzigen Anwesenheit in Schweden
dahin zu wirken, dass dort für Erhaltung der Buhe im Niedersächsischen Kreise
gesorgt werde.
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Die Rastangen des Bisebofs von Münster. 625
Der Kurfiirst an die Herzoge Augustus und Georg Wilhelm
zu Braunschweig und Lüneburg. D. Cöln a. d. Spree
25. Juli/[4. August] 1665.
[Die RüstuDgen des Bischofs von Münster sind gegen die Niederlande gerichtet,
Gefahren für das Reich, Erbieten sich selbst nach dem Westfälischen Kreise
ZQ begeben.]
Er tbeilt ihnen eine Abschrift der von dem BiBcbof von Münster aaf 4. Ang.
sein.AbmahnnngsBcbreiben eingegangenen Antwort mit.
Zwar müssen wir an seinen Ort gestellet sein lassen und können
nicht eigentlich wissen, ob die in mehrged. Bischoffen Schreiben an-
gezogene Ursache eben die rechte und wahrhafte sein — sonsten haben
wir wohl allezeit dafür gehalten, dass oftged. Bischoffen Ld. wider
Ew. Ld. und dero Lande nichts tentiren würde. Aldieweil aber —
jetzo nicht allein überall erschallen will, dass oftged. Bischoffen Ld.
diese Armatur zu des Königs von Engelland besten wider die Ver-
einigte Niederlande anstelle, besondern auch der Eönigl. Frantzö-
sischer Gesandter im Haag dieses des Bischoffs dessein dem Staat
öffentlich und schriftlich notificiret — und da, wan diesem zufolge der
König in Frankreich den Staaten eine arm6e zuHülfe wider den Bisehof
schicken würde, daraus nichts gewissers zu besorgen, dan dass das
Römische Beich, vornemblich aber der Westpfälische und Nieder-Säch-
sische Crayss zugleich in solchen Krieg impliciret — werden dörffte,
alss haben wir nicht unterlassen können, Ew. Ld. hieraus vertraulich
zu communiciren — . Wan auch Ew. Ld. dafür halten möchten, dass
dergleichen Unheil desto besser vorzukommen unsere Gegenwart im
Westpfälischen Kreise nöthig wäre, so seind wir des Erbietens, unge-
achtet aus vielen erheblichen Ursachen unsere Kegenwart alhier wohl
am nöthigsten wäre, uns förderlichst dahin zu verfügen. —
Der Kurfürst an W. W. Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree
23. Juli/ [4. August] 1665.
[Bereitwilligkeit zur Erneaernng der Allianz mit den Staaten, za fordernde
Bedingungen.]
— Nun können wir zwar nicht mit Gewissheit urtheilen, dass der 4. Ang.
Bischof von Münster wider den Staat etwas tentiren solle, wiewohl
0 S. M^moiroB d'Estrades III ä. 248 ff.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfüntcn. XI. 4Q
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626 11. Der MöDSterache Krieg.
die Armatur dennoch so beschaffen, dass der Staat darauf Beflexion
zu nehmen grosse Ursach hat. Dahero Ihr dann sehr wohl gethan,
dass Ihr denen commissariis die Gefahr vorgestellet, und ist uns lieb,
dass der Punkt von der Allianz wiederumb auf die Bahn gebracht
worden'), nur allein wird uns garnicht dienlich sein, dass darren
auf solche Art geredet werde, als wan es uns so gross darumb zu
thun sei, sondern es wird genug sein, wan Ihr ihnen die Versicherang
thut, dass wir kein Bedenken tragen würden, eine Allianz mit ihnen
aufzurichten, im Fall sie sich auch hinwiederumb also gegen uns be-
zeigen wollen, dass wir daraus yerspttren könnten, dass sie unser
Interesse nicht gar, wie bisher geschehen, hindansetzen wollen. So-
viel nun 1) Die Evacuation der besetzten Glevischen Städte betrifft,
wollten wir — anitzo auf deren aller Eyacuation so stark nicht dringen,
jedoch dass
2) weil doch dem Staat alle die Oerter zu besetzen nicht nöthig
wäre, uns anitzo alsofort einer derselben übergeben würde, dessen
Benennung Ihr zu Anfang wohl dem Staat freistellen könnet, sollten
sie aber solches nicht thun wollen; hättet Ihr zu verstehen zu geben,
dass Ihr hofftet, wir würden und diesesmal wohl mit Orsoi vergnügen.
3) Dass die Prätension wegen der Hufeiserschen Schuldforderung
entweder gänzlich aufgehoben, worauf Ihr dann bis aufs letzt zu be-
stehen, oder doch auf solchen Fuss gerichtet werde, dass wir hinf&ro
nicht gefähret, noch, wie bisher geschehen, mit Executionen bedräuet
werden dürften,
4) dass der Genneper Zoll, welchen wir ohne das nicht länger
in ihren Händen lassen können, uns sofort gutwillig abgetreten werde,
^) Schon zu Anfang des Jahres 1665 hatte die holländische Regierung im
Hinblick auf deb englischen Krieg eine Annahrang an den Kf. versucht; dessen
Resident im Haag, Joh. Copes meldet 19./29. Februar 1665, die Qedanken der
Regenten gingen dahin, sich mit Ef. in bessere Verstand zu setzen, der Raths-
pensionär de Witt habe ihn veranlasst, Blaspeil aufzufordern, hierher zu
kommen, es sei zwar alles auf die Verhandlung über die Hofeysersehe Schuld
angesehen, k5nnte aber wohl nähere Handlung geben, Kf. hatte sich aber damals
sehr zurückhaltend gezeigt und sich geweigert, vor Erledigung jener Schuldsache
in nähere Unterhandlungen zu treten s. Ork. u. Akt. III S. 145. Jetzt, ange-
sichts der auch von dem Bischof von Münster her drohenden Gefahr, hatten
die O.Staaten (29. Juli 1665) die Deputierten für die brande nburgischen An-
gelegenheiten beauftragt, die brandenburgischen Minister zu sondieren, ob die-
selben bevollmächtigt seien, die früher (1663) über die Erneuerung der Allianz
von 1655 geführten Unterhandlungen fortzusetzen s. ebendas. 8. 150.
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VerhandlaDgen im Haag wegen firnetieruDg der Allianz. 627
5) dass ein gewisses Reglement aufgerichtet werde, wie weit die
Gouverneur^ in den Festungen zu verfahren haben — .
Dieweiln uns auch von unterschiedlichen anderen Orten solche
Tractaten offeriret werden'), die zwar mit einer solchen Allianz mit
den Staaten nicht compatibel sein möchten, uns aber und unserem
Hause überaus vortheilhaflig fallen, so habet Ihr ihnen nur alsofort
anzudeuten, dass wir hierQber ehestens categorische Antwort und Re-
solution haben müssten, damit wir nicht zu unserem Präjudiz und
Nachtheil vorgedachte Tractaten verscherzten, wie wir denn die Ver-
zögerung ihrer Resolution vor einen refus annehmen und halten
würden. —
Blaspeilf Romswinckel und Copes an den Kurfürsten.
D. s'Gravenhage 8. August/29. Juli 1665.
[Ihre Antwort aaf den Antrag der holländischen Deputierten wegen Erneuerang
der Allianz, Forderung der Bäckgabe der clevischen Festungen, Gespräche mit
Downing und Estrades.]
Die Staatischen Deputierten haben bei Auswechsloog des Gompromisses 8. Aug
in der Hofeyserschen Scbuldsache >) zugleich anch die Prolongation
und Erneaerang der Allianz zwischen Kf. nnd den Staaten beantragt; sie
haben geantwortet, daran, dass diese Prolongation nicht schon früher ge-
schehen; seien die Holländer schuld, es hätten sich anch seither viele Dinge
geändert, der Staat sei mit England in offenen Krieg gerathen, Kf. sei mit
Frankreich in nähere Verbündnis getreten nnd habe mit den Nach-
baren im Westfälischen Kreise mehrere Freundschaft gestiftet, er habe
allerdings bei allem diesem des Staats nicht vergessen, sich nirgend en-
gagiert nnd freie Hand behalten, doch müsste bei Erneaernng der Allianz
dieses alles in Obacht genommen werden. Sie seien bereit, auf ihre früher
erhaltene Vollmacht die Handlung anzutreten, doch müssten sie gleich er-
klären, dass Ef ihnen befohlen, auf Restitution seiner Clevischen Städte
zu dringen, und dass es nöthig sei, sich zunächst dieses Punktes halber zu
vergleichen. Die Staatischen Deputierren fanden sich etwas verlegen nnd
erklärten, da sie davon nichts in Comraission hätten, es ihren Principalen
hinterbringen zu müssen^ sie haben noch denselben Tag in der Generalität
mündlichen Vortrag gethan, anch dort ist man nicht wenig verlegen ge-
') Ueber die dem Kf. von England gemachten Anerbietungen s. Pufen-
dorf X § 5 S. 644f. und oben Abschn. 9 S. 515 f.
*)' S. diesen Compromiss vom 1. August 1665 bei Aitzema V S. 527, Lon-
dorp IX S.414. Vgl. ürk. u. Akt. lU S. 145. M^moires d'Estrades III
S. 124. 2:J3.
40*
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628 n* I^^r MuDStersche Krieg.
wesen, da man die Städte nicht gern abtreten , aber andererseits mit Kf. in
nähere Freundschaft treten möchte, man hat daher beschlösse, die Hand-
lang fortzusetzen. Sie sind, damit nicht der Verdacht entstehe, als wenn
Kf. mitHolland gegen England anspannen wollte, zn dem englischen
Envoy6 gegangen; als er yernommen, dass sie die Rückgabe der Cleri-
schen Städte verlangt, worauf der Staat, seiner Meinung nach, nimmer ein-
gehen würde, war er sehr zufrieden und sagte, wenn Kf. sich der jetzigen
Gonjunctur wohl bediente, würde er seine Städte, es wäre dem Staat lieb
oder leid, wohl wiederbekommen. Da die Holländer sich bemühen, K.Cöln
und Pfalz-Neuburg, deren Prätensionen nicht gar gross sind, zu be-
friedigen und so in Ruhe zu halten, und andere protestierende Fürsten zu
gewinnen, so schlagen Ges. vor, dass Kf. mit Braunschweig, Hessen und
anderen protestierenden Fürsten, namentlich im Westfälischen und Nieder-
sächsischen Kreise, in nähere Gorrespondenz trete und es dahin zu bringen
suche, dass, wenn der Staat von diesen Assistenz begehrte, sie darein nur
unter der Bedingung, dass der Staat zuförderst dem Kf. Satisfaction gebe,
willigten, da hier weder durch Bedräuungen, noch durch Reflexion auf das
Zukünftige, sondern nur durch Furcht oder andringende Noth etwa» zu er-
halten ist. Da Ges. gehört, dass die Staaten sich wegen der Clevisehen
Städte auf die Garantie, welche ihnen Frankreich in dem Allianzyertrage
von 1662 ') zugesichert, verlassen , Frankreich aber in der nachher mit
Kf. geschlossenen Allianz ') denselben bei dem Seinigen zu manutenieren in
solchen terminis versprochen, dass darunter jene Städte verstanden werden
müssen, so haben sie deswegen mit dem französischen Gesandten d'Estra-
des geredet. Sie merkten, dass er auch von selten der Staaten schon des-
wegen angesprochen und ziemlich präoccupiert war, er meinte, dass die
Clevischen Städte besser in der Staaten als in des Kf. Händen wären,
doch erklärte er nachher, er hätte darüber keine Ordre von seinem Könige ;
Ges. rathen daher, dass Kf. sich in Paris bei Lionne nach des Königs
eigentlicher Meinung erkundigen lasse.
Dieselben an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
l./U. August 1665.
[Die Holländer sacheD die Allianz verhandlangen zu verzögern.]
11. Aug. Sie haben trotz der ihnen anfäuglich gemachten Vertröstungen am 8.
Nachricht erhalten, dass der Staat ihnen keine Confereuz anbieten, sondern
0 Der Allianzvertrag vom 27. April 1662 (M 6m oirea d'Estrades I 8. lif*
Dumont VI 2 S. 412 ff.).
9) Vom 6. März 1664 s. Pofendorf IX §60 (S. 602). ürk. o. Akt IX
S. 692.
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VerhandluDgeD im Haag wegen ErneneruDg der Allianz. 629
die Sache lieber auf die lange Bahn schieben and abwarten wolle, wie es
sich mit England nnd Frankreich schicken werde, zumal da zn der-
selben Zeit die Nachricht von deRnyters^) glücklicher Ankauft allgemeines
Frohlocken und die Meinung , dass nun alle Schwierigkeiten überwunden
seien, verbreitet hat. Sie haben daher, da der Staat ihnen die Schuld, dass
die Handlung nicht vor sich ginge, hat aufbürden wollen, ein MemoriaP)
an demselben Tage übergeben, in welchem sie sich zu dechargieren gesucht.
Wenn dieses Allianzwerk befördert werden soll, so moss ein anderer Keil ge-
braucht werden, denn man hofft hier auf die Macht von Frankreich und
auf die Hülfe einiger deutschen Fürsten, namentlich der Herzoge von Han-
nover und Gelle. Sie wollen sich nach Cleve zurückbegeben und des
Kf. weitere Verordnung erwarten, damit nicht, wenn sie blieben, es bei
diesen seltsamen Leuten das Ansehen gewinne, als wenn sie mehr als jene
um die Allianz verlegen seien.*)
Geheimenrathsprotokoll. D. Cöln a. d. Spree
7./ 17. August 1665.
praes. S. Gbf. D. I. F. G, zu Anhalt. H. Graf Dona. Freib. v. Schwerin.
Freih. v. Loben. H. v. Platen. H. v. Canstein. Freih. v. Blamen-
thal. H. v. Brand. H. Koppen.
[Ob es jetzt gerathen, mit Holland in Allianz zn treten.]
— H. G. V. Dona: S. Chf. D. könnten durch diese Allianz bei 17. Aug.
gegenwärtigen Conjuneturen viel zu hoflfen, so sonst nicht zu erhalten,
wo nichts, so contra Engel land stritte; was Frankreich in der
Sache thun würde, erst abzusehen, item ob auch Holland es suche.
3) H. 0.^ Bei allen Allianzen pflegt man zu sehen, dass die
All. zu Versicherung des Staats und Erhaltung Friede. — Cum Anglia
haben S. Chf. D. eine Allianz, und wann sie durante hello sich in
1) S. Aitzema V 8. 469 ff. Wicquefort, Hist. des provinces nnies III
S. 203.
') 8. Urk. u. Akt. ra S. 151.
') Kf. in seiner Antwort auf diese beiden Relationen (d. Coln a. d. Spr.
8./18. August 1665) billigt das Verhalten der Gesandten und weist sie an, wenn
von holländischer Seite ihm nicht besondere Vortheile angeboten wurden, eich
in keine wirklichen Traetaten einzulassen und namentlich zu verhüten, dass man
nicht engliscberseits auf den Gedanken komme, als ob er die bisher so emsig
gesuchte Freundschaft mit dem englischen Könige auf einmal fahren lassen
wolle.
*) 0. Präsident v. Schwerin.
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630 11- ^er MDDsteraohe Krieg.
Allianz mit Holland einliessen, würden sie England disgustiren. —
Sed his non obstantibus, wann von den Staaten eine Vorschläge
thäten, müsste man sehen, wie man es einrichtete, dass es den König
nicht disgustiren könnte. S. Chf. D. hätten vor diesem den Staaten
Allianz destiniret wegen Hamburg, weil sie aber sagen, ihre Maxime
wäre, dass es also divitiret bleibe, so sehe nicht, was S. Chf. D.
darvon zu hoffen. Die Staat. Schnldforderung ist nun auf ein Com>
promiss gerichtet, wovon H. Blaspiel ganz gewiss zu gewinnen ver-
sichert, dass also diese Sache in die Allianz nicht zu bringen. Wegen
der Gl e vi sehen Städte haben S. Chf. D. schon deliberiret, ob S. Chf. D.
die Städte nehmen sollten, wann sie gleich könnten. Wann sie rasirt
würden, könnte ein Feind leichtlich wieder repariren, sollten sie von
S.' Chf. D. unterhalten werden, würde viel kosten. Sehe also nicht,
was S. Chf. D. bewegen könnte zur Allianz.
Es könnte aber Münster solche Sachen anfangen, so S. Chf.D. nicht
zu leiden stünde, und dass Braunschweig mit anstünde. So wäre
anders davon zu reden und dass die Mittel von den Staaten müssten.
Hielte also, die Sachen in dilatoriis aufzuhalten, dass man sehe, wo
es hinaus wollte, zumal weil S. Gbf. D. selbst bald nach Cleve wollten.
Damit stimmen aach die übrigen alle übereio.
S. Chf. D.: Dass ihre Gedanken alle dahin gehen, dass es noch
nicht de tempore. Ich gestehe selbst, wann die Holländer werden
sehen, dass ich darauf dringe, dass sie es werden traisniren; wann
sie aber sehen, dass man es traisnire, würden sie es poussiren und
sich also erbieten, dass ich hoffe, etwas Nutzen zu haben. Wann
Münster etwas wollte anfangen, könnte man dem König in England
wohl remonstriren, warumb man solche Allianz hätte machen müssen.
Frankreich hätte schon den Staaten Succurs zugesaget, fängt
Münster an, so haben wir die Franzosen im Reiche. Das Interesse
des Reiches sei, dass man Münster dergleichen zu thun nicht verstatte.
Münster hat gedräuet: Ich sollte mit anstehen, oder es mochte meinen
Landen nicht wohl gehen; soll auch gesaget haben, er fQrchte sich
vor mich, aber wann er seine Cavallerie auf den Beinen, fragte er
nicht soviel nach mich. Jed quid faciendum, wann er auf die Clev.
Städte, wo die Staaten Garnison, ginge? quod non sperat, dass er
sich dessen unterfangen dörfte.
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Verhandlaugen mit HollaDd und den brauoBchweigischea Herzogen. 631
Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm zu Lüneburg.
D. Cöln a. d. Spree 8./[18.] August 1665.
[WoDscb, ao der AlliaDz mit Holland Theil zu nehmen.]
£s ist uns die gewisse Nachricht zukommen, dass dem hollän- 18. Aag.
di sehen Abgesandten'), da er jüngsthin eine Alliance zwischen dem
Fürst). Hause Braunschweig und Lüneburg und denen General
Staaten der Vereinigten Niederlande vorgeschlagen, zur Antwort
worden, dass selbiges Haus zu sothaner Bündnis sich nicht ungeneigt
würde erfinden lassen, wan es nur versichert wäre, dass wir in die-
selbe miteintreten wollten. Wie wir nun nicht zweifeln, dass solches
fürnemblich von Ew. Ld. herrühre — also haben wir nicht Umbgang
nehmen können, deroselben — dafür zu danken und Sie bittlich zu
ersuchen, dass Sie Belieben tragen wollen, wan in dieser Sache ferner
etwas fürge hen und von den H. Staaten angebracht werden sollte, es
dahin zu richten, damit es bei der vorigen Resolution verbleibe, und
vertraulich mit uns daraus zu communiciren. —
Er wird Jen a^ anweisen, wegen dieser Sache mit den braanschweigi-
sehen Ministern Tertranliche Correspondeüz zn pflegen.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Hildesheim
14/ [24.] August 1665.
[Eröffnungen der Herzoge Georg Wilhelm und Brnst Angast fiber gemeinsam
mit Kf. EQ fahrende Allianzverhandlangeo mit Holland.]
Dem Befehle des Ef. gemäss hat er mit den Calenbergischen über 24. Aug.
die Münster sehe Sache geredet, sie haben ihm geantwortet, dass zwar
der Oberst Haersolt von den Staaten angekommen wäre, aber keine Alli-
anz sondern nur Ueberlassung einiger Truppen gesucht hätte. Die braun-
schweigischen Fürsten fürchteten das Münstersche Wesen und dessen Folgen
auf das höchste, seien bereit, das Ihrige mit Rath und That beizutragen,
wünschten, er möchte ihnen des Kf. Gedanken darüber eröffnen. Er hat
erwidert, darauf nicht instruiert zu sein, und nur seine eigenen Gedanken
darüber ausgesprochen, aber verabredet, Ef. um Specialordre deswegen und
um Geheimhaltung der Sache zu bitten. Er hat auch mit den Wolffen«
0 Oberst Haersolte, s. Köcher I S. 440f., in der daselbst mitgetheilten
Resolution auf dessen Anbringen (d. Galenberg 15./2Ö. August 1665) ist von Kf.
überhaupt nicht die Rede.
^) Derselbe befand sich damals noch in Hildesheim, s. oben Abschn, 9 S. 584*
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632 11- ^^f MuDstersche Krieg.
büttel sehen davon geredet, die darauf sogleich zu ihrem Herrn gereist
sind, um Instruktion einzuholen, um dem Kf. etwas Näheres berichten zu
können, hat er sich an den Grafen Wal deck gewendet und durch diesen
die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August ersucht, ihm nähere
Apertur von ihrer Inclination zukommen zu lassen, und er hat darauf bei-
liegende Resolution erhalten^).
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Potstam
18. /[28.] August 1665.
[auf die Relation vom 14. /24. August. Bereitwilligkeit mit den braunschvei-
gischen Herzogen zusammen eioe Armee aufzustellen. Die VerbaDdlnngen mit
den Geo. Staaten sollen gemeinschaftlich geführt werden.]
28.Aug. £r ist mit den Braunschweigischen darin einig, dass die Müns-
ter s c b e Armatur besorgniserregend sei und man dabei nicht stille sitzen dürfe,
er hat bisher gewartet, da er vermuthet hat, von den Staaten deswegen
ersucht zu werden, zweifelt auch nicht, dass dieses geschehen werde, aof
welchen Fall er ihnen zum besten neben den Herzogen zu Braunschweig
1) Dieselbe lautet: „Die Intention ist, das Münsterische Werk, so weit
es im Reich Troublen und Gefahr erwecket, zu dempfeo, und solches entweder
mit Hälfe und Subsidien der rereioigten Provincien oder allein mit benach-
barten Cuhr- und Fürsten und de concert mit Frankreich. Weil aber viel
Interessenten bei solchem dessein in der Operation Verwirrung machen möchten,
und die Zeit zu gewinnen, auch nachtrocklich zu agiren das Werk durch wenige
mit mehrern Success zu führen sein wird, so ist man an Seiten des F. Hauses
Brannschweig der Meinung, wann Guhrbrandenburg mit selbigem Hauae
zu gleichem Zweck zu arbeiten intentioniret, dass man sich darüber zu ver-
gleichen hätte, dass ein jeder Theil ein gewisses an Volck darzu hergebe, und
wird zu solchem latent wegen einiger Subsidien mit Holland gehandelt, auf
deren Erfolg man dieses Orts mit 13000 Mann im Felde zu agiren vermeinet.
Wann nun an Guhrfürstl. seiten ein proportionirtes corpo ins Feld gestellet
werden wollte, könnte man de concert zu Erlangung des Friedens auf das Fun-
dament der Reichssatzungen das Werk angreifen. — Unterdessen soll mit denen
Guhrbrandenburg. Ministern im Haag, was wegen dieses Fürstl. Hauses daselbst
vorgehet, doch also, dass man dergleichen von der Seite wieder verhoffet,
communiciret und die Guhrbrandenb. Interesse also secundiret werden, sowie
man vertrauet, dass von selber Seite die erforderte Werbgelder und Subsidien
von Holland zu erlangen befordert werden wird. Und weiln — bis zu völliger
Erlangung der Alliantz mit Holland einige Zeit hinstreichen möchte, so will man
an Seiten des Fürstl. Hauses 150O Pferd neben 3000 Mann zu Fuss und nöthiger
ArtoUerie zusammen führen, wann an Guhrbrandenb. Seiten nach Proportion es
ebenmässig geschiehet, und will man selbige unter Gonduite L F. Dchl. H.
Herzog Ernst Augusti in das Stift Ossnabrüg stellen, um sie daselbst zu
fernerer Resolution in Eil zu gebrauchen.*'
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VerstäDdigQDg mit den branoschweigischen Herzogen. 633
ein Corpo von etwa 15000 M. zasammbringeu will. Sollten aber die Staaten
diese Assitttenz nicht begehren, so findet er doch nöthig^ dass man sich in
Verfassung setze, wiewohl diese dann nicht so stark sein dürfte, and will
er in diesem Falle sich mit einem Corpo von ungefUhr 5000 Mann der
Orten finden lassen. Mit Schweden und Frankreich hält er für nöthi^r,
dies Werk zu concertieren, hat auch an beiden Orten bereits den Anfang
gemacht and insonderheit bei Schweden') grosse Inclination gefanden,
dem Bischof diese Armatar za verwehren; wenn aber die katholischen
Stände sich stille halten, so wäre das beste, mit beiden Kronen es nar bei
vertranlicher Gorrespondenz za lassen und keine wirkliche Hülfe von ihnen
zn begehren, damit nicht auch andere Potentaten sich einmischen. Vor allem
aber wird nöthig sein, dass das ganze Haas 6 ra an schweig einig sei, wenig-
stens müsste man von Herzog Johann Friedrich versichert sein, dass^
wenn er ja seine Völker nicht mit dabei haben , er doch anch dem Werke
nicht entgegen sein wolle.
Er will seinen ministris im Haag auftragen^, mit den Brannschweigi-
schen fleissig zu commanicieren, dagegen sollen anch diese den Gen. Staaten
zu verstehen geben, dass er neben ihren Herzogen zugleich ersucht, die
Tractaten mit beiden zugleich fortgeführt, auch ihm die zu diesem Werke
nöthigen Mittel und Subsidien hergegeben werden müssten.
Blaspeil, Romswiuckel und Copes an den Kurfürsten.
D. s'Gravenhage 28. August/ 7. September 1665.
[firöfibuDgeD Wicqueforts über die Unterhandlnogen der braaDSchweigischen
Herzoge mit den Gen.-Staaten.]
Gestern hat sie H. Wicquefort') besucht und ihnen^ als im Auftrage 8. Sept.
der Herzoge Ernst August und Georg Wilhelm mitgetheilt, dass
0 Kf. hatte aufs neue (s. oben S. 624) an W ran gel geBchrieben (d. Cöln
16./26. August 1665), denselben auf die Gefahr aufmerksam gemacht, welche
allem Anschein nach den Evangelischen von dem Unternehmen des Bischofs
von Munster drohe, und die HofTnuDg aasgesprocben, man werde auch schwe-
discherseits diese Gefahr berücksichtigen. W ränge 1 erwidert darauf (d. Stock*
holm 9./19. September 1665) , sein König habe ihm befohlen , sich nach den
deutschen Provinzen zu begeben, um in der Nähe auf alles etwa hereiobrecbeode
Unheil ein wachsames Auge zu haben, und bittet Kf. um fernere Mittheilungen. Vgl.
V. Krockows Relation aus Stockholm vom 2./12. August Urk. u. Akt. IX 8. 803 f.
>) Kf. theilt denselben (d. Cöln a. d. Spr. 23. August/ 2. September 1665)
dieses Bescript an Jena mit und befiehlt ihnen, mit den braunscbweigischen
Ministem über diese Sache vertraulich zu* commanicieren, 25. Augu8t/4. Sep-
tember bevollmächtigt er dieselben, mit den G.Staaten wegen Erueaerung und
zeitgemässer Einrichtung der Allianz in Verhandlung zu treten. S. Urk. n.
Akt. UI S. 153.
*) S. über denselben Urk. n. Akt. IX S. 566f. Er war damals zugleich
polnischer und luneburgischer Resident im Haag.
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634 11* Der MüoeterBclie Krieg.
vor kurzer Zeit zwischen diesen und dem Staat eine Allianz vorgeschlagen
worden sei, womit man aber bisher angestanden, weil sie Ef. gern vor-
her mit dem Staat wohl, und in solcher Allianz mit einbegriffen sehen
wollten. Weil aber auch sie sich durch die Rüstungen des Bischofs von
Münster bedroht sähen, beabsichtigten sie, ihre Völker unter Waffien zu
haben, und um dieses mit weniger üngelegenheit und Kosten zu thun, h&tten
sie den Grafen W al d e ck *) in der Stille hierhin abgefertigt, welcher sich aoch
schon incognito hier befinde, um mit diesem Staat dahin, dass derselbe zam
nöthigen Unterhalt etwas in Geld und Munition mit beitragen helfe, zu
handeln, wofür jene Völker im Nothfall, wenn der Bischof von Münster
gegen diesen Staat etwas unternehmen sollte, demselben gegen eine Garan-
tie sollten zu Hülfe geschickt werden. Die Verhandlungen würden ver-
muthlich noch heute zuni Schluss kommen. Er erbot sich zu weiteren
Mittheilungen, auch Graf Waldeck würde, sobald er ausgehen würde, zn
ihnen kommen und mit ihnen näher von allem reden. Er fügte hinza,
Schweden habe den Herzogen angeboten^ die Stadt Höxter, in welcher der
Bischof das Religionswesen geändert'), in vorigen Stand bringen zu helfen
und den Bischof daraus zu setzen, was diesem Staat um so angenehmer
gewesen, da er geglaubt, dass Schweden und Münster mit einander
hielten.
Ges. sind überzeugt, dass die Absicht der Herzoge gut ist und dass
sie Kf. durch diese Handlung nicht präjudicieren wollen, doch aus Besorg-
nis, dass der Staat im Vertrauen auf die Hülfe derselben auf Kf. weniger
Reflexion nehmen möchte, haben sie mit einigen Regenten unter der Hand
davon geredet und ihnen zu verstehen gegeben, dass es auch dem Kf. an
Völkern, diesem Staat im Nothfall zu Lande zu helfen, nicht ermangeln
würde, welches jenen so gefallen, dass sie vermuthlich bald privatim oder
publice mit ihnen weiter verhandeln werden.
F. V. Jena an den Kurfürsten. D. HildeBheim
l./[ll.] September 1665.
[Erfolglose Verhaudlungen, Versicheranf^eD der braanschw. Herzoge, beanrahtgende
Gerüchte über die Absichten Schwedens gegen Bremen.]
11. Sept. Da man es hat vermeiden wollen, die Räthe Herzog Johann Frie-
drichs, der eine bestimmte Erklärung verweigert hat, zur Conferenz zu*
zuziehen, und andererseits, denselben zn verletzen, so hat man garkeine
Conferenz gehalten, sondern er, der Schwedische, die Wolffenbüttel-
0 Ueber diese Sendung desselben s. Wioqaefort m S. 221, v. Bauch-
bar-Curtze I S. 230f. M^moires da comte de Gaiche (bei Wiens S. 228)
M6m. d'Estrades ni S. 375. Kocher I S.441ff.
^ S. Köcher I S. 424f.
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ErofifouDgen Wicqaeforts. YerhaDdlaDgen iD Hildesbeim. 635
sehen, Hannoverschen und der inzwischen eingetroffene Hessen-
Casselsche Abgesandte v. Dalwich haben einzeln mit einander verhan-
delt, doch da man gemerkt, dass der schwedische nicht instruiert war nnd
dass er auf ein absonderliches und nenes foedus gehen wollte, sind die
übrigen einig geworden, von der Sache mit guter Manier, und zwar um
Herzog Johann Friedrich keine Ursache zur Trennung zu geben, zu
abstrahieren, wie auch geschehen, nnd ist darauf ehegestern der Hessische
wieder nach Gassei gereist, doch haben die Wolffenbüttelschen und
Hannoverschen J. versichert, dass Ef. sich auf ihre Herren verlassen
sollte. Die Herzoge Qeorg Wilhelm nnd Ernst August blieben bei
ihrer Meinnng, die sie neulich dem Kf. zugeschickt ^), doch gleichfalls nicht
anders als d^fern neben Ef. sie gesucht und die Subsidien wirklich folgen
würden, womit sie auch den Haersold abgefertigt hätten.
Vor wenigen Tagen kamen hier von vielen Orten Zeitungen >) , die
Schweden würden gewiss Bremen attaquieren, das Hans Braunschweig
ist darüber sehr alarmiert, J. hat mit ihnen geredet und glaubt, dass
Bremen sicher auf Wolffenbüttels und Herzog Johann Fri edrichs
Hülfe rechnen könnte, wenn sich andere mehr des Dinges annehmen.
Georg Wilhelm erklärte ihm, er sähe es ungern, er sei gut schwedisch,
wüsste aber nicht, wessen er sich resolvieren würde. Der Schwedische'),
aber bestreitet ganz diese Absicht mit dieser Addition, dass, wenn E.-
Mainz fremde Völker ins Reich zöge und wider alle constitutiones imperii
und Instrnmentum pacis thäte, so wäre alles gut, wenn aber Schweden
etwas aus gutem Herzen nnd zu der Evangelischen Besten vorhätte, so
werde alsobald Alarm. Sie würden beweisen, dass sie es ehrlich meinten.
Er hat Ordre erhalten, zu Ef. und allen Herzogen von Braun schweig
zu gehen.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten.
D. s'Gravenhage 3./ 13. September 1665.
[Verdachtige Haltoug Waldecks, Blaspeil wird sich zu Ef. begeben.]
Sie haben Graf Waldeck noch nicht zu sehen bekommen nnd schlies- 13. Sept.
sen daraus, dass derselbe die vorgenommene Handlung mit dem Staat ohne
sie zu schliessen beabsichtige. Sie vernehmen von anderen, dass diese
Handlung schon richtig sein soll. Da nun dieses alles dem Project, welches
dem Ef. von Braunschweigischer Seite zugekommen ist und daraufhin der-
selbe an V. Jena und an sie Ordre ertheilt hat, nicht gemäss ist, und sie
in der That verspüren, dass durch diese separate Handlung des Kf. Inter-
0 S. oben S. 633.
^ S. aber diese schwedischen Rfistnngen die Relationen v. Erockows ans
Stockholm vom 2./12. und 16./26. Aogust 1665 Urk. a. Akt. IX S. 804f.
>) Kleihe, s. oben Abschn. 9 S. 583. 585.
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636 11- I>or MttOBtersche Krieg.
esse leide, so haben sie auf Mittel gedacht, wie dem abzuhelfen sei and
sowohl Kf. als anch die Hersoge ihre Intention erreichen können. Da diese
sich aber besser mändlich berichten lassen, so will Blas peil sich zu Kf.
Terfügen, während Romswlnckel and Gopesi damit die Handiubg aicht
abgebrochen werde, hier bleiben wollen.
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten D. Haage
9-/ 19. September 1665.
[VerhaDdluDgeo mit den staatischeD Depotierteo. Brklärangeo Waldecka.]
19. Sept. Auf Veranlassung der staatischen Deputierten *) haben sie mit diesen
eine neue Conferenz am 5./ 15. gehaltent alle Punkte der Allianz Yon 1655
durchgenommen und dabei was ihnen in Instructione aufgegeben, erinnert.
Auf einer zweiten Conferenz am 6./ 16. sind die früheren Traktaten von
1655 an verlesen worden, eine neue auf den 7./ 17. angesagte Conferenz
ist aber von den staatischen Deputierten abgesagt worden. Der Traktat
mit Graf Wal deck ist nun abgeschlossen, wie dieser selbst, als er gestern
mit Wicquefort ihnen die Visite gegeben, ihnen in generalibus teroiinis
notificiert hat. £r erzählte dabei, zu der Zeit, als er im Werk begriffen
gewesen, die fürstlichen Gebrüder zu vergleichen, sei Haersolt zu denselben
gekommen, um über einigen Snccurs zu tractieren, da derselbe aber nicht
genugsam instruiert gewesen, um zu schliessen, so habe er selbst sich mit
einem Memorial der Fürsten, um mit den Staaten zu tractieren, nach dem
Haag begeben und er habe an Kf. von allem, was passiert, Bericht abge-
stattet >).
Da sie unter der Hand in Erfahrung gebracht, dass keine von den
Provinzen zu der Evacnation eines oder des anderen Platzes in dieser Zeit
») 8. Urk. n. Akt. m 8. 153.
') Waldeck hatte dem Kf. (d. Haag 1./ 11. September 1665) angeseigt,
dass er dorthin gereist sei, om das zwischen den Staaten und Hersog Brost
August angefangene Werk unter der Hand zu Ende zu bringen und dadurch
den Grnod zu einer ferneren Allianz zu legen, er habe gehörigen Ortes eifrigst
vorgestellt, wie oützlich den Staaten des Kf. Freundschaft sein könne, habe
auch sowohl bei den anderen Provinzen als auch bei Holland gute Inclinatioo
dazu verspürt, aber von der RäumuDg der clevischen Städte wolle man jetzt
nichts hören, die Vernünftigste o meinten, wenn Kf. jetzt genereusement mit ihnen
umginge, würde er künftig sicher aeioe Absiebt erreichen. Kf. antwortet daraof
(d. Cöln 15./25. September 1665)« er baue auf Herzog Georg Wilhelms wieder-
holtes Versprechen, nur gemeinsam mit ihm die Verhandlungen mit Holland za
führen, er könne daher die ihm zugekommene Nachriebt, dass man brauo-
Schweigischerseits die Intention geändert und einseitig mit Holland abgeschlossen
habe, nicht glauben, auf der Forderung der Restitution einer seiner clevischen
Festuogen müese er bestehen.
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Waldecks UoterhandlaogeD im Haag. 637
zu bringeD, sie scmst aber Ef. alle Satisfaction zu geben bereit seio würden,
80 bitten sie um Verbaltangsbefehle.
Graf Georg Friedrich von Waldeck an den Kurfürsten.
D. Haag 11. /[21.] September 1665.
[RechtfertigDDg des.Abschlasses der Tractateo, seine Bemohnngen im Interesse
des Kf.]
— Sieder meinem letzteren hab ich sowohl E. Gbf. D. Ministern 21. Sept.
als andere besuchet und was deroselben Interesse und Dessein zu
secondiren vermöchte; mich anerbotten, auch zugleich was alhier wegen
einer Armee von 12000 Mann zu richten mit Herzog Ernst Augusto
F.O. yolgens dem von jbro schon vor ettlich Wochen alhier gethaneu
Anerbieten abgerehdet, communiciret, auch wie zu Beschleunigung der
Sache mann mich ersuchet das Werk zu zeichnen und die Ursache,
warumb, ohngeacht ich weder Creditiv, Volmacht noch rechte Instruc-
tion habe, solches eingewilliget ') aufif Gutfinden vorgedachter I.F.6.
Wohrauf gestert mir bezeuget worden, als wenn Dero H. Abgesandten
die Beisorge hätten, ob wOrde dieses Werk deroselben Intention hinder-
lich sein. Ich hab aber nicht allein verhoffentlich zur genüge vor-
gestelt, wie das diesse Armatur zu beschleunigen £. Chf. D. dinstig
zu sein erachtet, dieweil dadurch E. Chf. D. 12000 Mann zu Secon-
dirung dero Interesse parat haben, sintemahl weder diesser Staat noch
die Hertzoge von Braunschweig ohne eusserster Verderb von E. Chf. D.
nicht separiret werden können, und habe ich so teutlich und dahr den
Staaten General und particulier Ministren, auch Gliedern der Frovinc
vorgestellet, dass ohne E. Chf. D. Zuthun ein langwiriger und ver-
derblicher Krieg erfolgen, durch E. Chf. D. Beitretten aber das Werk
in der Asche gedempfet werden wird. Es hat mir auch H. Bever-
ling versprochen, Dienstags in der Frovinc von Hollandt das Werk
vorzustellen und was an ihme seie beizutragen, damit E. Chf. D. also
möge begegnet werden, dass Sie Dero Affection von diesem Staat ab-
zuwenden keine Ursach bekommen mögen. Ich bin zu wenig E. Chf.
D. in so einer wichtigen Sach zu rabten, aber das kann ich wohl
sagen, das E. Chf. D. das Haubt von einer Fartey, so zu dero Sicher-
heit arbeitet, sein können undt selbst ohne vielle andere Zuthun zu
0 S. den Vertrag vom 9./19. September 1665 bei Aitzema V S. 642 ff.
DtimoDt VI 3 S.46. Vgl. Kocher I, S. 441ff.
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638 11- ^«r Munstersche Kriefr.
dero grossem Nutzen dies Feuer dempffen können, denn diesse Leuhte
alhier seind ihrer Kegierungsart nach so langsam, das weitläufiftige
Tractatten mit ihnen in Eill schwehrlich zum Ende zu bringen sein. —
Memorial des MUnsterschen Domdechanten and Geheimen
Raths V. Brabeck.') D. Berlin 27./ 17. September 1665.
[BoDdois des Bischofs mit England, das Verbalten der brannschweigischen
Fürsten, Bitte um Entlassnng angehaltener, für den Bischof angeworbeoer
Soldaten.]
27. Sept. Er hat bei seiner ihm diesen Morgen verstatteten Audienz neben an-
deren Paukten, auf welche Ef. sieh sogleich resolviert, anch folgende vor-
getragen, welche er zu fernerer Erklärung schriftlich aufgesetzt hat. Sein
Herr ist durch die yon den Staaten der Vereinigten Niederlande
erlittenen Beleidignngen und Gewaltthaten genöthigt worden, sich in Kriegs-
yerfasBung zu setzen, um so Satisfaktion und Sicherheit für die Zukunft
zu erlangen. Da die bei den unlängst zu Coesfeld und Dorsten Tor-
genomuienen Traktaten *) vereinbarte Zusammensetzung noch nicht zur
Tölligen Richtigkeit gekommen ist, und sein Herr fürchtet, dass ihm auf
allen Fall die ordentliche Reichs- und Kreishiilfe nicht so, wie es der
Sachen Wichtigkeit und Nothdurft erfordert, folgen dürfte, so hat er zu
seiner Sicherung mit dem Könige von Kugland ein Bündnis') abge-
schlossen und hat zu Antretung solcher Allianz um so weniger Bedenken
gehabt, da ja auch Kf. mit demselben in Bündnis *) stehe.
Seinem Herrn ist berichtet worden, die brannschweigischen H^-
zöge wollten ihre Völker dem Grafen Wal deck überlassen, ''um sie zu
Diensten der Staaten gegen ihn zu gebranchen, er sieht sich dadurch ge-
nöthigt, auf Gegenmittel zu denken, und bittet den Kf., sich zu bemühen,
die Herzoge davon abzuhalten und, nachdem er diese Sache beim Kaiser
und auf dem Reichstage vorgebracht hat, ihn dabei zu assistieren.
Kf. hat auf ungleichen Bericht hin den Rittmeister Arnsted mit
seiner ganzen für des Bischofs Dienst geworbenen Compagnie zu Halber-
stadt mit Arrest belegen lassen und dann genöthigt, in seinen Dienst zu
^} Das Creditiv des Bischofs für denselben ist datiert St. Ladgersbnrg
16. September, das Recreditiv des Kf. Cöln 18./28. September 1665; Br. reicht
noch am 20./30. September ein neues Gesuch wegen Entlassung der angehaltenen
Ofßciere und Soldaten ein.
^ S; oben S. ölö ff.
») d. London 3./I3. Juni 1665 bei Alpen I S. 670ff.
*) Geineiot ist die Allianz des Ef. mit England vom 20. Jnli 1661, s. über
dieselbe Urk. u. Akt. IX S. 463 ff.
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SenduDg v. Brftbecks nach Berlin. 639
treten ; ebenso einige in Quedlinbarg ond Derenburg angehaltene
Reiter y obwohl unter denselben sich keine Unterthanen des Kf. befinden
und ihre Anwerbung vor dem Erlass des Inhibitivbefehls des Ef. erfolgt
ist, er bittet dieselben ans dem Arrest und Eide zn entlassen').
Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und Lüneburg. D. Cöln 17,/ [27.] September 1665.
[Beschwerde aber die darch Graf Waldeck im Haag einseitig geführten Uoter-
haodluDgen. Fordeniog, den abgeschlossenen Tractat vorläufig nicht bu
ratificieren.]
— Wir können aber Ew. Ld. in hergebrachtem Vertrauen nicht 27. Sept.
bergen, dass wir glaubhafte Nachricht erlanget, ob sollte nicht allein
von Ew. Ld. Bedienten noch zur Zeit mit den unserigen aus diesem
negotio keine eigentliche Communication geschehen, sondern denselben
durch Vicquefort nur schlechter Dinge notificiret sein, dass der
Graf von Waldeck dieses negotii halber handelte, wie dann auch
ferner die H.Staaten nach des Grafen von Waldeck Ankunft im
Haag sich gegen uns sehr kühl und retirat erwiesen, itzg. Graf auch
die Sache allein in Ew. Ld. und Dero Fürstl. Hauses Namen treiben,
wodurch die für diesem bezeugte Inclination des Staats zur Renovation
der Allianz sehr geschwächet, daneben uns auch fast deutlich und
für aus gesaget werden wollen, dass wir bei deren Erfolgung keine
Restitution unserer von ihnen besetzten Cleffischen Plätze zu hoffen
hätten. —
^) Die darauf von dem Ef. ertbeilte Resolution ist in den Akten nicht er-
halten, der Inhalt derselben ergiebt sich ans der Mittheilung, welche Ef. durch
Blaspeil in Wolffenbuttel machen Hess (Proposition desselben vom 27. Sep-
tember 1665. Hannov. Archiv), Ef. nehme, was der Bischof wegen der Alliaoz
mit England angebracht, als eine Notification an, er hätte gewünscht, dass der
Bischof vorher mit ihm und anderen Interessenten communiciert hätte. Er wüsste
nicht, dass das Haus Braun schweig gegen den Bischof etwas Feindliches vor-
zunehmen resolviert sei, sollte ihm etwas davon vorkommen, so wolle er gern
befordern helfen, was zum Frieden dienlich sei. Er finde gut, dass der Bischof
mit seiner Armatur einhalte, und erbiete sich, die Streitigkeiten desselben mit
den Staaten accommodieren zu helfen. Die Gompagnie Reiter hätte er, da sie
ohne vorherige Anzeige durch sein Furstenthum Halberstadt mit blasenden
Trompeten gezogen, anhalten müssen und er könne zu Verhütung boeer Conse-
quenz darin keine Aenderung machen. S. auch unten die Instruktion für
F. V. Jena vom 12./22. Februar 1666.
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640 11- 0er Mänsterache Krieg.
So ersuchen wir Ew. Ld. — sie wollen uns in hergebrachtem Ver-
trauen eigentlich wissen lassen, wie das Werk anitzo stehe und wo-
hin dero beständige Gemüthsmeinung und Resolution endlich ziele,
wir halten sonst dafür, dass Ew. Ld. darin g&nzlich mit uns einig
sein werden, dass, wenn mit dem Staat etwas gemacht werden sollte,
solches auf yorgedachte Weise am besten geschehen könne, wobei
dann auch Ew. Ld. hochvernttnftig zu ermessen, wie hoch uns beider-
seits daran gelegen, dass wir zu guter und gewünschter Ausf&hrung
der Sache und Versicherung des Westfälischen Kreises wie auch auf allen
Fall einer sicheren Retraite eines und anderen Orts in unsren Clevischen
Landen versichert wären, wovon wir auch nicht abstehen, sondern bei
erfolgenden Tractaten solches inständig urgiren werden, in Hoffnung,
Ew. Ld. uns darunter bestermassen zu secundiren nicht unterlassen
werden. —
PS. Auch erlangen wir gleich jetzo Nachricht, dass der Graf
von Waldeck und Vicquefort zwar unsern Bedienten im Haag die
Visite gegeben und mit ihnen von der Sache etwas geredet, es wäre
aber solche schon zu völliger Richtigkeit gebracht und der Traetat
geschlossen, womit der Obrist Harsolt zu E. Ld. reisen würde, umb
die Ratification darüber auszuwirken. Wie sehr uns nun dieses alles
befrembden und was für Nachdenken uns solches verursachen müsse,
können E. Ld. leicht ermessen, wiewoll wir alles so eben nicht
glauben, sondern unser Judicium, bis wir von E. Ld. vertrauliche Aper-
tur und Nachricht erlanget, suspendiren wollen, daneben auch das
Vertrauen haben, auch E. Ld. — darumb ersuchen, mit der Rati-
fication so lang ein und zurückzuhalten, bis wir unsere fernere ohn-
fUrgreifliche Meinung und Gedanken E. Ld. deswegen eröffnet'). —
') Qleichseitig ergehen Sehreiben an die Herzoge Aognst und Ernet
August, in denen Kf. auf das lebhafteste über das Verfahren Waldecks,
wodurch er gleichsam hintergangen und beschimpft sei, Beschwerde fahrt» von
denselben verlangt, dass sie die Ratification eines so präjudicierlichen Tractata
et modi agendi divertieren und dahin wirken mochten, dass die Tractat-en mit
den Staaten yon beiden Theilen pari passu fortgesetzt worden, mit dem Be-
merken, dass „wofern mit uns auf diese Art weiter gehandelt werden sollte, wir
ohnumgänglich auch andere consilia zu fassen und unsere und unseres Staats
Sicherheit auf andere Weise, so gut wir können, zu beobachten werden ge-
zwangen werden.*
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Unzufriedenheit des Kf. über den Waldeckschen Tractat. g41
Der Kurflirst an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und Lüneburg. D. Cöin 20./ [30.] September 1665.
[Unzufriedenheit Ober den einseitigen Abschlnss des Tractats mit Holland.
Forderung, dass die Ratification desselben hinausgeschoben werde.]
Er hat jetzt durch Graf Waldeck selbst die Nachricht erhalten, dass 30. Sept.
die Tractaten dort zum Schluss gekommen und von dem Grafen sab spe rati-
ficationis unterschrieben worden sind. Ihm kommen diese Procednren des
Grafen etwas befremdlich vor and er bittet am nähere Aoskanft darüber.
Sollte dieser modns agendi des Grafen zu seinem höchsten Schimpf nnd
Nachtheil approbiert nnd der Tractat ohne sein Znziehen vollzogen und
ratificiert werden, so wird auch er andere mesures nehmen und seine Sicher-
heit gebührendermassen beobachten müssen, er hofft aber, der Herzog
werde die Ratification zurückhalten, bis die Sache auch mit ihm concertiert
und zn behöriger Richtigkeit gebracht sei.
Der Kurfürst an den Grafen von Waldeck. D. Cöln
20./[30.] September 1665.
[Unzufriedenheit über den einseitigen Abschluss des Tractats. Forderung, dass
die Ratification hinauBgeschoben werde.]
Aus Enrem vom 11. huius') aus dem Haag an uns abgelassenen 3o. Sept.
Schreiben haben wir ganz ohnvermuthlich ersehen, dass dasjenige, was
uns bei voriger Post wegen der Braunschweigischen Traetaten mit
den H. Staaten berichtet worden, sich in der That also verhalte. — Nun
könnet Ihr leicht ermessen, dass uns dieser modus procedendi nicht
weinig befremden müsse, denn Each gnugsam bekannt, wie festiglich
wir von Herzog Georg Wilhelms Ld. versichert worden, dass alles
mit uns pari passu concertiret werden sollte, Ihr könnet auch gnug-
sam artheilen, dass, wofern das Werk Bestand haben und mit Nach-
druck ausgeführet werden soll, alles auf einen anderen Fuss gerichtet
und wir darunter nicht so gar negligiret werden müssen, — Wir
lassen es aber dahin gestellet sein und gesinnen von Euch gst., Ihr
wollet uns darin nunmehr Eure gegen uns contestirte Devotion er-
weisen, dass Ihr die Ratification dessen, was verhandelt worden, so
lang zu differiren geflissen seid, bis man mit uns auch wird tractiret
und geschlossen haben, gestalt wir dann unsre Ministros im Haag
desfalls mit gnugsamer Instruction und Vollmacht versehen. Solltet
0 Oben S. 637.
Mater, b. Qesch. d. 6. Karfursten. XI. 4X
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642 11* I>«r MüDBiersche Krieg.
Ihr aber über Verhoffen dieses alles nicht bei Euch gelten lassen^ so
wird es ans sonst an Mitteln nicht ermangeln, dieses Euer Vorhaben,
welches wir wohl versichert sein, dass es mit der Herren Herzoge
von Braun schweig — Willen nicht von Euch unternommen worden,
zu verhindern. —
Der KorfUrst an Romswinckel and Copes. D. Cöln
23. September / [3. October] 1665.
laaf die Relation vom 16./ 26. September. Die zögernde Haitang der G.Staaten.
Qes. aollen kategorische ReBolution fordern, Bedingungen des Kf., Sendang
Blaspeils an die braunschweigischen Fürsten.]
3. Oct. £r ist sehr verwandert, dass die Staaten sich zur Erneuerung der Alli-
anz noch immer so wenig bereitwillig zeigen. Er wird sich darauf und
auf irgend eine Hülfeleistung für dieselben nur, wenn ihm eine oder andere
seiner Clevischen Festungen restituiert werde, einlassen und im Falle, dass
man ihm in diesem Punkte eo garkeine Satisfaction geben würde, seine
Sicherheit anderwärtig suchen müssen. Zwar will man ihn versichern, das
eigentliche Absehen der Staaten sei nicht so sehr darauf gerichtet, diese
Städte für immer zu behalten, sondern nur dass dieser Punkt für diesmal
ausgesetzt und inmittelst die frühere Allianz erneuert werde, wobei man
ihm Hoffnung machen will, dass sie ihm hernächst hierunter bessere Satis-
faction geben würden, er kann sich aber mit einer so blassen und wenig
fundierten Hoffnung nicht abweisen lassen. Er merkt wohl, dass die Staaten
sich auf die Traktaten mit Graf Wal deck verlassen und sich daher ein-
bilden, dass sie seine Freundschaft nicht so eben nöthig hätten, da aber
Graf Waldeck bei diesen Verhandlungen nicht, wie sich's gebührt, gehan-
delt hat und er versichert ist, dass das Haus Braunschweig solche
separate Handlung nicht gutheissen wird, so dürften sie sich hierin wohl
betrogen finden.
Ges. sollen von den G.Staaten cathegoricam resolutionem verlangen,
ob dieselben ihm in den von ihnen vorgestellten Punkten Satisfaction geben
wollten, oder nicht. Sollten sich dieselben mit ihm setzen wollen, so sollen
sie die Verhandlungen ohne Zeitverlust fortsetzen. Er verlangt, dass ihm
Orsoy alsbald und Gennep nach Beendigung der jetzigen Unruhe ein-
geräumt, dass, falls er einmal wegen Ej*iegsgefahr seine Hofstatt oder^Kanzlei
von Cleve sollte verlegen müssen, ihm freistehen solle, damit nach Wesel
oder Emmerich zu gehen, dass dann die dortigen Garnisonen, so lange
er sich dort aufhalte, auch in seinen Pflichten stehen sollten, und dass in
betreff der übrigen mit staatischen Garnisonen besetzten clevischen Städte
und Plätze ausgemacht werde, dass sie dieselben so lange die bevorste-
hende Allianz währe, besetzt halten, nach Ablauf derselben aber weiter
darüber verhandelt werden solle', ferner dass ein gutes Reglement, danach
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BediDgnDgeo des Ef. fär die Allianz mit Holland. g43
sich die Soldatesqae zu richten, gemacht und aasgefühit werde. Dagegen
ist er erbötig, den Staaten mit seinen Völkern bis zu so vielen tausend, wie
man sich des qnanti, auch sonsten der Werbe- nnd ünterhaltnngsgelder
halber vergleichen werde, zn assistieren. Da er glanbt, dass. dieses alles
nicht besser, als wenn es zugleich mit dem ganzen Hause Braunschweig
concertiert werde, werkstellig gemacht werden könne, so hat er mit diesem
deshalb oommunieiert, auch BlaspeiP) dorthin abgefertigt.
Aufzeichnung des Grafen Georg Friedrich von Waldeck ^'über
eine mit dem Kurfürsten gehaltene Unterredung, s. d.
[Berlin 30. September / 10. October 1665.]
(Hannoversches Archiv.)
EHe Verweigerung der Visite betreffent ist vorgestellet worden, 10. Oct.
das niemandt directe mich zu sprechen begehret,
2) das Vicfort wie allen andern also auch Blaspiel geandtwortet,
1) Betreffend diese Sendung desselben liegt nur jene (s. 8. 639) von ihm so
Wolf fenbüttel am 27. September /7. October abgelegte Proposition vor. In
derselben wird nochmals Redressiemng des im Haag einseitig abgeschlossenen
Tractats gefordert nnd erklärt, Kf. wünsche eine Verbindung mit dem gesamten
braunschweigischen Hause, in Wolffenbuttel solle ein Project dazu aufgestellt
und dann von Bl., dem womöglich jemand von dort her beigegeben werden solle,
dem Herzoge Georg Wilhelm überbracht werden. Kf. beabsichtige, 1) dass,
alle fremden Völker, welche sich sonst in diese Sache einmischen möchten, aus
dem Reich, namentlich aus dem Niedersächsischen und Westfölischen Kreise
ferngehalten werden, zumal da er versichert sei, wenn man sich zusammensetzte,
80 hätte man Macht genug, die angefangene Unruhe zu stillen, 2) eine solche
Anstalt und Ueberschlag zu machen, dass man künftig dergleichen Unruhe nicht
zu befahren habe. Dann macht Bl. nähere Mittheilungen über das Anbringen
Brabecks und über die darauf von dem Kf. ertheilte Resolution und erklärt
discursweise, er habe auch Auftrag, zu Herzog Johann Friedrich zu gehen,
solle aber zunächst hören, ob Herzog August es rathsam finde nnd was bei
demselben anzubringen sein würde, er sei zweimal bei dem Bischof gewesen,
derselbe hätte ihm erklärt, er sei gar zu tief mit England eingestiegen, so dass
er nicht wohl wieder zurück konnte.
^ Wal deck hatte auf das Schreiben vom 20./30. September (S. 641) geant-
wortet (d. Hannover 23. September /d. October 1665), er sei sehr unglficklich
über des Kf. Unzufriedenheit und wünsche behufs seiner Rechtfertigung mit
V. Schwerin zusammenzukommen, Kf. hatte ihn darauf (d. Cöln a. d. Spr.
26. September/6. October 1665) aufgefordert, lieber zu ihm zu kommen, er werde
ihn nicht lange aufhalten, welcher Aufforderung der Oraf nachgekommen ist.
S. Kocher I S. 445. Diese Aufzeichnung ist augenscheinlich für die am 9. Oc-
tober in Berlin angelangten Gesandten Herzog Georg Wilhelms (S. 645) be-
stimmt.
41*
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g44 11- ^^^ Mäostersche Krieg.
3) das aus Ursache, weil ich den Ausgang meines emplois nicht
zu meinem Nachtheil gereichen machen wollen, mich secret gebalten
undt bei Verfehlung meines Intents nach Cülenberg^) gehen andt yod
dannen als in particulie andern Geschefften in Hag public gehen wollen.
4) undt das ich auch keinen public minister gesprochen.
Angehende, das communiciren h&tte sollen, hab geantwortet, das
ich in genere I. Ghf. D. selbst auch Dero Dienern ains und anders
communicirt in Schrifften.
2) Vicfort im Nahmen I. F. 0. Blaspiel gefragt, was I. Ghf. D.
begehren an den Staat, das er Order hätte zu communiciren undt zu
secondiren, welchem aber nichts von den Brandenb. sey entdecket
worden.
3) hätte ich midt keinem Nutzen midt Blaspiel communiciren
können weil ihme kein Commission midt mir sich zu unterreden ge-
geben gewesen.
4) so hätte solche Gommunication in diesem Werke nichts fruch-
ten können, weill I. Ghf. D. aine formale AUiance intendiren, dies
aber nuhr aine Gonvention über Richtung ainer Armee undt dehren
Gommendirung undt Oebrauch sein.
Die Sach an sich selbst betreffendt, undt das man gegen das
Project gehandelt habe,
So seye das Project von mir in Vertrauen communiciret *) undt
darin gesagt, wie man biss zu Richtigmachung einer AUiance oder
auch diesser Handelung bis 5000 Mann zusahmen zu f&hren gemeint,
wenn I. Ghf. D. dergleichen thun wollen.
2) das zeite dessen diessen Tractat aufzuhalten mann so wenig
zugesagt, als es die Gefahr leide,
3) das midt Hertzog Ernst Augusto die Sach schon lengst auff
wenigs noch abgehandelt, undt Herscholt auffs übrige sich instruiren
zu lassen hinuntergangen, welches just zu facilitiren ich auff mich
genomen.
4) das nicht bevolmächtiget noch willens gewesen (wie solches
zuvor an I. Ghf. D. geschrieben) den Tractat zu schliessen, aber zu
Erlangung der Werbgelder undt Subsidien, wen mann den Tractat
vor gut achten solle, habe ich ihn gezeichnet.
0 Cuylenberg, eine dem Qrafen Waldeck gehörige, in den Niederlanden
in Geldern gelegene Besitsang.
^ S. oben S. 632.
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Rechtfertigang Waldecks. 645
5) undt müsse derselbe in 7 oder 8 Tagen ratificiret werden, oder
er sei nicht bündig an holländischer Seite.
6) Es sei nuhr zwischen den Staaten undt H. Ernst Äugusto
geschlossen, I. Chf. D. fragten, woher er denn das Volck nehmen
wolle, andtwortete ich, sein Herr Bruder undt gute Freunde werden
ihm an Handt gehen.
7) Wie I. Chf. D. fragten, ob noch res integra wehre, sagte ich,
so viel die Batification belanget, wohrauff Sie andtworteten, mann mus
machen, das alles gesambt gehet. Ich sagte, die Batification kann
ohne Erenkung H. Ernst Augusti parole nicht zurück bleiben.
Der ChurfÜrst zehlte sein Volck*), welches er in 4 Wochen auff-
bringen könnte, solches beliff sich auf 1000 Pferdt undt 1000 Dra-
goner neben 4000 zu Fuss. Die rationes, warumb gegen Münster zu
agiren, seindt so bekandt, das dieselbe hier zu notiren nicht Noht
achte.
Schweden soll gegen Münster sich aifferich erzeigen.
Ich halte, das es gut seie, das morgen Audientz begehret werde.
V. Haxthausen und Lorenz MttUer^) an Herzog Georg Wil-
helm von Braunschweig und Lüneburg. D. Berlin
4./ [14.] October 1665.
(Hannoversches Archiv.)
[ADkanft io BerÜD, Audienz bei Kf., GoofereDzen mit Sompite aod Jena.]
Da sie auf der Herreise erfahren haben, dass Blas peil zu Wolffen- 14. Oct.
^) Ueber die damaligen Rüstungen des E f. s. Hirsch, Die Annee des Grossen
Kurfürsten 6. 246 ff.
') In einem «Memorial anstatt Instruction" (d. Hannover 22. September/
2. October 1665. Hannov. Archiv) hatte Herzog Georg Wilhelm denselben auf-
getragen, zunächst nach Wolffenbüttel zu gehen und dort dahin zu wirken,
dass Herzog August den im Haag abgeschlossenen Traktat billige und sich
an der Ausführung desselben betheilige, und dass derselbe einen seiner Minister
mit ihnen zum Kf. gehen lasse. In Berlin sollten sie sich bemühen, durch
nähere Mittheilungen über Graf Waldecks Unterhandlungen im Haag den Ab-
schluss des Traktates, dessen Ratification nur kurze Zeit hinausgeschoben werden
könne, zu rechtfertigen, und den Ef. auffordern, seine Unterhandlungen mit den
Staaten, welche geneigt schienen, seine Privatdesiderien zu erfüllen, fortzusetzen
und dahin su wirken, dass eine gemeinsame Allianz mit ihm und dem braun-
schweigischen Hause zustande komme. In Wolffenbüttel, wohin sich auch
Herzog Ernst August persönlich begeben hatte, erhielten sie (Relation vom
26. September /G. October) den Bescheid, Herzog August wolle zwar unter der
Hand beitreten und dem Herzoge firost August eine Anzahl Truppen über-
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646 11- ^®r Mänstercche Krieg.
büttelO noch bei An Wesenheit Herzog Em st Augusts aDgekoounen sei, so
haben sie in der Meinung, dass das Werk sich daselbst etwas ändern möchte
und es auch nützlich sein würde, wenn Graf Wal deck etwas vor ihnen
hier ankäme und ihre Negociation faciler machte, sich auf der Reise nicht
sonderlich beeilt und sind erst Sonnabend [30. September/ 10. Oetober]
Abend hier angekommen. Sonntag') [1./ 11. Oetober] Abends gegen 6 Uhr
wurden sie zur Audienz geholt nnd hatten ein sehr gutes Accneil, Kf. erklärte,
in der Hauptsache wolle er nicht antworten, sondern, weil das Werk wichtig,
es vorher mit seinen Räthen wohl überlegen und darüber durch einige der-
selben mit ihnen conferieren lassen. In discursu sagte er, man müsse die
Jalousie, welche das Domcapitel in Münster gegen den Bischof und dessen
Actionen zeige, zu fomentieren suchen ') ; was ihre Armatur betreffe, so hielt
er das Werk für einen für zn schwer, man müsste sich mit zusammengesetzten
Waffen wohl fassen. Er hätte Ordre gegeben, gewisse Truppen zu Hebten
und Hesse 1000 Mann aus Prenssen anmarschieren^).
Montag [2./12. Oetober] Nachmittag hatten sie eine Conferenz mit den
beiden Kanzlern Somnitz und Jena. Dieselben erklärten, Kf. hätte bei
dem Werk, weil es nicht mehr zu ändern, nichts zu erinnern, und fragten,
ob sie noch etwas vorzubringen hätten. Sie brachten darauf alle zu diesem
Werk gehabte Motive und wie man de concert mit des Kf. Ministern gern hätte
gehen wollen, bei denselben aber nicht gleiche Inclination dazu gefunden, aufs
lassen, er wünsche aber mit Racksicht darauf, dass das braanschweigische Haas
mit Münster in der Rheinischen Allianz stehe and dass man noch weder
Schwedens, noch des Kf. Absichten erkannt hätte, sich vorläufig retir6 zu halten
ond daher weder formlich der Allianz beizutreten noch sich an der Sendung an
Kf. zu betheiligen. — Aasser dieser Relation sind in Hannover auch noch ein
ausfohrliches Diariam und Protokolle über den Aufenthalt in Berlin and über
die dort geführten Yerbandlangen vorhanden. Vgl. über diese Gesandtschaft
Köcher I S. 44öf.
0 S. oben S. 643.
^ Nach dem Diarium besacht sie Sonntag früh Graf Wal deck, der Tags
zuvor mit dem Kf. von Potsdam nach Berlin gekommen war, theilt ihnen mit,
was er mit demselben ffir Discurse gehabt, und spricht die HofiFnang aas, dass
derselbe wenigstens nicht feindlich sein werde.
^ Nach dem Diariam fugt Kf. hinzu: der Kaiser und Papst steckten
hinter diesem Werke und hätte der Bischof von Munster dem Monaignor
Fürstenberg versprochen, ihn zum Coadjator zu machen. Herzog Johann
Friedrich hatte in dem neulichen Erbfolgestreite mit österreichischen Ministem
secrete Communication gehalten, der Prinzessin Elisabeth (s. oben S. 567),
welche ihm, am Kf. zu gewinnen, eine Mariage mit dem Fräulein von Kur-
land vorgeschlagen, hätte er geantwortet, er müsste mit den Hunden heulen,
weil er katholisch wäre, wenn das Werk zu Ende, wollte er sich resolvieren.
^) Nach dem Diarium sagt er, er Hesse gewisse Compagnieen z. Pf. werben
and 1000 Dragoner aus Preussen kommen, er könnte in 4 Wochen mit 10,000
Mann marschieren.
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Gesandtschaft Hazthaotens nnd Maliers aach Berlin. 647
beste vor, repräsentierten, wie ihr Herzog des Kf. Interessen nicht allein durch
die Seinigen im Haag habe recommendieren lassen, sondern auch noch glaube,
dass auch dieses Werk dieselben facilitieren nnd dass er gern dazu coope-
rieren würde. Jene antworteten darauf, Ef. wünschte, dass dieses Werk
so geführt wäre, wie es zu Hildesheim projeetiert worden, er gönne den Staa-
ten gern einigen Secours, weil aber die Sache sowohl als die Interessen ge-
mein und yersprochen worden, alles communicads consiliis et yiribus zu thun,
80 hätte et gehofft, es würde auf solchen Fuss gerichtet werden, und würde
dieses sowohl dem gemeinen als auch Herzog Ernst Augusts Interessen
couyenabler gewesen sein. Kf. hätte demselben keine Masse zu geben, son-
dern, weil das Werk nicht zu ändern, wünschte er, dass es ohne Unglück
abgehen nnd man mit ihm so leben möchte, dass das bisherige gute Ver-
trauen keinen Anstoss litte. Zu der offerierten näheren Zusammensetzung
hätte er sich immer bereit erklärt, thäte solches auch noch, es müssten
aber Schweden nnd Hessen-Cassel noth wendig mit eingenommen
werden.
Als sie nun weiter repräsentieren wollten, wie man ihrerseits nie 'beab-
sichtigt habe in diesem Werke ohne Communication mit dem Ef. etwas zu
thun, sagte Jena, doch per discursum, man hätte das Werk & dessein so
geführt, dass es Ef. nicht wissen sollte. Er hätte schon zu Hildesheim
Wind von dieser Sache gekriegt, daher die Originalbriefe des Ef. in dieser
Angelegenheit dem Bischof von Osnabrück zu Bezeugung, dass man sin-
cerement mit demselben umgehen wolle, zugestellt, welcher dieselben 2 Tage
bei sich behalten und ihm endlich durch den Marschall Haromerstein habe
zurückgeben lassen, ohne dabei ein Wort von der Sache zu melden. Ef.
meine, es möchte die Intention wohl gut sein, der modus procedendi aber
hätte wohl anders sein können. Man hätte den Bischof von Münster für
Feind erklärt, indem man versprochen, sofort nach Zahlung der Werbegelder
in Aktion zo treten, ehe man in rechter Verfassung stände. Das Haus*
Braunschweig, dessen Flor am meisten auf Einigkeit und Communica-
tion ihrer Consilien bisher bestanden, hielte man für entschuldigt, Herzog
Ernst August aber hätte jetzt nur Particuliersache gemacht, welche
▼oller Oefahr und dem gemeinen Wesen leicht einen unwiederbringlichen
Schaden zufügen könnte.
Sie stellten dagegen vor, dass der Herzog, als der Gefahr am nächsten,
kein besseres Mittel zu Hemmung der Münsterschen Frogressen habe finden
können, als dass man diesen Tractat schleunig schliessen möchte, im Haag
sei die Communication mit den Eurfürstlichen ministris wirklich erfolgt.
Die E.brandenburgischen erwiderten, jene hätten nichts in Händen gehabt, wo-
durch sie ihre Person hätten legitimieren können, was bei einem so wichtigen
Werk nöthig gewesen wäre, sie hielten auch Vicquefort nicht für dien-
lich des Ef. Sachen zu manüeren. Auf ihre Frage, ob sie hiermit ihre Ab-
fertigung hätten, sagten jene : nein, sie wollten dem Ef., was sie weiter vor-
gebracht, referieren.
Gestern [8./13. October] gegen Mittag brachten ihnen die Commissarien
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548 11. Der MoDflterache Krieg.
die Repolation aaf die erste Cooferenz, Kf. wünsche Herzog EmstAagast
zu der yorhabenden Expedition Glück, was er dieser Sache halber für Er-
inoemngen gethao, wäre in guter Meinnng und nicht so geschehen, dass man
Mass oder Ziel so geben hätte, er würde allemal in Cnltiyiemng einer guten
Correspondenz mit allen ihren Herren continnieren, hätte daza die Befördernng
der Torhabenden Allianz für hocbnöthig befunden, auch deswegen selbst
mit dem Schwedischen Eztraordinardepntierten geredet, wäre willens
solchen Tag zu beschicken, derzn Brannschweig über 7 Wochen, etwa am
1. December stattfinden könnte. Zugleich Hess Ef. für einige Regimenter,
welche er znr Sicherheit seiner Reise mitnehmen wolle, um Durchzug bitten.
Sie haben darauf mit dem Schwedischen^) Gesandten wegen der vor-
habenden näheren Yerbündnis geredet, derselbe erklärte, er sei zwar daranf
in specie nicht instruiert, zweifle aber nicht, dass sein König gern daran!
eingehen würde.
Nach der Tafel conferierten sie wieder mit ihren Commissarien und er-
öffneten diesen, 1) sie ersuchten Kf. caet. ex protoc.^.
Jene nahmen es ad referendnm. Im Discurrrieren stellten sie nochmals
0 Nach dem Diarium begehrt Kleihe nähere Nachricht von dem scopo der
AUians und ob dieses Werk allein auf das Münstersche Wesen oder nicht
auch mit dahin angesehen sei, was sonst ratiooe fatari et praeteriti für contra-
ventiones Instr. Pacis, als die Erfartische und die Pfälzische Sache, vor-
'gefallen, und theilt ihoeo mit, dass Kf. sich über das Vorgehen Herzog Eroet
Augusts beklage.
*) Nach diesem Protokoll von 3./13. October proponieren sie: 1) Kf. möchte
eine Erklärung aasstellen, dass er nicht Feind von Herzog Ernst August sein
wolle, 2) ob Kf., wenn Herz. B. A. ins Braunschweigische getrieben werden sollte,
dem Hause Braunschweig Assistenz leisten wolle, alsdann man nicht nöthig er-
achten würde, sich mit Frankreich einzulassen, 8) ob Kf. mit dem Hause Br.
eine nähere Allianz eingehen wolle, und wie er meine, dass man auch Hersog
J. F. hineinziehen könne, 4) ob nicht auch Schweden und Hessen und der
Bischof von Osnabrück dazu zu ziehen, 5) ob auch Holland zu invitieren,
6) ob nicht der scopus derselben sein sollte die Stillung der Unruhe und Con-
servation des Westfälischen Kreises, 7) ob nicht auch der generalis scopus, die
Sicherheit des evangelischen Wesens und Gonservation des Münsterschen
Friedens, und ob solche nicht tarn ratione praeteriti quam futuri zu verstehen,
8} ob man ratione des Braunschweigischen und Osnabrückschen Gontingents eine
convenable Anzahl der Armee, welche Herzog E. A. jetzt richte, annehmen
wolle, 9) wenn solches nicht annehmlich, würde man vom Fürstl. Hause wohl
sonst ein proportioniertes Contingent dem gemeinen Gorpo beisetzen, 10) wie
es mit dem Gommando zu halten, 11) ob nicht Kf. sich wollte im Vertrauen
vernehmen lassen, wie man sich gegen Frankreich und Oesterreich zu ver-
halten hätte. — Darauf läset Kf. am folgenden Tage nur erwidern, er hätte
allemal seine Freundschaft dem Hause Braunschweig zugetragen, ihm sei die
erste Frage fremd vorgekommen, da er allemal Effecte erwiesen, hielte er die
Declaration für unnöthig; wie Herzog J. F. heranzuziehen sei, worden die Fürsten
selbst wissen.
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Gesandtschaft Haztbausens und Müllers nach Berlin. 649
▼or, 66 würde Herzog Ernst Aagnst betrübeoi dass mao von seiner lo-
tentioD nicht bessere Opinion hätte, und fragten, ob solches nicht bei jetziger
Conjunetur, da der König von Spanien todt, ihn daza veranlassen möchte,
dass er mit Frankreich, welches ihm sonder Zweifel die avantagensesten
Conditionen geben würde, eintrete, da dann all das Gnt, das durch seine
operationes dem gemeinen Wesen jetzt zu statten käme, andere zu ihrem Vor-
tbeil nehmen würden. Dieses Argument penetrierte ziemlich^).
Kf. wird nächsten Montag aufbrechen, es würde nützlich sein, wenn
auf der Reise eine Zusammenkunft') zwischen ihm und dem Herzoge veran-
lasst werden könnte. Wenn der Herzog es im Haag dahin richten könnte,
dass dem Kf. raisonnable Satisfaction würde, würde dieses ihrer Sache sehr
avantageus sein, man hat hier aber des Vicqnefort officia nicht gerne.
Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cöln
4./[14.]October 1665.
[VerlaDgeo, dass der Bischof keine Feindseligkeiten gegen die holländischen
Garnisonen im Clevischen aasüben lasse.]
£r hat Nachricht erhalten, dass der Bischof mit den Feindseligkeiten 14. Oct.
gegen die Staaten den Anfang gemacht hat>), bedauert, dass diese Sache zu
solchen extremis gerathen, hofft, dass der Bischof alle raisonnable und zum
Frieden dienliche Mittel nicht aus Augen setzen, sondern es in kurzem zu
einem billigmässigen Accommodement werde kommen lassen, wozu er selbst
um 60 eifriger mitzuwirken bereit ist, je mehr ihm und seinen Landen an
schleunigster Wiederherstellung des Friedens gelegen ist. Er ersucht den
Bischof, seiner Soldatesque zu befehlen, dass sie gegen die in seinen Cle-
vischen Landen befindlichen Staatischen Garnisonen keine Feindseligkeiten
ausüben sollen, das gleiche Ansinnen hat er auch an die Staaten gethan«).
0 Nach dem Diarium bemerkt Jena, jetzt nach dem Tode des Königs von
Spanien halte er für gerathen, sich in generalibas zu halten, wenn man ge-
sehen, wohinaus andere wollten, könnte man die beste Partei erwählen.
3) Eine solche hat wirklich, nachdem Kf. etwa am 22. Oc tober seine Reise
nach Gleve angetreten hatte, am 30. October zu Sesen stattgefunden, s. unten
das Schreiben des Bischofs von Paderborn an Kf. vom 17. November 1665
und L. Müllers Relation vom 4./14. November, der aber Wardenberg als
Ort der Zusammenkunft nennt
^ Ende September hatte der Bischof, nachdem er den G.Staaten sein vom
14. September datiertes Ultimatum (Aitzema Y S. 639. Diar. Enrop. Xm
S. 173. Londorp IX S. 416) zugesendet, durch seinen General Gorgas das
Bonrtanger Fort belagern lassen und war selbst in Overyssel eingefallen, s.
Aitzema V S. 642ff., Alpen I S. 688f., Tncking S. 133.
*) S. dieses Schreiben (d. Göin a. d. Spr. 5./ [15.] October IGoö) bei Aitzema
V S. 653.
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650 n. Der MttDStersche Krieg.
Der Kurfttrst an die Generalstaaten. *) D. anf unserer B^retl.
Halberstädtischen Residenz Groningen 14./[24.] Oetober 1665.
[WarnuDg vor dem HerbeisieheD fraDSÖsiBcber HülfstrnppeD.]
24. Oct. Anzeige, dass er mit seinen Trappen auf dem Marsch nach seinen Cle-
▼Ischen Landen sei, um beiden kriegführenden Parteien näher za sein aod
desto wirksamer seine Frfedensbemühnngen anwenden zn können.
Weil wir aber inmittelst die Nachricht*) erhalten, dass ein an-
sehnlicher französischer Succurs im Marsch nach Teutschland be-
griffen, so können wir zwar Ew. Hochm. nicht verdenken, dase die-
selbe alle dergleichen Mittel zu Bettung und Defension ihres Staats
und Unterthanen suchen und gebrauchen, wir geben denselben aber
hochyernünftig zu consideriren, ob nicht hiedurch die Sache je mehr
und mehr in Weitläuftigkeit geführet und yerwirreter gemacht werden
dürfte, zumal man den Kriegsactionen, insonderheit wenn frembde und
ausländische Truppen in einer so considerablen Anzahl dabei Yor-
banden, nicht allemal nach Belieben Ziel und Mass setzen, noch den
Frieden mit so freier und ungebundener Hand, als man wohl wünschet
und bisweilen auch die Noth und das Interesse erfordert^ tractiren
und befordern kann, zu geschweigen der grossen Jalousie und Ombrage,
welche andere benachbarte Potentaten und insonderheit das Bömische
Beich und dessen St&nde Yon einer so considerablen ausländischen
Armee schöpfen werden, dannenhero wir — nicht unterlassen können,
Ew. Hochm. dieses alles in hergebrachtem Vertrauen zu remonstriren
und dieselbe zu ersuchen, sie wollen dero hohem Verstand nach solches
in gebührende Consideration ziehen und mit SoUicitirung dieses fran-
zösischen Succurses nicht so sehr eilen, sondern denselben noch einige
Zeit in der Nähe und auf den Grenzen lassen, wodurch sie obange-
führte und mehr andere Inconvenientien verhüten und dabei auf allen
ferneren Nothfall der Hülfe nichts desto weniger versichert sein.
Sollten sie dennoch diese französischen Trappen kommen lassen, so
>) Dieses Scbreiben ist nicht übergeben worden s. unten S. 6ö6.
*) Die Cleviscbe Regiemog hatte dem Ef. am 17. Oetober angezeigt, dass
sie durch Copes aus dem Haag nnd aus den Pariser Zeitangen erfahren, die
französiscben Hulfsvölker sollten ihren Marsch durch die Jülich-Clevischen Lande
und zwar .unersucht" nehmen wollen.
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* WaroaDg der GeneralstaateD CoDferenzen zu Cassel. 651
erwartet er jedenfaUs, dass sie dafür sorgen werden, dasö dieselben sein
Gebiet nicht betreten').
Protokoll der von dem Oberpräsidenten Freiherrn v. Schwerin
mit den Fürstl. Hessischen Geheimen und Vormundschafts-
räthen zu Cassel den 14./ 24, und 15. /25. October 1665
abgehaltenen Conferenzen.
[ßetheiligang HesseDS an der zu Brauoschweig abzuhaltenden Versammlung,
Verhandlungen des Ef. mit Holland, Hinzuziehung catholischer Fürsten zu der
abzuschliessenden Verbindung.]
14. /24. October proponiert v. Schwerin: Angesichts des Münsterschen 24. Oct.
Krieges nnd da verlante, dass dieses Werk nicht von dem Bischof von
Münster allein herrühre, sondern auch andere catholische Potentaten mit
dabei im Spiele wären , hätten Ef., Schweden und das Haus Brann-
schweig militärische Anstalten getroffen und die Abhaltung einer Zusam-
menkunft verabredet, um mit Zuziehung des Hauses Hessen und anderer
Evangelischen sich über ein gemeinschaftliches Verhalten zu verständigen.
Ef. wünsche zu erfahren, wie man sich hessischerseits bei dieser Sache
zu verhalten gesonnen sei, und erbiete sich, wenn man dort jene Zusammen-
kunft zu beschicken bereit sei, die Instruktion, welche er seinen Gesandten
ertheilen wolle, mitzutheilen.
Ef. Hesse ferner in summa confidentia mittheilen, dass er sich mit den
Staaten schon ziemlich eingelassen, so dass es nur darauf stände, dass ihm
einer oder der andere seiner Orte eingeräumt werden sollte, worauf er den
Staaten vigore solcher Tractaten wohl assistieren dürfte. Sollte man aber hessi-
scherseits Bedenken gegen eine solche Verbindung mit den Staaten hegen,
1) Gleichzeitig theilt Ef. K.Göln nnd Pfalz-Nenbnrg diese Nachricht
von dem beabsichtigten Durchmarsch der Franzosen mit, fragt sie um ihre
Meinung, fordert sie auf, sich bei dem Könige von Prankreich dahin zu be-
muhen, dass das Reich von diesem Durchmarsch verschont bleibe, und meldet
zugleich, dass er sich zur Yermittelung des Münsterschen Streites erboten habe
und selbst mit einem Theile seiner Truppen auf dem Marsch nach Gleve be-
griffen sei. E.Co In erwidert darauf (d. Arnsberg 6. November 1665), er habe
den Franzosen auf Ersuchen den Durchmarsch durch sein Stift Lüttich gestattet,
höre, dass dieselben von Mastricht aus durch dasselbe nach Herzogenbusch und
Nim wegen marschieren und so des Kf. Lande nicht betreten wollten, er erwarte
nächstens einen französischen Gesandten und wolle sich bei diesem um Bei-
legang des Münsterschen Streites bemühen. Aehnliches meldet Ffalzgraf
Philipp Wilhelm (d. Bensberg 6. November 1665), er fügt hinzu, auch er
sei bereit, zur Beilegung des Münsterschen Streites mitzuwirken, und er treffe
auch zur Gonservation seiner Lande Rustuugen.
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652 11- l>er Münttersche Krieg.
80 wolle Ef. sich mit der Landgräfia über diese Sache, die noch in integro,
gern vernehraen.
£s wäre aach dem Kf. sowohl tod schwedischer als auch vou anderer
Seite vorgeschlagen worden, ob nicht zu Verhütaog, dass nicht die Catho-
lisehen znr Gegenverfassang, als wenn es anf die Religion abgesehen, tcf-
arilasst würden, einer oder der andere Catholische mit herbeizuziehen sei.
Weil aber die consilia der benachbarten Catholischen, wie des Bischofs yoo
Paderborn, hier besser bekannt wären, so bäte Ef. die Landgräfin, ihm
ihr Seotiment darüber mitzutheilen.
25. Oct. 15./25. October antworten die Hessischen Yormandschaftsräthe : Die
Laodgräfin sei bereit, die vorgeschlagene Zusammenkunft zu beschicken,
sie werde inzwischen mit Landgraf Ludwig von Darm Stadt darüber
communicieren und ihre Miliz durch neue Werbungen verstärken.
Ob und wie Ef. sich mit den Staaten zu setzen, darüber könne sie in
Ermangelung hinreichender Information nicht urtheilen.
Von den consilia des Bischofs von Paderborn') hätte sie weiter keine
Eenntnis, als dass änsserllch verlaute, derselbe sei dem Bischof von
Münster beizupflichten anständig gemacht worden.
Instruktion, wonach sich unser — Hofrath Hans Adam v. Schö-
ning bei der ihm nach dem Bischof zu Münster aufgetragenen
Reise und Commission zu achten. D. in unserer Fürstin
Halberstädtischen Residenz Groningen 16./ [26.] October 1665.
[Mahnung zum Friedeo, des Kf. Reise nach Cleve, Fordernog, dass keine Feind-
seligkeiten gegen seine Lande unternommen würden.]
2(3. Oct. Seh. soll sich sofort zn dem Bischof von Münster begeben nnd den-
selben daran erinnern, dass Ef. ihm schon dnrch y. Brabeck habe yorsteUen
lassen, wie nngern er yemommen, dass zwischen ihm nnd den Staaten
offenbare Hostilität ansgebrochen sei, er rathe ihm nochmals, je eher, je
lieber diesen Eriegsnnruhen dnrch gütliche Traktaten ein Ende sn machen,
wosn er nochmals seine Interposition nnd Mediation, welche y. Brabeck
'} An diesen (Ferdinand y. Fürstenberg) entsendet Ef. seinen Secretär
Fr. Meinders (Creditiy d. Cassel 24. October 1666). Derselbe meldet (d.
Neaenhans 26. October 1665), der Bischof missbillige das Thnn des Bischofs
yon Munster and wolle sich bemuhen, denselben zum Frieden zu bewegen,
er habe, wie er ihm im Vertrauen mitgetheilt, an der Münsterschen Sache noch
ein besonderes Interesse, nämlich seine Succession im Stift Munster, die Mehr-
zahl der dortigen Domherren und auch der Bischof selbst wären seiner Ernen-
nung zum Goadjutor geneigt, er fürchte aber, dass der Bischof, wenn er ad ex-
trema gebracht werde, sich aus Verzweiflung an Ffals-Neuburg wenden und
einen yon dessen Prinzen zum Stift befordern werde, er hoffe, Ef. werde sich
seiner annehmen.
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iDstraktion für v. SchÖDiog. 653
zu acceptieren nicht instruiert gewesen, anbiete. Er soll dem Bischof die
Gefahren, welche dieser Krieg für den Westfälischen Kreis, ja für das
ganze Römische Reich herbeiführen, könnte, vorstellen, ferner, dass dieses
Werk bei Aaswärtigen grosses Nachdenken, namentlich bei Schweden
und anderen evangelischen Potentaten den Gedanken erwecke, als wollte
man katholischerseits daraus ein Religionswerk machen und die Evange-
lischen aufs neue in ihrer Gewissensfreiheit gravieren, woher auch die schwe-
dischen Gesandten, welche ohnlängst bei Kf. in Berlin gewesen'), versi-
chert hätten, dass Schweden zu Beobachtung dieses Werkes in kurzem einige
tausend Mann herausschicken werde. Kf. wäre ebenfalls auf der Reise
nach seinen Clevischen Landen und brächte zur Sicherung derselben einige
Regimenter mit, denen innerhalb sechs Wochen mehr nachfolgen würden;
er erwarte, der Bischof werde dafür sorgen, dass gegen seine Laude keine
Feindseligkeiten ausgeübt würden, er werde durchaus nicht dulden, dass
dieselben in diese Unruhe mit involviert würden.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten.
D. Hage 27./17. October 1665.
[Audienz bei den G.Staatea. Gonferenz mit den Deputierten derselben, die an-
gebotene Räumung Emmerichs abgelehnt, auf Orsoy bestanden.]
Nachdem sie unter der Hand vernommen, dass fast alle Provinzen 27.0ct.
begierig wären, mit Ef. in näheres Bündnis zu treten, und wofern nur
Holland dazu zu bewegen, allesamt die Evacuation der Stadt Orsoy
wohl zugestehen würden, haben sie auf Anrathen der Prinzessin von Oranien
am 14./ 24. publique Audienz bei den G. Staaten begehrt und haben dort')
des Ef. freundliche Gesinnung gegen den Staat contestiert und das Schreiben
desselben übergeben. Gestern Abend*) sind dann drei Deputierte der
Staaten, Ommeren, Boll und Reigersberg zu ihnen gekommen und
haben ihnen eröffnet, die G. Staaten seien bereit, Ef. Emmerich zu eva-
cuieren, sie wollten nun vernehmen, mit wieviel Völkern und auf welche
conditiones Ef. dem Staat gegen den Bischof von Münster zu assistieren ge-
sinnt sein möge. Sie haben erwidert, wenn nicht wenigstens Orsoy offeriert
würde, könnten sie sich in keine ferneren Tractaten einlassen, sie wären
sonst wegen der begehrten Assistenz, welche aber mit der Evacuation nichts
gemeines hätte , noch daran gebunden werden müsste, genugsam instruiert,
Ef. werde auch in drei ¥^ocben mit BOOO Mann, womit auf allen Fall die
') Ueber E leihe's Anwesenheit in Berlin s. die Depeschen v. Krockow's
vom 25. October/4. November und 22. November/2. December 1665. (Urk. u.
Akt. IX 8. 806ff.)
>) S. ürk. n. Akt. ni S. 156f.
*) 8. ebendas. S. 157.
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654 n. Der IfSostersohe Krieg.
Hülfe, wenn sie sich soförderst darüber verglichen, prästiert werden könne,
im Lande Gleve stehen and es würden anch noch mehrere andere folgen.
Sie haben daranf mit denselben discnrsweise besprochen, wie die Sache am
besten einsarichten wäre, jene versprachen, alles zu secretieren nnd den
G.Staaten zn referieren.
Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg an
den EurfÖrsten. D. Cell 22. October / [1. November] 1665.
[EroffoiiDgen des englischen Gesandten Carlingford, Vorschlag Haersotts, im
geheimen in England wegen des Friedens sa sondieren, drohendes Schreiben des
Bischofs von Münster.]
l.Nov. Nenlicher Tage hat sich bei Herzog Ernst Angnst zn Ibnrg ein
englischer Envoy^, Graf von Gallingfort*), eingefunden nnd hauptsäch-
lich Hülfe gegen die Staaten begehrt, zngleich erklärt, wer denselben
gegen Münster Beistand leisten werde, den werde sein König in den
hienächst mit den Staaten erfolgenden Frieden nicht einschliessen lassen;
dann hätte er gleichsam per discorsum sich herausgelassen, er glaubte,
sein König wäre nicht nngeneigt, mit den Staaten einen billigen Frieden
zu schliessen, würde anch gern sehen, wenn Kf. und das Haus Braun-
schweig die Mediation übernähmen, zumal die französische Mediation in
diesem negotio seinem Könige nicht wenig suspect vorkäme, er hätte
Commission anch zu Kf. sich zn begeben und bei diesem ein gleiches An-
bringen zn thnn. Er, der Herzog, hat dem bei ihm sich befindenden Oberst
Haersolt Mittheilnng davon gemacht, derselbe meinte, seine Oberen wüi^
den zu einem billigen Frieden mit England nicht nngeneigt sein, könnten
aber den König von Frankreich, da dieser bereits in der Mediation be-
griffen sei, ohne grosse Offension nicht davon ausschliessen, man möchte
unter der Hand in England sondieren, unter welchen Bedingungen man
dort Frieden schliessen wollte, damit nachher, nachdem das Werk von
beiden Seiten unterbauet und mehrentheils im geheimen verabredet wäre,
dieses dem französischen Ambassadeur eröffnet und dann desto eher zam
Schlnss gebracht werden könnte. Er bittet Kf., ihm seine Gedanken hier-
über im hergebrachten, auch bei neulichster entrevue') noch weiter be-
festigten Vertrauen zn eröffnen. Er übersendet Abschriften eines an
0 S. den Brief der Herzogin Sophie vom 1./ 11. November 1665 (Bode-
mann S. 94f.); vgl. Kocher I S. 444.
>) S. oben S. 649.
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Eröffnaogeo Carliogfordp. 655
iho gekommenen nachdenk- nnd fast bedränliehen Scbreibens d^s Bischofs
von Münster^) and seiner Antwort') daranf).
Blaspeil an den Freiherm v. Schwerin. D. s'Grayenhage
22. October/1. November 1665.
[Der Marsch der französischen Troppen; Feindseligkeit der antioranischen Partei
gegen Ef., Absichten Frankreichs, verdächtige Haltnng Schwedens, Ef. möge
England seine Yermittelnng anbieten.]
Das Schreiben des Ef. an den Staat wegen der französischen Truppen^) i. Nov.
haben sie nicht übergeben, da anf ihr Remonstrieren^) schon der Marsch
derselben anders angeordnet ist nnd sie anch fürchten, dass, da Ef. in dem-
selben die französische Assistenz stark dissnadlere, diese aber nun schon
in wirklichem Anzog ist, die widrige Partei hier, welche die kurfürstliche
Hülfe omni modo zu dedinieren, die französische dagegen zo befördern
sucht, daraus Anlass nehmen würde, nicht allein ihren Intent desto besser
fortzusetzen, sondern anch Ef. bei Frankreich zu verdächtigen. Diese Partei
möchte sich lieber der französischen Protection und Joch unterwerfen, als
^) In demselben (d. Borkelo 30. September 1665) erklärt der Bischof, er habe
erfahren, dass Graf Wal deck sich in den Dienst der Holländer eingelassen und
in des Herzogs nnd des gesamten braunschweigiscben Hauses Namen eine grosse
Anzahl Völker denselben zuzuführen versprochen habe, und ersucht den Herzog,
sich nicht durch den Grafen, „welcher unter dem. gesuchten Schein einiger Diffi-
denz sich in den Niederlanden gross zu machen sucht", dazu verleiten zu lassen,
sonst werde er solches nach Möglichkeit zu verhindern suchen.
^ d. Zelle 2./ 12. October 1665, darin erklärt er, dieses Werk erscheine ihm
allerdings sehr bedenklich, dass er aber mit den Staaten noch zur Zeit einige
AUiance tractiert oder geschlossen haben sollte, sei unrichtig. Er ermahnt den
Bischof, jene Differenzen gütlich beizulegen, damit auch die Nachbaren Buhe
hätten, gegenüber den Drohungen desselben wolle er es vorläufig bei dienlichen
Gegenvermahnungen bewenden lassen.
*) Ef. erwidert darauf (d. Caesel 25. October/4. November 1665), auf die
Drohungen des englischen Gesandten brauche der Herzog keine Beflexion zu
nehmen, er zweifle, dass der Friede auf die von Haersolte vorgeschlagene
Weise angebahnt werden könne, doch möchte der Herzog dem englischen
Gesandten Mittheilung davon machen, sollte man englischerseite darauf eingehen,
80 sei er bereit, zusammen mit dem braunschweigiscben Hanse die Vermlttelung
zu übernehmen, an den Bischof von Münster habe er geschrieben. Dieses ge-
schieht in einem Schreiben von demselben Datum, in welchem er denselben
nochmals zum Frieden mit Holland ermahnt und ihn auffordert, vor allem dahin
zu sehen, dass wenigstens keinem Stande im Beiche Anlass zu Erieg und Un-
ruhe gegeben werde, etwaige Streitigkeiten mit dem Hause Braunschweig er-
bietet er sich zu vermitteln.
*) S. oben S. 650.
') S. ürk. u. Akt. HI S. 157.
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656 11- Der Münsterscbe Krieg.
zaseheo, dass der Prinz von Oranien wiederhergestellt werde, was sie
besorgen, wenn dnrch Ef. dieser Staat gerettet würde. Graf d'Estrades,
welcher es in diesem Stück mit den Widrigen hält, merkt gar wohl, dass
des Ef. Anknnft ihnen ihren Coucept verrücken werde, macht aber gate
Miene, nnd weil er sieht, dass es nns ernst ist, hat er nns schon an die
Hand gegeben, dass Frankreich, E.brandenbnrg, Brannschweig
nnd dieser Staat zusammen halten müssten, dann würde nicht allein Münster
sondern auch England Frieden machen müssen. Er scheint dabin zn
zielen, dass, wenn auf solche Weise sein Eönig nur die Hände mit darein
bekommen könnte, derselbe auch leicbtlich Meister im Spiel werden dürfte.
Die Waldeckschen Schreiben einzuliefern haben sie auch nicht für gut
befunden, sie sind allesamt an Leute der widrigen Partei gerichtet, mit
denselben hat der Oraf auch seine Negotiation gehabt und die Handlung
geschlossen, und ist kein Zweifel, dass der yornehmste Zweck derselben
dabei gewesen '), des Kf. Assistenz zu ezcludieren und den Grafen in diesem
Staat als ein oppositnm von Oranien und Nassau zu introducieren , des
Ef. Ankunft aber und unsre Handlung werden es verhoffentlicb redressieren.
Sie haben das beikommende Schreiben des Eönigs von England') an Ef.
erbrochen, man sieht daraus, dass Schweden uns daselbst betrogen hat,
dasselbe sucht sich mit England so zn setzen, dass es sich mit der Zeit
durch die englische Hülfe zum Meister in der Ostsee machen möge, Frank-
reich selbst, wie sehr es auch sonst Freund mit ihnen ist, schöpft Jalousie
0 Ganz ähnlich äussert sich der Graf deGuiche in seinen Memoiren (bei
Wiens, Sammlang fragmentarischer Nachrichten über Christoph Bernard von
Galen I S. 229.)
*) d. Oxford 7. October 1665, darin beklagt derselbe, dass Kf. nicht nur mit
Holland gegen den Bischof von Münster gemeinsame Sache gemacht, son-
dern anch Schweden mit Verdacht gegen denselbeo, als wenn er etwas gegen
die protestantische Religion vorhätte, erfüllt habe, er, als der Bundesgenosse dee
Bischofs, verbürge sich dafür, dass dieses dnrchaas nicht der Fall sei, und er
erklärt dem Kf., dass, weon dieser nicht die jetzige Gelegenheit benatzte und
mit gegen die Holländer vorginge, England ihm nicht sar Wiedererlangang seiner
clevischen Plätze verhelfen könne. Kf. erwidert darauf (d. Gleve 7. November 1665),
er hoffe, der Krieg zwischen England and Holland, der für die reformierte
Religion so verderblich sei, werde bald beendigt werden; dass der Bischof von
Munster den Krieg mit Wissen und Wansch des englischen Königs führe, habe
er erst aas dessen Brief erfahren, dieser Krieg bedrohe die Buhe des Reiches
und er müsse sich dem gegenüber so verhalten, wie es seine Pflicht und das
Interesse seiner Staaten gebiete. Wie er Schweden mit Verdacht solle er-
füllt haben, verstehe er nicht, ,cam id ipsum eadem nobiscum pro conservanda
in imperio pace consilia fovere soiamas, qaibas se quicqaam contrarii a nobia
unqaam vel accepisse vel haasisse haud aiet." Ueber die zweideutige Haltung
Schwedens s. M6moires de Pomponne pnbli^s par Mavidal H S. 26. 39. —
Das Becreditiv des Kf. für Garlingford, welcher ihn. in Hamm traf, ist von
dort vom 1. November 1665 datiert, über die mit demselben geführten Verhand-
langen liegen keine Aufzeichnungen vor.
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Französische aod schwedische totrignen. 657
davon, Ef. würde wohlthuD, England seine Mediation in dem Streit anzu-
bieten, dieses Schreiben giebt genügenden Anlass dazu, nnd wie nnser
Augenmerk dahin geht, dass wir hier eine solche Erklärung von dem Staat
erhalten, worauf wir den Bischof von Münster die Waffen niederzulegen,
es sei in der Oüte oder anders, disponieren können, ebenso könnte auch
England eine solche Erklärung auf unser Ansuchen wegen seiner Postu-
laten von sich geben, dass wir den Staat, sich damit zu conformieren, auf
gleiche Weise anhalten könnten, es wäre denn, dass hiesige Subsidiengelder
uns daran hinderten.
V. Schöning an den Kurfürsten. D. Meppen 5. November 1665.
[Der Bischof hat die Vermittelang Oastel Rodrigo's aDgenommen. Die Damm-
arbeit. Vergebliche BemühuDgen Lesseins'.]
Er hat den Bischof noch hier gefunden nnd gestern bei ihm Audienz 5. Nov.
gehabt, derselbe hat sich aber auf sein Anbringen nicht kategorisch er-
klären wollen, wiewohl er einige Reue bezeugte, dass er dem Don Gastel
Rodrigo die Parole der Mediation schon gegeben hätte, die er unmög-
lich wieder zurückziehen könnte, er wüsste nicht, ob Kf. mit Zuziehung
desselben diese acceptieren möchte. Er bezeugte im übrigen seine Freund-
schaft gegen den Ef. nnd seinen Wunsch, denselben zu sprechen, doch
wäre dieses jetzt unmöglich, da er die Arbeit des Dammes ') persönlich
fortführen müsste, damit sich seine ganze Armee vereinigen könnte.
Der französische Abgesandte M. Lessin ') hat sich auch schon 4 Tage
hier aufgehalten, soll ebenfalls die Mediation suchen, doch wird sie ihm
abgegeschlagen werden.
PS. Soeben erfährt er, dass Lessin ziemlich disgonstiert weggeht, .
nnd dass sich der Bischof sehr auf englischen Succnrs zu Fnss verlässt').
<) S. Alpen I S. 695f. Tücking S. 135.
*) S. über dessen Gesandtschaft die Schreiben Ludwigs XIV. an d'Bstra-
des vom 21. Jali und 22. September 1665 (M6m. d'Estrades m S. 260. 408}
nnd M^moires'dn comte de Gniche (bei Wiens S. 227).
*) In einem Schreiben ao 0. v. Schwerin von demselben Datnm meldet Seh.
demselben, Brabeck habe ihm mitgetheilt, es sei wenig Hoffnung za einem
Ausgleich, da der Bischof nicht nur nichts verlieren, sondern auch das, was ihm
von Bechts wegen gehöre, wiedergewinnen wolle, die Holländer sich aber dazu
schwerlich verstehen würden.
Mater, x. Gesch. d. G. Kurfursteo. XI. 42
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658 11- Der MäDStersche Krieg.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten.
D. s'Gravenhage 25. October / 4. November 1665.
[Die mit den staaiischeo Deputierten abgemachten Pankte. Kf. aoll eine starke
Armee zneammenbriogen, im Verein mit anderen Ständen des westfaiischeo
Kreises Mfinster zum Niederlegen der Waffen bestimmen, dann ist Hoffnung aaf
Herstellnng des Friedens]
4. Nuv. Sie haben vorgestern mit den staatischen Depatierten eine nene Con-
ferenz gehalten and sind mit denselben vorläufig über folgende Ponkte
übereingekommen 1): 1) dass Kf. einen Monat nach Dato des Schlusses dieser
Handlang ein ansehnliches Corps von Reitern und Fussknechten in Be-
reitschaft halte,
2) dass er sofort nach Ratification der Tractaten in kraft des 9ten
Artikels der Allianz von 1655'), welcher jetzt erneuert werden soll,
dem Staat 2000 Mann zur Assistenz schicken und so lange der Krieg dauert
unterhalten, dagegen der Staat ihm zur selben Zeit Orsoy einräumen soll,
3) dass des Kf. Trappen zu Ross und zu Fuss (ausser jenen 2000 Mann)
halb von ihm selbst und halb von diesem Staat , ebenso wie die Lüne-
burgischen Truppen / welche Herzog Ernst August liefern wird, unter-
halten wefden sollen,
4) dass Kf. inzwischen, bevor seine Truppen zusammen sind und zur
Action kommen, alle ihm wohlgefällige gütliche Mittel, den Bischof znr rai-
son zu bringen, versuchen möge. *
Die übel Affectionierten in diesem Staat wünschen nicht, dass Kf. gar zo
weit ins Werk komme und eine besondere Armee auf die Beine bringe, zumal
da sie hoffen, mit Hülfe der französischen und lüneburgischen Truppen
dem Bischof von Münster hinlänglich gewachsen zu sein, sie dagegen
haben erklärt, dass Kf. bei jetziger Conjunetur sowohl zur Gonservation
dieses Staats als auch zu seiner eigenen Securität sich mit genügsamen
. Trappen versehen und dieselben in Bereitschaft halten müsse, die staatischen
Deputierten sind darin auch ganz einig; Ges. schlagen daher vor, dass Kf.
wenigstens ein solches Corps, wie H. ErnstAugustzn liefern versprocbea,
nämlich ausser den 2000 Mann noch 4 oder 5000 Reiter und Dragoner und
7000 z. Fuss zusammenbringe und dazu womöglich von den Fürsten von
B raunschweig, Hessen- Cassel und anderen einige Mannschaften leihe;
es würde nicht wenig zur Sache thun und zu seiner Reputation gereichen,
wenn Kf. mit diesem ganzen Corps oder dem grösst/3U Theil in so kurzer
Zeit und am ersten aaf den Beinen wäre.
Sie haben bei den Deputierten eine überaus grosse Animosität gegen
den Bischof von Münster verspürt, und es scheint, dass dieselben mehr
auf die Revanche als auf den Frieden selbst ihr Absehen haben, doch haben
dieselben zugeben müssen, dass, wie Frankreich trotz des versprochenen
— ^
0 Vgl. Urk. a. Akt. III Ö. 158. M6m. d'Estrades III S. 482. 509.
^ Dnmont VI 2 S. 109.
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VerhaDilluDgea im Haag und mit dem Öiscbof von Münster. 659
Succarses seineD Abgesandten Lessin nnterm Schein gütlicher Abmachung
beim Bischof von Münster hat, ebenso und vielmehr auch Ef. zunächst
die Gütlichkeit und zwar von selbst und wie er es am dienlichstener achte,
zur Hand nehme; Ges. meinen, um etwas Fruchtbares darin zu thun, müssten
die vornehmsten Häupter des westfälischen Kreises, Ef., Pfalz-Neuburg,
K.Göln, Braunschweig, Hessen- Cassel, Paderborn, Lippe,
noch ehe die Tractaten geschlossen und solches ruchbar werde, sich zu-
sammenthun und dahin arbeiten, dass der Bischof alsbald den Boden der
unierten Provinzen räume und die Waflfen niederlege, wenn dieses gelinge,
so könnten sie den Staat und Herzog Ernst August davon advertieren,
damit auch sie einhalten und ihre Waffen nicht ins Reich bringen möchten,
dann könnte mit Vorwissen des Kaisers, der zu Regensburg versammelten
Reichsstände und des Rheinischen Allianzrathes im westfälischen Kreise
eine Versammlung angestellt und dort die beiderseitigen Prätensionen ex
aequo et bono bemittelt werden').
V. Schöning an den Karfürsten, s. 1. et d. [Meppen
c. 8. November 1665').]
[ResolotioD des Bischofs von Müoster.]
Der Bischof hat sich bei seinem Abschiede folgendermassen erklärt: die c. 8. Nov.
Mediation habe er bereits dem Marquis de Castel Rodrigo aufgetragen,
falls Kf. etwa Schwierigkeiten machen sollte, denselben mit dabei zu haben,
wollte er sich bemühen, die bereits gegebene Parole der Mediation von
demselben wieder zurückzuziehen, nur müsste er vorher versichert sein, dass
England den Krieg mit den Staaten weiterzuführen nicht gesonnen sei,-
da ihm die Freiheit, allein zu Tractaten zu schreiten, durch die mit dieser
Krone gemachte Alliance benommen wäre, er müsste daher erst dieses dem
Könige vou England notificieren. Sonst hätte er nicht Ursache sich im
geringsten hierin zu sperren, da er fest glaubte, die Staaten wären von
ihm dahin gebracht, dass sie ihm, um fernere grössere Extremitäten
zu verhüten, dasjenige, was ihm von Rechts wegen zukomme, wiederzu-
geben ohne grosse Difficultät disponiert werden könnten. Er wünsche
selbst nicht, dass durch dieses Feuer der Westfälische Kreis, viel weniger
das ganze R.Reich angesteckt würde, es gebe ja auch niemand zur Weit-
^) Kf. erwidert darauf (d. Lippstadt 30. October/9. November 1665), er er-
sehe aus dieser Relation .etwas mehr, aber noch nicht voUkommlich", dass man
zugleich die Allianz voroehmeD wolle, diese sei für ihn die Hauptsache and ohne
dieselbe köooe er nicht zu Gnnsteo Hollands sich neue Feinde machen and sich
in Gefahr stürzen. Inzwischen setze er alles in Bereitschaft, um, sobald die
Allianz abgeschlossen sei, derselben nachkommen zu können, er wolle sich auch
unterdessen an allen Orten fleissig bemühen, damit alles zu Erlangung des Frie-
dens zugetragen werde.
*) Vom 8. November ist das Recreditiv des Bischofs für Seh. datiert
42*
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ggO 11* ^^f MoDfltereche Krieg.
läafigkeit Anlass als eben die Staaten, weil sie, indem sie fransösiscben
Seconrs annehmen, answ&rtige Potentaten Implicieren wollten, wodurch er
gleichsam gezwungen würde, ebenm&ssig Anhang zu suchen, er wäre auch
der Hülfe von Spanien und Portugal fest versichert. Man dürfe sich
aber nicht einbilden, als wenn man ans dieser Kriegsnnruhe ein Religions-
werk machen wollte, da er sich ja mit England, welches seine Partie in
diesem Stücke nicht halten würde, verbunden hfitte, er fürchtete deswegen
die Krone Schweden nicht im geringsten, da ihn der neulich bei ihm
gewesene englische Abgesandte dessen nebst vielen anderen Promessea
genugsam versichert hätte. Dass aber die Herzoge von Brannscbweig
ohne alle Ursache mit ihm öffentliche Feindseligkeit zu üben sachten,
müsste er leiden und er verliesse sich auf 12000 Mann Infanterie, welche ihm
England nebst 50000 Pfund Sterling mit ehestem schicken würde. Er
hätte sich auch nunmehr resolviert, dass im Fall die Krone England nicht
zum Frieden inclinierte, er entweder mit derselben gewinnen oder alles,
was er in der Welt hätte, verlieren wolle. Des Kf. Lande sollten durch
seine Truppen nicht verletzt werden.
GeheimenrathsprotokoU. D. Lippstadt 30. October/
[9. November] 1665.
[Ob die Allians mit den Staaten absaachliesseD.]
9. Nov. 1) H. 0. 0 referiret Yon dem Zustand, wie es mit der Allianz mit
den Statischen itzo stehe, dass sie sollten Plätze evacairen, Werbe-
gelder und Unterhaltung hergeben,
2) H. Blaspiel und Romswinckels Relation') verlesen worden:
Evacuation wegen Orsaw gegen reeller Assistenz von S. Chf. D.
F. z. A.'): Dass S. Gbf. D. dieses zu consideriren, 1) dass die
Tractaten mit Holland so viel möglich zu continuiren und dass S. Chf. D.
in acht nehmen, weil Wittische Partei S. Chf. D. zuwider, dass man
sich gegen den Bischof nichts vernehmen lasse, denselben zu traver-
siren, bis die Handlung mit Staaten richtig, denselben zwischen Furcht
und Hoffnung lassen. Meint nicht, dass die Staaten sollten so gar
aufrichtig gehen. Die Werbung Interim zu continuiren.
Gr. V. Dohna ähnlich.
H. 0.: Von Anfang dieses Mttnsterschen Unwesens hätte er
nicht anders von S. Chf. D. gespQrt, als dass Sie den Staat assistiren
0 Oberpräflideot ▼. Sohwerio.
») Oben S. 658.
^ Fürst Job. Georg voo Anhalt.
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Berath. im Geh. Rathe über die mit Holland abzuschliessende Allianz. 661
wollen, damit M. nicht so grosse Avantage erhielte contra EvaDgelicos
Und ob zwar S. Chf. D. dem Staat einige Conditiones angetragen, so
haben sie doch allzeit ihre Partie halten wollen. Es möchten wohl
rationes sein, warum S. Chf. D. sich in öffentliche Fehde nicht ein-
lassen sollten, praesertim da es Engelland dehortiret — E contra, wenn
S. Chf. D. stille sitzen, dass sie sich in Verdacht setzen, dass sie es
dem Staat wohl gönneten und dass S. Chf. D. sich befürchten mttssten,
dass wenn S. Chf. D. einmal in Ungelegenheit, sie selbe werden sitzen
lassen. S. Chf. D. haben sich auch in Verfassung gesetzet, dass ihr
die Völker zur Last dienen würden. Sollte S. Chf. D. nur 2000 Mann
schicken^ wäre es doch eine Hostilität, und wenn S. Chf. D. solche
weggeben, dependirten sie von dem Staat. Würde also S. Chf. D.
mit gutem Nachdruck dem Staat assistiren müssen, aber so bald, wie
Blaspiel projectiret, ist es unmöglich. Worzu Mittel genug, dass
erst die Allianz eingeri<)htet werde.
1) die Mediation fortzusetzen,
2) an den Kaiser zu remonstriren, dass vigore der Allianz thun
mfisste,
3) in Engelland zu schicken oder litteris zu remonstriren, dass
S. Cbf. D. solches eher gethan, als sie gewusst, dass Engelland
Münster, dazu angestiftet.
4) mit Schweden sich darüber zu yemehmen. Putat ergo: 1) dass
vor allem die Allianz müsste fortgesetzet werden,
2) dass S. Chf. D. wollten assistiren, wäre aber in so geschwinder
Zeit UDmöglich,
3) Die Advantagen, so zum wenigsten der Bischof von Osna-
brück hat, zu bedingen.
H. C. J.*) nimmt es dahin, dass S. Chf. D. den Staaten securiren
wollen:
1) wann S. Chf. D. solches thun, so müssen Staaten reciproce
etwas thun,
2) wegen der Allianz müsste S. Chf. D. grössere Advantagen itzo
als bei der vorigen Allianz gehabt.
3) dass S. Chf. D. auf die Allianz dringen und in specie, dass
S. Cbf. D. wollen Staaten contra M. assistiren intra certum tempus.
Ob es rathsam, dass S. Chf. D. dem Kaiser, Cöln und andern
solches hinterbrächte, damit S. Chf. D. keine blasme auf sich laden,
*) Fr. V. Jena,
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Qß2 11- ^^^ MuDBtersche Krieg.
wann sie assistirten dem Staat und man gegen den anderen nur sagen
wollte, dass man nur Mediation tractiren wollte.
S. Chf. D.: dass dero Intention sei, dass dieses Feuer bei Zeiten
gelöschet und der Friede beibehalten werde,
2) dass die Staaten als Religionsverwandte nicht über einen Hau-
fen geworfen werden, und wäre die Sache nun so weit, dass S. Cbf. D.
nicht werden zurUckkonnen und dahero assi&tiren wollen.
Dem Kaiser und anderen Kur- und Fürsten zu schreiben ^ dass
S. Chf. D. nicht anders thun wollen, als die Ruhe und Frieden durch
dero Waffen zu erhalten.
Die Allianz mit den Staaten muss unterdessen fortgesetzt werden.
Dass jemand anders nach dem Haag zu schicken, diese beide
Leute seind der Sache nicht gewachsen. Müssen Unterhalts- und
Werbegelder geben. —
L. Müller*) an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und Lüneburg. D. Haag 4./[14.] November 1665.
(Hannoversches Archiv.)
[Besprechaogen mit den braDdenborgiacheu Gesandten, Stand der branden-
bargischen Tractaten.]
14. Nov. £r hat die Unterhandlaogen mit den G.Staaten begonnen, anch die
nöthigen Visiten gemacht, darunter auch bei der Priuzessin von Oranieu.
Dieselbe wusste von der nenlichen entrevue des Herzogs mit Kf. zu
Wardenbarg, auch von der bevorstehenden Zusammenkanft zu Brauu-
schweig und billigte den Zweck derselben. Gestern haben ihn die K.-
Brande nb arg! sehen besucht, dieselben erzählten von ihren hiesigen
Verhandlungen; als Graf ViTaldeck hier neulich den Tractat gemacht,
hätte man des Ef. Sache ganz zurückgestellt, daher hätte einer von ihnen
nach Hof gehen und alle Beschaffenheit referieren müssen, nach dessen Zu-
zückkunft, und als dem Kf. von unserem Orte einige Scrnpeln benommen
worden, hätte man die Tractaten hier wieder aufgenommen und sei darin
soweit avanciert, dass sie in dem Punkt von den Städten und fast allen
übrigen Prätensionen contentement gehabt. Nachdem aber de Witt wieder
von der Flotte gekommen *), bliebe das Werk wider Willen der übrigen
0 Derselbe war von Herzog Georg Wilhelm nach dem Haag geschickt
worden, nm dort die Verhaodlnngen weiter zu fähren und vor allem die G. Staaten
zu bewegen, dem Kf. und Schweden „all räsonnables Cootentement* zu geben,
B. Köcher I S. 447.
'} Witt hatte sich Anfang Juli als Kommissar der G.Staaten zur Flotte be-
geben und war Anfang November von dort nach dem Haag zurückgekehrt, 0.
Lef^vre Pontalis, Jean de Witt I S. 349ff.
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üoterhaDdlangeD im Haag. 663
ProYJnzeD gaoz stecken, derselbe suche Frankreich so stark hineinzu-
ziehen, dass die Provinz Holland thon könnte, was sie wollte. Kf. hätte
sich erboten, anf eben solche Conditionen wie die nnsrigen mit diesem
Staat einen Tractat zn schliessen, nnd weil er seine Trappen eben so bald
als wir fertig haben könne, sich mit nns zu conjnngieren, alsdann man
den Bischof, wo nicht mit Güte dennoch par force wohl in ordinem würde
redigieren können. Die Staaten möchten neben Frankreich ihn aus ihrem
Land schlagen, was aber des Reichs Boden anginge, da wäre Ef. neben
nnd bastant genug, alles in ruhigen Stand zn bringen. Sie baten,
man möchte unsererseits zu diesem Zweck collimieren. M. theilte ihnen mit,
was neulich zu Berlin passiert, und wie unsererseits nichts mehr deside-
riert wurde, als mit und neben dem Ef. dies Werk anzugreifen, er hätte
expresse Ordre, dessen Interesse hier nach Möglichkeit zu recommendieren.
Heute, bei seiner Gegenvisite, sagten sie ihm, sie hätten von ihrem Herrn
Schreiben erhalten, dass der Herzog sich mit Kf. auf dessen Reise besprochen,
und dass alles in gutem Vertrauen dahergegangen, gleichwohl hätte der
Herzog sich vernehmen lassen, dass er zwar das Hauptwerk der näheren
Verbindung vorzusetzen gemeint, aber daneben nicht unterlassen könnte,
den hier gemachten Tractat zn ratificieren. Man glaube nun hier, Ef. nicht
nöthig- zu haben, und es wäre ihnen die Resolution gegeben, dass man mit
demselben auf die conditiones, so mit nns gemacht, nicht schliessen könnte.
Weil man auf diese Weise ganz von dem scopo abginge, so wünschten
sie, dass das gute Vertrauen zwischen ihren beiderseitigen Herren ohne
Anstoss bliebe. Die bekannte Faction hier suche Jalousie und Misverstand
zwischen denselben anzurichten. Einer von ihnen werde sofort zu Kf. reisen^),
um demselben particuliere Information von allem zu geben. Er hat er-
widert, sein Herzog nnd alle dessen Minister wünschten mit Kf. eine iues-
branslable amiti6 zu halten. Man hat hier die brandenburgischen Tractaten
anf den Fuss der letzten Allianz angefangen, daher jetzt Holland sagt, es
rede derselbe nur von 2000 Mann, jetzt habe man mehr nicht nöthig,
welches sonder Zweifel Kf. sehr empfinden wird.
Bischof Ferdinand von Paderborn an den Kurfürsten.
D, Neuhaus 17. November 1665^.
[Discnrse Waldeeks mit Nicolartz, desseD Plan den Bischof von Monster sar
Abdankung zu zwingen, Anerbieten Gaste! Rodrigos an Münster. Di^ Absiebten
Pfalz-Neubnrgs und E.Colns anf das Stift Münster.]
Er theilt dem Kf. im höchsten Vertrauen mit, sein naher Verwandter, 17. Nov.
der Münsterische Domherr v. Schmising, habe ihn dieser Tage anf der
') Die Gesandten im Haag melden dem Kf 10. November, sie hätten be-
schlossen, Blaspeil solle sich za E f. begeben, die anderen wollten hier bleiben,
damit es nicht scheine, als ob von ihrer Seite di^ Verhandlangen abgebrochen '
wurden.
^ Zum grossen Theil in Cl^iffren,
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664 11- I^er MuDSterache Krieg.
Rückreise tod Münster nach Hildesheim besacht nnd ihm enäblt, dass ihm
am 31./21. Octobris von dem K-Cölnischen Rath Nicolartz referiert Bei,
dass am Abend vorher Herzog Georg Wilhelm von B rann schweig
and Graf Wal deck von Sesen» wo dieselben bei Kf. zu Mittag auf
etliche wenige Stunden gewesen, nach Hildesheim gekommen seien. Graf
Waldeck habe dort mit Nicolartz von des Bischofs von Münster
Kriegsverfassnng disconrs angefangen, dieselbe gemissbilligt nnd gemeldet,
viele Reichsstände, besonders das Hans Braunschweig könnten dem
nicht znsehen, Herzog Georg Wilhelm nnd der Bischof von Osnabrück
hätten eine Allianz des Hfinses Braunschweig zu Papier gebracht,
solcher wäre aber von Herzog August und Herzog Johann Friedrich
nicht beigepflichtet, er, Waldeck, hätte sich zwar mit den Staaten, doch
nur wegen der zu Geldern gehörenden Grafschaft Culeuberg in Dienste
eingelassen, doch mit dem Vorbehalt, dass er sich vorhin mit etlichen Beivhs-
fursten unterreden wolle. Ef hätte sowohl zu Sesen als auch zuvor bei
Waldecks Anwesenheit in Berlin diese consilia zu di vertieren sich bemüht,
auch so viel erreicht, dass die Sache dahin ausgestzet worden, dass gegen
den 1. December a. St. in Braunschweig eine Zusammenkunft angesetzt
sei, zu welcher neben Kf. und den Herzogen August und Johann Frie-
drich auch K. Göln nnd Paderborn eingeladen und wo berathschlagt
werden sollte, wie das Stift Münster wieder in Ruhe und friedlichen Stand
gesetzt werden möchte. Graf Waldeck hätte vorgeschlagen, ob es nicht da-
hin zu bringen sei, dass der Bischof von Münster, der zu allerhand Troublen
incliniere, abdicieren und das Domkapitel zu der Wahl eines anderen Bischofs
schreiten möchte, die Staaten würden solchenfalls dem Domkapitel und
StiftMünster wegen Borkeloe nnd sonst gebührende Satisfaction und Ver-
sicherung geben und sollte dem Stift nicht der gerin gbte Schade zugefügt wer-
den, talls auch der Bischof sich zur Abstehung des Stifts in Güte nicht ver-
stehen würde, wollten sie ihre Action gegen des Bischofs Person aliter pro-
seqnieren. Als Nicolartz darauf gefragt, wo denn der Bischof verbleiben
sollte, hätte Herzog Georg Wilhelm subridens geantwortet, man müsste
einen Mönch daraus machen, nnd ob es E. Göln nicht dienen sollte, wieder
Bischof zu werden. Auch hat ihm Seh mi sing referiert, von seinem Bruder,
welcher vom Bischof an Frankreich^) verschickt worden, vernommen
zu haben, dass, wie er letzthin wieder von dort gekommen, in Brüssel
der dortige Gnbernator Don Castel de Rodrigo im Namen des Königs
von Spanien dem Bischof eine Allianz angeboten habe.
Er zweifelt nicht, Kf. werde mit ihm darin einig sein, dass es nicht
thunlich sein werde, gegen den Bischof von Münster personaliter za
verfahren nnd auf die Abdication des Stifts zu dringen. Wegen der Zu-
sammenkunft in Braunschweig hat er zwar vom Kf. bei dessen ihm gege-
bener Gegenwart nichts vernommen , sollte dieselbe aber beliebt und dem
Kf. deren Zweck bekannt sein, so ist er bereit sie zu beschicken.
^) S. über dessen fruchtlose Verhandlungen in Paris Diar. Europ. Xin
S.246. Alpen I S. 680 ff.
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Mittheilangen des Bischofs vod Paderborn. 665
Durch die dem Bischof von Spanien angebotene Allianz würde der Weg
zu den gütlichen Traetaten noch beschwerlicher gemacht werden, er bittet
daher, Ef. möchte die beabsichtigten gütlichen Mittel und Traetaten sobald
immer möglich, ehe jene Allianz geschlossen, versnchen, auch sich bemühen,
die nachdenklichen Brannschweigischen consilia zu divertiereD, und so
verhüten, dass sich Münster in jene Allianz einzulassen keine Ursache
gegeben werde ; der Bischof werde gewiss, wenn er Aussicht zu einem billi-
gen Frieden sehe, zu einem solchen geneigt sein. Ef. wird sich erinnern,
was er ihm bei seiner Anwesenheit wegen der an das Stift Münster ver-
lauteten Pfalz-Neuburgischen Succession eröffnet'), er hat unter-
dessen vernommen, dass Pfalz -Neuburg sich weiter deswegen bemühe.
Dass auch E.Cöln seine Gedanken darauf richtet, ist Ef. gewiss vorhin be-
kannt und auch aus dem oben erwähnten Discurs des Herzogs von Braun-
schweig abzumericen. Wie bedenklich sowohl die K. Oölnische als Pfalz-
Neuburgische Succession sei, wird Ef. selbst ermessen.
£r hat den englischen Gesandten ^) bis nach Cassel geleiten lassen, ferner
an Münster jemand abgesandt, um den Bischof zu gütlichen Traetaten
zu bewegen*).
L. Müller an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und Lüneburg. D. Haag 14/ [24] November 1665.
(Hannoversches Archiv.)
[UnterhandlaDg v. Pöloitzs mit de Witt]
Das Werk mit K.Brandenburg steht noch so hin und ist von dem 24.Nov.
Ausgang noch nichts gewisses zu sagen. Er war vor drei Tagen bei dem
') Vgl. obeo S. 652.
^ Garliogford s. obeo S. 654.
^ Id einem Denen Schreiben vom 23. November theilt er dem Rf. mit, sein
Bruder, Johann Adolf v. Förstenberg, den er an den Bischof von Munster
geschickt» sei gestern Eurückgekehrt and habe ihm als Antwort desselben zurück-
gebracht, der Bischof sei zur Annahme der Mediation bereit. Er schlägt vor,
wenn derselbe sich auch noch nicht im einzelnen über die Bedingungen erklärt
hätte, doch mit den Traktaten anzufangen. Sowohl ein bei dem Bischof befind-
licher schwedischer, als auch der bei ihm, in Paderborn, gewesene englische
Gesandte hätten versichert, dass Schweden nichts gegen den Bischof unter-
nehmen werde, andererseits habe er sichere Nachricht, dass E.Co In und der
Bischof von Strassburg dem Bischof, wenn sich derselbe zur Goadjutorei ver-
stehen wollte, durch franzosische Vermittlung alle Satiefaction von Holland ver-
schafien wollten, um so wünschenswerther sei es, dass Kf. durch seine Mediation
diese consilia verbäte. Ef. erwidert darauf (d. Cleve 22. November /2. December
1665), er habe, um eine friedliche Lösung der Münsterseben Unruhe herbeizu-
führen, E.Cöln und Pfalz-Neuburg zur Cooperation aufgefordert, halte auch
die Berufung eines Westfälischen Ereistages für wünschenswerth; in der
Munsterschen Successionsangelegenheit versichert ^f ihn seines ßeistandes.
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666 11* Der MüDttftrsehe Krieg.
RP. de Witte, woselbst eben des Kf. Oberstallmeister Beloitz'), welcher
an die alte PriDcessin geschickt ond sonst ohne Character sein wollte, za-
gegeo war ond sowohl die Evacuation von Orsoy als Sobsidien für des
Kf. Armee sachte. Witte antwortete, es wäre die Qnästion in dieser Sache
diese, ob man genngsame Ursache hätte, dem Kf. avantagensere Coiidi-
tionen als den Herzogen von Brannscbweig zn geben. So viel die
Macht betreffe, wäre es gewiss, dass, wenn Kf. seinen Degen in die Wage
legte, sich sofort der Aasschlag geben müsste, gleichwohl wäre man hier
nach nanmehr angekommenen französischen nnd Cooperation der braan^
Schweigischen Troppen capabel genag, das Werk ohne das aaszamachen.
Man biete dem Kf. zweierlei an, entweder die Eyacnation von Orsoy oder
den Unterhalt seiner halben Armee, nnd ob man gleich gegen den Herzog
die grösste Obligation wegen seiner genereasen Resolution hätte, so wollte
man doch in Ansehung der Recommendation desselben etwas mehreres than
nnd dem Kf. ein paar tausend Mann mehr unterhalten, beides aber einzu-
geben würde bei der Welt das Ansehen haben, als ob es ihnen abgedningen
wäre. Er, M., stellte ihm yor, dass man nicht allein auf das praesens, sondern
auf die künftige Secnrität zu reflectieren und in Ansehung dessen ein übriges
nicht unbillig zu thnn hätte, auch sehe die Welt nunmehr wohl, dass dieser
Staat nebst den Alliierten, welche er bereits hätte, bastant genug wäre,
dem Bischof von Münster Widerstand zn leisten. Es wollte aber alles
wenig yerfangen und blieb jener dabei, dass Kf. eines der beiden wählen
möchte, begehrte er den Unterhalt für seine Armee, könnte man darüber
sofort einig werden, die Evacuation von Orsoy aber müsste noch in den
particnlieren Räthen resol viert werden, worüber mindestens 14 Tage
verstreichen würden. Belnitz zeigt nicht wenige Inclination zur Beitretung
nnd hat ihn, Müller, ersucht, bei der Resolutton, nach Oleve zu gehen,
zu verbleiben, und weil es auch dieser Staat gern sieht, fo hofft er, der
Herzog werde damit zufrieden sein.
Frankreich, welches nicht gerne sehen kann, dass eine so consi-
derable evangelische Macht, welche wenig Dependance von ihnen nehmen
möchte , zusammen komme , scheint dieses Werk mit dem Kf. zu hinter-
treiben zn suchen.
Herzog Angustus von Brannschweig und Lüneburg an den
KurfÜraten. D. WolflFenbüttel 15./ [25.] November 1665.
[Vermittelnng zwischen Münster and den G.Staaten. Die nähere Zusammen-
Setzung.]
25. Nov. Gemäss den zu Cassel durch He im bürg mit Kf. getroffenen Ver-
abredungen will er, als der älteste des Hauses, die Interposition bei Mün-
ster unternehmen und einen von seinen Geheimen Räthen an den Bischof
^ Gerhard ßernl^ard v. PoUnitz, s. oben S. 662.
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V. Poloitz'8 Yerhaodl. mit de Witt. Vermittel, des H. von Wolffenbättel. 667
abfertigen, er bittet Ef., seinen dort befindlichen Ministern zn befehlen, mit
demselben dieser Sachen halber vertranliche Commanication zu pflegen.
Er will anch, wenn diese Interposition angenommen wird, bei den G.Staaten
dasselbe versnoben.
Wegen der näheren Zusammensetzung ist er mit der vom Kf. vorge-
schlagenen Heranziehung einiger catholischer Fürsten einverstanden, zumal
da auch Herzog Johann Friedrich darauf zielt ^), wiewohl derselbe auf
K.Mainz, K.Göln und Pfalz -Nenburg sein Absehen gerichtet, welches
seines Ermessens nach zur Zeit zu weitlänftig fallen dürfte, er hat aber
deswegen sowie wegen der von der Landgräfin von Hessen vorgeschlagenen
Herbeiziehnng von Hessen-Darmstadt und wegen Zeit und Ort der
künftigen Zusammenicunft bei der Schwedischen Regierung zu Stade
angefragt.
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve
15./25. November 1665.
[Unbilligkeit der holliodischen Forderungen, Anerbieten seiner Vermittelnng.]
Er hat sich durch Blas peil vortragen lassen, wie weit das Allianz- 25. Nov.
werk gebracht gewesen, und daraus ersehen, dass man die von ihm desi-
derierte Hülfeleistung mit dem Punkt der Evacuation combinieren und es
dahin richten wolle, dass, wenn man ihm Orsoj einräumen sollte, er sich
in den jetzigen Krieg, und zwar auf seine alleinigen Kosten implicieren,
oder dass er, wenn er Subsidien haben wollte, auf die Evacuation ver-
zichten müsste, und dass es endlich noch hart halten würde, ehe sich die
Provinz Holland auf solche Bedingungen einliesse. Diese unraisonnable
0 Laodgräfin Hedwig Sophie von Hessen-Cassel zeigt dem Ef. (d.
Cassel 16. /26. November 1665) an, Herzog Johann Friedrich habe ihr dorch
v. Eis mittheilen lassen, da die nach Brannschweig verabredete Znaammeokaoft
nicht zustande zu kommen scheine, so wünsche er mit ihr und einigen anderen
benachbarten Standen beider Religionen, mit Brandenburg, den schwedi-
schen Herzogthämern im Reich, Hessen-Darmstadt, K.Mainz, K.Coln
und Pfalz-Nenburg ein Defensionsbündnis aufzurichten, und er habe sie ge-
beten, Kf. dafür zu gewinnen, sie hätte erwidert, sie hätte noch keine Nach-
richt, ob jene verabredete Zasammeokunft unterbleiben sollte, sie fürchte ausser-
dem, dass die Stiftung einer solchen neuen Allianz im Reich bei Frankreich
Argwohn erregen und dass es der Sache eher hinderlich sein wurde, wenn man
das Werk gar zu weitläufig machte. Kf. erwidert darauf (d. Cleve 29. Novem-
ber/9. December 1665), auch ihm habe Herzog Johann Friedrich durch
einen Gesandten ähnliche Eröffnungen machen lassen, er nahe geantwortet, es
müasten zunächst Nachrichten aus Schweden abgewartet und dürfte inzwischen
nicht durch absonderliche Zusammenschickung den bei der Sache Intereaaierteq
Anlaes zu Argwohn gegeben werden, Vgl. Kocher l S. 449f,
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668 11. Der Munsterscfae Krieg.
PropositioD scheint dahin zn tendieren, dass diese Handlung, welche sonst
ihre Richtigkeit gleichsam gehabt, abgebrochen werde. Da er so seine
gnte Absicht nicht, wie er gehofft, bethätigen kann, so will er dieses aof
andere Weise thon nnd den Staaten seine wirkliche Mediation anbieten,
Ges. sollen dieses denselben anzeigen.
Instruktion für den an K.Cöln und Pfalz- Neuburg abge-
schickten Hofrath Hans Adam v. Schöning. D. Cleve
15./25. November 1665^.
[Vorschlag einer Zusammenkanft des Westfälischen Kreises and einer vorlSnfigen
gemeinsamen Absendaog der drei Forsten an Münster.]
25. Nov. Er soll sich zouächst zq K.Cöln begeben, demselben für die dem Kf.
bei seiner Durchreise bezeugte Conrtoisie danken, ihm die Ursache von
dessen Ankunft in diese Lande auseinandersetzen nnd mittheilen, dass Kf.
schon an Münster geschickt nnd demselben seine Vermitteln ng angeboten
habe , er soll dann den Käthen desselben mittheilen, was der Bischof dar-
auf geantwortet habe, und vorschlagen, da derselbe sich bei diesem Kriege
sehr opiniastriere, dass eine Zusammenkunft des Westfälischen Kreises
oder wenigstens der vornehmsten Stände desselben berufen und dass in-
zwischen K.Cöln zusammen mit Kf. nnd Pfalz-Nenborg an den Bischof
schicke y um ihn in ihrer aller Namen ernstlich zu anderer Resolution so
ermahnen, Kf. wünsche dieses um so mehr, da die Evangelischen allgemein
K.Cöln und andere CathoHschen im Verdacht hielten, als wenn sie den
Bischof in diesem Werk stärkten, so dass Kf. genug zu thun hätte, ihnen
diesen Argwohn zu benehmen. Sollte man zu einer solchen Gesamtschickung
nicht inclinieren, so soll er Absendung eines Gesamtscbreibens vorschlagen.
Darauf soll er sich nach Düsseldorf zu Pfalz-Nenburg begeben,
diesem entsprechende Mlttheiiungen machen, zugleich ihm anzeigen , Kf.
hätte diese Reise um so lieber angetreten, weil er hofifte, die eine Zeit her
mit demselben gepflogenen Tractaten vollends zur Richtigkeit zu bringen.
Falls K.Cöln die Zusammenschickung im Westfälischen Kreise billigt, soll
er auch Pfalz-Neuburg dieselbe proponieren und erklären, Kf. sei be-
reit, wegen des Directoriums anf Grund der zu Dorsten') geschlossenen
0 Gleichzeitig (d. Cleve 15./ 25. November 1665) schreibt Kf. an Wrangel,
zeigt ihm seine Ankunft in Cleve an nnd theilt ihm mit, die Münstersche Sache
sehe noch gefährlich aus, znmal da jetzt iu Holland ein starker firanzösischer
Saccars angelangt sei, er wolle sich, obgleich dem Bischof von Mänster seine
Mediation, die er ihm angeboten, nicht angenehm zu sein scheine, doch weiter
um Erhaltung des Friedeos bemuhen, er glanbe, dass eine Zusammenkanft des
Westfälischen Kreises dazu sehr dienlich sein werde.
^ S. oben S. 530.
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Sendang v. Scboninge an K.Colo und Pf.-Keuburg. 669
Traktaten mit ihm eiDen besonderen Vergleich za schliessen, sollte die
Sache dadnrch Verzag erleiden, so könnten die Ausschreiben unter Vor-
behalt eines künftigen Veri^leichs von ihnen beiden ausgefertigt werden,
Münster würde in hoc casu, weil er iu diesem Kriege begrififen, sich dar-
über nicht zu beschweren haben. Sollte Pfalz-Neuburg sich zu dieser
Zusammenkunft, weil man wegen des directorii nicht einig, garniiht vor-
stehen wollen, so soll er erklären, Ef. müsse es dann zwar dahingestellt
sein lassen, wolle aber auch vor dem Kreise und dem Reiche entschuldigt
sein, wenn durch Unterlassung solcher Mittel dem Kreise Ungelegenheit
zugezogen werde.
Romswinckel and Copes an den Kurfürsten. D. Hage
21. November/ 1. December 1665.
[Anerbieten d'Estrades'. Verschiedene Anfragen.]
d'Estrades hat ihnen gesagt, de Witt hätte sich erboten, mit 1. Dec.
ihnen in seiner Gegenwart zu conferieren und die Sache an ihn zu stellen,
wenn sie sich darauf einlassen wollten, so werde er demjenigen, welchen
er im Unrecht befinden würde, unrecht geben. Sie haben sich auch un|er
der Hand erkundigt, ob des Kf. Mediation neben der kaiserlichen^) oder
absonderlich angenehm sein möchte, und ersehen, dass die allgemeine Mei-
nnng dahin geht, der Bischof müsse erst aus allen Orten, welche er von
diesem Staat einbekommen, gebracht sein, ehe von einem Accommodemeni
geredet werden dürfe. Sonnabend 18./ 28. haben sie wieder mit den Staati-
schen Deputierten eine Gonferenz gehabt; als man dort von ihnen ein ge-
naueres Project der Bedingungen verlangte, haben sie erklärt, sie hätten sich
schon längst darüber schrift- und mündlich expliciert, dass Kf. soviel Volk, wie
mit Graf Wal deck verglichen worden, liefern wolle und dass sie ihn ausser-
dem dahin zu disponieren auf sich genommen, 2000 Mann, wovon die expirierte
Allianz von 1655 redet, auf seine Kosten ihnen zu liefern; zugleich haben
sie sich Abschrift der mit Graf Wal deck gepflogenen Unterhandlung aus-
gebeten, um danach einen Entwurf zu machen, jene aber haben erklärt, sie
0 Der kaiserliche Resident im Haag, Friqnet, hatte in einem Memorial
vom 25. November den O. Staaten die Vermittelnng des Kaisers zur Beendigang
des Münsterschen Krieges angeboten, dieselben hatten darauf am 27. November
beschloBseD, demselben erklären zu lassen, der Bischof müsste erst alle occu-
pierten Plätze räumen, wenn dies geschehen sei, wären sie bereit, Vorschläge
wegen Schadenersatz und ehrenvoller und sicherer Bedingungen anzuhören, in
einer darauf folgenden Gonferenz eioigten sich ihre Deputierten indessen doch
mit Friquet über 5 an den Bisehof zu stellende Forderungen als Basis der
Friedensvermittelnng s. Aitzema V S. 662, M6m. d'Bstrades III S. 562. 565
und unten 8.675..
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670 11- ^^i* Mäosterscbe Krieg.
könnten sieb die Commanication derselben von Kf. erbitten, und haben es
zuletzt nnr ad referendum genommen.
Oes. bitten nan om Anweisung:
1) ob sie des Kf. Mediation durch Einlieferung des , Memorials, nnd
zwar, ob neben der kaiserlichen oder absonderlichi offerieren oder damit
einhalten sollen, bis sie unter der Hand erfahren, dass dieselbe aDgenehm
sein werde,
2) ob sie zugeben sollen, dass Friquet proponiere, dass sie z u der
angefangenen Handlung zugezogen werden,
3) ob sie etwas näheres wegen der Evacuation und Assistenz ▼orstellen
und, ohne die Gommunication des Lüneburgischen Tractats abzuwarten, ein
anderes Project aufsetzen,
4) ob sie das Project der Allianz communicieren,
5) ob sie sich auf schriftliche oder mündliche Verhandlungen mit de
Witt vor d'Estrades einlassen sollen.
GeheimenrathsprotokoU. D. Cleve 1. December 1665.
[Ob Kf. Holland assistieren solle.]
1. Dec. Gr. D.^: zu 8000 Mann Werbegeld und zu 8000 Subsidiengeld,
Ol'soy einräumen, dass S. Gbf. D. Ursach hätten, sich einzulassen.
Dass 1) Torbehielten, dass die Hülfe k part agirte, 2) dass S. Gbf. D.
als ein Ghurfürst, wann der Friede geschlossen, von Münster keine
Satisfaction begehreten.
H. 0. 5 : Es wären S. Chf. D. rationes dissuasoriae vorgelesen,
weil es aber scheinet, dass S. Gbf. D. durch dero Gesandte schon
eingestiegen, und nicht wohl zurückkönnen, so hielte er davor, dass
S. Gbf. G. sich verbinden könnte,
1) doch dass der Friede ehest restabiliret,
2) dass S« Gbf. D. sich reservirten,. noch erst einen Versuch zu
thun ob Münster und Holland sich retiriren wollte.
3) dass die Allianz und Fr. Garantie pari passu ginge,
auch dass S. Gbf. D. solches offenherzig dem Kaiser andeuteten,
und dass sie es blos tbäten, den Bischof von Münster von seinen
weitläufigen Desseinen abzuhalten.
Aehnlich auch die anderen: t. Ganstein: wenn S. Gbf. D. die con-
ditiones von dem Staat pr&stiret werden, es nicht zu widerrathen.
Jena: wenn nnnS. Ghf. D. die Sache recht finden, pu tat S. Gbf. D. thun
besser, die Sache alsobald anfangen, als wenn andere mehr sich impliciren.
0 Graf Dohna.
^ Oberpräsident ▼. Schwerin.
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Berathnogen im Geh. Ratbe ober die AlliaDfe a. die franzosischeo Vorschlage. 671
Blaspeil: Die Staaten haben sich bisher nicht za thon erklären
wollen, was sie Lüneburg gethan. Wenn nnn der Stnat dahin za dispo-
niren zu näherem Erbieten, müsste man solches vornehmen. Sollte der
Staat nicht darzn zu bringen, wäre zn fragen: quid tunc? wenn sie kein
subsidinm geben, ob ihnen za assistiren?
S. Chf. D.: haben 2 Ursachen: 1) dass sie als Churf&rst schuldig,
das Beich in Frieden zu setzen,
2) religio, so eine von den Yornehrosten, dass sie nicht wollten,
dass der Staat sollte zu Grunde gehen: Meine Lande seind also si-
tuiret, dass sie nicht können wohl daraus bleiben, diese Lande seind
mit Gatholischen umzingelt, neutral zu bleiben ist ein Wurm, so sich
selbst verzehret. Wolle noch weitres nachdenken.
GeheimenrathsprotokoU. D. [Cleve] 2. December 1665.
[ResolatioD auf die von du Moolin vorgebrachten Paokte.]
H. 0. Praes. Relation von der Conferenz mit dem Franzosen 2. Dec.
le S'. du Moulin').
1. Gompliment, dass der König sich näher mit S. Chf. D. uniren
wollten.
Rs. Bedankung in genere.
.2. Die Dorstenschen Tractaten nicht zu ratificiren, was die Zu-
sammensetzung des Westphälischen Kreises belanget, aber ratione con-
directorii könnte wohl sein.
Rs. dass S. Chf. D. wohl gesehen, dass es zu einiger Offension
oder Ombrage dem Könige reichen möchte.
3. dass seinem Könige lieb, dass S. Chf. D. mit einem considerab-
len corpo hier angelanget.
Rs. mit Complimenten zu beantworten.
4. dass der iLonig zwar mit allen in gutem Verstände, aber qu'il
se confioit plus en Talliance avec les protestants qu'avec les autres.
Rs. wäre S. Chf. D. lieb, dass er so gut Vertrauen zu den Pro-
testirenden hätte, weil er aber begehrte, dass S. Chf. D. sollten
offenherzig gehen, so hätte es die gute Confidenz sehr gemindert, dass
die Reformirten dergestalt heftig verfolget würden, und stellten zu
bedenken, ob er nicht, als seine Vorfahren gethan, die Freiheit der
Religion verstatten wollte.
') Utiber deasen damalige Gesandtschaft an den Rf. 8. Urk. u. Akt. II
S. 309ff. M^moires d'fistrades UI S. 5S9ff.
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672 n. t>er MöDfitersche Krieg.
5) begehrete S. Chf. D. BedeDken bei diesem Zustand.
Rs. weil I. K. M. allzeit ihre Gloria in Beförderung des Friedens
gesucht, so hielten sie das beste, dass der König denen die Hand
bieten möchte, damit der Frieden ehestens restabiliret würde.
6. Mesintelligence zwischen Engelland und Frankreich.
Rs. Ob der König wollte dahin sehen, damit die Dissidie beige-
leget, was Sie darzu cooperiren könnten, wollten Sie gern thun.
7. Allianz mit Schweden. Stösse sich nur in der Assistenz
contra Moskau, worzu S. Chf. D. sich nicht Terstehen könnten.
8. Mit dem Herzog von Neuburg, ob wir in gutem Vernehmen
stehen.
9. Mit den Tractaten in Holland, dass S. Chf. D. die Allianz
befordern möchten.
10. wegen J&gerndorf.
Die Hauptalliance mit den Staaten, dass S. CÜf. D. eintreten
möchten, der König wollte S. Chf. D. mit Cfeld und Volk assistiren.
Der Kurfürst an die Gesandten im Haag. D. Cleve
23. November/ 3. December 1665.
[aaf den Bericht vom 21. November /l. December. Bescheid aaf die Anfragen.]
3. Dec. ad 1 und 2. Auf die Mediation sollen sie nicht eben dringen, bis
sie sehen werden, dass dieselbe den Staaten angeuehm oder aber dass von
der Allianz nichts zu hoffen sei, inzwischen aber geschehen lassen, dass
Friquet aas sich selbst and im Namen des Kaisers begehre, dass sie mit
znr Conferenz gezogen werden.
ad 3. Wegen derEvacoation lässt Ef. es bei dem desfalls gemachten
Aufsatz, wie derselbe in der entworfenen Allianz enthalten ist, bewenden.
Wegen der Assistenz erbietet er sich, 8000 MatiB innerhalb sechs Wochen
nach getroffenem Schlass für den Staat and ausserdem noch ein corpus von
etlichen tausend Mann in Bereitschaft zu halten, Ges. sollen ihn förderlichst
wissen lassen, ob solche Hülfe dem Staat annehmlich, damit er die nöthige
Anstalt daza bei Zeiten machen könne; inzwischen können sie sich den
mit Waldeck gemachten Vergleich, welchen Kf. nur yor dem Abschlnss
gesehen, ohne eine Abschrift zu behalten, erbitten.
ad 4. Könnte die Commonication der projectierten Allianz mit Vorbehalt
fernerer Erinnerungen wohl geschehen, jedoch müsste aasgelasaen werden,
dass KT. den Secoors der 2000 Mann alsbald prästieren sollte.
ad 5. Ist Kf. zufrieden, dass sie in Gegenwart des französischen Am-
bassadeurs; zum Beweis des zu ihm tragenden Vertrauens, mit de Witt
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Bericht v. Schonings. . 673
sich in Gespräch einlasscD , doch soll von dem, was hinc inde vorgeht,
ein Protokoll aufgenommen werden.
V. Schöning an den Kurfürsten. D. Cleve 7. December 1665.
[Bericht über seine VerhaDdlungeo am K.Cölnischen Hofe und mit
Pfalz - Neuburg.]
£r ist SO. November zu Bonn angekommen, hat am anderen Tage 7. Dec.
Mittags Audienz bei dem Kurfürsten und am Nachmittag eine Conferenz
mit dem Bischof von Strassburg, dessen Bruder Graf Wilhelm und
dem Kanzler Buschmann gehabt und denselben die Vorschläge des Kf.
mitgetheilt, hat aber bald verspürt, dass man der Münsterschen Partei ziem-
lich affectioniert sei, sowie dass K.Göln sich schwerlich zu etwas Gewissem
resolvieren würde, ehe er mit Pfalz-Neu bürg communiciert hätte. Auf
den Vorschlag wegen einer Zusammenkunft der Westfälischen Kreis-
verwandten und dass sich Kf. des directorii halber mit Pfalz-Neuburg
vergleichen wollte, erwiderte ihm der Bischof von Strassburg, er wisse,
dass Pfalz-Neuburg sich dazu, wenn nicht auch die anderen Punkte der
Dorstenschen Traktaten mitverglichen und ratificiert würden, nicht verstehen
könnte; da auch die beiden anderen Deputierten sich sehr kaltsinnig zu
diesem Punkte zeigten, so brachte er des Kf. Vorschlag, dass die Vor-
nehmsten des Kreises zusammenkommen und von Abbelfuog dieser Kriegs-
unrube deliberieren möchten, vor, womit sowie mit der Qesamtschickung
aller dreier au Münster sie einverstanden waren. Auf einer neuen Con-
ferenz am folgenden Tage theilte ihm der Bischof von Strassburg im
Namen K.Cölns mit, derselbe wünschte zwar eine Zusammenkunft des
Westfälischen Kreises, sehe aber jetzt keine Möglichkeit dazu, er wäre
zufrieden, dass man unter sich zusammenkäme, hielte aber für hochnöthig,
dass auch das Haus Braunschweig mit dazu gezogen werde, da dann
die Staaten, die auf dessen Hülfe sich sehr verlassen sollten, sich leichter
zum Frieden bequemen würden. Mit der GesamtschickuDg in des Kf.,
seinem und Pialz-Neubnrgs Namen an Münster sei er auch einverstanden,
und da er höre, Scb. wolle auch zu Pfalz -Neu bürg reisen, wolle er den
Bischof von Strassburg auch dabin schicken und ihm dort durch diesen
in beider Namen Resolution auf seine Vorschläge ertheilen lassen. Darauf
ist er nach Bensberg zu Pfalz-Neuburg gereist. Derselbe antwortete
auf seine Proposition, er wäre zu allem bereit, wodurch der Friede beför-
dert werden könnte, er hoffte aber nicht, dass Kf. begehren würde, dass der
Punkt des directorii ohne die anderen, welche zu Dorsten abgehandelt wor-
den wären, verglichen werden sollte, wiewohl er wünschte, nicht allein gute
Vertraulichkeit mit Kf. zu machen, sondern auch, dass man ein vinculum
unter ihrer beider Posterität stiften könnte. Wegen der Particularzusam-
menkunit und der Abschickung an Münster wollte er sich erst mit dem
Bischof von Strassburg, der bereits etliche Stunden vor ihm angekommen
Mater, s. Geach. d. G. Korfunten. ZJ. 43
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674 11- I>«r MünsterBohe Krieg.
bereden. Am anderen Tage ertheilte ihm Pfalz-Neobu rg im Namen
K.Cölns und seinem eigenen, in Gegenwart des Bischofs von Strassbarg
die Antwort, man könnte nnter sich, und zwar am füglichsten in Cle^e,
zusammenkommen, nm zn berathen, wie diese Kriegsnnruhe za stillen, es
würde aber sehr nützlich sein, wenn anch das Hans Brannschweig mit
zn solcher Gonferenz gezogen würde, E.Cöln wolle einen Expressen an
die Herzoge schicken, anch Kf. möchte das Gleiche thnn, damit sie sich
nicht öffentlich für die Holländer erklärten, denn alsdann könnten sie nn-
möglich mit zn Mediatoren gebraucht werden ; anch wollten sie m öglichst bald
nebst Kf. zu dem Bischof ?on Münster schicken und diesen tod seinem
Vornehmen dehortieren lassen. Er schlug auch vor, gemeinsam an den
König von Frankreich zn schreiben und diesen zn ersuchen, bei den
Staaten den Frieden zu befördern, anch durch die Gesandten in Regens-
bürg das Werk betreiben zn lassen. Dabei erwähnte er anch, ob man
nicht bei jetzigen Verhältnissen ihrer aller Interesse zugleich bei den Staaten
beobachten könnte. Sonst liess Pfalz-Neuburg die grösste Affection
für Kf. blicken ; er nahm Seh. nachher auf die Seite und trug ihm auf, dem
Ef. zu hinterbringen, er fürchte sehr, es würde, wenngleich die Sachen mit
den Staaten und Münster gestillet wären, eine grosse Unruhe zwischen dem
Kaiser und dem König von Frankreich, wenn der junge König von
Spanien, der allezeit sehr krank sei, sterben sollte, entstehen, ob Kf.,
der in so guter Alliance mit Frankreich stünde, sich nicht interponieren
wollte mit diesem Vorschlag, dass man zwischen den beiden Hänptern einen
heimlichen Vergleich, wie es mit den Spanischen Niederlanden nach des
jungen Königs Tod gehalten werden solle, treffen und so diesen Krieg ver-
hindern könnte. '
Der Kurfürst an Baron de Goes ^). D. Cleff 9. December 1665.
[Die hoUäDdischen FriedensbediognogeD, er soll den Bischof zur Annahme der-
selben ZQ bewegen suchen.]
9. Dec. £r hat ans dem Haag Nachricht empfangen , dass die Staaten tod ihren
früheren Forderungen, dass sie für den ?on dem Bischof von Münster ihnen
zugefügten Schaden Satisfaction erhalten, und dass das Stift Münster in
andere Hände kommen müsse, auf Remonstrieren Friquets und seiner
Räthe abgestanden und sich bereit erklärt haben, auf folgende 6 conditiones
mit dem Bischof Frieden zu machen:
1) Sollte derselbe alle occnpierten Oerter restituieren,
2) alle seine Völker ausser denen, welche zu Besetzung seiner Gar-
nisonen von nöthen, abdanken,
^} Derselbe war vom Kaiser zum Kf. nach^Gleve geschickt worden und
hatte sich dann zn dem Bischof von Münster begeben, am diesen anf Qrand
der im Haag mitFriqnet vereinbarten Bedingungen (oben S. 669) zum Friedeo
zn bewegeo, s. Alpen I S. 715.
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Die holIändiscbeD FriedensbediDgaDgeD. 675
3) anf alle praetensiones, welche er oder das Stift wider den Staat habe,
iDsonderheit
4) auf die englische Allianz rennntiieren und keine neuen wider den
Staat machen,
5) sich aller ferneren Offension enthalten.
6) Der Kaiser und Kf. sollten dafür Garanten bleiben.
Kf. findet zwar einige dieser Bedingungen sehr hart, glaubt aber doch,
dass es sowohl dem Bischof, als auch dem Kaiser und Reiche am fürträg»
liebsten sein würde, den Zeitumständen in so weit nachzugeben und lieber
anf diese Conditionen, die man doch aufs beste zu mildern und des Bischofs
Securität gleichfalls zu beobachten trachten würde, Frieden zu schliessen,
als alles in den höchsten hazard zn setzen. Er ersucht ihn also, dieses
dem Bischof zn remonstrieren und die Sache zum guten Ausschlag aufs
schleunigste zu befördern, auch den dorthin geschickten Gesandten des
Herzogs August von Braunschweig^) zur Mitwirkung dazu zu bewegen ').
Proposition des englischen Gesandten Sir Walter Vane s. 1.
et d. [Cleve c. 12. December 1665')].
[VerhaltoiB des englischen Königs zu dem Bischof von Münster, der Bischof
wird nichts gegen die protestantische Religion noternehmen. Aufforderung an
den Kf., seiDe Ansprüche gegen die G.Staaten geltend zo machen, sich des
PriozeD von Oraoien anzunehmen und zwei englische Schiffe freizugeben.]
1. Le roi — m'a comandö de faire entendre ä S. A. E. qua Iec.l2.Dec.
secours qu'il a creu en justice devoir et pouvoir donner k TEvesque
^) V. Heimbnrg. Herzog August theilt dem Kf. (d. Wolffenbuttel 10./20. De-
cember 1665) mit, er habe denselben schon vor 3 Wochen zo dem Bischof von
Monster geschickt; nachdem derselbe sich zor Annahme seiner Yermittelung
bereit erklärt, sei H. nach dem Haag gegangen, um diese aoch dort anzu-
bieten.
^ Der Bischof von Blonster schreibt dem Kf. (d. St. Lodgersborg 17. De-
cember 1665), der kaiserliche Gesandte de Goes habe ihm gerahmt, wie eifrig
sich Kf. om Beilegong der zwischen ihm und den Staaten entstandenen Unrohe
bemühe, er dankt dafür, bittet von der Interposition nicht nachzolassen ood
verweist im übrigen aof die de Goes gemachten Erklärongen.
') Dazo die Bemerkong 0. v. Schwerins: „Diese Ponkte seindt von dem
englischen Gesandten H. Walther Yahne eingegeben, woraof H. Gantzier
Jena ond ich verschiedene Conferentien mit ihm gehalten." Das Creditiv König
Karls n. für Vane ist datiert Oxford 7. November 1665. Die Chronologie dieses
ond des folgenden ondatierten Schriftstücks ergiebt sich ans den Bemerkongen
in den Geheimenraths-Protokollen : »4./14. December. Des englischen Abgesandten
Yeens schriftliche Memorial verlesen worden, angehend den Bischof von Münster,
item wegen der 2 Chorf. in Engelland angehaltenen Schiffe. Rs. wegen Bischofs,
daas er die evangelischen Prediger verjaget ond Catholische einführet. Dass
S. Chf. D. nicht gewosst, dass er mit dem Könige in Engelland in Allianz, der
43*
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676 n. Der Mfinstersche Krieg.
de Münster k cause des injures et affronts, que les Estats Generaux
ont fait au dit Evesque, n'ont pas estä seulement donnö k cette fin,
mais aussi pour par ce moyen divertir leur forces et les faire attaquer
dans le coeur de leur pays pour ainsi faire une diversion considerable
pour ses interests propres.
Mais comme le Roi a voulu obliger TEvesque de Munster, 11 a
foutefois retenu ce lien sur lui, par son alliance et traittö, quMl asseure
S. A. E. que TEvesque de M. n'entreprendra rien contre la religion
protestante ny les professeurs de cette religion, sur le pur motif de
religion, au contraire que le dit Evesque est obligö de ne faire de plus
grands progres qu'il plaira au Roi mon maistre, mais mesme qu'il
posera les armes, quand il en sera desirö, par la S. A. E. peut juger,
que les desseins du Roy par ce secours n'ont pas estö pour prejudi-
cier ny endommager ses alliäs ny 8. A. E. en particulier.
Le Roy advoue qu'il a estö surpris, et ne peut qu'avec quelque
Sorte de douleur se plaindre, de ce qu'il a estä informä que S. A. E.
avoit' taschö de mettre des jalousies dans la Couronne de Swede '),
comme si TEvesque de M. avoit eu des desseins et mesme machinoit
quelque cbose contre la religion protestante, le Roy vous asseure qu'il
ny consentiroit jamais, et espere que V. A. E. ne croira pas legere-
ment les inventions de ses ennemis, mais plustost qu'il taschera
de prevenir aucun dessein de cette nature autant que prince vivant.
II considere aussi les injures et usurpations que la maison Elec*
torale a souffert de longtemps des Estats Generaux, il auroit estä fort
aise d'avoir peu contribuer plustot aucune chose, pour recouvrir ce
qu'ils ont assaisies aux predecesseurs de S. A. E., l'occasion s'offre
asteure et j'ay ordre du Roy mon maistre d'asseurer S. A. E. de tont
son credit et puissance pour faire faire satisfaction des usurpations des
Estats Generaux.
Le Roy m'a commandö de donner k cognoistre le grand soing
quMl a des interests de S. A. le Prince d' Orange et prie S. A. E.
dans cette conjointure de Touloir joindre ses interest au siens pour
son restablissement.
Bischof nehme es aach in seinem Manifest ganz anders als seine particnliere
Sache.
16. December 1665. H. O. Präs. referiret, was gestern bei der Conferenz
mit dem Englischen Gesandten vorgegangen wegen des Mdnsterachen Krieges.*
') S. oben S. 65«.
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VerhandluDgeD mit dem eDglischen Gesandten Vane. 677
J'ay ordre aussi de reclamer les deux yaissaux') arrestes au
Pillo, asfavoir le Nigfatingal de Londres, son maistre 8'appellaDt John
Parker, et la Satisfaction, Henry Worley son maistre, et je supplie
que S. A. E. veuille les faire relascher.
Resolution auf des Ritters Vahne angebrachte pnncta nach
denen mit ihm gehaltenen Oonferentien. s. 1. et d. (Cleve
14 December 1665.)
[Die engen Beziehungen des Königs zu dem Bischof von Münster sind dem Kf.
bisher unbekannt gewesen, der Bischof schädigt die protestantische Religion.
Ef. kann jetzt gegen Holland nicht Krieg führen/ sich nur vorsichtig der Inter-
essen des Prinzen von Oranien annehmen.]
S. A. El. a estö seulement informäe de M. le comte de Garling- 14. Dec.
fort'), que la guerre de TEvesque de Munster contre les Estats Ge-
neraux s'estoit fait au sceu de S. M^. et e'est en mesmes termes que
sad. M^. en aje escrit k S. A. E. Mais parce que M. de Vaen outre
eela a declarä qu'il y avoit une alliance si estroite entre le Roy et
TEvesque, que ce dernier ne pourroit pas faire autre progres qu' k
la mesure que le Eoy le desireroit, et qu'il seroit Obligo de mettre
les armes bas, qnand il plairoit ä Sa M^., les Commissaires de
S. A. E. ont dit la dessus que eela auoit est6 incogneu ä Elle et
qu'ensuite de eela le Roy ne pourroit point prendre estrange que
S. A. E. auoit jugä TEvesque selon ses propres declarations qui
n'avoient jamais parI6 de cette alliance mais seulement de quelques
injures particulieres receues des Provinces unies.
ad 2. S. A. E. est bien persuad^e que Sa M^. ne prestera pas
la main k TEyesque pour faire de prejudice ä la religion protestante
et qu'elle a bien d'autre yis6e, quand sad. M^^. luy a donn6 de Targent
pour faire ceste gnerre: Mais cependant il demeure veritable que
TEvesque apporte de grands prejudices k la dite religion. Unius enim
rei multi possunt esse fines.
ad 3. Les Provinces unies estants k present en necessitä et S. A. E.
ne desirant rien que la paix, il est facilement k juger qui entre eux
1) Ueber diese von dem Kf. infolge der Beschlagnahme zweier Schiffe des-
selben in England vorgenommene Repressivmassregel s. Pufendorf X § 6
(S. 645 f.). Droysen 111 3 S. 71.
>) S. oben S. 654. 656.
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678 11- ^^^ MfinsterBche Krieg.
cherche une coDJoinction des armes. S. A. E. repete ses remereie-
ments de Voblation de ralliance, mais parceque ceile, qai est desia
fait, n'est point expir^e, on ne s^ait point ä quelle fin on en voudra
faird une autre, les obstacles, qui se trouvent pour faire la guerre
contre les Hollandois ayant estä vivement representes aux Conferences.
4. S. A. E. remercie tres humblement le Roy de la const&nte
affection qu'il porte envers le Prince d' Orange et du soing qu'il a
pour son restablissement, Fasseurant de son co8t6 qu'elle ne manquera
Jamals de contribuer de sa part tout ce qui luy sera possible pour
cette fin. Mais S. A. E. se trouve obligäe de dire, que si dans les
conjoinctures presentes on en feroit seulement de recommandations,
que Ion le prendroit comme si on vouloit foreer lestat et que des
autres en pretendoient des obligations, qui appartiendroient uniquement
ä lestat. 8. A. E. promet neanmoins de n'y vouloir rien negliger.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cleff 15. December 1665.
[VerwerfuDg der von den Holländern vorgeBchlageDeo BediogaoffeD.]
15. Dec. Er bat gestern durch einen Expressen voq seiner Schwiegermatter
Nachricht erhalten, anter welchen Beüingungen die Staaten mit ihm ab-
schlies&en zu wollen erklärt haben ^).
Wir finden aber die Punkten gar sehr von unserm Begebren
entfernet, jedoch weil wir uns wegen Orso gar anders und nach des
Staats Verlangen erkläret, so wollen wir hoiSfen, sie werden sich aacb
anders und also vernehmen lassen, dass wir Ursache haben können
uns ferner zu resolviren.
Da Bl. seine Intention genügend bekannt ist, so soll er mit der Prin-
cessiu darüber reden, derselben die in den übersandten Puncten enthaltenen ge-
ringen Offerten anweisen und sehen, wie alles am vortheilhaftesten eiozurichteo.
Des Ritter Vahne Replique auf unsre Resolution, s. 1. et d.
[Cleve 17. December 1665.]*)
[Aufforderang zu einem Bündnis mit England and Münster gegen Holland und
zu gemeiuschaftlichen Sobritteo zur Wiederberstellang des Prinzen von Oracien.]
17. Dec. Le Roy mon maistre sera estonnö, que S. A. E. n'eust sceu plos-
tost ralliance qu'il avoit faite avec TEvesque de Munster, puisque
0 ö. Aitzema V S. 669. Urk. u. Akt. III S. IGO.
^ Geheimeuraths-Protokoll vom 18. December 1665: «Des K. Engliachen Ge-
eandteo Antwort bei der gestrigen Conferenz mit dem H. 0. verlesen worden.*
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YerhaDdluDgen mit dem eDglischeD GesandteD Yane. 679
le Mylord Carlingfort avoit eMi avec luy, qu'il espere qu'il n'est
pas encore trop tard pour pouvoir prevenir les inconvenients, qui
pourroit arriyer en cas que S. A. £. taschoit d'empescher les progres
de TEveBque de Munster, ou s'allioit avec les ennemis du Roy,
j'ay ordre de dire k S. A. E., si cela se fait, que le Roy le prendra
pour la deruiere desobligation.
Que le Roy sera marry d'entendre que TEvesque aist fait ou
youloit faire de cette guerre une guerre de religion, car cela n'a pas
esfö les intentious du Roy et le Roy ne souffrira pas que son honneur
soufifrist en cela. ,
Quand au Traict6 avec les Estats Generaux,'je suis informä
qu'elle passe bien avant et que le seul obstacle qui empesche la
conclusion, est de la part de M.M. les Estats Oeneraux. C'est
pourquoy j'ay creu estre mon devoir d'offrir k S. A. E. selon mes in-
structions et de la part du Roy mon maistre pour oster toute sorte
de mesintelligence, qui pourroit arriver entre le Roy et S. A. E. un
traitt6 ou confederation entre le Roy mon maistre S. A. E. et FEvesque
de Munster contre les Estats et cela sur des pactes et termes con-
venable au Roy et S. A. E.
Quand aux affaires du Prince d'Orange, je suis asseurä, que*)
le bon party dans ce pays veust son retablissement et que devant
Tarriv^e de M. de Witt on avoit propos6 avec beaucoup de chaleur
de le faire Capitaine et Admiral General, mais de qu'il fust arrivä, il a
renversä tout cela, par ou on peust voir, que ce n'est pas la force
contre qui on crie tant, ny mesme le bien du pays, qui empesche son
retablissement, mais purement une cabale, envenimöe de longtemps
contre le bien de cette maison, c*est pourquoy le Roy mon maistre
espere que S. A. E. se joindra avec le Roy mon maistre pour le re
tablissement de S. A. le Prince d'Orange').
^) Ueber die damals von der oraDiachen Partei su goDSten des Priosen von
Oranien gemachten Versuche und deren Vereitela Dg durch de Witt s. Wicqne-
fort m S. 210ff. Lefdvre Pontalis, Jean de Witt I 8.387.
*) Vane hat noch bis Ende Febrtiar 1666 sich in Gleve aufgehalten. Das
Becreditiv des Kf. für denselben ist vom 16. Februar ausgestellt. Ueber die
weiteren Verhandlungen mit demselben finden sich nur in den Geheimenraths-
Protokollen folgende lakonische Notizen:
81. December 1665. Resolation, so dem Englischen Gesandten de Vaen
gegeben werden sollte, verlesen worden,
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ggO 11* I^^r MuDSterBche Krieg.
Blaspeil an den Kurfürsten, D. s'Gravenhage
18. December 1665.
[Keine AnsBichteD fär den PrioEen vod Oranien, de Witt sacht die AUianz-
verhandlangen hiosasiehen.]
18. Dec. Die Sachen sind auch hier ebenso wie in Amsterdam^) beschaffen,
obwohl gar wenige onter dem Staat recht Wissenschaft davon haben, son-
dern die meisten sich vor der französischen Freundschaft fürchten and ihre
HoflTnnng anf Erneuerung der Allianz mit Ef. setzen, er findet es daher
gar zur Unzeit, von des Prinzen von Oranien Restitution auch das geringste
nur zu reden. Er hat sonst de Witt gestern, als er ihn gesehen, freund-
licher gefunden als bipher. Die Punkte*), welche jüngst durch einen Ex-
pressen überschickt worden, sind so beschaffen, dass auch de Witt
schwerlich geglaubt hat, dass Kf. sie würde annehmen können, derselbe
sucht auf diese Weise nur die Yerhandlongen hinzuziehen.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten,
D. Hage 8./ 18. December 1665.
[FortsetzuDg der Uoterhaodlung.]
l8. Dec. Dieser Staat zeigt grosse Befriedigung über die sehr freundliche Be-
gegnoDg, welche seinen Committierten zu Gleve') wiederfahren ist. Da
29 December 166ö. F. z. Anhalt referiret, dass der Englische Gesandte
offeriret, wenn S. Chf. D. sich noch etliche Monat wollte ans dem Handel halten,
wollte Engelland alle Monat ^ Tbaler geben. Coocept verlesen, was dem
Eogliscben Gesandten zur Resolution gegeben werden soll.
IB. Februar 1666. Der H. 0. Präs. verlesen was S. Chf. D. dem Englischen
Gesandten znm Abschied mündlich sagen lassen wollen.
Doch vgl. die verscbit^denen MittbeilaDgen Golbert Groissi's über den-
selben Urk. u. Akt. II S. 321. 329. 339. 344f. 351 f. 355f., ferner M^moires
d'Estrades III S. 608. 620 IV S. 14. 130. Aitzema V 8.917.
^) Von dortber batte Bl. am 5/15. December bericbtet, er habe die beiden
Bürgermeister Falckenier und Spiegel besacbt, sich aber überzeugt, dass
der letztere wenig Eioflass besitze nnd dass F. gauz wie de Witt nur dorcb
Frankreich das Heil des Staates sncbe, er babe daber gesehen, dass es keine
Zeit sei, von dem, was ihm eigentlicb aufgetragen, zu reden.
') Die G. Staaten batten Aefang December die Herren Ripperda tot
Bnirse, Job. de Witt nnd van Haren nach Cleve gescbickt, um den Kt zu
begrüssen, uüd hatten durch dieselben ibm vorstellen lassen, dass es für den
Staat disreputierlicb sein und aucb von anderen benachbarten Fürsten in Consequenz
gezogen werden würde, wenn sie jetzt sich zur Räumung einiger cleviseher
Plätze versteben würden, und batten den Kf als ibreo alten Freund nnd Bundes-
geuossen gebeten, davon abzustehen. Kf. batte erwidert, er wolle den Punkt
der Evacuation bis cach dem gegenwärtigen Kriege mit Münster anstehen lassen
und aucb sein Aeusserstes thun, um diesen Krieg möglichst bald gütlich zu
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YerhandlaDgen mit Holland. 681
dieselben in ihrer Relation mitgetheilt baben, dass sie, Ges., die bisher ge-
pflogene Handlung zn schliessen beordert werden sollten, nnd da man in sie
gedrungen, mit ihrer Erklärung noch vor dem Aufbruch der Staaten von Hol*
land einzukommen, so haben sie eine solche Erklärung ^) aufgesetzt, um sie
heute Vormittag zu übergeben und darauf Nachmittag zur Conferenz zu
kommen. De Witt, mit welchem sie gestern darüber conferiert, hat sich
trefilich wohl augelassen.
Der Kurfürst an ßomswinckel und Copes. D. Cleve
26. December 1665.
[Bedingungen für die AlIiaDz und die nähere Vereinigung. Erklärung des
Bischofa von Mflnster.]
Er hat aus ihrer und Blaspeils letzter Relation vom 23.') ersehen, 26. Dec.
dass man ihn nur aufzuhalten und von anderen consiliis zn divertieren suche,
doch sollen sie die Handlung fortsetzen und iubetreff der Allianz verlangen,
dass wenigstens seine Preussischen nnd Hinterpommerschen, ebenso
wie seine Cle vischen Lande namentlich darin einbegriffen werden, und
dass ihm freigestellt werde, von Evacuation seiner clevischen Städte nach
Abschluss des Münsterschen Friedens zu handeln; ferner dass der Staat,
was Kf. mit Polen wegen Elbing tractiert, garantieren helfe, doch will
Ef. im Nothfall sich mit dem schon geschehenen Erbieten begnügen, dass
der Staat, ebenso wie Frankreich versprochen hat, alle möglichen
olficia deswegen bei Polen anwenden wolle. Wenn die Allianz in Richtigkeit
gebracht ist, sollen sie den Aufsatz wegen der Assistenz vornehmen und
verlangen, dass, nachdem Kf. sich erboten, von der Evacuation Orsoys
während dieses Krieges abzustehen, auch der Staat seiner früheren Zusage
nachkomme und ihm ebenso wie für die Lünebnrgischen Völker, für 8000
Mann Subsidien zahle. Dass der General, welchen Kf. über diese Truppen
stellen wird, ebenso wie der, welcher über die Lünebnrgischen Truppen
bei^ teilt ist, dem Staat einen Eid schwören solle, will er nicht zugeben.
PS. Der kaiserliche Gesandte, Baron de Goes, hat ihm berichtet,
dass der Bischof von Münster sich zwar zum Frieden geneigt erwiesen,
die ihm von demselben vorgehalteneo , durch Friquet und de Witt im
Haag projectieiten Artikel aber nicht ohne weiteres angenommen, sondern
vorgeschlagen hat, dass darüber näher verhandelt und dazu eine Zusammen-
kunft hier im Clevischen angestellt werde. Der Bischof wolle sich sonst
die Mediation des Kaisers und des Kf., auch die von Brannschweig-
beendigen, und es war darauf verabredet worden, dass die weiteren Verband-
luDgen darüber im Haag mit den Ministem des Kf. geführt werden sollten, s.
Aitzema V 8.517. 670f., Pafendorf X § 12 (S. 651), Droyeen UI 3 8.582.
0 8. Aitzema V S. 517, Urk. a. Akt IIl Ö. 161ff.
') Dieselbe liegt den Akten nicht bei.
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682 11. Der MäDBtersche Krieg.
Wolfenbüttel gefallen lassen, wofern nur ancb Herzog Johann Friedrich
Yon Hannover dasn gezogen würde. Sie sollen darüber mit den wohlge-
sinnten Regenten sprechen.
Der Kurftlrst an Romswinckel und Copes. D. Cleve
30. December 1665.
fNeoes Alliao zproject, ADoahme der VermitteloDg d'EstradeB*.]
30. Dec. Er hat ans den ihm zagesandten Projecten der Allianz and Assütenz*)
ersehen, dass verschiedene essentielle Punkte darin geändert nnd sie noch
sehr weit von einander entfernt sind, er schickt ihnen seinerseits zunächst
ein Project der Allianz'), welches sie den staatischen Deputierten mit-
theilen sollen.
PS. Graf d'Estrades erhält durch den £nvoj6 du Moulin*) Ordre,
sich hierher zu begeben und zum Abschluss der Traktaten zwischen Kf.
und den G.Staaten mitzuwirken; sie sollen demselben im Namen des Kf.
ein Compliment machen und ihm anzeigen, dass sie fiefehl hätten, ihm
alles, was bei den Traktaten vorgefallen, mitzutheilen und ihn zu ersuchen,
die Vermittelung zu übernehmen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleve
30. December 16650.
[Verwickelter Stand der UnterhandluDgeD. Bereitwilligkeit zu eioer Zasammeo-
kttoft in Neuss.]
30. Dec. Er hat wegen verschiedener täglich vorgefallener Veränderungen in
den Conjuncturen bisher aobteheo müssen, sich endgültig zu resolvieren.
Anfangs hat es allerdings geschienen, dass durch den kaiserlichen Ge-
sandten de Goes ein Vergleich würde zustande gebracht werden können,
und der Bischof hat sich auch nicht so gar abgeneigt dazu gezeigt, es
scheint aber, dass die auswärtigen Kronen wie auch einige Reichsstände,
namentlich Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und der Bi-
schof Yon Osnabrück, hernacbgehends sich je länger je eifriger dieser
') S. Urk. u. Akt. III S. IGlif.
3) S. Urk. n. Akt. in S. 164.
*} 8. über desseo zweite SeoduDg ao den Kf. (Bnde December 1665) Urk.
u. Akt. n 8. 317 ff. M^moires d'Estrades III S. &89ff.
') Auf ein Schreiben K.Cölos vom 21. December, worin derselbe aufragt,
wie Rf. iobetreff der mit v. Schöning (s. oben S. 673 f.) verabredeten von ihnen
beiden und Pfalz-Neubarg anzubietenden Vermittelang denke, er and Pfals-
Neuburg hatten schon jbmand zu den braunsch weigischen Herzogen ge-
sehickt, nm dieselben aufzufordern, zur Beförderung des Werkes auch jemand
nach üleve zu schicken.
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YerhandlaDgen mit Holland. g83
Sache angenotnineD haben, nud dass dieselbe imnmehr in solchen Stand
gerathen ist, dass ohne deren Cooperation der Friede schwerlich zu er-
halten sein möchte^ wie Kf. aoch von dem seitdem bei ihm angelangten
französischen nnd englischen Gesandten vernommen hat, daher er zwei-
feln müsse, ob es nonmehr in der beiden kriegführenden Theile Gewalt
stehe, einen Frieden nach ihrem Gefallen einsngehen, zumal fast alle hiesigen
staatischen Garnisonen mit französischen Trnppen angefüllt sind, nnd anch
die brannscbweigischen Truppen im Anzug sein sollen. Inbetreff der von
K. Göln angeregten Znsammenschickung schlägt er vor, dass diese lieber
zu Neuss statt in Cleve, welcher Ort eng und unbequem und ToUer
fremder Minister sei, abgehalten werde, er will auf fernere Mittheilung, etwa
in vier Wochen, jemand dorthin schicken. Er überlässt es E. Cöln zu
entscheiden, ob, da ein Theil des Hauses Braunschweig in diese Un-
ruhe bereits engagiert ist, das gesamte Hans oder nnr WolffenbütteP)
oder Hannover & part dazu eingeladen werden sollen.
Bischof Christoph Bernhard von Münster an den KorfUrsten.
D. Münster 1, Januar 1666.
[Anzug der BrannBchweigischen Truppen. Hnlfsgesach.]
Da die Truppen Herzog Georg Wilhelms und des Bischofs von 1. Jan.
Osnabrück im wirklichen Anzug gegen ihn begriffen sind, schon in die
Grafschaften Hoya und Diepholz und in das Stift Osnabrück vorgerückt
sind und er täglich deren gewaltsamen Einbruch zu erwarten hat'), so er-
sucht er den Ef. auf Grund der Rheinischen Allianz, ihm auf sein erstes
Anfordern sein Hülfscoutingent zu senden >).
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve
2. Januar 1666.
[Schwierigkeiten bei der Receptioo d'Estrades'.]
du Moulin hat wegen der Reception und des Ranges des Grafen 2. Jan.
d'Estrades einige dubia moviert^), Rf. hat ihm zwar dieselben dergestalt
0 Dem Herzoge August von W. theilt £f. (d. Cleve 2. Januar 1666) mit,
er habe mit K. Cöln und Pfalz-Neuborg eine Zusammenkunft in Neuss
verabredet, und fordert ihn auf, auch seinerseits dieselbe zu beschicken.
s) S. Aitzema V S. 670. M6m. d'Estrades IV S. 39. Köcher I 8. 451 f.
*) Ef. erwidert darauf (d. Cleve 10. Jaouar 1666', die Allianz sei nur in
terminis defeDsivis abgefasst, Frankreich das vorneümste Mitglied derselben,
halte den Bischof für den angreifenden Theil und unterstatze die Holländer, er
könne sieb daher nur durch Bemühung um Herstellung des Friedens der Sache
annehmen.
«) Ö. Urk. u. Akt. II S. 322. M6m. d'Estrades IV S. 43£r,
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684 11- Der MäDBterache Krieg.
benehmeD lassen, dasB er hofft, der Oraf werde damit zofrieden sein, sollte
derselbe aber doch dieser nnd anderer Difficnltäteo wegen die Reise hieher
ablehnen, so sollen sie ihn yersichern, dass seine Gegenwart dem Kf. sehr
lieb sein nnd dessen Ermessen nach die Handlnng merklich facilitieren ond
befördern werde, sollten sie damit doch nichts ausrichten» so sollen sie
vorschlagen, dass der Graf diese Verhandlnng zwischen seinem Könige
nnd dem Kf. im Haag fortsetzen möge.
RomBwinckel and Copes an den Kurfürsten. D. Hage
ö. Janaar 1666.
[Antwort d'Estrades'. CoDferenz mit de Witt, die streitigen Paukte in dem
A Uianzvertrage .]
5. Jan. d' Estrades hat ihnen geantwortet, er wünsche nichts Hebers^ als dem
Kf. zn Cleye anfznwarten, weil er aber nicht anf die Weise, wie früher der
kaiserliche nnd spanische Ambassadeur, recipiert werden solle, so könne
er dem Kf. seine Schuldigkeit nicht ablegen sondern müsse seines Königs
anderweitige Verordnoog abwarten.
Nachdem sie des Kf. Resolutionen inbetreff der Traktaten über die
Allianz nnd Assistenz erhalten, hat R. gestern mit de Witt alle discre-
pierende Punkte der Allianz durchgenommen. Es wird hart sein, sich
über dieselben zu vergleichen, namentlich über den vierten Artikel, wo sie
die Ausdehnung über alle Lande und Plätze des Kf. durchaus nicht zuge-
stehen wollen. Wegen der Assistenz ist es nur zu generalen Discursen
gekommeo, wegen der Werbegelder hat sich de Witt nicht ezpectorieren
wollen, sundern gesagt, weil noch so viele discrepante Punkte, sollte der-
selbe bis zu allerletzt reserviert werden. Sie bitten Kf., ihnen seine Inten-
tion und wie weit sie etwas relaschieren dürften, mitzutbeilen und zu diesem
Zwecke Blas peil herzuschicken.
Der Karfürst an Römswinckel nnd Copes. D. Cleve
7. Janaar 1666.
[anf die Relation vom 5. Janaar. Erwiderung an d'Estrades. Festhalten an den
Forderungen des Kf., sie sollen sich in einer öffentlichen Audienz bei den G.-
Staaten über das Hinziehen der Verhandlungen beschweren.]
7. Jan. Sie sollen d'Estrades nochmals versichern, dass Kf. ihm nicht we-
niger Ehre nnd Höflichkeit als kaiserlichen und allen anderen Gesandten
erweisen werde, er habe aber, wie auch andere Kurfürsten, eine solche
Regel in seinem Hause eingeführt, dass er keinem Gesandten, derselbe
komme auch von wannen er wolle, die hohe Hand gebe, und er könne
davon nicht abweichen, doch sei er, damit nicht dieser Differenz wegen
die Handlnng mit Frankreich zurückbleibe, bereit, sobald nur die Traktaten
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VerhaDdlangen mit Holland. 685
mit den Staaten richtig seien , mit ihm dort diese YerhandlnngeD führen
za lassen. Sie sollen dem Grafen anch die zwischen Ef. nnd den O.Staaten
discrepierenden Artikel comraunicieren, doch es so einrichten, dass man
die gute Befugnis des Kf. daraus ersehe, und ihm dabei zu verstehen gebeo,
dass Kf.^ nachdem er schon soviel uod noch mehr, als der König ihm durch
du Moni in gerathen, nachgegeben habe, nnnmehr in den Substantialpnnkten
noch weiter nachzugeben nicht gemeint sei. Sollte man noch länger auf
solchen Fuss, wie Kf. ihnen in seinen beiden letzten Verordnungen vorge-
schrieben, zu schliessen tergiversieren, so sollen sie mit fernerer Handlung
einhalten, bei den Q.Staaten eine publique Audienz nehmen und dort, wie
Kf. bisher in den Traktaten erst unterm Schein der Hofeiserschen Schuld
nnd hernach unter allerhand anderen Frätezten aufgehalten worden sei,
durch eine öfifentliche Proposition bekannnt machen; sollten anch darauf
die Traktaten nicht zur Richtigkeit kommen, so wird er Romswinckel
abberufen.
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Knrfttrsten.
D. Lüttich 15. Januar 1666.
fanf das Schreiben vom 30. December. Einwiilignog in die Zasammenkunft zu
Neuss. Geneigtheit Munsters zum Frieden.]
Er ist mit Neuss als Zusammenkunftsort einverstanden, will auch bei 15. Jan.
Pfalz-Nenbnrg deswegen anfragen. Er hat sichere Nachricht von Mün-
ster, dass derselbe, wenn nur die G.Staaten sich geneigt zeigen sollten, ihm
in seinen billigen Prätentionen, namentlich wegen ßorkelo, Satisfaction zu
geben, sich zu friedlichen Traktaten wohl anschicken werde, er glaubt auch
nicht, dass die gemachten Yerbündnisse nnd die fremden Kronen darin ein
Hindernis bringen werden, zumal da Frankreich selbst den Wunsch, den
Krieg beendet zu sehen, beknndet *).
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
15. Januar 1666.
[Sendung Bevernings an den Kf.]
Gestern hat ihnen Herr v. Ommeren mitgetheilt, die O. Staaten hätten 15. Jan.
beschlossen, den früheren Thresonrir general Beyerninck an Ef. nach
Cleve zu schicken, um denselben zu begrüssen nnd wegen der Traktaten
^) In einem neuen Schreiben vom 22. Januar beantragt E.Göln, dass die
Zasammenkunft auf Mitte Februar verschoben und statt in Nenss in Aachen
gehalten werde.
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11. Dec HniiBterache Krieg.
ZD informieren, auch, weil verBcbiedene Gesandte sich bei demselben auf-
halten, des Staats Interessen dort zn beobachten >).
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
9. Februar 1666.
[BeTernings Rückkehr. Aassicht aaf ZustaDdekommeu des Traktates.]
9. Febr. Beyern ing*) ist gestern hier angekommen, wiewohl einige von den
Herren Staaten davon nichts haben wissen wollen, worüber allerhand Specn-
lationes fallen. Sie können ans allen Umständen nnd Discnrsen annehmen,
dass allgemein der Abschlnss der Traktaten mit Kf. gewünscht wird, wie-
wohl sie verspüren, dass einige dem Kf. so wenig Satisfaktion als möglich
zn geben suchen').
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleff
13. Februar 1666.
[aaf das Schreiben vom 22. Januar. Günstige Aassichten snm Frieden, Ver-
schieben der Zasammenkunft.]
13. Febr. Da man auf holländischer Seite sich gar raisonnabel erweist, so hofft
er, wenn nur auch der Bischof von Münster sich ebenso dazu anschicken Qnd
fremde nnd das Reich nicht angehende Interessen zurücksetzen wollte, auf
einen guten Ausgang. Er schlägt daher vor, die verabredete Znsammen-
schickung bis zum März zu verschieben, damit man indessen sehen und
0 S. Urk. u. Akt. III 8.165. Romswinckel schreibt unter demselben
Datum an v. Schwerin, er hoffe, Kf. werde mit dem Staat zu seinem latent
gerathen, es habe gut gethan, dass sie bei der letzten Conferenz etwas mascole
gesprochen hätten. Die Kommission nach Cleve hätten verschiedene Herren,
darunter auch v, Amerongen gesucht, die Wahl sei aber auf Beverning,
.der die Sache auch am besten verstehet*', gefallen. Ueber v. Beverning s.
Lefövre Pontalis I S. 127 ff. Ueber die mit demselben in Cleve geführten
Verhandlungen s. die Urk. u. Akt. III S 165ff. abgedruckten Relationen dessel-
ben, die Berichte des anstelle d'Estrades' nach Cleve geschickten frauzösischen
Gesandten Colbert-Croissi (Urk. u. Akt. II 8. 329ff.) und M6m. d'Estrades
IV S. 58ff. In Berlin finden sich weiter keine Aufzeichnungen darüber als einige
ganz kurze Notizen in den Geheimenraths-Protokoilen.
*) S. Aitzema V S. 77G. Urk. u. Akt. III S. 182.
') Dieselben melden am 12. Februar, BeverAing sei, nachdem er Dienstag
(9. Februar) seinen Rapport in der Generalität abgestattet und darauf Ordre
empfangen, die Traktaten abzuschliessen, am Abend wieder nach Cleve abgereist
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Abschlass der Allianz mit Holland. 687
Tielleicht besser als jetzt dijadiciereh könne, wo die Sachen hinaus wollten,
mit A lachen als Zusammenkonftsort ist er einverstanden^).
Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm zu Braunsehweig
und Lüneburg. D. Cleff 7./ 17. Februar 1666.
[Anseige des AbschlasBeB der Allianz, Aufforderung zu fernerem Znsammenhalten.]
Anzeige des Abschlusses der Allianztraktaten*) mit den Staaten 3). 17. Febr.
PS. Weil wir bei diesem Werk jedesmal auf Ew. Ld. Intention
nnd coDsilia ein sonderbares Absehen gerichtet und solche nunmehr
gänzlich auf beiden Seiten zu einem Zwecke zielen, so würde unsers
Ermessens diensam sein, dass zwischen Ew. Ld. und uns wegen dieser
Sache absonderliche yertrauliche Gorrespondenz gepflogen und alles
dergestalt concertiret würde, wie es beiderseits Interesse und die ge-
meine Wohlfahrt erfordert.
Der Kurfürst an Copes. D. Cleve 20. Februar 1666.
[Ratification der Verträge, Erledigung der Nebenpunkte, Auszahlang der
Werbegelder.]
Seine Bevollmäcbtigteu haben mit Beverning die Defensivallianz und 20. Febr.
nähere Yerbündnis abgeschlossen. Da B. sich erboten hat, nicht nur die*
Ratification sondern auch die Annahme einiger Nebenpnnkte durch seine
Principalen zu befördern, so soll anch C. deswegen Erinnerung thnn und
auch darauf dringen, dass die Untersuchung wegen des Genneper Zolls
bald vorgenommen werde.
PS. 24. Februar. Die Ratification soll dadurch nicht yezögert werden. 24. Febr.
Da in dem Assistenzvertrag ausgemacht ist, dass die Werbegelder entweder
zu Amsterdam oder Cleve erlegt werden sollen, so soll er dahin wirken^
dass der erste Termin (80,000 Rthlr. ) am 2. März zn Cleve zu behuf der
darauf angewiesenen Officiere ausgezahlt werde.
^) E.Cöln erwidert darauf (d. Lattich 23. Februar 1666), er hätte gewünscht,
Näheres über die Friedensvorschläge zu erfahren, um desto besser den Bischof,
zu dem er nächstens jemand zu senden gedenkt, zu friedlichen Gedanken zu
disponieren.
^) Am 6./16. Februar waren die beiden Verträge über die Defensivallianz
und die »nähere Zusammensetzung und Verbündnus*' abgeschlossen, am 8./18.
wurden sie unterzeichnet. S. diese Verträge abgedruckt: AitzemaV S. 997 ff.
1000 ff., Dumont VI 3 8. 86ff. 92ff., den ersteren auch Londorp IX S.461. In-
haltsangaben bei Pufendorf X § 13. 14 (S. 6ölff.), v. Morner 8. 272ff.
*) Gleiche Anzeige ergeht unter demselben Datum anch an die Herzöge
August von Wolffenbfittel und Brnst August von Osnabrück.
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688 11- Der MaoBterBche Krieg.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Oleve 22. Februar 1666.
[Anseige der -Alliaos mit HolUod. AuffordeniDg, seine FriedeDsbemühaDgeo bei
Monster zn unterBtntsen.]
22. Febr. Nachdem die G.Staaten sich haben bewegen lasssen, za Bezengang
ihrer friedliebenden Intention za erklären, -dass sie yon dem Bischof von
Münster keinen Schadenersatz nnd auch in der Borkeloeschen Sache
nichts unbilliges fordern wollen, aber seine Bemühungen, den Bischof za einer
gleichmässigen Erklärung zn bewegen*, fruchtlos gewesen sind, hat er vor
wenigen Tagen mit den G.Staaten einen Tractat wegen Hulfeleistang ab-
geschlossen, dabei aber ausdrücklich ansbedungen ^), dass er zunächst noch-
mals beim Bischof die Friedenshandlung yornehmen und sich bemühen
wolle, dieselbe innerhalb einer bestimmten Zeit bei demselben zam Ab-
schluRS zu bringen. Er sendet zu diesem Zwecke jemand der Seinigen an
den Bischof und bittet den Kaiser, ihn in diesem Werke zu unterstützen.
Sollte der Bischof auch diese Friedensbemühung unnütz machen, so wird
der Kaiser und niemand sonst ihm verdenken können, dass er dann wirk-
lich die yersprochene Hülfe leiste.*)
Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg an
den Kurfürsten. D. Celle 15./25. Februar 1666.
[Machinationen des Bischofs von Munster aaf dem Reichstage.]
25. Febr. Der Bischof von Münster hat in Regensburg durch allerhand ange-
gründete Imputationen ihn und Herzog ErnstAugust zn denigrieren sich
unterstanden und dort Assistenz gegen sie suchen lassen, sie haben dem
auf dem Reichstage widersprechen lassen und ersuchen auch Kf., dazu zu
cooperieren, dass dort dem Gesuche des Bischofs kein Beifall gegeben
werde*).
Der Kurfürst an Copes. D. Cleve 27. Februar 1666.
[Die Friedensbemühangen beim Bischof von Monster.]
27. Febr. Er soll anzeigen, dass Kf., nachdem er in dem Bündnis übernommen
hat, den Bischof von Münster zu einem billigen Frieden zu disponieren,
') 8. Art. 1 der .Naheren Zasammensetzang*.
*) lo seiner Erwiderung (d. Wien 23. März 1666) dankt der Kaiser far die
freandliche Gontestation, erklärt sich bereit, des Kf. friedfertige Intention zu
secundieren und verweist im übrigen auf die seinem Gesandten de Goes er*
theilten Auftrage.
*) Kf. erwidert darauf (d. Cleve 16./26. März 1660) er habe schon langst
seine Gesandten in Regensbnrg dahin instruiert, sich mit den lüneburgischen Ge-
sandten zu conformieren, und werde ihnen auch weiter denselben Befehl ertheilen.
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Gesandtschaft Fr. v. Jeoa's an den Bischof von Munster. 689
einen seiner Geheimen Räthe za demselben geschickt nnd anch K. Göln
nnd Pfalz-Neabarg veranlasst habe, dass sie ebenfalls zn Erreichang
dieses Zweckes bereits dorthin geschickt haben und anch ferner schicken
werden, anch der kaiserliche Abgeordnete bemühe sich zn demselben
Zwecke y so dass man bald erfahren werde, wohin der Bischof collimiere,
dass Kf. aber anch sonst alle Anstalt zq dem treffe, wozn er sich in den
Traktaten yerbnnden. Zugleich soll C. wegen der Nebenpnnkte Erinne-
rung thnn.
Gesandtschaft Fr, v. Jena's an den Bischof von
Münster. Februar — März 1666.
Kurzer Bericht anstatt einer Information und Instruction für
S. Exe. H. von Jena in der Münsterschen Sache. D. Cleve
12./ 22. Februar 1666 0-
Als T. Brabeck^) im September 1665 dem Kf. zn Cöln a. Spree des 22. Febr.
Bischofs fiünduis mit England nnd dessen Resolution, dieNiede]:lande
zn attaqnieren, bekannt gemacht, hat Ef. solch weitanssebendes Vornehmen
dissnadiert nnd ihre Differentien in der Güte beilegen zn helfen sich erboten,
welches Brabeck damals ad referendum angenommen. Bald darauf auf
seiner Reise hieher hat Kf. den Hofrath v. Schöning') an den Bischof
abgefertigt nnd sich nochmals zur Vermitteluug erboten, was dabei vor-
gelaufen, ist aus dessen Relation zu ersehen. Bald hernach sind im Haag
zwischen dem Kaiserl. Ministro Friquet und Pensionario de Witt folgende
conditiones zu Beförderung des Friedens entworfen^), wiewohl Friquet
sich ex postfacto davon entschuldigt und vorgegeben, dass dieselben von
de Witt allein herkämen, als:
1) dass der Bischof alle occupierte Oerter restituieren,
2) seine Völker bis auf 1500 M. zu Besetzung seiner nöthigen Gar-
nisonen abdanken,
3) auf alle nnd jede praetensiones, welche er oder das Stift Münster
wider die Staaten hätte,
4) insonderheit auf die englische Allianz renunciieren und keine neue
wider den Staat machen,
5) sich aller ferneren Offension ins künftige enthalten,
6) I. Kais. Maj. und der Westfälische Kreis dafür Garant bleiben sollen.
^) TOD Blas peile Hand.
»> S. oben S. 638.
*) S. 652. 657 flF.
*) S. 669. 674 f.
Mater, s. Geach. d. G. Knrlunten. XI. 44
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690 11* ^^^ Mänstersche Krieg.
Diese cooditiooes sind dorcb den Baron de GoisO dem Bischof vor-
getrageoy der daoo dieselben zwar nicht verworfen, sich aber über diesen
modus traotandi beschwert und yorgescblagen hat, man möchte in loco
tertio znsammenkommen und er w&re zufrieden, dass der Kaiser, Kf. und
die beiden Herzoge von Wolffenbüttel und Hannover die Saeheder
Billigkeit nach vermitteln möchten.
Dann ist wegen des Herzogs von Wolffenbüttel v. Heimbnrg')
beim Bischof gewesen und hat ihm dessen Mediation offeriert, ingleichen
ist wegen des Kf. der 6. Wachtmeister t. Ell er*) zweimal bei ihm gewesen,
es scheint aber, der Bischof habe sich gegen denselben nicht aaslassen
wollen, doch sich zum billigen Frieden, wenn man in loco tertio darüber
handeln wollte, geneigt erwiesen und dabei in specie zu verstehen gegeben,
weil sein an der Herrschaft Bor keloe habendes Recht klar wäre, dass er
dieses Stück gerne halten wollte, worauf Kf. ihn hat wissen lassen, dass er
solches dem Staat nicht anmuthen könnte. Inmittelst haben sich im Haag
der Kaiserliche, die K. brandenburgischen und der Wolffenbüttelsche Ministri
in dieser Sache weiter, wiewohl separatim, bemüht, und ob sie zwar den
Staat nicht bewegen können, in loco tertio mit dem Bischof zusammen-
zukommen und zu tractieren, so hat doch de W itt ein Temperament wegen
Bor keloe admitUert, dass nämlich der Kaiser und die anderen Vermittler
zugleich garantieren sollten, dass weder das Stift Munster noch der Bi-
schof und seine Successores den Staat wegen Borkeloe jemals wieder
attaquieren oder de| facto zusetzen, denselben aber freistehen sollte, ihr
daran habendes oder vermeintes Recht dem Kaiser vorzubringen, und wann
dieser es gegründet zu sein ermessen und gutfinden sollte, mit dem Staat daraus
reden zu lassen, sollten Kaiser und O.Staaten sich eines modi, wie man,
ohne die Waffen zu ergreifen, daraus kommen könnte, vergleichen, und hat
Kf. dafür gehalten, dass der Bischof diesen Vorschlag gar wohl annehmen
könnte. Kf. hat deshalb Anfang Februar den Prior von Werden«) aber-
mals zu dem Bischof geschickt und ihn durch denselben ersuchen lassen,
diesen Vorschlag wegen Borkeloe anzunehmen, desgleichen hat auch
V. Heimburg, der zur selben Zelt aus dem Haag dorthin gekommen, ge-
than, beide haben dieselbe Resolution erhalten, nämlich, wie Copes aus
dem Haag d. d. 9. / 19. Februar referiert, der Bischof sei zum Frieden ge-
neigt und könne denselben ohne England machen; weil der Staat den
Kaiser und die Stände des Westfälischen Kreises zu Garanten begehrte,
wäre billig, dass er ebenfalls gegen den Staat garantiert würde. Er wäre er-
bietig, seine Deputierten an einen solchen Ort, als man gut finde, zu schicken,
») 8. 674.
>) 8. 675.
*) Goavernear des Sparenberg, über seioe Sendungen liegen keine Auf-
zeichnaogen vor.
*) Adolf Borck, s. oben 8.513. 525. Die Instruktion ffir denselben ist
datiert Cleve 4. Februar, das Recreditiv des Bischofs Münster 10. Februar 1666.
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loBtnikiioD für Fr. v. Jena. 69]
um daselbst mit denen, welche wegen des Kaisers ond anderer Kur* und
Fürsten erscheinen würden, zn verhandeln und sich der Billigkeit nach
finden zu lassen, er hätte znm Kaiser, als seinem Oberhaapt, und dem
Kf. , als seinem nächsten Nachbar, sein meistes Vertrauen gesetzt gehabt,
vernehme aber nunmehr, dassKf. sich mit dem Staat gegen ihn verbunden hätte,
und weil sich K.Cöln, Pfalz-Neuburg und die Herzoge von Wolffen-
büttel und Hannover auch erboten hätten, die Mediation befördern zu
helfen, wünsche er, dass dieselben mit dazu gezogen würden, vermeinte
sonst, daRS Frankreich ihm nicht zu hart fallen noch seinen Ruin be-
gehren würde, er hätte auch noch Vorrath und Mittel, womit er verhoffent-
lich würde bestehen können. Der andere Correspondent aus dem Haag
fügt noch hinzu, der Bischof solle dem v. Heimburg gesagt haben, dass
er Mittel wüsste, sein Accommodement mit der Krone Frankreich zu
machen, sollte er gleich derselben einige seiner Festungen einräumen.
Hierauf nun und weil Kf. mit dem Staat geschlossen, hat er vor wenigen
Tagen abermals den Prior von Werden hingeschickt, welchem ein Pass
von den Q.Staaten für Schmising, hieher zu kommen und hier weiter zu
handeln, nachgeschickt werden sollte, doch ist dieser Pass noch nicht aus
dem Haag angekommen und es scheint, als ob man denselben zu ertheilen
difficultiere.
Des Priors von Werden mündliche Gommission ist sonst diese, dass
er dem Bischof remonstrieren solle: 1) warum er sich an die Formalitäten
nicht eben zu kehren,
2) man wollte ihm nicht einige conditiones abzwingen, sondern man
hätte nach jetziger Besohaffenheit der Sachen, da der Staat ihm ausser
Zweifel an Macht weit überlegen, kein bequemer Expedient, als unter der
Hand zu tractieren, erfinden können, und würde man hernach gleichwohl,
wenn man der Sachen versichert, die gewöhnlichen SoUennitäten gern dabei
in Acht nehmen.
3) Kf. habe keine Handlung mit den Staaten gemacht, als nur den
Frieden zu befördern, und erst, nachdem er versichert gewesen, dass der
Staat keine unbillige conditiones begehren, sondern mit einem raisonnablen
Frieden content, auch keinen Schadenersatz suchen würde.
4) Die Tractaten zwischen Kf. und dem Staat seien allein darauf gegrün-
det, dass Kf. die Sache zuförderst in der Güte accommodieren möchte, seine
Mediation müsste daher jetzt ebenso annehmlich sein, als sie vorhin gewesen,
5) Kf. sei aber allerdings entschlossen, wenn die Güte nicht zulangen
sollte, durch seine Waffen den Frieden, so gut er immer könnte, befördern
zu helfen,
6) der Prior sollte den Bischof dahin disponieren, die vorgestellten
billigen conditiones anzunehmen, wenigstens keine Ausflüchte zu suchen,
sondern sich categorisch zu erklären.
Hierauf wird man annoch bestehen müssen, insonderheit weil der ter-
minns gar enge ist und der Staat sich wohl nicht näher, als geschehen ist,
erklären wird. Und weil der Bischof auf seine Secnrität sonderlich sieht,
44*
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692 H. Der Maottertcbe Krieg.
80 maas mao ihm darin SatisfactioD sa gebeo Yor allen Dingen bedacht
sein« nnd wird in diesem Stück sehr viel bei ihm gelten, wenn man ihoa
nnr yersichert» dass man, sobald der Friede getroffen, den Westfälischen
Kreis ?ereinbaren nnd Kf. sn dem Ende sich «illerforderlichst mit Pfalz-
Nenbnrg vergleichen wolle.
Fr. y. Jena an den Enrfttrsten. D. Münster 27. Februar 1666
frühmorgens um 8 Uhr.
[AndieDs beim Bischof, Borkeloe bereitet die Hauptschwierigkeiten.]
27. Febr. Er ^ hat gestern Yor der Tafel Andienz gehabt nnd dem Bischof alles
Yorgestellt, was denselben znr Befördernng des Friedens bewegen könnte,
doch hat er von dem Abscblnss des Vertrages des Kf. mit den Staaten noch
keine Erwähnung gethan. Der Bischof hat ihn sehr ehrenvoll empfangen, ihm
weitläufig angezeigt, was für Beschwer nnd Gewalt sein Stift seit löTO erlitten
nnd wie er nicht anders gekonnt, als anf gegenwärtige Weise seine Sicher-
heit zn snchen, er hätte anch keinen Zweifel, wenn kein Reichsfürst dazn
käme, wollte er die Staaten znr raison bringen. Wegen des Friedens cod-
testierte er nicht allein in gemein, sondern anch etwas in specie, kam auch
anf die dnrch den Prior von Werden überschickten conditiones, nnd wird
wohl Borkelo mit einer von den schwersten Punkten sein. Heute Vor-
mittag soll eine Gonferens mit den Käthen des Bischofs stattfinden'}.
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Oleff 28. Februar 1666.
[Zusammenkunft mit den Pfalz -Nenburgischen, Sendung Beyers an K.G51n.
Erklärung Golberts.]
28. Febr. K^* l^at einigen Pfalz-Neubnrgischen Käthen, welche mit den
Seinigen vorgestern zum Kloster Camp beisammen gewesen, von seinen
Tractaten mit den Staaten Mittheilung machen lassen, dieselben haben darauf
erklärt, dass an dieser seiner Condnite Niemand mit Fug etwas zu deside-
rieren hätte, der Pfalzgraf hätte des Bischofs Proceduren niemals gebilligt,
wünschte nichts lieber als schlennigen Frieden, werde deswegen den Kanzler
') J. war laut seiner ersten Relation vom 26. Februar am Abend des 26. in
Münster angekommen, hatte unterwegs in Lieckhansen den Prior von Werden
getroffen, der dort anf Schmi sing wartete, da aber der Pass far diesen n.^ch
nicht angekommen war, und Schw. erst am 27. von Osnabrück in Münster ein-
treffen sollte, so war der Prior mit ihm dorthin zurückgekehrt.
*) Dieselbe lief, wie J. am 27. Nachmittogs 3 Uhr meldet, gar wohl ab,
J. erkannte wieder, dass Borkelo die Hanptsohwierigkeit bereiten werde, doch
spricht er die Hoffnung ans, dass derselben dnrch ein Temperament werde ab-
geholfen werden können.
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Verhandlnngen Jena's mit dem Bischof von Münster.
Oiese zq dem Bischof schicken. J. soll mit demselben fleissig com-
manicieren nnd sich seiner Cooperation zn bedienen suchen. An E.Göln
bat Ef. BeyerO abgeschickt und hat schon Nachricht, der Enrfürst sei
anch genelgf, jemand von den Seinigen zn dem Bischof von Münster zn
senden. Der französische Abgesandte Golbert*) ist hent ans dem Haag
wieder hier angelangt nnd hat sich sofort nach Wesel begeben, wo er sich
mit dem Grafen Wilhelm von Fürstenberg, welcher dämm ezpresse
ans Frankreich gekommen, abbonchieren nnd zweifelsohne dieser Materie
halber conferieren wird. Er hat sonst erklärt, dass seinem König lieb sein
würde, wenn durch des Rf. Fleiss der Friede befördert werden könnte,
und hat auch die Abscbicknng an Munster sehr approbiert.
Fr. y. Jena an den EurfÜrgten. D. Mttnster 1. März 1666.
[Die Erkläniog des Bischofs von Munster, dessen feste Haltung.]
Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Bischof selbst nnd dessen 1. März.
Käthen ist ihm heute folgende Erklärung mitgetheilt worden:
1) Der Bischof sei zum Frieden mit den Staaten geneigt,
2) überliesse er dem Kf., die Zeit der Zusammenschickung zu bestimmen,
3) Rf. möchte E.Göln, Pfalz-Neuburg, den Herzog August von
Brannschweig und den Bischof von Faderborn anfifordern, als
Mediatoren und Onaranten die Ihrigen dorthin zn schicken, der Bi-
schof wolle dann eine gleiche Aniforderung «an dieselben ergehen lassen,
4) Dortmund würde ihm für die Tractaten der angenehmste Ort sein.
5) WasBorkelo anbelangt, würde er den Zusammenkommenden solche
Fundamente vorlegen, dass er nicht zweifle, sie würden ihm Recht
geben, sollte es aber über Verhoflfen damit so grosse Difficultäten
setzen, so würde er sich gutem Rath submittieren und desshalb den
Frieden nicht verhindern.
6) Wenn die Tractaten zum glücklichen Ende kämen, würde die mit
England gemachte Allianz von selbst fallen, vorher derselben zu
renunciieren und sich der Defension zu entblössen, könnte ihm nicht
angemuthet werden.
7) Allen Prätensionen seines Stiftes an den Staat könne er nicht ent-
sagen, sollten darunter aber solche sein, die auf keinem oder zweifel-
haftem Grund beruhten, so wollte er sich dabei nicht difficil erzeigen.
8) Die Oerter und Plätze, welche er in diesem Kriege dem Staat abge-
nommen, wollte er nach dem Frieden restituieren, doch dass dasjenige
in Acht genommen werde, was wegen Borkelo gedacht sei.
9) Seine Miliz wollte er seinem Staat gemäss einrichten, wozu er als
ein Reichsfürst wohl befugt sei,
0 S. anteo.
') 8. Urk. n. Akt U S. 343. 357 ff.
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g94 11- P^f Manttergche Krieg.
10) iogleichen würde er sich, was nene Werbongen anbetreffe, deo Reicfas-
coDstitutionen nod Observanz gemäss bezeigen.
11) Wie er, so würden sieb aach die Staaten Terpflichten müssen, von
ihren Offensionen nnd continnierlichen gewaltth&tigen Eingriffen ab-
zustehen.
12) Wegen der Gnarantie wftre er zufrieden, dass diejenigen Kur- und
Fürsten dieselbe versprechen, welche die Mediation übernehmen, er
schlage aber vor, ob nicht anch der kaiserliche H. Baron de Goes
zn den Tractaten hinzuzuziehen sei.
1.3) Dem H. Heimbnrg hätte er nicht volle Versicherung, wie dieser es
ausgebracht, gegeben, dass er ohne England handeln und schlieseen
wolle, nunmehr aber erkläre er, dass er deshalb die Handlung nicht
aufzuhalten gedenke.
14) Was für Personen er zu den Tractaten gebrauchen würde, wüsste er
selbst noch nicht, er begehrte daher nur einen gemeinen Pass für
diejenigen, die er zn den Tractaten schicken werde, und sei erbötig,
einen gleichen für die Deputierten der Staaten zn geben.
Was es für Mühe gekostet, absonderlich wegen Borkelo, nur eine
solche Resolntion zu erhalten, davon will J.' mündlich berichten, er hat
sich aber damit nicht begnügen wollen, sondern auf eine zureichendere Re-
solution wegen Borkelo gedrungen.
Er kann versichern, der Bischof würde den Staaten nicht ein gut Wort
geben oder sich so erklärt haben, wenn es nicht Kf. machte. Die Celli-
schen und Osnabrückschen Zubereitungen kommen hier in keine grosse
Consideration, der Bischof hat noch gute Reuter, zum wenigsten 6000, das
Fnssvolk hat sehr abgenommen, doch kann er noch ohne die Dragoner
über 4000 ins Feld bringen, der Bischof ist von grosser Resolution nnd
Beständigkeit, und wenn er mit dem Staat allein zn thun hätte, würde er
demselben ohne Zweifel viel zu schaffen geben. J. räth dem Kf., sich wegen
eines armistitinm zu bemühen.
Der Kurftlrst an Fr. v. Jena. D. Cleff 3. März 1666.
[Der Bischof mnßs die ihm vorgeschlagenen Bedingangen annehmen, Sendung
Blaspeils nach dem Haag.]
3. März. ^* hat dem Bischof vorzustellen , dass wofern derselbe sich nicht auf
die mit grosser Mühe von dem Staat bedungenen conditiones einlassen und
darüber tractieren wollte, alle anderen Vorschläge vergebens wären. Weil
Kf. sichere Nachricht erhalten, dass nicht nur wegen K. Cölns v. Lands-
berg und wegen Pfalz-Neuburgs der Kanzler Gise, sondern auch
wegen Frankreic;hs Graf Wilhelm v. Fürstenberg zum Bischof ge-
schickt werden und also dort Dinge von Consequenz vorgehen werden, soll
auch J. bis auf weiteren Befehl dort bleiben.
PS. Kf. schickt morgen Blas peil nach dem Haag und will wegen der
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YerhaDdlungen Jena^s mit dem Bisehof von MÖDtter. 695
▼OD dem Bischof eröffneten Desi denen seio Bestes thnn, J. soll aber daTon
nichts merken lassen sondern pnre anf Annahme der Conditionen bestehen.
Der Kurflirst an Fr. v. Jena. D. Oleve 7. März 1666 0-
[auf die Relation vom 5. M&rz. Die Erklarangen des Bischofs sind aogenügend.]
Die Staaten werden mit der Erklärung des Bischofs schwerlich zufrieden 7. Mars,
sein, da derselbe, statt in die anfgestellten Bedingungen zo condesc endleren,
bei jedem Punkt Difficultäten macht. Der Bischof mnss erklären, dass er
bei den Traktaten wegen Borkelo den Frieden nicht aufhalten und sich
der englischen Allianz begeben wolle. Kann er auf die Prätensionen seines
Stifts nicht renuntiieren , so muss dieses vom Gapitel geschehen und soll
J. deswegen den anwesenden Gapitnlaren die nöthigen dringenden Vor-
stellungen machen. Wegen Abtretung der Plätze muss sich der Bischof
kategorisch erklären. Wegen seiner Miliz gesteht Ef. zu, dass ihm billig
keine Masse Yorzuschreiben seien, doch ist es nichts neues, dass inter hostes
beim Friedensschluss wegen Abdankung der Armee Abmachungen getroffen
werden, und will Ef. sich bemühen, dass ihm nichts Unsicheres und Schimpf-
liches zugemuthet werde. J. wird aus allem diesem ersehen, dass man den
Bischof nicht zwingen will, die vorgeschlagenen Punkte so glatt, wie sie
daliegen, sofort anzunehmen, und dass darüber nicht tractiert werden sollte,
aber dass derselbe sich bisher noch nicht so weit heransgelassen hat, dass der
Staat Contentemant darob haben könnte, dass derselbe sich also etwas näher
und besser erklären muss. Mit Dortmund als Zusammenkunftsort ist Kf.
einverstanden, den Baron de Goes hat er bisher zu allen Dingen hinzu-
gezogen, will es anch weiter thnn.
PS. J. soll nicht nur auf das äueserste sich bemühen, den Bischof
zum Frieden zu diaponieren, sondern anch dessen Bruder*), sowie v. Bra-
beck und v. Schmising die bewusste Offerte nochmals thnn, damit sie
das Werk befördern.
>) Ad demselben Tage schreibt Kf. an Blas peil, den er nach dem Haag
zurückgeschickt hatte, um zasammen mit Gopes (Creditiv für beide d. Gleve
4. M&rz 1666) die Ratificationen auszuwechseln „und noch einiges za Beförde-
rung des gemeinen guten Zwecks and näherer Festsetzung allerseits Freuod-
Bohafb anzubringen*, theilt ihm Jena's Bericht und sein Bescript mit und beauf-
tragt ihn, darüber mit jemand von dem Staat vertraulich zu communioieren und
zu beantragen, dass Beverning oder sonst jemand mit genügender lostruktioD
zu ihm geschickt und dass hier in der Sache weiter gearbeitet werde, er soll
sich bemühen, dass in den aufgestellten Bedingungen von dem Staat noch Tem-
peramente zugelassen werden.
^ Heinrich v. Galen s. Alpen I S. 95 f.
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696 11* I>®r MÜDstertche Krieg.
Fr. V. Jena an den Kurflirsten. D. Mttnster 6. März 1666,
morgens um 10 Uhr.
[Erkläraog des Bischofs wegen Borkelo, angebliche Absichten K.Cölns.]
6. März. Nach laDgen YerhaDdlungeo hat ihm der Bischof heote zwei lateinische
ErklärangeD wegen ßorkelo*) zagehen lassen, unter denen Kf. wählen
solle. Mehr kann von demselben vor angehenden Traktaten nicht verlaogt
werden, kommt es nur erst zn solchen, so wird der Friede wegen Borkelo
hoffentlich nicht gehindert werden. Den K.Cölnischen Abgesandten
Nicolas (v. Lands berg ist noch nicht angekommen) hat J. gesprochen,
den Pfalz-Nenbnrgi sehen noch nich), derselbe hat aber gegen einen
anderen erklärt, er werde den Bischof eifrigst zum Frieden ermahnen. Von
vertrauter Seite her hat er erfahren, K.Cöln bemühe sich nicht um Be-
schleunigung des Friedens, sondern suche das Werk aufzuhalten, um auf
diese Weise entweder das Bisthum Münster zu bekommen, oder wenigstens
Goadjutor zu werden, auch Frankreich wisse davon und suche auf diese
Weise durch K.Cöln in dem Westfälischen Kreis einen Fuss zu bekommen >).
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleve 8. März 1666.
[Der Bericht aas dem Haag, Jena soll energisch in den Bischof dringen.]
8. März. Er theilt ihm Blaspeils Relation*) aus dem Haag mit. J. wird daraus
ersehen, welchen Eifer man dort gegen den Bischof hat, um so mehr soll
er demselben vorstellen, welche Gefahr ihm drohe, wenn er sich nicht bald
besser erkläre.
PS. Der französische Qesandte meinte der Bischof würde noch länger
versuchen, Zeit zu gewinnen, wenn ihm nicht deutlich gesagt würde, dass,
falls er sich nicht anders auf die conditiones erklärte, Ef. mit Gewalt gegen
ihn vorgehen müsse, auch K. Cöln würde nicht eher mit Nachdruck sprechen,
bevor Kf. damit einen Anfang mache. J. soll versuchen, auch den K.Cölni-
^) Beide sind in der Hauptsache gleichen Inhaltes, die zweite kürzere lautet:
, Facta pace d. episcopns evacnabit Borkeloe, si in tractata pacis can'sa priua
cogoita et, ut neccesse est, ezaminata et discnssa a domiois mediatoribus id
ipBom ita iastom et aeqnnm iadicatnm fuerit."
^ Kf. erwidert daraaf (d. Cleve 8. März 1666), er habe jene Erklärungen
des Bischofs dem franzosischen und dem kaiserlichen Gesandten mitgetheilt.
J. solle dortbleiben, bis aus dem Haag weitere Nachrichten eingingen, denn
kehre er zurück, ohne eine die Staaten zufriedenstellende Besolution mitzubrin-
gen, so müsse Kf. nach Inhalt des Tractata sich mit denselben conjungieren
nnd gegen den Bischof agieren.
') Dieselbe liegt den Akten nicht bei , Kf. erwidert auf dieselbe (d. Cleve
8. März 1666), er wundere sich, dasa man dort das Werk nicht besser begreife,
hoffe aber, man werde auf andere Gedanken gekommen sein.
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Jena's VerhaDdlaogen mit dem Bischof von Münster. 697
sehen Geeandten und Heim barg zq bewegen, anf gleiche Manier mit dem
Bischof zu sprechen.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 8. März 1666.
[Erklärung des Königs von Frankreich an den Bischof dnrch Farstenberg;
S^ndnog Schmisings an Wrangel.]
Y. L an dsb er g ist angekommen, heute wird auch Heimbarg erwartet 8. März,
die E.Cölnischen haben wegen Borkelo drei Temperamente, über
die in loco tertio verhandelt werden solle, yorgeschlagen , J. hat dieselben
nur ad referendnm angenommen, t. Landsberg hat dem Bischof angezeigt,
sein Herr and Pfalz-Neubnrg würden sich, wenn nicht Friede würde,
ganz neutral halten. Graf Wilhelm v. Fürstenberg soll dem Bischof
auf die Instanz, welche derselbe durch einen dritten hat thun lassen,
folgende Nachricht von dem König von Frankreich haben zukommen
lassen, der König müsse jetzt den Holländern beistehen, wenn aber der
Bischof, der sich bisher um des Königs Frenndschaft wenig gekümmert
habe, nach dem Frieden sich besser anschicken und die Freundschaft
desselben gebührlich nachsuchen würde, so würde er dieselbe erhalten
können. Wrangel soll sich über Kf. beschwert haben, dass derselbe gegen
sein Versprechen, ohne mit ihm zu commu meieren, mit den Staaten abge-
schlossen;, der Bisehof hat Schmising an denselben abgeschickt. J. hat
gestern dem Bischof gegenüber dieser Absendung gedacht und bemerkt,
Schweden werde ihm gute Worte nnd Vertröstung geben und gern
sehen, dass die Sache wenigstens so lange hingezogen werde, bis sie mit
der Stadt Bremen fertig wären, der Bischof versicherte darauf nur, er
suche aufrichtig den Frieden. K.Cöln trifft Rüstungen, sucht auch von
dem Bischof Truppen, die er abdanken sollte, zu erhalten, er muss ent-
weder für sich ein Dessein haben oder alles solches für Frankreich thun.
Fr. V. Jena an den Kurfllrsten. D. Münster 9. März 1666.
[Weitere Erklärung des Bischofs, K.Colns verdächtige Pläne.]
Auf seine weiteren Remonstrationen hat ihm der Bischof folgende Er- 9. März.
klärung zukommen lassen:
1) er wolle nach dem Frieden alle von seinen Völkern occnpierren Oerter
restituieren ;
2) die Borkelosche Sache solle den Frieden nicht verhindern oder die
Friedenstractaten aufhalten,
3) Den Bündnissen, welche diesem Frieden entgegen, wolle er rennn-
tiieren,
4) allen praetensionibus , welche ihm aus diesem Kriege möchten zuge-
wachsen sein, begebe er sich pure, solche, die er und sein Stift vor
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11. Der MoDSteriche Krieg.
dem Frieden gehabt, sollten nach dem Frieden zwischen beiden Theilen
in der Oüte beigelegt werden.
5) Was die Abdankang der Völker nnd die Werbung anbelange, das
lanfe In der Fürsten Recht, Kf. werde nicht begehren, dass ein Fürst
des Reiches dnrch Auswärtige seines Rechts sollte beraubt werden. Da
in der Garantie ausdrücklich werde enthalten sein, dass kein Theil
den anderen de facto überziehen, beleidigen oder sonst Gewalt üben
sollte, so werde es dieses Punkts nicht bedürfen.
Der K.Cölnische Nicolas ist wieder fort, an das Hans Brannschweig,
wie man sagt, eine Allianz Torznschlagen , er soll auch Ordre haben, mit
dem Grafen Waldeck Yertranlich zu reden, J. vermnthet, E.Cöln habe
etwas wider Hildesheim oder Göln oder beide vor*).
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Mttnster 13. März 1666.
[Erklaraog der auderen Gesandten, Argwohn des Bischofs wegen des Ansbleibens
der Antwort des Kf. Erklärang Wraogels, K.Cöln betreibt eine neae Allians.]
13. Mars. Der K.Cölnische, Neubnrgische nnd Wolffenbüttelsche Ge-
sandte, denen der Bischof auch seine neuliche Erklärung hat zngehen lassen,
haben dieselbe für ausreichend erklärt nnd Tcrlangt, es sollte kein Aufent-
halt mit den Traktaten gemacht werden, doch hat J, sie bewogen sich mit
ihm zum Bischof zu begeben nnd demselben anzuzeigen» es müsste zunächst
des Kf. Resolntion abgewartet werden. Der Bischof zeigt sich wegen des
Ausbleibens derselben argwöhnisch. Wrangel soll gegen Schmising er-
klärt haben, der Bischof möchte zusehen, ob er einen ehrlichen Frieden
erlangen könnte , sollte jemand ihn im Reiche überziehen , so hielte er es
pro casn foederis Rhenani und zweifele nicht, sein König werde dabei thnn,
was er schuldig wäre, und nicht der letzte sein. Schmising Ist anch bei
dem Bischof Yon Osnabrück gewesen, der erklärt haben soll, den Frieden
befördern zu wollen. K. Cöln soll beabsichtigen'), eine neue Allianz zu
machen nnd Graf Waldeck zum General dabei anzunehmen, nnd zwar mit
K.Mainz, Ffalz-Neuburg und dem Hause Braunschweig, angeblich
1) Kf. erwidert darauf an Jena (d.Oleff 12. März 16G6}, er halte die Brkli-
rang des Bischofs nicht für irräsonabel, könne aber sich nicht allein daranf er-
klären, sondern müsse das Sentiment des Staats darüber abwarten, J. dürfe
auch diese seine Meinung den Bischof nicht merken lasseo. An Blaspeii theilt
er unter demselben Datam mit, was aas Münster eingekommen, nnd zeigt ihm
an, sein Oberstallmeister v. Pöllnitz werde heute nach dem Haag reisen,
hauptsächlich am dahin zu wirken, dass r. Beverning aufs schleunigste za ihm
hieher komme nnd anf die von dem Bischof vorgeschlagenen Bedingungen
solche Temperamente mitbringe, damit der Frieden, woza jetzt grosse Hoffnang
sei, zustande gebracht werde.
3} Vgl. Aitzema V S. 1021, Vrk. a. Akt. n S. 3d8ff.
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Verhandlangen Jena's mit d«m Bischof von MüDster. 699
wollen sie dieselbe erst unter sich fertig machen nnd dann Ef. zum Beitritt
einladen, nach anderen soll Fürstenbergnenlich bei Gas tel R od r ige ge-
wesen sein nnd ihm versprochen haben, Wal deck von dem jetzigen Dessein
zn divertleren; der Wolffenbüttelsche weiss aber von jener Allianz
nichts. Der Bischof wird wohl ehester Tage Seh mi sing an Kf. schicken,
das Domcapitel hat ihm auch die Beförderung des Friedens anempfohlen
nnd er hat sich dazu bereit erklärt. Sollte Kf. die Erklärung des Bischofs
nicht billigen, so bittet J. ihm die Formalia, deren er sich alsdann bedienen
soll, genau vorschreiben zu lassen.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
11. März 1666.
[Vergebliche BemühoDgen, die G.Staaten zu grösserer Nachgiebigkeit zu bewegen.]
Er hat mit v. Beverning und v. Ommeren geredet und sie zu be- 11. März,
wegen gesucht^ dass der Staat noch etwas weiter nachgebe; schon diese
aber äusserten sich wenig günstig, und heute hat er eine Resolution der
O. Staaten 1) zugestellt erhalten ^ dass diese es bei dem liessen, was dieser
Sache wegen zwischen Beverning und Kf. zu Gleve concertiert worden
sei, doch bat er gleich darauf remonstriert, dass, als er mit Beverning
dieser Bedingungen wegen habe verhandeln wollen, derselbe sich damit
entschuldigt, dass er desfalls nicht instruiert wäre, und dass damit das
Fundament dieser Resolution zerfalle. Er will sich bemühen, dass es bei
dem hier gemachten jüngsten Project wegen Borkelo, welches Friqnet
und V. Heimburg haben vermitteln helfen, verbleibe.
Der Kurfilrst an Fr. v. Jena. D. Cleve 17. März 1666.
[aaf die Relation vom 13. März. Ef. kann die Bedingungen nicht ändern, der
Bischof muBS sich fügen.]
Er findet nicht, dass der Bischof sich ziemlich nahe zum Ziel gelegt, 17. März.
er kann sich demselben gegenüber nur in terminis des Tractats mit den
Staaten verhalten und demselben nicht im geringsten zu verstehen geben,
dass er mit seinen Ofiferten vergnügt sei, bis er zuvor des Staats Meinong
darüber vernommen; er hat Nachricht, dass die ihm feindliche Partei in
Holland nur auf einen Vorwand lauert, um ihn zu beschuldigen, dass er
dem Traktat kein Genüge thue und dass er unter der Hand mit der
anderen Partei colludiere. Er unterlässt allerdings nicht, den Staaten vor-
zustellen*), dass sie Ursache hätten mit dem jetzigen Anerbieten des
') S. ürk. u. Akt. III 8.183.
') In einem neuen Bescript an Blaspeil vom 16. März. Am 17. März er-
theilt er demselben Befehl, nach Gleve surfickzukehren , Bomswinckel werde
sich nach dem Haag begeben.
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700 ^1- ^®r MuDsterscbe Krieg.
Bischofs bis zu den Traktateo zofrieden sa sein, er fürchtet aber, weon
der Bischof nicht ganz anf Borkelo verzichte, dass die Staaten dann den
AVeg Rechtens erw&hlen, zugleich aber auch Schadenersatz und Satisfaetion
fordern werden. Kf. hält es für annöthig, J. die eigentlichen Formalia zn
überschreiben, bei seiner Dezterit&t wird er solches schon ohnedem mit
gntem Nachdruck und Success thnn können; er hat nur auf dem principio
zn bestehen, dass es in des Kf. Macht nicht stehe, die conditiones ohne
des Staates Ootfinden für sich zn ändern, wozu er zwar sein bestes thnn
wolle, aber schlechte Hoffnung dazu sehe.
PS. Da Y. Beverning ehester Tage hier sein wird*), so soll auch
Schmising sich je eher, je lieber hier einfinden.
Fr. y. Jena an den KnrfUrsten. D. Mttnster 17. Mfirz 1666.
[Nene YerbandluDgeD mit dem Bischof^]
17. März. J. hat gestern so eindringlich, wie noch nie, dem Bischof zugeredet,
die Bedingungen anzunehmen , sonst müsste Kf. auf andere nachdrückliche
Weise ins Mittel treten, der Bischof hat darauf viel, aber ohne genügsamen
Grund erwidert und dabei behauptet, dass der zwischen Kf. und dem
Staat gemachte Traktat solches nicht mit sich führte) und dass derselbe
auf billige conditiones eingerichtet wäre; er begehre Frieden, aber dabei
eine genügsame Garantie. J. hat entgegnet, es käme ihm nicht zn, sich
über den Verstand oder Interpretation des Traktates einzulassen, die con-
ditiones wären bei so gestalteten Umständen billig und die Einreden nicht
von der AViohtigkeit, dass deswegen so gefährliche Kriege zu continuieren,
Kf. werde endlich thnn müssen, was er versprochen, und lieber sich bearbeiten,
das Feuer quovis modo in Zeiten zn dämpfen, als länger zuzusehen und
geschehen zu lassen, dass ?on anderen mehr Gel dazu gegossen werde.
Er hat dem Bischof Bedenkzeit bis heute gelassen, inzwischen ein
(beiliegendes) Friedens project entworfen und mit Zustimmung des Braun-
scbweigi sehen und K.Cölni sehen heute demselben zugeschickt; der
Pfalz-Neubnrgiscbe i^t schon Montag abgereist
Derselbe an den Kurfürsten. D. Münster 18. März 1666.
[Dilatorische Erklärang des Bischofs, Schmising in Cleve, Habbaeas.]
18. März. Da der Bischof ihm heute nur eine dilatorische Antwort hat ertheilen
lassen, so hat er erklärt, er sehe wohl, dass derselbe mit ihm hier ferner
nicht yiel handeln, sondern lieber die Sache zu Cleve durch Schmising
wolle thnn lassen, er bitte, ihm dieses offen zn sagen, damit er hier nicht
vergebens warte. Er vermuthet, der Bischof suche per indireetnm zn einiger
»Ir S. Aitzema V S. 1008 f.
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VerhandlaDgen Jena's mit dem Bischof von Mfioster. 701
Handlnng und ZeitgewiDüng zu gelangeD, denn Wiedeobrück sagte end-
lich, es wurde dem Bischof lieb sein, dass man an Ort nnd Stelle zusammen-
käme, wo man wollte, er wäre erbötig, die Seinigen auch nach dem Haag
za schicken. Der Schwedische Abgesandte Habbaens soll insgeheim schon
einige Tage hier gewesen sein, mit dem Bischof verhandelt haben, dann
fortgereist sein nnd jetzt wieder hier erwartet werden. Sicher ist, dass die
schwedischen ministri die hiesige Partei encouragieren nnd den Frieden nicht
gerne sehen.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 19. März 1666.
[Günstigere Aassichten.]
Heate hat eine neue Gonferenz stattgefunden nnd es scheinen diei9. Mftrz.
Sachen hier anf einen anderen Fuss zn kommen. Viel wird auf Schmi-
sings Relation bemben, kommt sie mit seiner hiesigen Negotiation überein, so
wird der Bischof wohl weiter nachgeben, während er jetzt immer vermeint,
etwas hemnter zn dingen.
Es ist eine grosse Sache und darauf die Rahe und Tranquillität
oder gänzliche Verrückung der Christenheit bestehet, darumb muss es
auch etwas Schwierigkeit und Arbeit haben, und wan der Allerhöchste
E. Gbf. D. Gonsilia segnet, daran ich nicht zweifele, so werden Sie
auch von diesem so wichtigen und glücklich vollbrachten Werk desto
mehrere Glorie und Vergnügung bei sich selbst haben und behalten.
Jetzo muss nicht gesäumet und I. F. 6n. keine Zeit mehr gelassen
werden, ein vertrautes und höfliches Tractament und dabei was
E. Gbf. D. auf allen Fall thun müsste, wan man länger die Sache
aufhielte, vermag viel. —
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleff 20. März 1666.
[auf die Relationen vom 17. und 18. März. Verlegung der Verhandlungen
nach Cle?e.]
Er übersendet die Nachrichten ans dem Haag '). 20. März.
Und weiln wir solchem nach des von Bevernings Ankunft an-
') Blaspeils Relation vom 19. März, in welcher derselbe meldet, dass trotz
seiner BemühuDgen nnd obgleich die Provinz Holland sich nicht nn geneigt zeige,
doch die anderen Provinzen, welchen darch die Münsterschen Waffen der meiste
Schaden zngefägt sei, es durchgesetzt hätten, dasa man es bei der früheren
Resolution belassen mit dem Zusatz, wenn der Bischof noch länger zögere, dar-
auf einzugehen, müsse man den Frieden mit dem Degen suchen. Beverning
gedenke Dienstag in Gleve zu sein, derselbe scheine aufrichtig den Frieden zu
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702 11- I>er MfiDsterscbe Krieg.
hero gewärtig sein, der v. Schmising') sich auch f&r 2 Tagen alhie
eingefunden, so hielten wir daflir, dass die Fortsetzung der Friedens-
handlung nirgends besser als alhie geschehen und befordert werden
könne, zumalen auch sowohl der Kaiserliche als der Französische
minister hie zugegen. Ihr hättet demnach dem E. Cölnischen
und Pfalz-Neubnrgischen Abgeordneten dieses fQrzustellen and
ihnen an Hand zu geben, ob sieTgleichsam proprio motu und nicht, als
wenn wir sie dazu invitiret, anhero kommen und desfals von ihren hohen
Principalen Befehl und Instruction mit dem schleunigsten befördern
wollen*), auf diese Weise würde man gleichsam ohne einzige For-
malitäten und Weitläuftigkeit ad tractatus kommen.
J. soll sich Yom Bischof TerabsebiedeD^ vorher aber demselben vor-
stellen, da die Staaten trot^ aller Bemühnngen des Kf. keine anderen Pro-
jecte oder temperameota zulassen wollten, möchte er den Frieden durch
Annahme der projectierten Conditionen befördern. Da man hier gleichsam
unvermerkter Weise ad tractatas komme, so erhielte er insoweit seine In-
tention.
PS. Da BeTerning erst nächsten Dienstag hier erwartet wird, so
will Schmising'), am weitere Instruktion zu holen, noch einmal nach
Münster znrückkehren und Dienstag oder Mittwoch oder mit Jena zusammen
hier wieder eintreffen.
wäDBchen, dass er sich aber in VerhaocHnngen mit den bischöflichen Gesandten
einlassen sollte, glaubt Bl. nicht, nur daen wolle sich jener verstehen, dass die
Mediatoren an einem Orte in der Nähe snsaromenkommen, den im Haag gemachten
Friedensentwarf prüfen nnd so nahe» als man kommen konnte, einrichten und
dass, wenn beide Theile damit einig, dann die Depatierten derselben mit den
Mediatoren zusammentreten nnd den Vergleich sollemniter vollziehen sollten.
0 S. ürk. n. Akt. II S. 371. Sein Creditiv ist vom 13. März datiert.
*) unter demselben Datum schreibt K f. auch an K.Coln, Pfalz-Neuburg,
den Bischof von Paderborn und Herzog August von Wolffenbüttel, theilt
ihnen mit, in wenigen Tagen würden sich Beverning und Schmising hier
einfinden und man werde, zumal da auch ein kaiserlicher und ein franzo-
sischer Gesandter hier anwesend seien, sich bemühen, bei dieser Gelegenheit den
Frieden zu befordern, auch sie möchten durch Entsendung von Bevollmächtigten
dazu mitwirken.
*) S. Urk. n. Akt. II S. 373. Das Becreditiv des Kf. für denselben ist vom
20. März ausgestellt.
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Jena'B Abberafnog. v. Blnmeutbals Sendang nacb Frankreich. 703
V. Blumenthals Sendung nach Frankreich.
Februar — März 1666.
Journal so bei meiner [v. Blnmenthals] vierten Abschickang
naeher Frankreich gehalten worden nnd vom 7./ 17. Febrnarii
des 1666 Jahres anfönget.
Ef. hat sofort, nachdem ihm durch Colbert die Anzeige von dem Tode
der R. Fraa Matter^) ans Frankreich eingehändigt worden, beschlossen,
dem Könige durch ßl. sein Mitleiden über diesen Todesfall za contestieren
und zugleich einige andere dero Estat concernierende Aflfairen zu recoro-
mendieren ^.
In seiner Instruktion (d. Cle?e 3./13. Febrnarii 1666) wird Bl. an-ia.Pebr.
gewiesen, nach seiner Ankunft in Paris dem Könige feierlichst die Condo-
lenz abzustatten, ferner aber bei passender Gelegenheit demselben vorzustellen,
er hätte früher Kf. öfters fest versichern lassen, dass, sobald die Allianz
zwischen ihnen erneuert sein würde, er des Kf. ganz klare Prätensionen in
Polen secundieren nnd ihm zu billigmässiger Satisfaction verhelfeu wolle.
Nachdem nun diese Allianz vorlängst abgeschlossen sei und Kf. auch auf
des Königs Rath demselben zu Gefallen und Bestem mit den G.Staaten
sich in neue Bündnisse eingelassen, hoffe er, dass der König sich seiner
Zusage erinnern und derselben zufolge seinem Gesandten in Polen Befehl
geben werde, Kf. in seinen billigmässigen desideriis und petitis bester-
massen zu secundieren. Ferner soll Bl. Türen ne aufsuchen, ihm ein Schrei-
ben des Kf. überliefern und bei ihm vertraulich anfragen, ob Kf. jetzt wegen
der ihm zu verschiedenen Malen von dem Könige absqne ulla conditione an-
gebotenen aber bisher trotz verschiedener Sollicitationen nicht gezahlten
100,000 Rthlr. Erinnerung thun solle, falls derselbe es widerräth, soll Bl.
deswegen nichts anbringen.
Bl. reist 7./17. Februar von Cleve mit dem kurfürstl. Kanzlisten 17. Febr.
Scheven, einem Pagen und zwei Laqnaien ab, kommt am 13./2d. in Paris 23. Febr.
an und logiert im Hotel de Hesse, an demselben Abend besucht ihn P o d e-
wils, dem er das ihm vom Kf. mitgegebene Schreiben zugeschickt, und
sein Schwager, der Freih. v. Schwerin.
1. Relation an Kf. D. Fans 16./ 26. Februar 1666. 26. Febr.
Er meldet seine Ankunft, der König ist zu St. Oermain.
|: Schweden kann von Frankreich die restierenden fünf Tonnen Ch.
Goldes Subsidiengelder nicht bekommen und ist daher sehr malcontent,
auch verursachet bei ihnen der mit Dänemark abgeschlossene Traktat')
0 Die Matter Ludwigs XIV., die Königin Anna von Frankreich, war
am 20. Janaar 1666 (s. Diar. Earop. XIV S. 100) gestorben.
^ Vgl. V. Blnmenthals Schreiben an v. Podewils vom 1. Februar 1666
(Urk. a. Akt. U 8.331).
') Der am 13. Februar zwischen Holland and Dänemark abgeschlossene
AUianzvertrag (Damont VI 3 S.59ff. Mömoires d'Estrades IV S. 107. 137).
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704 11- Der Mönstersche Krieg.
und das gnte VerBtändois zwischen Frankreich, Ef. ond Holland grosse
Jalonsie, nnd hält man dafür, sie werden des Bischofs von Münster
Partei keineswegs nehmen, sondern sich nur bemühen, die Stadt Bremen
durch eine Bloqnade, weil sie zur Belagerung nicht Volkes genng haben,
zu incomroodieren. : |
PS. Podewils hat ihm vertraulich mitgetheilt, man werde Colbert
so bald nicht abfordern, sondern demselben einige Dinge, so auf Schliessung
eines genauen Bündnisses mit Kf. zielen, cömmittieren.
29. Febr. 19. /29. Februar reist Bl. mit Podewils und seinem Schwager nach St
Germain und übergiebt an demselben Abend Türen ne das ihm Tom Kf.
2. März, an denselben mitgegebene Greditiv. Am 20. Februar/ 2. März übergiebt
er Lionne sein Creditiv an denselben und hat au demselben Tage Audienz
3. März, beim Könige 0. Am 2i. Februar/S. März ist er au lever des Königs, hat
Nachmittag bei der Königin, ferner beim Dauphin, bei Monsieur und Madame
Audienz, spricht folgends den Dänischen Reichsschatzmeister H. Sehe-
Stadt, findet ihn aber über die Maassen froid.
5. März. 2. Relation. D. Paris 5. März/23. Februar 1666.
Podewils hat ihm folgende, verrouthlich vom Könige selbst oder dessen
Ministris ihm an die Hand gegebene Eröffnungen gemacht: Dem Kf. seien
gute Freunde sehr nöthig, vom Kaiser stände wenig zu hoffen, da der-
selbe in den billigsten Dingen und wozu er ohnedem verbunden sei, Satis-
faction zu leisten refnsiere, die Schweden, zwischen denen und Kf. Diffi-
denz zu erwecken, man sich heftig bemühen werde, wären gefährliche Nach-
baren, die vermuthlich so bald nicht vergessen würden, dass Kf. im vorigen
Kriege ihre Gonqnesten so merklich gehindert hätte. Polen warte nur
auf Gelegenheit, die ihm mit gewaffneter Hand abgezwungene Sonverainität
dem Ef. wieder zu entziehen. Dieses und dergleichen Inconvenientien zu
verhüten, müsste Kf. Freunde haben, die ihn wider alle Gefahr garan-
tierten und auf den Nothfall mit mächtiger Hand schützen könnten; hierzu
wäre Frankreich ganz geneigt, dafern Kf. dessen auf die spanischen
Niederlande habende Desseins, von deren glücklichem Ausschlag Kf.
participieren sollte, befördern wollte. Dem Kaiser würde man die Nieder-
lande nicht gönnen und sollte auch diese Krone hiednrch in ewige Kriege
impliciert werden. Solche Propositiones sollte Colbert thun und zu solchem
Ende noch eine Zeit lang zu Cleve subsistieren.
2. März. Bei der Audienz am 2. März/20. Febr. dankte der König auf seine Con-
dolenz dem Kf. für die Abscbickung, bemerkte anch, Kf. habe durch das mit
den Staaten auf seine Veranlassung aufgerichtete Bündnis ein so angenehmes
und ihm gefälliges Werk gestiftet, dass er es niemals vergessen, sondern mit
allen den Bezeugungen, so von einem getreuen Freunde und Alliierten zu
hoffen stünden, verschulden wurde.
An demselben Morgen hat er an Lionne des Kf. Schreiben übergeben.
Die begehrte Depeche nach Polen soll befördert werden. Allein von den
0 Ygl. Diar. Europ. XV B. 19 f. Aitzema V S. 917.
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y. Blameothals Qesandtschaft nach Fraokreieh. 705
100^000 Rthlr. hat er Dichts gemeldet, weil es Tu renne widerrathen. Za
Mittag tractierte ihn Marqnis de ßellefouds, prämier maistre d'hotel, anf
Befehl des Königs aufs prächtigste. Nachmittags jagten Ihre Maj. einen
Damrahirsch nnd worden von den vornehmsten Damen des Hofes (worunter
auch Mademoiselle la Yaliere, so allemal die nächste beim Könige war)
accompagniert, za Abend tractierte ihn Tarenne nnd am folgenden Tage 3. März,
der Dac de Gramm ont. Nachmittags hatte er Audienz bei der Königin,
dem Danphin , Monsieur und Madame. Zu Abend spielte der König mit
Mademoiselle la Valliere an einem, die Königin mit einigen Cavalieren
aber an einem anderen Tische. Von hier aus ging El. zu Colbert, der
jetzt mehr als alle anderen vermag, und tesmoignierte ihm, wie Kf. mit seines
Bruders Person und Bezeugungen gar content sei; den Abend tractierte ihn
wieder Turenne. Den 4. März / 22. Febr. besieht er das Haus und die 4. März.
Mesnagerie zu Versailles und kehrt am Abend nach Paris zurück.
3. Relation (d. St. Germain l./ll. März 1666). Morgen soll BI. die 11. März.
Abschiedsaudienz beim Könige erhalten. Uebermorgen zieht der König
nach Compiegne und mustert daselbst die in Picardie und Champagne ver-
legte in 14,000 M. z. F. und 4000 auserlesenen Pferden bestehenden Truppen.
:{ Frankreichs Kaltsinnigkeit gegen die Krone Schweden nimmt dem Gh.
Ansehen nach von Tage zu Tage zu, auch dergestalt, dass man öffentlich
sagty weil Schweden sich allzuviel eii^bildC; würde man ihnen weisen, dass
auch ohne ihre Freundschaft Frankreich gar leicht subsistieren könne. | :
PS. 1. (l./ll. März.). Als Bl. heute dem Könige beim Ankleiden auf-
wartete, lud dieser ihn ein, bei der Revue zu Compiegne anwesend zu
sein, er wird dem Folge leisten.
PS. 2. (2./12. März). Heute hat er beim Könige Abschiedsaudienz ge- 12. März,
habt, er dankte dabei demselben für seine Verwendung bei Polen, der
König versicherte ihn, dass er nicht mehr verlangte, als sich genauer und
fester mit Ef. zu verbinden und dessen Interesse bei allen Occasionen zu
befördern. Als er weggehen wollte, stand der König auf, folgte ihm ein
paar oder drei Schritt mit entblösstem Haupt und fragte überlaut, ob er
ihn nicht wieder bei der Revue sprechen würde, was Bl. auch versprach.
I^acbmittag nimmt Bl. vom Duc de Grammont, Colbert und Lionne
Abschied, der letztere verspricht, die Depesche sowohl an den König von
Polen als auch an M. de Bezidres begehrterroassen einzurichten und
ihm zuzuschicken. Am 3./13. reist er zur Revue, kehrt am 7./17. nach Paris
zurück, am 9./19. bringen ihm MM. B onoeil und Giraut des Königs
Contrefait in einer boite mit Diamanten versetzet.
4. Relation. (D. Paris 19./ 9. März 1666.) Bei dem Abschied vom l9.März.
Könige nach der Audienz hat ihm dieser nochmals aufgetragen, dem Kf.
seine Freundschaft und Begierde, dessen Interesse zu secundieren, zu ver-
sichern. Auch Turenne recommendirte sich dem Kf. aufs dienstlichste und
sagte, man würde denselben niemals in unnöthige Händel engagieren, hin-
gegen aber hielte man sich auch in billigen Dingen des Kf. aufrichtiger
nnd beständiger Freundschaft ganz gesichert. Dem Ansehen nach dürfte
Uater. x. Oonch. d. 0. Kurfurütcn. XI. 45
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706 n. Der Mnnstersohe Krieg.
diese Krone in korzem etwas wichtiges entreprenieren, weil der Eöoig öffent-
lich sagte, dass er binnen zwei Monaten auf fünfzigtaasend Mann Patente
geben wollte. Dem spanischen AmbassadeurN hat diese Revue nicht ge-
fallen wollen, weshalb er sie auch nicht mit angesehen. Tn renne wird ?on
de Witt inständig ersucht, die Conduite des Krieges wider den Bischof zu
Münster zu übernehmen, er hat sich aber bisher zu nichts erklären wollen,
sondern ausdrücklich gesagt, er wolle dem Prinzen ?on Oranien nicht
präjudicieren. Colbert soll neulich gesagt haben, man würde, sobald
der Krieg mit England cessierte, den Salzhandel mit Kf. feste stellen ') und,
wenn es demselben gefällig, anstatt Geldes Hanf, Flachs, Wolle und Holz
annehmen.
An demselben Abend erhält er durch Liounes Sekretär seine De-
peschen, darunter auch die Schreiben an den König von Polen und den
Bischof von Be'zidres.
20. März. Am 10./20. nimmt Bl. von Tnrenne nochmals Abschied und erfahrt
von ihm, dass der Schwedische Legationssekretär Puffendörffer') sich über
ihn und Beuninghen'} beschwert, „sambt hätten wir von der Krone S chwe-
den an diesem Hofe verächtlich gesprochen, weil wIf uns verlauten lassen,
es wäre ihre im Herzogthum Bremen jetzt subsistjerende Armee nicht
22. März, über 6000 Mann stark^. Am 12. /22. besuchen ihn zwei Deputierte aus
Pol ton, bitten ihrer Religionsverwandten Interesse bei Kf. zu recommen-
dieren und theilen ihm einiges von den unzähligen Verfolgungen mit, die
sie zu erdulden haben.
Am 17./ 27. März reist er ab und kommt am 28. März/ 7. April in
Cleve an.
Sendung de Beyers an K.Cöln. Ende Februar 1666.
Instruktion für H. D. Beyer. Lectum in consilio
24 Februar 1666i
[Des Kf. Allianz mit Holland, seine BeroühnDgDn den Frieden mit Münster tn
bewirken, K.Cöln soll dazu mitwirken.]
24. Febr. ß- soll sich unverzüglich zu K.Cöln nach Lüttich begeben und
demselben nähere Mittheilnng über die Veranlassung und den Inhalt der
von Kf. mit Holland abgeschlossenen Allianz machen, Kf. habe sich dabei
freie Hand bebalten, den Frieden mit Münster zu befördern, und versichert,
dass man holländischerseits zu diesem Frieden geneigt sei und auf raison-
nable Bedingungen eingehen wolle. Kf. habe, um diesen Frieden zu be-
fördern, aufs neue einen Gesandten an den Bischof geschickt, in der Ab-
») 8. ürk. u. Akt. 11 8. 305. 307.
'^) Esaias Pufendorf 8. ürk. u. Akt IX S. 746.
''^ Conrad van Beaninghen, holluodischer Gesandter in Paris.
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Sendung de Beyers od E.CoId. 707
Sicht, wenn derselbe sich darauf einliesse, weiter dahin zu gedenken, wie
der Westfälische Kreis in beständige gute Einigkeit gebracht werden
könne, wozu die nach Aachen verabredete Zusammenkunft') nicht wenig
dienen würde. Ef. ersuche E. Cöln, auch seinerseits dazu mitzuwirken
und bei dem Bischof darauf zu dringen, dass er die projectierten Friedens-
artikel in der Oüte annehme. Sollte man etwa den modum tractandi an-
fechten und verlangen, dass erst eine Zusammenkunft gehalten werden
müsste, so soll er erwidern, eine solche sollte allerdings erfolgen, doch
würden sich die Staaten nicht eher dazu verstehen, bis sie unter der Hand
versichert wären, dass der Bischof auf jene Bedingungen eingehen würde.
Um die Sache zu befördern, soll B. sich an den Bischof von Strass-
bnrg wenden, an welchen ihm ein Schreiben des Ef. mitgegeben wird.
Johann de Beyer an den Kurfürsten. D. Cleve 3. Februar
[L März] 1666.
[Bericht über seine Sendung an K.CoId].
Er ist am 25. Februar von hier abgereist und am 27. Abends in Lüt- 3. März,
tich angelangt, hat sich sofort bei dem Bischof von Strassburg anmel-
den lassen und hat am folgenden Tage, da der Eurfürst zur Reiherbeize
nach Rechem^) sich begeben, bei diesem Audienz gehabt. Der Bischof
erwiderte auf seine Proposition, E.Cöln und auch er selbst hätten die
Munsterschen Oonsilia schon ehe die Ruptur wirklich erfolgt, improbiert
und sich vergeblich bemüht, dieselben zu di vertieren. Er lobte des Kf.
Resolution und wünschte Glück zur renovierten Allianz. Der Bischof von
Münster werde den Frieden mit den Staaten machen müssen, zumal da
von diesen bereits so viel nachgegeben würde, E.Cöln hätte zu dem Ende
schon V. Landsberg sowohl an Pfalz-Neuburg als auch an Munster
abgeschickt. Er desiderierte 1) nähere Onverture wegen der projectierten
Conditionen, 2) es wäre auch keine geringe Difficultät^ dass, wenn schon
Münster, wie er ihn versichere, freie Hände zum Frieden hätte, alsdann
etwa Schweden, dessen Absichten man noch nicht kennte, demselben
auf den Leib fallen und wegen England Reparation und Satisfaction wegen
des Separatfriedens würde suchen wollen, ob nicht solchenfalls die Staaten
Münster wider solche würden auch garantieren müssen, und ob an diesem
Hofe keine Nachricht wäre, wohin Schweden incliniere und ob es sich
bereits mit England engagiert habe, 3) der Eönig von Frankreich habe
unterm 5. Februar von K. Cöln einen generalen Pass durch das Stift
Lüttich für einen abermaligen Seconrs, der nach des jüngst aus Frank-
reich zurückgekommenen Grafen v. Fürstenberg Relation etwa^ gesagt
würde, gefordert, auch der Eaiser sei Vorhabens etwa ~ a ~ M. hin-
0 S. oben S. 686 h
^) Reck beim in belgisch Limburg, o. von Maastricht.
45»
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708 n. Der MiiDStersche Krieg.
nnterzuschicken, Englaod, Spanien nnd Münster soUicitierteo stark
beim Kaiser, so sei zu fürchten, es werde zar Ruptor kommen; wenn nicht
durch den vorgeschlagenen Frieden dem Werk bei Zeiten vorgebaut werde.
Münster scheine sich aber auf die vorgeschlagenen Conditionen Bicbt ein-
lassen zu wollen, vornehmlich da ihm zugemuthet werde, auf Borke !o zo
renuntiieren, sollte man darin ein Temperament finden können, möchte der
Sache viel näher geholfen werden können.
5) K.GöIn sei Vorhabens seinen Kanzler Buschmann nach Holland
zu schicken, derselbe solle seinen Weg über Gleve nehmen 0 und mit
Kf. darüber reden , zugleich demselben bekannt machen, dass er bei den
Staaten Rheinberg wiederfordern werde, um sich wenigstens eines siche-
ren modi zu vergleichen, damit man aus der Sache per modum compromissi
oder sonst kommen könnte.
6) Im Fall Münster alles Anrathens nnerachtet sich nicht zum Frieden
sollte verstehen wollen, sei auch K. Cöln der Meinung, ihm alle fernere
Assistenz nach Möglichkeit zu behindern, wenn auch Kf. und die anderen
Stände ein gleiches thäten, so könnte er dadurch zum Frieden und zur
raison gebracht werden.
B. hat ihm darauf mündlich die projectierten Bedingungen mitgetheilt;
ad 2 replicierte er, dass er darüber keine Instruktion hätte, aber seinerseit.s
meine, 1) da Münster erklärt hätte, freie Hände zum Frieden zu haben,
so könnte der König von England ihm darüber keine leges vorschreiben,
noch weniger würde Schweden gegen Frankreich vornehmlich sich
dazu gebrauchen lassen, 2) würde die Garantie reeiproquement genommen
werden können, 3) da seines Wissens noch keine eigentliche Nachricht,
wcichergestalt sich Schweden mit England conjungieren würde, so
müsste man um so mehr mit Beförderung des Friedens eilen. Die Sache
wegen Borkelo werde hoffentlich keine Difficultät geben, da darüber ein
raisonnabel Temperament ausgefunden, das er mittbeilte.
Der Bischof von Strassburg erklärte sich darauf mit den vorge-
schlagenen Bedingungen und auch mit dem Temperament wegen Borkelo
für einverstanden, Münster müsse darauf Frieden schliessen, der über die
Massen nöthig sei, und den auch Frankreich desideriere.
Nach Beendigung dieser ziemlich weitlänfigen Conferenz hatte er beim
Kurfürsten Audienz. Derselbe billigte ebenfalls des Kf. Allianz mit Holland
und die projectierten Friedensbedingungen, doch zweifelte er, ob der Bischof
auch von England freie Hände apart zu tractieren habe, da er aus dessen
eigenem Munde gehört, dass er mit England allzuweit engagiert wäre nnd ohne
dasselbe nichts würde schliessen können, er verwunderte sich, dass der Bischof
sich bei anderen solle eines andern haben verlauten lassen. Wegen der
zu ergreifenden Massregeln, wenn Münster ungeachtet alles Zuredens sich
nicht sollte zum Frieden verstehen wollen, wolle er ferner mit ihm reden
^} BuBchmaDD ist in der That wenige Tage darauf bei Kf. gewesen, sein
Creditiv ist datiert Reckeim 5. März, das Recreditiv des Kf. Uleve 10. März IGGO.
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Sendung de Beyers an E.Göln. 709
und durch den Bischof von Strassborg reden lassen, worauf B. sich ver-
abschiedete. »
Am folgenden Tage, 1. März, folgt B. dem Kurfürsten nach Rechem und
hat hier mit dem Bisehof von Strassburg eine neue weitläufige Confe-
renz, derselbe wiederholte noch einmal die Nothwendigkeit eines schnellen
Friedensschlusses wegen der Gefahr, dass es zwischen Frankreich und
dem Hanse Oester reich zur Ruptur kommen könnte. Der Bischof be-
merkte, V. Landsberg habe Ordre erhalten, auf den Frieden unter den vorge-
schlagenen Bedingungen zu dringen und von Münster categorische Erklärung
zu verlangen. Wenn derselbe den Frieden annehme, so könnten die vorge-
schlagenen Mediatoren zu Duisburg, Xanten oder ^inem anderen Ort zu-
sammentreten, verwürfe derselbe aber alles Zusprechens unerachtet die rai-
sonnablen conditiones, so würde auch K. Cöln von ihm die Hand abziehen
und ihm durch keine Zufuhr noch sonst etwas zukommen lassen, man werde
sich wider die vorfallenden und zugemutheten Durchzüge mit gemeiner
Macht gefasst machen müssen, er schlug zu dem Zwecke eine nähere Ver-
einigung^) einiger Stände des westfälischen Kreises und andrer benach-
barter Stände vor, auf Grund von Conditionen, welche er mittheilte,
damit Kf. dieselben überlegen und seine Ministri bei nächster Zusammen-
kunft darüber instruieren könnte. Auch wenn der Frieden zustande käme,
könnte bei dessen Solennisierung von dieser Verbündnis geredet werden,
damit man so allen zu befürchtenden Unruhen, welche durch den Tod des
Königs von Spanien oder sonst eintreten könnten, vorbauen möge. K.Mainz
werde sicher eintreten, sonst würden die conditiones zur Zeit noch secre«'
tiert, doch seien sie seinem Bruder, dem Grafen von Fürstenberg an-
vertraut, um sie einzelnen benachbarten Reichsständen zu hinterbringen.
Endlich wnrde noch einmal der Stadt Rheinberg gedacht und B.
theilte auf Begehren mit, wie Ef. über Restitution seiner mit Städtischen
Garnisonen besetzten Städte die Tractaten geschlossen hätte.
Nachmittags erhielt er beim Kurfürsten die Abschiedsaadienz; derselbe
versicherte, dass er dnrch ezpresse Besendung mit sonderlichem Nachdruck
auf Annahme der vorgeschlagenen Bedingungen habe dringen lassen und
auch ferner dahin trachten werde, dass dieselben ohne Ansehen der For-
malia angenommen würden, er hoffe, Kf. werde ihm in seiner guten Inten-
tion wegen Rheinberg secundieren. Darauf hat er noch eine Abschieds-
andienz beim Bischof von Strassburg gehabt, ist noch an demselben Tage
abgereist und heute um Mittag in Cleve angekommen.
>) Urk. Q. Akt. II S. 358 ff. und oben S. 698.
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710 11* l^^r MäDStersche Krieg.
Diariam, was bei der MttDSterisch- udcI Holländischen Frie-
denshandlnng zu Cleve Vorgängen a. 1666.
28. März. 28. März 1666. Ef. hat Schweria za BeverniDg geschickt, dem-
selben aozeigen lassen, dass die Münster sehen ^) nan hier w&ren, nnd
seine Bedenken begehrt, wie die Tractaten anzufangen, wie man sich
wegen des Kaiserlichen, K.Cölnisch- Pfalznenbnrgischen Ge-
sandten und anderer, die sich hierbei angeben möchten, zo comportieren
nnd was für conditiones den Münsterschen vorzustellen. B. hat geantwortet^
dass er nur Ordre hätte, mit Kf. und dessen Ministris zu tractieren, wollten
die anderen für sich gute pfficia anwenden, so könnte ers geschehen lassen,
es hätten sich nnr Kf. und der Herzog von Wolffenbüttel zu dieser
Sache legitimiert. Die conditiones wollte er uns schriftlich vorstellen , sie
könnten aber jetzt nicht bei den vorigen bleiben, weil der Bischof dieselben
nicht angenommen nnd ihnen indessen Ursache zu ferneren Unkosten ge-
geben. Schw. ist darauf auch zu Heimburg gefahren und hat ihm dieses
mitgetheilt, derselbe meinte aber, weil er schon angenommen sei, so müsse
er auch drfbei bleiben.
29. März. 29. März hora 7 hat Kf. Rath gehalten und Schwerin nnd Blas-
peil zu den Tractaten verordnet, sie sollten zuförderst zu dem Kaiser-
lichen gehen und mit ihm de modo tractandi reden und darauf den
Münsterschen den Vortrag thuu. Dieselben fahren darauf zum Baron
de Goes, proponieren ihm, wegen der Staaten sei v. Beverning, wegen
des Bischofs von Münster Schmising und Wiedenbruck angelangt,
es sollten auch einige K.Mainz-, K.Cöln- und Braunschweigische')
0 Der Domdechaot and Domküster Mathias Korff, gen. Schmising, und
der Hofricbter Bernhard v. Wiedenbruck (Creditiv des Bischofs für die-
selben d. Münster 24. März 1666), dieselben waren am 27. angekommen nnd
hatten am 28. Audienz beim Kf. gehabt.
^ Kurfürst Johann Philipp von Mainz hatte dem Kf. schon am 10. März
angezeigt, dass er auf den Wunsch des Bischofs von Münster Gesandte aar
Theilnahme an den Verhandlungen schicken werde, als solche erschienen dann
(Creditiv vom 17. März 1666) der Freiherr Melchior Friedrich v. Schon-
born, Heinr. Patz nnd Dr. Joh. Christoph Oudenus. Kurfürst Maximi-
lian Henrich von CöId hatte dem Kf. (d. Lüttich 23. März 1666) angezeigtt
dass er seinen Geheimenrath nnd Obersten Kämmerer Graf Wilhelm Egon
von Fürstenberg senden werde, 80. März beglaubigt er zur Theilnahme an
den Tractaten Graf Fürstenberg und den Kanzler Buschmann. Von
braunschweigischer Seite fanden sich in Cleve ausser v. Heimburg auch
als Bevollmächtigter der Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August L.
Muller nnd im Auftrage Herzog Johann Friedrichs (der d. Hannover
14. März 1666 dem Kf. angezeigt hatte, dass er von K.Co In aufgefordert sei,
jemand zu den Tractaten abzuordnen), die Geheimenräthe Otto Grote und
Ludolf Hugo ein. Ausserdem erschienen dort als Bevollmächtigter Pfaligraf
Philipp Wilhelms von Neuburg dessen Kanzler Giese (Creditiv d. Düssel-
dorf 24. März 1666) und als Gesandte des Bischofs Ferdinand von Pader-
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FriedeDsverhaDdlnagen in Cleve. 711
Abf^esaudtea angelangt sein, dieselben hätten aber ihre Creditive noch
nicht eingeRcbickt. Kf. sei bekümmert, dass er von Beverning yer*
nommen, die Staaten wollten keine ordentlichen Tractaten zalassen, er sei
allein an Kf. gewiesen, könnte jedoch geschehen lassen, dass auch andere
ihre officia dazn anwendeten, ob es nicht das nächste sein wollte, dass der
Kaiserliche mit den anderen anwesenden Abgeordneten daraus commanicierte
und was vorginge jedesmal den Münsterschen zu yerstehen gebe, an Seiten
des Kf. werde man dergleichen bei v. Be?erning thun. Beverning
habe auch erklärt, die Staaten wollten nicht mehr an die froher projec-
tierten conditiones gebunden sein, sie wollten etzlichen Schaden repariert
haben und verlangten auch, dass der Bischof auf Borke lo pure rennn-
tiieren müsste. de Goes giebt auch sein Befremden über diese Forderungen
der Staaten zu erkennen, mit dem vorgeschlagenen modus tractandi erklärt
er sich einverstanden, meint aber, die Staaten hätten nicht Ursache, jetzt
härtere Bedingungen vorzulegen, es schiene, dass sie sich auf die Allianz
mit Kf. verliessen, man möchte dies den Münsterschen nicht gleich zu an-
fangs, sondern gradatim zu verstehen geben, damit sie nicht vor den Kopf
gestossen würden.
Bora 9 fahren Schw. und Bl. zu den Münsterschen*), erklären
ihnen, da der Bischof sich nicht näher auf die vorgeschlagenen Friedens-
artikel herausgelassen habe, so finge man im Haag an auf härtere con-
ditiones zu dringen, Kf. hoflfe aber es dahin zu bringen, dass sie von allen
neuen Postnlatis abstehen würden. Die Gesandten möchten zulängliche
Mittel dazu an Hnnd geben, m<nn werde dann mit Beverning darüber
weiter conferieren.
Die Münsterschen erwidern, der Bischof hofife nicht, dass man im
Haag ihm deswegen, als wenn er in mora gewesen und sich nicht erklären
wollen, jetzt härtere conditiones sollte auflegen wollen, er habe sich als-
bald auf den ersten Vortrag erboten, die Friedenstractaten einzugehen,
auch K.Cöln und andere Kur- und Fürsten als mediatores angenommen,
sein Röcht auf Borkeloe wolle er samt den Waffen Kf. und den anderen
born der Domdechant Caspar Philipp v. Ketler, der Domkämmerer Joh.
Adolf v. Fnrstenberg and Dr. Conrad Meinders (Creditiv d. Nenhaus
30. März 1666).
0 Der Beriebt Schmisings und Wiedeobrücks an den Bischof (d.
Cleve 29. März 1666, Münsterscbes Archiv) über diese Conferenz lautet durchaus
übereiDStimmend. Ad demselbeo Morgen hatten sie schon eine Zusammenkanft
mit den au dem vorhergehenden Abend angelangten K.Mainz-, K;Coln- und
Neuburgi scheu Gesandten gehabt, welche sich erboten, zunächst dem Baron
de Goes zuzusprechen, das Haagische Project zu redressieren , wenn derselbe
aber sich weigerte oder nichts ausrichtete, mit anderen Freunden zu reden.
Schmisiug hatte auch Colbert besucht, da derselbe aber noch keine eigent-
liche Instruktion erhalten zu haben schien, so wollen die Gesandten Zeit zu ge-
winnen suchen, von de Goes und den anderen Mediatoren versprechen sie sich
wenig wirkliche Hülfe.
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712 11* Der MüDBterscbe Krieg.
anwesenden mediatoribus gern in Händen geben , er begehrte nar, dass
der Grnnd der Sache nntersucht werde, mit dem Erbieten, sich dem Urtheil
der mediatores zn unterwerfen, doch könne er nicht begreifen, waram man
ihn constringieren wolle, die im Haag gemachten Projecte so absokite an-
zunehmen, da er sich doch zu aller Billigkeit präsentierte. Die K. brau-
denbnrgischen remonstrieren, da diese Zusammenkunft einzig dahin an-
gesehen wäre, dass man je eher je besser zum Frieden gelangen mochte,
so würde es gar unzeitig sein, das Recht von Borkeloe zu untersuchen,
zumal da Beverning, welcher sonst den Frieden herzlich wünschte, be-
ordert wäre, bei noch längerem Tergi?ersieren zurückzukehren. Kf. müsse
daher rathen, dass der Bischof nicht so sehr auf sein an Borkeloe ver-
meintes Recht bestehen, sondern considerieren möchte, dass diese Herr-
scbaft nunmehr 50 Jahre in den Händen der Staaten und ?on sehr geringer
Importanz sei, dass der dem Staat zugefügte Schaden zwauzigmai mehr
betrage und dass derselbe, wenn der Bischof sich sein Recht auf Bor-
keloe reservieren wollte, sicher Restitution des Schadens fordern würde.
Die Münsterschen erwidern darauf, ihre Meinung wäre nur, ganz
kurz und per facti speciem die Beschaffenheit der Sachen wegen Borkeloe
anzuweisen, damit die Mediatoren aliqualem causae cognitionem hätten; da-
mit das Friedensnegotium um so weniger aufgehalten würde, wollten sie
den folgenden Tag mit ihrer Notbdurft wegen Borkeloe einkommen. Die
K.braudenburgischen nehmen dieses ad referenduo), fahren kurz vor
11 Uhr nach Hofe und statten Kf. Relation ab, welcher befiehlt, von allem
dem Holländischen, Kaiserlichen, Französischen und Braunschweigischen
Gesandten part zu geben.
Schw. und Bl. begeben sich darauf zu Beverning, derselbe erklärt,
nicht Macht zu haben, von den im Haag festgestellten Artikuln abzuweichen;
wenn dieselben nicht in wenig Tagen angenommen würden, müsste er wieder
zurückreisen. Schw. giebt noch an demselben Tage auch dem franzö-
sischen Gesandten von allem part.
30. März. 30. März. Blaspeil fährt zu dem Kaiserlichen und dem Brann-
schweigischen Gesandten, der erstere schlägt vor, dass man zunächst
alle übrigen Punkte festsetzen und den wegen Borkeloe zuletzt vor-
nehmen möchte. Der Braunschweigische meint, man müsse eine Zu-
sammenkunft aller Interponenten veranlassen, auf des Kf. Befehl begeben
sich darauf Schw. und Bl. zu den K.Mainz-, Cöln- und Pfalz-Neu-
burgischen Gesandten und theileu ihnen mit, die Münsterschen hätten
erklärt, dass der Bischof wegen Borkeloe das, was die Mediatores gut-
finden würden, einzugehen bereit sei, worauf jene erklären, dass sie alle-
samt den Frieden aequis condicionibus zu befördern befehligt wären und
alsbald mit den Münsterschen aus der Sache reden wollten.
Nachmittags übergiebt Blas peil auf Befehl des Kf. die Friedensartikel,
welche v. Jena zuletzt zu Münster abgefasst'), bei denen aber einige
») S. oben S. 700.
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FriedensverbandluDgen ia Cleve. 713
AcDderuogen vorgeDommen sind, an Beverning. Dieser erklärt^ sich
darauf nicht einlassen zu können, damit man aber zur Sache käme, hätte
er die Artikel so, wie der Staat dieselben desiderierte, entworfen und wollte
sie communicieren. Um 4 Uhr begeben sich Schw. und Bl. zu den
E.Mainz-, K. Cöln- nnd Pfalz- Neubnrgischen Abgesandten, welche
ihnen mittheilen, dass sie bei den Münsterschen^) gewesen und diesen
hart zugesprochen hätten, dieselben hätten aber erklärt, der Bischof stelle
das Recht, welches er wegen seines privati und dominii directi an B or-
keloe praetendierte, znr Judicatur der Mediatoren, wegen der Superiorität
aber könne er nicht nachgeben. Der Kaiser und die Reichsstände wären
yerpflichtet, nichts vom Reiche zu alienieren. Die K.Branden burgischen
antworten, jene gingen auf die Art wieder zurück, und weisen nach, dass
die Remonstration, vom Reiche dürfe nichts alieniert werden, in gegen-
wärtigem Fall keine Statt haben dürfte.
31. März wird das von Beverning Tags zuvor communicierte Pro- 31. März,
j ect allen Interponenten mitgetheilt ^).
1. April. Nachmittags halb 4 Uhr schicken die Münsterschen, 1. April,
welche vorher mit den K.Mainz-, Cöln- und Pfalz-Neuburgischeu
'eine Zusammenkunft gehalten, ihre Resolution') auf das Project ein.
Schwerin nnd Blas peil referieren darauf sofort dem Kf. nnd dieser
befiehlt ihnen, zu den Münsterschen und auch zu den anderen zu gehen
und ihnen anzuzeigen, dass auf solche Art zurück werde tractiert werden,
weil man vorher die Restitution von Borkeloe nicht difficultiert , jetzt
aber vom Sequester rede und der Renunciation des prätendierten Rechtes
sich gern entziehen wolle, Kf. besorge, wenn Beverning solches Project
sehen würde, würde er sofort die Tractaten abrnmpieren. Die Münster-
schen remonstrieren, der Bischof hätte sich noch nie zur Restitution von
Borkeloe erklärt, das Sequester hätte v. Jena ins Mittel gebracht, von
dem alle Projecte aufgesetzt wären. Sie fahren dann zu den anderen Ab-
gesandten, finden dort auch Heimbnrg, der jenen ebendergleichen vor-
gehalten, endlich wird beschlossen^), die K.Brandenburjgi sehen sollten
aufsetzen, wie es einzurichten^).
') Die Man Bte rechen Gesandten berichten an den Bischof (d. Cleve 30. März
1666)» sie hätten diesen Morgen die E.Mainz-, K. Cöln- nnd NeaburgiscbeD
Gesandten beeucbt, dieaelben aber wegen der Aeasserung des Kf., es werde von
dem Haagischen Project nichts abzohandeln, aach kein Stillstand za erhalten
sein, fast kleinmütbig gefunden, so dass sie sie bätten animieren müssen. Nach-
mittags hatten sich dieselben bei ihnen eingefunden und erklärt, weil sie wegen
Borkelo weder zu einem Compromiss noch Sequester Hoffnung hätten, wenig-
stens sich auf das äusserste bemüben zu wollen, Interesse imperii zu salvieren,
morgen werde Beverning ein Project vorlegen.
^ S. den Inhalt desselben Urk. u. Akt. II S. 390.
2) S. Urk. und Akt. II S. 390f.
*) ebendas. S. 392.
^) Die Munsterscl\en klagen in ibrer Relation vom I.April darüber, dass
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714 11- Der Munstersche Krieg.
2. April. 2. April deliberiert Kf. im Rath, wie das Project einsnrichten , es
wird beschlossen, dass der Artikel von Borkeloe so, wie er mit Frtqoet
im Haag abgeredet, loseriert werden sollte, Blaspeil adjustiert so das
Project, indessen fährt Schwerin zn dem Kaiserlichen aod Fran-
zösischen Gesandten nnd ersncht sie, bei beiden Theilen gote Officia
zn prästieren, weiches sie auch versprechen, der Kaiserliche aber
bittet sehr, dem Bischof die Renunciation nicht anznmnthen. BI. beliebt
sich daranf zu Beverning und zeigt ihm das Project, derselbe rerlangt
verschiedene Aenderungen, vornehmlich dass der mit Friquet abgehan-
delte Artikel ausgelassen und der vorher inserierte tibergeben uod dann,
dass eine gewisse Zahl genannt werden sollte, über welche hinaus der Bischof
nicht Volk halten sollte. Kf. befiehlt ihm hierunter seinen Willen zu theo,
das Project wird so abgeschiieben *). Schwerin und Blaspeil fahren
zu den Kur- und Fürstlichen Oesandten und dann zu den Münsterschen,
theilen ihnen das Project mit und recommendieren ihnen die Saehe, die
Münsterschen erbieten sich, falls dasselbe mit ihrer Instruktion nicht
Obereinstimme, wollte einer von ihnen zum Bischof reisen und andere In-
struktion befördern.
3. April. 3. April hat Kf. die K.Mainz- nnd Gölnischen Gesandten zur
Tafel, nach dem Essen redet er mit ihnen beweglich wegen des Friedens;
von den Münsterschen erfolgt noch keine Resolution auf das Project,
sie sind bis zum späten Abend bei dem Kaiserlichen Gesandten.
4. April. 4- April erfährt Kf. von Beverning, dass die Münsterschen
schon vorigen Tages ihre Resolution eingebracht, schickt darauf zu den
sämtlichen Kur- und Fürstlichen und lässt um Communication derselben
bitten. Die K. Mainzischen lassen darauf sagen, sie hätten die Reso-
lution erhalten, dieselbe sei aber so eingerichtet, dass sie unter sich dar-
über conferieren müssten; sie hätten das ganze Werk voller Schwierigkeit
sehr in sie gedrangen werde, die K. B r and enhurgi sehen hätten ihnen erklärt« sie
därften sich auf die übrigen Mediatoren nicht viel verlassen, von denen keiner
ihretwegen den Degen ziehen werde. Schmising berichtet an demselbeo
Tage über eine Uoterredaog mit Graf Fürsteeberg, welcher ihm in Auseicht
stellt, dass Frankreich, wenn der Bischof Wort halte (s. ürk. u. Akt. II S. 378),
demselben später zur Wiedererlangung ßorkelos verhelfen werde, doch raisstrsat
er Fürstenberg. Der Bischof erwidert darauf (d. Mfinster 6. April 1666), der
Bericht seines aas Frankreich zurückgekehrten O. Wachtmeisters v. Haobitz
stimme in der Hauptsache mit Förstenbergs Erklärungen uberein, er sehe daher
nicht ein, wie von ihm auf Renunciation seiner rechtmässigen Prätensionen be-
ständen werden könnte, sie sollten diesen Punkt durch interposition des fran>
zösisehen Gesandten so einrichten, dass ihm dadurch nicht in perpetnnm prä-
judiciert werde. Auch er glaubt übrigens, dass Fürsteoberg von eigennützigen
Motiven und nicht von loteresse für ihn geleitet werde, und will daher, falls
die Verhandlung nicht bald zum Schluss kommt, wieder jemand von den Sei-
nigen nach Paris schickeu und dort sein Interesse poussieren lassen.
^) Den Inhalt desselben b. Urk. n. Akt. II S. 894.
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FriedensverhandlaDgen ia Cleve. 715
befaDden, die Münsterscheo erklärten, sie könnten nicht weiter gehen,
wenn man mehr von ihnen begehrte, müsste einer nach Münster sich be-
geben. Die K.Mainzischen klagen über Bevernings^ harte Reden, man
wollte den Münsterschen mores lehren, nnd erklärten, wenn Rf. nicht
daznkäme, zweifelten sie, dass es in ihren Kräften sein würde, denn ihre
bisherigen Operationes hätten solche Gewalt nicht erwiesen.
Baron de Goes hat nm 8 Uhr beim Ef. Audienz und überlegt mit
ihm, wie das Werk weiter anzugreifen, kommt darauf zu Schwerin nnd
Blaspeil und erklärt, mit der Renunciation sei nicht fortzukommen, das
Friquetsche Project müsse bleiben, sie wollten sämtlich den Bischof
dazu disponieren, er schlägt eine Zusammenkunft aller Gesandtschaften
in seinem Hanse vor. Zu Mittag hat Kf. die Münsterschen und Neubur-
gischen Gesandten bei sich. Nachmittag 5 ühr deutet Kf. Schwerin in
Gegenwart Bevernings an, dass derselbe von dem Friquetschen Pro-
ject nichts wissen wolle, er nebst Blaspeil sollten zu den bei dem Kaiser*
liehen versammelten Gesandten gehen nnd ihnen dieses anzeigen, dem Bi-
schof könne das jus directi dominii bleiben, aber auf die Superiorität müsse
er renuntiieren , doch salvo jure imperii, imperatoris et cnjuscumqne, es
müsse anch ein certus numerus militum, über welchen der Bischof nicht
schreiten durfte, genannt werden. Jene beschweren sich, dass auf diese
Art zurücktraktiert und allerhand Difficnhäten gemacht würden, nehmen
jedoch an, desfalls ein Project aufzusetzen und mit den Münsterschen
zu reden.
5. April. Vormittags conferieren die Münslerschen mit dem Kai- ö.April.
serlichen nnd den anderen Kur- und Fürstlichen Gesandten, Nachmittags
um 2 kommen sie wieder zusammen, anch die K. Brandenburgischen
kommen dazu, es wird diesen ein aufgesetztes Project') mitgetheilt, nach-
dem dieselben darauf einen Abtritt genommen, zeigen sie sofort einige Mängel
an und es wird lange darüber conferiert. Daranf begeben sie sich zu Be*
verning, tragen ihm alles vor und reden ihm vornehmlich zu, sich das
Haagische Project belieben zu lassen, er will sich aber dazu nicht ver-
stehen und ist demnach in seiner Gegenwart wegen Borkelo etwas an*
deres concipiert, solches von ihm beliebt nnd darauf sämtlichen Gesandten
zugeschickt worden, auch wegen Abdankung der Völker bleibt Be ver-
ning fest dabei, dass eine Zahl genannt werdet).
6. April kommt Baron de Qoes zu Schwerin und stellt ihm viele B.April,
rationes vor, warum Kf. nicht in den Punkt wegen Benennung einer ge-
wissen Anzahl der Völker einwilligen sollte, um 7 Uhr referieren Schwerin
und Biaspeil dem Kf. davon in vollem Rath. Darauf wird in dem von
*) S. auch Urk. o. Akt. II S. 394 dessen AeaBsernngen aber Fürsten-
berg.
>) S. Urk. u. Akt. II S. 398.
^ Vgl. Bevernings Relation an die G.Staaten vom 5. April (Aitzema V
S. 1021).
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716 .II- ^^r Münstersche Krieg.
Blaspeil abgefassten Project der Punkt- wegen Borkeloe and Abdankung
der Völker etwas geändert nnd sie begeben sich darauf zu Beveroing.
Derselbe erklärt sich wegen des Punktes über' Borkeloe wohl, aber
wegen Abdankung der Völker verlangt er durchaus, dass der Bischof nur
3000 Mann behalten dürfe. Sie fahren darauf zu den Mauste rächen
und reden deswegen mit ihnen, diese erklären aber rotunde, dass der
Bischof keine Zahl leiden würde. Sie begeben sich darauf zu dem Kaiser-
lichen Gesandten, wo sie auch die anderen finden, übergeben ihnen 2 Ar-
tikul *) wegen Borkeloe und Abdankung der Völker. Nachmittags schickt Kf.
Schwerin undBlaspeil wieder zuBeverning, als dieselben sich aber
dorthin begeben wollen, erhalten sie ein Schreiben von de Goes, dass
sie sämtlich eine Deputation an Beyerning schicken und ihn zu anderen
Gedanken zu disponieren suchen wollten. Beverning hat aber solche An-
sprache auf den folgenden Tag differiert, kommt Nachmittag zu Kf. and
zeigt an, er hätte Schreiben ans dem Haag erhalten, könnte danach dasje-
nige, was er bereits eingewilligt, nicht annehmen, wenn die Münsterschen
nicht bald zur Sache thäten, müsste er sich zurückbegeben und würde
der Staat die feindlichen Actiones wider den Bischof wieder vorDehmen.
Dieses wird darauf dem Kaiserlichen Gesandten angezeigt und ihm zu-
gleich das dritte Project mitgetheilt.
7. April. 7. April kommt Beverning, nachdem die anderen Gesandten bei
ihm gewesen 3), zu Kf. und berichtet, was sie untereinander geredet und
dass der Punkt wegen Borkeloe wohl seine Richtigkeit haben würde,
80 viel den Staat anginge, allein er hätte vorgeschlagen, sie sollten sich
zugleich mit dem Grafen von Stimm vergleichen, wobei er selber Unter-
händler sein wollte, hat auch ein Project wegen Abdankung der Völker
aufgesetzt und anstatt früher auf 3000, jetzt auf 2000 bestanden. Nach-
mittag begeben sich darauf Schwerin und Blas peil in die Versamm-
lung sämtlicher Interponenten , thcilen den Artikel wegen Abdankung der
Völker, wie Beverning ihn einzurichten begehrt, mit, es wird darüber
lange deliberiert, dann auch die Münsterschen hinzugemfen, endlich
nach 7 Uhr wird beschlossen, dass diese zwar hiervon nichts ver-
versprechen könnten, es sollte aber einer von ihnen zu dem Bischof reisen
nnd versuchen , ob sich derselbe dazu verstehen wollte. Alle bitten
Schwerin und Blaspeil, sie möchten am nächsten Tage noch vor Ab-
fahrt des Münsterschen bei Beverning versuchen, ob er nicht in Re-
spect des Kaisers und sämtlicher Interessenten iubetreff dieses Punktes
ein Temperament zulassen wollte, sie wollten sämtlich dem Staat ver-
sprechen, dass der Bischof nicht mehr Völker halten sollte. Hiervon wird
dem Kf. Relation abgestattet und er befiehlt, ein Schreiben an den Bi-
») S. ürk. o. Akt. II 8.400 f.
*) S. Urk. a. Akt. II S. 401 und Bevernings Relatioo vom 8. April
(Aitzema V S. 1022).
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Fried ensverhandlangen in Gleve. 717
schof mitzngebeD, worin derselbe ermahnt werde ; anf das Project ein«
zugehen.
8. April um 6 Uhr kommen Schwerin und Blaspeil tu Bever- 8. April.
ning and versuehen ihn znm Eingehen auf jenes Temperament eu bewegen,
aber vergeblich. Sie hinterbringen darauf den Münsterschen solche
Resolution, welche sehr bestürzt darüber sind, jedoch bei ihrer Meinung
bleiben, dass Wiedenbruck nach Münster sollte, es wird ihnen die Höx-
terische Sache recommendiert. um 8 Uhr wird dem Ef. Relation davon
gethan, bald darauf giebt derselbe den zwei Hannoverschen Abge-
sandten Grote und Hüge^ Audienz.
Nach des Münsterschen Abreise ist in den Traktaten nichts vor-
gefallen, 15. April kehrt derselbe wieder zurück, 16. April früh um 15. April.
7 Uhr haben er und Schmising Audienz beim Kf. und hinterbringen die 16. April.
Erklärung des Bischofs'); Ef. schickt darauf Schwerin und Blaspeil
zunächst zu ihnen, sie wiederholen denselben gegenüber die bei Kf. abgelegte
Proposition und machen noch einige andere Erinnerungen. Dann begeben
sich Schw. und Bl. zu Bever uing und bringen ihm die Temperamenta
der Münsterschen vor^, dass entweder der Bischof so und so viel Volk
abdanken, oder dass derselbe gegen den Kaiser und alle Kur« und Fürsten,
welche sich interponierten , schriftlich erklären sollte, er wollte nicht mehr
Volk halten, als die benannte Zahl mit sich brächte, und dass dieselben
solches dem Staat wieder versichern könnten. Beverning aber schlägt
alle Temperamenta rotunde ab und betheuert, wenn es nicht bei dem Auf-
satz bliebe, müsse er sofort Abschied nehmen. Schw. und Bl. begeben
sich darauf zu dem Kaiserlichen Gesandten, wo sie auch die übrigen
Gesandten, auch die Münsterschen finden, theilen ihnen alles mit und
bitten, weil es nur auf eine Formalität ankomme, so möchte der Bischof,
nachdem er schon soweit gegangen, sich auch hierunter begreifen. Die
Münsterschen nehmen einen Abtritt und erklären dann, sie wollten es
den sämtlichen Mediatoren in die Hände stellen; diese machen endlich ein
Project, worin die Worte gesetzt werden: „weil der Bischof nrtheile, dass
er mit so vielem Volk ausreichen könne, so verspreche er, dass er nicht
mehr halten wolle. ^ Nachmittag lässt Kf. Beverning zu sich rufen, mit
dem auch 11. Amerung kommt, und redet mit ihnen von diesem Project,
bringt es aber nicht weiter, als dass statt Dominus episcopus Domini me-
>) S. oben S. 710.
^ Sie überbringen zugleich ein Schreiben des Bischofs an Kf. (d. Münster
12. April 1666), in welchem derselbe erklart, dass er im übrigen die vorgeschla-
genen Bedingungen anoebmen wolle, nur darauf, dass ihm wegen Besetiang sei-
ner Qaroisonen Ziel und Mass gesetzt und sogar in der Zahl prascribiert wer-
den solle, könne er nicht eingehen, und er bittet Kf., „diese nachtheiiige Re-
schwernns ans dem Wege zu räumen*'.
^ S. Aitzema V S. 1022, wo jedoch diese Verhandlungen ungenau dar-
gestellt sind.
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718 11* I^^r MuDStersebe Krieg.
diatores gesetzt werden. Schw. und BI. berichten darauf davon den an-
deren Gesandten und diese erklären endlich, damit zufrieden sein zu wollen,
bitten aber, Beverning zuzureden, dass auch des Bischofs ged^ht werde,
doch geht dieser nicht darauf ein.
n.April. 17. April früh um 7 Uhr kommt der Lüneburgisch-Zellische
(gesandte') zn Schwerin und bittet, weil die Sachen abgethan, so möchte
man auch seines Herrn Interessen, insonderheit wegen der Stadt Höxter,
in .Acht nehmen, bald darauf kommt auch Beyerning und geht, was er
Tags vorher difficultiert, ein, dass post verba Domini mediatorea jadicaut
auch D. episcopns gesetzt werde, welches dann sofort den übrigen Ge-
sandten zn wissen gethan wird, Blaspeil begiebt sich dann zu den
Münsterschen und geht mit ihnen die Erinnerungen, welche Beverning
am vorigen Tage gemacht, durch.
Der Kaiserliche Gesandte kommt zu Schwerin und macht DifS-
cultäten'), dass der französische Gesandte namens seines Könige den
Tractat mit unterzeichnen sollte, weil derselbe nichts bei der Sache gethan,
redet weiter de ordine der Unterschreibnng und verlangt auch, dass der
Lüneb.*Zellische erklären möchte, dass sie abdanken wollten. Darauf
kommt auch der französische Gesandte zu Schw. und erinnert einiges
bei dem Aufsatz. Der Kf., nachdem ihm Schw. von allem Relation gethan.
lässt dem Kaiserlichen remonstrieren, dass man den König von Frank-
reich wegen der Mediation nnd Subscription nicht ausschliessen könnte,
weil derselbe sowohl im Haag als auch hier das Werk mit befördert, dazu
stände dem Staat als Principalen frei, zu Mediatoren zn gebrauchen, wen
sie wollten. Am Abend kommt de Goes zum Kf. und doliert noch ein-
mal deswegen, Kf. aber redet ihm zu und verspricht, wenn ihm desfalls
vom Kaiser verwiesen werden sollte, ihn zu vertreten.
IB.April. 13- April*) morgens haben Schwerin nnd Blaspeil das neo ab-
geschriebene Project collationiert, und weil der Kaiserliche Gesandte
hingekommen nnd wegen der Ordnung der Unterschreibung mit ihnen ge-
redet, haben sie ihm 2 Exemplare zugestellt. Abends kommt de Goes
znm Kf. und berichtet, dass die Fürstlichen sich weigerten, mehr als einen
') L. Müller.
O Vgl. Aitzema V S. 1031.
^ Die Münsterschen Gesandten melden dem Bischof an diesem Tage,
sie könnten noch nichts Schliessliches berichten, da fast 'täglich in den Ver-
handlungen nene Veränderungen vorfielen. Es sei verglichen worden, dass die
Ratification innerhalb 14 Tagen nach der Unterzeicbnnng des Friedens und die
Ezauctoration 15 Tage nach der Ratification erfolgen solle, inbetreff der Gar-
nisonen sei durch sonderliche Dezterität für den Bischof die Zahl 3000 nnd das
jadicinm necessitatis erwirkt worden, im übrigen hätten die in dem Project be-
findlichen Punkte propter morosam ipsias Beverningh contradictionem fast un-
verändert bleiben müssen. Da die Unterzeichnnng hente oder morgen stattfinden
werde und die leidige Gontagion auch hier einreisse, so bitten sie um die nö
thigen Geldmittel, um bald abreisen zn können.
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FriedeDSverhandlaogeD in Gleve. 719
Ton jedem Earfursten vor sich schreiben za la^ssen, Kf. aber antwortet,
dasR er in solcher Sache kein Temperament zulassen würde.
19. April. Kf. schickt zu den Holländischen und Münster- 19. April,
sehen Gesandten und lässt sie auffordern, hinanfzuicommen und in seiner
Gegenwart zu unterschreiben, ludessen hat sieh der Lüneb.-Zelli sehe
angegeben und begehrt , dass ehe die Snbscription geschehe, auch ihre
Sache abgethan werden möchte. Schw. und Bl. haben demnach bald
mit den Münsterschen bald mit den Lüneburgischen aus der Sache
geredet und ist endlich ein Project^) beliebt worden. Hierauf wird das
Instrumentum publice durch den Notar Sturm verlesen, und weil H. Be-
verning in Art 4 die Worte post praedictum diem für hineingeschoben
gehalten und sich nicht erinnern wollen, dass solche mit seinem Belieben
hineingesetzt, so hat der Bogen wieder umgeschrieben werden müssen,
darauf sie dann allerseits unterschrieben'), zugleich haben auch die Mün-
0 Nachdem die Herzoge Georg Wilhelm uod Ernst Aogost orsprÜDg-
lich sehr weit gehende Forderungen wegen von dem Bisehof zu leistender Sa-
tisfaction und Fried ensbürgschaft gestellt, damit aber abgewiesen worden waren
(8. Röcber I S. 453. 670 ff.) , hatte ihr Vertreter L. Möller am 1. April und
dann wiederum am 15. April beantragt, dass auch folgende 3 Punkte in dem
Friedensschluss bedangen würden: 1) wegen Höxter, 2) wegen friedlichen Aus-
f^leichs der Streitigkeiten, 3) Empfehlung der Interessen des Grafen Waldeck.
In dem zwischen den Münsterschen und Braunschweigischen Gesandten verein-
barten, auch am 8./18. April unterzeichneten Recess (Aitzema V S. 1029; s.
A Ipen I S. 735), wird abgemacht: 1) jetzige oder spätere Streitigkeiten zwischen
dem Stift Münster und dem Braunschweigischen Hause oder dem Stift
Osnabrück sollen nur auf gütlichem oder rechtlichem Wege ausgemacht
werden, 2) die Stadt Höxter yerspricht der Bischof in politicis und ecclesiasti-
cis in den Stand, in welchen sie durch das Instr. Pacis und den Arctior modus
exequendi gesetzt ist, zu restituieren. Die Münsterschen erklären ferner, dass
sie verlangt haben, dass die brannschw. Herzoge ihre Truppen abdanken sollten,
der Cellisohe, dass er zwar deswegen keine Instruction habe, aber nicht zweifle,
es würde bei seinen Herren Principalen solche Meinung haben. Die Herzoge
Georg Wilhelm und Ernst August aber erklärten (d. Hoya 19./29. April
W£) diesen Recess für unzureichend und verweigerten dessen Ratification.
^) Dass die Münsterschen sich zum Abschluas verstanden, geschah eigent-
lich gegen den Willen des Bischofs, welcher durch die Ankunft des englischen
Gesandten Temple (s. u.) wieder schwankend gemacht sie am 19. April an-
wies, es dahin zu bringen, dass der Scblnss bis zu dessen Ankunft in Cleve
verschoben, und dass dort auch zugleich Unterhandlungen zwischen England
und Holland angeknüpft würden. Die Gesandten erwidern darauf, 20. April,
es werde zu spät sein, dass Temple herkomme, da schon gestern die Unter-
zeichnung stattgefunden habe. An demselben Tage aber schreibt ihnen der
Bischof, auch der Konig von England müsse zur Garantie mit hinzugezogen
werden, er hoffe, dass sie die Sache im vorigen Stand erhalten hätten, um so
mehr, da er sich ratione teroporis ratificationis et exauctorationis noch nicht
erklärt hätte, falls es aber doch schon zum Scblnss gekommen sei, sollten sie
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720 ^1* ^^r MuDSterscbe Krieg.
ster- and Lünebargischen das unter ihnen beliebte Project nnter-
schrieben nnd 'haben sich darauf allerseits gratuliert, Kf. hat sie Eur Tafel
bei sich behalten. Nachmittags erhebt der Kaiserliche weitere Remon-
strationen wegen der bei der Unterschreibnng einzuhaltenden Reihenfolge,
wird aber Tom Kf. abgewiesen.
20. April. 20. April vollzieht auch der Kaiserliche, nachdem er noch einige
Schwierigkeiten gemacht, und ebenso die Fürstlichen Gesandten die Unter-
schrift.
Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. CleflF
22. April 1666.
[Ankunft Teoiples, Binschliessang Englands in den Friedenstraktat, Kf. ist be-
reit, die Anknüpfung von Unterhandlungen Ewiscben England und Holland
2U befordern.j
22. April. Er hat heute von den Abgesandten des Bischofs erfahren, dass ein
englischer Gesandter*) sich bei demselben eingefunden, um an den
Traktaten Theil zu nehmen, zugleich auch um wegen des Friedens zwischen
England und Holland zu verhandeln. Da der Friede inzwischen schon
zum Schluss gebracht und keine Möglichkeit gewesen ist, die Traktaten
länger zu trainieren, so muss es schon bei dem nicht ohne grosse nnd be-
schwerliche Mühe eingerichteten Traktat sein Bewenden haben, weil aber
in demselben ausdrücklich vorbehalten ist, dass diejenigen, welche sich inner-
mit der Subscription oder Commutation einhalten oder auf Wege sinnen, wie
der englische Gesandte mit zu der Ratification gezogen werden könne, nnd er
erneuert am 21. April diesen Befehl nnd das Verlangen, dass dort auch Friedens-
verbandlangen mit England angebahnt wurden, die Gesandten antworten aber
am 21. April, weder Beverning noch alle anderen ministri hatten glauben
wollen, dass es England Ernst sei, hier zu tractieren, auch Rf. halte es fär eine
englische feinte und meine, die englischen Sachen seien so schwer, dass sie sich
nicht so bald würden erledigen lassen und dadurch der Miinstersche Frieden
nicht dürfe anfgehalten werden. Sie hätten zum änssersten aufgehalten, obwohl
alle sie pressiert hätten, wofern sie aber noch einen Tag langer gezaudert, so
wäre die Sache zur Ruptur gekommen, ihre Hauptinstrnction aber wäre gewesen,
es dazu nicht kommen zu lassen. Der vom 8./1H. April datierte Friedensver-
trag ist gedruckt Aitzema VS. 1023ff., Alpen I S. 724 ff., Londorp IXS.43lff.,
Dumont VI 3 8. 106 ff. Kf. richtet (d. Gleve 9./19. April 1666) ein Gläckwunsch-
schreiben an den Bischof, worin er demselben dankt, dass er mit Hintansetzung
seiner Farticularinteressen die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit solchergestalt
habe befördern wollen.
^) William Tempi e. Ueber diese Sendung desselben, welche den Zweck
hatte, den Bischof vom Abschlnss des Friedens abzuhalten, s. Tempi es Bericht
an seinen Vater vom 10. Mai 1666 nnd dessen weitere Correspondenz bei Wiens
S. 128 ff., s. anch Alpen I S. 721 ff.
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W. T«mple ia Münster. 721
halb 3 Monaten nach dem Schlass angeben möchten, in diesen Frieden mit
comprehendiert werden sollten, so steht dem Bischof frei, ratione inclasionis
et gnarantiae nach Anweisung des Traktats za resoWieren, was ihm ge-
fällig und er seinem Interesse gemäss erachtet. Kf. ist erfrent, dass der
englische Gesandte Inclination bezeuge, wegen des Friedens zwischen Eng-
land und den Vereinigten Niederlanden tu handeln, zumal da auch Be-
verning ihm versichert hat; dass der Staat nichts höher wünsche, als
Occasion zu finden, um wegen dieses Friedens mit den Englischen zu
conferieren. Wenn der englische Abgeordnete dazu beordert wäre, würde
es sich nicht übel schicken, dass bei Auswechslung der Ratificationen an
diesem Ort davon geredet würde, Kf. will dann die Staaten ersuchen, dazu
jemand hieher zu schicken. Er sendet für Temple einen Fass und er-
bietet sich, zu einem so heilsamen Werk alle möglichen Officia anzuwenden
und jemand der Seinigen deswegen nach Englapd abzuschicken.
Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cleff
25. April 1666.
[Erklärung der Holländer. Bitte um nähere Nachricht über die Aufträge des
eoglischen Gesandten.]
Er hat aus dem Haag, wohin er Nachricht von der Ankunft Temple's25. April,
gegeben, die Antwort erhalten, dass der Staat mit Frankreich und D&ne*
mark so fest verbunden wäre, dass ihnen keine Proposition oder Ouvertüre
wegen des Friedens geschehen könnte, die nicht zugleich an diese Kronen
und deren ministros gebracht werden müsste, sie haben daher begehrt, er
möchte, was desfalls an ihn komme, nicht allein dem Staat, sondern auch
den bei ihm befindlichen ministris dieser Kronen mittheilen. Er bittet um
Nachricht, was etwa des Englischen Abgesandten Instruktion und Voll-
macht über dieses Werk sein möchte, er ist bereit, alle möglichen Officia
zu Beförderung der Sache ferner beizutragen.
Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Kurfürsten.
D. Münster 26. April 1666.
[Der englische Gesandte hat zu Unterhaodiangen mit Holland keine Vollmacht.]
Mit dem Friedenswerk muss es sein Bewenden haben. Er hat zwar 26. April,
gehofft, es dahin zu bringen, dass, wenn der englische Plenipotentiarius
dazu gekommen wäre, auch die Handlung zwischen England und Hol*
1 a n d auf den Gang gebracht werden würde ; derselbe hat aber dazu keine
schriftliche Vollmacht gehabt. Er ersucht Kf., wenn derselbe jemand dieses
Friedens halber nach England schicke, solches nicht allegieren zu lassen,
damit der Gesandte deswegen nicht in ungleichen Verdacht komme.
Ifator. s. GMcb. d. 0. Kurfantoo. XJ. 46
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722 11* I>«r Mönstersche Krieg.
Kurfttret Maximilian Henrich von Oöln an den Korflirsten.
D. mttich 18. April 1666.
[Klagen über die BeiästiguDg seiner Lande darch den Durehmaraeh der Trappen
de« Kr. und aber des Kf. drohende Aensaerangen.]
18. April. Sowohl in dem polnischen und dänischen Kriege als aach bei
anderen nach getroffenem tentschen allgemeinen Frieden vorgewesenen
Unrnben, auch in dem jüngsten Münsterschen Kriege sind seine Stifter
und Lande dnrch den Durchmarsch der Truppen des Kf. über alle Massen
hart bedrängt und beschwert und in denselben so verfahren worden, als
wären er und seine Lande dem Kf. ganz und gar untergeben. Ferner hat,
wie ihm sein Abgeordneter Buschmann berichtet, Kf. es sehr hoch em-
pfunden, dass einige von Ihm zu Brilon zu giessen besteilte eiserne Stücke
dnrch seinen Landdrosten zu Westphalen, Freih. v. Landsberg, aufge-
halten und nicht abgefolgt worden sind, nnd hat geäussert, er sei mit solcher
Macht derends versehen, dass er solche Stücke, wenn er kein Absehen
auf K.Cöln trüge, mit genügsamer Sicherheit wohl abholen lassen könnte.
Nun wissen wir nit, wie wir umb Ew. Ld. solche harte Reden
und Betrohungen '(die wir ron denjenigen, was sonsten gegen die
Unserige bei dieser Glevischen Handlung vergangen, nichts anziehen
wollen) verdienet, — dass wir aber dergleichen unbilliches Verfahren
und Eigenthätlichkeit von Dero Officieren, welche (wie vorgeben wird)
in Ew. Ld. Landen sich die Quartiere abkaufen lassen und selbige
in den unserigen gewaltsamblich genohmen, werden Ew. Ld. hoffent-
lich so .wenig gutheissen, als wir dasselbe dergestalt ferner gestatten
können, und wollen wir uns nit versehen, dass aus unserm territorio
einige Waffen und andere Kriegsnoth wendigkeiten, ohne dass bei
uns vorhero darumb einige Ansuchung geschehen, mit Gewalt sollen
abgeholet werden, welches wir zwarn anjetzo, da Ew. Ld. mit mehrer
Mannschafft und anderen Mittelen versehen, geschehen lassen müssen,
es wird uns aber nit zum zweiten Mal widerfahren, sondern seind
wir solcher Freund und Alliirten versichert, dass wir uns und un-
sere Landen zuversichtlich wohl werden flir unbillichen Gewalt
schützen können.
Nähere Auseinandersetzung, wie es sich mit den eisernen Stücken
verhalte.
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B««chwerd«o K.CöIdb. 723
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleff
29. April 1666.
[auf das Schreiben yom 18. April. Zaräckweisnng der Vorwarfe, Klage über
Färstenbergs Verbalten bei den FriedeDSverhaadlaDgen.]
Er hatte gehofft, dass E.Cöln eich mit ihm über den glücklichen 29. April.
Soccess der Münsterschen Handlung freuen nnd ihm für seine Bemühungen
dabei danken würde, statt dessen hat er von ihm ein so hartes und mit
Dnleidlichen Reprochen nnd nachdenklichen Betrauungen angefülltes Schrei«
ben empfangen, dass, wenn er nicht versichert wäre, dass dasselbe nicht
von dem Kurfürsten selbst, sondern von solchen Leuten herrührte, die schon
längst gesucht, die zwischen ihnen beiden bisher gepflegte Freundschaft
zu schwächen, er es gegen seine Posterität für unverantwortlich hielte,
dergleichen scharfe Beschuldigungen auf sich sitzen zu lassen und ein
solches Schreiben, zn dem er gar keine Veranlassung gegeben, an sich zu
halten.
Was die Durchmärsche anbetrifft, so weiss E.Cöln, dass er so viel
Eriegsvölker ans seinen Kurlanden hieher nicht aus Lust oder Eitelkeit,
sondern zu Beförderung des Friedens und Sicherheit des Kreises kommen
zu lassen wider seinen Willen und mit seiner höchsten Ungelegenheit ge-
zwungen worden sei, er hat denselben einen Monat Sold mit auf den
Marsch gegeben und ihnen befohlen, scharfe Disclplin zu halten, er hat
sich auch schon unlängst gegen K.Cöln erboten, den etwa von denselben
verursachten Schaden zu ersetzen. Er hofft, K.Cöln werde von ihm nicht
mehr prätendieren nnd keineswegs gutheissen, dass man nicht allein was
in dem polnischen und dänischen Kriege passiert, wieder hervorsuchen,
sondern ihm auch fast schimpflich aufrucken wolle, dass seine Officiere
sich von seinen Landen die Quartiere abkaufen Hessen, solches würde er
den Seinigen keineswegs gestatten, sondern, wenn er das geringste davon
erfahren sollte, es mit allem Ernst bestrafen.
Dass V. Landsberg die von ihm gekauften Stücke nicht wolle ab-
folgen lassen, darüber hat er sich bei Buschmann beklagt und durch
denselben K.Cöln bitten lassen, an jenen wegen Fassierung der Stücke
Ordre ergehen zu lassen.
Wir haben auch bei gedachtem Gantziem Buschmann eine
solche Aufrichtigkeit und Bescheidenheit verspürt, dass wir uns wohl
Tersichert halten, er werde nichts referirt haben, was zu Störung
derer zwischen E, L. und uns alzeit gepflogenen Freundschaft An-
lasB geben könnte, und werden E. L. uns hiebei zutrauen, dass wir
noch die Bescheidenheit gegen E. L. als unsern Mitchurfürsten hier-
unter gebrauchen würden, die wir wohl gegen weit geringere zu ge-
brauchen ge wohnet, und wie wir uns hiebei keiner geführten harten
46*
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724 n. Der MunsterBche Krie^?.
Reden erinDern, also können wir hiegegen E. L. nicht bergen, dass
wir dergleichen bedrohliche Worte, als uns dieser Stücke halber
zugeschrieben und welche wir einzig und allein des Goncepts Angeber
Unbesonnenheit und unzeitigen Passionen gegen uns, nicht aber E. L.
zuschreiben, nicht zum zweiten Male gewärtig sein wollen. E. L.
wissen, dass wir — zu verschiedenen Malen mit Ghronen und mäch-
tigen Potentaten in offenbare Kriege impliciret worden, wir haben
aber dabei alzeit unsere Reputation zu mainteniren wissen und uns
Ton niemandts zu nahe treten lassen.
Endlich können wir uns nicht besinnen, was doch sonsten gegen
E. L. Gesandte allhier fürgegangen sein möge, welches sie zu em-
pfinden oder davon E. L. so ungleiche Rapporten zu thun Ursach ge-
habt haben sollten, anerwogen wir dieselbe mit aller Civilität und
guten Bezeigung in Respect E. L. alhie, soviel die schlechte Gelegen-
heit dieses Orts zugeben wollen, empfangen und tractiren lassen, wie
sie dann uns auch desfalls . höflich bedanket und das geringste Mes-
contentement darüber nicht bezeuget, es möchte denn sein, dass man
sich vielleicht besorget, wir möchten E. L. hinterbringen, dass man *)
wider E. L. uns wohl bekannte Intention das Friedenswerk lieber
schwerer machen denn zum Schluss befördern wollen, gestalt man
öffters mehr Mühe mit ein Theils mediatorum als den Principalen
selbst gehabt. Wir können nunmehr auch nicht umhin, welches wir
sonst gerne dissimuliret hätten, E. L. zu berichten, dass der Graf
V. Fürstenberg sich zuweilen sehr fremd und der zwischen E. L.
und uns gepflogenen vertraulichen Freundschaft ganz nicht gemäss
bezeiget, ja uns gar mit E. L. Kriegsvölkern (ausser allem Zweifel
ohne Dero Vorbewust und wider Dero Befehl) zu bedrohen sich nicht
gescheuet, dass wir nun demselben darauf aus einem rechtmässigen
Eifer etwas hart geantwortet haben mögen, solches werden E. L. uns
hoffentlich nicht übel deuten, sondern vielmehr besagtem Grafen der-
gleichen Discurse und Bedrohungen ernstlich verweisen — leben der
Zuversicht, E. L. werden diejenigen, welche auf diese Weise E. L.
und uns in Misshelligkeiten und Irrungen zu bringen sich unterfangen,
mit gebührendem Ernst ansehen und von uns keine widrige Impres-
sion fassen, sondern sich vielmehr unserer beständigen Affection
versichern, und verlangen wir davon bei Zeigern dieses, unseren Edel-
^} S. die AeasseruDgeD des Kf. über FürsteDberg za Colbert Urk. u.
Akt. II S. 891.
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Beschwerden des Kf. über Farstenberg. 725
mann Christian Hempo v. Eimbeck, gewisse Nachricht und Ant-
wort zu empfangen, damit wir daraus, wie wir es mit einem so
scharfen Schreiben zu halten, vernehmen und uns darnach zu achten
haben mögen. —
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Kurfürsten,
D. Lüttich 5. Mai 1666.
[auf das Schreibeo vom 29. April. Rechtfertigung Furstenbergs.]
Er wünscht mit Kf. in der bisherigen Frenodscbaft und Correspondeoz 5. Mai.
ferner zu leben; allerdings sind seine Lande darch die Durchmärsche der
Truppen des Kf. sehr beschwert worden, nnd wenn auch Feldmarschall
y. Sparr bei der letzten Darchfühmng gute Ordnung gehalten, so sind
dadurch doch viele Uogelegenheiten entstanden, welche er jedoch nicht so
hoch anziehen will.
Was sonsten unsern zu E. L. abgeordnet gewesenen v. Für-
stenberg anbelangt, ob sollte sich derselbe einiger Bedrohungen
haben vernehmen lassen , haben wir aus dessen erstatteter Relation
nicht verstanden, sonsten aber wohl, dass seine einesmal gefahrte
Discursen etwas Übel auf- und angenommen und anders, als sie ge-
meinet gewesen, ausgedeutet, dass nun ihm imputirt und verwiesen
werden wolle, als hätte er vor anderen einige Erinnerungen einge-
wendet, dasselbe ist ihm nicht zu verübeln, weiln er in seiner In-
struction ausdrücklich gehabt, sich äusserst mit dahin zu bearbeiten,
dass der Friede je bälder je besser geschlossen werden möchte, bei
welcher Occasion dem einen Theil sowohl als dem anderen zuge-
sprochen und solche conditiones vorgeschlagen werden müssen, welche
beiderseits acceptirt und eingangen werden können.
Die zu Brilon gegossenen und angehaltenen eisernen Stücke anlangend,
glaubt er nicht, dass dies eine Sache wäre, die za Schwächung ihrer Freund-
schaft Ursache sein solle ; er will, wenn Kf. es wünsche, demselben alle vor-
handenen Stücke abfolgen lassen.
Im übrigen seind wir gesichert, dass von unseren Ministris keiner
sei, der das zwischen E. L. und uns bis dahin gepflogene gute Ver-
trauen zu schwächen suche, sondern vielmehr ein jeder dasselbe er-
halten und fortpflanzen zu helfen sich angelegen sein lasse, und
wollen E. L. uns sicherlich glauben, dass wir solches so wenig den
unserigen als anderen gestatten und nachgeben werden.
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726 1^- ^^^ Miiostersche Krieg.
Franz Egon [v. Fürstenberg, Bischof von Strassburg] an
V. Canstein. D. Lüttieh 5. Mai 1666.
[Beohtfertignng de« Sohreibeos K.GoIns, begütigende Brklärangen.]
5. Mai. Ich habe wohl besorget, es würde etwa das von hiesigen H.
Gburf. Dchl. an seinen gg. Churf. abgelassene Schreiben anders, als
die Intention gewesen, ausgedeutet werden, indem man diesorts nie-
malen gesinnet gewesen, dasigen H. Churf. im geringsten zu offendiren
oder zu bedrohen, sondern hat obgedachte S. L. gleichwohl auch
nicht vorbeigehen können zu remonstriren, ob man sich schon dies-
orts, sowohl bei der Durchmarche als andern Begebenheiten, die
freundvetter- und brüderliche Correspondenz und Freundschaft zu unter-
halten so bereit als willig jederzeit erzeiget, dennoch aber wegen
einer so geringen Sach als die eiserne Stück des Herrn Ghurflirsten
zu Brandenburg 6n. sich gegen den Ghur-Göllnischen Gantzier Busch-
man mit diesen formalibus seinem Bericht nach gar empfindlich ver-
nehmen lassen, dass, wann sie nicht gegen vielged. S. L. gewisse
Reflexion machen und selbige in Consideration ziehen thäten, Macht
genug haben würden, gedachte Stück mit Sicherheit selbsten abholen
zu lassen, welches dann sowohl als auch was etwa gegen meinen
Bruder, Graf Wilhelm Egon einstmal in Discurs, so doch ein Miss-
verstand gewesen zu sein scheinet, vorgelaufen, ein solches verur-
sachet, dieser aber, wie ich demselben wohl versichern kann, als zum
glimpflichsten, jedoch darumb etwas referiren müssen, dass, wann
gleichwohl hiesigem Herrn Ghurfttrsten Ld. diesfals etwas vorkommt,
nicht ausgedeutet werde, als hätte er den schuldigen Respect gegen
dasigen Herrn Ghurfttrsten 6n. verloren oder aber zu einigem ressen-
timent Ursach gegeben. Ich will also meinesorts der trostlichen Hoff-
nung leben, dass höchstged. Herrn Ghurfttrsten Gn. sich versichert
halten werden, dass ich gewiss, wie demselben genugsamb bekannt,
nichts andersten suche, als zwischen Ghur- und Fürsten — gute Gor-
respondenz und aufrichtiges Vertrauen zu conserviren — verhoffe in
dem übrigen, es 'werde dasjenige, was etwa in beiden gegen ein-
ander gewechselten Schreiben vorgangen, weiters nicht gedacht,
sondern alles in Vergess gestellet, auch das gute höchstnötige Ver-
trauen — desto besser unterhalten werden, welches derselb sowohl
des Fürsten von Anhaldt Ld., als H. Graffen Schwerin und seinem
Goilega dem von Jena nebens meinem Respect — zu communiciren,
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Begütigende ErkläroogeD FürBtenbergs. 727
auch zu dergleichen guten Unterhaltung zu cooperiren sich belieben
lassen wolle. —
PS. '). Wollte Gott, dass alle Missverstandt so baldt als diese
beigelegt werden könnte. Das meiste, so hiesigen H. Ghurf&rst zu
Hertzen gangen, ist dieses, dass sie bis ahnhero so aufrichtig und mit
guttem Hertzen gegen S. D. den H. Guhrfürsten begegnet, und gleich-
wohl betreuen wollen, aus dero Landt eigengewaldts Gewehr abzu-
führen, und dan, dass die Officier ohnersucht Quartier in dero Landt
genommen, die Bediente nach ihren Belieben ein und andters beizu-
schaffen ordinirt und betreuet, sie nicht allein ubell zu tractiren, son-
dern auch etlich Tag liegen zu pleiben — dahe doch, wie der Veldt-
marsch, von Spar gethan, nicht ein Nachtlager zwischen des H.
Churf. zu Brandenburg und Ertzstift Colin zu bleiben nötig.
0 eigeohäadig.
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Abschnitt 12.
Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg.
1666.
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Einleitung.
Die zwischen dem Korfürsten Friedrich Wilhelm and dem Pfalzgrafen
von Neob arg seit dem Sommer 1663 begonnenen geheimen Verhandlangen ^)
über einen Erbvergleich, d. h. über eine definitive, anch für ihre Nach-
folger verbindliche Entscheidang sowohl der Besitzverhältnisse in den Jü-
lich-clevischen Landen als anch der sonstigen zwischen ihnen streitigen
Punkte, der kirchlichen Verhältnisse in jenen Landen nnd des Direc-
torinms im westfälischen Kreise, waren auch noch zu Anfang des Jahres
1665 neben den damals offen unter Vermittelang des Bischofs von Münster
über jene beiden letzten Punkte geführten Verhandlangen fortgesetzt worden,
hatten aber seit dem Sommer jenes Jahres, nachdem der Kurfürst sich ver-
anlasst gesehen hatte, seine ursprünglich schon ertheilte Ratification der
Dorstenschen Verträge wieder zurückzuziehen, einen Stillstand erfahren.
Doch hat der Kurfürst, nachdem er infolge des ausgebrochenen Münster-
Bchen Krieges Mitte November sich selbst nach Cleve begeben hatte, die-
selben sehr bald wieder aufgenommen. Als er £nde November seinen
Hofrath v. Schöning an den Kurfürsten von Göln und an den Pfalz-
grafen von Neu bürg absandte'), um dieselben zu bewegen, seine Friedens-
bemühungen bei dem Bischof von Münster zu unterstützen, beauftragte
er denselben auch dem Pfalzgrafen anzuzeigen, dass er seine Reise nach
Cleve auch in der Hoffnung und Absicht angetreten hätte, die zwischen
ihnen vorher geführten Unterhandlungen zum Abschluss zu bringen, und die
entgegenkommende Weise, in welcher sich jener sowohl gegen v. Schöning
als auch nachher gegen den Prior Adolf Borck von Werden, welcher
schon früher als Unterhändler zwischen ihnen beiden gedient hatte, erklärte,
veranlasste ihn Anfang Januar 1666 Blaspeil, welcher früher jene geheimen
Verhandlungen mit dem Pfalzgrafen geführt hatte, zu demselben zu schicken
und eine neue Anknüpfung zu versuchen. Seitdem beginnen die Verhand-
0 S, oben 8. 495 ff.
^ S. oben S. 668.
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732 12. Der Erbvergleich mit Pfals-Neaburg.
langen, welche in der Hauptsache im September mit dem Abschlass des
Erbvergleichs nnd einer Reihe von Nebenverträgen ihr Ende erreicht, über
einen Punkt aber, über die Abtretung von Ravenstein, noch bis Ende
November desselben Jahres fortgesetzt worden sind.
Obwohl, wie ganz deutlich ersichtlich ist, sowohl der Kurfürst als auch
der Pfalzgraf, welcher wnsste, dass nur im Falle es zu einer Verständigung
zwischen ihnen über jene Punkte käme, der erstere sich zur Unterstützung
seiner auf die Erwerbung der polnischen Krone gerichteten Absichten ver-
stehen würde, aufrichtig eine solche Verständigung gewünscht haben, so hat es
doch viele Mühe erfordert, eine solche zu Stande zu bringen. Allerdings
ist von den drei früheren Streitpunkten der eine, die Frage wegen des
Directoriums im westfälischen Kreise, weggefallen, da auch der Pfalzgraf
bereit war, es bei den darauf bezüglichen Bestimmungen des Dorstenschen
Vertrages, durch welche die Forderungen des Kurfürsten befriedigt worden
waren, zu belassen, und auch in der Territorialfrage hat man beiderseits an
der durch die früheren Verhandlungen gelegten Grundlage einer Ver-
ständigung festgehalten, indem der Kurfürst den früher erhobenen Anspruch
auf eine grössere Landerwerbung fallen gelassen, der Pfalzgraf aber sich
bereit erklärt hatte, demselben für die Unterstützung seiner Throncandidatur in
Polen und eventuelle Leistung militärischer Hülfe eine kleinere Landabtretung
(Ravenstein und Reekliughausen) zuzugestehen, so dass es sich hier
nur um die nähere Feststellung der Bedingungen, unter welchen eine solche
Abtretung erfolgen sollte, gehandelt hat. Um so grössere Schwierigkeiten
aber bereitete die kirchliche Frage, da der Kurfürst, nachdem von Seiten der
Stände und der evangelischen Geistlichkeit in seinen rheinisch- westfälischen
Landen so lauter Protest gegen das in dem Dorstenschen Vertrage festgesetzte
Normaljahr 1624 erhoben worden war und er sich überzeugt hatte, dass,
wenn an demselben festgehalten würde, seine evangelischen Glaubensgenossen
entschieden benachtheiligt sein würden, bestrebt war, jetzt für dieselben
günstigere Bestimmungen zu erwirken, der Pfalzgraf aber in seinem ka-
tholischen Eifer und unter dem Eiufluss seiner geistlichen Umgebung sich
auf das heftigste dagegen gesträubt und sich nur mit der grössten Mühe zu
gewissen Zageständnissen hat bewegen lassen.
Der äussere Verlauf der Verhandlungen ist folgender gewesen. Die Sendung
Blaspeil s an den Hof des Pfalzgrafen nach Düsseldorf (Januar 1666*) hatte
den Erfolg, dass dort verabredet wurde'), es sollte zur Perfectionierung des
Erbvergleichs eine Zusammenkunft in Xanten gehalten und zu derselben auch
die schon früher in Aussicht genommenen Mediatoren (Frankreich und der Bi-
schof von Münster) eingeladen werden, vorläufig aber weitere vorbereitende
Verhandlungen zwischen Räthen beider Fürsten zu Kloster Camp stattfinden.
^) Das Greditiv des Ef. für denselbeo ist Cleve 7. Januar, das Recreditiv
des Pfalzgrafen Dösseldorf 11. Januar 1666 datiert.
0 Greditiv des Kf. für Blaspeil und Meinders d. Gleve 26. Febr. 1666.
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Einleitang. 733
Dort haben auch wirklich^) (Ende Februar) Conferenzen stattgefunden, zu
denen von selten des Kurfürsten Blaspeil und Meinders deputiert waren,
über die dort geführten Verhandlungen aber besitzen wir keine Nachrichten.
Zu derselben Zeit (Ende Februar) verlangte der Kurfürst von der Clevischen
Regierung schleunigen Bericht darüber, wie die Kirchen- und Keligions-
Sachen in den Clevischen und angrenzenden Landen im Jahre 1624 be-
schaffen gewesen und ob den Evangelischen etwas abgehen oder zu nahe
geschehen würde, wenn die Sachen in solchen Stand, wie sie in jenem Jahre
gewesen, wieder gesetzt würden, welcher Befehl von ihm am 1. März wieder-
holt und am 3. März auch an das evangelische Consistorium für Ravensberg
in Bielefeld gerichtet wurde ^). Verhandlungen über diese kirchlichen Ange-
legenheiten haben dann Anfang April zwischen Blaspeil und Fried r. v.
Jena, als Bevollmächtigten des Kurfürsten, und dem Pfalzneuburgischen
Kanzler Gie 8 e stattgefunden'), aber auch über diese liegen keine weiteren
Nachrichten vor. Anfang Mai^) erschienen dann in Cleve als Bevollmächtigte
des Ffalzgrafen der Freiherr v. Winckelhausen, der Kanzler G i e s e und der
Vicekanzler Schnell mit dem Auftrage, die Verhandlungen über den Erb-
vergleich fortzusetzen, der Kurfürst deputierte dazu den Oberpräsidenten
v. Schwerin, Blaspeil und Meinders, man scheint zunächst aber nur
einen Punkt betreffend die von dem Kurfürsten dem Pfalzgrafen in der pol-
nischen Wahlangelegenheit zu leistende Unterstützung und die von jenem
dafür zu übernehmenden Gegenleistangen vorgenommen zu haben, es liegt
ein Pfalzneuburgisches, wahrscheinlich von den Gesandten mitgebrachtes
Project, in welchem von letzteren überhaupt kaum die Rede ist, und ein von
brandenburgischer Seite aufgestelltes Gegenproject vom 9. Mai vor, in wel-
chem als solche die Abtretung von Ravenstein und von Recklinghausen,
die erstere nach der Wahl, die letztere nach der Krönung des Pfatzgrafen
in Polen gefordert werden, mit diesem letzteren Project seheinen die Ge-
sandten des Pfalzgrafen zunächst zu ihrem Herren gereist und erst gegen
Ende des Monats nach Cleve zurückgekehrt zu sein, denn erst mit dem
25. Mai beginnt das Protokoll über die in dieser Angelegenheit abgehal-
teneu Conferenzen, welche bis zum 10. Juni fortgesetzt wurden und dahin
führten, dass an diesem Tage ein besonderer Vergleich über diesen Punkt
unterzeichnet wurde, mit welchem die Pfalzneuburgischen zunächst wieder
zu ihrem Herren zurückkehrten. Doch trafen sie schon nach wenigen Tagen
wieder in Cleve ein, 19. Juni wurden die Verhandlungen wieder eröffnet,
am folgenden Tage wurden die von beiden Fürsten über jenen Vergleich
') S. oben S. 692.
>) Lehmann I S. 185 n. 76.
^ Geb.rathsprotokoU 1. April 1666: ,Fiat Commissoriaie an ü. C. v. Jena
und H. Blaspieln io puncto religioois mit dem H. Cantzler Giese zu cou-
feriren "
M Die Creditive beider Fürsten für ihre Bevollmächtigten sind vom 2. Mai
ausgestellt.
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734 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Nenborg.
aosgestelltenRatificatioDfiQrknnden aosgeweebselt and daraaf worden die weite-
ren Verhandlungen über die Regelung der kircbliehen Angelegenheiten be-
gonnen'), zu welchen der Kurfürst seinen Hofmarschall ▼. Ganstein and die
Clevischen Regiemngsräthe Ising, Ernst und Wüsthaas deputierte >). Die-
selben haben, nachdem sie längere Zeit hindurch fortgeführt waren, damit ge-
endigt, dass der Kurfürst') am 14. Jali den Pfalzneaburgiseben Gesandten ein
von seiner Seite entworfenes Vertragsproject zustellen Hess, nach welchem der
Pfalzgraf seinen evangelischen Unterthanen ausser an denjenigen Orten, an
welchen sie im Jahre 1624 öffentlich ihren Gottesdienst ausgeübt hatten, dieses
auch noch an einigen anderen Orten gestatten sollte. Mit diesem Project kehrten
die Gesandten des Pfalzgrafen zu demselben zurück, wenige Tage darauf
aber schickte der Kurfürst Mein ders*) zu diesem, um sowohl die polnische
Angelegenheit weiter mit ihm zu besprechen als auch in ihn zu dringen,
jenes Project wegen der Religionssache anzunehmen, und demselben ist es
wirklich in zweitägigen Verhandlungen (24. und 25. Juli) gelungen, nach-
dem der Pfalgraf sich anfangs auf das heftigste dagegen gesträubt hatte,
denselben zu der Zusage zu bewegen, denjenigen seiner eTangelischen Un-
terthanen, welche 3—4 Stunden von einem Orte, wo öffentlicher Gottesdienst
stattfinden dürfe, entfernt wohnten, die Abhaltung desselben an einem
anderen bequem gelegenen Orte zu gestatten. Unmittelbar darauf schickte
der Pfalzgraf jene drei Bevollmächtigten wieder nach Gleve mit einem
neuen Entwnrf eines Vergleichs über die kirchlichen Fragen, welcher in
Form eines Nebenrecesses zu dem Erb vergleich abgefasst war*), derselbe
entsprach aber jener Zusage und den Wünschen des Kurfürsten nicht, die
Verhandinngen zogen sich wieder in die Länge und Mitte August reisten
die Pfalznenburgischen, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre,
wieder von Cleve ab. Da schickte der Kurfürst wieder seinerseits Schwe-
rin und Blaspeil*) mit einem neuen Vertragsproject zn dem Pfalzgrafeu,
und diesen gelang es mit vieler Mühe denselben zu dem Zugeständnis zu
bewegen, er wollte in seinen Landen den Evangelischen noch an sechs von
^) Rf. hatte inzwischen (d. Cleve 24. Mai 1666) noch einmal ein Gatachten
der Clevischen Reglemog darüber eingefordert (Lehmann I S. 186 n. 78).
>) S. den Eriass des Kf. an dieselben d. Cleve 20. Jani 1666 (Lehmann
I S. 186 n. 79).
^ InstraktioDS -Memorial für v. Schwerin and Blaspeil d. Cleve 18. Ao-
guBt 1666.
«) S. dessen ansfübrliche Relation vom 26. Jali 1666 (Lehmann I S. 187 ff.
n. 82).
^) Geheimenrathsprotokoll vom 30. Juli 1666: „Resolation, so der H. Pfals-
graf zu Neabarg als einen Nebeorecess wegen der Evangelisoheo im Jülichschen
and Bergiscben anfsarichteo vermeinet, verlesen.* 81. Jali: «H. Blaspeil referi-
ret, wie sie gestern im Regieraogsrath ein ander Project eines Nebenrecesses
mit Pfalz-Neabarg der Evangelischen wegen abgefasset, nnd verlesen worden. *"
^ S. deren Relation vom 26. Angnst and das Recreditiv des Pfalzgrafen für
dieeelbeo vom 24.Aagost (Lehmann I S. 200ff. n. 86. 85).
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EinlettQDg. 735
diesen besonders gewünschten, namentlich genannten Orten den öffentlichen
Gottesdienst gestatten, wogegen dieselben anf doppelt so yiele Orte, auf
welche sie nach dem Besitzstande von 1624 Anspruch hatten, verzichten
sollten, nnd inCleye, Mark und Ravensberg den gegenwärtigen Besitz*
stand beider Gonfessionen als rechtsgültig anerkennen. Dieser Vorschlag
wurde von dem Kurfürsten angenommen, darauf kehrten die Pfalzneuburgi-
schen Gesandten nach Cleve zurück und hier wurden dann am 9. Sep-
tember der Erbvergleich , der Nebenrecess wegen der kirchlichen Verhält*
nisse und eine Anzahl von anderen Neben vertragen unterzeichnet. Die Rati-
ficationsnrkunden beider Fürsten sind vom 17. September datiert, doch ist die-
jenige des Kurfürsten, wie das unten mitgetheilte GeheimenrathsprotokoU
vom 25. September beweist, erst an diesem Tage^) vollzogen worden. Am
29. September erschien einer Einladung des Kurfürsten >) zufolge der Pfalz-
graf bei demselben in Duisburg zu Besuch, am folgenden Tage war der
Kurfürst seinerseits bei dem Pfalzgrafen in dem benachbarten Winckel-
hausen zu Gaste. Anf diesen beiden Zasammenkünften ist zwischen beiden
Fürsten und deren Käthen noch über eine Frage verhandelt worden, in wel-
cher der Kurfürst auch schon früher, aber vergeblich, sich bemüht hatte, gunsti-
gere Bedingungen zu erlangen, nämlich über den Besitz der Herrschaft Ra-
venstein. In dem Erbvergleich war die Entscheidung darüber einem Schieds-
gericht übertragen worden, in dem geheimen Vertrage vom 10. Juni hatte sich
allerdings der Pfalzgraf zur Abtretung der Herrschaft an den Kurfürsten
verpflichtet, aber nur wenn und nachdem seiue Wahl zum König von Polen
wirklich erfolgt sein würde. Der Kurfürst Hess nun zu Duisburg ein Ver-
tragsproject vorlegen, nach welchem ihm Ravenstein sogleich abgetreten
werden, er sich aber verpflichten sollte, falls die beiderseitigen Bemühungen,
dem Pfalzgrafen die polnische Krone zu verschaffen, ohne Erfolg sein sollten,
die Entscheidung darüber, wem die Herrschaft gehören sollte, dem Schieds-
gericht zu überlassen. Auf Pfalznenburgischer Seite hat man diesen Vor-
schlag nicht zurückgewiesen, aber man stellte Gegenbedingungen, verlangte
namentlich weitere Zugeständnisse des Kurfürsten an die Katholiken in Ol e ve,
Mark und Ravensberg, der Kurfürst seinerseits zeigte sich dazu ge-
neigt, in Winckelhausen wurde am 30. September ein dem entsprechendes
neues Vertragsproject entworfen, und wenn man auch noch nicht zu einem
formellen Abschluss kam, so schien doch die Grundlage zu einer Verstän-
1} 8. schon V. Mörner S. 289.
^ Kf. schreibt (d. Gleve 17./7. September 1666) an den Pfalzgrafen, nach-
dem er von dessen Gesandten erfahreo, dass derselbe nicht weniger als er selbst
wnnsohe, sich mit ihm zu besprechen, und dazu der 28./18. September beliebt
sei, so habe er sich entschlossen, an jenem Tage sich Abends in Duisburg ein-
zufinden, und bittet ihn, dort mit ihm zusammenzukommen. Der Pfalzgraf nimmt
(d. Benradt 19. September 1666) diese Einladung dankend an und bittet den Kf.
seinerseits, am folgenden Tage nach Winckelhausen zu kommen und dort »mit
einem schlechten Mittagsmahl und geringen aber doch ganz willigen Aufnahme
vorlieb zu nehmen". Die Zusammenkunft ist aber erst am 29. und 30. Sept. erfolgt.
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736 12. Der Erbvergieich mit Pfalz-Neobarg.
diguDg aach über diesen Pnnkt gelegt za sein. Bei den weiteren Verhand-
lungen darüber sind aber von Pfalznenborgischer Seite die Forderangen
weiter ge5;pannt nnd die verschiedensten Schwierigkeiten bereitet worden,
so dass diese Verhandlongen sich wieder sehr in die Länge gezogen nnd
erst nach der Rückkehr des Kurfürsten nach Berlin mit dem Abschloss des
Vertrages vom 21). November ihr Ende erreicht haben, welcher aber ebenso
wie der vom 10. Juni geheim bleiben sollte, und neben dem daher ein vom
24. September datierter Scheinvertrag anfgerichtet wurde, nach welchem
der Besitz von Ravenstein alle 10 Jahre zwischen beiden Fürsten alter-
nieren und der Kurfürst, dem derselbe zuerst zufallen sollte, dafür den Katho-
liken in Cleve, Mark und Ravensberg8 weitere ezercitia gestatten gollte.
Die Art und Weise, wie diese Verhandlungen gefuhrt worden, nament-
lich der Umstand, dass dieselben zum grösseren Theile in Cleve, dem
Aufenthaltsorte des Kurfürsten, stattgefunden haben, and daas auch das
Hoflager des Pfalzgrafen nicht weit davon entfernt war, macht es leicht er-
klärlich, dass über dieselben in dem Berliner Geh. Staatsarchiv sieh nur
ein sehr fragmentarisches Aktenmaterial erhalten hat. Schriftliche Rela-
tionen der Bevollmächtigten liegen nnr theilweise, Protokolle nnr ausnahms-
weise über die im Mai und Juni über den polnischen Tractat gehaltenen
Conferenzen vor, sonst sind nur die Beglaubigungen, Vollmachten und In-
struktionen für die Bevollmächtigten, Entwürfe zu den abzuschliessenden
Verträgen und die Vertragsurkunden selbst vorhanden, dazu kommen noch
einige Geheimenratbs -Protokolle und mit der Clevischen Regierung ge-
wechselte Schriftstücke, welche von besonderem Interesse sind, da aus ihnen
erhellt, dass unter der Umgebung des Kurfürsten bedeutende Meinungs-
verschiedenheiten über diese Fragen bestanden haben, dass nnr wenige von
den Räthen des Kurfürsten vollständig in die Absichten desselben eingeweiht
gewesen sind, und dass die anderen ihrem Missmnth darüber und ihrer Eifer-
sucht gegen jene bevorzugten Collegen sehr deutlichen Ausdruck gegeben
haben. Zu diesen letzteren gehört neben dem Oberpräsidenten 0. v. S ch w e-
rin und dem von Anfang an mit den geheimen Unterhandlungen mit dem
Pfalzgrafcn betrauten W. W. Blas peil der bedeutend jüngere Franz
Meinders, welcher bei dieser Gelegenheit zum ersten Male zu den eigent-
lichen diplomatischen Geschäften herangezogen worden ist. Meinders'),
aus Westfalen, ans der Grafschaft Ravensberg gebürtig, war nach Vollen-
dung seiner juristischen Studien in den Dienst des Grafen Georg Friedrich
von Waldeck getreten, zu der Zeit, als jener die Stellung eines ersten
Ministers des Kurfürsten einnahm; als dessen Sekretär erscheint er') 1655
in seiner Begleitung in Preussen. Durch die Empfehlung des Grafen kam
er dann in den brandenburgischen Staatsdienst, in welchem er auch, nach-
dem sein Gönner denselben verlassen, geblieben ist'), 1658 bekleidet er die
') S. Erdmaonsdörffer in der Allgem. Deutschnn Biographie XXI 8.220.
2) S. Urk. u. Akt. VII S. 479. 486 ff.
3) S. Urk. u. Akt. VIII S. 256. 262.
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Einleitang. 737
Stellung eines Kriegssecretärs, 166B diejenige eines Geheiooen Kammer- und
Kriegssecretärs, er befindet sich, als der Kurfürst Ende 1665 nach OleTe
geht, in der ßegleltung desselben, wird tod demselben von der Reise ans
zu dem Bischof von Paderborn entsendet^) und wird dann (Mai 1666)
zur Theilnahme an den Verhandlungen über den Erbvergleicb berufen, in
welchen er sogleich sein bedeutendes diplomatisches Talent bekundet hat
Von dem schon an und für sich beschränkten Aktenmaterial hat hier
nur ein Theil aufgenommen zu werden brauchen, da nicht nur die speziell
auf die Verhandlungen über die kirchlichen Angelegenheiten, soudern auch
manche zugleich die politischen Verhältnisse berührenden Schriftstücke
schon in dem Werke von M. Lehmann theils vollständig, theils im Auszuge
publiciert worden sind. Von diesen schon veröffentlichten sind nur zwei,
die Eingabe von Schwerin, Blas peil und Meinders an den Kurfürsten
vom 6. August und dessen Resolution darauf vom 8. Angnst 1666 wegen des
engen Zusammenhanges, in welchem sie mit dem Geheimenrathsprotokoll
vom 6. August stehen, hier uoch einmal abgedruckt, im übrigen aber
nur bisher ungedruckte Aktenstücke mitgetheilt worden , darunter auch die
Verträge vom 10. Juni und 20. November 1666, von welchen bisher nur
Inhaltsangaben bekannt waren.
Wenn der Kurfürst beim Abschluss des Erb Vergleichs und der damit
im Znsammenhang stehenden Verträge die Hoffnung gehegt hat, nun de-
finitiv alle Streitpunkte mit dem Pfalzgrafen erledigt zu haben, so hat sich
diese Hoffnung als trügerisch erwiesen. Ueber die kirchlichen Verhältnisse')
ist es sogleich, als man an die Ausführung der darauf bezüglichen Be-
stimmungen des Erb Vergleichs ging, infolge der kleinlichen Engherzigkeit,
mit welcher der Pfalzgraf die seinen evangelischen Unterthanen gemachten
Zugeständnisse denselben zu verkümmern suchte, zu weiteren Streitigkeiten
gekommen. Anfang 1671 mussten neue Verhandlungen darüber begonnen
werden, welche endlich mit der Unterzeichnung eines neuen Religionsver-
gleiches vom 26. April/6. Mai 1672') ihren Abschluss gefunden haben.
Aber auch die Ravensteinische Sache ist durch den Vertrag vom
20. November 1666 noch nicht erledigt worden. .-Vis der Kurfürst denselben
abschloss, gab er sich der Hoffnung hin, dass die Wahl des Pfalzgrafen
in Polen gelingen und dass er so in den dauernden Besitz jener Herrschaft
kommen werde, allein die Aussichten auf das Gelingen jenes Planes er-
wiesen sich doch bald als sehr zweifelhaft, wenn derselbe scheiterte, so
hätte der Kurfürst nach jenem Vertrage nicht nur Ravenstein zurückgeben
müssen, sondern wäre auch jeden weiteren Anrechtes darauf verlustig ge-
gangen, und dazu hätte er noch den Katholiken in seinen Landen weitere Zu-
geständnisse gewähren müssen, welche sogleich, als man davon erfuhr, bei
») 8. oben S. 652.
^ S. Lehmann I S. 69 ff.
^ Scotti, Sammlung der Gesetze and Verordnungen, welche in dem Her-
zogthou Cleve und dur Grafschaft Mark ergangen sind. I S. 496 ff.
Muter. z OeMih. d. (). KurfürMteM. Xl. 47
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738 12. Der Brbvergleich mit Pfalz-Neuburg.
den dortigen Evangelischen Eifersucht und Argwohn erregt hatten. Der
Kurfürst hat daher, als Ostern 1667 der Termin zurUebergabe von Raven-
stein herankam, sich geweigert, dieselbe anzunehmen, und hat eine ander-
weitige Regelung dieser Angelegenheit beantragt. Anf Pfalzneuburgischer
Seite hat man sich auch auf neue Verbandlungen darüber eingelassen, es
kam am I.September 1668 zum Abschluss eines neuen Vertrages 0. nach
welchem, falls der Pfalzgraf zur polnischen Krone gelangte, er Ravenstein
an den Kurfürsten abtreten, im entgegengesetzten Falle aber die in dem
£rb?ergleich Torgesehene schiedsrichterliche Entscheidung eintreten sollte,
nachdem dann das polnische Unternehmen gescheitert war, hat in einem
neuen Vertrage vom 2. Juni 1670') der Kurfürst Ravenstein definitiv an
den Pfalzgrafen gegen eine Geldsamme abgetreten. Die wichtigeren auf
jene weiteren Verhandlungen über die kirchlichen Verhältnisse in den
jülich-clevischen Landen bezüglichen Aktenstücke sind auch schon in dem
Werke von Lehmann veröffentlicht worden, jene späteren Verhandlungen
und Abmachungen über Ravenstein sollen in dem nächsten Bande im Zu-
sammenhange mit den polnischen Angelegenheiten Berücksichtigung er-
fahren.
0 S. v. Morner 8. 330ff.
«) 8. V. Iförner 8. 337 f.
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Instructions -Memoriale, wornach sich unser — Blaspeil bei
unsers Vetters des H. Pfaltzgrafen zu Neuburg Ld. gehorsambst
zu achten hat. D. Cleve 7. Januar 1666.
[Aoerbieten zu weitereo YerbaDdlangen über den Erbyergleicb , conditio sine
qna dod, YermitteluDg zwiecben Spanien and Frankreich, die Mfinsterscbe An-
gelegenheit.]
1. Weil Pfalz-Neuburg neulich gegen den Prior von Werden') 7. Jan.
erklärt bat, wegen des Erbvergleiches über die Gi|licb-; Clevisch- und an-
gebörigen Lande mit Blas peil weiter verhandeln zu wollen, so soU der-
selbe sich dorthin begeben und von dem Pfalzgrafen vernehmen, wie und
unter welchen Bedingungen er einen solchen einzugehen beabsichtige. Ef.
sei zu einem raisonnablen Erb vergleich geneigt, der zum zweiten Mal bei
ihm hier gewesene französische Envoy6 du Moni in') habe ihm auch im
Namen seines Königs empfohlen, mit dem Pfalzgrafen gute Intelligenz und
Freundschaft zu unterhalten, auch zu verstehen gegeben, dass sein König
nicht ungeneigt sei, einen solchen Vergleich zu vermitteln. Bl. soll den
Pfalzgrafen fragen, was er dazu meine, ob sie jene Krone hinzuziehen sollten
oder besser daran thäten, die Sache unter sich selbst zu finden. Da auf
solchen Fall Bl. schon bekannt ist, wohin Kf. ziele, da Kf. ihm solches
schon vor etlichen Monaten von seinem Hoflager zu Göln a. d. Spr. aus
befohlen, so hat er sich danach zu richten und sich insbesondere zu be-
mühen, dass Ef. wegen der wirklichen Abtretung von Ravenstein ge-
nügend versichert und ihm wegen des Vestes Recklinghausen ein solcher
Assecurationsschein, wie der Pfalzgraf sich schon erboten '), gegeben werde,
worauf Kf. bereit ist, einen beständigen Erbvergleich anzutreten und die
Handlung darüber allerförderlichst fortzusetzen. Bl. soll ferner mit dem
Pfalzgrafen die Punkte überlegen, auf welche es bei dieser Sache vornehm-
lich ankommt und auf welche die beiderseitigen Kommissare zu instruieren
0 Adolf Borck, s. oben 8.513. 525. 690 ff.
2) 8. Urk. u. Akt. II S. 314.
"0 S. oben S. ,')48f.
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740 12- DtT Erb vergleich mit Pfalz-Neaburg.
sein werden. Sollte aber der Pfalzgraf zur Abtretung von Raveo stein,
als einer conditio sine qua non, nicht za bewegen sein, so soll er demselben
deutlich zu verstehen geben , dass dann auch von keinem Erbvergleich
weiter geredet werden könne, dass K,f. aber doch es an Unterhaitang guter
Freundschaft und Nachbarschaft nicht werde ermangeln lassen, wofern den
Provisionalverträgen gebührend nachgelebt würde, wozu auch nöthig sein
würde, dass ehestens auf einer Zusammenkunft alles richtig gestellt werde.
2. Nachdem der Pfalzgraf neulich durch y. Schöning*) den Kf.
aufgefordert hat, zu versuchen, einen Vergleich zwischen Frankreich and
Spanien wegen der Spanischen Niederlande zu vermitteln, soll Bl.
denselben ersuchen, sich näher darüber herauszulassen, wie eine solche Ver-
mittelung mit Erfolg vorgenommen werden oder es bewerkstelligt werden
könne, dass falls wegen dieser Niederlande beide Kronen in Krieg mit
einander gerathen sollten, das Reich und namentlich der westfälische Kreis
nicht mit in einen solchen verwickelt würde.
3. Sollte der Pfalzgraf bei dieser Gelegenheit des Münsterscheu
Weseus gedenken, so kann Bl. mit ihm darüber reden und wohin derselbe
eigentlich intentiouiere vernehmen, ihn auch versichern, dass Kf, dabei nur
auf die Sicherheit des Kreises und seiner eigenen Lande sein Absehen
gerichtet habe, auf Particularitäten aber soll er sich nicht einlassen, son-
dern dafür auf die bevorstehende Zusammenkunft zu Neuss') verweisen.
Pfalz -Neuburgisches Project eines mit dem Kurfürsten ab-
znscbliessenden Vertrages wegen der polnischen Sache ^).
1. Beide Theile versprechen einander zufolge des gestifteten Erbver-
gleiches alle Freundschaft und alle erdenkliche mutuae amicitiae ofßcia
zu erweisen.
2. Kf. verspricht, wenn die Krone in Polen offen werden sollte, dazu
, vor anderen Pfalz-Neuburg bei der Republik zu reconimendlereu.
3. Kf. wird auch beim Kaiser, bei der Krone Schweden und auch
bei der Krone Frankreich sich bemühen, dass dieselben die Incli-
K S. oben S. 674.
^0 S. oben S. 683.
') Aufang Mai waren Job. Heinr. Freih. ku WinckelhauBeD, Jülich- und
Bergiacher Kanzler und Arotmann zu DüBseldorf, Franz v. Giese, Neuburgischer
Oberkanzler, und Heinrich Sohn eil, Jülich- und Bergiacher Vicekanzler uud
Hofgerichtadirector als Bevollmächtigte des Pfalzgrafen in Cleve bei Kf. er-
achienen (das Greditiv des Pfalzgrafen d. Duaaeldorf 2. Mai 1666), Kf. bevoll-
mächtigt (d. Cleve 2. Mai 1666) zu den mit denaelben zo führeuden Verhand-
lungen 0. v. Schwerin, W. W. Blaapeil and den Geheimen Kammer- und
Kriege -Secretariu 8 Franz Meindera. Dieaea von den Pfalzneaburgiacben auf-
gestellte Project trägt das Datum Cleve 9. September 1666.
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SenduDga Blaspeils. Verhandlnngen wegen der polnischeD Sache. 74t
nation der Kepublik Polen für den Pfalzgrafen bestärken und dazu
cooperieren, dass Polen nicht ferner durch innerliche Unruhe in Gefahr
gestürzt werde.
4. Sollte der Pfalzgraf so per libera vota, den Privilegien und dem Her-
kommen gemäss zur Krone gewählt werden, aber sich dagegen einige
opponieren, so verspricht Kf. ihm mit einer Anzahl Truppen zu Pferde
und zu Fuss und mit der nöthigen Artillerie zu assistieren und sich
auch zu be muhen, dass Frankreich desgleichen zu thun bewogen
werde.
5. Kf. will auch möglichst verhüten helfen , dass die Republik in ihrer
freien Election violentiert werde.
6. Sollte es wirklich zur Leistung von Volkshülfe kommen, so Yerspricht
der Pfalzgraf dem Kf. die darauf gehenden Spesen aus seinen Patri-
moniallanden, worüber casu existente näher gehandelt werden soll, zu
vergelten und, wenn er zur Krone gelangen wird, als König von Fjolen
ihm alle reeiproca amicitiae officia zu bezeugen, namentlich den wegen
Preussen aufgerichteten pacta gebührend nachzukommen. ^
7. Der Pfalzgraf wird auch den Kaiser und die Kronen Schweden
und F rankreich ersuchen, ihn bei diesem Wahl werk zu unterstützen
8. Alles in den obigen Punkten Enthaltene soll auch effectuiert werden,
wenn nicht dtr Pfalzgraf selbst, sondern einer seiner jungen Prinzen
zur polnischen Krone kommen sollte.
Die Ratification dieses Vertrages soll innerhalb 8 Tagen erfolgen.
Erstes Project des Vertrages mit Pfalz -Neuburg wegen der .
polnischen Sache. D. 9. Mai 1666^).
[1.] Was das Polnische Werk betrifft, versprechen anfänglich 9. Mai.
S. Chf. D., dass gleich wie Sie niemand lieber als des H. Pfaltzgrafen
0 von Mein de rs* Hand, noter demselben steht von eben diesem vermerkt:
,Umb die Pfalz-Neab. Rhate desto mehr za disponiren, dass Sie die Raven-
Bteioische Sache nach diesem Project einricbten und dazu I. F. D. persaadiren
mogten, sein Ihnen Dachfolgeode Motiven bei der Gonferentz weitleaftig fur-
gestellet worden, so sie auch ad referendum argeDommen. NB. Gegen die Herr-
schaft Raveosteio wird gesetzet:
1) die ChroD Fohlen, ast qaae proportio?
2) die Herrschaft selbsteo, weil S. Chf. D. das Aeqaivalent fallen lassen,
3) — Rthir. vom Graffen von Schwartzenberg,
4) andere vor inserirte coDditiones.'*
Dieses Project hat nachher eioe ümarbeitong erfahren, in derselben ist eine
längere, den Abschloss dieses Vertrages motivierende, ans dem Pf.-Neabargischen
Project herübergenommene Einleitnng vorangestellt and nachher einige Aende-
rungen und Znsätze gemacht worden, welche im Folgenden unter dem Text, als
Project b, angeführt sind.
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742 l"^- ^^f Erbvergleich mit Pfals-Neuburg.
F. D. die Crohn Polen hiernegst gönnen, also auch deroselben zu
deren Erlangung alle gute oilScia und Beförderung juribus et libertate
reip. semper salva prftstiren wollen.
[2.] Zu welchem End dan noch zur Zeit fttr diensam geachtet
wird, den II. Lubomirsky zu ersuchen, dass er bei der guten
Parthey beständig verharre, mit Versicherung, dass man ihn nicht
lassen sondern femer assistiren würde.
[3.] Wie dan auch S. Chf. D. diejenige, welche es mit ihm
halten und pro libertate reip. und wieder die fürhabende Wahl eines ')
französischen subjecti arbeiten, darin stärken und ihr Bestes tbun
wollen, damit die Königin') ihre Intention nicht erreiche.
[4.] Im Fall nun hiernegst die Crohn Polen per mortem yel
abdicationem regis vaciren würde, wollen ä. Ch. D. ihr Bestes thun, dass
des H. Pfalzgrafen Dchl. Person vorgeschlagen und prae caeteris re-
commandiret gehalten werde'). Wan nun libera vota auf dieselbe
gefallen, deren Effect aber durch die Waffen gesuchet werden müsste,
solchen falls wollen S. Ch. D. und F. D. zu Neuburg eine Armee
von 10 ad ~ Mann der Bepubl. wieder diejenige, so dieselbe hier-
unter beeinträchtigen wollten, zu Hülfe senden,*)
[5.] ^) und soll Lubomirsky dieses im Vertrauen entdecket und
so viel immer müglich dahin disponiret werden, dass er zusage, dieses
Werk obgedachtermassen zu befordern, wohingegen er wegen des
U. Pfalzgr. D. zu versichern, dass, wenn Sie solchergestalt zur Chron
gelangen würden, er nicht allein plenissime restituiret werden sollte,
sondern man ihm darüber und den Seinigen alle Gnade und beneficia,
wie er solches selbst desideriren möchte, erweisen würde.
[6.]*) I. F. D. zu Neu bürg werden dieses dessein bei dem
Keyser und Schweden aufs beste recommendiren und deren Appro-
0 Dafür steht io b: eines der PolDisclieo Freiheit gefehrlichen und der
Republiq ODaosteDdigen Subjecti.
^ Dafür io b: damit diejenigeD, so sich hierein der Republiq zu Nachtheil
bemühen, ihre Intention nicht erreichen.
*) dafür in b: von 10. 12. oder mehr tausend Mann, wosu ein jedweder die
Helffte giebt,
^} in b hinzugefügt: wabey S. Ghurf. D. über sich nehmen, die Artillerie
und Zubehör zu verschaffen und herzugeben, jedoch dass man sich wegen der dazu
erfodderten Kosten hiernegst bei der Liefferung vergleiche.
^) in b: Artikel 7.
«; in b: Art. 8.
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Project des Vertrages wegen der poInischeD Sache. 743
bation suchen '), damit man eveniente casu von diesen beiden Partheien
keine Widerwärtigkeit zu befahren, und wollen S. Ch. D. solches
ihrestheils auch thun, und nachdem I. F. D. es ihr an Hand geben
werden, deroselben Intention fleissig secundiren.
[7.]') Sobald aber die Wahl auf I. Dchl. Person gefallen, er-
bieten sich I. F. D. Kavenstein, oder wenn solches S. Cb. D. sonst
rechtmässigerweise bereits wtlrde zugefallen sein, aliud aequivalens
an S. Ch. D. zu geben. Wan') auch zu Secundirung des Werkes
einige Troupen vonnöthen sein möchten, wollen alsdan S. Ghf. D.
L F. D. damit yorg.massen alsofort würklich assistiren.
[8.]*) Sobald aber I. F. D. zur Kröhnung gelanget, wollen sie
S^ Chf. D. das Vest Recklinghausen von ChurColln frei und
ohne Condition in dem Stand, wie es anitzo ist, verschaffen und in-
mittelst Sie sich mit ChurCöUn wegen des Tausches vergleichen,
einen District im Herzogth. Bergen, welcher ebensoviel als das Vest
einbringet und S^ Gh. D. zu Brandenb. wohl* gelegen, alsofort würklich
einräumen.
I. F. D. versprechen auch, dass wan sie zur Cron gelanget, sie
mit S. Ch. D. allezeit in guter aufrichtiger Freundschaft leben und
dero Churf. Hauses Bestes und Interesse jedesmal fleissig zu befördern
ihro angelegen sein lassen, in specie denen aufgerichteten pactis be-
ständig inhaeriren, dawider nicht handeln und was davon noch nicht
adimpliret sofort ohne einzigen Verzug würklich erfüllen, sonsten auch
in allen Angelegenheiten S. Ch. D. äussersten Vermügens nach grati-
ficiren wollen, absonderlich wegen eines bequemen Passes über die
Weixel, welcher Strom sonsten auch zur Hälfte bereits S. Ch. D. zu-
stehet, und wegen des Indigenats der Preussen, sowohl Herrschaft als
Unterthanen. *)
>) in b hinzugesetzt: aach darin keine Zeit verabseumen.
*) Der statt dessen in b stehende Art. 6 lautet: Dahingegen und sobald S.
Churf. D. dero Trouppen ad 5. 6. oder melfr tausend Mann mit I. Fürsti. D. wer-
den conjungiren und zu obgemelter Intention operiren lassen, erbieten sich I.
F. D. die Herschaft Ravenstein (jedoch dass die Religion in statu quo ver-
bleibe und darin denen Romisch Catholischen so weinig in ezercitio als bonis
et reditibus die geringste Eintragt nicht geschehe) etc.
^ Diese letzten Worte fehlen in b.
*) in b: Art. 9.
^) in b hinzugesetzt: 11. Endlich ist verabredet und verglichen, dass alles,
was in obigen Puncten enthalten, auch hiernegst effectuiret werden soll, wenn-
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744 1^- I>er Erbvergl«ich mit PfalK-Neuborg.
ProtocoUa mit denen Pfaltz-Neuburgischen Abgesandten H.
Cantzler Winckelhansen , H. Obercantzler Gisen, H. Vice-
cantzler Schnell, et H. Blaspeil et me*). [Cleve 25. Mai
—23. Juni 1666.]
25. Mai. LuDae d. 25. Mail 1666. Auf das erste Project') macbeo die Neu-
burgischen Abgesandten Erinnerungen (nur unbedeutende Zusätze und
Veränderungen des Ausdrucks); darauf die Brau de nburgis eben (nament-
lich: addatur, dass dieser Vergleich nur, wenn der Erbvergleich zur Per-
fection komme, verbindlich sein solle, ad § 3 bei der Artillerie: weil Kf.
übernehme, dieselbe nebst Zubehör zu beschaffen, hätte man sich hiernegst
wegen der dazu erforderlichen Kosten zu vergleichen.)
Schliesslich wird gut gefunden, dieses in ein ander Project zu bringen,
welches die Neuburgischen nach Düsseldorf communiciereu und des Pfalz-
grafen ßefehl darüber erwarten wollen.
2(5. Mai. Mercuri! 26. Mai. Ist anfänglich das Project wegen der Polnischen
Sache abermals verlesen und nach den beiderseitigen Erinnerungen eine
Abschrift den Neuburgis.chen zugestellt worden. Dieselben verlangen
dann, dass bei Punkt 5 hinzugefügt werde: Ueber welche Armee dann Ihre
F. D. als zu der Zeit erwählter König das Obercoromando und General-
directorinm führen, jedoch hiernegst der künftigen Verfassung und Operationen
halber fernere Handlung gepflogen werden soll, welche» ebenso wie einige
andere weitere kleine Zusätze und Aenderungen angenommen wird. Darauf
wird wegen Raven stein conferiert, die Neuburgischen verlangen, dass
zugleich in possessorio et petitorio compromittiert werde, dagegeu die
Brandenburgischen, man müsste erstlich in possessorio sprechen, her-
nach könnte das petitorium auch erörtert werden, was jene ad refereudum an-
nehmen und formulam compromissi erwarten wollen.
NB. Ob bei S. Gbf. D. zu fragen, dass man Hackeberg') zu in*
gleich l. F. D. nicht Belbsten, sondern einer von I. F. D. jaogen Priotzen zur
ChroD gelangen solte.
12. Es soll aber auch dieses Vergleich aoderergestalt nicht verbindlich
sein, es sei den, dass der befangener Erbvergleich wegen der Cleffischen und
Gfilischen Lande zur Perfection gebracht werde.
13. Schliesslich haben mebrhoAistgemelter Ihrer Chur- und Fürstl. Dehl.
Dchl. vorbesagte Rhate versprochen, dass beyderseits hohe Herrn Principaien
diese Handlang innerhalb acht Tagen oder ehender, wenn es sein kann , in ge-
wohnlicher Form ratificiren and derselben in allen Puncten nachleben werden.
^) auch von Mein de rs' Haod.
«) oben S. 741.
*) Jolios Hackeberg warde im Jani vim Kf. in geheimer Mission an
Lubomirski geschickt, um diesen für die Wahl des Pfalzgrafen zn gewinnen.
Näheres darüber im folgenden Bande.
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VerhandluDgen übdr die pulnische Sache. 745
formiereu anfangen könntC; ob er in neue particular Pflicht zu nehmen oder
auf die bereits geleistete zu erinnern? fiat.
Jovis den 27. Maii 1666. Das Project wird gelesen und dann com- '27. Mai.
muni consensn eingerichtet^), die Neuburgischen wollen es dem Pfalz-
grafen übersenden und dessen Befehl erwarten, die Brandenburgiscben
bitten, bei demselben auch zu erinnern^ ob er ein Schreiben anLuboroirsky
mitgeben und ob er demselben principis nomine etwas zu offerieren et
quantum ?
Darauf übergeben die Brandenburgischen ein Project des Com-
promisses wegen Ravenstein und begehren dabei wegen des Winnenthal-
sehen Postes sich zu resolvieren und solchen dem Vergleich gemäss dem
Grafen von Schwarzenberg zu zahlen'). Jene lehnen dieses zunächst ab,
da ihr Herr viele Prätensionen abgefunden, welche auch dem Kf. zu statten
kämen, da die Brand en.burgischen aber dieses nicht gelten lassen wollen,
so erklären sie endlich nach genommenem Abtritt, mit dem Schwarzenber-
gischen Abgesandten reden und die 100,000 Rthlr. in 5 Terminen zahlen
zu wollen, wenn er dagegen die Prätention auf Hochswagen fallen Hesse.
29. Mai werden die Erinnerungen des Freih. v. Schwerin') den Pf.- 29. Mai.
Neuburgischen mitgetheilt, von diesen sämtlich approbiert und dnrauf in
den Traktat eingerückt.
Veneris 5. Junii 1666. Die Neuburgischen theiien einige notata
des Pfalzgrafen mit, derselbe wäre auch zufrieden, dass Ef. wegen der Sache
mit Fürst Rad zivil 1 communiciere, die Brandenburgischen berichten
darauf über ihre Unterredung mit Baron de Goes^) und theiien die Instruction
und Greditive [Hackebergs] mit. Und ist gutgefunden, dass ein Articul
in den Tractat gesetzt werden solle, die Sache laufe, wie sie wolle, solche
verschwiegen zu halten.
>) Project b, s. obeo S. 741 Anm. 1.
^ Ef. hatte die Herrschaft Winoenthal, welche nach dem Proviaionalver-
gleich vom 8. April 1647 ihm für die von dem Pfalzgrafeo versprochenen
100,000 Thaler haften sollte, durch einen Vergleich vom 8. October 1649 an
den Grafen Joh. Adolf v. Schwarzenberg cediert, s. den aber diesen Punkt
besonders abgeschlossenen Vergleich vom 9.(17.) September 1666 (v. Morner
S. 303).
*) 0. V. Schwerin, dem Kf. das Project des Vertrages zugesandt hatte,
erklärt (d. Iselstein 27. Mai l(i66) sich im übrigen mit demselben einverstanden,
schlägt aber ausser eiaigen kleinen Veränderungen und Zusätzen vor ad 6, dass
man sich wegen der Kosten gleich jetzt vergleiche und es auf die Hälfte nehme,
ad 9, dass auch Frankreichs gedacht werde, und ad 11, dass an stelle des-
selben gesetzt wurde, dieser Vergleich sollte gelten, wenn auch nichts aus dem
Erbvergleich würde, denn sonst konnte der Pfalzgraf, wenn er äbel wollte, nur
den Erbvergleich unterlassen, damit er Ravenstein und Recklinghaosen nicht
geben dürfe, Kf. könnte von dem Wahlwerk, nachdem er sich einmal in dasselbe
eingelassen, nicht zurück, sondern würde solches nolens volens befordern müssen,
weil er sich bei dem Hofe irrecoociliabcl gemacht.
*) S. unten S. 747.
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746 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuborg.
9 Juui. Mei'cnrii 9. Juni 1666. Die Neub urgischen erkläreu, dass sie gegen
die lostractioD für Hackeberg nichts zuerinuero haben, bitten zo überlegen,
wie in ßebweden und am Kaiserlichen Hofe dtis Werk weiter zu treiben^
erklären dann, sie wollten gern vor den Feiertagen nach Düsseldorf, und
bitten, dass das Project zar Richtigkeit gebracht, abgesehrieben and von
den Brandenburgischen unterschrieben ihneni mitgegeben werde.
16. Juni. Jovis 10. Junii 1666 ist der Polnische Tractat collationieret und
unterschrieben worden.
19. Juni. Solls 19. Junii 1666. Die Neuburgischen erklären sich zur Aus-
wechfilung der Ratificationen^) bereit, dieselbe wird auf morgen festgesetzt.
Widgen Kavenstein beliebten sie das compromissum ratione posseasorii,
wie es projectiert, wobei sie einige Erinnerung zu thun, und wollten ratione
petitorii auch ein Project übergeben.
23.JaDi. Mercurii 23. Juni 1666. Hora 10 sind die Originalratificationen
wegen des Polnischen Werkes ausgewechselt worden.
Hora 5 pomer. wird das Project des Ravensteinschen Compromiss
gelesen und darüber conferiert.
Aufzeichnung über die dem kaiserlichen Gesandten de Goes
und der Schwedischen Regierung zu machenden Mittheilungen
wegen der polnischen Sache ^). D. 29. Mai 1666.
29. Mai. Dem Baron de Goes soll vorgestellt werden, wie gefährlich der Zu-
stand in Polen sei, der Hof suche durch Unterdrückung Lubomirskis
das Wahlnegotium durchzusetzen. Kf. wünsche die Absiebten des Kaisers
in dieser Sache zu erfahren, weil er sich mit demselben conformieren wolle.
Ef. hielte dafür, da der Hof das Wahlnegotium unablässig betreibe, nur um
dem Herzog von Enghien die Krone zu verschaffen, so sollte man auch
die Wahl zu befördern suchen, um die Machinationen des Hofes mit einem
Male umzustosscn, doch dahin wirken, dass solche auf ein dem Kaiser und
der Republik anständiges Snbjectum falle; Kf. wünschte zu wissen, wohin
des Kaisers Absichten zielten und wem er diese Krone am liebsten gönnte.
Sollte 6. sich darauf herauslassen und Pfalz-Neuburg erwähnen« so
sollen sie erklären, dass Kf. darin mit dem Kaiser einig sei und dass er auch
zu besserer Erreichung dieses Zweckes die mit dem Pfalzgrafen noch vor-
handenen Streitigkeiten aufs schleunigste beizulegen sich bemuhe. Sollte
6. dagegen ein andres Snbjectum, in specie den Herzog von Lotbringen
vorschlagen , so sollen sie erwidern, Kf. kenne dessen Qualitäten nicht so gut,
er sei Vassallus Galliae, Pfalz-Neuburg dagegen dependierte nur vom
1) Dieselben sind ausgestellt vom Kf. d. Cleve 17. Juni 16G6 und vom Pfalz-
grafen d. Grimlinghanseo 17. Juni 1666.
^ von Meinders' Hand.
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VerbandluDgeD mit de Gojbs wegen der poloischüD Sache. 747
Kaiser UDd Reich, letzterer wäre mit ver8chiedenen Prinzen gesegnet, also
bei noch einmal erfolgender Vacanz nicht weit ein Snccessor zn suchen.
Auch Schweden würde die Krone viel lieber in Pfalz-NeuburgSi als
seines Verwandten Händen sehen. Sollte aber G. kein Subjectum nennen
wollen, stünde zu bedenken, ob von Seiten des Kf. Pfalz-Neu bürg vor-
zuschlagen.
Zugleich soll anKrockow nach Schweden geschrieben werden, Kf.
wünsche zu wissen, ob es Schweden mit der BefÖrdernng der Wahl Pfalz-
Nenburgs zum polnischen Könige Ernst sei, Kf. sei geneigt^ es zn secnn-
dieren, bemühe sich zuförderst die Streitigkeiten mit demselben zn schlichten,
wünsche auch zu erfahren, ob man nicht in Schweden dafür hielte, dass iu
Polen die Wahl zn poussieren und des Pfalzgrafen Person dabei zu recommen-
dieren, und wenn die Wahl auf denselben gefallen, derselbe im Falle der
Noth zu secundieren und auf welche Weise dieses alles zu concertieren
sei. Kr. soll auch im Vertrauen mit Rautenstein') communicieren.
An beiden Orten, sowohl beim Kaiser als auch bei Schweden, kann
Lubomirskis Sache aufs beste recommendiert werden, damit man durch
denselben diejenigen, welche es mit der Republik wider den Hof halten,
gewinnen und bei der jetzigen guten Intention erhalten möchte, sie unter
der Hand zu animieren und ihm Hülfe zo versprechen.
Q. Ob auch jemand an den Kaiserlichen Hof zu senden und mit was
für Instruction?
Ob nicht au Fürst Radziwill von diesem Dessein etwas unter der
Hand zu notificieren und er zn Beförderung desselben aufzufordern?
AnfzeichnuDg ttber eine mit Baron de Goes gehaltene
Conferenz^). [D. Cleve 2. Jnni 1666].
[Die polnische Wah|aQgeIegenheit.]
' Als den 2. Juni 1666 auf S. Gh. D. gn. Befehl der H. Blaspeil 2. Jaoi.
und ich zum keyserlichen Abgesandten, H. Baron de Goes gefahren
und mit demselben wegen der Polnischen Sache, in specie wegen der
Wahl und auf was für ein subjectum I. Key. M. desfals reflectirte,
gesprochen, hat er uns nachgehends geantwortet:
1) Hielte so weinig diensam als practicabel, dass man diesseit
von der Wahl noch zur Zeit zu sprechen hätte. Dasjenige, so der
Königin könnte reprochiret werden, wäre das Wahlnegotium und dass
sie solches contra jura regni bei Lebzeiten auf die Bahn gebracht, sollte
man nun auch von dieser Seite dergleichen moviren, so würde man
allen Credit bei den Ständen verlieren, wie sich dann auch Lubo-
') Gesandter des Pfalzgrafen in Schweden.
^ aach von Meinders' Hand.
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74^^ 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Nenburg.
roirsky darin genau fQrsehen mllsste. Es wäre auch so grosse Appa-
renz nicht, dass die Königin durchdringen werde, und stünde alles
noch sehr zweifelhaftig.
2) Sollte aber ein Fall sich zutragen, so würden I. Key. M. ausser
Zweifel mit S. Ch. D., mit dero sie einerlei Interesse bei diesem
Werk hätten, conimuniciren.
3) Wie bei genommener Oecasion des Pfalzgrafen von Neuburg
gedacht wurde, erwähnte er, dass er bekennen müsste, dass er nicht
eigentlich instruiret, er wollte es aber I. Key. M. berichten und In-
struction erwarten.
4) Der Pfalzgraf wäre bei L Key. M. nach der Abreise von Kegens-
bürg zu Straubing^) gewesen, .könnte zwar nicht sagen, was daselbst
passiret, er wäre aber sehr satisfait gewesen.
5) Es wäre dieses sonsten eine delicate Materie, die behutsam zu
menagiren, wie er dan auch wüsste, dass I. Key. M. sie nicht in den
Rath brächten, sondern ä part resolvirten und fiberlegten.
6) Der Pfalzgraf hätte auch wohl Ursach, sich etwas zu accommo-
diren und nicht dergestalt in allem, wie neulich zu Regensburg ge-
schehen, der widrigen Parthei sich zu associiren. Solches wären um-
brae und könnte dadurch ein solches Hauptwerk obstacula finden.
Nos: Wenn man lang trainirete, mOgte endlich der Fall insperato
kommen und der König entweder einmal schleunig sterben oder re-
signiren, oder doch solche revolutiones entstehen, dass man alsofort
einige Resolution nehmen müsste.
nie: Müsste bekennen, dass alsdann gut sein würde de concert
zu gehen, er wollte es an I. Ke'Jr. M. berichten und würde wohl bald
Resolution und Nachricht bekommen.
Vertrag zwischen dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von
Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu-
burg wegen der dem letzteren zu verschaffenden polnischen
Krone. D. Cleve 10. Juni 1666.0
lO.Joni. Kund und zu wissen sei hiemit; nachdem der Durchleuchtigste
Fürst und Herr, Herr Friderich Wilhelm, Marggraflf zu Branden-
burg — und der auch Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Philipp
>) im Mai 1G64 S. oben S. 240.
2) InhaltBaDgabe bei Pafeudorf X § 48 (S. 685), v. MörDer S. 2b6 (d. 160.)
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Vertraar wegen der polnischen Sache. 749
Wilhelm, Pfaltzgraff bei Rhein — nun eine Zeit hero entschlossen
gewesen und annoch gänzlich entschlossen sein, die zwischen beiden
Ihren Cbur- und Forstlichen Häusern von undenklichen Jahren her
gepflogene aufrichtige gute getreue Freundtschafft — zu restabiliren,
auch die von beiderseits darzu deputirten Rähten dessfals fürge-
nommene Handlung durch göttliche Schickung so weit gebracht ist,
dass die fürnehmsten Miss verstände, wodurch vorgedachte Freund-
Bchafft bissweilen alteriret und geschwächet worden, als nemlich die
Successionssache der Jülich -Clevisch und augehörigen Lande, der
Punctus Religionis und das Directorium im Westphälischen Kreise
verhoffentlich mit dem ehesten ihre beständige Richtigkeit erhalten
werden, und dann bei dieser Handlung auch sonsten eine und andere
Interessen, welche beide Chur- und Fürstliche Häuser concerniren, in
specie auch der gegenwärtige gefährliche und vcrwirrete Zustand im
Königreich Polen in Consideration gezogen und dabei überleget worden,
was etwan zu des gemeinen Wesens Wollfahrt und beider Theile
Nutzen und Sicherheit desshalber und absonderlich bei der künftigen
Wahl zu beobachten sein möchte — Alss haben höchstgemelter Ihrer
Chur- und Fürstlichen Durchleuchtigkeiten darzu verordnete Rähte und
Gevollmächtigte, benantlich von wegen Seiner Churf. Durchl. zu Branden-
burg der Hochwürdige HochwoUgebohrne Herr Otto Freiherr von
Schwerin — wie auch der Hochedle veste uud hoehgelahrte Herr
Werner Wilhelm Blaspeil — und der Wolledle und hoehgelahrte
Herr Franz Meinders — von wegen Ihrer Fürstl. Durchl. Pfaltz-
Neuburg aber der HochwoUgebohrne Herr Johan Heinrich Freiherr
von und zu Winkelhausen — wie auch der Wolledelgebohrne
Herr Franz von Giese — und der Wolledelgebohrne Herr Hein-
rich Schnellen — nach Anleitung ihrer dessfals gehabter Instruction
und Befehls nachfolgende Puncten verabredet und verglichen.
1. Anfänglich versprechen S®. Churf. D., dass, gleich wie Sie
niemand lieber alss des Herrn Pfaltzgrafen Fürstl. Durchl. die Krohn
Po hie n durch ordentliche Wahl hiernegst gönnen, also auch dero-
selben zu deren Erlangung alle gute officia und Beförderung Juribus
et libertate Reipublicae semper salva prästiren wollen.
2. Zu welchem Ende dann auch noch zur Zeit für diensam ge-
achtet wird, den H. Lubomirskj zu ersuchen, dass er bey der guten
Parthey bestendig verharre und für die Republieq fest halte, mit Ver-
sicherung, dass man die Republicque und also auch ihn nicht lassen,
sondern ferner assistiren würde.
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750 12. Der Erbvergleicb mit Pfalz-Neuborg.
3. Wie dann auch S"". Ghurf. Durchl. die ienige, welche es mit
ihm halten und pro libertate Reipublicae und wider die f&rhabende
Wahl eines der Polnischen Freyheit geiUhrlichen und der Republieq
unanständigen Subjecti, und zwar durch unordentliche Mittel und
Wege; arbeiten, darin stflrcken und ihr bestes thun wollen, damit die
ienige, so sich hierin der Repnblicq zu Nachtheil bemflhen, ihre In-
tention nicht erreichen.
4. Im Fall nun hiemegst die Krohn Pohlen per mortem vel
abdicationem Regis vaciren, oder auch die Stände vivente rege (sonder-
lich da es vom Könige so olSTt besuchet worden, wiew'oll sonsten
S*. Churf. Durchl. solches nicht vermuthen) zur Wahl eines Successoris
schreiten würden, alssdann wollen S^ Churf. Durchl. ihr bestes thun,
damit des H. Pfaltzgrafen Durchl. Person vorgeschlagen und prae
caeteris recommendiret gehalten werde.
5. Wenn nun libera vota auf dieselbe gefallen und S^ Fürstl.
Durchl. legitime erwehlet, die Republieq aber solcher ihrer gethanen
Wahl halber gegen Gewalt suceurriret und also der Effect derselben
durch die Waffen befordert werden müsse, solchen fals wollen S«.
Churf. Durchl. und S^ Fttrstl. Durchl. eine Armäe von zehen, zwOlff
oder mehr tausent Man, worzu ein jedweder die Helffte giebet, der
Republieq wieder diejenige, so dieselbe hierunter beeinträchtigen
wollen, zu Hülffe senden, lieber welche Armöe den Ihre Fürstl. Durchl.
alss zu der Zeit erwehlter König oder Successor Regni das Ober-
commando und Generaldirectorium f&hreu, jedoch hemegst der künffti-
gen Verfassung und Kriegsoperationen halber fernere Handlung ge-
pflogen werden soll. S*'. Churf. Durchl. versprechen auch die nöhtige
Artillerie und Zubehör zu verschaffen und herzugeben, jedoch dass
die zu dem Gebrauch der Artillerie erforderte Kosten ein jedweder
zur Helffte trage.
6. Dahingegen und sobald S<*. Churf. Durchl. dero Trouppes
ad 5. 6. oder mehr Tausent Man mit Ihr Fürstl. Dchl. werden con-
jungiren und zu obgemelter Intention operiren lassen, erbiehten sich
Ihr Fürstl. Dchl. alsofort die Herschafft Ravenstein (jedoch dass
die Religion in Statu quo verbleibe und darin denen Römisch-Ca-
tholischen so wenig in exercitio alss bonis et reditibus die geringste
Eintracht nicht geschehe) oder wen diese Herschafft S^ Churf. Durchl.
sonsten in krafft des vorstehenden Erbvergleichs bereits würde zuge-
fallen sein, aliud aequivalens, so S^ Churf. Durchl. woll gelegen,
Deroselben zu geben, jedoch mit diesem weiteren Verstand, dass wan
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Vertrag wegen der polDischen Sacbd. 751
der effectus der Königlichen Wahl auch ohne die Waffen würcklich
erreichet wttrde, alssdan gleichergestalt die Herschafft alsofort nach
derselben an S«. Churf. Durchl. jeztgemeltermassen übergegeben wer-
den soll.
7. Obige Resolution soll dem H. Lubomirskj im Vertrauen
entdecket und derselbe soviel immer müglich dahin disponiret werden,
dass er zusage, dieses Werck obgemelter massen zu befordern, wohin-
gegen er Yon des Herrn Pfalzgrafen Dchl. zu versichern, dass wen
Sie solcher gestalt zur Krohn gelangen werden, Er nicht allein ple-
nissime restituiret werden solte, sondern man ihm auch darüber wie
auch den Seinigen alle Gnade und beneficia, wie er solche selbsten
desideriren möchte, erweisen würde, dergleichen Promessen dan auch
andern, welche in der Sache der Republicq zum besten einige gute
officia prästiren werden, zu thun seyn.
8. Ihre Fürstl. Durchl. zu Neuburg werden dieses üessein bey
dem Keyser und der Krohn Schweden aufs beste recommendiren
und deren Approbation hiorunter suchen, auch darin keine Zeit ver-
abseumen, damit man eveniente casu von diesen beyden Partheyen
keine Wiederwertigkeit zu befahren, und wollen S^ Churf. Durchl.
solches ihrestheils auch thun, und nachdem es Ihre Fürstl. Durchl.
Ihr an Hand geben werden, dero Intention fleissig secuudiren helffen.
9. Sobald aber Ihre Fürstl. Durchl. zur Kröhnuug gelanget, wollen
Sie S^ Churf. Dchl. das Vest Recklinghausen von des H. Chur-
fürsten zu Co In Durchl. frey und ohne einige Condition in dem
Stande, wie es anizo ist, verschaffen und inmittelst Sie sich mit
Ihr Churf. Durchl. zu Cöln wegen des Tausches vergleichen, einen
District im Herzogthum Bergen, welcher eben so viel alss besagtes
Vest einbringet und S'. Churf. Durchl. zu Brandenburg woll gelegen,
würcklich einräumen; jedoch dass es sowoll im Vest als im Bergischen,
wie oben bey Ravenstein vermeldet, der Religion halber ebenmässig
gehalten werde.
10. Ihre Fürstl. Durchl. versprechen auch, dass wen Sie zur
Krohn gelanget, Sie mit S^ Churf. Durchl. allezeit in guter aufrichtiger
/ Freundschafft leben und dero Churfürstl. Hauses Bestes und Interesse
iedessmahl fleissig zu befordern Ihre angelegen seyn lassen, in specie
denen mit der Krohn Polen aufgerichteten Pactis bestendig inhaeriren,
darwieder nicht handeln, und was davon noch nicht adimpliret, sofort
ohne einigen Verzug wircklich erfüllen, zu Erlangung eines bequemen
Passes über die Weisseil S^ Churf. Durchl. verhelffen, deroselben Hauss
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752 12- Her Brbvergleich mit Pfalz-NeabQ^«,^
und DeBceudeoten wie auch dero Preassiscbe Unterthanea zu dem
jure indigenatus respective befordern und dabey mainteniren, sonsten
auch in allen Angelegenheiten S^ Cburf. Durchl. eusersten Vermögens
gratificiren wollen.
11. Weiln auch S'. Churf. Durchl. Agnatis in Francken bishero
wegen der Preussisehen Belehnung allerhand Difficultät und Streit
gemachet, so versprechen Ihre Fürstl. Durchl. Ihr. Bestes zu thun,
damit die Fränekische Linie der Marggrafen zu Brandenburg, imfall
von S'. Churf. Durchl. Descendenten über kurz oder lang (welches
Gott verhüte) niemand vorhanden, ad successionem in ducatu Prussiae,
wo nicht cum jure supremi dominii, doch zum wenigsten sub condi-
tione feudi, wie es der Erste Herzog von Preussen gehabt und zu
Lehn empfangen, admittiret und zugelassen, auch zu mehrer Ver-
sicherung eventualiter investiret werden möge.
12. Ingleichen versprechen Ihre Fürstl. Durchl., dass Sie nach
erlangeter Krohn die Evangelische Religionsverwandte in Pohlen und
angehörigen Landen bey ihren habenden Rechten und Freyheiten, denen
Cpnstitutiouibus regni gemees, allerdings ruhig lassen und Sie dar-
wieder keinesweges graviren wollen.
13. Ferner ist verabredet und verglichen, dass alles, was in
obigen Puncten enthalten, auch hernegst effectuiret werden soll, wan
gleich Ihre Fürstl. Durchl. nicht selbsten, sondern einer von Ihrer
Fürstl. Durchl. jungen Prinzen zur Krohn gelangen solte, welchen fals
Seine Churf. Durchl. sich offeriret, ebenmässige officia und Hülife zu
prästiren.
14. Beyde Chur- und Fürsten versprechen auch endlich in krafft
dieses bey Ihren Chur- und Fürstlichen Worten und treuen Glauben,
dass dafern aus dieser Sache nichts werden und solche durch einen
menschlichen Fall oder Verenderung der Gonjuncturen, wie sich selbige
auch zutragen könten^ verhindert werden und zu keinem Effect
kommen solte, keiner das geringste von dieser Handlung zu des An-
dern Nachtheil an einigen Ort directe oder indirecte, durch sich oder
durch Andere propaliren oder divulgiren, sondern dieses alles bey
sich in geheim halten und aufs beste secretiren wollen;
15. Schliesslich haben mehr höchstgemelter Ihrer Chur- und
Fürstlichen Durchl.^"^ vorbesagte Rähte versprochen, dass beyderseits
hohe Herren Principalen diese Handlung innerhalb acht Tagen oder
ehender, wen es seyn kan, in gewöhnlicher Form ratificiren und der-
selben in allen Puncten nachleben werden.
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Rechtfertigung der Oepatierten des Rf. 753
In dessen Uhrkund haben vorbenante Rähte dieses eigenhändig
und mit ihren Petschafften bekräfftiget. So geschehen Cleve den
10. Junii Anno lß66.
Otto Freyherr von Schwerin. Johann Heinrich Freyherr
von und zu Winckellhausen.
Werner Wilhelm Blaspeil. Franz von Gise.
Franz Meinders Uenr. Snelle.
O. V. Schwerin, W. W. Blaspeil und Fr. Meinders an den
Kurfürsten 8. 1. et d. [6. August 1666] ').
[Rechtfertigung auf die wider sie wegen des Vergleichs mit Pfalz-Nenburg
erhobenen Beschuldigungen.]
Sie haben erfahren, dass wegen der mit Pfalz-Nenburg gepflogenen 6. Ang.
und nunmehr fast zu £nde gebrachten Tractaten allerhand ungleiche judicia
gefällt und sie, als die Unterhändler bei denselben, beschuldigt werden, des
Kf. Interesse und Vortheil nicht gebührend zu beobachten.
Ew. Churf. D. aber werden sich verhoffentlich annoch gn. zu
erinnern wissen, dass Sie für mehr den drei Jahren bei dero An-
wesenheit in Preussen, da wir beide, Schwerin und Blaspiel, nicht
bei Ew. Churf. D. besondern ferne von deroselben gewesen, und also
nicht wissen können, was vor considerationes damahlen dabei vor-
kommen, die quaestiouem an und dass Sie einen Erbvergleich auf-
richten wollten, gnädigst resolviret, und zu solchem End anfänglich
mir, Blaspielen, und hernachgehends Ihrer Hochheit der verwittibten
Princessin von Oranien deshalben Vollmacht ertheilet, worauf auch
im Haag damahlen, und hernachgehends das Werk mit des Herren
Pfalzgraffen Deputirten nicht allein angefangen, sondern auch so weit
darin fortgefahren ; dass es vielleicht zu der Zeit bald zum Schluss
und endlicher Richtigkeit hätte gebracht werden können, wen Ew.
Churf. D. nicht gnädigst gut gefunden hätten, der Sache einen An-
stand bis zu dero persönlichen Anwesenheit dieser Orten zu geben,
Ew. Churf. D. werden sich auch ferner gnädigst entsinnen, dass ohn-
erachtet des bei dero Ankunft in diese Lande annoch in voller
Flamme schwebenden Münsterischen Krieges Sie nichts desto weiniger
aus verschiedenen wichtigen und erheblichen Ursachen, welche die-
selbe zum Theil nicht eben ganz kund und lautbahr zu machen gut
1) Schon im Auszüge gedruckt bei Lehmann I S 198 f. n. 83.
Mater. %. Gesch. d. G. Kurfürsten. XI. 4^
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754 12. Der Krbvergleirh mit Pfalz- Neuburj?.
gefunden, allezeit dieses Werk eifferig fortgesetzet und uns — darin
zu arbeiten nicht allein gnädigst anbefohlen, sondern auch zum oftern
übel und missfällig empfunden, dass das Werk nicht besser von
statten ginge und man ehender nicht zum Schluss kommen können.
Sie haben dem Befehle des Kt. ohne ein ander Absehen als aaf dessen
Estat nnd Interesse in gehorsatnster Devotion nachgelebt, gegenüber jenen
gegen sie erhobenen Beschuldigungen ersuchen sie Kf., seine sämtlichen
Räthe nochmals selbst zu vernehmen, ob sie etwas besser sowohl in puncto
religionis als in der Successionssache für ihn zu erhalten sich getrauen,
oder, wenn er solches nicht verspüren könnte und bei seiner gefassten Re-
solution verbliebe, sie gegen dergleichen ihrer Ehre und zeitlichen Wohlfahrt
höchst nachtheilige Censuren zu raaintcniereu, die Vollziehung des Vergleichs
auch anderen, welche die Sache vielleicht besser verstehen und ihm mit mehr
Nutzen dabei dienen können, anzubefehlen, oder ihnen wein'gstens anzu-
deuten, wie es in der Wahrheit auch also ist, dass nicht sie sich unter-
standen, ihn zu solchem Vergleich zu bewegen, sondern dass er dieses
vielmehr selbst so beliebt nnd resolviert und also solche Ceosuren mehr
gegen ihn als gegen sie gingen.
Geheimenraths- Protokoll D. [Cleve] 6. August 1666.
(8. Ghurf. D., I. F. D. 7m Anhalt, I. F. Gn. zu Nassau, H. von Canstein, Freiherr
von Blumentbai, H. von Jena, H. von Nievenheim, H. von Eickel, H. von Huch-
teobacb, H. D. Baebraan, H. D. Sfeinberger, H. D. Isiog, H. D. Hase.)
[Die Bescbwerdeschrift der BevoIlmächtigteQ. Ob Rf. den Brbvergleich
abschliessen soll.]
«.Aug. -- Als nun sothanes Supplicatum *) abgelesen, haben S. Chf. D.
gesaget, wie dass Sie aus erheblichen Ursachen dieses Werk und
Handlung getrieben, und den deputirten Kähten solches zu befordern
befohlen, und sollte demnach iedweder von den anwesenden Rahten
seine Meinung und was er noch darbei zu erinnern hätte, sagen, wan
es würde abgelesen sein.
II. V. Jena erinnerte in antecessum, weil in 8upplicato gesagt
würde, dass 8. Chf. D. in Preussen vor einigen Jahren solche Reso-
lution genommen, wäre solches daher geschehen, weil H. Blaspiel*)
einen Vergleich mit einem Abriss in Preussen geschicket, wie viel
nehmlich S. Chf. D. an Land noch bekommen müssten, wan der Ver-
^) Die vorstehende Eingabe von Schwerin, Blaspeil und Meinders von
demselben Datum.
0 S. oben S. 49öf.
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Verhandhingen im Geh. Rathe aber den Erbvergleicb. 755
gleich geschehen solte, und hätte er gemeinet, dass es nach solchem
Abriss hätte der Vergleich gemacht werden sollen. Was aber sonsten
gemeldet würde, dass unterschiedliche harte Censuren dieser Handlung
wegen über sie ergangen, da möchten sie sagen, auf wen sie es
meinten, derjenige müsste es dan verantworten.
Hierauf haben S. Chf. D. befohlen, den Erbvergleich in der Jülich-
schen Successionssache abzulesen, welches auch geschehen. Worauf
S. Chf. D. zu F. Moritzen F. 6n. sagte, ob Sie etwas bei diesem
Vergleich zu erinnern hätten. Ille: Wisse nicht anders, als dass die
Clevische Regierung vor weniger Zeit ihr Bedenken*) schriftlich ein-
gegeben hätte. S. Chf. D. replicirte: was die Reg. damals berichtet,
solches wüsste S. Chf. D. wohl, sie hätten es auch bei diesem Vergleich
attendiren und darnach einrichten lassen.
L F. D. zu Anhalt sagte, diese Sache wäre schon öfters im
Rath vorgewesen und wltssten Sie, dass S. Chf. D. es den Deputirten
also abzuhandeln befohlen hätten.
I. F. 6n. Fürst Moritz zu Nassau: Er hätte gemeint, dass
S. Chf. D. noch Ravenstein bekommen sollten, und dessen würde
nicht gedacht. H. v. Canstein: Gleich wie dieses eine Sache von
hoher Impoitanz wäre, also bäte er, dass, was er sowohl gegen
S. Chf. D. als auch in consilio gesaget, es nicht Übel auszudeuten, es
wäre nicht andere zu censuriren oder jemand zu taxiren geschehen,
sondern seiner Pflicht ein gnüg zu thun, dan weil man gesagt, dass
so eine grosse Ungleichheit zwischen den Landen so S. Chf. D. und
die, welche Pfaltz- Neuburg bekommen, wäre, und S. Chf. D. gleich-
wohl nichts dargegen empfingen, so könnten S. Chf. D. es nicht übel
nehmen, dass er es erinnerte. Weil nun alle Bedenken, so man hier-
bei haben könnte, S^ Chf. D. so mündlich als schriftlich wären vor-
getragen worden, S. Chf. D. aber dieselbe der Erhebligkeit nicht finde,
Sie auch über das noch einige geheimde rationes haben, wanimb sie
diesen Vergleich schliessen, zudem auch dero Räthe, so sie zu diesen
Tractaten gebraucht, Treue, Devotion und Dexterität bekannt wäre, so
hätte er weiter nichts zu erinnern, als dass er wünschte, dass es zu
des Churf. Hauses Aufnehmen, dero sämtlichen Landen Ruhe und
Wohlstand gereichen möge.
Freiherr v. Blumenthal: Er wüsste nichts darbei zu erinnern,
^) Ein solches ist iD den Akten nicht vorhanden.
48*
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756 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neubarg.
hoffte auch, dass die hierzu committirte Räthe in dieser Sache nichts
würden gethan hahen, als was S. Chf. D. ihnen befohlen. So wäre
auch die Sache hiebevor unterschiedlich im Rathe vorgekommen und
resolviret worden.
H. Y. Jena: S. Chf. D. wOssten, dass die Sache wegen des Erb-
vergleichs im Rath nie vorgekommen, als neulich einmaP) und itzo,
und weil er daher keine Information darvon hätte, auch ohne derselben
sein Bedenken nicht geben könnte, zu dem auch S. Chf. D. noch ge-
heimde Ursach hätten, so wünschte er gleich wie H. v. Canstein,
dass es zu S. Chf. D. und dero Landen besten gereichen möge.
H. V. Nievenheim: Weil es eine Sache von grosser Importanz,
würde gut sein, dass ein jeder das Werk noch vor sich ä part lese
und seine Meinung abstatte.
H. V. Eikel vermeinete, weil gleichwohl nicht ohne, dass eine
ziemliche Inegalität zwischen den Landen wäre, dass es in der Cie-
vischen Regierung noch einmal möchte abgelesen und ponderiret
werden.
H. V. Httchtenbruch, weil er nur neulich in den Cleviscben
Regierungsrath wäre recipiret worden, wäre ihm die Sache unbekannt
und könne dahero sein Bedenken nicht geben. So viel aber der
Freih. von Schwerin und H. Meinders neulich in der Clevischen
Regierung angeführet und remonstriret hätten, so hielte er für gut,
den Vergleich zu treffen, aber wie und auf was Weise derselbe ein-
zurichten, davon könne er aus Mangel an Information nicht sagen,
hätte aber allzeit von einer grossen Inäqualität der Lande gehöret
und dass Ravenstein, Winnenthal etc. S^ Chf. D. noch zugeleget
werden müssten.
H. D. Bach man: Die Erbvereinigung fände jedermann gut, den
modum aber, wie solche einzurichten, davon hätten Sie erst vor
14 Tagen gehöret, hätten auch damals ihre Erinnerung gethan, hätte
sonst gemeinet, dass von dem Fürstenthum Berge noch etwas hätte
gegeben oder abgetreten werden sollen, damit desto bessere Proportion
*) Nach den Geb.ratbsprotokolleD wurde am 13. Juli im Geh. Rathe das Pro-
ject des Vergleichs io puncto religioois verlesen und den Herren v. Hey den
and Romswinckel zur Begutachtung übergeben, am 30. Juli die Besolation
des Pfalzgrafon wegen der Evangelischen in Jülich and Berg, welche die Form
eines Nebenrecesses erhalten solle, verlesen, am 31. Juli von Blas peil referiert,
wie sie gestern im Regierungsrath ein anderes Project eines solchen Neben-
recesses abgefasst, und dasselbe verlesen. *
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Verhandlungen im Qeh. Rathe über den Erbvergluicb. 757
getroffen würde. Weil aber S. Chf. D. wichtige und verborgene Ursach
haben, auch die committirten Räthe solchen Vergleich sonder Zweifel
S^ Chf. D. Willen und Befehl gemäss werden eingerichtet haben, also
wünschte er glücklichen Success — stellete S. Chf. D. anheim, ob Sie
der Regierung Bedenken ä part noch einmal darüber vernehmen
wollten.
H. D. Stein berger: Als S. Chf. D. ihnen das Project des Erb-
vergleichs lassen zustellen, hätten sie den Tractat de ao. 1614 nach-
gesehen und gemeinet, ob selbiger zum Fundament genommen werden
möchte. Weil aber S. Chf. D. sagen lassen, dass sie ihre absonder-
liche Ursachen hätten, warumb sie diesen Vergleich itzo schliessen
wollten, so hätte er nichts zu erinnern. Wegen der Reichssteuer, ob
nicht Rayensberg von Jülich abgenommen nnd den Clevischen
Landen mit beigeleget werden möchte zu ihrer Sublevation. In coUa-
tione der geistlichen Beneficien, ob nicht eine Specification der Bene-
ficien, so conferiret werden sollen, zu extradiren wäre.
H. D. Ising: Wan sie die rationes, so der Freiherr von Schwerin
ihnen neulich eröflfnet, vorher gewusst hätten, würden Sie (die Re-
gierung) ein anderes Bedenken neulich an S. Chf. D. eingegeben haben.
Hätte sonst gemeinet, was ao. 1614 geschlossen, dass daraus die
näheste Qualität dieses Vergleichs hätte genommen werden sollen,
weil aber S. Chf. D. andere wichtige Ursach hätten, so wüsste er
auch nichts weiter zu erinnern. Was den turnum belanget, so würde
es besser gewesen sein, wan S. Chf. D. es allein behalten und der
Pabst nichts zu sagen hätte. Item wegen des Contingents, wan
Ravensberg mit zu Cleve contribuirte, würde es umb so viel Er-
leichterung haben.
H. D. Hase: Hätte nichts zu erinnern, als dass die Theilung sehr
inegal wäre, weil aber S. Chf. D. ihre absonderliche rationes hätte,
so acquiescirte er billig, cum appenso voto.
Hierauf sagten S. Chf. D.: Das meiste und vornehmste, so sie
erinnert hätten, wäre die Inegalität. Sie^ hätten es aber genau unter-
suchen lassen und beliefen sich die Einkünfte desfals auf ein 4000 Rthlr.,
so der H. Pfaltzgraf mehr hätte*). Nun wäre die Frage, ob umb
solcher 4000 Rthlr. willen der Erbvergleich zu unterlassen oder zu
') Nach einer Berechnung Blaspeils (s. Lehmann I S. 206 Anm.) über-
treffen die Einkünfte von Jülich-Berg (172,966 Rthlr.) diejenigen von Oleve-Marck-
Ravenaberg (1G7,15G) am 5810 Rthlr.
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758 ^"'i' I^cr Erbvergleich mtt Pfalz-Neubnrg.
retardireD. Man hätte auch gesagt, warumb S. Gbf. D. eben die^cu
Vergleich erblich treffen wollten? Allein Sie hätten dazu gnugsame
Ursache. Es hätte der H. von Gent^) einsmals ausdrücklich gesagt,
wie die Staaten nicht zugeben könnten, dass ein Herr die Länder
allesamt allein besässe. So hätten S. Chf. D. auch gedacht, dass
Sie diese Sache allein nicht ausführen und die Länder alleine be-
kommen könnten, und dieses wegen der Jalousie der Nacbbaren,
welche S. Chf. D. eher wehren als darzu helfen würden. Dahero
S. Chf. D. gesuchet, sich in der Güte zu vergleichen. Was wegen
der Beneficien erwähnet, wäre es bishero geschehen, dass sie meistlioh
in S. Chf. D. turno vacant worden, und könnte man sehen, ob es da-
hin zu bringen.
Der Kurfürst an Schwerin, Blaspeil und Meinders.
Signatum Cleve 8. August 1666').
(Conc. Fürst J. G. von Anhalt).
[auf die Eingabe vom 6. Aognst. BilliguDg ihres Verhaltens, Befehl cur
Vollziehoog des Vergleichs.]
^. Aug. — Wie nun S. Churf. D. ganz missfillig und ungnädig empfinden,
dass von diesem Vergleich, worzu dieselbe durch verschiedene wichtige
und erhebliche Ursachen bewogen , dergleichen ungleiche judicia ge-
fället worden, also wollen dieselbe nicht unterlassen es gegen die-
jenige, welche sich dessen hiernegst unterstehen, gebührend zu ahnden.
Sonst haben vorgemelte Bähte sich hierinnen keiner Wiederwertigkeit
im geringsten zu befahren, zumalen dieselbe bei dieser Sache nichts
gethan als weshalb sie von S. Churf. D. jedesmal special Instruction
und Befehl gehabt. Und weil S. Churf. D. diese Sache und den Ver-
gleich nochmahlen in Gegenwart sowohl dero geheimden als Cle-
vischen Stathalter und sämtlichen Regirungsrähte verlesen lassen und
dero vota und unterth. Bedenken darüber eingenommen, aus allen
Umbständen aber den Schluss dieser Tractaten und die Vollentziehung
des Erbvergleichs nach reifer Erwegung der Sache zu dero Churf.
Hauses und Posterität Sicherheit und Besten fürträglich und nützlich
ermessen, als ist dero abermahliger g.ster Wille und Befehl, dass ob-
I) Wohl der der oranischen Partei angehörtge geldrische Edelmaon Johann
von Gent s. Urk. u. Akt. III 8. 50.
^ Schon im Auszuge gedruckt bei Lehmanu 1 S. 200 o. S4.
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Bedenken der (JlevischeD Regierung. 759
gemelte Kähte denselben in Gottes Namen voilenziehen und sich dabei
alles Churf. Schutzes und Maintenirung im Fall der Noht beständig
zu versichern haben sollen. —
Der Clevischen Regierung Bedenken über den mit Pfalz-
Neuburg projectierten Erb vergleich. D. Cleve
18. August 1666 ').
[Uogleiche Theiluog der Lande, aobilliger Steueranschlag , Arreste und
Repressalieo.]
Nachdem Kf. ihnen den mit Pfalz-Nenburg entworfenen Vergleich IH. Aug.
in puncto snccessionis in den Gülich- Clevischen und angehörigen Landen
mitgetheilt und ihnen befohlen, ihm ihre Gedanken darüber zu eröffnen, 8o
bemeiken sie: 1) was die Theiluiig der Lande anbetrifft (Punkt 4. 5. und 7),
so ist Kf. bei den früheren Verträgen von 1621, 1629 und 1647, durch welche
ihm auch nur C^eve, Mark und Ravensberg zugesprochen worden, ver-
vortheilt worden. Denn Gülich pflegt soviel als Cleve und Mark ordi-
nari zu contribuieren nnd mü^ste, wenn ein billigmässiger Vergleich aufge-
richtet werden sollte, wenigstens dem Kf. noch dazu Raveustein, Winuen-
thal and Breskesandt nebst den daraus bisher bezogenen Einkünften
(j^ Rthlr.) restituiert werden, und wird dafür gehalten , dass in Qülich
und Berg wenigstens viermal mehr contribaierende Unterthanen als in Cleve,
Mark und Ravensberg vorhanden sind, die Winneuthalischen und Breske-
sandtischen Domainen zu geschweigen, wie denn jetzt die Erfahrung bezeugt,
dass der Pfalzgraf über 8000 oder 0000 Mann geworben und aus jenen Lan-
den bisher noch unterhalten, und dass darüber keine sonderlichen Querelen ver-
nommen werden. Dazu kommt, dass Ravens tein in ein ungewisses Com-
promiss gesetzt und vermöge der Brabancischen Lehenrechte Kf. abge-
sprochen werden dürfte, und daneben demselben die Abfindung des Hauses
Zweibrücken mit aufgebürdet werden soll, woraus Schweden bei Gelegen-
heit grosse praeteusiones machen und dem Kf. nnd dessen Nachkommen
grosse Uugelegenheit zuwachsen könnte.
2) in art. 16 ist disponiert, dass es wegen des Reichs- und Kreissteuer-
anschlags bei der alten Quotisation bleiben solle. Es ist aber land- und
reichi^kuudig, dass Gülich, Berg und Ravensberg eins so gut als Cleve
undMarck sind, es würde also die höchste Unbilligkeit sein, wenn Cleve
nnd Marck so hoch und so viel als Gülich, Berg und Ravensberg
tragen uud geben sollten, es müsste daher in dem gesamten Conti ngent der
Laude eine gleich durchgehende Unterrepartition ad ioterini gemacht und
1) unterzeichnet von Moritz F. zu Nassau, Freih. v. Heiden, Freih.
A. V. Spaen, Baron v. Lottam, Joh. Motzfeld, Job. Steinberg, Adam
Isiock.
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760 12. Dor Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg.
insouderbeit RavensbergbeiCleve uodMarck» welche dem Kf. verbleiben^
znr SublevatioD gesetzt werden, es würde sich auch garnicht fugen, dass
Havensberg dem Kf. verj;)leiben nnd im Contingent von Gülich und
herg mit contribnieren sollte.
3) Wird in art. 13 erwähnt, dass keine arresta ond Repressalien leicht-
tich verstattet werden sollen. Stünde dahin, ob nicht die arresta vermöge
der alten Concordaten hinc inde ganz verboten nnd nur schleunige Justiz
administriert würde.
Antwort auf der Clevischen RegieruDg Bedenken wegen des
Erbvergleichs, s. 1. et d. ^).
(Lectnm in coosilio 30. Aagast 1666 praeseotibas : S. Chf. D., Ih. F. D. za Anhalt,
Qr. ¥00 Dooa, Freiherr von Schwerin, Freiherr von Blameothal, H. von Jena,
H. Blaspiel. Hernachgeheods den 1. Sept. ist dieses auch io der Regierung ge-
lesen, praeseotibas: Freiherr von Schwerin, H. von Krentzberg, H. von Huchteo-
bruch, H. Ising, H. Steinberg, H. Blaspiel, H. Ernst, H^ Lammers,
H. Wnsthanseo, H. Peil et me.) >)
[Widerlegung der von der Regierung erhobenen Bedenken]
30. Aug. 1) Wegen Theilung der Lande zeigen die früheren Verhandlungen, wie
wenig Kf. Hoffnung haben kann, zu einem grösseren Antheil zu gelangen,
ausser durch einen günstigen Sprnch am Kaiserlichen Hofe, oder dass durch
gutliche Tractat^n noch ein mehres von Pfalz-Nenbnrg erlangt werden
könnte. Ob das erstere zu hoffen, wird dahin gestellt gelassen, man hat
aber immer es für vortheilhafter gehalten, dass Kf. und Pfalz-Neuburg
ausser Streit in eine beständige Freundschaft gesetzt würden. Das zweite
ist eifrigst versucht worden, aber ohne Erfolg, Kf. hat sich daher lieber ent-
schlossen, sich beständig und erblich zu vergleichen, als dieser Ursachen halber
die Tractaten länger aufzuhalten. Würde jedoch Jemand vermeinen und
sich getrauen bessere Conditionen vom Pfalzgrafen zu erhalten, so will Kf.
sich dieses gnädigst gefallen lassen und ist auch noch Zeit dazu, weil noch
nichts geschlossen. Es ist aber dabei zu beobachten, dass die angegebene
Inäqaalität von Pfalz - Neuburgischer Seite immer gelängnet worden nnd
dass auch glaubhafte Nachricht vorhanden ist, dass die Gülich- und Ber-
gische Domaioen nicht allein der übrigen Lande, welche Kf. besitzt, Karamer-
iotraden nicht übertreffen, sondern denselben nicht einmal gleichkommen.
Was die Contributionen und die Anzahl der Contribuenten anbetrifft, so
müsste die Behauptung, dass in Gülich und Berg viermal mehr solche
als in Gleve, Marck und Ravensberg vorhanden seien, specialius be-
wiesen werden, von Pfalz-Neuburgischer Seite wird immer das Gegentheil be-
hauptet. In des Kf. Antheil sind viele grosse volkreiche Städte und con-
siderable Festungen begriffen, die Situation derselben ist auch dergestalt
') von M ei Oders' Hand.
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Widerlegung der Bedenken der Clevischen Regierung. 761
gelegeu, dass Kf. wegen seiner anderen Reichslande propter lineam coinma-
nioationis daraas sonderbare Commodität hat. Die Domänen in den Herr-
schaften Winnenthal und Breskesandt sind nach erlangtem Bericht
nicht von grosser Importanz nnd sehr verschuldet. Wegen Ravenstein
sind die Aassichten des Kf. durch den Compromiss garnicht so desperat,
wie die Clevische Regierung sie ansieht. Was die ^ Rthlr. belangt,
welche der Regierung Sentiment nach der Pfalzgraf dem Kf. restituieren
soUy so müsste dem Pfalzgrafen seine Verpflichtung dazu Hquido et ciare
nachgewiesen werden, dies ist aber in der von der Regierang ihrem Be-
denken beigelegten ^Kurzen Anzeig'' nicht geschehen, welche überhaupt, da
sie aus dem Jahre 1651 stammt und in ihr pro justitia belli contra Neo-
burgicum rationes zusammengesucht werden, auf die jetzigen Verhältnisse
garnicht passt. Die neuliche Pfalz-Neubnrgiscbe Kriegsverfassung hat nur
4 bis 5000 Mann betragen, und was der Unterhalt derselben bei den Ständen
und Unterthanen für Querelen verursacht, ist landkundig. Die Abfindung
von Pfalz-Zweibrücken gereicht Kf. nicht zum Präjudiz, da die daraus
zu erwartende Sicherheit auch des Kf. Landen zu gute kommen soll. Was
für Präteusionen Schweden daraus erheben könne, ist nicht abzusehen, da
das Recht nicht der Krone, sondern dem König nur als einem aus dem
Hause Pfalz geborenen Herren competiert, ausserdem diese Handlung
die Schwedische Zweibrückische Linie garnicht concerniert, sondern mit
dem Pfalzgrafen Friedrich Ludwig eingegangen ist und auch dazu dienen
soll, dass andere von dieser Linie nach diesem Beispiel sich in der Güte
abfinden lassen.
Wegen der Reichs- und Kreissteuern hat man sich fleissig bemüht, Mode-
ration für diese Lande zu erbalten, da diese aber vom Reich gegeben werden
niuss und die Gülich- und Bergischen Landstände sich in Ewigkeit nichts
vom Clevischen oder Märckischen Contingent aufbürden lassen werden, so
hat man endlich diesen Punkt cum debita reservatione dahin aussetzen
müssen, dass man an gehörigen Orten die Moderation suchen wolle. Dass
Ravensberg im Contingent von Gülich und Berg mit contribuieren solle,
ist im Vergleich mit keinem Worte zu finden, sondern es ist ezpresse darin
enthalten, dass Ravensberg ausser Kreis- und Reichssteuern bei Gleve
und Marck zur Sublevation gesetzt werde.
Was die Regierung wegen der Arresten und Repressalien erinnert, soll
bei dem Vergleich gebührend beobachtet nnd desfaUs gewisse pacta und
concordata aufgerichtet werden.
Was schliesslich die Motive betrifft, welche Kf. zu diesem Erbvergleich
bewogen, solche hat die Regierung zum Tbeil aus beikommendem Aufsatz <)
zu vernehmen.
*) Beigelegt ist die Denkschrift: «Ursachen und Motiven, wamm 8. Gbf. D. '
zu Brandenbarg einen Erbvergleich mit Pfalz -Neabarg einzugehen bewogen
worden" (Lehmann I S. 202 ff. n. 87).
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7f)2 12. Der Erbvergleich mit Pfals-Neuburg.
ü. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Cleve
8. September 1666,
[Die RaveoBteinsche Frage.]
8. Sept. Der H. Meinders hat mir berichtet, dass £. Gbf. D. gn. be*
gehret, man 8olte den Gesandten nochmaln zusprechen, dass sie wegen
Rayensteia das Werk anders einrichten Hessen. So viel ich nun
den Herzog kenne und wie genau derselbe wegen seiner Prinzen
ist und wie wenig seine Räthe hierin bei ihm vermögen, so habe ich
die geringste Hoffnung nicht, dass hierin etwas auszurichten, imfall
nun E. Chf. D. nicht davor halten, dass der Vergleich deroselben
sonst zuträglich, so ist es nun noch Zeit die Unterschreibung zu evi-
tiren und desfals Prätext zu suchen. H. Blasbiel vermeinet sonst,
dass £. Chf. D. in possessorio et petitorio wohl fundiret sein; Wäre
aber gut, dass E. Chf. D. nochmaln gn. belieben wollten, die auf-
gesetzte rationes, worumb der Vergleich gemacht ^), durchzulesen und
wohl zu erwägen, ob Ihr der Vergleich anstendtlich oder nicht Gott
wolle denjenigen Diener strafen, der umb ander Ursachen als E. Chf. D.
Dienstes und Befehls willen diese Sache zu befodern gedenket, und
derselbe wolle E. Chf. D. in dero Herz geben, was Ihr am rath-
sambsten ').
0 Oboe Zweifel jene Denkechrift ^Ur^acbeu aod Motiven*". In dtim Geh.
ratbsprotokoll vom 30. Aognst 1666 ist vermerkt: «Freih. v. Schwerin berichtet,
wie er etwas anfgesetset, darinnen er meinet, dass S. Chf. D. zuträglich sei,
diesen Tractat mit Pf.Neaburg wegen eines Krbvergleichs zu schliesseu, des-
fals er solches verlesen." Danach stammt also diese Denkschrift nicht von
Meinders, von dessen Hand sie geschrieben ist, sondern von Schwerin her.
') Am folgenden Tage (9. September 16GG) sind zu Oeve unterzeichnet
worden: der Erbvergleich zwischen dem Kf. und dem Pfalzgrafen und der Neben-
recesB aber die Religionsubung und die geistlichen Güter in den jülich-cleviBchen
Landen (zu den bei v. Mörner S. 294. 302 aufgeführten Drucken sind noch hin-
zuzufügen: Diar. Rurop. XIV Append. S. Iff. und Scotti, Sammlung der Ge-
setze und Verordnungen, welche in dem Herzogthum Cleve und in der Graf-
schaft Marck ergangen sind I S. 436 ff. n. 293. 294), und die besonderen Ver-
träge wegen der Wiedergewinnung der Grafschaft Mors (v. MÖrner S. 294
D. 164), am 17. September, von welchem Tage die Ratificationen beider Haupt-
verträge datiert sind, noch die weiteren Verträge über die Religionsubung in
den mit holländischen Garnisonen besetzten Städten, über die dem Grafen
von Schwarzenberg als Pfand zu stellende Herrschaft Win nenthal, über die
Abfindung der übrigen Prätendenten und das Votum auf Reichs- und Kreistagen,
über die Biulosnng von Kaiserswerth und über das alternierende Condirec-
torium auf Münzprobationstagen (v. Mörner S. 302ff. n. 166—171).
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Abscbluss des Rrbvergleicbs. 763
Geheimenraths-ProtokoU. D. Cleve 25. September 1666.
(praes. S. Chf. D., H. Graf voo Dooa, Freiherr von Schwerio, H. tod GaoBtein,
H. YOü Jena, H. Blaspeil.)
[Ob Rf den Krbvergleich unterseichoeD soll.]
H. O.-Präs. erwähnet, dass die Pf.Neuburgischen Gesandteu 25. Sept.
heute Abschied nehmen, und dahero S. Chf. D. frei stünde, ob Sie
den Erbvergleich und die Nebenrecesse unterschreiben wollten, dass
durch Waffen nichts zu erhalten, weil es verboten, durch Sentenz
wtirde es schwerlich zu erhalten, wegen vieler grosser Potentaten
Prätension und Jalousie der Nachbarn, so hätten Sie davor gehalten,
dass am besten durch Tractaten es beizulegen als andere Weise. Die
Länder hätten schon S. Chf. D. so viel gekostet, alle Schulden kom-
men daher; was Dissensiones gefruchtet, haben S. Chf. D. zu zweien
Malen erfahren, wäre daher besser, in Gewissheit sich zu setzen.
S. Chf. D. hätten dero Macht gegen andere nicht gebrauchen können
wegen Pf. -Neu bürg, da sie nicht vertraulich gewesen, und da Sie
mit Pf.'Neuburg und Münster in guter Intelligence, würden S.
Chf. D. im Kreise sehr redoutabel sein, daher von allen gewtlnschet
worden, dass S. Chf. D. sich in guten Verstand setzte. Wie die
Evangelischen im Jülichschen Lande gedrückt worden, ist kund; itzo
haben sie libertatem conscientiae et in civilibus erhalten, auch einige
Kirchen, so sie vor nicht gehabt; wünschte, dass S. Chf. D. alle
Lande hätte, wegen Raven stein wird der letzte Vergleich S. Chf. D.
gewiss die Posse^sion zuerkennen, wo es aber nicht möglich zu er-
halten, wäre es von der Consideration nicht, den Vergleich zu unter-
lassen. Alle Punkte des Vergleichs seind in S. Chf. D. Präsenz und
Befehl abgehandelt worden : Daferne man wollte allhier sprechen, dass
dieser Vergleich S. Chf. D. präjudicirlich, sollte der Churprinz, der itzo
12 Jahre alt wird, solches arripiren. Wan S. Chf. D. durch andere
Mittel ein mehrers erhalten könnten, wollten sie es gerne sehen, ob
es auch gleich mit ihrer, der Deputirten, Despect geschehen sollte.
5. Chf. D. sagen, die Sache beruhe auf Kavenstein, ob S. Chf. D.
in petitorio oder possessorio:
Q. Ob S. Chf. D. sollen den Erbvergleich wegen Ravenstein
unterlassen?
H. Graf [DohnaJ: Obwohl S. Chf. D. wohl fundiret wären, je-
doch weil Pf.-Neuburg also nicht depoulliret werden könnte, hielte
er davor, dass es deswegen nicht zu unterlassen,
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764 12. Der Erbvergleich mit Pfals-Nenburg.
H. Cansieia: Wann es ein beständiger Vergleich sein soll, wann
S. Chf. D. Nachkommen finden werden, dass sie laediret, so würde
es nicht gehalten werden: Ob aber hier eine Laesion, dass wisse er
nicht, dann ihm die Lande nicht bekannt: si laesio sähest, wird es
nicht bleiben, sinon, so wird es wohl bleiben. Friede und Einigkeit
ist es ein löblich Werk: ob im Kreise grosse Zuversicht zu setzen,
weiss man, was man sich im Reiche auf einander zu verlassen: Die
actiones behalten die Potentaten allzeit, S. Chf. D. aber hätten sich
aller Rechte auf die andern Länder begeben: Sie haben allzeit etwas
sollen voraushaben, wann aber die anderen Stücke zurückgehen und
allein Ravenstein nur in Consideration käme, so hielte er es nicht
der Wichtigkeit, dass es zurückgehe.
H. V. Jena: Als S. Chf. D. neulich') es ablesen lassen, hätte er
angezeiget, weil er in der Sache nicht informiret, noch auch in den
Punkten, weil aber die Sache schon geschlossen, so wünschte er, dass
S. Chf. D. und dero Posterität Vergnügen finden. H. Cansteins con-
siderationes wären wohl zu ponderiren gewesen, halte auch davor, dass
die Successores daran nicht gebunden, stehet dahin, dass es der Churprinz
einmal ratificiren wolle, oder nicht. Ob es durch Recht S. Chf. D.
einmal bekommen, casus est dubius: per arma item, aber man kann
nicht sagen, was vor Conjuncturen einmal kommen werden. Aber
weil es zum Schluss, wünschte er nochmals. Wegen Ravenstein
wäre der Vergleich nicht aufzuheben, wäre auch keine Condition,
woran der Hauptvergleich gebunden.
H. Blaspiel: Wegen der Gleichheit der Landen: S. Chf. D.
H. Vater hat die Wahl gehabt, jene Lande zu nehmen, hat aber nicht
gewollt.
Renunciatio Electoris mutua est cum Palatino.
8. Chf. D. sagen, sie haben den Vergleich deswegen gemacht,
dass sie wollten in Frieden und Sicherheit sitzen ; wollten es dero
Kinder einmal nicht halten, stünde dahin. Wären grosse Prätendenten
auf diese Lande, nun stünden sie beide vor einen Mann.
Worauf Sie die Tractaten unterschrieben.
0 S. oben S 754.
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Erster VertragseDtworf wegen RaveoBtein. 765
Unvorgreifliches Project wegen Ravenstein. D. Duyssburg
29. September 1666 ').
— 1) Anfänglich soll obbesagte Herschaft Ravenstein inner- 29. Sept .
halb vierzehn Tage an S. Chf. D. cum omni jure et potestatis pleni-
tudine, dergestalt, wie I. F. D. solche bishero besessen — wirklich
und realiter tradiret, auch die Unterthanen derjenigen Pflicht und
Schuldigkeit, womit sie I. F. D. verbunden, alsofort erlaRPen und
mit allem Gehorsamb und unterth. Respect an S. Chf. D. verwiesen
werden.
2) Wohingegen S. Chf. D. in kraft dieses des H. Pfalzgr. F. D.
versichern, dass Sie die Catholische Religion und derselben Zugethane
in plenissima libertate conscientiae et usu exercitii tam publici quam
privati in dem gegenwärtigen Stande lassen und sie darin im gering-
sten nicht beeinträchtigen werden.
3) Ferner versprechen S. Chf. D. bei Chfürstl Wort und warem
Glauben, dass wofern das Polnische negotium dergestalt, wie es
zwischen beiden Chur- und Fürsten projectiret worden, nicht fllr sich
gehen solte, Sie alssdann an dieser Herschaft wegen der ietzbe-
schehenen Tradition kein ferner Recht praeteodiren wollen, alss was
sie bereits anitzo haben, allermassen dan auf solchen Fall beyde Cbur-
und Fürsten sich dahin vergleichen, dass solches alsdan per viam
compromissi und zwar auf die Weise, wie dasselbe anitzo abgeredet
und aufgesetzet worden, erörtert und darin ratione petitorii nach
solchem Aufsatz von denen darin beliebten arbitris gesprochen und
verfahren werden soll,
4) würde aber, wie man verhoffet, das Polnische Werk seinen
Fortgang gewinnen und es mit der Wahl auf I. F. D. Person gebracht
werden, alssdan behalten S. Chf. D. die Herschaft irrevocabiliter auf
die Art und Weise, wie man dessfalss sich bereits verglichen, und soll
alssdan das Compromiss gentzlich cessiren, auch darüber Ih. F. D. von
Prästation einigen Aequivalents gantz und zumahleq befreiet sein,
5) weil es aber mit der Polnischen Sache diese kuntbare Be-
wantniss hat, dass solche komme zum Effect oder nicht, S. Chf. D.
in ansehenliche gewisse Kosten gesetzet werden, welche Sie auch dem
gemeinen Wesen zum besten und zn Ih. F. D. Interesse willig her-
^) voo MeiDders'Haod. Ueber die am 29. nnd 30. September erfolgten Zu-
sammenkunfte beider Forsten s. oben S. 735.
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766 1^- Her Krbvergleich mit Pfalz-Neaburg.
schioBsen wollen, so wollen zwar S. Chf. D. deren Uestitution oder
Ersetzung niemablen, so lang Sie die Herscbaft Raven stein haben,
prätendiren, solte es aber durch des Höchsten Verhengniss dabin ge-
rathen, dass S. Chf. D. wegen einiger Armatur und anderer Spesen
von Ih. F. D. requiriret werden, gleichwoll aber dieselbe zur Chron
durch einige von S. Chf. D. nicht verursachte Verhinderung nicht ge-
langen sotten, alssdan wollen Ih. F. D. solche post factam requisi-
tionem angewante Spesen S. Chf. D. nach Billigkeit erstatten, und
soll deroselben solchenfalss die Herschaft Kavenstein interimsweise
loco hypothecae gelassen werden, im übrigen bleibt es aber bey den
wegen dieses Polnischen negotii ohnlengst zu Cleif sub dato des
Julii aufgerichteten Vergleich.
6) ferner ist verabredet und verglichen, dass die auf der Her-
schaft Kavenstein bereits haftende Schulden, welche sich nach Veran-
lassung des ao. gemachten Vergleichs nicht über Rthr. be-
laufen, darauf verbleiben und denen creditoribus ihre habende jura
ohngeschmelert gelassen werden,
7) Und haben S. Chf. D. Ober sich genommen, dem Graffen von
Schwartzenberg von denen auf der Herschaft Win nenthal stehen-
den ~ Rthlr. die Helfte ad ~ zu zahlen und ihn dessfalss zu be-
friedigen.
Concept wegen Ravenstein zu Winckelhausen aufgesetzt
den 30. September 1666 ').
30. Sept. ]) Der Ffalzgraf tritt die Herrschaft an Ef nächstkünftigen Ostern
1667 ab.
2) Sollte die Poloische Wahl auf den Pfalzgrafen oder einen seiner
Priuzen fallen, so soll R. jare perpetuo bei Kf. und dessen Descen-
denten bleiben, diese hingegen anf das ihnen in den früheren Trac-
taten, falls das laadum für sie fallen sollte, zugesagte Aeqoivalent
verzichten,
3) dann auch das compromissam cessieren.
4) Sollte es za der Polnischen Wahl nicht kommen, so behält der
Pfalzgraf sich vor, sein auf R. habendes Successionsrecht per viam
compromissi gegen Kf. auszuführen, und soll dieses Compromiss dann
auf die verglicbeae Weise eingerichtet werden.
^} auch von Meinders' Hand.
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Zweiter Vertragsentwnrf wegen Ravensteio. 767
5) Wegen der Kosten, welche Kf. post factam requisitiooein von seiteo des
Pfalzgrafen sollte aufwenden müssen, erklärt der Pfalzgraf, falls er
nicht zur Krone kommen sollte, sich mit Kf. der Billigkeit nach
vergleichen zu wollen, bis dahin soll solches ausgesetzt werden.
6) Gegen die wirkliche Tradition verspricht Kf. an 8 Orten in Cleve,
M^^rrk und Ravensberg, an welchen das Exeicitinm publicum
Roraano-catholicum a. 1624 zwar gewesen, jetzt aber nicht ist, noch
kraft des jetzigen Religionsvergieicbs eingeführt werden kann, das-
selbe so zu gestatten, dass den R.-Catholischen eine dort etwa vor-
handene Kirche oder Capelle eingeräumt oder, wenn eine solche nicht
vorhanden, ihnen erlaubt werde, eine neue zu bauen, wozu Kf. an
jedem Ort, wo keine Kirche oder Capelle vorhanden, 200 Rthlr.
geben, auch den dabei bestellten Geistlichen drei Canonioate oder
Präbenden zu ihrer Unterhaltung zulegen will.
7) Beide Fürsten wollen die Landstände dahin zu disponieren suchen, dass
sie die von dem Grafen Schwarzenberg geforderten 100,000 Rtlilr.
über sich nehmen und davon Jülich nud Berg die eine Hälfte,
und Cleve, Marck und Ravensberg die andere Hälfte innerhalb
2 oder höchstens 3 Jahren zahlen und ihm deswegen Versichernng
geben.
8) Nach etwaigem gänzlichen Abfall der Descetidenten des Kf. fällt
die Herrschaft an den Pfaizgrafen und dessen Descendenten zurück.
9) Inzwischen darf dieselbe ohne Consens des Pfalzgrafen nicht alie-
niert werden und sollen die vermöge des Vergleichs von a. 1649
darauf consentierten ^ Rthlr. darauf verbleiben, doch darf Kf. die
Schulden abtragen.
10) Wenn die Wahl nicht erfolgt und der Pfalzgraf sein prätendiertes
Recht in dem Compromiss ausführt, so hat er an Kf. die von dessen
Landen zu Bezahlung des Grafen von Schwarzenbergherzugebenden
' Rthlr. zurückzugeben und cessieren dann auch die in Artikel 6, 8
und 9 ausbedungenen conditiones.
11) Inbetreff der Catholischen Religion bleibt alles im gegenwärtigen
Zustande.
12) Im i.brigen bleibt es in allen Punkten bei dem Erb vergleich und
dem der Polnischen Sache halber zwischen beiden Fürsten abge-
schlossenen Vergleich ^).
^) Darunter steht, auch von Mein ders* Haud: „ßei diesem Vergleich dienet
zur Nachricht, dass man allen möglichen Fleiss angewandt, nmb den 3teD
und öten Articul anders einzurichten, wie solches auch aus den hierin befind-
lichen Projecten, so zu Dnysbnrg den 26. (sie!) Septembris und za Winckel-
bansen den 28. (sie!) Septembris von unserer Seite aufgesetset worden, zu er-
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768 12- I>er Erbvergleich mit Pfals-Neuburg.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cleve 14 October 1666.
[Die lUveDsteiDSche Sache soll tum Abschloss gebracht werden, %n bewilligende
ZagestäodDisse.]
14 Oct. Da die Ravensteinsche Sache vor seiner Abreise ans diesen Landen
ZQ völliger Richtigkeit wird gebracht werden müssen , so soll Bl. sich be-
mühen, dass dieses dem projectierten Aufsatz gemäss geschehe. Er kann
in sabstantialibos darin keine fernere Aenderung gestatten, namentlich findet
er die von Pf.-Nenbnrgischer Seite übergebenen Articnl wegen der Religion
fast weitläuftig nnd kann nicht sehen, wozu alle darin enthaltene Clansnlen
nöthig oder dienlich, es soll also bei den formalibns, welche in den Tractaten
von 1647 nnd 1649 enthalten, verbleiben, doch will er endlich zugeben, doss
alles in statu quo gelassen werde, wofern nur keine sehr nachtheilige nnd
merkliche Verändernng seit 1647 vorgegangen.
In Art 6 bleibt es bei seiuer Erklärung wegen Gestattung der 8 exer-
citia und Verleihung von 4 Canonicaten oder Präbenden an die Geistlichen
und vorläufiger Zahlung von jährlich 50 Rthlr. an einen jeden, zu den übri-
gen postolatis wegen der Jesuiten') und der Baukosten aber kann er sieh
nicht verstehen.
Da8s des domini directi gedacht werde, will er gestatten.
8«*heDy in welchen der Art. 8 ganz anders eingerichtet, der Art. 5 aber ganz
aasgelassen. Wie aber S. Gbf. D. tn Win ekel hausen gewesen, haben Sie
endlich mit des H. Pfalzgrafen F. D. perBoolicb sich dergestalt verglichen, wie
es der Einhalt der articalornm bezeuget, und zwarn, wae den 3. Art. betrifft, aus
diesen rationibus:
1) Weil man am glücklichen Success der polnischen Sache nicht zweifelt.
2) Weil S. Ghf. D. auf die wurkliche Tradition der Herrschaft Baveo-
stein fest bestanden, dazu der Pfalzgraf sich alia conditione nicht
bewegen lassen wollen.
3) Weil so grosse Advantage in casu saccessus dabei versprochen, nemb-
Uch -^ Rthlr.
4) Weil S. Ghf. D. dafür gehalten, dass, wenn es ja mit Polen nicht fort-
gehen sollte, Sie dennoch Mittel haben oder finden würden, in der Pos-
Session der Herrschaft zu continuiren. Inmittelst würden Sie gleich-
wohl Ihre Intraden auf sehen oder mehr tausend Rthlr. verbessern.
Die acht Ezercitia in Art. 5 seiin desswegen endlich zugestanden etc.* Blas-
peil in einem späteren Memorial vom 20. Juni 1668 bemerkt von der Zusam-
menkunft zu Winckelhausen: ,da man nach vielen und langen Debatten und
gleichsamb in der Gonfusion einen nähern Vergleich — berahmet* und auch Mein-
ders führt in den „Ursachen und Bedenken, warum S. Ghf. D. eine Aenderung
wegen Ravenstein zu prätendiren", an: 1) „Weil der Tractat zu Winckel-
hausen tumultuarie gemacht und dabei sowohl wegen Kurze der Zeit als andern
bekannten Umbständeo halber die Sachen nicht der Gebühr überlegt noch exami-
niret werden können.*
^) Von Pfalzneuburgischer Seite war gefordert worden, dass eines der zu-
gestandenen 8 exercitia den Jesuiten eingeräumt werde.
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Yerhandlaogetf wegen RaveneteiD. 769
Die ezecotio in causa religioDis aus dem Erbvergleich gehört nicht
bieher und darf damit auch nicht vermengt werden.
Der Pfalzgraf darf sich nichts von den künftigen Ostern fälligen Ein*
künften vorbehalten.
Kf. ist damit einverstanden, dass die im Hanptvergleich festgesetzte
Garantie auch bei diesem Vergleich Platz finde , er kann aber nicht ge-
statten, dass solche auf die von den Pf.- Neuburgischen Ministem ent-
worfene, ihm fast schimpfliche Weise clansuliert werde.
Kf. will sich auch gefallen lassen], dass in speciem ein Scheinrecess >)
dieser Ravensteinscben Sache halber aufgesetzt werde, welcher jedermann
vorgezeigt werden könne und worin der Polnischen Sache nicht gedacht
werde.
Der Kurftlrst an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Oleff
21. October 1666.
[XjQzafriedenheit über die gemachten Schwierigkeiteo, letzte ZagesläDdoisse.]
Blaspeil hat ihm über die Verhandlungen in der Ravensteinscben 21. Oct.
Sache, und was der Pfalzgraf zu dem von ihm übergebenen Project erinnert»
berichtet. Er hätte nicht gemeint, dass man, nachdem zu Winckelhausen
alles in substantialibus abgeredet und verglichen gewesen, noch so viele
Difficnltäten gemacht hätte, doch hat er sieb auch in dieser Sache so erklärt,
dass der Pfalzgraf seine gute Intention daraus in der That verspüren werde.
Er ist versichert, dass derselbe, wenn er nur mehr auf die Sache selbst und
wie raisonnabel seine Erklärung sei, als auf einiger Leute überflüssige und
unnöthige Scrapulosität sehen werde, damit zufrieden sein werde. Weiter
zu gehen, würde für Kf. unmöglich und unverantwortlich, ja gar schimpflich
und disreputierlich sein, er hofift, die Sache werde so ihre völlige Richtig-
keit erlangt haben und er werde mit dem Vergnügen von hier reisen können,
dass im geringsten nichts übrig oder zurückgebliebeu, welches künftig ihre
Freundschaft einigermassen alterieren oder zu ferneren Streitigkeiten An-
lass geben könnte').
0 Eid solcher ,,Rece8BU8 monstrabilis* (s. v. Mörner S. 306 n. 172) ist wirk-
lich aoter dem Datum des 24. September 1666 abgefasst and von beiden Pur-
sten volUogeD worden. Danach soll der Besitz von Ravenstein künftig zwi-
schen beiden Fürsten alle 10 Jahre alternieren, Rf. soll denselben Ostern 1667
antreten and dafür das ezercitium der katholischen Religion an 8 Orten in Cleve,
Marck and Ravensberg, wo es 1624 stattgefunden, jetzt aber nicht stattfindet,
restitnieren a. s. w.
^ Beiliegend eine ausführliche Auseinandersetzung, in wie weit Kf. die
monita des Pfalzgrafen berücksichtigt und waruq er in anderen Paukten aaf die-
selben nicht habe eingehen können, und ein schon von dem Kf. vollzogener Ent-
wurf des abzaschliessenden Vertrages.
Mater, c. Gesch. d. Q. Kurfüratcii. XI. ■ 49
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770 12. Der Erbvergleich mit PfalE-Neuburg.
Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg an den Kurfürsten.
D. Bensperg 26. Oötober 1666.
[Greditiv für Schnell. Seine Nachgiebigkeit, Zusichernng seiner Freundschaft.]
26. Oct. Creditiv für den Vicekanzler Henrich Schnell ').
PS'). Ich bitte Ew. Ld. sie wollen glauben, dass ich hierbey
thue was ich immer nuhr khan undt widrigenfals mir die restitution
Rauenstein fast schwehr fallen werde, da ich doch selbige E. Ld. ietzo
aus so freyem Gemuet abtrette, der einzige Zuesatz in dem Religions-
. punct ist also beschaffen, das daruon die Sicherheit derselben in der
Herrschaft gentzlich dependiret, das übrige ist alles nach E. Ld. Ver-
langen völlig geblieben, hoffe nicht, dass sie hierin Difficultet finden
werden, sonderlich da ich eueniente casu mich in allem nach deren
Verlangen erkleret und E. Ld. wohl versichert sein können, dass ich
jhro in weit mehrerm als dieses importiert zue dienen verhoffe und
von Herzen verlange und es auch casu non eueniente nicht underlassen
werde, versichere mich hingegen E. Ld. Generositet werde sie bewegen,
solchenfals mir und meinen Kindern solches nicht aufzueladen.
Der Kurfürst an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Cleff
29. October 1666.
[Weitere Zugeständnisse.]
29. Oct. Die wegen der Bayensteinschen Sache in p. religionis und wegen
der ^ Rthlr. gethanen Erinnerungen hat er des Pfalzgrafen Begehren ge-
mäss zugestanden und soll alles in dem umzuschreibenden Recess suo loco
inseriert werden, wegen der ^ Rthlr. aber kann ihm nicht mehr zugemnthet
werden. Schnell hat zwar darauf bestanden und endlich vorgeschlagen,
dass man das Aeqnivalent snccedente casu auf ^ Rthlr. erhöhe und Ef. da-
für diesen Schwarzenbergischen Post absolute auf sich nehme, er hält es
aber für ganz unbillig, dass er in diesem Falle so gar leer abgewiesen
werden solle. Er hat vorgeschlagen, dass das Aequivalent snccedente casa
nur auf —^ Rthlr. gesetzt, hingegen ihm bei Abtretung der Herrschaft non
0 Schon am 26. Octoher hatte der Pfalzgraf dem Kf. in Erwiderung d««
Schreibens desselben vom 21. October angekündigt, dass er am nächsten Tage
seinen Vicekanzler sa demselben schicken wolle, am das ganze Werk in Rich-
tigkeit zu bringen, er sei bereit, soviel nur immer möglich, nachzugeben.
') eigenhändig.
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VerbaadlnDgeD wegen Ravensteio. 771
succedeDte cmsu ^ Rthlr. wieder ersetzt würden. Je nachdem der Pfalz-
graf das eine oder andere Oblatum zu acceptieren geneigt ist, kann der
Recess danach eingerichtet werden.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s, 1. 14./24. November 1666.
[Neue Forderaogen Pfalz -Neabnrgs. Bitte ihn gegen etwaige Aufeiodangen
wegen des Ravensteinschen Vergleichs zu schützen.]
Auf einer Zusammenkunft mit den Pf.-Ne üb urgi sehen zu Dorsten 24. Nov.
am 18; November hat er den Kanzler Gi es e gefragt, ob der Pfalzgraf sich
noch nicht auf das, was mit Schnell vor des Ef. Anfbrnch zu Cleve in
der Ravensteinschen Sache verhandelt worden, resolviert hätte. Jener
brachte darauf allerhand Erinnerungen vor, beliess. es aber endlich bei zwei :
1) dass bei den 50,000 Rthlr. auch Thellzahlungen zulässig sein,
2) dass durch einen besonderen Artikel der pro forma gemachte Vergleich
für kraftlos erklärt werden sollte.
Er bittet deswegen um Resolution J).
Wobei ich — bitten muss, weiln es Ew. Chf. D. gst. gefallen, den
Römisch -Catholischen darinnen acht exercitien^ auch einige Zulage
zum Bau so vieler Kirchen zu versprechen, welches vermuthlich von
viele Geistlichen Evangelischer Religion und andern Eifferern nicht
sehr gelobet und besorglich mir, wie in allen dergleichen geschehen,
imputiret werden dürfte, Ew. Chf. D. geruhen gst. mich deshalb nicht
allein gst. zu vertretten , sondern auch hiesigen* dero Statthalter und
Regierung, welchen noch zur Zeit nichts oder wenig davon bekant ist, die
Beschaffenheit davon pe r rescriptum und zwar in solchen terminis gst.
bekant. zu machen, dass ich unangefochten bleiben möge, dan Ew. Chf. D.
— bekant ist, wass massen S. F. D. 1) mit obg. Zahl lange Zeit nicht
zufrieden, 2) für jede Kirche zu bauen 2000 Rhtlr. praetendiret und
3) immerhin darauf bestanden, dass unter den verglichenen Oerther den
Jesuiten einer — eingeräumet werden solte, und mit wass grosser
Mühe und Arbeit man es entlich auf den Fuss — gebracht halje. —
^) Beide Forderungen werden vod dem Rf. angenommen, am 28. November
übersendet derselbe an Blaspeil den demgemäss veränderten, von ihm voll-
zogenen, auf den 20. November datierten Vertrag.
49*
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772 12. Der Erbvergleich mit Pfals-Neubarg.
Vergleich zwischen dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von
Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu-
hurg über den Besitz der Herrschaft Ravenstein („Recessus
verus"). D. s. 1. 20. November 1666 ').
20. Nov. Eundt und zu wissen seye hiemit jedermenniglich; ob zwam
zwischen S**. Churfürstl. Dchl. zu Brandenburg p- p. p- und Ihrer
Fürstl. Dchl. Pfaltz-Neuburg p. p. p. in dem zwischen ihnen jüngst
aufgerichteten Erbvergleich unter anderen beliebet und abgeredet
worden, dass die Streitigkeiten wegen der Herrschafft Ravenstein
auf ein Gompromissum gestellet werden und dieselbe demjenigen zu-
fallen und verbleiben sollte, ahn welchen sie per laudum arbitrorum
kommen und adiudicirt werden möchte, ob auch zwar ferner dieser
Herrschafft halber man sich unlengst dergestalt verglichen, dass
wofern hernegst Ihre Ptlrstl. Dchl. oder einer von dero Printzen nach
der jetzt in Polen regierender Eönigl. May. Johann Casimirs Re-
gierung immediate per maiora zu einem König in Polen gewehlet
werden solte, alsdan diese Herscbaft ahn S^. Churfürstl. Dchl. oder
im Fall Sie solche bereits durch das vorgemelte Comproroissum er-
langet betten, ein ander aequivalens ahn derselben statt gegeben
werden solte, so hat man sich dennoch anietzo zu desto mehrer Be-
stettigung des wider aufgerichteten guten Vertrauens aufs neue wegen
dieser Herrschafft auf nachfolgende Gonditionen vereinbahrt und ver-
glichen :
I. Anfänglich versprechen höchstged. Ihre Fürstl. Dchl. vorbe-
sagte Herrschafft Rauen stein mit allen darzu gehörigen Pertinentien,
Rechten, Gerechtigkeiten, Intraden, ordinari und extraordinari Gefällen,
wie solche beschaffen sein und Nahmen haben mögen, nichts überall
ausgenohmen, dergestalt wie Sie solche bisshero besessen und genossen
oder besitzen und geniessen können, auf negstkünfftig Ostern 1667
ohn eintzige Widerrede und Exception wUrklich nachfolgender gestait
abzutretten und einzureumen.
n. Dass wofern es zweitens mit der Pol In i sehen Wahll zum
Effect kommen und solche nach Ihrer Königl. May. in Polen Johann
Casimirs Regierung immediate auff Ihr Fürstl. Dchl. oder einen von
Dero Printzen fallen wirdt, alsdan diese Herrschafft jure perpetuo et
') Inhaltsaogabe bei v. Morner S. 310 n. 175.
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Vertrag wegen RaveDsteio. 773
irrevocabili bei S^ Churf. Dchl. und Dero Descendenten verbleiben,
und deroselben dabeneben eine Summa Geldts von viermallhandert-
tauBendt Rthirn. von Ihrer Fürstl. Dchl. oder Dero Printzen von Zeit
der Königlichen Ordnung inner sechs Jahren in gleichen Theilen ahn
bahrem Gelde gezahlet oder in andere S". Churf. Dchl. annehmbliche
Wege gutgemachet werden sollen.
III. Imfall aber drittens nach cessirender Regierung oder tödt-
lichem Abfall höchstgemelter jetzt regierender Eönigl. May. die Wahl
auf ein ander subiectum alss Ihre Fürstl. Dchl. oder Dero Printzen
fallen solte, alssdan versprechen S^ Churf. Dchlt. oder Dero Descen-
denten Ihrer Fürstl. Dchl. und den Ihrigen diese Herrschafft alsobalden
völlig wieder abzutrotten und einzuräumen, welche dieselbe alssdan
pleno jure und ohne einige fernere Ihrer Churf. Dchl. oder dero Des-
cendenten Ansprach gleich beide Herzogthumben Gülich und Berg
Erb- und Ewiglich zu behalten, zu besitzen und zu geniessen berech-
tiget sein sollen, dafern auch hierunter einiger Verzug oder Mangel!
wieder alles Vermuthen vorgehen und erscheinen solte, alssdan und
solchenfalss stehet Ihrer Ftirstl. Dchl. und Dero Descendenten frey und
bevor, sich der Hülffe eines oder mehr iip Haubtvergleich beliebten
Garanto so lang zu gebrauchen, biss diesem Vergleich ein Gnttgen
geschehen, und Ihre Fttrstl. Dchl. oder Dero Descendenten demselben
gemeess zur würcklicher Possession der Herschafft widerumb gelanget,
inmassen dan S^ Churf. Dchl. alle Dero Landen, soviel deren darzu
vonnöten, Ihrer FQrstl. Dchl. zur special Hypothec in kraft dieses zu
mehrer Versicherung verschreiben;
IV. Alss auch viertens wegen der vielen und grossen Kosten^
welche S*. Churf. Dchl. zu AussfQhrung des Polinischen desseins und
zu Beförderung der intendirten Wahl anwenden müssen, Erwehnung
geschehen und dargegen von Ghurbrandenburg. seithen einige billig,
messige Erstattung praetendiret, so haben sich Ihr Fürstl. Dchl. dess-
falss dahin erklähret, dass wan hernegst 8\ Churf. Dchl. von Ihre
Fürstl. Dchl. umb mehre Assistentz alss im Recess vom 10. Junii 1666
versehen, requiriren würden, darüber absonderliche Handlung gep'flogen
und was verglichen prästirt werden solle, inmittelss es dan biss dahin
beim jetzg. Polinischen Recess (dem hierdurch nichts derogirt wirdt)
sein Verbleiben hat.
V. Ferners und fttnfftens versprechen S^. Churf. Dchl., dass Sie
gegen diese würckliche Tradition besagter Herrschafft ahn acht Orten
in Cleve, Marck und Ravensberg, ahn welchen das exercitium
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774 12- Der Erbvergleich mit Pfals-Neubarg.
publicum Romano Catholicum anno 1624 gewesen, anietzo aber nicht
ist, noch in krafft des jetzt aufgerichteten Religionsvergleich eingef&hret
werden kan, dergestalt und also wieder verstatten wollen, dass denen
alda vorhandenen Römisch- Gatholiselien worzu eine ahn selbigem Ort
etwa vorhandene Kirche oder Gapell eingereumet werden oder, wan
deren keine vorhanden, ihnen erlaubet und zugegeben sein soll, deren
eine neue zu bauen, und biss daran solches geschehen höchstg. S*.Churi. D.
ihnen ein zu ihrem Gottesdienst bequemes Haus anweisen lassen, auch
zu erwehntem Bau aus sonderbahrer Gnade und Bezeugung Dero gnä-
digsten Gewogenheit gegen Dero Römisch-Gatholische IJuterthanen
beuebens einigen Holtzes, Steinen, Eaicks, Eisen und dergleichen Ma-
terialien, wohe deren in der Nähe vorhanden, eine Beisteur von zwei-
hundert Rthlm. geben, auch den Bau mit Hand- und Spandiensten
befttrdern, denen Geistlichen auch, so dabei bestellet werden und den
Gottesdienst versehen, vier Canonicaten oder Präbenden aus dem
Cleve-, Marck- und Ravenssbergischen zu ihrer Unterhaltung zulegen
und incorporiren lassen, inmittelst aber und bis ihnen solche gegeben
und angewiesen worden, einem jedtwederem fünfzig Rthlr. jährliehs
reichen lassen wollen, wobei dan auch S'. Fürstl. Dchl. freistehet, zu
dem ferneren nötigen Unterhalt dieser acht Exercitien auch vier in
Dero Turno fallende Präbenden in Gülieh und Berg appliciren und
incorporiren zu lassen.
VI. Zum sechsten haben beede Chur- und Fürsten sich dahin
verglichen, dass, weilen der Graff von Schwartzenberg vermöge
in dato den 17. Septemb. jQngsthin darüber aufgerichteten Neben-
recessus auf die Herrschafft Winnenthall mit Einhundert tausendt
Rthlr. verwiesen worden, davon nunmehr ein jeder Chur- und Fürst
die Halbscheidt zu bezahlen angenohmen, Sie bei bevorstehendem Land-
tage die Landstände dahin gnedigst disponiren wollen, dass weiln die
Gelder und andere hohe ansehnliche Summen zu dieser Lande Besten
und ihrer eigenen Wolfahrt angewendet werden, sie diese Sum über
sich nehmen und davon Gfllich und Berg die Helffte und Cleve,
Marck und Rauensberg die andere Helffte dem Herrn Graven
innerhalb zwey oder zum höchsten drei Jahren bezahlen, auch ihm dess-
falss genügsame und annehmbliche Versicherung geben möchten, im-
fall auch der Herr Graff wider Verhoffen sich mit diesen raisonnablen
Conditionen und Offerten nit vergnügen würde, alssdann wollen S^.
Ghurf. Dchl. nicht unterlassen, demselben hierunter zuzureden und des
H. Pfalzgr. Fürstl. Dchl. sich dabei gebührend annehmen.
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Vertraf? wegen RaveoBteio. 775
VII. Siebendes gehet dieser Vergleich nur auf S\ Churf. Dchl.
und dero Descendenten , nach deren gäntzlichen Abfall (welchen der
Allerhöchste in Ewigkeit verböten wolle) die Herrschafft wider ahn
Ihre Fürstl. Dchl. und Dero Descendenten (unangesehn dieselbe vor-
hin zur Cron Fohlen gelanget weren) fallet, imfall auch nach An-
weisung des dritten Articuli die Herrschafft wider ahn Ihre Fürstl.
Dchl. kommen und Deroselben Descendenten (welches gleichenfalss
der Allerhöchste in Gnaden verhüte) etwa mit Todt' abgehen solten,
alssdan soll dieselbe gleichergestalt ahn S^. Churf. Dchl. oder Dero
Descendenten eodem jure et modo widerumb zurückfallen.
VIIL Inmittelst aber soll achtens die Herrschaft ohne Gonsens
Ihrer Fürstl. Dchl. nicht alienirt noch verpfändet werden, auch die
vermög Vergleichs von anno 1649 darauff consentirte hundertzwantzig-
tausendt Bthlr., dieselbe seien darauf würcklich realisirt oder nicht
(darunter zweihundert Rthlr., welche den Patribus Jesuitis jährlichs
entrichtet werden, begriffen seindt) einen alss andern Weg darauff
verbleiben, jedoch dass S'. Churf. Dchl. freistehe die Creditores nach
Billigkeit abzufinden und die Schulden zu zahlen, wesshalb Ihr Fürstl.
Dchl. Deroselben bei der etwan erfolgenden Restitution dieser Herr-
schafft gebührende Satisfaction geben wollen, desswegen gleich woll
existente casu Articuli tertii die Restitution der Herrschafft nicht auf-
gehalten, sondern vor abgelegte Summ gnugsame Unterpfände
S'. Churf. Dchl. gelassen werden sollen.
IX. Wofern auch neuntens obg.massen ein ander vor Ihr. Fürstl. Dchl.
oder einen dero Printzen zur Wahl in Polen gelangen solte, welchen
falss S'. Churf. Dchl. vermög Vergleichs die Restitution der Herrschafft
obliget, und dannenhero S^ Churf. Dchl. die Herrschafft ahn Ihr Fürstl.
Dchl. oder Dero Descendenten verglichenermassen restituiren werden, so
soll zwar solche Restitution von S'. Churf. Dchl. oder Dero Descenden-
ten ohne einige Exception nichts desto weniger geschehen, diejenige
^ Rthlr. aber, welche Sie anitzo auss dero unterhabenen Landen zu
Bezahlung des Graven von Schwarzenberg vermög Art. VI. her-
geben sollen, alssdan von Ihr Fürstl. Dchl. oder Dero Descendenten
S'. Churf. Dchl. ahn Gelde restituiret oder darfür gnugsame Unter-
pfände eingereumet u^d gegeben werden, dergestalt dass Ihre Churf.
Dchl. und Dero Descendenten bevorstehen solle, solche ^, Rthlr. zu-
folge Ihrer Gelegenheit nach und nach, jedoch mit keiner geringeren
Sum auf einmall alss mit ^, Rthlr. abzustatten, da dan auch die Zinszen
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776 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neaburg.
unib 80 weit von sich selbsten nach Ertrag des bezahleten Capitalss
fallen und cessiren sollen.
X. S^ Churf. Dchl. versprechen auch zehendens in krafft dieses,
dass Sie das Exercitium Beligionis Romano Catholicae ahn allen Orten
der Herrschaft Rauenstein ungehindert lassen, auch die Römisch
Catholische Pfarrer, Seelsorger, Religiosos und Geistliche, wass So-
cietäts und Ordens dieselbe auch sein, wie im gleichen auch die Ein-
gesessene und Ufiderthanen, Geist- und Weltliche, adliche und gemeine
Standtsspersohnen in und ausserhalb der Kirchen in ihren Persohnen,
Haab, Gütern, Einkommen und Emolumenten, noch ahn ihrer Lichr
und Predigt, auch Administration der Sacramenten, noch ahn Pro-
cession oder anderen Eirchenexercitien und Geremonien, noch sonsten
in einigerley Weise oder Wege behindern, turbiren noch molestiren
lassen, sondern vielmehr Sie bei ihren geist- und weltlichen Freiheiten,
altem Herkommen, Gebrauch und guten Gewohnheit, wie sie dieselbe
anietzo haben und gebrauchen, krefftig und bestendig schtltzen,
handthaben und erhalten wollen, worunter dan auch absonderlich die
anietzo in der Herrschafft vorhandene Geistliche, imgleichen die neu
erbaute Kirchen, Eirchenhäuser und Capellen, darin die Rom. Catho-
lische aus der Meyerey von Busch, Gellerlandt, Luyck und anderen
umbligenden Orten ihr Exercitium haben und bisshiehin frequentiret,
mit begriffen sein; Auch wollen 8\ Churf. Dchl. auff Erledigung der
Pastoreyen und anderer geistlichen Beneficien wollqualificirte Persohnen
von der Rom. Catholischen Religion darzu wieder anstellen und da-
bei mainteniren, auch dieselbe und wass sonsten zu der Catholischen
Geistlichkeit und deren Institution, Visitation und Correction in mehrged.
Herrschafft Rauenstein gehörig von dem Ordinario oder Archidiacono
zu Lütt ig nicht abziehen noch separiren lassen, jedoch wirdt dieses
alles mit der Condition versprochen, dass auch gleichwoU denen
Euangelischen ahn ihrem freyen Exercitio nichts abgehe, noch die-
selbe darin gehindert werden.
XL Fflrss Elffte sollen beide Ihre Chur- und Fürstl. Dchl. Dchl.
(es falle diese Sache auss, wie sie wolle) den Titul dieser Herrschafft
führen und behalten, auch zugleich in beeder Nahmen die Souveraini-
tet und hohe Landes Obrigkeit gegen den Staat der Vereinigten Nieder-
landen und jedermenniglich zu jeder Zeit verthätiget und aussgeführet
werden, und der nicht possidirende Theill den anderen dabei handt-
haben helffen.
XIL Beede Ihre Chur- und Fürstl. Dchl. Dchl. intendiren keines-
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Vertrag wegen Ravensteio. 777
wegs dem Domino directo die ihme von Bechts wegen competirende
jura einigermassen zu schmäleren, oder die qualitatefn feudalem hier-
durch zu enderen, sondern solches alles bleibet in dem Stande, worin
es von Alters her gewesen und von Rechts wegen sein können, ge-
stalt dan auch beede Chur- und Fflrsten, sobald nur zwischen der
Cron Spanien und denen Herrn Staaten wird ausstiQndig gemacht
sein, ob dieses Lehen nach der Königl. Brüsselischen Lehnkammer
oder nach dem von den Herrn Staaten constituirten Rhat von Brabandt
gehöre, den consensum über diesen Vergleich debite suchen und
praestanda dabei praestiren wollen.
XIIL Obwoll ahm 24 negstverwichenen Monats Septemb. wegen
dieser Herrschafft Rauenstein ein besonderer Recess gewisser Ur-
sachen halber abgefasset und vollenzogen, so hatt es doch damit diesen
Verstandt, dass derselbe vdti keinen Erefften sein und weder von einem
noch von dem andern Theil pro vel contra allegirt werden soll.
XIV. Im Übrigen bleibet es in allen Stücken sowoll bei dem
aufgerichteten Erbvergleich alss bei demjenigen, wass der Pollnischen
Sache halber zwischen beeden Chur- und Fürsten sub dato des
10. Junii verglichen worden, welches alles von beeden Ihren Chur- und
Fürstl. Dchl. Dchl. also aufrichtig, fest und unverbrüchlich und unter
der im Baubt Successions Recess verglichener und hievor im Art. IIP^''
bereits angezogener Guarantie und Verbindtlichkeit bei Chur- und Fürstl
Ehren und Worten zu halten, also zu vollenziehen und darwider nichts
thun noch handien, noch thun oder handien zu lassen, verglichen und
verhandelt. Zu Urkundt und Festhaltung obiger Functen haben beede
Chur- und Fürsten dieses eigenhändig underschrieben und mit Dero
Einsieglen wollwissentlich bekrefftigen lassen. So geschehen und
gegeben den zwantzigsten Novembris des Ein tausendt sechshundert
sechs und sechssigsten Jahres.
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Personenverzeichnis.
Achmed Köprili, tnrkischer Gross-
vezier. 287. 294 f. 328. 340. 843.
Adolf Wilhelm, Herzog v. Bach-
sen-EiseoBch. 426 f.
V. Ahlefeld, Friedr, dänischer Ge-
sandter. 34. 578. 582.
Alb recht, Markfjp*. ▼. Aospach. 25.
96. 99. 106 f. 112. 114. 124. 128. 133
—135. 166. 442 f. 446. 463.
Aldenhoven, Joh. Christoph, k.coU
oischer Gesandter. 40. 184. 461 f.
Alexander VII., Papst. 167.
Alezander, Caspar, br.-wolffeDbüt-
telscher Gesandter. 461.
Ali, Pascha v. Temeswar. 286 f.
Am alle, Prinzessin v. Oranien. 320.
491. 494 f. 498. 502-507. 526. 662.
753.
S. Amant, französ. Gesandter. 550.
V. Amerongen, holländ. Gesandter.
686. 717.
An halt, Fürst von, s. Johann Georg,
Emanuel.
Anna, Königin von Frankreich. 703.
Anna, Enrförstin von Brandenbarg.
510.
Anspach, Markgraf v., s. Albrecht.
Apaffy, Mii'hael, Grossfürst v. Sie-
benburgen. 286 f. 331.
Archinto, Carlo, Graf, spanischer
Gesandter. 207. 217. 221.
V. Arentin, Johann, k.pfälzischer
Obristlieutenant. 86.
V. Arnim, Wolf Christof, k.sächs.
Generalwachtraeister. 208. 262. 271.
276—281. 42Ö 428.
Arnsted, mnnsterscber Rittmeister.
638.
Auersperg, Fürst, österreichischer
Minister. 104. 215. 222.
Angabt, Herzog v. Braunschweig-
Wolffenbüttel. 26 f. 234. 562. 568.
671 f. 575. 577. 581 f. 620. 623—625.
640. 643. 645. 664. 666. 675. 682 f.
687. 690 f. 693. 702. 709.
Au gast, Herzog v. Holstein, bran--
denb. G.Wachtmeister. 229. 233.
290. 296-348. 376.
Aagnst, Herzog v. Sachsen, Admi-
nistrator V. Magdeburg. 165. 180—
183. 185. 216. 268—270. 278. 353.
381. 383. 388. 396. 402. 405. 411-
415. 417.
I Bachroann, Dr., clevischer Begie-
' rungsrath. 754. 756.
Bade n , Markgraf v., ». Gustav Adolf,
Leopold Wilhelm.
Bai er n, Kurfärst v., s. Ferdinand
Maria.
Baireath, Markgraf v., s. Christian
Ernst.
Barcsai, Grossfärst v. Siebenbürgen.
285 f.
V. Baumbach, G.Wachtmeister. 454.
Beck, Jean, brandenb. Agent in Paris.
166. 539.
Bedogni, Lorenzo, Baumeister. 567.
Bellefonds, Marquis de. 705.
Beris, kaiserl. Hofkammerrath. 287.
V. Berlepsch, Otto, brandenb. Oberst
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Personenverzeichnie.
779
und Schlossbauptmanu. 70. 73—76.
247. 251. 357. 367. 375. 381 — 384.
386. 389-392. 394—401. 404. 406 f.
408—410. 420—424.
Bernhard, Hersog ▼. Sachsen- Jena.
403 f.
Bessel, Heioricb, br.'-celliBcber Ge-
sandter. 48.
Bethlen Gabor, Grossfärtt ▼. Sie-
benbärgen. 286.
V. Benningheo, Conrad, holländ.
Gesandter. 706.
V. BeverniDg, Hieronymna, hoUänd.
Gesandter. 621 f. 637 685—687. 695.
698—702. 710—719. 721.
de Beyer, Johann, olevischer Re-
gierungsrath. 622. 693. 706—709.
Bezieres, Bischof von, franzos. Ge-
sandter. 705 f.
Bjelke, Steno, schwedischer Ge-
sandter. 109.
Blaspeil. Werner Wilhelm, clevi-
scher Begiemngsrath. 319—321.479.
491. 493-555. 625-630. 633. 635 f.
639. 643-645. 653. 655. 658. 660-
663. 667. 671. 678. 680 f. 684. 689.
694—696. 699. 701. 710—719. 731
— 740. 744. 747 f. 753 f. 756-768.
760. 762—764. 768 f. 771.
V. Blittersdorff, Job. Werner, k.-
mainzischer Gesandter. 598.
Block, brandenb. O.Lieutenant 319.
342.
V. Blnmenthal, Carl Caspar, bran-
denb. Geh.Ratb. 107. 156. 159—169.
199. 224 f. 264. 298. 307. 323-325.
406. 438. 442. 445. 479. 622. 629.
703—706. 764 f. 760.
Boeokel, Martin, schwedischer Ge-
sandter. 594.
Bogislav XIV., Herzog v. Pommern.
145.
V. Bohn, Reichshofrath 352.
▼. Boineburg, k.roainz. Minister.
206. 217 f. 231. 235. 268. 355.
y. Boisrenaad, G. Adjutant. 454.
Boll, holländ. Deputierter. 653.
Bombach, General. 196.
Bonoeil. 705.
Borck, Adolf. Prior v. Werden.
513 f. 525. 690 f. 692. 731. 739.
▼. Borck e, Caspar, k.pfalz. Gesandter.
68. 70. 72 f.
V. Bors teil, Georg Friedrich, bran-
denb. Hof- n. Kammergericbtsrath.
25.
Boordeaux. 109—111.
V. Brabeck, mönsterscher Domherr.
509. 638. 643. 652. 657. 689.
Brand ▼. Lindan, Joh. Christ., k.-
sächs. O.Lientenant 314.
V. Brandt, Christoph, brandenb. Ge-
sandter. 65. 97 f. 493. 515-517. 519.
629.
Brannsohweig-Ldnebnrg, Her-
zog von, s. AngQSt, Christian Lud-
wig, Georg Wilhelm, Johann Frie-
drich.
Brunkhorst, Graf v, 615.
V. Brunn, k.pfalz. Gesandter. 76.
Bndendacb, Johann, halberst. Re-
glerungs- u. Kammerrath. 276—280.
V. Bulow, brannschw. - hannov. Ge-
sandter. 6.
T. Bttgg, Frelh. , G.Wachtmeister.
227 f.
V. Burckerode, k.sächs. Gesandter.
132.
Buschmann, k.cöln. Kanzler. 468.
673. 708—719. 722 f.
V. Bydenbach, Georg Wilh., wur-
temb. Gesandter. 461.
Calovius, Professor in Wittenberg.
185.
V. C an ste 1 n, Raban, brandenb. Geh.-
Rath und Hofmarschall. 6 f. 16. 27.
39. 54. 402. 404. 437. 497. 564. 566.
629. 670. 726. 734. 754 f. 768 f.
Caprara, kaiserl. Oberst. 332 f.
Caraze na, Marquis, span. Gouverneur
der Niederlande. 299.
Carlingford, Graf, englischer Ge-
sandter. 654—656. 665. 677. 679.
Carrer, Dr., pf.-neuburg. Hofrath. 174.
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780
Personen Verzeichnis.
Caetel Rodrigo, spanischer Goaver-
near der Niederlande. 457. 461 —
463. 667. 659. 664. 699.
Charlotte, Kurforstin v. Pfalz. 64 f.
70-72. 76 f.
Christian, Herzog ▼. Sachsen-Merse-
barg. 353. 383.
Christian Ernst, Markgraf v. Bai-
renth. 96. 99. 106 f. 114. 120. 125.
133 f. 442 f. 446. 453. 463.
Christian Lonis, Herzog v.Meckleu-
barg. 236 f. 264.
Christian Ladwig, Herzog von
Brannschw.-CeUe. 4. 9. 26 f. 47 f. 54.
58. 375. 397. 429. 445. 451. 458. 559
—561. 563.
Christian Wilhelm, Administrator
V. Magdeburg. 165.
Christoph Bernhard (v. Galen),
Bischof y. Monster. 9^1. 188. 212.
217 f. 220. 222. 225. 227 f. 280 f.
233 f. 237 f. 322 f. 385. 423. 440.
451. 454-457. 461 f. 463—466. 481 f.
485—487. 489. 492 f. 498 f. 509-
550. 554. 562. 569 f. 574 581—
583. 611—721. 731.
Cöl D, Kurfürst y., s. Ferdinand, Maxi-
milian Henrich.
C o l a 1 1 0, Claudias Graf, kaiserl. Reichs-
hofrath und Obrist. 33. 288.
Colbert, Jean Baptiste, franzos. Mi^
nister. 705 f.
Colbert-Croissi, Charles, fransös.
Gesandter. 621 f. 680. 685. 693.
703 f. 711.
Copes, Johann, brandenb. Resident
im Haag 36. 319—321. 626-628.
633. 635 f. 642. 650. 653. 658. 667.
669. 680—688. 690. 695.
Conrtin, Honoratus, fransös. Ge-
sandter. 594.
Crane, Reichshof^ath. 166. 170. 172.
175 f. 178. 180. 188.
y. Crockow, Lorenz, brandenb. Ge-
sandter. 97. 101 f. 264. 271. 290.
479. 635. 653. 747.
y. Crockow, Mathias, brandenb. Ge-
sandter. 13. 23—25.
V. Oalwich, hessischer Gesandter.
635.
Danckelmann, Sylvester, brandenb.
Gesandter. 319—321.
De rffli n ger (Dorflinp), brandenb. G.
Feldzeugmeister. 297.
y. Diessenhausen, W. J. Un gelter,
pf.-neuburgischerHofrathspräsident.
174. 181.
Dietrich, braunscbw.-cellischer Geh.
Rath. 575.
Dietrichstein, Graf, kaiserl. Ge-
sandter. 258.
y. Dobrczenski, brandenb. Geh.
Rath. 110.
DoÜna, Christoph Delphicn«« Graf,
Bchwed. Diplomat. 109.
Dohna, Christoph Graf, brandenb.
Geh. Rath. 204. 334 f. 629. 660. 670.
760. 763.
Dorothea y. Holstein, Herzogin y.
Br.-Celle. 568.
D o wn i n g, englischer Gesandter. 515 —
517. 519. 628.
Eberhard, Herzog v. Wnrtemberg.
447. 458.
Eden, Barchard Dr., bremischer Ge-
sandter. 196.
y. Ei ekel, cleyischer Regierungsrath.
I 754. 756.
I y. Bimbeck, Christian Hempo,
brandenb. Kammerjunker. 725.
Eisenach, Herzog y., e. Adolf Wil-
helm.
Bitelfriedrich V., Graf y. Hohen-
zollern. 124.
Eleonore, Wittwe Kaiser Ferdi-
nands III. 104. 113. 132.
Elisabeth, Prinzessin y. Pfalz, Aeb-
tissin y. Herford. 567. 646.
y. EUer, brandenb. G. Major. 306.
690.
y. Eltz, Friedr. Casimir, br.-cellischer
Geh. Rath. 575 f. 667.
I Emanuel, Fürst yon Anhalt. 278.
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PersoneDverzeichois.
781
V. E m m e r i c h , KammergerichtsfiBkal.
352 f.
EDgbieo (ADguieo Adjou), Herzog
V. 418. 489. 507. 746.
Ernst, Herzog v. SachseD - Gotha.
208. 268. 313. 353. 356 f. 361 f. 365.
369. 373. 375. 381-884. 390—392.
394. 398. 401. 417. 420. 423. 427.
429. 431 f.
ErostAngust, Herzog v.Braa oschw.-
Lüoebnrg, Bischof v. Osoabrück.
423. 464. 5G0. 562. 571 f. 575 577—
579. 581. 584. 605. 632 f. 635—637.
640. 644-649. 654. 658 f. 664. 682 f.
687 f. 698. 709. 718.
Ernst, Hermann, clevischer Regle-
rn ogsrath. 734. 760.
Estrades, Graf, französ. Gesandter.
494. 497. 517. 551-555. 616 f. 625.
628. 656 f. 669 f. 672. 682-684.
Et tinger, Dr., k. mainzischer Ge-
sandter. 168.
Falckenier, Bärgermeister ▼. Am-
sterdam. 680.
Ferdinand III., Kaiser. 10. 63. 95.
103. 149. 352. 590.
Ferdinand (IV.), Rom. König. 63.
Ferdinand, Knrfärst v. Cöln, Bi-
schof V. Munster. 615.
Ferdinand (▼. Färstenberg), Bischof
v. Paderborn. 214. 620. 649. 652.
663 f. 693. 702. 709. 737.
Ferdinand Maria, Knrfurst v.
Baiero. 11. 22. 47. 7rt. 104. 217.
227. 266.
Pejge (Fayes), G.Adjutant. 454.469.
V. Firnemont, kaiserl. G.Feldzeug-
meister u. Landeshauptm. v. Glogau.
303-305.
Forgatsch, Graf, kaiserl. General.
304.
Frendemaoo, brannschw. - wolffenb.
Gesandter. 4.
V. Fr i dag, kaiserl. Gesandter. 324.
Friedrich III., Kaiser. 106.
Friedrich III., Kooig v. Däuemark.
572.
Friedrich IL, Kurfürst ▼. Branden-
burg. 106.
Friedrich V., Kurfürst v. Pfalz. 63.
567.
Friedrich, Herzog ▼. Drauoschw.-
Celle. 559 f.
Friedrich, Fürst v. Anhalt. 234.
Friedrich, Markgraf v. Baden. 227.
335. 512.
Friedrich, Landgraf y. Hessen-
Homburg. 231. 528.
Friedrich Ludwig, Pfalzgraf ?.
Zweibrackeo. 447. 458. 761.
Friedrich Wilhelm, Herzog v.
Sachsen -Altenburg. 12. 208. 216.
226 f. 276. 279. 353. 362. 365. 881.
403. 411. 42L
V. Friesen, k.säohs. Geh Rath. 262
-274.
Friquet, kaiserl. Gesandter. 37. 490 f.
496—502 512. 621. 669 f. 672. 674.
689. 699. 714.
Fuchs, Paul. 403.
de la Fuente, spanischer Gesandter.
299. 307.
Fürsten berg, Franz Egon Graf,
Bischof V. Strassburg, k.coln. Mi-
nister. 14. 22— 24.35— 37. 39 f. 524 f.
581. 591. 622. 664 f. 673 f. 707—709.
726 f.
— Joh. Adolf, paderbornscher Dom-
herr. 665. 709—719.
— Wilhelm Egon Graf, k.coln. Ober-
Kämmerer. 23. 482. 622. 673. 693 f.
697. 699. 707—719. 724-726.
Furstenstein, Diede zum, hessi-
scher Gesandter. 15. 20.
Fngger,Graf, Generallieuteoant. 227
-229.
V. Oalen, Heinrich, 695.
Garnier, kaiserl. G. Wachtmeister.
326 f. 330.
V. Gent, Johann, 758.
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782
PerBonenvjeneiohoia.
Georg, Herzog v. BrauDscfaw.-Caleo-
berg. 559.
Georg, Landgraf ▼. Hessen • Darm -
Stadt. 7. 26f. 40. 65 f. 71 f. 458.
Georg Christian, Landgraf ▼. Hes-
sen-Homburg. 424. 463. 528 f.
Georg Christian, Fnrst v. Ostfries*
land. 616.
Georg Wilhelm, Knrf. v. Branden-
burg. 121.
Georg Wilhelm, Hersog v.
Brannschw.- Lüneburg. 26 f. 445.
451-453. 457 f. 464. 478. 560—586.
593. 623—625. 631—636. 639. 641.
643. 645. 654. 662. 664 f. 682 f. 687 f.
709. 719.
V. Gersdorff, Niool, k.sachs. Geh
Rath. 57. 185. 382. 388. 393. 422.
V. Giese, Frans, pf.-neubnrg. Ober>
kanzler. 219 519. 525 f. 545. 550.
608-610. 693 f. 696. 709—719. 733.
740. 744. 747. 753. 771.
Girant. 705.
V. Gladebeck, Bodo, braanschw.-
cellischer Gesandter. 9 f. 15. 20.
48-54. 397. 443. 539. 567. 572.
de Goes, kaiserl. Gesandter. 287.
294. 597 621. 674 f. 681 f. 688. 690.
694 f. 709—720. 74.'>-748.
v.GoIts, Rädiger, braodenb. G.Wacht-
meister. 296 r. 303. 564. 566.
Gonzaga, Fürst. 13. 23. 104.288.310.
V. Goppold, Reichshofratb. 353.
G 0 r gas, münsterscher G.Major. 454—
456. 462—464. 649.
Grammont, Duo de, französ. Ge-
sandter. 325. 705.
Gravel, franzÖs. Gesandter. 9. 12.
15. 23. 50. 53. 64. 69 f. 85—89. 150.
177. 189. 191. 200. 237. 246 f. 249.
289. 446. 448. 453. 455 f. 461 f. 466.
469. 472—474. 479 f. 494.
V. Greif fenclau, k.mainzischer Geh.
Rath. 395. 409. 609 f.
V. Groben, Domdechant. 478.
Grote, Otto, braodenb. EUth. 48.
Grote, Otto, braunscbw.-hanno ver-
scher Gesandter. 709—720.
Gruber, Florian, k.colnischer Rath.
578.
Gudenus , Dr. Johann, k.mainzischer
Gesandter. 709—719.
de Guiche, Graf. 656.
Guidobald, (Graf v. Thun), Ersbi-
schof ▼. Salzburg. 11. 153 f. 166—
170. 176. 183. 186. 188. 192. 218.
238. 245. 247. 249. 252. 254 f. 257.
308. 311. 339. 463.
Gustav Adolf, König v. Schweden.
351.
Gustav Adolf, Markgraf v. Baden.
Slabbaeus, schwedischer Gesand-
ter. 701.
Hackeberg, Julius, brandenb. Ge-
sandter. 744—746.
Haersolte, Oberst, holländ. Ge>
sandtcr. 631. 635 f. 640. 644. 654 f.
V. Hammerstein, Osnabrück. Hof-
marschall. 647.
Hardeck, Graf, ansbachischer Ge-
sandter. 112. 128.
V. Hardenberg (Harenberg), braun-
schweig.-cellisober Gesandter. 4. 6.
574. 579.
van Haren, holländ. Gesandter. 680.
V. Harrach, Cardinal. 164.
Hase, Dr., elevischer Regierungsrath.
754—757.
Hatzfeld, Graf v., 432.
T. Haubitz, münsterscher O.Wacht-
meister. 227. 714.
I V. Hast hausen, braunschw.-hanno-
I verscher Stallmeister. 571. 645—649.
Hedwig Sophie, Landgräfin v.
Hessen -Cassel. 64. 70. 76 f. 37.^.
445. 458. 541. 569 f. 651 f. 667.
V. Heiden, clevischer Regierungs-
rath. 71 f. 756. 759.
V. Heimburg, brannschw. • wolffenb.
Gesandter. 6. 15. 20. 666. 675. 690 f.
694. 697. 699. 709—719.
Heinrich IV., Herzog v. Mecklen-
burg-Schwerin. 106.
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PersonenverseiehDiB.
783
Heinrich, Hersog v. Mecklenbarg-
Stargard. 106.
Heinrich, Ffirst ▼. Nassau -Dillen-
bnrg. 234 f.
Heister, kaiserl. F.M.Lienten. 382 f.
343.
Hermann Adolf, Graf \r. Lippe. 541.
Hessen- Gassei, Landgraf v., s.
Hedwig Sophie, Wilhelm.
— Darmstadt, Landgraf v. , g.
Georg IL, Ladwig VI.
— Hombnrg, Landgraf v., s. Frie-
drich.
Heyland, brannschw.-wolffenb. Ge-
sandter. 23.
Hippel, brandenb. Secretär. 498.
Hocher, Dr., öeterr. Gesandter. 166.
219.
V. Hoen, k.pfälz. Geh.Rath. 64.
V 0 m H 0 f f, hessischer Hofmarechall. 27.
v.Hohenfeldt,Beicb6pfenmgmeiBt«r.
224.
H o h e n 1 o h e , Jnlias Graf , G eneral.
192. 245. 328. 331. 454. 469. 480. 482.
Hohenzollern, Graf, kaiserl. Erb-
kämmerer. 128 f.
— Jost Niklas Graf. 124. .
— Karl Graf. 124.
— Meinrad Graf. 124.
— Philipp Christoph Graf. 124.
Holstein, Herzog v. , s. Angaet,
Johann Adolf.
V. Hoverbeck, Johann, brandenb.
Geh. Ratb. 110. 204. 262. 335 f. 373.
V. Hächtenbruoh , cleviscber Be-
gieningerath. 754. .756. 7(30.
Hago Eberhard,Bi8cbofv. Worms.
168.
Hago, Lndolf, braanschw.-hannov.
Gesandter. 709—720.
Iden, Syndicns ▼. Magdeburg. 218.
ir. Jena, Friedrich, brandenb. Geh.
Rath u. Kanzler. 27. 48. 51— 54. 68.
80. 83. 85. 96. 103. 167. 270. 291.
406 f. 414. 417. 43Ö. 562. 565 — 586.
021. 631 — 636. 639. 646—649. 661.
670. 675. 689-702. 712 f. 726. 738.
754. 756. 760. 763 f.
V. Jena, Gottfried, brandenb. Ge-
sandter. 156 — 267. 311. 439. 446—
482.
Johann V., Hersog v. Mecklenburg-
Schwerin. 106.
Johann Adolf, Herzog ▼. Holstein.
227. 229. 252 f.
Johann Conrad , Bischof ▼. Basel.
447. 458. 461.
I Johann Friedrich, Herzogv.Brauo-
schweig -Lüneburg. 231. 451—458.
! 457 f. 560—586. 633—635. 643. 646.
648. 664. 682 f. 690 f. 709.
Johann Georg, Kurf. y. Branden-
burg. 114.
Johann Georg, Fürst ▼. Anhalt,
I brandenb. Geh. Batb. 54. 74. 204.
272. 299. 317 f. 822—326. 335 f. 373.
629. 660. 680. 726. 764 f. 760.
Johann Georg, Kurf. v. Sachsen.
22. 47. 57—69. 64 f. 104. 158. 186.
208. 216. 226—228. 282 f. 236 f. 241.
243. 256. 258—281. 292. 863. 356—
359. 363. 367—369. 872—377. 381—
397. 401. 403. 405. 407. 410—420.
422 f. 425—433. 528. 574.
Johann Kasimir, König v. Polen.
28. 419. 488. 760. 772 f.
Johann Philipp (v. Schonborn),
Kurf. V. Mainz. 3. 10—16. 23 f. 28.
30. 34 f. 38 f. 44—47. 66. 66. 71. 87.
146. 150—152. 168. 191. 193. 197.
202. 206. 208. 214. 218. 220. 222.
225. 227 f. 231—241. 247—252. 256.
261. 263. 265. 267 f. 272—274. 277.
279. 317. 320. 346. 362-422. 429—
432. 439 f. 456 f. 473. 4 2. 487. 492.
528. 569 f. 574. 590—611. 685. 709.
Ising, Dr., cleviscber Begieningsrath.
543. 784. 754. 757. 769 f.
Julius He inr ich, Herzog v.SachBen-
Laaenburg. 238.
v.Kannenberg, brandenb. General-
lientenant. 4.
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784
PersoDenverzeichnia.
Karin., König v. England. 78. 462.
617. 625. 630. 638. 654. 656. 659. 661.
675. 708. 719 f.
KarlX. GoBtav, Konig ▼. Schweden.
118. 146. 285. 487.
Karl XL, König ▼. Schweden. 97 f.
164. 443. 448. 458. 481. 578. 592. 611.
Karl IL, König y. Spanien. 674. 710.
K arl, Hersog v. Lothringen. 355. 591.
593. 595. 604. 746.
Karl Joseph, firsherzog ▼. Oester-
reich. 105. 132. 230.
Karl Kaspar (▼. d. Leyen), Kur-
fürst V. Trier. 47. 91. 227. 448. 487.
591. 595. 597. 604.
Karl Ludwig, Kurfürst v. Pfals. 9.
32. 47.50-53.63—91. 164. 243.418-
420. 439. 443. 457. 681. 689—611.
Kemeny-Janos, Grossfürst v. Sie-
benbürgen. 286 f
▼. K etler,Kasp.Philipp,paderb.Dom-
deohant. 709—719.
K leihe, Dietrich Schweder, schwe-
discher Gesandter. 98 — 125. 145.
582 f. 585. 620. 634 f. 648. 653.
V. Kleist, Ewald, brandenb. Geh.
Bath. 145.
Knie, kaiserl. G.Wachtmeiser. 331—
333.
Kniephof, Bürgermeister v. Erfurt.
354.
Koller, brandenb. O.Lieutenant. 315.
342.
Königseck, Graf, Reichshofrath,
kaiserl. Gesandter. 150. 321. 593.
601. 604—606.
Königsmark, Graf, schwedischer
Peldmarschall. 110. 146. 629.
Koppen, Johann, brandenb. Geh.
Rath. 475.
Kohari, kaiserl Oberst. 330.
Kornhöffer^ Joh., O.Wachtmeister.
281.
Y. Kram, braunschw. - hannoY. Ge-
sandter. 4.
V. Kreutzberg, clevisoher Regle-
rn ngsrath. 760.
T. Krockow, s. Crockow. .
liacron, Graf. 186.
Lamberg, Graf, kaiserl. Oberkam-
merer. 113. 132.
L a m m e r s , clevischer Regierungs-
rath. 760.
y. Landsberg, Dietrich, k.cölnischer
Geh.Rath. 15. 20. 539. 578 f. 694.
696 f. 707. 709. 722 f.
Langenbeck, Heinrich, braonechw.-
cellischer Gesandter. 6.
Y. Ledebur, Gerhard Jan, brandenb.
Gesandter. 110. 113.
Leopold, Kaiser. 5 — 7. 10—14. 19
—24. 32-34. 45 f. 49. 52. 55—58.
66. 82. 85—87. 91. 95 f. 98. 100—145.
149 -154. 167 f. 213—240. 258-2Ü1.
272 f. 277. 279. 285-348.355. 359 f.
371. 373. 375f. 380. 393. 430-432.
438f. 465. 486. 497. 499 f. 565. 593.
596—601. 605. 608. 611. 621. 624.
661 f. 669. 674 f. 688. 691. 704. 707 f.
740—742. 748. 751.
Leopold Wilhelm, Erzherzog y.
Oesterreich. 104. 113. 127. 132. 135 f.
Leopold Wilhelm, Markgraf y.
Baden, Reicbsfeldmarschall. 219. 224.
226. 229. 231. 245.
Y. L er o d t, pf.nenburg. Gesandter. 488.
491. 496-510. 518 f. 621. 526. 529.
L es seine, französ. Gesandter. 141.
164. 264. 437. 446. 4b9. 645. 547 f.
550. 657. 659.
Y. d. Leye, k.mainzischer G.Wacht-
meister. 426. 454.
Lichtenstein, Fürst. 291 f. 323. 616.
Lilie ström, Joh. Nicod., schwedi-
scher Vicepräsident, 131.
Limburg-Styrum.Graf Y., 615.716.
Limprecht, Volkmar, Obervierherr
in Erfurt. 352—354. 389 f.
Linde nspührer, Reichshofrath. 115.
Lionne, französ. Minister. 50. 200.
325. 553. 555. 62a 704 f.
Lippe, Graf y., s. Herrmann Adolf.
Y. Li sola, Franz, kaiserl. Gesandter.
187. 224. 258. 289 f. 292. 294 f. 297—
300. 303-308. 315—318. 322 f. 328.
338. 347 f. 490. 49(>. 500.
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PersoDeoverseichois.
785
Lobkowitz, Fürst, kaiserl. Minister.
104. 116. 222. 310. 328.
V. Löbeo, Johann Friedr., brandenb.
Qeh.Rath. 95. 99 — 140. 204. 335 f.
629.
Lothringen, Herzog v., 8. Kar].
V. L Ott am, clevischer Regierangs ratb.
543. 759.
Lubomiraki, Füret. 318. 742.744—
749. 751.
Ludolf, Hieb, Sachsen - gothaiecher
Hof- a. Jastizrath. 427.
Ladolf, Batbsmeister in Erfart. 366 f.
370. 384.
LadwigXIV., König v. Frankreich.
9. 12. 15. 23. 50. 64. 69 f. 85-91.
150 f. 1(54. 166. 168. 188.200. 224 f.
246. 264. 289. 355. 379. 402 f. '412-
418—420. 423. 430-432. 487-440.
445. 448. 456. 458 f. 460. 464. 478 f.
489 f. 494. 499 f. 507. 545. 547. 550—
555. 565. 571. 611. 616—618. 621.
625. 628. 630. 651. 654. 657. 674.
691. 697. 703-709.
L a d w i g V.,Landgraf ▼.Hessen-Darm-
stadt. 231. 458.
Ludwig VI., Landgraf v. Hessen-
Darmstadt. 7. 74. 445. 652. 667.
Lad w ig Philipp, Pfalzgraf v. Sim-
mern. 63.
Luise Marie, Konigin v. Polen. 421.
488. 742,
Luise V. Degenfeld, Bangräfin,
Gemahlin des Karf. Karl Ludwig
V. Pfalz. 64-66. 71. 76. 605-608.
de Lambres, französ. Gesandter.
554. 578. 583. 585.
Lynar, Graf. 227.
V. Mahre nho Uz, Curt Asche, bran-
denb. Gesandter. 77. 156—257. 439.
446-4.^. 465—482. 593. 601—611.
.Mainz, Kurfürst v., s. Johann Phi-
lipp.
Maradas, Graf. 113. 132.
V. Marwitz, brandenb. 0. Lieutenant.
,303. 305 f. 319. .327. 332 f. 342.
Unter. %. Gesch. d. O Kurfürsten. XI.
V. M ander od e, Otto, braunschw.-
cellischer Gesandter. 457. 461.
Matthias, Kaiser. 590.
Maximilian L, Kaiser. 589.
Maximilian Henrich (v. Baiern),
Kurfürst v. Cöln. 3. 7. 9. 11—15.
22—28. 31 f. 35—44. 47. 55 f. 59.
66--68. 79. 238. 254. 440. 445. 462
—464. 466 f. 487. 515. 517. 522 f.
526. 528.539. 569 f. 574 f. 577. 581.
585. 591. 595. 597. 604. 621 f. 651.
664 f. 668. 673 f. 682 f. 685—687. 689.
691. 693. .696—698. 702. 706—709.
722-727. 731. 743. 751.
Mazarin, Cardinal. 15. 90. 97. 488.
507.
Mecklenburg, Herzog v., s. Chri-
stian Louis, Heinrich.
Medina de las Torres, Herzog,
spanischer Minister. 308.
Mehl, k.mainzisüher Kanzler. 168 f.
184. 201.
Meinders, Conrad, Dr., paderborn-
scher Gesandter. 214, 217. 504. 709—
719.
Meinders, Franz, brandenb. Geh.-
Secretär. 652. 732—737. 740 f. 744
-747. 749. 753 f. 756. 758. 760. 762.
765-768.
Menius, Sachsen - zeitzscher Geh.-
Bath. 366 f.
V. Metternicb, Ernst, brandenb. Ge-
sandter. 157.
Mevius, David, schwedischer Ge-
sandter. 138. 142-144. 594.
V. Miltitz, G. H., k.sachsischer Hof-
justizrath. 427.
Mörsberg, Graf. 417. 426. 429.
Molitor, Dr., k.mainzischer Ge-
sandter. 355.
Montecuccoli, Graf, kaiserl. Feld-
marschall. 112. 155. 167. 219. 286 f.
298. 316. 321. 329. 331. 342 f.
Moritz (Johann Moritz), Fürst v.
Nassau, brandenb. Statth. in Cleve.
65. 165. 230. 512 f. 519. 551. 754 f. 759.
Moritz, Herzog v. Sachsen -Zeitz.
272. a5.3. ,366. 411. 414.
50
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786
FersoDenverseichoii.
Motefeld, Johaoo, clevischer Re-
gieraogsrath. 759.
da Moni in, fraozös. Gesandter. 671.
682 f. 685. 739.
Maller, Lorenz, braunscbw.-hanuov.
Gesandter. 563—567. 569 571. 645
—649. 665 f. 709—720.
Münster, Bischof v., s. Christoph
Bernhard.
Mn ham e d IV., tarkischer Snltan. 285.
IV a BS an, Färst v., s. Heinrich, Moritz.
Neitsch, k.-sächsischer Oberst. 390.
Nenbarg, Pfalzgraf v., s. Philipp
Wilhelm, VVolfgang Wilhelm.
Neumann, Andreas, brandenb Re-
sident in Wien. 95 f. 101. 103—144.
235 289. 294. 305. 307. 327. 338 f.
342. 393.
Nicolartz, k.cölnischer Gesandter.
578. 664. 696. 698.
V. Nievenheim, clevischer Regie-
rungsrath. 751. 756.
Nostiz, Graf, Kanzler in Böhmen. 222.
Ochs, Johann, Kassierer der Rhein.
Allianz. 453 f. 467.
Oldenbarg, Graf v. 173.
V. Ommeren, holländ. Gesandter.
653. 665. 699.
Oranien, Prinzessin v., s. Amalie.
— Prinz V., s. Wilhelm.
Ostfriesland, Fürst v., s. Georg
Christian.
Owener, Oberst. 573.
Pagestecher, Christian, hessischer
Gesandter. 15. 20. 40.
P ark er, Jobann, engl. Schtffscapitän.
677.
Patz, Heinrich, k.mainzischer Gesand-
ter. 709—719.
Peil, Arnold, k.pf&lzischer Gesandter.
67—70. 72—80. 83. 85. 602.
Peil, Johann, clevischer Regieroogs-
ralh. 7t>0.
Penner an da, Graf, Vicekonig y.
Neapel. 299.
Per sin 8, k.pßllzischer Resident. 602.
Pestalozzi, Kaufmann. 299.
Pfalz, Kurfürst v., s. Karl Ludwig.
Pflugk zu Kottwitz, Heinr. Signa.
k. sächsischer Kämmerer. 262.
Pfretzschmer, Nicol., Dr. k.säch-
siscber Geh. Rath 427.
Philipp'IV., König v. Spanien. 307.
325. 502. 649. 664.
Philipp Wilhelm, Pfalzgraf v. Neu-
burg. 3. 9. 51. 150. 153. 156. 181.
185. 202. 209. 212. 217. 219 f. 222—
224. 226. 230 f. 235. 240. 440. 451.
457. 461—466. 486—555. 569 f. 572.
574. 592 f. 604. 618. 621. 651 f. 665.
668 f. 672-674. 6S2 f. 685. 689. 691
—693. 697. 702. 707. 709. 731—777.
V. Platen, Claus Ernst, brandenb.
Geh.Rath u. Kriegskommissar. 27.
39. 48. 156. 159. 166—179. 184. 204.
291. 303. 335 f. 379. 397. 417. 629.
V. Plettenberg, kaiserl. Gesandter.
422.
Pleuren, k.mainzisoher G. W acht-
me ister. 391.
V. Podewiis, franzos. General. ÖO.
703 f.
V. Pollnitz, Gerhard Bernhard, bran-
denb. Oberstallmeister. 666. 698.
Pomponne, franzos. Gesandter. 480f.
Portia, Fürst, kaiserl. Minister. 104.
112. 116. 126-129. 134 f. 215. 236.
23S. 251. 295.
Portmann, Jobann, brandenb. Geh.
Rath. 9. 31 f. 67.
Pradel, franzos. General. 399. 404.
409. 416.
P r e u n e l , brandenb. Oberlicentein-
nehmer. 341. 467.
Prensse, brandenb. Kanzlist. 240.
V. Pii b e l , ansbachischer Gesandter. 25.
Puffendorff, Esaias, schwedischer
Resident. 703.
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PerBonenverzeicbnis.
787
Rad Ei vi 11, Hogislav, Fürst, Statt-
halter in Freussen. 217. 745. 747.
V. Rahdeo, Lucius, braudeub. Geh.
Hof- Q. Kammergerichtsratb. 259—
261.
Bakoczy, Georg L, Fürst v. Sieben-
bürgen. 286.
Rak oczy, Georg IL, Fürst v. Sieben-
bürgen. 285 f.
Rambsdorff, k. sächsischer Oberst.
390.
V. Rautenstein, Hans Ernst, pf.neu-
burgischer Gesandter. 181 f. 188.
191. 204. 214. 217. 219. 457. 461 f.
488. 499. 504. 747.
Rebeneck, brandenb. Resident in
Wien. 103.
V. Reiffenberg, Philipp, k. mainzi-
scher Geh.Rath. 267. 355. 357. 378—
381. 387. 389. 391 f. 395 f. 402-404.
407. 409. 411 f. 417—424. 430. 592 f.
595. 597.
Reigersberg, hoUänd. Deputierter.
653.
Reinhardt, Joh. Georg, brandenb.
Geh. Hof- n. Kammergerichtsrath. 6.
426.
Renniger, Simon, kaiserl. Resident
in Constantinopel. 287. 294. 340.
Ripperda tot Buirse, holländischer
Gesandter. 680.
Risanconrt, lothringischer Gesand-
ter. 608 f.
Romswinckel, Matthias, brandenb.
Gesandter im Haag. 627. 633. 635 f.
642. 653. 658. 660. 667. 669. 680—
686. 699. 756.
y. Rondeck, Georg Dietrich, magdeb.
Geh.Rath. 402.
Rosenstook, Bürgermeister v. Mag-
deburg. 218.
Rudolf IL, Kaiser. 118.
de Ruyter, holland. Admiral. 629.
Sachsen, Kurf. v., s. Johann Georg.
— Altenburg, Herzog v., s. Frie-
drich Wilhelm.
Sachsen - Gotha, Herzog v. , s.
Ernst.
— Jena, Herzog v., s. Bernhard.
— Weimar, Herzog t., b. Wilhelm.
— Zeitz, Herzog t., b. Moritz.
Salzburg, Erzbischof v., s. Guido-
bald.
S c h e r e r , Dr., osterr. Gesandter. 166.
Scheven, brandenb. Kanzlist. 703.
Schlippenbach, Christ. Karl, Graf,
schwedischer Rath. 28. 30. 110.
7. Schmettau, Wolfg., brandenb.
Gesandter. 157.
V. Schmidburg, R.hofrath. 353 f.
Schmidt, Oberst. 342.
V. Sc^hmising, Matthias Korff, mun-
sterscher Domherr. 622. 663 f. 691 f.
697—702. 709-720.
Schnell, Heinrich, pf.neuburg. Vice-
kanzler. 549. 733. 740. 747. 749.
753. 770 f.
^chnoiski (
SchnoTski (Snolski, Snoilski\ schwe-
discher Gesandter. 109. 145. 177.
196. 217. 240. 446. 449. 461. 469—
480. 482.
Schönbeck, 0., brandenb. Gesand-
ter. 157.
V. Schönborn, Franz Georg, k.-
mainzischer Gesandter. 461.
— , Melchior Friedrich, k.mainzischer
Gesandter. 709—719.
y. Schöning, Hans Adam, brandenb.
Hofrath. 620 f. 652. 657. 668. 673 f.
682. 689. 731. 740.
Schwarzeuberg, Adolf, Graf. 105.
113. 126-128. 132. 135 f, 742. 745.
762. 766 f. 774 f.
Schweden, Konig y., s. Karl XL
y. Schwerin, Otto, brandenb. Ober-
präsident. 8. 16. 2({f. 27. 68. 78.
204 f. 262—275. 299. 307. 317 f. 322
— 326. 335 f. 341. 373. 376. 379 f.
384 f. 397. 402-404. 417 f. 437 f.
442. 551. 564. 579. 629. 643. 651.
655. 657. 660. 670 f. 675. 680. 686.
709—719. 726. 733 f. 736 f. 740. 745.
749. 753 f. 756—758. 760. 762 f.
y. Schwerin, Otto, d. j. 703 f.
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788
Personenverzeichnis
8chutz, Job. [judw. Herwig, K.büf-
rath. 115-1*24. 131. 133 f. 136. 143f.
V. Seh w an eDfeld, Jacob LidI,Roich8-
herold. 854. 360. 3(53.
V. SeokeDdorf, Veit^ Bachsen-go-
tbaiacher Kaosler. 361.
Sehestädt, HaoDibal, däDiacher Ge-
saodter. 704.
Sigiamund III., König v. PoIpu.
488.
SillemanD, pf.Denbargiacher Kanz-
ler. 174.
Sinzendorf, Graf, kaiserl. Gesand-
ter. 320 f.
Sommerfeld, k.mainziacher G. Wacfat>
meiater. 391.
▼. Somnitz, Lorenz Georg, brandenb.
Geh.Rath. 107. 109—112. 335 f. 437.
475. 646—649.
Sophie, Herzogin v. Hannover. 66.
76. 560 f. 567. 572-574. ^78. 585.
592. 605. 654.
de SoQches, kaiserl. Feldmarschall.
245. 286. 305. 312—815. 821 f. 326—
334. 343.
▼. S p a e n, AIex.,clevi8cher Begiernnge-
rath n. G.Wachtmeister. 519. 529—
546. 759.
V. Sparr, A. G. Perd., brandenb. 0.-
Lientenant. 297. 311. 342.
V. Sparr, Otto Christoph, brandenb.
Gen. Feldmarschall. 219. 221. 237.
297. 301. 303. 341 f. 345 f. 725. 727.
V. Sparre, Peter, schwedischer Ge-
sandter. 118. 119. 138. 142—145.
Spiegel, Bärgermeister v. Amster-
dam. 680.
S p ö r c k e , braanschw.- hannov. Schatz-
rath. 573.
Stahremberg, Graf, 104. 112.
V. Stein, baireuthischer Gesandter.
120.
Steinberg, Dr. Johann, clevischer
Regierangsrath. 754. 757. 759 f
V. Sternbach, Coelestin, schwedischer
Kanzler in Vorpommern. 101. 109—
112. 137—141. 143. 427 f.
Styram s. Limbnrg-Stymm.
Strauch, Dr., k.sächsischer Gesandter.
167. 182. 206. 248.
Streits, k.sächsischer Oberst 383
Strozzi, Graf, kaiseri. General. 328.
Sturm, brandenb. Notar. 719.
Sulzbach, Pfalzgraf v., 220.224.226.
Taxis, Graf, kaiserl. Generalpost-
meister. 28 f. 164.
Temple, William, englischer Gesand-
ter. 617. 622. 719—721.
T 0 r n o w, Johann, brandenb. Geh.Rath.
107. 437.
Traun, Graf. 104. 331.
Trautmannsdorf, Graf. 291.
Trier, Kurfürst v., s. Karl Kaspnr.
Türen ne, französ. Marschall. 703—
706.
Vcedo, Sebastian, spanischer Ge-
sandter. 207. 224. 289. 292. 299. 306 f.
317 f. 322—326. 491.
Ulrich, Herzog v.Wurtemberg. 228f.
Umbesoheiden, Joh. Adam, k.trier-
bcher Gesandter. 461.
de la Taliere, Mademoiselle. 705.
Vane, Walther, englischer Gesandter.
621. 675—680.
Vaubrun, Marquis de, französ. Ge-
sandter. 482.
Vaudemont, Prinz v., lothringischer
General. 607.
Volmer, kaiserl. Gesandter. 24. 166.
Vultejus, hessischer Kanzler. 27. 73.
Y. Wald bürg, Freih! 891 f.
Waldeck, Christian Ludwig, Graf.
462 f.
Waldeck, Georg Friedrioh, Graf.
51 f. 227 f. 423. 463 f. 487. 562. 570.
577. 579. 583. 585. 632. 684-646.
655 f. 662. 664. 669. 671. 698 f. 736.
V. Waldersdorf, Reichsvicekanzler.
28. 38. 44. 46. 5(5. 86 f. 151.
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Personen verzeichuis .
789
Walderode, kaiserl. Reichshofratb.
143.
▼. Wallenrodt, preosBischer Land-
hofmeister. 315.
Wambold v. ümstadt, Philipp, bran-
denb. Hof- u. Kammergerichtsrath.
276—280. 426.
Weissen feie, caminscher Gapitular.
145.
Weissenwolff, Graf, österr. Ge-
sandter. 166.
Wex, Joh. Christoph. Dr., sachsen-
weimar. Hof- u. Kammerrath. 402.
V. Weyer, Gen.Major. 572.
V. Wezhausen, Wolf Dietrich, k.-
mainzlscher Jagermeister. 382.
V. Wicquefort, Abraham, braunschw.-
cellischer Agent im Haag. 50. 633.
636. 639 f. 643 f. 647. 649. 701.
Wied, Friedrich, Graf. 66. 68.
V. Wie den brück, münsterscher Geh.
Rath. 540 f. 622. 709-720.
Wilhelm VI., Landgraf v. Hessen-
Cassel. 3. 7. 9. 13 f. 26—31. 33. 39—
45. 64—66. 70 f. 76.
WilhelmVII., Landgraf v. Hessen-
Cassel. 458.
Wilhelm, Markgraf v. Baden. 598.
601. 606 f. 609—611.
Wilhelm, Prinz v. Oranien. 656 676.
678 f. 680. 706.
Wilhelm, Herzog v. Sachsen- Weimar.
353. 421. 423. 426.
Windischgratz, Graf, kaiserl. Ge-
sandter. 215.
y. Winckelhausen, Joh. Heinr.,
pf.nenburg. Kanzler. 733. 740. 747.
749. 753.
de Witt, Johann, holländ. Rathspen-
sionär. 620 f. 626. 662. 666. 669 —
671. 679 f. 681. 684. 689 f. 706.
de Witt, Johann, holländ. Gesandter.
680.
Witte, Dr. Otto Johann, brannschw.-
cellischer Rath. 40. 563.
Wolokenstein,Graf,Re]chshofraths-
Vicepräsident. 121. 126. 128. 143.
166. 172. 175 f. 180.
Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf v.
Neuburg. 485 f.
Worley, Henry, engl. Schiffscapitän.
677.
Worms, Bischof ▼., 8. Hugo Eber-
hard.
W r a n g e I , Gustav, schwedischer
Beichsfeldherr 110. 125. 145. 318.
475. 477—479. 481. 569 574. 585.
624. 633. 668. 697 f.
V. Wreden, munsterscher Oberst-
lieutenant. 617.
Würtemberg, Hersog v., s. Eber-
hard, Ulrich.
Würtz, schwedischer General. 220.
270—272.
Wulff, schwedischer Oberst. 278.
Wusthaus, Adolf Dr., clevischer Re-
gierungsrath. 529—546. 734. 7bO.
Zobel, Sebast. Friedr., hessischer
Gesandter. 461.
Zriny, Niejas, Graf, Banus v. Cro-
atien. 287. 328.
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